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MITTEILUNGSBLATT des Oberrates der Israeliten Badens und seiner Gemeinden Ausgabe Nr. 40 April 2011 LANDESRABBINER BENJAMIN D. SOUSSAN GEMEINDEBERICHTE DER OBERRAT INFORMIERT

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MITTEILUNGSBLATTdes Oberrates der Israeliten Badens und seiner Gemeinden

Ausgabe Nr. 40 April 2011

LANDESRABBINER BENJAMIN D. SOUSSANGEMEINDEBERICHTEDER OBERRAT INFORMIERT

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INHALT

Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens2

Impressum

Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens mit Nachrichten aus den Gemeinden der IRG Baden K.d.ö.R.

Ausgabe April 2011

Es wird darauf hingewiesen, dass die veröffentlichten Artikel ausschließ-lich die Meinungen der Verfasser wiedergeben und dass die Gemeinden für ihre Beiträge inhaltlich und redaktionell selbst verantwortlich sind.

Titelbild: Fotodesign Doro Treut-Amar

Rückseite: Dipl.-Designer Joachim Crocoll

Redaktion: IRG Baden K.d.ö.R.

Koordination/Abwicklung: raumK Verlag | www.raumK.de

Gestaltung/Layout: CROCOLLDESIGN | Dipl.-Designer Joachim Crocoll

Rubrik / Thema Seite

Editorial 3

Landesrabbiner Benjamin D. Soussan 4–8

Gemeindeberichte und Mitteilungen aus den Gemeinden

Baden-Baden 9

Emmendingen 10–15

Heidelberg 16–19

Karlsruhe 20–27

Konstanz 28–31

Lörrach 32–35

Mannheim 36–45

Pforzheim 46–52

Rottweil 53–59

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EDITORIAL

und seiner Gemeinden 3

Liebe Mitglieder der IRG Baden, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, liebe Angestellte und Freunde der IRG Baden,

während diese Zeilen geschrieben werden,

sind Hunderttausende Menschen in Japan

evakuiert, Tausende gestorben oder vermisst.

Techniker kämpfen gegen eine drohende

Kernschmelze in mehreren japanischen

Atomreaktoren. Dies sind die Folgen eines

der schwersten je gemessenen Erdbeben mit

folgendem Tsunami. Die Folgen der Naturka-

tastrophe relativieren die Sorgen und Nöte in

Deutschland und zeigen auf, dass wir hier in

Baden im Vergleich nur »Problemchen« ha-

ben.

Seit Jahrzehnten bringen die vielen Dele-gierten im Oberrat ehrenamtlich ein En-gagement auf, das als herausragend be-zeichnet werden muss, und die IRG Baden K.d.ö.R. – der Oberrat – funktioniert nur aufgrund dieses Einsatzes. Es ist außeror-dentlich erfreulich, dass auch in unseren Gemeinden das Ehrenamt hochgehalten und der Staatsvertrag in fast allen Gemein-den mit Augenmaß und gemäß den Vor-gaben des Oberrates umgesetzt wird. Aus-nahmen gibt es leider, diese Ausnahmen führen Gemeinden jedoch früher oder später ins Chaos.

Bereits in der Vergangenheit haben Ein-zelpersonen oder Gruppen in Gemeinden versucht, sich gegen den Oberrat, gegen die Religionsgemeinschaft zu stellen, im-mer nach dem Motto »der Oberrat soll zahlen, aber gefälligst nicht kontrollieren, denn der Oberrat hat uns nichts zu sagen«. Leidtragende waren bislang immer nur die Mitglieder der Gemeinden, die unter der Profilsucht einiger weniger Personen oder der versuchten persönlichen Vorteils-nahme einiger weniger Personen leiden mussten.

Der Oberrat muss hier leider (zum Glück selten) den Spagat zwischen Sicherstel-lung des religiösen Lebens (wozu es die Finanzversorgung der Gemeinden benö-tigt) bei gleichzeitiger Überprüfung des Verdachts finanzieller Unregelmäßigkei-

ten (die ein Stopp der Finanzversorgung bis zur Klärung erfordert) vollziehen. Dies mag der Eine oder Andere für überzogen halten, trifft es doch das Gemeindeleben in der Regel schwer, dabei gibt es ein einfa-ches Mittel: Finanzielle Transparenz!

Wer nichts zu verbergen hat und sich offen in die Bücher sehen lässt, hat auch nichts zu befürchten.

Wer seinen Haushalt zu einem großen Teil aus Staatszuwendungen bestreitet, der hat auch die Pflicht, mit den Geldern des Steuerzahlers (auch im Interesse unserer Mitglieder und jüdischer Steuerzahler) ver-antwortungsvoll umzugehen und private Vorteilsnahmen unnachgiebig zu unter-binden. Hier kann es keine Kompromisse geben.

Im Dezember 2010 hat sich der Oberrat neu konstituiert:

Vorsitzender: Wolfgang Fuhl (Lörrach) Stellvertreter: Rami Suliman (Pforzheim) Stellvertreterin: Tatjana Malafy (Rottweil) Beisitzer: Dr. Vadim Galperin (Heidelberg) Beisitzerin: Viktoria Budyakova (Emmendingen)

Den ausgeschiedenen Mitgliedern des Vorstandes David Seldner und Mikhail Kats gilt unser Dank für die mehrjährige ehren-amtliche Zusatzarbeit als stellvertretende Vorsitzende. Wir schätzen ihre Erfahrung, die sie als Delegierte im Oberrat weiterhin ehrenamtlich einbringen. Auch den in der Amtsperiode ausgeschiedenen Delegier-ten sei für ihren Einsatz an dieser Stelle nochmals herzlichst gedankt.

Mit Rabbiner Zeev Rubins (Karlsruhe) und Rabbiner Moshe Flomenmann (Lörrach) haben zwei junge Rabbiner ihre Arbeit in Baden aufgenommen. Die IRG Baden setzt hiermit weitere Grundpfeiler einer nach-haltigen Entwicklung des Judentums in Baden. Mit der Rücklagenbildung für die

Synagogenbauten in Konstanz und Rott-weil wurde begonnen, insgesamt müssen rund 3,6 Millionen € zurückgestellt werden, um die Beschlüsse des Oberrates umzuset-zen. Es gibt allen Grund für uns, optimis-tisch in die Zukunft zu blicken.

Der vergangene Berichtszeitraum des Oberrates hatte einen großen Höhepunkt: Den 70. Jahrestag der Deportation der badischen und saarpfälzischen Juden in das Konzentrationslager Gurs. Zum ersten Mal nahm mit Ministerpräsident Stefan Mappus ein baden-württembergischer Regierungschef am Gedenken teil. Die IRG Baden begleitete die Gedenkveran-staltung mit einer Gruppe von 50 Perso-nen aus unseren Gemeinden. Über die Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag werden wir noch in einem Sonderdruck berichten.

Liebe Mitglieder, liebe Oberratsdelegierte, liebe Vorstandsmitglieder in den Gemeinden,

die Israelitische Religionsgemeinschaft Ba-den K.d.ö.R. – Der Oberrat – wünscht Ihnen

Chag Pessach Kascher veSameach

Wolfgang Fuhl Rami Suliman

Tatjana Malafy

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Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens4

Pessach-Anleitung 5771/2011

Wie man sein Haus vorbereitet

Was ist Chametz?

Die Einzigartigkeit von Pessach besteht darin, dass man Mazzot* isst, und dass es strikt verboten ist, Chamez zu essen oder zu besitzen. Chamez ist ein allgemeiner Ausdruck für alle Nahrungsmittel - auch Getränke, die aus Weizen, Gerste, Rog-gen, Hafer, Dinkel oder deren Derivaten hergestellt werden. All dies ist an Pessach verboten, weil es gärt. Sogar Nahrung, die lediglich eine Spur von Chamez hat, ist verboten und muss aus dem Haus entfernt werden.

* Mazzot, die das ganze Jahr über gegessen werden, dürfen an Pessach nicht verwendet werden. Nur speziell für Pessach gebackene Mazza ist zulässig.

Wie man sich des Chamez entledigt

Chamez - Nahrungsmittel und Utensili-en, die man das ganze Jahr über benutzt (und die damit nicht koscherle Pessach sind), wie z. B. Zahnpasta, sollten in einem geschlossenen oder schwer zugänglichen Raum gelagert werden. Dieses Chamez sollte einem Nichtjuden verkauft werden. Fragen Sie Ihren Rabbiner vor Ort, wie die genaue Prozedur dafür durchgeführt wird. Putzen Sie das ganze Haus, damit jeder Krümel entfernt wird. Überprüfen Sie auch, ob Sie Chamez im Auto, im Büro (Schreib-tisch, Schubladen etc.), in der Kleidung, in Taschen (besonders bei Kindern) oder sonst wo haben. Müllbeutel sollten ent-fernt und erneuert werden.

Medizinschränkchen

Viele Arzneimittel, Sprays und Kosmeti-ka enthalten Chamez. Befragen Sie einen kompetenten Rabbiner oder Apotheker, was man an Pessach benutzen darf. Glei-ches gilt für Tiernahrung.

Die Küche vorbereitet

Um eine Küche für Pessach vorzubereiten, müssen wir sie vom Chamez kaschern.

Geschirr und Utensilien

Benutzen Sie spezielles Geschirr, Silber, Pfannen und andere Utensilien nur und speziell für Pessach. Falls nötig, können manche Dinge, die man das ganze Jahr über benutzt, auch an Pessach benutzt werden, wenn man sie vorher neu ka-schert. Fragen Sie Ihren Rabbiner um Rat.

Herd

Reinigen Sie jeden Teil Ihres Herdes. Erhit-zen Sie den Ofen bei der höchsten Tem-peratur für 1-2 Std. Erhitzen Sie alle elekt-rischen Teile des Herdes bis sie rot glühen. Es wird empfohlen, danach den Ofen und den Herd mit Aluminiumfolie zu bedecken.

Mikrowelle

Putzen Sie den Mikrowellenherd genau-estens. Füllen Sie einen Behälter, der 24 Stunden nicht benutzt wurde, mit Wasser. Machen Sie die Mikrowelle an und lassen Sie das Wasser verdampfen. Danach wi-schen Sie das Innere des Herdes aus. Um die Mikrowelle an Pessach zu benutzen, sollten Sie ein Stück Styropor oder irgend-eine andere dicke Unterlage zwischen den Boden des Herdes und das Geschirr legen. Wenn dann gekocht wird, sollte das Essen von allen Seiten bedeckt sein.

Spülbecken

Reinigen Sie das Spülbecken äußerst gründlich. Bevor Sie es kaschern, darf 24 Stunden lang kein heißes Wasser aus ei-nem Chamez Topf hineingelangen. Ko-chen Sie danach Wasser in einem sau-beren Topf, der 24 Stunden lang nicht benutzt wurde und gießen Sie das Wasser je 3x auf alle Seiten des Beckens inklusive des Abflusses. Bedecken Sie danach das Spülbecken.

Kühlschrank, Gefriertruhe, Schränke, Toiletten, Tische und Büffet

Reinigen Sie alles so, dass auch Reste und Verklebtes verschwinden. Anschließend legen Sie eine schwere Decke auf die Teile, die mit heißem Essen oder irgendwelchen Utensilien in Kontakt kommen.

Tischtücher und Servietten

Müssen gewaschen werden, aber ohne Stärke.

Chamez suchen und wie man es verbrennt

Organisieren Sie am Sonntagabend, den 17.04.2011, eine formelle Suche nach Chamez in Ihrer Wohnung mit einer Kerze. Es ist üblich, zehn kleine Stückchen Cha-mez in der gesamten Wohnung zu vertei-len, bevor man sich auf die Suche macht.

Der Segensspruch

Sprechen Sie folgenden Segen bevor Sie suchen:

Baruch Ata Adonai Eloheinu Melech Ha-Olam Ascher Kideschanu Bemizwo taw Weziwanu Al Bi-ur Chamez

(Gelobt bist Du, E-wige unser G‘tt, König des Universums, Der uns geheiligt mit Seinen Geboten und uns befohlen, Ge-säuertes zu entfernen.)

Die Suche

Danach gehen Sie mit der Kerze her-um und suchen in jedem Zimmer und allen anderen Räumen, in denen sich Chamez befinden könnte, wie etwa im Keller, in der Dachkammer, in der Ga-rage oder im Auto. Wenn die Suche beendet ist, sprechen Sie folgendes: Alles Gesäuerte oder irgendetwas Gesäu-ertes, das sich in meinem Besitz befindet und von mir nicht gesehen oder entfernt

LANDESRABBINER BENJAMIN D. SOUSSAN

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wurde, oder dessen ich nicht gegenwär-tig bin, möge vernachlässigt werden und besitzlos sein wie der Staub der Erde. Dann nehmen Sie das Chamez, das Sie bei der Suche gefunden haben. Bedecken Sie es sorgfältig und bewahren Sie es an einer besonderen Stelle auf, um es am nächsten Morgen zu verbrennen. Nahrungsmittel, die noch verkauft oder später gegessen werden sollen, müssen ebenso sorgfältig beiseitegelegt werden. Die Suche nach dem Chamez sollte übrigens auch am ei-genen Arbeitsplatz durchgeführt werden.

Verbrennen des Chamez

Verbrennen Sie am Montagmorgen, dem 18.04.2011, das Chamez, das Sie gefunden haben, oder das vom Frühstück übrig ge-blieben ist und das nicht mit dem anderen Chamez, das nicht an einen Nichtjuden verkauft und bei diesem verwahrt wird. Schauen Sie bitte auf den Pessach-Kalen-der, damit Sie die Zeitfrist ersehen können, wie lange man Chamez verbrennen darf.

MAZZA SCHMURA

»SCHMURA« bedeutet »beobachtet« und ist eine geeignete Beschreibung für diese Mazza (ungesäuertes Brot). Der verwende-te Weizen wird sorgfältig betrachtet und behütet, damit er vom Augenblick der Ern-te an nicht in irgendeinen Kontakt mit Was-ser kommt, denn sonst würde er zu gären beginnen. Das aber würde den Weizen für den Gebrauch an Pessach wertlos machen. Diese Mazzot sind rund, handgemacht und ähnlich den Mazzot, die die Kinder Israels auf ihrem Weg aus Ägypten ge-backen hatten. Sie werden unter strikter Überwachung gebacken, damit jede Mög-lichkeit eines Kontaktes mit Gesäuertem verhindert wird. Mazza Schmura sollte an beiden Seder-Abenden für die drei Mazzot auf der Seder-Platte verwendet werden.

Mazza, die Speise des Glaubens

Wir verließen Ägypten in großer Hast, so dass wir keine Zeit hatten, auf das Gären des Teiges zu warten. Daher aßen wir Maz-za, ungesäuertes Brot. Lediglich mit die-sem ungesäuerten Nahrungsmittel ausge-

stattet, vertrauten unsere Vorfahren treu dem Allmächtigen, dass Er die ganze Na-tion, Männer, Frauen und Kinder, mit Nah-rung versorgen wird. In Erinnerung daran essen wir an den ersten beiden Pessach-Nächten Mazza und erfüllen so das Gebot: Du sollst Mazza essen...

Die bescheidenste Nahrung

Die Mazza selbst symbolisiert den Glau-ben. Denn im Gegensatz zu Gesäuer-tem, wird die Mazza nicht mit Öl, Honig etc. angereichert. Es ist schlicht einfaches Getreide und Wasser, das nicht quellen darf. Ähnlich sind die einzigen ‹Bestand-teile› des Glaubens: Bescheidenheit und G‘ttesunterwürfigkeit. Dieser entsteht aus der Vergegenwärtigung unserer Nichtig-keit und geistigen Armut angesichts der unendlichen Weisheit unseres Schöpfers. Zur Verschönerung und Bereicherung Ih-res Pessach-Seder-Tisches ermöglichen wir Ihnen, wohlschmeckende, handgemachte Mazza Schmura zu erwerben. Für ein be-deutungsvolles und fröhliches Pessach sollten Sie Mazza Schmura auf Ihrem Se-der-Tisch haben.

Der Morgen vor Pessach

Am Montag, den 18.04.2011, darf Cha-mez nur ganz früh am Morgen geges-sen werden – bis zur angegebenen Zeit im Pessach-Kalender. Danach darf man nur koschere Pessach essen. Man isst jedoch keine Mazza vor dem Seder. Da dieses Jahr Erew Pessach am Samstag

ist, sollen alle Brösel und Chamez-Reste, die vom Frühstuck übriggeblieben sind, vor der im Pessach-Kalender angegebe-nen Zeit in der Toilette weggespült werden. Nachdem das Chamez endgültig weg-geräumt ist, spreche man dieses: Alles Gesäuerte, das in meinem Besitz ist, gesehen oder ungesehen, beachtet oder nicht, entfernt oder nicht, sei von nun an als nichtig angesehen und besitzlos wie der Staub der Erde.

Fasten der Erstgeborenen

Als der Allmächtige die Erstgeborenen Ägyptens schlachtete, verschonte er die erstgeborenen Kinder Israels. Darum fas-ten alle erstgeborenen Söhne oder Väter von Erstgeborenen, die noch unter 13 sind, am Tag vor Pessach, aus Dankbarkeit gegenüber dem Allmächtigen. Seit vielen Jahrhunderten ist es jedoch Brauch, das Fasten durch ein Festmahl zu unterbre-chen, um die Beendigung des Studiums eines Talmudbuches zu feiern. Dieses Fest findet normalerweise in der Synagoge statt. Kontaktieren Sie Ihre Synagoge und erkundigen Sie sich nach der genauen Uhrzeit.

Seder Vorbereitungen

Bereiten Sie vor Sonnenuntergang den Meerrettich und den Charoset für die bei-den Sedernächte vor. Für den zweiten Se-der sollen Tisch und Essensvorbereitungen erst nach dem Ende des ersten Jom Tows beginnen. Beachten Sie bitte die genaue

LANDESRABBINER BENJAMIN D. SOUSSAN

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Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens6

Zeit auf dem Pessach Kalender. Wir essen an Pessach keinerlei geröstetes Fleisch.

Sefirat Ha’Omer

Die Feiertage von Pessach und Schawuot sind miteinander verbunden: Pessach markiert unsere physische Befreiung (den Exodus aus Ägypten und die Geburt der jüdischen Nation) und an Schawuot er-hielten wir die Thora - die spirituelle Es-senz und geistige Befreiung des Jüdischen Volkes. Um diese Verbindung besonders hervorzuheben, zählen wir jeden einzel-nen der 49 Tage zwischen diesen beiden Feiertagen. Diese Zahlen, genannt Sefirat Ha‘Omer, drückt unser eifriges Zuvorkom-men beim Erhalt der Thora aus. Das Zählen beginnt am zweiten Abend von Pessach, unmittelbar nach Einbruch der Nacht, und wird von da ab jeden Abend fortgesetzt.

Die abschließenden Tage

Pessach dauert 8 Tage. Die letzten zwei sind ebenfalls Jom Tow. Pessach ist nicht vor dem Abend des 8.Tages zu Ende. Die genaue Zeit ist auf dem Pessach-Kalender vermerkt. Bis dahin darf kein Chamez ge-kauft oder gegessen werden.

MECHIRAT CHAMEZ – VERKAUF VON CHAMEZ

Es ist verboten, während der Pessach-Fei-ertage Chamez zu besitzen. Befindet sich während der Pessach Zeit Chamez im Be-sitz eines Juden, so ist dies nicht nur ein Verstoß gegen ein Torah-Gesetz, sondern macht das Chamez überdies wertlos für jeden späteren Gebrauch, sowie für jede Weiterverwendung anderer Art, wie zum Beispiel dessen Verkauf etc. ... Besitzt man daher irgendwelches Chamez, das man weder konsumieren, noch sonst wie vor Pessach verwenden kann, so muss man es vor dem Feiertag an einen Nichtjuden verkaufen. Befindet man sich in einer Not-lage und kann sein Chamez nicht vor der angegebenen Zeit verkaufen, so sollte man sich in dieser Frage an einen kompe-tenten Rabbiner wenden. Die rechtlichen Verwicklungen in diesem Zusammenhang sind mannigfach, da es sich ja hierbei um eine Übertragung von Eigentum handelt, und nur ein kompetenter Rabbiner soll-te mit ihrer Abwicklung vertraut werden. Füllen Sie bitte das folgende Formular aus und übergeben Sie es einem kompeten-ten Rabbiner, oder senden Sie es an unser Büro.

Bis spätestens 18.04.2011

Wir übernehmen dann – ohne Kosten für Sie – den Verkauf Ihres Chamez.

Pessach 5771 | 2011

Leschana haba’a, Bnej Chorin -

Am Montag, den 18. April 2011 feiern wir den ersten Sederabend.

Pessach wird auch Überschreitungsfest genannt, denn

»…es ist ein Überschreitungsopfer dem E’wigen zu Ehren, weil er in Ägypten über die Häuser der Kinder Israels hinweggeschritten ist.«

Pessach trägt auch die Bezeichnung »SE-MAN CHERUTENU« (Zeit unserer Freiheit).

G‘tt sprach zu Abram: 400 Jahre werden deine Nachkommen versklavt sein, sie werden Fremdlinge sein in einem Land, das nicht das ihre ist. 1.M.15,13:

vÉ®hvh rÉ h g©¥ g«Îh :or©t rnt«ÉHu ov tÉ .rÎt Wgr

v It¥n gr©t o«t UÉBgu oUgu

Jedoch wurden sie nach 210 Jahren aus Ägypten geführt.

Unsere Weisen sagen, es gab verschiede-ne Gründe, warum die Befreiung beschleu-nigt wurde.

Sie änderten nicht ihren ursprünglichen Namen –

Sie behielten ihre Ursprache (Hebräisch).

Sie lebten in Einigkeit, sie waren so einig wie ein einzelner Mann mit einem Herzen. jt jt aht Unter ihnen gab es keine ihruy - Daltorin - Pridatel – De-nunzianten.

Pessach ist ein Feiertag, der auf den Früh-ling fällt, umgeben mit vielen Symbolen, wie z.B. Mazza-Brot, Bitterkräuter, Seder-abend, »die vier Fragen«, vier Becher Wein, usw.

Pessach ist ein Feiertag mit strengen Be-stimmungen, mehr als eine Woche lang nur Ungesäuertes zu verzehren, nichts Gesäuertes in seinem Besitz zu haben. Alle

LANDESRABBINER BENJAMIN D. SOUSSAN

Vollmacht für den Verkauf von Chamez

Hiermit beauftrage ich Herrn Rabbiner Soussan mein Chamez vor Beginn des Pessachfestes 5771 zu verkaufen.

Name:

Adresse:

Datum: Unterschrift:

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und seiner Gemeinden 7

Ess- und Trinkprodukte werden streng nur mit dem Siegel »koscher für Pessach« gekauft, eine Großreinigung unserer Woh-nungen erfolgt gleich nach Purim, wo-bei Zimmer für Zimmer, Raum für Raum, Schrank für Schrank gesäubert und da-nach versiegelt wird. Nur Geschirr, das sich in siedendem Wasser koschern läßt, wird benutzt, ansonsten wird nur spezielles Pessachgeschirr erlaubt.

Der Sedertisch ist festlich gedeckt und die Tafel ist größer als gewöhnlich, denn an Pessach hat man im Allgemeinen mehr Gäste.

» Wen es hungert, der komme und esse«

Pessach - Eine Herausforderung für Groß und Klein.

Pessach ist nicht nur eine Pflicht der Er-wachsenen, sondern es ist eine der weni-gen Mitzwot, an der auch die Kinder sich aktiv beteiligen müssen. Wie oben schon erwähnt, steht bei 5 Moses, 6,20 geschrie-ben: »Wenn dein Sohn dich einst fragen wird...«. So beginnt das zweite Kapitel der Haggada mit den Fragen der Kinder. Und auch »Ma nischtana?«, die vier Fragen, werden vom jüngsten Familienmitglied gefragt. Um die Kinder wach zu halten, lässt man sie die Fragen stellen, versteckt man den Afikoman und fordert sie auf, ihn zu suchen.

In Marokko pflegte man, bevor man sich zum Seder niedersetzte, den Sederteller zu nehmen und ihn mehrere Male über den Köpfen aller Anwesenden zu schwingen, indem man sagte: »Bibhilo yazanu mi-miz-raim« - »In großer Eile zogen wir aus Ägypten«.

In anderen Gemeinden gab es den Brauch, dass sich eine Person vor Beginn des Se-ders eine Umhängetasche, in der Mazzot enthalten war, über die Schulter warf und an die Türe klopfte, woraufhin alle Anwe-senden fragten, wer da sei. Als Antwort er-hielten sie: »Ein Durchreisender!« Man fragte ihn: »Wie heißt du?«, die Antwort war: »Mein Name ist Israel«. »Von wo kommst du?« »Von einer langen Reise aus Ägypten«. »Wohin willst du?« »Nach Eretz Israel!« Daraufhin be-

grüßten ihn alle mit: »Baruch ha-ba!« (sei willkommen!), und ließen ihn herein. Jetzt begann die Haggada, die Pessacherzäh-lung mit »ha-lachma ania« (dieses Brot der Armut).

Und manche schrieben: »ke ha-lachrna anja« (so wie das Brot, das unsere Väter aßen). Aber es sei nicht wirklich das Brot. Der Grund ist der, dass, solange der heili-ge Tempel in Jerusalem stand, konnten wir stolz sagen. »Ke-halachma anja« (so wie), weil es uns gut ging, mit eigenem Tempel, eigener Stadt und eigenem Land. Seit der Zerstörung des Tempels ist es aber tatsäch-lich »ha-lachma ania«, denn es geht uns fast wie unseren Vorfahren in Ägypten.

