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Perspektiven für Flüchtlinge schaffen Fluchtursachen mindern, Aufnahmeregionen stabilisieren, Flüchtlinge unterstützen.

Perspektiven für üFnchl i ge sl tchenfaf sind weltweit rund 66 Mil-lionen Menschen auf der Flucht. Sie fliehen vor Krieg, Unterdrückung und Verfolgung, vor Gewalt und Menschen rechtsverletzungen

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Perspektiven für Flüchtlinge schaffenFluchtursachen mindern, Aufnahmeregionen stabilisieren, Flüchtlinge unterstützen.

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Perspektiven für Flüchtlinge schaffenFluchtursachen mindern, Aufnahmeregionen stabilisieren, Flüchtlinge unterstützen.

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LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER,

wer zur Flucht gezwungen ist, der verliert nicht nur seine Heimat und sein Eigentum, sondern auch seine Arbeits-stelle oder Schule, die Geborgenheit der heimischen Kultur und Sprache, die Verbindung zu Familie und Freunden und das Gefühl der Sicherheit. Viel-leicht verliert er auch irgendwann seine Hoffnungen und seine Zuversicht.

Aktuell sind weltweit rund 66 Mil-lionen Menschen auf der Flucht. Sie fliehen vor Krieg, Unterdrückung und Verfolgung, vor Gewalt und Menschen rechtsverletzungen. Es gibt auch Hunderttausende, die aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels dazu gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen. Die meisten dieser Menschen haben ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um diesen Gefahren zu entkommen. Viele haben großes Leid erfahren.

Wir dürfen diese Situation nicht taten-los hinnehmen. Wir setzen alles daran, die Ursachen von Flucht zu mindern und den betroffenen Menschen zu helfen! Etwa die Hälfte aller Flüchtlinge sind Kinder. Sie liegen mir besonders am Herzen: Wir dürfen nicht zulassen, dass Kriege und Konflikte ihnen sämtli-che Chancen rauben.

Was vielen bei uns gar nicht bewusst ist: rund 86 Prozent der Flüchtlinge werden von Entwicklungsländern aufgenom-men. Diese Länder leisten Großartiges. Ich habe das selbst erlebt, als ich Jor-danien besucht habe. Mafraq zum Bei-spiel, eine Kleinstadt an der syrischen Grenze, hat fast ebenso viele Menschen aus Syrien aufgenommen, wie sie selbst Einwohner hat. Diese Hilfsbereitschaft sollte uns allen ein Beispiel sein.

Darum konzentriert sich das Bundes-ministerium für wirtschaftliche Zu-

Vorwort

„WIR DÜRFEN DIE AUFNAHMELÄNDER NICHT ALLEINE LASSEN UND MÜSSEN DIE NOTLEIDENDEN MENSCHEN IN DER REGION UNTERSTÜTZEN.“

Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller

„WIR DÜRFEN DIE AUFNAHMELÄNDER NICHT ALLEINE LASSEN UND MÜSSEN DIE NOTLEIDENDEN MENSCHEN IN DER REGION UNTERSTÜTZEN.“

Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller

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sammenarbeit und Entwicklung (BMZ) seit 2012 darauf, die Ursachen von Flucht zu mindern und Flüchtlingen eine Perspektive zu bieten. Wir haben das Thema „Flucht und Entwicklung“ zu einem Schwerpunkt gemacht und mehrere Sonderinitiativen ins Leben gerufen. Allein in diesem Jahr stellen wir dafür rund 3,5 Milliarden Euro neu zur Verfügung. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Beschäftigungsoffen-sive Nahost, die die Bundesregierung 2016 gestartet hat.

Diese Broschüre liefert Ihnen einen kurzen Überblick über die Situation der Flüchtlinge, über die Herausforde-rungen, vor denen wir stehen, und über die Bandbreite unseres Engagements.

Wir versuchen mit aller Kraft, in einer schwierigen Situation neue Perspektiven für die betroffenen Menschen und Län-der zu eröffnen. Dabei können wir jede Unterstützung gebrauchen. Ich würde mich sehr freuen, wenn auch Sie sich für dieses Anliegen einsetzen würden!

Ihr Dr. Gerd Müller, MdB

Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

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Weiterführende Informationen zum

Thema Flucht

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InhaltDAS TUN WIR KONKRET VOR ORT – EINIGE BEISPIELE 6

Auf der Flucht 8

DIE LÄNDER MIT DEN MEISTEN MENSCHEN AUF DER FLUCHT 10

Deutsches Engagement 12

ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT MINDERT FLUCHT­URSACHEN UND SCHAFFT NEUE PERSPEKTIVEN 13

FLUCHTURSACHEN MINDERN 14

AUFNAHMEREGIONEN STABILISIEREN 22

BESCHÄFTIGUNGSOFFENSIVE NAHOST CASH FOR WORK 28

INTEGRATION UND REINTEGRATION VON FLÜCHTLINGEN UND BINNENVERTRIEBENEN 34

Internationales Engagement 40

ZUSAMMENARBEIT MIT PARTNERN 41

Persönliches Engagement 46

WAS KANN ICH MACHEN? 47

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Das tun wir konkret vor Ort – einige Beispiele

650.000 syrische Flüchtlinge im Libanon, Irak und Ägypten haben im Jahr 2015 Ernährungshilfe über elektronische Gutscheine erhalten, mit denen sie in lokalen Supermärkten Nahrungsmittel einkaufen können.

230.000 Kinder in Jordanien, im Libanon und Nordirak haben in den letzten zwei Wintern warme Kleidung erhalten.

72.000 Menschen im Camp Dohuk im Nordirak können von einem verbes-serten Abwassersystem profitieren.

130.000 Flüchtlinge, Vertriebene im eigenen Land und Menschen in den aufnehmenden Gemeinden im Irak haben psychosoziale Unterstützung und Freizeitmöglichkeiten wahrgenommen. Die Hälfte davon sind Frauen. Die Therapeuten wur-den durch die deutsche Entwicklungszusammenarbeit ausgebildet.

Die Trink- und Abwasserversorgung für 6,5 Millionen Menschen im Libanon, in Syrien, in Jordanien und im Nordirak ist ver bessert worden.

Das tun wir konkret vor Ort – einige Beispiele

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Die überwältigende Mehrheit der Flüchtlinge findet in den Nachbarländern oder der Region Schutz. Dort brauchen sie und die einheimische Bevölkerung Unterstützung. Allein im Jahr 2016 hat das BMZ für die Minderung von Fluchtursachen in den Herkunfts-ländern sowie für die Unterstützung von Flüchtlingen und der ansässigen Bevölkerung in den Aufnahmeländern mehr als drei Milliarden Euro bereitgestellt.

145.000 Flüchtlingskindern in Jordanien wurde zwischen 2013 und 2015 der Schulbesuch ermöglicht.

In der Türkei werden 160.000 syrische und türkische Schulkinder sowie rund 8.000 syrische Lehrer unterstützt. 40.000 Kinder erhalten psychosoziale Betreuungsangebote.

Durch das libanesische Schulprogramm RACE und die BMZ-Förderung des Programms können im aktuellen Schuljahr bis zu 200.000 Kinder eingeschult werden.

Im Libanon profitierten bisher 40.000 Kinder von Kinder-schutzmaßnahmen und 17.000 Frauen von Maßnahmen zur Vorbeugung von Gewalt.

Durch die Beschäftigungs offensive Nahost des BMZ w urden im Jahr 2016 rund 61.000 Menschen in ein Beschäftigungsverhältnis gebracht.

Die überwältigende Mehrheit der Flüchtlinge findet in den Nachbarländern oder der Region Schutz. Dort brauchen sie und die einheimische Bevölkerung Unterstützung. Allein im Jahr 2016 hat das BMZ für die Minderung von Fluchtursachen in den Herkunfts-ländern sowie für die Unterstützung von Flüchtlingen und der ansässigen Bevölkerung in den Aufnahmeländern mehr als drei Milliarden Euro bereitgestellt.

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Auf der Flucht

„Unser Haus wurde bombardiert. Wir können nicht zurück. Wir konnten bei unserer Flucht nichts mit nehmen. Alles, was wir dort hatten, ist verbrannt.“

IMAD HUSSEIN IST MIT SEINER FRAU UND SEINEN BEIDEN KINDERN AUS SYRIEN GEFLOHEN.

„Als unsere Wohnung b ombardiert wurde, hat sich meine Tochter furchtbar erschreckt. Danach hat sie lange kein Wort mehr gesprochen. Es wurde dann etwas besser. Aber bis jetzt hat sie Sprachstörungen. Und bei lauten Geräuschen zuckt sie zusammen und bekommt Angst. Ich wünsche mir, dass sie behandelt werden kann.“

NOUR HUSSEIN, FLÜCHTLING AUS SYRIEN

„Ich habe sechs schulpflichtige Kinder. Den Schulbesuch im Libanon können wir uns nicht leisten – An-meldegebühren, Geld für Hefte und Bücher und Schulbus. Ich wünsche mir, dass wir an einem Ort leben kön-nen, wo meine Kinder eine Zukunft haben. An einem Ort, wo sie eine Ausbildung machen und ohne Angst leben können.“

WAFA AL-DAIF IST MIT IHRER FAMILIE AUS SYRIEN IN DEN LIBANON GEFLÜCHTET.

