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Vernetztes Wohnen im Quartier Selbstbestimmtes Wohnen im Alter – intelligent unterstützt mit Technik und Dienstleistungen Eine Perspektive für Hamburg Projekt-Abschlussbericht (Kurzfassung) Eröffnung Juni 2013 Länger selbstbestimmt wohnen gefördert von Projekt „Vernetztes Wohnen im Quartier“ Projektkoordination Gesundheitswirtschaft Hamburg GmbH Dr. Gabriele Rose, Dr. Bernd Hillebrandt Adolphsplatz 1, 20457 Hamburg Tel. 040 36138 9400, Fax 040 36138 9409 E-Mail: [email protected] PFLEGEN & WOHNEN HAMBURG GmbH Nicol Wittkamp, Jens Schweer Finkenau 11, 22081 Hamburg Tel. 040 2022 3355, Fax 040 2022 3550 E-Mail: [email protected] Universität Hamburg Fachbereich für Informatik Arbeitsbereich IT-Management und Consulting Prof. Dr. Tilo Böhmann, Jan Parchmann, Corvin Meyer-Blankart Vogt-Kölln-Straße 30, Raum 108, 22527 Hamburg Tel. 040 428 83 22 99 E-Mail: [email protected] PROSYSTEM AG Prof. Dr. Jürgen Stettin, Ronny Stoll Beim Strohhause 17, 20097 Hamburg Tel. 040 66 87 88 0, Fax 040 66 87 88 399 E-Mail: [email protected] Q-Data Service GmbH Informations- und Elektrotechnik Reinhard Heymann, Hauke Thiele, Malte Stienen Störtebekerhaus, Borstelmannsweg 145, 20537 Hamburg Tel. 040 70101 413, Fax 040 70101 420 E-Mail: [email protected] Projektförderung Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz Referat für Gesundheitswirtschaft, Internationales, Beteiligungen Dr. Cornelia Baumgardt-Elms Billstr. 80a, 20539 Hamburg Tel. 040 42837 2187, Fax 040 427948 134 E-Mail: [email protected] www.vernetztes-wohnen-hh.de

Projekt „Vernetztes Wohnen im Quartier“ · 4 Das Projekt „Vernetztes Wohnen im Quartier“ zeigt, wie innovative Haustechnik, alltagsunterstützende Systeme sowie Dienstleistungen

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Vernetztes Wohnen im Quartier

Selbstbestimmtes Wohnen im Alter –intelligent unterstützt mit Technik und Dienstleistungen

Eine Perspektive für Hamburg

Projekt-Abschlussbericht (Kurzfassung)

Eröffnung Juni 2013

Länger selbstbestimmt wohnen

gefördert von

Projekt „Vernetztes Wohnen im Quartier“

ProjektkoordinationGesundheitswirtschaft Hamburg GmbHDr. Gabriele Rose, Dr. Bernd HillebrandtAdolphsplatz 1, 20457 HamburgTel. 040 36138 9400, Fax 040 36138 9409E-Mail: [email protected]

PFLEGEN & WOHNEN HAMBURG GmbHNicol Wittkamp, Jens SchweerFinkenau 11, 22081 HamburgTel. 040 2022 3355, Fax 040 2022 3550E-Mail: [email protected]

Universität Hamburg Fachbereich für Informatik Arbeitsbereich IT-Management und ConsultingProf. Dr. Tilo Böhmann, Jan Parchmann, Corvin Meyer-BlankartVogt-Kölln-Straße 30, Raum 108, 22527 HamburgTel. 040 428 83 22 99E-Mail: [email protected]

PROSYSTEM AGProf. Dr. Jürgen Stettin, Ronny StollBeim Strohhause 17, 20097 HamburgTel. 040 66 87 88 0, Fax 040 66 87 88 399E-Mail: [email protected]

Q-Data Service GmbHInformations- und ElektrotechnikReinhard Heymann, Hauke Thiele, Malte StienenStörtebekerhaus, Borstelmannsweg 145, 20537 HamburgTel. 040 70101 413, Fax 040 70101 420E-Mail: [email protected]

ProjektförderungBehörde für Gesundheit und VerbraucherschutzReferat für Gesundheitswirtschaft, Internationales, BeteiligungenDr. Cornelia Baumgardt-ElmsBillstr. 80a, 20539 HamburgTel. 040 42837 2187, Fax 040 427948 134E-Mail: [email protected]

www.vernetztes-wohnen-hh.de

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Inhalt

Grußwort der Hamburger Senatorin für Gesundheit und Verbraucherschutz 3

Ein Wohn- und Versorgungskonzept für die Zukunft 4

Projektplanung und Vorstudien 8

Ein Navigator für das vernetzte Wohnen 12

Ein Versorgungsmodell, das mitwächst 14

Musterwohnung und Musterzimmer 18

Die Kommunikationsplattform 20

Das Modell im Praxistest 24

Impressum

Herausgeber:

Gesundheitswirtschaft Hamburg GmbHDr. Gabriele Rose, Dr. Bernd HillebrandtAdolphsplatz 1, 20457 HamburgTel. 040 36138 9400, Fax 040 36138 9409E-Mail: [email protected]

Autoren:

Dr. Bernd Hillebrandt, Gesundheitswirtschaft HamburgJan Parchmann, Universität HamburgCorvin Meyer-Blankart, Universität HamburgNicol Wittkamp, PFLEGEN & WOHNEN HAMBURGJens Schweer, PFLEGEN & WOHNEN HAMBURGReinhard Heymann, Q-Data Service GmbHRonny Stoll, PROSYSTEM AG

Redaktionelle Bearbeitung und Layout:

impressum health & science communicationHohe Brücke 1, 20459 HamburgTel. 040 31786410, Fax 040 31786464Internet: www.impressum.deE-Mail: [email protected]

Bildnachweis:

Seite 12: 4774344sean/istockphotolondoneye/istockphoto

Alle weiteren Bilder: GWHH/Michael Zapf

Stand: 09/2014

Grußwort

In Hamburg leben aktuell über 430.000 Menschen, die 60Jahre oder älter sind. Und diese Zahl wird steigen: Progno-sen zufolge wird im Jahr 2030 fast jede dritte Hamburgerinbzw. jeder dritte Hamburger zu dieser Gruppe zählen. Dieprozentuale Anzahl der über 80-Jährigen wird sogar nochschneller wachsen.