Das Brot der Diaspora wird mit »ha-lach-ma anja« bezeichnet, denn es ist das glei-che Brot wie damals, es ist das Brot der Un-freiheit, das Brot der Versklavung.

Der Dubner Maggid bringt uns eine schö-ne Parabel zur Erklärung. Ein armer Mann ging als Trödler von Stadt zu Stadt, um alte Sachen zu sammeln und zu verkaufen. Immer kam er in seinen zerrissenen, alten Kleidern nach Hause. Die Familie lebte in bitterer Armut und hatte kaum etwas zu essen.

Eines Tages wurde dieser Mann sehr reich, wohnte nicht mehr im Slum, sondern in einer vornehmen Villa und gehörte zu den Reichsten und Angesehensten der ganzen Stadt. Alles, was ihn an seine armselige Ver-gangenheit hätte erinnern können, warf er weg. Nur seine Trödlerkleidung, die er jahrelang anhatte, behielt er und hob sie auf. Einmal im Jahr, an dem Tag, an dem er reich geworden war, verkleidete er sich und sah so arm wie damals aus. So klopfte er an seine Haustür, worauf die Familie ihn hereinließ. Aber in seinen Trödlertaschen waren keine alten Sachen, sondern die feinsten und wunderbarsten Geschenke, die man sich nur vorstellen konnte. Alle freuten sich an diesem Tag und waren sehr glücklich.

Eines Tages wendete sich das Blatt und das Glück verließ ihn. Er verlor alle Reichtümer und war so arm wie zuvor. Sogar seine Klei-dung hatte er verloren, so daß sein altes Gewand das einzige war, das ihm erhalten geblieben war. Traurig kam er nach Hause

und klopfte an seine Tür. Alle schauten ihn erwartungsvoll und freudig an, worauf er ihnen erklären musste, daß er so arm wie einst sei und das Gewand keine Verklei-dung darstelle sondern echt sei. So ist es auch bei uns. Es ist tatsächlich dasselbe Brot, das wir einst aßen.

Wir wollen hoffen, dass, genau wie unsere Väter durch die Einhaltung der Thora erlöst wurden, auch wir heute, an Pessach, erlöst werden. Denn die vier Gläser Wein, die wir an Pessach trinken, sind für die vier Erlö-sungen. Drei Erlösungen haben wir schon erfahren; die vierte ist die kommende und endgültige Erlösung (Abravanel).

Matzabrot: Das historische Ereignis des Auszuges der Israeliten aus der ägypti-schen Knechtschaft, bildet die Grundlage für den Verzehr des ungesäuerten Mazza-brotes.

Da die Kinder Israels keine Zeit hatten, ihr Brot zum Gären zu bringen, ist es noch heute Vorschrift, dass Juden am Pessach-fest sieben Tage lang ungesäuertes Brot essen.

Dies soll einerseits an die wunderbare Ret-tung erinnern, als auch die Solidarität des jüdischen Menschen mit den Ärmsten und Bedürftigsten zum Ausdruck bringen.

In der Bibel wird Matzabrot auch »Brot des Elends« (Deuteronomium 16,3) genannt. Der talmudische Gelehrte Rabbi Akiba sagte, es heißt nur deshalb Brot des Elends, um Teig auszuschließen, der mit Wein, Öl oder Honig geknetet wurde.

Die weiteren biblischen Quellen lauten wie folgt:

»Am ersten Tag müsst ihr allen Sauerteig aus euren Häusern weggeschafft haben« (Exo-dus. 12,15)

»Am vierzehnten Tag des ersten Monats, am Abend, sollt ihr ungesäuertes Brot essen.« (Exodus. 12,18)

»Sieben Tage soll Sauerteig nicht gefunden werden in euren Häusern.« (Exodus. 12,19)

»Kein gesäuertes Brot darf gesehen werden.« (Exodus. 13,7)

LANDESRABBINER BENJAMIN D. SOUSSAN

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Die Vorbereitungen zum Pessachfest und die Feier selbst sind durch zwei wesentli-che Tätigkeiten gekennzeichnet: das Fort-schaffen alles Gesäuerten und das Essen des ungesäuerten Brotes (Matza). Beides sind Gebote, die in der Bibel ausdrücklich erwähnt werden. Nach talmudischem Gesetz muss am 14. Tag des jüdischen Monats Nissan (März-April) jede Spur von Gesäuertem (Chametz) aus dem Hause geschafft worden sein. Chametz ist jede gesäuerte Speise, die aus Weizen, Gerste, Spelz, Roggen oder Hafer besteht.

Matza ist die Bezeichnung für einen Teig, der nicht mit Triebmittel versetzt ist und der so schnell wie möglich verbacken wer-den muß. Dieser Teig ist nur mit Wasser vermischt.

Es ist üblich, das Wasser am Vortag von ei-ner Quelle zu schöpfen und es über Nacht kühl zu lagern, so dass es am nächsten Tag frisch und kühl ist und die Gärung verzö-gert.

Matzabrot kann maschinell oder manuell hergestellt werden. Zur manuellen Herstel-lung des Matzabrotes nimmt man Mehl, das speziell für das Pessachfest gemah-len wird und man achtet darauf, dass das Geschirr, das zur Herstellung benutzt wird, möglichst neu ist und ausschließlich für Matza Herstellung verwendet wird.

Das kann eigentlich nicht der Freiheit ent-sprechen, wie wir sie im eigentlichen Sin-ne verstehen. Die Antwort lautet so:

»Ein freier Mensch (Freiheit) ist nur der, der sich mit dem Studium und der Erfüllung der Tho-ra beschäftigt.« (Sprüche der Väter 6.) Jeder von uns, der diese Befreiung aus Ägypten, aus dem Land der Knechtschaft, am 15. Nissan in sich fühlt und fünfzig Tage spä-ter, am 6.Siwan, die Simcha (Freude) von Matan Thora (Thoragebung) in sich spürt, für den ist es eine Selbstverständlichkeit, diese Gebote, die zwar mit viel Mühe und großen Anstrengungen verbunden sind, mit Freude zu erfüllen, denn letztendlich ist unser Hauptziel, diesen Abend mit un-serer Familie, den Sederabend mitsamt sei-nen Geboten und Traditionen zu erfüllen und zu verbringen.

Für die zusätzlichen Anstrengungen wird man zusätzlich belohnt, wie der Sohn Hehe in den Sprüchen der Väter sagte:

»Lefum za ´ara, agra - Je nach der Mühe der Lohn«

Ich wünsche Ihnen allen ein Chag Pessach, kascher we sameach!

Landesrabbiner Benjamin David Soussan

LESCHANA HABA’A, BEJERUSCHLAJIM HA-BENUJA

LANDESRABBINER BENJAMIN D. SOUSSAN

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und seiner Gemeinden 9

Baden-Baden

Feiertage

Das Jahr 5771 begannen wir nun schon zum dritten Male mit Rabbiner Shapira aus Raanana, Israel, als Chasan. Und auch Schabbat Schuwa und Jom Kippur amtier-te er als Chasan. Vor Sukkot verließ er uns wieder, um in Israel mit seiner Familie zu-sammen sein zu können.

Leider erlaubte uns das Wetter in diesem Jahr nicht, den gewünschten ausgiebigen Gebrauch von unserer Sukka zu machen.

Chanukka – s. ausführlicheren Bericht un-ten – und Purim wurden wie in den Vor-jahren fröhlich mit Musik und Tanz gefeiert. Die Vorbereitungen für Pessach laufen an.

Gedenkfeier

Anläßlich des 70. Jahrestages der Deporta-tion der Badener und Pfälzer Juden nach Gurs fanden mehrere Veranstaltungen in Baden-Baden statt. Wir luden ein zu einer feierlichen Gedenkstunde in der Synago-ge am Abend des 21. Oktobers unter Mit-wirkung von Pfarrer i. R. Hans-Ulrich Carl, Kantor Moshe Hayoun und Frau Angelika Schindler, Verfasserin des Buches „Der ver-brannte Traum“, das dem jüdischen Leben in Baden-Baden bzw. Vorgängerort von den ersten schriftlichen Erwähnungen im 13. Jahrhundert bis in die Gegenwart gewidmet ist. Drei ehemalige Mitglieder des Sinfonieorchesters des Südwestfunks Baden-Baden sorgten mit jüdischen Volks-liedern und Liedern von Gustav Mahler für eine passende musikalische Ergänzung. Die Gedenkstunde, an der auch der Baden-Badener Oberbürgermeister teilnahm, hin-terließ bei den Anwesenden einen spürbar tiefen Eindruck.

Auch bei der alljährlichen Feierstunde zum Gedenken an die Zerstörung der Sy-nagoge am 10. November 1938 bildete Gurs den Mittelpunkt. Frau Rita Althausen aus Mannheim berichtete das, was sie in all den Jahren von ihrem Vater, dem die Flucht aus Gurs gelungen war, woran sich

aber grausame Erlebnisse und Erfahrun-gen anschlossen, gehört hatte. Ihr sehr persönlicher Bericht wurde mit großer An-teilnahme aufgenommen.

Gemeindeleben

Für die Jugendlichen aus unserer Gemein-de, die in Berlin die Jewrovision besuchten, war der Abstecher in die Bundeshaupt-stadt ein Erlebnis. Für die Zukunft ist ein engeres Zusammengehen mit den Karls-ruher Jugendlichen geplant.

Dank des Staatsvertrages wird künftig auch für die älteren Gemeindemitglieder ein umfangreicheres kulturelles Programm möglich sein, wozu u. a. Ausflüge per Bus gehören, die sich besonderer Beliebtheit erfreuen.

Auch 5771/2010 wieder gelungene Chanukka Ver-anstaltung in Baden-Baden

Wie in den Jahren zuvor war es dank der Unterstützung des Markgraf-Ludwig-Gym-nasiums in Baden-Baden möglich, dort am 05.12. die traditionelle Chanukka Party der Israelitischen Kultusgemeinde Baden-Baden zu feiern.

Nach der Eröffnung durch die 1. Vorsit-zende, Frau Yehudit Pöschke, führte der 2. Vorsitzende, Herr Benjamin Vataman, auf deutsch und russisch durch das vielfältige Programm.

Neben einer Aufführung der Gemeinde-jugendgruppe sorgte ein musikalischer Alleinunterhalter mit Live Musik für Stim-mung bei Jung und Alt.

Nach der feierlichen Entzündung der Cha-nukkia schwangen die rund 200 Gäste noch bis in die Abendstunden das Tanz-bein zu den Klängen der Musik. Von tradi-tionell religiös bis hin zu modernem Eth-nopop aus Israel und Liedern aus der alten Heimat reichte das Spektrum munterer Weisen.

Wieder einmal ein gelungenes Fest in fa-miliärer Atmosphäre, das große wie kleine Gemeindemitglieder gerne besucht ha-ben.

Gemeinde Baden–Baden

GEMEINDEBERICHTE

Unsere Kinder beim Entzünden der Chanukkia

Gespannt beobachten die Anwesenden die Darbietung der Gemeindejugend

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EmmendingenGEMEINDEBERICHTE

Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens10

Jüdische Gemeinde Em-mendingen weiht jüdischen Friedhof in Offenburg ein

70 Jahre nach der Deportation der badi-schen Juden ins Lager nach Gurs hat Lan-desrabbiner Benjamin Soussan am 21. No-vember einen neuen jüdischen Friedhof in Offenburg eingeweiht.

Der Vorsitzende des Oberrates der Israeli-ten Badens, Wolfgang Fuhl, zitierte den ers-ten israelischen Ministerpräsidenten David Ben Gurion mit den Worten: »Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.« Von einem »besonderen Tag« sprach Viktoria Budy-akova, stellvertretende Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Emmendingen, zu deren Einzugsgebiet die Ortenau gehört.

Vor anderthalb Jahren hätten Offenburger Gemeindemitglieder die Initiative ergriffen und das Vorhaben noch unter ihrer Vor-gängerin Ute Teschemacher angestoßen. Gemeinsam mit der Friedhofsverwaltung wurde ein Standort gesucht und im Süden des Weingartenfriedhofs gefunden: Die Technischen Betriebe verwendeten diese Fläche bislang als Lagerplatz für den Fried-hof.

Von den 80 jüdischen Mitbürgern in Of-fenburg und Kreis Ortenau sind fast 70 Pro-zent über 60 Jahre. Auch wenn ihnen ein langes Leben vergönnt sein solle, müsse nüchtern in die Zukunft geschaut werden. Der neue Begräbnisort bietet Platz für 80 Grabstätten: »Es ist gut zu wissen, wo man würdig zur letzten Ruhe geleitet wird«, sagte Budyakova, deren besonderer Dank den Gemeindemitgliedern galt, die sich ehrenamtlich um das Anlegen des Areals kümmerten.

Nach jüdischem Verständnis sind Fried-höfe »Ruhestätten für die Ewigkeit«. Auf dem jüdischen Friedhof am Waldbach, der 1870 angelegt wurde, fand 1974 die letzte Beerdigung statt; danach gab es an dieser Stelle keinen Platz mehr für weitere Bestat-tungen.

Offenburger Juden wurden in den Fol-gejahren in Kehl oder in Emmendingen beerdigt. Jetzt besteht auch in Offenburg wieder die Möglichkeit, die Toten in un-mittelbarer Nähe zu Grabe zu tragen; äl-tere Angehörige brauchen keine mitunter beschwerliche Anfahrt mehr auf sich neh-men. Die Gräber sind nach Osten, nach Je-rusalem, ausgerichtet.

Oberbürgermeisterin Edith Schreiner erin-nerte an die jüdische Bezeichnung eines Friedhofs als guten Ort: »Wir hoffen, dass es für Sie ein guter Ort wird.« Von einem »freudigen Ereignis« sprach Wolfgang Fuhl, der aus Lörrach kam und als Vorsitzender des Oberrates eine erste Friedhofsein-weihung erlebte. Die deutsche jüdische Gemeinde sei die weltweit am stärksten wachsende. Dass das jüdische Leben nach Deutschland zurückgekehrt sei, dass es wieder jüdischen Schulunterricht gebe, bezeichnete er als »Wunder«.

Nicht verschweigen wolle er aber, dass an jedem Tag eines Jahres in Deutschland ein jüdischer Friedhof geschändet werde. Fuhl betonte, dass Offenburg vorbildlich zu seiner politischen Verantwortung stehe. Obwohl es keine eigene jüdische Gemein-de in der Stadt gebe, sei die Kommune Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft zur Erhaltung der Gräber in Gurs: »Das ist he-rausragend.«

Müssten sich Juden entscheiden, eine Syn-agoge oder einen Friedhof zu bauen, habe der Begräbnisplatz Priorität, führte Landes-rabbiner Benjamin Soussan aus: »Unsere Toten können nicht warten.« Gemeinsam mit dem Kantor der Israelitischen Gemein-de Freiburg, Josef Hayoun, und den männ-lichen jüdischen Besuchern schritt Sous-san sieben Mal die Friedhofsfläche ab.

Eva Mendelsson, die 1934 als Eva Cohn in Offenburg geboren wurde und die Depor-tation nach Gurs überlebt hatte, war extra aus Freiburg angereist, wo sie derzeit an ei-nem Seminar teilnimmt: »Ich musste her-kommen.« Sie sei froh, dass sie noch lebe und an diesem Neuanfang teilnehmen könne: »Ich hoffe und bete, dass dieser Ort nie geschändet wird.«

Gertrude Siefke, Badische Zeitung, 22.11.2010

Emmendingen

Gemeinde Emmendingen

Die stellvertretende Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Emmendingen Viktoria Budyakova hält eine RedeЗаместитель председателя Еврейской общины Эммендингена Виктория Будякова произносит речь

Von links nach rechts: Kantor Josef Hayoun, Vorsitzender des Oberrates der IRG Baden Wolfgang Fuhl, Landesrabbiner Benjamin Soussan, stellvertretender Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Emmendingen Ruslan Manashirov, Vorsitzender der Jüdischen Ge-meinde Emmendingen Jakob BrontfeynСлева направо: кантор Йосеф Хаюн, пред-седатель Высшего совета евреев Бадена Волфганг Фуль, земельный раввин Бенья-мин Суссан, заместитель председателя Еврейской общины Эммендингена Руслан Манаширов, председатель Еврейской общины Эммендингена Якоб Бронтфейн

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Emmendingen GEMEINDEBERICHTE

und seiner Gemeinden 11

Emmendingen

Еврейская община Эммен-дингена освящает еврей-ское кладбище в Оффен-бурге

Через 70 лет после депортации евреев Ба-дена в лагерь Гюрс земельный раввин Бе-ньямин Суссан освятил 21 ноября 2010 года новое еврейское кладбище в Оффенбурге.

Председатель Высшего Совета евреев Ба-дена Вольфганг Фуль процитировал слова первого израильского премьер-министра Давида Бен-Гуриона: «кто не верит в чудо, тот не реалист». Об особом дне говорила Вик-тория Будякова, заместитель председателя Еврейской общины Эммендингена и округа Ортенау.

Полтора года назад, когда Уте Тешемахер еще была председателем общины, члены общины Оффенбурга проявили инициативу и поддер-жали намерение открыть еврейское кладби-ще. Вместе с администрацией кладбища в Оффенбурге для него был найден участок в южной части кладбища в Вайнгартене. До сих пор промышленные предприятия использо-вали этот участок как место для склада.

Из 80-и еврейских сограждан в Оффен-бурге и округе Ортенау почти 70% стар-

ше 60 лет. Даже если им суждена еще долгая жизнь, все равно нужно трезво смотреть в будущее. Новый участок кладбища предлагает место для 80 за-хоронений: «Очень хорошо, когда люди знают, где их проводят к месту послед-него успокоения», - сказала Будякова и выразила особую благодарность членам общины, которые на общественных на-чалах позаботились о подготовке участ-ка. Согласно иудаизму, кладбище явля-ется местом успокоения в вечности. На еврейском кладбище в Вальдбахе, кото-рое было заложено в 1870 г., в 1974 г. со-стоялось последнее захоронение; затем на этом участке не было больше площа-ди для захоронений.

Евреев Оффенбурга в последующие годы хоронили в Келе или в Эммендин-гене. Теперь в Оффенбурге существует вновь возможность, похоронить усоп-ших в

непосредственной близости от города; пожилым членам семьи не нужно будет долго добираться до кладбища. Могилы на еврейском кладбище расположены по направлению к Иерусалиму – на вос-ток.

Обер-бургамистр Оффенбурга Эдит Шрайнер напомнила о еврейском пони-мании кладбища как достойного места: «Мы надеемся, что это для вас будет дей-ствительно достойным местом». О «зна-менательном событии» говорил Воль-фганг Фуль, который приехал из Лёрраха и, в качестве представителя Высшего Совета, впервые участвовал на освяще-

нии кладбища. Еврейская община Гер-мании - среди самых быстро растущих еврейских общин в мире. Тот факт, что еврейская жизнь вернулась в Германию, и что вновь проводятся занятия по иуда-изму, он назвал «чудом». Но он не стал замалчивать тот факт, что каждый год в Германии оскверняется еврейское клад-бище. Фуль подчеркнул, что Оффенбург образцово относится к своей политиче-ской ответственности. Хотя в городе не существовало своей еврейской общины, коммуна была членом рабочего обще-ства для сохранения могил в Гюрсе: «Это примечательный факт».

«Когда евреи должны выбрать между по-стройкой синагоги и кладбищем, место захоронения имеет приоритет, - заявил земельный раввин Беньямин Суссан. – Наши усопшие не могут ждать». Вместе с кантором еврейской общины Фрайбурга Йосефом Хаюном и присутствовавшими мужчинами-евреями раввин Суссан, в соответствии с еврпейской традицией, обошел семь раз участок кладбища.

Эва Мендельссон, которая в 1934 г. под именем Эва Коэн родилась в Оффенбур-ге и пережила депортацию в Гюрс, спе-циально приехала из Фрайбурга, где она в настоящее время принимает участие в семинаре: «я должна была приехать». По ее словам, она рада, что еще жива и может принять участие в этом новом на-чинании. «Я надеюсь и молюсь, чтобы это место никогда не было осквернено».

Gertrude Siefke, Badische Zeitung, 22.11.2010

Gemeinsam mit dem Kantor Josef Hayoun, und den männlichen jüdischen Besuchern schritt Landesrabbiner Benjamin Soussan sieben Mal die Friedhofsfläche ab. Вместе с кантором Йосефом Хаюном и присутствующими мужчинами земельный раввин Беньямин Суссан обходит кладбище.

Landesrabbiner Benjamin Soussan und Kantor der Israelitischen Gemeinde Freiburg, Josef Hayoun weihen einen neuen jüdischen Fried-hof in Offenburg einЗемельный раввин Беньямин Суссан и кан-тор еврейской общины Фрайбурга Йосеф Хаюн освящают новое еврейское кладби-ще в Оффенбурге

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Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens12

Emmendingen

»Studentin, Jüdin, Tänzerin, einfach eine Schöne«

»Studentin, Komsomolzin, Spоrtlerin, einfach

eine Schöne«, dieser bekannte Spruch aus der

berühmten sowjetischen Komödie »Kaukasi-

sche Gefangene« kann man mit einigen Än-

derungen auf Karina Gitina beziehen: »Stu-

dentin, Jüdin, Tänzerin, einfach eine Schöne«.

Im November diesen Jahres bekam sie die

beste Note an der Freiburger Universität für

das Diplom im Bereich der Informatik. Ein Teil

ihrer Diplomarbeit wurde im Konferenzband

einer internationalen wissenschaftlichen

Konferenz veröffentlicht. Einige Tage nach

der Abgabe des Diploms verblüfften Karina

und ihre Schülerinnen, die Mitglieder der ori-

entalischen Tanzgruppe »Salome«, mit ihrer

Meisterschaft die Gäste unseres Chanukka-

Balls. Wir gratulieren Karina herzlich zum Di-

plom und nehmen die Gelegenheit wahr, ihr

in diesem wichtigen Augenblick ihres Lebens

einige Fragen zu stellen.

Karina, wie gelingt es Dir, das Studium, das Interesse an der jüdischen Kultur und den ernsten Tanz-Unterricht zu kombinieren? Wie hat alles angefan-gen?

Unsere Familie lebte in der ukrainischen Großstadt Saporozhje. Ende der 1990-er Jahre war das jüdische Leben dort sehr rege. Ich besuchte das jüdische nationa-le Schulgymnasium »Alef.« Das war eine elitäre Schule mit den besten Lehrern in allen Fächern. Zusätzlich zu dem Stan-dardprogramm lernten wir Hebräisch (mit israelischen Lehrern), Jiddisch, Jüdische Geschichte, Tradition, Geographie Israels. Im Musikunterricht sangen wir israelische Lieder, und in der großen Pause tanzten wir israelische Tänze. Wir feierten jüdische Feste, führten Theaterstücke auf: Ich erin-nere mich noch, wie ich Matitjahu Chas-monäer mit geklebtem Bart spielte! In den höheren Schulklassen begann ich, in der Synagoge zu arbeiten: Ich habe Kinder unterrichtet und übersetzte, wenn Gäste aus Israel kamen. Im Jahr 1997, als ich die Schule beendete und die Medaille bekam,

unterrichtete ich im Ulpan bei uns in Sapo-rozhje Hebräisch. Später wurde ich die Di-rektorin des Ulpans.

Warst Du bereits in Israel?

Natürlich! In den Schuljahren reiste ich nach Israel zu den Jugendseminaren. Wäh-rend meiner Ulpan-Arbeit, nachdem ich die Schule beendet hatte, nahm ich an einem einmonatigen Kurs in Israel teil, um dann in der Ukraine Vorträge über den Ho-locaust zu halten. Dieses Thema war unse-rer Familie besonders nah: Mein Großvater, Peter Perel, war als Kind Insasse in Dachau und hat überlebt.

Was war nach der Beendigung der Schule?

Ich bekam einen Studienplatz an der Tech-nischen Universität in Saporozhje an der Fakultät für Physik und Ingenieurwesen. Trotz überragender Studienleistungen, wollte ich einige Male das Studium hinzu-schmeißen.

Warum? Warst Du von Deiner Berufs-wahl enttäuscht?

Nein, aber ich war mit dem Antisemitis-mus konfrontiert! Unter meinen Kommi-litonen waren ausgeprägte Antisemiten. Mehrmals fand ich Flugblätter mit dem David-Stern, über dem ein Hakenkreuz gemalt war. Einige Lehrer konnten in der Prüfung direkt fragen: Welche Volkszuge-hörigkeit haben Sie? Und die Note hing von der Antwort ab! Ich lernte aber mit Erfolg. Übrigens kann ich sagen, dass die

Studenten in Deutschland ausgelasteter sind als in der Ukraine.

Warum hat Eure Familie Deutschland ausgewählt?

Wir mussten an unsere Großeltern denken, die alt und krank sind; sie hätten das israe-lische Klima nicht so gut ertragen können. Als ich 4 Semester lang studiert hatte, was in Deutschland als Abitur angerechnet wird und zum Studium an der Universität berechtigt, sind wir alle zusammen nach Deutschland ausgewandert.

Und du musstest noch eine Fremdspra-che lernen, Deutsch...