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Auf der Flucht

Amal Murad hat eine gefährliche Reise hinter sich. Die 14-jährige Syrerin ist zu Fuß bei klirrender Kälte über die Berge in den Libanon geflüchtet. Mit ihren Eltern und vier Geschwistern lebt Amal nun in Baalbek. Amal fühlt sich dort wohl, aber sie vermisst ihre Heimat und ihr altes Leben. „Ich kannte eine Menge

Leute im Dorf. Wir hatten viele Ver-wandte. Und mein Vater hatte Arbeit.“ In einem Bildungszentrum in Baalbek besucht Amal einen Englischkurs. Sie hofft, dass sie bald eine normale libanesische Schule besuchen kann, um wieder in allen Fächern Unterricht zu bekommen.

„Jetzt ist der Moment gekommen für einen radikalen Wandel bei den internationalen Bemühungen gegen Vertreibungen. (…) Wir dürfen uns nicht länger nur um die Folgen von Vertreibung kümmern, sondern müssen uns ernsthaft bemühen, die Gründe für Vertreibung zu beseitigen.“

UN-GENERALSEKRETÄR ANTÓNIO GUTERRES ZUR FLÜCHTLINGS SITUATION WELTWEIT

„Jetzt ist der Moment gekommen für einen radikalen Wandel bei den internationalen Bemühungen gegen Vertreibungen. (…) Wir dürfen uns nicht länger nur um die Folgen von Vertreibung kümmern, sondern müssen uns ernsthaft bemühen, die Gründe für Vertreibung zu beseitigen.“

UN-GENERALSEKRETÄR ANTÓNIO GUTERRES ZUR FLÜCHTLINGS SITUATION WELTWEIT

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DIE LÄNDER MIT DEN MEISTEN MENSCHEN AUF DER FLUCHT

Weltweit sind derzeit 65,9 Millionen Menschen auf der Flucht. Die Zahlen beinhalten internationale Flüchtlinge, Asylsuchende und Binnenvertriebene (aus den jeweiligen Ländern). Hinzu kommen etwa fünf Millionen paläs-tinensische Flüchtlinge, für die das

Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) das Mandat hat. Für alle anderen internationalen Flüchtlinge ist das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) zuständig.

Quelle: UNHCR Mid-Year Trends 2016 (veröffentlicht im Februar 2017), Internal Displacement Monitoring Center IDP Database (Februar 2017)

Ausschnitt Südamerika

Kolumbien

6,7Millionen F: 0,3 Mio., B: 6,4 Mio.

Nigeria

2,3Millionen F: 0,2 Mio., B: 2,1 Mio.

Zentral­afrikanische Republik

0,9Millionen F: 0,5 Mio., B: 0,4 Mio.

Demokratische Republik Kongo

2,3Millionen F: 0,6 Mio., B: 1,7 Mio.

F = Flüchtlinge und Asylsuchende

B = Binnenvertriebene

DIE LÄNDER MIT DEN MEISTEN MENSCHEN AUF DER FLUCHT

Weltweit sind derzeit 65,9 Millionen Menschen auf der Flucht. Die Zahlen beinhalten internationale Flüchtlinge, Asylsuchende und Binnenvertriebene (aus den jeweiligen Ländern). Hinzu kommen etwa fünf Millionen paläs-tinensische Flüchtlinge, für die das

Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) das Mandat hat. Für alle anderen internationalen Flüchtlinge ist das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) zuständig.

Quelle: UNHCR Mid-Year Trends 2016 (veröffentlicht im Februar 2017), Internal Displacement Monitoring Center IDP Database (Februar 2017)

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Ukraine

2,1Millionen F: 0,4 Mio., B: 1,7 Mio.

Syrien

11,7Millionen F: 5,6 Mio., B: 6,1 Mio.

Irak

3,9Millionen F: 0,6 Mio., B: 3,3 Mio.

Afghanistan

4,5Millionen F: 3,0 Mio., B: 1,5 Mio.

Pakistan

1,6Millionen

: 0,2 Mio., : 1,4 Mio.

Sudan

4,1Millionen F: 0,7 Mio., B: 3,4 Mio.

Eritrea

0,5Millionen F: 0,5 Mio., B: keine Angabe

Jemen

2,2FB

Millionen F: 0,02 Mio., B: 2,2 Mio.

Südsudan

2,7Millionen F: 0,9 Mio., B: 1,8 Mio.

Somalia

2,4Millionen F: 1,2 Mio., B: 1,2 Mio.

Myanmar

1,1Millionen F: 0,5 Mio., B: 0,6 Mio.

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Deutsches Engagement Deutsches Engagement

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ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT MINDERT FLUCHTURSACHEN UND SCHAFFT NEUE PERSPEKTIVEN

In Not- und Krisenlagen sichert die Humanitäre Hilfe der internationalen Staatengemeinschaft das Überleben von Flüchtlingen. Als Ergänzung zu dieser Soforthilfe ist die Entwicklungs-zusammenarbeit auf längere Zeiträume angelegt. Ihr Ziel ist es, die Situation der von Krisen betroffenen Regionen nachhaltig zu stabilisieren und die Lebensbedingungen vor Ort zu verbes-sern. Sie mindert Fluchtursachen, trägt dazu bei, neue Krisen zu verhindern, und hilft den Menschen, Perspektiven zu entwickeln.

Die Bewältigung der Flüchtlingssituation hat für die deutsche E ntwicklungspolitik höchste Priorität. Das BMZ i nvestiert gezielt Mittel zur Minderung von Flucht-

ursachen und zur Unterstützung von Flüchtlingen: Allein in diesem Jahr sind 3,5 Milliarden Euro für die Unterstützung von Flüchtlingen und aufnehmenden Gemeinden sowie zur Minderung von Fluchtursachen vorgesehen.

Das BMZ hat unter anderem dazu drei Sonderinitiativen geschaffen: „Flucht-ursachen bekämpfen, Flüchtlinge reinte-grieren“, „Stabilisierung und Entwicklung in Nordafrika und Nahost“ und „EINE-WELT ohne Hunger“. Hinzu kommt die Beschäftigungsoffensive Nahost.

Regionale Schwerpunkte sind vor allem Syrien, die Nachbarländer Syriens, Nordafrika, Westafrika, das Horn von Afrika sowie der Südsudan und die Zentral afrikanische Republik mit ihren Nachbarn. Außerdem sind Afghanistan und Pakistan von großer Bedeutung. Auch der Balkan, als Herkunfts-, aber auch als Transitregion von F lüchtlingen, sowie die Ukraine mit ihren vielen Binnen vertriebenen stehen im Fokus der Arbeit des BMZ. Das Engagement des BMZ umfasst dabei drei Aktions-felder, die sich in vielen Arbeitsbereichen gegenseitig ergänzen: Fluchtursachen mindern, Aufnahmeregionen stabilisie-ren und Flüchtlinge unterstützen.

Deutsches Engagement

„Die meisten Flüchtlinge, denen ich begegnet bin, wünschen sich – wie fast alle Menschen – eine Zukunft in ihrer Heimat. Sie wollen dort leben, wo ihr Zuhause ist und ihre Familien sind. Hier sind unsere Anstrengungen und unsere Energie gefragt.“

BUNDESENTWICKLUNGSMINISTER DR. GERD MÜLLER

„Die meisten Flüchtlinge, denen ich begegnet bin, wünschen sich – wie fast alle Menschen – eine Zukunft in ihrer Heimat. Sie wollen dort leben, wo ihr Zuhause ist und ihre Familien sind. Hier sind unsere Anstrengungen und unsere Energie gefragt.“

BUNDESENTWICKLUNGSMINISTER DR. GERD MÜLLER

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FLUCHTURSACHEN MINDERN

Kriege und Konflikte haben in den vergangenen Jahren viele Millionen Menschen dazu gezwungen, ihre Hei­mat zu verlassen. Die Ursachen dafür können nur langfristig behoben wer­den. Solange Verfolgung, Menschen­rechtsverletzungen oder Bürgerkriege noch nicht begonnen haben, kann die Entwicklungszusammenarbeit prä­ventiv wirken: durch die Reduzierung struktureller Fluchtursachen, aber auch durch spezifische Maßnahmen der Konfliktprävention.

Deutschland unterstützt Krisenländer dabei, ihre politische und wirtschaft­liche Situation zu stabilisieren, nach Konflikten zerstörte Strukturen wie­deraufzubauen sowie Bildungs­ und Beschäftigungschancen zu verbessern. Arbeits­ und Ausbildungsprogramme bieten vor allem jungen Menschen Perspektiven und fördern den langfris­tigen sozialen Zusammenhalt.

Frieden und Sicherheit sind Grundvor­aussetzungen, um Flucht zu mindern. Die Bundesregierung setzt sich für regionale und internationale Friedens­prozesse ein. Sie unterstützt einen

konstruktiven, gewaltfreien Umgang mit Konflikten. Ein Instrument dafür ist der von der Bundesregierung finanzierte Zivile Friedensdienst (ZFD). Neun deutsche Friedens­ und Entwick­lungsorganisationen führen den ZFD gemeinsam mit lokalen Partnerorga­nisationen durch. Fachkräfte des ZFD unterstützen Menschen vor Ort lang­fristig in ihrem Engagement für Dialog, Menschenrechte und Frieden.

