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5/9/2018 Photoakustik eine Gasanlysenmethode im Vergleich - slidepdf.com
http://slidepdf.com/reader/full/photoakustik-eine-gasanlysenmethode-im-vergleich 1/
Photoakustik:
Eine Gasana/ysemethode
im Verg/eich
URS BbGlI, ROLF PLEISCH, Ebrnat ingen
Zusammenfassung:
Die heuie Ublichen Gerate zur Bestimrnung von Gaskonzentrationen sind
meist zu insiabil oder dann ZlI aufwendig in Anschaffung und Uruerhalr .
Eine interessante Neuentwicklung, basierend auf der Methode der pho-
toak ust ischen Spektroskopie, er rnoglicht dank ihrer Stabili tat und Preis-
gunstigk eir den Einsatz fur Dauerubcrwachungen und Regelungsaufga-ben.
Un principe de la spectroscopie photoacoustique pour les analyses de gaz
- Resume
Les appareils it mesurer des concentrations de gaz uses aujourd'hui sont
presque tous peu stables ou trop chers en acquisition et en entretien. Un
appareil nouvellement developpe, base sur Ieprincipe de la spectroscopie
photoacoust ique, rend possible la survei llance permanente et la regula-
tion de concentrations.
Gas analyser based on photoacoustical spectroscopy - Abs tract
The gasanalyzers common today are often not stable and expensive in ac-
quisition and maintenance. An analyzer recently developped based on
the photoacoustical spectroscopy makes it possible to measure gas con-
cerurations permanently in moni toring or control systems.
1. Einleitung
Durch die zunehmende Sensibilisierung fur Umweltfragen
sind in den letzten Jahren neue Gebiete der Messtechnik
ins Blickfeld einer weiteren Offentlichkeit geraten. Nach
den ersten grosseren Smog-Katastrophen in den funfziger
Jahren begann man vorerst, den Schadstoffausstoss
(Emissionen) bei einzelnen Verursachern zu messen.
Gleichzeitig begann man Messgerate zu entwickeln, wel-
che die wesentlich kleineren Konzentrationen (Immissio-
nen) detektieren konnten, die auf den Menschen noch
schadliche Auswirkungen haben konnen. Diese Gerate furLabor- und Feldmessungen sind heute technisch ausge-
reift, aber im allgemeinenteuer in der Anschaffung. Zu-
dem benotigen sie fachkundige Bedienung sowie haufiges
Nacheichen.
In den letzten Jahren entstand daruber hinaus das Bedurf-
nis, Gaskonzentrationen zu messen, um Prozesse zu re-
geln. Popularstes Beispiel ist hier die Lambda-Sonde im
Auto-Katalysator, mit der das Benzin-Luft-Gemisch so
geregelt wird, dass der Schadstoffausstoss minimal wird.
Sensoren fur derartige Anwendungen mussen aber stabi-
ler, gunstiger und einfacher in der Wartung sein als die
heute ublichen Gerate ,
192
Irn folgenden sollen die gebrauchlichsten Messprinzipien
und eine Neuentwicklung vorgestellt werden. Qualitats-
kriterien sind die Selektivitat (Unempfindlichkeit gegen
andere Gase), die minimal detektierbare Gaskonzentra-
tionen sowie Reproduzierbarkeit, Langzeitstabilitat, Um-
weltunabhangigkeit und Geschwindigkeit der Messung.
2. Herkornmliche Messprinzipien
2.1 Kolorimetrische Methoden
Aile chemischen Gasmessmethoden beruhen darauf, dass
das zu messende Gas mit einer Substanz chemisch reagiert
und daraufhin die physikalischen Eigenschaften der Re-
aktionsprodukte gemessen werden. Eine einfache und zu-
verlassige Realisation fur einzelne Messungen und Ar-
beitsplatzuberwachungen sind die Priifrohrchen, deren
Inhaltsstoff'e sich je nach Gaskonzentration verf'arben [1).
Eine komplizierte Losung fur kontinuierliche Messungen
ist das Aufbringen der aktiven Substanz auf einen Papier-
streifen, der an einer Lichtschranke vorbeigefuhrt wird.
Die chemischen Methoden sind meist selektiv und verhalt-
nismassig gunstig, aber im allgemeinen nicht fur quantita-
tive Messungen, sondern eher fur Detektion geeignet.
