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Studien
Zusammenfassung: die Bedrohung der Sicherheit der Seewege im Golf von Aden durch soma-lische Piraten hat seit 2008 zu einem verstärkten internationalen interesse an dem durch Bürger-kriege geplagten Land geführt. Seit nunmehr drei Jahren operieren internationale Seestreitkräfte am Horn von Afrika, doch ist bislang kein Rückgang der Angriffe erkennbar. dieser Beitrag stellt die aktuelle Lageentwicklung dar, untersucht die auslösenden Faktoren, die zur eskalation der Piraterie auf See geführt haben und verdeutlicht, warum seeseitige Strategien alleine die Piraterie nicht eindämmen werden.
Schlüsselwörter: Piraterie · Golf von Aden · Somalia · Operation Atalanta · Al-Shabaab
Piracy at the Horn of Africa. Local Causes and International Reactions
Abstract: the increase of pirate attacks at the Horn of Africa in 2008 and the resulting threat for maritime security has put the international spotlight on war-torn Somalia. For the last three years, naval deployments like the eu naval Force Atalanta were meant to deter, prevent and repress acts of piracy and armed robbery along the coast of Somalia. this article analyses the current situation of piracy at sea, underlines the root causes of contemporary Somali piracy and argues that sea-based naval operations will have only limited success.
Keywords: Piracy · Somalia · Gulf of Aden · eu naval Force Atalanta · Al-Shabaab
Z Außen Sicherheitspolit (2012) 5:279–298dOi 10.1007/s12399-012-0248-5
Piraterie am Horn von Afrika. Lokale Ursachen und internationale Reaktionen
David Petrovic
Online publiziert: 10.03.2012 © VS Verlag für Sozialwissenschaften 2012
david Petrovic verfasst an der universität zu Köln eine dissertation zum themenkomplex der Piraterie am Horn von Afrika. Zudem ist er als leitender Redakteur für das internationale Magazin für Sicherheit (iMS) tätig.
d. Petrovic ()Luisenstr. 129, 53129 Bonn, deutschlande-Mail: [email protected]
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1 Einleitung
Mit der Zeitenwende von 1989/1990 und der beginnenden Globalisierung fand eine Renaissance der Piraterie auf See statt, nachdem sie im Gegensatz der Mächte durch ordnungspolitische Maßnahmen und die starke maritime Präsenz größtenteils zum erlie-gen gekommen war. im Gefolge unkonventioneller Konflikte, prekärer Staatlichkeit und ökonomischer instabilität gefährden Piraten heute die Sicherheit der Seewege entlang des Krisenbogens über die südostasiatische Staatenwelt, die arabische Halbinsel bis hin zum Golf von Aden, den westindischen Ozean und die Gewässer nigerias und Benins in West-afrika. die Piraterie tangiert die interessen der handeltreibenden nationen und ist zu einer Herausforderung geworden, die bereits 2006 treffend durch den ehemaligen Vorsitzenden der Joint Chiefs of Staff, Admiral Mike Mullen, charakterisiert wurde:
if you had told me five years ago that i would be sending uS warships to conduct anti-piracy patrols off Africa, i am certain i would have been sceptical. But the truth is that piracy can no longer be viewed as someone else’s problem. it is a global problem because of its deepening ties to international criminal networks and the disruption of vital commerce (Mullen 2006).
2 Lageentwicklung
Seit 2007 sind Piraten vor der Küste Somalias für mehr als drei Viertel der weltweit registrierten Angriffe auf Schiffe verantwortlich. Wurden vor Somalia zu Beginn des Jahrtausends jährlich etwa 20 Überfälle zumeist in Küstennähe gemeldet, so verdoppelte sich die Zahl 2005 auf 45 verzeichnete Attacken. Als die „islamischen Gerichtshöfe“ (islamic Courts union, iCu) 2006 teile Somalias kontrollierten, ging die absolute Zahl der Überfälle auf 20 zurück. Mit dem einmarsch äthiopischer truppen und der Zerschla-gung der iCu ist seit ende 2007 eine regelrechte eskalation der Angriffe zu verzeich-nen. 2008 wurden 111, im Jahr 2010 219 Angriffe verübt, 49 Schiffe wurden gekapert und 1181 Seeleute entführt (iMB 2011, S. 23). Für 2011 setzte sich der trend der stei-genden Angriffszahlen mit 237 Attacken fort, jedoch ging die erfolgsquote der Piraten mit 28 gekaperten Handelsschiffen deutlich zurück (iMB 2012, S. 24).1 Mit Stand vom 09.01.2012 sind nach Angaben der eu 6 Handelsschiffe und 176 Seeleute in der Gewalt somalischer Piraten; teilweise bereits seit März 2010 (eu nAVFOR 2012). Regionale daus und deren Seeleute sind in diesen Zahlen der eu nicht berücksichtigt.2 die Kosten, die durch die Piraterie am Horn von Afrika allein im letzten Jahr entstanden sind, belau-
1 Für ständig aktualisierte Angriffsdaten vgl. iMB Live Piracy Map 2010: http://www.icc-ccs.org/piracy-reporting-centre/piracynewsafigures. Zugegriffen: 16. Jan. 2012.
2 nach Angaben der nGO ecoterra intl. befinden sich mit Stand vom 8. Jan. 2012 26 größere, 18 kleinere Schiffe und insgesamt 418 Seeleute in der Gewalt von Piraten. http://australia.to/index.php?option=com_content&view=article&id=9014:status-of-seized-vessels-and-crews-in-somalia-8-january-2012-&catid=99:status-of-abducted-vessels-in-somalia&itemid=132. Zugegriffen: 16. Jan. 2012.
281Piraterie am Horn von Afrika
fen sich einem Bericht von Oceans Beyond Piracy (OBP) zufolge auf knapp 7 Mrd. uS-$ (OBP 2012). dabei wurden die Ausgaben für Sicherheitsmaßnahmen seitens der Reeder ebenso berücksichtigt wie gestiegene Versicherungsprämien oder die Kosten für die mili-tärischen Operationen und die sonstigen Maßnahmen der Staatengemeinschaft.3
im unterschied zu Südostasien, wo angefangen bei Hit-rob-run-Überfällen in Hafen-anlagen bis hin zu Attacken auf Hoher See fast alle erscheinungsformen moderner Piraterie zu finden sind, beschränkt sie sich in Somalia seit 2006 vornehmlich auf die entführung von Schiff und Besatzung zum Zwecke der Lösegelderpressung. die Schiffe werden auf See geentert, besetzt und vor den von Piraten kontrollierten Städten an Land vor Anker gelegt, so dass der Zugang zu nahrung, Wasser, drogen und Munition gesi-chert ist. eingeschränkt wird die Piraterie durch die Wetterlage in der Monsunzeit, die von dezember bis Februar und von Juni bis September das Operieren mit den kleinen wendigen Schnellbooten aufgrund des hohen Wellengangs erschwert.
Ausgangspunkt der Piraten sind Camps beginnend an der nordöstlichen Küstenlinie in Puntland bis südlich der von al Shabaab kontrollierten Hafenstadt Kismayo in Südso-malia. Fanden bis 2009/2010 die Angriffe überwiegend in Küstennähe und im Golf von Aden statt, so erweiterte sich das Zielgebiet der Piraten infolge der starken Präsenz der Marinestreitkräfte. die Piraten wichen aus dem südlichen Golf von Aden in dessen nörd-liche Gebiete, in das Rote Meer sowie in das arabische Meer und die Gewässer des indi-schen Ozeans aus. dabei wurden Angriffe östlich des 72 Längengrads ebenso registriert wie Attacken im Bereich von Madagaskar. Möglich wird dies durch den zunehmenden einsatz von Mutterschiffen – Whalern, kleineren daus oder Fischerbooten als Ausgangs-plattformen. diese ermöglichen eine längere Stehzeit auf See und erweitern den Aktions-radius der Piraten erheblich. Zudem bestehen seitens der Piraten auf See (Pirate Action Groups, PAGs) Kontakte zu Bewohnern in den jemenitischen Häfen, etwa al-Mukallah und al-Shishr, so dass über diesen Weg nachschub organisiert werden kann (united nati-ons 2008a, S. 29–31).
ein spezifisches Muster der Piraten bezüglich Fracht, Flagge, typ oder Besatzungs-größe bei der Auswahl ihrer Ziele ist nicht erkennbar. Fischtrawler, Containerschiffe, Frachter und Supertanker wurden unter anderem bisher angegriffen und entführt, auch Attacken gegen Seestreitkräfte werden gemeldet. Schlägt ein Angriff fehl, so wenden die Piraten sich dem nächstmöglichen Ziel zu. Als Angriffsplattformen dienen den Piraten so genannte Skiffs, kleinere Holz- oder Fiberglasboote von vier bis sechs Metern Länge, die mit starken Außenbordmotoren betrieben werden und hohe Geschwindigkeiten errei-chen können. Bevorzugte Ziele sind dabei langsame Handelsschiffe mit einem niedrigen Freibord, die leicht geentert werden können. durch Beschuss sollen die Schiffe zum Halt gezwungen werden, so dass sie mittels Leitern von den Skiffs aus geentert werden kön-nen. Zwischen 10 bis 20 min bleiben der Besatzung und den internationalen Marineein-heiten, um den Angriff abzuwehren. Konnten die Piraten in dieser Zeit das Schiff nicht in ihre Gewalt bringen, brechen sie den Angriff meistens ab.