Afrikas Bevölkerung wächst bis 2050 auf über zwei Milliarden Menschen. Das bedeutet: in Zukunft werden weniger Ressourcen zur Verfügung stehen. Herausforderungen wie Er­nährungssicherung und die Schaffung von Arbeitsplätzen nehmen zu – und mit ihnen auch das Konfliktpotenzial. Daher setzt der Marshallplan des BMZ mit Afrika bei der Minderung struk­tureller Fluchtursachen an. Er besteht aus drei thematischen Säulen, die alle für Flucht und Migration relevant sind: „Wirtschaft, Handel und Beschäfti­gung“, „Frieden und Sicherheit“ und „Demokratie und Rechtsstaatlichkeit“.

Deutsches Engagement

FLUCHTURSACHEN MINDERN

Kriege und Konflikte haben in den vergangenen Jahren viele Millionen Menschen dazu gezwungen, ihre Hei­mat zu verlassen. Die Ursachen dafür können nur langfristig behoben wer­den. Solange Verfolgung, Menschen­rechtsverletzungen oder Bürgerkriege noch nicht begonnen haben, kann die Entwicklungszusammenarbeit prä­ventiv wirken: durch die Reduzierung struktureller Fluchtursachen, aber auch durch spezifische Maßnahmen der Konfliktprävention.

Deutschland unterstützt Krisenländer dabei, ihre politische und wirtschaft­liche Situation zu stabilisieren, nach Konflikten zerstörte Strukturen wie­deraufzubauen sowie Bildungs­ und Beschäftigungschancen zu verbessern. Arbeits­ und Ausbildungsprogramme bieten vor allem jungen Menschen Perspektiven und fördern den langfris­tigen sozialen Zusammenhalt.

Frieden und Sicherheit sind Grundvor­aussetzungen, um Flucht zu mindern. Die Bundesregierung setzt sich für regionale und internationale Friedens­prozesse ein. Sie unterstützt einen

konstruktiven, gewaltfreien Umgang mit Konflikten. Ein Instrument dafür ist der von der Bundesregierung finanzierte Zivile Friedensdienst (ZFD). Neun deutsche Friedens­ und Entwick­lungsorganisationen führen den ZFD gemeinsam mit lokalen Partnerorga­nisationen durch. Fachkräfte des ZFD unterstützen Menschen vor Ort lang­fristig in ihrem Engagement für Dialog, Menschenrechte und Frieden.

Afrikas Bevölkerung wächst bis 2050 auf über zwei Milliarden Menschen. Das bedeutet: in Zukunft werden weniger Ressourcen zur Verfügung stehen. Herausforderungen wie Er­nährungssicherung und die Schaffung von Arbeitsplätzen nehmen zu – und mit ihnen auch das Konfliktpotenzial. Daher setzt der Marshallplan des BMZ mit Afrika bei der Minderung struk­tureller Fluchtursachen an. Er besteht aus drei thematischen Säulen, die alle für Flucht und Migration relevant sind: „Wirtschaft, Handel und Beschäfti­gung“, „Frieden und Sicherheit“ und „Demokratie und Rechtsstaatlichkeit“.

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BEISPIEL: ÄGYPTEN

Beschäftigung für die JugendDer Arabische Frühling und seine Folgen haben die Region Nordafrika und den Nahen Osten tiefgreifend verändert. In Ägypten beeinflussen seitdem politische Instabilität, geringe Wirtschaftsleistung und hohe Arbeitslosigkeit die Zukunftsperspektiven, insbesondere der Generation junger Ägypterinnen und Ägypter.

2015 lag die Jugendarbeitslosigkeit in Ägypten bei mehr als 43 Prozent. Der Mangel an beruflichen Perspektiven für junge Menschen gehört zu den drängendsten politischen und sozioökonomischen Problemen in dem Land. Selbst die Arbeitsstellen, die von Unternehmen angeboten werden, bieten oft nur unzureichende Bezahlung und kaum soziale Absicherung. Viele Jugendliche denken daher darüber nach, Ägypten zu verlassen und im Ausland Arbeit zu suchen. Hier setzt Entwicklungs­zusammenarbeit an und unterstützt die Jugendlichen dabei, sich eine Zukunft im eigenen Land aufzubauen.

Ein Projekt des BMZ unterstützt eine ägyptische Partnerorganisation

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dabei, ihre Beratungs­ und Vermittlungsangebote für Arbeitssuchende zu modernisieren und auszubauen. Insbesondere Jugendliche sollen für den Arbeitsmarkt fit gemacht werden. In Beschäftigungszentren werden junge Arbeitssuchende in Trainings auf den Beruf vorbereitet. Auch Unternehmen erhalten Beratung für die Gestaltung von Beschäftigungs­angeboten. Das Ziel: mehr qualifizierte Jobs für Jugendliche zu schaffen und und für die Jugendlichen Perspektiven im eigenen Land zu eröffnen.

WIRKUNGEN IN ZAHLEN

Seit dem Start des Projektes im Januar 2015 besuchten bereits rund 2.600 Jugendliche eine Berufsvorbereitung und 2.600 Arbeitssuchende konn­ten in eine Beschäftigung vermittelt werden. Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, während seiner Laufzeit mindestens 7.500 Jugendliche auf den Beruf vorzubereiten, wenigstens ein Viertel von ihnen sollen junge Frauen sein. 9.000 Jugendliche sollen in dauerhafte, formelle Arbeitsverhältnisse vermittelt werden, davon wenigstens ein Fünftel Frauen.

Gemeinsam mit den lokalen Unternehmen möchte das Projekt für 9.000 Beschäftigte die Arbeitsqualität verbessern, und zwar durch bessere Sozialleistungen, größere Sicherheitsvorkehrungen am Arbeits platz oder neue Karrieremöglichkeiten.

Deutsches Engagement

Waffia Mahmoud ist glücklich. „Endlich habe ich Arbeit gefunden und belaste meine Familie nicht mehr finanziell“, sagt die 25-Jährige. Zuvor war sie rund ein Jahr arbeitslos, ihre Eltern mussten für sie und ihre fünf Geschwister sorgen. Die neue Arbeitsstelle ist in der Nähe ihres Hauses und selbst der Schichtdienst lässt sich mit dem Familien-leben vereinbaren.

Eine nationale Partnerorganisation begleitete Waffia bei der Berufs-wahl, dem Bewerbungsprozess und der Vorbereitung auf den Job. Mit Erfolg: Heute hat Waffia eine feste Stelle in einem Nahrungs-mittelbetrieb. Sie war bereits einmal Mitarbeiterin des Monats und wurde vor Kurzem befördert. „Die Arbeit macht mir viel Spaß. Durch den Job habe ich nun auch zum ersten Mal ein richtiges Bankkonto – das hilft mir beim Sparen für die Zukunft“, sagt sie.

Waffia Mahmoud ist glücklich. „Endlich habe ich Arbeit gefunden und belaste meine Familie nicht mehr finanziell“, sagt die 25-Jährige. Zuvor war sie rund ein Jahr arbeitslos, ihre Eltern mussten für sie und ihre fünf Geschwister sorgen. Die neue Arbeitsstelle ist in der Nähe ihres Hauses und selbst der Schichtdienst lässt sich mit dem Familien-leben vereinbaren.

Eine nationale Partnerorganisation begleitete Waffia bei der Berufs-wahl, dem Bewerbungsprozess und der Vorbereitung auf den Job. Mit Erfolg: Heute hat Waffia eine feste Stelle in einem Nahrungs-mittelbetrieb. Sie war bereits einmal Mitarbeiterin des Monats und wurde vor Kurzem befördert. „Die Arbeit macht mir viel Spaß. Durch den Job habe ich nun auch zum ersten Mal ein richtiges Bankkonto – das hilft mir beim Sparen für die Zukunft“, sagt sie.

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Deutsches Engagement

BEISPIEL: RUANDA

Gewalt verhindern, Zusammenleben fördernRuanda ist seit Jahrzehnten Anlaufstelle für Flüchtlinge, vor allem aus der Demokratischen Republik Kongo und aktuell auch aus Burundi. Die meis­ten leben in UNHCR­Camps: 2015 waren es schätzungsweise 148.000, doppelt so viele wie im Jahr zuvor. 50.000 M enschen leben schon seit den 1990er­Jahren hier. Knapp 60 Prozent der Flüchtlinge sind minderjährig.

Unter den schwierigen Bedingungen des Zusammenlebens von Flücht­lingen und Einheimischen arbeiten der Zivile Friedensdienst und seine Partner daran, gemeinsam mit den Menschen gewaltfreie Wege aus Konflikten zu finden, den sozialen Zusammenhalt zu stärken und Gewalt im Keim zu ersticken.

