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ISSN 1861-9517 Heft 4 · 24. Jahrgang Dezember 2013 Deutscher Journalisten-Verband Landesverband Hessen e. V. Landesverband Thüringen e. V. Gewerkschaft der Journalisten Elektronische Bücher Im Titelthema geht es zum Erstellung und Vermarktung Grimbergs Gedankenwelt Beim BVG: Politik ignoriert die Staatsferne des ZDF Mein besonderes Bild Mario Gentzel zeigt seinen Moment der Meisterschaft MDR mit wichtiger Personalie Prof. Gabriele Schade wird Chefin des Rundfunkrates Sieger Boris Roessler mit Dr. Jürgen Hanke von der Sparkassen- Finanzgruppe Hessen- Thüringen (v. l.). PresseFoto Hessen-Thüringen 2013

PresseFoto - DJV Hessen · Alexander Fritsch gegen Ende des DJV-Bundesver-bandstages in Hannover im November lässt sich durchaus auf den einen oder anderen Beschluss des Souveräns

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Page 1: PresseFoto - DJV Hessen · Alexander Fritsch gegen Ende des DJV-Bundesver-bandstages in Hannover im November lässt sich durchaus auf den einen oder anderen Beschluss des Souveräns

ISSN 1861-9517Heft 4 · 24. Jahrgang

Dezember 2013

Deutscher Journalisten-VerbandLandesverband Hessen e. V.Landesverband Thüringen e. V.Gewerkschaft der Journalisten

Elektronische BücherIm Titelthema geht es zumErstellung und Vermarktung

Grimbergs GedankenweltBeim BVG: Politik ignoriert die Staatsferne des ZDF

Mein besonderes BildMario Gentzel zeigt seinen Moment der Meisterschaft

MDR mit wichtiger PersonalieProf. Gabriele Schade wirdChefin des Rundfunkrates

Sieger Boris Roessler mit Dr. Jürgen Hanke von der Sparkassen-Finanzgruppe Hessen-Thüringen (v. l.).

PresseFotoHessen-Thüringen 2013

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Inhalt Nachrichten Medien Internes Personalien

2 4/2013

Organ der Landesverbände Hessen (Rhein-bahnstraße 3, 65185 Wiesbaden) und Thürin-gen (Anger 44, 99084 Erfurt) des Deutschen Journalisten-Verbandes e. V., Gewerkschaft der Journalisten.

24. Jahrgang, Dezember 2013

Herausgeber: Deutscher Journalisten-Verband Landesverband Hessen e. V. Landesverband Thüringen e. V.

V. i. S. d. P.: Hans Ulrich Heuser, Anita Grasse

Redaktion: Martin Angelstein (ma), Dr. Christine Dressler (dre), Anita Grasse (ag), Hans Ulrich Heuser (uh), Wolfgang Marr (wm), Ulrich Oertel (oe), Michaela Schmehl (ms), Bernd Seydel (bs)

Koordination: Wolfgang Marr

Schlussredaktion: Wolfgang Marr, Maik Schulz

Titelbild: Mario Gentzel

Anzeigen: Ronald Lechner

Anschrift der Redaktion: Rheinbahnstraße 3 65185 Wiesbaden Telefon: 06 11-3 4 1 9 1 24 Telefax: 06 11-3 4 1 9 1 30

E-Mail: [email protected]: www.djvhessen.de

Anger 44 99084 Erfurt Telefon: 03 61-5 66 0 5 29 Telefax: 03 61-5 62 69 39

E-Mail: [email protected] Homepage: www.djv-thueringen.de

Erscheinungsweise: viermal jährlich

Für Mitglieder im DJV Hessen und Thüringen ist der Heftpreis im Mitgliedsbeitrag enthalten.

ISSN 1861-9517

Druck: Druckerei Zeidler, Mainz-Kastel

Veröffentlichungen, die nicht ausdrücklich als Stellungnahme der DJV-Vorstände gekennzeichnet sind, stellen die persönliche Meinung des Verfassers dar. Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann keine Haftung übernommen werden. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Herausgeber.

Inhalt Hans Ulrich Heuser Kommentar – Dicht am Nichtgeschehen! .......................................... 3

Wolfgang Marr Demo: Ausschluss eines Journalisten entfacht Protest ..................... 4

Anita Grasse Kommentar – Mit guten Vorsätzen ins neue Jahr .............................. 5

Wolfgang Marr Fotopreisverleihung: Entscheidung einhellig getroffen ..................... 6

Redaktion Pressefotowettbewerb: Bilder der Kategorie-Gewinner ..................... 9

Wolfgang Marr Roessler im Interview: Exakte Widerspieglung ist Maßstab ........... 10

Christine Dressler Titelthema: Self Publishing per E-Book als Standbein ..................... 12

Steffen Grimberg Staatsferne beim ZDF: Politik ist sich keiner Schuld bewusst ........ 18

Michael Fuhr 90 Jahre Radio – und immer noch millionenfach gefragt ............... 20

Ralf Leifer/Wolfgang Marr MDR: Hürden fürs geforderte Redakteursstatut .............................. 22

Wolfgang Marr Mathis Leben mit Handicap: Hauptpreis an Duo von Jena-TV ...... 23

Volker Hummel Gelesen bei Nachbarn: Finanzielle Rettung via Netz? ..................... 24

Michael Fuhr Rückkehr der Radio-Personalities – „alte Hasen“ gefragt ............... 26

Lothar Hausmann Seminar für Freie: In zwölf Sekunden auf den Punkt ....................... 28

Michaela Schmehl-Blüchardt Nachricht auf dem Silbertablett: Gespräch mit Katja Marx ............ 30

Wolfgang Kiesel Wie Freie durch „Geringwertiges“ Steuern reduzieren .................... 32

Mario Gentzel Mein besonderes Bild: Tor in allerletzter Sekunde ........................... 33

Wolfgang Avenarius Kommentar – Eine verhängnisvolle Entwicklung ............................. 34

Wolfgang Marr Vorsitz im MDR-Rundfunkrat: Ohne Schade geht gar nichts ......... 37

Kerstin Klamroth Wie Chancengleichheit in Gewerkschaften ermöglichen? .............. 38

Wolfgang Marr Hessisches Dankeschön an Ehrenamtliche in Wiesbaden ............. 38

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

AChTunG: Texte für den nächsten Blickpunkt (März 2014) müssen bis spätes- tens 28. Februar 2014 an w.marr@t-online eingereicht werden.

Der DJV-Landesverband Hessen, der DJV-Landesverband Thüringen und die „Blickpunkt“-Redaktion wünschen allen Mitgliedern und Freunden frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr 2014!

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Dicht am nichtgeschehen!

Hans Ulrich Heuser, Landesvorsitzender DJV Hessen

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Hier sind ein paar, der Verschlankung des Journa-listen-Verbandes durchaus dienende Vorschläge:

Verlängerung des Verbandstags-Rhythmus (also nicht jedes Jahr) oder zumindest eine Verkürzung dieser Tagung auf nur noch zwei Tage (wobei man hier aller-dings in Zeitdruck geraten könnte, wichtige Themen zu erörtern), Rationalisierung von Verwaltungsabläufen durch engere Zusammenarbeit über Landesgrenzen hinweg, mit möglichen Zusammenlegungen von Ge-schäftsstellen bzw. freiwilligen Fusionen von Landes-verbänden, schrittweise Fortführung einer Verlegung der Bonner Teil-Geschäftsstelle nach Berlin. Dazu würde Mut gehören, es würde aber einen nicht unbe-

trächtlichen Beitrag zur Sanierung der Finanzen beisteuern.

Es gab aber auch mutige Signale: Die kamen vor allem aus Mar-

burg. Die Kolleginnen und Kollegen dort streiten entschlossen für einen Haustarif bei der „Oberhessischen Presse“, die zum Hannoverschen Mad-sack-Konzern gehört. Sie haben schon mehrere Streiktage hinter sich.

Diesen Mut und diese Entschlos-senheit wünsche ich mir für das

neue Jahr auch in anderen Verlagshäu-ser und Redaktionen, die nicht mehr der Tarifbindung unterliegen. Weil die

Verlage und ihre Manager mehr und mehr Tarifflucht begehen, skrupellos Arbeitsplätze abbauen, Redakti-onen zusammenschließen oder auslagern und damit die Medienvielfalt, und unterm Strich den Qualitäts-journalismus, einschränken bzw. kaputt machen.

Dieses Verhalten zeigt einmal mehr das zynische Gebaren der Verlags-Verantwortlichen und den

bestürzenden Wertewandel unserer Zeit, in der Kor-ruption, Gewalt gegen kritische Journalisten, auch in Hessen, immer mehr zunehmen.

Umso mehr ziehe ich den Hut vor den Kolleginnen und Kollegen in Marburg, die nichts anderes tun,

als mutig für ihre Rechte zu kämpfen! Ich wünsche mir, dass dies auch viele, und noch mehr als bisher, in der laufenden, schwierigen Tarifrunde im Tageszeitungs-bereich tun werden.

Auch daran sei zum Ende der letzten Etappe eines schwierigen, nicht immer befriedigenden Jahres

erinnert. Dennoch wünsche ich Ihnen persönlich von ganzem Herzen ein schönes und geruhsames Weih-nachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr. Alles Gute für 2014! Bleiben sie uns gewogen.

Gut gewollt, ist eben nicht immer auch gut ge-macht, dieses Zitat des Tagungspräsidenten

Alexander Fritsch gegen Ende des DJV-Bundesver-bandstages in Hannover im November lässt sich durchaus auf den einen oder anderen Beschluss des Souveräns anwenden! Die Signale aus Hannover kann man so oder so interpretieren.

Das Ergebnis unterm Strich der dreitägigen Ver-anstaltung ist eher durchwachsen – so wie das

Wahlergebnis für den Bundesvorstand.

Letzteres mag vor allem am nach wie vor un-gelösten Reizthema „DJV Branden-

burg“ gelegen haben, das den Verband nun schon seit knapp zehn Jahren be-schäftigt und ihn vermutlich weiter be-schäftigen wird. Zwei Gründe sind es, die eine eigentlich von beinahe allen Landesverbänden gewünschte Lösung, den Ausschluss des DJV Brandenburg, bisher verhinderten: Einerseits die ju-ristische Meinungsbildung, anderer-seits die Mutlosigkeit des Verbandes, eine politische Lösung herbeizuführen. Nicht Mut, sondern Ängstlichkeit leitet dieses sich seit Jahren dahinziehende Drama. Und Misstrauen gegenüber den handelnden Personen der Gegenseite.

Mutlos auch das Vorgehen in einem für die Zu-kunft ganz besonders wichtigen Problemfeld,

der künftigen DJV-Struktur. Auch hier versäumte es der Verbandstag, ein eindeutiges Zeichen zu setzen und dem Antrag des DJV Baden-Württemberg zu folgen, endlich längst überfällige „konkrete Maßnah-men für eine Neustrukturierung der Landesverbän-de und des Bundesverbandes zu erarbeiten, um den „Länderfinanzausgleich“ aufzuheben und eine gesi-cherte Basis für den DJV in Deutschland zu bilden.“ Stattdessen folgte man einem Thüringer Antrag, der zwar Kooperationen hier und da befürwortet, kon-krete Aussagen jedoch, vor allem zu den Finanzen, vermissen lässt!

Die Problemlösung wurde weichgespült! Einmal mehr verfährt man nach der Devise: Immer

weiter so, die (noch) finanzstarken wenigen Landes-verbände werden die Dinge schon richten. Fragt sich nur, wie lange noch!?

Nein: Bundesverband und Landesverbände dür-fen doch nicht nur übers Geldverteilen oder

Sparen verhandeln. Das ist nötig, gehört natürlich immer dazu, ist aber profan!

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Demo: Ausschluss eines Journalisten In Thüringen schwelt, regional un-terschiedlich akzentuiert, eine De-batte über als Standorte infrage kommende Bauten zur Nutzung als Asylbewerber- bzw. Flüchtlings-unterkünfte. Geschürt teilweise von rechtsextremen Kräften, die überall auf eine breit aufgestellte Bürgerbe-wegung stoßen, deren Anliegen es ist, der Demokratie Raum zu ver-schaffen, was in Demonstrationen öffentlich kundgetan wurde.

Die Landespolizeiinspektion Gera sieht nun kein Fehlverhalten von Polizeibeamten am Rande einer Versammlung vom 23. Novem-ber in Greiz. Dort war der Greizer Redaktionsleiter der „Ostthürin-ger Zeitung“, Marius Koity, ausge-schlossen worden. Zur Anfrage über den Grund, weswegen dem Jour-nalisten der Zugang zum Gelände der Asylbewerberheim-Gegner ver-wehrt wurde, teilte die Pressestelle der Behörde mit: „Man kann davon ausgehen, dass die Polizei rechts-konform gehandelt hat.“ Und es wäre „legitim“ für Beamte, „in po-lizeilichen Handlungsräumen nach der Begehung zu fragen“. Weitere Beschwerden seien nicht bekannt. Vielmehr verwies die Landespolizei-inspektion darauf, dass zwei Presse-Teams der Polizei vor Ort Kontakt mit Vertretern überregionaler Me-dien und freien Journalisten gehabt hätten. Trotzdem eine 15-minütige „Überprüfung“ des Redakteurs?

Die Versammlungsbehörde des Landratsamtes Greiz teilt mit, dass die Polizei bei Versammlungen unter freiem Himmel und bei Auf-zügen ein „Ausschlussrecht von Personen“ habe. „Die Prüfung der Voraussetzungen zum Ausschluss von Personen obliegt der Polizei. Der Betroffene, ... kann dagegen Wi-derspruch einlegen. Der Ausschluss von der Versammlung ist ein münd-licher Verwaltungsakt der Polizei. Dieser Widerspruch hat allerdings keine aufschiebende Wirkung.“

Der Deutsche Journalisten-Verband, Landesverband Thüringen, hat ge-gen „die Behinderung der journalis-tischen Berichterstattung durch die Polizei während der Kundgebung in Greiz“ protestiert. Die Gewerkschaft stellt klar, dass sich der Redakteur mit einem gültigen Presseausweis ausgewiesen hat, und betont: „Eine Überprüfung des Ausweisinhabers durch die Polizei ist nicht statthaft, weil der DJV-Landesverband Thü-ringen den Presseausweis nur an hauptberufliche Journalistinnen und Journalisten ausstellt und eine entsprechende Prüfung vorgenom-men hat. Das ist der Polizei auch be-kannt.“ Der DJV fordert Thüringens Innenminister Jörg Geibert (CDU) auf, „dafür zu sorgen, dass hauptbe-rufliche Journalisten stets frei und ungehindert ihre öffentliche Aufga-be wahrnehmen können.“

„Ich darf Ihnen zunächst meine fes-te Überzeugung versichern, dass der Pressearbeit keine unzulässigen Schranken entgegengesetzt wer-den“, schreibt Innenminister Jörg Geibert (CDU) in seiner Antwort vom 5.12.2013 an den DJV. Weiter: „Nur so kann das notwendige Fo-rum für eine freie Bildung einer öf-fentlichen, gerade auch politischen Meinung hergestellt werden“ Und dann heißt es, es sei sinnvoll, „dass der von ihnen genannte Sacherhalt in einem klärenden Dialog zwischen Ihrem Verband und der Polizeifüh-rung erörtert wird. Die von Ihnen an-gesprochene Zusammenarbeit von Polizei und Medien kann somit auf unmittelbare Weise erfolgen“. Am 12. Dezember gab es ein Gespräch beim Landespolizeipräsidenten. Nach dessen Darstellung handelte es sich um ein Kommunikationspro-blem. Die persönlichen Daten des Journalisten seien nicht überprüft worden. Man habe den Pressespre-cher der Polizei über Funk gerufen. Deshalb die Verzögerung.

(Unter Hinzuziehung von Material der Ostthüringer Zeitung und des DJV-Thüringen) wm

Aktuell Nachrichten Medien Internes Personalien

Die Bescheidenheitdes Georg Borufka Vorweg: Es handelt sich in den folgenden Zeilen bewusst um die Würdigung eines außergewöhn-lichen Lebenswerkes. Ganz in der Maxime von La Rochefoucauld, der einst formulierte: Die Be-scheidenheit glücklicher Menschen kommt von der Ruhe, welche das Glück ihren Gemütern verleiht. Einer, auf den diese Reflektion ohne Übertreibung zutrifft, ist Georg Borufka.

Er feierte vor etwas mehr als einem Monat einen runden Geburtstag. Geboren am 14. November 1933 in Leitmeritz/Elbe, begann er im Juni 1958 als Volontär in der Bezirksredaktion der „Frank-furter Neuen Presse“. Anfang der Sechzigerjahre verschlug es ihn vier Jahre zu den „Nürnberger Nachrichten“, bevor er 1965 nach Frankfurt zu-rückkehrte und dann bis zu seinem Ruhestand mehr als 35 Jahre lang als Redakteur beim Regi-onalfernsehen des Hessischen Rundfunks – in der „Hessenschau“ – arbeitete. Als „der Mann mit der Pfeife“ ist er nicht nur bei Fernsehkolle-gen bis heute unvergessen.

Der Autor dieses Beitrages hat Borufka unmit-telbar nach der Wende kennengelernt. Mit dem Abstand zweier Jahrzehnte darf ich feststellen, es war ein unschätzbarer Gewinn. Sein Enga-gement innerhalb des Hessischen Journalisten-Verbandes war verbunden mit dem Ehrenamt als Ortsverbandsvorsitzender von Frankfurt und der Ehrenarbeit, der Redaktionsleitung der Mit-gliederzeitschrift „hjv im blickpunkt“.

Umso mehr galt und gilt ihm unser Mitgefühl, als wir im November 2000 zum Verbandstag in Berlin von seiner schweren Erkrankung erfuhren. Der Hessische Journalisten-Verband beschloss zum Verbandstag im Juni 2001 in Wiesbaden seine Ernennung zum Ehrenmitglied. Georg Bo-rufka hat sich nicht zurückgezogen, nein, so es seine Physis zulässt, kommt er weiter zu Jour-nalistentreffen und ist stets aufmerksamer Zu-hörer.

Es freut mich stets aufs Neue, ihn herzlich be-grüßen zu können – und wie viele Mitstreiter sage ich in deren Namen schlicht dem Schorsch Borufka an dieser Stelle: Danke, dass wir von dir lernen durften.

Wolfgang Marr

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IHaben Sie schon über die guten Vorsätze zum neuen Jahr nachgedacht? Nach jahrelanger Abstinenz habe

ich beschlossen, für das kommende Jahr doch mal wie-der solche Vorsätze zu formulieren. Wobei, eigentlich sind es keine Vorsätze – die sind mir zu unverbindlich – es sind Ziele. Eines davon haben sich sogar der kom-plette Vorstand und der Gesamtvorstand des DJV Thü-ringen auf die Fahnen geschrieben: Wir wollen 2014 nutzen, um eine neue Ver-bandskommunikation zu etablieren.

B isher bekommen Sie, liebe Mitglieder, nach eigener Auskunft kaum etwas

von unserer konkreten Arbeit mit. Das soll sich ändern. Dafür werden wir neue Wege gehen. Wir werden unsere Kommunikati-on umstellen: Von der streng sachlichen Information hin zu mehr Leidenschaft-lichkeit und mehr Meinungsstärke. Beides gibt es in unserem Verband längst, beides ist ein Mantra der Arbeit gewesen in den vergangenen dreieinhalb Jahren. Doch beides schlug sich bisher kaum in unserer Kommunikation nieder.

Künftig werden wir Sie nicht nur informieren, wir werden Ihnen mehr Service bieten und Sie dabei un-

terstützen, sich zu medienpolitischen Themen, zur Ent-wicklung der Branche schneller und umfassender eine Meinung zu bilden. Zusätzlich werden wir unsere Kom-munikationsstrategie ergänzen und noch persönlicher und individueller werden. Erste Schritte in diese Rich-tung sind wir mit Aktionen wie dem Luftballonversand oder den neu eingeführten Geburtstagsgrüßen an alle Mitglieder per Mail bereits gegangen. Jetzt wollen wir diesen Weg weitergehen. Doch das geht – davon sind wir überzeugt – nur, wenn auch unsere Kommunikati-onsmittel schnell und direkt sind. Deshalb werden wir uns mit dieser Ausgabe vom Blickpunkt verabschieden.

Das gemeinsame Mitgliedermagazin mit dem DJV Hessen war eine großartige und wichtige Entwick-

lung, die geholfen hat, uns als der Landesverband zu positionieren, der wir heute sind: Einer mit einer eigenen

Mit guten Vorsätzen ins neue Jahr

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Der DJV-Landesverband Thüringen hat mit Schreiben vom 25.9.2013 an den DJV-Landesverband Hessen den Vertrag zur gemeinsamen Herausgabe der Mitgliederzeitschrift Blickpunkt – Journalismus in Hessen und Thüringen – zum 31.12.2013 gekündigt.

Der DJV-Landesverband Hessen nimmt die Mitteilung der Nachbarn mit Bedauern zur Kenntnis.

Der Vorsitzende des hessischen Landesverbandes, Hans Ulrich Heuser, dankt den Thüringern für Ihre Mitarbeit in der Redaktion und erklärt im Namen des Vorstandes, dass der Blickpunkt auch im Jahr 2014 in bewährter Weise produziert und quartalsweise allen Mitgliedern des DJV in Hessen auf dem Postweg zur Verfügung gestellt wird.

Erscheinungstermin der nächsten Ausgabe in der zweiten Märzhälfte 2014.

BLICkPunkT: 2014 wieder allein in hessenregie

Meinung, und der Kraft und dem Mut, diese auch zu vertreten – egal, wie groß die Widerstände sind. Die Zu-sammenarbeit mit den hessischen Kollegen war dabei ein wichtiger Faktor. Wir haben von einander gelernt und einander inspiriert. Dafür sind wir Thüringer dankbar. Doch alles hat seine Zeit, und wir glauben, in Thüringen ist es Zeit für eine neue Art der Kommunikation. Wie die

konkret aussehen wird, muss sich zei-gen. Klar ist: Den Blickpunkt wird es bei uns ab Januar nicht mehr geben, dafür werden die sozialen Netzwerke und die schnellen E-Mail-Informationen künftig eine zentrale Rolle spielen, ebenso wie unsere neue Homepage.

Doch wir denken auch über neue Formen der Kommunikation nach.

