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PRIPs IMD II und MiFid II – neue
Transparenzanforderungen für
Versicherungsanlageprodukte?
Dr. Ulrike Mönnich, LL.M., Partnerin, gbf – Rechtsanwälte
Prof. Dr. Helmut Heiss, Ordinarius an der Universität Zürich, Rechtsanwalt (Of-
Counsel)
Velden, 20. Juni 2013
Legislativprojekte der EU betreffend
«Versicherungsanlageprodukte»
• Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen
Parlaments und des Rates Basisinformationsblätter für
Anlageprodukte KOM (2012) 0352 vom 3.07.2012
(«PRIPs-VO»)
• Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments
und des Rates über Märkte für Finanzinstrumente zur
Aufhebung der Richtlinie 2004/39/EG des Europäischen
Parlaments und des Rates (Neufassung) KOM (2011)
0656 endg. vom 20.10.2011 («MiFID II»)
• Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments
und des Rates über Versicherungsvermittlung
(Neufassung) KOM (2012) 0360 endg. vom 3.07.2012
(«IMD II»)
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Stand der jeweiligen
Legislativprojekte
MiFID II IMD II PRIPs VO
Kommissionsvorschlag: 20.10.2011
Kommissionsvorschlag: 3.07.2012
Kommissionsvorschlag: 3.07.2012
Bericht des Ausschusses (W&W) mit Änderungsvorschlägen : 5.10.2012
Entwurf eines Berichts des Ausschusses (W&W) mit Änderungsvor-schlägen: 14.12.2012
Entwurf eines Berichts des Ausschusses (W&W) mit Änderungsvor-schlägen: 20.12.2012
Änderungsvorschläge des Parlaments: 26.10.2012 (aber: keine formelle Beschliessung, sondern Rückverweisung an den Ausschuss)
Einbringung von Änderungen im Ausschuss: 14.02.2013
Einbringung von Änderungen im Ausschuss: 15.02.2013
Plenarsitzung/Lesung: 8.10.2013
Plenarsitzung/Lesung: 10.09.2013
Plenarsitzung/Lesung: 10.09.2013
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Ziel und Hintergrund der Regulierung
von
«Versicherungsanlageprodukten»
• Ziel: Stärkung des Kundenschutzes durch
verständliche und dennoch kurze Information
Sicherung der Produkttauglichkeit für bestimmte Zielmärkte
anleger- und objektgerechte Beratung
• Hintergrund der Regulierung von
«Versicherungsanlageprodukten»
«Versicherungsverträge, die Anlagen umfassen, werden den
Kunden häufig als mögliche Alternative oder als Ersatz zu
Anlageprodukten gemäss der Richtlinie [MiFID II]
angeboten» (IMD II (EG 42))
→ parallele Regelung von Anlageprodukten und
Lebensversicherungen
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PRIPs VO - Anwendungsbereich
• Persönlich: Vertrieb an «Kleinanleger», Art 4 lit. c PRIPs-VO
– «Kleinanleger i.S.d. Art 4 Abs. 1 Nr. 12 RL 2004/39» (MiFID I): «Kunde, der kein professioneller Kunde ist»
– «Kunde» i.S.d. RL 2002/92/EG (IMD I)
• Sachlich: «Anlageprodukte», Packaged Retail Investment Products = PRIPs
– Legaldefinition: Art. 4 lit a) PRIPs-VO
• Schwankungen von Referenzwerten oder Fluktuationen bei der Entwicklung (auch wenn ggf. Kapitalerhaltgarantie gegeben wird)
• Verpackung
– Ausnahme von LV ohne Rückkaufswert bzw. LV mit Rückkaufswert aber ohne Marktschwankungen (Art. 2 Abs. 2 lit a))
– Ausnahme von betrieblichen Altersvorsorgesystemen im Anwendungsbereich der RL 2003/41/EG oder RL 2009/138/EG (Art. 2 Abs. 2 lit e)
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PRIPs VO – Inhalt und Form der
Basisinformation, Art 5 bis 8
• Einheitliches Basisinformationsblatt
– im gesamten EU/EWR-Raum
– für alle Anlageprodukte
• Präzise, redlich, klar, kurz und verständlich, ohne Fachjargon (Art 6 PRIPs-VO)
• Bezeichnung, Form, Inhalt und Struktur - sogar die 8 Überschriften (bzw. 16 inkl. Unterüberschriften) der Basisinformation werden vorgegeben (Art 8 PRIPs-VO)
– z.B. Kostenausweis (direkte, indirekte, inkl. Gesamtindikatoren)
• Produktanbieter unterzieht das Produkt vor Erstellung des Informationsblattes einem internen Produktgenehmigungsverfahren (gem. Entwurf des Berichts des Ausschusses (W&W) vom 20.12.2012)
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PRIPs VO – Inhalt und Form der
Basisinformation, Art 5 bis 8
• Fokus auf ökonomischen Produkteigenschaften, nicht auf rechtlichen Risiken
– vgl. Idee vom «effektiven Jahreszins» nach VerbrKr-RL/Art. 6 KKG
– «langfristige Anlage» statt «jederzeitiges Kündigungsrecht»
• Informationen grundsätzlich abschliessend (Minimal- und Maximalstandard)
– delegierte Rechtsakte der Kommission bzgl. Einzelheiten von Inhalt und Darstellung der Information («kürzer aber nicht kurz»?)