FRIEDLICHES ZUSAMMENLEBEN MUSS GELERNT WERDEN

In Theater­, Sport­ und Musikprojekten sowie Workshops zur konflikt­sensiblen Berichterstattung lernen Jugendliche g egenseitiges Verständ­nis und den konstruktiven Umgang mit Konflikten. Die medienpäda­go gische Arbeit bringt konkrete Ergebnisse: wie die Camp­Zeitung „Kigeme – Our Home“, die in einem Workshop entstand. In ihr themati­sieren Jugendliche, was die Menschen im Camp und außerhalb bewegt. Alle Texte haben sie selbst recherchiert und geschrieben.

In Friedensclubs lernen Jugendliche Methoden ziviler Konfliktbearbei­tung kennen. Gemeinsam werden Konflikte analysiert und Feindbilder abgebaut. Dadurch fällt die Verständigung viel leichter und Gewalt hat keine Chance mehr. Besonders Frauen und Mädchen werden gestärkt, denn sie sind häufiger Opfer von (sexueller) Gewalt. Viele Menschen sind durch ihre Erlebnisse auf der Flucht traumatisiert. Psychothera­peutische Angebote helfen ihnen, zurück ins Leben zu finden. Auch mit Vertreterinnen und Vertretern der Religionsgemeinschaften, der Flücht­linge und der Aufnahmegemeinden wird eingeübt, Konflikte gewaltfrei und in gegenseitigem Respekt auszutragen.

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AUS DER ARBEIT DES ZFD: FORUM-THEATER IM CAMP KIGEME

Das Camp Kigeme liegt im Nyamagabe­Distrikt im Süden Ruandas, 150 Kilometer von der ruandischen Hauptstadt Kigali entfernt. Zur k ongolesischen Grenze sind es 120 Kilometer. Kigeme wurde im Juni 2012 für kongolesische Bürgerkriegsflüchtlinge gegründet. Heute leben hier mehr als 18.500 Menschen aus dem Kongo.

Einer von ihnen ist Mukombozi Nkusi Patrick. Er wirkt im Theater­projekt mit, das großen Einfluss auf Jugendliche im Camp hat. Die Theatergruppe entstand auf Initiative der ZFD­Partnerorganisation „Vision Jeunesse Nouvelle“ im September 2015. „Über das Theaterspiel können wir unsere Botschaften vermitteln“, erklärt Mukombozi. „Wir treffen uns viermal pro Woche und arbeiten mit allen Themen, die zur Friedensförderung beitragen.“ Die Theaterstücke werden aufgeführt, um dem Publikum Wege zu Verständigung und friedlicher Konfliktaus­tragung zu zeigen.

„In den meisten Fällen kommen Jugendliche zu uns, die in Konflikte ver­strickt sind. Einige der Jugendlichen im Camp und einige von außerhalb sind der Meinung, dass sie mit den jeweils anderen überhaupt nichts zu tun haben. Andere sehen eine Verbindung“, sagt Mukombozi. „Wir nutzen Theater als gemeinsames Medium, um Beziehungen aufzubauen und Gewalt vorzubeugen.“ Die 50 Mitglieder der Theatergruppe sind zwischen 16 und 25 Jahren alt. Ein Teil lebt in Kigeme, ein Teil außer­halb des Lagers. Ende Oktober 2016 führten sie drei Stücke auf: eines in Kigeme und zwei in den Schulen im Dorf.

„Unser Ziel ist es, die Jugend zu vereinen, damit wir friedlich zusammen­leben. Dabei spielt es keine Rolle, welche Wurzeln jemand hat“, sagt Mukombozi. „Wir erreichen unser Ziel, wenn wir die Veränderungen im Verhalten vieler Jugendlicher sehen.“ Die Theatergruppe ist für alle o ffen. Doch einige Eltern verbieten ihren Kindern die Teilnahme. Mukombozi: „Sie behaupten, wir seien unhöflich und hätten keine Kultur. Viele Eltern verstehen aber sehr gut, was wir tun. Ich hoffe, dass die anderen ihre Meinung ändern werden.“

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Immer mehr Jugendliche stoßen zur Theatergruppe. Sie wird inzwischen sogar von Hilfsorganisationen mit Equipment unterstützt. Theaterpäda­gogik ist eine erfolgreiche Methode in der Friedensarbeit. Sie ermöglicht es den Teilnehmenden, neue Sichtweisen einzunehmen. Spielend lernen sie andere Perspektiven kennen, besonders wenn sie akute Konflikte aus ihrem Umfeld thematisieren. Dadurch verändern sich festgefahrene Wahrnehmungen und Einstellungen. Theater fördert Dialog und Ver­ständigung – wichtige Grundlagen für Gewaltprävention und Frieden.

Der Text basiert auf einem Artikel von Maria Ange Utuje, Rafiki Mureramanzi und Iribagiza, der im Magazin „Kigeme – Our home“ erschienen ist.

Deutsches Engagement

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AUFNAHMEREGIONEN STABILISIEREN

Rund 86 Prozent der Flüchtlinge suchen in Ländern Schutz, die in der Nähe ihrer ursprünglichen Heimat liegen. Zu den Ländern, die beson­ders viele Menschen aufnehmen, gehören die Türkei, Pakistan, der Libanon, Iran, Äthiopien, Jordanien, Kenia, die DR Kongo und Uganda. Der plötzliche Zuzug von sehr vielen Menschen auf der Flucht führt gerade in Entwicklungsländern zu massiven Problemen: Es fehlt an Unterkünften und Arbeitsmöglichkeiten, die Schulen können nicht alle Kinder aufnehmen, Wasser und Nahrungsmittel werden oft knapp.

LEBENSGRUNDLAGEN SICHERN

Um die Situation zu stabilisieren, investiert Deutschland direkt in die Infrastruktur vor Ort – auch in

die Wasserversorgung. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Schaffung von Arbeitsplätzen. Staatliche Einrich­tungen und Nichtregierungsorgani­sationen erhalten Unterstützung, um ihre Aktivitäten aufrechtzuerhalten und auszuweiten. Die Vorteile von zivilgesellschaftlichen Organisatio­nen liegen in ihrer Basisnähe, meist verfügen sie über direkte Kontakte zu lokalen Partnerorganisationen in den Aufnahmeregionen.

Lokale zivilgesellschaftliche Organisa­tionen setzen sich für den Aufbau der Infrastruktur und den Dialog z wischen den Neuankömmlingen und der ansässigen Bevölkerung ein. Ihr Ziel ist es, die Flüchtlinge gesellschaftlich zu integrieren, Konflikte friedlich zu lösen und die Lebensgrundlage für alle zu sichern.

Deutsches Engagement

AUFNAHMEREGIONEN STABILISIEREN

Rund 86 Prozent der Flüchtlinge suchen in Ländern Schutz, die in der Nähe ihrer ursprünglichen Heimat liegen. Zu den Ländern, die beson­ders viele Menschen aufnehmen, gehören die Türkei, Pakistan, der Libanon, Iran, Äthiopien, Jordanien, Kenia, die DR Kongo und Uganda. Der plötzliche Zuzug von sehr vielen Menschen auf der Flucht führt gerade in Entwicklungsländern zu massiven Problemen: Es fehlt an Unterkünften und Arbeitsmöglichkeiten, die Schulen können nicht alle Kinder aufnehmen, Wasser und Nahrungsmittel werden oft knapp.

LEBENSGRUNDLAGEN SICHERN

Um die Situation zu stabilisieren, investiert Deutschland direkt in die Infrastruktur vor Ort – auch in

die Wasserversorgung. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Schaffung von Arbeitsplätzen. Staatliche Einrich­tungen und Nichtregierungsorgani­sationen erhalten Unterstützung, um ihre Aktivitäten aufrechtzuerhalten und auszuweiten. Die Vorteile von zivilgesellschaftlichen Organisatio­nen liegen in ihrer Basisnähe, meist verfügen sie über direkte Kontakte zu lokalen Partnerorganisationen in den Aufnahmeregionen.

Lokale zivilgesellschaftliche Organisa­tionen setzen sich für den Aufbau der Infrastruktur und den Dialog z wischen den Neuankömmlingen und der ansässigen Bevölkerung ein. Ihr Ziel ist es, die Flüchtlinge gesellschaftlich zu integrieren, Konflikte friedlich zu lösen und die Lebensgrundlage für alle zu sichern.

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BEISPIEL: KENIA

Flüchtlinge und auf-nehmende Gemeinden unterstützenIn den frühen 1990er­Jahren, während des zweiten sudanesischen Bürgerkriegs, wurde im Nordwesten Kenias am Rande der Stadt Kakuma ein Camp für 40.000 Flüchtlinge gebaut. Konflikte in Kenias Nachbarländern, vor allem der Bürgerkrieg im Südsudan seit 2013, führten in den folgenden Jahren dazu, dass das Flüchtlingscamp immer w ieder vergrößert werden musste. Mittlerweile gibt es dort Platz für 120.000 P ersonen – tatsächlich leben aber mehr als 150.000 Menschen in dem Camp.

Die Flüchtlinge sind auf Hilfe angewiesen, doch auch die lokale Bevölke­rung lebt am Existenzminimum. Deshalb konkurrieren Flüchtlinge und Einheimische rund um die Stadt Kakuma um Brennholz, Wasser, Land und Arbeit. Alle leiden gleich unter den harten Lebensumständen und schlechten Zukunftsaussichten.

