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Portfolio Journal Professionelle Vermögensplanung & Asset Allocation Titelthema Vermögen schaffen mit Aktien, ETFs und Fonds Fünf Regeln, um reich zu werden Geldanlage und Kosten Interview mit Thomas Meyer zu Drewer Dr. Gerd Kommer über Factor Investing Wissenswert 10. Jahrgang 05-2020 Die natürliche Seite der Märkte Serie: Market-Timing – Mythos und Wahrheit

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PortfolioJournal Professionelle Vermögensplanung & Asset Allocation

Titelthema Vermögen schaffen mit Aktien, ETFs und FondsFünf Regeln, um reich zu werdenGeldanlage und KostenInterview mit Thomas Meyer zu DrewerDr. Gerd Kommer über Factor Investing

Wissenswert

10. Jahrgang05-2020

Die natürliche Seite der MärkteSerie: Market-Timing – Mythos und Wahrheit

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Vermögen schaffen ist schonschwer. Vermögen erhaltenumso mehr.„Es ist besser, einen Tag im Monat über sein Geld nachzudenken, als einenganzen Monat dafür zu arbeiten“, sagte schon John D. Rockefeller. Leidermachen sich in Deutschland viel zu wenige Menschen Gedanken über dierichtige Geldanlage.

Mit unserem Anlegermagazin Portfolio Journal sind wir angetreten, das zuändern – und den Lesern vor Augen zu führen, was alles möglich ist. Sie kön-nen uns bei dieser Mission helfen, indem Sie das Portfolio Journal an Freundeund Kollegen weiterempfehlen.

Wenn man als Anleger ein paar grundlegende Regeln beachtet, hat jeder guteChancen, ein Vermögen an der Börse aufzubauen. Und Geldanlage muss keinMuss sein, sondern kann richtig Spaß machen. Wenn Sie schon hart für IhrGeld gearbeitet haben, sollten Sie Ihr Geld auch hart für Sie arbeiten lassen.

Mit der richtigen Anlagestrategie, genügend Zeit, Ausdauer und ein bisschenGlück kann man ein Vermögen schaffen. Wahrscheinlich wird das Vermögennicht so groß wie das von Rockefeller oder Warren Buffett, aber für eine ge-sicherte Altersvorsorge sollte es reichen.

Thomas Meyer zu Drewer von Lyxor ETF erläutert, was Sie bei der Geldanlagemit ETFs beachten sollten. Dr. Gerd Kommer, Bestsellerautor zum Thema„Investieren mit ETFs“, erklärt Ihnen, was Factor Investing ist und wie Sie esam besten einsetzen können.

Der Vermögensverwalter Werner Krieger zeigt Ihnen im zweiten Teil seinerSerie „Market-Timing – Mythos und Wahrheit“, wie Ihnen die 200-Tage-Liniebei der Anlageentscheidung behilflich sein kann. Auch Dr. Alexander Schwarzmeldet sich mit einem interessanten Beitrag über Fraktale an der Börse zuWort und leitet daraus seine aktuelle Markteinschätzung ab.

EditorialPortfolioJournal

2 Portfolio Journal 05-2020www.portfolio-journal.de

Oliver Paesler(Chefredakteur)

Der Diplom-Ökonom Oliver Paesler ist Chefredakteur im„Nebenjob“. Hauptberuflich entwickelt ernicht nur Anlagestrategien fürinstitutionelle Anleger, sondernmit dem Captimizer auch dieSoftware, um diese zu erstellenund zu testen.Privatanleger können seinenStrategien mit dem RoboVisorfolgen. Sein erstes Buch über techni-sche Indikatoren erschien2007 im FinanzBuch Verlagund zeigt, wie Indikatoren ander Börse gewinnbringend ein-gesetzt werden.Vor mehr als 25 Jahren grün-dete er, mit fünf weiteren Kom-militonen, das FinTech-Unternehmen logical lineGmbH, für das er noch heutetätig ist.

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3 Portfolio Journal 05-2020www.portfolio-journal.de

InhaltPortfolioJournal

Aktuelles

Titelthema

Wissenswert

Termine

Webinar mit Werner Krieger: Geld anlegen mit ETFsVorträge in den VTAD-RegionalgruppenBörsentage und Finanzmessen

Musterdepot: Krisenfeste FondsDie natürliche Seite der MärkteMarket-Timing – Mythos und Wahrheit: Die 200-Tage-Linie-Strategie

Vermögen schaffen mit Aktien, ETFs und FondsFünf Regeln, um reich zu werdenGeldanlage 4.0 – Was bietet sie dem Privatanleger?Die Kosten der GeldanlageZehn Fragen an Thomas Meyer zu Drewer von Lyxor ETFFactor Investing

Kriegers Kolumne:Trendcheck:Trendcheck:Börsenampel:Börse saisonal:Analyse:

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Zwischen Inflation und DepressionDAX, S&P500, Nasdaq100 Gold, US-Dollar und 10j. dt. StaatsanleihenBörsenampel steht auf GELBGlobale Aktien im JuniHolen jetzt deutsche Aktien auf ?

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AktuellesPortfolioJournal

Kriegers Kolumne:

Zwischen Inflation und Depression

Je nach Sichtweise werden die verantwortlichen Notenbanker und Politikerweltweit von den Erfahrungen der Vergangenheit geleitet. Dabei werdenwohl viele Notenbanker und Politiker ihr Augenmerk auf die Jahre 1922 bis1932 richten.

Immer in der Hoffnung, dass sowohl eine Weltwirtschaftskrise und Depressionwie 1929–32 als auch eine Hyperinflation, die im Oktober 1923 mit einer In-flationsrate von 29,525 Prozent ihren Höhepunkt fand, vermieden werdenkann. Nicht umsonst warnen die hin- und hergerissenen Verantwortlichenimmer wieder vor dem einen oder dem anderen Szenario.

Das Blöde ist nur, dass zur Verhinderung beider Szenarien fiskal- und finanz-politisch unterschiedlich vorgegangen werden müsste. Und so kann man nurauf ein gutes Feintuning und eine global koordinierte Geld- und Fiskalpolitikhoffen; anders als es damals zwischen 1922 und 1932 der Fall war.

Auch die Auswirkung auf die Aktienmärkte wären je nach Szenario äußerstunterschiedlich. Der Dow Jones zum Beispiel explodierte und vervielfachtesich im Zeitraum 1924 bis Herbst 1929, nur um dann vom Herbst 1929 bis1932 um 80 Prozent einzubrechen.

Aktuell ähnelt unsere Situation am ehesten einer vorinflationären Phase. DieUmlaufgeschwindigkeit des Geldes ist (noch) gering. Obwohl das Geldmen-genwachstum immens hoch ist, schaffen es die Notenbanken aktuell nicht,ihr Inflationsziel von ca. zwei Prozent zu erreichen. Von einem schnellen An-ziehen der Inflationsraten ist mangels Nachfrage und hoher Kapazitäten auchnoch nicht auszugehen. Die niedrigen Energiepreise als Konsequenz einesstarken Überangebots und geringer Nachfrage tragen das ihrige zu den nichtanziehenden Inflationsraten bei. Auch die übergeordneten eher deflationärwirkenden Faktoren „demografische Entwicklung“ und „technischer Fort-schritt“ sollte man nicht ausblenden.

Was das Geldmengenwachstum anbetrifft, so setzt die Coronakrise als Turbojetzt noch eins oben drauf. Schließlich stehen die Notenbanken jetzt erstrecht unter enormem Druck.

Werner Krieger(GFA Vermögens-

verwaltung GmbH)

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Die amerikanische Wirtschaft zum Beispiel steht vor einem Einbruch desBIPS in Höhe von 20 bis 30 Prozent und einer Rekordarbeitslosigkeit von ca.25 Prozent. Das führt in den nächsten Monaten zu einem weiterhin schwachenprivaten Konsum. Die Energiebranche liegt aufgrund der geringen Ölpreiseam Boden und viele Darlehen dürften nicht mehr bedient werden können.Vergessen wir nicht, dass die Verschuldung vieler Unternehmen sehr hochist, die Einnahmen weggebrochen sind und weiter sinken.

Eine Rettung verschiedener Banken durch die US-Regierung könnte im Laufdes Jahres auch noch ins Haus stehen, zumal sich Banken mit einem Nied-rigzinsumfeld sehr schwer tun. Und so gelingt die Rettung der Wirtschaft nurüber eine weitere Ausdehnung der Staatsverschuldung und weitere Aufkäufevon Wertpapieren durch die Notenbanken. Die Bilanzsumme der US-ameri-kanischen Notenbank Fed könnte so bis Ende 2021 auf die astronomischeSumme von zwölf Billionen US-Dollar ansteigen.

Flankierend sorgen die Regierungen für gigantische Konjunkturpakete. AngelaMerkel und Emanuel Macron haben ein 500-Milliarden-Euro-Wiederaufbau-programm für die Eurozone auf den Weg gebracht. Es besteht zwar im Rahmendieses Programms die Gefahr der reinen Umverteilung von Geldern von Nord-nach Südeuropa. Und die Vergemeinschaftung von Schulden innerhalb derEurozone nimmt damit ihren Lauf. Doch die ohnehin schwachen Unternehmenund Banken – vor allem Südeuropas – müssen nach dem Willen der Politikerweiter am Leben gehalten werden. Man denke nur an die FluggesellschaftAlitalia, die schon seit zehn Jahren am Tropf des Staates hängt.

Wie die europäische Zentralbank EZB wird wohl auch die Fed in den USAbald Minuszinsen einführen (müssen). Trump würde das passen und so ver-weist er auch immer wieder auf den strategischen Vorteil der Minuszinsenfür die Eurozone. Und Trump wird alles daransetzen, die Wirtschaft bis zuden Wahlen im Herbst wieder ins Laufen zu bringen – koste es, was es wolle.Zudem weiß jeder Ökonom, dass neben einer Überbewertung der Aktien-märkte und einer inversen Zinsstrukturkurve vor allem eine Deflation bishereiner der Hauptgründe für Börsenbaissen war, auch 1919 bis 1921.

Kamen in der Vergangenheit alle drei Faktoren – also eine inverse Zinsstruk-turkurve, eine Überbewertung der Aktienmärkte und eine Deflation – zusam-men, wurde es auf den Finanzmärkten und in der Realwirtschaft sehr heftig.Diese Faktoren zu verhindern wird also weltweit ganz oben auf der Agendader Notenbanken und Regierungen stehen – zumal das Absenken der Zinsenbisher jede nachhaltige Aktienbaisse verhindert hat.

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AktuellesPortfolioJournal

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Alles Nachrichten, die Börsianer wiederum erfreuen. Schließlich sind Inflati-onsraten zwischen null und zwei Prozent gepaart mit niedrigen Zinsen histo-risch betrachtet ein idealer Nährboden für steigende Aktienkurse.

Mittel- bis langfristig bleibt aber eine Frage im Raum: Wie und wann werdensich die Aktienkursentwicklungen und die fundamentale Entwicklung der Re-alwirtschaft wieder annähern? Wird sich die Realwirtschaft aufgrund des Do-pings durch die Notenbanken wieder an die hohen, ambitionierten Aktien-kursbewegungen so annähern können, dass man von einem Einklang derBewertungen von Aktienmarkt der zugrunde liegenden und Realwirtschaftsprechen kann? Wir bezweifeln das …

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AktuellesPortfolioJournal

Geld anlegen mit ETFsCrashs weitgehend vermeiden und positive Aktienmarktphasen möglichstvoll auskosten; das ist der Wunsch eines jeden Anlegers. Dass dies sogarrecht einfach möglich ist, vermittelt dieses Webinar am Beispiel einer Ti-ming-Strategie auf den deutschen Aktienindex, DAX. Grundlage ist die soge-nannte 200-Tageslinien-Strategie, deren Ursprung bis in die 30er Jahre desvorigen Jahrhunderts zurückreicht.

Der DAX selbst kann im Rahmen dieser Strategie ganz leicht in Form einesETFs ge- oder verkauft werden – je nach Kauf- oder Verkaufssignal. ETFssind börsengehandelte Indexfonds und erfreuen sich zunehmender Beliebt-heit auf dem Aktienmarkt. Sie überzeugen durch geringe Kosten, einfacheHandhabung und hohe Transparenz.

Die 200-Tageslinien-Strategie kann:komplett selbst von Laien und in Börsendingen unerfahrenen Anlegern1nach diesem Webinar nachvollzogen und komplett verstanden werden, selbst von Laien nachgebaut werden und2ganz billig bei Direktbanken umgesetzt werden.3

Zudem erfordert diese Strategie sehr wenig Aufwand.

Hier geht es zur Anmeldung ...

Webinar

Webinar Di., 16. Juni 2020 19:00–20:30 Uhr

Kursnummer:103035-1

Dozent: Werner Krieger

Gebühr:12,00 EUR

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DAX (Deutsche Aktien)

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1500

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750

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S&P 500 (US-Aktien)

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4000

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NASDAQ 100 (Technologie-Aktien)

DAX fällt wieder unter seinen 200-Tage-DurchschnittDer DAX konnte am 3. Juni seine 200-Tage-Linie

überwinden und gab damit grünes Licht für einenAufwärtstrend. Allerdings verlor der DAX

am 11. Juni mehr als vier Prozent und fielwieder unter seine 200-Tage-Linie. Daher hat die Trendampel nach der kur-zen Grünphase zurück auf gelb geschal-

tet. Es bleibt abzuwarten, ob der DAXbald wieder grünes Licht zeigt. [nr]

Auch der S&P 500 fällt knapp unterseinen 200-Tage-DurchschnittDer S&P 500 konnte bereits am 27. Mai seine 200-

Tage-Linie überwinden und sich deutlicher nachoben absetzen, als der DAX. Allerdings ist

auch der S&P 500 am 11. Juni knapp un-ter seinen 200-Tage-Durchschnitt gefal-len. Daher zeigt die Trendampel auchbeim S&P 500 aktuell wieder gelbes

Licht. [nr]

Der NASDAQ100 erreicht ein neues Allzeithoch bei 10094 PunktenDie Technologie-Aktien befinden sich weiterhin im

Aufwärtstrend und der NASDAQ100 konnte erst-mals über 10.000 Punkte steigen.

Der Rücksetzer am 11. Juni führte denNASDAQ100 zurück in den Bereich desvorherigen Allzeithochs. Der Bereich umdas vorherige Allzeithoch hat sich, durch

das Überwinden dieser Marke, von einerWiderstands- in eine Unterstützungszone

gewandelt. [nr]

Trendcheck:

DAX, S&P 500, NASDAQ 100

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12000

11000

10000

9000

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3200

3000

2800

2600

2400

3002,1

JunMaiAprMärFebJanDezNovOktSepug

9500

9000

8500

8000

7500

70

9588,4

JunMaiAprMärFebJanDezNovOktSepug

50-Tage-Durchschnitt 200-Tage-Durchschnitt Stand: 11.06.2020 Quelle: Captimizer®

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Gold in US-Dollar

1,50

1,40

1,30

1,20

1,10

1,00

0,95

0,90

0,85

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1 Euro in US-Dollar

650

600

550

500

450

400

350

300

275

250

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REXP10 (Index für 10j. dt. Staatsanleihen)

Gold bleibt im Aufwärtstrend undpeilt Widerstandslinie an Der Goldpreis bewegt sich seit April eher seitwärts

als aufwärts. Dennoch bleibt der Aufwärtstrendintakt und die Trendampel grün.

Ein Ausbruch aus der Preisspanne von1750 bis 1680 USD sollte Gold wiedermehr Dynamik verleihen. Bei einemAusbruch über die Marke von 1750 USD

ist der Weg bis zum Allzeithoch aus demJahr 2011, bei 1900 USD, frei. [nr]

Euro wechselt in den AufwärtstrendDer Kurs des Euro, gegenüber dem US-Dollar, konnte sowohl die 50- als auch

die 200-Tage-Durchschnittslinie über-winden. Das sind klare Anzeichen für einen

Aufwärtstrend. Daher zeigt die Trendampeljetzt grünes Licht beim Euro.Die Widerstandslinie bei 1,12 USD konnte ohne Pro-bleme überwunden werden. Jetzt wartet dernächste Widerstand bei 1,15 USD. [nr]

REX10 wieder unter dem 50- unddem 200-Tage-DurchschnittDer REX10 befindet sich nun wieder unterhalb sei-

ner flach verlaufenden 50- und 200-Tage-Durch-schnittslinien. Der Rückgang im Mai und An-

fang Juni führte den REX10 bis zu seinerUnterstützungslinie bei 670 Punkten.An dieser Unterstützungsmarke wurdedie Abwärtsbewegung am 8. Juni ge-

stoppt. Seitdem bewegt sich der REX10wieder etwas nach oben. [nr]

Trendcheck:

Gold, US-Dollar, Anleihen

1700

1650

1600

1550

1500

1450

1400

1350

1300

172

JunMaiAprMärFebJanDezNovOktSepug

1,130

1,120

1,110

1,100

1,090

1,080

1,1348

JunMaiAprMärFebJanDezNovOktSepug

710

700

690

680

670

660

650

676,49

JunMaiAprMärFebJanDezv

50-Tage-Durchschnitt 200-Tage-Durchschnitt Stand: 11.06.2020 Quelle: Captimizer®

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Bedingt durch die V-förmige Erholung der Aktienmärkteweltweit steht unsere Börsenampel seit dem 25. Mai aufGELB. Wir befinden uns damit in einer Orientierungsphase,die durch die an sich volatilen Sommermonate hindurchanhalten könnte. Die große Frage ist jetzt, ob die Aktienmärkte bereits denVerlauf der Rezession widerspiegeln oder ob die extremexpansive Notenbankpolitik zu neuen Höchstständen beiden Aktienkursen führen kann. Steigen die Aktienmärkteweiter an, so baut sich allerdings ein enormes Korrektur-potenzial auf. Realwirtschaft und die Bewertung der Aktienmärkte driftennämlich immer weiter auseinander. Wann diese Blaseplatzen wird, weiß jedoch niemand. Und so vertrauen wirweiterhin den Signalen unserer Börsenampel. Übergeordnet gehen wir davon aus, dass sich die Märkteerst im Herbst endgültig beruhigen werden. Dann wirdman auch die wirtschaftlichen Folgen der Coronakriseleichter abschätzen können.

Markttrend:Der Markttrendindikator hatte von einem sehr nied-rigen Niveau V-förmig nach oben gedreht und am25. Mai seine Entscheidungslinie überschritten.

Marktstimmung:Die Marktstimmung kippte ab Ende Februar raschab und durchbrach dann mit enormem Druck dieEntscheidungslinie. Jetzt aber versucht sie rechtdynamisch die Entscheidungslinie anzugreifen, liegtaber noch darunter.

Markttechnik:Die Markttechnik liegt weiterhin unterhalb der Ent-scheidungslinie und nähert sich ihr langsam an.

Nun müssen wir abwarten, wohin die aktuelle Ori-entierungsphase endgültig tendieren wird. Die Börsenampel steht auf GELB. Ob nach GELBROT oder GRÜN folgen wird, ist aktuell nicht zubeantworten.

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AktuellesPortfolioJournal

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GFA-Börsenampel:

Börsenampel steht wieder auf GELB

Stand: 01.06.2020, Quellen: Bloomberg, www.gfa-vermoegensverwaltung.de

GFABörsen-ampel

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Erläuterungen zur GFA-Börsenampel:Im Rahmen der GFA-Börsenampel werden Senti-mentindikatoren, trendfolgende Indikatoren undmarkttechnische Indikatoren in drei Blöcken zu-sammengefasst. Im Bereich der Markttechnik wird die Stabilität desAktienmarktes gemessen. Dabei kommt z. B. derMarktbreite eine besondere Rolle zu. Harte Kennzahlen zu sentimenttechnischen Indika-toren werden im Marktsentiment zusammengeführt.Indikatoren wie die Volatilitätsindikatoren VIX undVDAX New spielen dabei eine wichtige Rolle. Im Bereich Markttrend wird die Trendstärke desdeutschen Aktienmarktes anhand verschiedenertrendfolgender Indikatoren gemessen. Mit der GFA-Börsenampel werden die Signale derdrei Indikatorenblöcke sowohl für eine binäre In-vestitionsgradsteuerung als auch zur mehrstufigenSteuerung der Aktienquote umgesetzt. Bei der bi-nären Steuerung wird entweder zu 100 Prozent inAktien des deutschen Aktienmarktes investiert oderes wird überhaupt nicht in Aktien investiert (Aktien-quote = 0). Zwischenschritte gibt es bei der binärenUmsetzung nicht.Bei der mehrstufigen Steuerung ist eine Investitionin Höhe von 0, 25, 50, 75, 100 oder sogar über 100Prozent (mit Hebel über Futures) Aktienquote mög-lich. Seit Mai 2013 wird das Ergebnis der Signalge-nerierung monatlich veröffentlicht, u. a. in der Fi-nanzzeitschrift Smart Investor.

In dieser Livephase hat die GFA-Börsenampel her-vorragende Dienste als Risiko-Overlay für den deut-schen Aktienmarkt geleistet. Auch der Backtest biszurück zum 01.01.2000 bestätigt das Ergebnis derLivephase, wie Sie der Grafik leicht entnehmen können.

Mehrstufige Investitionsgradsteuerungder GFA-Börsenampel im Fonds Deutsche Aktien Systematic Invest:Der 2019 aufgelegte Deutschlandfonds DeutscheAktien Systematic Invest (WKN: LU1327105620)wird nach der mehrstufigen Investitionsgradsteue-rung der GFA-Börsenampel umgesetzt – also auchunter zusätzlicher Beachtung von Gelbphasen derBörsenampel, in der – wie oben beschrieben – inZwischenschritten Aktienquoten erhöht oder redu-ziert werden.

Werner Krieger und Dr. Werner Koch

Binäre Investitionsgradsteuerung derGFA-Börsenampel im RoboVisor:Die GFA-Börsenampelstrategie investiert das ge-samte Kapital gleichgewichtet in einen DAX-ETF, ei-nen MDAX-ETF und einen TecDAX-ETF, wenn dieGFA-Börsenampel grünes Licht für den Kauf von Ak-tien gibt. Andernfalls wird das Kapital im Geldmarktzum EONIA-Zinssatz angelegt. Eine aktuelle Rückrechnung der Anlageergebnissebis ins Jahr 2000 zeigt Ihnen das Strategie-Facts-heet im RoboVisor. Dort finden Sie alle wichtigenRendite- und Risikokennzahlen.

10 Portfolio Journal 05-2020www.portfolio-journal.de

AktuellesPortfolioJournal

www.robovisor.de/factsheet/30316

Mit dem Aktionscode GFA2020 können Leser desPortfolio Journals dieser Strategie ein Jahr lang aufwww.RoboVisor.de kostenfrei folgen. Sie erhaltendann Kauf- und Verkaufssignale, sobald die GFA-Börsenampel umspringt.

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11 Portfolio Journal 05-2020www.portfolio-journal.de

AktuellesPortfolioJournal

Faktor Größe SMB: Kleine Aktiengesellschaften erzielten 3,82 % Rendite und damit deutlichmehr als die großen, die nur auf 0,40 % kamen. Das zeigt ein optimistisches Anlegerverhalten an.