Diese demografische Entwicklung hat Auswirkungen aufnahezu alle Gesellschafts-, Lebens- und Politikbereiche. Es ist deshalb eine wichtige Aufgabe für die Stadt, dieHerausforderungen des demografischen Wandels zu meistern. Ein Wandel, der gerade für eine Metropole wieHamburg auch Chancen bietet, die offensiv genutzt werdensollten. Der Hamburger Senat hat dazu im März das„Demografie-Konzept Hamburg 2030: Mehr. Älter. Viel -fältiger.“ vorgelegt, das neben einer speziell auf Hamburg bezogenen Analyse auch Handlungsfelder im Zusammen-hang mit dem demografischen Wandel benennt.

Mit zunehmendem Alter steigen beispielsweise der Assis-tenz- und Hilfebedarf in Folge chronischer Erkrankungen.Wenngleich auch unterhalb der Schwelle der Pflegebedürf-tigkeit. In Hamburg betrifft dies heute etwa 60.000 Men-schen – mit steigender Tendenz. Zugleich ist es der Wunschder meisten Menschen, auch im Alter möglichst langeselbstständig zu sein, selbstbestimmt zu leben und zu wohnen. Hinzu kommt, dass gerade ältere Menschen inihrem vertrauten Umfeld im angestammten Quartier verbleiben möchten.

Aus den Bedürfnissen der Einzelnen leiten sich dabei gesell-schaftliche Herausforderungen ab. Individuell gestaltbareWohn- und Versorgungsangebote sind notwendig, die auchaufwachsende Unterstützungsoptionen bei der Bewältigungdes Alltags im Alter bieten. Das Projekt „Vernetztes Wohnenim Quartier“, das 2012 von der Gesundheitswirtschaft Ham-burg GmbH, der gemeinsamen Cluster-Agentur der StadtHamburg und der Handelskammer, initiiert und später koor-diniert wurde, hat sich dieser Herausforderung gestellt.

Mit Unterstützung aus dem Europäischen Fonds für regio-nale Entwicklung der EU und aus dem FörderprogrammGesundheitswirtschaft der Behörde für Gesundheit und Ver-braucherschutz (BGV) haben die Projektpartner, die Universi-tät Hamburg, PFLEGEN & WOHNEN HAMBURG, ProsystemAG und Q-Data Services, in rund zwei Jahren eine Muster-wohnung und ein Musterzimmer mit technischen Assistenz-systemen ausgestattet und eine internetbasierte Dienst -

leistungsplattform entwickelt. Diese Systeme sollen dieSelbstständigkeit im Alter unterstützen und Seniorinnenund Senioren ein möglichst langes Verweilen im eigenenWohnumfeld ermöglichen. Die Assistenzsysteme und dieDienstleistungsplattform wurden von Bewohnerinnen undBewohnern getestet und bewertet. Zudem hat ein von mirin der BGV eingerichteter Beirat mit Expertinnen und Exper-ten von der Hamburgischen Pflegegesellschaft, der Ärzte-kammer, des Landesseniorenbeirats, der Wohnungsver-bände VNW Hamburg und BFW Landesverband Nord sowieaus der Wissenschaft das Projekt begleitet und beraten.

Nun geht es darum, dass die Erkenntnisse Eingang in diePraxis finden. Darüber sprechen wir auch mit dem „Bündnisfür Wohnen“, in dem sich die für den Wohnungsbau unddie Quartiersentwicklung in Hamburg relevanten Akteurezusammengeschlossen haben. Daneben fördern wir dieweitere Evaluation der Projektergebnisse im Rahmen derWeiternutzung der entstandenen Musterwohnung.

Diese Broschüre soll Sie über die Ergebnisse des Projekts„Vernetztes Wohnen im Quartier“ informieren und Anstößefür neue Ideen und weitere Entwicklungen geben. Ichdanke allen, die als Projektpartnerinnen und -partner, alsBewohnerinnen und Bewohner und als Expertinnen undExperten im Beirat oder an anderer Stelle am Erfolg diesesProjekts mitgewirkt haben.

Senatorin Cornelia Prüfer-StorcksPräses der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz

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Das Projekt „Vernetztes Wohnen im Quartier“ zeigt, wieinnovative Haustechnik, alltagsunterstützende Systemesowie Dienstleistungen zur individuellen und altersgerech-ten Wohnungsgestaltung heute schon miteinander ver-knüpft werden können – von der technisch intelligentenHaushalts organisation bis zur Förderung sozialer Kontakteund Aktivitäten. Menschlicher Austausch soll dabei nichtdurch Technik ersetzt, sondern sinnvoll durch sie ergänztwerden. Konkret wurde dies im Rahmen des Projekts ineiner Musterwohnung in der Wohnanlage PFLEGEN &WOHNEN UHLENHORST erprobt, die auch nach dem Endeder Projektlaufzeit weiter genutzt werden wird. Außerdemwurde ein Muster-Einzelzimmer in der am gleichen Standortbefindlichen Pflegeeinrichtung von PFLEGEN & WOHNENHAMBURG ausgestattet.

Leichter wohnen – durch Smarthome-TechnikIm Projekt kommt moderne Smarthome-Technik zum Ein-satz, die es Bewohnern eines Hauses oder einer Wohnungermöglicht, Funktionen und Geräte individuell, einfach undkomfortabel zu steuern. Zu den verwendeten Technikenzählen z.B.:

� Steuerung von Vorhängen, Fenstern und Jalousien, ggf.auch automatisiert

� Automatische Lichtsteuerung (z.B. bei nächtlichen Toilettengängen)

� Vitalisierendes Licht zur Steigerung des Wohlbefindens� Automatisches Audiosystem (z.B. für morgendliche Weckszenarien)

� Schlüsselerinnerung beim Verlassen der Wohnung� Türkamera mit Bildübertragung auf ein mobiles Endgerätwie Tablet-Computer oder Smartphone

Wie können ältere Menschen in Hamburg lange selbstständig in ihrer heimischen Umgebung leben? Diese Frage wird immer wichtiger – denn bis zum Jahr 2025 wird die Zahl der über 60-Jährigen in Hamburg um über 60.000 ansteigen. Die Kapazitäten der stationären Altenpflege werden hierfür nicht ausreichen. Mit intelligenten technischen Systemen und menschlicher Unterstützung kann jedoch ein geeignetes Wohnumfeld für ein selbstbestimmtes Leben im vertrauten Quartier geschaffen werden.

Ein Wohn- und Versorgungskonzept für die Zukunft

� Zentrales Abschaltsystem für alle elektrischen Geräte� Herd mit automatischem Überhitzungsschutz

Die Bedienung erfolgt zentral über Touchscreen, Fernbedie-nung oder Taster bzw. Schalter in der Wohnung. Sie istintuitiv und erfordert keine Fachkenntnisse. Smarthome-Techniken sind nicht nur für Neuausstattungen geeignet. ImProjekt geht es auch um die individuelle und bedarfsspezifi-sche Nachrüstung von Bestandswohnungen mit den pas-senden Funktionen.