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Deutsches Engagement

WAS WIR MACHEN

Im Auftrag des BMZ verbessert die Deutsche Gesellschaft für Inter­nationale Zusammenarbeit (GIZ) die Lebensbedingungen der Menschen innerhalb und außerhalb des Camps. Damit sie sich künftig selbst ver­sorgen können, werden ihnen zum Beispiel landwirtschaftliche Anbau­flächen zur Verfügung gestellt. Sie erlernen moderne Produktions­techniken und erhalten Saatgut und Werkzeuge als Starthilfe.

Durch die Mitarbeit beim Aufbau von dringend benötigter Infrastruk­tur, wie zum Beispiel Straßenbeleuchtung, und bei der Herstellung von Energiesparherden können Flüchtlinge und Einheimische ein Einkom­men erwirtschaften.

Außerdem wird die Gesundheitsversorgung verbessert: Mit mobilen Gesundheitsstationen wird die halbnomadisch lebende Bevölkerung rund um das Camp versorgt und das Kakuma­Missionskrankenhaus dabei unterstützt, fachärztliche Behandlungen anzubieten.

Um Spannungen entgegenzuwirken, werden Begegnung und Austausch zwischen Flüchtlingen und ortsansässiger Bevölkerung gefördert. Zusätzlich gibt es für junge Menschen Schulungen in Mediation und friedlicher Konfliktbewältigung.

BISHERIGE ERGEBNISSE (Auswahl)

→ Die Gesundheitsstationen im Verwaltungsbezirk Turkana­West wurden mit  Medizintechnik und Hygienematerialien ausgestattet.

→ Rund 141 Pflegekräfte wurden darin geschult, Unter­ und Fehlernährung bei Kindern, schwangeren Frauen und stillenden Müttern zu behandeln.

→ Mehr als 30.000 Menschen konnten in den letzten zwei Jahren durch mobile Gesundheitsdienste medizinisch versorgt werden.

→ 5.500 Flüchtlinge und Einheimische mit schwerwiegenden Gesundheits­problemen profitierten von der monatlichen Visite von Fachärzten im Camp und im Kakuma­Missionskrankenhaus.

→ 18 Arbeiter wurden darin ausgebildet, energiesparende Herde herzustellen, 4.200 Herde sollen produziert und an die Bevölkerung verteilt werden.

→ 6 19 Personen, darunter 364 Frauen, konnten durch Mithilfe beim Aufbau von Infrastruktur ein Einkommen erwirtschaften.

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Deutsches Engagement

BEISPIEL: JORDANIEN

Mobiltelefone ersetzen Bankkonten

Überweisungen von Migranten an Familienmitglieder in ihren Herkunfts­ländern, sogenannte „Remittances“, sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. So auch in Jordanien, wo die ins Land fließenden Geldtransfers rund zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmachen. Durch den Zuzug der syrischen Flüchtlinge ist der Geldtransfer nach Jordanien weiter gewach­sen. Doch für die Flüchtlingsfamilien ist es kompliziert und mit enor­men Kosten verbunden, über das Geld von ihren Verwandten verfügen zu können. Ein Bankkonto dürfen sie nicht eröffnen und informelle Geldtransferanbieter verlangen hohe Gebühren.

WAS WIR MACHEN

Hier setzt das BMZ an, denn der Ertrag soll dort ankommen, wo er gebraucht wird. Moderne Lösungen sind unkomplizierte digitale Finanzdienstleistungen, Zahlungen von Handy zu Handy. Sogenannte „elektronische Geldbörsen“ sollen alle möglichen Bezahlformen mobil ermöglichen: im Geschäft wie auch beim Geldtransfer über Grenzen. Ähnlich wie bei PayPal kann auf einer Art Prepaid­Karte virtuelles Geld aufbewahrt und bei Bedarf verschickt werden. In Schulungen lernen Flüchtlinge und Jordanier, wie sie diese digitalen Finanzdienstleistungen effektiv nutzen, wie die elektronischen Geldbörsen funktionieren und welche Produkte am Markt angeboten werden. Die Schulungen vermit­teln Grundwissen über Finanzgeschäfte für eine breite Bevölkerung.

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BESCHÄFTIGUNGSOFFENSIVE NAHOSTCASH FOR WORK

SCHNELL VERFÜGBARES EINKOMMEN SCHAFFEN

Über die unmittelbare Grundver­sorgung (Ernährung, Wasser) hinaus unterstützen wir Flüchtlinge durch Schaffung von Arbeitsmöglichkeiten und Einkommen. Die Bundesregie­rung hat auf der Syrienkonferenz in London am 4. Februar 2016 eine Beschäftigungs offensive Nahost gestar­tet. Mit 200 Millionen Euro hat das BMZ im Rahmen dieser Offensive bis zum Jahresende 2016 in 12 Projekten rund 61.000 Menschen in Beschäftigung ge­bracht. Damit werden mehr als 300.000 Familien angehörige unterstützt. Die 12 laufenden Projekte werden 2017 weitergeführt und im Laufe des Jahres durch weitere Neuprojekte ergänzt. Über direkt entlohnte Beschäftigungs­maßnahmen (Cash for Work) erhalten die Beschäftigten den lokalen Mindest­lohn und können so selbst die Kosten für Wohnung, Gesundheitsversorgung sowie Kleidung decken. An den Maß­nahmen können sowohl Flüchtlinge als auch Bewohner der aufnehmenden Gemeinden teilnehmen. So bauen wir soziale Spannungen ab.

Cash­for­Work­Maßnahmen sind:

sehr arbeitsintensive Vorhaben (einfache Tätigkeiten wie Abfall entsorgen, Straßen ausbessern)

beschäftigungsintensive Infrastrukturvorhaben (Wohnungen und Schulen wiederherstellen oder bauen)

die Finanzierung von Löhnen (zusätzliche Lehrerinnen und Lehrer sowie Betreuerinnen und Betreuer)

zukünftig auch Wiederaufbau befreiter Gebiete

Durch unser Programm können über 300.000 Kinder unterrichtet werden und rund 7.000 Menschen e rhalten eine Berufsausbildung. Mehr als 1.700 Woh­nungen und weitere 100 Gebäude wie Schulen und Gesundheitsstationen wurden renoviert oder gebaut. 2017 stärken wir die Maßnahmen für Bildung und Qualifizierung innerhalb der Beschäftigungsoffensive.

Deutsches Engagement

BESCHÄFTIGUNGSOFFENSIVE NAHOSTCASH FOR WORK

SCHNELL VERFÜGBARES EINKOMMEN SCHAFFEN

Über die unmittelbare Grundver­sorgung (Ernährung, Wasser) hinaus unterstützen wir Flüchtlinge durch Schaffung von Arbeitsmöglichkeiten und Einkommen. Die Bundesregie­rung hat auf der Syrienkonferenz in London am 4. Februar 2016 eine Beschäftigungs offensive Nahost gestar­tet. Mit 200 Millionen Euro hat das BMZ im Rahmen dieser Offensive bis zum Jahresende 2016 in 12 Projekten rund 61.000 Menschen in Beschäftigung ge­bracht. Damit werden mehr als 300.000 Familien angehörige unterstützt. Die 12 laufenden Projekte werden 2017 weitergeführt und im Laufe des Jahres durch weitere Neuprojekte ergänzt. Über direkt entlohnte Beschäftigungs­maßnahmen (Cash for Work) erhalten die Beschäftigten den lokalen Mindest­lohn und können so selbst die Kosten für Wohnung, Gesundheitsversorgung sowie Kleidung decken. An den Maß­nahmen können sowohl Flüchtlinge als auch Bewohner der aufnehmenden Gemeinden teilnehmen. So bauen wir soziale Spannungen ab.

Cash­for­Work­Maßnahmen sind:

sehr arbeitsintensive Vorhaben (einfache Tätigkeiten wie Abfall entsorgen, Straßen ausbessern)

beschäftigungsintensive Infrastrukturvorhaben (Wohnungen und Schulen wiederherstellen oder bauen)

die Finanzierung von Löhnen (zusätzliche Lehrerinnen und Lehrer sowie Betreuerinnen und Betreuer)

zukünftig auch Wiederaufbau befreiter Gebiete

Durch unser Programm können über 300.000 Kinder unterrichtet werden und rund 7.000 Menschen e rhalten eine Berufsausbildung. Mehr als 1.700 Woh­nungen und weitere 100 Gebäude wie Schulen und Gesundheitsstationen wurden renoviert oder gebaut. 2017 stärken wir die Maßnahmen für Bildung und Qualifizierung innerhalb der Beschäftigungsoffensive.

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BEISPIEL: IRAK

Infrastruktur instand setzenIm Nordirak haben sich viele Menschen angesiedelt, die vor der Terror­organisation "Islamischer Staat" geflohen sind. 2016 konnten insgesamt 25.000 Menschen einen Job erhalten.Dabei werden Gebäude und Stra­ßen repariert, Kanäle angelegt und ausgebessert sowie die Infrastruktur in den Flüchtlingslagern verbessert. Pro Haushalt ergibt sich so ein zusätzliches Einkommen von 1.100 Euro im Jahr.

Damit konnten bis Jahresende 2016 die wichtigsten Bedarfe von 125.000 Familienmitgliedern gedeckt werden. Zusätzlich planen wir für Alleinerziehende, Kriegsversehrte und Senioren Sozialtransfers.