3 Zu den Auswirkungen der Piraterie sei hier verwiesen auf den Beitrag von Kerstin Petretto „Somalia und Piraterie: keine Lösung in Sicht, weder zu Wasser noch zu Land“ (Petretto 2010, S. 8–11).
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die Mutterschiffe, im Besonderen die daus und trawler, sind meist zuvor gekapert worden und die Besatzung befindet sich noch an Bord und wird zur Zusammenarbeit mit den Piraten gezwungen.4 die Mutterschiffe führen die Skiffs im Schlepp und sobald ein potenzielles Ziel in Reichweite ist, werden diese zum Angriff klar gemacht. eine neue entwicklung ist der einsatz von gekaperten Handelsschiffen als Mutterschiff. So brach-ten zwischen 40 und 50 Piraten im März 2011 die MV Sinar Kudus in ihre Gewalt. die Piraten nutzten das Schiff umgehend für eine Attacke auf den Schüttgutfrachter emperor, die allerdings durch ein bewaffnetes Sicherheitsteam zurückgeschlagen werden konnte (eu nAVFOR 2011). neben dem direkten einsatz der gekaperten Handelsschiffe als Mutterschiffe ist die hohe Anzahl der Piraten an Bord eine neue entwicklung. Bei der Befreiung der Vega 5 durch die indische Marine Mitte März 2011 im Arabischen Meer wurden 61 Piraten festgenommen. das international Maritime Bureau (iMB) schätzt, dass auf den als Mutterschiff eingesetzten tankern und Frachtern teilweise bis zu 100 Personen an Bord waren (interview mit Pottengal Mukundan in Hamburg 2011).
3 Der politische Kontext
die hinreichende Bedingung für das Auftreten der Piraterie entlang der somalischen Küstenlinien stellt die katastrophale entwicklung des Landes dar. Mit dem Zerfall staat-licher Strukturen im Zuge des Bürgerkrieges seit 1991 dominieren Gewaltoligopole auf regionaler und lokaler ebene (Mehler 2003; trotha 2000). Staatliche Sicherheits-institutionen erodierten, Warlords und ihre Milizen rangen um Macht und einfluss, die internationale Gemeinschaft versagte in ihren Bemühungen um eine Stabilisierung der Situation. Äußere einflussfaktoren in dem fragilen Raum um das Horn von Afrika wie der Gegensatz zwischen Äthiopien und eritrea fanden ihre ergänzung in der unterstützung rivalisierender Milizen in Somalia – kurz: Somalia wurde zum Paradebeispiel eines failed State (Rotberg 2004).
der Zerfall der staatlichen institutionen fand seine Fortsetzung in der Fragmentierung des Staatsgebiets. Somaliland im norden erklärte sich bereits im Mai 1991 für unabhän-gig, Puntland im nordosten folgte im August 1998 mit einer teilautonomie. Während es in beiden staatsähnlichen Gebilden gelang, ein relatives Mehr an Sicherheit für die Bevölkerung zu erreichen, versank Süd-Zentralsomalia im Bürgerkrieg zwischen den verschiedenen Warlords und deren Clanmilizen. nach mehr als zehn gescheiterten Frie-densverhandlungen kam es 2004 zur Gründung einer Übergangsregierung (transitional Federal Government, tFG) unter dem puntländische Präsident Abdullahi Yusuf.
die Übergangsregierung, von Anfang an durch Partikularinteressen ihrer Mitglieder geschwächt, konnte keinen politischen einfluss in Somalia entfalten, geschweige denn marodierende Warlordmilizen eindämmen. 2006 kam es in Mogadischu zu bewaffne-ten Auseinandersetzungen zwischen lokalen Warlords und den Milizen der islamischen
4 Gleichwohl gibt es auch Hinweise, dass jemenitische daus als Mutterschiffe regelrecht ange-mietet werden und die Besatzung sich im Falle eines Angriffs durch die Marinestreitkräfte als Geiseln der Piraten ausgibt (diese informationen entstammen einem Gespräch mit nAtO-Offi-ziellen sowie dem Somaliareport 2011a)
283Piraterie am Horn von Afrika
Gerichtshöfe. die iCu konnten die Warlords aus Mogadischu herausdrängen und über-nahmen die Kontrolle über die Stadt. es gelang den iCu, ein System relativer Sicherheit zu implementieren, dessen erfolg den einfluss der Gerichtshöfe bald über Mogadischu hinaus in Süd-Zentralsomalia ausdehnte. im Juni 2006 kontrollierten die iCu Moga-dischu, bis november/dezember fast ganz Südsomalia. (Menkhaus 2007, S. 359–380; Møller 2009, S. 10–16). der einfluss der iCu mit ihren Milizen als Ordnung stiftendes element forderte die Regierung Yusuf heraus. der traditionelle Verbündete der tFG und zugleich Feinbild der iCu, Äthiopien, intervenierte im dezember 2006 in Somalia und konnte die iCu aus ihren Stellungen herausdrängen. unterstützt wurde Äthiopien dabei durch die uSA, die in den Kräften der iCu radikale islamisten und terroristen vermutete. im ganzen Land brachen Aufstände gegen die äthiopische Besatzung und die tFG aus, die Somalia in die blutigsten Auseinandersetzungen der letzten dekade führten.
im Frühjahr 2008 kam es in djibouti unter Begleitung der internationalen Staaten-gemeinschaft zu konkreten Friedensverhandlungen zwischen der tFG und teilen der Aufständischen, in deren Folge ende 2008 die Regierung Yusuf zurücktrat und die äthio-pischen truppen abzogen. Am 29. Januar 2009 wählte das Parlament den ehemaligen Sprecher der iCu Sheikh Sharif Sheikh Ahmed zum Präsidenten Somalias, der seither gestützt und geschützt durch truppen der Afrikanischen union (African union Mission on Somalia, AMiSOM) agiert (Menkhaus et al. 2009, S. 1–5; Höhne 2008, S. 5–8).
4 Zur aktuellen Situation
der neuen Regierung unter Sheikh Ahmed gelingt es seither ebenfalls nicht, ihren poli-tischen einflussbereich zu erweitern, geschweige denn das Land zu befrieden. Ausein-andersetzungen zwischen dem Präsidenten, dem Premierminister und dem Sprecher des Parlaments sowie der einfluss von Claninteressen auf die politische Agenda und nicht zuletzt die grassierende Korruption hemmen die politische Gestaltungskraft der Über-gangsregierung. die tFG konnte ihren Machtbereich in Mogadischu seit dem Rückzug der al Shabaab aus der Stadt im August 2011 ausweiten, kann aber – wenn überhaupt – nur geringen einfluss auf einige Regionen in Somalia entfalten. Sie erweist sich bisher als unfähig, für Sicherheit in den von ihr kontrollierten Gebieten zu sorgen, grundlegende dienste für die Bevölkerung bereit zu stellen, ein politisches Programm zu entwickeln oder Reformen etwa in Verfassungsfragen umzusetzen (iCG 2011, S. 2–5, 10–16).