Ja, ich wollte keine Zeit verlieren und habe selbst einen Deutschkurs bezahlt. Später kam noch ein Kurs vom Arbeitsamt dazu. Als ich ein halbes Jahr zur Universität ging, um den Sprachkurs für ausländische Stu-denten zu machen, sagte mir der Sachbe-arbeiter: »Welcher Sprachkurs? Sie können bereits hervorragend Deutsch, stellen Sie doch den Antrag auf den Studienplatz an der Universität!« Ich muss sagen, dass ich Glück hatte: In Freiburg gibt es eine ganz starke Informatik-Fakultät, an der ich einen Studienplatz bekam. Natürlich arbeitete

Karina Gitina mit ihrem Großvater Peter Perel, dem ehemaligen minderjährigen Insassen DachausКарина Гитина и ее дед Петр Перель, быв-ший малолетний узник Дахау

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Emmendingen GEMEINDEBERICHTE

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ich ständig an der Verbesserung meines Deutschniveaus. Meine zweite Fachrich-tung war BWL. Es war für mich nicht ein-fach mit dem Studium, aber ich vereinigte das Studium mit der Arbeit in meinem Be-ruf. In den letzten beiden Jahren hielt ich mit den Studenten praktischen Unterricht ab.

Karina, obwohl Du so beschäftigt bist, kommst Du zu den Veranstaltungen der Gemeinde und zu den Festen, lei-test den Kurs für den orientalischen Tanz. Was bedeutet das Judentum für dich?

Die Verbindung mit der Gemeinde ist für mich lebensnotwendig. Ich lebe in der deutschen Gesellschaft, und es ist für mich wichtig, hier nicht verloren zu gehen. Für mich ist es wichtig zu empfinden, wer ich bin. Ich fühle mich als Jüdin, die Frage nach meiner religiösen und nationalen Zugehörigkeit ist nicht einfach eine Ein-tragung in meinen Papieren. Mein Kontakt mit dem Judentum begann mit den Erzäh-lungen meines Großvaters über Dachau (übrigens, als er nach Dachau zum Treffen mit den Holocaust-Überlebenden fuhr, be-gleitete ich ihn). Mein Judentum durchlitt ich in den Konfrontationen mit dem Anti-semitismus in der Ukraine. Damals begann ich die Regeln des Kaschrut einzuhalten und gebe es bis heute nicht auf. Ich kom-me nicht in die Gemeinde, weil es meine Pflicht ist, sondern weil ich mich da wohl fühle. Ich wollte schon immer etwas Nütz-liches für die Gemeinde tun, etwas, was die Menschen interessiert und was ich gut kann.

Du hast angefangen, orientalischen Tanz zu unterrichten. Wie hast du mit diesem Hobby begonnen?

Die orientalische Kultur und der Tanz ins-besondere interessierte mich bereits in der Schule. Der Orient zog mich immer an, und ich tanzte gerne, bereits seit meiner Kind-heit. In Deutschland begann ich, die Tanz-schule in Freiburg zu besuchen; jedoch gefiel es mir nicht, dass die Lehrerin we-nig vom kulturellen Hintergrund erzählte. Ich erlernte das autodidaktisch: Ich nahm Privatstunden, las über die Geschichte des orientalischen Tanzes, sah Lernvideos. Der moderne klassische Bauchtanz hat antike

Wurzeln, zu seiner Entwicklung trugen verschiedene orientalische Länder bei, das ist das Ergebnis der Synthese verschie-dener Kulturen. Er entstand nicht für die Unterhaltung, sondern als ritueller Tanz. Er entwickelt die Muskeln, verbessert die Körperplastik, verleiht einem das Gefühl der Weiblichkeit, wirkt positiv auf die Ge-sundheit der Frauen. Meine Schülerinnen gehören zu verschiedenen Altersstufen; sie alle sagen, dass unser Unterricht ihnen hilft, ihre gesundheitlichen Probleme zu lösen.

Deine Können und das Können Deiner Schülerinnen wächst ständig, davon konnten wir uns auf dem Ball vor kur-zem überzeugen. Wie habt ihr das er-reicht? Wie lange tanzt ihr schon?

Vor fast dreieinhalb Jahren hat mich Ute Teschemacher, die damalige Vorsitzende der Gemeinde, angerufen und gebeten, auf dem Purim-Fest zu tanzen. Ich habe gerne zugesagt. Nach der Aufführung ka-men meine jetzigen Schülerinnen zu mir und sagten: »Wir wollen auch so tanzen! Unterrichte uns!« Seitdem üben wir jeweils

Karina Gitina tanzt am Abend, der dem 60. Jahrestag des Staates Israel gewidmet war. September 2008 Карина Гитина танцует на вечере, посвященном 60-летию государства Израиль. Сентябрь 2008

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Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens14

Emmendingen

anderthalb Stunden sonntags. Der Unter-richt verläuft sehr intensiv, manchmal sind die Mädels erschöpft und bitten um Erbar-men, jedoch bin ich eine strenge Lehrerin! Mich freut es, dass meine Schülerinnen so eifrig lernen, ich bin stolz auf sie!

Karina, vielen Dank für das Interview. Noch ein Mal herzlichen Glückwunsch zum Diplom im Namen der Gemeinde, ich wünsche Dir alles Gute!

Interview: Marina Agranovskaya

«Студентка, еврейка, тан-цовщица, наконец, просто красавица»

«Студентка, комсомолка, спортсмен-

ка, наконец, просто красавица» - эту

известную фразу из знаменитой со-

ветской комедии «Кавказская пленни-

ца» можно с некоторыми изменениями

адресовать Карине Гитиной: студентка,

еврейка, танцовщица, наконец, просто

красавица. В ноябре этого года она с

оценкой «отлично» защитила во Фрай-

бургском университете диплом по спе-

циальности информатика. Часть ее ди-

пломной работы была опубликована на

интернациональной научной конферен-

ции. А уже через несколько дней после за-

щиты Карина и ее ученицы - участницы

ансамбля восточного танца «Саломе»

- поразили своим мастерством гостей

нашего Ханука-бала. Сердечно поздрав-

ляем Карину с защитой диплома и поль-

зуемся случаем задать ей несколько во-

просов в этот важный момент ее жизни.

Карина, тебе удается сочетать уче-бу, интерес к еврейской культуре, серьезные занятия танцами. Как все начиналось?

Наша семья жила в крупном украинском городе Запорожье. В конце 1990-х гг. там была бурная еврейская жизнь. Я училась в Еврейской национальной школе-гим-

назии «Алеф». Это была элитная школа с прекрасными учителями по всем пред-метам, и в дополнение к стандартной школьной программе мы изучали иврит (его преподавали израильтяне), идиш, еврейскую историю, традиции, геогра-фию Израиля. На занятиях музыкой мы пели израильские песни, а на большой перемене вместе танцевали израиль-ские танцы. Мы отмечали еврейские праздники, ставили спектакли – я, пом-ниться, однажды играла Маттитьяху Хас-монея с приклеенной бородой!

В старших классах школы я начала ра-ботать в синагоге: занималась с детьми, переводила, когда приезжали гости из Израиля. В 1997 г., закончив школу и став первой медалисткой, я начала вечерами преподавать иврит в ульпане у нас в За-порожье. Co временем я стала директо-ром ульпана.

Бывала ли ты в Израиле?

Конечно! В школьные годы я ездила в Израиль на семинар для молодежи. Во время моей работы в ульпане, уже после окончания школы, я прошла в Израиле месячный курс обучения, чтобы затем читать на Украине лекции о Холокосте. Эта тема особенно близка нашей семье: мой дедушка, Петр Перель, был малолет-ним узником Дахау и чудом выжил.

Что было после окончания школы?

Я поступила в Запорожье в Технический университет на инженерно-физический факультет. Несмотря на отличные успехи, несколько раз было желание бросить учебу.

Почему? Ты разочаровалась в выбо-ре профессии?

Нет, но я лицом к лицу столкнулась с ан-тисемитизмом! Среди моих сокурсников были отъявленные антисемиты. Сколь-ко раз мне подбрасывали листовки со звездой Давида, поверх которой была нарисована свастика! А преподаватели, которые прямо в лицо на экзамене мог-ли спросить: какой Вы национальности? И поставить оценку в зависимости от ответа! Но я, тем не менее, учи-лась отлично. Забегая вперед, скажу, что

в Германии нагрузка у студентов гораздо более серьезная, чем на Украине.

Почему ваша семья выбрала Герма-нию?

Мы должны были думать о бабушке с де-душкой, они очень пожилые и больные люди, тяжелый климат Израиля был бы для них губителен. Когда я отучилась 4 семестра, которые в Германии засчиты-ваются как «абитур» и дают право по-ступать в Университет, мы всей семьей уехали в Германию.

И тебе пришлось учить еще один иностранный язык, немецкий…

Да, я, не теряя времени, пошла на плат-ные курсы, а потом к ним добавились обязательные курсы от Агентства по тру-ду. В общем, когда через полгода после приезда я пришла в университет, чтобы поступить на языковые курсы для сту-дентов-иностранцев, человек, который принимал документы, сказал: «Какие языковые курсы? Вы уже прекрасно знаете язык, пишите заявление на посту-пление в университет!» Надо сказать, что мне повезло – во Фрайбурге очень силь-ный факультет информатики, на который я и поступила. Конечно, немецкий язык я постоянно совершенствовала. Вторая моя специальность - экономика. Учить-ся, как я уже говорила, было совсем не просто, но я сочетала учебу с работой по специальности. Последние два года учебы вела со студентами практические занятия.

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Карина, ты, несмотря на свою заня-тость, участ-вуешь в мероприятиях общины, приходишь на праздники, ведешь курсы восточного танца. Что для тебя значит иудаизм?

Связь с общиной жизненно необходима для меня. Я живу в немецком обществе, и мне важно не потеряться в нем. Мне важно ощущать, кто я. Я чувствую себя еврейкой, вопрос моей религиозной и национальной принадлежности - это для меня не просто запись в докумен-тах. Моя встреча с еврейством началась с нашей семейной истории - рассказов деда о Дахау (кстати, когда он ездил в Дахау на встречу переживших Холокост, я сопровождала его). Мое еврейство вы-страдано в столкновениях с антисеми-тизмом на Украине. Именно тогда я нача-ла соблюдать кашрут и не отказываюсь от этого по сей день. Я прихожу в общину не из чувства долга, а с удоволь-ствием. Мне всегда хотелось делать для общины что-то полезное – что было бы интересно людям и что хорошо умею делать я.

И ты стала преподавать восточный танец. Как началось это твое увлече-ние?

Культура Востока и особенно танец ин-тересовали меня еще в школе, Восток всегда притягивал меня, а танцевать я люблю с детства. В Германии я нача-ла посещать танцевальную школу во Фрайбурге, но меня не устраивало, что преподавательница мало рассказывала нам о танце как о явлении культуры. И я занялась самообразованием: брала уро-ки, читала об истории восточного танца, смотрела видеофильмы. Современный классический танец живота имеет древ-ние корни, в его развитие сделали вклад многие страны Востока, это плод синтеза разных культур. Он возник вовсе не для развлечения, а как ритуальный танец. Танец живота развивает мышцы, совер-шенствует пластику тела, дарит ощуще-ние женственности, он очень полезен для женщин. Мои ученицы – женщины разных возрастов, все как одна говорят, что наши занятия помогают им решать проблемы со здоровьем.

Твое мастерство и мастерство твоих учениц продолжает расти, в этом мы убедились на нашем недавнем балу. Как удается этого добиться? Сколько лет вы занимаетесь?

Как-то раз почти три с половиной года назад мне позвонила Уте Тешемахер, тогдашний председатель общины, и по-просила выступить с танцем на празд-новании Пурима. Я с удовольствием согласилась. После выступления ко мне пришли мои теперешние ученицы и сказали: «мы тоже хотим так танцевать! Научи нас!» С тех пор мы занимаемся полтора часа по воскресеньям. Занятия проходят очень интенсивно, иногда де-вочки просто изнемогают и просят по-щады, но я - строгая учительница! Меня радует, что мои ученицы занимаются так упорно, я горжусь ими!

Карина, спасибо за интервью. Еще раз поздравляю тебя от имени об-щины с защитой дипломной работы и желаю тебе всего самого лучшего!

Интервью: Марина Аграновская

Chanukka-Ball 2010.Orientalischer Tanz in der Interpretation der Tanzgruppe »Salome«Ханука-бал 2010. Восточный танец в интерпретации танцевальной группы «Саломе»

Karina mit der Tanzgruppe »Salome«.Карина с танцевальной группой «Саломе»

Karina Gitina tanzt am Chanukka-Ball 2010Карина Гитина танцует на Ханукка-балу 2010

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Heidelberg

Auftritt im jüdischen Altenzentrum Frankfurt

Als die Tanzgruppe »Chaverim« des Kin-der- und Jugendzentrums »Simcha« er-fuhr, dass es in Frankfurt a. M. ein jüdisches Altenzentrum gibt, beschlossen alle zu-sammen, den Leuten dort einen Besuch abzustatten und ihnen mit einem Konzert den Tag zu versüßen. Auch der 11-jährige Leo Esselson, ein unglaubliches Geigen-talent, sollte mitkommen. So wurde das Konzert noch abwechslungsreicher und professioneller. Die Tanzgruppe stellte ein Programm zusammen, das viele israelische Tänze sowie zwei Kindertänze zu russischer Musik enthielt. An diesem Programm wa-ren 16 Kinder und Jugendliche im Alter von 4 bis 16 Jahren beteiligt.

Nachdem alle Tänze perfekt einstudiert, die Musik geschnitten, die Requisiten vor-bereitet und die Kostüme gekauft waren, musste nur noch ein Termin gefunden werden. Nach einigem Hin und Her wurde

das Konzert auf den 21. November 2010 gelegt.

Mit einem Reisebus fuhren die Kinder und Jugendlichen – teilweise mit Begleiter – und die Madrichim nach Frankfurt. Das Konzert verlief erfolgreich und kam bei dem Publikum sehr gut an. Leo Friedman, der Leiter des Altenzentrums, bedankte sich bei den Teilnehmern und den Madri-chim. Als Abschluss des gelungenen Tages gab es ein extra kinderfreundliches Essen für alle. Die Kinder und Jugendlichen sind den Mitarbeitern des Altenzentrums für den warmherzigen Empfang sehr dankbar.

Anna Schwarzmann

Lebensfreude

Am Sonntag, den 21.11.10 kamen Gäste aus Heidelberg in das Altenzentrum der Jüdi-schen Gemeinde Frankfurt. Es waren viele kleine und auch größere Tänzer und Künstler, die den Heimbewohnern eine Freude berei-ten wollten mit ihrer Darbietung und ihrem doch schon sehr professionellen Können.

Der Festsaal war mit Bewohnern aus allen Wohngruppen des Hauses voll besetzt.

Man konnte beobachten, wie die Bewoh-ner an den kleinen Menschen mit ihren Stofftieren ihre Freude hatten.

Die Tanzgruppen luden zum Mitsingen und Träumen ein. Besonders die Tanzeinla-gen der Tanzpaare sind dabei zu erwähnen, die mit großer Sicherheit und Können die Schrittfolgen eines Tangos oder Walzers darboten. Hierzu gehört viel Übung, was auch von allen mit Beifallskundgebungen gewürdigt wurde.

Sehr professionell und auf einem sehr ho-hen Niveau war auch die Darbietung von Leo Esselson auf der Geige. Im Saal wurde es ganz ruhig und still und alle hörten dem jungen Geiger ganz konzentriert zu.

Gemeinde Heidelberg

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Heidelberg

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Heidelberg

Dieser Besuch wird uns allen noch lange in Erinnerung bleiben. Wir bedanken uns für die gelungene Vorstellung bei Diana Schwarzmann, der Leiterin der Tanzgruppe, bei Anna Bychovski, Madricha der Gruppe und bei Galina Dohayman, die alles so wunderbar organisiert hat.

Sofie Lewinson Chefsekretariat des Altenzentrums

der Jüdischen Gemeinde Frankfurt a. M.

Kinderkunst-AG in der Jüdischen Kultusgemeinde Heidelberg

»Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt«

Albert Einstein

Unsere AG gibt es seit einem Jahr. In einer der Kreativität und Phantasie fördernden Atmosphäre lernen die Kinder, über das konkrete Bild hinaus zu sehen. Sie lernen ihre Gefühle und Ideen bildlich zum Aus-druck zu bringen. Das Ziel unserer Arbeit ist die Entwicklung von Phantasie, die Unter-stützung von kreativen Ideen, das Erlernen von Kunstgriffen und Techniken, die Arbeit mit Аquarell, Acryl, Lehm, Pastell etc. sowie das Erlernen vom Kompositionstechniken. Zudem bemühen wir uns darum den Kin-dern durch Bilder von Künstlern, insbeson-

dere jüdischen Künstlern, aus unterschied-lichen Epochen, tieferes Kunstverständnis zu vermitteln. Einen Schwerpunkt bildet die Darstellung der jüdischen Feste, Ritu-ale und Traditionen in der Kunst. Die AG besuchen Kinder im Alter ab fünf Jahren.

Die Kunst-AG wurde vom Vorstandsmit-glied Halyna Dohayman gegründet, die mit Kompetenz und Leidenschaft sich um Erziehung der Kinder kümmert. Die Durch-

führung der Kunst-AG hat eine professio-nelle Künstlerin übernommen. Mit großer Freude besuchen die Kinder die Kunst-AG. Zu jüdischen Feiertagen wurden Bilder von den Kindern ausgestellt, die Gemein-demitglieder mit Begeisterung angesehen haben.

Eleonora Robsmann Leiterin der Kunst-AG

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GEMEINDEBERICHTE

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Heidelberg

Детская художественная студия при еврейской общине города Гейдель-берга

»Воображение важнее, чем знания. Зна-ния ограничены, тогда как воображение охватывает целый мир.«

Альберт Эйнштейн

Наша студия существует уже больше года. В непринужденной творческой ат-мосфере дети учатся не только смотреть, но и видеть. Они пытаются выразить свои чувства и идеи в цвете и форме. Развитие фантазии и поддержка новых идей – вот основное направление нашей работы.

Цель наших занятий также – обучение основам изобразительных приемов и техник, работа с натуры, работа с раз-личными материалами (акрил, акварель, пастель, глина), изучение основ компо-зиции, перпективы, светотехники.

Мы стараемся ввести детей в мир искус-ства через знакомство с произведениями художников разных стран и и народов, особенно еврейских художников. Охва-тываются различные темы, в том числе еврейские традиции и праздники. Студию посещают дети с пятилетнего возраста.

Организовала студию член правления общины, активный, любящий свое дело и чуткий к детям педагог Алла Догайман. Занятия проводит профессиональный художник-преподаватель.

Дети с большим интересом посещают занятия изостудии. К еврейским празд-никам были организованы выставки дет-ских работ, которые радовали посетите-лей общины.

Элеонора Робсман Руководитель изостудии

Allen Mitgliedern

der Gemeinden der IRG Baden

wünschen wir

ein koscheres Pessachfest.

Leschana haba-a biruschalajim!

Jüdische Kultusgemeinde Heidelberg K.d.ö.R.

Gottesdienstzeiten Pessach 5771

Freitag, 15. April 2011:

Kerzenzünden: 19.58 Uhr Kabbalat Schabbat: 20.00 Uhr

Samstag, 16. April 2011: Schabbat Hagadol

Schacharit: 9.30 Uhr Mincha: 14.00 Uhr, Ausgang: 21.09 Uhr

Montag, 18. April 2011: Erew Pessach

Fasten der Erstgeborenen: Beginn um 4.40 Uhr Chamez zu essen ist erlaubt bis 10.19 Uhr Chamez-Verbrennen bis 11.51 Uhr. Kerzenzünden: 20.03 Uhr Gottesdienst: 20.00 Uhr im Anschluss GEMEINDE-SEDER

Dienstag, 19. April 2011: Pessach 1. Tag

Schacharit: 9.30 Uhr Mincha / Maariw: 20.00 Uhr, 2. Seder zu Hause, Beginn der Omer-Zählung.

Mittwoch, 20. April 2011: Pessach 2. Tag, 1. Omer

Schacharit: 9.30 Uhr Mincha / Maariw: 20.00 Uhr, Ausgang 21.16 Uhr

Freitag, 22. April 2011: Chol Hamo’ed Pessach 2. Tag, 3. Omer

Kerzenzünden: 20.09 Uhr Gottesdienst: 20.00 Uhr

Samstag, 23. April 2011: Schabbat Chol Hamo’ed Pessach, 4. Omer

Schacharit: 9.30 Uhr Mincha: 14.00 Uhr, Ausgang: 21.21 Uhr

Sonntag, 24. April 2011: Chol Hamo’ed Pessach 4. Tag, 5. Omer

Kerzenzünden: 20.12 Uhr Gottesdienst: 20.00 Uhr

Montag, 25. April 2011: Pessach 7. Tag, 6. Omer

Schacharit: 9.30 Uhr Mincha / Maariw: 20.00 Uhr

Dienstag, 26. April 2011: Pessach 8. Tag, 7. Omer

Schacharit: 9.30 Uhr Jiskor und Matnas Jad Mincha: 14.00 Uhr, Pessach-Ausgang: 21.27 Uhr

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GEMEINDEBERICHTE

Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens20

Karlsruhe

פסח כשר ושמח !

Vorstand und Mitarbeiter der Jüdischen

Kultusgemeinde Karlsruhe wünschen allen

Gemeindemitgliedern, allen Juden in Baden

und in der ganzen Welt ein koscheres und

fröhliches Pessach!

Aus dem Gemeindeleben

Die traditionelle Aufgabe der Jüdischen Kul-

tusgemeinde Karlsruhe bleibt unverändert,

vorrangig ist die Religion, daneben gibt es

Feiern zu jüdischen Festen, viele Kulturver-

anstaltungen, Sozialarbeit und auch die

Jugendarbeit wird derzeit verstärkt. In den

letzten Monaten wurden in der Synagoge

Freitagabends und Samstagmorgens Schab-

bat-G‘ttesdienste, sowie jeden Montag und

Donnerstag am Morgen Schacharit-Gebete,

ständig durchgeführt. Die jüdischen Feste

Simchat Thora, Chanukka-Feier (für Kinder

und Erwachsene), Tu Bischwat – Neujahrs-

tag der Bäume und zwei Purim-Feste (Kinder

und Erwachsene) wurden gefeiert. Am 9. No-

vember 2010 wurde anlässlich der Reichspo-

gromnacht ein Gedenkgebet und Kaddisch

und am 14. November (Volkstrauertag) eine

Kranzniederlegung auf dem jüdischen Fried-

hof durchgeführt.

Einstellung eines Rabbiners

Herausragendes Ereignis war sicherlich die Einstellung eines hauptamtlichen Rabbi-ners, nachdem die jüdische Gemeinde aus finanziellen Gründen viele Jahre ohne eine solche Stelle auskommen musste. Von den 15 Kandidaten, die sich um die Stelle be-worben hatten, wurden vier durch den Ge-samtvorstand ausgewählt, um sich sowohl beim Vorstand als auch der gesamten Ge-meinde an einem Schabbat vorzustellen. Sowohl die Mitglieder des Vorstands als auch die anwesenden Gemeindemitglie-

der sprachen sich einmütig für Rabbiner Zeev-Wolf Rubins aus, der sich ebenfalls – trotz mehrerer anderer Angebote – für un-sere Gemeinde entschied. Seit dem 1. No-vember versieht Rabbiner Rubins nun also seinen Dienst in unserer Gemeinde und ist mittlerweile zu einem festen Bestandteil unseres Gemeindelebens geworden.

Rabbiner Rubins wurde in der Ukraine geboren und wuchs in Israel auf. Nach sei-nem Studium als Bauingenieur besuchte er mehrere Jeschiwot und erhielt seine Smicha in Jerusalem. Die letzten vier Jah-re arbeitete er als Wanderrabbiner für die ZWST. Durch seine vielen Sprachkennt-nisse wie auch durch seine kommunikati-

Gemeinde Karlsruhe

Rabbiner Zeev-Wolf Rubins und Vorsitzender David Seldner besiegeln den Vertrag

Anstoßen auf eine gute Zusammenarbeit: Vorstandsmitglied Jurijs Berkovics, Rabbiner Zeev-Wolf Rubins, Vorsitzender David Seldner

Page 21: Pesach 5771 weiter lesen

GEMEINDEBERICHTE

und seiner Gemeinden 21

Karlsruhe

onsfreudige und offene Art hat er sich bei den verschiedenen Gruppen in unserer Gemeinde sehr schnell beliebt gemacht. Unsere Gebete werden immer besser besucht und seit Ein führung der Montag- und Donnerstaggebete gibt es auch hier immer einen Minjan.

Wir sind zuversichtlich, in Rabbiner Rubins einen Rabbiner gefunden zu haben, der auf Jahre hinaus unser Gemeinderabbiner sein wird und unsere Gemeinde weiter sta-bilisieren wird.

Neuwahlen in der jüdischen Gemeinde

Am 25. November fanden die turnusgemä-ßen Neuwahlen in der jüdischen Gemeinde statt. Nach einem leider unerfreulichen Wahl-kampf verlief die Gemeinde versammlung jedoch ruhig und ohne Zwischenfälle. Dies war sowohl der souveränen Versammlungs-leitung von Dr. Igor Kats zu verdanken wie auch der Anwesenheit der drei Wahlbeob-achter, die der Oberrat entsandt hatte. Mit großer Mehrheit wurde der Vorsitzende David Seldner wieder gewählt, neue Stell-vertreterin wurde die frühere Gemeinde-vorsitzende und in der letzten Amtsperiode Gemeinderätin Solange Rosenberg. Neben den »alten« wieder gewählten Gemeinde-vertretern Jurijs Berkovics, Irina Noskina und Regina Zhukovitskaya wurden Channa Acker und Irina Grinberg neu in den Gemeinderat gewählt. An dieser Stelle sei dem alten Vor-stand für seine Arbeit gedankt. Die jüdische Gemeinde wird im Oberrat vertreten durch David Seldner und Solange Rosenberg, Er-satzdelegierter ist Leonid Bitmann.