PROJEKTVOLUMEN: 53,5 Mio. Euro

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BEISPIEL: JORDANIEN

Abfall beseitigen und recycelnIm Rahmen eines Cash ­for ­Work­ Vorhabens haben wir 2016 9.500 sy­rische Flüchtlinge sowie Jordanierinnen und Jordanier eingestellt, um Abfall zu sammeln und zu recyceln. Diese Maßnahme wird begleitet durch eine Kampagne zur Müllvermeidung. Pro Haushalt entsteht dabei ein zusätzliches Einkommen von rund 800 Euro pro Jahr. Parallel dazu bauen wir Wertstoffhöfe auf, durch die 560 dauerhafte Arbeits­plätze entstehen. Rechnet man die Familienangehörigen hinzu, unter­stützen wir so insgesamt rund 47.000 Menschen in Jordanien.

PROJEKTVOLUMEN: 13,6 Mio. Euro

„Ich mag meine Arbeit sehr gerne, sie bedeutet mir sehr viel. Das Recycling-Projekt ist nützlich und schützt die Umwelt. Ich hoffe, dass der Krieg bald zu Ende geht und dass ich in mein geliebtes Syrien zurückkehren und meine Erfahrung teilen kann, damit mein Land davon profitiert.“

ALI ABU, 51 Jahre alt, floh 2014 aus Syrien, nachdem sein Sohn im Krieg ge­tötet wurde. Mit der Arbeit unterstützt er seine Frau und seine sieben Kinder.

Deutsches Engagement

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BEISPIEL: TÜRKEI

Unterstützung im Unterricht durch syrische LehrkräfteDurch die Finanzierung von rund 8.000 syrischen Lehrkräften kann in türkischen Flüchtlingslagern und den Schulen von Aufnahmegemeinden Unterricht für Flüchtlingskinder stattfinden. Über die geschaffenen Jobs hinaus erhalten bis zu 160.000 Kinder im Schuljahr 2016/2017 die Mög­lichkeit zur Schulbildung. Das heißt: die Kinder halten Anschluss an das Bildungssystem – wir legen die Grundlage für ihre Zukunft, auch nach der Rückkehr nach Syrien.

PROJEKTVOLUMEN: 40 Mio. Euro

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AdanaGaziantep

Kilis

Irbid/Mafraq

Tripoli/Akkar

ERGEBNISSE DER BESCHÄFTIGUNGSOFFENSIVE NAHOST 2016→ Rund 61.000 Jobs→ Über 300.000 Kinder erhalten Unterricht→ Über 7.000 Berufsausbildungen

Stand: Dezember 2016

LIBANONrd. 5.500 Jobs +

über 7.000 Berufs­schüler/innen

JORDANIENrd. 14.500 Jobs +

ca. 170.000 Schüler/innen

ERGEBNISSE DER BESCHÄFTIGUNGSOFFENSIVE NAHOST 2016→ Rund 61.000 Jobs→ Über 300.000 Kinder erhalten Unterricht→ Über 7.000 Berufsausbildungen

Stand: Dezember 2016

LIBANONrd. 5.500 Jobs +

über 7.000 Berufs­schüler/innen

JORDANIENrd. 14.500 Jobs +

ca. 170.000 Schüler/innen

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Sanliurfa

Dohuk

SYRIEN

TÜRKEIrd. 14.500 Jobs +

ca. 160.000 Schüler/innen

IRAKrd. 25.000 Jobs

TÜRKEIrd. 14.500 Jobs +

ca. 160.000 Schüler/innen

IRAKrd. 25.000 Jobs

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INTEGRATION UND REINTEGRATION VONFLÜCHTLINGEN UND VERTRIEBENEN IM EIGENEN LAND

Auf der Flucht verlieren Menschen nicht nur ihr Hab und Gut – viele erleben auch Gewalt, Erniedrigung und Ausbeutung. Deutschland macht sich für die Rechte von Flüchtlingen stark und finanziert Maßnahmen, die das Leiden nach trau­matischen Erlebnissen lindern.

PERSPEKTIVEN SCHAFFEN

Viele Flüchtlinge wissen, dass sie ver­mutlich jahrelang nicht in ihre Heimat zurückkehren können. Gleichzeitig ist es oft sehr schwierig für sie, im Auf­nahmeland Arbeit zu finden. Auch zu Bildungsangeboten und medizinischer Versorgung haben sie häufig keinen ausreichenden Zugang. Das Gefühl, in dieser Lebenssituation keine Perspek­tiven mehr zu haben, ist gut nach­vollziehbar. Und selbst dann, wenn

eine Rückkehr möglich ist, stehen die Heimkehrer vor großen Herausforde­rungen: Der Alltag muss neu organi­siert und gestaltet werden. Die meisten Rückkehrer haben ihren gesamten Besitz verloren und müssen sich eine neue Existenz schaffen. Viele sind trau­matisiert. Flüchtlinge sind extremen psychischen Belastungen ausgesetzt. Verlust und Gewalterfahrungen kön­nen zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Posttraumatischen Belastungsstörun­gen führen. Das BMZ unterstützt hier gezielt: durch geschützte Räume für Frauen und Kinder oder die Vermitt­lung von Selbsthilfestrategien, um psychischen Erkrankungen entgegen­zuwirken und Selbstheilungskräfte zu mobilisieren. Schwere Fälle erhalten die Möglichkeit, in Kliniken stationär behandelt zu werden.

Deutsches Engagement

INTEGRATION UND REINTEGRATION VONFLÜCHTLINGEN UND VERTRIEBENEN IM EIGENEN LAND

Auf der Flucht verlieren Menschen nicht nur ihr Hab und Gut – viele erleben auch Gewalt, Erniedrigung und Ausbeutung. Deutschland macht sich für die Rechte von Flüchtlingen stark und finanziert Maßnahmen, die das Leiden nach trau­matischen Erlebnissen lindern.

PERSPEKTIVEN SCHAFFEN

Viele Flüchtlinge wissen, dass sie ver­mutlich jahrelang nicht in ihre Heimat zurückkehren können. Gleichzeitig ist es oft sehr schwierig für sie, im Auf­nahmeland Arbeit zu finden. Auch zu Bildungsangeboten und medizinischer Versorgung haben sie häufig keinen ausreichenden Zugang. Das Gefühl, in dieser Lebenssituation keine Perspek­tiven mehr zu haben, ist gut nach­vollziehbar. Und selbst dann, wenn

eine Rückkehr möglich ist, stehen die Heimkehrer vor großen Herausforde­rungen: Der Alltag muss neu organi­siert und gestaltet werden. Die meisten Rückkehrer haben ihren gesamten Besitz verloren und müssen sich eine neue Existenz schaffen. Viele sind trau­matisiert. Flüchtlinge sind extremen psychischen Belastungen ausgesetzt. Verlust und Gewalterfahrungen kön­nen zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Posttraumatischen Belastungsstörun­gen führen. Das BMZ unterstützt hier gezielt: durch geschützte Räume für Frauen und Kinder oder die Vermitt­lung von Selbsthilfestrategien, um psychischen Erkrankungen entgegen­zuwirken und Selbstheilungskräfte zu mobilisieren. Schwere Fälle erhalten die Möglichkeit, in Kliniken stationär behandelt zu werden.

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Deutsches Engagement

Ziel der deutschen Entwicklungszusam­menarbeit ist es, sowohl für die Flücht­linge im Aufnahmeland als auch für die Rückkehrer Perspektiven zu schaffen. Nicht alle Menschen haben eine dauer­hafte Bleibeperspektive in Deutsch­land. Viele Flüchtlinge in Deutschland haben den Wunsch, zum Beispiel nach Beendigung von Kampfhandlungen, in ihre Heimat zurückzukehren. Oftmals scheitert die Umsetzung des Rückkehr­wunsches aber daran, dass die wirt­schaftliche Existenz durch Krieg oder Bürgerkrieg vernichtet wurde.

Vielen Flüchtlingen oder Migranten ist nicht bekannt, welche Förder­möglichkeiten in den Herkunfts­ländern bereits angeboten werden – Programme zur beruflichen Bildung, Bewerbungstrainings, Existenzgrün­derberatung, Kleinkredite etc. In vielen Fällen sind die bisherigen Förder­mechanismen in Art und Umfang

nicht ausreichend. Hier setzt das neue Rückkehrerprogramm an, welches das BMZ zusammen mit dem BMI entwi­ckelt und das im März 2017 startet. Ziel dieses Programms ist es, durch Berufs­bildungs­ und Beschäftigungsmaß­nahmen Rückkehrern bessere Start­chancen in ihrer Heimat zu eröffnen.

Ferner werden jährlich etwa 3.000 hoch qualifizierte Migrantinnen und Migranten, die in Deutschland eine besondere Expertise erlangt haben und als Fachleute in ihrem Heimatland einen Beitrag zur nachhaltigen Ent­wicklung leisten möchten, bei ihrer freiwilligen Rückkehr in ihre Heimat beraten. Neben dem Wissenstransfer in die jeweiligen Herkunftsländer steht dabei die Förderung der Reintegration im Vordergrund, zum Beispiel durch Unterstützung von Existenzgründun­gen migrantischer Unternehmerinnen und Unternehmer.