Auch im Sicherheitssektor zeigen sich die Schwächen der tFG. ihre militärischen truppen sowie die Polizei stellen kein einheitliches Gebilde dar; eine den Zielen des Staates Somalia verpflichtete Armee existiert auf dem Papier, nicht aber in der Praxis. Zwar werden viele der auch durch dritte wie Äthiopien, Kenia und der eu (european trainingsmission on Somalia, eutM) ausgebildeten truppen zur durchsetzung von Zie-len der tFG eingesetzt, die Loyalität der truppe liegt aber nicht bei der Regierung son-dern zuvorderst bei dem eigenen Clan bzw. dem Geldgeber. Schlagkräftige Milizen wie die der Aluh Sunna Waljama’a (ASWJ)5 lehnen den einsatz der eigenen Kämpfer unter
5 die ASWJ ist Bündnis verschiedener Clans in Zentralsomalia (Mudug, Galgmudug, die sich mit ihren Milizen 2006 zur Verteidigung gegen die al-Shabaab zusammengeschlossen hatten)
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Führung der tFG ab und setzen sie vornehmlich zur Sicherung des eigenen territoriums ein. Aufgrund der katastrophalen Bedingungen für die kämpfenden truppen der tFG, wie unregelmäßige Bezahlung und die mangelnde bis nicht vorhandene medizinische Versorgung, desertieren Soldaten oder finden sich später in verschiedenen Warlordmili-zen oder bei al-Shabaab.
Bekämpft werden die tFG und ihre Verbündeten im Besonderen durch die islamisti-sche al-Shabaab, die den Friedensprozess von 2008 ablehnten und sich von den gemä-ßigten Kräften um Sheikh Ahmed abgespalten hatten. Sie kontrollieren den Großteil Südzentralsomalias und führen auch Attacken in den nördlichen Regionen aus. Standen sich nach dem Kollaps des Landes 1991 noch verschiedene Warlord- und Clanmilizen gegenüber, so bekämpfen sich nun mit Sheikh Ahmed an der Spitze der tFG und den Aufständischen islamistische Gruppen gegenseitig. dabei stellt die al-Shabaab kein ein-heitliches Gebilde dar sondern unterliegt im inneren dynamischen Prozessen, die den Partikular- und Claninteressen der involvierten Warlords und lokalen Führer geschuldet sind. So gibt es Kampfgruppen und lokale Führer, die sich als pro-somalische Miliz ver-stehen und die die ausländischen truppen und Organisationen aus Somalia herausdrän-gen wollen, deren Selbstverständnis aber eben nicht unbedingt das einer regionalen oder globalen jihadistischen Gruppierung ist. dennoch ist die Radikalisierung der al-Shabaab besorgniserregend. diese hat sich unter der ausländischen Führung von einer innerso-malischen Miliz zu einer radikal-islamistischen entwickelt, die nach eigenem Bekunden enge Kontakte zu weiteren terroristischen Strukturen wie zum al-Qaida-netzwerk unter-hält. Auch die umbenennung 2009 in Harakat al-Shabaab Mujahideen in Anlehnung an die talibanbewegung Afghanistans verdeutlicht die Radikalisierung und zunehmend jiha-distische Ausrichtung (Menkhaus 2011, S. 20–21; iCG 2010).
Seit dem Frühjahr 2011 führen truppen von AMiSOM sowie Milizen der tFG eine gemeinsame militärische Offensive gegen al-Shabaab. die uSA führen seit dem Sommer 2011 gezielte Luftschläge gegen einrichtungen der al-Shabaab durch und Kenia versucht seit dem Winter des vergangenen Jahres mittels einer militärischen Offensive eine Puffer-zone entlang der Grenze zu schaffen. ein ende der Kampfhandlungen, geschweige denn eine Beruhigung der Situation in Somalia ist derzeit allerdings nicht in Sicht.
in ermangelung wirksamer administrativer Strukturen bilden sich neben Somaliland und Puntland weitere durch lokale Gruppen autonom verwaltete teilregionen und staats-ähnliche Gebilde heraus. So wurden etwa mit Galmudug, Himan und Heeb sowie Azani durch Übereinkünfte verschiedener Clans Administrationen gebildet, die die Regionen verwalten und mit ihren Clanmilizen die begrenzte einflusssphäre sichern. diese teil-regionen sehen sich vor allem mit der al-Shabaab konfrontiert, zudem kommt es zu terri-torialkonflikten zwischen den Regionen, etwa zwischen Galmudug und Puntland. Hinzu kommen Banditen, vagabundierende Milizen und, in Bezug auf Galmudug, Piratensyn-dikate. Wenngleich diese autonomen Regionen schwach sind und die politische einfluss-sphäre der Regierungen gering ist, können sie doch in begrenztem umfang für Sicherheit sorgen sowie rudimentäre dienstleistungen für die Bevölkerungen bereitstellen. die zunehmende Fragmentierung des Staatsgebietes unterminiert aber den Führungsanspruch der tFG und birgt Konfliktpotentiale, die zu Auseinandersetzungen zwischen den teil-regionen und den jeweiligen Clans untereinander bzw. gegen die tFG und al Shabaab führen können (ausführlich hierzu: Pugh, 2011, S. 36–38).
285Piraterie am Horn von Afrika
die Folgen der Auseinandersetzungen der vergangenen Jahre führten zu einer eskala-tion der Gewalt und damit einhergehend schwersten Menschenrechtsverletzungen durch alle Kriegsparteien. Massive Flüchtlingsbewegungen waren die Folge: Rund 1,5 Mio. Menschen gelten als internally displaced persons (idPs), mehr als 600.000 Menschen haben das Land verlassen. (unHCR 2011, S. 2). die Ökonomie liegt am Boden, Hun-ger und Armut wurden durch die dramatischen dürren in den vergangenen Jahren noch verschlimmert. nach Angaben der Vereinten nationen sind mit etwa 3 Mio. Menschen rund ein drittel der Bevölkerung auf humanitäre Hilfe angewiesen; gemessen an einer geschätzten Gesamtbevölkerung von 9 bis 12 Mio. Somalis eine ungeheure Anzahl.
5 Voraussetzungen für die Eskalation der Piraterie seit 2008
die Auswirkungen des Bürgerkrieges und der inneren Auseinandersetzungen, im Beson-deren die erosion hoheitlicher Sicherheitsinstitutionen und die ökonomische Situation stellen das katalytische Moment für die Piraterie entlang der somalischen Küstenlinie dar. Jedoch begründet allein der Verweis auf die implikationen des Staatszerfallsprozesses seit 1991 für sich genommen nicht ausreichend, warum die Lage auf See 2007/2008 der-art eskalierte. Hierfür sind auslösende Faktoren zu identifizieren, die sich in der jüngsten Geschichte des Landes finden und anhand derer die entwicklung der Piraterie von küsten-nahen Überfällen hin zur Phase der eskalation auf der Hohen See nachgezeichnet werden kann. dabei ist erstens eine frühe Phase der Piraterie seit Mitte der 1990er erkennbar, die sich zweitens aufgrund der prekären Situation im Sicherheitssektor vor allem in Puntland und Südzentralsomalia von 1998–2008 verschärfte. Mit der eskalation des Bürgerkrieges seit 2006/2007 eskalierte drittens ab 2008 die Lage auf See.
infolge des Zusammenbruchs und der Auflösung staatlicher exekutivorgane kam es ab 1991 zu einer ersten, frühen Phase der Piraterie, die ihre ursache in der Abwehr der illegalen Fischerei so genannter iuu-Flotten (illegal, unreported, unregulated) und in der illegalen Müllverklappung auf See findet, die bei weitem jedoch nicht mit der der-zeitigen eskalation der Lage vergleichbar ist. Bis zu 700 ausländische Schiffe operierten in den Gewässern vor Somalia (High Seas task Force 2006, S. 81; FAO 2005) und gin-gen rücksichtslos gegen somalische Subsistenzfischer vor. Geschützt wurden die traw-ler teilweise von Warlordmilizen oder regional agierenden „Küstenwachen“, die mit der „Lizenzierung“ der Fischerei ein einträgliches Geschäft betrieben. in der Folge kam es entlang der gesamten Küstenlinie, im Besonderen vor Puntland, Mogadischu und Kis-mayo zu Angriffen der lokalen Bevölkerungen auf die iuu-trawler (iCG 2009, S. 12; Marchal 2011, S. 34–39). dabei gerieten zunehmend auch Handelsschiffe zum Ziel der Attacken. die Handelsschiffe wurden angegriffen, oftmals wurde der Schiffsafe geplün-dert, Waren und treibstoff gestohlen und teilweise Lösegelder gefordert (FAS 2000). der „Schutz“ der eigenen Gewässer entwickelte sich zu einem profitablen Geschäft verschie-dener Gruppen. Wenngleich die Abwehr illegaler Fischer als erklärungsmuster für die rapide Zunahme der Überfälle seit 2007/2008 wenig tauglich erscheint, resultieren aus ihr erfahrungswerte bezüglich Angriffen gegen Schiffe sowie eine weitgehende Akzeptanz und Legitimation der Piraterie als Akt der Selbstverteidigung, die sich über Clangrenzen hinweg manifestiert hat (Petretto 2010, S. 15; Rudloff und Weber 2010, S. 39–43).