Der Juni ist ein schwacher Monat für Aktien. Mit einer durchschnittlichen Renditevon -0,03 % und einer Gewinnhäufigkeit von 55,1 % errechnet sich ein Erwar-tungwert von -0,02 %, der unter dem risikofreien Zins liegt. Einzig das DownsideRisk ist unterdurchschnittlich, womit der Juni ein Monat mit wenig Überra-schungen ist. 2020 kann er trotzdem ein spannender Monat werden, da sichgroße Vermögensverwalter wie Warren Buffet gegen die Fed stemmen wollen.Das wird eine Zerreißprobe zwischen Bullen und Bären geben.

Faktor Wert HML: Wachstumstitel erzielten 19,47 % und damit deutlich mehr als Value-Aktien, die -3,35 % Verlust hinnehmen mussten. Ein so ausgeprägter Renditeunterschiedweist auf einen starken Optimismus und Gewinnmitnahmen bei Value-Aktien hin.

Faktor Zyklus CMD: Zyklische Aktien erreichten 1,76 % Rendite, während defensive Aktiennur 0,06 % erzielten. Auch dieser Faktor CMD weist auf einen großen Optimismus hin.

Faktor Momentum: Momentumaktien waren mit 0,17 % weniger rentabel als der Markt, wasnicht ungewöhnlich für den Mai ist.

Der Aktienmarkt hat sich im Mai sehr optimistisch und wenig saisonal gezeigt. Die Anleger gehen von einerschnellen Erholung und zeitlich begrenzten Rezession aus. Auffällig sind die großen Renditeunterschiedezwischen kleinen und großen Aktiengesellschaften, aber vor allem zwischen Wachstumstiteln und Value-Aktien.

Börse saisonal:

Globale Saisonalität im Juni

Thomas Hupp

seit 1949 mtl. Rendite mtl. Rückgangsrisiko Gewinnhäufigkeit ErwartungswertJuni 2020 -0,03 % 2,13 % 55,1 % -0,02%

Rückblick: Renditefaktoren europäischer Aktien im Mai

Stand: 01.06.2020 Quelle: Thomas Hupp (www.asset-oszillator.de)

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AktuellesPortfolioJournal

Holen jetzt deutsche Aktien auf ?Beschäftigen sich Anleger mit den internationalen Aktienmärkten, so geratenschon seit vielen Jahren automatisch die US-amerikanischen und hier wie-derum der Technologiebereich in den Fokus der Betrachter. Verstärkt seit2008 wird dadurch der deutsche und vor allem auch der europäische Ak-tienmarkt im Vergleich zu den amerikanischen abgestraft.

Man setzt keinen Pfifferling mehr auf die wirtschaftliche Zukunft Europas;deshalb werden auch die Aktienmärkte gemieden. Gut möglich, dass wir inEuropa wirtschaftlich viel verschlafen haben; an einem bestimmten Punktjedoch ist bereits soviel Negatives in die Aktienkurse eingepreist, dass sichgrößere antizyklische Chancen ergeben. Dieses Zurückschnellen und Einpen-deln der Aktienmärkte ist langfristig symptomatisch, bedarf jedoch einesAuslösers.

Robert Rethfeld vom Börsenbrief Wellenreiter (www.wellenreiter-invest.de)hat diesen Zusammenhang in einigen Schaubildern der Frühausgabe vom22. Mai sehr gut herausgearbeitet. Er wittert aufgrund seiner Analysen auchmit Blick auf die europäischen Aktienmärkte Morgenluft für die nächstenJahre. Den Auslöser dafür sieht er in den Renditespreads.

Betrachten wir aber zunächst in der folgenden Grafik die (währungsbereinigte)relative Wertentwicklung des deutschen Aktienmarktes (KDAX) im Vergleichzum US-amerikanischen S&P 500. Bei der relativen Betrachtungsweise gehtes nicht darum, wie die Aktienmärkte gestiegen oder gefallen sind, sondernwelcher der beiden in Relation zum anderen mehr oder weniger angestiegenoder gefallen ist.

Diese im folgenden Chart dargestellte Verhältniszahl (Ratio) macht deutlich,wie stark der deutsche Aktienmarkt noch von 1968 bis ca. 1978 in Relationzu den USA zulegen konnte. Seit Ende der Achtzigerjahre ist die Luft jedochraus. Investoren investieren eben dort, wo Zukunft gemacht wird. Und dasist seit Jahrzehnten nicht mehr bei uns der Fall.

Rein rechnerisch liegt die Verhältniszahl aktuell auf einem 50-Jahres-Tief,wobei die letzten zehn Jahre am schmerzhaftesten waren.

Werner Krieger

Der Diplom-Kaufmann WernerKrieger ist ausgebildeter Analyst (CEFA) und hat 1997die GFA VermögensverwaltungGmbH gegründet. Dort ist er als geschäftsführen-der Gesellschafter für dieProdukt entwicklung und dasManagement der hauseigenenProdukte verantwortlich.

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13 Portfolio Journal 05-2020www.portfolio-journal.de

AktuellesPortfolioJournal

Im internationalen Vergleich wird Deutschland vorallem in den letzten ca. zehn Jahren abgestraft, wieder (währungsbereinigte) Vergleich des deutschen(KDAX) mit dem internationalen Aktienmarkt (MSCIWorld) verdeutlicht (s. nächste Grafik).

Damit einher geht natürlich auch das seit 2008 zu-rückhaltende Investitionsverhalten von Fondsma-nagern, wenn es um eine Investition in europäischeAktien geht. Europäische Aktien werden in interna-tional ausgerichteten Fonds aktuell mit 17 Prozentuntergewichtet; damit wird nun sogar die Unterge-wichtung aus den Jahren 2011 und 2012 unterboten.

Einen Grund dafür, dass sich jetzt antizyklischeChancen in Europe und Deutschland ergeben könn-ten, sieht Robert Rethfeld in einer Beruhigung ander Zinsfront der Eurozone.

Grafik 1: Vor allem seit 2008 sinkt die Attraktivität der deut-sche Aktienmärkte im Vergleich zu den US-Märkten.Quelle: www.wellenreiter-invest.de

Grafik 2: Im internationalen Vergleich sinkt die Attraktivitätdeutscher Aktien seit 2008.Quelle: www.wellenreiter-invest.de

Die Renditen etwa von 10-jährigen Staatsanleihenliegen in der Eurozone inzwischen eng beieinanderund selbst bei hoch verschuldeten Ländern unterzwei Prozent.

Man könnte also der europäischen Politik unterstel-len, so mit aller Macht die Eurozone retten zu wollen– koste es, was es wolle. Ein politisches Zeichendafür ist auch das 500 Milliarden schwere Merkel-Macron-Konjunkturpaket – auch wenn eine Trans-ferunion immer wahrscheinlicher wird.

Das Konjunkturpaket soll zeigen, dass die Regie-rungen in der Eurozone zu allem bereit sind; vonder europäischen Zentralbank EZB wusste man dasja schon. Vorläufig steht damit auch der Euro nichtzur Disposition.

Bei einem genauen Blick auf die Zinsspreads fälltauch auf, dass die Phase seit 2008, als die Spreadsin der Eurozone auseinanderzudriften begannen,deutsche und europäische Aktien im internationalenVergleich abgestraft und nur noch untergewichtetberücksichtigt wurden. Die engen Spreads könntennun eine (relative) Aufholung der europäischen Ak-tienkurse einläuten.

Grafik 3: Fondsmanager gewichten europäische Titel unter.Quelle: www.wellenreiter-invest.de

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Kurs-Umsatz-Verhältnisse im internationalen Vergleich

Attraktive Bewertung in Japan und Deutschland,USA vergleichsweise teuer.

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Rein bewertungstechnisch wäre es Zeit, dass dieeuropäischen Aktienmärkte aufholten; schließlichliegt zum Beispiel das Kurs-Umsatz-Verhältnis mit0,67 bis 1,51 für deutsche Aktien wesentlich nied-riger als in den USA (2,81), wie die folgende Tabelleaufzeigt:

Grafik 4: Perpherie-Renditen 10jähriger StaatsanleihenQuelle: www.wellenreiter-invest.de

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Fünf Regeln, um reich zu werdenIn diesem Beitrag habe ich fünf grundlegende Regeln zusammengestellt,die sich in den fast 40 Jahren, in denen ich mich mit der Börse beschäftigthabe, als besonders zielführend erwiesen haben.

1. „Zeit ist Geld“Dieses Sprichwort stammt aus dem Buch „Ratschläge für junge Kaufleute“von Benjamin Franklin, das 1748 erstmals erschienen ist. Für den Aufbaueines Vermögens sind Startkapital, Rendite und ausreichend Zeit, um denZinseszinseffekt zu nutzen, grundlegende Parameter auf dem Weg zum Ver-mögen.

Lassen Sie den Zinseszinseffekt für sich arbeiten. Wer den Zinsertrag einerKapitalanlage nicht entnimmt, bekommt in der nächsten Periode auch Zinsenauf die bis dahin angefallenen Zinsen. Dadurch entsteht ein exponentiellerWachstumseffekt, der bei häufiger Wiederholung zu gewaltigen Vermögenführen kann. Je länger die Anlagedauer und je höher die Verzinsung, destowirkungsvoller kann sich der sogenannte Zinseszinseffekt entfalten. AlbertEinstein soll den Zinseszins gar für die „größte Erfindung des menschlichenDenkens“ gehalten haben.

Dieser Wachstumseffekt gilt natürlich nicht nur für Zinsanlagen, sondern auchbei anderen Kapitalanlagen, wenn die Gewinne nicht entnommen, sondernreinvestiert werden. Das ist auch gut so, da es aktuell kaum noch Zinsen aufdas Ersparte gibt.

Fangen Sie möglichst früh an, dann sind ihre Chancen, ein Vermögen zu schaf-fen, besonders gut. Das meinte auch der Starinvestor Warren Buffett, als ersagte: „Mit elf Jahren habe ich mein erstes Geld investiert. Bis dahin warmein Leben ohne Sinn."

Nutzen Sie die Kraft des Zinseszinses, um aus einem kleinen Vermögen eingroßes zu schaffen. Je länger diese Kraft wirken kann, desto gewaltiger istdas Ergebnis. Wer mehr Startkapital hat, braucht bei gleicher Rendite wenigerZeit. Wer mehr Rendite erzielt, braucht bei gleichem Startkapital wenigerZeit, bis er sein Vermögen geschaffen hat. Wer wenig Zeit hat, braucht hinge-gen mehr Rendite oder ein höheres Startkapital.

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Oliver Paesler

Der Diplom-Ökonom Oliver Paesler entwickelt nicht nurAnlagestrategien für institutio-nelle Anleger, sondern mit demCaptimizer auch die Software,um diese zu erstellen und zutesten. Privatanleger könnenseinen Strategien mit dem Ro-boVisor folgen.Sein erstes Buch über techni-sche Indikatoren erschien2007 im FinanzBuch Verlagund zeigt, wie Indikatoren ander Börse gewinnbringend ein-gesetzt werden.

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Wenig Zeit kann allerdings problematisch sein, dennes braucht immer Zeit, bis ein Rückschlag wiederaufgeholt werden kann. Eine hilfreiche Kennzahl da-für ist die längste Verlustphase, die man in der Ver-gangenheit erlebt hätte.

2. Risiken richtig einschätzen!Das Risiko entscheidet meist darüber, ob man aufdem Weg zum Ziel aufgibt. Es ist sehr wichtig, dassman mit dem maximalen zwischenzeitlichen Rück-gang zurechtkommt und keine schlaflosen Nächtehat, wenn er wirklich eintritt. Im Backtest sieht einRückgang von 20 Prozent nicht so schlimm aus,aber man muss auch den Stress in der Realität aus-halten können.

Viele Anleger überschätzen ihre Risikotragfähigkeitund sehen nur die Rendite. Ein Sprichwort sagt nichtumsonst: „Gier frisst Hirn.“ Dass bei einer Renditevon zehn Prozent pro Jahr auch mit einem zwischen-zeitlichen Wertverlust von 40 Prozent gerechnetwerden muss, klingt nicht dramatisch. Aber meiständert sich diese Einschätzung bereits dann, wennman mit einem realen Rückgang des Anlagekapitalsvon 25 Prozent konfrontiert wird.

Der DAX beispielweise hat einen zwischenzeitlichenWertverlust von 73 Prozent zu verzeichnen. WennSie am 08.03.2000 bei 7987 in den DAX eingestie-gen und am 13.03.2003 bei 2354 in Panik wiederausgestiegen wären, hätten Sie genau den denkbarungünstigsten Zeitraum für ein Investment erwischt.Dass man nach einem solchen Trauma nichts mehrvon der Börse wissen will, ist nachvollziehbar. Abergenau das gilt es durch eine intelligente Anlagestra-tegie zu vermeiden.

Ich verdoppele den maximalen Rückgang aus demBacktest und überlege, ob ich das auch noch aus-halten kann. „Börsengewinne sind Schmerzensgeld.Erst kommen die Schmerzen, dann das Geld." DieseWeisheit des Börsenaltmeisters André Kostolany

bestätigt sich immer wieder. Wer die zwischenzeit-lichen Schmerzen nicht ertragen kann und aufgibt,bekommt auch am Ende kein Geld.Selbstverständlich gehört auch ein wenig Glückdazu. Wenn man in den ersten Jahren keinen kräf-tigen Rückschlag erleidet, fällt es sicher leichter,seiner Handelsstrategie zu vertrauen und auchSchwächephasen zu überstehen. Mit einer intelli-genten Handelsstrategie versuchen wir den FaktorGlück auf ein Minimum zu reduzieren und eine mög-lichst gradlinige Vermögensentwicklung zu errei-chen.

3. Diversifikation nutzen!Schon in der Antike machten sich Menschen Ge-danken über die Aufteilung ihres Vermögens. Imbabylonischen Talmud findet sich beispielsweiseder Satz: „Stets teile ein Mensch sein Geld in dreiTeile: ein Drittel in Grundbesitz, ein Drittel in Warenund ein Drittel in seiner Hand.“ Diese Faustregelwird allerdings nicht begründet, sondern beruht aufErfahrungen im Umgang mit Risiken. Er erinnertmich allerdings schon sehr an die heute gebräuch-liche Risikostreuung über mehrere Anlageklassen.

Ähnliche Faustregeln wie „Lege nicht alle Eier in ei-nen Korb" oder „Setze nicht alles auf eine Karte“sind wohl jedem schon mal zu Ohren gekommen.Diese relativ grobe Art der Risikostreuung wirdheute als „naive Diversifikation" bezeichnet. Dabeisteht naiv eher für einfache und keineswegs fürschlechte Risikostreuung.

Der Nobelpreisträger Harry Markowitz sagte einmal:„Diversification is the only free lunch in investing".Das bedeutet, dass die Streuung des Risikos überverschiedene Aktien und Anlageklassen nichts kos-tet, aber einen großen Vorteil bringt. Man erhält da-durch ein besseres Rendite-Risiko-Verhältnis. Di-versifikation kann das Risiko eines Portfolioserheblich reduzieren, aber nicht ganz ausschalten.Wer sein Geld in Aktien anlegt, sollte für eine aus-

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Page 17: Portfolio Journal 05-2020 · Portfolio Journal Professionelle Vermögensplanung & Asset Allocation Titelthema Vermögen schaffen mit Aktien, ETFs und Fonds Fünf Regeln, um reich

reichende Diversifikation sorgen. Alles auf eineKarte zu setzen ist nicht ratsam. Denn ein Unter-nehmen kann plötzlich in Schieflage geraten odersogar zum Insolvenzfall werden. Dann ist das ge-samte Anlagekapital verloren und man ist aus demSpiel. Kapitalerhalt ist das oberste Gebot bei derGeldanlage.

Allerdings ist eine ausreichende Diversifikation mitwenig Anlagekapital nicht so einfach. Denn Min-destgebühren können für hohe Kosten sorgen, dieerst einmal verdient werden müssen.

Bei fünf Euro Mindestgebühren je Transaktion und„nur“ 5.000 Euro Anlagekapital haben Sie ein Pro-zent an Kosten je Kauf und Verkauf, wenn Sie dasAnlagekapital über zehn Aktien streuen möchten.Eine derartige Kostenbelastung macht viele Han-delsstrategien unwirtschaftlich.

In diesem Fall sind ETFs besser geeignet, denn siebeziehen sich auf einen Index und der verfügt übereine Basisdiversifikation. So kommt man mit zweibis drei Positionen im Depot aus und die Transakti-onskosten je Kauf und je Verkauf liegen bei „nur“noch 0,2 Prozent.

Mit 25.000 Euro Anlagekapital kommt auch eineHandelsstrategie in Betracht, die das Anlagekapitalauf zehn Aktien verteilt. Dann liegt man wieder bei0,2 Prozent Transaktionskosten. Wenn man das Ka-pital um den Faktor zwei hebelt, indem man CFDsoder Faktorzertifikate einsetzt, wären die Transak-tionskosten bei 0,1 Prozent. Allerdings verdoppeltsich dann auch das Risiko (maximaler zwischen-zeitlicher Wertverlust) bezogen auf das Eigenkapital.

4. Kosten minimieren!Geldanlage ist nicht kostenlos, auch wenn esmanchmal auf den ersten Blick so erscheint. Die Fi-nanzindustrie willen nur ihr Bestes – nämlich IhrGeld. Geldanlage verursacht Kosten. Kosten min-

dern unweigerlich die Rendite, Kostenreduktion er-höht sie. Das sollte aber nicht auf Kosten der Si-cherheit geschehen.

Die Kosten sind sicher, die müssen Sie immer be-zahlen, während Erträge und Kursgewinne ungewisssind. Anders als die Rendite stehen die Kosten vonvornherein fest. Anders als Steuern und Inflation,die Ihr Vermögen mindern, sind die Kosten aller-dings vom Anleger beeinflussbar. Sie sollten dieKosten im Auge behalten und reduzieren, wo essinnvoll ist. Denn gesparte Kosten erhöhen IhreRendite!

Der kostengünstigste Weg ist meist die Direktinves-tition in das Anlageobjekt. Aktien und Anleihen kön-nen Sie über die Börse kaufen und verkaufen, sodass nur Transaktionskosten und Kosten für die Auf-bewahrung (Depotgebühren) anfallen. In diesemFall übernehmen Sie die Auswahl der Aktien undAnleihen sowie die Aufteilung Ihres Vermögensselbst.

Das Selbermachen erfordert natürlich Zeit und et-was Fachwissen. Allerdings kann Geldanlage auchsehr viel Spaß machen. Die Transaktionskosten kön-nen Sie durch den Wechsel von einer Filialbank zueiner günstigen Onlinebank reduzieren.

Bei den meisten Onlinebanken fallen auch keineKontoführungsgebühren für das Depot an. DieTransaktionskosten bei einer Filialbank sind höher,weil Sie der Bankmitarbeiter bei Ihren Wertpapier-transaktionen berät. Wenn Sie darauf verzichtenkönnen, spart das viel Geld.

Wer die Auswahl der Aktien nicht selbst vornehmenmöchte, kann einen Fonds kaufen und diese Arbeitsomit einen Fondsmanager erledigen lassen. Daskostet natürlich Gebühren. Günstiger geht es miteinem ETF. Ein ETF ist ein börsengehandelter Fonds,der einen Index wie den DAX oder den MSCI World

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nachbildet. Deshalb kann bei einem ETF auf denFondsmanager verzichtet werden, was zu deutlichniedrigeren Gebühren führt.

Wenn Sie auch die Strukturierung Ihres Vermögensnicht selbst übernehmen wollen, können Sie einenFinanzberater oder Vermögensverwalter damit be-auftragen. Der Finanzberater schlägt Ihnen dannmeist Investmentfonds vor. Bei herkömmlichen In-vestmentfonds ist der Ausgabeaufschlag und einTeil der Gebühren als Entlohnung für den Finanz-berater gedacht.

Die sogenannte Bestandspflegeprovision ist Teil derFondsgebühren und wird kontinuierlich den Fonds-vermögen entnommen. Nicht nur freie Finanzbera-ter, sondern auch die meisten Bankberater werdenin dieser Form vergütet. Deswegen empfehlen siein erster Linie Investmentfonds.

Bei ETFs gibt es weder Ausgabeaufschlag noch eineBestandspflegeprovision, deshalb werden sie auchbevorzugt von Honorarberatern empfohlen. Ein Ho-norarberater bekommt seine Vergütung ausschließ-lich vom Kunden und darf keine Provisionen anneh-men. Empfiehlt er seinen Kunden einenherkömmlichen Fonds, muss er seinem Kunden dieProvision rückvergüten.

Da in Deutschland die überwiegende Mehrheit derFinanzberater ihr Geld über Provisionen verdient,denken viele Kunden, die Beratung sei kostenlos.Allerdings ist das ein oft teurer Irrtum, denn mit derZeit summieren sich die Provisionen. Außerdem be-steht die Gefahr, dass der Berater den Fonds mehraufgrund der Höhe der Provision als nach dem Be-darf des Kunden auswählt.

Ein Vermögensverwalter darf ebenfalls keine Pro-visionen eines Fonds behalten, sondern muss siedem Kunden rückvergüten. Anders als der Hono-rarberater darf der Vermögensverwalter im Namen

des Kunden handeln und so auch direkt Aktien fürihn kaufen und verkaufen. Für seine Dienstleistungstellt der Vermögensverwalter dem Kunden eineGebühr in Rechnung.

Auch sogenannte Robo-Advisor stellen meist ihreLeistung direkt den Kunden in Rechnung und be-vorzugen deshalb ebenfalls ETFs.

5. Nutzen Sie klar definierte Handelsstrategien mit einem statistischen Vorteil!Eine vollständige Handelsstrategie umfasst vorde-finierte Regeln für das „Wann“ (Ein- und Ausstieg),das „Wieviel“ (Positionsgröße) und das „Was“ (An-lageuniversum). Jeder, der eine Anlageentscheidungtrifft, muss sich über diese Punkte Gedanken machen.

Das Anlageuniversum definiert, was überhaupt ge-handelt werden darf, also die Werte, die beobachtetwerden. Beispielsweise könnte man als Anlageuni-versum alle Aktien aus dem DAX definieren. Danndarf die Handelsstrategie nur DAX-Aktien auswählen.

Wann ge- und verkauft und welcher Wert ausge-wählt wird, bestimmen die Regeln für den Ein- undAusstieg. Als Letztes muss festgelegt werden, wieviel ge- und verkauft werden soll. Das geschiehtnach den Regeln zur Berechnung der Positionsgröße.

Mit einer vollständigen Handelsstrategie lassen sichrealistische Tests mit Daten der Vergangenheitdurchführen, bevor man nach diesem Regelwerksein Geld anlegt. Allerdings sind frühere Renditenund Ergebnisse von Backtests keine Garantie fürdie Zukunft.