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BEISPIEL: NORDIRAK

Hilfe für traumatisierte Kinder und ihre Familien

Mehr als vier Millionen Irakerinnen und Iraker sind innerhalb ihres Landes auf der Flucht vor der Terrororganisation „Islamischer Staat“. Nach UN­Schätzungen sucht ein Drittel von ihnen in der autonomen Region Kurdistan im Nordirak Schutz. Aus S yrien h aben weitere 245.000 Menschen Zuflucht im Nordirak gefunden. Viele von ihnen – vor allem Kinder – sind traumatisiert. Das BMZ fördert deshalb ein Projekt der Kinderhilfsorganisation Terre des Hommes, das für traumatisierte Kin­der und ihre Familien vor Ort Therapien anbietet.

WAS WIR MACHEN

Im Rahmen des Projekts werden Traumatherapeuten für Kinder und Jugendliche ausgebildet. Freiwillige Helfer, Sozialarbeiter und Lehrer erhalten Weiterbildungen zu Themen wie Kinderschutz und Kinder­rechte. Spezielle Komitees, die in den Gemeinden eingerichtet werden, stehen Kindern und ihren Familien bei Problemen als erste Anlaufstelle zur Verfügung. Die Helfer sind darin ausgebildet, Symptome s chwerer psychischer Belastungsstörungen zu erkennen und Betroffene an Psychologen weiterzuvermitteln.

Zum Projekt von Terre des Hommes gehören auch Lern­ und Freizeit­angebote wie zum Beispiel mobile Spiel­Fahrzeuge. Unter Anleitung von Sozialarbeitern können die Kinder sich vor Ort, in einer sicheren Umgebung, spielerisch entfalten. Die Mitarbeiter des Projekts bieten überall dort ihre Hilfe an, wo die Flüchtlingsfamilien leben. So fi ndet auch Unterricht in arabischer, englischer und kurdischer Sprache in Kleinbussen statt, da viele Schulen nicht genutzt werden können, weil sie als Wohnheime für Flüchtlinge dienen.

Deutsches Engagement

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BISHERIGE ERGEBNISSE (Auswahl)

→ Mehr als 2.500 Kinder aus Binnenvertriebenen-, Flüchtlings- und einheimischen Familien werden durch qualifiziertes Fachpersonal psychosozial betreut und haben Zugang zu informeller Bildung.

Deutsches Engagement

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BEISPIEL: SOMALIA

Perspektiven für Rück-kehrer, Vertriebene und Einheimische schaffenBürgerkrieg, die Gewalt der Terrormiliz al­Shabaab und Hunger haben in Somalia seit den 1990er­Jahren rund zwei Millionen Menschen in die Flucht getrieben. Knapp die Hälfte von ihnen hat Schutz im Ausland gesucht. 1,2 Millionen haben laut Angaben der Vereinten Nationen Zuflucht in sicheren Regionen Somalias gefunden. Dorthin kehren nun auch immer mehr somalische Flüchtlinge aus dem Ausland zurück. Im Jahr 2015 waren es mehr als 32.000.

In den Aufnahmegemeinden konkurrieren nun Ortsansässige, Vertriebene und Rückkehrer um die ohnehin knappen Ressourcen. Um konfliktfrei miteinander leben zu können, brauchen alle Bevölke­rungsgruppen eine Chance auf Arbeit und ausreichend Nahrung.

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WAS WIR MACHEN

Das BMZ fördert ein Projekt in der Stadt Kismaayo im Süden Somalias, das Perspektiven für die verschiedenen Bevölkerungsgruppen schafft. In Kismaayo leben 70.000 Vertriebene und 3.000 Rückkehrer, sie stellen fast ein Drittel der Einwohner.

In Zusammenarbeit mit somalischen Partnerorganisationen bietet das Projekt allen Einwohnern Angebote zur beruflichen Fortbildung in Handwerksberufen wie Elektrik, Klempnerei, Tischlerei oder Schnei­derei. Wer ein kleines Unternehmen gründen will, erhält Startkapital, Beratung und Begleitung. Besonders gefördert werden Jugendliche und Frauen, die ihre Familien allein versorgen müssen.

Maßnahmen zur Instandsetzung der Infrastruktur in der Region, zum Beispiel von Straßen, Brücken und Wasserleitungen, bieten schnell geschaffene Verdienstmöglichkeiten für Flüchtlinge und Einheimische. Durch die gemeinsame Arbeit lernen sich die verschiedenen Bevölke­rungsgruppen zudem besser kennen.

Im Rahmen des Projekts werden auch brachliegende Flächen für die Landwirtschaft wieder nutzbar gemacht. Dadurch entstehen langfristig Arbeitsplätze und Verdienstmöglichkeiten.

BISHERIGE ERGEBNISSE (Auswahl)

→ Verbesserung der Trinkwasser- und Sanitärversorgung in der Stadt Kismaayo

→ 368 Jugendliche und Frauen nahmen an beruflichen Fortbildungen teil, 80 von ihnen erhielten Startkapital zur Gründung eines eigenen Unternehmens

→ Aufbau einer Müllabfuhr in acht Gemeindegruppen

Deutsches Engagement

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Internationales Engagement

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ZUSAMMEN-ARBEIT MIT PARTNERN

EUROPÄISCHE ZUSAMMENARBEIT

Kriege und Notsituationen, die Men-schen in die Flucht treiben, ereignen sich in direkter Nachbarschaft zu Europa. Darum ist ein gemeinsames Handeln der europäischen Länder un-bedingt erforderlich: Deutschland ar-beitet gemeinsam mit der Europä ischen Union aktiv an der Ausgestal tung der EU-Migrationspartnerschaften, vorwie-gend mit afrikanischen Partnerländern.

Das BMZ setzt sich dafür ein, dass die Mitgliedstaaten der EU ihr Engagement für Flüchtlinge ausbauen und dabei effektiv miteinander kooperieren. Zur Intensivierung der Zusammenarbeit der EU mit den Ländern Nordafrikas, am Horn von Afrika sowie der S ahel- und Tschadseeregion wurde der EU- Nothilfe-Treuhandfonds eingerichtet und mit einem Finanzvolumen von heute 2,5 Milliarden Euro ausgestattet.

Langfristiges Ziel ist es, Herkunftslän-der zu stabilisieren, Bleibeperspektiven zu schaffen und so Fluchtursachen zu reduzieren. Gleichzeitig ist es wichtig, die Transit- und Aufnahmeländer Afri-

kas bei der Bewältigung von Fluchtbe-wegungen zu unterstützen und deren Kapazitäten für Schutz und Versorgung über die Stärkung staatlicher Struktu-ren und Gastgemeinden auszubauen. Dazu ist es sinnvoll, die kurzfristige Nothilfe eng mit langfristig wirkender Entwicklungszusammenarbeit zu ver-zahnen. Antworten auf lang anhaltende Fluchtsituationen sollten zukünftig stärker in die Entwicklungspolitik der EU einfließen.

Internationales Engagement

„Der vor uns liegende Weg ist steinig, aber ich hoffe, dass wir zusammen mit Regierungen, der Zivilgesellschaft und anderen Partnern Fortschritte bei der Sicherstellung des Schutzes und der Verbesserung der Lebensbedingungen für Millionen Flüchtlinge, Binnenver-triebene und Staatenlose erzielen.“

UN-FLÜCHTLINGSKOMMISSAR FILIPPO GRANDI

WELTWEITE ZUSAMMENARBEIT

Das Engagement der Bundesregierung für Flüchtlinge ist Teil der internatio nalen Hilfsbemühungen und erfolgt in enger Abstimmung mit den Vereinten Nationen. Das BMZ unterstützt zum Beispiel die Arbeit des Welternährungsprogramms (WFP), des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) und des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) mit erheblichen finanziellen Beiträgen.

„Der vor uns liegende Weg ist steinig, aber ich hoffe, dass wir zusammen mit Regierungen, der Zivilgesellschaft und anderen Partnern Fortschritte bei der Sicherstellung des Schutzes und der Verbesserung der Lebensbedingungen für Millionen Flüchtlinge, Binnenver-triebene und Staatenlose erzielen.“

UN-FLÜCHTLINGSKOMMISSAR FILIPPO GRANDI

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Das BMZ arbeitet konzeptionell eng mit den Vereinten Nationen zusam-men: im Bereich Flucht und Migration insbesondere mit dem Flüchtlingshilfs-werk der Vereinten Nationen (UNHCR) sowie mit internationalen Institutio-nen der Entwicklungszusammenarbeit (Weltbank, UNDP etc.) daran, Lösun-gen zur Bewältigung lang anhaltender Fluchtsituationen zu gestalten. Zehn Prozent der Flüchtlinge kommen aus lang anhaltenden Fluchtsituationen, die mehr als fünf Jahre, im Durch-schnitt allerdings 26 Jahre andauern. Daher werden neben kurzfristigen hu-manitären Antworten auf Krisen- und Fluchtsituationen auch langfristige Entwicklungsansätze bei der Stärkung aufnehmender Gemeinden und Staaten immer wichtiger. Das BMZ beteiligt

sich aktiv an der Ausarbeitung des Glo-balen Pakts für Flüchtlinge der Verein-ten Nationen, der bis 2018 fertiggestellt sein soll. Ziel dieses Paktes ist es, den geregelten Umgang mit großen und lang anhaltenden Fluchtsituationen auf globaler Ebene zu verankern.