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eine zweite Phase der eskalationsstufe der Piraterie lässt sich anhand der inneren Situ-ation in Puntland nachzeichnen. nach der Autonomieerklärung 1998 konnte die Regie-rung unter Präsident Yusuf gestützt auf die Milizen und den Geheimdienst ein System relativer Sicherheit implementieren (iCG 2009, S. 5–7). in Puntland wurde unter Yusuf zunächst die private Sicherheitsfirma Hart Security beauftragt, die Gewässer vor Punt-land zu schützen. Aufgrund innerer puntländischer Auseinandersetzungen übernahm das Sicherheitsunternehmen SomCan den Auftrag. Sowohl Hart als auch SomCan trainierten die puntländische Küstenwache im umgang mit moderner navigationstechnologie und mit Speedbooten sowie in taktiken, andere Schiffe zu entern und zu sichern (Marchal 2011, S. 37–38; iCG 2009, S. 11–12).
Mit dem Übertritt Yusufs in die somalische Übergangsregierung wurde Puntland direkt in die Konfliktlage des Südens involviert. Yusuf verlegte aufgrund der Auseinandersetzun-gen mit rivalisierenden Warlords und den iCu einen teil seiner Milizen von Puntland nach Südsomalia, wirtschaftlich unterstützt durch die neue Regierung unter Mohamud Muse Hersi („Adde“). neben dem Bürgerkrieg im Süden eskalierte ein bereits länger schwelen-der Grenzkonflikt mit Somaliland im norden. dies hatte zur Folge, dass die neue puntlän-dische Regierung sich in verschiedene Auseinandersetzungen involviert sah, mit geringen eigenen, verlässlichen militärischen Kräften. die niederlage in dem Grenzkonflikt unter-grub die Autorität der Regierung Adde. die unterstützung der tFG im Süden, Misswirt-schaft, Fehlkalkulationen und Fehlinvestitionen führten zu einer politischen Krise, einer massiven Schwächung der Wirtschaft und zur Hyperinflation. die Sicherheitskräfte, unter ihnen auch die durch SomCan trainierte Küstenwache sowie die Polizei, konnten im April 2008 nicht mehr bezahlt werden. die Kontrolle über den nordosten Puntlands entglitt der Regierung und es kündigte sich eine Welle krimineller Aktivitäten an, eben auch eine rapide Zunahme der Piraterie. Sicherheitskräfte, lokale Autoritäten und Regierungsmit-glieder sind in Puntland seither direkt oder indirekt in die Piraterie involviert und Puntland entwickelte sich, Martin Murphy folgend, zu einem „Pirate Sanctuary“ (Murphy 2011, S. 55–64; iCG 2009, S. 7, 10–12; Hansen 2009, S. 31–33; Höhne 2008, S. 12–13).
in der kurzen Phase der weitgehenden Machtkontrolle durch die islamischen Gerichts-höfe in Südsomalia kam es drittens zu einem temporären Rückgang der Piraterie ent-lang der süd-zentralsomalischen Küste. die Milizen der iCu konnten einfluss über die notorischen Piratenhochburgen Kismayo und Marka im Süden Somalias und Harardheere und Hobyo im Mudug gewinnen und gingen offensiv gegen die PAGs vor. in der Folge kam es zu einer Fragmentierung der organisierten Gruppen, Piraten wurden verhaftet, getötet oder flohen in ihre Herkunftsdörfer (Hansen 2009, S. 27). Aufgrund der Auseinan-dersetzungen in Süd-Zentralsomalia 2006 konnten lokale Kriegsherren ihre einflussge-biete neuerlich festigen. Auch den Piraten gelang die Reorganisation, so dass 2007/2008 Piraten neben den Regionen in Puntland besonders aus Harardheere und Hobyo heraus agierten und von der Abwesenheit staatlicher Sicherheitsorgane und einer dynamischen Bürgerkriegslage profitierten.
Zusammenfassend stellte sich die Situation ende 2007/Anfang 2008 als günstig für die Piraterie dar. Schwache bis nicht vorhandene staatliche Strukturen, schwache und korrupte Sicherheitskräfte sowie eine in den jeweiligen Regionen ruhige Sicherheitslage ermöglichte es den Piraten, ihre Operationen durchzuführen und die gekaperten Schiffe für die dauer der Lösegeldverhandlungen vor Anker zu legen. Wird diese „Ruhe“ in
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den Regionen gestört, etwa durch die Machtübernahme der Shabaab in Harardheere oder durch den druck lokaler Clans oder von Milizen auf die Piraten, so verlagern diese ihre Hauptbasen. derzeitiger Schwerpunkt der Piratengruppen ist vor allem die Region zwi-schen Garacad und Hobyo.
in Süd- und Zentralsomalia stellt die Piraterie ein direktes Symptom des Staatszerfalls, der erosion von Sicherheitsstrukturen und dem Auftreten lokaler Warlords dar. Ohne-hin eine mutmaßliche drehscheibe für den Waffenschmuggel auf See, gründeten sich auf Koyaama vor Kismayo und in der Region um Hobyo und Harardheere spätestens seit 2003 strukturierte und hierarchisch gegliederte Gruppen wie die national Volunteer Coast Guard (nVCC) oder die Somali Mariners. unterstützung und training in mariti-men Fragen erhielten die Gruppen vermutlich durch puntländische Piraten, die auf erfah-rungen der Piraterie in den 1990ern zurückgreifen konnten (Hansen 2009, S. 24–27). in Puntland führte ein Konglomerat sozio-ökonomischer (illegale Fischerei, Korruption, inflation, wirtschaftliche Situation) und politischer Faktoren (Sicherheitssituation) zur einer verstärkten Aktivität der Piraten. neben ehemaligen Sicherheitskräften, Milizionä-ren und Fischern zählen auch Piraten aus dem Süden, die im Zuge der Kontrolle der iCu im Süden in den norden geflohen waren, zu den Mitgliedern heutiger PAGs.
6 Die Triebfeder der Piraterie
Piraterie ist zuvorderst ein auf privaten Gewinn ausgerichtetes Verbrechen; die Lösegeld-zahlungen stellen das Leitmotiv zu Angriffen auf die Handelsschifffahrt dar. Belastbare Gesamtsummen der Lösegeldzahlungen über die vergangenen Jahre sind nur schwerlich zu eruieren, da die Reeder bemüht sind, gezahlte Lösegelder nicht öffentlich darzulegen. (Ploch et al. 2009, S. 9–11; House of Lords 2010, S. 55). die bekannten Summen, die zur Auslösung von Schiff und Besatzung aus den Händen der Piraten seitens der Ree-der bezahlten werden, haben sich rapide nach oben entwickelt. Wurden in den 1990ern noch mehrere Hunderttausend uS-$ verlangt und bezahlt, so waren es 2009 im Mittel rund 3,4 Mio. und 2010 mehr als 5 Mio. uS-$. Jährlich werden so Lösegeldzahlungen von circa 150–180 Mio. uS-$ angenommen, was beispielsweise den Gesamthaushalt Puntlands mit 16–20 Mio. uS-$ bei weitem übertrifft (African development Bank 2010, S. 5; OBP 2012, S. 2). Spitzenwerte bei den Lösegeldzahlungen sind bisher geschätzte 9,5 Mio. uS-$ für den südkoreanischen Supertanker Samho dream; für den kuwaitischen tanker MV Zirku wird eine Lösegeldsumme von 12 Mio. uS-$ angenommen (Bowden 2010, S. 9).6 Gemessen an geschätzten 70.000 uS-$ investition in eine unternehmung samt Attack- und Hold-team, Skiff, Sprit und Proviant ein rentables Geschäft (Gespräche mit nAtO-Offiziellen; united nations 2011, S. 32).
