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Praxis Journal Nur für unsere Patienten, nicht zur Weitergabe bestimmt. Überblick S.2 Wunder in der Onkologie – wer hätte davon noch nicht geträumt. Spontanheilungen sind zwar selten, aber sie kommen vor Therapie S.4 Schmerzen und Schmerz- therapie: Wie Schmerzen entstehen und wie sie bekämpft werden können Service S.6 Weitere Informationen zur Schmerztherapie: Recherchieren im Internet; kostenlose Rechtsberatung Ernährung S.7 Genießen, so oft es geht! Verführen Sie sich selbst zu Essen und Trinken – gerade auch während der Chemotherapie Kurz berichtet S.8 Sportlich aktive Krebs- patienten leben länger – Salmonellen für die Krebs- bekämpfung Impressum Liebe Patientin, lieber Patient, sicher sind Gesundheit und Krankheit für Sie spätestens seit der Diagnose zu den wichtigsten Themen in Ihrem Leben geworden. Und wenn man Sie fragte, welches Ihr größter Wunsch ist, würden Sie mit Sicherheit antworten: Wieder gesund zu werden. Wann aber gilt man als gesund, so fragen uns viele Patienten; nach drei, nach vier oder nach fünf Jahren ohne nachweisbare Krankheitszei- chen? Leider ist eine pauschale Antwort auf diese Frage nicht möglich. Heilung ist nicht das ausschließliche Ziel unserer Bemühungen. Ein Tumorleiden ist keine Lungenentzündung. In der Onkologie ist es schon ein großer Fortschritt, wenn aus einer akut lebensbedrohlichen eine beherrschbare chronische Erkrankung gewor- den ist. Und das ist es, wonach wir streben: Sie nach Kräften dabei zu unterstützen, Ihre Krank- heit zu besiegen – oder, wenn das nicht voll- ständig gelingt, Ihnen zu zeigen, wie Sie auch mit Ihrer Krankheit leben können. Herzlichst Ihr Praxisteam Dr. Uhle, Dr. Müller, Dr. Kröning und PD Dr. Jentsch-Ullrich Gemeinschaftspraxis für Hämatologie und Onkologie Dr. med. Renate Uhle Dr. med. Gerd Müller Dr. med. Hendrik Kröning PD Dr. med. habil. Kathleen Jentsch-Ullrich Fachärzte für Innere Medizin, Hämatologie und Internistische Onkologie, Medikamentöse Tumortherapie, Palliativmedizin, Spezielle Schmerztherapie (Dr. Müller), Hämostaseologie Hasselbachplatz 2 · 39104 Magdeburg Tel. 0391 / 561 65 68 · Fax 0391 / 561 66 87 e-Mail: [email protected] www.onkologie-magdeburg.de Praxisbesonderheiten Parenterale Chemotherapie, Transfusion von Blut und Blutprodukten, Knochenmarkdiagnostik, tagesklinische Betreuung PraxisJournal 10 | Juli 2007 Inhalt Herzlich willkommen, Frau Dr. Jentsch-Ullrich ! Seit 1. Juli 2007 haben wir eine neue Kollegin in unserer Praxis – Frau Dr. Kathleen Jentsch- Ullrich. Nach Schule und einem einjährigen Vorprakti- kum im Krankenhaus Neindorf, begann sie 1987 mit dem Studium der Humanmedizin an der Universität Magde- burg. Von 1993 bis 1995 arbeitete sie als „Ärztin im Praktikum“ und erhielt im April 1995 ihre Zulassung als Ärztin, die Vollapprobation. In der Folgezeit war sie als Assistenzärztin im Zentrum für Innere Medizin, Klinik für Häma- tologie und Onkologie, an der Universität Magdeburg tätig und schrieb ihre Doktor- Arbeit. Im Juni 1999 wurde Frau Dr. Jentsch- Ullrich Laborleiterin des Hämatologischen Speziallabors an der Universität Magdeburg und trat im Oktober 2000 ihre Stelle als Ober- ärztin in der Klinik für Hämatologie und Onkologie an. Im Verlauf der folgenden Jahre qualifizierte sie sich zum Facharzt für Innere Medizin mit der Subspezialisierung auf Hämatologie/Internistische Onkologie und ha- bilitierte sich Ende vergangenen Jahres mit einer Arbeit über Lymphom- und Leukämie-Patien- ten. Sie ist verheiratet und hat eine Tochter. Wir freuen uns, mit Frau Dr. med. habil. Kath- leen Jentsch-Ullrich eine hochqualifizierte und erfahrene Kollegin für die Betreuung unserer Patienten gewonnen zu haben.

Praxis Journal - onkologie-magdeburg.de · PraxisJournal 3 Andererseits gibt es auch Wunder, die sich im Lauf der Zeit gewissermaßen weiter-entwickeln, die letztlich erklärbar und

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PraxisJournalNur für unsere Patienten, nicht zur Weitergabe bestimmt.

Überblick S.2Wunder in der Onkologie –wer hätte davon noch nichtgeträumt. Spontanheilungensind zwar selten, aber siekommen vor

Therapie S.4Schmerzen und Schmerz-therapie: Wie Schmerzenentstehen und wie siebekämpft werden können

Service S.6Weitere Informationen zurSchmerztherapie:Recherchieren im Internet;kostenlose Rechtsberatung

Ernährung S.7Genießen, so oft es geht!Verführen Sie sich selbst zuEssen und Trinken – geradeauch während derChemotherapie

Kurz berichtet S.8Sportlich aktive Krebs-patienten leben länger –Salmonellen für die Krebs-bekämpfungImpressum

Liebe Patientin, lieber Patient,

sicher sind Gesundheit und Krankheit für Siespätestens seit der Diagnose zu den wichtigstenThemen in Ihrem Leben geworden. Und wennman Sie fragte, welches Ihr größter Wunsch ist,würden Sie mit Sicherheit antworten: Wiedergesund zu werden.