Formen, die vor allem mehr Interakti-on zwischen den Gremien des Landes-verbandes und Ihnen, den Mitgliedern, gewährleisten sollen. Und da kommen Sie ins Spiel: Als Landesvorsitzende weiß ich beinahe 800 Kommunikati-

onsprofis in meinem Rücken. Wenn nur ein Bruchteil von Ihnen sich mit seiner Erfahrung, seinem Wissen, seiner Kreativität und seinen Visionen einbringt, kön-nen wir 2014 eine Verbandskommunikation aufbau-en, die nicht nur der Zeit und den Bedürfnissen der organisierten Kolleginnen und Kollegen angepasst ist, sondern auch noch Spaß macht. Schicken Sie mir Ihre Vorschläge, Wünsche, Träume und Visionen! Wie soll Ihr DJV Thüringen künftig auftreten, wie sollen wir uns präsentieren – Ihnen und dem Rest der Welt? Schreiben Sie mir an [email protected], schi-cken Sie mir eine Facebooknachricht oder twittern Sie Ihre Ideen unter #DJVTHKomm.

Und was die guten Vorsätze angeht: Über neue Kommunikationswege und -mittel nachzuden-

ken, macht viel mehr Spaß als sich das Rauchen oder Naschen abzugewöhnen. Versprochen!

Frohe Weihnachten und ein großartiges neues Jahr wünscht Ihnen Anita Grasse.

Anita Grasse, Landesvorsitzende DJV Thüringen

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6 4/2013

Aktuell Nachrichten Medien Internes Personalien

Die Neugier war gewaltig, auch wenn zeitgleich – Schlag fünf Uhr nachmittags – der Erfurter Weih-nachtsmerkt eröffnete. Mit derar-tiger Resonanz hatten die Veran-stalter, die DJV-Landesverbände Hessen und Thüringen, die zur Preisverleihung des Wettbewerbs PresseFoto Hessen-Thüringen am letzten Novemberdienstag in den Thüringer Landtag einluden, nicht gerechnet. Nicht nur Landtagsdi-rektor Dr. Detlef Beer und seine Mitarbeiterin Silvia Bönewitz hat es gefreut, dass im Konferenzraum neben dem Plenarsaal nicht einer der 70 Plätze unbesetzt geblieben ist. Hier handelte es sich um eine Premiere, jeweils drei Mal hatte die Preisverleihung zuvor auf der Wartburg bei Eisenach und in Wies-baden, im Landtag, stattgefunden. Seit dem Auftackt 2007 stets unter der paritätischen Schirmherrschaft der Landtagspräsidenten, Birgit Diezel (Thüringen) und Norbert Kartmann (Hessen).

Es ist nicht das verflixte, es ist das gute siebte Jahr eines über alle Ma-ßen kreativen Wettbewerbes, hatte der Juryvorsitzende Wolfgang Marr unter der Überschrift „Öfter Fünf-Sterne-Qualität“ im später verteilten Vierfarb-Ausstellungskatalog auf die Preisverleihung eingestimmt. In der Tat, an dem zum siebten Mal ausge-schriebenen Wettbewerb beteiligten sich 58 hauptberuflich tätige Foto-journalistinnen und -journalisten aus Hessen und Thüringen, die für die sieben Kategorien mehr als 500 Fotos einreichten. Im Vorjahr waren es 58, vor zwei Jahren 63 Teilnehmer.

Den Bruchteil einer Sekunde braucht das menschliche Auge, um seine Umgebung zu erfassen. Was bleibt im Gedächtnis haften? Die-ser Frage stellte die Thüringer DJV-Landesvorsitzende, Anita Grasse, in ihrer Eröffnungsrede.

Der hessische DJV-Landesvorsitzen-de, Uli Heuser, begrüßte dann am

Mikro zunächst die Vizepräsiden-tin des Thüringer Landtags, Astrid Rothe-Beinlich, und dankte für die Möglichkeit, die Bilder im Landtag ausstellen zu können. Den Unter-stützern widmete er das nächste Kapitel, zuvorderst die Sparkassen-Finanzgruppe Hessen-Thüringen, dieses Mal repräsentiert durch den Kommunikations-Vizechef Dr. Jürgen Hanke, sowie die weiteren Förderer, die DKV Deutsche Kran-kenversicherung AG mit Abteilungs-direktor Jörg Brönner und den in Fo-tokreisen hoch geschätzten Ullrich Isselbächer. Heuser sammelte mit launiger Moderation sofort Plus-punkte, als er Isselbächers im Saal sitzender Ehefrau Anne zum Ge-burtstag gratulierte.

Schließlich galt Heusers Dank auch der DJV-Verlags- und Service GmbH als Sponsor, heuer im dritten Jahr-gang. Heuser unterstrich die Not-wendigkeit, auch die breite Öffent-lichkeit auf die Arbeit von Presse-

Entscheidung einhellig getroffen PresseFoto hessen-Thüringen 2013 stammt von dem Frankfurter Agentur-Fotografen Boris Roessler

Schlusspunkt der Preisverleihung: Um den Gesamtsieger 2013 im Wettbewerb PresseFoto Hessen-Thüringen, Boris Roessler (3. v. l.) gruppieren sich Dr. Jürgen Hanke, Sparkassen-Finanzgruppe Hessen-Thüringen, Anita Grasse, DJV-Landesvorsitzende Thüringen, Astrid Rothe-Beinlich, Thüringens Landtags-Vizepräsidentin, und Uli Heuser, DJV-Landesvorsitzender Hessen (v. l.). (Foto: Mario Gentzel)

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fotografen aufmerksam zu machen und wies auf die Konzeption der Schau als Wanderausstellung hin, die in den kommenden 12 Monaten in verschiedenen Städten der bei-den Bundesländer sowie in Berlin zu sehen sein wird.

Der Wettbewerb und die Ausstel-lung sollen ein Zeichen setzen für professionellen Bildjournalismus, wie im Vorwort des Katalogs von Anita Grasse zu lesen ist. Wenn Sprache nicht mehr für Verständi-gung sorgt, werden Bilder zu Kom-munikationsbrücken, geschaffen von Fotografinnen und Fotografen, die ihren Blick verdichten wie unter einem Brennglas. Sie lassen Bilder sprechen, wo das Wort nicht weiter weiß.

Astrid Rothe-Beinlich, eine von vier Stellvertretern der Thüringer Land-tagspräsidentin Diezel, die verhin-dert war, ebenso wie der hessische Parlamentspräsident Kartmann, der kommen wollte, aber kurzfristig erkrankt war, nutzte ihren Auftritt und referierte mehr als nur einen Satz über die vielen Gemeinsam-keiten von Thüringen und Hessen. Und, obwohl zu diesem Zeitpunkt in Wiesbaden noch keine Koalitions-gespräche und -absichten verkündet worden waren, wunderte doch et-was die von ihr des Öfteren indi-rekt zur Sprache gebrachte Überein-stimmung der Farben Schwarz und Grün. Welch ein Zufall – oder auch nicht! Auf alle Fälle bemerkte man eine positive Grundstimmung, die

doch überall wünschenswert wäre, aber nicht selbstverständlich ist.

Die mittlerweile 40-jährige Erfurte-rin, die sich in der Wendezeit an der Besetzung der Stasizentrale in der späteren Thüringer Landeshaupt-stadt beteiligt hatte, sprach die Flut von Bildern an, die täglich auf die Menschen einstürzen. Allein auf Facebook werden täglich etwa 350 Millionen Fotos hochgeladen. Doch was mache ein gutes Foto aus? „Ein gutes Foto ist ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde schaut“, zitierte sie den Edel-Urahnen der Fotografen, den Franzosen Henri Cartier-Bresson. Der Wettbewerb Pressefoto Hessen-Thüringen biete dem Publikum jedenfalls eine Aus-stellung von Fotografien, die, wie Astrid Rothe-Beinlich formulierte,

eine „einzigartige qualitative Dichte“ darstellten.

Aus sieben Kategorien wählte die Jury das Foto des Jahres. Uli Heuser sprach von einer schnellen und ein-helligen Entscheidung. Oder wie es Wolfgang Marr formulierte: Für das Protokoll sein angemerkt: Die Jury hat – wie schon im Jahr zuvor – früh-zeitig ein Bild favorisiert, das mit über 90 Prozent Stimmenanteil schließ-lich als Pressefoto Hessen-Thürin-gen, besser als Schnappschuss des Jahres 2013, gekürt wurde.

Die Wahl fiel auf Boris Roesslers Foto „Seine Exzellenz kommt und geht“. In seiner Laudatio erläuterte Dr. Jürgen Hanke die Sicht der Jury. Das Foto zeigt den Limburger Bi-schof Franz-Peter Tebartz-van-Elst, angespannt und mit Sorgenfalten auf der Stirn. Was er denkt, wissen die Betrachterin und der Betrachter nicht, doch drückt das Foto in bester fotografischer Qualität die ungeklär-te Lage aus, in der sich Tebartz be-fand. Nicht Kirche, Glaube oder Re-ligion seien Gegenstand des Fotos sondern der zeitgeschichtliche As-pekt, erläuterte Hanke. Eine Debatte über Fragen von Ethik und Moral wurde durch die Ereignisse in der Diözese Limburg in Gang gesetzt.

Er befasse sich am liebsten mit Po-litik, Wirtschaft und Vermischtem, ungern mit dritt- und viertklassigen Prominenten. In Krisengebieten wurde er auch schon eingesetzt.

Objekt der Begierde: Seite an Seite fotografieren Hans Dieter Erlenbach und Roland Hol- schneider die Begegnung von Boris Roessler mit Dr. Jürgen Hanke. (v. l.). (Foto: Mario Gentzel)

Der Mann mit der unvermeidlichen Mütze ist einer von Deutschlands besten Fotografen. Sascha Fromm nach einer Ehrung durch Anita Grasse. (Foto: Mario Gentzel)

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8 4/2013

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Sport und Freizeit), Eckhard Jüngel (Worbis/Technik und Verkehr), Da-niel Reinhardt (Offenbach/Sonder-thema „Genießen in Hessen und Thüringen) und Bernd Seydel (Go-tha/Kultur und Gesellschaft).

Qualität, wie immer man sie defi-niere, kann nicht aufgepeppt wer-den, wo sie nicht mitgeboren ist. Mit noch so viel Anstrengung nicht, meinte die Lyrikerin Hilde Domin.Die Ausstellung zählte im Erfurter Landtagsgebäude Hunderte Be-trachter. Kiebitzen zufolge soll das

Bild „Hessische Verhältnisse“, doku-mentiert am Wahlabend in Wiesba-den, so manchen Thüringer Politiker zum Grinsen animiert haben. Aber, wie heißt es doch so treffend, wer zuletzt lacht, lacht am besten.

Nach der Weihnachtspause geht die Ausstellung unter Regie von Ralf

Leifer auf Tour nach Nordhausen, der Südharzer Kreisstadt, wo die 50 Bilder und fünf Serien erstmals interessierten Fotofreunden gezeigt werden. Dann zieht die Bilderkara-wane weiter – in die Mainmetropole Frankfurt, in die Räume der Spar-kasse von 1822. Nach dem Karneval könnte es durchaus heißen, kämet getrost nach Köln. An der Depe-sche dafür wird kräftig gearbeitet. Ja, und schließlich führt die Som-mertour wieder nach Berlin, in die Thüringer Landesvertretung in der Mohrenstraße. Wann? Leicht zu merken. 9. Juli 2014, am Tag des zweiten Halbfinales der Fußball-Weltmeisterschaft. Es könnte ein langer Abend werden. Gemeinsam. Erst die Pressefotos begutachten, dann die DJV Small Stars hören und schließlich Fernsehen gucken, um zu wissen, auf wen Jogis Jungs, die sich am Vortag qualifiziert haben, im WM-Finale treffen. Noch wird man ja mal träumen dürfen.

Hier Traum, dort Realität. Auflage Nummer acht dieses Wettbewerbes, so hört man die Vögel zwitschern, bedeutet – endlich – Abschied von unzeitgemäßen Ritualen. Die Ein-sendung der Motive erfolgt 2014

garantiert auf digitalem Wege, phi-losophiert Heuser im Gespräch mit Ralf Leifer und dem Juryvorsitzen-den. Das erspart den Teilnehmern Kosten, die nicht unerheblich sind, wie die Matadore aktuell beklagen, und man folgt dem Trend.

Wolfgang Marr

Die besondere nervliche Anspan-nung dort belaste auf Dauer sehr, auch wenn man versuche, die Di-stanz mit Hilfe der Kamera auf-rechtzuerhalten. Höhepunkte im Beruf finde man dagegen auch in heimischen Gebieten im kleinsten Ort. Er versuche überall das Ge-schehen journalistisch abzubilden und einen journalistischen Blick ins Bild zu werfen. Replik am Rande, Roessler merkte als Erster, dass sein Schwarz-Weiß-Foto „Warten auf den Einsatz“ aus der Kategorie Kultur & Gesellschaft durch einen Über-

mittlungsfehler von Wiesbaden nach Gotha im Ausstellungskatalog Bernd Seydel zugeordnet und dieser dafür sogar eine Anerkennung ent-gegengenommen hatte. Roessler tröstete die Macher mit dem Zitat: „Alles halb so schlimm“. Ich habe ja die Urheberrechte. Wie wahr. We-nigstens Entschuldigung.

Sascha Fromm, Redakteur der Thü-ringer Allgemeine, war zum wieder-holten Male unter den Ausgewähl-ten, dieses Mal mit dem Preis für die beste Serie „NSU-Prozess“. Ebenso wie sein Kollege Marco Kneise, Sie-ger in der Kategorie Menschen und Momente, der mit seinem Motiv zum Schmunzeln anregt, wie der Gregor (Gysi) den Karl (Marx) zu Wahlkampfzwecken in Erfurt dou-belt. Auch Jens Meyer, 2013 Sieger in der Kategorie Umwelt und Natur, stand im Vorjahr schon im Ram-penlicht – als Hauptpreisgewinner.Ihre Premiere als Kategorie-Erste feierten: Jan Hübner (Rödermark/

Aus dem Hintergrund kommt der Fingerzeig (von Uli Heuser): Schaut auf Eckhard Jüngel (Worbis) und Anita Grasse (v. l.). (Foto:Mario Gentzel)

Ein guter Freund der Journalisten nimmt die Einladung gern an: Michele ist geschätzter Dienstleister im Erfurter Zentrum. (Foto:Mario Gentzel)

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Die besten FotosPresseFoto hessen-Thüringen 2013 – die kategorie-Gewinner im Überblick

Kategorie: Umwelt & Natur1. Platz, Schöne Natur(-gewalt), Jens Meyer, Erfurt

Kategorie: Sport & Freizeit1. Platz, Shoeless, Jan Hübner, Rödermark

Kategorie: Technik & Verkehr1. Platz, Abgeschleppt, Eckhard Jüngel, Worbis

Kategorie: Beste Serie, Bild 3 von 51. Platz, NSU-Prozess, Sascha Fromm, Riechheim

Kategorie: Kultur & Gesellschaft1. Platz, Feuerspiele, Dr. Bernd Seydel, Gotha

Kategorie: Sonderthema: Genießen in Hessen und Thüringen 1. Platz, Sterne gucken auf dem Feldberg, Daniel Reinhardt, Offenbach

Kategorie: Menschen & Momente1. Platz, Gregor und Karl, Marco Kneise, Erfurt

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10 4/2013

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„Exakte Widerspieglung – das ist stets mein Maßstab“Fotopreisträger Boris Roessler (Frankfurt) im Interview

Zuerst einmal dir, Boris, da wir uns seit Längerem persönlich ken-nen, bleibe ich beim du, herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung als Gesamtgewinner.Die kommt überraschend. Ja, inso-fern, dass es dieses Bild hier von und mit dem Bischof geworden ist.

Hättest du ein anderes Bild favorisiert.Ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht mehr, was ich alles an Bildern ein-gereicht habe zu diesem Wettbe-werb, weil ich das alles an einem Nachmittag fertiggemacht habe.

Der Fotograf ist demnach teilweise oder stets ein gehetztes Wesen. Stimmt irgendwie, auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen.

Das Siegerfoto mit den Gedanken des Gewinners kurz beschrieben.Das überlasse ich gern anderen, ich stehe ungern im Vordergrund. Aber wenn ich so konkret gefragt werde, antworte ich auch konkret.Meine Einreichung mit der Serie, die ja auch anerkannt worden von der Jury, war mein persönlicher Favorit. Weil das so tragisch war mit dem Schicksal von dem Herbert.

Mit der Bitte um kurze Erklärung .Rettung eines Tieres mit gebro-chener Pfote.

Es hilft nichts, der Beste – unter den besten – 2013 hat nicht nur ei-nen Namen, sondern auch eine Bi-ografie. Boris, welcher Jahrgang?1971.

Wo geboren? in Minden.

Wo aufgewachsen?In Frille, kennt keiner.

Kindliches Aufbegehren.Eher nicht. Wohlbehütet.

Minden, die Handball-Hochburg. hast du Bekanntschaft gemacht?Nur am Rande.

Wie das bitte?Mein Bruder arbeitet da heu-te – beim Bundesligisten GWD Minden-Lübbecke als Physiothe-rapeut.

Lieblingsfächer in der Schule?Englisch und Erdkunde.

Abschluss der Schulbildung?Abitur am Gymnasium Petershagen.

Von der Schulbank in den Hörsaal.Nein, erst Rettungssanitäter, dann Praktikum in Kalifornien und da-nach gewusst wie – eben Student.

Abschluss des Studiums. In Münster begonnen, dann in Bielefeld im Fachgebiet Sozio-logie.

Findet Boris auf der Geradeausspur zur Fotografie?Wohl eher nicht. Anfangs auch viel geschrieben, fifty-fifty, aber dann nur noch fotografiert. Das war ne finanzielle Frage. Die Fo-tos wurden besser bezahlt als die Texte. Das ging mit dem Geld-verdienen beim Studium einfach schneller.

Bilderbuchstart ins journalistische Leben?Keinesfalls. Angefangen habe ich mit Unfällen und allen Themen, die es im lokalen Rahmen so gibt, von Erntefesten bis zu Schützenfesten, das war ne klassische Lokalfotogra-fensache. Hundertfach, tausend-fach, fürs Mindener Tageblatt, war ne sehr gute Schule. Auch ne hoch-professionelle Zeitung. Auch viel gelernt. Dann begonnen, nebenher für die Bildzeitung zu fotografieren. Da hat man technisch noch mal un-glaublich viel gelernt. Und auch das schnelle Arbeiten war deutlich for-cierter. Und so nebenher auch eini-ge Themen an die dpa weitergeben.

Gibt es wirklich kein Aha-Erlebnis?Das muss 1999 gewesen sein, als der Massenmörder Dieter Zurwehme, der fünf Morde begangen hat, aus dem Gefängnis abgehauen war, mo-natelang in ganz Deutschland auf der Flucht war, sich in einem Wald versteckt hatte, wo mein Elternhaus steht. Da hatte ich als einziger Bilder von der Fahndung, weil die Kollegen einfach die Waldwege nicht kannten. Und die dpa und die Bild-Zeitung haben mir damals Unsummen für studentische Verhältnisse für die Bil-der bezahlt, die ich denen geliefert habe. Zurwehme wurde in Greifs-wald von zwei Polizisten verhaftet.

Ohne Rechenfehler, du warst 28. Reden wir wirklich übers erste Foto-Kapitel deiner Autobiografie.Das erste Bild, was ich selbst ver-kauft habe, war vom Tag des Mau-erfalls, also vom November 89. Da hab ich schulfrei gekriegt in Erdkun-de, bin nach Berlin gefahren, habe Bilder gemacht, wie die Leute den Grenzern oben auf der Mauer Cola hochgereicht haben. Die Motive habe ich heute noch zu Hause, sie besitzen einen Ehrenplatz. Ich fand sie damals sehr bewegend, diese

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Szenen, die vor meinen Augen abge-laufen sind. Obwohl das Foto heute technisch eine Katastrophe ist, aber man war dabei, das war damals so.

Deiner Vorliebe für Porträtfotogra-fie, so meine Recherche, bin ich aber schon öfter begegnet. Na ja, ich gucke, ich achte sehr gern auf Stimmungen, wenn die sich in den Gesichtern widerspiegeln. Von der ganzen Sequenz hier von dem Bischof, haben wir an dem Tag be-stimmt (denkt nach!) 25 Bilder ge-sendet. Das hier ist jetzt auf dem einen Bild das Ergebnis, wo er mich nicht sehen konnte, er war in der Sonne gewesen, in dem Treppen-haus, ich war unten im Schatten. Das heißt, er, Tebartz-van Elst, hat sich nicht kontrollieren können. Er fühlte sich unbeobachtet, deshalb spiegelt das dann für mich exakt die Wirklichkeit wider. Er weiß, wie es genau in dem Moment um ihn steht. Er hat in sich gelächelt.

Dein Arbeitgeber setzt großes Ver-trauen in dich, ich erinnere mich, im April 2013 Bilder aus den Nie-derlanden gesehen zu haben. Du spielst auf die Abdankung von Königin Beatrix und die Inthronisie-rung von Willem Alexander an. Ja, ich war in Den Haag – wie Hunderte andere Fotografen. Dass mein Bild so oft gedruckt wurde, danke.

Sprechen wir Augenblicke über das preisgekrönte Bild. Es hat eine über-wältigende Juryentscheidung gege-ben. Gehst du damit konform?.Ja, aber bitte keine Lobhudelei über mich. Ich sehe mich mit vielen Kol-legen auf Augenhöhe. Ich finde die Serie von Sascha Fromm perfekt, besser geht es nicht. Das sind Bilder vom NSU-Prozess, die ich gesehen habe, wie man sie sonst nie gesehen hätte. Hut ab. Deshalb bin ich vor-hin spontan im Saal aufgestanden und habe ihn ehrlichen Herzens zu seiner Leistung beglückwünscht.

Ist immer alles glatt gelaufen oder gab es auch Momente, die nicht deiner Vorstellung entsprachen.Ja, natürlich, wenn man einen schlechten Tag hat, oder wenn man gerade aus dem Urlaub zu-rückkommt, muss sich wieder ein,

zwei Tage, wir sagen, einschießen, da kann schon schnell mal was daneben gehen. Frage mich aber bitte nicht im Detail was, es gibt ja auch so etwas wie ein Berufsge-heimnis. Man muss nach wie vor jeden Termin so grob planen und sich nachher überraschen lassen, was draußen – in der Realität, pas-sieren kann.