Zwar unterliegt die Piraterie aufgrund der dislozierten Marinestreitkräfte in der Region seit 2009 einem operativen Wandel; ein signifikanter Rückgang der Attacken ist derzeit jedoch nicht erkennbar. Auch wenn sich die erfolgschancen auf See verschlechtern, bleibt die Piraterie trotz der rückläufigen erfolgsquoten durch die stetig steigenden Lösegeld-
6 erinnert sei hier an den Fall des Supertankers Sirius Star, der 2008 gekapert wurde und später gegen ein Lösegeld von geschätzten 3 Mio. uS-$ freigelassen wurde.
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zahlungen ein attraktives Geschäftsmodell, was nachahmer auf den Plan ruft.7 Aufgrund der ökonomischen Krise des Landes stellt für viele junge somalische Männer häufig der Sold von Warlord- und Clanmilizen fast die einzige einnahmemöglichkeit dar (Rudloff und Weber 2010, S. 38). durch die enormen Gewinnmöglichkeiten wird die Mitgliedschaft in einer PAG oder im erweiterten netzwerk der Gruppen attraktiv. Schätzungen zufolge kann ein Mitglied einer Miliz, das die Ausgangsbasen der Piraten absichert, rund 10–15.000 uS-$ nach erfolgter Lösegeldzahlung verbuchen. Verglichen mit dem monatlichen Sold der Sicherheitskräfte der tFG von 100–120 uS-$/Monat eine außerordentlich hohe Summe. die Gewinnbeteiligung nach erfolgter Lösegeldzahlung richtet sich anteilig nach der Stellung innerhalb einer solchen unternehmung und zuvor ausgehandelten Richtlinien. Zunächst erhalten die investoren ihr investment mit teilweise erheblichem Gewinn zurück bzw. werden für die Bereitstellung eines Skiffs, einer Waffe oder von treibstoff entspre-chend bezahlt. Zudem sind je nach Region Abgaben von bis zu 30 % der Lösegeldsumme an lokale Machthaber, Milizen oder die die local communities fällig. der Rest wird anteilig zwischen den Piraten und den Milizen, die die Basen absichern, aufgeteilt. dabei kann eine Person mehrere Anteile des Lösegelds auf sich vereinen, indem sie verschiedene Aufgaben übernimmt, beispielsweise neben dem eigenen einsatz ein Skiff oder Waffen bereitstellt, als investor und Verhandlungsführer auftritt. Solange die Gefahr für Leib und Leben der Pira-ten überschaubar ist und sich kein Ausweg aus dem dilemma der Lösegeldzahlungen als Antriebsmoment für die Piraten findet, solange bleibt Piraterie kalkulierbar und attraktiv: „in sum, it has become a low-risk activity with high returns“ (united nations 2008a, S. 28).
7 Ein clanbasiertes Business
Bei der Organisation und Zusammensetzung der PAGs dominieren in der Regel die Subclanstrukturen der Region, wobei die jeweilige personelle Zusammensetzung teils zufällig und spontan verläuft. Werden besondere Fähigkeiten benötigt, so können die Gruppen auch clanübergreifend organisiert werden. die Gruppen in Puntland rekrutieren sich überwiegend aus Substrukturen der Majerteen und, im Grenzgebiet zu Somaliland, der Warsangeli. in Hobyo und Harardheere im Gebiet des autonomen Galmudug gelten Substrukturen der Saleebaan/Habar Gedir aus dem Clan der Hawiye als federführend im Piratenbusiness (united nations 2008a, S. 29). die Homogenität der Gruppen ist neben der Rekrutierungsmöglichkeit auch als Schutzfunktion anzusehen. Angriffe durch dritte können eine Reaktion des Clans hervorrufen. Clanverwandtschaftliche und gewachsene Beziehungen zu Mitarbeitern in den regionalen und lokalen institutionen sowie zu Sicher-heitskräften vor allem in Puntland unterminieren deren Bemühungen bei der Verfolgung von Piraten. Clanfamiliäre Bindungen tragen im Verbund mit der Korruption dazu bei, dass die Piraten kaum ernsthafter Verfolgung ausgesetzt sind. Piraten sind, nicht zuletzt aufgrund ihrer finanziellen Schlagkraft, ein eigener Machtfaktor in Somalia und im
7 Hierdurch steigt allerdings der druck auf die Verhandlungsführer, ein entsprechend hohes Löse-geld auszuhandeln. So ist seit Sommer/Herbst 2011 zu beobachten, dass aufgrund divergieren-der Vorstellungen die Höhe des Lösegelds betreffend es innerhalb der Piratengruppen teils zu bewaffneten Auseinandersetzungen kommt.
289Piraterie am Horn von Afrika
Besonderen in Puntland geworden (Hansen 2009, S. 25–27; iCG 2009, S. 1, 11; Murphy 2011, S. 55–64). Gleichwohl können die Piratengruppen nicht unumstritten agieren. Aus eyl wurden die Piraten erfolgreich vertrieben und den Regionen um Bander Beyla und Bargal an der nordöstlichen Küste Puntlands kommt es zu Protesten gegen und gewalt-tätigen Auseinandersetzungen mit den Piraten (Somaliareport 2011c). denn diese werden für die hohen Lebensmittel- und Spritpreise verantwortlich gemacht und der Handel über See wird stark einschränkt. Zudem gehen mit den Piraten der Konsum von Alkohol und die Prostitution einher, was von vielen der traditionell lebenden Gruppen abgelehnt wird. Auch die Regierung im Galmudug versucht mit ihren Milizen partiell gegen Piratengrup-pen in Hobyo vorzugehen, ist diesen aber zumeist unterlegen und kann kaum einfluss auf die Piratenhochburgen entwickeln (iMS 2011).
Wenngleich sich als Ausgangsbasis fast die gesamte somalische Küstenlinie anbietet, gibt es doch nur eine geringe Anzahl an geeigneten Basen, vor denen die gekaperten Schiffe bis zur Zahlung des Lösegeldes vor Anker gelegt werden können. diese holding-grounds liegen mit Bargal, Bandar Beyla und Garacad in Puntland und mit Hobyo und Harardheere im Mudug in Zentralsomalia. Kontrolliert werden die holding-grounds von den verschiedenen Syndikaten und die Mehrzahl der derzeit entführten Schiffe liegt in diesen Regionen, im Besonderen zwischen Hobyo und Garacad, vor Anker. die erfah-rungen der local communities im Piratenbusiness einerseits, clanverwandtschaftliche Beziehungen, ausgehandelte „Steuern und Abgaben“ an lokale Machthaber und Milizen zur Absicherung der Basen sowie eine relativ stabile Sicherheitssituation andererseits machen die Regionen für die Aushandlung von Lösegeldern attraktiv. die Machtüber-nahme in Harardheere durch die al-Shabaab im Frühjahr 2010 hatte kaum Auswirkungen auf die Aktivität der dortigen Gruppen. Zwar ist den Piraten das tragen von Waffen in der Stadt durch al-Shabaab untersagt worden, doch werden ihre Aktivitäten durch die islamisten toleriert. dass die Piratengruppen sich mehr und mehr von Harardheere nach Hobyo und Garacad verlagern, liegt lokalen Angaben zufolge auch an dem umstand, dass sie den Steuern von al-Shabaab – etwa 15–30 % der Lösegeldzahlungen – entgehen wollen (diese information entstammt einem telefonat mit Journalisten aus Harardheere).