Wann aber gilt man als gesund, so fragen unsviele Patienten; nach drei, nach vier oder nachfünf Jahren ohne nachweisbare Krankheitszei-chen? Leider ist eine pauschale Antwort aufdiese Frage nicht möglich. Heilung ist nicht dasausschließliche Ziel unserer Bemühungen. Ein

Tumorleiden ist keine Lungenentzündung. Inder Onkologie ist es schon ein großer Fortschritt,wenn aus einer akut lebensbedrohlichen einebeherrschbare chronische Erkrankung gewor-den ist. Und das ist es, wonach wir streben: Sienach Kräften dabei zu unterstützen, Ihre Krank-heit zu besiegen – oder, wenn das nicht voll-ständig gelingt, Ihnen zu zeigen, wie Sie auchmit Ihrer Krankheit leben können.

Herzlichst Ihr PraxisteamDr. Uhle, Dr. Müller, Dr. Kröning und PD Dr. Jentsch-Ullrich

Gemeinschaftspraxis für Hämatologie und Onkologie

Dr. med. Renate UhleDr. med. Gerd MüllerDr. med. Hendrik KröningPD Dr. med. habil. Kathleen Jentsch-Ullrich

Fachärzte für Innere Medizin, Hämatologie und InternistischeOnkologie, Medikamentöse Tumortherapie, Palliativmedizin,Spezielle Schmerztherapie (Dr. Müller), Hämostaseologie

Hasselbachplatz 2 · 39104 MagdeburgTel. 0391 / 561 65 68 · Fax 0391 / 561 66 87e-Mail: [email protected]

PraxisbesonderheitenParenterale Chemotherapie, Transfusion von Blut undBlutprodukten, Knochenmarkdiagnostik, tagesklinischeBetreuung

PraxisJournal 10 | Juli 2007

Inhalt

Herzlich willkommen, Frau Dr. Jentsch-Ullrich !Seit 1. Juli 2007 haben wir eine neue Kollegin inunserer Praxis – Frau Dr. Kathleen Jentsch-Ullrich.

Nach Schule und einemeinjährigen Vorprakti-kum im KrankenhausNeindorf, begann sie1987 mit dem Studiumder Humanmedizin ander Universität Magde-burg. Von 1993 bis 1995arbeitete sie als „Ärztin

im Praktikum“ und erhielt im April 1995 ihreZulassung als Ärztin, die Vollapprobation. Inder Folgezeit war sie als Assistenzärztin imZentrum für Innere Medizin, Klinik für Häma-

tologie und Onkologie, an der UniversitätMagdeburg tätig und schrieb ihre Doktor-Arbeit. Im Juni 1999 wurde Frau Dr. Jentsch-Ullrich Laborleiterin des HämatologischenSpeziallabors an der Universität Magdeburgund trat im Oktober 2000 ihre Stelle als Ober-ärztin in der Klinik für Hämatologie undOnkologie an. Im Verlauf der folgenden Jahrequalifizierte sie sich zum Facharzt für InnereMedizin mit der Subspezialisierung aufHämatologie/Internistische Onkologie und ha-bilitierte sich Ende vergangenen Jahres mit einerArbeit über Lymphom- und Leukämie-Patien-ten. Sie ist verheiratet und hat eine Tochter.

Wir freuen uns, mit Frau Dr. med. habil. Kath-leen Jentsch-Ullrich eine hochqualifizierte underfahrene Kollegin für die Betreuung unsererPatienten gewonnen zu haben.

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Wer hätte von diesem Wunder wohl nochnicht geträumt? – Dass der Krebs einfachwieder verschwindet. Ganz spontan undohne Zutun des Arztes. Tatsächlich kom-men solche Spontanheilungen vor, auchwenn unter Fachleuten darüber meist nurhinter vorgehaltener Hand geredet wird.

Wenn von einem Wunder die Rede ist, ver-setzt das gestandenen Schulmedizinernzunächst einen Stich. Schließlich arbeitensie mit naturwissenschaftlich anerkanntenMethoden, sie verstehen sich als aufge-klärte Ärzte und nicht als Voodoo-Priester.Wunder: das klingt in ihren Ohren – wennschon nicht nach höheren Mächten – nachniederen Instinkten, das heißt, nach skru-pelloser Geschäftemacherei von selbst er-nannten Heilern.

Und doch ist es so: Jeder schulmedizinischarbeitende Krebsspezialist kennt Patienten,bei denen jede Hoffnung auf Heilung auf-gegeben worden war und die dennoch –teilweise ohne ärztliches Zutun – wiedergesund wurden.

SpontanremissionenWeil sie mit dem Begriff „Wunder“ ihreSchwierigkeiten haben, reden Medizinerlieber von Spontanremission: Sie ist defi-niert als spontane Rückbildung des Tu-mors, ohne dass eine gezielte medizinischeBehandlung stattgefunden hat. Bei dervollständigen Remission sind Tumorzei-chen überhaupt nicht mehr nachweisbar,bei der teilweisen (partiellen) Remissionsind sie um mindestens die Hälfte zurück-gegangen.