2.2 Chemolumineszenz
Es gibt chemische Reaktionen zweier Gase, bei denen eine
charakteristische Strahlung entsteht, die sogenannte Che-
molumineszenz. Die Intensitat dieser Strahlung ist pro-
portional zum Massenstrom des Messgases, wenn die Um-
gebungsbedingungen konstant sind und das Hilfsgas in
viel grosserer Menge vorhanden ist als das Messgas. Diese
Methode wird z. B. fur die Messung der Stickoxide NO,
verwendet (2).
2.3 Elektrochemische Zellen
I.e
Q)
'0
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Q ;c.
:: l Gasprobel5------'iii:J
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- - g - -.> I .
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CD
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ANODE REACTION
CA TH OD E R EA CT IO N
CELL REACTION
2Pb • 40H-- 2PbO • 2H20 • ce:
02' 2H20 • 4e-__ 40H-
2Pb • 02 + --- 2PbO
Fig. I Schematischer Schnitt dutch einen elektrochetuischen Sauer-
stof fsensor [1/ .
Gas - Wasser - Abwasser 68. Jahrgang 1988 Nr. 4
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Elektrochemische Zellen zur Sauerstoffmessung bestehen
aus Diffusionssperre, Luftkathode, Elektrolyten und
einer Anode, wie in Fig. 1 schematisch dargestellt wird.
Die Geschwindigkeit, mit der Sauerstoff durch die Diffu-
sionssperre (Membrane) zur Luftelektrode gelangen
kann, hangt im Idealfall nur von der Konzentration in der
Atrnosphare abo An der Luftkathode wird der Sauerstoff
zu Hyroxyl-Ionen (OH-) reduziert, welche wiederum die
hinter dem Elektrolyten liegende Anode oxidieren. Nach
dem Faradayschen Gesetz ist der dabei entstehende Stromproportional zum aufgenommenen Sauerstoff. Wie eine
Batterie, die ja auf ahnlichen Prinzipien beruht, haben
elektrochemische Sensoren eine begrenzte Lebensdauer
von typisch etwa einem Jahr bei Umgebungsluft.
Mit ahnlichen Prinzipien werden auch Ozon, Chlor und
weitere Gase gemessen. Diese Sensoren sind relativ gun-
stig, linear und stabil; nachteilig ist aber die bescheidene
Lebensdauer und die nicht in allen Fallen genugende Ge-
nauigkeit.
Nahe verwandt sind die Zirkoniumdioxyd-Sauerstoffsen-
soren, die genauer und in einem grossen Temperaturbe-
reich (bis 1000 0c) fur die Rauchgasmessung eingesetzt
werden.
2.4 Halbleitersensor
Diese Gassensoren nutzen die Widerstandsanderung be-
stimmter Halbleitermaterialien, wenn an deren Oberfla-
che oxidierbare Gase wie Kohlenmonoxyd, Kohlenwas-
serstoffe, Wasserstoff usw. katalytisch verbrennen. Die
Sensoren bestehen aus einem Grundsubstrat, auf das zwei
Elektroden und dazwischen ein halbleitendes Metalloxid
aufgebracht werden. Strornt nun ein oxidierbares Gas
tiber die meist auf mehrere hundert Grad erwarrnte Halb-
leiterschicht, so andert sich deren Widerstandswert. Eine
gewisse Selektivitat lasst sich durch die Wahl des Halblei-
ters (meist Zinnoxyd), dessen Dotierung und die Sensor-temperatur erzielen. Die Anwendung dieser billigen Sen-
soren Iiegt vor allem in der Detektion von explosiven
Gasen.
2.5 Wiirmeleitfiihigkeit
Diese Messmethode benutzt die unterschiedliche Warrne-
leitfahigkeit der Gase, indem die Abkuhlung eines heissen
Platinwendels uber dessen Widerstand gemessen wird.
Diese Methode ist sehr unselektiv und eignet sich nur fur
binare Gemische stark veranderlicher Zusammensetzung.
2.6 Paramagnetische Messzellen
Sauerstoff ist praktisch das einzige paramagnetische Gas.
Sauerstoffwird deshalb von einem Magnetfeld angezogen
und verstarkt dieses gleichzeitig. Bringt man nun einen
diarnagnetischen Stoff ins Magnetfeld, so nehmen die ma-
gnetischen Krafte, die aufihn wirken, mit dem Sauerstoff-
gehalt des Messgases zu. Diese Gerate sind sehr genau,
aber ziemlich aufwendig.
Schwingungsmodus des Molekuls anregen kann. Die ver-
wendete Strahlung reicht vorn nahen Ultraviolett tiber
sichtbares Licht und lnfrarot bis zu Mikrowellen.