8 Organisationsstruktur und Akteure
die Piraterie hat sich über die vergangenen Jahre hinweg zunehmend professionalisiert. Waren es bis 2008/2009 vornehmlich kleine Gruppen, die küstennah operierten, so bil-den sich seither Strukturen heraus, die netzwerkähnlichen Charakter besitzen und das operative „Geschäft“ zunehmend professionalisieren. der einsatz der Marinestreitkräfte zwang die Piraten geradezu, ihre Operationsgebiete zu verlagern und neue einsatztak-tiken zu entwickeln. Für Angriffe bis jenseits des 70. östlichen Längengrads und des 22. südlichen Breitengrads sowie bei schlechtem Wetter und Seegang bis zu fünf Meter sind operative Planung, navigatorische Kenntnisse und technische Ausrüstung unabdingbar. investitionen in neue, leistungsstarke Außenbordmotoren für die Skiffs, in elektronische Ortungsgeräte sowie der Kauf neuer Waffen und modifizierter Geländefahrzeuge, auf deren Ladeflächen Waffen montiert werden können (sogenannte technicals) sind wei-tere Anzeichen für eine Professionalisierung verschiedener Gruppen. Überdies bedarf der
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einsatz von Mutterschiffen und die Ausrüstung der Piraten mit Skiffs, Proviant, nahrung und Sprit sowie die gesamte Phase von der Planung und durchführung eines Angriffs bis hin zur Lösegeldübergabe erheblicher investitionen, die von kleinen Gruppen allein kaum geleistet werden können.
Zwar operieren nach wie vor kleine Gruppen vor allem im Golf von Aden und sind in der Lage, Handelsschiffe zu kapern. Für die sich anschließenden Verhandlungen benöti-gen sie jedoch eine sichere Region, vor der sie die Schiffe vor Anker legen können sowie finanzielle Mittel, um die Zeit bis zur Lösegeldübergabe zu überstehen. So sind diese Gruppen meist gezwungen, sich nach einem erfolgreichen Überfall den Syndikaten anzu-schließen oder mit diesen zusammenzuarbeiten.
die Syndikate können grob über drei Hierarchieebenen charakterisiert werden. An erster Stelle stehen einzelne investoren, die erheblich in das Business investieren und somit Gelder für Boote, Crew, Logistik und Schutz bereitstellen. Auch können mehrere regional und lokal agierende investoren und Mittelsmänner gemeinsam im Sinne einer „Company“ in eine oder mehrere unternehmungen investieren. Auf der zweiten Stufe finden sich lokale Anführer, die für das operative Vorgehen zuständig sind und die Crews auswählen und organisieren sowie die Piraten auf See. die Stärke eines „Attack-teams“ umfasst pro Skiff ca. vier bis sieben Personen, bei einem Angriffsteam mit Mutterschiff und zwei Skiffs etwa 12 bis 15 Personen. die Mitglieder müssen über bestimmte Fähig-keiten verfügen: navigatorische Kenntnisse oder den umgang mit Waffen. Zuletzt finden sich drittens diejenigen, die für den Schutz der gekaperten Schiffe verantwortlich sind. Für diese „Hold-teams“ wird eine Stärke zwischen 20 und 40 Personen pro Schiff ange-nommen, die die durchgehende Bewachung von Schiff und Besatzung verantworten. Fast man die Milizen zur Sicherung der Basen hinzu, ergibt sich eine Gesamtzahl von schät-zungsweise bis zu 100 Personen, die bei der entführung und der Bewachung der Schiffe beteiligt sind. die Hierarchieebenen sind keinesfalls starr angelegt. ein erfolgreicher Pirat kann durch investition seines Gewinns in eine neue Crew selbst zum investor werden bzw. aufgrund seiner Reputation innerhalb der Gruppen zu einer Führungspersönlichkeit aufsteigen (united nations 2010, S. 99; Petretto 2011, S. 32–35 sowie informationen aus interviews mit Piraten in Hargeisa sowie Gesprächen mit nAtO- und eu-Offiziellen).
Bekannte Piratenanführer und investoren in Puntland sind Mohamed Abdi Garaad, Ali dhuruwa und Abdi Yare. Sie steuern verschiedene PAGs, bieten logistische und prak-tische unterstützung und verfügen über exzellente Verbindungen zu weiteren investo-ren sowie in die puntländische Administration und zu den Sicherheitskräften. Boyah, ein weiterer bekannter Piratenführer, der auf clanfamiliäre Verbindungen zum derzeitigen Präsidenten Puntlands, Farole, zurückgreifen kann, führte PAGs aus eyl und wird unter anderem für die entführung der französischen Luxusjacht Le Ponant verantwortlich gemacht. Boyah wurde im Januar 2011 in Puntland zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt, allerdings ist sein derzeitiger Aufenthaltsort offiziell nicht bekannt. in Zentralsomalia gilt die Familie um Mohamed Hassan Abdi „Afweyne“ als Begründer und Financier diver-ser Syndikate, wenngleich sich die Region um Harardheere und Hobyo zu einem regel-rechten drehkreuz von verschiedenen Gruppen entwickelt hat (iCG 2009, S. 12; united nations 2010, S. 41–42; Hansen 2009, S. 20–21). Afweyne hat sich offenbar aus dem ope-rativen Geschäft zurückgezogen und neue Anführer wie sein Sohn Abdiqadir oder Ahmed
291Piraterie am Horn von Afrika
„Saneeg“ und Mohamed Abdi „Garfanji“ führen verschiedene Gruppen und Milizen, die teilweise bis zu 200 Mitglieder umfassen (Somaliareport 2011b).
9 Internationale Reaktionen
infolge der Zunahme der Piraterie und aufgrund von Attacken gegen Schiffe des Welt-ernährungsprogramms verabschiedete der Sicherheitsrat der Vereinten nationen im Früh-jahr 2008 die Resolutionen 1814 und rief die Staatengemeinschaft auf, Maßnahmen zum Schutz maritimer Hilfslieferungen zu ergreifen. Mit seiner Resolution 1816 vom Juni 2008 konkretisierte der Sicherheitsrat die Resolution 1814 und ermächtigte die Staatenge-meinschaft „alle notwendigen Maßnahmen zur Bekämpfung seeräuberischer Handlungen und bewaffneter Raubüberfälle“ (united nations 2008b, S. 3) zu ergreifen, ausdrücklich auch innerhalb der somalischen Gewässer.
Auf Grundlage dieser Resolution und den später folgenden sind neben den großen drei – der europäischen union mit der Operation Atalanta, der nAtO mit der Operation Ocean Shield und der uS-amerikanischen multinantionalen Combined task Force 151 (CtF 151) – unter nationaler Führung auch Marineeinheiten beispielsweise aus Russland, der Volksrepublik China, indien und dem iran vertreten. Japan, ebenfalls in der Region mit seegehenden einheiten und Marineaufklärern aktiv, errichtet in djibouti seine erste Militärbasis außerhalb des eigenen territoriums. Mehr als 30 Schiffe und Flugzeuge aus verschiedenen nationen operieren derzeit im Roten Meer, dem Golf von Aden, dem Ara-bischen Meer und im indischen Ozean – eine bisher einmalige Situation, wobei konver-gierende interessen der Kitt dieser ungewöhnlichen Allianz sind.
um ein gewisses Maß an Koordination der verschiedenen Player in dem Seegebiet zu erreichen, kommt es unter dem Akronym SHAde (Shared Awareness and deconfliction) zu regelmäßigen multinationalen treffen auf Arbeitsebene, bei denen neben dem infor-mationsaustausch taktische und operative Maßnahmen zur Abwehr von Piratenangriffen besprochen werden. neben Vertretern der Marinestreitkräfte sind auch interpol, eine exper-tengruppe der un sowie die industrie beteiligt (Reininghaus 2011, S. 215–218). Zudem kommunizieren die Kommandeure der verschiedenen Operationen regelmäßig miteinan-der über Mercury – ein System, in dem das Lagebild im einsatzgebiet geteilt werden kann. So ist im einsatzgebiet eine pragmatische Zusammenarbeit der Marinen erkennbar. im nebeneinander der verschiedenen Operationen bestehen jedoch unterschiedliche einsatz-prioritäten und Befugnisse sowie nationale Vorbehalte innerhalb der Oparationsteilneh-mer. So stellt bei der eu-Operation Atalanta, der ersten maritimen Operation der eu, der Schutz der Schiffe des Welternährungsprogramms World Food Programme – WFP) und von AMiSOM die oberste Priorität dar, gefolgt vom Schutz verwundbarer Schiffe vor der somalischen Küste. Als tertiärauftrag schließlich nachgeordnet die „Abschreckung, Ver-hütung und Bekämpfung von seeräuberischen Handlungen und bewaffneten Raubüber-fällen“ (europäische union 2008). durch die Priorisierung des Schutzes der WFP- und der AMiSOM-transporte bzw. der Überwachung der Handelsschifffahrt im internatio-nally Recommended transit Corridor (iRtC) im Golf von Aden sind Kräfte zur Siche-rung der Handelsschifffahrt im indischen Ozean nur begrenzt vorhanden. Zudem hemmen bei Atalanta die rules of engagement ein aktives Vorgehen gegen PAGs – etwa gezielte
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Aktionen gegen Mutterschiffe und Camps an Land. Auch sind dem einsatz von Gewalt enge Grenzen gesetzt, was eine derartige Vorgehensweise erschwert. Bei der nAtO und CtF 151 hat die Bekämpfung der Piraterie sowie die Verhinderung von Angriffen auf die Handelsschifffahrt Priorität, was einen entsprechend breiteren Mitteleinsatz zur Folge hat und dazu führt, dass die nAtO durchaus Schiffe aus der Hand der Piraten befreit bzw. vermehrt aktiv gegen die PAGs und deren Mutterschiffe vorgehen kann.
