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58. Jahrgang/Nr. 3 April 2003 Pfarrblatt »Wahrhaft auferstanden!« Auferstehung im Alltag Nachruf auf Kardinal Groër Stadtmission 2003 Seligsprechung von Marco d’ Aviano Und schaut der Steffl lächelnd auf uns nieder … »Wahrhaft auferstanden!«

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58. Jahrgang/Nr. 3 April 2003

Pfarrblatt

»Wahrhaft auferstanden!«Auferstehung im Alltag

Nachruf auf Kardinal Groër

Stadtmission 2003

Seligsprechung von Marco d’ Aviano

Und schaut der Steffl lächelnd auf uns nieder …

»Wahrhaft auferstanden!«

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Im Namen des Redaktionsteams dankeich für die vielen Rückmeldungen auf un-sere letzte Ausgabe. Wir freuen uns, dasswir mit den für Weihnachten eher unge-wohnten Themen zum Nachdenken an-regen konnten.

Sorgenvoll blicken nun viele von unsgemeinsam mit hohen und höchstenVertretern aus Politik und Kirche auf denverletzten Weltfrieden. Hilflos müssenwir mit ansehen, wie andere entscheidenund wir „einfachen Leute“ nicht um un-sere Meinung gebeten werden. Es bleibtuns nur der Auftrag, ja mehr noch diePflicht, um den Frieden zu beten und zuwerben und ihn in unseren Familien,Partnerschaften, Freundschaften und Ar-beitsstätten zu bewahren. Wir merken,wie kostbar und bedroht Friede ist.

Die vorliegende Nummer bringt Ihnenwieder einiges an Informationen und Neu-igkeiten aus der Dompfarre und der Dom-kirche. Nicht fehlen darf natürlich auchdie „Glückwunschecke“, ebenso wie dasdiesmal besorgte Wort des „alten Steffl“.

Thematisch liegt, der liturgischenJahreszeit entsprechend, der Schwer-punkt auf dem Thema „Auferstehung“.Namhafte Theologen der Wiener Theo-logischen Fakultät beleuchten das Ereig-nis der Auferstehung aus biblischer unddogmatischer Perspektive. PersönlicheZeugnisse von „Auferstehung im Alltag“ergänzen diesen thematischen Teil.

Als der geschundene und ermordeteJesus von Nazareth auferstand, war er al-lein. Wir wissen nicht, warum es keineAugenzeugen dieses Geschehens gibt,wir können nicht sagen, wie und waspassiert ist. Vielleicht ist es gut so, dennAugenzeugen hätten wohl auch nichtbegreifen können, was so jenseits unserer

Erfahrung liegt. Doch nach der Auferste-hung drängte sich Christus den aus-erwählten Männern und Frauen gleichsamauf. Sie haben erlebt, dass Jesus nicht einPhantom oder ein Gespenst ist. Er hatmit ihnen gesprochen und gespeist. Siesollten von dieser Begegnung erzählen,nicht schweigen. Die Auferstehung Jesuhat die Welt verändert. Sie tut es auch

heute noch. Wenn man so will, so ist siedas große weltgeschichtliche Ereignis,das auch heute noch Menschen trägt undbewegt. Die kommende Stadtmission,von der auch in dieser Nummer berichtetwird, will eigentlich keine andere Bot-schaft verkünden, als „Er lebt und Er istmitten unter uns!“

Diese österliche Zuversicht wünscheich Ihnen und mir – und natürlich auch,dass der Gruß des Auferstandenen „DerFriede sei mit euch!“ Wirklichkeit werdenmöge.

In diesem Sinne: „Christus ist aufer-standen! Er ist wahrhaft auferstanden!“

Mit einem herzlichen Grüß Gott ausSt. Stephan, Ihr

Reinhard H. Gruber, Domarchivar

Grüß Gott!ó Editorial 2ó Wort des Dompfarrers 3ó Auferstehung: Urgrund

unseres Glaubens 4ó Christus ist von den Toten

auferweckt worden als der Erste der Entschlafenen 5

ó Solange noch ein Funke Leben in meinem Herzen ist,lebe ich für die Jugend!« 6

ó Auferstehung durch Vergebung 7ó Eine Ahnung von Auferstehung 7ó Auferstehung in meinem Leben 8ó Auferstehung im Alltag 9ó Wie Gott mich gemeint hat 9ó Auf dein Wort hin 10ó Das Neithart-Grab

beim Stephansdom 12ó In alter Schönheit 14ó Bevorstehende Restaurierungs-

phasen am Stephansdom 16ó Seit über 15 Jahren

im Dienste des Domes 17ó Der Antoniusbrod-Opferstock 18ó Rückblick 18ó Wir gratulieren … 19ó In Memoriam Dr. Kurt Peichel 19ó Mission – nein danke? 20ó Stadtmission 2003:

1. Internationaler Kongress für eine Neue Evangelisation 23

ó Grüß Gott,darf ich Sie einladen? 24

ó Programm von Kongress und Mission 25

ó Die Seele der Befreiung Wiens 1683 26

ó Vermittlung in die Unmittelbarkeit Gottes 29

ó Das Hl. Grab 31ó Autoren 31ó Management macht impotent 32ó Und schaut der Steffl

lächelnd auf uns nieder …! 33ó Karwoche und Ostern

im Dom zu St. Stephan 34ó Gottesdienstordnung im Dom 35ó Karwoche und Ostern

im Pfarrgebiet von St. Stephan 35ó Aus der Schatztruhe 36ó Impressum 36

Inhalt Editorial

Druckkostenbeitrag

Bitte unterstützen Sie uns auch weiterhinund überweisen Sie Ihren Druckkosten-beitrag mit dem beigelegten Zahlscheinauf unser Pfarrblatt-Konto Nr. 224 568,BLZ 19190. Danke!

Reaktionen

Wenn Sie uns etwas mitteilen wollen,dann zögern Sie nicht: Schreiben Sie bittean: Dompfarre St. Stephan, „Pfarrblatt“,Stephansplatz 3, A-1010 Wien, oder per E-Mail: [email protected]

Titelfoto: Auferstehung Christi von Gottfried Hula 2000, Öl auf Leinwand. Stephanisaal des Curhauses

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Vielleicht geht es Ihnen auch oft so wiemir: Kommt das Gespräch auf die Kirche,so weiß bald jeder Beispiele dafür zu er-zählen, was man alles an der Kirche aus-setzen kann. Unbestreitbar gibt es ge-nügend Gelegenheiten und Anlässe, dieKirche in ihren einzelnen Gliedern zu er-neuern. Das ecclesia semper reformandableibt ein Grundauftrag der Kirche.

Kann aber die Sorge um Vermeidungvon Ausrutschern die Hauptaufgabe vonKirche sein? Eine Allensbacher Studieweist darauf hin, dass für die Gesamt-sicht einer Organisation nicht die Irrita-tionen entscheidend sind, sondern dieGratifikationen viel mehr Bedeutung ha-ben. Auf die Kirche angewandt heißt das:Eine positive Erfahrung von gelungenerkirchlicher Begegnung vermag sehr wohlviele auch vorhandene schlechte Erfah-rungen aufzuwiegen. Nicht die dauerndeBeschäftigung mit bestehenden Defizi-ten soll unsere Kräfte binden, sondern einoptimistischer Einsatz aller möglichenRessourcen, auch wenn sie manchmalnur sehr begrenzt und gering erscheinen.

„Es sind ja nur fünf Brote und zwei Fi-sche vorhanden“, stellten die Jünger re-signiert fest. Was ist das für so viele, diemit großem Hunger und Sehnsucht Jesuszugehört hatten und nun von ihren ganzirdischen Bedürfnissen wieder eingeholtwurden und warteten. Als die Jünger dasgaben, was sie hatten, da wurde plötz-lich mehr daraus, und es blieb sogar nocheiniges übrig.

Wenn wir bereit sind, das zu geben,was uns möglich ist, und sei es noch sowenig, dann kann Gott wesentlich mehrdaraus machen.

Die in den europäischen Großstädtenneu feststellbare Sehnsucht nach Spiri-tualität macht sich nicht nur durch einInteresse an allen möglichen Psychokultenbis hin zu abstrusen Formen von Okkultis-mus bemerkbar, sondern zeigt sich auchin einer großen Offenheit der Menschengegenüber neuen kirchlichen Initiativen.

Die ehrliche Suche nach Gott er-schöpft sich aber nicht in einer rein trans-zendenten Gottesschau.

„Wer in Gott eintaucht, taucht nebenden Armen wieder auf“ (Prof. Paul M. Zu-lehner): Der untrennbare Zusammenhaltvon Gottes- und Nächstenliebe verlangtdanach, sich auch in konkret erfahrbarerSolidarität auszudrücken. Wenn sich dieneuen Verkündigungsformen nicht in ei-nem Engagement für die vielfältig er-fahrbare und oft verschleierte Armut

auswirken, so erreichen sie wenig. EineKirche, die nicht dient, dient zu nichts.

Ein Bereich, in dem die Kirche viel da-zugelernt hat, ist die Nutzung der mo-dernen Technik. Selbst aus den meisteher altmodischen Pfarrkanzleien sindKommunikationsmittel wie E-Mail,Mobil-telefone, Fax und Internet nicht mehrwegzudenken. High-Tech in allen Lebens-lagen. Die Vielzahl der technischen Kom-munikationsmöglichkeiten kann abernicht die ganz persönliche Form dermenschlichen Begegnung ersetzen, son-dern vergrößert geradezu die Sehnsuchtdanach. Der Wert der direkten menschli-chen Begegnung „in Augenhöhe“ ist un-ersetzbar. So muss es neben High-Tech

immer High-Touch geben; High-Touch imSinne einer Berührbarkeit und Sensibi-lität gegenüber allen Formen der Sehn-sucht nach Gottesnähe und Solidarität.

Die Sehnsucht des Apostels Thomas,der den Beinamen „der Ungläubige“ er-hielt, den Auferstandenen selbst sehenund angreifen zu können, scheint mirweit verbreitet. Ich möchte es selbst er-

leben, selbst erfahren und angreifen undbegreifen können, was mich an unaus-löschbarem Verlangen nach Transzen-denz treibt.Wenn manches von dem, wasin der Initiative der Stadtmission so an-gedacht, versucht und unternommenwird, dazu beiträgt, Antworten auf Fragender menschlichen Sehnsucht zu finden,dann kann vielleicht Auferstehung im All-tag erfahrbar werden.

Auf ein Wiedersehen rund um St. Ste-phan freut sich und grüßt Sie herzlich Ihr

Dompfarrer Kan. Mag. Anton Faber

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Liebe Dompfarrgemeinde!

Wort des Dompfarrers

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sept. 2003

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Auferstehung: Urgrund unseres GlaubensWas sagt die Bibel dazu? Von Markus Tiwald

„Ist aber Christus nicht auferweckt wor-den, dann ist unsere Verkündigung leerund euer Glaube sinnlos.Wir werden dannauch als falsche Zeugen Gottes entlarvt,weil wir im Widerspruch zu Gott das Zeug-nis abgelegt haben: Er hat Christus aufer-weckt. (…) Wenn aber Christus nicht auf-erweckt worden ist, dann ist euer Glaubenutzlos, und ihr seid immer noch in eurenSünden; und auch die in Christus Ent-schlafenen sind dann verloren. (…) Nunaber ist Christus von den Toten auferwecktworden als der Erste der Entschlafenen. Danämlich durch einen Menschen der Todgekommen ist, kommt durch einen Men-schen auch die Auferstehung der Toten.Denn wie in Adam alle sterben, so werdenin Christus alle lebendig gemacht werden.“

Mit diesen Worten aus 1 Kor 15,14–22bringt der Apostel Paulus seine festeÜberzeugung zum Ausdruck, dass dasrettende Handeln Gottes in der Auferste-hung Christi auch für uns MenschenKonsequenzen zeitigt, dass auch wir An-teil an der Auferstehung haben werden.Dennoch war es weder für die ersten Jün-ger Jesu noch für uns Menschen heuteleicht, die Auferstehung Jesu in ihrerganzen Tragweite zu begreifen.

So kam es ab dem 19.Jh.(seit D.F.Strauß,1808–1874) immer mehr zu psychologi-schen Erklärungsversuchen des Auferste-hungsglaubens: Der Konflikt zwischendem Glauben an Jesus und dessenschändlicher Kreuzigung habe zu einer„kognitiven Dissonanz“ im Empfindender Jünger geführt und ihre Wunschvor-stellungen zu Visionen des Auferstande-

nen gerinnen lassen. Ähnlich argumen-tiert unserer Tage auch G. Lüdemann, der

die Erscheinungen des Auferstandenenals posttraumatische Belastungsreaktionerklären will: Die Ostererscheinungen sei-en zunächst der Trauerarbeit des Petrusentflossen und dem unterbewusstenWunsch der Jünger, den Tod ihres Mei-sters zu verdrängen. So wäre es zu Pfings-ten schließlich zu massenekstatischenZuständen und „Kollektivhalluzinatio-nen“ gekommen. Die Vision des Paulushingegen wurzle in einem unaufgear-beiteten „Christuskomplex“, der sich vorDamaskus entladen habe.

Gerade von Seiten der historisch-kriti-schen Exegese müssen aber gewichtigeArgumente gegen eine solche Verkür-zung des Osterglaubens ins Treffen ge-führt werden. Das von Lüdemann erstell-te „Psychogramm“ der Jünger hält letzt-lich einer seriösen Rückfrage nicht stand.Mit ungeschminkter Deutlichkeit er-zählen gerade die ältesten Berichte vomvölligen Versagen der Jünger Jesu ange-sichts der Kreuzigung ihres Meisters. Soetwa berichtet Lk 24,11–12 vom Unglau-ben der Apostel, welche die Botschaft derFrauen vom leeren Grab nur als „Ge-schwätz“ abtun und auch durch das lee-re Grab nicht zum Glauben kommen (vgl.Lk 24,22–24). Sinnbildlich sind auch die„verschlossenen Türen“ in Joh 20,19.26 zudeuten: Auch hier vermag weder die Bot-schaft der Maria von Magdala (20,18)noch die Inspektion des Grabes selbstden Jüngern Mut zu machen.

Von einer Massenhysterie und kollek-tivem Auferstehungsenthusiasmus kannhier gewiss keine Rede sein. Ganz im Ge-genteil scheinen die Jünger eher die sehr„erdige“ Meinung „Aus is’ aus und z’ruck-kommen is no kana“ vertreten zu haben.Von etlichen Jüngern wird sogar berich-tet, dass sie gleich Fersengeld gegebenhätten, um nicht das gleiche Schicksalwie Jesus zu erleiden: Die Emmausjünger(Lk 24,13–35) verlassen Jerusalem und inJoh 21 werden die Jünger bei der Wieder-aufnahme ihrer alltäglichen Arbeit in Ga-liläa gezeigt (vgl. auch Mk 16,7, wo eben-falls mit einer Jüngerflucht nach Galiläagerechnet wird). Für die Jünger war der„Traum Jesu“ offensichtlich „ausgeträumt“– nun galt es, wenigstens das eigene Le-ben zu retten. Dazu verließ man das„heiße“ Pflaster Jerusalem, floh ins ent-fernte Galiläa und kehrte in den frühe-ren Lebensalltag zurück. Erst nach langenZweifeln und unter wiederholten Begeg-nungserfahrungen mit dem Auferstan-denen gelang es den Jüngern, ihre Angstzu überwinden und mit ihrem – nur zag-haft wachsenden – Glauben auch vor dieÖffentlichkeit zu treten. Wenigerüberschießender Enthusiasmus als eherdie hartnäckige Weigerung, an die Aufer-stehung Jesu zu glauben, scheint das Pro-blem der ersten Zeugen gewesen zu sein.

Was wirklich zu Ostern geschehen ist,vermag der Historiker nicht zu beant-worten – dies ist und bleibt eine Fragedes Glaubens, die sich naturwissen-schaftlichem Zugriff entzieht. Dennochbleibt das Zeugnis der Jünger, das in derSchlichtheit einfacher Fischer und geradeauch in deren „Fantasielosigkeit“ und „er-diger Skepsis“ überzeugend und authen-tisch wirkt. – Und nicht zuletzt bleibt daauch die eigene Hoffnung, in der Aufer-stehung Jesu Anteil am „Leben in Fülle“und Angeld auf die eigene Errettung ausdem Tod erhalten zu haben. ó

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 20034

Wahrhaft auferstanden

Dr. P. Markus Tiwald OFM

Fiducia christianorumresurrectio mortuorum,illam credentes,sumus

Die Hoffnung der Christenheißt Auferstehung der Toten;alles, was wir sind,sind wir im Glauben daran.

Tertullian († um 220)

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„Wenn Jesus – und das ist unser Glaube –gestorben und auferstanden ist, dannwird Gott durch Jesus auch die Verstor-benen zusammen mit ihm zur Herrlich-keit führen.“ Dieses zentrale Bekenntnisfinden wir schon im ersten Brief, den Pau-lus verfasst hat (1 Thess 4,14). Die Hin-richtung des Meisters hat die Jünger Jesuund alle Frauen und Männer, die sich vonihm in ihrem Leben bestimmen ließen,erschüttert. Sie schienen einer Chimärenachgelaufen zu sein.

„Er ist auferstanden“ (Mk 16,6)

Der Tote, der Hingerichtete, der Verach-tete und Verspottete hat sich aber als Le-bender erwiesen. Er hat sich jenen, „die

mit ihm gegessen und getrunken ha-ben“, gezeigt, er ist ihnen erschienen (vgl.Apg 10,41). „Auferstehung“ Jesu meintnicht die Wiederbelebung eines Toten(wie etwa des Lazarus), der ins irdischeLeben zurückkehrt, in ein Leben, das wei-ter auf den Tod zugeht.„Christus, von denToten auferweckt, stirbt nicht mehr“ sagtPaulus (Röm 6,9f). Auferstehung Jesu be-deutet den Übergang in die uns noch ver-borgene endgültige Daseinsform beiGott, den Beginn eines radikal neuen, un-zerstörbaren Lebens.

Israel erwartete die Auferstehung derToten am Ende der Zeit, in der Vollendungder Geschichte Gottes mit uns Men-schen. Jesus ist der Mensch, in dessen Todund Leben bei Gott diese Hoffnung schonWirklichkeit geworden ist. Er ist der „Erst-ling der Entschlafenen“ (1 Kor 15,20), der„Erstgeborene von den Toten“ (Kol 1,18).

Jesus ist mit seinem vollen Mensch-sein beim Vater, aber er ist zugleich inneuer Weise bei den Seinen. Er hat ver-heißen: „Ich bin bei euch alle Tage biszum Ende der Welt“ (Mt 28,20). Er hat dieJünger wieder gesammelt, er hat seinerGemeinde, der Kirche seine Sendungübertragen. Sein Weg der Liebe und desErbarmens ist der Weg der Seinen; daswird auch der Maßstab des Gerichtessein. Auferstehung bedeutet, dass Jesuganzes Dasein von Gott angenommenund bejaht ist. Sein Weg, seine Geschich-te ist ans Ende gekommen, vollendet.

„Ich bin die Auferstehung

und das Leben!“ (Joh 11,25)

In der Auferstehung Jesu gründet unse-re Hoffnung auf Auferstehung. Das be-tont Jesus der Martha gegenüber: „Ichbin die Auferstehung und das Leben.Weran mich glaubt, wird leben, auch wenner stirbt, und jeder, der lebt und an michglaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben“(Joh 11,25f). Gemeinschaft mit Jesus be-

deutet Teilhaben an seinem Sieg überSünde und Tod. Daher beginnt Auferste-hung nicht erst jenseits dieses irdischenLeben, sondern schon überall da, wo wirmit dem Auferstandenen verbunden sind.Das betont Paulus, wenn er dieses Verwur-zeltsein im Tod Jesu durch die Taufe un-terstreicht, wenn er betont, dass wir jetztschon den Geist haben, der Jesus von denToten auferweckt hat (vgl. Röm 8,11).