Alltagsunterstützung durch TechnikAlltagsunterstützende Systeme, in der FachspracheAmbient-Assisted-Living-Technologien (AAL) genannt, sindtechnische Produkte und intelligente Lösungen, die Men-schen in vielen Lebenssituationen unterstützen. Sie erleich-tern z.B. die Kommunikation mit anderen Quartiersbewoh-nern oder die Inanspruchnahme von Dienstleistungen imQuartier. Außerdem bieten AAL-Technologien älterenBewohnern mehr Sicherheit in ihrem Zuhause. Im Projektkommen u.a. folgende AAL-Technologien zum Einsatz:

� Vernetzter Wäschekorb, der den Wäscheservice aktiviert� Lieferklappe (durch Code gesichert)� Barcode-Scanner zur automatischen Warenbestellung� Intelligenter Bodenbelag zur Erkennung von Stürzen� Aktivitätserkennung durch einen Präsenzmelder� Notruf-Taste an wichtigen Stellen in der Wohnung

Dienstleistungen aus dem QuartierIntegraler Bestandteil des Projekts „Vernetztes Wohnen imQuartier“ sind Dienstleistungen von Menschen für Men-schen. Für das Projekt wurde zu diesem Zweck eine Kom-munikationsplattform (siehe S. 20) entwickelt, über die dieBewohner Kontakt zu Dienstleistungsunternehmen imQuartier aufnehmen und deren Service-Angebot abrufenkönnen. Dienstleistungen können aber auch fest vereinbartund regelmäßig in Anspruch genommen werden. MöglicheDienstleistungen aus dem Quartier sind z.B.:

� Lebensmittellieferung� Essenslieferung� Kochhilfe� Lieferung von Blumen � Wohnungsreinigung� Fensterreinigung� Wäscheservice� Taxibuchung und Fahrdienste� Anforderung einer Begleitperson� Restaurantbuchung

Im Projekt wurden konkret erste Vereinbarungen mit folgenden Dienstleistern getroffen:

� ein Homecare-Anbieter für die Versorgung mit medizini-schen Hilfen im Alltag

� eine Apotheke für die Belieferung mit Medikamenten undals Dienstleister für die Körperpflege und Ernährung

� ein Menüservice-Anbieter

Modellbausteine für verschiedene LebenslagenDie für das Projekt genutzten Smarthome- und AAL-Funk-tionen sowie die quartiersbezogenen Dienstleistungen wer-den zu Modellbausteinen, so genannten„Modulen“, ver-knüpft. Sie sind für den Nutzer zu Hause in seiner Wohnungüber eine zentrale Computersteuerung (Kommunikations-plattform) verfügbar. Da aber nicht jeder Mensch die glei-chen Module benötigt, können diese nach individuellenBedürfnissen zusammengestellt werden. Im Projekt wurdendaher verschiedene „Versorgungsmodelle“ (siehe S. 14)entwickelt, die vor allem den Gesundheitszustand derBewohner und den damit zusammenhängenden persönli-chen Hilfebedarf berücksichtigen. Das bedeutet, dass fürunterschiedliche Lebensphasen das jeweils passende Versor-gungsmodell mit den entsprechenden Technik-Dienstleis-tungs-Modulen angewandt werden kann.

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Der Film zum Projekt

In der Endphase des Projekts wurde ein gut siebenminü-tiger Film produziert, der die praktischen Ergebnisse undNutzererfahrungen, die bis zu diesem Zeitpunkt gesam-melt werden konnten, anschaulich wiedergibt. Gedrehtwurde er in der Musterwohnung von PFLEGEN & WOHNEN UHLENHORST. Er präsentiert die alltagsunter-stützenden Systeme und Technologien, die in der Woh-nung integriert sind, und lässt mehrere Testnutzer zuWort kommen, die über ihre Eindrücke und Erfahrungenberichten. Die Möglichkeiten des vernetzten Wohnenswerden auf diese Weise der Öffentlichkeit plastisch undemotional vermittelt. Der Film kann auf der Internet-seite des Projekts abgerufen werden:

www.vernetztes-wohnen-hh.de

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Ein mitwachsendes ModellSmarthome- und AAL-Unterstützungslösungen werdenjedoch nicht erst nach und nach einzeln installiert, wennder jeweilige Hilfebedarf entsteht. Sie sind vielmehr vonvornherein in die Wohnung integriert und können auchvon jüngeren, gesunden Bewohnern als Komfortfunktio-nen genutzt werden, wenn diese dies wünschen –ebenso wie die quartiersbezogenen Dienstleistungen.Die Bewohner können aber auch zunächst darauf ver-zichten und erst mit steigendem Alter und Hilfebedarfein Versorgungsmodell mit dem entsprechenden, bereitsvorinstallierten Technik- und Dienstleistungsangebotwählen. Der Vorteil einer frühen Komfort-Nutzung istallerdings, dass die Bewohner mit den Funktionen schonvertraut sind, wenn sie sie wegen der nachlassendenGesundheit tatsächlich brauchen. Eine frühe Nutzungkann so Berührungsängste und Nutzungsbarrieren, diebei älteren Menschen häufig zu beobachten sind, erheb-lich senken.

PraxistestDie Musterwohnung und das Musterzimmer am StandortPFLEGEN & WOHNEN UHLENHORST wurden im Rahmenvon Nutzungswochen einem Praxistest unterzogen (siehe S.24). Dabei bewohnten mehrere Testnutzer unterschiedlichenAlters die Wohnung für einen oder mehrere Tage; das Mus-terzimmer wurde dauerhaft bewohnt. Die Testpersonenwurden bei der Nutzung der verschiedenen Funktionalitätenbeobachtet und anschließend dazu befragt, z.B. wie einfachund intuitiv die Bedienung war, welchen Nutzen sie sahenund welche Veränderungs- oder Verbesserungswünsche siehatten. Die Ergebnisse dieser Tests flossen unmittelbar in dieWeiterentwicklung des Projekts ein. Da die installierte Tech-nik und die Kommunikationsplattform in der Probewoh-nung bleiben, wird die Evaluation auch nach der Beendi-gung des Projekts weitergeführt.