Anfängliche erfolgsmeldungen, die Angriffszahlen seien nach der implementierung von Atalanta im dezember 2008 zurückgegangen, erwiesen sich, wie Annette Weber von der Stiftung Wissenschaft und Politik treffend formulierte, „eher dem schlechten Wetter als wirkungsvoller Abschreckung geschuldet“ (Weber 2009, S. 86). die Piraten reagier-ten auf die Marineeinheiten und verlagerten ihr Operationsgebiet auf die gesamte Breite der arabischen Küstenlinie, in das südliche Rote Meer und in die Weiten des indischen Ozeans. Wurden im Golf von Aden 2009 noch 116 Angriffe registriert, so waren es 2010 nur noch 53. Allerdings stieg die Zahl im Roten Meer auf 25 an (2009, S. 15) (iMB 2010, S. 6; iMB 2011, S. 6). die erfolgschancen der Piraten im Golf von Aden konnten durch die Zusammenarbeit der verschiedenen Seestreitkräfte gemindert werden. Maßgeblich hierfür ist die einrichtung des iRtC entlang der arabischen Küstenlinie. Koordiniert durch das Maritime Security Center Horn of Africa (MSCHOA) können sich Handels-chiffe dort zur Passage im Konvoi sammeln und unter Beobachtung von Marinestreitkräf-ten diese Hochrisikoregion durchfahren. So soll sichergestellt werden, dass bei etwaigen Attacken innerhalb kurzer Zeit Streitkräfte den angegriffenen Schiffen zur Hilfe eilen können. darüber hinaus hält MSCHOA informationen über Piraterieaktivitäten für die Schiffsführer vor, empfiehlt Ausweichrouten und Selbstschutzmaßnahmen (Reininghaus 2011, S. 217–218). Sowohl einheiten von nAtO, eu, CtF 151 und die unter nationalem Kommando operierenden stellen die relative Sicherheit im iRtC her. dabei wird direk-tes Geleit zumeist von Marineeinheiten unter nationalem Kommando – Russland und China – durchgeführt, während nAtO, eu und CtF 151 verschiedene teile des Korri-dors bewachen. Gleichwohl bedeutet die einrichtung des iRtC keinen absoluten Schutz vor den Piratenattacken, auch weil die Seestreitkräfte auf die Kooperation der Reeder und Schiffsführer angewiesen sind.
Wenn der einsatz der Seestreitkräfte im Golf von Aden als relativer erfolg bewertet werden kann, so ist im Somali Bassin und im indischen Ozean schon allein aufgrund der riesigen Ausdehnung des Seegebietes für 2010 keine belastbare eindämmung der Pirate-rie zu erkennen; das Seegebiet hat in etwa die Größe europas und ist mit maritimen Kräf-ten kaum effektiv zu überwachen. 2010 wurden hier 139 Angriffe registriert, 2009 waren es 80 (iMB 2011, S. 6; iMB 2010, S. 6). Besonders in dieser Region eröffnet sich den Pira-ten durch den einsatz der Mutterschiffe ein breiter Operationsraum: die Überfälle ereig-neten sich in einer entfernung von bis zu 1200 Seemeilen zur Küste, folglich im Bereich der Westküste indiens und der Malediven bis hin nach Madagaskar (eu nAVFOR 2010).
umso wichtiger ist die Überwachung der Camps entlang der Küste, um seegehende Piraten frühzeitig abzufangen. ebenso bedeutsam ist die Überwachung des Seeraumes durch Seefernaufklärer, um mutmaßliche PAGs auf See zu identifizieren und dann durch Marinestreitkräfte zu stellen. Auch die Überprüfung mutmaßlicher Mutterschiffe ist eine notwendige Maßnahme, um die Piraten am Auslaufen in das riesige Seegebiet zu hindern. da die Piraten auf den Mutterschiffen die ursprüngliche Crew meist noch als Geiseln an Bord haben, ist eine Rückeroberung dieser Schiffe schwierig, wenngleich aber möglich.
293Piraterie am Horn von Afrika
Maßnahmen, wie das Versenken der Skiffs, die im Schlepp der Mutterschiffe mitgeführt werden, können deren Operationsfähigkeit empfindlich einschränken. Wird ein Skiff gesichtet und durch die Streitkräfte untersucht, werfen die Piraten ihre Waffen zumeist über Bord, um Beweise zu vernichten. die wenigsten Staaten sind bereit, mutmaßliche Piraten, die auf See identifiziert, jedoch nicht bei einem Angriff abgewehrt oder einer Rückeroberung verhaftetet wurden, der eigenen Strafgerichtsbarkeit zuzuführen.8 So wer-den die meisten der überprüften mutmaßlichen Piraten mit ausreichend treibstoff wieder freigelassen, nachdem das Skiff markiert wurde.9 diese Praxis des „catch and release“ ist zwar keine nachhaltige Pirateriebekämpfung, jedoch stellen die so überprüften PAGs kurzzeitig für die Handelsschifffahrt keine Gefahr mehr dar. 2010 konnten allein durch die eu mehr als 100 PAGs auf diese Weise zur Rückkehr an Land gezwungen werden (Hudson 2010) und auch die nAtO setzte im Frühjahr 2011 den Piraten vor Hobyo emp-findlich zu, indem sie seegehende Mutterschiffe frühzeitig abfing und zur umkehr zwang.
Problematisch bei der Verhinderung von Angriffen auf die Handelsschifffahrt ist der umstand, dass nur etwa 70 % der Schiffsführer bei der durchquerung der Risikogebiete die empfohlenen Abwehrmaßnahmen ergreifen (House of Lords 2010, S. 52). diese sind aber zwingend notwendig, da Seestreitkräfte die Sicherheit der Handelsschiffe nicht garantieren können. durch einen Verbund von Streitkräften und industrie wurden die so genannten Best Management Practices (BMP 2011) erarbeitet, die den Schiffsführen Maßnahmen wie das Anbringen von Stacheldraht entlang der Reling, den einsatz von Löschschläuchen oder das Fahren bestimmter Manöver empfehlen. ebenso wird der ein-satz von Sicherheitsräumen empfohlen, in dem sich die Besatzung im Falle einer Kape-rung bis zur Befreiung zurückziehen kann – wenn denn dann auch Marinestreitkräfte zeitnah zur Befreiung kommen.
die Sicherung von Handelsschiffen durch private Sicherheitsfirmen – bewaffnet und unbewaffnet – ist ein zunehmender trend bei der Passage der Risikogebiete. diese sind durchaus geeignet die Schiffe bei Angriffen zu schützen und wohl maßgeblich für den der-zeitigen Rückgang der Kaperungen verantwortlich. Problematisch ist jedoch, dass erstens keine Richtlinien für den einsatz von Gewalt gegen mutmaßliche Piraten existieren und zweitens die Gefahr besteht, dass die Gewalt auf dem Meer zunimmt, etwa indem Piraten ihrerseits aufrüsten, um die privaten Sicherheitskräfte an Bord der Schiffe zu überwältigen.