Dialog VI – »Austausch und kriti-sche Diskussion in der jüdischen Tradition«

Nach einer längeren Pause wurde zum sechs-ten Mal der erfolgreiche »Dialog« durchge-führt, der mit hervorragenden Referenten be-setzt war. Den Beginn machten Rabbiner Arie Folger aus Basel sowie Prof. Dr. Astrid Starck, die derzeit an der Universität Mulhouse lehrt. Rabbiner Folger sprach über den Konflikt ei-nes Staates, das Problem zwischen Religion

und Politik: »Kann ein moderner Staat auch ein jüdischer Staat sein?« Prof.Dr. Starck fand viel Anklang bei ihren Thesen über die jiddi-sche Sprache, das Thema ihres Beitrags laute-te »Wer braucht Jiddisch heute?«

Zum Abschluss des gelungenen Tages sang Norma Lerer, eine bekannte Altistin aus Nürn-

berg, die aus Argentinien stammt, mehrere Lieder in spanischer, russischer, hebräischer und jiddischer Sprache. Das Publikum war begeistert und fand, dass es einen besseren Abschluss nicht hätte geben können. Wir be-danken uns bei den zahlreichen Helfern, die dazu beitrugen, dass dieser Tag unvergess-lich bleiben wird.

Konzentrierte Zuhörer oben wie unten Igal Avidan sorgte mit der Vorstellung seines Buches und seinen Thesen »Die Roadmap für den Frieden beginnt in Israel selbst« für viele Diskussionen

Angeregte Diskussionen gab es schon vor dem Beginn des Diskussionstages

Prof Dr. Astrid Starck mit Übersetzerin Natalia Volkova

Eröffnung durch Liliana Furman (AJDC) und David Seldner von der jüd. Gemeinde

Rabbiner Arie Folger mit Übersetzerin Helena Lapidus

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GEMEINDEBERICHTE

Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens22

Karlsruhe

Norma Lerer, begleitet von der Pianistin Roumiana Kirtschewa

Es wurde jedoch nicht nur über seine Thesen diskutiert, sondern auch mit den anderen Refe-renten und Teilnehmern an der Veranstaltung.

Dr. Liliana Ruth Feierstein referierte über jüdi-sche Gauchos; das Leben der nach Argentinien ausgewanderten Juden.

Die abschliessenden Beiträge wurden von Felice Naomi Wonnenberg aus Berlin und Dr. Feierstein (zurzeit an der Universität Heidelberg) vorgebracht:

Vorstellung von Felice Naomi Wonnenberg, die über das Bild des jüdischen Mannes sprach.

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GEMEINDEBERICHTE

und seiner Gemeinden 23

Karlsruhe

Brit Milla in der jüdischen Ge-meinde

Wieder einmal wurde in der jüdischen Ge-meinde der Bund zwischen dem Ewigen und seinem Volk, den der Ewige mit Ab-raham geschlossen hatte, besiegelt. Nach vielen Beschneidungen von erwachsenen Männern wurde nun am Rosch Chodesch Schwat, Erew Schabbat Truma, erneut ein 8 Tage alter Junge beschnitten, wie es bei uns seit Jahrtausenden gemacht wird. Mo-hel Rubin war eigens aus Israel angereist, um die Mitzwa zu vollbringen und ver-brachte den Shabbat in unserer Gemeinde.

Das jüngste Mitglied unserer Gemeinde, das ja die Hauptperson an diesem Tage war, merkte von alledem fast nichts und schlief seelenruhig weiter.

Wie es Brauch ist, sprachen die Anwesen-den dem traditionellen Wunsch aus: »So wie er in den Bund getreten ist, so möge er zur Tora, zur Chuppa und zu guten g-ttge-fälligen Taten geführt werden«. Bei einem reichhaltigen Kiddusch wurde sodann die Mitzwa noch gebührend gefeiert.

David Seldner

Chanukka

Acht Schritte zu einer Welt der Wunder.

In einer Zeit, in der die Dunkelheit nicht nur äußerlich zunimmt, sondern auch im In-neren zu wachsen scheint, sehnt sich der Mensch nach Licht.

Es wurde viel gesungen und getanzt auf dem Chanukka-Fest der jüdischen Ge-meinde in Karlsruhe. In diesem Jahr fand diese Feier erstmals unter der Leitung des neuen Rabbiners Zeev-Wolf Rubins statt.

David Seldner, der Vorsitzende der jüdi-schen Gemeinde, begrüßte die 150 Anwe-senden und Rabbiner Zeev-Wolf Rubins entzündete die Kerzen am Leuchter, der »Chanukkia« – eine für jeden der acht Tage, die das Chanukka-Fest dauert.

Heute hat der Chanukka-Leuchter, ein Kerzenleuchter, genau 8 Kerzenhalter, die symbolisch für diese 8 Tage sind, die das Licht im Tempel brannte.

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GEMEINDEBERICHTE

Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens24

Jede jüdische Familie besitzt einen solchen Leuchter, dessen Kerzen nur zu Chanukka entzündet werden dürfen.

Chanukka – ein Fest für Groß und Klein. Unsere Gemeinde gab ja zwei Feste: eines für die Erwachsenen und eines für die Kin-der. Bei der Chanukka-Feier für die Kinder gab es Geschenke für die Kleinen.

»Hin und weg« waren auch unsere Kleins-ten. Am nächsten Tag fand nämlich die Chanukka-Feier für die ganze Familie statt. Mama, Papa, Opi und Omi – alle waren da-bei und schauten ihrem Nachwuchs bei Gesang, Klavierspiel zu. Für jedes Kind gab es ein Geschenk

An diesem Abend versammelt sich die ganze Familie mit Freunden und feiert aus-gelassen und fröhlich. Es war in Gedenken an die Vergangenheit und voller Hoffnung auf die Zukunft. Jedes Jahr erinnern wir uns in diesen Tagen an die wunderbare Errettung Israels, speziell des Wunders bei der Einweihung des Tempels und an Got-tes Verheißung, dass er den Tempel wieder errichten wird.

Auch der Tisch war zu Chanukka reichlich gedeckt. Besonders Ölspeisen wie Krap-fen oder Latkes sind sehr beliebt, denn sie sollen an das Wunder des brennenden

Öls im Tempel erinnern. Für alle Gemein-demitglieder ist das Chanukkafest sehr wichtig. Während wir zusammen fröhlich sind, können sie ihre Sorgen und Nöte ver-gessen und neue Kraft schöpfen, um dann gestärkt in den Alltag zu gehen.

Es herrscht eine heitere Stimmung, be-sonders unter den Kindern, die an jedem dieser acht Tage Geschenke bekommen. Das Verteilen von Geschenken hat seinen Ursprung in einem alten Brauch, der Cha-nukkageld genannt wird. Die Kinder beka-men damals für ihre Lehrer in jüdischen Elementarschulen Geld. Diese Tradition ist auch heute noch erhalten geblieben, mit dem Unterschied, dass das Geld nicht für die Lehrer bestimmt ist, sondern dass sich die Kinder selber Geschenke dafür kaufen.

Niemand ging ohne Präsent nach Hause an diesem Nachmittag. Und die Gemeinde sagt Dankeschön an alle, die gekommen sind, um das Lichterfest mit uns zu feiern

– das ist das größte Geschenk an Chanukka!

Wir wünschen allen Freunden zum Cha-nukka-Fest, der Wiedergeburt des jüdi-schen Geistes und des Wunders des un-auslöschlichen Lichts, viel Freude!

Tu Bischwat

Der blühende Mandelbaum verkörpert die wundersame Sprache, mit der die Natur uns mitteilt, dass die dunklen, kurzen Win-tertage sich ihrem Ende zuneigen. Einem Weckruf ähnlich kündigen die Blüten den Beginn der neuen Saatsaison an.

Tu Bischwat, der 15. Tag des jüdischen Mo-nats Schewat, ist der offizielle Neujahrstag der Bäume. Als Feiertag wird Tu Bischwat erstmals in der Mischna erwähnt, doch seine volle Blüte erlebte der Tag erst mit der zionistischen Rückkehr nach Israel. Das Hauptaugenmerk wird an Tu Bischwat auf das Land und seine Früchte gelegt, auf die Rückkehr zu den Wurzeln und auf Israel. Umgesetzt wird dieser »theoretische« Rah-men des Feiertags mit dem »praktischen« Brauch, dass man an diesem Tag möglichst viele frische und getrocknete Früchte so-wie Nüsse zu essen pflegt. Ist das Zeichen für das Wiedererwachen der Pflanze, das ja am Tu Bischwat beginnt.

In diesem Jahr feierte die Jüdische Ge-meinde Karlsruhe Tu Bischwat (Neujahr der Bäume) mit dem neuen Rabbiner Zeev-Wolf Rubins.

Im Gemeindesaal hatten sich am 19. Janu-ar 180 Gemeindemitglieder versammelt,

Karlsruhe

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GEMEINDEBERICHTE

und seiner Gemeinden 25

um den Tu Bischwat Seder unter der Lei-tung von Rabbiner Zeev-Wolf Rubins zu er-leben. Dieser Seder stammt aus dem Israel des 16. Jahrhunderts.

Für den Abend des Tu Bischwat gibt es eine Zeremonie, die dem Pessach-Seder ähnelt. Die Tische waren festlich gedeckt und mit Blumen und Pflanzen geschmückt. Es stehen angezündete Kerzen sowie Rot- und Weißweinflaschen auf dem Tisch. Der Weißwein symbolisiert das Blätterfallen in der Pflanzenwelt und der Rotwein wiede-rum ist das Zeichen für das Wiedererwa-chen der Pflanze, das ja an Tu Bischwat beginnt.

Auf jedem Tisch stehen drei Teller:

1. Teller: Früchte mit einer nicht essbaren Schale:

z.B. Mandarinen, Orangen, Grapefruit, Kiwi, Walnüsse, Haselnüsse, Pistazien, Mandeln, Bananen, Afarsemon, Granatäpfel

2. Teller: Früchte mit einem nicht essbaren Kern, z.B. Avocados, Oliven, Pfirsiche, Apri-kosen, Pflaumen, Datteln, Kirschen, Mangos

3. Teller: Gänzlich essbare Früchte, z. B. Ro-sinen, Trauben, Feigen, Äpfel, Birnen, Erd-beeren, Stachelbeeren.

Bevor wir von den Früchten kosten, sagen wir folgenden Segensspruch:

ברוך אתה יי אלקינו מלך העולםבורא פרי העץ

Baruch ata, A. Elokeinu, melech ha’olam, bore, pri ha’etz

Gelobt seiest Du, Ewiger, unser G’tt, der Du die Frucht des Baumes erschaffen.

Während des Seders haben wir vier Glä-ser Wein getrunken. Jedes erinnert uns an eine Jahreszeit in Israel.

Nach einleitenden Worten über den 15. Tag des Monats Schewat, der uns nicht direkt durch die Tora, aber in der ersten Mischna aus dem Traktat Rosch Hascha-na ans Herz gelegt wird, hob Rabbiner Zeev-Wolf Rubins das erste gebotene Glas.

Der Mensch und der Baum. Bäume schen-ken uns ein Gespür für die Zeit und einen Hauch von Ewigkeit. Wir haben unseren Tu Bishwat Seder mit der gleichen Zere-monie begonnen, mit der alle jüdischen Feste beginnen: mit dem Segen über den Wein. Das erste Glas war nur mit Weißwein gefüllt. Dies erinnert uns an den Winter, an die schlafende Natur. Die Erde ruht unter einer Schneedecke und wartet auf den Frühling. Wir sprechen den Segen über den Wein und danken dem Ewigen, dass er uns diese Zeit erreichen ließ:

ברוך אתה יי אלקינו מלך העולםבורא פרי הגפן

Baruch ata, A. Elokeinu, melech ha’olam, bore pri ha’gafen

Gelobt seiest Du, Ewiger, unser G’tt, König der Welt, Schöpfer der Frucht

des Weinstocks

Anschließend sang der Kantor Mosche Hayoun das traditionelle Lied.

Nach dem zweiten, dem Land Isra-el gewidmeten Glas erzählte Rabbiner Zeev-Wolf Rubins über eine Olive, die wie ein Jude einen Tropfen Öl erst nach dem Pressen herausgibt.

Das zweite Glas Wein ist bereits ein biss-chen gefärbt, es symbolisiert den Frühling. Wir schütten ein wenig Rotwein in den Weißwein. Beobachtet, wie sich die Farbe ändert! In Israel verwandelt sich die Land-schaft zu Frühlingsbeginn in ein Blumen-meer. Mehrere wunderbare Lieder von Mosche Hayoun folgen: Schalom, Hawa nagila, Jeruschalajim.

Jetzt kam das 3 Glas, dem Frühling und Na-tur gelten, und nun haben wir auch Feigen und Granatäpfel gegessen. Wir füllen unse-re Gläser mit Rotwein, dem wir ein wenig Weißwein hinzufügen. Dann erzählte Rab-binner Zeev-Wolf Rubins einen Midrasch über den Mann, der Johannesbrotbaum pflanzt, obwohl er selbst wahrscheinlich keine Früchte genießen wird. Die Gene-rationen vor ihm sorgten für seine Nach-kommen. Das Essen von Feigen wird von den Weisen mit dem Lernen der Torah ver-glichen. Wir essen alle Teile der Feige. Sie hat keine Samen und keine Schale oder Rinde, die wir wegwerfen. Ebenso sind alle Teile der Torah für uns eine Nahrung. Und an anderer Stelle heißt es: »Warum wird die Torah mit einem Feigenbaum vergli-chen? Weil bei den meisten Bäumen (Oli-ven, Wein, Datteln, Granatapfelbäumen) die Früchte zu einer Zeit geerntet werden. Vom Feigenbaum wird nach und nach ge-pflückt. Ebenso ist es mit der Torah: Man

Karlsruhe

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GEMEINDEBERICHTE

Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens26

lernt ein wenig an einem Tag und mehr am nächsten, denn man kann sie nicht ler-nen in ein oder zwei Jahren«. Granatäpfel sind ein Symbol für das jüdische Volk, das aus verschiedenen Menschen besteht.

Unser viertes Glas Wien symbolisiert den Sommer, ist gänzlich rot. Und nach dem 4. Glas Wein durften wir Datteln essen, ein Symbol für einen aufrichtigen jüdischen Menschen.

Der Vorstandvorsitzende David Seldner dankte Rabbiner Zeev-Wolf Rubins für diesen ersten Tu Bischwat Seder, Kantor Moshe Hayoun für die wärmenden und traditionellen Lieder, dem Chorleiter Leo-nid Alpert für die musikalische Begleitung und den Küchenkräften für prachtvoll ge-deckte Tische (allein von den Früchten hat-te man mehr als 30 Sorten). Sie alle haben dafür gesorgt, dass eine großartige Atmo-sphäre herrschte und es für uns alle ein Er-lebnis war, an das wir mit Sicherheit noch lange zurückdenken werden!

Irina Grinberg

Jewrovision

Karlsruhe vertritt Baden:

Jewrovision 2011 in Berlin

Das Karlsruher Jugendzentrum Re’ut hat im Februar an der Jewrovision 2011 in Berlin teilgenommen. Außer Karlsruhe boten Berlin, Bremen, Dortmund, Duis-burg, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München, Nürnberg, Recklinghausen und Stuttgart ihre Performance in der Show. Karlsruhe hatte eine starke Gruppe aus 21 Personen nach Berlin geschickt. Dieses Mal belegten wir Platz 9. Berlin, München und Frankfurt haben jeweils die Plätze 1, 2 und 3 eingenommen. Stuttgart aber war hinter uns in der Rang-Tabelle …

Der größte jüdische Gesangs- und Tanz-wettbewerb wurde 2002 nach dem Vorbild des Eurovision Song Contests ins Leben gerufen. Ein Ziel des Projektes war es von Anfang an, die jüdischen Jugendlichen besser miteinander zu vernetzen, den Zu-sammenhalt und die jüdische Identität der Kinder und Jugendlichen von Jugendzen-tren aus verschiedenen Städten zu stärken. Dieses Jahr waren in Berlin mehr als 550 Kinder, Jugendliche und Betreuer aus jü-dischen Gemeinden Deutschlands da, 200 von ihnen auf der Bühne. Mindestens 1000 Personen waren am Abend in der Arena Treptow präsent.

Die Jury bestand aus national und inter-national bekannten jüdischen Künstlern, Film- und Musikproduzenten, DJs, TV-Moderatoren, Sängern, Schauspielern und Komponisten.

Die Jewrovision feierte am 26. Februar 2011 in Berlin ihr 10-jähriges Jubiläum. In diesem Jahr lautete das Motto: »Make your dreams come true«.

Seit November 2010 hatte das Karlsruher Jugendzentrum an diesem viermonatigen Projekt mitgearbeitet. Die zum vorgegebe-nen Motto passende Idee zu finden, das Konzept zusammenzustellen, Casting und Musik auszuwählen, einen Videofilm über das Karlsruher-Jugendzentrum zu konzi-pieren und zu drehen, Choreographen zu finden, das Tanzen und das Singen zwei Mal wöchentlich zu proben und danach die Kostüme zu besorgen sowie Fan-Plaka-te herzustellen – in allen Phasen wurde viel Zeit und Herzblut in Eventvorbereitungen investiert.

Dmytro Scheinin und anfangs Pavel Zbo-rovsky haben Wesentliches als Madrichim geleistet. Besonderer Dank geht an Dmy-tro Scheinin, der mit großem Engagement Abiturprüfungen am Gymnasium und Vor-bereitungen zum Jewrovision zeitlich ge-

Karlsruhe

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GEMEINDEBERICHTE

und seiner Gemeinden 27

meistert hat. Ein großes Dankeschön geht auch an Choreograph Yegor Kyiko, der aus einer in Karlsruhe bekannten Tänzer-Familie stammt und für uns als Coach und Bühnenberater da war. Der lustige und ansprechende Videofilm über Re‘ut wurde von Dmytro Scheinin und Pavel Zborovsky gedreht.

Natürlich haben größere Städte größere Budgets, größere Möglichkeiten und eine größere Auswahl an Talenten. Wir haben aber noch andere Ziele verfolgt: wir haben fast niemanden aussortiert, das ganze Ju-gendzentrum ist mitgefahren, alle haben mitgemacht. Und wir haben unser Pro-gramm sehr gut auf der Bühne dargestellt.

http://www.jewrovision.de/videos-trailer/jewrovideos-2011/

Außer unseren Fans aus Karlsruhe hatten wir starke Unterstützung von unseren Nachbarn aus Baden: sowohl von vier Jugendlichen aus Baden-Baden, die mit uns mit einem Bahn-Gruppenticket nach Berlin mitgefahren sind, als auch von der jüdischen Jugend aus Heidelberg und Mannheim, die dieses Jahr nicht selbst auf-traten und nur am Mini-Machane in Berlin teilnahmen. Wir aus Baden waren alle einig, ob Zuschauer oder Performer!

Der Ausflug zu den Sehenswürdigkeiten Berlins, der Schabbat, die Show und die

Party nach dem Event bis 2 Uhr nachts machten die ganze Jewrovision 2011 in Berlin zu einem sehr aufregenden und interessanten Ereignis, das uns lange und sehr gut in Erinnerung bleiben wird. Bis zur nächsten Jewrovision!

Irina Noskina

Bildnachweis: S. Rosenberg: Vertrag Rabbiner Rubins M. Zimmermann: Dialog, Chanukka, TuBi-schwat S. Rubins: Brit Mila I. Noskina: Jewrovision

Karlsruhe

G’ttesdiensteZu Pessach:

Montag 18.04.2011 Fasten der Erstgeborenen, 9.00 Uhr Morgengebet Chamez-Essen bis 11.05 Uhr, Chamez-Verbrennen bis 12.15 Uhr) 20.15 Uhr Abendgebet, anschließend Sederfeier

Dienstag 19.04.2011 10.00 Uhr 1. Tag Pessach Morgengebet 20.15 Uhr Abendgebet anschließend Studenten-Seder-Feier

Mittwoch 20.04.2011 10:00 Uhr 2. Tag Pessach Morgengebet

Donnerstag 21.04.2011 9.00 Uhr Morgengebet

Freitag 22.04.2011 20.00 Uhr Kabbalat Shabbat

Samstag 23.04.2011 9.30 Uhr Shabat Chol Ha-Moed Morgengebet 14.00 Uhr Mincha-Gebet

Sonntag 24.04.2011 20.00 Uhr Abendgebet

Montag 25.04.2011 10.00 Uhr 7. Tag Pessach Morgengebet 20.00 Uhr Abendgebet

Dienstag 26.04.2011 10.00 Uhr 8. Tag Pessach JISKOR Morgengebet

Kabbalat Shabbat 19.00 Uhr Schacharit Shabbat 9.30 Uhr

Montags, Donnerstags Schacharit 9.00 Uhr

Unterricht Rabbiner Zeev-Wolf Rubins: Dienstag 18.30 Uhr (in russischer Sprache)

Kantor Moshe Hayoun: Mittwoch 19.00 Uhr (in deutscher Sprache)

Öffnungszeiten

Gemeindebüro: Montag – Freitag: 8.00 – 12.00 Uhr Mittwoch: 14.30 – 16.30 Uhr

Sozialarbeiter: Montag – Freitag: 8.00 – 16.00 Uhr

Bibliothek: Mittwoch: 10.00 – 13.00 Uhr

Sprechstunden

Vorstand: nach Vereinbarung Rabbiner: Mittwoch 17.00 – 19.00 Uhr Kantor: Mittwoch 18.00 – 19.00 Uhr

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GEMEINDEBERICHTE

Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens28

Konstanz

Die Jüdische Gemeinde Konstanz wünscht ein schönes und fried-volles Pessachfest. Chag Pessach Sameach.

Minia Joneck

Chanukka in der Jüdischen Gemeinde Konstanz – Ein Fest für Alle!

Wie in den Jahren zuvor feierten wir, die JG Konstanz, das traditionelle Chanukka-Fest im Kulturzentrum am Münster. Eingeladen waren nicht nur die Mitglieder der JG Kon-stanz und der Israelitischen Kultusgemein-de, sondern auch die Konstanzer Bürger,

um das fünfte Chanukka-Licht gemeinsam mit dem Vorbeter, Fabian Samuel, anzu-zünden. Gleichfalls waren alle eingeladen, beim Konzert der Pop-Gruppe Jewdyssee (Berlin) mitzufeiern. Dass viele Mitglieder beider Konstanzer Gemeinden unserer Einladung gefolgt sind, hat uns natürlich besonders gefreut.

Bevor es allerdings ins Kulturzentrum ging, feierten die Gemeindemitglieder in den Räumlichkeiten der Gemeinde, Obere Laube 48. Hier saß man beisammen, sang Chanukka-Lieder und erfreute sich an Ge-schenken und an den typischen Chanuk-kagerichten.

Nach der Gemeindefeier gingen unsere Mitglieder in das Konstanzer Kulturzent-

rum, wo sich auch schon zahlreiche an-dere Gäste befanden. Der Wolkensteinsaal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Vor dem Konzert stand dann das gemeinsame Anzünden der Chanukka-Kerzen auf dem Programm. Dazu sprach Fabian Samuel, Vorbeter der JG Konstanz, die Segenssprü-che. Zusammen mit dem DJ der Gruppe Jewdyssee stimmte er dann das traditio-nelle Lied »Maos Zur« an und alle Textsi-cheren sangen mit.

Danach wurde die Musik deutlich moder-ner. »Chanukka ist ein krass fröhliches Fest«, ließ die Berliner Band verlauten und for-derte das zahlreich erschienene Publikum zum Tanzen auf. Mit ihrer Mischung aus jiddischen Volksliedern und aktueller Pop-Musik brachten sie Jung und Alt dazu, sich zu erheben und gemeinsam zu tanzen.

Die Konstanzer Bürger waren freudig über-rascht über die Ausgelassenheit, mit der hier Chanukka gefeiert wurde.

Gemeinde Konstanz

Unsere Sozialarbeiterin Odile Emrich, mit Kindern aus der Gemeinde

Anzünden der Chanukka-Kerzen im Kulturzentrum

Unsere Vorsitzende Minia Joneck u.a. Teilnehmer

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GEMEINDEBERICHTE

und seiner Gemeinden 29

Konstanz

Anlass für das Lichterfest ist das Gedenken an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem im Jahre 164 vor Christus, nach dem Makkabäeraufstand. Obwohl Chanukka traditionell in der Fa-milie und in der Gemeinde gefeiert wird, wollte man ganz bewusst hier auch die Öffentlichkeit zum Kerzen anzünden und feiern einladen, erklärte Minia Joneck, die Vorsitzende unserer Gemeinde. Mit der Gruppe Jewdyssee sollten gerade auch junge Menschen erreicht werden und auf diese Weise einen unproblematischen Zu-gang zur jüdischen Religion und zum jüdi-schen Lebensgefühl finden können.

Minia Joneck / Heidi R. Krauß

Die Geschichte der Juden in Russland

So lautete der Titel eines Vortrags, den ich vor kurzem in den Räumen der Jüdischen Gemeinde Konstanz gehalten habe. Die Veranstaltung war als »Schiur« angesagt worden. Die überwiegende Mehrheit der Vortragsbesucher waren russischsprachi-ge Mitglieder unserer Gemeinde, und so setzten wir uns alle rund um einen Tisch, wie es bei jüdischen Lernveranstaltungen üblich ist. Von Anfang an folgten die An-wesenden den auf Russisch übersetzten

Ausführungen mit gespannter Aufmerk-samkeit, die umso größer wurde, je mehr wir uns der Gegenwart näherten.