Unsere Auferstehung beginnt schonin diesem Leben, sie ist in diesem Sinn einProzess, ein Hineinwachsen in die Aufer-stehungswirklichkeit Christi. Letztlich be-deutet Auferstehung der Toten für uns,was es für Jesus bedeutet: Gott wird einJa zu unserem Leben sprechen, wenn wirauf ihn hin gelebt haben, wenn er unsgereinigt und geläutert hat. Auferste-hung bedeutet, dass unsere menschlicheGeschichte „aufgehoben“ wird im LebenGottes,wie der Dogmatiker Medard Kehl SJtreffend formuliert: Alles, was in unsererGeschichte für das Reich Gottes bedeut-sam ist, wird „aufgehoben“, d. h. bewahrt;alles, was nicht integrierbar ist, das Sün-dige, das Sich-Gott-Verschließende wird„aufgehoben“ in die richtend-vergeben-de Liebe Gottes und damit hinwegge-nommen; die von Gott angenommenemenschliche Geschichte erhält ihre end-gültig gelungene Gestalt, wird „aufgeho-ben“, emporgehoben. „Wie in Adam allesterben, so werden in Christus alle leben-dig gemacht!“ (1 Kor 15,22) ó

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 2003 5

„Noli me tangere“ („Berühre mich nicht“).Detail aus dem Ober-St.-Veiter Altar vonHans Leonhard Schäufelein, 1505–1507.Eb. Dom- und Diözesanmuseum Wien

Univ. Prof.Dr. Josef Weismayer

Christus ist von den Toten auferwecktworden als der Erste der EntschlafenenDogmatische Überlegungen von Josef Weismayer

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»Solange noch ein Funke Leben in meinemHerzen ist, lebe ich für die Jugend!«Meine Erfahrung von Ostern im Sterben eines lieben Menschen. Von Reinhard H. Gruber

Die eingangs zitierten Worte sagte Sr. Irm-gard auf ihrem Sterbebett. Immer wiedererzählte sie mir von ihrer Arbeit mit Ju-gendlichen, ihrem Einsatz und ihren Plä-nen, die sie vielfach verwirklichen konnte.

Was mag das für eine Kraft sein, dieeinen veranlasst, sein ganzes Leben fürdie Jugend einzusetzen?

Welcher Idealismus treibt einenMenschen zu so einem Schritt?

Die Antwort ist wohl die, dass Gottselbst ihre Kraft war.

Für mein Leben hat mir meine TanteIrmgard einiges mitgegeben: Sie hat mirgezeigt, dass es Menschen braucht, diesich völlig – ganz und bedingungslos –für Gott und die Menschen einsetzenund dass ihre Arbeit Frucht bringt, auchwenn man es oft erst nach Jahrzehntenerfährt oder erkennen kann.

Von ihr weiß ich,dass man „Bergführer“braucht: Menschen als „geistliche Beglei-ter“, die einen zum Gipfel begleiten.

Und schließlich konnte ich von ihr ler-nen, dass ein wirklich christliches Leben,also ein Leben, das von Christus geprägtist, sich im Sterben offenbart – auch wenndieses noch so schwer erscheint.

Kurz vor ihrem Tod fragte sie mich:„Glaubst du, dass Ostern kommt? Glaubstdu an Ostern?“

Ich wusste, dass in ihr tiefster Karfrei-tag war und so stellte ich die Gegenfrage:„Was gibt dir jetzt am meisten Kraft?“

Die Antwort war: „Ostern, die Aufer-stehung!“

Die Hoffnung auf dieses Fest ohneEnde machte es ihr möglich, auch nochauf ihrem Sterbebett apostolisch tätig zusein: Es kamen unzählige Menschen, Ver-wandte, Freunde, Mitschwestern undMitbrüder. Für jeden hatte sie ein gutesWort parat. Gemeinsam mit mir bereitetesie ihren eigenen Begräbnisgottesdienstvor, suchte Bibelstellen und Lieder aus.Dezidiert wünschte sie, dass bei der Eu-

charistiefeier das „Te Deum“ gesungenund am offenen Grab das Glaubensbe-kenntnis gesprochen wird.„Und läutet zumeinem Begräbnis nicht wie zu einemRequiem, sondern wie am Ostersonntag!“Dank des Entgegenkommens meinesHeimatpfarrers feierten wir damals mit-ten im August Ostern.

Zehn Tage vor ihrem Tod, überschat-tet von ihrer unheilbaren Krankheit,

schrieb sie in ihrem Abschiedsbrief an dieFamilie folgende Worte: „Beim Herrn istJubel und Fest. Auf dieses Fest freue ichmich. Trauert nicht um mich, sondernfreuen wir uns auf den Augenblick, wowir alle wieder beisammen sein werden.Christus hat den Tod überwunden. Er istder Herr, dem ich gedient habe. Mein Le-bensmotto lautete immer:‚Christus, demKönig, mein ganzes Leben‘. Heute sageich: Christus, dem König, gilt auch meinSterben. Er ist der Sieger. Bei ihm möchteich euch zusammen mit Maria und DonBosco Fürsprecherin sein. Ich bleibe im-mer mit euch verbunden.

Christus ist auferstanden, Amen, Hal-leluja!“ ó

Sr. Irmgard Gundolf FMA starb nach

kurzer, schwerer Krankheit

am 26. August 1991 im Alter von 58 Jahren

in ihrem Heimatort Stams in Tirol.

Wahrhaft auferstanden

Sr. Irmgard Gundolf FMA

Der Auferstandene erscheint Maria Magdalena.Glasfenster in der Klosterkirche „Maria Königin“ in Marchegg

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 20036

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Derzeit sitze und liege ich, übergossen mitkaltem und warmem Wasser, massiertund hinausgetrieben in die abwechs-lungsreiche Landschaft des Nordbur-genlandes, in der ZisterzienserinnenabteiMarienkron zur ersten Kur meines nunsechs Jahrzehnte währenden Lebens. Umden Zentner Körpergewicht zu vermindern,erhungere ich alltäglich 400 Kalorien(zwei Kornspitz und zwei Äpfel als Sündennicht eingerechnet). Da ich dazwischenauch einige Zeit zum Beten und Meditie-ren und zum Nachdenken habe, beginneich auch darüber nachzusinnen, wie Ster-ben und Leben zusammenhängen.

Dass ich meinen 60 Jahren noch ei-nige – nach Gottes Willen – gute dranfü-gen kann, braucht es nun diese Zeit desHungerns, des Abschaltens von den vie-len alltäglichen Herausforderungen, desVerkarstens des Wortflusses, des zeitwei-ligen Entkommens aus dem Beziehungs-netz. So erlebe ich hier nun zwei Wochenlang ein Stück Fastenzeit mitten im Fa-sching. […] Wenn es so weitergeht, wirdmir vielleicht wieder mehr Ruhe ge-schenkt werden, ein innigeres Wahrneh-men von Gottes Liebe, ein behutsamererund wirklichkeitsnäherer Umgang mitmir selbst und damit ein kompetenteresWahrnehmen meiner täglichen Heraus-forderungen. Die Worte werden wiedereine andere Kraft haben, weil sie sich –wenigstens eine Zeit lang – noch desSchweigens erinnern.

So wird aus manchem Sterben eineandere Qualität des Lebens. Diese Erfah-rung hochgerechnet, bekomme ich fasteine Witterung, einen Geschmack vonOstern, wenn Jesus seinen Jüngern sagtund vorlebt: ,Wenn das Weizenkorn nicht

in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein;wenn es aber stirbt, bringt es reicheFrucht …‘ (Joh 12,24). ó

Bischofsvikar Anton Berger verfasste die-

se Zeilen kurz vor seinem plötzlichen Tod

am 9. März 2001 als „Wort des Chef-

redakteurs“ für die Leser der Zeitschrift

„miteinander“.

Aus: Canisiuswerk (Hg.),

„Herzlichst Anton Berger – Gedanken

eines Seelsorgers“, Wien 2002

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 2003 7

Eine Ahnung von Auferstehungvon Anton Berger (†)

Msgr.Anton Berger

Auferstehung durch VergebungVon Veronika Bonelli

Für mich ist die Beichte immer ein kleinesFest der Auferstehung, denn die Sündeist es ja, die uns von Gott trennt und inden Tod führt. Doch Gott will uns nichtdem Tod überlassen und so schenkt eruns dieses wunderbare Sakrament derVersöhnung, in dem er alles wegnimmt,was uns hindert, zu ihm zu kommen undalles, was in uns tot ist, zum Leben bringt.Wir dürfen ihm wirklich alles hinlegen,denn „ein zerknirschtes Herz wirst du,Gott, nicht verschmähen“ (vgl. Ps 51). Undso dürfen wir nach jeder Beichte, wenn

wir wirklich bereuen, was wir getan ha-ben, noch einmal neu beginnen.

Und so erlebe ich es jedesmal, vor al-lem, wenn der Kampf davor besondersschwer war; denn natürlich kostet esÜberwindung, vor einer anderen Personmeine dunklen Seiten auszubreiten. Aberdas Gefühl der Befreiung von dem – vonTag zu Tag schwerer gewordenen – Steinauf meinem Herzen und die Ermutigungzum Neubeginn, die Jesus schenkt, ma-chen alles wett!

„Hätte ich die Verbrechen der ganzen

Welt begangen“, schreibt Thérèse von Li-sieux in ihren biographischen Aufzeich-nungen, „behielte ich immer noch das-selbe Vertrauen, dass all diese Vergehennur ein Wassertropfen sind in einer Feu-ersglut“. Sie, deren Foto beim Eingangunserer Pfarr- und Domkirche hängt, istmir Lehrerin geworden beim täglichenKopfüber-Eintauchen in den Ozean derBarmherzigkeit Gottes. Und so bleibt„Auferstehung“ kein leeres Wort, sondernkann durch diesen Sprung des Vertrauenstäglich neu geschehen. ó

Page 8: Pfarrblatt - dompfarre.info · Vielleicht geht es Ihnen auch oft so wie mir:Kommt das Gespr −ch auf die Kir che, so wei§ bald jeder Beispiele daf r zu er - z−hlen, was man alles

Ich bin eine 38-jährige Frau und werdevor dem Osterfest wieder in die Kircheeintreten. Mein Austritt aus der Kirchewar im Jahr 1996. Ich tat diesen Schritt,obwohl ich an Gott glaubte.

Meine vordergründigen Motive wa-ren damals die von mir wahrgenommeneDiskrepanz zwischen dem Wort der Bibelund der Praktizierung des Glaubensdurch die Menschen (die Kirche). Außer-dem war ich in einer sehr schwierigen Le-benssituation, geprägt durch meine auf-opfernde Liebe zu einem Mann, der demmoslemischen Glauben angehörte. Ob-wohl er zu keiner Zeit irgendetwas in die-ser Richtung von mir verlangt hatte, hatmich selbst diese Beziehung aus heutigerSicht in meiner Entscheidung beeinflusst.Diese Entscheidung war schnell, emotio-nal und erzwungen: Mein Meldezettelwar plötzlich verschwunden, und ich ließmir noch am selben Tag ein Duplikat aus-stellen, um gleich danach meinen Aus-tritt zu veranlassen.

Die Folgen davon waren kurzfristig eineVerschlimmerung meiner Krise durch eingeistiges Vakuum. Anfangs dachte ich,ich muss anstatt der Kirche ein anderesHaus finden. Nach einiger Zeit und inten-siven Gesprächen mit Freunden akzep-tierte ich jedoch den Gedanken, an Gottzu glauben und keine Religion zu haben.Eine mir nahestehende Klosterschwestersagte damals zu mir, ich sei sowieso Chri-stin, da ich schon das Sakrament der Tau-fe empfangen hatte. Ich dachte mir da-mals, ja, irgendwie hat sie ja auch recht,ließ diesen Konflikt jedoch in mir stehen.

Zur Zeit meines Austrittes arbeiteteich in der Firma meiner Eltern, wenn auchräumlich von ihnen getrennt. Ich hatte einegute Position im Verkauf, Marketing, Ex-port, einen guten Verdienst, Entschei-dungsfreiheit und die Unterstützungmeiner Eltern. Mein Job war sehr inter-essant, da ich in der ganzen Welt herum-flog, immer in guten Hotels übernachte-te und viele verschiedene Leute traf.Trotzdem war ich in meinem Leben see-

lisch nie so unglücklich wie damals.Der schon erwähnte Mann, den ich

damals liebte, arbeitete in meinem Büro.Er nutzte meine Gefühle ihm gegenüberzu seinem Vorteil, traf ohne mein Wisseneine andere Frau, welche dann auch vonihm schwanger wurde. Ich hatte noch niein meinem Leben einen derartigen Schmerzerlebt. Es war, als ob mir jemand einenPfahl mitten durch mein Inneres ram-men würde. Trotzdem nahm ich auf ihnRücksicht und arbeitete weiter mit ihm ineinem Büro. Ich wurde Tag für Tag neuverletzt, immer schwächer, und verlornach und nach mein Selbstwertgefühl –obwohl ich selbst die Macht in der Handhatte, alles zu ändern!

Als die Firma meiner Eltern verkauftwurde, tat ich das auch! Motiviert durchmein Hobby,den Flamencotanz,beschlossich spontan, nach Spanien zu fliegen, undbuchte einen Flug für einen Monat mitVerlängerungsmöglichkeit auf zwei Mo-nate. Am Tag vor meiner Abreise beende-te ich die Beziehung – und in Andalusienbegann der Heilungsprozess. Die Sonne,das tägliche Tanzen und andere Men-schen. Ich wusste nicht, wie lang ich blei-ben würde, und spielte auch mit dem Ge-danken, ganz dort zu bleiben. Ich wusstenur eines: ich wollte nicht zurück.

Ich bewohnte ein kleines Zimmer imalten Maurenviertel „Albayzin“ in Granada.Von meiner Terrasse hatte ich einen di-rekten Blick auf den Berg „Sacromonte“,auf dem eine kleine Kirche stand. Dorthatte ich zum ersten Mal die Einsicht,dass eine der Hauptursachen meiner Mi-sere war, dass ich einen anderen Men-schen zu meinem Gott gemacht hatte.Und dort kam mir auch zum ersten Malder Gedanke zum Wiedereintritt in dieKirche, was aber de facto noch fast dreiJahre dauern sollte.

In diesen drei Jahren lernte ich, mitmir und mit anderen gütiger umzuge-hen, zu akzeptieren, dass wir MenschenFehler machen und dass auch die Kirchenicht perfekt ist, aber doch auf sehr wert-

vollen Grundlagen aufbaut, die von wert-vollen Menschen praktiziert werden. Inder ganzen Zeit meines Austritts suchteich auch immer wieder die Kirche auf,zum Beten, zur Entscheidungsfindung,ich stand im Gespräch mit Gott und sprachauch öffentlich von meinem Glauben.

Ich blieb letztendlich fünf Monate inSpanien. Nach meiner Rückkehr erwarte-ten mich in Wien Freunde und meine Fa-milie, jedoch auch einige unverarbeiteteProbleme. Ich nahm Gesangsstunden,begann eine Psychotherapie, suchte Ar-beit und begann, mein neues Leben auf-zubauen.

Jetzt arbeite ich schon seit fast zweiJahren für eine Organisation im Entwick-lungshilfebereich. Es ist eine hochinter-essante Arbeit mit weniger Verdienst,aber von hohem sozialen und ideellemWert. Ich begann auch mit einer Ausbil-dung zur Psychotherapeutin.Ich habe einenneuen Freund,wir treffen uns regelmäßig,und leben eine noch junge Beziehung.

Bei meinem ersten Termin mit HerrnDompfarrer Anton Faber, der mich beimWiedereintritt begleitet hat, war ich trotz

Auferstandener.Kapelle der

SchwesterngemeinschaftCaritas Socialis,

Pramergasse

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 20038

Auferstehung in meinem LebenGeschichte einer Rückkehr

Wahrhaft auferstanden

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 2003 9

Wie Gott mich gemeint hatGedanken von Birgit Staudinger

Als junger Mensch hat man viele Plänefür sein Leben,viele Wünsche und Träume.Und irgendwann muss man dann plötz-lich feststellen, dass man den Großteilvon all dem gar nicht verwirklichen kann,weil es sich in einem Leben gar nicht aus-gehen würde; dass so manches Ziel zuhoch gesteckt war; dass das Leben andersverlaufen ist, als man es sich vorgestellthat. Man stößt an seine Grenzen. Daskann manchmal recht schmerzhaft sein.Da war mir folgende chassidische Ge-schichte ein hilfreicher Gedankenanstoß:

„Als es mit Rabbi Sussja ans Sterbenkam, fragten ihn seine Anhänger undFreunde: Hast du denn gar keine Angst?Rabbi Sussja gab zur Antwort: Wenn ichan all die Großen und Bedeutenden den-ke: an Mose und Abraham und Jeremia,den Propheten, dann wird mir schonAngst. Aber ich bin gewiss: Gott wird

mich in der kommenden Welt nicht fra-gen: Warum bist du nicht Mose oder Ab-raham oder Jeremia gewesen, sonderner wird mich fragen:Warum bist du nichtSussja gewesen?“

Das Nachsinnen über diese Erzäh-lung wurde und wird mir auch heutenoch zu einer befreienden Erfahrung, ei-nem „Stück Auferstehung im Alltag“: Ichkann Ja zu mir selbst sagen, Ja zu mir, sowie ich bin: mit meinen Fehlern undSchwächen, aber auch mit meinen Stär-ken und Talenten. Ich kann mich lösenvon allen Projektionen, von all dem, wasmich daran hindert, ich selbst zu sein.Denn ich weiß: Gott hat zuerst Ja zu mirgesagt. Er nimmt mich, so wie ich bin.Gott fordert, aber er überfordert nicht.

Und zu versuchen, so zu werden, wieGott mich gemeint hat, ist Aufgabe ge-nug für ein ganzes Leben, glaube ich. ó

Auferstehung im AlltagErfahrungen von Verena Michalke

Nicht über große Erlebnisse kann ich be-richten, „Auferstehung“ ist ein zu großesWort dafür. Aber „Alltag“– ja, darüberschon. Alltag des Christseins: Das lebens-wendende Ereignis, dass Gott einen lie-bevoll und nachdrücklich auf einen neu-en Weg gestellt hat, liegt lange zurück.Die großen Gefühle sind selten gewor-den; der „Weg zur Heiligkeit“ erweist sichals länger und steiler, als man im Über-wältigtsein des Anfangs gedacht hat.Man verliert einige Illusionen über sichselbst – und das kann ziemlich frustrie-ren. Immer wieder die gleichen Fehler, diegleichen nicht durchgehaltenen Vorsät-ze, die gleiche Trägheit … Wird das je an-ders werden? Werde ich je anders wer-den? Geh ich meinem Beichtvater, ja gehich Gott nicht schon ziemlich auf die Ner-ven damit? Hat es überhaupt Sinn, sichanzustrengen?

In solchen Zeiten passiert es manch-mal, dass ein schon hundert Mal gehör-tes oder gelesenes Wort, wenn ich es zumhundertundersten Mal z. B. in einer ganznormalen Predigt in einer ganz normalenMesse höre, mich plötzlich anspricht undmir neuen Mut gibt: „Herr, wenn duwillst, kannst du mich rein machen. – Ichwill es, werde rein!“ (Mk 1,40f). Oder, im-mer wieder, dass die Worte des Beicht-priesters nach der Lossprechung: „Stehauf und freue dich deines neuen Lebens!“bewirken, dass ich auch innerlich aufste-he und ihn mit neuem Mut und neuerFreude wieder angehe, den langen Weg.

Kein „Auferstehungserlebnis“, aberimmer wieder Erlebnisse des „wiederAufstehens" – Gott sei Dank. Ohne siewäre Christsein wohl nicht möglich. ó

meiner Absicht noch nicht vollständigüberzeugt, diesen Schritt auch wirklich zutun. Ich brauchte sehr viel Zeit, und warsehr glücklich über die gute Betreuung;die Gespräche mit Mag. Faber empfandich als sehr erfüllend.

Als ich vor der Beichte eingehend dieBibel und den Katechismus zu den ZehnGeboten las, meine eigenen Sünden undderen negative Auswirkungen auf meinLeben erkannte, wusste ich, wonach ichso viele Jahre gesucht hatte: nach Wer-ten, nach Grundregeln des Lebens, nachBestätigung dessen, was ich in mir alsrichtig und falsch empfinde; nach der klardefinierten Eigenverantwortlichkeit desMenschen. Ich habe die Grundlagen fürmein Leben gefunden, die Grundlagen,mich selbst geistig und seelisch gesundzu halten, die Grundlagen im Umgangmit anderen – liebend und doch meinenWerten folgend.Werte, die mir die Kirchebestätigt,mit denen ich aufrecht und offendurchs Leben gehen kann. Das bedeutetdie Auferstehung für mein Leben. ó

Name und Anschrift

der Redaktion bekannt.