Die Rahmendaten des ProjektsDas Projekt startete am 1. Juni 2012 und hatte eineLaufzeit von 24 Monaten sowie eine Verlängerungs-phase von zwei Monaten. Offizielles Ende war der 31.Juli 2014. Es wurde als interdisziplinäres Verbundprojektvon der Gesundheitswirtschaft Hamburg GmbH (GWHH)als Koordinator gemeinsam mit mehreren Partnerndurchgeführt. Die Universität Hamburg übernahm diewissenschaftliche Entwicklung und Begleitung. Die wich-tigsten Ziele waren, die Alltagstauglichkeit und Vernet-zung verschiedener Technologie- und Dienstleitungs -angebote zu erforschen und zu testen, spezifischeWohnbedürfnisse älterer Menschen zu ermitteln sowieindividuell gestaltbare und anpassungsfähige Wohn- undVersorgungskonzepte zu entwickeln. Dabei sollten nichtnur (haus-)technische Komponenten eingesetzt, sondern

auch unterstützende und aktivierende Dienst- und Ver-sorgungsleistungen in unterschiedlichen Stufen ent -wickelt und eingebunden werden. Ergänzend kam dasZiel hinzu, die konkrete praktische Umsetzung und dieAkzeptanz dieser Konzepte im Wohnumfeld älterer Menschen zu fördern.

Förderung aus Europa und Hamburg Das Projekt „Vernetztes Wohnen im Quartier“ wurde mitMitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung(EFRE) sowie der Behörde für Gesundheit und Verbraucher-schutz der Freien und Hansestadt Hamburg gefördert. Dieprojektbeteiligten Partner trugen rund ein Drittel an Eigen-mitteln bei.

Projektgremium und -beiratDie strategischen Entscheidungen traf ein Projektgre-mium aus den beteiligten Partnern, das von der Gesund-heitswirtschaft Hamburg GmbH koordiniert wurde. Estraf sich in regelmäßigen Abständen zur Revision desProjektverlaufs und zu Beratungen über das weitere stra-tegische Vorgehen. Unterstützt wurde es durch einenehrenamtlichen Beirat, den die Behörde für Gesundheitund Verbraucherschutz zur fachlichen Begleitung desVorhabens eingesetzt hatte und der Expertise aus denjeweiligen Fachgebieten der Beiratsmitglieder beisteu-erte, so z.B. aus der Pflegewissenschaft, der Geriatrieund aus Seniorensicht. Der Projektbeirat unter dem Vor-sitz der Senatorin für Gesundheit und Verbraucher-schutz, Cornelia Prüfer-Storcks, tagte insgesamt sechsMal und diskutierte die von den Projektpartnern präsen-tierten Lösungen.

Website zum ProjektZur öffentlichkeitswirksamen Außendarstellung des Projektswurde die Internetseite www.vernetztes-wohnen-hh.de entwickelt und im Verlauf des Projekts kontinuierlich ausge-baut und aktualisiert. Sie gibt interessierten Laien, aberauch Fachleuten aus dem Bereich der technikunterstütztenDienstleistungen Informationen über die Schwerpunkte undErgebnisse des Projekts. Unter anderem können sich Besu-cher der Website auf einem interaktiven Grundriss der Mus-terwohnung die eingebauten Smarthome- und AAL-Funk-tionen anzeigen und erläutern lassen.

Presse- und ÖffentlichkeitsarbeitIm Vorfeld der Europawahl am 25. Mai 2014 berichtetedie Nachrichtenagentur dpa über das Projekt „VernetztesWohnen im Quartier“ als Beispiel für ein von der Euro -päischen Union gefördertes Projekt. Dazu gab es einenOrtstermin in der Musterwohnung. Auf der Grundlagedieses dpa-Artikels veröffentlichten zahlreiche MedienBerichte über das Projekt. Hinzu kamen ausführlicheBerichterstattungen in bundesweiten Radio- und regio -nalen TV-Sendern.

Des Weiteren wurden Informationsmaterialien wie ein Projekt-Flyer entwickelt sowie Poster und Roll-ups, die aufmehreren Veranstaltungen präsentiert wurden. Der offizielleStartschuss für das Projekt fiel bei der Auftaktveranstaltungam 3. Dezember 2012; die Abschlussveranstaltung fand am16. Oktober 2014 statt. Beide wurden von Gesundheits -senatorin Cornelia Prüfer-Storcks eröffnet. Auch auf mehre-ren weiteren Veranstaltungen wie der eHealth Conference2014 (siehe Kasten auf S. 6) stellten die GWHH und betei-ligte Projektpartner das Projekt vor.

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Vorstellung des Projektsbei der eHealth Conference 2014

Das Projekt „Vernetztes Wohnen im Quartier“ präsen-tierte sich am 17. und 18. Juni 2014 im Rahmen der„eHealth Conference 2014“ in Hamburg einem interes-sierten Fachpublikum. Vertreter der Projektpartner führten zahlreiche Gespräche mit Fachleuten aus demIn- und Ausland. Dabei wurden Kontakte zu Projektenaus Dänemark und Norwegen geknüpft. Im Rahmen seines Besuches der eHealth Conference besuchte auchBundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (im Fotorechts) den Ausstellungsstand des Projekts und wurdedabei von der Hamburger Senatorin für Gesundheit undVerbraucherschutz Cornelia Prüfer-Storcks begleitet.Beide Politiker begrüßten den besonderen Ansatz desProjekts, technische Hilfssysteme mit menschlichenDienstleistungen und nachbarschaftlicher Unterstützungzu verknüpfen.

Projektpartner

Projektkoordination

Gesundheitswirtschaft Hamburg GmbH

Projektbeteiligte

Universität Hamburg, Fachbereich Informatik Arbeitsbereich IT-Management und -Consulting

PFLEGEN & WOHNEN HAMBURG GmbH

PROSYSTEM AG

Q-Data Service GmbH

ProjektbeiratVorsitzende:Cornelia Prüfer-Storcks, Senatorin für Gesundheit undVerbraucherschutz der Freien und Hansestadt Hamburg

Dr. Hanneli Döhner, Verein „wir pflegen“

Dr. Verena Herfort, BFW Landesverband Nord e.V.

Marco Kellerhof, Behörde für Gesundheit und Verbrau-cherschutz der Freien und Hansestadt Hamburg

Prof. Dr. Bosco Lehr, Fachhochschule Flensburg

Michael Pistorius, Verband norddeutscher Wohnungs -unternehmen e.V.