In jedem Gebiet, in welchem sich Juden ir-gendwann niedergelassen haben, folgt die Geschichte einem eigenen Lauf. Doch das Schicksal der Juden in Russland bzw. der Sowjetunion ist zweifellos von ganz be-sonders schweren Auseinandersetzungen und Leiden geprägt. Die judenfeindliche Politik der russischen Regierung hatte seit der Wende zum 20. Jahrhundert gewalti-ge Auswirkungen. Zwischen 1881, unmit-telbar nach den Pogromen infolge des Attentats auf Zar Alexander II. und dem Beginn des Ersten Weltkriegs 1914, wan-derten zwei Millionen Juden aus Russland aus. Als im Revolutionsjahr 1917 alle Be-schränkungen aus dem Zarenreich aufge-hoben wurden, konnten die Juden einige Monate lang aufatmen. Diese Periode der Hoffnung wurde jedoch durch jahrelan-gen Bürgerkrieg und die neue sowjetische Realität bald zunichte gemacht. Die Aus-rottungspolitik der deutschen Besatzungs-macht im Zweiten Weltkrieg forderte wei-tere millionenfache Opfer. Auch nach 1945 kamen wiederum kurze Hoffnungsstrah-len auf. Insbesondere die Entstehung des Staates Israel wurde mit wacher Anteilnah-me verfolgt. Als die »dunklen Jahre« von Stalins Schreckensherrschaft zur Sprache kamen, erläuterte ein Vortragsteilnehmer

die Pläne Stalins zur Deportation der ge-samten jüdischen Bevölkerung aus der So-wjetunion nach Birobidschan im Osten Si-biriens. Nur infolge des Todes des Diktators im Jahre 1953 sei dieses Programm nicht realisiert wurden. Als der Abbruch der di-plomatischen Beziehungen zwischen der Sowjetunion und Israel nach dem Sechsta-gekrieg 1967 erwähnt wurde, meinte eine Teilnehmerin: »Dies verschlimmerte unse-re Lage zusätzlich.« Die Auswanderung aus der Sowjetunion war jahrzehntelang mit fast unüberwindlichen Hürden verbun-den. Zahlreiche Juden in der Sowjetunion waren in leitenden Positionen tätig, galten deshalb als »Geheimnisträger« und wur-den im Falle eines Passantrags als Verräter angesehen, worauf ihre Familie mit weite-ren Sanktionen zu rechnen hatte. Erst die Vereinbarungen zwischen Gorbatschow und Bundeskanzler Kohl sowie der Zusam-menbruch des Kommunismus ermöglich-ten vielen Juden die Ausreise.

Als ich den Vortrag abgeschlossen hatte, erhob sich zu meiner Rechten ein älterer Zuhörer mit dem Wunsch, das Schicksal seiner Landsleute kurz zusammenzufassen. Sichtlich bewegt schilderte er die alltäg-liche Präsenz des Antisemitismus in der Sowjetunion und sprach von zwei gegen-sätzlichen Reaktionen auf diese Ausgangs-situation. Die einen hätten sich dem Druck der Repressionsmaßnahmen gebeugt und versucht, sich so gut als möglich zu assimi-lieren. Eine Minderheit habe jedoch trotz vielfältiger Unterdrückung an ihrem jüdi-schen Bewusstsein standhaft festgehalten.

Fabian Samuel

Ausflug in die Museums-stadt Winterthur

Im November 2010 ist für uns Konstanzer Juden ein alter Wunsch verwirklicht wor-den: Wir konnten im Rahmen des BAMF-Projektes die Stadt der Museen, Winterthur in der Schweiz, besuchen. Hier gibt es wirklich für jeden etwas: drei große Mu-seen der bildenden Kunst und ein großes technisches Museum, das Technorama.

Winterthur ist nicht so weit von Konstanz ent-fernt und daher fuhren wir mit privaten PKWs.

Die Band Jewdyssee und Mitglieder beim Tanzen

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GEMEINDEBERICHTE

Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens30

Konstanz

Die Organisation war nicht einfach, weil der Besuch von vier verschiedenen Mu-seen an drei verschiedenen Standorten in der Stadt Winterthur koordiniert werden mussten.

Es gelang uns, die etwas schwierigen not-wendigen Transportabstimmungen ohne größere Schwierigkeiten mit Hilfe des Kunstmuseums, das die kostenfreien Ta-xen zur Verfügung stellten zu überwinden. Alle kunstliebenden Menschen hatten die Möglichkeit große Werke von renommier-ten Künstlern zu bewundern und auch die Familien mit Kindern hatten ihren Spaß, hauptsächlich im Technorama.

Die erste Gruppe konnte das Kunstmu-seum und die beiden berühmten Samm-lungen von Oskar Reinhard an einem Tag besichtigen.

Die Besucher der Bilderausstellungen wa-ren begeistert über die Vielzahl anspruchs-voller Kunstwerke, die in dieser Kleinstadt zusammengetragen wurden. Besonders gefielen uns die Bilder des Römerholzes.

Der Sammler Oskar Reinhard hat beson-deren Wert darauf gelegt, die wichtigsten Stilrichtungen der europäischen Kunst mit den besten Werken zu zeigen, ohne den Anspruch der Vollständigkeit einer einzigen Richtung. So eröffnet sich dem Betrachter nicht nur ein Konzentrat von künstlerischen Spitzenleistungen, sondern zugleich auch ein kleine Museumsperle der europäischen Kunst, mit Werken vom 14. bis zum frühen 20. Jahrhundert.

Im Technorama Museum gab es für Er-wachsene und Kinder gleichermaßen die Welt der Wissenschaft und Technik zu be-staunen und auch spielerisch zu erleben und zu begreifen. So wurde der Tag für alle Teilnehmer zu einem gelungenen Erleb-nis und alle fuhren mit neuen Eindrücken nach Konstanz zurück.

Katalin Kattein

Juden in Überlingen

Am Sonntag, dem 3. Oktober 2010, haben 32 Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Konstanz (JGK) und der Israelitischen Kul-

tusgemeinde Konstanz (IKG) unter der Lei-tung der Vorsitzenden der JGK, Frau Minia Joneck, mit der Unterstützung des BAMF, ei-nen Ausflug nach Überlingen durchgeführt.

Unser hervorragender Begleiter, Herr Oswald Burger, ist Historiker, Lehrer und Kommunalpolitiker und wurde für seine Erforschung der Überlinger Zeitgeschich-te mit dem Bundesverdienstkreuz ausge-zeichnet. Er hat sich auch auf die Geschich-te der Juden in Überlingen spezialisiert, und wir konnten uns daher glücklich schätzen, Herrn Burger als Experten dabei zu haben.

Obwohl viele von uns mehrmals in dieser Stadt waren, öffnete sich für uns, dank der perfekten Führung, eine ganz neue und unbekannte Stadt. Sehr begeistert, emo-tional und mitfühlend erzählte unser Be-gleiter die traurige (wie überall in Europa) Geschichte der Juden in Überlingen.

Wie Herr Burger uns mitteilte, war Über-lingen im Mittelalter das Zentrum der jü-dischen Gemeinde am Bodensee, der so genannten »Judischhait« oder »Medinat Bodase«. Dort befand sich der jüdische Friedhof, dessen erste Erwähnung auf das Jahr 1226 datiert werden kann.

Im Jahre 1332 geschah der erste jüdische Pogrom, verbunden mit Verleumdung. Un-ter falscher Anschuldigung des Mordes an dem christlichen Knaben Ulrich wurden mehr als 300 Juden verbrannt. An dieses Ereignis erinnert der Straßenname - Ul-richstraße, obwohl die folgende Untersu-chung die Unschuld der Juden bewies und der richtige Mörder benannt wurde. Heute erinnert dieser Straßenname eher an den Massenmord der Überlinger Juden, als an den ermordeten christlichen Knaben.

Ein zweiter Pogrom brach während der großen Pestwelle von 1348-1350 aus, als in ganz Deutschland die Juden des Todes der Christen beschuldigt wurden. Am 11. Fe-bruar 1349 wurden alle Überlinger Juden verbrannt und die Synagoge wurde abge-rissen. Die jüdischen Gebäude, Grundstü-cke und der jüdische Friedhof fielen so in christlichen Besitz. Mitte des 19. und 20. Jhdts. entdeckte man bei Renovierungs-arbeiten am Überlinger Münster Jüdische Grabsteine und verwendete diese für den Bau am Münster und an der Spitalkapelle.

Trotz der tragischen Ereignisse entstand das jüdische Leben in Überlingen wieder. Die Christen benötigten Geld, und die Quelle des Geldes war ihnen wohl bekannt. 1378 erschienen die »herbeigerufenen« Juden in der Stadt. Und wieder nutzten sie den alten Friedhof. Einige noch erhaltene 15 Grabstei-ne sind im städtischen Museum, im Patri-zierhof des einstigen Palastes der Reichlin von Meldegg, an der Wand befestigt und mit einer Gedenktafel versehen. Diese Grab-steine mit hebräischen Inschriften sind die ältesten in Baden-Württemberg; sie datie-ren aus den Jahren 1275 bis 1332 bzw. 1349.

Das friedliche Leben dauerte nicht lange. Eine neue Verleumdungswelle traf alle Ju-den im Bodenseegebiet 1429/1430. Zwölf Überlinger Juden wurden verbrannt, ihr Vermögen eingezogen, die Grabsteine zer-stört. Die drei Städte – Ravensburg, Lindau, Überlingen – beschlossen, nie mehr Juden bei sich wohnen zu lassen. Dies wurde bis Anfang des 19. Jahrhunderts beibehalten.

Die bürgerliche Gleichstellung der badi-schen Juden 1862 veränderte das jüdische Leben. Es ist zum Beispiel bekannt, dass ein getaufter Jude namens Levinger Land-rat im Überlinger Amtsbezirk wurde und die jüdische Familie Levi ein Bekleidungs-geschäft eröffnen konnte.

Aber seit 1933 begann eine neue Periode der Verfolgung der Juden. In der Pogrom-nacht vom 9. auf den 10. November 1938 marschierten die Nationalsozialisten auf dem Adolf-Hitler-Platz, dem heutigen Lan-dungsplatz auf, um dem Hitler-Putsch zu gedenken, und die jüdischen Geschäfte von Überlingen wurden ebenfalls Opfer der Reichsprogromnacht. Die Verdiens-te der Juden, die im ersten Weltkrieg für Deutschland kämpften und mit Orden und dem Eisernem Kreuz ausgezeichnet wurden, wurden nicht mehr beachtet.

1940 wurden fast alle noch verbliebenen badischen Juden nach Gurs deportiert. Nach 1945 wohnten hier nur wenige Juden.

Im heute existierenden Friedhof besich-tigten wir das Denkmal für die Überlinger Juden, welches auf Initiative von Herrn Burger und dem Verein KZ-Stollen errichtet worden ist. Wir begrüßten mit Applaus die gute Tat von Herrn Burger.

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GEMEINDEBERICHTE

und seiner Gemeinden 31

Konstanz

Die Initiative des in Überlingen lebenden Juden, Werner Haberland, sollte eine Be-lebung des jüdisch-christlichen Dialogs oder des deutsch-israelischen Dialogs ermöglichen. Nach seinem Tod im Jahre 1970 vermachte er den Betrag von 1,7 Mil-lionen Mark an die Stadt und das Jugend-herbergswerk, um eine Jugendherberge mit Begegnungsmöglichkeit zu errichten. Die Jugendherberge wurde nach Mar-tin Buber benannt und das Motto dieses Hauses heißt: »Alles wirkliche Leben ist Begegnung«. Leider mussten dreißig Jah-re vergehen, bis letztes und dieses Jahr ein Austausch zwischen deutschen und israelischen Jugendlichen zustande kam. Auf Initiative von Herrn Burger, der Initia-tive Tag der Europäischen Jüdischen Kultur Überlingen und der Vorsitzenden der JG Konstanz, Frau Minia Joneck, wurden die-se Begegnungen durchgeführt, und wir hoffen, dass in der Jugendherberge Über-lingen die Intentionen des Stifters auch in Zukunft realisiert werden.

Zum Abschluss möchte ich mich bei Herrn Burger für den zur Verfügung gestellten Artikel bedanken.

Tatiana Vasilyeva

»JECKES FESTIVAL«

Im Februar dieses Jahres fand in Konstanz das »Jeckes Festival« statt. »Jeckes« ist bis heute die Bezeichnung für die Juden, die in den dreißiger Jahren des vorigen Jahr-hunderts von Deutschland nach Palästina ausgewandert sind. Viele Künstler, vor al-lem die jüdischen Theaterleute (Schau-spieler, Autoren, Regisseure, etc.), hatten eine wichtige Position in der deutschen Kunstszene inne, bis sie sich 1933 ihrer Rechte, ihrer Arbeitsplätze und ihres bis-herigen Lebens beraubt sahen. Einigen gelang die Auswanderung nach Palästina und in ihrer neuen Heimat gestalteten sie die neue Kunstszene wesentlich mit, doch die Leute aus dem Theater mussten um ihr künstlerisches und persönliches Über-leben kämpfen. Das Festival in Konstanz sollte an das Leben dieser Menschen in Deutschland und in Palästina erinnern und von Ihrer Arbeit und ihrem Werde-gang berichten.

Eröffnet wurde die Veranstaltung am 13. Februar, um 11:30 Uhr, im Kulturzentrum in Konstanz, durch Ruth Frenk, die nicht nur als Sängerin und Gesangspädagogin einen hohen Bekanntheitsgrad genießt, sondern auch als Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Bodensee viel kulturelle Arbeit für das jüdische Leben in Konstanz leistet.

Bei dem Begriff »Jeckes« handelt es sich um eine spöttische Fremdbezeich-nung, mit der die Neuankömmlinge aus Deutschland und Österreich betitelt wur-den und der bestimmte Stereotype wie z.B. Gründlichkeit und Pünktlichkeit abdeckt. Ruth Frenk zufolge waren »hiermit die deutschen Einwanderer als Jacken(träger) gemeint, weil sie auch im heißen Klima ihrer neuen Heimat Wert auf korrekte Klei-dung legten und ihre Jacken nicht ableg-ten.« Insgesamt fanden drei Veranstaltun-gen statt.

Zum Auftakt am Sonntag, 13. Februar, 11.30 Uhr, gab es einen Vortrag des The-aterwissenschaftlers Prof. em. Tom Lewy über »Die ›Jeckes‹ und das hebräische The-ater«, indem er darstellte, wie die ausge-wanderten Musiker und Maler schon bald wesentlicher Teil der künstlerischen Szene ihrer neuen Heimat wurden, die Theater-leute aber Außenseiter blieben. Sein For-schungsschwerpunkt ist das Schicksal jüdi-scher deutscher Künstler. Tom Lewy, 1935 in Berlin geboren, selbst Jecke, als Kind mit den Eltern nach Palästina emigriert, Studi-um an der Yale University in Regie und an der New York University in Theaterwissen-schaft, war Regisseur bei mehr als 6o Pro-duktionen führender israelischer Theater.

Mit der Inszenierung »They call me je-ckisch« wurde am Dienstag, 15. Februar, ein Stück gezeigt, welches in der »Wanderlust-Partnerschaft« des Theaters Heidelberg mit dem Teatron Beit Lessin in Tel Aviv entstand und das Leben der Jeckes über mehrere Generationen erzählte. Mit Schauspielern aus Tel Aviv und Heidelberg recherchierte die Gruppe um Regisseurin Nina Gühlstorff in Familien deutscher Juden in Israel. Basie-rend auf ihren persönlichen Geschichten, erzählt »They call me Jeckisch« von Men-schen, die seit vier Generationen zwischen zwei Welten leben.

Zum Abschluss des kleinen Festivals fand am Donnerstag, 17. Februar, eine szeni-sche Lesung unter dem Titel »Von Berlin nach Tel Aviv – ein Jecke-Kabarett« auf dem Programm.

Diese Erstaufführung wurde durchge-führt von Schauspielern des Stadttheater Konstanz, Darja Godec als Sängerin und Gotthard Hugle als Pianist. Trotz der mit drei Tagen nur sehr kurzen Probenzeit war das Kabarett sowohl für die mitwirkenden Künstler als für Prof. Tom Lewy ein großer Erfolg. Eine DVD von dieser Aufführung können Sie bei Ruth Frenk bestellen (Kon-taktdaten über die DIG-Bodensee od. Jüdi-sche Gemeinde Konstanz).

Die Organisatoren dieser Veranstaltung, die Deutsch-Israelische Gesellschaft Bo-densee-Region e.V., die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V., das Stadttheater Konstanz, das Kulturzen-trum K9 und die Jüdische Gemeinde Kon-stanz können auf ein gelungenes Festival zurückblicken, bei dem nicht nur zahlrei-che Mitglieder beider jüdischer Gemein-den, sondern auch zahlreiche Konstanzer Bürger zugegen waren.

Heidi R. Krauss

Tom Lewy ein Jecke

Schauspieler

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GEMEINDEBERICHTE

Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens32

Lörrach

Amtseinführung Rabbiner am 13.01.2011

Am Donnerstag, den 13.01.2011, um 18.30 Uhr war es endlich soweit, die Israelitische Kultusgemeinde Lörrach führte ihren ers-ten Rabbiner, Herrn Moshe Flomenmann, in sein Amt ein. Unter den geladenen Gäs-ten waren neben verschiedenen Vertre-tern der badischen jüdischen Gemeinden, des Vorstandes und Mitglieder des Ober-rates Baden, der Mitbegründerin der IKG Lörrach Frau Vera Fuhl-Kraft, Landesrabbi-ner Benjamin D. Soussan, Rabbiner Nisen-holz (Basel), Rabbiner Mendelson (Chabad Basel), Rabbiner Rubins, Rabbiner Shlomo Jhudovitz, Rabbiner Bar-Lev (Gemeinde Pforzheim), Rabbiner Teitelbaum (Gemein-de Konstanz), Rabbiner Levinger, Rabbiner Snyders, Rabbiner Rosenbaum und auch die Lörracher Oberbürgermeisterin Frau Heute-Bluhm, Frau Fük-Baumann von der Stadt Lörrach (Fachbereich Kultur und Medien), Frau Zimmermann-Fiscella als Vertretung für den Landrat des Landkrei-ses Lörrach, die Gemeinderatsmitglieder der Stadt Lörrach, Frau Cyperrek (SPD) und Herr Schlecht (SPD) sowie Herr Peri-nelli (FDP), Herr Grotefendt (ehemaliger Vorsitzender des Förderkreises Synagoge e.V.), der evangelische Dekan der Grup-pe Abraham, Herr Vehmann, und Frau Heiderich-Valet (christlich-muslimischer Frauenverein), von Ditib Baden, Herr Sahan (Landesbeauftragter in Baden), Herr Yigit (Vorstands Landesverband Baden) und Herr Ipek (Landesbeauftragter Württem-

berg) sowie zahlreiche Gemeindemitglie-der. Natürlich fehlte auch der Vorstand der IKG Lörrach nicht und auch die Presse war vertreten.

Der Rabbiner wurde mit einem Geigen-spiel von Herrn Androssov unter der Chup-pa von männlichen Gemeindemitgliedern einmal um die Bima vorbei an den Gästen begleitet.

Danach eröffnete Herr Landesrabbiner Benjamin D. Soussan die Feierlichkeiten. Er berichtete vom ehemaligen Amt des Herrn Rabbiner Flomenmann als Landesrabbiner Sachsen-Anhalts und seinem vorherigen Werdegang zum anerkannten Rabbiner. Auch seine mehrmonatige Zwischen-station als Rabbiner in Lörrach im Jahr 2002/2003 durfte da natürlich nicht fehlen.

Die Oberbürgermeisterin, Frau Heute-Bluhm beglückwünschte die Gemeinde zu einem jungen und dynamischen Rabbiner. Sie freut sich, dass durch den Rabbiner wie-der mehr jüdisches Leben nach Lörrach kommt und dieses damit bereichert wird.

Herr Fuhl (Vorsitzender des Oberrates in Baden und Stellvertetender Vorsitzender der IKG Lörrach) überreichte Herrn Rab-biner Flomenmann nach seiner Rede ein besonderes Geschenk der Gemeinde: Ein alemannisches Wörterbuch für Baden – damit er nun auch im alemannischen Lör-rach sprachlich zurecht kommt. Auch das zuvor vorgetragene Gedicht von Herrn Fuhl in der alemannischen Sprache kann der Rabbiner so nun nachschlagen.

Gemeinde Lörrach

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GEMEINDEBERICHTE

und seiner Gemeinden 33

Lörrach

Damit auch andere wissen wie man in Lör-rach so spricht, hier das Gedicht von Frau Erna Döbele:

E Stube voller Sunneschii

E Stube voller Sunneschii, e Maa mit treue Auge,

Chinder wu guet grote sii und au fürs Lebe tauge.

Jede Dag für alli Brot, e Krüegli Wii im Keller,

Glück bi allem , wu mr goht und gsundi Koscht im Teller.

Wenn au no d`Kranket dich verschont und gsegnet bisch vu Obe,

sottsch wisse, daß sich s`danke lohnt muesch z`friede si und lobe.

Möchts jedem wünsche gern und wie, die Stube voller Sunneschii.

Außerdem freute er sich, dass auch Vertre-ter der Muslimen anwesend waren, dies ist der richtige Weg in Richtung Miteinander.

Auch Frau Scheinker, die erste Vorsitzende der IKG Lörrach, beglückwünschte die Ge-meinde zu einem engagierten und jungen Rabbiner. Sie wünscht sich eine gute Zu-sammenarbeit und freut sich, einen ehe-maligen Landesrabbiner für die Lörracher Gemeinde gewonnen zu haben.

Herr Vehmann, Vertreter der Gruppe Ab-raham, begrüßte die Anwesenden in hebräisch. Er freute sich für die Lörracher Gemeinde und spannte Herrn Rabbiner Flomenmann auch gleich für die Arbeit in der Gruppe Abraham ein.

Herr Rabbiner Flomenmann gab den an-wesenden Gästen eine Gesangsprobe aus der Tora und sprach danach zu den Gästen. Er möchte der Gemeinde jüdisches Leben näher bringen, da es gerade der älteren Generation schwer fällt, sich an die vielen jüdischen Regeln zu halten. Aber auch Kinder und Jugendliche sollen mehr in das Gemeindeleben integriert werden, denn diese sind die Zukunft.

Zum Abschluss wurden alle zu einem Empfang in den Kidduschsaal eingeladen.

Die Feierlichkeiten gingen bis spät in die Nacht, Herr Rabbiner Flomenmann bekam nicht viel Schlaf. Aber dies wird wohl nicht das letzte Mal gewesen sein, denn die Lör-racher wissen wie man ordentlich feiert.

Privat verfasst von Claudia Wobben

Sekretariat IKG Lörrach

Führungen und Besichtigungen der Synagoge in Lörrach

Von mehreren Gemeindemitgliedern werden Führungen und Besichtigungen geleitet, z.B. Frau Rachel Scheinker, Herrn Wolfgang Fuhl, Frau Hanna Scheinker, Frau Anna Matskina. Seit Januar 2011 über-nimmt auch der neue Gemeinderabbiner, Herr Moshe Flomenmann, diese Aufgabe.

Ich möchte die tiefen Eindrücke der Besu-cher, vor allem von Kindern und Jugendli-chen, den Lesern mitteilen:

»Wir beglückwünschen die Gemeinde für die-ses gelungene Gebäude.«Frauentreff der Kath. Seelsorgeeinheit Weil am Rhein

»Möge diese Synagoge nur gut besucht sein.«Wizo Mulhausen

»Es war super! Ich finde das Judentum toll. G‘ttes Segen.«Von Samuel Willes

»Danke, dass wir einen Einblick in die alte Re-ligion bekommen konnten. Schalom«.B. Weber (7. Klasse)

»Ich fand die Führerin nett und diese heilige Schrift schön und alles mit den Bildern vom Heft spannend. Vielen Dank und G‘tt soll im-mer alle schützen. Ich wünsche euch Glück,

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GEMEINDEBERICHTE

Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens34

Lörrach

dass diese Synagoge nicht zerstört wird.«Kahtrin, Leona, M. Feel (6. Klasse)

»Es war wirklich sehr interessant. Auch die bi-blischen Namen auf hebräisch zu hören war ein richtiger Aha-Effekt.«S. Franz (8. Klasse)

»Eine frohe Botschaft dieses Haus.«Jennifer Winterle

»Jedes Mal wenn ich bei Ihnen sein konnte, ging ich mit einem Lächeln. Es ist schön, dass wir miteinander die Zukunft gestalten dürfen.«Lehrer

»Der offene Seniorenkreis der Stadtkirche be-dankt sich recht herzlich für die vorzügliche Gastfreundschaft, die tolle Führung und Ein-blicke in die jüdische Kultur.«

»Vielen herzlichen Dank für die vielen interes-santen Informationen. Wir kommen wieder!«Claudia, Stefanie, Jessika

»Im Namen der Alevitischen Gemeinde Weil am Rhein und Umgebung vielen Dank für die gute Führung und freundlichen Empfang.«Mehmet Keser, Ali Sankilil

»Wir wollen immer daran denken, dass wir alle Kinder G‘ttes sind.«Christlich-Islamischer Frauentreff

»Viel haben wir dazu gelernt, mit neuem Wissen und einmaligen Eindrücken gehen wir nach Hause. Dieser Besuch und Ihre Gast-freundschaft wird uns unser Leben lang in Er-innerung bleiben. Vielen Dank dafür.«Ev. Religionsklasse 8e/f

Hanna Scheinker

Jüdische Erziehung ist lebenswichtig!