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»Auf dein Wort hin« Lk 5,5Dompfarrer Faber zum Tod von Kardinal Dr. Hans Hermann Groër OSB, emeritierter Erzbischof von Wien

Nach langer schwerer Krankheit ist am24. März Alterzbischof Kardinal HansHermann Groër im 84. Lebensjahr imLandeskrankenhaus St. Pölten verstor-ben. Kardinal Groër war von 1986 bis 1995als Nachfolger von Kardinal König Erzbi-schof von Wien. Noch eine Woche vor sei-nem Heimgang konnten sich KardinalSchönborn und Kardinal König sowie eineReihe von Weggefährten, von ihm verab-schieden. Das offizielle Requiem fand amFreitag, 4. April um 19 Uhr im Wiener Ste-phansdom statt. Der Gottesdienst wurdegenau am Termin der Herz-Jesu-Messedes Monats April gefeiert, deren Einfüh-rung im Stephansdom eines der Herzens-anliegen Kardinal Groërs gewesen war.

Hans (Taufname) Hermann (Ordens-name) Groër erblickte am 13. Oktober1919 in Wien das Licht der Welt. Seine El-tern übersiedelten 1929 aus beruflichenGründen in die damalige Tschechoslowa-kei und kehrten 1939 wieder zurück. Nach

dem Besuch des Gymnasiums in Wienund Hollabrunn begann er sein Theolo-giestudium. Die Priesterweihe empfinger am 12. April 1942. Ein Jahr später schieder aus gesundheitlichen Gründen ausdem deutschen Militärdienst aus, warzunächst als Pfarrvikar in Petronell tätigund blieb dann bis 1946 Pfarrvikar in BadVöslau. Anschließend war Groër bis 1952Studienpräfekt in Hollabrunn, von 1952bis 1976 Religionsprofessor am Holla-brunner Bundesgymnasium und Studen-tenseelsorger. Von 1959 bis 1963 war erauch Kaplan in Hollabrunn. Sein beson-deres Interesse galt in diesen Jahren ver-schiedenen Formen des Laienapostolats.Er war in der Pfadfinderbewegung undinsbesondere auch für die „Legion Mari-ens“ tätig, deren gesamtösterreichischeLeitung er 1970 übernahm.

Für sein weiteres Wirken war schließ-lich sein Interesse für den beinahe in Ver-gessenheit geratenen Marienwallfahrts-

ort Roggendorf von entscheidender Prä-gung. Auf seine Initiative konnte 1969 dieWallfahrt wieder belebt werden. NachRestaurierung des aus dem 15. Jahrhun-dert stammenden Gnadenbildes wurdedieses am 14. September 1969, dem Festder Kreuzerhöhung, neu geweiht. Dabeischlug Groër den Gläubigen vor, eineWallfahrt neuen Typs zu beginnen: An je-dem Dreizehnten sollten Pilger nach Rog-gendorf kommen, um für die Festigungim Glauben, für die Erneuerung der Kir-che, für Priester- und Ordensberufe undden Frieden in der Welt zu beten. DieseMonatswallfahrt wurde zu einer festenEinrichtung, die er von Anfang an als„Wallfahrt für die Kirche“ verstanden hat-te. Im Jahr 1970 wurde Groër zum Wall-fahrtsdirektor ernannt.

Relativ spät, 1976, entschloss sichGroër, in den Benediktinerorden einzutre-ten. Seine feierliche Profess legte er am8. September 1980 im Alter von 61 Jah-

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 200310

In memoriam

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ren in der Benediktinerabtei Göttweig als„Pater Hermann“ ab.

Auf Groër geht die Gründung desZisterzienserinnenklosters Marienfeldbei Maria Roggendorf im Jahr 1982zurück, ebenso das Aufbaugymnasiumder Erzdiözese Wien in Hollabrunn, das ervon 1974 bis 1986 als Direktor leitete.We-gen seiner Verdienste um die Seelsorgeim Weinviertel wurde er 1960 zum Erz-bischöflichen Konsistorialrat, 1962 zumMonsignore ernannt. 1973 erhielt er denBerufstitel Oberstudienrat, 1985 Hofrat,1977 das Goldene Ehrenzeichen für Ver-dienste um das Land Niederösterreich.

Am 15. Juli 1986 wurde P. Hans Her-mann Groër überraschend zum neuenWiener Erzbischof ernannt. Die Bischofs-weihe empfing er von seinem Vorgänger,Kardinal Dr. Franz König, am 14. Septem-ber 1986 in St. Stephan. Als Motto seinesAmtes wählte er „In verbo autem tuo“(„Auf Dein Wort hin“). Die Überreichungdes Palliums erfolgte am 29. Juni 1987, am28. Juni 1988 wurde er von Papst Johan-nes Paul II. zum Kardinal kreiert mit derTitelkirche Joachim und Anna.Vom 13. Mai1989 bis zum 6. April 1995 war er Vorsit-zender der Österreichischen Bischofskon-ferenz. Einer der großen Höhepunkte sei-ner Amtszeit war 1988 der zweite Besuchvon Papst Johannes Paul II.

Sehr verdient hat sich Groër um sei-ne Domkirche St. Stephan gemacht: Aufseine Initiative hin erhielt der Dom einenneuen Volksaltar und eine neue Orgel.

Auch die Umgestaltung der Katharinen-kapelle und die Anschaffung modernerParamente gehen auf Kardinal Groërzurück. Gemeinsam mit dem damaligenBürgermeister Dr. Helmut Zilk gründeteErzbischof Hans Hermann Groër 1987den Verein „Rettet den Stephansdom“.

Mit Wirkung per 14. September 1995nahm der Heilige Stuhl sein Rücktrittsge-such an, das der Erzbischof bereits einJahr zuvor aus Altersgründen eingereichthatte. Vom 1. September 1996 bis 5. Jän-ner 1998 war er Prior des Benediktiner-klosters in Maria Roggendorf. Späterübersiedelte Kardinal Groër in die Zister-zienserinnen-Abtei Marienfeld bei MariaRoggendorf, deren Gründung er als die„schönste Frucht“ seines Wirkens nannteund wo er auch seinem Wunsch gemäßnach einem Requiem in der Wallfahrts-basilika Maria Roggendorf am 5. April be-stattet wurde.

„Unbeschadet der Schatten gilt es inder Stunde des Abschieds, die Leistungendes Priesters und Bischofs zu würdigen“,sagte Kardinal Christoph Schönborn amSterbetag seines Amtsvorgängers. Kardi-nal Groër habe als Seelsorger und Mannder Kirche Großes geleistet, so KardinalSchönborn.„Angesichts des Todes dürfendie schmerzlichen Fragen der Vergangen-heit vertrauensvoll in Gottes Hand gelegtwerden. Das gilt für Kardinal Groër wiefür jeden Christen. Was uns bleibt, sindDankbarkeit für das Positive, das er ge-leistet hat, und fürbittende Erinnerung“.

Das Wirken Groërs als Erzbischof undKardinal sei in einen schwierigen, ja tur-bulenten Zeitabschnitt gefallen, betonteKardinal Schönborn. Trotz aller Schwie-rigkeiten sei es Groër – etwa durch dasWiener Diözesanforum – gelungen, Ver-trauen zu gewinnen und Impulse für diepastorale Erneuerung, wie er sie ver-stand, zu geben. Schon vor der „Wende“habe Groërs Interesse auch der kirchli-chen Situation in den kommunistisch be-herrschten Ländern gegolten:„Nach 1989hat er dann insbesondere den WienerNachbardiözesen im Osten und Nordentatkräftig beim Wiederaufbau geholfen“.Auch mit einzelnen Repräsentanten derOrthodoxie – vor allem mit dem serbi-schen Patriarchen Pavle I. und dem rumä-nischen Patriarchen Teoctist I. – sei Groërfreundschaftlich verbunden gewesen.

Sein Vorgänger, Kardinal Dr. Franz Kö-nig, gedachte seines Nachfolgers mit denWorten:

„Für jeden Christen ist am Ende sei-nes Lebens die Barmherzigkeit Gottesentscheidend: In diesem Sinn gilt unsereFürbitte Kardinal Groër. Gedenken wir desGuten, das er getan hat, und bitten wirfür ihn um jene Barmherzigkeit, die wiralle auch für uns erhoffen“. R.I.P. ó

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 2003 11

Kardinal Groërs letzte Ruhestätte:die Zisterzienserinnen-Abtei

Marienfeld bei Maria Roggendorf.Ihre Gründung bezeichnete er als

die „schönste Frucht“ seines Wirkens.

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Um 1240 starb der bedeutende Minne-sänger Neidhart, dessen Herkunft ebensounbekannt ist wie sein gesellschaftlicherStatus.Gewirkt hatte der Sänger vornehm-lich im bairisch-österreichischen Raum.

Neidhart ist schon zu seinen Lebzei-ten außergewöhnlich erfolgreich gewe-sen. Mit einem völlig neuartigen Welt-entwurf stellte der Dichter den bis dahingepflogenen Minnesang völlig auf denKopf, indem er das Minnegeschehen insbäuerliche Milieu verlagerte. Vermutlichhat vor allem die deftige Erotik der Lie-

der sehr wesentlich zu deren Beliebtheitbeigetragen.

Weil Neidhart mit seinem Programmbeim Publikum so außerordentlich gutangekommen ist, haben nach dem Toddes Sängers zahlreiche Epigonen unterseinem Namen weitergedichtet. Im Laufder Zeit wurde die Nachdichtung immerderber, bis schließlich am Ausgang desMittelalters ein grobianistisches Schwank-buch erschien, dessen Held NeithartFuchs ist, der angeblich identisch ist mitdem (historisch nachweisbaren) Hofnar-

ren des österreichischen Herzogs Ottodes Fröhlichen (1301–1339). Der WienerHistoriker Richard Perger, der bedauerli-cherweise kürzlich Opfer eines Fahrrad-unfalles in der Josefstadt wurde, hat denEdelmann Neithart Fuchs sogar konkretlokalisiert: Nach einer uralten Grund-buchseintragung war dieser der Besitzereines Hauses am Wiener Petersplatz.

Mehrere historische Zeugnisse be-scheinigen,dass dieser Spaßvogel in einemHochgrab an der Südwand des WienerStephansdomes beigesetzt wurde. Ob in-des der Hofmann und Spaßmacher desfröhlichen Wiener Herzogs tatsächlichmit dem „Bauernfeind“ Neithart Fuchsaus dem Schwankbuch identisch ist undob jener wirklich bei St. Stephan begra-ben wurde, ist in der Forschung äußerstumstritten.

Während seit geraumer Zeit die einendavon ausgingen, dass die historischenZeugnisse stimmen und die sterblichenÜberreste des Spaßmachers in dem goti-schen Hochgrab bei St. Stephan ruhen,behaupteten andere, der Minnesängerselbst sei dort bestattet. Eine weitereThese ging davon aus, dass keiner derbeiden, sondern ein Bischof namensFuchs dort seine letzte Ruhe fand.

Graböffnung

Um Licht in die strittige Angelegenheitzu bringen, hat man das so genannteNeidhartgrab bei St. Stephan am 11. April2000 geöffnet. Die zum Vorschein ge-kommenen Skelett-Teile (ein Schädel, Ar-me, ein Becken und Beine) wurden zur

Aus der DompfarreDas Neithart-Grab beim StephansdomVon Johann Werfring

Dr. Johann Werfring

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 200312

Das neurenovierte Neidhartgrab beim Singertor des Stephansdoms

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Untersuchung in ein Labor gebracht,während das Grab einer umfassendenRestaurierung unterzogen wurde.

Mittlerweile hat die Untersuchungder geborgenen Knochen ergeben, dassdiese von zwei Männern stammen. Mit-tels Radiokarbon-Methode konnte auchdas Alter eruiert werden: Demnach sinddie älteren Knochen zeitlich zwischen1100 und 1260 n. Chr. und die jüngerenzwischen 1340 und 1400 n. Chr. zu datie-ren. Daraus kann abgeleitet werden, dasssowohl die Überreste des MinnesängersNeidhart als auch jene des NeithartFuchs respektive des Spaßmachers amHofe Ottos des Fröhlichen nachträglich indas Hochgrab transferiert wurden. Weildas Grab nur ein relativ kleines Behältnisfür die Unterbringung der Knochen auf-weist, ist auszuschließen, dass dort ur-sprünglich eine Direktbestattung statt-gefunden hat.

Verschollene Relief-Skizze

Von besonderem Interesse wäre für dieWissenschafter die Beantwortung derFrage, für wen das Hochgrab ursprüng-lich bestimmt war. Im Originalzustandwaren sowohl an der Längs- als auch ander Schmalseite des Grabes Reliefs ange-bracht. Während jenes der Schmalseiteheute noch existiert, ist das Relief derLängsseite verschwunden. Der Neithart-Forscher Erhard Jöst vermutet, dass sich –möglicherweise in Privatbesitz – heutenoch zumindest Skizzen dieser Relief-szenen erhalten haben könnten. Die Auf-findung solcher Skizzen, so ist Jöst über-zeugt, würde nicht nur Hinweise auf dieursprünglich im Grab beigesetzte Personliefern, sondern auch einen wesentlichenSchritt vorwärts in der Neithart-For-schung bedeuten. ó

Hinweise bitte an Dr. Erhard Jöst,

Ludwigstraße 18, D-74078 Heilbronn.

E-Mail: [email protected]

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 2003 13

In Wien ist seit eh und je der Veilchen-schwank aus dem Schwankbuch „Neit-hart Fuchs“ überaus beliebt. Am 19. April2002 ist dieser Schwank von einer WienerLaienschauspieltruppe, darunter auchder Dombaumeister von St. Stephan,Wolfgang Zehetner, sowie etliche Profes-soren der Universität Wien, aus Anlassder Präsentation des renovierten Neit-hart-Hochgrabes vor dem Stephansdomaufgeführt worden:

Nach altem Wiener Brauch durftederjenige, der das erste Veilchen gefun-den hatte, sein Finderglück der Herzoginmelden und an einer speziellen Zeremo-nie des Hofes teilnehmen. Der lustige Rit-ter Neithart Fuchs (DombaumeisterWolfgang Zehetner) findet das „plimlein“(Blümchen) und eilt zu Hofe, um dort diefrohe Kunde zu melden. Damit er späterdie Fundstelle wieder lokalisieren kann,bedeckt er jedoch zuvor das Veilchen mitseinem Hut.

Allerdings hatte ein arglistiger Baueraus Zeiselmauer heimlich den Fund ob-serviert. Während sich nun der ahnungs-lose Ritter Neithart zu Hofe begibt, spieltihm der Bauer einen Streich. Er entferntden Hut, verrichtet an der Fundstelle sei-ne Notdurft und bedeckt daraufhin seineübelriechende Hinterlassenschaft aber-mals mit dem ritterlichen Hut.

Unterdessen macht sich die Herzoginmit höfischem Gefolge in Begleitung desRitters Neithart auf den Weg zu jenerWiese. Die Bestürzung ist gar groß, als

Neithart den Hut lüftet. Ein Aufschrei:Die Herzogin und die ganze erlauchteHofgesellschaft ist zutiefst entrüstet undNeithart fällt in Ungnade.

Jedoch findet Neithart heraus, dassihm ein „Dörper“ (so die NeidhartscheAusdrucksweise für Bauer) den Streichgespielt hat. Sogleich schwört er bittereRache. Mit einem ritterlichen Aufgebotgeht er gegen Zeiselmauer vor und dieBauern werden fürchterlich bestraft.

Wie sich herausstellt, sind diese abersehr hart im Nehmen: Nach alter Holz-hammermethode wird einer der verwun-deten Dörper verarztet und im Zuge sei-ner Verrichtungen schüttet der mittelal-terliche Wundarzt (Prof. Birkhahn vom In-stitut für Germanistik) eine SchüsselFlüssigkeit von der Bühne hinab. Bis in dieerste Zuschauerreihe hinein spritzt dasBlut.

Skurriles Happy-End: Nachdem dieVerwundeten versorgt sind, können sichdie robusten Bauernlackeln sogar nochzu einem Dorffest bei Tanz und Musikaufraffen. Und Neithart Fuchs? Durchden Sieg über die Dörper ist seine Ehrewiederhergestellt und die Herzoginnimmt ihn wieder gnädig als ihren Va-sallen auf.

Die Aufführung des Veilchenschwan-kes ist beim Publikum außerordentlichgut angekommen. Für musikalische Um-rahmung sorgte das auf mittelalterlicheMusik spezialisierte Ensemble „Sicuterat“. ó

Die Aufführung des Veilchenschwanks

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1732 war der Umbau der Unteren Sakristei(Hauptsakristei) soweit fertiggestellt,dassdie Innenausstattung begonnen werdenkonnte. Die reiche plastische Stuckierungvon hoher künstlerischer Qualität führteGiovanni Antonio Tencola durch. Ansch-ließend stuckierte er auch die Domher-rensakristei. Das theologische Konzeptder Unteren Sakristei ist im Alten Testa-ment begründet. Acht Medaillons ausStuck stellen Propheten dar, über der Ver-bindungstüre ist eine stuckierte Sitzfigurdes Mose mit den Gesetzestafeln gestal-tet. Ihr Vis-à-vis ist ein noch nicht restau-riertes, überlebensgroßes Kruzifix (um1400–1450) mit eingeschlossener Kreuz-reliquie zu sehen. Es gibt dem, der die Sa-kristei verlässt, die Botschaft mit: Christusist aus Liebe zu uns gestorben, um uns zuerlösen. Die vielen Engel in den beidenStuckdecken wollen auf die GegenwartChristi in unserem Dom hinweisen. WoEngel sind, ist der Himmel und dort istGott.

Das Deckengemälde stellt in Öl aufLeinwand das Gebet und Opfer des Elias auf

dem Berge Karmel dar; es hat ein Ausmaßvon 9500 x 260 cm; Signatur: Mar(tino)Altomonte Anno 1732. Restaurierungenerfolgten bereits 1771 und 1834.

Domherrensakristei:

Die Gestaltung zeigt Darstellungen

aus dem Neuen Testament.

Deckengemälde: „Christus übergibt demApostel Petrus die Schlüssel“, vom kaiser-lichen Kammermaler Martin Rauch mitÖlfarben auf Putz gemalt. In gleicherTechnik sind sechs Medaillons mit denvier Evangelisten, mit Maria und demVerkündengel gestaltet. Innen über derTüre thront Ecclesia,das Symbol der Kirche,dargestellt mit Tiara und Chormantel, inder Hand die Schlüssel Petri und das Kir-chenmodell.

2001 wurde ich vom Dombaumeisterum Beratung und Betreuung bei der Re-staurierung gebeten.

Nach intensiven Untersuchungen derSchadbilder an der Stuckdecke war eineFreilegung auf die originale Oberflächetechnisch die einzig zu verantwortende

Maßnahme. Nur so konnten tiefe Rissegeschlossen und fehlende Teile am Stuckwie z. B. Teile der Draperien, der Orna-mente und Fehlstellen an Reliefs fach-männisch einwandfrei ergänzt werden,ebenso die vielen Verletzungen und Ab-platzungen. Im Bereich der Galerien wardurch Wassereinbruch die Zerstörung derStuckoberflächen sehr groß. Der Labor-befund des Bundesdenkmalamtes ergabsechs Färbelungen, die unterste fast dun-kelgrau glasig und schwer löslich. Der Be-schluss, den Stuck auf die Originalober-fläche freizulegen, lässt die ursprüngli-che Plastizität des Stuckes (der durch die

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 200314

Aus der Dompfarre

In alter SchönheitHiltigund Schreiber über die künstlerische Gestaltung und den Abschluss der Restaurierungsarbeiten

in der Unteren Sakristei und der Domherrensakristei

Dr. Hiltigund Schreiber

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Übermalungen teilweise nivelliert war)wieder zur Wirkung kommen; die origi-nale Oberfläche ist sehr glatt und hat dieheutige Farbgebung.

So wurden vergleichbare Kostenvor-anschläge eingeholt und Frau Mag. LouiseHöfinger, eine Spezialistin für Stuck, be-kam den Auftrag. Sie begann Anfang Juli2002 mit der Arbeit. Zuerst wurden Leim-farbenschichten entfernt. Dann wurdendie problematischen Schichten mit einerspeziellen Abbeize behandelt, und zwareinige Male, bis die dunkelgraue Schichtentfernt war. Es musste kleinflächig ge-arbeitet werden um zu vermeiden, dasszu viel Wasser und Chemikalien in die ori-ginale Schicht eindringen. Mit Dampfge-rät und Schwamm wurde nachgereinigt.Fehlstellen wurden mit Kalkmörtel auf-getragen und ergänzt.

Es waren sehr intensive, zeitraubendeArbeiten, die Frau Mag. Höfinger und ihrTeam hervorragend ausführten. ZumSchluss wurde der gesamte Stuck mit ei-ner Kalklasur dem Farbton der Original-substanz angepasst.