Die Gestaltung sicherer und legaler Migration ist eine Voraussetzung dafür, dass Menschen nicht auf irregulären Wegen fliehen müssen und dabei massi-ven Gefahren ausgesetzt werden. Daher bringt sich das BMZ ebenfalls aktiv in die Verhandlungen der Vereinten Na-tionen zum Globalen Pakt für sichere, geordnete und reguläre Migration ein. Das besondere Augenmerk des BMZ liegt hierbei darauf, Migration entwick-lungsorientiert zu gestalten.

Internationales Engagement

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BEISPIEL: PAKISTAN/AFGHANISTAN

Pakistan bei der Auf-nahme afghanischer Flüchtlinge unterstützenRund fünf Millionen Afghanen sind seit 1979 aus ihrem Land geflohen, rund zwei Millionen von ihnen in das Nachbarland Pakistan. Die erste große Flüchtlingsbewegung nach Pakistan und in Iran setzte Ende 1979 mit dem Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan ein. Der anschließende Bürgerkrieg und das Taliban­Regime lösten weitere Fluchtbewegungen aus. Pakistan beherbergt seit Jahrzehnten weltweit die meisten afghanischen Flüchtlinge. Davon betroffen ist vor allem die grenznahe Provinz Khyber Pakhtunkhwa die selbst zu den ärmsten der vier pakistanischen Provinzen gehört. In dieser Region ist die soziale und wirtschaftliche Versorgung äußerst unzureichend – für Flüchtlinge sowie für die ansässige, pakistanische Bevölkerung.

Viele afghanische Flüchtlinge leben im Nachbarland bereits in drit­ter Generation. Da Pakistan die Genfer Flüchtlingskonvention nicht unterzeichnet hat, werden die Aufenthaltsgenehmigungen registrierter Flüchtlinge meist nur periodisch verlängert. Afghanische Flüchtlinge in Pakistan leben daher in ständiger Ungewissheit und ohne eine gesicherte Bleibeperspektive.

WAS WIR MACHEN

Das „Refugee Affected and Hosting Areas“­Projekt, kurz: RAHA, unterstützt die Entwicklung der Infrastruktur in den Provinzen Khyber Pakhtunkhwa und Belutschistan. Dabei geht es vor allem um soziale und wirtschaftliche Maßnahmen sowie Existenzgründungen. Projektträger ist die KfW Entwicklungsbank. Sie arbeitet vor Ort mit den UN­Orga­nisationen UNDP und UNHCR sowie mit der pakistanischen Regierung zusammen, um die betroffenen Regionen zu stärken. Damit der soziale Frieden zwischen der ansässigen pakistanischen Bevölkerung und den afghanischen Flüchtlingen erhalten und stabil bleibt, unterstützt das

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Projekt Bildungsangebote, eine verbesserte Gesundheitsversorgung und den Ausbau von Wasser­ und Abwassersystemen für alle Betroffenen.

Schulen beispielsweise können durch mehr Lehrpersonal zusätzliche Flüchtlingskinder aufnehmen, Basisgesundheitsstationen werden erweitert und mit notwendigem Gerät ausgestattet, um mehr Patienten besser behandeln zu können. Krankenhäuser in der Provinzhauptstadt Peshawar, die besonders viele afghanische Patienten zu versorgen haben, erhalten mehr qualifiziertes Personal sowie moderne Technik. Berufspraktische Kurse im Rahmen von Existenzfördermaßnahmen schließen auch Menschen mit Behinderung ein.

BISHERIGE ERGEBNISSE (Auswahl)

→ Mehr als 100 zusätzliche Klassenzimmer in bestehenden Schulen aller sieben Distrikte.

→ Trinkwasserversorgungs- und Abwasserentsorgungssysteme in den Distrikten Lower Dir, Peshawar und Swabi, Mansehra, Haripur.

→ Berufspraktische Kurse für 300 Jugendliche, mehr als 500 Frauen und nahezu 300 Menschen mit Behinderung in den Distrikten Nowshera, Haripur, Peshawar, Swabi.

→ Auf­ und Ausbau von zahlreichen Basisgesundheitsstationen in den Distrikten Peshawar, Swabi, Lower Dir, Haripur.

→ Modernisierungen im Khyber Teaching Hospital, Lady Reading Hospital und Hyatabad Medical Complex in Peshawar.

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Persönliches EngagementPersönliches Engagement

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WAS KANN ICH MACHEN?Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die Not von Flüchtlingen durch persön-liches Engagement zu lindern. In Deutschland leben Flüchtlinge zum Beispiel oft isoliert von der restlichen Bevölkerung. Persönliche Kontakte helfen ihnen, sich an ihr neues Umfeld zu gewöhnen.

ALS PRIVATPERSON:

Bei der Kontaktaufnahme können Sie sich unterstützen lassen: Es gibt viele zivilgesellschaftliche Initiativen, die sich hier in Deutschland für Flüchtlin-ge engagieren. Sie bieten zum Beispiel Deutschunterricht oder Hausaufgaben-hilfe für Kinder an. Fragen Sie bei Ihrer Kommune nach, welche Organisatio-nen sich in Ihrem Ort engagieren, und helfen Sie mit!

Wenn Sie sich für das Thema engagie-ren wollen, können Sie sich an die Mit-machzentrale der Servicestelle Engage-ment Global wenden. Dort unterstützt man Sie dabei, eine zu Ihnen passende Engagementmöglichkeit zu finden.

HOTLINE DER MITMACHZENTRALE: 0800 188 7 188

(kostenfrei), Montag bis Freitag von 8:00 bis 20:00 Uhr

ALS KOMMUNE:

In der Türkei, im Libanon und in Jordanien leisten Kommunen her-vorragende Arbeit, trotz all der zusätzlichen Belastungen, vor denen sie stehen. Nicht anders als in Deutsch-land auch kümmern sie sich um die Unterbringung der Flüchtlinge, sie ver-sorgen sie mit Wasser und Strom und organisieren weitere lebensnotwendige Dienstleistungen.

Das BMZ knüpft mit der neuen Initiative „Kommunales Know-how für Nahost“ genau dort an und bietet deutschen Kommunen eine Förderung ihrer entwicklungspolitischen Aktivitäten, indem diese Know-how-Partnerschaf-ten mit Kommunen in der Region im Nahen Osten eingehen.

Wir bieten deutschen Kommunen drei Möglichkeiten, sich einzubringen:

1) T eilnahme an einem Workshop (viermal pro Jahr): Über die interna-tionale Städteplattform Connective Cities tauschen sich kommunale Fachleute aus verschiedenen Städten in Deutschland und den Nachbar-staaten Syriens zu einem Fachthema aus, lernen voneinander und ent-wickeln konkrete Projektideen zur Lösung der Herausforderungen in den Aufnahmekommunen.

Persönliches Engagement

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2) Experteneinsatz: Unterstützung einer Aufnahmekommune für einen befristeten Zeitraum, um praktische Erfahrungen aus deutschen Kommu-nen vor Ort einzubringen.

3) K ommunale Projektpartnerschaft: Gemeinsam mit der Partnerkommu-ne wird eine Projektidee erarbeitet und umgesetzt.

Das Angebot richtet sich an deutsche Kommunen, kommunale Unternehmen und kommunale Akteure, die sich für ein entwicklungspolitisches Engage-ment in Jordanien, im Libanon und in der Türkei interessieren.

Für weitere Fragen zu unseren kom-munalen Angeboten stehen Ihnen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (Engagement Global) unter Telefon 0228 / 20 717 670 oder E-Mail [email protected] gerne zur Verfügung.

MACHEN SIE MIT! GEMEINSAM KÖNNENWIR PERSPEKTIVEN FÜR FLÜCHTLINGE SCHAFFEN.

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HERAUSGEBERBundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ),Referat Öffentlichkeitsarbeit, digitale Kommunikation und Besucherdienst

REDAKTION BMZ, Referat 320 (Grundsatzfragen Flucht und Migration) und Referat 321 (Fluchtursachen bekämpfen)

GESTALTUNGAtelier Hauer + Dörfler GmbH, Berlin

DRUCKBonifatius Druck, PaderbornDas Original wurde auf FSC-zertifiziertem Papier gedruckt.

FOTOSTitel: Christiane Cannizzo/GIZ forumZFD; GIZ; Alex G. Kamweru; bicc: R. Markus; Monika Nutz; photothek.net: Ute Grabowsky, Thomas Imo, Thomas Koehler, Thomas Trutschel

STANDApril 2017

BEZUGSSTELLEPublikationsversand der BundesregierungPostfach 48 10 09 18132 RostockTel. +49 (0) 30 18 272 272 [email protected]

POSTANSCHRIFTEN DER DIENSTSITZEBMZ Bonn Dahlmannstr. 4 53113 Bonn Tel. +49 (0) 228 99 535-0 Fax +49 (0) 228 99 535-3500

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