Jan Quast, Behörde für Gesundheit und Verbraucher-schutz der Freien und Hansestadt Hamburg

Klaus Schäfer, Ärztekammer Hamburg

Karin Schulz-Torge, Landesseniorenbeirat Hamburg

Martin Sielaff, Hamburgische Pflegegesellschaft

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Die typischen Bereiche des täglichen Lebens von älterenMenschen, die wichtig sind, um ein möglichst langes undselbstbestimmtes Leben im eigenen Wohnumfeld führen zukönnen, wurden bereits in einem durch das Bundesministe-rium für Bildung und Forschung geförderten Projekt er -mittelt (Studie „MIDIS 2012“). Sie berücksichtigen auchseniorenspezifische Probleme und Defizite. Bei den Bedarfs-feldern handelt es sich um Information und Kommunika-tion, Wohnen, Fitness, Mobilität, Gesundheit, Bildung, Frei-zeit, soziales Umfeld, Arbeit. Für das Projekt „VernetztesWohnen im Quartier“ wurden diese Bedarfsfelder sinnvollzusammengefasst und wie folgt gruppiert:

� Freizeit und Teilhabe� Komfort und Sicherheit � Mobilität und Service� Prävention und Gesundheit

Für diese Bedarfsfelder existieren bereits technische Innova-tionen in den verschiedenen Bereichen des häuslichenLebens – zum Beispiel einfach zu bedienende Smarthome-Techniken für Komfort und Sicherheit oder AAL-Technolo-gien wie Telekommunikation und die Übertragung medizini-scher Daten.

Projekt-VorstudienZwei Vorstudien zu Beginn des Projekts „Vernetztes Woh-nen im Quartier“ hatten das Ziel, einen Überblick über ver-wandte Arbeiten und Projekte zu gewinnen. Zum einensollte der Bedarf älterer Menschen an Technik- und Dienst-leistungen und zum anderen der vorhandene Stand derTechnik ermittelt werden.

Es gibt bereits zahlreiche Projekte, die sich mit Fragestellun-gen zum selbstbestimmten Wohnen im Alter auseinander-

Welche Zielgruppen sollen einbezogen werden? Welchen Bedarf haben diese? Welche Smarthome- und AAL-Technologien gibt es bereits, die eingesetzt werden können? Welcher Standort eignet sich für das Projekt? Diese und andere Fragen wurden in Projektvorstudien untersucht. In anschließenden Workshops wurden dann die Rahmenbedingungen und Ziele für das Projekt festgelegt.

Projektplanung und Vorstudien setzen. Die meisten richten ihren Fokus auf AAL-Technolo-gien. Verwandte Projekte wurden mit Blick auf folgendeAspekte untersucht:

� Dienstleistungsaspekt: Berücksichtigt das Projekt dieEntwicklung von Dienstleistungen?

� Technikaspekt: Werden AAL- und Smarthome-Technologien verwendet?

� Wohnungsaspekt: Liegt der Fokus des Projekts im häuslichen Wohnumfeld?

� Quartiersaspekt: Gibt es im Projekt einen Quartiersbezug?

Die untersuchten Studien und Projekte wurden den relevan-ten Bedarfsfeldern „Freizeit und Teilhabe“, „Komfort undSicherheit“, „Mobilität und Service“ sowie „Prävention undGesundheit“ zugeordnet. Zugleich wurden gängige und fürdas Projekt „Vernetztes Wohnen im Quartier“ relevanteTechnologien zur Hausvernetzung und Steuerung techni-scher Systeme sowie zur Entwicklung der AAL-Kommunika-tionsplattform ermittelt und miteinander verglichen.

Entwicklung von Technik-Dienstleistungs-ModulenDie Forschung im Bereich der Dienstleistungsentwicklungzeigt Konzepte, Methoden und Werkzeuge auf, mit denenindividuelle Dienstleistungen zielgerichtet konzipiert, entwi-ckelt, getestet und auf den Markt gebracht werden können(so genanntes Service Engineering). Dazu werden häufigMethoden aus der Produkt- oder Software-Entwicklung ver-wendet und angepasst. Für das Projekt „Vernetztes Woh-nen im Quartier“ wurde eine Methode entwickelt, mit derinsbesondere Smarthome- und AAL-verknüpfte Dienstleis-tungen entwickelt werden können. In diesen Prozess flossendie Informationen aus den ausgewerteten Studien ein;außerdem wurden die definierten Bedarfsfelder berücksich-tigt. Mit dieser Methode der Potenzialanalyse war es mög-lich, schnell zu einer ersten „Referenzarchitektur“ zu kom-men, also zu Technik-Dienstleistungs-Modulen, die die ver-schiedenen Bedarfsfelder abdecken (siehe S. 12).

Vorgehen und beteiligte PartnerUm potenzielle Smarthome- und AAL-verknüpfte Dienstleis-tungen zu entwickeln, bedarf es eines interdisziplinärenTeams. Im Projekt „Vernetztes Wohnen im Quartier“bestand das Team aus Experten aus den Bereichen Dienst-leistungsanbieter, Smarthome-Technologie, Software-Engi-neering und Pflege. Von Juni bis Oktober 2012 wurdenmehrere so genannte Innovations-Workshops durchgeführt,in denen das Team das Quartier und die Zielgruppen defi-nierte sowie eine Potenzialanalyse für technikgestützte

Dienstleistungen im Quartier vornahm. Ziel war es, eineAuswahl an geeigneten Technologien und Dienstleistungenfür das Projekt zu treffen sowie daraus die Leistungserbrin-ger und die technischen Anforderungen abzuleiten.

QuartiersdefinitionEin wesentlicher Aspekt des Projekts ist der Quartiersge-danke. Er fördert die Teilhabe und bietet lokalen Bezug,Ressourcen, soziale Netzwerke und Gemeinschaftsempfin-den. Ziel ist die intelligente Kombination von Dienstleistun-gen und innovativer Technik in einem Wohnquartier. Für dasProjekt wurde als Quartier ein Bereich von 1,5 bis 2 Kilome-ter rund um den Standort von PFLEGEN & WOHNENUHLENHORST (Heinrich-Hertz-Straße) definiert. Er umfasstGebiete von Uhlenhorst und Barmbek-Süd und wird imWesten durch die Außenalster begrenzt, im Norden durchden Osterbekkanal und die Weidestraße, im Osten durchdie Wagnerstraße und Adolph-Schönfelder-Straße sowie imSüden durch den Eilbekkanal.

ZielgruppenklärungFür die Zielgruppenklärung wurde auf das Konzept der„Personas“ zurückgegriffen. Es beschreibt eine Gruppe vonrealistischen Nutzern über eine Charakterisierung fiktionalerPersonen. So ergibt sich eine griffige Beschreibung der Ziel-gruppe. Dies hilft dem Team, sich auf die Bedürfnisse derspäteren Nutzer zu fokussieren, und ist insbesondere fürinterdisziplinäre Teams ein wichtiges Hilfsmittel. In den fürdas Projekt „Vernetztes Wohnen im Quartier“ ausgewerte-ten Studien wurden für AAL-Technologien und selbstbe-stimmtes Leben im Alter 24 verschiedene Personas beschrie-ben, aus denen fünf ausgewählt wurden:

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Karte des definierten Quartiers

Für das Projekt wurde ein Quartier rund um den Standort von PFLEGEN & WOHNEN UHLENHORST gewählt

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� Der frühinteressierte Gesunde� Die anspruchsvolle Jungseniorin� Die Bewohnerin im Servicewohnen mit chronischer körperlicher Erkrankung

� Der Senior mit beginnenden neurologischen Einschrän-kungen (z.B. Demenz)

Entwicklung von Ideen für DienstleistungenIn einem nächsten Schritt wurde eine Auswahl an projekt -relevanten Dienstleistungen ermittelt – zum einen auf derBasis der definierten Personas, zum anderen auf einem vor-handenen Dienstleistungskatalog. Es entstand eine Liste mit60 verschiedenen Dienstleistungs-Ideen, in denen einbesonderes Potenzial für eine Realisierung mithilfe vonSmarthome- und AAL-Technologien gesehen wurde.