Restaurierung des Deckengemäldes

von Altomonte in der Unteren Sakristei

Zustand: Starke Beschädigung der Lein-wand, da sich höchstwahrscheinlich derBildträger von der Decke löste. Ober-fläche sehr verschmutzt, darunter star-ke, flächige Übermalungen. Verluste vonFarbschollen im Bereich der Ablösung desBildträgers. Stark vergilbter Firnis.

Nach Anbotsvergleichen bekam Mag.Michael Odlozil den Auftrag. Ich begleiteteauch diese Restaurierungsarbeit undkann nur sagen, er und sein Team arbei-ten sehr intensiv. Es war eine Freude zuerleben,wie hell und leuchtend die Farbenwurden. Es gab viele Fehlstellen und dasRestaurieren wurde mit großem Könnendurchgeführt.Das freigelegte,restaurierteGemälde bildet nun mit dem freigeleg-ten Stuck eine künstlerische Einheit.

Bestandsaufnahme und

Restaurierung der Deckengemälde in

der Domherrensakristei

Zustand der Malerei: Starke Verschmut-zung und Übermalung sowie flächige

Schollenbildung, die schon substanzge-fährdend war. Mag. Herbert Schwaha,Spezialist für Ölmalerei auf Putz, führtedie Arbeiten mit seinem Team durch.

Zuerst Grundreinigung, Firnisabnah-me, dann Sicherung und Planierung derSchollen. Abnahme der Übermalung, Ent-fernung der alten, störenden Kittung. Re-tusche, Firnis. Durch die Freilegung vonStuck und Malerei auf die originale Ober-fläche wurde die ausgezeichnete Qualitätder Kunstwerke, die zur Ehre Gottes ge-schaffen worden waren, wieder sichtbar.

Ich hatte viel Freude bei der Betreu-ung dieser Arbeiten, denn erst jetzt wirddie Schönheit und die Verkündigungs-aussage dieser Räume wieder für alle auflange Zeit erlebbar. Ein herzliches Danke-schön allen beteiligten Restauratoren fürihren Einsatz. ó

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 2003 15

Linke Seite: Der linke Engelkopf ist noch nicht restauriert, der rechte gereinigt und mit Feinstuck geschlossen.Oben links: Schmutz- und Staubschichten verunstalteten den kostbaren Stuck.Oben rechts: Fehlstellen wurden mit Kalkmörtel ergänzt und die äußere Schicht mit Feinstuck geschlossen.Anschließend erfolgte die Auftragung einer Kalklasur.

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Im Mittelpunkt der Domsanierung dernächsten Jahre wird der Hohe Turm stehen.

Die besonders reich gegliederte Zonein Höhe von ca. 60–95 Metern über demBoden wird im Frühjahr an der südlichenTurmseite eingerüstet. Diese Zone um-fasst unter anderem sechs freistehendeFialtürme von je 25 m Höhe. Im erstenJahr werden die detaillierten Untersu-chungen und auch schon die Reinigungbzw. das Entfernen der Sinterkrusten be-gonnen. In der Folge müssen dann dieSteinmetz-, die Fugen-, die Eisen undStahlarbeiten, die Steinfestigung etc. ge-macht werden. Die Arbeiten in diesemsehr gefährdeten Bereich, die besondersfür die Sicherheit der Passanten, aberauch für die langfristige Erhaltung desTurmes nötig sind, werden mindestensdrei,wahrscheinlich aber vier Jahre dauern.

Am Albertinischen Chor ist ein Endeder Arbeiten abzusehen. Vom Nordturmüber die Ostapsis sind die Arbeiten an dieSüdwand gewandert, 2003/2004 wirdder letzte Teil bis zum Südturm saniert.

Im Sommer 2003 wird auch die be-rühmte Sonnenuhr aus dem 15. Jhdt. amsüdlichen Chorpfeiler in restauriertemZustand wieder montiert.

Ebenfalls fast in Augenhöhe: DieSteinfigur des Hl. Stephanus am Singer-tor musste wegen Brüchen und Rissenzur Sanierung abgenommen werden.

Auch im Inneren gibt es wesentlicheProjekte. Unmittelbar bevorstehend: DieErrichtung des zweiten Beichtzimmersim nördlichen Heidenturm und die Fertig-stellung der Bartholomäuskapelle samtBereichen der Westempore. ó

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 200316

Bevorstehende Restaurierungsphasenam StephansdomVon Dombaumeister Wolfgang Zehetner

DI Wolfgang Zehetner

Die Steinskulptur des hl. Stephanus vomSingertor weist enorme Schäden auf.Oben:Das Gerüst am Südturm wird „wandern“.

Aus der Dompfarre

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Bei einer Pressekonferenz in Anwesen-heit der Gründerväter, AltbürgermeisterDr. Helmut Zilk und Erzbischof KardinalDr. Hans Hermann Groer, am Dachbodendes Domes wurde der Verein „Rettet denStephansdom“ am 10. April 1987 aus derTaufe gehoben. Die Schirmherrschaft ob-liegt jeweils dem amtierenden Erzbischofvon Wien, derzeit Kardinal Dr. ChristophSchönborn,und dem amtierenden Bürger-meister von Wien,derzeit Dr.Michael Häupl.

Im Vorstand arbeiten Notare, Rechts-anwälte, Wirtschaftstreuhänder, derDombaumeister u.a.m. Sämtliche Mit-glieder des Vorstandes sind ehrenamtlichtätig und verbürgen sich für die ord-nungsgemäße Verwendung der Spen-den. Die Verwaltung der Spenden erfolgtseit dem Beginn vor 15 Jahren nach denPrinzipien der Zweckmäßigkeit, der Spar-samkeit und der Wirtschaftlichkeit. DieGeschäftsgebarung des Vereins wirdjährlich von zwei unabhängigen Wirt-schaftsprüfern auf Ordnungsmäßigkeitund Wirtschaftlichkeit überprüft.

Der Steffl und das liebe Geld

Die Sorge um die Erhaltung der Domkir-che zu St. Stephan ist so alt wie die Kircheselbst. Deshalb versucht der gemeinnüt-zige, weltanschaulich und politisch un-abhängige und nicht auf Gewinn ausge-richtete Verein „Rettet den Stephans-dom“ seit seiner Gründung mit einer Fül-le von Ideen den Ausgleich zwischen denleider abnehmenden Mitteln und demstetig steigenden Bedarf des Steffl’s zuschaffen.

Die Bemühungen von „Rettet denStephansdom“ um Spenden umfasseneine Vielfalt von Aktionen – sei es mitKonzerten im Dom oder Events auf demStephansplatz wie etwa dem Weltmilch-tag oder der Punschhütte in der Advent-zeit. Die Einnahmen des Vereins setzensich ferner aus den Beiträgen seiner Mit-glieder, aus Sammlungen, Spenden undWidmungen zusammen. Das Ziel ist,genügend Mittel für die bauliche Erhal-

tung aufzubringen und den Stephans-dom als Kulturerbe für die Menschheit zubewahren.

Viele honorige Persönlichkeiten ausKultur, Wirtschaft und Politik haben zumAnsehen und Erfolg von “Rettet den Ste-phansdom” beigetragen. Dies wurdedurch die eine oder andere Ehrung be-lohnt: So erhielt der Verein 1993 einenPreis der “Dr.-Karl-Renner-Stiftung derStadt Wien”. Zu den Maecenas-Preisträ-gern für den Stephansdom zählen dieUnternehmen Kattus, Manner und HFPSteuerberatungs GesmbH für ihre krea-tiven Verdienste um den Steffl.

Durch die Presse- und Öffentlich-keitsarbeit von „Rettet den Stephans-dom“ wurde zahlreichen Menschen derZugang zur Schönheit und dem Wert desDomes gewiesen; so konnten dem Stefflviele neue Freunde gewonnen werden.Auch international zollt man den Lei-

stungen des Vereins Lob und Anerken-nung.

St. Stephan begleitet das Leben derMenschen dieser Stadt und dieses Lan-des seit urdenklichen Zeiten. Dank enga-gierter Menschen wird dies auch nochlange so sein – getreu dem Wahlspruchdes Vereins: Sie und wir – gemeinsam fürden Steffl! ó

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 2003 17

Rudolf Svoboda, Projektkoordination

Der Stephansdom ist für mich ein Kultur-denkmal und Wahrzeichen Österreichsund ein Beispiel für gediegene Zusam-menarbeit zwischen Verantwortlichenund Förderern

Maria-Luise Heindel, Generalsekretärin

Der Stephansdom bedeutet für mich dasHerz Österreichs – sowohl in religiöser alsauch in geschichtlich-kultureller Hinsicht.

Andrea Püller, Administration

Er ist eines der schönsten Bauwerke undes muss alles getan werden damit der„Steffl“ vor dem Verfall bewahrt wird

Mag. Roman Szczepaniak, Fotograf

Ich versuche die Botschaft der vergangenenGenerationen an uns und unsere Nach-kommen, die in der unüberschaubarenAnzahl an Kunstgegenständen und ar-chitektonischen Details im Dom verbor-gen ist, für mich persönlich zu entdecken.

Das Team stellt sich vor:

Seit über 15 Jahren im Dienste des Domes Maria-Luise Heindel über den Verein „Rettet den Stephansdom“

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˘ Wir danken den zehn Grundwehrdie-nern der Pioniertruppenschule Kloster-neuburg unter Oberleutnant StephanSchulz und Oberstabswachtmeister PaulRott für die Lieferung und Aufstellungder Christbäume des vergangenen Weih-nachtsfestes.˘ Vor 25 Jahren konnten die Karmeli-tinnen ihr neues Kloster am Hanschwegbeziehen. Anlässlich dieses Jubiläumshob Erzbischof Schönborn die päpstlicheKlausur auf und ermöglichte dadurch ei-nigen Schwestern des Karmels St. Josefden Besuch des Stephansdomes. Nach ei-ner sehr ausgiebigen Führung am 21. No-vember 2002 lud der Kirchenmeister zueiner Agape in den Kapitelsaal. Einige derSchwestern waren erstmals seit ihremOrdenseintritt, der bei manchen schon

Jahrzehnte zurückliegt, wieder in St. Ste-phan. Für alle Beteiligten wird es eine un-vergessliche Begegnung bleiben.˘ Alle zwei Jahre veranstaltet die Sakri-steidirektion eine Bildungsfahrt für ihreMitarbeiter, die heuer vom 19. bis 23.Feber unter der geistlichen Leitung vonDr. Johann Hörist, ehemals Curpriester in

St. Stephan, nach Neapel führte. Nebentäglicher Messfeier und geistlichem Im-puls stand vor allem das Kennenlernender Stadt und eine ausgiebige Besichti-gung der Kathedrale zum hl. Januariusauf dem Programm. Eine Wallfahrt zumMarienheiligtum in Pompeji rundete die-se Fahrt ab.˘ Auf Einladung des Obmanns derÖsterreichischen MesnergemeinschaftSepp Fink und unseres KirchenmeistersFranz Weinwurm trafen sich die Dommes-ner Österreichs am 10. und 11. März zu ei-nem Erfahrungsaustausch in St. Stephan.Jeder Teilnehmer stellte sich und „seine“Bischofskirche vor und erzählte von seinenErfahrungen und Tätigkeiten. Es wurdebeschlossen, ein ähnliches Treffen in ca.zwei Jahren in Graz zu organisieren.

Aus der Dompfarre

Rückblick

Der Antoniusbrod-OpferstockUnterstützung für die Pfarrcaritas. Von Franz Schlegl

Viele Dombesucher kennen ihn und su-chen ihn auf, bei der vorletzten Säule imFriedrichsschiff steht seine Statue. Anto-nius von Padua, den die Italiener schlicht„il Santo – der Heilige“ nennen. Er giltnicht nur als Schutzpatron derer, die et-was verloren haben, sondern auch derReisenden, der Braut- und Eheleute, erwird bei Fieber, Seuchen und Katastro-phen angerufen, ebenso in Armut undHungersnot.

„Der hl. Antonius gibt nichts fürnichts“ lautet die Überzeugung des gläu-

bigen Volkes; am liebsten, so sagt man, istihm eine Spende für die Armen. Darumsteht bereits seit Ende des 19. Jahrhun-derts im Dom ein Opferstock vor seinerStatue mit der Aufschrift: „St. Antonius-Brod“. – Ja, ganz richtig, damals schriebman Brot noch mit „d“!

An der Aktualität dieser „Armenkasse“hat sich nichts geändert! Hier kommt zueinem guten Teil das Geld für die Caritas-arbeit unserer Dompfarre zusammen.Unsere Fachfrau für Altenbetreuung undCaritas, Frau Gabrielle Meran, verwaltetzusammen mit dem Dompfarrer unddem Caritasausschuss dieses Geld, dasausschließlich Bedürftigen, die sich per-sönlich an uns wenden, die wir also ken-nen, zur Verfügung steht! Dank der Hilfevieler guter Menschen, die nicht achtlosan diesem Opferstock vorübergehen,können wir hier in der Dompfarre helfen.

Deshalb auch unsere Bitte an Sie:„Lästige“ Münzen lassen sich im Antonius-brot-Opferstock gut „entsorgen“. Seit wir

mit Euro und Cent bezahlen, haben wirviel mehr Münzen zu tragen. Vielleicht er-innert uns deren Gewicht an das Gewichtder guten Werke vor Gott, besonderswenn sie in Liebe zu den Armen getanwerden! Vergessen wir auch nicht: Dassoziale Netz ist weitmaschiger geworden.

Bitte unterstützen Sie die Pfarrcaritasmit Ihrer Spende! Vergelt’s Gott! ó

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 200318

Jubiläumsflohmarkt im Curhaus

Sa., 14. Juni 2003 von 10.00–17.00 Uhr

So., 15. Juni 2003 von 10.00–15.00 Uhr

Sollten Sie für den 40. Flohmarkt derDompfarre Gegenstände (wie z. B. Bücher,Bilder, Vasen etc.) zur Verfügung stellenkönnen, bitten wir Sie, diese beim Portierdes Curhauses abzugeben.

Kommen Sie kaufen, Kommen Sie helfen!

Der Reinerlös wird für caritative Zweckeverwendet. ó

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 2003 19

In Memoriam Dr.Kurt Peichel Von Rainer Egger

Durch unsere gemeinsame Arbeit für denMittwoch-Club der Dompfarre habe ichDr. Kurt Peichel näher kennen und schät-zen gelernt. An diese Pfarr-Runde, die äl-teren Menschen Gemeinschaft undmanchen interessanten Nachmittag bie-ten will, wird man zunächst denken,wenn man sich an Dr. Peichel in St. Ste-phan erinnert. Aber es ist natürlich vielmehr, an das wir denken, wenn wir seinLeben kurz betrachten, einen Lebensweg,wie ihn so viele seiner Generation gegan-gen sind.

Am 14. August 1925 im Wiener BezirkLandstraße als jüngster von drei Brüderngeboren, besuchte er hier das Gymnasi-um, unmittelbar nach Ablegung der Ma-tura musste er 1943 zunächst zum Ar-beitsdienst, bald darauf zur Wehrmachteinrücken. Bei Monte Cassino verwundet,geriet Kurt Peichel bei Kriegsende inamerikanische Kriegsgefangenschaft,aus der er erst 1946 nach Wien zurück-kehrte. Nun begann er an der Wiener

Universität mit dem Jus-Studium, das ihnzum Doktorat und schließlich zum Berufdes Rechtsanwaltes führte. Einen Beruf,den er mit Leib und Seele ausübte, in demes ihm immer um die Menschen ging, de-ren Interessen er zu vertreten hatte. 1958heiratete Kurt Peichel seine Frau Ilse, dieihm auch in seinem Beruf immer einegroße Stütze war. Aber seine Familie – derEhe entstammen zwei Kinder, Irene, ge-boren 1962 und Roland, geboren 1968 -war nun durch 44 Jahre das Zentrum sei-nes Lebens. Unserer Pfarre war Kurt Pei-chel seit langem verbunden, seine Liebegehörte der lateinischen Sonntagsmesse,die er regelmäßig mitfeierte, aber aucham Pfarrleben nahm er intensiv Anteil.Besonders setzte er sich seit 1994 für denMittwoch-Club ein, die Zusammenstel-lung des regelmäßigen Programms unddie Gestaltung der alljährlichen Ausflügewar ihm hier ein besonderes Anliegen.

Unerwartet für uns alle wurde Dr. KurtPeichel am 26. November 2002 aus die-

ser Welt abberufen. Seine Familie, vieleFreunde aus der Pfarre und viele Berufs-kollegen nahmen auf dem Wiener Zen-tralfriedhof Abschied, wo Diakon ErnstBallner unser aller Betroffenheit in war-men Worten Ausdruck gab. Und einigeTage später gedachten wir in einerabendlichen Messfeier mit Mag. MartinPriller seiner mit dem Wort aus dem BuchGenesis „Haltet mich nicht auf. Der Herrhat meine Reise gelingen lassen. Lasstmich also zu meinem Herrn zurückkeh-ren“ (Gen 24,56) ó

Dr. Kurt Peichel,(1925–2002)

˘ unserem Domdekan Prälat Dr. JosefTóth zu seinem 75. Geburtstag, der am10. Februar im Wiener Priesterseminargefeiert wurde. Neben zahlreichen Gra-tulanten stellte sich auch Kardinal Schön-born ein, um auf den Jubilar anzustoßen.Prälat Toth feiert im Juni auch sein Gol-denes Priesterjubiläum. Ad multos annos!˘ Univ.Prof.Dr.Kurt Schubert, internatio-

burtstag.Seit Jahrzehnten ist Prof Schuberttreuer Lektor der sonntäglichen lateini-schen Messe in der Unterkirche von St. Ste-phan. Herzlichen Glückwunsch!˘ unserem „jüngsten“ Domkuraten PrälatDDr. Josef Musger zu seinem 94. Geburts-tag am 9. Mai.˘ Domführer Manfred Kantusch (11. Feb-ruar) und Mag. Roman Szczepaniak vomVerein „Rettet den Stephansdom“ (26. März)zu ihrem 40. Geburtstag!˘ Eine wahre Akademikerschwemmegibt es bei den Domministranten.Wir gratulieren zum erfolgreichen Ab-schluss des Studiums:Mag. Markus BußlehnerMag. Heinrich Foglar-DeinhardsteinDI Christian Hoppe

Wir trauern

um unseren Domelektriker Johann Neu-wirth, der nach schwerer Krankheit am8. Februar im 53. Lebensjahr verstorben ist.Über 35 Jahre hindurch hat unser „Hansi“ehrenamtlich die Pummerin geläutet undbetreut. Beim Requiem in St. Stephan ehrtedie größte Glocke Österreichs ihren treu-en Glöckner mit drei Ehrenschlägen. R.I.P.

Wir gratulieren …Aus Datenschutzgründen nicht angezeigt

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,,Jesus ja – Kirche na ja – Mission neindanke‘‘. So könnte man wohl die Haltungvieler Christen zum Thema ,,Mission‘‘ aufden Punkt bringen. ,,Ist das nicht das, wasdie Sekten machen?‘‘ – ,,Es soll doch jeder dasglauben, was er selbst für richtig hält.‘‘ –,,Zwangsbeglückung ist doch unchristlich!‘‘

Diese Haltung als ,,skeptisch‘‘ zu be-zeichnen, wäre grob verharmlosend. Die-se Einstellung ist vielmehr offen ableh-nend gegenüber der Mission und tritt vorallem dann auf den Plan, wenn es umMission hier und heute, also im eigenenLand oder gar – um Gottes willen! – in dereigenen Stadt geht.

Ich bin jemand, der diesem Unbeha-gen rein gefühlsmäßig sehr viel abge-winnen kann. Allerdings habe ich gelernt,dass wir Christen in Glaubensfragenwohl nicht allein unsere Emotionen zurRichtschnur unseres Handelns machendürfen. Und ein nüchterner Blick in un-sere Heilige Schrift belehrt mich – was,,Mission‘‘ angeht – rasch eines Besseren.

,,Seid stets bereit, jedem Rede undAntwort zu stehen, der nach der Hoff-nung fragt, die euch erfüllt‘‘, heißt es daetwa im ersten Petrusbrief (1 Petr 3, 15).Der Völkerapostel Paulus schreibt: ,,Soversuchen wir, erfüllt von Ehrfurcht vordem Herrn, Menschen zu gewinnen; [...]Denn die Liebe Christi drängt uns‘‘ (2 Kor5,11.14). ,,Gott will, dass alle Menschen ge-rettet werden und zur Erkenntnis derWahrheit gelangen‘‘ (1 Tim 2,4). ,,Weh mir,wenn ich das Evangelium nicht verkünde!‘‘(1 Kor 9,16). Petrus und Johannes spre-chen vor dem Hohen Rat: ,,Wir könnenunmöglich schweigen über das, was wirgesehen und gehört haben‘‘ (Apg 4,20).