1m einfachsten Fall wird die Strahlung durch ein spektra-
les Filter auf das zu messende Gas abgestimmt und durch
eine vorn Messgas durchstrornte Kuvette gefuhrt (siehe
auch Fig. 4). Danach wird die Strahlung gemessen, wobei
die im Messgas erlittene Abschwachung ein Mass fur die
Gaskonzentration in der Kuvette ist. Da hier eine kleine
Differenz der gemessenen Strahlung und nicht etwa dieseselbst der Gaskonzentration entspricht, treten bei klein-
sten Anderungen des Strahlers oder des Empfangers gros-
se Fehler auf. Wird z. B. bei der maximal zu messenden
Gaskonzentration etwa 10070 des Lichtes absorbiert, so
fuhrt die Abnahme der Strahlerleistung urn 10070 durch
Alterung oder Verschrnutzung zu einer Nullpunktdrift in
der Grbssenordnung des ganzen Messbereiches! Derartige
Gerate rnussen deshalb im allgemeinen mindestens taglich
nachgeeicht werden.
Seit etwa 1940 wurden verschiedene Verfahren entwickelt,
urn dieses Problem zu entscharfen. Die Grundidee ist da-
bei immer die gleiche: Man misst auch den Nullpunkt, in-
dem man zusatzlich bei einer andern Wellenlange misst,wo kein beteiligtes Gas absorbiert oder indem man mit ei-
nem Referenzgas misst. Dies erfolgt entweder zeitlich ver-
schoben in der gleichen Messkuvette (Einstrahlphotome-
ter) oder in zwei verschiedenen parallelen Kuvetten (Zwei-
strahl photometer) .
Urn Absorptionsrnessgerate selektiv auf ein bestimmtes
Gas abzustimmen, werden dispersive und nicht-dispersive
Verfahren angewendet. Dispersive Verfahren zerlegen das
Licht einer breitbandigen Strahlungsquelle mittels Pris-
men, Gittern oder optischen Filtern in deren spektrale An-
teile und verwenden dann meist nur ein einziges schmales
Wellen band zur Messung.
Nicht-dispersive Messgerate kommen ohne spektrale Zer-legung aus. Sie benutzen die Absorptionseigenschaften
des zu messenden Gases seiber als Filter. Die meisten die-
ser Gerate gehen auf ldeen zuruck, die K. F. Luft 1943 [4]
ausserte. Er verwendet als Empfanger seines Zweitrahl-
photometers, das in Fig. 2 dargestellt ist, eine mit dem zu
-r~~Synchronmotor
Strahler_~ Strahler
Blendenrad
Vergleichskammer Analysenkammer
Messkammer Messkammer
2.7 Photometrische Absorptionsmessgeriite
Heteroatomige Molekule wie CO, CH4, S02 absorbieren
elektromagnetische Strahlung bei bestimmten Wellen Ian- Fig.2 Schema des nicht-dispersiven Analysengerates von Luft [4}aus
gen, wo die Strahlungsenergie der Photonen gerade einen dem Jahr 1943.
Gaz - Eaux - Eaux usees 68e annee 1988 no 4 19 3
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messenden Gas gefullte Kammer. Die periodisch rnodu-
lierte Strahlung erzeugt dabei eine Druckschwankung, die
proportional zur empfangenen Strahlungsintensitat ist.
Diese Druckschwank ung wird dann mittels Mikrostro-
mungsdetektoren oder Kondensator-Mikrophonen ge-
messen und anschliessend elektronisch ausgewertet. 1m
Prinzip handelt es sich dabei urn eine indirekte Anwen-
dung der weiter unten ausfuhrlich geschilderten Photo-
akustik.
Das Gasfilterkorrelationsverfahren beruht darau f, dass in
den Strahlengang periodisch eine mit dem Messgas gefull-
te Gaskuvette gebracht wird, welche die gesamte Strah-
lung im interessierenden Bereich absorbiert.
Prinzipieillassen sich all diese Verfahren auch gemeinsam
anwenden, so dass im Laufe der Jahre eine ganze Familie
von derartigen Geraten entstanden ist [5, 6, 7].
Praktisch aile diese Gerate rnussen aber immer noch sehr
haufig nachgeeicht werden und sind bei guter Qualitat
ziemlich teuer.