Kannst du deine nächsten Einsätze beschreiben?Na, gut, dieser Blickpunkt ist dann gedruckt. Zu Dezemberbeginn nach Oberjosbach. Da will man eine Illus-tration für den hessischen Waldzu-standsbericht 2013. Tags drauf ein Heimspiel. Nicht Sport, sondern Wissenschaft. Angela Davis, die US-amerikanische Bürgerrechtlerin tritt eine Gastprofessur an der Goethe-Universität in Frankfurt an. Da sieht man ganz gut, wie bunt es in unserer Fotografenwelt zugeht. Mal dunkler Waldboden, Stiefel nicht vergessen, mal symbolischer roter Teppich. Ni-kolaus in Schlangenbad – Bouffier und Al-Wazir vor der Linse.

Wie gehst du mit Kritik um?Ich hoffe offen, wenn ich weiß, dass es qualifizierte Kritik ist, sehr offen. Aber wenn jetzt zum Beispiel in ir-gendwelchen Blogs geschrieben wird, wir würden Fotos montieren oder das sei geknipster Dreck, dann bin ich die Ruhe selbst. Das sind so unqualifizierte Sätze, damit wür-de ich mich nie auseinandersetzen. Dazu ist mir meine kostbare Lebens-zeit zu schade. Verstehst du das?

Durchaus. Indes, wie siehst du die Zukunft des Berufes der Pressefo-tografen. Wird es in fünfzig Jahren noch welche geben?Ja, aber anders. Wir werden da ei-nen Schwenk hin erleben. Erst mal wird es jetzt den Bach runter-gehen, das ist ganz furchtbar, der Massenmarkt, mit Minihonoraren, Zeitungen, die des ökonomischen Drucks wegen minderwertige Bilder drucken, weil sie sie zu Ramschprei-sen kriegen. Und dann wird es eini-ge, wenige Nischen geben für gute Bildjournalisten, die immer kleiner werden und dann werden wir, so glaube ich, einen neuen Markt fin-den müssen für die Bilder.

An welchen Prämissen machst du diese Aussage fest?Meine große Hoffnung sind die Ta-blet-Computer, weil da heute schon die Bildstrecken die „Dinger“ sind, die am meisten zählen. Wenn man es da noch schafft, Geld zu verdie-nen, hat der Bildjournalismus auch noch eine Chance auf eine etwas längere Zukunft. Aber wenn es nur noch heißt, schnell billig und Hauptsache, es sind Pixel, dann haben wir ganz verloren. Vieles, was wir sehen, ist halt nur noch Pixelbrei, hat mit einem anspruchs-vollen Foto nichts zu tun. Was aber nicht heißt, dass auch Amateur- fotografen manchmal ganz hervor-ragende Bilder machen.

Sollen junge Leute diesen stressigen Beruf zu ergreifen?Wenn sie noch etwas in der Hinter-hand haben, was sie sonst machen.

Das ist ein guter Satz, der gefällt mir. Passt irgendwie zu deinem ru-higen und dennoch äußerst souve-ränen Auftritt. Du bist ja in char-manter Begleitung. Deine Tochter hört dir während dieses Interviews stets aufmerksam zu.Marie ist 3 Jahre und 2 Monate alt und Papas ganzer Stolz. Sie ist gern mit nach Erfurt gefahren. Sie will den Weihnachtsmarkt sehen.

Hier Thüringen, dort Hessen: Lebt es sich gut in Frankfurt?Es lebt sich teuer, aber es lebt sich auch ganz gut dort.

Gibt es eigentlich Hobbys, die in einem so an schlauchenden Beruf bleiben?Zurzeit gibt es nur das Fotogra-fieren und das Kind – und meine Frau natürlich. Denn ohne Familie könnte man den Job nicht machen. Ich kann mich darauf verlassen, wenn ich morgen in den Flieger stei-ge, hat meine Frau alles im Griff, sonst könnte ich dem Job nicht ohne freien Kopf nachgehen. Dafür danke ich ihr eigentlich viel zu selten.

Und ich danke dir für mehr als ein Dutzend überzeugender Ant-worten.

Das Interview führte Wolfgang Marr

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12 4/2013

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E-Books als Alternative, selbst zu publizieren

Self Publishing per E-Book – ein zusätzliches Standbein für Journalisten

Wer über Amazons Kindle Di-rect Publishing (KDP) sein Buch kostenlos einstellt, bekommt 70 Prozent des Nettoerlöses – bei Printverlagen sind fünf bis zehn Prozent üblich. Für die weltweite Veröffentlichung in unbegrenzter Auflage fallen

keine Grundgebühren an. Kün-digungsmodalitäten und damit -fristen gibt es ebenso wenig. Und das Beste: Der Autor muss nicht mal seine Nutzungsrechte abtreten oder sich um die Ab-rechnung kümmern. Das macht Amazon.

ePuB

ePUB ist ein offener Standard zur Erstellung elek-tronischer Publikationen. Im Unterschied zum PDF passt ePUB Textgröße und -fluss dynamisch dem individuellen Lesegerät an.

Ein Buch zu publizieren, ist heute so einfach wie nie zuvor. Früher musste der Autor einen Verlag finden, der sein Buch akzeptierte und druckte. Die Szenen sind legendär, Stress, Demütigung und Enttäuschung in Filmen und Romanen inszeniert: Jeder Verlag lobt das Werk, aber findet trotzdem ein Argument, es nicht zu verlegen. Das hat erst Books on Demand (BoD) als Pionier im Printbereich und jetzt E-Book end-gültig geändert. Self Publishing ist kein Problem mehr. Es erspart das frustrierende Betteln bei Verlagen und bringt dem Autor höhere Honorare – vorausgesetzt er schreibt und publiziert zielgruppengerecht, hebt sich von der Masse ab, bietet Qualität und vermarktet sie erfolgreich mit individuell auf die Zielgrup-pe ausgerichteten Strategien von der Werbung im Internet über Lesungen bis zu Erlebnisveranstaltungen.

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„Wer ohne Verlag eigene Bücher veröffentlichen und verkaufen will, dem macht Amazon den Ein-stieg überaus leicht“, bestätigt Wolfgang Tischer. Der Autor des E-Books „Amazon Kindle: Eigene E-Books erstellen und verkaufen“ überarbeitet es ständig, um jeden Fallstrick zu behandeln. „Im Prin-zip muss das eigene Manuskript nur mit Word oder LibreOffice entsprechend formatiert werden“, erklärt Tischer. „Dann lädt man es hoch, Amazon konvertiert es und ein oder zwei Tage später verdie-nen Sie mit Ihrem E-Book Geld.“ Um das Ergebnis schon vor dem Hochladen kontrollieren zu kön-nen, empfiehlt Tischer, „das E-Book bereits mit Calibre auf dem eigenen Rechner zu konvertieren“. Worauf man dabei bis hin zum Ti-telbild achten muss, erläutert sein eigenes E-Book.

Dutzende Alternativen zu Amazon

Gleiche, ähnliche, in Details oder stark variierende Konditionen gel-ten für viele Anbieter. Denn zur di-gitalen Veröffentlichung bei Ama-zon gibt mittlerweile zahlreiche und ständig mehr Alternativen. Doch jeder Anbieter hat seine eige-nen Modalitäten, die sich zudem mitunter so kurzfristig ändern, dass jede Angabe hier schon wie-der veraltet sein kann. Das macht eine genaue Recherche der aktu-ellen Bedingungen – am einfachs-ten im Internet – unabdingbar: Vor der Entscheidung für einen Anbie-ter sollte man dessen AGBs akri-bisch durchlesen, auf die eigenen

Bedürfnisse hin prüfen und mit de-nen der Konkurrenten vergleichen. Denn den idealen Anbieter für alle Self Publisher gibt es nicht.

Das Spektrum beginnt beim älte-sten etablierten Service für Self Pu-blisher Books on Demand. Auch BoD druckt längst nicht mehr nur auf Bestellung Bücher in Miniauf-lagen, sondern bietet parallel eine Plattform für E-Books. Ganz darauf spezialisiert sind Anbieter wie ePu-bli.de mit einer kostenlosen Veröf-fentlichung und einem Autorenho-norar von 80 Prozent beim Verkauf über den eigenen Shop oder 19,95 Euro Jahresgebühr und 60 Prozent Honorar beim Verkauf über andere Plattformen. BookRix, Ende 2011 gestartet, wiederum veröffentlicht das E-Book ebenfalls kostenlos mit jederzeit kündbarem Vertrag, ver-treibt es über gut 60 Top-Stores und bezahlt dem Autor dafür 70 Prozent der Nettoerlöses.ePubli ermöglicht auch den di-rekten Vergleich zu Print. Ein Rechner auf der Website verdeut-licht flugs, dass Kosten und Erlös dann in einem völlig anderen Ver-hältnis stehen. Wer zum Beispiel ein Taschenbuch mit 250 Seiten in 1000er Auflage drucken lässt, zahlt zwar dieselbe oder keine Jah-resgebühr wie für das E-Book, aber gut 10000 Euro für den Print. Setzt er den Verkaufspreis bei 15 Euro an, bleiben als Autorenhonorar von jedem verkauften Buch über ePubli 3,11 Euro und über andere Platt-formen 1,15 Euro.

Leselupe empfiehlt allen ohne Erfahrung, die ihr erstes E-Book veröffentlichen, ePubli, Tredition, BoD, Xinxii, BookRix, Neobooks oder Smashwords. Denn Amazon zahle zwar höhere Honorare, aber die Konkurrenten punkten mit ei-ner Vielzahl von belieferten Online-Shops. Kostenlos gibt es die ISBN bei Neobooks, Smashwords und BookRix. Bei anderen schlägt sie mit jährlich 19,95 Euro oder einma-lig 149 Euro zu Buche, dann aber meist gepaart mit Hilfe von der Ge-staltung bis zur Vermarktung.

Ebenso stark unterscheiden sich die Vertragslaufzeiten von gar kei-

ner bis zu festen wie zwei Jahren zum Beispiel bei BoD. Die Edition Leselupe veröffentlicht wiederum selbst Prints als Hardcover und Ta-schenbuch für einmalig 99 Euro in-klusive ISBN, Expertenhilfe bei der Gestaltung und Vertrieb. Der Autor erhält für jedes verkaufte Buch ei-nen Euro plus 38 Prozent des Er-löses nach Abzug der Unkosten. Kobo zahlt bei Spannweiten von 20 bis 70 Prozent in der Regel 45 Pro-zent, konvertiert aber dafür auch Textdateien kostenlos in ePUBs.

Self Publisher sind begehrt

„Bei uns müssen Sie sich nicht entscheiden, ob Sie ein Buch als Paperback, Hardcover oder als E-

STATISTIk

Zahlen zum Self Publishing in Deutschland lie-fert die Umfrage, die „Fokus“-Journalist Matthias Matting initiierte. Die Ergebnisse veröffentlichte er 2013 auch in seinem Blog selfpublisherbibel.de. Matting wertete mit Hilke-Gesa Bußmann von der Frankfurter Goethe-Universität gut 800 Fragebö-gen von Self Publishern meist mehrere Titel aus. 91 Prozent nutzten E-Book und 60 Prozent auch oder nur Print für Unterhaltungs-, Kinder- und Jugendli-teratur, Ratgeber und Sachbücher.

Matting eruierte im Schnitt pro Monat 312 Euro Einnahmen, obwohl knapp die Hälfte selbst publi-ziert, um vor allem zu verdienen. Ebenso viele er-lösen monatlich aber maximal 50 Euro, 21 Prozent bis zu 300 Euro und nur rund vier Prozent mehr als 2000 Euro. Auch liegt bei gerade mal einem Viertel der Verkaufspreis über fünf Euro, während ein Drit-tel mehr als 500 Euro allein in eine professionelle Gestaltung investiert.

Als Marktführer im Self-Publishing-Sektor bestätigt die Umfrage Amazon: Kindle Direct Publishing hat bei E-Book-Autoren ohne Distributor einen Markt-anteil von 64 Prozent; abgeschlagen folgen Kobo (10 %), Beam (9 %), Google (7 %) und Apple (6 %). Bei den Dienstleistern führt Neobooks (29 %) vor Xinxii (14 %), ePubli, BooxRix (je 13 %), Books on Demand (11 %), Smashwords (8 %). Ciando und Libreka landen bei vier bzw. zwei Prozent. Auch bei den Prints erreicht der Pionier BoD mit 15 Prozent Marktanteil, gefolgt von ePubli (11 %), nicht einmal die Hälfte von Amazon.

InTERnETSEITEn

• www.amazon.de (Rubrik „Ihr Buch mit uns veröffentlichen)

• www.bookrix.de

• www.epubli.de

• www.kobobooks.de(Rubrik „Writing life“)

• www.leselupe.de

• www.selfpublisherbibel.de

• www.tredition.de

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14 4/2013

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Sicher auch um sich von der Konkurrenz abzugrenzen, warnt Tredition vor Fallen: Risiken bei anderen Verlagen und Self-Pu-blishing-Anbietern seien neben unterschiedlichen versteckten Kosten die Exklusivität – wer zum Beispiel bei Amazon veröf-fentlicht, darf sein E-Book nicht anderweitig vertreiben – und da-mit die mangelnde Verfügbarkeit im Handel. Neben mehr als 300 Online-Plattformen gibt es al-lein in Deutschland rund 6.000 Buchhandlungen.

Der Markt ist mittlerweile auch bei den Distributoren um-kämpft. Da verspricht Libreka – ein Winzling im Wettbewerb um Self Publisher –, wer diesen Dis-tributor wähle, werde „einfach mehr E-Books verkaufen“. Das belegt die Internetseite mit be-eindrucken Zahlen wie mehr als 800000 E-Books und gut 1000 Handelspartner. Voraussetzung, um Libreka zu nutzen und 60 bis 65 Prozent des Netto-Verkaufs-preises zu erhalten, sei nur, dass das E-Book eine ISBN hat und im Verzeichnis lieferbarer Bücher gemeldet ist. Auch die Vollver-sion einzustellen ist kostenlos. Verlage und Distributoren buh-len gleichermaßen vollmundig um die Self Publisher und signa-lisieren: Alles kein Problem!

haken und Ösen

Ganz problemlos ist E-Book aber nicht: Zu den „Kinderkrankheiten“ zählen vor allem Buch-Spam, die mittlerweile zum einen als unren-tabel, zum anderen durch automa-tische Abgleiche weitgehend kuriert ist, und schlechte Machwerke. Sie bringen Self Publishing in Misskre-dit beim Leser. Dagegen ist zwar ein Mittel gefunden, dieses aber wiede-rum selbst zwiespältig: die Leser-Bewertungen. Schlechte vereiteln den Abverkauf des Buchs, gute för-dern die Verbreitung. Je mehr Lob das Buch erhält, klettert es im Best-seller-Ranking, sofern auf der Platt-form vorhanden, nach oben. Unter den Top 100 der Kindle-Jahresbest-seller 2012 bei Amazon befinden sich 23 selbst verlegte Bücher.

Das größte Manko ist also Verlagen die Werbung. Denn dem selbst pu-blizierten E-Book fehlen zwangsläu-fig Verlag und Buchhändler, die ein Buch wenigstens initial bekannt ma-chen, bevor sie es im Untergrund verschwinden lassen. Beim Self Pu-blishing muss der Autor nicht nur im Nachgang, sondern von Anfang an ähnlich wie bei BoD selbst für die Reklame sorgen – und genau an diesem Punkt sitzt auch das Pro-blem der Leser-Bewertungen. Um für das Buch zu werben, sind sie mitunter genauso wie die für kon-ventionelle Bücher großer Verlage manipuliert: Autoren schustern sich gegenseitig Positivrezensionen zu und aktivieren dafür auch ihren gesamten Bekanntenkreis.

Generell gilt für E-Books dasselbe wie für gedruckte Bücher: Flugs zu-sammengeschusterter Schrott vol-ler Rechtschreib-, Konvertierungs- und Handlungsfehler hat auch als E-Book keine Chance. Genauso wie beim Buch aus Papier müssen au-ßerdem sein Cover und die Inhalts-angabe als Klappentext Interesse wecken.

Fachfrau im DJV hessen

Gute und schlechte Erfahrung mit Print-Verlagen und E-Books hat ein Mitglied des DJV Hessen ge-

Book veröffentlichen möchten“, wirbt Tredition und betont: „Sie haben immer die Möglichkeit, Ihr Buch in allen Ausgabefor-maten zu veröffentlichen – ohne Mehrkosten!“ Für die E-Book-Erstellung bietet die Plattform dazu vier Dateiformate und verspricht umfassende Hilfe für die Veröffentlichung und das Marketing im weltweiten Ver-trieb. Bei den Kosten – laufen-de fallen gar nicht an – hat man die Wahl zwischen drei Model-len für die Veröffentlichung: Sie ist im Paket mit Print kosten-los, wenn der Autor selbst 35 Exemplare kauft, oder er zahlt einmalig 149,90 Euro. Genau-

so viel kostet es, sein Werk bei Tredition nur als E-Book zu ver-öffentlichen. Dazu gibt es für Prints verschiedene Optionen vom Probedruck bis zur Messe-präsentation und einen trans-parenten Kostenrechner.

E-BOOk

E-Book ist das Kurzwort für „elektronisches Buch“. Ein E-Book kann als Buch in digitaler Form auf je-der Art von Computer gelesen werden: E-Reading funktioniert auf PCs, Laptops, Tablets, Smartpho-nes und natürlich extra dafür konzipierter Hard-ware wie dem Kindle eReader.

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sammelt: Helga Kleisny. Die stu-dierte Physikerin, Wissenschafts-journalistin und Buchautorin, Pilotin und Fallschirmspringerin veröffentlichte bis jetzt acht Bü-cher: zwei im Self Publishing als BoD und sechs in namhaften Ver-lagen – zuletzt 2012 „E-Books er-stellen“ im Franzis-Verlag. „Aber auch da musste ich mich selbst um die Vermarktung kümmern; der klassische Verlag ist meiner Meinung nach ein Auslaufmo-dell“, sagt Kleisny.

Dafür, dass Print generell zurück-geht, gibt es viele Beispiele. Bei regionalen und überregionalen Tageszeitungen von der FAZ bis zur SZ sinkt die gedruckte Aufla-ge kontinuierlich, während die Zu-griffe auf die elektronische Ausga-be rasant steigen. Genauso sieht es im Ausland aus. Die weltweit renommierte „Neue Züricher Zei-tung“ bereitet sich bereits darauf vor, dass Print seine Bedeutung verliert. Das US-Nachrichtenma-gazin „Newsweek“ ist schon ei-nen Schritt weiter: Es stellt Ende 2013 ganz auf Digitalausgabe um und seine Printausgabe sogar komplett ein.

Da „nicht jeder alle Fehler noch-mals machen“ muss, der ein E-Book veröffentlichen will, hat Kleisny dazu den Ratgeber ge-schrieben. Ihn gibt es passend zum Thema nicht nur gedruckt, sondern auch als E-Book. Ob-wohl deutschsprachig findet „E-Books erstellen“ international Be-achtung: Die „Huffington Post“ empfiehlt es ebenso wie die große Self-Publisher-Plattform Indie-Reader.

Optimale Anbieter?

„Es gibt keinen Anbieter, der für jeden uneingeschränkt empfeh-lenswert oder abzulehnen ist“, verweist Kleisny auf die „große Bandbreite“. Aus ihr muss und kann sich jeder den für ihn indivi-duell idealen Anbieter aussuchen. Ausschlag geben sollte dabei auf keinen Fall allein das Honorarver-sprechen, rät Kleisny. Viel wich-

tiger für die Entscheidung sind AGBs, Konditionen, Hilfestellen und vor allem der eigene Hinter-grund des Autors.

Beherrscht und besitzt er Pro-gramme wie Indesign, kann er mit Sigil umgehen? Möchte er sein E-Book mit einer ISBN ausstatten, die manche Anbieter verlangen? Mehrere ISBN kosten im Bündel weniger, machen aber nur Sinn, wenn man vorhat, mehrere Bü-cher zu veröffentlichen. Hat der Autor viel Zeit oder wenig? Das al-les nennt Kleisny als wichtige Ent-scheidungskriterien. „Ich kann für null Euro ein ePUB erstellen und damit Geld verdienen, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass mich das sehr viel Zeit kostet“, gibt die Fachjournalistin ein Beispiel. In dem Fall sei es ratsam, einen Anbieter zu wählen, der die ePUB-Erstellung übernimmt. „Auch für das Titelblatt kann es sinnvoll sein, für 20 bis 300 Euro einen Grafiker zu engagieren.“ Gene-rell, aber eben auch nicht immer gelte für die Anbieter: „Wer mehr macht, verlangt auch mehr Geld.“Umgekehrt kann, wer das tech-nische Know-how und die ent-sprechende Plattform besitzt, auch ganz auf sie verzichten: „Ich kann ein Buch auch über meine

eigene Website anbieten; dann kostet mich das gar nichts“, sagt Kleisny. Um die Reichweite zu erhöhen, muss der Autor dafür

BuChTIPP

„E-Books erstellen: Professionelle E-Books mit PDF und ePUB“ zeigt jedem Autor die Möglichkeiten auf, den für ihn richtigen Weg zu finden. In ihrem Buch nimmt Helga Kleisny den Leser an die Hand, begleitet ihn bei sämtlichen Entscheidungen und erläutert alle Aspekte von der Zielgruppenfindung und -erreichbarkeit über die Manuskripterstellung bis zur Vermarktung. Die Fachjournalistin erklärt, wie jeder sein E-Book als ePUB und PDF wahlweise mit Profi-Tools oder kostenfreie Software erzeu-gen kann. „E-Books erstellen“ schildert von den Entscheidungsgrundlagen fürs elektronische Pu-blizieren umfassend den kompletten Prozess. Der Leitfaden veranschaulicht, wie jeder das für Inhalt, Komplexität und Zielgruppe geeignete Buchformat als PDF realisiert oder als ePUB umsetzt, das pas-sende Daten-Format und Portal findet, den Text in Word erfasst, Profi-DTP-Programme wie InDesign 6 einsetzt oder kostenlose Software nutzen kann. Allein hier reicht das Spektrum vom Erfassen mit Open Office über das Editieren mit Sigil bis zum Valieren und Export mit Calibre. Tipps für Autoren und ein erfolgreiches Marketing runden das Buch ab. Neben den Möglichkeiten und Einschränkun-gen der alternativen E-Book-Formate zeigt es au-ßerdem Lösungen für spezielle Problemfälle wie Abbildungen, Kästen oder Tabellen auf.

Texterfassung (Word, TextEdit...) Texterfassung in Grafi kprogramm

(InDesign, QuarkXPress, Scribus...)

Als ePUB exportieren

Als ePUB exportieren

Texterfassung mit ePUB-Export (OpenOffi ce, Pages...)

Formatierung anpassen und Validieren (Fehlersuche)

Sigil

ePUB-Exportieren fürunterschiedliche Hardware Calibre Validieren

Hochladen auf die Plattformen (Websites) amazon, Apple...