Eines Tages kam Max Graf zu Sigmund Freud. Er wollte einen Rat von ihm, wie er denn seinen kleinen Sohn Hans erziehen solle.

Der Psychoanalytiker Freud antwortete fol-gendermaßen: »Wenn Sie es nicht erlauben, Ihren Sohn im jüdischen Glauben zu erziehen, so wird ihm die Energiequelle entzogen. Aber diese Energie kann man mit nichts er-gänzen, weil sie dem Geist eine besondere Kraft für neue wertvolle Ideen gibt und das ist lebenswichtig.«

Durch diese Energiequellen sind wir Juden am Leben geblieben.

Hanna Scheinker

Gedicht zum 85. Geburtstag von Herrn Friedrich Valler

Über das Älterwerden

Das große Glück, noch klein zu sein, sieht mancher Mensch als Kind nicht ein

und möchte, dass er ungefähr so 16 oder 17 wär’.

Doch schon mit 18 denkt er: »Halt! Wer über 20 ist, ist alt.«

Warum? Die 20 sind vergnüglich – auch sind die 30 noch vorzüglich.

Zwar in den 40 - welche Wende – da gilt die 50 fast als Ende. Doch in den 50, peu à peu,

schraubt man das Ende in die Höh‘!

Die 60 scheinen noch passabel und erst die 70 miserabel.

Mit 70 aber hofft man still: »Ich schaff‘ die 80, so Gott will.«

Wer dann die 80 biblisch überlebt, zielsicher auf die 90 strebt.

Dort angelangt, sucht er geschwind nach Freunden, die noch älter sind.

Doch hat die Mitte 90 man erreicht – die Jahre, wo einen nichts mehr wundert -,

denkt man mitunter: »Na – vielleicht schaffst du mit Gottes Hilfe auch die 100!«

Geburtstagsgedicht für den Chor (freie Übersetzung)

Es gibt ein Städtchen. Wahrscheinlich weiß keiner woran es liegt,

dass dort die Menschen aus vielen Ländern in Frieden leben.

Dort gibt es Täler und Berge, wunderschöne Gärten und mehrere Kirchen.

Aus den Fenstern kann man auf eine uralte Burg schauen.

In dieser Stadt gibt es ein Meer von Blumen. Dieses Städtchen heißt Lörrach.

Dort ist für die Juden und auch für G‘tt eine Synagoge erbaut worden.

In dieser Synagoge wirkt Tatjana. Ihre Professionalität, Mut, Geduld und

guter Geschmack motivierten die Menschen einen Chor zu gründen.

Dieser Chor hat Solisten und diese sind echte Künstler:

Als erstes kommt Klava, die zarte Sporanistin, mit einer exzellenten Stimme.

Und der adlige Arur. Er singt Lieder, welche die höchsten Ansprüche erfüllen.

Die Anna bringt uns die jüdische Kultur mit ihren Originalliedern ganz nahe.

Ihre jüdischen Heimatlieder sind auch schon in Freiburg bekannt.

Unsere bezaubernde Lyda tut ebenfalls Wunder – in Form von gesungenen Liedern,

aber auch gekochten Leckereien.

Unsere Lisa sorgt für eine gute Stimmung und hält für uns immer

eine sympathische Neuigkeit bereit.

Unser Chor ist auch auf unsere Maja und ihre klare Stimme ganz stolz.

Und Maja II. Sie ist schön wie eine Blume und singt wie ein Vogel.

Die wunderschöne Irene hat kürzlich unseren Chor bereichert.

Unsere Lieder sprechen ihre Seele tief an.

Unsere Schönheit Olga hat ein Talent, mit ihrem hellen Geistesfunken

unsere Seelen vom Schmerz zu befreien.

Der Friedrich und die Mascha, unsere Gelehrten, teilen mit uns ihre Weisheiten

und bereichern uns intellektuell.

Unser Naum, Jura I, Jura II und Sascha sind für uns ganz wichtig.

Deren starke männliche Stimmen klingen bis in den Himmel.

Und auch Zoja, unsere Sängerin, hat schon bei vielen Feierlichkeiten

mit ihren prachtvollen Reimen für eine gute Stimmung bei uns gesorgt.

Da ist es auch kein Geheimnis, dass unser Chor schon fünf Jahre existiert und jüdische, russische und deutsche Lieder singt.

Es macht uns glücklich, mit unseren Auftritten –

die Gemüter der Menschen immer wieder zu erfreuen.

Also lasst uns singen.

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GEMEINDEBERICHTE

und seiner Gemeinden 35

Lörrach

Terminkalender der Israelitischen Kultusgemeinde Lörrach

G‘ttesdienst/Schabbat

Freitags um 18.30 Uhr | Samstags um 10.00 Uhr und 18.00 Uhr

März

17.03.2011 05.00 Uhr bis 19.15 Uhr Fasten Esther 19.03.2011 20.00 Uhr Purim / Megilat Esther 20.03.2011 08.00 Uhr Megilat Esther 20.03.2011 09.00 Uhr Abfahrt Purim + Purimfeier für Kinder in Rottweil (Busfahrt) 27.03.2011 17.00 Uhr Klassisches Konzert im König-David-Saal A. Gilman (Violine) und M. Seltenreich (Klavier), mit freundlicher Unterstützung des Zentralrats der Juden in Deutschland

April

03.04.2011 10.30 Uhr Jahreshauptversammlung (Kidduschsaal) 08.04. bis 10.04.2011 Jüdische Jugendkonferenz (18-35 Jahre) in Lörrach 18.04.2011 19.30 Uhr Erew Pessach 19.04.2011 10.00 Uhr G‘ttesdienst Pessach 20.00 Uhr Abendgebet Pessach 20.04.2011 10.00 Uhr G‘ttesdienst 24.04.2011 19.30 Uhr G‘ttesdienst 25.04.2011 10.00 Uhr G‘ttesdienst 19.30 Uhr G‘ttesdienst 26.04.2011 10.00 Uhr Jiskor / Erinnerungsgebete für Verstorbene

Mai

08.05.2011 15.00 Uhr Tag der Befreiung (Frau R. Kuhn) Feier im Kidduschsaal 15.05.2011 Jüdisches Leben in Ulm (Reise)

Juni

07.06.2011 20.00 Uhr Erew Schawuot 08.06.2011 10.00 Uhr G‘ttesdienst 20.00 Uhr G‘ttesdienst 09.06.2011 10.00 Uhr Jiskor / Erinnerungsgebet für Verstorbene 19.06.2011 14.00 Uhr Neuwahlen Vorstand

Sonstige Gruppen/Kurse in den Gemeinderäumen

Bibliothek geöffnet Dienstags 10.00-12.00 Uhr und Freitags 17.00-19.00 Uhr

Computerkurs Mittwochvormittags

Chor Donnerstags 10.30 Uhr (Chorleiterin Fr. Filaretova)

Hebräischkurs wird nach Bedarf angeboten..

Für Schulkinder gibt es auch weiterhin Religionsunterricht (Judaica). Nähere Informationen erhalten Sie in der Gemeinde.

Rabbinat

Unser Rabbiner, Herr Moshe Flomenmann, hat seine Sprechstunde Donnerstags von 09.00 – 12.00 Uhr und nach Vereinbarung. Sie erreichen ihn unter der Tel.-Nr. 07621 422293-2.

Sekretariat

Achtung! Unsere e-Mail Adresse hat sich geändert ! Ihre e-Mails schicken Sie bitte zukünftig nur noch an folgende Adresse:

[email protected]

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GEMEINDEBERICHTE

Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens36

Mannheim

Kitsch oder Kunst?

Am Europäischen Tag der jüdischen Kultur am 5. September 2010 beteiligte sich die Mannheimer Gemeinde mit einem Vortrag über »Kunst und Kitsch. Jüdische Ritualge-genstände von damals und heute«. Manja Altenburg und Dr. Ester Graf von der Agen-tur für jüdische Kulturvermittlung stellten im Gemeindezentrum besondere Kultob-jekte wie Chanukkaleuchter und Menorot vor. Dabei ging es nicht nur um kunstvolle Objekte, sondern auch kitschige Verirrun-gen waren Gegenstand der Betrachtung und Bewertung.

Frau Dr. Graf wiederholte den Vortag am 6. Oktober im Rahmen des »Mifgasch – Treff-punkt für Frauen« mit einer Powerpoint-Präsentation vor interessierten Frauen aus unserer Gemeinde.

Israels Botschafter besucht Mannheim

Am 5. Oktober 2010 durfte die JGM Israels Botschafter in Deutschland, Herrn Yoram Ben-Zeev, im Gemeindezentrum begrü-ßen. Dieser Besuch war noch von Orna Marhöfer, der langjährigen Ersten Vorsit-zenden (bis 31. Juli 2010), initiiert worden.

Ben-Zeev (66) vertritt seit 2007 den Staat Israel in Berlin. Nach seinem Politikstudium war er in Hongkong, Manila und Los Ange-les als Diplomat eingesetzt. Unter Premier Jitzchak Rabin sel.A. wurde er in den 90-er Jahren Koordinator des Friedensprozesses

mit den Palästinensern. 2000 nahm er am Gipfeltreffen in Camp David II teil. Bevor er nach Berlin kam, war er im israelischen Außenministerium für Nordamerika-Bezie-hungen zuständig.

Als Botschafter in Deutschland besteht eines seiner Ziele darin, die Kooperation auf verschiedenen Ebenen zwischen den beiden Ländern weiter zu vertiefen: Nicht nur der Kontakt zwischen Politikern sei wichtig, sondern der zwischen möglichst vielen Menschen aus der israelischen und der deutschen Bevölkerung. In diesem Zu-sammenhang erwähnte er u. a. die Städte-partnerschaft Mannheim – Haifa, sowie die Beobachtung, dass Israelis die zweitstärks-te Besuchergruppe der deutschen Haupt-stadt seien.

Zu dem Vortragsabend hatten die Jüdische Gemeinde Mannheim und die Deutsch-Is-raelische Gesellschaft Rhein-Neckar einge-laden, deren Vorsitzender Hannes Greiling die Moderation der dem Vortrag folgen-den Aussprache zwischen dem Publikum und dem Referenten übernahm.

Die Erste Vorsitzende der JGM, Schoschana Maitek-Drzevitzky, begrüßte zu Beginn den Botschafter, die politischen Vertreter der Kommune, die Vorsitzenden der betei-ligten Organisationen sowie die zahlreich erschienenen interessierten Zuhörer und Zuhörerinnen aus der Bevölkerung. Yo-ram Ben-Zeev leitete seinen Vortrag mit einer Bestandsaufnahme ein: »Wo steht Israel heute?« und führte darin aus, dass der Staat mit seinen ca. 7,6 Millionen Ein-wohnern sich in Bezug auf geltende Werte, wirtschaftlichen Austausch, Wettbewerbe im Sport, in Wissenschaft und Kultur der westlichen Welt zugehörig fühle. Des Wei-teren brachte er die politischen Probleme

in Nahost zur Sprache und stellte seine Vi-sionen und seine Hoffnungen auf ein von allen Staaten anerkanntes Existenzrecht Israels, eine mit Rechten und Pflichten bi-lateral geregelte Zwei-Staaten-Lösung und auf weitere Friedensverträge mit Nach-barstaaten dar. Für die gute Qualität der deutsch-israelischen Beziehungen führte er außer den oben genannten Punkten die jährlich stattfindenden Regierungskon-sultationen beider Staaten, gemeinsame Entwicklungshilfe-Projekte in Afrika, eine gemeinsame Schulbuchkommission an und freute sich auch über die Tatsache, dass die Jury des Börsenvereins des Deut-schen Buchhandels den diesjährigen Frie-denspreis dem israelischen Autor David Grossman zuerkannt hat. Gleichwohl sei das Israel-Image hier zu Lande in Medien und Gesellschaft derzeit erschreckend und müsse von politischer Seite durch verstärk-te Öffentlichkeitsarbeit verbessert werden.

In der anschließenden Aussprache wurden u. a. auch kritische Fragen aus dem Publi-kum gestellt, die der Botschafter mit sach-lichen Argumenten parierte. Mit großem Applaus wurde sein Vorschlag quittiert, die Gemeinde möge auch einmal seinen mit ihm befreundeten palästinensischen Kol-legen aus Berlin zu einem Vortragsabend einladen, zu dem er, Ben-Zeev, dann eben-falls gerne wiederkomme; so könnten sich die Mannheimer ein authentisches Bild von beiden Seiten machen.

Zum Ende der interessanten Veranstaltung dankte der DIG-Vorsitzender Greiling dem israelischen Botschafter und überreichte ihm einen Mannheim-Bildband.

sj

Ketuvim - die 13 Schriften

Zu diesem Thema referierte Majid Khoshlessan, jüdischer Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zu-sammenarbeit Rhein-Neckar e.V., die dazu eingeladen hatte, am 28. Oktober im Ge-meindezentrum.

Nach einer Übersicht über die drei Bereiche des Tanach – Tora, Neviim, Ketuvim – stellte der Referent die dreizehn Bücher der Ketu-vim vor und machte per Powerpoint deut-

Gemeinde Mannheim

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GEMEINDEBERICHTE

und seiner Gemeinden 37

Mannheim

lich, dass ihre Reihenfolge im Talmud nicht mit der des heutigen Tanach identisch ist; die Folge der »Schriften« in der Lutherbibel folgt einem davon nochmals verschiede-nen Schema. Herr Khoshlessan beschrieb Umfang und Inhalte der 13 Schriften und stellte Vermutungen über ihre jeweili-gen Autoren und ihre Entstehungszeit an. Seinen Vortrag illustrierte er mit der Prä-sentation von Bildern aus verschiedenen Kunstepochen und mit Musikbeispielen zu den Tehillim, dem Schir ha Schirim, den Klageliedern des Jeremia u. a., wobei seine Gattin, Frau Dr. Deborah Kämper, bei der Technik assistierte. Interessant war auch zu sehen, wie aktuell manche »Sprüche Salo-mos« durch die Jahrtausende geblieben sind. Abschließend erläuterte der Referent die Bedeutung der Ketuvim für das Juden-tum als Schriftreligion.

Alles in allem ein lehrreicher Abend, der manchen Zuhörer motiviert haben dürfte, sich zu Hause wieder einmal die Hebräi-sche Bibel bzw. das Erste Testament vorzu-nehmen.

sj

Klezmerkonzert

Der Zentralrat der Juden in Deutschland präsentierte am 30. Oktober im Gemeinde-zentrum ein außergewöhnliches Konzert des fünfköpfigen Ensembles Klezmorim, das seit fast zwölf Jahren sein Publikum be-geistert. In ihrem Programm »KlezMeshug-ge« boten Nirit Sommerfeld mit Gesang und Moderation, Andi Arnold (Klarinette), Michael und Matthias Engelhardt (Gitarre und Bass) und Günther Basmann (Schlag-zeug) jiddische, israelische und sephardi-sche Lieder sowie Eigenkompositionen in

modernen Arrangements wie »Bereschit« im 1. Teil des Konzerts. Bekannte Klezmer-melodien (u. a. »Margaritkes«) wechselten sich mit teils jazzig, teils lyrisch arrangier-ten Balladen ab.

Das anfangs eher zurückhaltende Publi-kum ließ sich bald von den heißen Rhyth-men und Nirit Sommerfelds Temperament mitreißen und quittierte die Präsentation des lebendigen, berührenden und ab-wechslungsreichen Programms mit zu-nehmend begeistertem Applaus.

Gleiche Rechte für alle?

Am 7. November wurde unter diesem Ti-tel eine Wanderausstellung des Landesar-chivs Baden-Württemberg eröffnet, die bis zum 28. November hier zu sehen war. Er-stellt worden war sie 2009 zum 200-Jahre-Jubiläum der jüdischen Religionsgemein-schaft in Baden. In einem großen Bogen zeichnet die Ausstellung die Geschichte der badischen Juden vom Mittelalter bis in die Gegenwart nach und beschreibt den

langen Kampf um die bürgerliche Gleich-stellung. Viele Dokumente und Exponate zeigen den Beitrag der jüdischen Bevöl-kerung zur Entwicklung Badens vor allem im 19. Jahrhundert und das Entstehen von Reformgemeinden. Die Zerschlagung je-der rechtsstaatlichen Ordnung in der Zeit des Naziterrors, Diffamierung, Verfolgung und Deportation von Jüdinnen und Juden werden ebenso dokumentiert sowie der mühsame »Aufbau nach dem Untergang«. Bilder und Texte werden durch einige Hör-stationen mit dokumentarischen Tonauf-nahmen ergänzt.

Zur Vernissage hatten die Stadt Mann-heim, die Jüdische Gemeinde und das Landesarchiv Baden-Württemberg einge-laden. Nach den Grußworten der 1. Vor-sitzenden unserer Gemeinde, Frau Scho-schana Maitek-Drzevitzky, und von Frau Stadträtin Bade erläuterte Dr. Wolfgang Zimmermann vom Landesarchiv Konzep-

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Mannheim

tion und Intention der Ausstellung. Dr. Uri Kaufmann und Dr. Rainer Brüning, die die Wanderausstellung erstellt und sie didak-tisch aufbereitet haben, gaben anschlie-ßend eine inhaltliche Einführung.

Einige Sätze von Felix-Mendelssohn-Bartholdy, Oskar Rubinstein und Theodore Bloch, interpretiert von der Violinistin Nelli Berditchevskaia und ihrer Tochter, der Pia-nistin Julia Chifrina, trugen hervorragend zum festlichen Charakter der Vernissage bei.

Anschließend bot die Jüdische Gemein-de bei einem Empfang die Möglichkeit zu Gespräch und Begegnung, während Dr. Kaufmann eine Gruppe interessierter Damen und Herren durch die Ausstellung führte.

Gedenken am 9. November

In einem ökumenischen Bußgottesdienst gedachten die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Rhein-Neckar e.V. und die Arbeitsgemeinschaft Christ-licher Kirchen in Mannheim auch dieses Jahr am 9. November der Opfer der No-vemberpogrome von 1938. Die Liturgie in der Sebastiankirche am Marktplatz gestal-teten Pfarrerin Andrea Knauber und Pfarrer Lukas Glocker von der GCJZ sowie Pfarrer Matthias Zaiss und Traute Steindl von der ACK zusammen mit Schülerinnen und Schülern der Heinrich-Lanz-Schule 2, die-ses Jahr Inhaberin des Pokals »Abraham

– Vater des Glaubens«. Musikalisch wurde die Feier vom Seckenheimer Singkreis und von Wolfram Sauer, Eginhard Teichmann und Jürgen Weber umrahmt.

Zu einer anschließenden weiteren Gedenk-veranstaltung, die das Thema Zwangsar-beit beleuchtete, hatte der Arbeitskreis »Justiz und Geschichte des Nationalsozi-alismus« ins jüdische Gemeindezentrum eingeladen. Walter Wassermann, ein heute 86-jähriger jüdischer Senior, konnte, wie er an diesem Abend erzählte, die Jahre des Terrors, der Todesangst und schließlich der Zwangsarbeit nur dank der Volksgenossen überleben, die damals den Mut aufbrach-ten, ihm zu helfen. »Ohne die Guten säße ich heute nicht hier«, wiederholte der ge-bürtige Mannheimer immer wieder, der, im letzten Kriegsjahr noch nach Theresien-stadt deportiert, nach der Befreiung nach Mannheim zurückgekehrt war und hier geblieben ist.

sj

Walter WassermannSchoschana Maitek-Drzevitzky, 1. Vorsitzende

Dr. Wolfgang Zimmermann, Landesarchiv BW Nelli Berditchevskaia (V) und Julia Chifrina (P)

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Mannheim

»Mendelssohn und seine Zeit«...

... war das Motto, unter dem die Gesell-schaft für Christlich-Jüdische Zusammen-arbeit und die Mannheimer Staatliche Hochschule für Musik und darstellende Kunst am 14. November zu einem Kon-zert im Festsaal des Gemeindezentrums eingeladen hatten. Im Anschluss an die Begrüßungsworte des evangelischen Vor-sitzenden der GCJZ, Froese, hatte - ehe das Konzert begann - der Leiter des neu gegründeten jungen Orchesters »Mann-heimer Philharmoniker« Gelegenheit, die Arbeit dieses Ensembles vorzustellen und auf den nächsten Konzerttermin im Rosen-garten hinzuweisen.

Auf dem Programm des Kammerkonzerts für Cello und Klavier standen drei Kom-ponisten: Robert Schumann (1810-1856), Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) und Frederic Chopin (1810-1849). Die In-terpreten, Jonathan Flaksman und David James Kim, Cello sowie Su-Jae Huh und Sang-Hee Park, Klavier, diplomierte und mehrfach preisgekrönte Angehörige der Musikhochschule Mannheim, präsentier-ten »Fünf Stücke im Volkston« von Schu-mann, Mendelssohns Sonate Nr. 2 in D-Dur und »Introduktion und Polonaise brillante« von Chopin und begeisterten das Publi-kum mit ihrer nuancenreichen Darbietung.

Nach dem Konzert bestand die Möglich-keit, im Foyer bei erfrischenden Getränken (ausgeschenkt von Frau Landmann und Frau Khersonska) Kontakte zu pflegen und sich die Ausstellung »Gleiche Rechte für alle?« anzuschauen.

sj

Erinnern an Gurs

Am 22. Oktober jährte sich zum 70. Mal der Tag, an dem 6538 Deutsche jüdischen Glaubens aus Baden, der Pfalz und dem Saarland von der Gestapo in Kooperation mit französischen Behörden ins Lager Gurs deportiert wurden, darunter allein 2000 Mannheimer. Aus diesem Anlass fand am 21. Oktober im Stadthaus und am Kubus auf den Planken eine Gedenkveranstal-tung statt, die an die Opfer erinnerte.

OB Dr. Kurz bezeichnete den 22. Oktober 1940 als den »für die Stadtgesellschaft dunkelsten Tag. Sie hatte aufgehört, als Gemeinschaft zu wirken.« Er erinnerte an den Mannheimer Kinderarzt Dr. Eugen Neter, der sich der Deportation freiwillig angeschlossen hatte, und an Schwester Pauline Maier, von 1936 bis 1940 Oberin des israelitischen Alters- und Kranken-heims, die ebenfalls aus freien Stücken ihre Patientinnen und Patienten auf der Deportation begleitete und 1942 in Auschwitz umkam.

Musikalisch wurde die Veranstaltung im Stadthaus vom Mannheimer Kinder- und Jugendchor DOREMI eindrucksvoll um-rahmt, u. a. mit dem von dem damals 18-jährigen Alfred Cahn im Lager Gurs komponierten und dort von Kindern gesungenen Lied »Wir sind ganz junge Bäumchen«. Auch »Haschi Wenu« aus den Klageliedern (5,21), ein Solovortrag aus

Kerzen zur Erinnerung an die deportierten Juden

OB Dr. Peter Kurz spricht vor dem Gedenkkubus

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Mannheim

»Requiem für einen polnischen Jungen« und ein Lied aus der von Hans Krása in Theresienstadt komponierten Kinderoper »Brundibar« berührten die Anwesenden tief.

Die Theatergruppe der 12. Klasse der Wal-dorfschule Mannheim zeichnete in sie-ben Szenen einige Stationen der Familie Deutschkron während der NS-Zeit nach

- nach dem autobiografisehen Werk von Inge Deutschkron »Ab heute heißt du Sarah«. Die Gedenkveranstaltung in N 1 schloss mit dem von Oberkantor Raffaele Polani ergreifend vorgetragenen Gebet »El male rachamim«.

Im Anschluss an diese Feier wurde der Ge-denk-Kubus vor P 2 enthüllt; auf ihm sind die Namen der nach Gurs deportierten Mannheimer eingraviert. Tags zuvor war er zum Zeichen der Trauer verhüllt worden. Einige weitere Worte des Gedenkens, die Lesung eines Klagepsalms und das Ent-zünden von Kerzen gaben erneut Impulse, zu erinnern und zu trauern.

js

Chanukka in der Gemeinde

Unser Jugendzentrum Or Chadasch unter der Leitung von Miriam Osayi hatte für Chanukka wieder ein umfangreiches Pro-gramm erarbeitet. Am 1. Dezember, nach dem Zünden der ersten Kerze im Rahmen eines Gottesdienstes, ließen die Jugendli-chen eine Chanukka-Party mit den Gästen der Leo Baeck Secondary High School aus Haifa und deren Gastgeber steigen, bei der

mit gemeinsamen Sewiwon- und Kennen-lernspielen ein unterhaltsamer Abend ga-rantiert war. Im Rahmen der langjährigen Partnerschaft zwischen der Leo-Baeck-Schule Haifa und dem Lessinggymnasium Mannheim waren vom 30. November bis 8. Dezember 13 Austausschülerinnen und

-schüler mit ihren Lehrern zu Gast in Mann-heim.

Am 3. Dezember wurde nachmittags mit den Kindern und Jugendlichen der Ge-meinde und den Gästen aus Haifa die drit-te Kerze gezündet, für die Gemeindefeier am 5. Dezember geprobt und nach dem Abendgottesdienst ein Oneg Schabbat gefeiert, bei dem es leckere Lattkes gab.