3. Photoakustische Messmethode
3.1 Geschichte
1m Jahre 1880 entdeckte Alexander Graham Bell [7], be-
kannt unter anderem als Erfinder des Telefons, dass ein
Schallfeld entsteht, wenn man gewisse Substanzen in ei-
nem geschlossenen Gef'ass periodisch mit Licht bestrahlt.
Der damals Aufsehen erregende Effekt wurde zu einem
Streitpunkt der beruhrnten Physiker jener Zeit wie z. B.
Roentgen, Tyndall, Rayleigh, Pierce. Da aber, wie aus
Fig. 3 ersichtlich, abgesehen vom menschlichen Gehor ein
geeignetes Messgerat fur akustische Wellen fehlte und der
Effekt unverstanden blieb, verebbte das Interesse innert
weniger Jahre. FUnfzig Jahre spater , in der Zwischen-
kriegszeit, erwachte das Interesse wieder. Man begann denEffekt fur wissenschaftliche Messungen im infraroten
Strahlungsbereich einzusetzen [4, 8]. Ende der sechziger
Jahre begannen Kerr [9], Kreuzer [10] und andere mit dem
Einsatz von Lasern in der Photoakustik, urn Spurengase
wie Stickoxide in der Atrnosphare im Bereich (ppb) (Teile
pro Milliarden Teile) zu messen.
" II \,
Fig. 3 Alexander Graham Bell stiess 1880 auf den photoakustischen
Effek t, mit dessen Hilfe er unt er anderem OPI ische Kommunik ation be-
treiben wollte.
Urn 1980 machte Dr. Oscar Oehler von der ETH ZUrich als
einer der ersten Experimente mit Gasanalysegeraten di-
rekt photoakustischer Art mit thermisch modulierten In-
frarotquellen und Interferenzfiltern [II, 12, 13], die zu
einer ganzen Reihe von Patenten fuhrten. Da man in der
Photoakustik direkt die vom Messgas absorbierte Lei-
stung misst und nicht wie beim Absorptions-Photometer
die Abschwachung der Strahlung am Ende der Kuvette, ist
194
es wesentlich ein facher, ein dri ftfreies Gerat zu bauen. Da-
mit wurde es moglich, ein einfaches, genaues Gasanalyse-
gerat zu konstruieren, das nur aile ein bis zwei Jahre ge-
eicht und gewartet werden muss.
3.2 Messprinzip der Photoakustik
Bestrahlt man ein zu messendes Gas mit Strahlung be-
stimmter Wellen lange, so beginnen dessen Molekule zu
schwingen. Dies geschieht immer bei Ubereinstimmungder Energie der Strahlung und einer bestimmten Eigen-
schwingung des Molekules, welche abhangt von der Masse
der Atome des Molek ules, dessen Form und Schwingungs-
modi. FUr heteroatomige kleinere Molekule liegt dabei die
Strahlung im allgemeinen im Bereich 1-15 Mikrometer
Wellenlange, d. h. im nahen bis mittleren Infrarot.
Die Schwingungsenergie der Molekule wird nach wenigen
Mikrosekunden bei Stossen mit benachbarten Molekulen
an diese abgeben, was makroskopisch bedeutet, dass die
Temperatur des Gases zunimmt. Nach dem Gesetz der
idealen Gase ist das aber in einem geschlossenen Volumen
gleichbedeutend mit einer Druckzunahme. Moduliert
man nun die Strahlungsquelle, so resultiert keine Druck-
zunahme, sondern eine synchrone Dr uckzu- und -ab-
nahme, d. h. Schalldruck, der mit einem Mikrophon ge-
messen werden kann. (Fig. 4)
Absorptions-
SpektroskopiePhotoakustik
Infrarot-
quelle
Mess-
Kammer
- - - t > r - - - Detektion
Photodiode Mikrophon
empfangene
Strahlung
Infraschall
Signal
Gaskonzentration Gaskonzentration
Fig. 4 Vergleich der Absorb/ions- (links) und der phot oak ustischen
Messmethode (rechts).