Validieren

HTML-Editor zurEinstellung von Textund Struktur derePUB-Dateien

Als

Web

site

exp

ortie

ren

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16 4/2013

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dann aber noch mehr Zeit und Engagement in die Vermarktung investieren.

Kleisny selbst schätzt E-Books als moderne Variante des gedruck-ten Buchs. Wer generell dagegen Vorbehalte habe, könnte sich auch fragen: „Wozu braucht man Fernsehen, wenn es Radio gibt? Wozu braucht man Tonfilme, wenn es Stummfilme gibt?“ Die Fachjournalistin ist sich sicher: „E-Books werden gedruckte Bü-cher nie komplett ersetzen“, sich aber „in unserem Alltag weiter durchsetzen“. Das lehrt sie auch die persönliche Erfahrung: „Mei-ne eigene Bibliothek umfasst et-liche 10.000 Bücher in gedruck-ter Form und trotzdem lese ich viele neue lieber am iPad.“ Denn das sei „einfach praktischer“. Kleisny kennt auch „niemanden, der wenigstens ein ganzes Buch auf dem iPad gelesen hat und danach nicht davon überzeugt war“.

Vorteile und Fallen

Ob sich E-Booking für den Au-tor lohnt, unterliegt wie bei Print den Marktgesetzen. „Wer glaubt, dass er mit sperrigen Fachtexten oder anderem, für den Leser komplett uninteres-santen Inhalt den Riesenerfolg haben wird, liegt schief“, sagt Kleisny. Sie kennt aber auch reichlich Beispiele, die sich wie die Altenpflegerin Amanda Ho-cking, die 2010 auf Kindle be-gann, Erika Leonhard oder Tina Folsom im Self Publishing den elektronischen Millionenerfolg erschrieben, für den ihnen kein Buchverlag eine Chance gab. C. J. Lyons habe es in die „New York Times Bestsellerliste ge-schafft und mehrere Millionen Bücher in wenigen Monaten über die Kindle- und andere On-line-Plattformen verkauft“, rät Kleisny zu deren Erfolgsrezept: Schreibe ein verdammt gutes Buch, helfe deinen Lesern es zu finden und mit ihren Freunden zu teilen, wiederhole das Rezept immer wieder!

Kleisny fasst die Vorteile für den Autor, ein E-Book zu erstellen, zu-sammen: „Die Anbiederung, die Suche nach einem Verlag, der an die eigenen Worte und das Su-jet so stark glaubt, wie der Autor selbst, entfällt.“ Dasselbe gelte für die enttäuschende Erfahrung, „für den Verlag nur ein kleines Würstchen“ zu sein, dessen Werk weder ernst zu nehmen noch zu fördern ist. „Ausstattung, In-halt und Qualität obliegen allein dem Autor“, schätzt Kleisny beim Selbstpublizieren die Chance für den Autor, „sein Buch so umzu-setzen, wie er sich das vorstellt“, und damit Geld zu verdienen.

E-Books lohnen sich in der Selbstvermarktung aus zwei Gründen: Qualität und Verdienst.„Die Zeiten, in denen die Ansprü-che eines Verlages höher waren als die eines Autors, sind lange vorbei“, beobachtet Kleisny seit gut zehn Jahren. Sah sie ihre er-sten drei Bücher von sehr guten Lektoren betreut, erlebte sie spä-ter Umgekehrtes. „Heute korri-gieren auch bei großen Verlagen Lektoren Fehler in den Text, dass sich die Haare sträuben – fach-lich und sprachlich –, überlesen aber dafür die Schreibfehler des Autors.“ Dasselbe gelte für die Aufmachung: „Das Cover meines neuesten Buches wird in Design-fachkreisen bestenfalls mit Kopf-schütteln bewertet.“ Genauso drastisch wie bei der Qualität ist die Diskrepanz beim Verdienst: „In einem normalen Autorenver-trag erhalten Sie acht bis zehn Prozent des Nettoladenpreises von jedem verkauften Buch.“ Da-mit bleibe dem Autor „im Schnitt nach Abzug aller möglichen Po-sten, die ein Verlag findet, rund ein Euro pro verkauftem Buch“.

Kleisny nennt noch weitere Mög-lichkeiten, die ein gutes E-Book für jeden Journalisten birgt: „Es ist eine Chance, Wissen weiter-zugeben, Vorträge zu halten und Seminare zu geben – und dabei auch auf das eigene Buch hinzu-weisen.“

Christine Dressler

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Gorus, Oliver „Erfolgreich als Sachbuchautor: Von der Buchidee bis zur Ver-marktung“, 2011, broschiert, S. 331, 19,90 Euro

Helga Kleisny: „E-Books erstellen: Professionelle E-Books mit PDF und ePUB“, 2012, broschiert, S. 250, 25,00 Euro

Plinke, Manfred „Mini-Verlag: Selbst ist der Ver-lag, E-Book, Book on Demand, Verlagsgründung, Buchherstel-lung, Buchmarketing, Buchhan-del, Direktvertrieb“, 2012, gebunden, S. 320, 19,95 Euro, als E-Book 7,80 Euro

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Reibold, Holger „EPUB kompakt: Der Einstieg in den lukrativen E-Book-Markt – so konvertieren und verkau-fen Sie Ihre Titel“, 2012, broschiert, S. 330, 27,80 Euro, als E-Book 7,80 Euro

Röthlingshöfer, Bernd „Kauf! Mich! Jetzt!: Die besten Werbestrategien für Autoren und Selbstverleger“, 2004, Taschenbuch, S. 192, 14,90 Euro, als E-Book 11,99 Euro

Szierbeck, Johann/Ochsen-kühn, Anton „Erfolgreiches Publizieren für iPad, iPhone u. a. – Digitale Zeit-schriften, Magazine und Bücher herstellen und vermarkten“, 2012, broschiert, S. 564, 39,95 Euro, als E-Book 11,99 Euro

Wolfgang Tischer „Amazon Kindle: Eigene E-Books erstellen und verkaufen“, erweiterte und überarbeitete Ausga-be 2013, E-Book, S. 115, 2,99 Euro

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Aktuell Nachrichten Medien Internes Personalien

Votum: Solidarität und kooperationVerbandstag in hannover entsprach Anträgen aus hessen und Thüringen

Der DJV-Verbandstag erklärt sich solidarisch mit den Kolleginnen und Kollegen der Oberhessischen Presse in ihrem Kampf um einen Haustarifvertrag. Die Geschäfts-leitung der zur Verlagsgruppe Madsack gehörenden Oberhes-sischen Presse wird aufgefordert, sich nicht länger gegen die berech-tigten Forderungen der Beschäf-tigten zu stellen und mit den Ge-werkschaften endlich über einen Haustarifvertrag zu verhandeln.

Der DJV-Bundesverbandstag for-dert die Funke-Mediengruppe auf, redaktionelle Arbeitsplätze und publizistische Vielfalt zu erhalten – unter anderem in NRW, in Thürin-gen, in Niedersachsen, in Bayern, in Berlin und in Hamburg.

Ganze Zeitungstitel durch Pool-Redaktionen zu gestalten, heißt,

publizistische Vielfalt aufzugeben und gefährdet Arbeitsplätze.

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Der DJV bekennt sich zu seiner föderalistischen Verbandsstruk-tur, die im Grundsatz der politi-schen Struktur folgt. Auf regio-naler Ebene können Kooperati-onen zur besseren Wahrnehmung der beruflichen, rechtlichen und sozialen Interessen der Mitglieder beitragen.

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Staatsferne beim ZDF: Politik ist sich weiter keiner Schuld bewusstGrimbergs Gedankenwelt: eine Serie mit dem Medienjournalisten

te, waren sich die überwiegend männlichen Vertreter der Politik keinerlei Schuld bewusst.

Vier Jahre nach dem von einer unionsnahen Mehrheit im ZDF-Verwaltungsrat erzwungenen Rauswurf von ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender verhandelt Karlsruhe den Fall und prüft, ob der Staat, respektive die Politik, zu viel Einfluss auf die Besetzung der ZDF-Gremien hat.

Zur Sache gehört wurden vor allem Politiker – die durch ihr dreistes Auftreten „ihrer“ Sache glücklicherweise einen Bären-dienst erwiesen. Denn bei der Verhandlung wurde schnell klar: Neben den ihnen laut Staatsver-trag offiziell zustehenden Plät-zen im obersten ZDF-Gremium, dem 77 köpfigen Fernsehrat, hat die Politik, haben vor allem die Ministerpräsidenten der Länder auch erheblichen Einfluss auf die Besetzung der eigentlich für die berühmten Vertreter der gesell-schaftlich relevanten Gruppen zuständigen Plätze. 19 Mitglie-der des Fernsehrats gehen klar aufs Staatskonto – die 16 von den Regierungen der 16 Bundes-länder entsandten sowie die drei Vertreter der Bundesregierung. Dazu kommen 12 Sitze für die im Bundestag vertretenen Parteien. Immer noch keine Mehrheit, könnte man meinen. Schließlich werden die übrigen 46 Mitglieder von staatsfernen Institutionen, darunter den Kirchen und der jüdischen Kultusgemeinde, ent-sandt. Doch zu früh gefreut: De facto sind nur die Religionsvertre-ter ganz ohne freundliche staats-politische Einflussnahme. Bei 25 weiteren Sitzen sieht der ZDF-Staatsvertrag aktuell vor, dass die entsendenden Organisationen

wie Umwelt-, Wohlfahrts- und Sportverbände eine Vorschlagsli-ste mit drei Namen bei der Rund-funkkommission der Ministerprä-sidenten einreichen, die dann for-mal auswählen. Weitere 16 Sitze sollen aus „den Bereichen des Erziehungs- und Bildungswesens, der Wissenschaft, der Kunst, der Kultur, der Filmwirtschaft, der Freien Berufe, der Familienarbeit, des Kinderschutzes, der Jugend-arbeit, des Verbraucherschutzes und des Tierschutzes“ kommen, wie es im Staatsvertrag heißt. Feinschmecker dürften feststel-len, dass es sich um 16 Sitze, aber nur 12 „Bereiche“ handelt. Denn die Regel zu dieser sogenannten „R-Liste“ stammt aus der Zeit, als die alte Bundesrepublik aus nur 12 Bundesländern bestand. Mit der Wiedervereinigung wurde zwar die Zahl der Sitze um die vier neu-en Länder erhöht, bei den „Be-reichen“ wurde es unterlassen.

Wohl, weil diese Zuordnung immer nur Kosmetik war, wie hochran-gige Politiker einem staunenden Verfassungsgericht ungeniert be-stätigten. Solange er zurückden-ken könne, gab beispielsweise der frühere rheinland-pfälzische Mini-sterpräsident Kurt Beck (SPD) zu Protokoll, hätte man sich bei der Besetzung dieser 16 Fernsehrats-Sitze nie wirklich mit der Frage beschäftigt, wen genau diese re-präsentieren. „Es wurden Strich-listen geführten“, so Beck: Haupt-sache, jedes Bundesland schlug eine Person vor. Und wer schlug vor – genau, die Staatskanzleien. Und es verwundert kaum, dass über die letzte Neubesetzung so eines R-Liste-Postens vor dem Termin in Karlsruhe – der ehema-lige saarländische Ministerprä-sident Reinhold Klimmt in den ZDF-Fernsehrat einzog.

Kaum hatte die ZDF-Moderatorin Marietta Slomka den SPD-Partei-vorsitzenden Sigmar Gabriel ein bisschen in die Zange genom-men, meldete sich Bayerns Mini-sterpräsident Horst Seehofer zu Wort. Da sei übers Ziel hinaus ge-schossen worden, er werde wohl mal an den ZDF-Intendanten schreiben müssen, beschied der CSU-Chef sinngemäß. Verkehrte Welt? Höchstens, weil hier ein führender Mann der Union einem Sozialdemokraten beisprang – wenn auch mit dem so schönen wie gewollten Seitenhieb, Slomka habe Gabriel wie einen Schulbub dastehen lassen und das gehöre sich nun mal nicht. Denn dass Seehofer zum Hörer greift, wenn es um das ZDF – und man darf annehmen, auch um den Baye-rischen Rundfunk – geht, ist alles andere als ungewöhnlich.

Doch eigentlich liegt hier die ver-kehrte Welt: Der öffentlich-recht-liche Rundfunk gehört der Gesell-schaft, die mittlerweite auch über die neue Rundfunkabgabe flä-chendeckend für ihn bezahlt. Po-litiker haben als gewählte Volks-vertreter zwar die Macht über seine Ausgestaltung: Weder ARD noch ZDF können beispielsweise einfach neue TV-Sender auf- oder ganze Programm zumachen. Sie müssen vielmehr von der Politik „beauftragt“ werden. Auch die Reform des Gebührensystems – eine Entscheidung der Politik

Darüber hinaus hat der Rund-funk aber staatsfern zu sein, der öffentlich-rechtliche wie der pri-vate. Ersterem gelingt das aller-dings nicht immer ganz so über-zeugend. Im Gegenteil: Als das Bundesverfassungsgericht am 5. November über mangelnde Staatsferne beim ZDF verhandel-

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Aktuell Nachrichten Medien Internes Personalien

Und weil der Politik eben auch das nicht reicht, hat sie noch – vollkommen außerhalb des ge-setzlichen Rahmens – die so genannten „Freundeskreise“ in-stalliert, einen rot, einen schwarz. Wer wirklich etwas erreichen will im ZDF-Fernsehrat, so wurde in Karlsruhe klar, muss hier mittun – denn in den hinter verschlossener Tür tagenden Runden werden die entscheidenden Gremienposten vergeben. Die Vorsitzenden der wichtigen Fernsehratsausschüs-se werden dort beispielsweise ausgekungelt. „Sie waren schon immer da“ – schöner konnte sie nicht ausfallen, die Antwort der Politik auf die Fragen der Bun-desverfassungsrichterinnen und -richter, warum es die sogenann-ten politischen Freundeskreise in den Gremien des ZDF über-haupt gebe. So wie die Politiker sich präsentierten, konnte man meinen, sie würden mindestens Verfassungsrang für die Freun-deskreise verlangen – die zudem den Einfluss der gar nicht mehr so großen Volksparteien zemen-tieren, und dem sich die „kleinen“ Parteien treu unterordnen. Bis

auf die Linke Gesine Lötzsch, die von ihrer Partei in den Fernsehrat entsandt in keinem Freundeskreis mittut und vor dem Verfassungs-gericht erklärte, dadurch sei sie schon vom Informationsfluss ab-geschnitten, „da dort ja alles vor-besprochen wird“.

Karlsruhe wird 2014 also wieder einmal ein gewichtiges Rundfunk-urteil zu sprechen haben. Ein Ur-teil, das hoffentlich mit den Ab-surditäten beim ZDF aufräumt. Und das ganz nebenbei auch bei der ein oder anderen ARD-Anstalt für eine gewisse Flurbereinigung sorgen dürfte. Zwar ist hier feh-lende Staatsferne nirgends annä-hernd so problematisch wie beim Mainzer Sender. Doch längst sind noch nicht alle Gremien so „poli-tikfern“ besetzt wie bei den großen Sendern WDR oder NDR.

Und noch eine Rundfunkanstalt öffentlichen Rechts dürfte eine weitreichende Ansage aus Karls-ruhe betreffen: Das Deutschland-radio, das in der aktuellen Bericht-erstattung über Staats- bzw. Po-liteinfluss in den Gremien meis-

tens übersehen wird. In seinem 40 köpfigen Hörfunkrat sitzen 19 direkte Vertreter der Landes- bzw. Bundesregierung. Im acht-köpfigen DRadio-Verwaltungsrat sitzen die vier Vertreter von ARD und ZDF (jeweils Intendanten bzw. Direktoren) ausschließlich amtierenden oder ehemaligen Ministern oder Staatssekretären gegenüber.

Horst Seehofer hat übrigens einen ganz eigenen Schlussstrich unter seinen kleinen Notenwechsel mit dem ZDF gezogen: Er sagte eine Einladung zum Jahresrückblick im Zweiten mit Markus Lanz ab. Nach Presseberichten wolle der CSU-Chef, der mittlerweile selbst im ZDF-Verwaltungsrat sitzt, „ein Geschmäckle“ vermeiden und sich nicht für das erfolgreiche Ab-schneiden seiner Partei bei den Landtags- und Bundestagswahlen „feiern lassen“. Wie großzügig.

Steffen Grimberg – deutschlandweit

anerkannter Medienjournalist

(Foto: Wolfgang Kühner)

Personalien aus der Printwelt Zeitungsgruppe Hof/Coburg/Suhl mit „Franken-post“, „Neue Presse“ und „Freies Wort“/ „Südthüringer Zeitung“ findet einen Nachfolger für Geschäftsführer Thomas Regge, der zum „Bonner Generalanzeiger“ wechselt. Im Januar übernimmt Ulf Kiegeland, zuletzt Geschäftsführer und Verlagsleiter beim Mitteldeut-schen Druck- und Verlagshaus, schreibt kress.de

Magdeburger Volksstimme: Der noch bis Ende 2013 amtierende Geschäftsführer der Bauer-Zeitung muss sich vor Gericht verantworten. Dem Manager wird vor-geworfen, dem sachsen-anhaltinischen DJV-Landeschef Uwe Gajowski 2012 widerrechtlich den Zutritt zu einer Betriebsratsversammlung auf dem Gelände der Zeitung verweigert zu haben. Inzwischen gibt es bei der „Volks-stimme“ keinen Betriebsrat mehr, berichtet newsroom.

Ostthüringer Zeitung: Der bereits angekündigte Wechsel an der Spitze der Chefredaktion in Gera wird zum Jahreswechsel vollzogen. Ulrich Erzigkeit geht, Jörg Riebartsch, ehemals Darmstadt, kommt.

Funke-Gruppe, zu der die Titel der Zeitungsgruppe Thüringen gehören: Die Geschäftsführer Manfred Braun, Christian Nienhaus und Thomas Ziegler betätigen sich in einer Rundmail als Wetterpropheten. „Das war eine stürmische Woche – und das nicht nur wegen ‚Xaver‘. Be-gonnen hat sie mit einer guten Nachricht: Die Kartellbe-hörden haben den Antrag zum Kauf der Regionalzeitungs- und Frauenzeitschriften-Titel genehmigt.“

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Aktuell Nachrichten Medien Internes Personalien

dustrielle Fritz von Opel und der Chemie-Unternehmer Carl-Adolf Schleussner, in Frankfurt am Main, einen Verein, der in einer regionale Rundfunkgesellschaft münden sollte. Nach einer Ver-suchsphase im März 1924 nahm der Sender Frankfurt zum 1. April 1924 den offiziellen Sendebetrieb auf. Sender, Studio und Verwal-tung befanden sich im damaligen Postscheckamt in der Elbestraße in Frankfurt. Nach der Macht- übernahme der Nationalsozi-alisten im Jahr 1933 erfolgte die Verstaatlichung des Senders. 1934 wurde die SÜWRAG in Reichs-sender Frankfurt umbenannt. Das Programm wurde nun nach dem Willen der Nationalsozialisten umgestaltet und diente fortan der Verbreitung nationalsozia-listischer Propaganda. Während der NS-Diktatur unterstand der Sender der Kontrolle durch die Reichs-Rundfunk-Gesellschaft, die 1939 in den neu gegründeten Großdeutschen Rundfunk über-geht.

Nach dem Krieg gründeten die amerikanischen Besatzer im Jahr 1945 den Sender Radio Frankfurt. Nach der Zerstörung des alten Funkhauses und der Sendeanla-ge am Heiligenstock sendeten die Amerikaner zunächst aus provi-sorischen Studios in der Kurstadt Bad Nauheim. Im Frühjahr 1946 zog der Sender zurück in das notdürftig in Stand gesetzte alte Funkhaus in der Eschersheimer Landstraße in Frankfurt.

Der Hessische Landtag verab-schiedete nach langen Debatten und unter dem Druck der Ameri-kaner am 2. Oktober 1948 das „Ge-setz über den Hessischen Rund-funk“. Darin hieß es unter § 1: „Der Hessische Rundfunk wird hiermit

als eine Anstalt des öffentlichen Rechts mit dem Sitz in Frankfurt am Main errichtet. Er hat das Recht der Selbstverwaltung und unterlie-gt nicht der Staatsaufsicht.“ Am 28. Januar 1949 händigte der US-General Lucius D. Clay dem dama-ligen Intendanten Eberhard Beck-mann die Sendelizenz aus. Die US-Besatzungsmacht übertrug damit die Verantwortung den Deutschen. Der Hessische Rundfunk war ge-boren.

Im Stadtteil Dornbusch bezog der Sender 1951 seine neuen Räumlich-keiten, wo er auch heute noch resi-diert. Die Räume sollten eigentlich als Sitz des Deutschen Bundestags dienen und waren zum Teil bereits im Rohbau fertig gestellt. Daraus wurde nichts: Bonn wurde die (pro-visorische) Hauptstadt der neuen Bundesrepublik Deutschland. Heute strahlt der Hessische Rund-funk sechs Hörfunkprogramme für Hessen aus: hr 1 (Soft AC/Oldies), hr2 (Kultur), hr3 (Pop), hr 4 (Leich-te Unterhaltungsmusik), You FM (Jugendwelle) und hr info (Nach-richtenwelle). Hinzu kommen noch einige Ableger der Hauptpro-gramme, die exklusiv im Internet verbreitet werden

Der Start des privaten Hörfunks erfolgte in Hessen erst Ende der 1980er-Jahre, und damit später als in anderen Bundesländern wie Rheinland-Pfalz. Hintergrund war, dass die damalige SPD-Regierung unter Ministerpräsident Holger Bör-ner lange Zeit den privaten Rund-funk bekämpfte und eine Markt- einführung verhindern wollte.

Erst nachdem der Radiomarkt in Hessen unter seinem Nachfolger Walter Wallmann (CDU) deregu-liert wurde, konnten kommerzi-

Am 29. Oktober feierte eine Me-dium seinen Geburtstag, das bis heute die Massen erfreut und trotz inzwischen starker Kon-kurrenz aus dem Internet un-verändert beliebt ist: Das Radio. „Achtung, Achtung! Hier ist die Sendestelle Berlin im Vox-Haus auf Welle 400 Meter“: Mit diesen Worten begann am 29. Oktober 1923 aus dem Berliner Gebäude der Schallplattenfirma „Vox“ in der Potsdamer Straße 4 (heute Nummer 10) das Hörfunkzeital-ter in Deutschland.