Im Matthäusevangelium ist es unserHerr Jesus Christus selbst, der nach sei-ner Auferstehung den Auftrag zur Mis-sion gibt: ,,Geht zu allen Völkern, und

macht alle Menschen zu meinen Jün-gern; tauft sie auf den Namen des Vatersund des Sohnes und des Heiligen Geistes,und lehrt sie, alles zu befolgen, was icheuch geboten habe‘‘ (Mt 28,19). Ein nochkühneres Wort des Herrn überliefert unsdas Johannesevangelium: ,,Wie mich derVater gesandt hat, so sende ich euch‘‘(Joh 20,21).

Im aufrüttelnden Konzilstext Aposto-licam Actuositatem heißt es dementspre-chend: ,,Dazu ist die Kirche ins Leben ge-treten: sie soll zur Ehre Gottes des Vatersdie Herrschaft Christi über die ganzeWelt ausbreiten und so alle Menschender heilbringenden Erlösung teilhaftigmachen‘‘ (AA 2).

Der Missionsauftrag ist also eindeu-tig – aber wie gehen wir Christen damitum? Wenn wir tatsächlich glauben, dasswir alle Kirche sind – und das hat schon1946, lange vor dem Kirchenvolks-Begeh-ren, Papst Pius XII. sozusagen ,,amtlich‘‘festgehalten –, dann darf die Missionnicht eine Aufgabe der Bischöfe und Prie-ster bleiben, dann muss sie uns alle er-fassen. Wir alle müssen die freudige Bot-schaft der Erlösung durch Christus offen-siv anbieten.

Das klingt hart und ist es auch. Da-her findet in diesem Zusammenhang dassonst so positiv-optimistische Zweite Va-tikanische Konzil – in offensichtlich gut-er Kenntnis der Herzen der Gläubigen –geradezu scharfe Worte: ,,Die Spaltungbei vielen zwischen dem Glauben, denman bekennt, und dem täglichen Lebengehört zu den schweren Verirrungen un-serer Zeit [...] Man darf keinen künstli-chen Gegensatz zwischen beruflicherund gesellschaftlicher Tätigkeit auf dereinen Seite und dem religiösen Leben aufder anderen konstruieren‘‘ (GS 43). PapstJohannes Paul II. sagte 1998 in Wien: ,,Die

Kirche von heute braucht keine Teilzeit-katholiken, sondern Vollblutchristen!‘‘

Zwei Jahre später ließ der Bischof vonErfurt, Joachim Wanke, die deutsche Kir-che mit einem markigen Brief aufhor-chen: ,,Unserer Katholischen Kirche inDeutschland fehlt etwas. Es ist nicht dasGeld. Es sind auch nicht die Gläubigen.Unserer Katholischen Kirche in Deutsch-land fehlt die Überzeugung, neue Chri-sten gewinnen zu können. Das ist ihr der-zeit schwerster Mangel. In unseren Ge-meinden, bis in die Kernbereiche hinein,besteht die Ansicht, dass Mission etwasfür Afrika oder Asien sei, nicht aber fürHamburg, München, Leipzig oder Berlin.[...] Dass eine Ortskirche nicht wächst,mag auszuhalten sein, dass sie aber nichtwachsen will, ist schlechthin unakzepta-bel. Teilen Sie dieses Urteil? Wenn ja,dann muß uns Katholiken in Deutsch-land zum Thema, missionarische Kirche‘mehr einfallen als bisher. ‘‘

Banal gesprochen: Was einen Men-schen erfasst und erfüllt, davon redet er:sei es die Familie, der Beruf, oder ganz ein-fach nur die Erinnerung an einen nettenAbend mit Freunden, ein gutes Essenoder den neuesten Kinofilm. Der Glaubeaber sollte für uns Christen das sein, wasuns am meisten erfasst und erfüllt, dasSchönste und Wertvollste in unserem Le-ben. Warum aber ist mir und vielen gera-de dieses Thema peinlich?

Dass Mission eine Grundmelodiekirchlichen Lebens ist, das Verständnisdafür ist vielen bei uns in der Dompfarrevor allem durch die Stadtmission ,,Wienist anders – Gott auch‘‘ im Heiligen Jahr2000 zugewachsen (Pfarrblatt 55/3, 55/4).Im folgenden Klemens Maria Hofbauer-Jahr 2001 hat das hochkarätige Groß-stadtsymposion ,,Den Menschen heutedas Evangelium bringen‘‘ sicherlich man-

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 200320

Mission – nein danke?Über die ,,Zeit zur Aussaat‘‘. Eine Collage von Heinrich Foglar-Deinhardstein

Stadtmission 2003

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chen geholfen, auch theoretisch besserzu verstehen, was wir bereits im Jahr da-vor praktisch versucht hatten.

Einige Einwände sind aber vielleichtgeblieben:

Reform vor Mission?

Hat die Erneuerung der Kirche nicht Vor-rang vor der Mission? Müsste das der Kircheanvertraute Evangelium nicht zunächstnach innen verwirklicht werden, umdann erst wirklich überzeugend der Weltunter die Augen treten zu können?

Dazu hat im ,,Krisenjahr‘‘ 1995 der da-malige Generalvikar unserer Erzdiözese,Helmut Schüller, festgehalten: ,,Die Fri-schluft-Zufuhr, die die Kirche braucht,kommt nicht nur aus den Diskussions-kreisen über interne Fragen, die kommtauch aus der Auseinandersetzung mitdem Weltauftrag. Es ist ein Holzweg zuglauben, dass es eine Art innere Renovie-rungsperiode gibt, nach dem Motto: ,We-gen Umbau geschlossen‘, und dann dieHoffnung, dass einige Jahre später dieKunden wieder zurückzugewinnen sind.''

Und Bischof Reinhold Stecher schreibt:,,Krisenzeiten bringen auch unüberseh-bare Vorteile. Das Schiff, das sich Ge-meinde nennt, verliert in diesen Nötenvöllig den Charakter der Prunkbarke. Leu-te, die das noch so sehen wollen, leben inder Illusionswelt kitschiger Historienfil-me. Aber in Zeiten wie diesen kommtman auch drauf, dass es nicht genügt,wenn die Kirche als moralischesSchlachtschiff durch die Weltgeschichtedampft und sich damit begnügt, seineKanonen auf das wahre (oder vermeint-liche) Böse zu richten. Die Kirche wirdauch nicht einfach zum Schnellboot fürdie Ungestümen, die über alle Wellenhinwegpreschen wollen. In solchen Kri-sen wird die Kirche wieder zum beschei-denen, rettenden Fischerboot, das sichdurchs Weltmeer kämpft und dessen ein-zige Größe darin besteht, dass der Herrzugestiegen ist und mitfährt – wie da-

mals in der Nacht auf dem See...‘‘ (Vor-wort zu ,,Neue Freude an der Kirche‘‘ vonHelmut Krätzl).

Aus der Zeitschrift ,,miteinander‘‘ darfich noch zwei treffende Wortmeldungenzitieren: ,,Jesus hat gepredigt: ,Ihr seid dasSalz der Erde.‘ Heute scheinen viele zumeinen, dass die Lösung der Problemedarin bestehe, jedes einzelne Salzkornaufzulesen, in ein Salzfass zu geben undmöglichst luftdicht zu verschließen, da-mit das Salz nur ja nicht verunreinigtwerde. Das Problem dabei ist nur, dassman auf diese Weise nicht mehr würzenkann. Und haben Sie schon einmal einenLöffel reines Salz gegessen?'' (JohannesGratzl, miteinander 7-8/1998).

,,Während wir uns mit unseren inn-erkirchlichen Problemen beschäftigt ha-ben und die Kirchennahen manchenGrund zur Klage hatten, ist in den letz-ten Jahren das Leben rund um die klei-ner werdende Christenschar munter wei-tergegangen. Die Menschen haben bis-her die verschiedensten Probleme ge-sammelt: Wir Christen hätten genug zutun. Allerdings müssten wir dann unsereSakristeien und Pfarrheime mit ihrentheologischen und pastoralen Planspie-len verlassen und uns wieder einmal denwirklichen Fragen der Menschen um unsstellen‘‘ (Bischofsvikar Anton Berger, mit-einander 9/1998).

Dialog statt Mission?

Ist gegenüber anderen Religionen nichtDialog statt Mission angebracht? Ist esnicht eine Respektlosigkeit, Menschen,die ehrlich und ehrfürchtig einen ande-ren Glauben haben, mit der christlichenBotschaft zu bedrängen?

Mit gläserner Klarheit hat Papst Jo-hannes Paul II. genau zu diesem ThemaStellung genommen: Tatsächlich ist derDialog zwischen den Religionen notwen-dig, mit den Worten des Papstes: ,,DerDialog muss weitergehen‘‘. Dieser Dia-log dient nicht nur dem Weltfrieden.

Nein, noch mehr: Die Auseinanderset-zung mit den Religionen, Kulturen undPhilosophien der Welt hilft der Kircheselbst, nämlich bei der ,,Ergründung ihresunendlich reichen Gnadengeheimnis-ses.‘‘ ,,Denn nicht selten weckt der GeistGottes, der weht, wo er will, in der allge-meinen menschlichen Erfahrung trotz ih-rer vielen Widersprüchlichkeiten Zeichenseiner Gegenwart, die selbst den JüngernChristi helfen, die Botschaft, deren Über-bringer sie sind, vollkommener zu verste-hen.‘‘ ,,Die Kirche erkennt nicht nur, dasssie etwas gegeben hat, sondern wievielsie auch der Geschichte und Entwicklungder Menschheit verdankt.‘‘

Dennoch ,,haben wir Christen diePflicht, den Dialog so zu entwickeln, dasswir das volle Zeugnis der Hoffnung, dieuns erfüllt, vortragen. Wir brauchen unsnicht zu fürchten, dass das eine Beleidi-gung für die Identität des anderen seinkönnte, was frohe Verkündigung einesGeschenkes ist: eines Geschenkes, das füralle bestimmt ist und das allen mit größ-ter Achtung der Freiheit eines jeden ein-zelnen angeboten werden soll. Es ist dasGeschenk der Verkündigung des Gottes,der Liebe ist und die Welt so sehr geliebthat, dass er seinen einzigen Sohn hingab.[...] Die Verkündigung dieses Geschenkesist jedoch für uns eine Gnade, die uns mitFreude erfüllt, und eine Nachricht, die wirzu verkünden verpflichtet sind. [...] Diemissionarische Pflicht hindert uns jedochnicht daran, zum Dialog überzugehenund mit innerer Bereitschaft zuzuhören‘‘(alle Zitate aus ,,Novo Millennio Ineunte“).

Vielleicht kann man sagen, dass Mis-sion heute dialogisch, aber dafür auch derDialog missionarisch sein muß. ,,Wenndie Gläubigen jenen die frohe Botschaftverkünden, die sie noch nicht kennen, tunsie es, um das Wahre und Gute, das Gottunter den Menschen und Völkern ver-breitet hat, zu kräftigen, zu ergänzen undzu erhöhen‘‘ (Weltkatechismus 856).

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 2003 21

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,,Mission‘‘ unmodern?

Ist der Begriff ,,Mission‘‘ nicht überholt?Wer sich tatsächlich am Wort ,,Mission‘‘stößt, wem es schrill in den Ohren klingt,der kann – mit dem Konzil und den Päp-sten Paul VI. und Johannes Paul II. – dieBegriffe ,,Evangelisation‘‘ und ,,Apostolat‘‘verwenden. Wichtig ist zu betonen, dasswahre Mission nicht in die Gewissens-freiheit des Menschen eingreifen darf.Wahre Mission missbraucht auch keineMacht, sie manipuliert nicht und beschö-nigt auch nicht die Fehler undSchwächen der Missionierenden. Mit denWorten von Bischof Krätzl: ,,Offensein fürandere – das nenne ich Mission!‘‘

Wie geht Mission praktisch?

Es gibt sicherlich so manchen einfachen,,Trick‘‘. Ein Jugendverantwortlicher ausDeutschland erzählte etwa, wie er bei ei-nem gemütlichen Bier die interessante-sten Glaubensgespräche mit seinendurchaus ,,kirchenfernen‘‘ Freunden undBekannten provozierte: Er zeigte ihnenFotos, die er beim Weltjugendtreffen mitdem Papst gemacht hatte.

Freilich gibt es auch eine Mission oh-ne Tricks. Diese radikalere Variante derEvangelisierung skizzierte Prälat JohannKoller in einem Beitrag für das Jahrbuch2001 der Erzdiözese Wien (S. 73 f):

,,Ein junger Kaplan kam verzweifeltzum Pfarrer: ,So ein unmögliches Evange-lium! Was soll ich heute predigen?‘ Dar-auf der Pfarrer: ,Sag den Leuten, was Chri-stus ihnen sagen würde.‘ Betroffen gingder Kaplan einige Minuten in die Haus-kapelle. Am nächsten Tag hörte der Pfar-rer das Echo einer bewegenden Predigt.Ein persönliches Erlebnis: Eines Abendsging ich lustlos zu einem Brautgespräch.Plötzlich zuckte es mir durch den Kopf:,Sag ihnen das Evangelium vom Sakra-ment der Ehe!‘ Ich erschrak. Der Gedan-ke war mir unangenehm, da ich innerlichplötzlich ganz gefordert war. Ich sagte ih-nen, dass Gott mit ganzer Leidenschaftwill, dass ihre Beziehung gelingt, zeigteihnen Schritte zu Gott und versuchte, siefür seine Hilfe zu öffnen. Ich sah die zu-nehmend staunenden Augen der Braut-paare. Manchmal streichelten sie einan-der zärtlich die Hände. Eine Woche späterwar die Trauung eines dieser Paare. Nach-her kam der Bräutigam auf mich zu: ,HerrPfarrer, nach dem Brautgespräch habenwir beide nach drei Jahren zum erstenMal gewusst, dass Gott auch für uns daist. Das war eine ganz tiefe Freude!‘ Ichwar überrascht. Wenn ich gewusst hät-te, dass sie schon drei Jahre zusammensind, hätte ich beim Brautgespräch nichtso frei von Gott sprechen können. Undder Bräutigam weiter: ,Bei der Trauunghabe ich gut zugehorcht. Das mit Gottlässt mich nicht mehr ruhen. Herr Pfar-rer – wir kommen!‘ Beschämt und betrof-fen frage ich mich: ,Hat Gott mich ver-wendet, diese Menschen anzurufen?Warum tue ich das nicht öfter? Bin ichvielen Menschen das Evangelium schul-dig geblieben?‘ [...] Leider bin ich zu ver-kopft erzogen und rede mehr über Gottals von Gott her.Worte Christi,Worte desLebens sind wie Honig. Dann wächst dieFrage: ,Was sollen wir tun?‘ [...] Bei einemErstkommunionelternabend riskierte iches, den Eltern Worte Gottes zuzusagen.[...] Die Eltern (fast lauter Nichtkirchen-

geher) wurden überraschend still. Men-schen hatten Tränen in den Augen. [...]Nachher eine Mutter: ,Herr Pfarrer, giltdas auch für mich? Ich bin nicht kirchlichverheiratet, meine Vorfahren warengroße Nazis!‘ Und ich: ,Was ich gesagt ha-be, gilt voll und ganz für Sie!‘ Die Frau be-gann zu weinen, erzählte ihr tragischesLeben und bat um die Hilfe Gottes. [...] Beieinem Pfarrbesuch in Ostberlin: Der Pfar-rer und seine Mitarbeiter erzählten vonder kommunistischen Zeit, von der Stasiund von den Enttäuschungen nach derWende. Plötzlich fragte ich den Pfarrer:,Welches Evangelium habt ihr für die Sta-si und für die Kommunisten?‘ Der Pfarrerwurde rot. Ich erschrak. Aber diese Fragelässt mich nicht mehr los: Welches Evan-gelium haben wir für...?‘‘

,,Ein neues Jahrhundert, ein neuesJahrtausend öffnen sich im Lichte Christi.Doch nicht alle sehen dieses Licht. Wirhaben die wunderbare und anspruchs-volle Aufgabe, sein Widerschein zu sein.[...] Das ist eine Aufgabe, die uns bangenlässt, wenn wir auf die Schwachheitblicken, die uns so oft glanzlos macht undSchatten auf uns wirft. Doch die Aufga-be ist lösbar, wenn wir uns dem LichtChristi aussetzen und es fertigbringen,uns der Gnade zu öffnen, die uns zu neu-en Menschen macht‘‘ (Johannes Paul II.,Novo Millennio Ineunte). ó

Literatur:

Papst Paul VI., Apostolisches Schreiben

,,Evangelii Nuntiandi‘‘, 1975.

Papst Johannes Paul II., Apostolisches

Schreiben ,,Novo Millennio Ineunte‘‘,

2001.

Die deutschen Bischöfe, ,,Zeit zur Aus-

saat‘‘. Missionarisch Kirche sein, 2000.

Den Menschen heute das Evangelium

bringen. Jahrbuch für die Erzdiözese Wi-

en 2001.

Großstadtsymposion ,,Den Menschen

heute das Evangelium bringen‘‘. Eine Do-

kumentation, 2002.

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 200322

Weitere Informationen

finden Sie auch im Internet unter:http://www.stadtmission.at

oder auch auf der Homepage der Erzdiözese unter:http://stephanscom.at/stadtmission/

Diözesansekretariat WienICNE – StadtmissionWollzeile 2, A-1010 WienTel: +43/1/515 52-3314Fax: +43/1/515 52-2314 E-Mail: [email protected]

Stadtmission 2003

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Öffnet die Türen für Christus! Kirchen-türen öffnen.Wohnungstüren öffnen. DieTüren des Herzens öffnen. Sich öffnenund offen werden für Gott und die Men-schen. Das ist das Thema der Stadtmissi-on und des Internationalen Kongressesfür eine Neue Evangelisation vom 23. Maibis zum 1. Juni 2003 in Wien. Dieses Groß-ereignis geht auf die Initiative der vierKardinäle von Wien, Paris, Lissabon undBrüssel zurück und findet in den kom-menden Jahren in den anderen Städtenseine Fortsetzung.

Worum es geht

Ziel ist es, nach neuen Wegen zu suchen,wie man die Botschaft des Evangeliumsden Menschen von heute bringen kann -speziell hier und jetzt in der GroßstadtWien -, und sich darüber mit Menschenaus anderen Teilen Europas auszutau-schen. Bekannte Persönlichkeiten werdenan den Vormittagen im Stephansdom da-zu Impulse geben (siehe Programm). Die-se stehen jeden Tag unter einem beson-deren Motto, wie zum Beispiel: „Men-schen in der Großstadt“, zu dem unteranderem Kardinal Schönborn und Prof.Paul Zulehner diskutieren werden. Wennman schon immer einmal Pater GeorgSporschill persönlich hören wollte, wie ervom Leben mit den Straßenkindern be-richtet, oder den Gründer von San Egidioin Rom, Andrea Riccardi, kennen lernenwollte, dann sollte man diese Gelegen-heit nützen.

Im Anschluss an diese Impulse be-steht dann die Möglichkeit, sich in einemder vielen Workshops einzubringen, zudiskutieren, Erfahrungen auszutauschenusw. Ein detailliertes Programm kann

man im Internet finden oder im Stadt-missionsbüro anfordern.

An den Nachmittagen soll nicht mehrtheoretisiert, sondern Zeit und Möglich-keit gegeben werden, bei den verschiede-nen missionarischen Aktivitäten der über100 Pfarren in ganz Wien, die sich auf un-terschiedlichste Weise an dem Projektbeteiligen, mitzuarbeiten, um selbst ak-tiv zu sein.

Was es kostet

„Nicht so viel und doch auch nicht so we-nig!“ – heißt es in dem Anmeldungsfol-der für den Kongress. Vielleicht wird dereine oder die andere kurz schlucken,wenn man erfährt: Der Richtpreis für ei-ne Wochenkarte ist € 220,– (€ 110,– fürJugendliche in Ausbildung) inklusive Un-terbringung und Kongressunterlagen.Ta-geskarten um € 10,– berechtigen zur Teil-nahme an den jeweiligen Vorträgen, anden Workshops und am Ideenforum.Aber niemand wird aus finanziellenGründen ausgeschlossen sein. DieserPreis ist als Orientierung gedacht, jedersoll geben, so viel er kann. Allerdings wer-den die, die geben können, gebeten, auchwirklich zu geben. Denn so eine großeVeranstaltung benötigt viel Organisationund „nicht vom Geben, sondern vom Be-halten wird man arm“ (aus Afrika).