Gas - Wasser - Abwasser 68. Jahrgang 1988 Nr. 4
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Der gemessene akustische Druck kann leicht vereinfacht
folgendermassen dargestellt werden:
p =a·Q·L
Y'2n f
wobei p
a
Q
L
Y
f
Druckschwankung peak-peak
Konstante, von Gas und Umwelt abhangig
Empfindlichkeit des Mikrophons
Yom Gas absorbierte Lichtleistung
Gesamtvolurnen der Messzelle
Modulationsfrequenz
Um ein moglichst grosses Signal zu erhalten, muss also das
Mikrophon moglichst empfindlich, die Frequenz rnog-
lichst tief und das Yolumen der Zelle klein sein. Die absor-
bierte Lichtleistung kann wie folgt angenahert werden:
L
wobei I"k
c
p
Strahlung am Zelleneingang
durchschnittlicher Absorptionskoeffizient
fu r das zu messende Gas
Lange des Lichtweges
Yolumenanteil des Messgases
Druck in der Messzelle
Falls der Ausdruck im Exponenten von (2) wesentlich klei-
ner als 1 ist, stehen das Signal p und die Gaskonzentration
c in einem praktisch linearen Zusammenhang, was aller-
dings mit einem absolut kleineren Signal erkauft werden
muss. FUr eine gegebene Konzentration und Linearitat
bleibt zur Erhohung der Empfindlichkeit somit nur eine
Vergrosserung der Strahlungsleistung der Quelle sowie ein
Aufbau der Zelle, der garantiert, dass ein grosser Anteil
der Strahlung in die Zelle eintritt und die absorbierte Ener-
gie sich auf ein kleines Yolumen verteilt.
3.3 Realisierung von photoakustischen Gasanalysatoren
Eines der grbssten Probleme bei Infrarot-Messgeraten ist
die Konstruktion einer stabilen IR-Que/le. Hier wurden
vollig neue Wege beschritten, indem eine Yakuumlampe
mit einem Saphirfenster unter Yerwendung modernster
Yerbindungstechniken hergestellt wurde, die im Gegen-
satz zu normalen Gluhlampen auch im mittleren Infrarot
noch abstrahlen kann. 1m Gegensatz zu den ublichen, in
Umgebungsluft betriebenen IR-Strahler tritt hier einer-
seits keine Oxidation auf (Alterung!), andererseits kann
die Quelle wegen der geringen thermischen Tragheit direkt
thermisch moduliert werden. Bis zu etwa 20mal pro Se-
kunde kann durch schnelles Aufheizen mit grossen Stro-
men (und Abkuhlenlassen) noch eine vernunftige Modu-
lationstiefe erreicht werden. Damit entfallen die sonst
ublichen aufwendigen drehenden Modulationsscheiben
(Chopper).
Ais optische Filter werden sogenannte Interferenzfilter
verwendet, die nur sehr schmalbandig die erwunschten
Wellenlangen passieren lassen. Zur Detektion der Druck-
schwankungen von 12,5 Hz werden spezielle Elektret-
Messmikrophone verwendet, da normale Mikrophone
nur im Gehorbereich von 20 bis 20000 Hz arbeiten. Die
Gaz - Eaux - Eaux usees 68e annee 1988 no 4
(I)
Yerwendung einer derart tiefen Frequenz ergibt ein gros-
ses photoakustisches Signal und eine Unabhangigkeit ge-
gen Uber Larrnein wir k ungen.
1m Gegensatz zu andern Gasmessmethoden benotigt man
fu r die photoakustische Analyse eine geschlossene Mess-
kammer. Dies kann mit unterschiedlichen Methoden rea-
lisiert werden. Bringt man zwischen die Messzelle und die
zu messende Umgebungsluft eine Membrane, so wird der
Gasinhalt der Zelle innert weniger M inuten uber Diffusionausgetauscht. Storende Druckwellen werden abgehalten,
und der Mess-Druckstoss kann trotzdem nicht in die Um-
gebung verpuffen, da die Membrane Frequenzen bis weit
.unter 1 Hz reflektiert. Die herkornmliche Losung ist es,
mit periodisch offenen bzw. geschlossenen Yentilen die
Messzelle von der Umgebung abzutrennen. Dies bedingt
aber den Einsatz einer zusatzlichen Pumpe, mit der aber
gleichzeitigauch Gas von einer entfernten Messstelle
herantransportiert werden kann. (Fig. 5)
Die IR-Quelle wird netzsynchron mit 12,5 Hz gepulst und
ihre Strahlungsleistung auf einen konstanten Wert gere-
gelt. Das Mikrophonsignal wird verstarkt, vorgefiltert
und anschliessend mit einem n-Pfad-Filter integriert. Da-
mit erreicht man einen ausserst grossen Storabstand gegen
Brummeinstrahlung, Larrn, Yi brationen und andere
Rauschquellen. Die Eichung erfolgt mittels Eichpatronen
oder Gasmischgeraten am Einsatzort bzw. in der Service-
werkstatte ,
(2)
MEMBRANE
FILTER FENSTER
Fig. 5 Querschnitt dutch eine photoakustische Messzelle in Original-
grosse.