In Hessen dauerte es noch et-was länger, bis erstmals Töne aus dem Äther ertönten: 1924 gründeten Privatleute, wie der In-

Statement von Prof. Wolfgang Thaenert, scheidender Direktor der hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (LPR hessen).

Der Begriff „Rundfunk“ hält sich bis heute, obwohl die Berliner Sendeanlagen von damals schon lange nicht mehr in die Runde funken. Vielmehr zeigen die Versorgungsdiagramme Sendekeulen, die Regionen bestmöglich abdecken sollen, ohne Nachbarkanäle zu stören. Mit anderen Worten: Die UKW-Kapazitäten sind erschöpft. Zu den 63 öffentlich-rechtlichen Hör-funkprogrammen sind bundesweit bis zu 300 pri-vatkommerzielle Radios hinzugetreten, die Webradios noch nicht hinzugezählt. Nicht nur quantitativ, son-dern auch programmlich, hat sich eine enorme publi-zistische Vielfalt ergeben.

Der Hörfunk gehört auch in den Zeiten des Internets noch zu den Medien, die Informationen am schnells-ten verbreiten – jedenfalls solche mit journalistischer Verlässlichkeit. Das Radio bietet dem Hörer damit die unerlässliche Hilfe, Informationen auch richtig einzuordnen. Und für mich ist das Radio mehr als jedes Bildmedium Mittel der Entspannung und der Emotionen. Um Werbesprüche für die Gattung abzu-wandeln: „Radio geht ins Ohr, bleibt im Kopf“, „Gibt manchmal sogar das Gefühl zurück.“

90 Jahre Radio – und immernoch millionenfach gefragtBlick in die hörfunkgeschichte der nachbarn hessen und Thüringen

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elle Anbieter starten. Die Verans-taltergemeinschaft „Radio FFH“ wurde am 15. März 1988 von 36 hessischen Zeitungsverlagen ge-gründet. Am 6. November 1989 wurde dem Sender als erstem pri-vaten Radiosender in Hessen eine Sendelizenz zuerkannt. Der Sende-betrieb des heutigen HitRadio FFH startete mit 55 Mitarbeitern am 15. November 1989 um 4:55 Uhr.

Inzwischen hat Hessen eine bun-te Privatradio-Szene: Neben Hit-Radio FFH, das immer noch der einzige landesweite Sender ist, sind die bundesweit lizenzierten Programme planet radio, harmo-ny.fm (beide auch FFH), Radio Bob (Regiocast) und Klassik Ra-dio auf UKW-Stützfrequenzen in vielen Regionen Hessens zu hö-ren. Mit Antenne Frankfurt gibt es zudem einen Sender, der sich auf Wirtschaftsberichterstattung spezialisiert hat. Betreiber ist das Konsortium „The Radio Group“ des Medienunternehmers Stephan Schwenk. Der Kindersender Radio Teddy (Kassel), die religiösen Pro-gramme Domradio (Fulda) und ERF2 (Wetzlar) runden das private UKW-Angebot ab. Über den neuen Hörfunkstandard DAB+ sind mehr als ein Dutzend weitere kommer-zielle Sender in Hessen zu hören. Darüber hinaus sind die Sender des Deutschlandradios und meh-rere nichtkommerzielle Sender zu hören.

Im Vergleich zu Hessen spielt Thü-ringen in der Rundfunk-Historie keine so große Rolle. Vielmehr gin-gen die wichtigsten Entwicklungen von Leipzig im benachbarten Sachsen aus: Der Mitteldeutsche Rundfunk hat seine Ursprünge in der 1924 gegründeten Mitteldeut-schen Rundfunk AG (MIRAG), die eine der ersten großen überregio-nalen Rundfunkgesellschaften im Deutschen Reich war. Nach der Gleichschaltung des Rundfunks in der Zeit des Nationalsozialis-mus und der Verstaatlichung der MIRAG ging diese 1934 in den „Reichssender Leipzig“ über.

Nach dem Ende des Zweiten Welt-krieges lizenzierte die sowjetische

Besatzungsmacht 1945 übergangs-weise „Radio Leipzig“, das nur wenige Monate bis zur erneuten Gründung des Mitteldeutschen Rundfunks bestand. 1946 startete das neue Programm „Mitteldeut-scher Rundfunk, Sender Leipzig“ im neuen Funkhaus Springer-straße. Dem Mitteldeutschen Rundfunk wurden bald darauf die Landessender angeschlossen, erst-mals fanden nun auch Radioüber-tragungen aus einem Sendesaal in Thüringen, in Weimar, statt.

Im Jahr 1952 wurde die DDR zen-tralisiert und die fünf Länder aufge-löst. Im Zuge dessen wurde auch der DDR-Rundfunk vereinheitlicht und in Berlin zentriert. Im neuen Funkhaus Nalepastraße in Berlin-Oberschöneweide wurden seit-dem alle Haupt-Hörrundfunkpro-gramme der DDR produziert.

Nach der Wende und mit der No-velle des Rundfunkstaatsvertrages für die fünf neuen Länder nach der Wiedervereinigung wurde am 31. Mai 1991 der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) als Dreiländer-anstalt für die Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zum dritten Mal gegründet. Seit 1. Januar 1992 werden die heu-te bekannten Programme des Mitteldeutschen Rundfunks ge-sendet. Im Hörfunk strahlt der

öffentlich-rechtliche Sender das Hörfunkprogramm MDR Thü-ringen aus dem Landesfunkhaus in Erfurt aus. Die übrigen MDR-Radio-Programme werden aus Halle gesendet. Die Geschichte des privaten Hör-funks startete in Thüringen erst in den 1990er-Jahren. Am 21. Sep-tember 1992 erteilte die Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) für privaten Rundfunk der Antenne Thüringen GmbH die Zulassung für ein landesweites Hörfunkpro-gramm. Am 1. Februar 1993 nahm die Antenne Thüringen als erstes kommerzielles Radio den Sende-betrieb auf den ehemaligen Fre-quenzen des DDR-Jugendradios DT64 auf. Der zweite landesweite Privatsender, die Landeswelle Thü-ringen, startete am 21. März 1995. Mit Radio Top40 betreibt Antenne Thüringen inzwischen ein zweites Programm, das sich an Jugendli-che richtet. Mehrere Offene Ka-näle, nichtkommerzielle Radios, die Programme des Deutschland-radios sowie Digitalprogramme im neuen Standard DAB+ runden das inzwischen ebenfalls recht bunte Radioangebot in Thüringen ab.

Quellenverweise: hr-online, TLM, Wikipedia

Michael Fuhr

Ach, waren das noch Zeiten, als in vielen Haushalten klobige Kisten als Empfänger dienten, über die ein bis zwei Dutzend Radioprogrammen gelauscht werden konnte. Kein Vergleich zu heute, wo mittler- weile Tausende Ange-bote über das Internet gehört werden können.

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22 4/2013

Aktuell Nachrichten Medien Internes Personalien

hürden fürs StatutMDR-Geschäftsführung akzeptiert bisher lediglich Gedankenspiele

Im September 2013 gab es im MDR-Rundfunkrat im Zusammen-hang mit der Erstellung des MDR-Entwicklungsplanes eine Diskus-sion, ob das Thema „Redakteurs-statut“ integriert werden soll. Die Rundfunkräte hatten den Sender gebeten, in das Papier eine Formu-lierung zur Erforderlichkeit eines solchen Instrumentes aufzuneh-men. Der Rundfunkratssitzung am 9. Dezember lag ein von der MDR-Geschäftsleitung überarbeitetes Papier vor, in welches lediglich die Entwicklung von Regularien zur Gewährleistung des unabhängigen Qualitätsjournalismus und zur Si-cherung der inneren Rundfunkfrei-heit aufgenommen wurde.

Der DJV-Landesverband Thürin-gen wendet sich gegen eine sol-che allgemeine Formulierung. Derzeit wird eine Dienstanweisung im MDR diskutiert, mit der Pro-grammkonflikte gelöst werden sollen. Positiv daran ist, dass so-wohl angestellte als auch arbeit-nehmerähnliche freie Mitarbeiter zu den Programmmitarbeitern zählen sollen. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil der MDR eine große Zahl freier Mitarbeiter be-schäftigt.

Äußerst kritisch sieht der DJV je-doch die Schaffung eines Beirats der Intendantin zur Beilegung von Programmkonflikten. Die Mitglie-der des Beirats sollen von der In-tendantin berufen werden.

Erstens wäre dieses Verfahren eine Abkehr von der bewährten Praxis in ARD-Anstalten, bei der Deutschen Welle und beim Deutschlandradio. Es besteht auch keine Notwendig-keit dazu. Vor wenigen Wochen erst äußerte der NDR-Intendant Lutz Marmor aus eigener Erfah-rung, dass er Redaktionsstatute/Redakteursstatute als sinnvolles Instrument zur Lösung von Pro-grammkonflikten ansieht.

Des Weiteren setzt das Redak-teursstatut einen verbindlichen Rahmen für die Klärung von Auseinandersetzungen um die Programmqualität, die öffentlich-rechtliche Rundfunkfreiheit und die journalistische Unabhängig-keit. Es stellt zugleich eine ver-bindliche Konkretisierung der all-gemeinen Programmgrundsätze im MDR-Staatsvertrag dar.

Nach Ansicht des DJV-Landesver-bandes Thüringen bietet ein un-abhängiges, von den Programm-mitarbeitern gewähltes Gremium (Redakteursrat) die beste Gewähr dafür, inneren und äußeren Ver-suchen der Einflussnahme auf die journalistische Arbeit entge-genwirken und Konflikte lösen zu können.

Wie ist der aktuelle Stand?

Der Rundfunkrat hat sich zwar mit dem Thema beschäftigt, die Gremienmitglieder haben auch der Forderung der beiden Red-ner Helmut Liebermann (Beam-tenbund Thüringen) und Sabine Bachert (DJV Sachsen) nach Aus-sagen von Teilnehmern intensiv zugehört, doch ein konkrete Zu-stimmung zum Redaktionsstatut ist, wertet man die Worte der Intendantin, Prof. Karola Wille, noch in weiter Ferne. Denn dass sie Vorschläge der genannten Richtung zwar innerhalb der Ge-schäftsführung, vor allem aber im Diskurs mit dem Gesamtperso-nalrat ansprechen will, bedeutet nach Ansicht von Beobachtern noch lange keinen allgemeinen Durchbruch.

Zur Verdeutlichung: Derzeit haben nur der BR, der SWR und der MDR unter den neun ARD-Anstalten kein Redakteursstatut. Deshalb ist die Forderung berechtigt.

Ralf Leifer/Wolfgang Marr

Der Chef vom Prüfstandals Diskutant angefragt

Tom Buhrow (55/links im Bild) – seit dem 1. Juli 2013 fungiert er als Intendant des WDR, der größ-ten ARD-Anstalt. Am 30. August 2013, zum Bürger-empfang von Bundespräsident Joachim Gauck in Berlin, im Schloss Bellevue, hat Hessens DJV-Lan-desvorsitzender Uli Heuser an Tom Buhrow, den vorherigen Tagesthemen-Moderator, die Bitte um eine Mitwirkung beim Süddeutschen Journalisten-tag 2014 herangetragen. Die Antwort steht aus.

Nach seinen ersten 100 Tagen im Amt zieht Tom Buhrow Mitte Oktober 2013 eine viel beachtete, weil im Tenor eher düstere Zwischenbilanz. In den Frühzeiten des Fernsehens hieß so etwas: schwarz sehen, kommt teuer zu stehen. Bei Tom Buhrow liest sich das im O-Ton so: „Wenn die Preise weiter um durchschnittlich zwei Prozent pro Jahr steigen, der Rundfunkbeitrag stabil bleibt und wie bisher gespart wird, weist das WDR-Budget in zehn Jah-ren ein Minus von knapp 1,3 Milliarden Euro aus“. Grob gerechnet oder exakt kalkuliert, wer weiß es.

Nun will der Mann den WDR grundlegend umbau-en. Zwar soll es „keine Abstriche an der Qualität der Angebote geben, sonst aber gibt es keine Ta-bus. Der ganze WDR kommt auf den Prüfstand“, lautet Buhrows Erkenntnis. Zu den bisherigen 50 Millionen Euro sollen ab 2015 weitere 30 Millionen im Jahr eingespart werden – auch beim Personal.

Bleibt die Frage, ob der Vollblutjournalist, so wie er landauf, landab von den Medienkollegen klassifi-ziert wird, tatsächlich der erstrebenswerte Partner für einen Platz auf dem Rundfunk-Podium beim nächsten Journalistentag ist? Wahrscheinlich ja, wenn er konkret nicht nur Gedanken äußert, son-dern auch von Taten zur Sicherung der Zukunft des Qualitätsjournalismus berichtet.

Wolfgang Marr

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Aktuell Nachrichten Medien Internes Personalien

Mathis’ Leben mit handicap:

hauptpreis an Duo von Jena-TV

BesserPresse

Premium-Vorsorge für Medienmenschen

Beste Perspektiven mit

PresseRenten

Der Rundfunkpreis Mittel-deutschland 2013 in der Sparte Fernsehen, gemeinsam initiiert von der Medienanstalt Sachsen-Anhalt (MSA), der Thüringer Lan-desmedienanstalt (TLM) und der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Me-dien (SLM), ist in 22. November vor 350 Gästen im Gondwanaland im Zoo Leipzig zum neunten Mal verliehen worden. Der Preis bildet inzwischen einen der wichtigsten Leistungsvergleiche unter pri-vaten kommerziellen Fernsehver-anstaltern in Mitteldeutschland und ehrte auch in diesem Jahr insgesamt sieben herausragende Lokal-TV-Beiträge aus über 146 Einreichungen in fünf Kategorien.

Der Hauptpreis – dotiert mit 2.500 Euro – in der Kategorie „Bes- ter Beitrag/Bestes Porträt“ geht

an Christine Fürböck und Cornelia Dunker von Jena TV (Thüringen) für ihre Einreichung mit dem Ti-tel „Leben mit Handicap: Mathis Busse besucht die Grundschule ‚An der Trießnitz‘„. Der Beitrag ist Teil einer mehrteiligen Reihe und zeigt in besonderer Weise, wie Re-gionalfernsehen Menschen ver-binden kann. Der Zuschauer lernt den 12-Jährigen Mathis kennen, der trotz seines Handicaps mit Unterstützung seiner Mitmen-schen seinen Alltag gut meistert. Dabei lobte die Jury die detail-reiche Recherche und Sensibilität bei der Realisierung des Beitrages, denn „die Nähe zu Menschen ist der Nährboden für gute Themen und gutes Lokal-TV“.

Die „Beste Nachricht im Fernse-hen“ – dotiert mit 1.500 Euro – kommt in diesem Jahr von Jasmin

Rehbach für ihren Filmbeitrag „Nichts als toter Fisch“, den sie für SRF Südthüringer Regional-fernsehen, Sonneberg (Thürin-gen), produzierte. Der Beitrag be-richtet über ein Thema, welches für die Menschen der unmittel-baren Umgebung von großem In-teresse ist: In der nahegelegenen Talsperre gibt es ein schwer zu erklärendes Fischsterben. Mit beeindruckenden Bildern, einem spannenden Aufbau und gut ver-arbeiteten O-Tönen ist der Beitrag nahe am Problem und unterstrei-cht einmal mehr die Stärke des lokalen Fernsehens.

Einen der drei Länderpreise hol-te Steven Mehldorn dank seines Beitrages „Mit Guido Kunze von Mühlhausen nach China“, gesen-det von salve.TV, Erfurt.

wm

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Die gesamte Branche denkt nach und testet Modelle. Den meisten Verlegern ist klar, dass es nichts bringt, wenn man journalistische Inhalte kostenlos ins Netz stellt, also verschenkt. In Deutschlands Südwesten hat Susann Mathis re-cherchiert, wie die Zeitungen ihr Geld im Netz verdienen wollen oder könnten. Hier eine sehr kom-primierte Zusammenfassung des sechs Seiten umfassenden BaWü-blickpunkt-Beitrags:

Auch in Baden-Württemberg, der Hochburg der starken, mittelgroßen Lokal- und Regionalzeitungen, wird mehr und mehr online gelesen. Aber für die „Lieferanten“ rechnet es sich nicht. Das Verschenken der teuer

produzierten Inhalte ist auf Dauer keine Lösung.

Kein baden-württembergischer Zei-tungsverlag hat bislang rigoros alle seine Inhalte kostenpflichtig gestellt. Immerhin haben aber inzwischen zehn der insgesamt 56 südwest-deutschen Zeitungs-verlage beherzt eine so genannte Bezahl- schranke eingerich-tet. Man setzt da- bei auf abgestufte Modelle:• Bei dem Modell

„Metered“ können Cyberleser eine fixe Anzahl an Bei- trägen im Monat gratis lesen, jeder weitere ist dann kostenpflichtig.

• Beim so genannten „Freemium“ entscheidet die Redaktion, welche Artikel kostenpflichtig sind und welche man gratis lesen kann.

• Etwas strenger ist die Eßlinger Zeitung. Nicole Rabus, die Verant-wortliche für den Onlinebereich, erläutert: „Bei uns kann jeder neue Kunde einmalig zehn Artikel gratis lesen, danach muss er pro Artikel zahlen oder ein Abonnement ab-schließen.“

• Beim Schwäbischen Tagblatt kann man Artikel einzeln „kaufen“. Das Bezahlsystem dazu liefert die Schweizer Firma Millipay. Aller-dings ist nur ein Teil der Angebote kostenpflichtig.

Die Reaktionen der Leser auf die Bitte um Cents sind unterschiedlich. Viele zeigen Verständnis dafür, dass die Zeitung die Inhalte nicht umsonst hergeben will. Dass andererseits etliche lieber wegklicken als zahlen. dürfte auch daran liegen, dass die meisten Zahl-Verfahren noch kom-pliziert sind oder zumindest so er-scheinen.

In der Schweiz gab es die Idee für ein gemeinsames Bezahlsystem, es wurde aber wegen der dort erschei-

nenden zahlreichen Gratiszeitungen erst mal auf Eis gelegt. Würden sich Zeitungsverlage auf ein einheitliches Modell verständigen, so dass es nur eine einzige Inkassostelle gäbe, könnten die Erlöse anteilig auf die be-suchten Seiten aufgeteilt werden.

Eine Besonderheit in Baden-Württ-emberg ist das Geschäftsmodell der Kontext-Wochenzeitung. Das Stuttgarter „Online-Blatt“ wird am Wochenende ausgedruckt und in einer Auflage von 60.000 der Zeitung ‚taz‘ beigelegt. Lesen kann jeder ohne zu zahlen. Aber es gibt die sogenannten „Soli-Abos“: 1.300 Abonnenten zahlen monat-lich zehn oder mehr Euro für das engagiert und ambitioniert ge-machte Blatt. So sagt denn auch Josef-Otto Freudenreich, einer der Kontext-Gründer: „Statt das Toten-glöcklein zu läuten und das eigene Produkt als‚ Totholz-Publikation‘ zu diffamieren, sollten Verleger ihre Inhalte lieber wieder so ge-stalten, dass ihnen die LeserInnen nicht abspringen.“

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rnFinanzielle Rettung via netz?Journalistische Inhalte sollten nicht verschenkt werden

GutgesagtMichael Busch, BJV-Vorsitzender, rät im Editorial den Politikern, sich über die Lage der Journalisten kundig zu machen:

„Fragen Sie doch mal Ihren freiberuflich tätigen Tageszei-tungvertreter vor Ort, was er verdient. Fragen Sie mal bei den angestellten Zeitschrif-ten- und Tageszeitungmen-schen nach, wie viele Stunden sie im Dienst der grundge-setzlich geschützten Pres-sefreiheit unterwegs sind. Fragen Sie mal bei Fotografen an, was sie von den Presse-stellen der Politiker halten, die kostenfrei ihre Bilder an die Medien herausgeben.“

Wir fanden auch für diesen „Blickpunkt“ Lesenswertes in den

Zeitschriften der DJV-Landesverbände Baden-Württemberg (blickpunkt),

Bayern (BJVreport) und nRW (Journal). Die Auswahl traf Volker hummel

LESETIPP: Das Journal (nRW) hat im heft 5/2013 einen deutlichenSchwerpunkt gesetzt: „Finanzierung des Journalis-mus durch Crowdfunding“.Titel: Viele müssen Feuer fangen. Zu finden auf der DJV-nRW-homepage.

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Streiken ist ein GrundrechtTeilnahme am Streik maßregeln, abmahnen oder sonstige inner-betriebliche Disziplinierungen an- ordnen – und natürlich auch nicht kündigen. Auch Schikanen oder die Androhung von Konsequenzen sind nicht rechtens. Das Arbeitsverhält-nis ruht während eines Streiks mit allen Rechten und Pflichten. Das hat unterschiedliche Folgen. So müssen entfallene Zeiten nicht nachgear-beitet, Weisungen des Chefs nicht befolgt werden. Auch einseitig an-geordnete Notdienstarbeiten sind nicht zu erledigen. Wer am Streik selbst nicht teilnimmt, darf dennoch die Übernahme der Arbeit von strei-kenden Kollegen („direkte Streikar-beit“) verweigern.

Hat ein Streikender mit finanziellen Einbußen zu rechnen?Nicht, wer Gewerkschaftsmitglied ist. Während des Streiks muss zwar kein Lohn gezahlt werden, aber Ge-werkschaftsmitglieder werden aus Mitteln des Streikfonds unterstützt und erhalten Streikgeld, falls die Teil-nahme am Streik zu einem gerin-geren Einkommen führt.

Wann beginnt und endet einWarnstreik? Die Streikleitung ruft den (Warn-)streik aus und beendet ihn wieder. Die Gewerkschaft und nicht die Streikenden tragen die rechtliche Verantwortung.

Maria Goblirsch vom BJV erinnert an die Regeln, die man vor einer Ar-beitsniederlegung beachten sollte.

Die kollektive Verweigerung der Arbeit im Rahmen eines rechtmä-ßigen Streiks ist ein Grundrecht (Artikel 9). Dies gilt ebenso für Warnstreiks. Das Streikrecht schei-tert nicht an „dringenden betrieb-lichen Bedürfnissen“. Das heißt im Klartext: Der Arbeitgeber darf einen Streik nicht verbieten – auch nicht mit der Begründung, dass gerade wichtige Aufgaben im Betrieb zu er-ledigen sind.

Ein Streik gilt nur dann als rechtmä-ßig, wenn eine Gewerkschaft dazu aufgerufen hat und mit dieser Akti-on der Abschluss eines Tarifvertrags erreicht werden soll.