Aber sie können uns die Entwicklung unseres Ver-mögens in unterschiedlichen Börsenphasen vor Au-gen führen. Bei langfristigen Tests über mehrereJahrzehnte werden mehrere Zyklen aus Hausse undBaisse durchlaufen. Dadurch gewinnt man einen

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Page 19: Portfolio Journal 05-2020 · Portfolio Journal Professionelle Vermögensplanung & Asset Allocation Titelthema Vermögen schaffen mit Aktien, ETFs und Fonds Fünf Regeln, um reich

guten Eindruck, mit welcher durchschnittlichen Ren-dite, aber auch mit welchen Rückschlägen gerech-net werden sollte.

Des Weiteren lässt sich so prüfen, ob eine Handels-strategie einen statistisch signifikanten Vorteil auf-weist. Mit Kennzahlen wie dem Profitfaktor kannfestgestellt werden, ob ein positiver Erwartungswertexistiert. Nur eine Handelsstrategie mit positivemErwartungswert sollte immer wieder angewendetwerden.

Sehr praktisch ist, dass sich die Regeln eines voll-ständigen Handelssystems einfach programmierenlassen. Dadurch können die Routinearbeiten an ei-nen Anlageroboter delegiert werden. Warum sollteman täglich Hunderte von Charts checken oderRanglisten manuell berechnen, wenn Kollege Com-puter diese Arbeit in Sekunden erledigen kann? DerAnlageroboter meldet sich mit einem Kauf- oder

Verkaufssignal, sobald es erforderlich ist. Mit derUnterstützung eines Anlageroboters lassen sichauch Handelsstrategien mit vielen Einzelwerten undmehrere Handelsstrategien parallel zeitsparend indie Praxis umsetzen.

Entscheidend bei der Wahl einer Handelsstrategieist das Verhältnis zwischen Rendite und Risiko undnicht allein die Rendite. Wenn man ein gutes Ren-dite-Risiko-Verhältnis hat, lässt sich die Renditedurch den Einsatz eines Hebels erhöhen. Allerdingserhöht sich dann nicht nur die Rendite, sondernauch das Risiko.

Durch die Kombination mehrerer Handelsstrategienmit unterschiedlichen Handelsansätzen lässt sichdas Verhältnis zwischen Rendite und Risiko verbes-sern. Das Rendite-Risiko-Verhältnis einer Multistra-tegie sollte besser als das Rendite-Risiko-Verhältnisjeder Teilstrategie sein.

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In Pursuit of the Perfect Portfolio: Harry M. Markowitz

In diesem Interview verrät der NobelpreisträgerHarry M. Markowitz viel über die richtige Diversifi-kation und erklärt wie sein perfektes Portfolio aus-sieht.

Jim O'Shaughnessy: „What Works on Wall Street"

What it takes to be a successful active investor. Hint,it’s much harder than you think. Contrast active andpassive equity investing. Risk/rewards. Conclusion—Investors who do not have the following traits andemotional quality should index their portfolios. Ifind they are the majority of investors today.

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Geldanlage 4.0 – Was bietetsie dem Privatanleger?Durch die Automatisierung der Anlageentscheidung können auch Privatan-leger systematisch und unabhängig nach wissenschaftlich fundierten In-vestmentstrategien ihr Geld anlegen. Digitale Assistenten, Anlageroboteroder Robo-Advisor übernehmen die Routinearbeiten.

Dadurch wird es jedermann möglich, sein Geld gewinnbringend an der Börseanzulegen. Starten Sie in die Zukunft der Geldanlage – und Minizinsen gehörenauch für Sie der Vergangenheit an. Folgen Sie mir auf eine kleine Reise vonder Geldanlage 1.0 zur Geldanlage 4.0 und erfahren Sie, welche Vorteile sichim Lauf der Zeit für Privatanleger entwickelt haben.

Geldanlage 1.0: Die gute, alte PapierzeitIn der Papierzeit wurden Charts noch mit Stift und Lineal gezeichnet. Die Ak-tienkurse vom Vortag fand man in der Zeitung. Der Zugang zu Finanzdatenwar teuer, zeitaufwendig und nur wenigen Insidern vorbehalten.

Hohe Transaktionskosten bei der Aktienanlage machten aktive Anlagestrate-gien sehr teuer. Beim Fondserwerb war ein Ausgabeaufschlag von fünf Prozentdie Regel und alle schwiegen über die Vertriebsprovision für Finanzberater.Nur sehr Reiche konnten sich eine wirklich unabhängige Vermögensverwal-tung, meist durch eine Privatbank, leisten.

Geldanlage 2.0: Finanzinformationen werden für alle zugänglichDer Vormarsch des PC und der Aufbau des Internet revolutionierte die Ver-breitung von Finanzdaten. Chartsoftware wurde auch für Privatanleger er-schwinglich, Aktienkurse und Finanznachrichten sind inzwischen kostenlosim Internet abrufbar. Jeder kann sich auf der Website eines Unternehmensüber dessen Finanzlage informieren.

Kursbeeinflussende Nachrichten müssen per Ad-hoc-Mitteilung allen Markt-teilnehmern zugänglich gemacht werden. Auf vielen Finanzportalen wird eineUnmenge von Daten, Prognosen und News kostenlos verbreitet. Und als Fi-nanzblogger kann praktisch jeder seine Meinung zum Besten geben.

Auf der einen Seite sorgt die allgemeine Zugänglichkeit von Informationenfür Chancengleichheit an der Börse; auch Profis haben keinen Informations-

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Der Diplom-Ökonom Oliver Paesler entwickelt nicht nurAnlagestrategien für institutio-nelle Anleger, sondern mit demCaptimizer auch die Software,um diese zu erstellen und zutesten. Privatanleger könnenseinen Strategien mit dem Ro-boVisor folgen.Sein erstes Buch über techni-sche Indikatoren erschien2007 im FinanzBuch Verlagund zeigt, wie Indikatoren ander Börse gewinnbringend ein-gesetzt werden.

Page 21: Portfolio Journal 05-2020 · Portfolio Journal Professionelle Vermögensplanung & Asset Allocation Titelthema Vermögen schaffen mit Aktien, ETFs und Fonds Fünf Regeln, um reich

vorsprung mehr. Anderseits überfordert die Infor-mationsflut viele Privatanleger. Man hat zwar alleDaten, aber welche sind relevant und sollten genutztwerden?

Geldanlage 3.0: Kosten minimieren undRendite maximierenOnlinebanken und ETFs sorgten für niedrige Kostenim Wertpapiergeschäft und machen damit aktiveAnlagestrategien auch für Privatanleger umsetzbar.

a) Onlinebanken bieten günstige OrdergebührenIn Deutschland erfolgte der Startschuss in die neueÄra der Geldanlage am 16. Mai 1994. Mit der Grün-dung der Direkt Anlage Bank (DAB) hatten deutscheAnleger erstmals eine Alternative zu den Filialban-ken mit ihren starren Gebührensätzen und Öff-nungszeiten.

Privatanleger konnten plötzlich Wertpapiere onlineordern – und dass bis zu 75 Prozent günstiger undnoch dazu sehr viel schneller. Die Order gelangteinnerhalb weniger Minuten an die Börse und dieAusführung wurde kurz darauf bestätigt, nicht erstnach Tagen per Post.

Mittlerweile sind kostenlose Depotkonten und nied-rige Transaktionskosten, die oft als Flatrate nur we-nige Euro betragen, die Regel. Die niedrigen Gebüh-ren wurden natürlich nur durch den Verzicht aufBeratung und Selbstbedienung möglich.

Aktuell kommen in Deutschland eine Reihe von An-bietern auf dem Markt, die gänzlich auf eine Order-gebühr verzichten, wenn Kunden über Handelsplatt-formen wie Gettex, LS Exchange oder QuotrixWertpapiere ordern. In diesem Fall erhält der Brokereine Vergütung der Handelsplattform, die wiederumam Spread verdient.

b) ETFs revolutionieren die private Geldanlage mit FondsIn Deutschland kam der erste ETF im Jahr 2000 aufden Markt. Privatanleger erhielten dadurch eine kos-tengünstige Alternative zum aktiven Investment-fonds. Vorher kamen sie nicht an aktiven Invest-mentfonds vorbei, wenn sie ihr Vermögen breitgestreut am Aktien- oder Rentenmarkt anlegenwollten. Börsengehandelte Indexfonds (ETF) bildenIndizes wie zum Beispiel den DAX und den MSCIWorld möglichst 1:1 nach. Deshalb können sie aufFondsmanager verzichten und haben somit niedri-gere laufende Kosten.

ETFs werden über die Börse gehandelt, sodass keinAusgabeaufschlag und keine laufende Vertriebsver-gütung für den Fondsvermittler anfallen. Das spartnoch mehr Kosten. Da ETFs wie Aktien über dieBörse erworben werden, fallen nur die üblichenTransaktionskosten an. Dank der ETFs lässt sich einbreit gestreutes Aktienportfolio mit wenigen Trans-aktionen aufbauen, das auch bei den laufenden Kos-ten punkten kann.

Darüber hinaus sind ETFs gut geeignet, wenn aktiveAnlagestrategien mit geringen Transaktionskostenumgesetzt werden sollen. ETFs bieten bereits eineBasisdiversifikation über alle Aktien eines bestimm-ten Index. So spart man sich die Auswahl von Ein-zelaktien und kann sich bei der Anlagestrategie aufdie Selektion von Branchen, Ländern und ganzenAnlageklassen konzentrieren.

ETFs sind kostengünstige Bausteine bei der Geld-anlage. Allerdings ist der Anleger selbst für die Aus-wahl des zu kaufenden Produkts verantwortlich.Mittlerweile ist die ETF-Auswahl sehr groß gewor-den, was die Sache nicht einfacher macht. Her-kömmliche Finanzberater empfehlen ETFs norma-lerweise nicht, da sie keine Provision bekommen.

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Wirklich unabhängige Honorarberater bevorzugenhingegen ETFs bei ihren Anlageempfehlungen, dasie ohnehin keine Provisionen vom Produktanbieternehmen dürfen. Ihre Dienstleistung wird per Gesetzausschließlich vom Kunden bezahlt. Je nach Zeit-aufwand können allerdings schnell mehrere tausendEuro Honorar fällig werden, sodass es sich erst beieinen großen Anlagebetrag rechnet.

Geldanlage 4.0: Digitale Assistenten automatisieren die AnlageentscheidungHeute können auch Privatanleger zu günstigen Kon-ditionen in Aktien investieren und finden im Internetmehr Informationen, als ihnen lieb ist. Nur bei derAnlageentscheidung – was wann kaufen oder ver-kaufen? – gab es bisher keine kostengünstige Lö-sung.

Viele Privatanleger sind deshalb planlos an derBörse vorgegangen und haben sich von Emotionenwie Gier und Angst steuern lassen. Aber geradewenn es an der Börse ungemütlich wird, brauchtder Anleger einen Plan, der ihm sagt, was genau zutun ist.

„Wenn die Ebbe kommt, sieht man, wer ohne Ba-dehose geschwommen ist“, sagte einmal der welt-bekannte Investor Warren Buffett, als er vor Kolle-gen sprach, die in guten Zeiten viel Geld verdienen,aber in schlechten Zeiten noch viel mehrverlieren.Was bringt die Geldanlage 4.0?

Viele Privatanleger wollen ihr Geld zur Altersvor-sorge investieren, fühlen sich aber in dieser Weltder Finanzen ein bisschen verloren. Wann soll ichAktien kaufen? Welche Aktie ist die richtige? Kannich meinem Finanzberater wirklich vertrauen? Istunabhängige Beratung für mich überhaupt bezahl-bar? Ein Ausweg aus diesem Dilemma bietet dieAutomatisierung der Anlageentscheidung durch di-gitale Assistenten, Anlageroboter oder Robo-Advisor.

Mit ihrer Unterstützung können Privatanleger dieGeldanlage selbst in die Hand nehmen und ihr Geldauf Basis einer wissenschaftlich fundierten Anlage-strategie investieren. Es ist eine kostengünstige Lö-sung, die zeitsparend alle Routinearbeiten über-nimmt und die Anlageentscheidung nach festenRegeln optimal vorbereitet.Geldanlage mit System

Dass Anlageentscheidungen durch Algorithmen ge-troffen oder zumindest vorbereitet werden, ist al-lerdings nichts wirklich Neues. Bereits im Jahr 2007habe ich eine Software genau für diesen Zweck ent-wickelt: den Captimizer. Damit lassen sich Invest-mentstrategien entwickeln, testen und in die Praxisumsetzen. Diese Software wird seitdem von Profis,aber auch von vielen Privatanlegern mit den nötigenFachkenntnissen eingesetzt.

Sogenannte Handelssysteme – Expert Advisor – ha-ben, insbesondere beim kurzfristigen Trading, schoneine lange Tradition. Meist sind sie aber für Nor-malanleger viel zu kompliziert oder als „Blackbox-System“ undurchschaubar. Und lange Zeit warendiese Systeme auch viel zu teuer.Was ist neu an derGeldanlage 4.0?

Wirklich neu an der Geldanlage 4.0 ist, dass Algo-rithmen zur Geldanlage direkt von Privatanlegerneingesetzt werden können. Die Anwendung auto-matisierter Anlagestrategien wird ohne große Fach-kenntnisse möglich.

Diese digitalen Assistenten sind leicht über PC, Tab-let oder Smartphone zu nutzen und bieten transpa-rente und nachvollziehbare Anlagestrategien. Dankder Skalierbarkeit können im Zeitalter der Digitali-sierung derartige Leistungen zu günstigen Kondi-tionen oder sogar kostenlos angeboten werden.

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An die Stelle eines menschlichen Beraters tritt dabeiein Computerprogramm, das den Anleger bei derAuswahl der richtigen Anlagestrategie sowie bei de-ren praktischer Umsetzung unterstützt.

Gerade wenn es um die Geldanlage nach festen An-lageregeln geht, haben Algorithmen Vorteile, weilsie menschliche Emotionen wie Gier und Angst aus-schalten. Somit können sie kostengünstig einegleichbleibende Leistung erbringen.

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Geldanlage 4.0 – Wie Sie dieDigitalisierung optimal nutzen

Durch die Automatisierung der Anlageentscheidungkönnen auch Privatanleger systematisch und unab-hängig nach wissenschaftlich fundierten Invest-mentstrategien ihr Geld anlegen. Digitale Assisten-ten, Anlageroboter oder Robo-Advisor übernehmendie Routinearbeiten.

Was Sie bei der Auswahl einesETFs beachten sollten

In diesem Vortrag erfahren Sie alles, was Sie überden Einsatz von ETFs wissen sollten. Wie genaufunktioniert ein ETF und warum hat er Kostenvor-teile gegenüber herkömmlichen Fonds? Was ist bei der Auswahl des ”richtigen” ETFs zu be-achten?

Passive versus Active Asset Management

With a panel featuring Joshua Emanuel of WilshireFunds Management, Meb Faber of Cambria Invest-ment Management Inc. and Mark Hebner of IndexFund Advisors Inc., Professor Lars Lochstoer leadsa discussion surrounding the benefits and draw-backs of passive versus active asset managementat the 2017 Fink Investing Conference.

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Die Kosten der GeldanlageBei der Geldanlage sind die Kosten ein nicht zu unterschätzender Faktor.Denn auch sie selbst kostet Geld. Grundsätzlich schmälern Kosten die Ren-dite. Umgekehrt bedeutet das aber auch: Wer die Kosten senkt, hat amEnde mehr Rendite. Doch mit welchen Kosten sollte ein Anleger rechnen,wenn er sein schwer verdientes Geld für sich arbeiten lassen will?

Geldanlage kostet ZeitGeldanlage kostet nicht nur Ihr Geld, sondern auch Ihre Zeit. Vor allem wennSie viel selbst machen, sind Sie mit der Analyse von Wertpapieren eine ganzeWeile beschäftigt. Sie informieren sich über das Unternehmen, schauen sichdie Charts an, überlegen, wie sich die Zinsentwicklung auf Ihre Anlagen aus-wirkt, und prüfen, ob die Wirtschaftslage günstig für Aktien ist. Sie filtern dieAktien heraus, die Ihnen am vielversprechendsten erscheinen, und solltendie Entwicklung Ihrer Investments ständig im Auge behalten. Natürlich müssen Sie sich vorher das nötige Fachwissen aneignen und Siesollten auch eine Anlagestrategie für sich entwickeln, damit Sie an der Börsenicht planlos und von Emotionen wie Gier und Angst getrieben agieren.

Kosten der InformationsgewinnungWenn Sie die Geldanlage selbst in die Hand nehmen, müssen Sie neben IhrerZeit auch Geld für Fachzeitschriften, Börsenbriefe, Chartsoftware, Bücherund Seminare aufwenden. Sicher findet man im Internet auch viele Informa-tionen kostenlos, aber hier müssen Sie viel Zeit für die Auswahl wichtigerund vertrauenswürdiger Informationen aufwenden.

Transaktionskosten Jeder kennt wohl alte Börsenweisheiten wie „Hin und her macht Taschenleer“ oder „Wer viel handelt, macht nur seinen Banker reich“. Das galt frühernoch viel mehr als heute. Denn mit dem Aufkommen der Direktbanken habensich die Transaktionskosten auch für Privatanleger dramatisch reduziert. Frü-her waren ein Prozent Gebühren beim Kauf und Verkauf die Regel. Heutebieten Direktbanken schon eine Flat-Fee von unter fünf Euro je Transaktionan. Das entspricht bei einem Transaktionsvolumen von beispielsweise 5000Euro nur noch 0,1 Prozent Gebühr.

Dadurch ist es heute auch Privatanlegern möglich, eine aktive Anlagestrategiezu verfolgen. Bei den Rückrechnungen der Strategien im RoboVisor habenwir die Transaktionskosten mit 0,1 Prozent berücksichtigt, um Ihnen ein mög-lichst realistisches Bild zu geben.

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Der Diplom-Ökonom Oliver Paesler entwickelt nicht nurAnlagestrategien für institutio-nelle Anleger, sondern mit demCaptimizer auch die Software,um diese zu erstellen und zutesten. Privatanleger könnenseinen Strategien mit dem Ro-boVisor folgen.Sein erstes Buch über techni-sche Indikatoren erschien2007 im FinanzBuch Verlagund zeigt, wie Indikatoren ander Börse gewinnbringend ein-gesetzt werden.

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Doch auch heute gilt der Grundsatz: Handele so we-nig wie nötig, aber so viel wie erforderlich. Ihre Bankist natürlich daran interessiert, dass Sie viel handelnund so immer fleißig Gebühren zahlen. Deshalb sindDaytrader auch sehr begehrte Kunden und werdenheftig umworben.

Mindestgebühren beachtenWer nur wenig Anlagekapital zur Verfügung hat,muss die Mindestgebühren der Transaktionen imAuge behalten. Denn wenn das Transaktionsvolu-men zu gering ist, wirkt die Mindestgebühr wie einRenditekiller. Wenn Sie beispielsweise mit einerStrategie in maximal fünf Aktien aus dem DAX in-vestieren möchten und haben dafür 5000 Euro zurVerfügung, so würden Sie jeweils 1000 Euro in eineAktie investieren. Das entspricht bei einer Mindest-gebühr von fünf Euro je Transaktion einer Gebüh-renbelastung von 0,5 Prozent beim Kauf und Verkaufeiner Position. Wollten Sie dagegen nur 500 Euronach derselben Strategie anlegen, so hätten Sie eineGebührenbelastung von fünf Prozent je Transaktion.Das würde die meisten Strategien unwirtschaftlichmachen. Viel besser sieht es natürlich mit 25.000Anlagekapital aus. Hier würden nur 0,1 Prozent anGebühren je Transaktion anfallen.

DepotgebührenJeder, der ein Wertpapier kauft, benötigt ein soge-nanntes Depotkonto, um seine Wertpapiere zu „la-gern“. Die Wertpapiere werden darin in Ihrem Na-men aufbewahrt und bleiben auch bei einerInsolvenz der Bank sicher Ihr Eigentum. Anders istdas bei einem Sparbuch, Giro- oder Festgeldkonto.Das Geld auf diesen Konten gehört bei einer Bank-pleite zur Insolvenzmasse und ist nur über einenSicherungsfonds der Banken bis zu bestimmtenHöchstgrenzen abgesichert.

Während viele Filialbanken eine Kontoführungsge-bühr für das Depot verlangen, die durchaus mehr

als 100 Euro im Jahr betragen kann, bieten Direkt-banken auch Depotkonten ohne Kontoführungsge-bühren an.

Versteckte Kosten und ProvisionenVersteckte Kosten wie beispielsweise die Transak-tionskosten werden nicht gesondert auf einer Ab-rechnung ausgewiesen. Diese Kosten werden direktaus dem Vermögen des Finanzprodukts entnommenund mindern so dessen Wert. Der Anleger bekommtkeine gesonderte Abrechnung und übersieht dieseKosten leicht. Wer beispielsweise einen klassischenInvestmentfonds erwirbt, zahlt eine jährliche Ver-waltungsgebühr, die zwischen 1,5 und 3 Prozentliegt. Dazu kann noch eine sogenannte Perfor-mance-Fee kommen, die zehn bis 20 Prozent desGewinns betragen kann, aber meist nur anfällt,wenn ein bestimmter Mindestgewinn erreichtwurde. Diese laufenden Kosten sind gut versteckt,können aber von jedem Anleger in den „Wesentli-chen Anlegerinformationen“ oder im Jahresberichtnachgelesen werden. Bei einem klassischen Invest-mentfonds werden damit die Kosten für den Betriebdes Fonds, den Fondsmanager und den Vertrieb be-zahlt.

Die laufenden Kosten beinhalten nämlich auch diesogenannte Bestandspflege- oder Abschlussfolge-provision (Kickback), die ihr Vermittler bzw. Beraterjedes Jahr bekommt, so lange Sie den Fonds halten.Diese versteckten Provisionen können zwischen 0,4Prozent und einem Prozent des Anlagevolumen proJahr betragen. Wenn Sie beispielsweise 100.000Euro in einem Aktienfonds angelegt haben, sind dasbei 0,5 Prozent Kickback schon mal 500 Euro jähr-lich, die an den Vermittler gehen. Übrigens zahlenSie den Kickback auch, wenn Sie kein Vermittler be-raten hat und Sie direkt bei einer Onlinebank denFonds kaufen. Wenn Sie keinem Vermittler zuge-schlüsselt sind, kassiert eben die Bank die Provisionvon der Fondsgesellschaft.

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Für alle Anleger, die ihre Fonds selbst auswählen,gibt es die Möglichkeit, sich einen großen Teil desKickbacks auszahlen zu lassen. Onlineanbieter wieEnvestor, Rentablo oder Profinance-direkt habenein Geschäftsmodell, das darauf beruht, die Kostenbei der Fondsanlage zu senken. Diese Onlineanbie-ter kooperieren mit renommierten Fondsdepotban-ken und erhalten als Vermittler die Kickbacks fürdie Fonds ihrer Kunden. Die Kunden erhalten an-schließend zwischen 50 und 100 Prozent des Kick-backs erstattet. Achten Sie aber immer darauf, dassdas Depot bei einer renommierten Bank liegt undder Vermittler das Geld nicht auf ein eigenes Kontoumleiten kann.