10 Handlungsoptionen und Ausblick
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Piraterie ein Symptom des Staatszerfalls in Somalia darstellt, befördert durch hohe Gewinnaussichten bei vergleichbar geringem Risiko für Leib und Leben der Piraten. die tieferen ursachen der Piraterie finden sich in
8 nach Angaben des united nations Office on drug and Crime, unOdC, warten derzeit mehr als 1000 Piraten in 19 nationen auf ihren Prozess oder sind zu Gefängnisstrafen verurteilt worden.
9 in einem interview mit dem Autor gaben Piraten an, dass in Fällen, in denen die Gruppen ohne gekapertes Schiff heimkehrten, etwa indem sie durch Marinekräfte aufgegriffen wurden, sie neuerlich auf See herausfahren müssen, um die getätigten investitionen zurückzahlen zu können. darüber hinaus steige das Ansehen festgehaltener und freigelassener Piraten innerhalb eines netzwerkes. Kehrt eine Crew nicht zurück, indem sie festgenommen wurde oder auf See umgekommen ist, so wird in eine neue Crew investiert.
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den prekären politischen Gegebenheiten der jeweiligen Regionen, vor allem in Puntland und entlang der zentralsomalischen Küste. die derzeitigen Antworten auf die Piraterie sind in der Hauptsache der einsatz von Marinestreitkräften, der Ausbau der Justizsysteme und Gefängnissen in der Region am Horn von Afrika und in Somalia sowie vereinzelte Maßnahmen im somalischen Sicherheitssektor. Jedoch kann die Piraterie hierdurch alleine mittelfristig nicht wirkungsvoll bekämpft werden. Seit 2008 ist eine stetige Zunahme der Angriffe zu verzeichnen und auch 2011 wurden die Angriffzahlen aus dem Vorjahr über-troffen, wenngleich die erfolgsquote der Piraten wie eingangs gezeigt rückläufig war. das offensive Vorgehen der Streitkräfte im letzten Halbjahr 2011 und die verstärkten Abwehr-maßnahmen der Reeder, dabei besonders der einsatz privater Sicherheitskräfte an Bord der Schiffe, scheint hierfür verantwortlich zu sein. die Übertragung des Schutzes der See-wege und der Handelsschifffahrt an private Akteure ist bei mangelndem politischen Wil-len und engagement auf diesem Feld sicherlich eine Option, aber wohl nicht die Beste.
Wenn ein sicheres und relativ stabiles umfeld am Rande der einflusssphäre staat-licher Gebilde die Piratensyndikate in ihrem Handeln begünstigt, so sollten Maßnahmen der Staatengemeinschaft darauf abzielen, diese Rückzugsräume empfindlich zu stören. dabei sollten seeseitige Maßnahmen gezielte Aktionen gegen Mutterschiffe sowie gegen bekannte größere Ausgangsbasen umfassen und mit Kommandoaktionen gegen iden-tifizierte Financiers und Piratenführer an Land verbunden werden. nur wenn sich das Risiko für die Piraten erhöht, wird deren Kosten/nutzen-Rechnung negativ ausfallen. die Piratencamps sind bekannt und werden regelmäßig überwacht, so dass bei zunehmender Aktivität vor Ort und sichtbaren Vorbereitungen zum Auslaufen der Piraten mit ihren Mutterschiffen diese schon kurz nach Verlassen der Basen durch Streitkräfte abgefangen werden sollten. dabei darf der einsatz der verschiedenen Missionen nicht isoliert gese-hen werden. Kooperationen zwischen den Missionen Atalanta, Ocean Shield und CtF 151 und mit den unter nationalem Kommando operierenden einheiten sind zwingend notwendig. denn die Zusammenarbeit erhöht die effektivität der einzelnen einheiten in der Region und bietet die Chance, dass nationale caveats und Beschränkungen innerhalb einer Operation durch eine andere ausgeglichen werden können. Wenngleich die Streit-kräfte auf Arbeitsebene erfolgreich kooperieren, besteht auf der politischen ebene aber die Gefahr eines „beauty contest“ zwischen eu und nAtO, wollen doch beide Organisa-tionen erfolge bei der Pirateriebekämpfung aufweisen.
darüber hinaus bieten sich für die Seestreitkräfte die Überwachung und gegebenen-falls die Verhinderung der illegalen Fischerei in den somalischen Gewässern an. Auch wenn die illegale Fischerei mehr moralisches Argument denn auslösendes Moment ist, trägt sie zur Legitimation der Piraterie als Akt der Selbstverteidigung bei. die Abwehr illegaler Fischer durch die Seestreitkräfte könnte dem Ansehen der Piraten schaden und dem eigenen image als rein interessenorientierte Mission entgegenwirken.
Parallel zu einem steigenden druck von See aus sollte der druck gegen die größeren Ausgangsbasen und holding-grounds hier besonders um die Regionen um Hobyo und Gara-cad erhöht werden. da eine Stabilisierung der Situation in Somalia derzeit nicht in Sicht ist, scheidet eine Bekämpfung der Piraterie durch die Zentralregierung aus. Vielmehr müs-sen die lokalen Machtrealitäten berücksichtigt und lokale Kräfte pragmatisch unterstützt werden. neben lokal agierenden Gruppen im umfeld bekannter Ausgangsbasen sollten
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vor allem die mehr oder minder stabilen substaatlichen Gebilde – hierbei im Besonderen Puntland und Galmudug – bei den Anti-Pirateriemaßnahmen aktiv mit einbezogen werden.
Seit 2009 zeigt sich die puntländische Regierung bemüht, Maßnahmen gegen ver-schiedene Piratengruppen an ihren Küstenstreifen zu ergreifen. diese umfassen beispiels-weise eine Anti-Korruptionspolitik, den Aufbau einer lokalen Küstenwache sowie partiell bewaffnete Aktionen gegen Piratengruppen und Befreiungsaktionen gekaperter Schiffe. Auch die inhaftierung und Verurteilung von festgenommenen Piraten deuten in die rich-tige Richtung. dennoch steht die Staatengemeinschaft bei der unterstützung Puntlands vor einem dilemma, da die Verbindungen zwischen Regierungsmitgliedern und den ver-schiedenen Piratengruppen nicht hinreichend geklärt sind. So kann nicht ausgeschlossen werden, dass das Vorgehen von teilen der Regierung gegen bestimmte Gruppen mehr eigenen Clan- und Partikularinteressen geschuldet ist denn dem Willen, der Piraterie an der eigenen Küste ein ende zu bereiten. So gilt es mangels Alternativen in dieser Region, die Regierung in ihren Bemühungen zu unterstützen, dabei die ergebnisse aber kritisch zu überprüfen. der Ausbau der Küstenwache sollte praktisch – finanziell und technisch – gefördert werden. Aus ökonomischer Sicht bietet sie Anreize für die lokale Bevölke-rung und kann einen Beitrag zur Verfolgung der Piraterie leisten, auch wenn die Gefahr besteht, dass sich Angehörige der Küstenwache aufgrund besserer einkommenschancen kriminellen Aktivitäten zuwenden.
unzweifelhaft wird nur durch eine Verbesserung der Situation in Somalia die Piraterie langfristig zum erliegen kommen. Jedoch geht die Bereitschaft der Mitglieder der Staa-tengemeinschaft, die notwendigen diplomatischen, finanziellen und militärischen instru-mente der Außen- und Sicherheitspolitik für eine Stabilisierung in Somalia einzusetzen, seit dem debakel der Friedensmission von 1993 (Stichwort Black Hawk Down) gegen null. die Bemühungen, die Piraterie mit Hilfe von Seestreitkräften einzudämmen werden – so notwendig sie auch sind – ins Leere laufen, wenn sie nicht eingebettet sind in mit-telfristige mehrdimensionale Bemühungen zur Stabilisierung des Landes und langfristig gesehen der gesamten Region am Horn von Afrika. eine solche Strategie, aus der sich eine Ziel-Mittel-Relation ableiten ließe und die geeignet ist, flexibel auf die inneren dyna-mischen entwicklungen in Somalia zu reagieren, ist derzeit allerdings nicht erkennbar. Mit den treffenden Worten von Rashid Abdi, Somalia-experte der international Crisis Group in nairobi:
there are no shortcuts to dealing with the piracy problem emanating from Somalia. the global community must either embark on the messy, arduous and complicated work of fixing a failed state, or remain stuck in a rut, simply tinkering at the edges of a problem that now risks getting out of hand (Abdi 2011).
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