Aktivitäten der Dompfarre

Auch die Dompfarre wird sich nach denguten Erfahrungen der Pfarrmission imJahr 2000 wieder sehr engagieren: Schonim Vorfeld der Stadtmission wird zumBeispiel eine Hausbesuchsaktion gestar-tet, bei der Menschen, die im Pfarrgebietwohnen, besucht und mit einer kleinen

Aufmerksamkeit beschenkt werden.Während des Kongresses ist jeder herz-lich in das Zeltcafé am Stephansplatz ein-geladen, um bei Kaffee und Kuchen (diegratis serviert werden) über Gott und dieWelt zu plaudern.

Die Virgilkapelle bei der U-Bahnstati-on Stephansplatz wird an den frühenAbenden zu einer „Oase der Stille“ ver-wandelt werden, die zum Stillwerdenund zu Gebet bei meditativer Musik ein-lädt. Auch im Dom selbst wird es dieMöglichkeit zu Gebet und Aussprachegeben, außen am Stephansdom können

Bibelstellen „gepflückt“ und mit nachHause genommen werden. Die Dommu-sik wird zu einem abendlichen Konzertin den Dom einladen. In der Franziska-nerkirche wird ein „Abend des Teilens“stattfinden, an dem Bedürftige mit ei-nem Festmahl bewirtet werden sollen.Dies alles sind nur einige Beispiele einesreichhaltigen Programms, das das Pfarr-missionsteam in Zusammenarbeit mitvielen fleißigen Händen erarbeitet hat.Wenn jemand noch gerne bei der einenoder anderen Aktion mithelfen möchteoder sich vorstellen könnte, Kongressteil-nehmer zu beherbergen, ist er / sie herz-lich eingeladen, sich in der Pfarrkanzlei zumelden. ó

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 2003 23

Stadtmission 2003: 1. Internationaler Kongress für eine Neue EvangelisationVon Birgit Staudinger

„Geht hinaus“, hat Jesus gesagt,und nicht: „Setzt euch hin und wartet, ob einer kommt!“

Alfred Delp

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Stadtmission 2003Veronika Bonelli, Studentin,

PfarrmissionsteamDir. Hofrat Dr. Rainer Egger, Österreichi-

sches Staats- und KriegsarchivKan. Mag. Anton Faber, Dompfarrer,

Dechant für das Stadtdekanat Wien 1Roman Faux, HauptschullehrerMag. Heinrich Foglar-Deinhardstein,Rechtspraktikant, Domministrant,

Firmgruppenleiter,Pfarrbetreuer Stadtmission

Reinhard H. Gruber, Domarchivar,Redaktionsleiter

Maria-Luise Heindel, Generalsekretärinvon „Rettet den Stephansdom“

Benedikt J. Michal, Student, Dommini-strant, Pfarrgemeinderat, Pfarrbe-treuer Stadtmission

Verena Michalke, Mitarbeiterin derDompfarrkanzlei

Mag. Martin Priller, Doktorand,Seelsorger in St. Stephan

Generaldirektor Dkm. Dr. Claus J. Raidl,Vorsitzender des Vorstands derBöhler-Uddeholm AG

Diözesankonservatorin DI Dr. HiltigundSchreiber, Leiterin des Referates fürKirchliche Kunst- und Denkmalpflegeder ED Wien

Mag. Birgit Staudinger, Leiterin derDompfarrkanzlei, Pfarrmissionsteam

Dr. Markus Tiwald, Franziskaner, Assistentam Institut für NeutestamentlicheBibelwissenschaft der UniversitätWien

Prof. Mag. Franz Schlegl, Domkurat,AHS-Lehrer

Kan. Prälat Dr. Josef Weismayer, Ordent-licher Universitätsprofessor für Dog-matische Theologie und Dogmen-geschichte an der Universität Wien

Mag. Dr. Johann Werfring, HistorikerArchitekt DI Wolfgang Zehetner, Dom-

baumeister zu St. Stephan

Redaktion

Redaktionsleitung: Reinhard H. GruberLektorat: Verena Michalke, Mag. Birgit

Staudinger, Dr. Martin TscherkasskyRedaktionsteam: Mag. Toni Faber, Roman

Faux,Mag. Heinrich Foglar-Deinhard-stein, Anneliese Höbart, VerenaMichalke, Mag. Birgit Staudinger

Die Autoren dieser Nummer

Ein Hausflur irgendwo im Pfarrgebiet vonSt. Stephan. Der 1. Mai ist vorbei, weil ver-trocknete rote Nelken im Gangfensterliegen. Links ist eine Haustür. Davor stehteine junge Frau, der es anzusehen ist,dass sie Pfarrgemeinderat ist. Die Frauläutet. Eine Mutter öffnet die Tür.

Mutter: Ja?Frau: Grüß Gott, ich komme von der

Pfarre St. Stephan und ich …

Mutter (will sich umdrehen): EinenMoment, ich hole schon das Geldbörserl.

Frau (verdutzt) Äh, nein – bleiben Sie

doch. Ich möchte kein Geld – ich möchte

Sie einladen.

Mutter: Mich einladen?Frau: Ja, ich möchte Sie zu den zehn

Tagen der Stadtmission einladen, natür-

lich besonders zu den Veranstaltungen

unserer Pfarre.

Mutter:Was mache ich bei der Stadt-mission – ich habe schon genug zu tun.

Frau: Dann kommen Sie einfach ab

24. Mai auf den Stephansplatz. Dort wird

von 11 bis 18 Uhr ein Zelt geöffnet sein, in

dem Sie Kaffee trinken und über Gott

und die Welt reden können.

Mutter (verärgert): Ich verstehe! Fürden Kaffee soll ich dann zahlen …

Frau: (lächelt) Aber nein, der ist natür-

lich gratis. Sie bekommen ihren Kaffee

sogar serviert und können dort mit je-

manden reden.

Mutter (starrt sie ungläubig an): Dasverstehe ich nicht. Was wollen Sie dannvon mir?

Frau: Wie gesagt, ich möchte Sie ger-

ne persönlich einladen. Hier ist unser Pro-

gramm und da gibt es auch noch eine

kleine Sammlung von Gebeten.

Mutter (nimmt den Folder und blät-tert darin):

Frau: Da finden Sie nicht nur die

großen Veranstaltungen, wie das Start-

fest, das Familienfest, das Jugendevent

oder das Schlussfest, sondern auch pfarr-

liche Aktionen wie die 7-Kirchen-Rätsel-

rallye am Samstag, die langen Abende

des Zeltcafes am Samstag, Montag und

Dienstag, ein geistliches Konzert am

Samstag Abend, das Musical am Mitt-

woch Abend und vor allem den großen

Abend der Barmherzigkeit.

Mutter: Das Zeltcafe kann ich mirschon vorstellen. Das ist wirklich einenette Idee!

Frau: Vielleicht treffen wir uns dort,

ich werde nämlich auch servieren.

Mutter: Müssen Sie nicht arbeiten?Frau: Ich habe mir für diese Tage frei

genommen. Ich möchte möglichst viel

von diesem Großereignis in Wien mitbe-

kommen. Deswegen möchte ich zum Bei-

spiel auch zwei Kongressgäste bei mir zu

Hause aufnehmen. Da freue ich mich

schon darauf, wenn sie mir beim ge-

meinsamen Frühstück vom erlebnisrei-

chen Vortag alles erzählen, zum Beispiel

von der nachmittäglichen Anbetung im

Dom vom 15–18 Uhr.

Mutter: Haben Sie so eine große Woh-nung, um die beiden unterzubringen?

Frau: Ein Gästebett und eine Matrat-

ze habe ich – das reicht. Am Boden hätte

ich sonst ja auch noch Platz, aber zehn Ta-

ge auf einer Isomatte mit Schlafsack zu

schlafen ist doch sehr hart.

Mutter: Das kann ich mir vorstellen.Wir hätten auch ein Gästebett – darf ichmich bei Ihnen melden, wenn ich es mitmeinem Mann abgesprochen habe?

Frau: Gerne, meine Nummer steht

auf dem Pfarrfolder (übergibt den Pfarr-

folder).

Mutter: Danke, Sie haben mich neu-gierig gemacht, was das für Menschensind, die sich so für die Stadtmission ein-setzen.

Die beiden verabschieden sich undmachen sich aus, dass sie sich bei demgroßen Abend der Barmherzigkeit sehenwerden. ó

Grüß Gott,darf ich Sie einladen?Ein Erfahrungsbericht von der Stadtmission 2000 von Benedikt J. Michal

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 2003 25

Vormittag Nachmittag Abend

Programm von Kongress und MissionStand: 18. März

Freitag 23. MaiAnkunftund Eröffnung

Anreise

Empfang in den Pfarren

Eröffnungsfest

Kongress und Stadtmissionh

Samstag 24. MaiMenschender Großstadt

Dialogvortrag:

Kard. Schönborn und

Prof. Zulehner, Wien u.

Zeugnisse v. Paris, Lissabon,

Brüssel, ✙

Mission in den Pfarren

und Zentren der Stadt

„Ideenforum“

Mission in den Pfarren

Schwerpunkt: Hauskreise

und Café- & Bar-Talks

Oh h

Sonntag 25. MaiFamilie

Gottesdienste in Pfarren

Missionarische Aktionenfür die Familien in den Pfarren

Familienmissionen u. Familienfeste

mit versch. Gruppen

„Ideenforum“

Vortrag: M. Carneiro (Sozialis-

tische Abgeordnete, Lissabon)

E. de Jong (Weihbischof, Nieder-

lande) u. 15 versch. Themen:zu Partnerschaft u. Familie

Oh h

Montag 26. MaiMein Nächster

Vortrag: A. Riccardi

(Gründer Sant’ Egidio) Rom

Zeugnis: P. Sporschill,

Wien – Bukarest

15 Themengruppen

Mission in den Pfarren

und Zentren der Stadt

„Ideenforum“

Einladung in Kirchen u. Räumen

besonderer Art

„Abend des Teilens“

Oh ✙

Dienstag 27. MaiPolitik undGesellschaft

Vortrag: Vaclav Havel – angefragt

(ehem. Präs. Tschechiens) Prag

Zeugnis: Prof. Gerl-Falkovitz

Dresden

15 Themengruppen

Mission in den Pfarren

und Zentren der Stadt

„Ideenforum“

Mission in den Pfarren

und Zentren der Stadt

„Politik und Gesellschaft“

Oh ✙

Mittwoch 28. MaiJugend

Vortrag: Kard. Lustiger

Zeugnis: P. Marc de Tibériade,

Brüssel

15 Themengruppen

Mission in den Pfarren

und Zentren der Stadt

„Ideenforum“ ✙

Konzerte und

Künstlerevents

Oh h

Donnerstag 29. Mai, Christi HimmelfahrtKunst/Kultur

„Rendez-vous“ mit den 4 Kardinälen

Mission der LaienFestgottesdienst

mit den 4 Kardinälen

Treffen der Priester

und Bischöfe

„Ideenforum“

Sightseeing u. MissionGrosses Event

für junge Leutemit Stars aus aller Welt

Oh h

freitag 30. MaiMissionstag

Mission in den Pfarren

und Zentren der Stadt

Revue des KongressesChristus in den kulturellen

Zentren Wiens

Mission in den Pfarren

und Zentren der Stadt

✙ in den Pfarren

Höhepunkt der Mission„Abende d. Barmherzigkeit“/ Liturg. Abende in den Pfarren

Oh h

Samstag 31. MaiZukunft der Evangelisation

Vortrag: Erzbischof Erdö,

Budapest

Zeugnis: Sr. Elvira, Italien

Austauschgruppen

Mission oder Reflexionin den Pfarren

„Ideenforum“

Abschlussfest mit Kongressteilnehmern,

Pfarren und Gästen

O

h

h

Sonntag 1. JuniSendung zur Mission

Vortrag: M. Catta, Paris

über die Hl. Thérèse und

die Mission, ZeugnisseICNE Sendungs- gottesdienst

O

1

O Frühstück in Gastfamilien

h Mittag- od. Abendessen

✚ Morgengebet

✙ Heilige Messe■ Kongresszeit

■ Missionszeit

1) Wienerisches Essen mit der Pfarre am Kongressort2) in den Pfarren3) Festliches Morgenlob

2

2

3

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 200326

Heilige im Dom

Der Kapuzinerpater Marco d’ Aviano, derbei der Befreiung Wiens 1683 eine ent-scheidende Rolle spielte, wird von PapstJohannes Paul II. am 27. April in Rom seliggesprochen werden. Wer war dieser Ka-puzinerpater, der auch im Dom zu St. Ste-phan seine mächtige Stimme erhob, hiergebetet und gedankt hat und somit einechter „Heiliger im Dom“ ist?

Der selige Marco d’Aviano,mit bürger-lichem Namen Carlo Domenico Cristofori,erblickte in Aviano (Friaul) am 17.November1631 das Licht der Welt. Es war P. MarcosEltern ein Anliegen, ihrem ältesten Sohneine gute Ausbildung zu ermöglichenund so kam er in das Jesuitenkollegium inGörz, wo er bis zu seinem 17. Lebensjahrblieb. Von dort unternahm er seinenberühmten Fluchtversuch, er wollte dieTürken bekehren und per Schiff in die Le-vante gelangen. Da seine Geldmittel balderschöpft waren, endete seine Missions-reise in Capodistria (Koper), wo der völligMittellose im dortigen KapuzinerklosterUnterschlupf fand. Er lernte das Ordens-leben kennen und trat am 21. November1648 ins Kapuzinerkloster Coneglianoein. Er erhielt den Namen Marco, denTaufnamen seines Vaters. Die Priester-weihe empfing er am 18. September 1655.

Zehn Jahre später erhielt der Vierund-dreißigjährige sein Predigerdiplom.Schnellzeigte sich, dass der privat eher stille undintrovertierte Mann als Prediger in sei-nem ureigensten Element war und seineZuhörer völlig faszinierte.

Die Messen, die P. Marco las, hattenden Charakter von Bußgottesdienstenmit anschließender Generalabsolution.Ihre Höhepunkte waren seine Predigtund der abschließende Segen. Er skizzier-te seine Predigten auf einem Blatt Papier,hielt sich dann aber nicht immer an seinKonzept, sondern entwickelte seine ofteinstündige Rede stets aus der konkretenSituation heraus. Er sprach einfach undleicht verständlich und hatte eine unge-heure Massenwirkung. Es gab Bekehrun-gen und Krankenheilungen, die ab 1676bezeugt sind; Gläubige versuchten sogar,sich seine Habseligkeiten als „Reliquien“anzueignen. Die ungeheure Wirkung, diesein Auftreten überall erzielte, erregteauch Besorgnis und Misstrauen. Kirchli-che Kreise wollten sein Erscheinen oderwenigstens seine Segnungen, von denensich die Leute schon Wunder erwarteten,verhindern.

Der Ruf des Marco d’ Aviano als wun-dertätiger Prediger blieb aber nicht nurauf Italien beschränkt. So bemühten sichausländische Fürsten beim Ordensgeneralund beim Papst um den Besuch des P. Mar-co. Zunächst lehnte Rom eine Missions-reise Marco d’ Avianos nach Deutschlandab, da der Pater die Landessprache nichtbeherrschte. 1680 konnte Marco d’ Avianoschließlich seine erste Missionsreise an-treten, die ihn zunächst nach Tirol führte.In Innsbruck traf er erstmals den SchwagerKaiser Leopolds I., Karl V. von Lothringen.Weitere Stationen der Reise waren Mün-chen, Salzburg, Linz, wo es zur ersten Be-gegnung mit dem Kaiser kam, dann Pas-sau, Regensburg, Eichstätt, Köln, Mainz,Bamberg, Würzburg, Düsseldorf undAugsburg. Marco d’ Aviano verstand es,auch in Deutschland mit seinen auf Itali-enisch mit einigen deutschen Brocken

gehaltenen Predigten die Massen zu be-geistern. Wieder wurde von Wunder-heilungen unter den Zuhörern berichtet.

Einer der Fürsten, die sich nördlich derAlpen besonders begeistert für Marcod’ Aviano einsetzten, war Herzog Karl V.von Lothringen, der in Innsbruck als Statt-halter Leopolds I. in Tirol und Vorder-österreich residierte. Er war mit Eleonore,der Schwester des Kaisers, verheiratet, je-doch lange kinderlos geblieben. Die Ge-burt ihres Sohnes im September 1679hatte das Herzogpaar auf den aus derFerne wirkenden Segen Marco d’ Avianoszurückgeführt. Bis 1689 wurden den bei-den noch vier Söhne und eine Tochter ge-boren.

Nun erwartete das Herzogpaar freu-dig P. Marco in Innsbruck. Nachdem Karlbei ihm die Beichte abgelegt und dieKommunion empfangen hatte, wurde erauf wunderbare Weise von einer schlechtverheilten Beinverletzung geheilt. Eineweitere Wunderheilung an Karl V. wirdaus dem Jahr 1682 berichtet. Ein Jahr spä-ter sollte Karl V. als Anführer der kaiserli-chen Truppen beim Entsatz von Wien

Die Seele der Befreiung Wiens 1683Zur Seligsprechung des P. Marco d’ Aviano am 27. April 2003 in Rom. Von Reinhard H. Gruber

Der selige P. Marco d’ Aviano,Ölbild in der Kahlenbergkirche.

Grabstätte des Seligen in der Wiener Kapuzinerkirche

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 2003 27

noch eine wichtige Rolle spielen. Marcod’ Aviano blieb er Zeit seines Lebens inFreundschaft verbunden.

Durch die Vermittlung Karls lernteMarco d’ Aviano 1680 in Linz auch densehr gläubigen Kaiser Leopold I. kennen.Dieser war ursprünglich als jüngererSohn Ferdinands III. für die geistliche Lauf-bahn bestimmt gewesen, doch durchden frühen Tod seines Bruders Ferdinandauf den Kaiserthron gekommen. Für denKaiser und den Kapuzinerpater war dieseBegegnung der Beginn einer wichtigenfreundschaftlichen Beziehung. Nun be-mühte sich Leopold um den Besuch sei-nes Freundes in der Hauptstadt. Am 2. Juli1682 feierte Pater Marco d’ Aviano in An-wesenheit der kaiserlichen Familie inSt. Stephan das Hochamt, er predigte wieimmer auf Italienisch. Nach dem Segenfolgte eine weitere Predigt bei der Pest-säule am Graben. Anschließend begab ersich wieder nach Oberitalien.

Der Kaiser unterrichtete P. Marcobrieflich über die immer konkreter wer-dende Gefahr eines türkischen Angriffs.Ausgestattet mit der Vollmacht einespäpstlichen Legaten konnte Marco d’Avianoam 14. August 1683 seine Reise nach Wienantreten, um der Entsatzarmee geistli-chen Beistand zu leisten.

Am 5. September traf er das alliierteEntsatzheer am Tullnerfeld, drei Tage spä-ter feierte er gegenüber von Tulln eineMesse im Zelt des Polenkönigs Jan So-bieski, bei welcher der König und seinSohn selbst ministrierten. Ein großer Teilder Heerführer empfing die Kommunion,anschließend hielt P. Marco eine zünden-de Ansprache und erteilte den päpstli-chen Segen. Mit dem Kreuz in der Handsuchte er die Kämpfer aufzumuntern.

Am 9. September 1683 rückte dasHeer in Richtung Kahlenberg vor. AlleQuellen über Marco d’ Aviano berichten,dass er vor der entscheidenden Schlachtam 12. September die Messe auf demKahlenberg zelebriert hat. Wo dieserGottesdienst genau stattfand, ist nichteindeutig geklärt.

Berichte,wonach Marco mit dem Kreuzin der Hand an der Spitze des Heeresstand, gibt es bereits unmittelbar nach

der Belagerung. Das Original dieses Kreu-zes befindet sich heute im Dom von Ko-tor (Cattaro).Das Kapuzinerkloster in Wienhütet eine Kopie, die 1935 angefertigtwurde.