Wenn Sie sich von einem Honorarberater beratenlassen oder ein Vermögensverwalter für Sie tätigist, wird Ihnen der Kickback ebenfalls rückvergütet.Sie haben ja schon mit dem Honorar für die Bera-tung bezahlt. Honorarberater und Vermögensver-walter dürfen keine Provisionen annehmen.

ETFs, also börsengehandelte Indexfonds, sind dasehr viel kostengünstiger zu haben. Denn dieseFonds brauchen keinen Manager, da sie stur einenIndex nachbilden, und zahlen auch keine versteck-ten Provisionen an den Vertrieb. So liegen hier diejährlichen Gebühren zwischen 0,1 Prozent und 0,5Prozent. Deshalb werden ETFs bevorzugt von Ho-norarberatern und Robo-Beratern eingesetzt.

Wer sein Geld direkt in Aktien anlegt, vermeidet dieversteckten Kosten vollständig, hat aber auf der an-deren Seite mehr Transaktionskosten, da es ratsamist, sein Geld auf mehrere Aktien zu verteilen.

Kosten für Beratung und VermögensverwaltungSie können natürlich diese Aufgaben vollständig aneinen menschlichen Finanzberater oder Vermögens-verwalter delegieren. Aber diese Experten arbeitenverständlicherweise nicht umsonst für Sie. Je qua-

lifizierter und erfolgreicher sie sind, desto teurersind sie auch. Denn die Zeit, die Ihr Berater für Sieaufwendet, ist kostbar und lässt sich nicht skalieren.

Darüber hinaus müssen Finanzberater und Vermö-gensverwalter viele gesetzliche Auflagen erfüllen,deren Umsetzung viel Geld kostet, was am Ende Sieals Kunde zahlen müssen. So verlangen gute Ver-mögensverwalter schon mal zwei Prozent der An-lagesumme pro Jahr und nehmen oft Kunden erstab einer Million Anlagekapital an. So können proJahr schon mal 20.000 Euro für den Vermögens-verwalter anfallen.

Wer einen unabhängigen Honorarberater engagiert,zahlt häufig auch einen Stundensatz von über 150Euro. Das summiert sich dann schnell auf mehreretausend Euro an Honorar. Aber das ist am Endemeist immer noch günstiger, als sich auf die Diensteeines provisionsgesteuerten „Finanzberaters“ zuverlassen, der nur auf den ersten Blick kostenlosfür Sie arbeitet und sich über versteckte Provisionenfinanziert.

Sogenannte Robo-Advisor können die Arbeit einesHonorarberaters kostengünstiger anbieten, da derKunde viele Arbeiten selbst übernimmt und nichtdie Zeit eines menschlichen Beraters in Anspruchnimmt. Das Geschäftsmodell der Robos ist skalier-bar und rechnet sich für den Kunden auch bei klei-neren Anlagesummen. Die meisten Anlageroboterschlagen nach einer Onlinebefragung des Kundenein breit gestreutes Portfolio mit ETFs vor, welchesdann regelmäßig auf die ermittelte Risikostrukturrebalanciert wird. Einfaches Rebalancing kann derAnleger allerdings auch einmal jährlich selbst durch-führen und sich so die Kosten für den Robos sparen.Wirklich aktives Risikomanagement oder intelligenteAnlagestrategien, die auch direkt in Aktien inves-tieren, bieten in Deutschland nur wenige Anlagero-boter an, darunter der Marktführer Scalable Capital,Liqid, Solidvest oder RoboVisor.

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Zehn Fragen an Thomas Meyer zu Drewervon Lyxor ETF

1. Welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede be-stehen zwischen ETFs und herkömmlichen Investmentfonds? Die Erfolgsgeschichte von börsengehandelten Investmentfonds oder ETFsbegann vor über 20 Jahren in Europa. Waren damals zwei ETFs auf Xetra ge-listet, so sind es heute knapp 1700. Die in ETFs verwalteten Gelder stiegenvor der Coronakrise auf über 900 Milliarden Euro. Was ist das Geheiminishinter diesem Erfolg?

ETFs sind Fonds oder Sondervermögen, wie traditionelle Investmentfondsauch. Was heißt das? Die der Fondsgesellschaft anvertrauten Gelder werdenabgetrennt von der Bilanz der Fondsgesellschaft verwahrt. Ein Emittentenri-siko fällt im Fall einer Insolvenz der Fondsgesellschaft hinter ETFs oder tra-ditionellen Fonds also weg.

ETFs bilden Indizes nach. Damit ist es langfristig zwar nicht möglich, einenVergleichsmaßstab zu übertreffen, aber eben auch nicht, wesentlich darun-terzuliegen. Anders bei herkömmlichen aktiven Fonds: Der Anspruch ist der,besser zu sein als ein Vergleichsmaßstab, also eine Benchmark. Dies gelingtmal mehr und mal weniger. Alle bekannten Vergleiche zeigen allerdings, dasslangfristig nur ein geringer Prozentsatz aktiver Fondsmanager ihren Ver-gleichsmaßstab übertrifft. Und das ist bei allen Vergleichen das Entschei-dende: Es ist schwer, einen aktiven Fondsmanager zu finden, der konsistentüber längere Zeiträume besser als der Markt ist.

Für Langfristanleger sind ETFs daher ein gutes Instrument, um an den Chancender Märkte teilzuhaben. Dies gilt übrigens genauso in Krisensituationen, indenen aktive Fondsmanager Kasse halten könnten. Sofern sie denn eine Ab-schwungphase rechtzeitig voraussehen und beim anschließenden Auf-schwung rechtzeitig wieder Absicherungspositionen oder Kasse zurückge-fahren haben. Statistiken belegen dies allerdings nicht.

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Thomas Meyer zu Drewer leitetden öffentlichen Vertrieb vonETFs bei Lyxor Deutschland seitder Fusion der Marken ComStage ETF und Lyxor ETF imJahr 2019. Er ist seit mehr als25 Jahren in der Fonds- undETF-Branche tätig und kennt so-wohl die aktive als auch passiveVerwaltung von Vermögen.

Thomas Meyer zu Drewer

Quelle: Lyxor ETF.

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2. Welche Rolle spielen die Kosten bei einem ETF?Eine der entscheidenden Einflussgrößen auf den langfristigen Anlageerfolgsind Kosten, wie die Grafik zeigt. Unterstellt ist eine langfristige Wertentwick-lung von rund 5,8 Prozent pro Jahr, was der DAX in etwa seit den späten50er-Jahren gezeigt hat. In dieser Wertentwicklung pro Jahr sind Dividendeneingeschlossen. Legt man die rund sechs Prozent pro Jahr auf zwei Portfoliosan, so zeigt sich die Bedeutung des Kostenunterschieds.

In dem Beispiel betragen die Kosten für einen aktiven Mischfonds 1,5 Prozentpro Jahr, ein vergleichbares Portfolio mit ETFs erfordert einen Aufwand von0,3 Prozent. Und jetzt kommt der entscheidende Unterschied: Durch höhereKosten ist die jährlich zur Verfügung stehende Anlagesumme geringer. Folglichwirkt sich die Wertentwicklung auf eine niedrigere Basis aus und das Ergebnisfür das passive ETF-Portfolio ist umso höher. Jeder nicht ausgegebene Eurokommt somit der Wertentwicklung des persönlichen Portfolios zugute.

3. Immer wieder wird die Bedeutung der Kosten hervorgeho-ben. Sollten Kosten wirklich das entscheidende Auswahlkri-terium sein?Kosten sind wichtig. Daran führt kein Weg vorbei, vor allem wenn es um denlangfristigen Anlageerfolg geht, wie eben schon gezeigt. Mit Kosten ist esaber wie mit Steuern. Wer nur auf mögliche steuerliche Vorteile einer Anlageschielt, übersieht häufig, dass die Anlage vielleicht nicht zu den eigenenZielen, Bedürfnissen und Risikoerwartungen passt. Aber genau das ist wichtig:Ein Vermeiden unnötiger Kosten kann den Anlageerfolg steigern, aber nichtunbedingt zur eigenen Zufriedenheit beitragen.

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Quelle: Lyxor ETF. Vergangenheitsbezogene Daten sind kein verlässlicher Indikator für zukünftigeWertentwicklungen.

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Am Anfang der Anlageüberlegungen muss immer ein klar definiertes Ziel ste-hen. Möchte ich in ein oder zwei Jahren ein Haus bauen, dann sind Aktien-ETFs ungeeignet, denn der Erfolg von Aktien hängt nun mal mit der Längedes Anlagehorizonts zusammen. Sie können nicht mehr schlafen, weil Siedie Schwankungen an den Kapitalmärkten auch nachts beschäftigen?

Dann haben Sie vielleicht zu viel am Aktienmarkt investiert. In welcher Regionwollen Sie investiert sein? Eine weitere wichtige Frage. Sie wollen mit derAuswahl der Anlageklassen, der Einzelmärkte und Regionen nichts zu tunhaben? Dann kommen vielleicht Multi-Asset-Lösungen wie die Lyxor 1 Port-folio-Strategy-ETFs in Frage, die eine feste Vermögensaufteilung auf Aktien-, Renten- und Rohstoffe bieten, einmal im Jahr auf die Grundallokation zu-rückgesetzt werden und unterschiedlich hohe Aktienquoten aufweisen.

4. Wie funktioniert der Handel mit ETFs?In der Covid-19-Krise haben ETFs erneut bewiesen, dass sie sehr liquide undjederzeit handelbar sind. Die Liquidität stellen Market Maker und AuthorizedParticipants zur Verfügung. Sie erwerben ETF-Anteile von der ETF-Gesellschaftoder geben diese an die Gesellschaft zurück. Das ist der Primärmarkt. Anlegerwiederum erwerben oder veräußern ETF-Anteile über die Börse, was der Se-kundärmarkt ist.

Der große Vorteil: Selten haben alle Marktteilnehmer dieselbe Meinung zumselben Zeitpunkt. Mancher Anleger erkennt Chancen, wo andere Investorennur Risiken sehen. Am Ende eines Handelstages entscheidet dann der MarketMaker, ob er Stücke an die ETF-Gesellschaft zurückgibt, das heißt „redeemed“,oder neue kreieren lässt.

Da dies immer nur die Nettoposition ist, müssen ETF-Gesellschaften nichtständig handeln und auf jede Marktbewegung reagieren.

5. Welche Auswirkungen haben Replikationsmethode undWertpapierleihe?Es gibt im Wesentlichen zwei Nachbildungsmethoden: physische Replikation,bei der Wertpapiere in genau derselben Gewichtung wie im Index gekauftwerden, und die synthetische Replikation, bei der neben einem Trägerportfolioaus physischen Wertpapieren ein Total Return Swap zum Einsatz kommt, derin aller Regel voll besichert ist oder jeden Tag zurückgesetzt wird. LetztereMethode wird vor allem dann angewandt, wenn der zugrunde liegende Indexsehr viele Indexmitglieder hat und somit hohe Transaktionskosten entstehenwürden oder wenn Investmentthemen anders nicht abzubilden wären.

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Dazu gehören Rohstoffindizes oder Short-Indizes, bei denen die Wertent-wicklung eines Index invers abgebildet wird. Mit anderen Worten: Steigt derBasisindex, fällt der Short-Index und umgekehrt. Welche Nachbildungsme-thode ist sicherer? Entgegen landläufigen Meinungen haben sich beide Re-plikationsarten in unabhängigen Untersuchungen immer wieder als gleich si-cher erwiesen. Lyxor nutzt jeweils die Abbildungsart, die Anlegern den größtenMehrwert erbringt.

Wertpapierleihe wiederum gehört zum Handwerk in der aktiven und passivenVermögensverwaltung. Die Erträge aus Wertpapierleihe können einer Ver-besserung der Wertentwicklung dienen. Wer Wertpapierleihe vermeidenmöchte, kann zum Beispiel auf ETFs der Lyxor 1 Reihe zurückgreifen, beidenen Wertpapierleihe bereits in den Anlagebedingungen ausgeschlossenwird.

6. Welche Auswirkung hat die Wahl des Index?Es gibt heute eine schier unüberschaubar scheinende Anzahl von Indizes aufalle Anlageklassen und Themen. Im Wesentlichen lassen sich sogenanntePerformance-Indizes, bei denen Dividenden oder Erträge unter Abzug mögli-cherweise anfallender Quellensteuern reinvestiert werden, von Preisindizesunterscheiden, bei denen Dividenden oder Erträge im Index nicht berück-sichtigt werden, sondern bei ETFs dem Anleger zufließen.

Lyxor verwendet Total Return Net Indizes, wo immer möglich. Dabei werdenmögliche Quellensteuern berücksichtigt. Neben der Behandlung der Aus-schüttungen der in einem Index enthaltenen Wertpapiere spielt die Art derGewichtung der Indexmitglieder eine Rolle. Die klassische Gewichtung erfolgtnach Marktkapitalisierung, also Anzahl der ausstehenden Wertpapiere mul-tipliziert mit dem aktuellen Kurs, und das über alle Indexmitglieder.

Daneben gibt es Gewichtungsmethoden nach ökonomischen Größen, nachGleichgewichtung oder auch nach anderen Faktoren, was oft auch unterSmart-Beta subsummiert wird. Welche Gewichtungsmethode oder Verwen-dung der Erträge auch immer angeboten wird – es ist ratsam, dass der po-tenzielle Anleger sich vor der Investition damit beschäftigt, um den zum An-lageziel passenden Index zu finden.

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7. Was passiert bei der Verschmelzung von ComStage ETFsund Lyxor ETFs?Kurz zur Vorgeschichte: Lyxor ETF, die ETF-Sparte der Société Générale Fi-nanzgruppe, hat ComStage ETF, die ETF-Marke der Commerzbank, im Mai2019 übernommen. In diesem Zusammenhang wird nun das ETF-Angebotzusammengelegt. Die kombinierte Produktpalette unter dem Namen LyxorETF ist noch vielfältiger und bietet Anlegern zusätzliche Möglichkeiten. Zudemkönnen Synergien genutzt werden, um die Wertentwicklung der ETFs weiterzu verbessern. Die verschmolzenen ETFs werden gemeinsam noch größerund noch liquider sein. Gerade die Handelbarkeit von ETFs ist ein großer Vorzug.

Das Vermeiden steuerlicher Konsequenzen für deutsche Privatanleger hatdabei, soweit möglich, oberste Priorität. Daher planen wir für ComStage-An-leger auch keine grenzüberschreitenden ETF-Zusammenlegungen. Im Fallder Verschmelzung von ETFs werden in Luxemburg ansässige ComStage ETFsmit Luxemburger Lyxor ETFs verschmolzen. Diese Verschmelzungen sindnach §23 Absatz 4 Investmentsteuergesetz für deutsche Anleger steuerneu-tral. Das bedeutet, dass die durch die Verschmelzung erworbenen Anteileam aufnehmenden ETF steuerrechtlich nicht als Neuerwerb gelten. Fonds-schließungen im Zusammenhang mit dem Zusammengehen beider ETF-Mar-ken sind übrigens nicht geplant.

8. Wie lässt sich die Diversifikation über Anlageklassen mitHilfe von ETFs realisieren?Untersuchungen zeigen immer wieder, dass der langfristige Anlageerfolg vorallem davon abhängt, dass die Vermögensaufteilung zwischen den verschie-densten Anlageklassen dem Anlageziel und der persönlichen Risikotragfä-higkeit entsprechend festgelegt wird. Denn daraus ergeben sich bereits 80bis 90 Prozent des möglichen Anlageerfolges.

Der Klassiker ist natürlich die Kombination aus einem ETF auf den MSCI-World-Index oder dem MSCI-All-Countries-Index und einem breit aufgestell-ten Renten-ETF. In der Literatur ist diese Aufteilung meist hälftig-hälftig.

In der Realität hat sich der sogenannte Core-Satellite-Ansatz bewährt: imKern eine breite Aufstellung, um langfristig ein stabiles Ertrags-Risiko-Profilzu schaffen; hinzugefügt werden dann spezialisiertere ETFs, zum Beispiel aufSektoren, Regionen, Rohstoffe oder auch einzelne Schwellenländer. Je weiternach außen der Anleger geht, desto konzentrierter das Investment und umsohöher das mögliche Risiko.

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Denn der manchmal als veraltet dargestellte Zusammenhang zwischen Risikound Ertrag gilt unvermindert weiter: kein höherer Ertrag ohne höheres Risiko.ETFs haben den Vorteil, dass sie einerseits preisgünstig sind, was sich, wiebereits gesehen, auf den langfristigen Anlageerfolg auswirkt, und dass siezudem eine passgenaue Anlage ermöglichen.

Mit anderen Worten: Wer in seiner Vermögensaufteilung den DAX haben will,bekommt mit einem DAX-ETF die Wertentwicklung des DAX. Es ist kein aktiverFondsmanager zwischengeschaltet, der in dem Moment der eigenen Anlage-entscheidung vielleicht anderer Meinung ist.

Noch ein kurzes Wort zu Renten-ETFs: Sie erlauben es dem Anleger, dasRestlaufzeitenmanagement und die Wiederanlage von Kupons zu externali-sieren. Darum kümmert sich der ETF-Anbieter, der wiederum den jeweiligenIndex nachvollzieht. Aber ist in Zeiten niedriger Zinsen der Erwerb von Ren-ten-ETFs überhaupt sinnvoll?

Die Aufgabe der Bond-Position in einem Portfolio ist es, ein Gegengewicht zuden in der Regel stärker schwankenden Aktien oder anderen risikobehaftetenAnlagen zu schaffen und dabei im Idealfall diversifizierend zu wirken. Natürlicherfüllt das auch eine Tages- oder Festgeldanlage. Bei Renten-ETFs kann einAnleger gegebenenfalls noch von positiven Kursbewegungen bei fallendenZinsen profitieren. Der Anleger trägt aber natürlich auch das Risiko, wenn dieZinsen steigen und damit die Kurse von Anleihen fallen.

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Schematische Darstellung einer möglichen Anlagestrategie. Quelle: Lyxor ETF. Vergangenheitsbezogene Daten sind kein verlässlicher Indikator für zukünftigeWertentwicklungen.

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9. Welche Möglichkeiten bieten ETFs einem aktiven Anleger?In den 20 Jahren, die es ETFs in Europa gibt, aber eigentlich auch seitdemdas Wachstum von ETFs in den USA im Jahre 1993 begann, hat sich der Ein-satz von ETFs gewandelt. Waren sie am Anfang eher ein Instrument für „Exo-ten“, die sich sehr intensiv mit den langfristigen Erfolgswahrscheinlichkeitenaktiver Fondsmanager beschäftigten, so sind beide Anlagestile heute mehroder weniger zusammengewachsen.

„Aktives Management mit passiven ETFs“ ist ein vielerorts gehörtes Motto.Und in der Tat: ETFs erlauben es, eigene Stärken aktiv einzusetzen. Wer alsAnleger weiß, wo seine spezifischen Interessen liegen und wo er oder siesich besonders gut auskennt, der mag an dieser Stelle zu aktiv verwaltetenFonds oder Einzeltiteln greifen und alles andere über ETFs abdecken. Denndadurch lässt sich mehr Zeit für die eigenen Kernkompetenzen schaffen.

Übrigens machen das viele Vermögensverwalter und institutionelle Anlegerschon lange so. Allein schon deshalb, weil aktives Management und die dafürerforderlichen Ressourcen teuer und oft auch knapp sind. Ein ganz anderesEinsatzfeld ist die Nutzung von ETFs, um kurzfristige Marktbewegungen zunutzen und einfach dabei zu sein. Denn ETFs lassen sich schnell erwerbenund sind in der Regel sehr liquide.

10. Welche Trends zeichnen sich gerade am ETF-Markt ab?Wir sehen drei Trends bei ETFs: Zum einen sind natürlich Standard oder Core-ETFs gefragt, die es Anlegern erlauben, schnell und einfach in Märkte zu in-vestieren.

In der letzten Zeit waren es gerade auch ETFs auf den Technologiesektor wiedie Lyxor-ETFs auf den Nasdaq-100 oder den MSCI-World-Information-Tech-nology-Index, die viel Aufmerksamkeit erhielten.

Oder ein Lyxor-ETF auf den MSCI World, der in Sparplänen äußerst beliebtist. Es gibt kaum eine einfachere Art, langfristig Vermögen auch schon mitkleineren Beträgen sehr breit gestreut aufzubauen. Bereits mit 25 Euro kanndas Investieren in die Wertentwicklung von rund 1650 Aktien anfangen.

Ein anderer Trend, der sich in den vergangenen Turbulenzen als sehr stabilund robust erwiesen hat, ist die Nachfrage nach nachhaltig anlegenden ETFs.Lyxor war der erste Anbieter mit einem Green-Bond-ETF und mit einem ETFauf den grüneren DAX, den DAX 50 ESG. Was viele Anleger in den letzten Mo-naten erfahren haben oder mussten, war Homeoffice und Homeschooling.Kein Wunder, dass dies der Digitalisierung einen ordentlichen und schnellenSchub gegeben hat.

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Logischerweise kommt in diesem Zusammenhang die Frage auf, was die gro-ßen Trends der Zukunft sind, die also auch noch in den nächsten zehn, 20oder 30 Jahren Bestand haben. Um davon profitieren zu können, müssen In-vestoren möglichst heute schon dabei sein.

Gemeinsam mit unserem Partner MSCI, einem großen Datenanalyse- undIndexanbieter, haben wir versucht, diese Trends der Zukunft zu identifizieren.Die Überlegungen dabei waren, was das Wirtschaften, wie wir es heute ken-nen, und vielleicht sogar ganze Gesellschaftssysteme verändern könnte.

Das Ergebnis sind vier weitere Megatrends neben der bereits erwähntendigitalen Wirtschaft: disruptive Technologien, Smart Cities, Future Mobilityund das veränderte Konsum- und Freizeitverhalten der zwischen 1980 und1995 Geborenen, der Millennials. In einem abschließenden Schritt wurdenUnternehmen gesucht und in fünf Indizes zusammengefasst, die für dieseMegatrends stehen.

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Video-Links

Megatrend-ETFs setzen auf dieStars von morgen!

Die Corona-Krise wirbelt die Wirtschaft ordentlichdurcheinander. Während die einen Branchen darun-ter leiden, erleben andere einen Boom. Megatrendswie die Digitalisierung bekommen dadurch einenkräftigen Schub nach vorne.

Warum Kosten bei der Geld-anlage so wichtig sind

Die Bedeutung von Kosten bei der Geldanlage wirdimmer wieder betont. Aber wie wirken sich Kostengenau aus? Und welche Möglichkeiten gibt es, kos-tenbewusst anzulegen?

Im Blog-Beitrag von Lyxor: „Zukunfts-ETFs neu gedacht: 5 Themen-ETFs der nächstenGeneration“ findenInteressenten nähereInformationen.