Vergleichsweise häufig sind Spontan-remissionen beim Schwarzen Hautkrebs

(Malignes Melanom). Berichtet wird vonvier bis 15 Prozent der malignen Mela-nome, die sich spontan zurückbilden.Schlechter sieht es allerdings aus, wenn derHautkrebs Tochtergeschwülste entwickelthat: Solche Metastasen bilden sich nur zuetwa 0,25 Prozent spontan wieder zurück.Auch Nierenkrebs kann in bis zu acht Pro-zent der Fälle spontan ausheilen, bei lang-sam voranschreitenden Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL) sind es fünf bis 23 Prozent. Ein selten vorkommender Tumordes Nervensystems, das so genannteNeuroblastom, kann bei Kindern in einembestimmten Stadium sogar in bis zu 80 Pro-zent der Fälle spontan ausheilen.

Vorsicht vor „gemachten Wundern“Natürlich gibt es auch Wunder, die garkeine sind. Wenn jemand plötzlich und un-erwartet von einer lebensbedrohlichen Er-krankung genesen ist, dann ist es legitimnachzufragen, ob das Leiden denn tat-sächlich auch richtig diagnostiziert wurde.Nicht jeder verdächtige Schatten im Rönt-genbild ist ein Lungenkrebs. Nicht seltenaber empfinden viele Betroffene die Kor-rektur der ursprünglich falschen Diagnoseals Wunder, das ihnen widerfahren ist.

Wunder können auch „gemacht“ sein.Prinzipiell ist das ganz einfach. Man er-klärt beispielsweise eine völlig harmloseSubstanz, die im Blut vorkommt, als Mar-ker für das Wachstum eines Tumors. Wirdbei der Blutuntersuchung die Substanznachgewiesen, dann gilt das als Zeichenfür Tumorwachstum. Findet der „Thera-peut“ dann Mittel und Wege, die Konzen-tration dieser Substanz im Blut abzusen-ken, dann steht das für die vermeintlicheRückbildung des Tumors.

Wohlgemerkt: Kein Tumorwachstum ist beidiesem kriminellen Handeln beeinflusstworden, lediglich die Konzentration einerharmlosen Substanz im Blut. Beim Patien-ten wird aber der Eindruck erweckt, der„Therapeut“ habe ein Wunder vollbracht.

?Ü b e r b l i c k

SindWunderwirklich möglich

Spontanheilung beiKrebserkrankungen

PraxisJournal3

Andererseits gibt es auch Wunder, die sichim Lauf der Zeit gewissermaßen weiter-entwickeln, die letztlich erklärbar und alsHeilerfolg wiederholbar geworden sind.Vor 25 Jahren beispielsweise kam dieRückbildung eines Hodentumors einemWunder gleich. Heute können mehr als 90Prozent der betroffenen – meist jungen –Männer von diesem Tumor auf Dauergeheilt werden. Aus dem Wunder vongestern ist der Therapieerfolg von heutegeworden.

Doch zurück zu dem, was wir heute nochWunder oder unerklärbare Heilungsver-läufe nennen: Die systematische Beschäfti-gung mit solchen Phänomenen ist enormwichtig; denn hinter den Wundern steckenhäufig biologische Mechanismen, die derOrganismus selbst zur Bekämpfung vonTumorwachstum einsetzt. Wenn mandiese Mechanismen verstanden hat, lassensich daraus auch neue Strategien zurBehandlung von bösartigen Tumoren ab-leiten.

Tatsächlich haben sich in der modernenKrebstherapie bereits einige Verfahren eta-bliert, die letztlich biologische Modelle derTumorbekämpfung nachahmen. Bei derBehandlung bestimmter Brustkrebsartenwerden heute beispielsweise Medikamen-te eingesetzt, die gezielt den Hormon-haushalt der Frau beeinflussen und damitdie Situation nach den Wechseljahren imi-tieren. Im Labor hergestellte Antikörper,die exakt eine einzige Struktur auf derOberfläche bestimmter Krebszellen erken-nen, sind unter anderem bei der Bekämp-fung so genannter Non-Hodgkin-Lym-phome (NHL) mittlerweile Standard.

Ohne die Bildung von Blutgefäßen imTumorgewebe kann der Krebs nicht über-leben. Wenn ein Tumor nicht mit Blut ver-sorgt wird, kann er nicht wachsen undbildet sich zurück. Die Hemmung derBlutgefäßbildung in Tumoren – die Anti-Angiogenese – ist mittlerweile Bestandteileiniger Therapiekonzepte.

Viele Wunder werden bleibenTrotz dieser beeindruckenden Forschungs-erfolge kann man nicht erwarten, dassjedes Wunder oder jede Spontanremissionin der Zukunft erklärbar sein wird. Dasbiologische System Mensch funktioniertnicht eindimensional nach dem Mustereines Schalters, der nur auf An oder Ausstehen kann. Wer will beispielsweise genaubestimmen, welchen Anteil eine Chemo-therapie an der erfolgreichen Bekämpfungeines Tumors wirklich hat? Ist es die Wirk-substanz allein oder ist es auch die Verän-derung der Lebensumstände, die der Pa-tient seit der Diagnose seiner Erkrankungerfahren hat? Ist es die Zuwendung seinerAngehörigen oder sein Entschluss, dieKrankheit zunächst zu verdrängen? Wiewichtig ist für den Therapieerfolg die Tat-sache, dass sich ein Patient mit seinerKrankheit auseinandersetzt? Was genaubewirken erfüllende Gespräche mit nahenAngehörigen oder Freunden?