– kumulativ zu den Informationen nach Art 185 RL 2009/138 (Solvency II), Art. 3 – 5 RL 2002/65/EG (Fernabsatz FDL) («on top»)
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PRIPs VO – Sanktionen für
Pflichtverletzungen
• Sanktionen
– aufsichtsrechtliche (Art. 18 – 22 PRIPS-VO)
– zivilrechtliche (Art. 11 PRIPs-VO: Schadenersatz; tlw. Beweislastumkehr) ↔ nach geltendem europäischem Versicherungsrecht (Art. 185 RL 2009/138 (Solvency II)) sind zivilrechtliche Schadenersatzansprüche umstritten (europarechtliche Vorgaben dzt. vom EFTA-Gerichtshof, Case E-11/12, aufgrund des Vorlagebeschluss des Fürstlichen Landgerichts 31.10.2012, 05 CG.2009.238, geprüft)
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MiFID II - Relevanz für
Versicherungsanlageprodukte?
• RL 2004/39 EG (MiFID I): keine Relevanz
• MiFID II, i.d.F. KOM (2011) 0656: keine (unmittelbare) Relevanz
• MiFID II, i.d.F. STN des EP vom 26.10.2012 (EG 16):
«Versicherungsunternehmen,…, sollten ausgeschlossen sein, ausser einiger Bestimmungen zu Versicherungsprodukten, die als Anlagemedien benutzt werden. Anlagen werden häufig in Form von Versicherungsverträgen als Alternative zu Finanzinstrumenten, die unter die Bestimmungen dieser Richtlinie fallen, oder als Ersatz dafür an Kunden verkauft. Um allen Kleinanlegern den gleichen Schutz zu bieten, müssen Anlagen aufgrund von Versicherungsverträgen den gleichen Wohlverhaltensstandards genügen, insbesondere denen, die den Umgang mit Interessenkonflikten, Anreizbeschränkungen und Regeln betreffen, die sicherstellen, dass die Beratungen geeignet bzw. Verkäufe ohne Beratung angemessen sind.»*
9 *Kursiver Text = Änderungsvorschläge des Parlaments vom 26.10.2012
MiFID II - Relevanz für
Versicherungsanlageprodukte
• Für Versicherer und Vermittler gelten beim Verkauf von
oder der Beratung zu fondsgebundenen
Lebensversicherungen folgende Vorschriften
– Art. 16 Abs. 3 («Zielmarkt»)
– Art. 23 bis 26 («Information und Beratung»)
– Art. 69 bis 80 und 83 bis 91 soweit erforderlich
(«aufsichtsrechtliche Sanktionen» – wird nicht vertieft)
(siehe Art 1 Abs. 3a MiFID II, i.d.F. Parlaments-E vom 26.10.2012)
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MiFID II - Relevanz für
Versicherungsanlageprodukte
Art 23 «Interessenkonflikte» (≈ Art 18 MiFID I)
• Mitgliedstaaten schreiben vor, dass Wertpapierfirmen alle [geeigneten] notwendigen Maßnahmen treffen, um alle Interessenkonflikte zwischen ihnen selbst, einschliesslich ihrer Geschäftsleitung, ihren Beschäftigten und vertraglich gebundenen Vermittlern und anderen Personen, die mit ihnen direkt oder indirekt durch Kontrolle verbunden sind, und ihre Kunden oder zwischen ihren Kunden untereinander zu erkennen, die bei der Erbringung von Wertpapierdienstleistungen oder Nebenleistungen oder einer Kombination davon entstehen
• einschliesslich solcher, die auf die Anreize Dritter [i.e. Provision] und die eigene Vergütungsstruktur zurückzuführen sind
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MiFID II - Relevanz für
Versicherungsanlageprodukte?
Art 16 Abs. 3 MiFID II
• Unternehmen müssen organisatorische Massnahmen treffen, um Interessenkonflikte zu verhindern, i.e.