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Factor InvestingDie BasicsFaktorprämien sind Merkmale von Wertpapieren, die Rendite und Risiko in-nerhalb einer Asset-Klasse erklären. Die am besten belegten Faktorprämienbei Aktien sind „Small Size", „Value", „Quality", „Momentum" und „politi-sches Risiko". Durch das Übergewichten von Faktorprämien in einem Port-folio kann dessen Rendite im Vergleich zu einer angemessenen marktneu-tralen Benchmark erhöht werden – und das sogar auch nachBerücksichtigung der etwas höheren Kosten, die Factor Investing verur-sacht.

Passives Investieren – also eine sehr breite Diversifikation mit marktneutralenIndexfonds auf Buy-and-Hold-Basis – dürfte eine der weltweit größten Er-folgsstorys beim Investieren mit Kapitalmarktanlagen in den vergangenen50 Jahren sein. Doch egal wie beeindruckend eine Innovation ist, es wird im-mer jemanden geben, der sie in Zweifel zieht.

So ist das in den vergangenen gut 20 Jahren auch beim passiven Investierenmit marktneutralen Indexfonds gewesen. (In der Fachliteratur wird die Be-zeichnung marktneutral anders verwendet als in diesem Beitrag und bezeich-net dort in der Regel Long-short-Strategien, die das Gesamtmarktrisiko eli-minieren sollen.) Die Forschungsergebnisse einiger hundert Finanzökonomenhaben in den letzten Jahrzehnten zu einer Variante des Passiv-investieren-Ansatzes geführt: Zum Factor Investing, oft auch Smart Beta Investing ge-nannt.

Was sind Faktoren bzw. Faktorprämien?Faktorprämien sind statistisch identifizierbare Treiber von Rendite und Risikoin einer Asset-Klasse wie z. B. Aktien, Anleihen oder Immobilien. Sie erkläreneinen großen Teil der Risiko-Rendite-Kombination innerhalb der Asset-Klasse.Statistisch können Rendite und Risiko eines Wertpapierportfolios nur dannzu über 90 Prozent erklärt werden, wenn man das Factor Exposure in diesemPortfolio identifiziert und misst – also wie stark ein Portfolio diesen Faktor-prämien ausgesetzt ist.

Ein Vergleich: Die Anzahl der Stunden, die Schüler für eine Matheklausur ler-nen, erklärt statistisch gesehen einen beträchtlichen Teil der Abweichungder Noten der Schüler vom Klassendurchschnitt. In diesem Beispiel ist Stun-denzahl der Faktor. Andere Faktoren wie z. B. der IQ eines Schülers erklärenweitere Teile der statistischen Abweichung vom Durchschnitt.

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Dr. Gerd Kommer

Dr. Gerd Kommer ist Gründerund Gesellschafter der GerdKommer Invest GmbH, ein Ho-norarberatungs- und Vermö-gensverwaltungsunternehmenfür vermögende Privatkunden,mit Sitz in München. Das Unter-nehmen wurde Anfang 2017gegründet, hat sechs Mitarbei-ter und verwaltet Mandanten-vermögen im Volumen von 240Millionen Euro. Bis Ende 2016war Kommer 24 Jahre bei eu-ropäischen Großbanken undAsset Managern tätig. Er hatmehrere Ratgeberbücher zu In-vestmentthemen mit einer Ge-samtauflage von über 150.000Stück veröffentlicht.

Alexander Weis

Alexander Weis ist Finanz-berater bei Gerd Kommer Invest.Vorher war er bei einer interna-tionalen Unternehmens -beratung im Finanz dienst-leistungs sektor tätig.

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Die bekannteste Faktorprämie bei Aktien ist dieSmall-Size-Prämie, oft auch nur Size-Prämie oderSmall-Cap-Prämie genannt. Sie besagt, eigentlichganz banal, dass kleine börsennotierte Unterneh-men (klein gemessen an ihrer Marktkapitalisierung)im Durchschnitt höhere Aktienrenditen produzierenals große Unternehmen bzw. der Gesamtmarkt(siehe Tabelle 1 für den Zeitraum 1975 bis 2018).

Durch rein mechanisches, diszipliniertes Überge-wichten von Faktorprämien in einem Portfolio ist esmöglich, gegenüber dem Gesamtmarkt eine Zusatz-rendite nach Kosten und Steuern zu erwirtschaften;deshalb auch die Bezeichnung Prämie. In Bezug aufSmall Caps würde übergewichten bedeuten, ihrenprozentualen Anteil im eigenen Portfolio über denAnteil hinaus zu erhöhen, den Small Caps in einemmarktneutralen Gesamtmarktportfolio haben (derAnteil von Small Caps beträgt rund 15 Prozent ander gesamten Marktkapitalisierung des Weltaktien-marktes). Übergewichten klingt komplizierter, alses ist, denn eine solche Übergewichtung kann manrecht einfach durch den Kauf eines Small-Cap-ETFbewirken.

Factor Investing ist im Kern passives Investieren,also der Verzicht auf aktives Stock Picking (gezielteAuswahl einzelner Aktien; allgemeiner formuliert:Asset Picking) oder aktives Market Timing (takti-sches Rein und Raus bezogen auf ganze Marktseg-mente). In einem wichtigen Punkt unterscheidetsich Factor Investing jedoch von traditionellem pas-sivem Investieren. Beim Factor Investing werdendie einzelnen Wertpapiere im Portfolio nicht reinnach ihrer Marktkapitalisierung gewichtet, sondernes findet eine Aufweichung dieses Gewichtungs-prinzips statt, z. B. durch die Übergewichtung vonSmall-Cap-Aktien.

Die bekanntesten und in der wissenschaftlichen Li-teratur unseres Erachtens am besten etabliertenPrämien listen wir nachfolgend auf:

Small Size: Kleine Aktiengesellschaften (Small•Caps) haben tendenziell höhere Renditen alsgroße (Large Caps).Value: Günstig bewertete Unternehmen (Sub-•stanzwertaktien) – gemessen an betriebswirt-schaftlichen Größen wie dem Kurs-Gewinn-Ver-hältnis – haben tendenziell höhere Renditen alshoch bewertete (Growth-Aktien).Quality bzw. Profitability:Unternehmen hoher•Qualität – gemessen an Profitabilitätskennzah-len wie dem Kurs-Buchwert-Verhältnis oderVerschuldungskennzahlen – haben tendenziellhöhere Renditen als Unternehmen geringerQualität.Momentum:Unternehmen, die kürzlich eine re-•lativ hohe Rendite hatten, haben für begrenzteZeit tendenziell höhere Renditen und umge-kehrt.Political Risk: Aktien, die hohem politischen•Risiko ausgesetzt sind (primär sind das Schwel-lenländeraktien), haben tendenziell höhere Ren-diten als Aktien, für die das weniger gilt.

In der folgenden Tabelle 1 wird die historische Über-rendite von Faktorindizes gegenüber der jeweiligenmarktneutralen Benchmark dargestellt. Diese Ver-sion der Quantifizierung von Faktorprämien ist be-sonders konservativ und nennt sich Long-only-Fak-torprämien. Was es damit auf sich hat, erläuternwir weiter unten.

Dem aufmerksamen Leser springt sofort ins Auge,dass viele Faktorprämien nicht in jeder einzelnenPeriode positiv waren. Es ist also gut möglich, ja so-gar wahrscheinlich und notwendig, dass eine gege-bene Faktorprämie über mehrere Jahre oder überJahrzehnte hinweg negativ ist, da es sich bei Fak-torprämien um statistisch erwartete Prämien han-delt. Erwartet heißt in diesem Zusammenhang, dasszwar über einen hinreichend langen Zeitraum voneiner positiven Prämie auszugehen ist, sie aber kurz-und mittelfristig stark schwankt. Würde die Prämie

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nicht kurz- und mittelfristig unvorhersehbar starkschwanken, so wäre sie schon längst wegarbitriert,sprich verschwunden, denn sonst würde ja jedernur diese Aktien kaufen. Die Prämien müssen daherkurz- und mittelfristig unzuverlässig sein.

Die folgende Abbildung 1 illustriert dieses Schwan-kungspotenzial grafisch. In der Grafik werden diejährlichen Realisationen der fünf oben genanntenFaktorprämien im Zeitraum von 1995 bis 2018 dar-gestellt. Die vertikale Achse entspricht der prozen-tualen Höhe der Prämien in einem gegebenen Jahr,während die horizontale Achse den Zeitablauf darstellt.

Bei näherer Betrachtung der Balken wird noch ein-mal deutlich, dass einzelne Faktorprämien ihreBenchmark über Jahre hinweg unterperformen kön-nen (negative Balken). Das Gleiche gilt übrigensauch für die sogenannte Equity-Prämie, also dieMehrrendite des Aktienmarktes gegenüber dem„risikolosen“ Geldmarkt. Diese kann ebenfalls überzehn Jahre oder mehr null oder negativ sein.

Um die Unzuverlässigkeit von Faktorprämien abzu-mildern, bietet es sich deshalb an, über mehrerePrämien hinweg zu diversifizieren, also nicht alleEier in einen Korb zu legen.

Noch ein Wort zum oben erwähnten „Long-only"-Begriff: Faktorprämien können entweder als Long-only- oder als Long-short-Prämien berechnet wer-den. Bei Long-short-Faktorprämien werden Aktienmit einer hohen Ausprägung des gewünschtenMerkmals (wie z. B. Small Size) übergewichtet undAktien mit einer hohen Ausprägung des gegenteili-gen Merkmals (in diesem Fall Large Size) leerver-kauft1.

1 Leerverkauf— Englisch short selling: Der Verkauf eines Wert-papiers (oder Assets im Allgemeinen), das der Short Seller (Leer-verkäufer) im Augenblick des Verkaufes T0 noch nicht besitzt,aber kostenpflichtig von einem Dritten geliehen hat. Wenn dieLeihfrist einige Wochen oder Monate später am Zeitpunkt T1 en-det, muss der Leerverkäufer das Wertpapier an den Verleiherzurückgeben. Dazu muss der Leerverkäufer es nun im freienMarkt kaufen. Der Leerverkäufer hofft, dass der Marktpreis desWertpapiers an T1 niedriger sein wird als an T0. Das würde ihmeinen Gewinn bescheren. Er spekuliert mithin auf fallende Kurse.

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Tabelle 1: Übersicht der Größenordnungen mehrerer Faktorprämien von 1975 bis 2018 (44 Jahre) und Teilzeiträume in diesen 44 Jahren für den Weltaktienmarkt (Long-only-Prämien)Quelle: MSCI, Dimensional Fund Advisors, Deutsche Bundesbank. Es werden jeweils die längsten verfügbaren Weltaktienmarktdatenreihengezeigt (für einzelne Länder existieren längere Datenreihen). ► Bei den Faktorprämien handelt es sich um Long-only-Faktorprämien(siehe Erläuterung weiter unten) auf Basis arithmetischer Durchschnitte. ► Alle Daten vor Kosten und Steuern. ► Historische Renditenbieten keine Gewähr dafür, dass sie sich in der Zukunft in ähnlicher Größenordnung wiederholen. ►Wissenschaftliche Studien zu histo-rischen Faktorprämien kommen bzgl. deren Höhe zu jeweils leicht abweichenden Ergebnissen, je nach Land oder Region, Zeitabschnittund spezieller Forschungsmethodik.

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Long-only-Faktorprämien beziehen sich lediglichauf die Long-Seite (Kaufseite) der Faktorprämien;bei ihnen werden keine Leerverkäufe unterstellt.Long-short-Faktorprämien sind dementsprechendhöher als Long-only-Prämien. Da UCITS-Fonds (Pu-blikumsfonds) – und somit auch alle in Deutschlandvertriebenen ETFs – normalerweise keine Leerver-käufe tätigen dürfen, konzentrieren wir uns aufLong-only-Faktorprämien.

Will man Faktorprämien verstehen, sind unter an-derem folgende Sachverhalte wichtig:

Faktorprämien sind nicht additiv. Da sich Fak-•torprämien gegenseitig beeinflussen, kann dieRendite mehrerer Faktorprämien nicht einfachaufaddiert werden. Diese Wechselwirkungensind nicht nur von Prämie zu Prämie unter-schiedlich, sondern können sowohl positiv alsauch negativ sein. Das heißt, dass verschiedeneFaktorprämien sich gegenseitig verstärken, aberauch abschwächen können. Da zwei gegebenePrämien meist eine Korrelation2 von unter eins

2 Korrelation ist ein Maß für die Wechselwirkung zweier Zufalls-variablen und kann Werte zwischen -1 und +1 annehmen. EineKorrelation von -1 bzw. +1 bedeutet perfekt negative bzw. posi-tive Korrelation, während eine Korrelation von 0 bedeutet, dasskeine oder nur eine zufällige Wechselwirkung vorliegt. Positivkorreliert sind z. B. die Kalorien, die ein Mensch konsumiert, undsein Körpergewicht: Eine höhere Anzahl an Kalorien führt zu ei-nem tendenziell höheren Körpergewicht.

aufweisen, können durch die Aufnahme meh-rerer Faktorprämien ins Portfolio risikosenkendeDiversifikationsvorteile realisiert werden, wasdemzufolge nicht als Nachteil angesehen, son-dern vielmehr als wünschenswerter Nebenef-fekt der Ernte mehrerer Faktorprämien begrüßtwerden kann. Dazu aber mehr im zweiten Teilunserer Factor-Investing-Serie.Eine weitere Implikation der Schwankungsan-•fälligkeit von Faktorprämien ist, dass man sei-nen einmal eingeschlagenen Kurs auch dannbeibehalten sollte, wenn die ausgewählten Prä-mien über einen längeren Zeitraum negativ sind.Diese werden erwartungsgemäß irgendwannwieder ins Positive drehen. Im langfristigenDurchschnitt sind sie in allen Fällen positiv.Die Ausnutzung von Faktorprämien kostet Geld•im Vergleich zu marktneutralem Investieren.Die Mehrkosten werden jedoch durch die Brut-toprämien (Prämie vor Kosten) mehr als aus-geglichen.Faktorprämien widerlegen die bekannte Effi-•cient Market Hypothesis (Effizienzmarkthypo-these, kurz EMH) nicht, wie immer wieder inden Medien oder im Internet behauptet wird.Der Vater der EMH, Eugene Fama, ist zugleichder wohl verdienstvollste Forscher, wenn es um

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Abbildung 1: Jährliche Entwicklung von Long-only-Faktorprämien von 1995 bis 2017Quelle: Eigene Berechnungen auf der Basis von Rohdaten von Dimensional Fund Advisors und MSCI. ► Aus Darstellungsgründen ist dievertikale Achse der Grafik bei +25 Prozent nach oben und bei –25 Prozent nach unten begrenzt. In einzelnen Jahren waren bestimmteFaktorprämien jedoch höher oder niedriger als diese Werte.

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Faktorprämien geht. Die EMH sagt nur, dassman mit öffentlich verfügbaren Informationenden Markt (Asset-Klassen-Rendite) nach Kostenund Risiko nicht systematisch schlagen kann.Diese These lässt sich mit empirischen Datenaus den vergangenen 50 Jahren sehr gut bele-gen und ist kompatibel mit der Existenz vonFaktorprämien.Ist Factor Investing noch passives Investieren?•Diese Frage ist aus unserer Sicht müßig unduns zu ideologisch. Wirkliches passives Inves-tieren existiert ohnehin nicht. Auch der pas-sivste Investor muss fortwährend Entscheidun-gen treffen, ist also in gewisser Weise aktiv. Füruns ist es offensichtlich, dass der globale Ak-tienmarkt kein vollständig homogener Eintopfist, sondern aus einigen wenigen Risiko-Ren-dite-Teilsegmenten besteht, die statistisch iden-tifizierbar sind. Faktoren definieren und be-schreiben diese Teilsegmente. Generell istFactor Investing selbstverständlich aktiver alsmarktneutrales passives Investieren.

Wie werden sich Faktorprämien in Zukunft entwi-ckeln und kann man davon ausgehen, dass histori-sche Erfahrungswerte – richtig verstanden – auchauf die Zukunft übertragbar sind? Diese Frage kannnatürlich nicht mit hundertprozentiger Sicherheitbeantwortet werden – wie fast immer in sozialwis-senschaftlichen Disziplinen.

Grundsätzlich gilt das auch in Bezug auf die Höheder normalen Renditen aller Asset-Klassen ohneFaktorprämien: Aktien, zinstragende Investments,Immobilien, Edelmetalle, Rohstoffe oder Kunst. Nir-gends ist die Höhe der erwarteten absoluten oderrelativen Renditen in den nächsten 20 Jahren oderdarüber hinaus mit abschließender Sicherheit prog-nostizierbar. Faktorprämien sind hier keine Aus-nahme. Sollten alle Faktorprämien, die man sich insPortfolio geholt hat, künftig auf null sinken, be-stünde der Verlust (die sogenannten Opportunitäts-

kosten) des Anlegers lediglich in den aktuell etwa0,3 Prozent höheren Produktkosten von Smart-Beta-Fonds gegenüber marktneutralen Indexfonds.

Wenn man das Verschwinden von ein oder zwei Fak-torprämien in der Zukunft unterstellt, würde daszwar eine Verringerung der Mehrrendite, nicht abereine Unterrendite des Faktorportfolios bedeuten.Insgesamt macht die erwartete Outperformancedurch den Einsatz von Faktorprämien deren Mehr-kosten mehr als wett.

Zusammenfassend: Faktorprämien vermögen das Risiko-Rendite-Ver-hältnis eines Aktienportfolios in einem hohen Aus-maß zu erklären, und zwar in einem höheren Maßeals andere objektive Merkmale wie z. B. Branchen-zugehörigkeit, Dividendenrendite oder subjektiveMerkmale wie Qualität des Managements.

Durch eine bestimmte Form der Übergewichtungder wesentlichen Faktorprämien lässt sich unseresErachtens in Zukunft eine Mehrrendite gegenüberdem Gesamtmarkt von langfristig einem bis einein-halb Prozentpunkten jährlich nach Kosten erzielen(historisch war diese Outperformance merklich hö-her – siehe die Tabelle 1 in diesem Beitrag).

Die am besten belegten Prämien sind aus unsererSicht Small Size, Value, Quality, Momentum und Po-litical Risk. Einzelne Faktorprämien funktionierennicht in jedem gegebenen Jahr zuverlässig und ha-ben eine Korrelation von unter 1, weshalb es nahe-liegt, über mehrere Prämien hinweg zu diversifizieren.

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Integriertes Multifactor InvestingWer im Rahmen von Factor Investing (Smart BetaInvesting) mehr als nur eine Faktorprämie in sei-nem Portfolio übergewichten möchte, praktiziertMultifactor Investing und muss sich bei dessenUmsetzung zwischen „einfachem“ und „integrier-tem“ Multifactor Investing entscheiden. Bei derersten Methode werden mehrere Single-Factor-Fonds miteinander kombiniert, während bei derzweiten die Kombination der gewünschten Faktor-prämien auf Einzelaktienebene innerhalb eineseinzelnen Fonds geschieht (Stock-Level MultifactorInvesting). Wir befürworten den integrierten Mul-tifactor-Ansatz. Die Gründe werden in diesem Bei-trag dargestellt.

Wer sich dazu entschieden hat, Faktorprämien inseinem passiv gemanagten Aktienportfolio zu be-rücksichtigen und das mit mehr als nur einer Fak-torprämie tun möchte, steht vor der Grundsatzfrage,wie er ein solches Multifactor Investing praktischumsetzen soll.

Es geht hier also um die konkrete Durchführung vonFactor Investing – oder salopper formuliert: Wieholt man sich Faktorprämien am klügsten ins Port-folio? Dieser Implementierungsfrage wird von vielenPrivatanlegern unserer Erfahrung nach zu wenigAufmerksamkeit gewidmet.

Um den Sachverhalt visuell zu veranschaulichen,stellen wir den globalen Aktienmarkt symbolhaftals Würfel dar, genauer gesagt als den berühmtenRubik's Cube (siehe Abb. 2). Unser Würfel reprä-sentiert die etwa 9000 Aktien, die in rund 45 rundum den Globus verteilten Ländern laufend gehan-delt werden. Diese 9000 Aktien umfassen rund 99Prozent der Marktkapitalisierung (= des Börsen-werts) des globalen Aktienmarktes. Den Aktien-marktwürfel kann man, wie den echten Rubik'sCube, in 27 Teilwürfel aufspalten (3 × 3 × 3 = 27).Bezogen auf den Aktienmarkt repräsentieren die 27Teilwürfel entlang der drei Dimensionen des Würfels– Höhe, Breite und Tiefe – die folgenden drei Fak-torprämien: „Small Size" (Tiefe), „Value" (Breite)und „Quality" (Höhe). (Wir sind uns darüber be-wusst, dass mehr als nur drei solcher Renditedi-mensionen, sprich Faktorprämien, existieren. DerEinfachheit halber beschränken wir uns in diesemBeitrag aber auf diese drei.) Die Dimensionen dersoeben genannten Faktorprämien sind in Abbildung 2jeweils farblich hervorgehoben.

Um als Anleger die drei gewünschten Faktorprämienauszubeuten, also im eigenen Portfolio im Vergleichzu einem nach Marktkapitalisierung gewichtetenVergleichsindex überzugewichten, könnte der An-leger nun einfach drei einzelne Indexfonds erwer-ben: Einen globalen Small-Cap-ETF, einen globalenValue-ETF und einen globalen Quality-ETF – also

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Abbildung 2: Die Faktorprämien Small Size, Value und Quality dargestellt als die drei Dimensionen Höhe, Breite und Tiefe einesWürfels. Quelle: Gerd Kommer Invest GmbH

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einen ETF für jeden der drei Würfel. Diese Methodewird oft als „einfaches Multifactor Investing" oder„Fund-Level Multifactor Investing" bezeichnet. Sieist in der Praxis die verbreitetste Methode, Faktor-prämien – oft auch verkürzt Faktoren genannt – ineinem Portfolio zu berücksichtigen.

Dieser traditionelle Weg des Multifactor Investingkrankt jedoch an einem von vielen Anlegern über-sehenen Grundproblem: Wer die drei Faktorprämienauf diese Weise kombiniert, holt zum Teil – indirektund unabsichtlich – auch falsche, negative Prämienin sein Portfolio; also solche, die man eben geradenicht haben wollte. So finden sich beispielsweiseinnerhalb eines Small-Cap-ETF unweigerlich auchGrowth-lastige und Low-Quality-lastige Small Caps,da die Aktien aus dem zugrunde liegenden Aktien-universum bei der Zusammenstellung des Small-Cap-ETF ausschließlich nach der GrößendimensionSmall Size auseinandersortiert wurden.

Metaphorisch kann man das mit folgender Situationillustrieren: Angenommen, Sie wollen eine beson-ders spektakuläre Party in Ihrem Garten schmeißen.Alle Gäste müssen zwei Kriterien erfüllen: Erstensmuss jeder Gast komplett rot gekleidet sein undzweitens eine Flasche Champagner mitbringen. Siewissen im Voraus, dass vermutlich mehr Interes-senten zur Party kommen werden, als Sie in IhremGarten Platz haben; deshalb engagieren Sie zweiTürsteher, Mario und Luigi.