Wunder lassen sich nicht erzwingenEine schlüssige Antwort auf all diese Fra-gen gibt es bisher nicht, und ob es sie je-mals geben wird, erscheint für Ärzte undPatienten zunächst einmal zweitrangig.Denn es gilt, hier und heute die Erkran-kung möglichst wirkungsvoll zu be-handeln und gegebenenfalls auchdie Tatsache zu bewältigen,dass eine komplette Heilungnicht möglich ist.

Festzuhalten ist, dass uner-klärbare Heilungsverläufe inder Krebsbehandlung häufigersind als gemeinhin angenom-men. Festzuhalten ist auch, dasssich Wunder nicht erzwingen lassen. Esist bisher nicht gelungen, zwischen demAuftreten von Spontanremissionen einer-seits und willentlicher Anstrengung, be-stimmten Persönlichkeitsmerkmalen, fes-ten Überzeugungen oder dem Umgangmit der Erkrankung andererseits einen Zu-sammenhang herzustellen.

Was bedeutet das praktisch? Eine uner-wartete Wendung im Krankheitsgeschehenist bei allen Patienten möglich. Und es istdurchaus sinnvoll, etwas für dieses Wun-der zu tun; es gibt allerdings keinerlei Ga-rantie dafür, dass es funktioniert.

Falsche HeilsversprechenSeien Sie misstrauisch, wenn Ihnen jemandHeilung oder gar Wunderheilung ver-spricht. Heilsversprechen oder auch nurdie Aussicht auf Heilung bei schwerenTumorerkrankungen ohne objektivenWirksamkeitsnachweis sind unlauter, imschlimmsten Fall kriminell, spätestensdann, wenn mit Angst oder der möglichenAussicht auf Heilung Geschäfte großenStils gemacht werden.

Sie haben das Recht, alles das zu tun, wasIhnen gut tut – und Ihr behandelnder Arztwird das respektieren. Je offener Sie da-rüber reden, was Sie ganz persönlich tun,um die Erkrankung zu überwinden, destowirkungsvoller können wir Sie dabeiunterstützen.

Keine individuelle PrognoseDas Phänomen der Spontanremissionenrelativiert auch den Wert von so genannten

Prognosen. Viele Patienten wollenwissen, wie viel Zeit Ihnen

noch verbleibt. Selbstver-ständlich gibt es große

Studien, in denen diemediane Überlebens-zeit in Abhängigkeitvon einer bestimmtenTherapie untersucht

wurde: Solche Studiener-gebnisse lassen sich jedoch

nie auf den Einzelfall über-tragen – gerade wegen der immer

wieder möglichen überraschenden Wen-dung im Krankheitsgeschehen. Oder an-ders ausgedrückt: Wenn Sie von medianerÜberlebenszeit hören, dann machen Siesich klar, dass jedem zweiten Patientenmehr Zeit verbleibt als die dort angegebe-nen Monate oder Jahre.

Der Tumor oder seine Tochter-geschwülste können aber auchdirekt einen Nerven schädigen,sozusagen ohne Umweg überdie Schmerzfühler. Dieser Ner-venschmerz oder fachsprachlichneuropathische Schmerz fühltsich häufig brennend oder krib-belnd an, er kann auch plötzlicheinschießend auftreten.

Von Eingeweideschmerz oderviszeralem Schmerz sprichtman unter anderem, wennKrebszellen in Organen wieLeber oder Niere wachsen, unddort durch ihre Größenzunah-me das Organ stark dehnen.Der Eingeweideschmerz fühltsich dumpf an, und derSchmerzort ist nicht exakt be-schreibbar. Auch die kolikarti-gen Schmerzen, die bei einerVerlegung der Darmwege auf-treten (Prae-Ileus) gehören indiese Kategorie.

Schmerzen durch die TherapieUnmittelbar nach einer Chemo-therapie, manchmal aber aucherst Wochen oder Monate spä-ter kann es zu Kribbeln oderBrennen in Händen und Füßenkommen. Meist werden die Be-schwerden als nicht so schwer-wiegend empfunden; dennochsollten Sie uns auch über solcheSchmerzen immer informieren.

Ähnliche Schmerzen treten sel-ten auch längere Zeit nach einerStrahlentherapie oder sogarnach einer Operation auf. Da-hinter stecken häufig Nerven-schädigungen, die sich trotz

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Durchschnittlich jeder zweiteKrebspatient klagt im Verlaufseiner Krankheit über be-handlungsbedürftige Schmer-zen, in fortgeschrittenen Sta-dien sind es sogar 70 Prozent.Schmerzen müssen aber nichtertragen werden. Bei Tumor-patienten werden sie auf zweiEbenen behandelt: Durch dieBekämpfung des schmerzaus-lösenden Tumors selbst undim Rahmen einer so genann-ten Schmerztherapie.

Krebspatienten fürchten denSchmerz nicht nur, weil „esweh tut“, sondern weil sieAngst davor haben, dass derSchmerz das Fortschreiten derTumorerkrankung signalisiert.Allein aus diesem Grund ist eswichtig, die Ursache desSchmerzes möglichst genau zubestimmen.