Wer darf in den Streik treten?Streikendürfen alle, die vom Tarif-vertrag, der gerade verhandelt wird, betroffen sind, auch Volontäre und Pauschalisten. Auch wer nicht Mit-glied einer Gewerkschaft ist, darf beim Streik mitmachen. Freie dürfen streiken, wenn sie fest in eine Redak-tion eingebunden und vom Arbeit-geber wirtschaftlich abhängig sind.

Was riskieren Streikende?Bei einem rechtmäßigen Arbeits-kampf nichts. Denn der Arbeit-geber darf niemanden wegen der

spiel, dass behinderte Menschen scheinbar immer an ihrer Behin-derung „leiden“, tagtäglich. Und dann das ewige Wörtchen „trotz“.

Mitinitiator Raul Krauthausen dazu im Interview: „Ich bin zum Beispiel nicht trotz meiner Behinderung im Internet, sondern einfach so.“

Es liegt nahe, an diesen „unfri-sierten Gedanken“ von Stanislaw Jerzy Lec zu denken, wenn man den Beitrag im BJVreport über „Leidmedien.de“ liest. Diese In-ternetseite will Journalisten für die Berichterstattung über Behinde-rungen sensibilisieren und Tipps für Texte ohne Klischees geben. Das Projekt des Berliner Vereins „Sozialhelden“ existiert seit einem Jahr. Das Bild des wortwörtlich an den Rollstuhl gefesselten Mannes ist Teil einer Plakataktion. Ande-re Motive thematisieren zum Bei-

Gedankenlosigkeit tötet. Andere.

Einige Fragen zur Altersteilzeit (ATZ) sollte sich jeder vor seiner wichtigen Entscheidung beantwor-ten können. Die folgenden hält der BJVreport für relevant:

• In welchem Alter will ich in Altersteilzeit gehen?

• Existiert in meinem Verlag ein Tarifvertrag oder eine Betriebsvereinbarung dazu?

• Erfülle ich die Voraussetzungen für die ATZ?

• Welches ATZ-Modell ist für mich das Richtige?

• Wie hoch ist meine gesetzliche Rente?

• Kann ich es mir leisten, Rentenab-schläge in Kauf zu nehmen? Welche Abschläge wären in welchem Alter fällig?

• Besteht eine private Altersvorsorge (z. B. beim Presseversorgungswerk)?

• Gibt es eine betriebliche Altersversorgung?

• Machen Sie einen gründlichen Finanzcheck, am besten mit einem Experten: welches Haushaltsein-kommen steht zur Verfügung?

• Bestehen Hindernisse für die Aus-übung einer Nebentätigkeit in der ATZ (bis zur Grenze der Gering-fügigkeit) oder bei einer Arbeit als freier Mitarbeiter?

• Checken Sie auch alle steuerlichen Aspekte.

Mehr zum Thema im BJVreport 5/2013 – auch im Internet zu finden.

Checkliste zur Altersteilzeit

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tuelle Hits aus den Charts, aber auch schon mal ein Karnevalshit aus Köln.

„Wir wollen mit PopStop unsere Hörer mit lange nicht mehr im Radio gehörten Titeln und span-nenden Geschichten rund um die Musik unterhalten“, sagt Laufen-berg. Die Mitstreiter sind dabei zum Teil noch älter als er selbst. Manfred Sexauer (SR 1 Europa-welle Saar, ARD Musikladen) ist mit 83 Jahren der Älteste im Team. Weitere Veteranen sind Benny Schnier (Bayern 3), Dave Colman (WDR), Thomas Brockmann (SWR), Heinz Canibol (Musikma-nager), Gusty Hufschmid (diverse Privatsender) und Gerd Leienbach (SWF 3). Verbreitet wird der neue Radiosender zunächst im Internet

und über Mobile App, weitere Ver-breitungswege könnten folgen.

Das „Radio-Altenheim“, wie böse Zungen den neuen Sender nen-nen, ist jedoch schon lange kein Exot mehr im Radio-Business, sondern verkörpert sogar einen aktuellen Trend: Öffentlich-recht-liche und private Hörfunksender holen Radio-Personalities, die seit den frühen 1990er-Jahren nicht mehr in die Struktur des moder-nen Formatradios passten, wieder zurück ans Mikrofon, oder grün-den neue Sender und Formate mit bekannten Radiostimmen.

Beispiel Werner Reinke: Die Moderatoren-Legende des Hes-sischen Rundfunks (hr3) hatte über ein Jahrzehnt lang – von

Am 29. Oktober 2013, pünktlich zum 90. Geburtstag des Radios, ging der neue Hörfunksender „PopStop“ on Air. Es ist das Ra-dioprogramm mit dem wohl höchsten Altersdurchschnitt in Deutschland: Initiator ist die Ra-dio-Legende Frank Laufenberg (SWF 3, SWR 1). Der 68-jährige hatte die Idee ein „Radio mit For-mat, aber ohne formatierte Musik-zusammenstellung“ auf Sendung zu bringen, das ausnahmslos von „Radio-Personalities“, also be-kannten Radiomoderatoren von einst, gestaltet wird. Dabei wirft der Sender alle Prinzipien des mo-dernen Formatradios über Bord: Die Moderatoren bringen eigene Musik mit und spielen, was ihnen gefällt. Das können Rock’n Roll-Titel aus den 50er-Jahren sein, ak-

Rückkehr der Radio-Personalitieshörfunkpersönlichkeiten und „alte hasen“ sind im Radio wieder gefragt

Eine Radio-Legende bei Bayern 3 – und

stets von vielen Hörern nachgefragt, der

Kultabend mit Fritz Egner. Der 64-Jährige

ist ein Kenner der Rock/Pop-Szene der

Endsechziger- und Siebzigerjahre.

(Foto: Bayerischer Rundfunk)

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1991 bis 2002 – genug vom Radio und war sogar einer der schärfs-ten Kritiker des Formatradios nach amerikanischem Vorbild. Anstelle von Moderatoren und Musikredakteuren prägten fort-an Berater das Programm, die Musik wurde einheitsformatiert, es durften nur noch die „best getesteten“ Musikstücke laufen, Wortbeiträge wurden ganz aus den Programmen gestrichen oder durften nicht länger als 1,5 Minuten sein. Außerdem er-setzten die Programmchefs alte, ihrer Meinung nach nicht mehr zeitgemäße Stammmoderatoren durch Phrasenansager, die nach vorgegebenem Muster die Ziel-gruppe unterhalten sollten. Das Radio verkam zunehmend vom aufmerksamen Zuhör- zum pas-siven Nebenbeimedium.

Doch der hr besann sich – nach leichten Hörerverlusten – am An-fang des neuen Jahrtausends auf seine alten Stärken und setzt seit-her wieder verstärkt auf Mode-ratoren-Zugpferde: 2002 kehrte Reinke ans Mikrofon zurück. Nach einem Gastspiel bei der Popwelle hr3 ist er seit Januar 2009 sams-tags zwischen 9 und 12 Uhr mit der Sendung Reinke am Sams-tag in hr1 zu hören. Außerdem kehrte er an seinen traditionellen Sendeplatz am Donnerstagabend zurück und moderiert dort die hr1-Lounge. Am 6. September 2012 wurde Reinke der Deutsche Radiopreis 2012 in der Kategorie „Bester Moderator“ verliehen.

Aufmerksamkeit erntete auch seine Radioshow „Lass knacken“ am 8. September 2013, die er mit seinem ehemaligen hr3-Kollegen Thomas Koschwitz moderierte. Über sieben Stunden lang legten beide nur Vinyl-Langspielplatten auf. Extra für die Sendung rüstete der hr ein Studio auf analoge Ab-spieltechnik um. Koschwitz selbst ist aktuell bei mehreren Privatra-dios zu hören, unter anderem mit seiner Show „Koschwitz zum Wochenende“ bei Hitradio Bro-cken, Hitradio RTL Sachsen und mehreren rheinland-pfälzischen Lokalradios.

Andere ARD-Anstalten wie der Bayerische Rundfunk (BR) und der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) veranstalteten in diesem Jahr Specials wie den „Kultabend“ auf Bayern 3 und holten einstige Ra-diostars wie Thomas Gottschalk, Günther Jauch, Fritz Egner, Fred Kogel und Jürgen Herrmann zu-rück ans Mikrofon.

In Berlin ging außerdem das kommerzielle „Top20Radio“ auf Sendung, als erster spezi-eller Personality-Radio-Sender Deutschlands. Bei dem über Sa-tellit und im Internet verbreiteten Programm sind Moderatorenle-genden wie Elmar Hörig (Ex SWF 3), Margarethe Schreinemakers oder Harald Schmidt zu hören.

Vor allem die Möglichkeit Radio im Internet auszustrahlen, ohne großen finanziellen Aufwand und Bürokratie wie Lizenzanträgen, lässt neue kreative Ideen und Mög-lichkeiten zu, die im klassischen UKW-Radio nicht mehr möglich wären. Hierzu gehört auch der Hamburger Sender byte.fm. Das Internetradioprojekt nahm am 11. Januar 2008 den Sendebetrieb auf und zeichnet sich durch mu-sikjournalistische Sendungen von über 80 Hörfunkjournalisten und Moderatoren, die zum Teil aus dem Umfeld öffentlich-recht-licher Sendeanstalten stammen, aus. Unter anderem sind die ehe-maligen hr-Moderatoren Klaus Walter („Der Ball ist rund“) und Volker Rebell („Volkers Kramla-den“) sowie Klaus Fiehe (WDR) mit eigenen Sendungen beteiligt. Am 24. Juni 2009 wurde byteFM mit dem Grimme Online Award Spezial ausgezeichnet, am 24. September 2009 zudem mit dem Hamburger Musikpreis HANS als Musikmedium des Jahres.

Doch auch in klassischen Hör-funksendern spielen Radio-Personalities wieder eine große Rolle. Ein aktueller Trend beim Personality-Radio sind Rock- und Popstars, die Radiosendungen selbst moderieren. So präsen-tiert der hessische Rocksender „Radio Bob“ wochentags die

„Alice Cooper Show“ – hier legt der US-amerikanische Musiker („School’s out“, „Poison“) seine Lieblingsplatten auf und erzählt Stories zur Musik. Der rheinland-pfälzische Privatsender RPR.1 startete zudem eine 80er-Show mit der Poplegende Kim Wilde („Kids in America“, „Cambodia“).

Laut Hans-Dieter Hillmoth, Chef des hessischen Privatsenders FFH, sind die „Phrasendrescher am Mikrofon“ lange out. „Wir bei der Radio/Tele FFH haben immer auf Personalities gesetzt und werden dies auch in Zukunft tun“. Formatradio und Radio-Per-sonalities würden sich dabei auch nicht gegenseitig ausschließen. „Formatradio gibt lediglich einen Rahmen vor, schafft Wiederer-kennbarkeit beim Hörer in einem tosend-vielfältig gewordenen Me-dien-Umfeld – und lässt Freiraum gerade auch für Personalities“. Al-lerdings sagt Hillmoth auch, dass alte Hasen in seinen Programmen zumindest in den Prime Times keine Chance mehr haben: „Tho-mas Gottschalk wäre heutzutage kein Morgen-Moderator mehr, den wir nehmen würden, das würde bei den Hörern heute nicht mehr tragen – für gelegentliche Nostalgie-Auftritte am Abend ist der Gottschalk aber sicher okay“.

Michael Fuhr

Journalisten im privaten hörfunk

Die Journalisten im privaten Hörfunk erhalten ab 1. Januar 2014 2,3 Prozent mehr Gehalt. Am 1. April 2015 kommt eine weitere Gehaltssteigerung von zwei Prozent hinzu. Das sind die Eckpunkte des neuen Gehaltstarifvertrags für den privaten Rund-funk, auf den sich die Gewerkschaften DJV und dju mit dem Tarifverband Privater Rundfunk (TPR) geeinigt haben. Der Tarifvertrag soll eine Laufzeit bis Ende Februar 2016 haben. „Der Gehaltsabschluss spiegelt das verbesserte Marktumfeld des privaten Hörfunks wider“, sagte DJV-Verhandlungsführer Michael Klehm. „Die vereinbarten Gehaltszuwäch-se liegen deutlich über der Teuerungsrate.“ Höhere Steigerungen seien am Verhandlungstisch mit den Arbeitgebern nicht auszuhandeln gewesen. Die Unternehmen im Tarifverband Privater Rundfunk beschäftigen 500 Journalisten.

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Innerhalb von zwei Tagen lernen die Teilnehmer, ihre fast angebo-rene Scheu vor Auftragsakquise und Selbstmarketing zu verlieren. Hier entdecken sie ihre eigenen Stärken, stellen die richtigen Fra-gen, um zu punkten: Was sind meine Werte, meine Motive? Wel-che Erfahrungen habe ich, für wel-che Qualität stehe ich? Wo biete ich meine Themen an, und vor allem, was ist der spezielle Nut-zen für meinen Auftraggeber?

Erkenne Dich selbst

Im Kurzinterview mit dem Nach-barn und einem kleinen Frage-bogen werden Alleinstellungs-merkmale herausgearbeitet – im Marketingsprech USP genannt – und mit einprägsamen Begriffen belegt. So wird aus einer promo-vierten Biologin mit homöopa-thischen Gesundheitsthemen im Handumdrehen eine „Kräuterhe-xe“. Wer auf diese Weise selbst zur Marke wird und sich augen-

Einige Menschen riskieren ihren Job, ihre Freunde und manchmal sogar ihr Leben, nur um ein Ge-heimnis zu verraten. Wollen Sie wissen, warum?

Mit solchen oder ähnlichen An-rufen hat der Verfasser in den letzten Jahren immer wieder Res-

sortleiter und Lektoren neugierig gemacht auf sein Spezialgebiet Whistleblowing. Und nicht selten dann Gelegenheit bekommen, die eigentliche Geschichte hinter der Geschichte anzubieten. Elevator Pitch nennt sich die Me-thode, mit der wir unter hohem Zeitdruck Vertrauen, Spannung und Interesse für ein Thema we-cken wollen. In zwölf Sekunden – so lange fährt der imaginäre

Aufzug – soll der so vielbeschäf-tigte Gesprächspartner überzeugt und unser Thema verkauft sein. Eine echte Herausforderung für viele freie Journalistinnen und Journalisten, der sich die Teil-nehmer des 2-Tage-Workshops „Kunden finden, gewinnen und halten“ mit großem Engagement stellten. „Ich habe viele gute An-regungen bekommen, um mich zielgerechter zu verkaufen. Dan-ke!“, beschreibt eine Teilnehmerin stellvertretend für Andere den Nutzen dieser Übung, die von den beiden Referenten erst vorgeführt und anschließend mit Freiwilligen wiederholt wurde.

Verkaufen gilt als unschick

Tatsächlich lernen Journalisten in Volontariat oder akademischer Ausbildung zwar eine Menge übers Recherchieren und Repor-tieren, über Vorspänne, Über-schriften und Bildzeilen, erwer-ben Vermittlungs-, Fach- und Sachkompetenz – nur, wie sie ein Thema oder gar sich selbst gut verkaufen, erfahren sie hier sel-ten. Eher das Gegenteil: Verkau-fen gilt nicht wenigen Journalisten als unethisch und unfein; lieber vertreten sie mit Vehemenz und Argumenten die Interessen Drit-ter als die eigenen. Aber warum soll eine freie Journa-listin etwa ihren Beitrag zur Un-terwanderung von Ultragruppen durch Neonazis nicht mit der glei-chen Leidenschaft einer Redakti-on verkaufen, mit der sie das The-ma selbst recherchiert hat? Wer glaubt, das Thema spräche doch für sich, ignoriert den perma-nenten Wettbewerb um Themen, Aufmerksamkeit und Aktualität. Auch Festangestellte kommen nicht umhin, ihre Themen in der Redaktionskonferenz gut zu „ver-kaufen“. Umso mehr gilt dies für Freie.

Seminare für Freie

In zwölf Sekunden auf den PunktSO GEhT DER ELEVATOR PITCh

• Beschreiben Sie n i c h t Ihre Dienstleistung („140 Zeilen mit Info-Kasten“). Malen Sie stattdessen ein Bild im Kopf des Gegenübers.

• Punkten Sie mit Ihrer speziel-len Kompetenz (Fachwissen. Experten-Netzwerk. Kontakte). Dann traut Ihnen Ihr Ge-sprächspartner auch in ande-ren Feldern Kompetenz zu.

• Seien Sie Zuhörer-orientiert. Einwände („Für uns stehen jetzt Jahreswechsel-Themen im Vordergrund“) für neues Angebot aufgreifen.

• Schließen Sie mit einer Auf-forderung! („Wir haben jetzt 140 Zeilen mit Foto und Links vereinbart. Bis wann soll ich liefern?“)

In 12 Sekunden auf den Punkt kommen: eine echte Herausforde-rung für alle Teilnehmer

des Rollenspiels. (Foto: Rainer Kraus)

Gemeinsames Brainstorming

kann soooo viel Spaß machen.

(Foto: Rolf Skrypzak)

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Aktuell Nachrichten Medien Internes Personalien

SeminareSeminare für Freie

In zwölf Sekunden auf den Punktzwinkernd einer neuen Redaktion so vorstellt, wird dort beim näch-sten Anruf kaum vergessen sein. Erfolgreich Themen anzubieten, ist allerdings erst die halbe Mie-te. Wer hauptberuflich sein Aus-kommen sichern will, muss in der Regel auf mehreren Beinen ste-hen. Doch wie kalkuliere ich ei-nen kompletten Sonderteil „Kar-riereeinstieg nach Auslandsjob“ für eine Frauenzeitschrift? Was ist üblich, wenn ich von einem Medizin-Kongress nicht nur den Bericht fürs Fachblatt, sondern auch ein 90-Sekunden- Interview, mit meiner 6D gedreht, für die Verlags-Website mitbringen soll? Oder wie erstelle ich ein Angebot für einen IT-Newsletter?

Diese und andere Fragen zu Ko-stenkalkulation und Honoraren beantwortete ein weiteres Semi-nar aus der Reihe „Von Kollegen für Kollegen“. Neben den Hono-rarrahmen öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten und den Ver-gütungsregeln im Tageszeitungs-bereich stellten die Referenten die Vertragsbedingungen und Honorare 2013 (Titel der DJV-Broschüre)in den Mittelpunkt. Mit Selbstauskünften zu gezahl-ten Honoraren (www.mediafon.net und www.journalismus.com) ließen sich die Daten in der Pra-xis schnell überprüfen. Um ein Gefühl für Angemessenheit und Marktüblichkeit in Tätigkeits-feldern auch außerhalb des jour-nalistischen Kerngeschäfts zu er-langen, ergänzten weitere Instru-mente wie MFM-Bildhonorare, DPRG-Studie und Etatkalkulator die gemeinsame Rechenstunde.

nachkalkuliert: 350 Euro am Tag für Freie angemessen

Wer bisher auf eine echte Nach-kalkulation verzichtet hatte, war verblüfft: Kaum einer hätte ge-dacht, dass ein Tagessatz von 350 Euro notwendig ist, damit ein Nettoeinkommen von 2.000 Euro monatlich hängen bleibt. Um die Situation eines typischen Freien abzubilden, gingen die Referenten von 253 Arbeitstagen im Jahr aus,

abzüglich 30 Tage Urlaub und im Schnitt 10 Krankheitstage (ver-gleichbar einem Redakteur). Zu-dem brachten sie das Ausfallrisi-ko eines Freiberuflers für Tage, an denen er keine bezahlten Aufträge hat, mit 20 % in Ansatz. Übrig blieben so 170 Arbeitstage, die bei einem Tagessatz von 350 Euro zu einem Brutto-Jahresumsatz von knapp 60.000 Euro führen. Zieht man hiervon typischerweise ein Drittel nachweisbare Betriebsaus-gaben und die Beiträge zu Kran-kenversicherung, Altersvorsorge sowie die Einkommensteuer ab, muss ein Freiberufler seinen Zeit-aufwand für outgesourcte Redak-tionsarbeiten mit 350 Euro/Tag kalkulieren. Oder mit 68 Euro pro Stunde, gehen doch bei journa-listischen Einzelkämpfern erfah-rungsgemäß zweieinhalb Stun-den Arbeitszeit täglich für unbe-zahlte Kontakt- und Archivpflege, Akquise oder Recherche drauf.

Gemeinsam stärker

Effizienter erledigen sich Routi-nearbeiten wie Buchhaltung oder Archivpflege gewöhnlich nur im Team; zudem haben viele Journa-listen einfach auch mehr Spaß bei gemeinsamer Arbeit an größeren Projekten und kollegialem Aus-tausch. Gerade in Krisenzeiten erscheint Teamplayern die Aus-sicht auf Nestwärme und Unter-stützung in einer Journalistenge-meinschaft verlockend. Wie man hierfür die idealen Partner findet, sich trotz kreativem Chaos gut organisiert, zusammen Geld ver-dient und fair verteilt, aber auch kleinere Konflikte mit bewährter WG-Methodik löst, erfuhren die hochmotivierten Teilnehmer im Seminar „11 Freunde sollt Ihr sein – als Journalistengemeinschaft mehr erreichen.“ Natürlich durf-ten auch steuerliche und recht-liche Hinweise nicht fehlen. Etwa der Aspekt, wie man seine Haf-tung für die Fehler eines Kollegen im Journalistenbüro begrenzen kann. „Wenn Journalistengemein-schaften scheitern, dann eher an persönlichen Konflikten als an in-haltlichen Fragen“, so das Fazit.

Stimmen zum Workshop „kunden finden, gewinnen und halten“

„Hat sich schon alleine wegen der Selbstanalyse sehr gelohnt für mich!“

„Der Spirit war super!“

„Ich habe recht gute Einblicke und neue Erkenntnisse erhalten.“

„Sehr positiv: persönlicher Kontakt und Rat wurde angeboten.“

„Super vorgetragen, anschauliche Beispiele, nette Referenten.“

„Beide Referenten haben sich sehr gut ergänzt.“

„So ein Seminar gerne länger als zwei Tage mit Übungen.“

Die Chemie muss halt stimmen. Und das nötige Fachwissen. Das gibt’s auch 2014 wieder exklusiv für Mitglieder des DJV Hessen. Ein Blick in den Seminarkalender lohnt immer.