Um die Erfüllung der Eintrittsvoraussetzungen zugewährleisten, kontrolliert Mario die eintreffendenGäste darauf, dass sie vollständig rot angezogensind, während Luigi sicherstellt, dass die Gäste denChampagner dabeihaben. Dummerweise haben SieMario und Luigi separat instruiert, sodass jeder derbeiden Türsteher nur das ihm zugeteilte einzelneEintrittskriterium überprüft – es findet keine Ab-stimmung zwischen den beiden statt. Weil das soist, wird es fast zwangsläufig zum einen Partygäste

geben, die zwar korrekt in Rot gekleidet sind, aberkeine Flasche dabeihaben, und zum anderen Gäste,die zwar Champagner dabeihaben, aber den Dress-code nicht erfüllen. Dabei wollten Sie ausdrücklichnur Gäste in Rot und mit Getränk.

So bizarr unsere Partyanalogie auch sein mag: Sieveranschaulicht das Grundproblem beim traditio-nellen einfachen Multifactor Investing. Hier werdenmehrere Single-Factor-Fonds kombiniert. Die Fak-toren (Filterkriterien) werden einzeln auf Fonds-ebene (Fund Level bzw. Indexlevel) in das Anleger-portfolio (die Party) gelassen. Man könnte sagen,Dresscode Rot entspricht dem Small-Cap-Faktor,das Flaschenmitbringsel dem Value-Faktor. Auf Ih-rer Party sind jedoch trotz Türsteherselektion auchunerwünschte Gäste, nämlich nicht rot gekleidetePersonen und solche, die kein Getränk abgelieferthaben.

Beim einfachen Multifactor Investing sind ebenfallsunerwünschte Partygäste anwesend: Die nicht ge-wünschten negativen Faktorprämien, also das fal-sche Ende des Faktorspektrums, hier Large Size(Large Caps) und Growth. Sie schwächen und ver-wässern im Gesamtportfolio den gewünschten po-sitiven Faktoreffekt (das erwartete Renditeplus).Damit machen sie die Faktorsteuerung des Portfo-lios insgesamt weniger präzise und weniger effi-zient. Dennoch ist diese Methode bis heute quasiMarktstandard.

Kommen wir zu unserer Würfelanalogie zurück (undstellen damit Ihr räumliches Vorstellungsvermögenein wenig auf die Probe): Kombiniert man drei Sin-gle-Factor-Fonds in einem Portfolio, nimmt mansich 19 der 27 Teilwürfel in sein Portfolio. Jeder derjeweils neun Single-Factor-Würfel enthält nämlichteilweise auch das falsche Ende das Faktorspek-trums der jeweils zwei anderen Faktorprämien,nämlich Large-Cap-, Growth- und Low-Quality-Aktien.

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Das sind die unerwünschten Gäste auf der Multi-factor-Party, da der Selektionsprozess eben nichtalle drei Faktorprämien gleichzeitig berücksichtigt hat.

Erfreulicherweise existiert inzwischen eine bessereMausefalle, die oft als „integriertes Multifactor In-vesting" oder „Stock-Level Multifactor Investing"bezeichnet wird. Dieser verbesserte Multifactor-An-satz funktioniert so: Anstelle der Kombination dreierseparater Indexfonds mit jeweils einer einzelnenFaktorprämie wird im Voraus ein einzelner Index-fonds (bzw. Index) konstruiert, in den von Vornhe-rein nur die Aktien aufgenommen werden, die alledrei Faktorkriterien gleichzeitig erfüllen. Das heißt,die Portfoliokonstruktion geschieht auf Einzelak-tienebene (Stock Level) und nicht auf Fondslevel.So kommen keine ungebetenen Gäste zur Factor-Party.

Das integrierte Multifactor-Investing haben wir an-hand des Rubik-Würfels in der Mitte von Abbildung 3grafisch dargestellt. Zöge man den Ansatz ganz kon-sequent durch, bestünde das resultierende Portfolioallerdings aus nur einem einzigen Teilwürfel.

Das zeigt den potenziell größten Nachteil des inte-grierten Ansatzes: Die Anzahl der Superaktien in-nerhalb des globalen Aktienspektrums (besagte9000 Aktien), die alle drei Faktorprämien gleichzei-

tig aufweisen, ohne zugleich die falschen bzw. ne-gativen Faktorprämien mit sich zu führen, ist relativklein. Bei einem allzu rigiden Umsetzen des inte-grierten Ansatzes verliert das Portfolio somit einenTeil seines hohen Diversifikationsgrades. Das wollenwir nicht, denn breite Diversifikation ist uns beimInvestieren ebenso wichtig wie die Übergewichtungvon Faktorprämien.

Der theoretische Diversifikationsnachteil des inte-grierten Ansatzes kann allerdings leicht behobenwerden, indem man die einzelnen Faktordefinitio-nen etwas auflockert. Diese Lockerung der Filter-kriterien kommt im Rubik-Würfel rechts in Abbidung3 visuell zum Ausdruck, in dem insgesamt siebenTeilwürfel alle drei Faktorprämiendefinitionengleichzeitig erfüllen. Im Ergebnis kann man so dieVorteile des effizienteren integrierten MultifactorInvesting – eine Party ohne ungebetene Gäste – mitnur geringen Einbußen beim Grad der Diversifikationumsetzen.

Ein weiterer Vorteil des integrierten Multifactor-An-satzes ist, dass er tendenziell zu geringeren Trans-aktionskosten führt als der einfache Multifactor-An-satz. Zum einen muss der Anleger nur einen stattdrei Fonds kaufen, zum anderen wird auf lange Sichtauch der fondsinterne Wertpapierumschlag niedri-ger sein. Beides hilft Kosten zu senken. Die letztge-

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Abbildung 3: Vergleich zwischen einfachem Multifactor Investing (Fund Level; die Würfel ganz links) und integriertem MultifactorInvesting (Stock Level; Würfel in der Mitte und rechts) Quelle: Gerd Kommer Invest GmbH

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nannten Kosten, die durch Umschichtungen inner-halb eines Fonds entstehen, sind für den Anlegerzwar nicht direkt beobachtbar, weil sie direkt vonder Performance eines Fonds weggehen, das machtsie aber nicht weniger relevant als anderen Kosten-arten.

Zusammenfassend halten wir die wesentlichenSachverhalte fest:

(a) Factor Investing auf Buy-and-Hold-Basis pro-duziert auf lange Sicht eine attraktivere Rendite-Ri-siko-Kombination als passives Investieren ohne Be-rücksichtigung von Faktorprämien – und Letztereswiederum eine attraktivere Kombination als aktivesInvestieren.

(b) Wer mehr als eine Faktorprämie in sein Aktien-portfolio holt, praktiziert damit Multifactor Investing.

(c) Wer Multifactor Investing praktizieren möchte,steht vor der grundsätzlichen Entscheidung, ob erdas mithilfe von einfachem oder integriertem Mul-tifactor Investing tun soll.

(d) Wir glauben, dass der integrierte Ansatz besserist. Bei integriertem Multifactor Investing findet dieAuswahl der ins Portfolio aufzunehmenden Aktienauf der Ebene der einzelnen Aktie statt (Stock Level),beim einfachen Ansatz auf der Ebene eines Fonds(Fund Level).

(e) Der potenzielle Nachteil der geringeren Portfo-liodiversifikation beim integrierten Ansatz wirddurch das Auflockern der Faktorkriterien hinrei-chend gemildert.

(f) Aufgrund der hier dargestellten Vorteile des in-tegrierten Ansatzes auf Stock-Level-Ebene gehenwir davon aus, dass diese Methode bei etwa glei-chem oder sogar leicht niedrigerem Risiko langfristignach Kosten etwa 0,2 bis 0,4 Prozentpunkte mehrRendite pro Jahr als der Fund-Level-Ansatz (einfa-ches Multi-Factor-Investing) produziert.

Durststrecken inklusiveFactor Investing (Smart Beta Investing) hat in derVergangenheit langfristig eine Mehrrendite gegen-über marktneutralem passivem Investieren pro-duziert – bei ähnlicher Volatilität. Dennoch tretenimmer wieder Zeiträume von mehreren Jahren auf,in denen eine bestimmte Faktorprämie unterper-formt, so auch die berühmte Value-Faktorprämieseit nunmehr gut zehn Jahren. In diesem Abschnittzeigen wir auf, warum das normal ist und warumvielleicht gerade jetzt ein guter Zeitpunkt ist, einesolide Factor-Investing-Strategie umzusetzen.

Factor Investing, also das regelbasierte Überge-wichten sogenannter Faktorprämien wie beispiels-weise Value und Small Size in einem Aktienportfolio,hat in der Vergangenheit über hinreichend langeZeiträume zu einer Mehrrendite gegenüber „markt-neutralem" Investieren geführt, bei dem die Markt-kapitalisierung einer Aktie als Gewichtungskriteriumim Portfolio herangezogen wird. (In der Fachliteraturwird die Bezeichnung marktneutral anders verwen-det als in diesem Beitrag und bezeichnet dort in derRegel Long-short-Strategien, das Gesamtmarktri-siko eliminiere sollen.)

Die Marktkapitalisierung (auch Börsenkapitalisie-rung oder Börsenwert genannt) einer Aktiengesell-schaft ist der Aktienkurs multipliziert mit der Anzahlder umlaufenden Aktien (der Marktwert des Eigen-kapitals des Unternehmens). Das Risiko gemessenan der Volatilität (Schwankungsintensität der Ren-diten) war beim Factor Investing etwa gleich großwie beim marktneutralen Investieren.

Die Einschränkung „hinreichend lange" muss in die-sem Zusammenhang betont werden, da eine gege-bene Faktorprämie nicht in jedem Jahr und nichteinmal über jeden Drei-, Fünf-, Zehn- oder imschlechtesten Fall sogar 20-Jahres-Zeitraum positivsein muss. Das ist für die Anwender des Factor In-vesting (nachfolgend „FI" abgekürzt) zwar nicht er-

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freulich, muss aber letztlich so sein, weil die mitFaktorprämien erzielbare Mehrrendite sonst ja risi-kofrei erzielbar wäre –  und dann wäre sie schonlängst wegarbitriert.

Wie lange kann die Durststrecke einer Faktorprämiein der Praxis sein? Wie lange kann sie gegenübermarktneutralem Investieren unterperformen? ZurÜberprüfung dieser Frage bietet sich die vielleichtbekannteste aller Faktorprämien an: Der Value-Effekt.

Die Value-Prämie lief über die letzten zehn Jahrerelativ schlecht und über die letzten drei Jahre sogarganz besonders schlecht. Aus diesem Grund undum diesen Beitrag einigermaßen kurz zu halten,werden wir uns überwiegend auf die Value-Prämiebeschränken.

Grundsätzlich gilt unsere Argumentation jedochauch für andere Faktorprämien, die von der Wis-senschaft als hinreichend gut belegt gelten. UnsererMeinung nach sind das neben Value primär SmallSize, Momentum, Quality, Minimum/Low Volatilityund Political Risk.

Zurück zur Value-Prämie: Value-Aktien sind, gemes-sen an bestimmten betriebswirtschaftlichen Kenn-zahlen, günstig bewertete Unternehmen und wer-den im Deutschen oft als Substanzwertaktienbezeichnet. Growth-, also Wachstumsaktien sinddas Gegenstück zu Value-Aktien, also hoch bewer-tete oder „teure" Aktien.

Die gängigsten Kennzahlen zur Klassifizierung vonAktien im Value-Growth-Spektrum sind das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) und das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Diese Werte geben an, wie hochder Aktienkurs eines Unternehmens im Verhältniszum Buchwert des Eigenkapitals bzw. zum Gewinnpro Aktie ist.

In anderen Worten: Das KBV bzw. das KGV drücktaus, wie viel der Investor für einen Euro an Buchei-genkapital bzw. Jahresgewinn bezahlen muss. Überden Zeitraum von 1927 bis 2018 betrug die Mehr-rendite von Value- gegenüber Growth-Aktien in denUSA 2,9 Prozent pro Jahr (Dimson, Marsh & Staun-ton, 2019).

Seit etwa 2005 lässt die Performance der Value-Prämie allerdings zu wünschen übrig: Der MSCIACWI IMI Value Index hat den MSCI ACWI IMI In-dex – den wir hier als marktneutralen „Proxy" fürden Weltaktienmarkt verwenden – bis Ende März2020 um 1,4 Prozent p. a. unterperformt. Wir ver-wenden bei der zugrunde liegenden Berechnungsogenannte Long-only-Prämien. Das ist die konser-vative Berechnungsmethode und diejenige, die fürPrivatanleger in ETFs relevant ist. In den drei Jahrenvon März 2017 bis März 2020 lag die annualisierteUnterrendite sogar bei 5,4 Prozent.

Daher stellt sich die Frage, ob die Unterperformanceder Value-Prämie (die negative Value-Prämie) in derunmittelbaren Vergangenheit Anlass gibt, am dau-erhaften Fortbestand der Prämie zu zweifeln. (UmMissverständnissen vorzubeugen: Eine negative Va-lue-Prämie bedeutet nicht, dass die Rendite einerValue-Strategie negativ ist, sondern nur, dass dieRendite niedriger ist als die Rendite einer markt-neutralen Benchmark, die definitionsgemäß keinenValue-„Tilt" aufweist.)

Wirft man einen Blick auf die gesamte verfügbareDatenhistorie von Faktorprämien, wird man fest-stellen, dass solche Durststrecken eigentlich ganznormal sind und in der langfristigen Vergangenheitschon oft aufgetreten sind. Diesen Umstand habenwir in der folgenden Tabelle 2 anhand der Equity-,Small-Size- und Value-Prämie dargestellt.

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Die Tabelle macht deutlich, dass es zwischen 1927und 2018 immer wieder kurze und lange Periodengab, in denen einzelne Faktorprämien schlechterrentierten als ihr Gegenpart. Sogar die Equity-Prä-mie (auch Marktprämie genannt) war wiederholtüber Zeitfenster von zehn Jahren (und länger, washier nicht ausgewiesen wird) negativ, d. h. mit demSparbuch hätte man über zehn Jahre hinweg denAktienmarkt geschlagen – bei weit geringerem Ri-siko (Volatilität).

Der Tod bestimmter Faktorprämien – z. B. der Small-Size-Prämie – wurde in der Vergangenheit schonmehrfach falsch proklamiert. Auch solche Erkennt-nisse sind somit nicht neu.

In ihrem Aufsatz „Volatility Lessons" von 2019 zei-gen die Forscher Eugene Fama und Kenneth French,die als Väter des FI gelten, anhand von US-Aktien-marktdaten aus dem Zeitraum 1963 bis 2016, dassdie Wahrscheinlichkeit des Fortbestehens derSmall-Value-Prämie (einer Kombination der beidenPrämien Small Size und Value) sogar höher ist alsdie der Equity-Prämie (Fama & French, 2019). Dasskleine, niedrig bewertete Unternehmen große, teureUnternehmen outperformen, ist also wahrscheinli-cher, als dass Aktien besser rentieren als kurzfristigeAnleihen höchster Bonität.

Unterstellt man auf sehr lange Sicht Regression zumMittelwert in Aktienmärkten – was wir tun –, dannführen unterdurchschnittliche Renditen in der Ver-gangenheit zu tendenziell höheren Renditen in derZukunft (oder anders formuliert: Die in Zukunft er-wartete Rendite ist eine Funktion des Bewertungs-niveaus). Diese in der Wissenschaft unstrittige Fest-stellung wird nach unserer Erfahrung immer wiederdahingehend missverstanden, dass bewertungsge-triebenes Market Timing sinnvoll sei.

Eine solche Schlussfolgerung lässt sich jedoch alleinaus der Aussage „die erwartete Rendite ist eineFunktion des Bewertungsniveaus" nicht ableiten,weil diese (falsche) Timing-These die Opportuni-tätskosten des Market Timing vor einem etwaigenMarkteintritt, ausgelöst von einer günstigen Bewer-tung, ignoriert.

Das heißt: Niedrige Bewertungsniveaus erhöhen dieRenditeerwartung einer künftigen Faktorprämie (wieauch die Renditeerwartung für Aktien insgesamtnach einem Aktiencrash erhöht ist). Man könntealso sagen, dass eine Faktorprämie nach einer lan-gen Durststrecke günstiger ist und damit eine imVergleich zu ihrer Historie erhöhte Renditeerwartungrelativ zu ihrem historischen Mittel aufweist. Wasdas in der Vergangenheit konkret bedeutet hat, ha-ben wir in folgender Abbildung 4 dargestellt.

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TitelthemaPortfolioJournal

Equity-Prämie Small-Size-Prämie Value-Prämie

1 Jahr 30% 43% 39%

5 Jahre 21% 37% 25%

10 Jahre 15% 27% 16%

Tabelle 2: Anteil von Zeiträumen mit negativen Faktorprämien (US-Aktienmarkt im Zeitraum von Juni 1927 bis Dezember 2018)Quelle: Daten von Dimensional Fund Advisors, Fama & French, Ibbotson Associates, S&P, Morningstar Direct, CRSP und Compustat. ►Alle Daten vor Kosten und Steuern. ► Equity-Prämie = Aktienmarktrendite minus Rendite der „risikofreien Anlage" (Geldmarktrendite).► Historische Renditen bieten keine Gewähr dafür, dass sie sich in der Zukunft in ähnlicher Größenordnung wiederholen.

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Die Abbildung 4 zeigt die Höhe der Equity-, Small-Size- und Value-Prämien im US-Aktienmarkt seit1927 in den zehn Jahren, die auf einen jeweils vor-hergehenden negativen Zehnjahreszeitraum folgen.Es dürfte damit deutlich werden, dass man für dasAusharren während der Durststrecke einer Faktor-prämie im Durchschnitt reichlich belohnt wurde. Wirsehen aktuell keinen überzeugenden Grund dafür,dass sich das in Zukunft ändern sollte.

Anlass zum Optimismus im Hinblick auf die künftigeEntwicklung der Value-Prämie ergibt sich aus einerUntersuchung von Cliff Asness von AQR Capital Ma-nagement zum sogenannten Value Spread (Asness2019). Vereinfacht gesagt geht das Argument so:Wenn man für Value- und Growth-Aktien das durch-schnittliche Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) be-rechnet und die beiden Werte ins Verhältnis zuei-nander stellt, ergibt das den Value-Spread.Zwischen 2010 und 2017 war der Value Spread re-

lativ konstant, da die bei Value- wie auch Growth-Aktien die Kurse (der Zähler des KBV) und die Buch-werte (der Nenner des KBV) gleichermaßen anstie-gen – nur im Falle von Growth-Aktien eben mehr,was zur besseren Rendite von Growth- gegenüberValue-Aktien beitrug. In den letzten zwei Jahrenverbreitete sich der Value-Spread jedoch merklich;einen höheren hat es in den letzten Jahrzehntennur während der Dot-Com-Blase gegeben. Und un-mittelbar danach hatte Value eine besonders gutePhase. Zusammenfassend deutet das darauf hin,dass Value heute so günstig ist wie schon langenicht mehr.

Mancher mag einwenden, dass es einen Unter-schied macht, ob man sein Portfolio bereits auf dieValue-Faktorprämie ausgerichtet und somit schonunter der mauen Value-Performance der letztenJahre gelitten hat oder noch vor der Entscheidungsteht, ob man Faktorprämien in seinem Portfolio

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TitelthemaPortfolioJournal

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Abbildung 4: Annualisierte Faktorprämien über Zehn-Jahres-Zeiträume nach vorhergehenden Zehn-Jahres-Zeiträumen mit negativenFaktorprämien (in den USA von Juni 1927 bis Dezember 2018)Quelle: Daten von Dimensional Fund Advisors, Fama & French, Ibbotson Associates, S&P, Morningstar Direct, CRSP und Compustat. ►Bei den Faktorprämien handelt es sich um „Long-only-Faktorprämien" (siehe Endnote 2). ► Alle Daten vor Kosten und Steuern. ►Wis-senschaftlichen Studien zu historischen Faktorprämien kommen bzgl. deren Höhe zu jeweils leicht abweichenden Ergebnissen, je nachLand oder Region, Zeitabschnitt und spezieller Forschungsmethodik. ►Historische Renditen bieten keine Gewähr dafür, dass sie sich inZukunft in ähnlicher Größenordnung wiederholen.

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übergewichten sollte. Wir halten diesen Einwandfür wenig überzeugend. Grundsätzlich gelten diedargelegten Argumente für alle Anleger gleicher-maßen – egal, ob sie Faktorprämien bereits seit län-gerer Zeit in ihrem Portfolio übergewichten odernoch nicht. Für all die, die sich zu den Opfern derUnterperformance einer Faktorprämie zählen, er-scheint es aus unserer Sicht angeraten, dem einge-schlagenen Kurs treu zu bleiben – so wie es statis-tisch die rentabelste Vorgehensweise ist, geradenach einer Phase stark negativer Aktienmarktren-diten (sprich einem Aktiencrash) nicht zu verkaufen,weil an diesem Punkt die künftig erwartete Renditevon Aktien höher als vorher ist.

Ähnlich schlecht wie der Value-Prämie erging es imvergangenen Jahrzehnt übrigens auch der Political-Risk-Prämie, also der erwarteten Mehrrendite vonSchwellenländer- gegenüber Industrieländeraktien.Merkwürdigerweise hört man hier – anders als beider Value-Prämie – in den Fachmedien selten, mansolle oder müsse Schwellenländer-Investing des-wegen aufgeben.

Die Faktorprämien Quality, Momentum und Mini-mum Volatility haben marktneutral in den letztenfünf und zehn Jahren (einschließlich des aktuellenCorona-Crashs) jeweils erheblich outperformt (aufder konservativen Long-only-Basis, siehe Endnote).Wir verwenden bei der zugrunde liegenden Berech-nung sogenannte Long-only-Prämien. Das ist diekonservative Berechnungsmethode und diejenige,die für Privatanleger in ETFs relevant ist.

Und eine weitere Renditefußnote sei uns an dieserStelle gestattet, auch wenn sie im engeren Sinnenichts mit den Eigenarten von FI zu tun hat: Jederauf globaler Basis berechnete Factor-Index – Small,Value, Quality, Momentum, Minimum/Low Volatilityund Political Risk – rentierte bis Mitte April 2020 inden davor liegenden fünf und zehn Jahren besserals der DAX. Eine kleine Einschränkung: Political

Risk (MSCI EM Standard Index) hat den DAX ledig-lich in den letzten fünf und drei Jahren outperformt,auf zehn Jahre lag Political Risk knapp unter demDAX.

Die wichtigste Schlussfolgerung aus all dem betrifftnicht nur das Factor Investing: Eine wohldurch-dachte, korrekt ausgeführte wissenschaftlich orien-tierte Investmentstrategie allein anhand ihres Er-gebnisses in einem Ein-, Fünf- oderZehn-Jahres-Zeitraum zu beurteilen, führt oft zuFehlschlüssen. Diese Zeiträume sind ganz einfachzu kurz (die Datenstichprobe ist zu klein), um überdie Strategie zu einem verlässlichen Ergebnis zu ge-langen.