Höhepunkt der Or-Chadasch-Aktivitäten war die Gemeinde-Chanukka-Feier am Sonntagnachmittag, bei der die Madri-chim Jonathan und Anatoli durchs Pro-gramm führten. Zuerst sang die Gruppe

der ganz Kleinen »Sewiwon sof sof sof«, dann spielten die älteren Kinder das von Wicky und Ella kreierte Theaterstück »Cha-nukka im Schlumpfenland«. Das Publikum honorierte das mit viel Temperament, be-merkenswertem Können und großer Lust am Spiel dargebotene Stück mit anhal-tendem Applaus und würdigte auch das Bühnenbild von Odet Nativi und die phan-tastischen Kostüme und deren Schöpferin gebührend.

Nach der Klaviereinlage eines Or-Cha-dasch-Mitglieds trat die Gruppe der Äl-teren mit Anna und Genia auf und sang einen auf Deutsch getexteten Chanukka-song, während gleichzeitig eine textge-rechte Powerpoint-Präsentation lief.

Nun wurde von Kindern auf der Bühne die fünfte Kerze gezündet, und alle san-gen bekannte Chanukkalieder. Anschlie-ßend gab es Kaffee und Kreppel. Die Feier schloss mit dem Verteilen von Geschenken der Gemeinde an die Kinder.

sj

Kleines Sonntagskonzert

Das »Kleine Sonntagskonzert« am 12. De-zember unter der künstlerischen Leitung von Jaffa Polani zeigte wieder einmal mehr, welche bemerkenswerten Fortschritte ihre

Chor »Doremi«

»Chanukka im Schlumpfenland«

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Mannheim

Gesangsschülerinnen und -schüler in den vergangenen zwölf Monaten gemacht ha-ben: die Sopranistinnen Christina Bereczki und Sabine Martin, Beate Zöbeley als Mez-zosopran und der Bariton Thomas Burgard. Tenor Heinrich Ebenhöh konnte krank-heitsbedingt nicht auftreten.

Oberkantor Raffaele Polani (Tenor) berei-cherte die Veranstaltung auch diesmal mit seiner Vortragskunst. Er und das Schü-

lerensemble seiner Frau präsentierten mit einem neu gestalteten Programm vorwiegend Lieder aus dem israelischen bzw. jüdischen Kulturbereich, unter an-deren von Mordechai Seijra, Chanina Karezweski, David Sehawi, Naomi Shemer, auch das von Schmuel Kraus vertonte Ge-dicht »Semer nughe« der Lyrikerin Rachel Blubestein, das von der Vorahnung ihres nahenden Todes geprägt ist. Am Flügel begleiteten Daniele Polani und Tobias Goepfrich. Die festliche Dekoration der Bühne war das Werk von Jaffa und Raffaele Polani.

Der begeisterte Applaus aus dem Publi-kum hätte auch bei einer größeren Zahl von Zuhörern kaum frenetischer ausfallen können. Mit ihrer Feststellung »Ein schö-nes Konzert - es hat sich gelohnt zu kom-men!« brachte eine Dame in der Nähe der Berichterstatterin die allgemeine Zufrie-denheit auf den Punkt.

sj

»Ein Hauch vom Wüstenwind«...

... lautete der Titel eines außergewöhnli-chen Erzählkonzerts am 29. Januar, zu dem die Jüdische Gemeinde, die Agentur für jüdische Kulturvermittlung Altenburg & Graf, die Deutsch-Israelische Gesellschaft und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische

Zusammenarbeit ins Gemeindezentrum eingeladen hatten.

Die Israelin Revital Herzog hatte ein be-zauberndes Programm aus Musik und Geschichten zusammengestellt. Sie spiel-te in wundervoller Weise Klezmer, Musik des Balkans und orientalische Tänze auf dem Akkordeon und erzählte humorvolle Anekdoten aus ihrer Familie, chassidische Legenden, Geschichten über Glauben und

Oberkantor Raffaele Polani (Tenor)

Frau Polani begrüßt das Publikum Revital Herzog musiziert

Das Ensemble

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Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens42

Mannheim

Aberglaube, über Versöhnung mit der Ver-gangenheit und zeichnete damit Leben und Landschaften in Israel authentisch und anschaulich nach.

Mit ihrer Arbeit möchte Revital Herzog die Trennung und Angst zwischen Israelis und Arabern, nichtjüdischen Deutschen und Juden entschärfen und helfen, Klischees und Vorurteile abzubauen und eine neue, menschliche Basis zu schaffen, denn: »Wir sind doch im Grunde alle miteinander ver-wandt.«

Frau Herzog lebt heute auf der Schwäbi-schen Alb und ist neben ihrer künstleri-schen Arbeit auch als Übersetzerin tätig. An der Universität Jerusalem hatte sie Kunstgeschichte und Folklore studiert und zwischen 1976 und 1984 bei Beduinen im Sinai gelebt. Von ihrer Musik und ihren Ge-schichten gibt es bereits vier CDs, die sie auf ihren Veranstaltungen zum Kauf anbie-tet und auf Wunsch signiert.

sjVerabschiedung des ehe-maligen Vorstands

Nachdem der im Juni 2010 neu gewählte Vorstand bereits seit August 2010 amtiert, hat nun unser super-aktives Jugendzen-trum Or Chadasch unter der Leitung von Miriam Osayi die Initiative ergriffen und den ehemaligen Vorstand am 22. Januar 2011 mit einem Gemeindefest verabschie-det. Es stand unter dem Motto »le dor wa dor - von Generation zu Generation«, dem die Beteiligung von vier Generationen an der Gestaltung des abwechslungsreichen und anspruchsvollen Programms ent-sprach.

In ihrer Begrüßung der Gemeindemitglie-der begründete Miriam das Engagement von Or Chadasch für diesen Anlass mit den stets offenen Ohren, die der ehemalige Vorstand den Anliegen und Vorschlägen des Jugendzentrums entgegengebracht habe.

Nach der Hawdala, an der sich, begleitet von Sarah (Gitarre) und dem Madrich Jo-nathan (Gebet) alle Kinder mit Liedern beteiligten, begann die Verabschiedung von Orna Marhöfer (ehem. 1. Vorsitzen-de), David Kessler (ehem. 2. Vorsitzender) und den Mitgliedern des früheren Verwal-

tungsausschusses: Elisabeth Heinrich, Effi Haas und Hans Guggenheim. Madrichim, Madrichot, Kinder und Jugendliche von Or Chadasch kleideten ihren Dank an die fünf jeweils in humorvolle persönliche Worte und kündigten in zwei Durchgängen die einzelnen Programmpunkte an, von de-nen jeder mit der Arbeit bzw. einer cha-rakteristischen Vorliebe des betreffenden Ex-Vorstandsmitglieds im Zusammenhang stand: »David melech Israel«, gesungen von Lion, Lara und Arieila aus der Gama-dim-Gruppe; Jenny mit »Love Story« am Klavier; Folkloretänze der Gruppe Galit von Abel/Noemi Fisch; Polina mit »Walzer«; Se-nioren mit Sarahs Gitarrenbegleitung mit »Bei mir bistu shejn«; Witze des Oberrab-biners in Frankreich, auf Französisch und Deutsch erzählt von Sonja Engelhardt; das neue Lied »Yachad«, gesungen von allen Kindern; Polinas Gesangsvortrag »Donna donna«; »Gefillte Fisch«, gesungen und in Szene gesetzt von Boris Ljubanski mit Svet-lana Mindlina am Klavier. Das Programm schloss mit einem Gebet für die Gemeinde, gesprochen von Jonathan und Anatoli.

Die Erste Vorsitzende, Schoschana Maitek-Drzevitzky, lobte anschließend Or Cha-dasch und alle Mitwirkenden und betonte, dass die Vorgänger des heutigen Vorstands den Boden für Jugendarbeit und ehren-amtliches Engagement in der Gemeinde Revital Herzog erzählt

Kinderchor

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Mannheim

bestens bestellt hätten. Zum Dank über-reichte sie den fünf »Ehemaligen« im Na-men der Gemeinde Gutscheine, die sich jeweils auf ein Interessengebiet des Emp-fängers beziehen sollten.

Schoschanas Vorgängerin im Amt, Orna Marhöfer, sprach danach auch im Namen ihrer Kollegen im Ex-Vorstand und dankte in bewegten Worten für das Abschiedsfest. Sie sprach über die Bedeutung des Mottos »le dor wa dor« und erinnerte an frühere

Süßes Trio Jugend musiziert

Jenny Heinrich

Polina RapoportEden Haas

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GEMEINDEBERICHTE

Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens44

Vorsitzende und Vorstandsmitglieder. Ih-ren Ausführungen über die angesehene und respektierte Stellung der Jüdischen Gemeinde in Mannheim fügte sie den Wunsch an, für den Erhalt dieser Position möge auch künftig Sorge getragen wer-den. Sie schloss ihre Ansprache mit den Worten »Das Rad der Gemeinde möge sich wie ein Zahnrad weiterdrehen!«

Der festliche Abend wurde mit einem schmackhaften mehrgängigen Menü bei ausgiebiger Unterhaltung abgerundet.

sj

Gedenkveranstaltung

Am 27. Januar wurde im Ratssaal des Stadt-hauses der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Im Mittelpunkt stand die Depor-tation der badischen und Pfälzer Jüdinnen und Juden nach Gurs im Oktober 1940. Der Leiter des Stadtarchivs Landau, Dr. Michael Martin, referierte über die Rolle der Pétain-Regierung mit dem Thema »Gurs und der Antisemitismus in der französischen Politik 1939 - 1945« und legte die Hintergründe der Internierung und die Beteiligung fran-zösischer Behörden an der nationalsozialis-tischen Vernichtungsaktion dar.

Bürgermeister Michael Grötsch betonte in seiner Einführung zuvor, wie aktuell das Thema Antisemitismus ist: »Wir leben in ei-ner Gesellschaft, in der Antisemitismus und Rassismus keine Seltenheit sind und aus der Mitte der Gesellschaft kommen.« Positiv sei, dass das Interesse junger Menschen in Deutschland noch immer groß sei, die Erin-nerung an die Nazidiktatur wach zu halten.

Projektgruppen aus der Friedrich-List-Schule, den Gymnasien KFG und Ludwig-Frank und der Wilhelm-Wundt-Realschule beteiligten sich an der Veranstaltung. Sie stellten Einzelschicksale in den Vorder-grund, zeichneten den Lebensweg des Zeitzeugen Oskar Althausen sel. A. nach, schilderten eindrücklich, wie Mannheimer an diesem Oktobertag 1940 brutal aus ih-rem Leben herausgerissen wurden, und berichteten vom Lageralltag in Gurs.

Der Kinder- und Jugendchor DOREMI un-ter der Leitung von Annette Großmann

sowie Musizierende der Städtischen Mu-sikschule gestalteten die Gedenkfeier mu-sikalisch.

»Juden Narren Deutsche«

In Kooperation mit der Agentur für Jüdi-sche Kulturvermittlung Altenburg & Graf konnte die Jüdische Gemeinde am 19.2.11 die Autorin Hazel Rosenstrauch für eine Lesung aus ihrer Essay-Anthologie »Juden Narren Deutsche« gewinnen. Begleitet wurde die in Berlin lebende Schriftstellerin von ihrer Verlegerin Lisette Buchholz.

Hazel Rosenstrauch, am Kriegsende als Tochter österreichischer Emigranten in London geboren, wuchs in Wien auf. Sie ar-beitete als Sozialwissenschaftlerin, Journa-listin und Redakteurin und nennt ihre Texte »Deutsche Studien«. Sie, eine »unjüdische Jüdin«, wie sie sich bezeichnet, beobachtet und analysiert skeptisch, humorvoll, gele-gentlich auch böse die Erinnerungskultur in Deutschland und Österreich, wehrt sich gegen klischeehaftes Schubladendenken, gegen verlogene Sprachkonventionen und gegen blauäugige Vorstellungen vom Aufbau eines »schönen entspannten jüdi-schen Lebens« in Deutschland. Ihre sehr komprimierten Texte provozieren auf erfri-schende Weise, halten Juden und nichtjü-dischen Deutschen einen »Narrenspiegel« vor Augen und leisten damit, was geistrei-che Satiren immer tun: zu kritischem Nach- und Umdenken anregen.

Wer sich für Dr. Hazel Rosenstrauchs Ver-öffentlichungen interessiert, wende sich an ihre Verlegerin Lisette Buchholz, Tel. 06 21/40 96 96.

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Mannheim

Orna Marhöfer, ehemalige 1. Vorsitzende

Senioren singen

Frau Rosenstrauch und Frau Buchholz

Ehemaliger Vorstand

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GEMEINDEBERICHTE

und seiner Gemeinden 45

Klezmer-Konzert

Am 26. Februar spielte die »Authentischs-te Klezmer-Gruppe Klezmer chidesch aus Berlin« im Gemeindezentrum. Das Quar-tett brachte mit rasantem Spieltempo Nostalgie, Melancholie und Heiterkeit im Lebensgefühl »Klezmer« zusammen. Weil jeder der vier Musiker über eine professi-onelle Musikausbildung und langjährige Praxis verfügt, ist die Musik der Gruppe be-sonders facettenreich.

Jossif Gofenberg, »Maestro des Klezmer«, leitet das Ensemble. Er singt, spielt Akkor-deon und ist Koordinator des Klezmerzen-trums der Musikschule Berlin-Mitte und Dozent an der Jüdischen Volkshochschule Berlin. Igor Sverdlov (Klarinette, Arrange-ments) ist Lehrer für Klarinette und Mit-glied des Orchesters der »Volkswagen AG«. Alexander Franz (Kontrabass) studierte Jazz, spielte in diversen Jazzbands und ist Lehrer für Kontrabass. Mark Szmelkin beherrscht sein Instrument Zimbal virtuos und spielt außerdem Schlagzeug.

Die Gruppe mischte klassische Elemente mit fetzigem Jazz und improvisierte auch mit chassidischen Melodien und jüdischen Volksliedern. Das leider etwas schwach vertretene Publikum ließ sich begeistert mitreißen und dankte mit anhaltendem Applaus.

Kontakt zu »Klezmer chidesch« ist möglich über:

Jossif Gofenberg Tel. 0 30/82 70 27 88 oder mobil 01 73/9 30 78 70. E-Mail: [email protected]

Mannheim

»Klezmer chidesch«

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GEMEINDEBERICHTE

Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens46

Pforzheim

Berichte Gemeinde Pforzheim

Channuka Feier

Die Chanukka-Familienfeier fand auch im Jahr 5771 wieder großen Zuspruch unter unseren Gemeindemitgliedern. Das mit viel Begeisterung vorbereitete Fest wurde bereits mit großer Spannung erwartet. So war es auch nicht verwunderlich, dass der Gemeindesaal bis auf den letzten Platz be-setzt war. Sehr feierlich wurde das Entzün-den der Kerzen durch unseren Gemein-dechor »Kachol Lawan« mit Geigen und Klavierbegleitung umrahmt. Das Chanuk-ka-Theaterstück wurde dieses Mal in tradi-tioneller Version von unseren Kindern auf-geführt. Intensives Proben zeichnete sich dabei aus. Die Gemeinde bekam ein per-fektes Spiel über das Wunder von Chanuk-ka präsentiert. Die Zuschauer belohnten so viel Engagement mit hoch verdientem Applaus. Als Dankeschön des Vorstandes, durften sich die Nachwuchs-Schauspieler/innen über einen Gutschein für einen ge-meinsamen Kinobesuch erfreuen.

ProDialog – Eine besondere Begegnung

Im November stand auf der Vorstandssitzung der Jüdischen Gemeinde Pforzheim ein ganz besonderer Punkt auf der Tagesordnung. Erwartet wurde der Antrittsbesuch des neu-en Dialogbeauftragten der Fatih-Moschee, Herrn Muhammed Sahin. Mit großer Freude hat der Vorstand das neu erwachte Interesse des Moschee-Vereins aus Eutingen an einem Dialog mit der Jüdischen Gemeinde Pforz-heim zur Kenntnis genommen und zu einem ersten offiziellen Gespräch im Rahmen einer Vorstandssitzung eingeladen. Neben dem angekündigten Gast konnten gleich 6 weite-re jugendliche Dialogbeauftragte, unterwegs im Rahmen des Projekts »prodialog« der DI-TIB (Türkisch-Islamische-Union) und ein Mit-glied des Vorstands der Fatih-Moschee, Herr Osman Sahin, begrüßt werden.

Gemeinde Pforzheim

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GEMEINDEBERICHTE

und seiner Gemeinden 47

Pforzheim

Mit Blumen als Gastgeschenk fand bei wär-mendem Tee und Kaffee von Beginn an ein sehr offenes und herzliches Gespräch im Gemeindesaal der Synagoge statt.

Der Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Herr Rami Suliman, dankte den Jugendlichen für ihr Engagement zur Dialogbereitschaft und dem Interesse an zukünftigen gemeinsamen kulturellen Pro-jekten. Dabei betonte Herr Suliman noch einmal ausdrücklich, dass der bestehende Konflikt zwischen Juden und Muslimen im Nahen Osten nicht nach Deutschland getragen werden darf. Als »gemeinsame Pforzheimer« müssten sowohl die Mitglie-der der Moschee als auch der Synagoge friedlich und respektvoll miteinander le-ben können.

Bei einem regen Ideenaustausch wurden die ersten Projekte zum gegenseitigen Kennenlernen der Gemeindemitglieder beschlossen. Den Anfang macht eine Sy-nagogenführung für die Mitglieder des Moschee-Vereins, gefolgt von der Planung eines gemeinsamen Essens mit traditio-nellen jüdischen und orientalischen Spei-sen im Jüdischen Gemeindezentrum. Im nächsten Jahr wird dann die Jüdische Ge-meinde zu Gast in der Fatih-Moschee sein. Zum Abschluss des Besuchs signalisierte Herr Muhammed Sahin noch die Bereit-schaft der Fatih-Moschee zur zukünftigen Teilnahme an der Woche der Brüderlichkeit

– erste Gespräche mit der Stadt Pforzheim gäbe es bereits.

Synagogenführung für muslimische Gemeinde-mitglieder der Fatih-Moschee

Das neu initiierte Projekt »ProDialog« wur-de mit einer Synagogenführung für die Moschee-Gemeinde fortgesetzt. Neben den Vorständen, dem Vorbeter, der Religi-onslehrerin sowie zahlreichen Mitgliedern der Fatih-Moschee konnte auch der Bun-destagsabgeordnete, Herr Memet Kilic, in unserer Synagoge begrüßt werden. Herr Kilic kam in Begleitung weiterer Mitglieder der GRÜNEN, die ihr Interesse am Dialog zwischen der jüdischen und muslimischen Gemeinde in Pforzheim zum Ausdruck brachten. Zu Beginn der Synagogenfüh-rung hieß unser Vorstand Herr Rami Suli-man die Gäste mit einer kurzen Ansprache willkommen. Hier ein Auszug seiner Be-grüßungsrede:

»Sehr geehrter Herr Rabbiner Bar-Lev, sehr ge-ehrter Herr Bundestagsabgeordnete Kilic, lie-be Vorstände der Fatih-Moschee, liebe Gäste,

schon aus unserer Geschichte heraus haben Juden und Muslime sehr gut zusammen ge-lebt. Als Religionsgemeinschaft sind wir hier in Pforzheim, im Enzkreis und in Deutschland eine Minderheit. Wir haben grundsätzliche ähnliche Interessen und vergleichbare Prob-leme. Wir dürfen froh sein, dass es selbstver-ständlich ist, dass wir unsere Religion, unsere Traditionen und unsere Kultur hier in Pforz-heim ganz frei und friedlich ausüben können.

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GEMEINDEBERICHTE

Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens48

Pforzheim

Vor ein paar Wochen waren die Dialogbeauf-tragten der Fatih Moschee bei uns zu Gast.

In diesem Treffen waren wir uns alle einig, dass der Konflikt im Nahen Osten nicht nach Pforzheim gebracht werden darf. Wir ma-chen hier keine Politik. Als jüdische Gemeinde ist es uns wichtig, uns nach außen zu öffnen und Pforzheim über unsere Religion aufzu-klären, um Vorurteile abzubauen. Beginnen wir heute mit dem ersten Schritt für einen guten Dialog. Wir brauchen keine Vermittler dafür. Ich freue mich sehr, Sie hier begrüßen zu dürfen.«

Während der Synagogenführung im Ge-betssaal, die unter der erfahrenen Leitung unseres Gemeindemitglieds Andrew Hil-kowitz und für den religiösen Teil zustän-digen Rabbiners Bar-Lev stand, fand ein re-ger Austausch über die Gemeinsamkeiten und Gegensätze des muslimischen und jüdischen Glaubens statt. Unter anderem konnten viele Fragen rund um Feiertage, Speisen und Essengesetze sowie die ritu-elle Beschneidung beantwortet werden. Anschließend wurde der Dialog im Ge-meindesaal bei Kaffee, Tee und Kuchen in familiärer Atmosphäre fortgesetzt. Ein Ge-genbesuch unserer Gemeinde in der Fatih

-Mosche ist geplant.

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GEMEINDEBERICHTE

und seiner Gemeinden 49

Pforzheim

JCI Junior Chamber International Nordschwarzwald

Die Wirtschaftsjunioren Nordschwarzwald wählen bei ihren turnusmäßigen Treffen immer besondere Orte der Zusammen-kunft. So waren sie im Februar zu Gast in unserer Synagoge, um sich neben Projek-ten aus den Ressorts der Wirtschaftsjunio-ren, auch über das jüdische Leben in Pforz-heim zu informieren. Nach einem Vortrag in der Synagoge, der aufgrund des regen Interesses der Wirtschaftsjunioren weit über den festgelegten Zeitrahmen hinaus-ging, fand auch das koschere Essen großen Anklang bei den Teilnehmern. »Es war eine rundum gelungene Veranstaltung, ge-prägt durch die herzliche Gastfreundschaft, die perfekte Organisation und die interes-santen Einblicke«, wie uns die verantwort-lichen Wirtschaftsjunioren Jörg Walter und Thomas Täge rückblickend versicherten.

Rückblick auf die Jahresvollversammlung mit Wahlen am 28.11.2010

Einstimmig wurde auf der Jahresvollver-sammlung der Gemeindemitglieder eine Namensänderung von »Israelitische Kul-tusgemeinde Pforzheim« in »Jüdische Gemeinde Pforzheim« beschlossen. Nach Genehmigung durch den Oberrat wird nun die Bestätigung der Namensänderung durch das Kultusministerium erwartet. Die Körperschaft des öffentlichen Rechts muss noch offiziell auf die Jüdische Gemeinde Pforzheim übertragen werden. Wir hoffen, dass dies in den nächsten Wochen von Statten geht und danken dem Oberrat der IRGB für die Bemühungen bei der Abwick-lung.

Vorstandswahlen: Einstimmig wurde Herr Rami Suliman in seinem Ehrenamt als Vor-standsvorsitzender bestätigt. Als zweiter Vorstand wurde Herr Schei Dattner wieder gewählt. Als Beisitzer sind weiterhin im Vorstand: Frau RA Bianca Nissim, Frau Tais-sia Radtschick sowie Herr Pinkas Soleiman. Als Delegierte für den Oberrat wurden gewählt Herr Rami Suliman, Herr Schei Dattner sowie die Ersatzdelegierten Herr Andrew Hilkowitz und Frau Bianca Nissim.

JCI Junior Chamber International Nordschwarzwald | Weitere Infos unter: www.wj-nsw.de

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Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens50

Pforzheim

Tu Bischwat 5771 spezial

Die Jugend der IRG Baden feierte das »Tu Bischwat – Fest der Bäume« mit einem Spezial in Pforzheim. Eingeladen und or-ganisiert über das IRG Baden Erziehungs-referat der Religionslehrerin Frau Susanne Benizri traf sich die badische Jugend von der ersten Klasse bis hin zur Oberstufe zu einem gemeinsamen Projekttag in Pforz-heim. In Reisebussen kamen die Kinder und Jugendlichen aus sämtlichen Ge-meinden Badens unter Begleitung ihrer Rabbiner, Vorstände oder Madrichim. In Altersgruppen gerecht wurde sich des Themas »Tu Bischwat« abwechselnd auf verschiedene Arten angenommen. Den musikalischen Part übernahm Elik mit sei-nem Akkordeon. Gleich zu Beginn erlagen die Kinder dem Zauber seiner Musik und konnten problemlos in die Lieder eintau-chen und auch in Hebräisch mitsingen. Im Umgang mit den Jugendlichen bewies der Musiker viel Geschick und Feingefühl und konnte so auch die »zarten Stimmen« zum Mitsingen bewegen. Zeitgleich fan-den Vorträge und Arbeitsgruppen im Ge-betssaal der Synagoge, im Gemeindesaal, im Klassenzimmer sowie im Jugendraum statt. So konnte die Bedeutung des »Tu Bischwat Festes« von den Kinder und Ju-gendlichen zusammen mit den Erziehern ganz ausführlich erarbeitet werden. Unter anderem wurde sich dem Geburtstag der Bäume auch auf künstlerischem Weg ge-nähert, wobei ganz erstaunliche Werke mit Farben auf die Leinwand gebracht wurden. Als letzter Programmpunkt dieses ereignis-reichen Tages wurde der Seder gemein-sam gefeiert, bevor die bestens gelaunte Jugendschar zum Abschluss noch zu tradi-tionellen Klängen ausgelassen tanzte.

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und seiner Gemeinden 51

Pforzheim

Danksagung an ZWST und Claims Conference

Die Jüdische Gemeinde Pforzheim möch-te sich an dieser Stelle bei der ZWST in Zusammenarbeit mit der Claims Confe-rence recht herzlich bedanken. Durch das Projekt »Betreuung von Überlebenden der Schoah« wurden von 2007 bis 2010 bei 47 Mitgliedern unserer Gemeinde finanziel-le Aufwendungen für Medikamente und Therapien erstattet.