Schmerzen durch den TumorDer Tumor selbst kann durchseine Ausdehnung oder durchdie Bildung von Tochterge-schwülsten Schmerzen verur-sachen. Ein typisches Beispielist der Knochenschmerz:Krebszellen können den Kno-chen regelrecht abbauen; da-durch werden chemische Sig-nalstoffe frei, die sich an spe-zielle Schmerzfühler bindenund über Nervenbahnen dieInformation „Schmerz“ an dasGehirn melden. Solche somati-schen Schmerzen sind meistbohrend, schneidend oder stechend. Betroffene könnengenau beschreiben, wo es wehtut.

Schmerzenund Schmerztherapie

aller Sorgfalt bei der Behand-lung nicht vermeiden ließen.

Wege aus dem TeufelskreisManchmal können Schmerzensich wie in einem Teufelskreisselbst verstärken: Schmerzenlösen gerade bei Krebspatien-ten häufig Angst aus; werAngst hat, ist angespannt. An-spannung verursacht mehrSchmerz, der wiederum dieAngst vergrößert.

Einen Ausweg bietet nur dieprofessionell durchgeführteSchmerztherapie. Unsinnig istes dagegen, die Schmerzen ein-fach zu ertragen, denn dieNicht-Behandlung verschlim-mert die Situation. ZurSchmerztherapie gehören zu-nächst immer Maßnahmen zurVerkleinerung des Tumors, alsoOperation, Chemo- und Strah-lentherapie. Wenn im Verlaufoder nach dieser Therapieimmer noch unerträglicheSchmerzen bestehen, dann istes sinnvoll, diese Schmerzenwie eine eigene Krankheit zubehandeln.

Individuelle SchmerztherapieDas Schmerzempfinden istetwas sehr Individuelles. Des-halb muss auch die Schmerz-therapie auf jeden einzelnenPatienten zugeschnitten sein.Eine erfolgreiche Schmerzbe-handlung gelingt bei mehr als95 Prozent aller Krebspatienten.Allerdings muss man ehrlichsagen, dass nicht alle diese Pa-tienten komplett schmerzfreiwerden. Es gelingt aber, die

Schmerzintensität auf ein fürden Patienten akzeptables Ni-veau abzusenken.

Neben der medikamentösenTherapie steht eine Reihe vonanderen Verfahren zur Verfü-gung, darunter die Bestrah-lung, die Blockade von Nerven,physikalische Maßnahmen wieMassagen und Krankengym-nastik, die Nervenstimulation,die Akupunktur, psychologi-sche Verfahren und nicht zu-letzt die mäßige, aber regelmä-ßige körperliche Aktivität.

Medikamentöse Schmerz-therapieZwei große Gruppen vonSchmerzmedikamenten stehenfür die Behandlung zur Ver-fügung: Die „leichteren“Schmerzmittel wirken in derRegel am Ort der Schmerzent-stehung. Zu dieser Gruppe ge-hören Präparate wie die Acetyl-salicylsäure (ASS), das Diclofe-nac oder das Paracetamol.

Bei Krebspatienten werden siein der Regel gegen Schmerzenin Haut, Muskeln, Knochenund Gelenken oder gegenkrampfartige Schmerzen in denEingeweiden eingesetzt.

Ein Teil dieser Präparate kannzu Beschwerden im Magen-Darm-Trakt führen. Wenn sie –wie bei Krebspatienten nichtselten – über längere Zeit ein-genommen werden müssen,empfiehlt sich die Einnahmeeines Magenschleimhaut-schüt-zenden Präparates.

T h e r a p i e

PraxisJournal

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Das Stufenschema der WHOZur Behandlung von Schmer-zen stehen alle drei Gruppenvon Medikamenten zur Verfü-gung: Die Nicht-Opioide wieASS sowie die schwachen unddie starken Opioide.

Zur Schmerzbehandlung vonTumorpatienten hat sich dasStufenschema der Weltgesund-heitsorganisation (WHO) eta-bliert. Auf der ersten Stufe ste-hen die Nicht-Opioide, auf derzweiten die schwachen undauf der dritten Stufe die star-ken Opioide.

Jede medikamentöse Schmerz-therapie beginnt mit Präpara-ten der ersten Stufe. Lässt sich

OpioideDie zweite große Gruppe vonSchmerzmedikamenten wirktnicht am Ort der Schmerzent-stehung, sondern beeinflusstdie Schmerzweiterleitung und–verarbeitung im Rückenmarkund im Gehirn. Der bekanntes-te Wirkstoff dieser Gruppe istdas Morphin. Es handelt sichdabei um einen Bestandteil desOpiums, das seinerseits ausdem getrockneten Milchsaftunreifer Schlafmohnkapselnhergestellt wird. Wegen derVerwandtschaft mit demOpium wird diese zweite Me-dikamentengruppe auch alsOpioide bezeichnet.

Opioide werden je nachschmerzlindernder Wirkungals schwach oder stark be-zeichnet. Morphin gilt als star-kes Opioid. Tramadol, Tilidinoder Codein besitzen lediglichein Zehntel der Morphin-Wirk-stärke und zählen deshalb zuden schwach wirksamenOpioiden.

Wohlgemerkt: Auch schwacheOpioide sind sehr potenteSchmerzmittel. Nur im direk-ten Vergleich mit Morphin sindsie etwa zehn Mal schwächer.

Wenn man Schmerzmittel regelmäßig – nicht zuspät und nicht zu früh – einnimmt, dann tretenSchmerzen nicht mehr auf, und die unerwünschtenNebenwirkungen halten sich in Grenzen.

damit kein befriedigendes Be-handlungsergebnis erzielen,können zusätzlich Präparateder zweiten Stufe eingesetztwerden. Lässt sich auch damitder Schmerz nicht auf ein er-trägliches Niveau absenken,kann der Einsatz starker an-stelle schwacher Opioide sinn-voll sein.