– sicherstellen, dass Produkte den Bedürfnissen des Zielmarktes entsprechen
– Vermeidung von Anreizsystemen, die den Verkauf ausserhalb der Zielgruppe fördern könnten
– internes Genehmigungsverfahren, das Risiken der Produkte prüft und sicherstellt, dass Produkt im Interesse der Zielgruppe liegt
– jederzeitige Überprüfbarkeit des Verfahrens durch die Aufsichtsbehörde
• ergänzt durch Art 24 Abs. 1a (Kundeninformation): Produkte müssen den Bedürfnissen des Zielmarktes entsprechen und nur innerhalb dieses Marktes vertrieben werden (Art. 24 Abs. 1 a) + entsprechende Info an Händler
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MiFID II - Relevanz für
Versicherungsanlageprodukte
Art 24 «Allgemeine Grundsätze und Kundeninformation»
• Grundsatz: Anbieter müssen ehrlich, redlich und professionell im besten Interesse der Kunden handeln (Abs. 1)
• alle erteilten Informationen müssen redlich, eindeutig und nicht irreführend sein (Abs. 2)
Insb. Kostenregulierung
• Gesamtkostenausweis (in Bezug auf Rendite), Art 24 Abs. 3 Unterabs 2
• [Provisionsbeschränkungen, Art 24 (Abs. 1b und 5)]
• [Provisionsverbot bei unabhängiger Anlageberatung (Abs. 5a) - Vermittlungsvorschlag des Rates: «geringfügige» Provision bei Offenlegung zulässig]
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MiFID II - Relevanz für
Versicherungsanlageprodukte
Art. 24 Abs. 5a «best advice»
• wenn unabhängige Beratung mit Ermessensspielraum angeboten wird
Art 25 «Beurteilung der Eignung und Zweckmässigkeit und Berichtspflicht»
• bei Beratung: «know your customer»
• Kriterien
– Kenntnisse und Erfahrungen des Kunden
– finanzielle Verhältnisse, einschließlich seiner Fähigkeit, Verluste zu verkraften, und Risikotoleranz
– Anlageziele
– geeignetes Produkt
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IMD II – Anwendungsbereich Anforderungen für Versicherungsanlageprodukte
• Persönlich (wer muss beraten und informieren): Vermittler
und Versicherer
• Sachlich: spezielle Regelungen für
Versicherungsanlageprodukte (= Anlageprodukte i.s.d.
PRIPs-VO, vgl. Art 2 Nr. 4 IMD II)
• Persönlich (wer erhält Information):
– Allgemeine Anforderungen: Kunde (mit Ausnahme von
Grossrisiken und professionellen Kunden;vgl. Art. 12 Abs. 1
IMD II)
– Verbesserte Standards: Kleinanleger i.s.d. PRIPs VO, MiFID II
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IMD II – Inhalt Anforderungen für Versicherungsanlageprodukte
• Wohlverhaltensregeln, die für alle Versicherungsverträge gelten, Art 15 bis 19 (≈ Art 12 IMD I mit Erweiterungen)
– Insb. Art 17 IMD II «Interessenkonflikte und Transparenz» (insb. Info über Art der Vergütung und Offenlegung der Provision – entfällt gem. Entwurf eines Berichts des Ausschusses W&W vom 14.12.2012)
• zusätzlichen Anforderungen für Versicherungsanlageprodukte (≈ Art 23 bis 25 MiFID II Art 23 bis 25 MiFID II Vorschlag)
– Art 23 «Interessenkonflikte»,
– Art 24 «Allgemeine Grundsätze und Kundeninformation»
– Art 25 «Beurteilung der Eignung und Zweckmässigkeit und Berichtspflicht» (know your customer)
(Entwurf eines Berichts des Ausschusses W&W vom 14.12.2012 sieht deutliche Reduktion dieser Anforderungen vor)
• [keine speziellen Regelungen für «kreditfinanzierte Versicherungsanlageprodukte»]
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IMD II – zusätzl. Anforderungen für
Versicherungsanlageprodukte
Mögliche Entwicklungen
1. Übernahme der Schutzstandards (Art 23 bis 26 ) der MiFID II in IMD II (Kommissionsvorschlag), oder
2. Unmittelbare Geltung der Art 16 Absatz 3, 23 bis 26 MiFID für Versicherungsanlageprodukte (EP Vorschlag MiFID II von 26. 10.2012), oder
3. Deutliche Reduktion der MiFID II Standards für Versicherungsanlageprodukte (Entwurf der Stellungnahme des W&W Ausschusses vom 14.12.2012)
– Z.B. kein Provisionsverbot bei unabhängiger Vermittlung
– Keine Verpflichtung zu «redlichem», «ehrlichen» Handeln im «bestmöglichen» Interesse des Kunden (vgl. STN zu Art 15)
– Keine Pflicht zur Offenlegung der Provision
– es «muss Unterschiedlichkeit von Versicherungsprodukten und reinen Investmentprodukten Rechnung getragen werden» (Ausweis des Risikoanteils)
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