Lothar Hausmann

umfassend informiert – bisher geplante Seminare des DJV hessen Anfang 2014

13. Januar 2014, Frankfurt am MainInhalt: Wen darf ich wann fotografieren? – FotorechtReferent: Rolf Skrypzak

29. Januar 2014, Frankfurt am MainInhalt:Der journalistische Weg in der Öffent-lichkeitsarbeit, Einsteiger-SeminarReferent: Lothar Hausmann und Rolf Skrypzak

04. Februar 2014, Frankfurt am MainInhalt: Self-Publishing: eBooks selbst produ-zieren und veröffentlichenReferent: Wolfgang Kiesel

19. Februar 2014, Frankfurt am MainInhalt: Der Markt des Corporate Publishing ist auch ein Markt für freie Journa-listen; Einsteigerseminar Referenten: Rolf Skrypzak und Lothar Hausmann

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30 4/2013

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Chefredakteurin des hörfunks im hr, katja Marx, im Gespräch

In der Drive-Time nachrichten auf dem Silbertablett servierenAuswendig kann sie die Mel-dungen von hr-info noch nicht, obwohl sich bei der engen Tak-tung nicht nur die Nachrichten, sondern auch Beiträge über den Tag hin oft wiederholen. Aber Kat-ja Marx ist ja nicht nur Programm-chefin von hr-Info, sondern auch

Chefredakteurin des Hörfunks im Hessischen Rundfunk und hat einen vollen Terminkalender. Da bleibt nicht immer Zeit zum Ra-diohören. Trotzdem informiere sie sich so gut wie möglich, sagt Marx. „Ich höre viel Programm und das mit großer Freude. Be-sonders an solchen Tagen wie heute. Wir hatten das Highlight des Tages – die exklusive Mel-dung, dass die CDU mit den Grü-nen Koalitionsgespräche aufneh-men will.“

Begonnen hat ihre Leidenschaft für das Radio während ihrer Zeit in der deutschen Journalistenschule in München. Zuvor hatte die gebür-tige Schwarzwälderin als Autorin für die „Zeit“ geschrieben, Politik und Slawistik in Tübingen studiert, inklusive Aufenthalten in Moskau, Warschau und Genf. Danach ging sie als Reporterin und Moderato-rin zum SWR. 1999 holte sie der Chefredakteur des Hessischen Rundfunks als Leiterin der Pro-grammgruppe Nachrichten. Aus ihrer Elternzeit und trotz Konkur-renz interner Bewerber startete die damals 34-jährige ihre Karriere als Führungskraft. „Das war eine ein-deutige strategische Entscheidung. Man wollte einen unverbrauchten Blick auf das Programm und eine Verjüngung“, sagt Marx. Ihre jour-nalistische Qualifikation und ihre Persönlichkeit rundeten das Profil ab. Sie erfüllte die Erwartungen, brachte frischen Wind in das Pro-gramm, änderte auch mach einge-fahrene Strukturen. Keine leichte Aufgabe – auch nicht für die Mit-arbeiter. Umso mehr habe sie sich gefreut, dass sich auch jene Kolle-gen, die sich selbst für die Position beworben hatten, bald sehr kon-struktiv mitarbeiteten. „Es waren vorher herausragende Redakteure und sind auch hinterher die größ-ten Stützen gewesen“, sagt Marx.

2006 wurde sie dann Chefredak-teurin des Hörfunks. Die Leitung des Infoprogramms übernahm Marx 2009. Eine zusätzliche Auf-gabe und eine Arbeitsverdichtung. „Aber sie macht mir viel Freude, ich möchte nicht mehr darauf ver-zichten“, sagt die 48-Jährige. Es sei gut gewesen, hr-info als Herz-stück des Informationsjournalis-mus an die Chefredaktion zu kop-peln. In allen weiteren Program-men ist Marx für die Nachrichten und die Reporter zuständig, nicht nur hessenweit. In ihren Aufga-benbereich als Chefredakteurin fallen auch die ARD-Studios Los Angeles, Rabat und Madrid sowie die Gruppenstudios Washington und Brüssel. Ein Spagat, den sie aber gerne meistert. „So kann ich die Qualität steuern“, und die sei für die Berichterstattung aus Hes-sen ebenso wichtig wie für jene aus den Auslandsstudios. Um Themen zu finden, diskutiere sie auch gerne und engagiert mit den Redakteuren, aber sie bestimme sie nicht. Die praktische Arbeit lei-sten die Mitarbeiter.

Marx selbst steigt ab und zu auch nochmal in die Praxis ein. „Ich darf mir dann mal die Rosinen rauspi-cken und besondere Interviews führen.“ Dazu zählte etwa jenes mit Kanzlerin Merkel – gemeinsam mit dem Studioleiter des Haupt-stadtbüros in Berlin vor der Bun-destagswahl. Das macht Ihr Spaß und bringt Zufriedenheit. Ihr Alltag gestaltet sich im Wechsel zwischen journalistischen Highlights wie solchen Interviews, Rundfunkrats-sitzungen, Konferenzen über die Berichterstattung oder Kritik da-ran, aber auch strategischer Ent-wicklung der Programme. So wer-de etwa künftig die Kulturbericht-erstattung in hr-info ausgebaut, berichtet sie stolz. „Wir stellen die Kultur ins Schaufenster“, sagt

hörbuch des Jahres Die Jury der hr2-Hörbuchbestenliste hat als Hörbuch des Jahres 2013 das Hörspiel „Der Kauf“ von Paul Plamper ausgezeichnet. Das Hörbuch des Jahres wird am 12. März 2014 in Köln zusammen mit dem Deutschen Hörbuchpreis verliehen. Außerdem wur-de „Der Bärbeiß“ von Annette Pehnt zum Kinder- und Jugendhörbuch des Jahres 2013 gewählt.

„Der Kauf“: In bester Dogma-Manier wird um Re-galwände gerungen

Das Hörspiel „Der Kauf“ von Paul Plamper erzählt von zwei Paaren, die um den Kauf einer Wohnung zu erbitterten Gegnern werden. Es greift damit in ei-ner Zeit, in der der Immobilienmarkt aus dem Ruder läuft, ein hochaktuelles Thema auf. Nach Meinung der Jury hört man fasziniert zu, wie in bester Dogma-Manier erschreckend authentisch um Knöterich und Regalwand gerungen wird. Die Jury lobt das „fantas-tisch agierende Ensemble“ und die ausgeklügelte und packende Dramaturgie in Rückblenden, „die Paul Plampers herausragende Stellung als Autor und Regisseur“ zeige.

„Der Bärbeiß“: Tingeli und seine Freunde muntern auf

In dem Kinder-Hörbuch des Jahres „Der Bärbeiß“ erzählt Autorin Annette Pehnt, wie es dem stets gut gelaunten Tingeli und seinen Freunden gelingt, mit viel Geduld und Lebensfreude den immer missge-launten Bärbeiß aufzumuntern. Neben der mit leich-ter Hand erzählten Fabel über das nicht immer leich-te Miteinander unterschiedlicher Charaktere lobt die Jury vor allem Sprecherin Katharina Thalbach. Brum-mend und knurrend, kichernd und zwitschernd zie-he sie alle Register ihres großen Könnens.

Der mit 10.000 Euro dotierte Hörbuchpreis der Lan-deshauptstadt Wiesbaden wird am 2. Februar 2014, 15 Uhr, im Kleinen Haus des Hessischen Staats- theaters Wiesbaden verliehen.

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Aktuell Nachrichten Medien Internes Personalien

Marx. Ebenfalls eine strategische Entscheidung sei die Live-Übertra-gung der Tagesschau im Radio ge-wesen, die sehr positives feedback erhalte. „Es ist ein Signal an unsere Hörer: Sie verpassen nichts, auch wenn sie z. B. gerade unterwegs sind.“

Die kurze Taktung der Nachrichten alle 20 Minuten sowie die Wieder-holungen von Beiträgen oder gar Sendungen sind laut Marx eben-falls eher Absicht denn finanzielle Notwendigkeit. Das Nutzungs-verhalten sei genau untersucht worden. So sollten die Hörer von hr-Info in einer halben Stunde bestmöglich informiert sein in-klusive Einordnung, Vertiefung und Meinungsbildung. Dies gel-te vor allem für die so genannte „Radio-Prime-Time“ morgens und die „Drive-Time“ zwischen 16 und 20 Uhr. „Da bekommt der Hörer die Nachrichten auf einem Silber-tablett serviert.“ Es sei nicht die Absicht von hr-info, dass das Pro-gramm stundenlang gehört werde. Nur am Abend und am Wochen-ende gäbe es längere Beiträge, da hätten die Hörer mehr Zeit, seien ausgeruhter. Die Übernahme län-gerer Fernseh-Sendungen habe man zugunsten von eigenen Bei-trägen eingestellt.

Ausführlich präsent sind die Ra-dio-Programme des hr auch im Internet. Dabei hätten die sozia-len Netzwerke aber weniger Ein-fluss, als zunächst gedacht. „Wir tasten uns an diese Themen noch heran“, sagt Marx. So habe man festgestellt, dass im Netz eher in geschlossenen Kreisen diskutiert werde, im Inforadio aber die Ex-pertise von Journalisten gewünscht sei. „Die Hörer interessiert es we-niger, was andere Hörer auf dem Sender zu sagen haben, es sei denn bei echter Betroffenheit.“

Marx liebt die Vielfalt ihres Berufs. „Es ist eine sehr attraktive und zu-friedenstellende Aufgabe, ein erfri-schendes Infoprogramm zu verant-worten, dass sich jetzt auch noch der Kultur öffnet.“ An eine gläserne Decke sei sie auf ihrem bisherigen Weg übrigens nie gestoßen, sagt

die zweifache Mutter. „Ich bin der Meinung, dass man als Frau mit Qualifikation, Kompetenz, Persön-lichkeit und Talent auffällt und wei-terkommt. So gebe es im hr viele Frauen in Führungspositionen, auch im Hörfunk viele Frauen in den Redaktionen, als Nachrichten-sprecherinnen oder als Korrespon-dentinnen. Nur in der Moderation würden Frauen noch dringend gesucht. „Das ist mir ein Rätsel. Radio ist ja gerade wie gemacht für Menschen, die in Teilzeit arbeiten wollen.“ So moderiert derzeit in hr-

Info nur eine Frau, aber 14 Männer. Gute Organisation ist dabei natür-lich unerlässlich. Marx selbst hat Familie und Job mit Unterstützung von Au Pairs und Kindermädchen gemanagt.

Angesichts ihres Arbeitspensums bleibt Marx nicht viel Freizeit. Oberste Priorität sei es für sie aber, ihre beiden Kinder durch das Leben zu begleiten. „Wenn ich je-manden Zeit zu schenken habe, dann ihnen.“

Michaela Schmehl

Die 48-jährige Journalistin Katja Marx, die nach mehreren Stationen im HR seit 2006 als Chefredakteurin des Hörfunks arbeitet.(Foto: hr)

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32 4/2013

Aktuell Nachrichten Medien Internes Personalien

Tipps vom Experten: Wolfgang kiesel

Wie Freie durch „Geringwertiges“ letztlich Steuern reduzierenEs klingt ein wenig schräg und ist dennoch absolut legal. Durch einen Investitionsabzugsbetrag lassen sich bestimmte planbare Anschaffungen ganz leicht und unmittelbar steuermindernd ab-schreiben. So lange der Steuerab-schluss für 2013 noch nicht erstellt wurde, ist noch Zeit dafür. Wer fürs Büro oder das Homeof-fice Schreibtisch, Regale, Schrän-ke oder Elektronik einkauft, wun-dert sich oft darüber, wie groß das Angebot der Artikel ist, die so gerade eben unterhalb der 500 Euro-Grenze kalkuliert sind. Die Begründung dafür liegt nicht al-lein im Klang des Preises. Bei 488 Euro findet sich exakt die Grenze der sogenannten „geringwertigen Wirtschaftsgüter“. Das sind die beruflich genutzten Gegenstände, die der Freiberufler bereits im Jahr der Anschaffung komplett von

seinem zu versteuernden Einkom-men abziehen darf.

Liegt die Anschaffung preislich über 488 Euro (netto: 410 Euro) ist der Gegenstand abzuschreiben. Über fünf Jahre in einem Pool oder nach den Angaben des Bundesfinanzmi-nisters in seiner „AfA-Tabelle“. „AfA“ steht für „Abschreibung für Abnut-zung“ und meint die Gegenstände, die wir länger als ein Jahr beruflich nutzen. Das Smartphone etwa über fünf Jahre, den Schreibtisch sogar über 13 Jahre. Praktisch bedeutet dies, dass die enthaltene Mehrwert-steuer im Monat der Anschaffung geltend gemacht wird. Der Netto-betrag jedoch durch die Zahl der vorgeschriebenen Jahre geteilt und danach Jahr für Jahr wieder geltend gemacht wird.

Ein Beispiel: Unser neues Smart-phone für 670 Euro wird zunächst

um die Mehrwertsteuer von 107 Euro reduziert und die verblei-benden 563 Euro Nettowert in fünf gleiche 113-Euro-Teile auf die kom-menden fünf Jahre und Steuerab-rechnungen verteilt. Der Schreib-tisch für 800 Euro und einem Net-topreis von 672 Euro kommt sogar dreizehn Jahre lang mit jeweils 51-Euro-Anteilen in die Einnahmen-Überschussrechnung. Und findet die Anschaffung im Juli statt, ist der Abschreibungsbetrag im ersten und letzten Jahr sogar noch zu halbieren.

Deutlich leichter ist es selbstver-ständlich, den Einkauf unmittelbar vom zu versteuernden Einkommen abzuziehen. Wie das geht, zeigt uns der Investitionsabzugsbetrag. Diese Wortkonstruktion meint die vorjährige Ankündigung unserer Investitionen und die Reservierung von dazugehörigen Beträgen. Das Beispiel: 2014 wollen wir ein neues Smartphone, einen Schreibtisch so-wie ein Notebook anschaffen. Alle Einkäufe liegen nach unserer Schät-zung jeweils zwischen 500 und 800 Euro. Wir können bereits in unserer Abrechnung für 2013 jeweils bis zu 40 Prozent des Anschaffungs-preises als Investitionsabzugsbetrag festlegen. Diese Anteile werden als Betriebsausgaben gebucht und re-duzieren damit unsere Steuerschuld für 2013. Nach den Einkäufen 2014 werden die Abzugsbeträge als soge-nannte „fiktive Einnahme“ gebucht, anschließend jedoch gewinnmin-dernd wieder abgezogen und damit sinkt der Buchungswert unserer Anschaffungen unter 488 Euro brut-to oder 410 Euro netto. Damit sind alle drei Investitionen geringwertige Wirtschaftsgüter und werden 2014 abgeschrieben.

Wer das alles nachlesen möchte, findet die Regelung im § 7g des Ein-kommensteuergesetzes.

Wolfgang KieselWer in Steuerangelegenheiten stets auf dem Laufenden ist, dem bleiben einige Euro mehr zur eigenen Verwendung. (Foto: Barbara Hemme)

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Aktuell Nachrichten Medien Internes Personalien

• In den letzten Minuten drehte der THC noch einmal auf und verkürzte auf ein Tor.

• 3–4 Sekunden vor Schluss be-kam die auf Linksaußen spie-lende Sonja Frey noch einmal den Ball und kann einen Tem-pogegenstoß laufen.

• Die Leverkusener Torhüterin Natalie Hagel kommt ihr ent-gegen, kann aber den gekonnt gedrehten Ball von Sonja nicht mehr aufhalten.

• Der Ball fliegt buchstäblich in letzter Sekunde über die Torlinie.

• Der THC gewinnt nach der Torre-gel und wird im Finale gegen den HC Leipzig deutscher Meister.

• Das Foto ist mit der Canon EOS-1D Mark III und mit dem 2,8/70–200 mm gemacht.

• Eigentlich hab ich zu dem Zeitpunkt im Spiel schon ein Weitwinkel auf der Kamera, um die Emotionen nach dem Spiel einzufangen. doch an dem Tag habe ich noch ein Mal mit ca. 85 mm draufgehalten.

Mario Gentzel ist freier Pressefotograf. Er wohnt und arbeitet in Erfurt.

• Das Bild habe ich beim Halb-final-Rückspiel Thüringer HC gegen TSV Bayer 04 Leverku-sen zur deutschen Meister-schaft im Frauenhandball am 28. April 2013 in Bad Langensal-za gemacht.

• Für mich etwas Besonderes, weil es für mich eigentlich das Tor zur Meisterschaft war.

• Der THC hatte das Hinspiel ge-wonnen und im Rückspiel lag er kurz vor Ende nach der Tor-regel mit mehreren Toren zu-rück und das mögliche Aus im Halbfinale für alle schon nah.

Mein besonderes Bild und seine EntstehungsgeschichteTor in allerletzter Sekunde

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34 4/2013

Kommentar Nachrichten Medien Internes Personalien

Eine verhängnisvolle Entwicklung!

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Wolfgang Avenarius, Fernsehjournalist und Filmemacher, ist seit 40 Jahren anerkannter Sportfachmann.

Wie weit ist es mit dem Stellenwert und dem An-sehen des Sports aufgrund seiner mittlerweile

negativen Begleiterscheinungen in der Gesellschaft gekommen?

Die Olympischen Spiele waren immer das Non-plusultra des Sports. Für jedes Land, für jede

Ausrichterstadt der Ritterschlag! München hatte in diesem Jahr wieder die Chance: Abgelehnt!! Und zwar von den Menschen in der Region, die früher (fast) alles für eine Bewerbung gegeben hätten! Was ist passiert? Die Menschen haben offensicht-lich realisiert, dass der Sport in unserer effektiven Leistungsgesellschaft zum total kom-merzialisierten, korrupten Medienevent mutiert. Die früher „schönste Nebensa-che der Welt“, von Hessens damaligem Sportminister Volker Bouffier als eine der faszinierendsten Gemeinschaftslei-stungen unserer Gesellschadt geadelt, hat einstigen Grundsätzen, Werten und Moralvorstellungen längst entsagt. Skandale, Manipulationen und Exzesse beherrschen die Schlagzeilen, von einer flächendeckenden Doping-Problematik und totalen Kommerzialisierung in allen Bereichen gar nicht zu reden.

Nur eine kleine beliebige Auswahl: Olympische Winterspiele in Sot-

schi, einem Badeort, Fußball-WM in Katar mit subtropischen Temperaturen zum Austragungszeitpunkt. Knapp 200 Millionen Euro festgeschriebene Ablösesumme in Monaco für einen Fußballspieler, aber fast die Hälfte aller Drittli-ga-Clubs in Deutschland sind hoch verschuldet.

Verkehrte globale und regionale Welt. Auch eine Millionenzusatzprämie, um einen Fußballprofi

mit bereits Millionen-Gehalt nach einem nicht zu-stande gekommenen Vereinswechsel zu motivieren, weiter mit „Lust“ seinen Vertrag zu erfüllen, wobei der „Volks“Sport Fußball noch ganz andere Probleme hat. Wie 2010 in Südafrika wird auch im nächsten WM-Jahr Brasilien mit hochmodernen Superstadien glänzen in einer nicht unbedingt adäquaten Gesellschaft. Und eine rein kommerzielle, völlig überflüssige Jugend-Champions League gibt es auch. Aber warum soll, was dem IOC recht ist, (Jugend Olympia!) nicht der FIFA billig sein? Auch „Video-Beweise“ werden (lei-der) kommen und dem Fußball seine Ursprünglichkeit und seinen Volkssportcharakter nehmen, denn nur der Spitzensport kann sich die hohen Aufwendungen natürlich leisten. Fehlentscheidungen gehören nun Mal zum Fußball, und sorgten schon immer für Ge-sprächsstoff. Krönung des Ganzen: ein perverser „mo-derner“ Kinderhandel.

Auch das immer absurdere jährliche Wechseltheater entfremdet natürlich die Vereine und die Identifika-

tionsmöglichkeit früherer Zeiten, wobei sich auch die ganze Spielanlage zeitgemäß zu einem perfekten Com-puterfußball mit zwar ebenfalls technisch perfekten Athleten entwickelt hat, aber dem logischen Verzicht auf entsprechende Typen und Überraschungseffekte.Von einem kriminellen, weltweiten Wettsystem sowie öffentlichkeitswirksamen „Pyro-Terroristen“ gar nicht zu reden. Auch in den attraktiven Zuschauersportar-ten, Turnen, Eiskunstlaufen und Tanzen folgt man ohne Not dem Zeittrend, alles komplizierter zu machen. Die neuen Wertungs-Vorgaben und Kriterien sind nur noch

Fachleuten verständlich und nachvoll-ziehbar. Eine absurde Verdummung der Zuschauer und Fans auch in der Formel 1. Waren früher einmal die fahrerischen Fähigkeiten und die Qualität der Autos Erfolgs-Voraussetzungen, spielen heu-te Strategien, und je nach Bedarf neue Regeln, eine dominante Rolle, um die Rennen „interessanter“ zu gestalten! „Den Quatsch gucke ich mir nicht mehr an“, sagte neulich ein ehemaliger Welt-klasse-Pilot. Mit Sicherheit stehen dem-nächst wieder „Regeländerungen“ an, um die Vettel-Dominanz zu beenden.

Aber es gibt wenigstens im gesell-schaftlichen Bereich einen aller-

dings vergleichsweise bescheidenen positiven Ausgleich. Neben dem wieder

gelungenen, wohltuend familiären gesellschaftlichen Zusammentreffen der hessischen Sportgemeinde bei der traditionellen Olympischen Ballnacht im Wiesba-dener Kurhaus setzten die Verantwortlichen des Deut-schen Sportpresseballs in diesem Jahr ein absolutes Highlight in jeder Beziehung. Mit leider einem nega-tiven Aspekt: Ausgerechnet der Hausherr, Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann, glänzte durch Abwesenheit. Bei allem Verständnis und Respekt, den schwierigen Spagat Zwischenmenschlichkeit mit Reprä-sentationspflichten einer Metropole zu versuchen und erfolgreich zu bewältigen: es bleibt ein Nachgeschmack.

Das geht nun wirklich nicht, umso mehr der Deut-sche Sportpresseball in der Alten Oper in schwie-

rigen Zeiten vielleicht neben dem „Ball des Sports“ der Deutschen Sporthilfe wohl der einzige Ball mit Zukunft ist, da nicht Glamour und Selbstdarstellung, sondern die zwischenmenschlichen Werte des harmonischen Miteinanders auch hochkarätigster Persönlichkeiten und ein außergewöhnliches Programm die dominanten Vorgaben sind.

Olympia fällt aus, dafür wird stilvoll gefeiert. Auch ein Zeichen unserer Zeit?

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Sieben Versäumnisse?Medienstammtisch in Erfurt zu den Thesen Gabor Steingarts mit vier ChefredakteurenVon der einen Seite heischt er Zustimmung, von der anderen hagelt es Kritik, je nach Sicht-weise werden die sieben Thesen des Gabor Steingart kontrovers diskutiert, die der Handelsblatt-Herausgeber, ein Mann, den im journalistischen Alltag nicht je-dermann gleich exakt zugeordnet, in einer Veranstaltung im Novem-ber in München vorgelegt hat.