Beurteilung der UmsetzungsfähigkeitEin zentrales Anliegen aller Beteiligten war die Umsetzungs-fähigkeit der Dienstleistungsvorschläge, da jeder Vorschlageinen mehr oder weniger hohen Entwicklungsaufwand mitsich bringen würde. Daher wurden die Vorschläge von denExperten aus den Bereichen Dienstleistungen, Smarthome-und AAL-Technologie bewertet. Auf dieser Basis wählte dasTeam 30 Dienstleistungen aus, die näher betrachtet werden

sollten. Hierbei zeigte sich, dass sich einige Einzelvorschlägegut zu einer ganzheitlicheren Dienstleistung zusammenfas-sen ließen.

PotenzialbewertungUm schließlich jene Services zu ermitteln, die den größtenMehrwert bringen, wurden folgende Kriterien zur Bewer-tung angewendet:

1) Akzeptanzförderung: Welche Dienstleistungen werdenbesonders häufig und von allen Personas in Anspruchgenommen?

2) Smarthome-Potenzial: Welche Dienstleistungen lassensich besonders effektiv mit Smarthome- und AAL-Tech-nologien kombinieren?

3) Wiederverwendbarkeit: Welche Dienstleistungen bil-den die Grundlage für zusätzliche weitergehende Dienst-leistungen und lassen sich entsprechend ausbauen?

Diese Beurteilung führte zu einer Auswahl an Vorschlägen,die mindestens eines der drei genannten Kriterien erfüllten.Hieraus wurden 15 Service-Ideen ausgewählt, die noch um

Im Projekt kommt auch ein Barcode-Scanner zum Einsatz, über den automatisch eine Einkaufsliste erstellt werden kann

zwei ergänzt wurden, damit alle Bedarfsfelder der Zielgrup-pen abgedeckt waren. Diese 17 Technik-Dienstleistungs-Ideen bildeten den Input für die konkret im Projekt zu erar-beitenden Lösungen (siehe folgende Kapitel). Es handeltesich dabei jedoch nicht um eine abschließende Festlegung;vielmehr sollte, zum Beispiel aufgrund von Nutzerbefragun-gen, immer die Möglichkeit bestehen, die getroffene Aus-

wahl zu revidieren. Darüber hinaus traf das Team die Ent-scheidung, dass der Fokus auf der Integration bereits beste-hender Lösungen liegen sollte. Es sollte also kein eigenesisoliertes Konzept entwickelt werden, sondern ein modula-res, mitwachsendes auf der Basis bereits existierenderLösungen und Systeme.

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Persona-Bedarfsfeld-Matrix

Um zu überprüfen, ob alle Personas und Bedarfsfelder abgedeckt sind, wurde eine Persona-Bedarfsfeld-Matrix aufgestellt. DieMatrix zeigt, wie Technik und Dienstleistungen das Leben der Nutzer begleiten können. Beim „mitwachsenden Wohnraum“werden Dienstleistungen zum Beispiel zunächst aus Komfortgründen verwendet und über die Jahre den sich veränderndenAnforderungen angepasst. Die Einordnung der ausgewählten Dienstleistungen in die Matrix lässt erkennen, dass für alle defi-nierten Personas alle Bedarfsfelder abgedeckt sind.

PERSONA Interessierte Anspruchsvolle Chronisch Senior mit neurolog.Gesunde Seniorin Kranke Einschränkungen

SERVICE

Freizeit/Teilhabe • Kochunterstützung • Kochunterstützung • Kontakte/Freunde • Kontakte/Freunde• Kontakte/Freunde • Kontakte/Freunde • Terminplanung• Terminplanung • Terminplanung • Quartiersführer/• Dienstleistung • Quartiersführer/ -Portalanbieten -Portal

• Quartiersführer/-Portal

Komfort/Sicherheit • Technik-Hotline • Technik-Hotline • Instandhaltung • Instandhaltung • Instandhaltung Technik TechnikTechnik

Mobilität/Service • Reinigungsservice • Einkauf • Einkauf • Einkauf• Lebensmittel • Lebensmittel • Lebensmittel• Wäscheservice • Wäscheservice • Essenlieferung• Reinigungsservice • Reinigungsservice • Wäscheservice

• Betreuungsservice • Reinigungsservice• Betreuungsservice

Prävention/ • Medizinische • Medizinische • Medizinische • MedizinischeGesundheit Vorsorge Vorsorge Vorsorge Vorsorge

• Bioparameter • Bioparameter • Medikamenten-überwachen überwachen einnahme

• Medizinisch- • Bioparameterpflegerischer überwachenBetreuungsservice • Medizinisch

-pflegerischerBetreuungsservice

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Der Zugang zum Navigator wurde, ausgehend von denBedürfnissen der definierten Personas (siehe S. 8), auf zweiGrundrichtungen reduziert:

� Bedarfszentrierter Zugang� Wohnraumzentrierter Zugang

Der bedarfszentrierte Zugang berücksichtigt die Bedürfnisseder Personas mit chronischen Erkrankungen und kognitivenEinschränkungen. Er hält in Anlehnung an das Versorgungs-modell (siehe S. 14) Module zur Kompensierung gesund-heitlicher Einschränkungen bereit. Der wohnraumzentrierteZugang hingegen spricht die Personas „FrühinteressierterGesunder“ und „Anspruchsvolle Jungseniorin“ und ihreWünsche hinsichtlich der Unterkunft an.

Bestandteile des NavigatorsDer Navigator besteht aus Smarthome-/AAL-Funktionen,Dienstleistungen und Software, die in Form von Modulensinnvoll miteinander kombiniert werden. Hierzu wurde imVorfeld der jeweilige Entwicklungsstand in den BereichenSmarthome/AAL-Technik, Pflege-, Alltags- und Ernährungs-dienstleistungen sowie unterstützende Software-Funktionenermittelt. Darüber hinaus wurde eine neue Software ent -wickelt, mit der bestimmte Wohnraum-Szenarien, aberauch Verknüpfungen zwischen Smarthome-/AAL- Technikund Dienstleistungen gestaltet werden können. So kannbeispielsweise durch ein intelligentes Zusammenspiel von Wecker, Licht, Ton und Beschattung das Szenario „Gut Einschlafen, erholt aufwachen“ ermöglicht werden.