Dem besonderen diplomatischen Ge-schick Marco d’ Avianos war es zu ver-danken, dass es zu einer Einigung der amEntsatz beteiligten Heerführer kam. Je-der Fürst befehligte seine Abteilung, derKönig von Polen – der ranghöchste Feld-herr am Schauplatz – hatte das nominelleOberkommando inne, ihm unterstandenauch die kaiserlichen Truppen, die vomSchwager Leopolds, Herzog Karl V. von Lo-thringen, angeführt wurden. (Eine Teil-nahme des Kaisers an den Kampfhand-lungen hätte große diplomatische Schwie-rigkeiten provoziert, da in diesem Fallnatürlich ihm als Ranghöchstem derOberbefehl zugestanden wäre.)

Noch während der Schlacht schriebMarco d’ Aviano an den Kaiser und unter-richtete ihn vom bisherigen Verlauf derKampfhandlungen. Die Türken waren imNachteil, gegen 17 Uhr war Wien befreit.Der Jubel war unbeschreiblich, nicht nurin Wien. In Rom läuteten drei Tage langdie Glocken und Papst Innozenz XI. ord-nete das Fest Maria Namen für die ganzeKirche an. Während der siegreiche Polen-könig mit den anderen Heerführern zumTe Deum in den Stephansdom einzog,zog sich P. Marco in die Kapuzinerkirchezurück, um für die gefallenen Soldaten,Christen und Türken, zu beten. Am 14. Sep-tember 1683 traf der Kaiser in Wien einund ritt zum Stephansdom, wo BischofKollonitsch ein weiteres Te Deum an-stimmte. Auch P. Marco war zugegen.

Mit der Befreiung Wiens trat eineWende in den Türkenkriegen ein. In denfolgenden Jahren begleitete P. Marco alspäpstlicher Legat das Heer unter Karl V.von Lothringen zu den Feldzügen nachUngarn, insgesamt war er vierzehnmalGast am kaiserlichen Hof.Trotz seiner an-gegriffenen Gesundheit kam Marcod’ Aviano 1699 auf Wunsch des Kaiserswieder nach Wien. Hier ging es ihm zu-sehends schlechter. Leopold befahl seinenpersönlichen Ärzten, sich um den Kran-ken zu kümmern. Als der Gesundheits-

Der wundertätige Segen des seligen Pater Marco:

Jesus! Maria!Gott segne dich,Er behüte dich,Er sei dir gnädig!Er wende dir sein Antlitz zu und gebe dir den Frieden!Der Herr segne dich und befreie dich von all deinen Leiden gemäß deinem Glauben,denn alles vermag, wer glaubt!Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.Amen.

Denkmal (1935) für P. Marco bei der Wiener Kapuzinerkirche

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 200328

Heilige im Dom

zustand des Paters aussichtslos wurde,erteilte ihm der päpstliche Nuntius dieGeneral-Absolution, überbrachte denpäpstlichen Segen und spendete ihm dasSakrament der Krankensalbung. Marcod’ Aviano legte noch einmal das Glau-bensbekenntnis ab und erneuerte die Or-densgelübde. Er starb am 13. August 1699in Anwesenheit des Kaiserpaares. Leo-pold I. selbst kümmerte sich um die Trau-erfeierlichkeiten, bei denen der Andrangder Menschen so groß war, dass das Mi-litär für Ordnung sorgen musste. DasGrab P. Marcos befindet sich bis heute inder Wiener Kapuzinerkirche.

Bereits zu Lebzeiten wurde er als Hei-liger angesehen. Nach seinem Tod hoffteman, dass noch zu Lebzeiten Kaiser Leo-pold I. der Seligsprechungsprozess einge-leitet werden könnte. Doch erst 1904konnte der informative Prozess in Wienabgeschlossen werden. Am 11. Juni 1904fand in der Kapuzinerkirche ein feierli-cher Gottesdienst „anlässlich der Beendi-gung des Vorprozesses zur Seligspre-chung des Kapuzinerpaters Marco d’ Avi-ano“ statt. Nun konnte mit dem eigentli-chen Apostolischen Prozess begonnenwerden. Die vom Kirchenrecht verlangteRekognition der sterblichen Überreste er-folgte am 6. Juni 1918 in Gegenwart desKaiserpaares Karl und Zita.

Am 6. Juli 1991 veröffentlichte der Vati-

kan ein Dekret, das erklärte, der DienerGottes Marco d’ Aviano gelte als vereh-rungswürdig (venerabilis). Am 27. April2003 erfolgt nun die feierliche Seligspre-chung von P. Marco durch Papst JohannesPaul II. im Petersdom zu Rom.

Seine Mitbrüder im Wiener Kapuzin-erkloster plädieren aus Anlass seiner Selig-sprechung für eine historisch korrekteund am heutigen Verständnishorizontorientierte Sicht ihres großen Mitbru-ders. Vor mehr als 300 Jahren sei die Be-freiung von der tödlichen Bedrohungdurch das osmanische Machtstreben das„Gebot der Stunde und notwendige Vor-aussetzung für einen dauerhaften Frie-den in Freiheit“ gewesen. Die Zeiten hät-ten sich gewandelt, „längst nicht mehrsind die Türken unsere Feinde“. Die Be-drohung des Glaubens und des Friedenssei aber heute radikaler denn je. So sei esdaher auch Verantwortung eines jedeneinzelnen, für den Frieden in Freiheit zuwirken und zu beten. ó

Literatur:

Provinzialat der Wiener Kapuziner (Hg.),

Markus von Aviano. Künder eines geein-

ten christlichen Europa, Wien 1999

Criscuolo Vincenzo, Markus von Aviano.

Christophorus und Retter Europas, in:

Jan Mikrut (Hg.), Faszinierende Gestal-

ten der Kirche Österreichs, Band 1, 11ff.,

Wien 2000

Inernet:

http://www.stadtbibliothek.wien.at/

ausstellungen/2000/wa-238/toc-de.htm

Der dortige Text stammt von:

Isabella Wasner-Peter und Johanna Pisa

http://religion.orf.at

Dankgottesdienst

Aus Anlass der Seligsprechung feiert unserErzbischof, Kardinal Dr. Christoph Schön-born, am Donnerstag, 8. Mai 2003, um18.30 Uhr einen feierlichen Dankgottes-dienst in der Kapuzinerkirche (1010 Wien,Neuer Markt).Ein feierlicher Gottesdienst mit Kranken-segnung mit Dompfarrer Toni Faber fin-det am Donnerstag, 15. Mai 2003, um19.00 Uhr in der Domkirche St. Stephanstatt.Wir laden zu diesen Gottesdienstenherzlich ein!

Markus von Aviano feiert vor der Entsatzschlacht um Wien (1683) die Messe auf dem Kahlenberg.Vor ihm knien König Jan Sobieski und die Heerführer.Fresko in der Kahlenbergkirche

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 2003 29

TheologischesVermittlung in die Unmittelbarkeit GottesÜber den Sinn der Gepflogenheit, die Hl. Messe in bestimmten Anliegen zu feiern. Von Martin Priller

„Mess-Intentionen“ steht auf dem gro-ßen Buch in der Domsakristei, einemBuch der guten Absichten und wohlge-meinten Gebetsanliegen, die sich die Ze-lebranten der vielen Eucharistiefeiern inSt. Stephan gerne zu Eigen machen: DasGebet für verstorbene Angehörige ist esmeist, was die Menschen in die Messfei-er hinein genommen wissen möchten,persönliche Sorgen wie Krankheiten undPrüfungen, die Bitte um Kindersegen,oder auch der Dank für Gottes Führungund Fügung, die Ehrung eines geschätz-ten Heiligen… Die ihr Anliegen, ihre In-tention eintragen lassen in dieses Buch,stellen sich in eine Jahrhunderte langeTradition, die in unseren Tagen allerdingsnicht mehr mit der Selbstverständlich-keit unserer Vorfahren fortgesetzt wird.Die Krise scheint eine zweifache zu sein:eine Krise der Praxis und, mehr noch, eineKrise des Verständnisses. Letztere könn-te der Grund sein für erstere – und hattief reichende Wurzeln: Da man über dieSinnhaftigkeit von Mess-Intentionen nichtsprechen kann, ohne von der HeiligenMesse als Opfer zu sprechen, stößt manschon mit dem ersten Spatenstich in die-ses Erdreich auf eine weitere Krise, diedes Messopfers nämlich, die sich bei nä-herem Zusehen wiederum als eine zwei-fache Krise zeigt: Zum einen ist das eineKrise des Bewusstseins: der „freundliche“Charakter des eucharistischen Mahles,den das Zweite Vatikanische Konzil stär-ker als in der Vergangenheit betont hat,ist zugänglicher als der belastete Opfer-begriff, sodass die Messe als Opfer ge-genüber dem Mahl fast in Vergessenheitzu geraten droht. Zum anderen ist derOpfercharakter der Eucharistie schwerenMissverständnissen ausgesetzt, die ihngeradezu anrüchig machen. FriedrichNietzsches Überlegungen in seinemWerk „Der Antichrist“ sind eine Art Ma-trix aller modernen Opferkritik. Nietzsche

sieht in der Rede vom Opfertod Christi ei-ne Verzerrung des Evangeliums und gibtdie Schuld daran der Jüngerschaft Christi,die sich den grausamen Kreuzestod ih-res Meisters irgendwie erklären muss:„Und von nun an tauchte ein absurdesProblem auf: ‚wie konnte Gott das zulas-sen!‘ Darauf fand die gestörte Vernunftder kleinen Gemeinschaft eine geradezuschrecklich absurde Antwort: Gott gabseinen Sohn zur Vergebung der Sünden,als Opfer. Wie war es mit einem Male zuEnde mit dem Evangelium! Das Schuld-opfer, und zwar in seiner widerlichsten,barbarischsten Form, das Opfer des Un-schuldigen für die Sünden der Schuldigen!Welch schauderhaftes Heidentum!“

Es scheint angezeigt, von diesen Ver-ständniskrisen ausgehend sich zunächstum eine verstehende Annäherung anden Opfercharakter der Heiligen Messezu bemühen, um daraus schließlichKlärendes in Bezug auf die Mess-Inten-tionen abzuleiten.

Opfer und Hingabe

Um noch einmal anzuknüpfen am Mahl-charakter der Eucharistie, von dem schondie Rede war: Gewiss ist die Feier der Eu-charistie ein Gedächtnismahl, das die Er-innerung an das Letzte Abendmahl Jesumit seinen Jüngern wach hält und damitdie Erinnerung an ihn selbst, seine Per-son, sein Leben, seine Verkündigung, diesich in diesem Mahl so eindringlich insZeichenhafte verdichten. Aber ebensowie Jesus im Abendmahlssaal mit derGeste der Fußwaschung, im Zeichen desfüreinander gebrochenen Brotes und deseinander dargereichten Kelches nicht nurrückblickend eine Zusammenfassung sei-ner Lebenseinstellung gibt, sondern vor-greift auf seine bevorstehende Hingabebis in den Tod, „für euch!“ – eben so wirdin der Eucharistiefeier nicht nur die Gestedes Abendmahls erinnernd wiederholt,

sondern auch seine selbstaufopferndeHingabe wiederholt,das heißt ins Jetzt undHeute herein geholt, vergegenwärtigt.Das Kreuzesopfer Christi vollzieht sich jeneu auf dem Opferaltar der Eucharistie.

Was ist es nun um dieses Opfer? Ver-langt da ein grausamer, nach Rache undSühne dürstender, durch die Sünden derMenschen beleidigter Gott nach diesemblutigen Opfer, wie man es bei Voltaire,Feuerbach, Nietzsche und Freud nachle-sen kann? Das wäre allerdings „schauder-haftes Heidentum“, ein „Mechanismusdes beleidigten und wiederhergestelltenRechtes“ (J. Ratzinger): Die Menschheitsteht in tiefer Schuld vor Gott und mussdurch Sühneleistungen, durch Opfer dieGottheit versöhnen und gnädig stim-men. – Mit dem Christusereignis aber istes doch genau umgekehrt: „Nicht derMensch ist es, der zu Gott geht und ihmeine ausgleichende Gabe bringt, sondernGott kommt zum Menschen, um ihm zugeben. […] Demgemäß erscheint im Neu-

Mess-Intentionen

können in der Domsakristei in der Zeitvon 6.00 Uhr bis 11.45 Uhr und von 12.45Uhr bis 17.00 Uhr beim diensthabendenDommesner bestellt werden. Das Stipen-dium beträgt laut Beschluss der Öster-reichischen Bischofskonferenz € 7,–. Einetelefonische Bestellung ist nicht möglich.

Mag.Martin Priller

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 200330

Theologischesen Testament das Kreuz primär als eineBewegung von oben nach unten. Es stehtnicht da als die Versöhnungsleistung, diedie Menschheit dem zürnenden Gott an-bietet, sondern als Ausdruck jener törich-ten Liebe Gottes, die sich weggibt, in dieErniedrigung hinein, um so den Men-schen zu retten; es ist sein Zugehen aufuns, nicht umgekehrt. Mit dieser Wendein der Sühne-Idee, also in der Achse desReligiösen überhaupt, erhält im Christli-chen auch der Kult, die ganze Existenz, ei-ne neue Richtung. Anbetung erfolgt imChristlichen zunächst im dankendenEmpfangen der göttlichen Heilstat. Diewesentliche Form des christlichen Kultesheißt daher mit Recht Eucharistia, Dank-sagung. In diesem Kult werden nichtmenschliche Leistungen vor Gott ge-bracht; er besteht vielmehr darin, dassder Mensch sich beschenken lässt; wirverherrlichen Gott nicht, indem wir ihmvermeintlich aus dem Eigenen geben –als ob es nicht immer schon das Seinigewäre! –, sondern indem wir uns das Sei-nige schenken lassen und ihn dadurch alsden einzigen Herrn anerkennen.[…] Christ-liches Opfern besteht nicht in einem Ge-ben dessen,was Gott ohne uns nicht hätte,sondern darin, dass wir ganz Empfangen-de werden und uns ganz nehmen lassenvon ihm. Das Handelnlassen Gottes anuns – das ist das christliche Opfer“ (J. Rat-zinger, Einführung in das Christentum).

Wenn wir also in der Feier der Heili-gen Messe während der „Opferung“ un-sere Gaben bringen – Brot und Wein undin der Kollekte unser „Opfer“, unseren Bei-trag für die Erfüllung der Aufgaben derKirche –, dann ist das kein Opfer im Sin-ne des Heidentums, sondern Ausdruckdafür, dass wir uns hinein nehmen lassenin die Hingabe Christi an den Vater:„Gott,unser Vater“, beten wir mit einem Ga-bengebet des Messbuchs, „da wir dasMahl unseres Herrn bereiten, lass uns be-greifen, was die Speise seines Lebens war:deinen Willen zu tun. Gib uns den Mut,in sein Opfer einzugehen, auf dass auchuns aus der Hingabe an dich die Kraftzum Leben komme“ (MB 348). – Indemder Gott-Mensch Jesus Christus sich soganz und gar vorbehaltlos an den Vater

hingibt, sich in seine Arme fallen lässt –vom „nicht mein, sondern dein Wille sollgeschehen“ bis zum „Vater, in deine Hän-de lege ich meinen Geist“ –, indem er al-so ganz Empfangender wird und dem Va-ter das Handeln überlässt, erschließt sichihm und mit ihm auch dem Menschendas göttliche Leben. Das ist das ein fürallemal dargebrachte Opfer des NeuenBundes. Die liebende Hingabe Christi ver-mittelt den Menschen in die Unmittel-barkeit Gottes: Gott gibt aus Liebe zumgefallenen Menschen sein Äußerstes,den Sohn, gibt sich in ihm in die Erniedri-gungen des Menschseins hin. Und in derliebenden, sich selbst dem Heil der Weltaufopfernden Hingabe des Sohnes anden Vater wird das durch die Sünde gott-fern gewordene Menschsein zurück ge-geben in die ewige Liebe des dreifaltigenGottes, der in sich selbst ewige Mittei-lung von Leben und Liebe ist.

Opfer und Teilgabe

Im Kreuzesopfer Christi, das sich in derEucharistie je neu vollzieht und in das dieMitfeiernden sich hingebend hinein neh-men lassen, in dieser Lebenshingabe istuns Anteil am göttlichen Leben gegeben.Wer sein Fleisch und Blut isst und trinkt,wer also in wirkliche Gemeinschaft mitChristus tritt,dem Wort Gottes,das Fleischgeworden ist, der bleibt in Christus undChristus bleibt in ihm: „Wie mich der le-bendige Vater gesandt hat und wie ichdurch den Vater lebe, so wird jeder, dermich isst, durch mich leben.“ (Joh 6,57)

Der Tod vermag diesem Wirken desOpfers Christi keine Grenze zu setzen.Weil die Feier des Sakramentes über dasJetzt und Heute hinausgreift, weil dasOpfer Christi dem Menschen Teil gibt ander ewigen Liebe und am ewigen LebenGottes, sind wir in Christus ein Leib, zudem die Kirche der Vorzeit genauso ge-hört wie die Kirche der Vollendung. DieFrucht dieses Opfers wird der ganzen Kir-che zuteil, dem ganzen Leib Christi in al-len seinen Gliedern, über die Grenzen vonRaum und Zeit hinweg. Von daher ist derBrauch zu verstehen, die Hl. Messe „für“einen Verstorbenen,„für“ einen bestimm-ten Menschen zu feiern. Es geht um glau-

bende und liebende Hingabe in derNachfolge Jesu Christi und in der Gewiss-heit, dass solche Hingabe uns und einan-der hinein gibt in die heilbringende, le-benspendende Hingabe Christi. Indemman den Priester bittet, eine bestimmteIntention zu „applizieren“, legt man so-zusagen dieses Anliegen als die eigeneOpfergabe auf den Altar und weiß es da-mit aufgehoben in der liebenden Hinga-be Gottes an den Menschen.

Natürlich kommt diese Frucht desMessopfers immer der ganzen Kirche zu.Die Messe – um kurz noch einige kleine-re Missverständnisse anzusprechen – istkeine Dienstleistung, die man für sich pri-vat in Anspruch nehmen kann. Ausdrück-lich schreibt das Kirchenrecht vor, dass imZusammenhang mit Mess-Intentionenjeder Schein von Geschäften zu meidenist. Man kann eine Messe nicht „kaufen“.Dass man dennoch Geld, das Stipendium,dafür gibt, ist als ein Beitrag zu den für dieLiturgie nötigen Aufwendungen zu sehenund als ein „Opfer“ im oben genanntenSinn zu verstehen. Dass es eigens Tarifedafür gibt, soll lediglich Missbrauch undWillkür verhindern. Die Applikation einerIntention durch den Priester ersetzt auchnicht den eigenen fürbittenden, sich hin-gebenden Mitvollzug des Messopfers.Man muss das Ganze im Blick behalten.Noch einmal: „Opfer“ heißt ja, sich undseine Anliegen ganz weggeben an Gott,ihn handeln lassen, damit er sein Heilwirken kann. Die Mess-Intention ist sogesehen ein besonders inniger Ausdruckdafür, dass die Glieder der Kirche, in demsie sich an das Geheimnis der Liebe Got-tes hingeben, einer für den anderen, wieChristus sich für alle hingab, dadurchdem Heilshandeln Gottes Raum schaf-fen. Kann man Größeres über menschli-ches Tun sagen? ó

Literatur: Gerhard Ludwig Müller,

Die Messe. Quelle christlichen Lebens,

Augsburg 2002.

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 2003 31

Heilige ZeichenDas Hl.GrabVon Roman Faux

Josef von Arimathäa nahm Jesus vomKreuz und legte IHN in ein Felsengrab, indem noch niemand bestattet wordenwar (vgl. Lk 23, 53).

Die Einrichtung des Heiligen Grabeshat ihr Vorbild in der Schilderung des Be-gräbnisses Jesu im Neuen Testament.

Normalerweise wurden Gekreuzigteirgendwo verscharrt, doch bei Jesus wares anders, er bekam ein ehrenvolles Grab,wie alle Evangelisten betonen.

Bis heute ist nicht sicher, ob die vonKaiser Konstantin über dem freigelegtenChristusgrab im Jahre 335 n. Chr. fertiggestellte Grabeskirche auch tatsächlichder Ort der Grabesruhe und Auferste-hung Jesu ist, dennoch wird seither dasmit einem Rollstein verschlossene Einzel-Felsgrab von der Christenheit als HeiligesGrab verehrt.