Die Jüdische Gemeinde Pforzheim trauert um ihr verehrtes und

hochgeschätztes Gründungsmitglied

Herrn Eliyahu Soleiman sel. A. 22.04.1938 – 31.01.2011

der nach langer schwerer Krankheit friedlich im Kreise seiner Familie

für immer eingeschlafen ist.

Mit großer Dankbarkeit nehmen wir Abschied

von einem ganz besonderen Menschen.

Er wird uns stets als Säule unserer Gemeinde und religiöses Vorbild

in Erinnerung bleiben.

Wir wissen ihn in der Liebe und Geborgenheit

des HERRN.

Unser tiefstes Mitgefühl gilt seinen Angehörigen.

Der Vorstand

Jüdische Gemeinde Pforzheim K.d.ö.R.

Seinem Wunsch entsprechend wurde der Verstorbene in Israel

zur ewigen Ruhe beerdigt.

Veranstaltungsübersicht des Literaturkreises nach Pessach donnerstags, 14-tägig unter der Leitung von Fr. Ninel Sitenko

Datum Uhrzeit Ort Thema

28.04.11 15.00 – 16.00 Uhr Klassenzimmer Aufstand im Warschauer Ghetto April 1943. Andenken an die Opfer des Holocaust und die Gefallenen der Zahal

05.05.11 15.00 – 16.00 Uhr Klassenzimmer Israels Unabhängigkeitstag. Wie war es am 14. Mai 1948?

19.05.11 15.00 – 17.00 Uhr Gemeindesaal »Anton Rubinstein in Baden-Baden« Autorenlesung von D. Schlegel mit russ. Übersetzung und Klavier begleitung

09.06.11 15.00 – 16.00 Uhr Klassenzimmer Janus Korzack – bescheidener Held des jüdischen Volkes

24.06.11 15.00 – 16.30 Uhr Klassenzimmer »Sprechen wir mal über Juden« Eine Sammlung interessanter Informationen

07.07.11 15.00 – 16.30 Uhr Klassenzimmer Poeten der Sechziger Jahre Okudhawa, Vysotskij, Rozhdestwenskij, Achmadullina, Ewtuschenko, Kasakova

21.07.11 15.00 – 16.00 Uhr Klassenzimmer Die israelische Komponistin Naomi Shemer Unser Chor Kachol Lawan ist zu Gast.

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Freitag Kerzen Shabbat Datum entzünden Ausgang

01. Apr. 19 :41 20:4508 . Apr. 19 :51 20:5615. Apr. 20 :02 21:0622. Apr. 20 :12 21:1729. Apr. 20 :23 21:27

06. Mai 20:33 21:3713. Mai 20:43 21:4720. Mai 20:52 21:5627. Mai 21:01 22:05

03. Jun. 21:08 22:1210. Jun. 21:13 22:1717. Jun. 21:17 22.2026. Jun. 21:19 22:22

01. Jul . 21:18 22:2108 . Jul . 21:15 22:1715. Jul . 21:10 22:1222. Jul . 21:02 22:0429. Jul . 20 :53 21:55

05. Aug. 20:43 21:4 412. Aug. 20:31 21:3219. Aug. 20:18 21:1926. Aug. 20:05 21:06

Mai ´11

Juni ´11

Juli ´11

August ´11

April ´11

GEMEINDEBERICHTE

Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens52

Jahr 2011/5771APRIL

18. Montag

Erew Pessach 20.06 Uhr Eingang

19.45 Uhr Arwit

1. Seder Abend 20.30 Uhr Festessen

19. Dienstag

1. Tag Pessach10.00 Uhr Shacharit

Erew 2. Tag Pessach19.30 Uhr Arwit

20. Mittwoch2. Tag Pessach10.00 Uhr Shacharit

24. SonntagErew 7. Tag Pessach 20.15 Uhr Eingang

19.30 Uhr Arwit

25. Montag

7. Tag Pessach10.00 Uhr Shacharit

Erew 8.Tag Pessach19.30 Uhr Arwit

26. Dienstag8. Tag Pessach  

10.00 Uhr Shacharit

11.30 Uhr Jiskor

MAI

01. SonntagErew Jom Haschoa20.00 Uhr Arwit

08. SonntagErew Jom Hasikaron20.00 Uhr Arwit

09. MontagErew Jom Haatzmaut20.00 Uhr Arwit

anschließend Gemeindefeier

JUNI

07. DienstagErew Schawuot20.45 Uhr Arwit

anschließend Limud Thora

08. Mittwoch1. Tag Schawuot10.00 Uhr Shacharit

19.30 Uhr Arwit

09. Donnerstag2. Tag Schawuot10.00 Uhr Shacharit

11.30 Uhr Jiskor

JULI

19. Dienstag

Fasten 17. Tamuz03.20 Uhr Beginn

22.00 Uhr Ende

08.45 Uhr Shacharit

AUGUST

08. MontagErew Fasten 9. Aw20.45 Uhr Anfang

09. Dienstag Fasten 9. Aw21.45 Uhr Ende

Pforzheim

Die G‘ttesdienst Termine an den Feiertagen von April – August 2011

Kabbalat Shabbat G‘ttesdienst von April bis September um 19.30 Uhr

Shabbat G‘ttesdienst um 10.00 Uhr mit anschließendem Kiddush und Mittagessen

Die Shabbat Zeiten für Pforzheim

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GEMEINDEBERICHTE

und seiner Gemeinden 53

Rottweil

Die Gemeinde - Unser zweites Zuhause

Am 15. Dezember 2010 haben die Mitglie-der unserer Gemeinde das achtjährige Be-stehen der IKG Rottweil/VS gefeiert. Dank der Energie und des Ehrgeizes von Frau Hanna Ehrlichman (sel. A.) und den Familien Shafran, Farber, Uchin, Malafy, Shvedchen-ko, Rotsteyn, Synelnykov, Raykhelhauz und vielen anderen gelang es uns, die zehnte jüdische Gemeinde in Baden zu gründen.

Heutzutage kann jedes Gemeindemitglied eine Aktivität nach seinem Geschmack im Angebot der Gemeinde finden. Es ist für Jeden etwas dabei. Neben dem Unterricht in der Sonntagsschule haben die Kinder die Möglichkeit, an zahlreichen Ausflügen teilzunehmen, z.B. in andere jüdische Ge-meinden, ins Eisstadion zum Schlittschuh-laufen oder ins Museum. Darüber hinaus spielen sie in Theaterstücken mit und sind auch bei Konzerten zu verschiedenen jüdi-schen Feiertagen mit von der Partie.

Für betagte Gemeindemitglieder sind die Türen zum Seniorenclub immer offen. Dort können sie die Zeit in warmherziger, freundlicher und entspannter Atmosphä-re verbringen und sich austauschen. Je-des Treffen dreht sich um ein bestimmtes Thema, das mit Clubmitgliedern im Voraus ausgemacht wird. Die Teilnehmer können dann dort ihre Talente und ihr Können prä-sentieren und mit anderen teilen.

In der Gemeinde gibt es außerdem einen Frauenclub, Chor, eine Bibliothek sowie Joga-Kurs. Und oft kann man hören, dass »die Gemeinde zu unserem zweiten Zu-hause geworden ist«.

Aus dem o.g. Anlass wurde ein großes Fest veranstaltet mit viel Musik, Wein, Herz und

… 2 großen »Kiewskij Torten«, die von Tatja-na Malafy mit Liebe gebacken wurden und in Sekundenschnelle verspeist wurden.

An dieser Stelle möchten wir uns bei all denjenigen herzlich bedanken, die von An-

fang an dabei waren und bei der Gemein-degründung entscheidend mitgewirkt haben sowie allen, die in diesen Tagen sich aktiv am Gemeindeleben beteiligen. Dem Oberrat der Israeliten Badens gilt ein besonderer Dank für seine Unterstützung über all die Jahre hinweg!

Der Text wurde von Familie Malafy ins Deutsche übersetzt.

Община – наш второй дом

15 декабря 2010 г. члены нашей еврей-ской общины отметили восьмую годов-щину ее создания. Благодаря энергии и энтузиазму ныне покойной Анны Эрлих-ман (светлая ей память), семей Шафран, Фарбер, Ухиных, Малафий, Шведченко, Ротштайн, Синельниковых, Райхельга-уз и многих других, удалось с нуля соз-дать ещё одну полноценную общину в Германии. Приоритетом для нового общинного центра стали религиозные программы: систематически проводятся шабатние Б-гослужения, уже несколько лет действует детская воскресная шко-ла. Сегодня каждый может найти себе дело по вкусу: в общине не оставлена без внимания ни одна категория людей. Помимо посещения воскресной школы с детьми часто проводятся экскурсии в общины других городов, на каток, ребя-

та участвуют в постановках театрализо-ванных представлений, в концертах. Для пожилых людей открыты двери клуба сеньоров, где можно провести время в тёплой дружеской атмосфере. Каждая встреча посвящена определённой теме, согласованной с членами клуба. Здесь каждый может проявить свои таланты и умения. В общине создан женский клуб, работает библиотека. И часто можно ус-лышать: «Община стала нашим вторым домом».

Восьмилетие - совсем небольшая дата, но проделанная за это время работа, совместно проведенные праздники по всем еврейским канонам, участие общи-ны в городских и земельных меропри-ятиях вселяют уверенность и надежду, что община на верном пути обретения еврейского самосознания. Сегодня хо-чется поблагодарить всех, кто стоял у ис-токов создания нашей общины, отметив огромную помощь и поддержку Верхов-ного Совета евреев земли Баден, всех, кто сегодня принимает активное уча-стие в жизни общины, и пожелать всем здоровья, долгой и счастливой жизни, новых проектов.

Gemeinde Rottweil

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GEMEINDEBERICHTE

Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens54

Rottweil

Der Frauenclub

In einem Gespräch mit meiner Zimmer-nachbarin auf einem Seminar für Sozialar-beiter habe ich von ihr erfahren, dass sie in der jüdischen Gemeinde in ihrer Stadt einen Frauenclub eröffnet hat.

Diese Idee fand ich sehr interessant und habe daraufhin beschlossen, auch in unse-rer Gemeinde einen Frauenclub ins Leben zu rufen.

Allerdings wollte ich nicht, dass aus dem Club nur eine gewöhnliche Klatsch- und Tratschrunde wird, wie es so oft passiert.

Ich habe mich mit Teilnehmern anderer Frauenclubs in Deutschland telefonisch und schriftlich in Verbindung gesetzt und sie nach ihren Erfahrungen gefragt. Dabei habe ich viele gute Ratschläge bekommen und sie dann in die Tat umgesetzt.

Am Anfang musste man die Damen noch dazu überreden, den Club zu besuchen. Ei-nige sagten sofort ab mit dem Argument, auch ohne einen Frauenclub genug Kon-takte/Austausch zu haben.

Als guter Fang für den Club hat sich Eka-terina Balanova herausgestellt, die im Weiteren sehr viel zu dessen Etablieren beigetragen hat. Sie hat den Frauen psy-chologische Trainings/Tests angeboten, was die Frauen sehr interessant fanden.

Im Folgenden haben wir angefangen Karaoke zu singen, haben Songtexte aus-

gedruckt und diese mit musikalischer Un-terstützung durch die erfahrene Musikerin Irina Balabir gesungen. Ich habe niemals gedacht, dass Singen so viel Spaß machen kann. Und mit der Zeit traten mehr und mehr Frauen unserem Club bei und er wurde immer größer.

Nun muss ich niemanden mehr anrufen und zur Teilnahme überreden. Jetzt wer-de ich angerufen und gefragt, wann denn nun das nächste Treffen stattfindet.

Elena Logunova Der Text wurde von Familie Malafy

ins Deutsche übersetzt.

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GEMEINDEBERICHTE

und seiner Gemeinden 55

Rottweil

Женский клуб

Как то на семинаре социальных работ-ников я разговорилась с моей соседкой по комнате. Она рассказала мне, что ор-ганизовала женский клуб при общине. Меня очень заинтересовала эта идея и я решила воплотить её в жизнь у нас в общине Роттвайля.

Причём мне не хотелось, чтобы наши встречи в женском клубе превращались в заурядные посиделки, как часто быва-ет. Я созванивалась, списывалась с дру-гими женскими клубами пыталась пере-нять опыт.

Сначала на женский клуб приходилось просто уговаривать прийти, некоторые сразу резко отвергали, мол и так обще-ния у нас хватает. Просто находкой для нашего клуба оказалась Екатерина Ба-ланова, которая стала вести у нас пси-хологические тренинги, наши женщины очень этим заинтересовались, затем мы стали практиковать «живое» караоке, распечатывали тексты известных песен и под аккомпанимент концертмейстера Ирины Балабир пели песни, никогда не подозревала, что пение может достав-лять такое удовольствие. Постепенно у нас сформировался костяк нашего клуба.

Мне уже не надо звонить и уговаривать прийти на клуб, женщины сами звонят и спрашивают, когда в следующий раз встречаемся?

Елена Логунова

Kleine Gemeinde, kleiner Chor, großer Anklang

Unsere Gemeindemitglieder verschiede-nen Alters (von 15-70 Jahren) tragen ak-tiv zu der Zusammenarbeit des »kleinen« Chores bei.

Es wurden schon einige Konzerte von un-serem kleinen aber feinen Kollektiv auf die Beine gestellt. Zu den Berühmtesten dieser Konzerte gehört auch das Channukahkon-zert, das unter dem Namen »Channukah

- das Fest des Lichtes und der Freude« statt-fand. Von Elena Morgacheva und Oleg Liv-

schits wurden dafür Lieder zu der Thematik »Judentum und Channukah« ausgesucht.

Den Zuhörern gefielen besonders die Lie-der »Goldenes Jeruschalajim« und »Scha-lom«, gesungen von Ganna Mykhailenko und Leonid Chernyak, genauso wie die Lie-der »Mi’a isch« und »Maos Zur«, gesungen von Michael Malafy.

Das Publikum war von dem Auftritt des Chors sichtlich begeistert. Als Dank für die-sen tollen Auftritt bekamen die Mitglieder des Chors einen langen und warmherzi-gen Applaus.

Zum krönenden Abschluss dieses tollen Konzertes folgte die Hymne des Staates Israel.

Ganna Mykhailenko Der Text wurde von Familie Malafy

ins Deutsche übersetzt.

Маленький хор малень-кой общины.

В работе маленького хора принимают активное участие члены нашей общины разных возрастов(от 15 до 70) и разных профессий.

Уже несколько концертов были подго-товлены нашим маленьким коллективом. Самым знаменательным был Ханукаль-ный концерт,

под названием »Ханука- праздник света и добра«

По сценарию Елены Моргачевой и Оле-га Лившица были подобраны песни на ханукальную и еврейскую тематику.

Особенно понравились слушателям песни » Золотой Иерусалим« и »Шалом«, исполненные Анной Михайленко и Лео-нидом Черняком

на иврите, а также » Миаиш« и »Миацур« в исполнении Михаила Малафий.

Слушатели очень тепло приняли высту-пление хора. Прозвучало много благо-дарных отзывов в адрес исполнителей.

В награду участники хора получили тё-плые и бурные аплодисменты.

В завершение этого чудесного концерта прозвучал гимн государства Израиль.

Аннa Михайленко

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GEMEINDEBERICHTE

Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens56

Rottweil

Deutschunterricht für Anfänger

Für die Senioren wird es mit zunehmen-dem Alter immer schwerer, eine fremde Sprache zu erlernen. Diese Tatsache diente für mich als Grund, wöchentliche Deutsch-kurse für unsere Senioren einzurichten.

Ältere Menschen bekommen vom Staat keine adäquate Möglichkeit, Deutsch zu lernen. Einen mehrstündigen täglichen Sprachkurs in schnellem Lerntempo wür-den wohl nur die wenigsten durchhalten.

Deswegen habe ich mich dazu entschlos-sen, aus eigener Kraft einen Deutschkurs in unserer Gemeinde anzubieten. Ange-fangen haben wir mit den leichtesten Din-gen, z.B. mit dem Alphabet, und schreiten seitdem immer weiter voran.

Zusammen lesen wir in dem Deutschun-terricht leichtere Texte, lernen die Grund-grammatik und wiederholen ständig das, was wir gelernt haben.

Es macht mich sehr glücklich, mich mit meinen seelisch jungen Schülern unter-halten und ihnen etwas beibringen zu können.

Die Senioren zeigen sich auch sehr dank-bar dafür, dass ich meine Zeit »opfere«, um ihnen Deutsch beizubringen.

Meine Deutschkurse werden neuerdings nicht nur von Senioren besucht, sondern auch von Menschen mittleren Alters, die schon ihren Integrationskurs absolviert haben. Ich versuchte diesen Menschen zu erklären, dass mein Deutschkurs nur etwas für Anfänger ist und dass ich selbst die deutsche Sprache nicht in allen Feinhei-ten beherrsche. Daraufhin erwiderten sie jedoch, dass es ihnen sehr viel Spaß macht, meinen Kurs zu besuchen, und meinten, dass ich sie doch wohl nicht rausschmei-ßen würde.

Und so lernen wir gemeinsam Deutsch.

Elena Logunova Der Text wurde von Familie Malafy

ins Deutsche übersetzt

Немецкий язык для начинающих.

С возрастом обучаться новому языку всё труднее. Это обстоятельство и послу-жило мне поводом организовать еже-недельные уроки немецкого языка, рас-читанные непосредственно на людей старшего возраста.

Пожилого человека на интеграционные курсы могут вообще не направить. А если и направляют то ему очень тяжело включиться в учебный процесс физиче-ски и психологически.

Поэтому у нас в общине я решила свои-ми силами организовать немецкий язык для начинающих, начали мы практиче-ски с самых азов, с алфавита и постепен-но, медленно продвигаемся вперёд.

Читаем на занятиях простые адаптиро-ванные тексты, дозированно учим грам-матику, постоянно повторяем пройден-ное.

Я получаю истинное удовольствие от общения с моими молодыми душой уче-никами.

Они тоже выражают благодарность за то, что с ними, как они говорят возятся.

Кстати сейчас ко мне на занятия стали ходить не только пожилые люди, а люди среднего возраста, закончившие инте-грационные курсы. Мои робкие попытки возразить, что мол это курсы не для вас и я сама не настолько знаю немецкий, чтобы преподавать его людям закончив-щим языковые курсы, были отметены простым вопросом, ну не выгоните же?

Вот так и учим немецкий язык вместе.

Елена Логунова

Особенное внимание в нашей общине уделяется пожилым людям. Созданный много лет назад клуб сеньоров – это реальная возможность в уютной об-становке приятно провести свободное время. Народ у нас в клубе активный, творческий. Каждые две недели по вос-кресеньям в самой разнообразной форме проходят встречи: это и беседы, и викторины, и дискуссии, и концерты. Ведь при клубе создан хор, исполня-ющий и любимые еврейские песни на идиш, иврите и русском, и эстрадные со-временные песни и ретро.

В нашем воскресном клубе уже стало традицией как бы провожать Хануку, празднуя её последние дни. Каждый год 9 мая проходит литературно-музы-кальное представление, в котором уча-ствуют и взрослые, и дети, что укрепляет связь между поколениями. Многие темы встреч посвящены религиозным и куль-турным традициям еврейского народа, например, «Еврейская кухня», «Еврей-ские праздники», «Царь Соломон и его притчи», «Евреи, которые изменили мир» и др.

При подготовке мероприятий всегда учитываются пожелания членов клу-ба, их интересы. Как-то незаметно клуб сеньоров стал частью жизни многих людей. Впереди у нас ещё много инте-ресных планов, добрых встреч, увлека-тельных дел.

Елена Моргачева

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GEMEINDEBERICHTE

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Rottweil

Chalake

Am 30. Januar 2011 fand eine Chalake-Ze-remonie in unserer Gemeinde statt. Aaron Jhudovitz ist drei Jahre alt geworden, des-wegen wurden an diesem Tag seine Haa-re zum ersten Mal geschnitten. Die ganze Familie Jhudovitz mit ihren sechs Kindern hatte sich versammelt und dazu wurden noch viele Gäste in unsere Gemeinde ein-geladen.

Bei dieser Zeremonie wurde der Junge auf einen Stuhl gestellt und seine langen Haare wurden ihm aufgebunden. Ein sehr ehrenwerter Gast durfte das erste Haarbü-schel abschneiden. Danach war der Vater des Jungen an der Reihe und anschlie-ßend alle männlichen Gäste nacheinander. Nachdem seine Haare geschnitten waren, trug der kleine Aaron zum ersten Mal Pej-ses. Anschließend wurde ein fröhliches Fest veranstaltet.

Die Gäste gratulierten traditionell, in dem sie den Eltern des Kindes wünschten, ei-nen Sohn der Thora, der Chupah und der guten Taten großzuziehen.

Aaron bekam zum ersten Mal eine Kippah und einen kleinen Tallit aufgesetzt. Er ist nun in der Phase der Kindheit. Aaron war hinterher auch sehr glücklich über die vie-len Geschenke, die er von den Gästen und der Gemeinde bekommen hat.

Elena Morgacheva

30 января 2011 г. в нашей общине состо-ялась церемония Халаке - первая стриж-ка трехлетнего мальчика. До трехлет-него возраста еврейских мальчиков не стригут. Торжественная стрижка проис-ходит в этот день. Собирается вся семья, приглашают гостей. Мальчика сажают на стул, распускают его длинные волосы. Особо уважаемому гостю дают отрезать первую прядь. Затем - отец ребенка и все гости по очереди. Остригая волосы малыша, ему впервые оставляют пейсы

– пряди волос на висках, в соответствии со сказанным в Торе: “Не закругляйте края бороды”. Первое исполнение имен-но этой заповеди и празднуют церемо-нией халаке. Каждый может поучаство-

вать в стрижке, отрезав малышу прядь волос, после чего устраивается веселая трапеза. Гости произносят традицион-ное поздравление, желая родителям вырастить сына «для Торы, для хупы, для добрых дел». На ребенка надевают кипу и «малый таллит» с цицит. Эта процедура завершает процесс перехода из младен-чества в детство. Отныне его обучают ис-полнению заповедей. Он уже не может включать и выключать свет и совершать другие запрещенные действия в шабат, вскоре он пойдет учиться Торе. Начиная с трех лет, постепенно ребенка учат от-ветственности за свои поступки.

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GEMEINDEBERICHTE

Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens58

Ein berauschendes Chanukkah-Fest wurde gefeiert!

Der extra für diesen Anlass gemietete Festsaal des Alten Gymnasiums in Rott-weil platzte aus allen Nähten. Zahlreiche Gemeindemitglieder und geladene Gäste wollten sich die Feierlichkeiten anlässlich dieses ganz besonderen Festes nicht ent-gehen lassen.

Neben der obligatorischen Begrüßung der Anwesenden durch die Vorsitzende der IKG Rottweil/VS, Elena Logunova, hat sich auch die Gemeindeleiterin, Tatjana Malafy, zu Wort gemeldet, um der Gemeinde zum Chanukkah-Fest zu gratulieren und alles Gute für die Zukunft zu wünschen!

Und wie es schon zur Tradition unserer jungen Gemeinde gehört, haben auch diesmal die Kinder der Sonntagsschule »Simcha« viele Chanukkah-Lieder und -Ge-dichte vorbereitet und die Geschichte die-ses Festes auf ihre besondere und lustige Art und Weise in einem »Chanukkah-Spiel« dargestellt. Damit konnten sie alle Anwe-senden zum wiederholten Mal entzücken und haben sich die anschließend verteil-ten Geschenke, auf die sie sich schon seit geraumer Zeit gefreut haben, mehr als ver-dient! Neben Süßigkeiten und dem heiß begehrten Chanukkah-Geld gab es dies-mal auch Dreidl, Chanukkah-Kerzen und Chanukkija für die jungen Darsteller. Dem-entsprechend groß war auch die Freude!

Auch eine Kostprobe unseres Chores durf-te auf keinen Fall fehlen. Und so wurden alle Gäste nach einem kurzen aber schö-nen Auftritt kurzerhand zu einem großen Konzert des Chores, das eine Woche später stattfinden sollte, eingeladen.

Den Rest des wunderbaren und abwechs-lungsreichen Abends hat die mit freund-licher Unterstützung des Zentralrats der Juden in Deutschland eingeladene Jazz-Band Trio Juri Artamonov für gute Stim-mung und wunde Füße gesorgt. Den mit-reißenden Melodien konnte kaum einer widerstehen, und so fanden sich auch ei-nige bekennende Tanzmuffel auf der Tanz-fläche wieder!

Insgesamt war es ein sehr gelungener Abend mit vielen Highlights!

ХАНУКА – ПРАЗДНИК СВЕТА

В воскресенье, 5 декабря, более 140 членов еврейской общины Роттвай-ля/Филингена-Швеннингена и при-глашённые гости собрались в здании Volkshochschule на празднование Хануки. Председатель еврейской общины Елена Логунова поздравила присутствующих с праздником и пожелала самого наилуч-шего. Собравшихся очень порадовало ставшее традиционным выступление де-тей, подготовленное Людмилой Райцес и Ириной Радченко. Все дети, пришедшие на праздник, получили подарки. Весёлое праздничное настроение присутствую-щих поддерживал джаз-оркестр, испол-нявший знакомые и любимые мелодии. Пополнять энергию, растрачиваемую на танцы, помогали вкусные традиционные ханукальные блюда, приготовленные ра-ботниками кухни.

Rottweil

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Rottweil

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www.irg-baden.deDie Gemeinden der IRG Baden