Medikamente regelmäßig einnehmen!Neben diesen Schmerzmittelnim engeren Sinne setzen wirauch andere Medikamente zurSchmerzbekämpfung ein: Be-stimmte Antidepressiva kön-nen ebenso wie manche kram-pflösende Mittel die Schmer-zempfindung dämpfen, Korti-son hat eine zuverlässige ent-zündungshemmende und ab-schwellende Wirkung, und Bis-phosphonate bekämpfen Kno-chenschmerzen durch Hem-mung des Knochenabbaus.

Gleichgültig, welche Arznei-mittel zur Schmerzbekämp-fung im Einzelfall verordnet

werden: Wichtig ist immer dieregelmäßige Einnahme derPräparate. Die Wirkdauer derMedikamente schwankt vonPatient zu Patient. Es machtdaher Sinn, zunächst auszutes-ten, wielange eine bestimmteArznei den Schmerz ausschal-tet. Danach wird ärztlicherseitsfestgelegt, in welchen Zeitab-ständen Sie das Präparat ein-nehmen müssen, um sicherzu-stellen, dass Sie möglichst dau-erhaft schmerzfrei sind (sieheAbbildung links).

Wer als Patient mit Dauer-schmerzen seine Medikamentenicht regelmäßig einnimmt,sondern jedes Mal wartet bisder Schmerz durchbricht, derriskiert eine Verschlimmerungseines Zustandes. Denn durchdie immer wiederkehrendenSchmerzen „trainiert“ der Or-ganismus die Übertragung vonSchmerzsignalen, es bildet sichein „Schmerzgedächtnis“ aus,die Schmerzattacken ver-schlimmern sich.

Selbst aktiv werdenEine Schmerztherapie stütztsich in den seltensten Fällen al-lein auf Medikamente. Wenndie Schmerzen erträglich ge-worden oder sogar ganz ver-schwunden sind, empfehlensich häufig Maßnahmen wieMassagen, Bäder oder Kran-kengymnastik. Dadurch kön-nen beispielsweise schmerz-verursachende Fehlhaltungenkorrigiert werden. Zusätzlichhat die körperliche Aktivitäteine ausgleichende Wirkung,die stress- und schmerzredu-zierend wirkt.

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InformationsdienstKrebsschmerzDas Gespräch mit dem Arztkann der Anruf bei einem Informationsdienst nicht erset-zen. Wer allerdings Hinter-grundinfos zum ThemaSchmerzen bei Krebs wünscht,der ist hier richtig:

Telefon 06221 - 42-2000

Das Telefon des Informations-dienstes Krebsschmerz imDeutschen Krebsforschungs-zentrum in Heidelberg istwerktags von 12.00 bis 16.00Uhr besetzt. Anrufen können

nicht nur Patienten,sondern auch ihre

Angehörigen.Der Service istkostenlos, undauf Wunsch

kann der Anruferauch anonym blei-

ben. Falls nötig, rufen die Mit-arbeiter des Informationsdiens-tes auch zurück.

Wer lieber zuerst im Internetstöbern möchte, findet denDienst unter

www.ksid.de

Unter anderem wird die Bro-schüre „Krebsschmerz – wastun?“ zum Download ange-boten.

Krebsinformations-dienstKompetente und vor allem ver-ständliche Infos zum ThemaKrebs insgesamt erhalten Pa-tienten und ihre Angehörigenbeim Krebsinformationsdienstin Heidelberg:

Telefon 06221 - 41 01 21

Die Telefone sind montags bisfreitags von 8.00 bis 20.00 Uhrbesetzt. Auch der Krebsinfor-mationsdienst ist im Internetvertreten, und zwar unter

www.krebsinformation.de

Zu der ungeheuren Fülle derInformationen liefert die Suchen-Funktion am Ende desNavigations-Menüs links denbesten Zugang. Die Schrift-größe sollte man den eigenenAugen zuliebe über den Brow-ser unter „Ansicht“ größer stellen.

Info-Quellen im InternetMöglicherweise haben Sieselbst schon einmal versucht,Informationen im Internet zufinden. Tatsächlich bietet es eineschier unerschöpfliche Quelle –allerdings ist nicht alles, wassich im Internet findet, auchglaubwürdig. Anhand der fol-genden Checkliste können Sieselbst überprüfen, ob Informa-tionen, die Sie gefunden haben,verlässlich sind oder nicht:

Ist eindeutig klar, wer derVerfasser der Internetsei-

ten ist beziehungsweise welcheInstitution dahinter steckt?Kann der Verfasser seine Kom-petenz glaubwürdig belegen?

Wenn wissenschaftlicheErkenntnisse wiedergege-

ben werden: Sind die Quelleneindeutig genannt?

Wird die Website voninteressierter Seite unter-

stützt? Das muss kein Makelsein. Allerdings sollte der Spon-sor eindeutig genannt werden.

Ist der Zeitpunkt der letz-ten Aktualisierung ange-

geben? Idealerweise ist jedereinzelne Artikel mit demDatum der Entstehung gekenn-zeichnet.