Die Zahl der Chefredakteure an Tageszeitungen in Thüringen ist geringer als sieben, exakt sind es vier, die haben erstmals aus-nahmslos zu einer Elefantenrun-de ihre Zusage erteilt.

In alphabetischer Reihenfolge dis-kutieren am 9. Januar 2014 um 19 Uhr im Erfurter Radisson-Hotel am Juri-Gagarin-Ring Bernd Hil-

der (Thüringische Landeszeitung, Walter Hörmann (Freies Wort/Südthüringer Zeitung), Paul Josef Raue (Thüringer Allgemeine) und Jörg Riebartsch (Ostthü-ringer Zeitung) über die Thesen von Steingart. Gastgeber ist der DJV-Landesvorstand mit seinem Medienstammtisch, dessen letzte Auflage in den April zurück reicht.

Wer die Thesen Steingarts nä-her betrachtet, findet Wahres, aber auch Populistisches in sei-ner Rede. Was jedoch in seinen Überlegungen zu kurz kommt, ist die Suche nach dem Übel, warum Journalisten durchweg extrem ho-her Arbeitsbelastung ausgesetzt sind? Letztlich, weil der Kosten-faktor gegenüber anderen Grö-ßen dominiert. Ist Rendite alles?

Wolfgang Marr

Farben

www.meg.de

Der Fachmarkt

für das Handwerk

BaustoffeRaumausstattung

WerkzeugeTrockenbau

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WiesbadenBingen

DarmstadtErbach

EschbornFriedberg

FrankfurtMainz

Mülheim-KärlichTrier

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Auf nach StuttgartDie Verträge sind zwar noch nicht unterzeichnet. Doch die Zwischenresultate der Vorberei-tungstreffen der beteiligten Lan-desverbände rechtfertigen die Zuversicht: der nächste Süddeut-sche Journalistentag findet im Juni 2014 in Stuttgart statt. Wel-cher Sonnabend konkret gebucht wird, steht im nächsten Blick-punkt-Magazin. wm

Gastgeber ist EisenachDer Vorstand des DJV Thürin-gen hat einen Beschluss gefasst, wonach der nächste Landesver-bandstag für den 22. März 2014 nach Eisenach, Tagungsort, Gö-bels Sophienhotel, Sophienstra-ße 41, einberufen ist. Die hohe Arbeitsbelastung der Journalisten, das kaum vorhandene Zeitma-nagement in den Betrieben und die Anzeichen für Überlastung, werden Thema des Treffens sein.

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Kommentar Nachrichten Medien Internes Personalien

Januar

27.01. - 28.01. 340 € (300 € )Interviewtraining für Anfänger

Februar

03.02. - 04.02. 340 € (300 € )Recherche: Einführung und Training

24.02. - 28.02. 950 €Das 1x1 des journalistischen Schreibens. Intensives Schreibtraining für Einsteigeraller Berufsrichtungen

März

11.03. 12.03. 340 € (300 € )Sinnvolle Suchmaschinenoptimierung im Redaktionsalltag

12.03. - 13.03. 340 € (300 € )Reden schreiben – Reden halten

17.03. - 18.03. 340 € (300 € )Bildbarbeitung mit Gimp. Open Source für Profis

19.03. - 21.03 420 € (370 €)Pressemitteilungen schreiben

19.03. 170 € (150 €)Chancen und Risiken von Social Media in der PR-Arbeit

26.03. - 28.03. 420 € (370 €)Digitalfotografie für Pressestellen

27.03 - 28.03. 250 € (220 €Corporate Blog als günstiges Marketinginstrument

April

02.04. – 04.04. 420 € (370 €)Journalistisches Schreiben für Einsteiger

07.04. 170 € (150 €)Moderationstraining

07.04. -08.04. 340 € (300 € )Fremdtexte redigieren

07.04. - 11.04. 950 €Das 1x1 des journalistischen Schreibens.Intensives Schreibtraining für Einsteiger aller Berufsrichtungen

10.04. - 11.04. 340 € (300 € )Medientraining für Wissenschaftler

28.04. - 30.04. 420 € (370 €)Textformen in der PR-Arbeit

Mai

14.05. - 16.05. 420 € (370 €)Strategische Kommunikationsplanung /PR-Kampagne

26.05. - 28.05. 500 € (450)Sprache und Stil journalistischer Texte, Schreibtraining für Fortgeschrittene

26.05. - 27.05. 340 € (300 € )Wie Videos im Internet erfolgreich werden

26.05. - 27.05. 340 € (300 € )Medientraining für NGOs

Juni

02.06. - 03.06. 340 € (300 €)Die Pressestelle im Internet – Online-PR und Social Media

02.06. - 03.06. 340 € (300 €)Erfolgreich präsentieren

16.06. - 18.06. 420 € (370 €)Das journalistische Porträt - Schreibtraining

17.06. - 18.06. 340 € (300 € )Texten fürs Web

16.06. 170 € (150 €)Das hätte man erkennen müssen - Verant-wortungsvoller Umgang mit Videos im Internet

23.06. - 25.06. 420 € (370 €)Pressemitteilungen schreiben

25.06. - 26.06. 340 € (300 € )Kreatives Schreiben

Juli

02.07.2014 170 € (150 €)Personality-PR: Wie Menschen zu Markenbotschaftern werden

Anmeldungen & Information:

T.: 02331.365.600, F.: 02331.365.699 [email protected]

Die aktuellen Termine und Seminarbeschreibungen sind imInternet unter www.hausbusch.de veröffentlicht. Ausführliche Programm-Flyer mit Zeit- und Themenplan sowieDozenten-Info sind dort zum Download eingestellt.

Rabatt für Mitglieder des DJV und der dju von 10% derSeminargebühr. Es gelten die Preise in Klammern.

Bildungsschecks nach WbG NRW werden akzeptiert / ange-rechnet. Das Weiterbildungs-Zentrum Haus Busch ist als Träger derArbeitnehmerweiterbildung nach § 9 AWbG NW anerkannt.Preise im Tagungshaus:Einzelzimmer mit Vollpension 65 € pro Übernachtung / TagHalbe Tagesverpflegung 12,50 € Alle Preise ohne MwSt. lt. § 4, Nr. 21-23 UStG.Termine und Preise unter Vorbehalt.

Journalisten-Zentrum Haus Busch - Seminarprogramm 1 / 2014

www.hausbusch.de

Journalisten-Zentrum Haus Busch Haus Busch 1 58099 Hagen www.hausbusch.de

• Mitglieder des DJV-Landesverbandes Hessen können im Rahmen der Teilnahme an diesen Seminaren einen Fahrkostenzuschuss bei der Geschäftsstelle in Wiesbaden, Rheinbahnstraße 3, beantragen.

• Die in Klammern genannten Teilnehmergebühren gelten für Mitglieder des DJV

Wichtiger hinweis:

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Aktuell Nachrichten Medien Internes Personalien

„Ohne Schade geht gar nichts“Erfurterin Medieninformatik-Professorin auf Vorschlag der Landesgruppe Thüringen als Vorsitzende des MDR-Rundfunkrates bis Ende 2015 gewählt

Professor Dr.-Ing. Gabriele Schade ist für die nächsten zwei Jahre Vor-sitzende des MDR-Rundfunkrates. Die 61-jährige Professorin für Me-dieninformatik und Software-Engi-neering an der Fachhochschule Er-furt, mit Wohnsitz in Ilmenau, im MDR-Rundfunkrat seit 1994 ohne Unterbrechung mit dem Mandat des Bundes für Umwelt und Na-turschutz Thüringen, hat ihr neues Amt in der Sitzung des Aufsichts-gremiums am 9. Dezember 2013 angetreten. Der Vorsitz im MDR-Rundfunkrat wechselt laut dem Drei-Länder-Staatsvertrag turnus-gemäß alle zwei Jahre. Zu Stell-vertretern wurden der bisherige Vorsitzende Horst Saage (Landes-bauernverband Sachsen-Anhalt) und der Vertreter des Landesver-eins Sächsischer Heimatschutz, Dr. Gerhart Pasch, berufen.

Der MDR-Rundfunkrat überwacht die Einhaltung des im Staatsver-trag festgelegten Programmauf-trages, wählt den Intendanten, derzeit Karola Wille, sowie die Direktoren des Senders und berät ihn in allgemeinen Programman-gelegenheiten. Er vertritt die In-teressen der Allgemeinheit auf dem Gebiet des Rundfunks. Die 43 Mitglieder bilden gesellschaft-lich relevante Gruppen in den drei Staatsvertragsländern ab und sind nicht an Aufträge von Par-teien oder Organisationen gebun-den. Der DJV Thüringen teilt sich innerhalb der Wahlperiode den Arbeitnehmersitz mit dem Beam-tenbund und dem DGB. 2009 bis 2011 vertrat Wolfgang Marr diese Interessen, seit 2012 ist es Hel-mut Liebermann, der Vorsitzende des Beamtenbundes Thüringen, den dann Ende nächsten Jahres Renate Licht vom DGB ablöst.

Eigentlich sollte hier ein Statement der neuen Chefin des Rundfunk-rates stehen. Die Gründe mag der

Leser verstehen – oder auch nicht. Jedenfalls hatte Gabriele Schade 14 Tage lang mit einer Bronchitis zu kämpfen. Nicht nur deshalb erlegt sie ihrer Stimme – und auch ihren Gedanken – Schonung auf. Sie, die kühl kalkulierende Wissenschaft-lerin, wartet erst mal ab, wie der Start ins Amt in den ersten hun-dert Tagen verläuft, heißt es auf Blickpunkt-Anfrage dazu aus dem Leipziger Gremienbüro. Was der Intendantin, zu der Schade schon länger einen kurzen Draht pflegt, sicher nicht ungelegen kommt. Denn nicht nur zustimmend, mit Blick auf die Vorlagen der Inten-danz, sondern schon öfter auch mal Veränderung fordernd, so kennt man Schade. Insbesondere während ihres Wirkens sozusagen als Chefin des Drei-Stufen-Tests der mitteldeutschen Anstalt, als auch viel über die Programment-wicklung beim Kinderkanal gere-det, ja sogar heftig gestritten wur-de, weil den Gegnern der Zeitpunkt der Verweildauer in der Mediathek (viel) zu lang gedehnt schien. Schade setzt meist auf ein Prin-zip, das von Goethe überliefert ist.

Der Verständige regiert nicht, aber der Verstand; nicht der Vernünf-tige, sondern die Vernunft. Dazu passt mit Fortune ihr Leitmotiv – siehe ihre Visitenkarte im Inter-net: Ohne Schade geht nichts. In der Umkehrung: Mit Schade geht viel, die Hoffnung der Mitarbeiter des MDR gründet sich darauf. Die Messlatte liegt hoch, denn nicht nur der in Umlauf gebrachte Ent-wicklungsplan des Senders bietet Gesprächsstoff zuhauf.

Wolfgang Marr

Gut lachen: Die neue MDR-Rundfunkratsvor-sitzende Prof. Gabriele Schade (oben links) an der Seite der neuen Leiterin des Gremien- büros, Isabell Modla. Deren Vorgängerin Brigitte Matthess wurde am selben Tag in Leipzig verabschiedet – auch mit Blumen von Prof. Kurt Morneweg, hessisches DJV-Mitglied (unten).(Fotos: Wolfgang Marr)

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Aktuell Nachrichten Medien Internes Personalien

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Ein Abend in Wiesbaden

hessisches Dankeschön an die Ehrenamtlichen

Was kann man tun, um Chancengleichheit in den Gewerkschaften zu ermöglichen? Wie können Veran-staltungen so gemanagt werden, dass sie für Journa-listinnen und Journalisten gleichermaßen interessant sind? Welche Modelle gibt es, um in den Medien jene Vielfalt zu ermöglichen, die als Diversity inzwischen in vielen Unternehmen gelebt wird?

Fragen, denen der DJV-Fachausschuss seit vielen Jah-ren nachgeht und die immer wieder auch beim Kon-gress „Frau Macht Medien“ diskutiert werden. Der Kongress selbst, der im März 2014 in Köln stattfinden wird, ist ein Produkt dieser Fachausschussarbeit, an der auch der DJV-Landesverband Hessen beteiligt ist. Er wird in diesem Gremium von Kerstin Klamroth und Rebecca Beerheide repräsentiert.

Die erfolgreichen Modelle des DJV zur Chancengleich-heit haben auch auf europäischer Ebene Aufsehen erregt. Sie sind eingeflossen in das von der Europä-ischen Journalistenförderation (EJF) herausgegebene Handbuch „Gender Best Practice“, dessen Autorin Kerstin Klamroth ist. Die Hofheimer Journalistin ist Europa-Koordinatorin im Gender Council der Interna-tionalen Journalistenförderation (IJF). In der Broschü-re, die sowohl online als auch gedruckt zu erhalten ist, stellt sie die Mentoring-Programme verschiedener DJV-Landesverbände ebenso vor wie die Broschüren zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Interessant sind aber auch die Modelle anderer Jour-nalistengewerkschaften und Medienhäuser in Europa, die Chancengleichheit ermöglichen sollen. Von der „Woche der Chancengleichheit“ über die „Hotline“ für Kolleginnen bis hin zu Quotensystemen und Net-working reicht die Palette der Maßnahmen. Der Ge-nder Council der IJF wurde 2001 gegründet. In Seoul, Korea fand im Rahmen des 24. Welt-Kongresses der IFJ die erste Konferenz zur Chancengleichheit statt. Jour-nalistinnen aus fünf Kontinenten nahmen daran teil. Grundlage war eine IJF-Studie, die Gleichheit und Qua-lität prüfte und Standards für Frauen im Journalismus festlegte. Folgende Themenfelder entwickelten sich: Frauen im Journalismus, Frauen in den Gewerkschaf-ten, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Frauen-Netzwerk im IFJ, Trainingsprogramme, Analyse der Frauenthe-men in den Medien. Die Konferenzteilnehmerinnen verständigten sich auf einen Aktionsplan. Die Um-setzung übernimmt der Gender Council, der sich aus Vertreterinnen mehrerer Regionen zusammensetzt. Er trifft sich alle anderthalb Jahre, in der Zwischenzeit führt ein Steering-Kommitee die Geschäfte.

Von Beginn an arbeiteten DJV-Journalistinnen tatkräf-tig mit. Seit Mai 2010 ist Kerstin Klamroth die Vertre-terin des DJV im Gender Council. Sie ist Mitglied im DJV-Hessen, war von 1993–1995 Mitglied des Bundes-vorstandes, 1994 bis 1996 stellvertretende Landesvor-sitzende im Landesverband Hamburg, zuvor Mitglied im Landesvorstand des DJV Baden-Württemberg.

Kerstin Klamroth

Gender Best Practice

Nichts Schnelleres gibt’s als die Jahre. Recht hat Ovid. An des Dichters Gedanken wurde beim Treffen auf Einladung des hessischen Vorstandes Anfang Dezember in Wiesbaden ergiebig erinnert. Und nach getaner Arbeit auch ausgiebig gelacht. Im Bild: Rolf Skryzak an der Seite der Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle, Christine Voll (links) und Brigitte Schwiertz. Nicht im Bild vom Büroquartett: Antje Dettmer und Sonja Lehnert.

Einen kleinen Bembel, was sonst, als Geste der Würdigung der Mitarbeit im DJV für jeden der Anwesenden, damit überraschte Hessens Vorsitzender Uli Heuser auch seinen Stellvertreter Martin Angelstein und den Fotografen Wolfgang Kühner (von links).

Wie stets zeigte sich Hessens Schatzmeisterin Gabriela Blumschein gut gelaunt, nicht nur, weil die Kasse des Verbandes gut gefüllt ist, sondern auch, weil der DJV Hessen auf Partner von außerhalb zählen kann, hier Jürgen Marquardt (DKV).

(Fotos: Wolfgang Marr)

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Aktuell Nachrichten Medien Internes Personalien

Engagiert in den MedienDie Wiesbadener Journalistin im Un-Ruhestand, Adelheid Omiotek, zudem DJV-Hessen-Mitglied, hat im September 2013 ein Buch mit dem Titel „Engagiert in Medien“, Unterti-tel „Work-Life-Balance - Porträts von Frauen zwischen Privatleben und Beruf“ veröffentlicht.

Frauen sind zweifelsohne heutzuta-ge in den Medien stark vertreten. Ei-nige haben sich für die Karriere ohne Kinder entschieden. Viele versuchen aber auch den Spagat zwischen Fa-milie und Beruf. Adelheid Omiotek hat mit zwanzig Kolleginnen gespro-chen. Wer sind sie? Wieso haben sie diesen Beruf gewählt? Was treibt sie an?

So unterschiedlich wie die Aus-gangsvoraussetzungen, ist auch der Werdegang jeder einzelnen Frau. Es gibt keinen „Einheitsweg“, sondern vielfältige Möglichkeiten des Ein-stiegs, des Aufstiegs, aber auch des Umstiegs. Die Autorin beleuchtet die Motivation und Inspiration der

Geburtstage

Januar 2014 2.01. Hans-Jürgen Wilczoch (79) OV Frankfurt 2.01. Gert Stephan-Kaselow (65) OV Wiesbaden 3.01. Rainer Drexel (65) OV Frankfurt 3.01. Franz Ewert (65) OV Gießen 4.01. Dietrich P. Huebner (77) OV Frankfurt 5.01. Christiane Zschetzschingck (89) OV Kassel 5.01. Klaus-Dietrich Schemme (76) OV Frankfurt 8.01. Karl-Heinz Burkhardt (65) BV Osthessen 9.01. Ulrich W. Schamari (70) OV Frankfurt 9.01. Joachim Kessner (83) Sondershausen 16.01. Bettina E. Witte (65) OV Wiesbaden 16.01. Klaus Moritz (60) Saalfeld 16.01. Erika Eichholz (77) Leipzig 19.01. Roland Lechner (77) OV Wiesbaden 22.01. Dr. Alexander Eib (74) Bad Liebenstein 28.01. Lieselotte Plaschke (74) Erfurt 30.01. Horst Schiefelbein (86) Erfurt

Februar 2014 3.02. Wilfried Glöde (79) Erfurt 5.02. Bernd-Peter Arnold (75) OV Frankfurt 5.02. Kurt Kalischke (73) Mönchenholzhausen 7.02. Bodo Hausendorff (85) OV Frankfurt 7.02. Peter Hillebrecht (84) OV Frankfurt 8.02. Barbara Wegmann (60) Münster 11.02. Hans-Christoph Wehnelt (76) OV Frankfurt 11.02. Sebastian Giefer (65) OV Frankfurt 12.02. Uwe Bräunlich (75) OV Frankfurt 15.02. Hans Gerhardt Wächter (82) Hauröden 16.02. Frank Bauer (70) OV Frankfurt 20.02. Rolf Schweizer (83) OV Wiesbaden 20.02. Klaus Ranglack (76) Erfurt

21.02. Gert Kraft (78) OV Frankfurt 21.02. Ingrid Maria Müller (77) BV Hanau/Main-Kinzig 22.02. Regina Haubold (60) Steinfeld 23.02. Regine Schulte-Strathaus (65) OV Wiesbaden 26.02. Jacques Paul Dauriac (79) OV Frankfurt 29.02. Wolfgang Wukasch (74) Altenburg

März 2014 2.03. Gerhard Weitkamp (79) BV Hanau/Main-Kinzig 2.03. Leo Thieme (81) Jena 3.03. Hans Beckmann (90) OV Frankfurt 6.03. Hans-Heinrich Strippel (70) OV Kassel 8.03. Hans-Dieter Radke (82) OV Wiesbaden 8.03. Wolfgang Avenarius (76) OV Frankfurt 8.03. Hartwig Heber (70) OV Frankfurt 8.03. Dr. Josef Oehrlein (65) OV Frankfurt 9.03. Harro Menzel (70) OV Frankfurt 10.03. Alfred Harder (65) OV Frankfurt 15.03. Lothar Braun (86) OV Frankfurt 16.03. Bärbel Albold (60) Sömmerda 19.03. Prof. Kurt Morneweg (85) OV Kassel 21.03. Ursula Hoffmann-Volz (65) OV Frankfurt 22.03. Egon Wohlfahrt (77) Eisenach 23.03. Bertha Reibel (82) OV Frankfurt 24.03. Dr. Wolfgang Eberhardt (85) OV Frankfurt 24.03. Franz Winkler (65) OV Frankfurt 26.03. Prof. Dr. Heiner Boehncke (70) OV Frankfurt 28.03. Ernst Herb (82) OV Frankfurt 29.03. Manfred Gutzmer (75) Weimar 30.03. Gisela Brackert (77) OV Frankfurt 30.03. Prof. Dietrich Ratzke (75) OV Frankfurt

Wir gratulieren!

Frauen und das Ringen, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Sie fragt Julia Anderton, Elke Baade, Helga Einecke, Gundula Gause, Ilka Gilbert-Rolke, Dorothee Ott, Ulrike Trampus, Melanie Weiß und ande-re. Für Liebhaber von Biografien ein lesenswertes Werk. wm

Verlag: editionDORNERISBN: 978-3-9815475-0-4Einband: Paperback, 192 S. Preis: 14,90 Euro

Wieder Mörtl-Medienpreisfür Polizeiberichterstattung Die Heinrich-Mörtl-Stiftung schreibt auch 2013/14 in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Siegfried Quandt einen Medienpreis für qualitätsjournalistische Polizeibericht-erstattung in Hessen aus. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Bewerben können sich Journalisten von Tages- oder Wochenzeitungen aus Hessen, aber auch aus anderen Bundesländern, soweit ihre Themen Hessen betreffen. Außerdem können sich Fernsehjournalisten bewerben, wenn ihre Beiträge sich auf die hessische Polizeiarbeit beziehen.

Die Beiträge, thematisch originell, gründlich recher-chiert, treffend formuliert oder filmisch ansprechend umgesetzt, müssen im Zeitraum 1. Mai 2013 bis 15. März 2014 entstanden und veröffentlicht worden sein. Einsendeschluss: 28. März 2014. Einsendungen an: TransMIT-Zentrum für Kommunikation, Medien, Mar-keting z. Hd. von Prof. Dr. Siegfried Quandt, Kerkrader Straße 9, 35394 Gießen.

Unmittelbar nach RedaktionsschlussERFURT. Thüringer DJV-Dankeschön 2013MARBURG. Gespräch mit VerlagsleitungBERLIN. TarifverhandlungTageszeitungen

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