Ein Navigator für das vernetzte Wohnen

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Der Navigator enthält 42 Module, die über einen bedarfs- oder einen wohnraumzentrierten Zugang erreicht werden können

Beispiel-Modul

„Versorgungsmodell Stufe 1 –

Mobilitätseinschränkung“:

Dieses Modul schlägt Elemente

vor, mit denen Bewohner eine

Mobilitätseinschränkung selbst-

ständig kompensieren können. Es

bildet die Voraussetzung für ein

weiteres Modul: „Versorgungs-

modell Stufe 2 – Mobilitätsein-

schränkung“. In Stufe 2 muss die

gesundheitliche Einschränkung

im Gegensatz zur Stufe 1 mit

externer Hilfe, z.B. ausgewählten

Dienstleistungen, kompensiert

werden (siehe dazu das Kapitel

„Versorgungs modell auf S. 14)

Das Projekt „Vernetztes Wohnen im Quartier“ hat den Erhalt der Selbstständigkeit, Zukunftssicherheit und Kom-fort in den eigenen vier Wänden zum Ziel. Zu diesem Zweck umfasst das Gesamtkonzept über 80 Elemente aus denBereichen Smarthome-/AAL-Technologie, Dienstleistungen und Software. Erst in der sinnvollen Kombination ent-falten die einzelnen Elemente jedoch ihr volles Potenzial. Da die Kombinationsmöglichkeiten sehr groß sind undzudem bestimmten Regeln folgen müssen, wurde mit wissenschaftlichen Methoden ein „Navigator“ ent wickelt. Erschlägt geeignete Element-Kombinationen in Form von 42 Modulen als Ausgangspunkt für eine individuelle Konfi-guration vor. Die Entwicklung des Navigators basiert auf den Ergebnissen von Innovations- und Evaluations-Work-shops sowie Experten-Interviews.

Um zu sinnvollen Modul-Kombinationen zu kommen, wur-den mögliche Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Elementen identifiziert. In einer umfassenden Analysewurde jedes einzelne Element mit jedem anderen Elementim System auf technische und andere Zusammenhänge untersucht.

Folgende Übersicht zeigt exemplarisch Elemente aus dendrei Bereichen des im Projekt entwickelten Gesamtsystemsauf:

Smarthome-/AAL-Technologie� Präsenzmelder� Lieferklappe� Home-Server � Heizungssteuerung� Temperatursensor

Dienstleistungen� Essenszubereitung� Wohnraumreinigung� Wäsche-Service � Mobilitätsdienst� Begleitperson

Software� Videokommunikation� Kontaktverwaltung� Terminplanung � Szenarien (z.B. „Gut einschlafen, erholt Aufwachen“,„Coming home“)

Aufbau eines ModulsEin Navigator-Modul umfasst mehrere Aspekte. Neben einerallgemeinen Beschreibung werden „Bedienbare Elemente“dargestellt, die der Bewohner selbstständig und ohne Hilfenutzen kann. Er kann aus den aufgeführten Vorschlägenauswählen. Zusätzlich werden „Weitere Elemente“ vorge-schlagen, die sinnvoll und von Interesse sein können. Dietechnischen Voraussetzungen für die „Bedienbaren Ele-mente“ werden im Feld „Benötigt“ aufgeführt. Wenn einModul die Voraussetzung für ein weiteres Modul darstellt,wird dies im Feld „Ermöglicht“ genannt.

Interessierte erhalten so einen einfachen Einblick in die ver-schiedenen modularen Lösungen, die im Projekt entwickeltwurden. Die endgültige Zusammenstellung und Konfigura-tion der Module in der Praxis sollte allerdings mit Unterstüt-zung eines Experten erfolgen, da jeder Mensch und jederWohnraum unterschiedlich ist.

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Das Versorgungsmodell ist ein technikunterstütztes Wohn-raumkonzept, das sich sowohl für Neu- als auch fürBestandsbauten eignet und sich auf andere Quartiere inHamburg übertragen lässt. Es verbindet bzw. bündelt Tech-nik und Dienstleistungen zu Paketen unter Berücksichtigungder entsprechenden Lebensphasen. Seine Ausrichtung isteinerseits ganzheitlich und andererseits lokal im Quartierunter Einbeziehung des individuellen sozialen Kontextes.Der Schwerpunkt liegt in der Vernetzung der Quartiersbe-wohner und in der Vermeidung oder Kompensation vonaltersbedingten Kompetenzeinbußen, z.B. durch Präven -tionsangebote. Bei der Entwicklung des Versorgungsmodells

wurde die Annahme zu Grunde gelegt, dass Menschen, dieschon frühzeitig, z.B. aus Komfortgründen, Technik undDienstleistungen in Anspruch nehmen, diese auch im weite-ren Lebensverlauf aus Präventionsgründen oder bei Hilfebe-darf weiter nutzen und die Nutzung bedarfsorientiert aus-bauen. Aktuell werden Assistenzsysteme überwiegend erstdann installiert, wenn bereits eine körperliche oder kogni-tive Einschränkung besteht.

DienstleistungskonzeptIm Rahmen von Workshops wurden Dienstleistungen ent -wickelt und mit den Erwartungen von Nutzern und Dienstleis-

Der Bedarf nach unterstützender Technik und Dienstleistungen richtet sich nach der jeweiligen Lebensphase, in der sich ein Mensch befindet. Wird der höhenverstellbare Küchenschrank anfangs noch als Komfort empfunden, so kann er für ältere, in ihrer Beweglichkeit eingeschränkte Menschen eine Notwendigkeit zur selbstständigen Haushaltsführung darstellen. Das im Rahmen des Projekts entwickelte Versorgungs-modell greift diese Tatsache auf und vernetzt die Menschen und Dienstleister im Quartier durch „mitwachsende“ Technik.

Ein Versorgungsmodell, das mitwächst tern verglichen (siehe S. 10). Der Aspekt der Selbstbestim-mung hat sich dabei als zentraler Punkt herauskristallisiert.Eine Bevormundung durch Smarthome und Plattform wirdnicht akzeptiert. Dienstleistungsangebote und technische Hilfen müssen, soweit möglich, selbst konfigurierbar sein. EineDatenweitergabe an Dritte muss stets kontrollier- und steuer-bar bleiben. Ein Gefühl der Überwachung und Bevormundungreduziert die Akzeptanz der Angebote deutlich.