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KostenloseRechtsberatungEinen interessanten Service bie-tet die in Hamburg ansässigeprivate Stiftung Gesundheit:Patienten, die – aus welchenGründen auch immer – eineRechtsberatung benötigen, er-halten kostenlos eine etwa 30-minütige Erstberatung. Bundes-weit verfügt die Stiftung überetwa 300 Vertrauensanwälte.

Wer diesen Service in Anspruchnehmen will, meldet sich zu-nächst über die kostenfreie Tele-fonhotline an:

Telefon 0800-0 73 24 83

Die Hotline ist montags bis frei-tags von 9.00 bis 17.00 Uhr er-reichbar. Wenige Tage später er-hält der Anrufer einen so ge-nannten Beratungsschein, indem ein Vertrauensanwalt inder Nähe benannt ist. Dort ver-einbart man einen Termin fürdas kostenlose Informationsge-spräch. Der Anwalt informiertdann über Vorgehensweisen,Erfolgsaussichten, die zu er-wartenden Kosten und auchüber Möglichkeiten der finan-ziellen Unterstützung.

Begleitet wird der Service voneiner wissenschaftlichen Studiein Zusammenarbeit mit derUniversität Kiel.

Weitere Informationen findenSie auch im Internet, und zwarunter

www.medizinrechtsberatungsnetz.

de.

Informations-dienste

PraxisJournal

Wer auch als Krebspatient in der Lage ist,sein Essen zu genießen, der tut nicht nuretwas für seine Lebensqualität. Auchwenn die bedarfsgerechte Ernährung kei-neswegs eine „Wunderwaffe“ darstellt,so ist sie immerhin Voraussetzung füreinen möglichst günstigen Krankheits-verlauf. Was aber tun bei Appetitlosig-keit, Übelkeit oder entzündetem Gau-men? Im Folgenden geben wir Ihnen einpaar praktische Tipps für die Ernährungwährend der Therapie.

Echte Vollwerternährung – so wie sie dieDeutsche Gesellschaft für Ernährung emp-fiehlt – ist für Krebspatienten während derTherapie kaum durchzuhalten: Vollkorn-produkte, blähende Hülsenfrüchte undrohes Obst lassen den Appetit gegen Nullsinken oder verursachen Übelkeit.

Gedünstet, zerkleinert, gemust

Es gibt aber eine so genannte Magen-Darm-Variante der Vollwerternährung.Zartes Gemüse wie Möhren, Kohlrabi,Zucchini und Spargel lassen sich gedüns-tet oder auch als Gemüsesaft genießen.Wirklich reifes Obst, wie zum BeispielHimbeeren, Erd- und Heidelbeeren odergeschälte und zerkleinerte Äpfel, Birnen,Bananen, Melonen oder Mangos könnenin kleinen Portionen gereicht werden.

Apropos Portionen: Essen Sie immer,wenn Sie Hunger haben, aber möglichst inkleinen Portionen. Ideal wäre es, wenn Siealle anderthalb bis zwei Stunden eine Klei-nigkeit essen könnten. Acht kleine Portio-nen pro Tag dürfen es schon sein. Wenn SieVollkornprodukte probieren möchten,dann essen Sie gekochten Naturreis oderHirse. Sie lassen sich ebenso wie Breie oderSuppen aus Getreide mit frischen Kräu-tern, mit Kräutersalz sowie Knoblauch-und Zwiebelpulver vorzüglich würzen.

Ingwer gegen Übelkeit

Wenn Essen und Essensgerüche bei IhnenÜbelkeit verursachen, dann probieren Sie,schon vor dem Aufstehen eine Scheibe tro-ckenes Knäckebrot zu essen. Lassen Siesich ruhig Zeit, kauen Sie gründlich undspeicheln Sie den Nahrungsbrei im Mundgut ein. Wenn Sie dabei Radio hören oderZeitung lesen, geschieht das Essen sozusa-gen nebenbei. Und das ist immer erlaubt,wenn Ihnen etwas übel aufstößt.

Übelkeit wird verstärkt durch Essensgerü-che. Kochen Sie daher nicht selbst, und lüf-ten Sie viel. Gegen schlechte Gerüche hilftauch eine Duftlampe mit Lavendel- oderZitronengrasöl. Kalte Speisen riechen we-niger als warme – deshalb essen Sie besserabgekühlte Speisen. Trinken ist selbstver-ständlich auch wichtig – gerade währendder Chemotherapie. Kohlensäurearmesoder stilles Mineralwasser ist empfehlens-wert.

Zusätzlich zu den verordneten Medika-menten hilft gegen die Übelkeit häufig eineMischung aus Pfefferminz- und Kamillen-tee. Auch ein Ingwer-Aufguss hat sich be-währt: Eine etwa einen Zentimeter langeIngwerwurzel wird dazu zerdrückt und

mit 0,2 Liter kochendem Wasser übergos-sen. Nach zehn Minuten abseihen und trin-ken.

Flüssigkeit ist wichtig, kann aber den oh-nehin nicht übermäßigen Appetit weiterdämpfen. Besser ist es daher, nicht zu denMahlzeiten, sondern zwischendurch zutrinken.

Gelegenheit macht AppetitLiebevoll zubereitete Speisen und einschön gedeckter Tisch können allein schonAppetit machen. Kleine Häppchen in Kon-fektschalen drapiert, die immer erreichbarsind, verführen ganz nebenbei zum Essen.„Überlisten“ Sie Ihre Appetitlosigkeit aufdiese Weise selbst.