Ein Gerat mit z. B. einem Messbereich von 2000 ppm CO2
erreicht eine minimale detektierbare Konzentration von
35 ppm, eine Linearitat von 5070 des Messwertes und eine
Reproduzierbarkeit von 20 ppm. Der Hauptvorteil des
Gerates ist die Stabilitat: Garantiert wird eine Drift von
weniger als 10% in 18 Monaten. Der genaue Wert konnte
bis jetzt nicht gemessen werden, da Langzeitversuche nur
Driftfehler in der Grossenordnung der Eichgenauigkeit
ergaben (Fehler durch Gasgemische, Luftdruck usw). Die
Querempfindlichkeit gegenuber praktisch allen Storgasen
ist vernachlassigbar, die Fehler durch Feuchte, Tempera-
tur und Druckschwankungen (Wetter) bewegen sich insge-
samt in der Grossenordnung von wenigen Prozenten.
3.4 Einig~ Anwendungen
Kohlendioxid CO2
spielt sowohl bei Yerbrennungsvor-
gangen wie auch bei der Atmung von Menschen, Tieren
195
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und Pflanzen eine zentrale Rolle. Da photoakustische Ge-
rate wartungsarm, stabil und preiswert sind, eroffnen sie
neue Moglichkeiten in der Regelungstechnik. CO2ist ein
guter Indikator fur Lufrqualitat in geschlossenen Raurnen
und kann deshalb fur die Regelung von Klima- und Luf-
tungsanlagen verwendet werden [14]. Bei grosseren Rau-
men mit unterschiedlicher Belegung konnten damit Ein-
sparungen von bis zu 9 0 0 7 0 erzielt werden. In Treibhausern
hingegen tritt bei guter Isolation das Problem auf, dass derCO
2-Gehalt durch die Photosynthese der Pflanzen so weit
absinkt, dass letztere zum Erliegen kommt [15]. Bekannte-
ste Anwendung ist naturlich die Kontrolle von Verbren-
nungsabgasen von Fahrzeugen, Heizkesseln usw. In bio-
technologischen Reaktoren kann das Bakterienwachstum
aus der CO2-Abgabe der Nahrlosung an die Abluft be-
stimmt werden.
Andere Anwendungen sind die Kohlenmonoxyd-Messung
in Abgasen oder fur die Uberwachung der Luft in Tunnels
und Tiefgaragen, Spurenfeuchte- oder Methanmessung in
Biogas oder fur den Explosionsschutz.
3.5 Ausblick
Durch weitere Verfeinerung der Sensortechnologie und
der Auswerte-Elektronik werden weitere, schwach absor-
bierende Gase und/oder kleinere Konzentrationen mess-
bar, was viele Anwendungen in Bereich der Arbeitsplatz-
sicherheit und Immissionsmessungen errnoglicht. Durch
Rationalisierung der Produktion und Integration der
Elektronik wird es andererseits in naher Zukunft rnoglich
werden, extrem gunstige Sensoren fur die Klimaregelung
herzustellen, die den Einsatz auch in kleinen Raumen ren-
tabel machen.
Die Methode der Photoakustik eignet sich aber nicht nurfur die Messung von Gaskonzentrationen, sondern auch
fur Anwendungen in flussigen und festen Phasen. Gelingt
es z. B., den Kohlesauregehalt in Flussigkeiten zu messen,
so ergeben sich viele neue Anwendungen in Medizin, Bio-
technologie und Getrankeindustrie.
4. Schlussfolgerungen
Der Vergleich der bis anhin ublichen Verfahren der Gas-
analyse zeigt, dass deren Einsatz im allgemeinen durch die
fehlende Stabilitat und Selektivitat oder dann durch die zu
hohen Anschaffungs- und Unterhaltskosten stark einge-schrankt wird. Die kurzlich entwickelten, neuartigen pho-
toakustischen Gerate sind inharent stabiler und errnogli-
chen ein besseres Preis-Leistungs- Verhaltnis fur Anwen-
dungen im industriellen und kommerziellen Bereich. FUr
hochprazise Anwendungen in der Forschung einerseits
und Billigstanwendungen andererseits werden aber wei-
terhin andere Methoden von Vorteil sein.
L i te ra t u r vc r ze ich ni s
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dipl. Phys. ETH , sind Projektleiter bei der Firma A ritron A G, L ohwis-
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Gas - Wasser - A bwasser 68. Jahrgang 1988 N r. 4