Die liturgische Vergegenwärtigungdes Heiligen Grabes hatte sich schon im4. Jahrhundert entwickelt.Ende des 10. Jahr-hunderts beschreibt die „Concordia regu-laris“ des hl. Dunstan die von Jerusalemübernommene Kreuzverehrung am Kar-freitag. Zum Schluss der Feier wurde dasKreuz in einer grabartigen Höhle am Al-tar niedergelegt. Die restlichen konse-krierten Hostien „begrub“ man mit demKreuz. Diese Sitte führte zur Entstehungder Hostienhöhle im Korpus des Kreuzesbzw. eines verschließbaren Kästchens im

Sockel. Im Mittelalter dagegen wurde dieHostie im Grab verschlossen oder im Kelchausgestellt. Die Jesuiten entwickeltendann seit der zweiten Hälfte des 16. Jahr-hunderts den Brauch, die verhüllte Mons-tranz im Grab auszusetzen. Weil die Gra-besruhe Jesu auf 40 Stunden berechnetwurde – von Karfreitag 15 Uhr bis Oster-sonntagmorgen 7 Uhr ergeben sich 9 +24 + 7 = 40 Stunden – entwickelte sichdadurch am Heiligen Grab das „Vierzig-stündige Gebet“.

Im 19. Jahrhundert entstanden Heili-ge Gräber, die den barocken Formen-

schatz nachahmten oder im neugoti-schen oder neuromanischen Stil gehal-ten waren.

Das Heilige Grab sieht man heute lei-der nicht mehr in sehr vielen Kirchen, we-der das temporäre von Karfreitagnach-mittag bis zur Osternacht, noch figürli-che oder gar bildliche Darstellungen da-von, obwohl seit den Achtzigerjahren des20. Jahrhunderts ein Gegentrend zu be-merken ist und wieder mehr Pfarren dieMenschen zum Gebet am Heiligen Grabeinladen.

Mit der Grablegung wird der Gemeindebildhaft vor Augen gestellt, dass Jesu ge-schändeter Leib wie ohne jede Hoffnungim Grabe lag: ein Gescheiterter und Ver-lassener – einer wie wir Menschen. DieMonstranz im oder am Grab und bren-nende Kerzen sind meist die einzigenHinweise darauf, dass dieses Grab fürChristus keine letzte Ruhestätte seinwürde.

Jesus ist gestorben und in die tiefstemenschliche Not eingegangen. Daherwird das Allerheiligste zum Heiligen Grabgebracht. Den Tod Jesu vor Augen, dür-fen wir jedoch glauben, dass unsere Ge-meinschaft mit Christus den Tod über-dauern wird. óDerzeit wird ein schlichtes Heiliges Grab beim Wiener Neustädter Altar aufgestellt.

Das alte Heilige Grab von St. Stephan, aufgestellt im Apostelchor (Aufnahme um 1940).

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„Management macht impotent“Über das Buch von Rotraud A. Perner berichtet Claus J. Raidl

„Management macht impotent“ ist einManagement-Buch der anderen, der tie-feren Art. Kein Reengeneering-Hand-buch, keine Anleitung zum Strategie-wechsel, keine Ansammlung von Fallbei-spielen, kein Rezept zum Führen, kein„How to …“-Buch (How to lead, how towin friends, how to influence people,how to make decisions), keine oberfläch-lich psychologisierende Abhandlung undkein „… made simple“-Buch (making mo-ney made simple, getting on the top ma-de simple, …).

Rotraud Perner hat ein Buch für Un-ternehmensleiter geschrieben, in dem es– so wie ich es sehe – um die Fragen geht,warum verhält sich ein Unternehmens-leiter so wie er sich verhält und wo liegendie tieferen (psychologischen) Ursachenfür gegebene Verhaltensweisen. In die-sem Buch wird auch mit großem Sach-verstand und großer Kenntnis der ein-schlägigen Literatur der Frage nachge-gangen: warum will jemand führen, war-

um will jemand zum Unternehmenslei-ter aufsteigen, und nicht: was soll er ma-chen. Es geht nicht um einen (vermeint-lichen) schnellen Erfolg für den Leser,sondern der Leser bekommt die Chance,für sich selbst herauszufinden, warum ermanches tut (oder unterlässt), wie er estut und warum er sich wie verhält. DasBuch hilft bei der Beantwortung dieserFragen. Für Rotraud Perner stellt sich dasProblem,„das richtige Maß zwischen denbeiden Extremen autoritär (disziplinie-rend) versus antiautoritär (gewährend)zu finden“, nicht nur in der Kindererzie-hung, sondern bei jeglicher Art von Men-schenführung. Erfolgreiches Managenbesteht nämlich nicht darin, „besser zusein als die Mitarbeiter, sondern die Mit-arbeiter in die Lage zu versetzen, gut zusein“. Führungskräfte müssen lernen, ihreMitarbeiter zu fördern, anstatt ihre eige-nen Unzulänglichkeiten mit Monsterge-habe zu kompensieren. Wer über ein ge-sundes, ausbalanciertes Selbstbewusst-sein verfügt, braucht sein Revier nicht aufKosten anderer zu vergrößern. In diesenAnalysen erkennt man sehr rasch, wieVerhaltensweisen von Führungskräften –so wie ich es nennen möchte – auf ihre„psychologischen Wurzeln“ zurückge-führt werden können.

Interessant ist, dass Rotraud Pernerbestimmte hochangesehene Eigenschaf-ten unserer „Helden der Arbeit“ als durch-aus pathologisch im Sinne der psycho-analytischen Entwicklungslehre bezeich-net. Diese Lustfallen für Manager sind:besonders starkes Gewinnstreben; Bereit-schaft, sich Hierarchien zu unterwerfen;erhöhte Kampfbereitschaft und Aggres-sion; Machtstreben und Kontrollbedürf-nisse; Selbstgefälligkeit und Selbstbe-weihräucherung; Pseudosexualität undKonkurrenzsucht. Und diese sieben Lust-fallen entsprechen den sieben Todsüdender römisch-katholisch Kirche: Der Gierentspricht die Völlerei, der oft gewissen-losen Unterwerfung die Trägheit, der ag-gressiven Expansionsbereitschaft der

Zorn, dem Machtstreben der Geiz, demImage-Narzissmus der Stolz, der bezie-hungslosen Sexualität die Unkeuschheitund der Konkurrenz der Neid.

Es ist beeindruckend zu lesen, wievorgeprägt unser Verhalten als Managerdurch Kindheitserfahrung ist. Natürlichwird auch die Gefühlswelt analysiert undüber die Sexsucht des Managers geschrie-ben und der Frage nachgegangen, ob wirheute noch zu mehr fähig sind, als zu ei-ner reinen Genital-Sexualität.

Beruhigend finde ich den Gedanken,dass wir heute darüber nachdenkenmüssen, ob wir auch das Recht haben,nicht erfolgreich zu sein. Rotraud Pernerstellt mit Recht die Frage, ob unsere Men-schenwürde wirklich davon abhängt, wiewir aussehen, was wir können oder nichtkönnen, was wir verdienen und in wel-chen In-Lokalen wir mit wem verkehren.Ihr gelingt es mit diesem Buch, unsereeingeübten und oft sogar trainierten Ver-haltensweisen auf Wurzeln zurückzu-führen, die uns allen zu denken gebensollten. ó

Perner, Rotraud A.:

Management macht impotent.

Abschied vom Mythos „Macher“:

Allen Chefs, Politikern und anderen

Vaterfiguren zugeeignet,

und den Frauen in ihrem Umfeld,

die zuviel Geduld mit ihnen haben.

1997. 192 S.. ISBN: 3-280-02605-9,

KNO-NR: 07 10 40 40

€ 24.20

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 200332

Buchempfehlung

Dr. Claus J. Raidl

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Seien Sie gegrüßt!

Zum dritten Mal darf ich Sie nun von derhöchsten Stelle des Domes herab grüßen.Diesmal „lächle“ ich nicht wirklich. MeinBlick ist sehr sorgenvoll.Schwere Gedankenbedrücken mich. Ich möchte Ihnen davonberichten und Sie an meinen Überlegungenteilhaben lassen.

Kennen Sie das Gefühl, dass IhreStimme nicht gehört wird? Sie versuchenin einer Diskussion Ihre Meinung darzu-legen, sprechen deutlich und verständ-lich, formulieren klar und eindringlich,aber es nützt nichts. Fast haben Sie dasGefühl, man überhört sie absichtlich,man will Sie einfach nicht verstehen.Werden Sie dann zornig, ungeduldig undfühlen sich einfach missachtet?

Wenn es Ihnen auch so ergeht, dannbin ich ein bisschen beruhigt. Ich kennedieses Gefühl nämlich gut. Mir geht esderzeit genau so.

In meinem nunmehr schon einigeJahrhunderte währenden Dasein habeich mehrere Kriege erlebt. Ich sah zwei-mal die türkischen Truppen vor der Stadt,napoleonische Soldaten richteten schwe-re Schäden an und der Erste Weltkriegbrachte großes Leid über uns. Ich konntenichts gegen diese Schrecken tun, nur zu-sehen und gleichsam als mahnenderZeigefinger über die Stadt wachen. Amschrecklichsten sind für mich die Erinne-rungen an den letzten Weltkrieg, als auchder Dom schwer getroffen wurde.

So war es für mich selbstverständlich,am 13. März dieses Jahres zu Mittag mei-ne Stimme zu erheben. Unser Erzbischofhat im Namen der Erzdiözese gemein-sam mit vielen anderen Institutionen zueiner Gedenkminute gegen den drohen-den Krieg aufgerufen. Die „St. Stephans-Glocke“ hat drei Minuten lang durchihren gewaltigen Klang die Sehnsuchtnach Frieden kundgetan. Wurde dieseStimme gehört? Sie drang nicht über dasMeer in die Vereinigten Staaten, nichtquer über die Lande in den Irak. Das kann

sie auch gar nicht. Aber die Menschen inder Stadt? Haben sie verstanden, dassFrieden im eigenen Herzen, in der eigenenFamilie, in der eigenen Umgebung beginntund bewahrt werden muss? Die großeGlocke konnte nur ein Zeichen sein.

Die Stimmen der Glocken von St. Ste-phan haben über Jahrhunderte hindurchdas Leben der Menschen in Freude undLeid begleitet. Ihr Signal hat wichtigeBotschaften vermittelt. Bei Brand oderKriegsgefahr läutete man die „Sturm-glocke“, bei der feierlichen Danksagungnach überwundener Gefahr begleitete ihrKlang den Jubelgesang des „Te Deum“.Glocken waren auch immer ein Symbolfür den Frieden. In Kriegszeiten musstensie abgeliefert werden und man hat siezu Kanonen eingeschmolzen. Die altePummerin ist aus erbeuteten türkischenKanonen gegossen worden und beimgroßen Dombrand 1945 zerborsten. Nachdem Krieg hat man sie neu gegossen, einGeschenk des Bundeslandes Oberöster-reich. In einem wahren Triumphzug ist sienach Wien zurückgekehrt, als Symbol desFriedens und des Wiedererstehens Öster-reichs als freier und unabhängiger Staat.Kardinal Theodor Innitzer hat sie am 26.April1952 der Gottesmutter geweiht. In derWeiheinschrift heißt es:„Damit durch ihremächtige Fürbitte Friede sei in Freiheit.“

In der Osternacht und am Ostersonn-tag wird sie ihre mächtige Stimme wie-der erheben. Weit über die Dächer Wienshinweg läßt sie ihre Botschaft von derAuferstehung des Herrn erklingen:„Chris-tus hat den Tod überwunden.“

Am Ostertag, so heißt es, trat Jesus indie Mitte seiner Jünger und sprach: „DerFriede sei mit euch!“ Seither wird dieserFriede verkündet und um ihn gebetet.

Wenn zu Ostern in St. Stephan alleGlocken und die Pummerin läuten, dannmöge ihre Stimme gehört werden. Daswünsche ich Ihnen und der ganzen Welt,

Ein- und Ausblicke„Und schaut der Steffllächelnd auf uns nieder…!“

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GottesdienstordnungKarwoche und Ostern im Dom zu St.StephanPalmsonntag, 13. April 2003

19.45 Uhr Palmweihe bei der Pestsäule am Graben, Palmprozession zum Dom.ca. 10.15 Uhr Pontifikalamt mit Kardinal Dr. Christoph Schönborn. Domchor: P. Planyavsky, Markus-Passion

Montag, 14. April 2003 18.00 Uhr Chrisammesse – Weihe der Hl. Öle. Kardinal Schönborn feiert mit Priestern aus der ganzen Erzdiözese.

Gesänge aus dem Gotteslob für Kantor, Schola, Chor und Gemeinde; Motetten alter und neuer Meister

Gründonnerstag, 17. April 2003 17.15 Uhr Laudes mit Kardinal Schönborn19.00 Uhr Hl. Messe vom Letzten Abendmahl und Fußwaschung. Kardinal Schönborn in Konzelebration mit

Seelsorgern der Domkirche. Domchor: Motetten und Liedsätze zum GründonnerstagAnbetung beim Wiener Neustädter Altar bis Mitternacht

Keine anderen Gottesdienste an diesem Tag

Karfreitag, 18. April 200318.00 Uhr Trauermette mit Kardinal Schönborn. Choralschola: Gregorianische Gesänge14.30 Uhr Kreuzweg mit Chorgestaltung18.00 Uhr Feier vom Leiden und Sterben Christi mit Kardinal Schönborn. Wortgottesdienst, große Fürbitten,

Kreuzverehrung und Kreuzprozession durch den Dom, KommunionfeierVocalensemble: H. Schütz, Johannespassion; G. P. da Palestrina, ImproperienAnbetung beim Wiener Neustädter Altar bis Mitternacht

Keine anderen Gottesdienste an diesem Tag.

Karsamstag, 19. April 200318.00 Uhr Trauermette mit Kardinal Schönborn. Choralschola: Gregorianische Gesänge

Anbetung beim Wiener Neustädter Altar bis 20.00 Uhr21.00 Uhr Feier der Osternacht mit Kardinal Schönborn. Segnung des Osterfeuers im Hof des Erzbischöflichen Palais

(Stephansplatz 7).Währenddessen bleibt der Dom geschlossen.

Prozession in den Dom, Lichtfeier mit Exsultet, Wortgottesdienst, Eucharistiefeier

Feier der Osternacht mit Gesängen alter und neuer Meister für Kantor, Schola, Chorensemble und Gemeinde,Orgelmusik

Keine anderen Gottesdienste an diesem Tag.

Ostersonntag, 20. April 200319.00 Uhr Pfarrmesse mit anschließender Segnung der Osterspeisen10.15 Uhr Pontifikalamt mit Kardinal Schönborn. Domchor & Domorchester: J. Haydn, Missa in Angustiis (Nelsonmesse)17.00 Uhr Feierliche Vesper mit Kardinal Schönborn

Ostermontag, 21. April 200310.15 Uhr Hochamt. Domchor & Domorchester: W. A. Mozart: Missa brevis in C, KV 258 (Piccolomini-Messe)

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 200334

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Palmsonntag, 13. April 2003 Hl. Messe 19.00 Uhr 19.00 Uhr 10.30 Uhr

10.00 Uhr 10.30 Uhr ungarisch (keine Prozession)11.15 Uhr

Gründonnerstag, 17. April 2003Trauermette 18.00 UhrHl. Messe vom letzten Abendmahl 18.00 Uhr 18.00 Uhr 20.00 Uhr

19.00 Uhr für seelisch Leidende

Karfreitag, 18. April 2003Trauermette 18.00 UhrKreuzwegandacht 10.00 Uhr 15.00 UhrFeier vom Leiden und Sterben Christi 16.00 Uhr 18.00 Uhr ungarisch 20.00 Uhr

19.00 Uhrfür seelisch Leidende

Karsamstag, 19. April 2003Trauermette 18.00 Uhr 19.30 Uhr LaudesFeier der Osternacht 20.00 Uhr 18.00 Uhr

19.45 Uhr für seelisch Leidende22.00 Uhr ungarisch

Ostersonntag, 20. April 200319.00 Uhr 19.00 Uhr 14.00 Uhr10.00 Uhr 10.30 Uhr ungarisch Feier der Oster-J. Haydn: nacht anschl.Theresienmesse Frühstück11.15 Uhr 10.30 Uhr entfällt

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · April 2003 35

Karwoche und Ostern im Pfarrgebiet von St.Stephan

Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen

7.30 Uhr Hl. Messe9.00 Uhr Pfarrmesse oder Pfarrfamilienmesse9.00 Uhr Kindermesse in der Unterkirche

10.15 Uhr Hauptgottesdienst11.15 Uhr Hl. Messe (lateinisch, in der Unterkirche)12.00 Uhr Hl. Messe17.00 Uhr Vesper18.00 Uhr Hl. Messe19.00 Uhr Hl. Messe21.00 Uhr Hl. Messe

Gottesdienste an Werktagen

6.30 Uhr Hl. Messe7.15 Uhr Kapitelmesse mit integrierten Laudes8.00 Uhr Hl. Messe

12.00 Uhr Hl. Messe17.00 Uhr Andacht (Samstag 1. Vesper)18.00 Uhr Hl. Messe19.00 Uhr Hl. Messe (Samstag in englischer Sprache)

Beichte und Aussprache

Montag bis Freitag: 7.00 bis 22.00 Uhr.Samstag: 7.00 bis 13.00 Uhr, 17.00 bis 22.00 Uhr,Sonn- und Feiertag: 8.00 bis 13.00 Uhr, 17.00 bis 22.00 Uhr.

Gottesdienstordnung im Dom

Franziskanerkirche Deutschordenskirche St. Ruprecht

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Aus der Schatztruhe der geistlichen Traditionder KircheHerr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,dass ich liebe, wo man hasst;dass ich verzeihe, wo man beleidigt;dass ich verbinde, wo Streit ist;dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.

Herr, lass mich trachten, nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.Denn wer sich hingibt, der empfängt;wer sich selbst vergisst, der findet;wer verzeiht, dem wird vergeben;und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.

Dem Hl. Franziskus zugeschrieben

(Gotteslob Nr.6)

Dompfarrer

Kan. Mag. Anton Faber [email protected]

Pfarrkanzlei

Montag bis Freitag 9.00–12.00 Uhrwww.st.stephan.at/dompfarre

[email protected]

Fax: 51552-3720Mag. Birgit Staudinger 51552-3530

[email protected]

Verena Michalke [email protected]

MMag. Stefan Kramer 51552-3534Tauf-und Trauungsanmeldung

[email protected]

Pfarrcaritas, AltenpastoralMo., Mi., Do., Fr. 8.00–10.00 Uhr

[email protected]

Gabrielle Meran [email protected]

Domarchiv

Reinhard H. Gruber 51552-3531Altmatrikeneinsicht Do. 13.00–15.00 Uhr

[email protected]

[email protected]

Domsakristei 51552-3536Kirchenmeisteramt

Führungsanmeldung 51552-3526www.stephanskirche.at

[email protected]

Dommusik

DKpm Mag. Johannes Ebenbauer 51552-3573

Wolfgang Schauersberger [email protected]

Dombau-Sekretariat 51552-3714Portier – Curhaus 51552-3540

Impressum

P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1010 WienSponsoring Post GZ 02Z031920 SImpressum: Offenlegung nach §25 Mediengesetz,St. Stephan – Mitteilungsblatt der Dompfarre St. Stephan,Herausgeber, Alleininhaber und Redaktion: Dompfarre St. Stephan, 1010 Wien, Stephansplatz 3, DVR 0029874 (1766)Grundsätzliche Richtung: Informations- und Kommunikations-organ der Dompfarre St. Stephan, unterstützt die Glaubens-verkündigung und die Seelsorge.Für den Inhalt verantwortlich: Dompfarrer Kan. Mag. AntonFaber. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht mitder Ansicht des Herausgebers übereinstimmen.Fotos: Archiv der Dombauhütte: S. 16, 31 / Gruber: S. 6, 33 /Hana: S. 18 / ICNE-Stadtmission: S. 20, 21, 22, 23, Peichel: S. 19 /Priller: S. 29 / Raidl: S. 32 / Rejda: S. 18 / Rupprecht: S. 1, 2, 5, 6, 7,8, 9, 11, 12, 13, 14, 16, 19, 26, 27, 28 / Schreiber: S. 14, 15 / Stefan:S. 10 / Szczepaniak S. 17, 36 / Tiwald: S. 4 / Weismayer: S. 5 /Werfring: S. 12 / Wolf – enapress: S. 3Layout:Charly Krimmel (www.sonderzeichen.at) Druck:PPZ Zim-mer, 1020 Wien, gedruckt auf Offsetpapier, chlorfrei gebleicht.

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Durch Dunkel zum LichtDurch Leid zur FreudeAus der Gefangenschaft in die FreiheitVom Krieg zum FriedenVom Tod zum LebenDurch das Kreuz zur Auferstehung

Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser,ein gesegnetes Osterfestund erholsame Feiertage!

Ihr Dompfarrer Toni Faberund das Redaktionsteam