Bevorzugen Sie kleine Speisen, die sichschnell zubereiten lassen – nutzen Sie auchTiefgefrorenes. Schließlich ist auch gegeneinen Aperitif vor dem Essen meist nichtseinzuwenden. Im Zweifelsfall halten Siedazu Rücksprache mit uns.

Sanftes gegen wunde Schleimhäute

Schmerzhaft sind sie und sie verhindernjeden Genuss: Wunde Stellen im Mund be-ziehungsweise Schleimhautentzündungenin Mund, Magen und Darm. Meiden Sie indiesen Fällen alles das, was sehr sauer, sehrsüß oder sehr bitter ist. Also: EssigsaureGurken oder Soßen, Tomaten, Zitrusfrüch-te, Orangensaft, Endiviensalat, aber auchKaffee, Bier und Weißwein sind tabu. Be-vorzugen Sie stattdessen mit Wasser ver-dünnten Saft aus roten Trauben oder Jo-hannisbeeren. Im Zweifelsfall verzichtenSie auch auf Speisen, die viel Magensäure„locken“. Dazu gehören im wesentlichenFisch und Fleisch sowie die bereits ge-nannten Getränke. Auch Hitze reizt emp-findliche Schleimhäute. Lassen Sie IhreSpeisen deshalb ausreichend abkühlen.

Genießen, so oft es geht

7Ernährung

PraxisJournal8

Lassen Sie sichnicht verunsichern!

Täglich Vollkornbrotreduziert das Darmkrebsrisiko

Mit viel Obst und Gemüse allein kann mansich zwar nicht vor jeder Krebsart schützen,trotzdem ist vollwertige Ernährung wichtig. Solautet das Fazit, das sich derzeit aus der welt-weit größten Langzeit-Untersuchung zu Krebsund Ernährung, der EPIC-Studie, ziehen lässt.Die Datenlage zum Obst- und Gemüsekon-sum könne bisher noch nicht endgültig inter-pretiert werden, so Professor Heiner Boeing,der Leiter eines der beiden deutschen EPIC-Studienzentren. Wirklich robuste Daten liegenlaut Boeing aber zum Darmkrebsrisiko vor:Wer seine Ballaststoffzufuhr von 15 auf 30Gramm pro Tag erhöht – das entspricht derAufnahme von fünf bis sechs Scheiben Voll-kornbrot – kann EPIC-Ergebnissen zufolgesein Darmkrebsrisiko um 40 Prozent senken.Mit 100 Gramm rotem Fleisch pro Tag erhöhtsich dagegen das Darmkrebsrisiko um dieHälfte.

Und auch zum Obst- und Gemüseverzehr lie-fert EPIC einen wichtigen Befund: Wer vielObst und Gemüse isst, senkt sein Diabetes-Risiko um immerhin 70 Prozent. Ernährungs-experten wie Boeing warnen deshalb vor kurz-

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Chefredaktion:Dr. Uhle, Dr. Müller, Dr. Kröning, PD Dr. Jentsch-Ullrich

Grafik-Design, Illustration: Charlotte Schmitz

Druck: DigitalDruckHilden GmbH

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Das Menschenmögliche tun.

Salmonellen für die Krebsbekämpfung

Wenn im menschlichen Organismus ein Krebswuchert, wandern dort häufig Bakterien einund vermehren sich. Dieses schon seit langembekannte Phänomen wollen sich Forscher desHelmholtz-Zentrums für Infektionsforschungim Kampf gegen den Krebs zunutze machen.Ihnen ist es jetzt gelungen, genetisch veränder-te Salmonellen in die Tumore krebskrankerMäuse einzuschleusen. Bei Kontakt mit demZucker L-Arabinose werden die ein-gefügten Gene der Mikroben aktivund erzeugen messbares Licht. Ver-abreicht man den mit diesen Sal-monellen infizierten krebskrankenMäusen L-Arabinose-Zucker, leuchten die inden Tumor eingewanderten Bakterien, sodasssich Lage und Größe des Tumors analysierenlassen. Zusätzlich zum Licht, so die Vision derWissenschaftler, sollen (nicht krankmachen-de) Bakterien künftig einmal direkt am Zielort– also im Tumor selbst – Krebsmedikamenteproduzieren und ausschütten.

Quelle: Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung

sichtigen Schlussfolgerungen. Trotz vieler nochoffener Detailfragen ist eine vollwertige Er-nährung immer gesundheitsfördernd.

Quelle: Ärztezeitung

Sportlich aktive Krebspatienten leben länger

Regelmäßiger Ausdauersport kann die krebs-bedingte Sterblichkeit bei Brust- und Darm-krebspatienten erheblich mindern. Das be-richtete kürzlich Professor Lothar Kanz, On-

kologe an der Universitäts-klinik in Tübingen bei einerFortbildungsveranstaltung inBerlin. Bei Patienten, diewöchentlich drei bis sechs

Stunden Walking beziehungsweise Schwim-men, Joggen oder Rad fahren praktizierten,war die tumorbedingte Sterberate um etwa dieHälfte geringer als bei Patienten, die nichtsportlich aktiv waren. Auch die Rückfallquotelässt sich mit Ausdauersport offenbar umknapp 50 Prozent reduzieren. Ob die beob-achteten Effekte direkte Wirkungen der sport-lichen Aktivität sind oder ob der Sport zueinem besseren Allgemeinbefinden und damitindirekt zu erhöhter Widerstandskraft gegenden Tumor beiträgt, lässt sich nach derzeitigerStudienlage noch nicht eindeutig beurteilen.

Quelle: Ärztezeitung

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Kurz berichtet