Das illustriert auch folgender Sachverhalt: MünchnerWohnimmobilien erlitten in den 17 Jahren von 1991bis 2007 inflationsbereinigt einen Preisrückgangvon 40 Prozent – ein Zeitlupencrash, der heuteschon wieder vergessen ist. Zu bedenken ist dabeiaußerdem, dass die Kreditzinsen in diesem Zeit-raum durchschnittlich um über fünf Prozentpunktehöher waren als heute. Wer im Jahr 2006 oder 2007diese lange Durststrecke völlig unattraktiver und invielen Jahren negativer Immobilienrenditen in Mün-chen und (noch extremer) anderen Städten zum An-lass nahm, seinen Immobilienbestand zu verkaufenoder nie mehr in Münchner Immobilien zu investie-ren, der verpasste einen ab Anfang 2008 einset-zenden spektakulären Immobilienbullenmarkt.

FazitFactor Investing hat in der Vergangenheit über hin-reichend lange Zeiträume zu einer attraktiven Mehr-rendite gegenüber einer marktneutralen Benchmarkgeführt. Gleichwohl gab es immer wieder Periodenvon fünf, zehn oder 15 Jahren, in denen eine gege-bene Faktorprämie negativ war, sie also schlechterlief als der Markt oder als ihr Gegenstück. DieserUmstand allein kann unseres Erachtens aber nicht

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TitelthemaPortfolioJournal

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als Evidenz für das endgültige Verschwinden derentsprechenden Faktorprämie gesehen werden.Vermutlich sind solche langen Durststrecken eineAusprägung genau des Risikos, das Faktorprämienüberhaupt erst ermöglicht. Auf sehr lange Sichtsollte dieses Risiko durch eine erhöhte Rendite kom-pensiert werden.

Weil das so ist, sollte man auch beim Factor Inves-ting nie alles auf ein Pferd setzen und deshalb übermehrere gut erforschte und belegte Faktorprämienhinweg diversifizieren.

Generell sollten nur solche Anleger Factor Investingbetreiben, die es verstanden haben – also die his-torischen Factor-Investing-Daten (inklusive der Prä-mienschwankungen) kennen und akzeptieren, dieSachlogik hinter Factor Investing für überzeugendhalten und das subjektive Referenzrahmenrisiko(die oft mehrjährige Unterperformance zu einem re-levanten Referenzindex), das mit Factor Investingeinhergeht, aushalten können.

Literaturhinweise:Baltussen, Guido/Swinkels, Laurens/Van Vliet, Pim (2019): „Glo-bal Factor Premiums"

Berkin, Andrew/Larry Swedroe (2016): „Your Complete Guideto Factor-Based Investing. The Way Smart Money Invests Today";BAM Alliance Press, 358 S.

Kommer, Gerd (2018): „Souverän investieren mit Indexfondsund ETFs. Wie Sie das Spiel gegen die Banken gewinnen", 5.Aufl.; Campus 2018, 410 S.

Momentumeffekt: Dolvin, Steven/Foltice, Bryan (2016): „ WhereHas the Trend Gone? An Update on Momentum Returns in theU.S. Stock Market"

Political-Risk-Effekt: Pàstor, Luboš/Veronesi, Pietro (2013): „Po-litical Uncertainty and Risk Premia"; in: Journal of Financial Eco-nomics, Volume 110, Issue 3.

Profitability-/Quality-Effekt: Asness, Clifford u. a. (2013): „QualityMinus Junk"

Small-Size-Effekt: Shi, Wenyun/Xu Yexiao (2015): „Size Still Mat-ters!"

Value-Effekt: Zhang, Lu (2005): „The Value Premium"; in: TheJournal of Finance, Vol. 60, Issue 1.Clarke, Roger; de Silva, Harindra; Thorley, Steven (2016): „FactorPortfolios and Efficient Factor Investing"; in: Financial AnalystsJournal, Volume 72, No. 6, 2016, Corrected May 2017.

Dimson, Elroy/Marsh, Paul/Staunton, Mike (2019): „Factor In-vesting", Credit Suisse Global Investment Returns Yearbook2019, Long Version, Chapter 4, S. 65–85.

Innes, Andrew (2017): „The Merits and Methods of Multi-FactorInvesting"

Scott, Louis/Cavaglia, Stefano (2017): „A Wealth ManagementPerspective on Factor Premia and the Value of Downside Pro-tection"; in: Journal of Portfolio Management, Spring 2017, Vol.43, No. 3.

Fitzgibbons, Shaun/Friedman, Jacques/Pomorski, Lukasz/ Ser-ban, Laura (2017): „Long-Only Style Investing: Don't Just Mix,Integrate"; in: The Journal of Investing, Winter 2017, Vol. 26,No. 4.

Fama, Eugene/French, Ken (2018): „Volatility Lessons"; in: Fi-nancial Analysts Journal, Volume 74, Issue 3, 2018, S. 42–53

FTSE Russell (2018): „Top-down or bottom-up? Balancing ex-posure and diversification in multi-factor index construction"

Asness, Cliff (2019): „It’s Time for a Venial Value-Timing Sin"

Deere, Robert (2017): „Understanding the Performance of SmallCap Stocks"; Dimensional Fund Advisors, Working Paper.

Dimson, Elroy/Marsh, Paul/Staunton, Mike (2019): „Credit SuisseGlobal Investment Returns Yearbook 2018", Long Version; CreditSuisse Research Institute, 256 S.

Jacobs, Heiko/Müller, Sebastian (2020): „Anomalies across theglobe: Once public, no longer existent?" In: Journal of FinancialEconomics, 135 (2020); S. 213–230

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TitelthemaPortfolioJournal

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TitelthemaPortfolioJournal

Video-Links

Factor- vs. Marktneutrales Portfolio:Lohnt sich Factor Investing noch?

Renditebooster Factor-Investing!Gerd Kommer im Finanzfluss Interview

Buchtipp

Der Buchautor: Dr. Gerd Kommer

Dr. Gerd Kommer verfolgt einen wissenschaftlich orientierten, prognosefreien Investmentansatz,

der vereinfachend oft als “passives Investieren” bezeichnet wird.

Mit seinem Buch »Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs« hat er diesen Ansatz in einer

breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht. Das Buch erschien bereits 2002 in der ersten Auflage

und Dr. Gerd Kommer erhielt dafür 2016 den Deutschen Finanzbuchpreis.

Seit vielen Jahren überzeugt Dr. Gerd Kommer immer mehr Sparer und Anleger von den Vorteilen

einer Geldanlage in Indexfonds und ETFs. Sein Buch gilt zu Recht als Standardwerk auf diesem

Gebiet.

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Musterdepot:

Das krisenfeste FondsdepotMit diesem Fondsdepot wollen wir Ihnen aufzeigen, wie Sie mit der gleich-gewichteten Investition in fünf verschiedene regelbasierte Fonds mittel-bis langfristig Krisen auf den Finanzmärkten möglichst gut bewältigen undChancen nutzen können. Insgesamt kann sich die Aktienquote des gesamtenFondsdepots und der einzelnen Fonds zwischen null und ca. 100 Prozentbewegen.

Die größte Veränderung gab es im Mai im Rahmen des Fonds „IQAM MarketTiming Europe“. Nach einer längeren Cashphase hat dort am 18. Mai dasSignal auf „Aktien" gewechselt und der Investitionsgrad ist von null auf 100Prozent gesprungen. Grundlage für das Signal ist jeweils die Gegenüberstel-lung des aktuellen und des künftigen BIP-Wachstums.

Hierbei werden eine Vielzahl unterschiedlicher makroökonomischer Datender gesamten Eurozone zur Prognose der BIP-Entwicklung herangezogen.Das Prognosemodell kommt auf Basis dieser Daten zum Ergebnis, dass dieTalsohle des aktuellen BIP-Wachstums durchschritten wurde und sich diewirtschaftliche Aktivität in der Eurozone im Jahresverlauf gegenüber demaktuellen Stand weiter erholen sollte.

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Werner Krieger

Der Diplom-Kaufmann WernerKrieger ist ausgebildeter Analyst(CEFA) und hat 1997 die GFAVermögensverwaltung GmbHgegründet. Dort ist er als ge-schäftsführender Gesellschafterfür die Produkt entwicklung unddas Management der hauseige-nen Produkte verantwortlich.

Dr. Werner Koch

Dr. Werner Koch ist theoreti-scher Physiker und seit 1994 inder Finanzbranche. Nach ver-schiedenen Stationen im Commerzbank-Konzern ist erseit 2010 geschäftsführenderGesellschafter der quantagonfinancial advisors GmbH inFrankfurt, einem auf quantitativgesteuerte Anlagestrategienspezialisierten Finanzdienst-leister.

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Grafik 1: Aktienquotenverlauf des Fondsdepots und der einzelnen Fonds seit 1. Januar 2020 Quelle: eigene Berechnungen

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Auch die beiden Fonds „Deutsche Aktien System“ und „Greiff Systematic Al-location Fund“ haben zum Ultimo Mai ihre Aktienquote von ca. zwölf ProzentAnfang des Monats auf jetzt ca. 25 Prozent erhöht. Damit liegt nun die Ak-tienquote in etwa gleichauf mit dem Niveau des „iQ Global“, der bei ca. 25Prozent liegt, sowie mit dem Fonds „Deutsche Aktien Systematic Invest“, derbei etwa 30 Prozent liegt. Der Grafik 1 können Sie den Aktienquotenverlaufseit 1. Januar entnehmen.

Insgesamt konnte sich die Wertentwicklung des Fondsdepots seit Mitte Märzweiterhin erholen, wie Sie der Tabelle 1 und der Grafik 2 entnehmen können.

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Grafik 2: Wertentwicklung des Fondsdepots und der einzelnen Fonds seit 1. Januar 2020Quelle: eigene Berechnungen

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Tabelle 1: Wertenwicklung des Fondsdepots und der einzelnen Fonds seit 1. Januar 2020 Quelle: eigene Berechnungen

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Fondsstart im März 2018 |

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www.torendo-capital.de

torendo CAPITAL SOLUTIONS GmbH Ein Gemeinschaftsunternehmen von

Albrech & Cie. Vermögensverwaltung AG P.A.M. Prometheus Asset Management GmbH Wiening & Schnierle GmbH

Handelssystem des Deutsche Aktien SYSTEM* versus DAX

Wichtige Informationen | Rechtliche Hinweise

Der Deutsche Aktien SYSTEM wurde im März 2018 aufgelegt. Die hier dargestellten Ergebnisse beziehen sich auf die dem Fonds zugrunde liegende rein regelbasierte Anlagestrategie, die seit 07.08.2012 im Rahmen eines Wikifolios und seit 29.03.2018 im Fondsmantel umgesetzt wird. Die im Fonds anfallenden Kosten sind mit denen des Wikifolios im Ergebnis nahezu identisch. Sämtliche hier zur Verfügung gestellten Informationen stellen keine Anlageberatung oder sonstige Empfehlung dar, sondern sind lediglich eine zusammenfassende Kurzdarstellung wesentlicher Merkmale des Fonds. Alleinige Grundlage für den Kauf von Fondsanteilen des Deutsche Aktien SYSTEM sind ausschließlich die aktuellen Verkaufsunterlagen. Hierzu zählen die Wesentlichen Anlegerinformationen (KIID), der Verkaufsprospekt, der Jahresbericht und sofern dieser älter als acht Monate ist der Halbjahresbericht des Fonds. Die Verkaufsunterlagen sind kostenfrei bei der Fondsgesellschaft sowie der Vertriebsgesellschaft und unter www.torendo-capital.de erhältlich.

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Die natürliche Seite der MärkteDer innere Kern der Finanzmärkte ist fraktal organisiert. Eine andere Be-zeichnung dafür ist „skaleninvariant“, also unabhängig von der Skalierung.Entfernt man beispielsweise bei einem Tages- und einem Minutenchart je-weils die Preis- und Zeitachse, so kann man sie prinzipiell nicht mehr un-terscheiden. Beide Charts sehen strukturell gleich aus. Die entscheidendeDimension bei der ganzen Sache ist die Zeit. Dafür gibt es eine Reihe vonBelegen. Zwei wichtige Erkenntnisse zu diesem Thema stammen von demMathematiker Benoît Mandelbrot und dem Hydrologen Harold Edwin Hurst.

Mandelbrot konnte anhand von Baumwollpreisen zeigen, dass bei deren Ver-änderung eine zeitlich organisierte Proportionalität am Werk ist und zwar aufallen Zeitskalen. Er erkannte, dass zwischen den Preisen heute und den Prei-sen in der Vergangenheit eine gesetzmäßige Abhängigkeit bestehen muss.Das gleiche Phänomen fand sich später auch in anderen Märkten. Mandelbrotschloss daraus, dass Finanzmärkte über eine Art Gedächtnis verfügen müssenund deshalb nicht vollkommen zufällig sein können.

Zu ähnlichen Ergebnissen, wenn auch in ganz anderem Zusammenhang, kamauch der Hydrologe Harold Edwin Hurst. Er stellte fest, dass die meisten na-türlichen Systeme nicht einem Zufallspfad, sondern periodischen und nicht-periodischen Zyklen folgen. Er erkannte das bei der Auswertung von jährlichenÜberschwemmungen des Nils über einen Zeitraum von rund 850 Jahren.Hurst konnte zeigen, dass die Magnituden der jährlichen Nilüberschwem-mungen sich gegenseitig beeinflussen und somit eine Abhängigkeit von derVergangenheit besteht. Die Überflutungen des Nils können daher ebenfallsnicht vollkommen zufällig verlaufen und sind deshalb in gewissem Rahmenvorhersagbar. Aufgrund dieser Erkenntnis wurde Hurst „Abu Nil“ genannt:Vater des Nils.

Da die Finanzmärkte von Menschen gemacht werden, kann man annehmen,dass es sich dabei ebenfalls um ein natürliches System handelt. Es ist alsodurchaus plausibel, dass hier ähnliche Phänomene zu beobachten sein müssten.

Nachfolgend werden zwei Beispiele vorgestellt, bei denen ähnliche Phäno-mene beobachtbar sind, nämlich das „Zyklus-Struktur-Modell“ und die „El-liott-Wellen-Theorie“. Es wird gezeigt, wie daraus eine kombinierte Handels-strategie abgeleitet werden kann.

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WissenswertPortfolioJournal

Dr. Alexander Schwarz

Dr. Alexander Schwarz befasstsich seit über zwanzig Jahrenmit verschiedensten Themenrund um die Finanzmärkte undzwar aus dem Blickwinkel desNaturwissenschaftlers. Seit rund zehn Jahren befasster sich bevorzugt mit struktu-rellen Eigenschaften von Finanzmärkten, wobei dasThema Zeit besonders im Vor-dergrund steht. Von ihm sindmehr als zwanzig Artikel zumThema Börse und technischeAnalyse im Fachmagazin TRADERS’ erschienen.

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Das Zyklus-Struktur-Modell:Dieses Modell wurde eingehender vorgestellt in denAusgaben des Portfolio Journals 01/2020 (S. 32–36) und 03/2020 (S. 19–21) weshalb ich an dieserStelle nur kurz darauf eingehe.

Bei diesem Modell geht es um strukturelle Wieder-holungen entlang periodischer und nichtperiodi-scher Zyklen, die Gesetzmäßigkeiten folgen. Wirhatten im April eine solche Situation, als der Monatstrukturell sehr ähnlich verlief wie der April 2016.

Das Modell schlug einen Wendepunkt Anfang Aprilvor, auf den eine dynamische und relativ steile Preis-entwicklung folgen sollte, ganz ähnlich wie vor vierJahren (siehe dazu auch die o. g. Ausgaben desPortfolio Journals).

Das Modell versucht also, die zeitliche Lage vonWendepunkten sowie strukturelle Verläufe derMärkte im Vorfeld zu identifizieren. Nun ist es so,dass jeder Wendepunkt im Zyklus-Struktur-Modellden Anfang und/oder das Ende einer Elliott-Welleeines bestimmten Grades darstellt. Die Struktur desnachfolgenden preislichen Verlaufs ist dann dieWelle selbst. Das Zyklus-Struktur-Modell zeigt an,wo Wendepunkte auftreten können, und gibt Hin-weise auf die nachfolgende Preisstruktur.

Die Elliott-Theorie kann Auskunft darüber geben,wo man sich innerhalb einer Zählung befindet, waswiederum Hinweise auf die Qualität bzw. Wichtigkeiteines Wendepunktes geben kann. Im Idealfall tref-fen das Ende einer übergeordneten Elliott-Welleund der zeitliche Vorschlag des Zyklus-Struktur-Mo-dells zusammen, was einen wichtigen Wendepunktmarkieren könnte.

Es erscheint deshalb sinnvoll, diese beiden Kon-zepte miteinander zu kombinieren.

Die Elliott-Wellen-Theorie:Die Theorie beschreibt Wellenformen sowie zeitlicheund preisliche Verhältnisse, die zwischen den Wel-len bestehen.

Die wichtigsten elementaren Grundregeln der El-liott-Wellen-Theorie sind:

Ein kompletter Hausse-Zyklus wird aus acht•Wellen gebildet, und zwar von fünf Wellen nachoben, gefolgt von drei Wellen nach unten.– DieAnzahl der Wellen folgt der Fibonacci-Zahlen-reihe (1-2-3-5-8-13-21…).Korrekturbewegungen finden immer in drei Wel-•len statt.Welle 3 ist meistens die steilste und längste•und niemals die kürzeste.Die Wellen 3 oder 5 können „extended“ sein,•das heißt, sie dehnen sich überproportional aus.Welle 4 darf sich nicht mit Welle 1 überschneiden.•Welle 4 korrigiert meistens bis in den Bereich•der nächstkleineren Welle 4.Welle 2 darf nicht unter den Startpunkt der•Welle 1 fallen.

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WissenswertPortfolioJournal

Abbildung 1: Quelle: Wikipedia

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Das Problem bei der Elliott-Wellen Zählung:Die Elliott-Wellen sind eine Tatsache, sie sind ein-fach da und jeder kann sie im Nachhinein beobach-ten und feststellen, dass sie sich tatsächlich an dieRegeln halten. „After the fact“ lässt sich jede Kurs-entwicklung wunderbar elegant entsprechend desElliott-Regelwerkes darstellen und auflösen. Schautman aber genauer hin, dann musste unterwegs, alsowährend sich die Wellen schrittweise entwickelten,die Zählung mehrfach „umgestrickt“ werden, manhatte sich also offenbar mehrmals „verzählt“.

Das passiert, wenn man unbemerkt Wellen unter-schiedlichen Grades innerhalb einer Zählung mit-einander vermischt. Das ist der klassische Fehlerund das zentrale Problem bei der Elliott-Wellen-Theorie: Man zählt unabsichtlich Äpfel und Birnenzusammen und das Ergebnis ist entsprechend Unsinn.

Das ist auch der Grund, warum dieses Konzept vonvielen abgelehnt wird, da es immer erst hinterhereindeutig ist und deshalb in der Praxis, am unbe-kannten rechten Rand eines Charts, enorm fehler-anfällig und damit schwer praktikabel ist.

Eine Lösung des Problems:Das Elliott-Wellen-Prinzip besagt ja, dass sichMärkte immer in der gleichen Anzahl Wellen entwi-ckeln und diese zueinander in bestimmten Verhält-nissen stehen. Da das Ganze fraktal organisiert ist,bedeutet das aber auch, dass es Wellen unter-schiedlicher Grade gibt; man kann auch sagen, siesind ineinander geschachtelt.

Wenn man nun annimmt, dass die fraktale Organi-sation der Wellen in erster Linie zeitlicher Natur ist,dann ist der Gedanke naheliegend, dass diese Or-ganisation einem mehr oder weniger konstanten,natürlichen Zeitmaß unterliegen könnte. Genau dashat in den 1980er-Jahren ein US-amerikanischerHändler namens Bill Williams herausgearbeitet und

damit das Zählen der Wellen standardisiert und ver-einfacht. Mit diesem Konzept lässt sich das „Ver-zählen“ weitgehend vermeiden, wodurch die Elliott-Wellen-Theorie zu eindeutigeren Ergebnissen führt.

Eine proportionale, indirekte Zählweisemit Hilfe eines klassischen Indikators:Bei dieser Methode erfolgt die Wellenzählung indi-rekt mittels eines Indikators, in diesem Fall einMACD mit der Einstellung 5-34-5, der als Histo-gramm dargestellt wird. Dabei wird jede zu unter-suchende Welle auf immer ungefähr die gleiche An-zahl von Zeiteinheiten (Bars, Kerzen) eingestellt.Diese Anzahl beträgt etwa 140 Bars plus/minus 20,also 120 bis 160 Zeiteinheiten.

Der Autor des Konzepts sagt, er habe in den 1980er-Jahren, als hohe Rechenleistung noch relativ teuerwar, umfangreiche Tests durchgeführt, wobei sichdie beschriebene Kombination als die beste heraus-gestellt hat. Hinweis: Ursprünglich wurden 100 bis140 Bars vorgeschrieben, ich habe aber die bestenErfahrungen mit 120 bis 160 Bars gemacht. Der Un-terschied ist nur graduell, man kann also auch 100bis 160 Zeiteinheiten nehmen.

Warum die Einstellung 5-34-5 im MACD?Ein MACD (Moving Average Convergence Diver-gence) bildet die Differenzen zweier gleitenderDurchschnitte ab. Im vorliegenden Fall vergleichter also einen Gleitenden Durchschnitt über die letz-ten 34 Zeiteinheiten mit einem über die letzten fünfZeiteinheiten und gibt die Differenz aus. Die Sinn-haftigkeit der Einstellung 5-34-5 könnte mit Abbil-dung 2 zu tun haben. Hier ist eine sogenannte gol-dene oder logarithmische Spirale abgebildet, derenGrundlage die Fibonacci-Zahlenreihe beziehungs-weise der „goldene Schnitt“ Phi = 1,6180339… ist.Goldene und logarithmische Spirale sind nahezugleich aber dennoch nicht ganz identisch, da beidejeweils auf unterschiedliche Weise zustande kom-men. Nur im Schnittpunkt der Diagonalen des gol-

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denen Rechtecks mit der Spirale sind beide exaktgleich. Entlang der Diagonalen entwickelt sich dieSpirale quadratisch über Phi^2 = 2,618 und Phi^4= 6,854 etc. Zwischen den Fibonacci -Zahlen 5 und34 liegen vier Potenzen von Phi, also der Faktor6,854. Das könnte eine Erklärung sein, warum dieseEinstellung sinnvoll ist, denn diese quadratischeEntwicklung ist auch auf der Zeitachse der Märktezu beobachten.

Versuch einer Auflösung der aktuellen Situation imDAX aus Sicht der Elliott-Wellen-Theorie mit Hilfeeiner standardisierten Zählweise

Chart 1 zeigt den DAX von 1991 bis heute. Hier wirddie vermutliche Welle III betrachtet, die wahr-scheinlich im März 2003 begonnen hat. Der Be-trachtungszeitraum beträgt etwa 160 Bars. Die zubeachtenden Regeln des Konzepts sind in der Grafikeingetragen. Diese Grundregeln werden in immergleicher Weise auch in den folgenden Charts ange-wandt.

Chart 2 zeigt die Entwicklung im DAX von Mitte Märzbis Anfang Juni 2020. Hier wird die vermutlicheWelle 1 aus dem vorherigen Chart 1 betrachtet, dieMitte März begonnen hat. Der Betrachtungszeitraumbeträgt etwa 150 Bars.

In Chart 3 wird die vermutliche Welle 5 aus demvorherigen Chart 2 betrachtet. Sie beginnt mit einemTief am 14. Mai. Der Betrachtungszeitraum beträgtetwa 150 Bars.

In Chart 4 wird die Welle 5 aus dem vorherigenChart 3 betrachtet. Sie beginnt mit einem Tief am22. Mai. Der Betrachtungszeitraum beträgt etwa130 Bars.

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Abbildung 2: Quelle: Wikipedia

Chart 2: Quelle: Visual Chart 6.0

Chart 1: Quelle: Visual Chart 6.0

Chart 3: Quelle: Visual Chart 6.0

Chart 4: Quelle: Visual Chart 6.0

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Was lässt sich aus den einzelnen Chartsableiten?Man kann sehr gut erkennen, dass bei der Vorge-hensweise in jedem Chart das gleiche Bild entsteht.Das Wichtigste ist, die Welle 3 in der übergeordne-ten Welle 3 korrekt zu platzieren, denn dieser Schrittvermeidet das Verzählen. Alles Übrige ergibt sichdann daraus.

Aus den einzelnen Charts kann man nun folgendeInformationen zusammentragen:Chart 1: Der DAX befindet sich vermutlich aktuellam Beginn einer Welle 5 innerhalb der übergeord-neten Welle III. Wenn das stimmt, dann stehen unsweitere zwei bis vier Jahre mit steigenden Kursenund neuen Höchstständen bevor.Chart 2: Die angenommene Welle 5 in Chart 1 musssich auch wieder in fünf Unterwellen aufgliedern.Daraus ließe sich schließen, dass sich der DAX ak-tuell in der Welle 1 innerhalb der übergeordnetenWelle 5 befindet. Diese Welle scheint schon sehrweit fortgeschritten zu sein, da der DAX bereits ineiner Welle 5 von 5 zu sein scheint. Sobald dieseabgeschlossen ist, könnte der gesamte Anstieg seitMitte März korrigiert werden. Diese Korrektur solltedann mindestens 38 Prozent und maximal 100 Pro-zent betragen. Das typische Korrekturziel liegt zwi-schen 38 Prozent und 50 Prozent.Chart 3: Die Welle 5 der übergeordneten Welle 1scheint ebenfalls bereits sehr weit fortgeschrittenzu sein und „extended“ zu verlaufen. Ursache dafürkönnte eventuell ein Short-Squeeze sein, bei deralle falsch positionierten Marktteilnehmer heraus-gedrückt werden müssen, bevor der Markt drehenkann. Das führt am Ende einer Welle 5 oft zu Panik-käufen.Chart 4: Auch hier ist die Welle 5 bereits weit fort-geschritten und dürfte sich nahe an ihrem Ende be-finden.Diese Gesamtsituation trifft zusammen mit einemvom Zyklus-Struktur-Modell vorgeschlagenen wich-tigen Wendepunkt Anfang Juni (siehe Portfolio Jour-nal 01/2020, S. 32–36).

SchlussfolgerungenDie Aktienmärkte sind seit März extrem gestiegenund haben viele Marktteilnehmer überrascht. DieAufwärtsbewegung ist sehr weit fortgeschritten unddürfte sich demnächst ihrem vorläufigen Ende zu-neigen. Eine Sommerkorrektur ist sehr wahrschein-lich. Wer nicht oder nur wenig von der Aufwärtsbe-wegung profitieren konnte, sollte möglichst nichtversuchen, das jetzt noch aufzuholen.

Einiges weist darauf hin, dass das genau der falscheMoment sein könnte. Jetzt noch einsteigen bedeutetsehr wahrscheinlich, die Gewinne all derer zu be-zahlen, die früh und aggressiv dabei waren, dennsie werden den Schauplatz nach und nach verlas-sen. Hier ist jetzt Geduld gefragt, denn die nächsteWelle kommt bestimmt.

Hinweis des Autors: Ich bin mir darüber bewusst,dass das vorgestellte Verfahren, Elliott-Wellen zuzählen, von eingefleischten Elliott-Spezialisten ab-gelehnt wird.

Weiterführende Literatur:Mandelbrot, Benoît /Hudson, Richard: Fraktale und Finanzen,Piper Verlag 2009

Williams, Bill: Trading Chaos, Wiley 1995

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Video-Links

The (Mis)Behavior of Markets: A FractalView of Risk, Ruin and Return

From the inventor of fractal geometry, a revolutionary new theorythat overturns our understanding of how markets work. Benoit B. Mandelbrot

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Serie: Market-Timing – Mythos und Wahrheit

Die 200-Tage-Linie-StrategieGleitende Durchschnitte sind zur Erkennung von Trends seit vielen Jahrenbekannt. Angewendet werden sie vor allem im Rahmen des sogenanntenlangfristigen Trendhandels, also zum Erkennen eher langfristiger Trends.

Geschichtlicher HintergrundDie Anfänge: Bereits 1935 schrieb der Finanzmarktexperte H.M. Gartley einenAufsatz über das Timing und die Trenderkennung mit Gleitenden Durschnitten.Der Titel hieß: „Profits in the stock market“.

Speziell die 200-Tage-Linie-Strategie wurde dann erstmals 1968 von WilliamGordon in seinem Werk „The Stock Market Indicators“ publiziert. Er wies fürden Zeitraum 1897 bis 1967 statistisch nach, dass Aktien aus dem DowJones eine siebenmal so hohe Rendite hatten, wenn man in diese nur danninvestierte, während der Dow Jones über seinem Gleitenden Durchschnittüber 200 Perioden (GD200) stand, statt Aktien zu kaufen, während der DowJones unterhalb dieser Linie rangierte. Damit betrachtete Gordon als Erstereinen sehr langen Zeitraum, um eine statistisch sinnvolle Auswertung vor-nehmen zu können.

Spätere Forschungsarbeiten zu Market-Timing mit Gleiten-den Durchschnitten (GD):Jeremy J. Siegel, Professor für Finanzwissenschaften an der Wharton Schoolder University of Pennsylvania, beschrieb die Strategien in seinen Büchern„Langfristig investieren“ – das Original kam 1994 auf den Markt – und in sei-nem Buch „Aktien für die Ewigkeit“ aus dem Jahr 2002.

Mebane Faber, CEO von Cambria Investment Management, verwendet die10-Monats-Linie (ca. 220-Tage-Linie) für seine Timing-Modelle und schriebebenfalls über die GD-Methodik. Seine wichtigsten Beiträge waren der Artikel„A Quantitative Approach to Tactical Asset Allocation“ und sein Buch „TheIVY-Portfolio“.

Andreas Clenow, CIO und Partner bei ACIES Asset Management in Zürich,behandelte in seinem lesenswerten Buch „Stocks on the move“ 2015 dieAnwendung Gleitender Durchschnitte.

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Werner Krieger

Der Diplom-Kaufmann WernerKrieger ist ausgebildeter Ana-lyst (CEFA) und hat 1997 dieGFA VermögensverwaltungGmbH gegründet. Dort ist er als geschäftsführen-der Gesellschafter für dieProdukt entwicklung und dasManagement der hauseigenenProdukte verantwortlich.

Dr. Werner Koch

Dr. Werner Koch ist theoreti-scher Physiker und seit 1994 inder Finanzbranche. Nach ver-schiedenen Stationen im Commerzbank-Konzern ist erseit 2010 geschäftsführenderGesellschafter der quantagonfinancial advisors GmbH inFrankfurt, einem auf quantitativgesteuerte Anlagestrategienspezialisierten Finanzdienst-leister.

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Sehr ans Herz legen wollen wir Ihnen das 2015 er-schienene Buch „Doppeltes Momentum für dop-pelte Gewinne“ von Gary Antonacci. Er ist Harvard-Absolvent sowie Berater und Referent für AssetAllocation.

Dr. Wesley Gray und Dr. Jack Vogel, CEO von AlphaArchitect, arbeiten mit der 12-Monats-Linie (rund264 Tage) und haben dies in ihrem Buch „Momen-tum-Strategien für Stockpicker“ 2016 sehr schönbeschrieben.

Die inzwischen pensionierte Dr. Tommi Johnsen,ehemalige Finanzprofessorin an der University ofDenver und Director of the Reiman School of Fi-nance, hat vor allem die Ergebnisse ihrer Untersu-chungen zur 200-Tage-Linie-Strategie im Vergleichzu einem Buy-and-Hold-Ansatz in einem Beitragveröffentlicht und kommt zu folgendem Schluss:

„In this paper we compare a variety of technicaltrading rules in the context of investing in theS&P500 index. These rules are increasingly popularboth among retail investors and CTAs and similarinvestments funds. We find that a range of fairlysimple rules, including the popular 200-day movingaverage trading rule, dominate the long only, passiveinvestment in the index.“

Abschließend empfehlen wir noch das Buch „TheAlpha Formula” von Chris Cain und Larry Connors,das 2019 veröffentlicht wurde. Gegenstand ist vorallem eine sinnvolle Asset Allocation – auch mit ei-ner 200-Tage-Linie-Strategie.

Buy-and-Hold – das ewige Mantra derFinanzindustrie!Geht es nach dem Mainstream der Finanzindustrie,sollten Anleger eher nicht versuchen zu timen. Un-termauert wird das u. a. mit einer Statistik, die auf-zeigt, wie die Rendite schrumpft, wenn der Anlegerdie besten Börsentage verpasst. Bildlich wird dasmit dem oberen Teil der folgenden Grafik verdeut-licht. Doch verpasst der Anleger mit einem gutenTiming-Ansatz tatsächlich die besten Börsentageund macht gleichzeitig die schlechtesten Börsen-tage mit?

Beispiel: Wer während des Zeitraums 1. Januar2000 bis 31. März 2020 die besten zehn aller 5.093Börsentage des S&P 500 verpasst hat, reduzierteseine Rendite von fünf auf ein Prozent p. a.. Umge-kehrt hat derjenige, der die schlechtesten zehn Bör-sentage vermeiden konnte, seine Rendite von fünfauf neun Prozent erhöht.

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, habenwir uns eine Analyse des Connors Research in Jer-sey angeschaut. Chris Cain und Larry Connors habenanhand verschiedener Indizes für unterschiedlicheZeiträume unter Anwendung der 200-Tage-Linie-Strategie untersucht, wie hoch der durchschnittlichetägliche Ertrag der Indizes über und unter der 200-Tage-Linie beträgt. Veröffentlicht wurde diese Un-tersuchtung auch in ihrem Buch „The Alpha For-mula“.

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Grafik 1: Die schlechtesten Börsentage zu vermeiden ist wichtiger, als die besten zu verpassen!Quelle: 3D Capital Management

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Wilshire 5000/alle börsennotierten Unternehmen mit Hauptsitz USA, Performance über und unter der 200-Tage-Linie, Zeitraum: 17. April 1980–31. Dezember 2018

Quelle: The Alpha Formula von Connors Research/Chris Cain

Beispiel: Der durchschnittliche Börsentag aller 7478 Börsentage, dessenSchlusskurs sich über der GD200 befand, erbrachte 0,09 Prozent Wertent-wicklung. Der durchschnittliche Börsentag aller 2283 Börsentage, dessenSchlusskurs sich unterhalb der GD200 befand, erzielte eine Wertenwicklungvon -0,10 Prozent. Zudem war die Volatilität im Abwärtstrend viel höher.

Wilshire US REIT/Immobilienaktien, Performance über und unter der 200-Tage-Linie, Zeitraum: 14. November1996–31. Dezember 2018

Quelle: The Alpha Formula von Connors Research/Chris Cain

Wilshire US Small Cap/Nebenwerte, Performance über und unter der 200-Tage-Linie, Zeitraum: 19. Oktober 1999–31. Dezember 2018

Quelle: The Alpha Formula von Connors Research/Chris Cain

ICE BofAML US Corporate Bonds 15+ year/Unternehmensanleihen, Performance über und unter der 200-Tage-Linie, Zeitraum: 10. Juni 1999–31. Dezember 2018

Quelle: The Alpha Formula von Connors Research/Chris Cain

Ergebnis: Der durchschnittliche tägliche Ertrag aller Indizes war oberhalbder GD200 positiv und in den betrachteten Zeiträumen dann negativ, wennsich der Index unter seiner GD200 befand. Zudem war die Nervosität unddamit die Schwankungsbreite auf Tagesbasis unterhalb der GD200 viel höherals oberhalb.

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Die Untersuchung hat jedoch auch ergeben, dasseine „Buy-and-Hold“-, also Kaufen-und-Halten-Strategie ebenfalls vom Timing übertrumpft wurde.Das Risiko war signifikant niedriger und die Renditehöher.

Wichtig ist auch zu beachten, dass im Rahmen die-ser Untersuchung nicht nur marktbreite Aktienindi-zes wie vor allem der Wilshire 5000 untersucht wur-den, sondern auch ein Immobilienaktienindex, einIndex für Nebenwerte und einer für Unternehmens-anleihen.

Und wie sieht es beim DAX aus?Da es den DAX, wenn auch unter anderem Namen,seit 1959 gibt, haben wir untersucht, wann dieschlechtesten DAX-Börsenmonate lagen und ob siedann auftraten, wenn der DAX oberhalb oder un-terhalb seiner GD200 notierte:

Ergebnis: Von den zehn schlechtesten Börsenmo-naten des DAX seit 1959 lagen sieben Monate voll-ständig unterhalb der GD200. Wenn die GD200 ge-brochen wird, geht’s eben meistens richtig zurSache. In zwei Fällen (Januar 2008 und Oktober1987) lag die Masse der Verluste in den betreffen-den Monaten unterhalb der GD200 und ein kleinerTeil oberhalb.

Lediglich in einem einzigen Fall seit 1959 (im August1998) wurde erst am Ende des betreffendenCrashmonats die GD200 unterschritten, war dannaber der Auftakt für noch größere Verluste bis An-fang Oktober 1998 (s. folgende Grafik). Die bereitsangelaufenen Gewinne bis Juli 1998 versüßten aberden Einbruch ab August , sodass auch das Gesamt-jahr 1998 positiv endete.

Lediglich einer der zehn schlechtesten Börsenmo-nate seit 1959 spielte sich fast vollständig oberhalbder GD200 ab. Es war der Crashmonat August 1998.

Quelle: www.stockcharts.com

Ausblick:In der nächsten Ausgabe wollen wir uns mit demMarket-Timing im Rahmen internationaler Aktien-märkte beschäftigen.

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Quelle: www.boerse.de

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Geld anlegen mit ETFsCrashs weitgehend vermeiden und positive Aktienmarktphasen möglichstvoll auskosten; das ist der Wunsch eines jeden Anlegers. Dass dies sogarrecht einfach möglich ist, vermittelt dieses Webinar am Beispiel einer Ti-ming-Strategie auf den deutschen Aktienindex, DAX. Grundlage ist die soge-nannte 200-Tageslinien-Strategie, deren Ursprung bis in die 30er Jahre desvorigen Jahrhunderts zurückreicht.

Der DAX selbst kann im Rahmen dieser Strategie ganz leicht in Form einesETFs ge- oder verkauft werden – je nach Kauf- oder Verkaufssignal. ETFssind börsengehandelte Indexfonds und erfreuen sich zunehmender Beliebt-heit auf dem Aktienmarkt. Sie überzeugen durch geringe Kosten, einfacheHandhabung und hohe Transparenz.

Die 200-Tageslinien-Strategie kann:komplett selbst von Laien und in Börsendingen unerfahrenen Anlegern1nach diesem Webinar nachvollzogen und komplett verstanden werden, selbst von Laien nachgebaut werden und2ganz billig bei Direktbanken umgesetzt werden.3

Zudem erfordert diese Strategie sehr wenig Aufwand.

Hier geht es zur Anmeldung ...

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Video-Links

Market-Timing: Mythos und Wahrheit -mit Vermögensverwalter Werner Krieger

Crashs immer vermeiden und positive Aktienmarkt-Phasen immer auskosten - das ist der Wunsch einesjeden Anlegers. Und es ist möglich! Wie es gehen kann, zeigt Ihnen VermögensverwalterWerner Krieger am Beispiel einer Timing-Strategieauf den DAX. Dabei wird die sogenannte 200-Tage-Linie genutzt. Und das Beste: Selbst Börsenlaiensind, so Werner Krieger, nach diesem Webinar inder Lage, die Strategie selbst anzuwenden und mitwenig Aufwand und geringen Kosten umzusetzen.

Webinar

Webinar Di., 16. Juni 2020 19:00–20:30 Uhr

Kursnummer:103035-1

Dozent: Werner Krieger

Gebühr:12,00 EUR

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Die 1992 als gemeinnütziger Verein gegrün-dete Vereinigung Technischer AnalystenDeutschlands e.V. (VTAD) ist der deutscheLandesverband der International Federationof Technical Analysts (IFTA), dem internatio-nalen Dachverband mit Sitz in USA, dem welt-weit etwa 5.000 Technische Analysten ange-

hören. In den neun Regionalgruppen der VTAD e.V. werden regelmäßigFachvorträge veranstaltet, an denen neben den Mitglieder auch interessiertePrivatanleger teilnehmen können. Gäste sind immer herzlich willkommen.Die Erstteilnahme an einem Vortrag/Treffen ist bei vorheriger Anmeldung (E-Mail) kostenfrei. Die Kostenbeteiligung von 30 € berechnen wir unserenGästen erst ab dem zweiten Besuch. Für VTAD-Mitglieder ist die Teilnahmekostenfrei bzw. schon im Mitgliedsbeitrag von 10 € p. M. (Jahresbeitrag 120€) enthalten. Weitere Informationen finden Sie unter: www.vtad.de

Datum Ort Vortragsthema Referent

17.06.2020 Webinar Vom ahnungslosen Zocker zum system ... David Pieper

23.06.2020 Webinar Market-Timing zwischen Mythos und Wahrheit Werner Krieger

Vorträge in den VTAD-Regionalgruppen

(Klicken Sie auf das Vortragsthema, um zur Vortragsbeschreibung auf der VTAD-Website zu gelangen.)

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Online Veranstaltung

Der IG Volatility DayGerade in Corona-Zeiten spielt Volatilität eine großeRolle. Deshalb hat sich die World of Trading gemein-sam mit IG dem Thema angenommen und gemein-sam mit unseren Experten ein kostenloses Online-Event gestaltet!

Termin: Donnerstag, 18.06.2020, 08:30 – 19:00 UhrDen Auftakt bildet ein Live-Trading, denn gerade die Markteröffnung bietet oft eine hohe Volatilität, sodassdiverse Strategien umgesetzt werden können. Bei der zweiten Trading-Session am Nachmittag sorgen dieVeröffentlichung relevanter Wirtschaftsdaten und die Eröffnung der Wallstreet für starke Volatilität. BeobachtenSie wie sich Trading-Experten wie Benjamin Feingold, Orkan Kuyas, Franz-Georg Wenner, Carsten Umlandu.v.m. in dieser Situation verhalten!

Ein Ausschnitt der Webinar-Themen• Fakten zur Corona Krise• Was ist Volatilität?• Volatilität in der Praxis – Bollinger-/Bouhmidi-Bänder

Freuen Sie sich auf ein abwechslungsreiches Programm mit einer abschließende Fragerunde mit allen Teilnehmern – bequem von zuhause aus über Zoom!

>> Jetzt informieren und anmelden!

TerminePortfolioJournal

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Datum Messe/Ort Informationen

10.10.2020 Börsentag München www.boersentag-muenchen.de

11.10.2020 Börsentag Rosenheim www.rosenheimer-boersentag.de

20.10.2020 Börsentag Nürnberg www.nuernberg.boersentag-kompakt.de

27.-29.10.2020 DKM Dortmund www.die-leitmesse.de

13.-14.11.2020 World of Trading Frankfurt www.wot-messe.de

Börsentage und Finanzmessen

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Herausgeber

Haftungsausschluss

Die Redaktion bezieht Informationen aus Quellen, die sie als vertrauenswürdig erachtet. Eine Gewähr hinsichtlich Qualitätund Wahrheitsgehalt dieser Informationen besteht jedoch nicht. Indirekte sowie direkte Regressinanspruchnahme undGewährleistung wird für jegliche Inhalte kategorisch ausgeschlossen. Leser, die aufgrund der in diesem Newsletter ver-öffentlichten Inhalte Anlageentscheidungen treffen, handeln auf eigene Gefahr. Die hier veröffentlichten oder anderweitigdamit im Zusammenhang stehenden Informationen begründen keinerlei Haftungsobligo. Ausdrücklich weisen die He-rausgeber und die Redaktion auf die im Wertpapiergeschäft erheblichen Risiken hoher Wertverluste hin.Dieser Newsletter darf keinesfalls als Beratung aufgefasst werden, auch nicht stillschweigend, da wir mittels veröffentlichterInhalte lediglich unsere subjektive Meinung oder die der jeweiligen Autoren und Redakteure reflektieren. Für alle Hyperlinksgilt: Die logical line GmbH sowie die kurs plus GmbH erklären ausdrücklich, keinerlei Einfluss auf die Gestaltung und dieInhalte der gelinkten Seiten zu haben. Daher distanzieren sich die logical line GmbH und kurs plus GmbH von den Inhaltenaller verlinkten Seiten und machen sich deren Inhalte ausdrücklich nicht zu Eigen. Diese Erklärung gilt für alle in denSeiten vorhandenen Hyperlinks, ob angezeigt oder verborgen, und für alle Inhalte der Seiten, zu denen diese Hyperlinksführen.

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logical line GmbHHamburger Allee 23D-30161 HannoverTelefon: +49 (0) 511 – 936208 – 0Telefax: +49 (0) 511 – 936208 - 11 Internet: www.logical-line.deE-Mail: [email protected]äftsführer: Dr. Rüdiger LemkeUSt-IdNr. DE 167090574Handelsregister:Amtsgericht Hannover HRB 56320

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ImpressumPortfolioJournal

Redaktion

Beiträge:Thomas HuppDr. Werner KochDr. Gerd KommerWerner KriegerThomas Meyer zu DrewerDr. Alexander SchwarzAlexander Weis

Portfolio JournalAusgabe: 05/2020Redaktionsschluss: 11.06.2020Erscheinungsweise: monatlich als PDF

Internet: www.portfoliojournal.deE-Mail: [email protected]

Redaktion:V.i.S.d.P: Oliver Paesler (op) [Chefredakteur]Stephanie Tillack (st) Nils Reiche (nr)Sandra Kumm (sk)Robert Bubanja (rb)

Lektorat:Matthias Wagner

Bildernachweise: Titelbild von pixabay