Vernetzung und MobilisierungEin weiteres Ergebnis der Workshops stellt das Bedürfnisnach Vernetzung und Mobilisation dar. Die Angebote sollensoziale Kontakte und Bewegung fördern. Die verbliebeneMobilität wird allerdings als große Ressource wahrgenom-men. Diese durch Smarthome-Technik und den leichtenZugang zu Dienstleistungen zu verlieren, wird als großeGefahr angesehen. Die Nutzung moderner Kommunika -tions- und Computertechnik, z.B. mit einem Tablet- Computer, ist ungewohnt, wird aber nicht abgelehnt. Dieeinfachere Abwicklung von bisher bereits genutzten Dienst-leistungen wie Lebensmittellieferungen wird als großer Vor-teil angesehen.

Erbringer und Art der DienstleistungenDie einzelnen Dienstleistungen können sowohl von einemkommerziellen Dienstleister erbracht werden oder privatdurch Bewohner des Quartiers, Freunde, Verwandte oderEhrenamtliche. Darüber hinaus wird zwischen Komfort- undAssistenzleistungen unterschieden. Komfortleistungen beru-hen ausschließlich auf dem Wunsch des Nutzers; es bestehtkeine Notwendigkeit dafür. Assistenzdienstleistungen hinge-gen haben immer einen Bezug zu bestimmten gesundheitli-chen Beeinträchtigungen.

Lebens- und VersorgungsphasenUnter Berücksichtigung der Lebensphasen ist davon auszu-gehen, dass Assistenz- und Dienstleistungssysteme aus fol-genden Gründen genutzt werden: Komfort, Prävention,Assistenz und Hilfebedarf. Das Versorgungsmodell wurdedaher auf diesem Ansatz basierend aufgebaut.

Phase 1: KomfortSowohl Technik als auch Dienstleistungen werden aus-schließlich aus Komfortgründen genutzt. Es bestehen keinekörperlichen oder kognitiven Erkrankungen, die ihre Nut-zung notwendig machen. Auf der anderen Seite bestehenkeine Nutzungseinschränkungen; alle personellen und tech-nischen Möglichkeiten und alle Einstellungen auf der Kom-munikationsplattform stehen zur Verfügung und könnenohne Einschränkung gebucht werden. Der Nutzer kannjedoch selbst Einschränkungen definieren. Auch die Art derDienstleistungserbringung (privat oder professionell) ist freiwählbar. Die AAL-Technikkomponenten im Wohnraum sind

optional. Sie dienen dem Komfort bzw. der Vorbereitungauf die Phasen Prävention und Assistenz.

Phase 2: Prävention / KompensationTechnik und Dienstleistungen werden zur Vorbeugung oderKompensation von körperlichen oder kognitiven Erkrankungengenutzt; regelmäßige personelle Hilfe bei den Aktivitäten destäglichen Lebens ist nicht notwendig. Die Auswahl der techni-schen Möglichkeiten und angebotenen Dienstleistungen aufder Plattform ist, je nach angegebenem Assistenzbedarf, einge-schränkt, eine Nutzungserweiterung jedoch möglich. Entspre-chend der Einschränkung werden, nach Abstimmung mit demNutzer, ausgewählte Funktionen auf der Plattform nicht ange-zeigt. Die Art der Dienstleistungserbringung (privat oder profes-sionell) ist frei wählbar; entsprechend der angegebenen Ein-schränkung wird ggf. eine Empfehlung angezeigt. Das Dienst-

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Die Steuerung der Smarthome-Technik kann zum Beispiel über einen zentralen Bildschirm mit Touch-Funktion erfolgen

Zur Wohnungsausstattung gehören auch eine Türkamera

und ein Nothilfe-Knopf

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leistungsangebot ist, wie in der Phase Komfort, nicht einge-schränkt. Es werden jedoch Empfehlungen entsprechend derangegebenen Einschränkungen gegeben. Die AAL-Technik-komponenten unterstützen die Kompensation der Einschrän-kungen; bei Bedarf werden Empfehlungen zur notwendigenAusstattung gegeben.

Phase 3: AssistenzTechnik und Dienstleistungen sind zur Unterstützung beikörperlichen und oder kognitiven Erkrankungen notwendig.Es wird ergänzend regelmäßig Hilfe bei den Aktivitäten destäglichen Lebens benötigt. Die unterstützende Technik unddie dazugehörigen Dienstleistungen sind vordefiniert. Wer-den die ausgewählten Dienstleistungen nicht in Anspruchgenommen, erfolgt eine entsprechende Meldung an einevom Nutzer benannte Kontaktperson. Entsprechend derangegebenen Einschränkungen werden bestimmte Funk-tionen auf der Plattform nicht angezeigt bzw. die Auswahlist auf vorher definierte Komponenten beschränkt. Die Artder Dienstleistungserbringung (privat oder professionell) istje nach Assistenzbedarf eingeschränkt. Pflegerische Versi-cherungsleistungen werden ergänzend in Anspruch genom-men. Auch das Dienstleistungsangebot ist je nach Assistenz-

bedarf eingeschränkt bzw. darauf abgestimmt; die Funktionder Rückmeldung ist aktiviert. Die AAL-Technikkomponen-ten sind auf den Assistenzbedarf abgestimmt und unterstüt-zen insbesondere Sicherheitsaspekte.

Phase 4: HilfebedarfTechnik und Dienstleistungen können aufgrund körperlicheroder kognitiver Erkrankungen nicht oder nicht mehr sinn-voll genutzt werden, Pflegebedürftigkeit steht im Vorder-grund. Die unterstützende Technik und die dazugehörigenDienstleistungen werden von Dritten wie Angehörigen oderBetreuern vordefiniert. Die Plattform kann nur noch mit derHilfe Dritter genutzt werden oder dient der Betreuungsper-son als Unterstützung. Die Leistungserbringung erfolgt nurnoch professionell; nachbarschaftliche Hilfe wird ggf. ergän-zend von der Betreuungsperson ausgewählt. Das Dienstleis-tungsangebot wird von Angehörigen oder vom Betreuerausgewählt; die Rückmeldung erfolgt an diese Person. DieAAL-Technikkomponenten sind auf den Hilfebedarf abge-stimmt und unterstützen primär Sicherheitsaspekte. Eineexterne Steuerung ist notwendig. Aufgrund des hohen per-sonellen Hilfebedarfs ist zwar der Verbleib in der eigenenWohnung in dieser Phase ggf. möglich, eine aktive Teil-

Zu den möglichen Dienstleistungen gehört ein Wäscheservice...,

nahme an den Aktivitäten des Quartiers jedoch nicht mehr.Die Phase des Hilfebedarfs wurde zum einen aus Gründender Vollständigkeit aufgenommen, zum anderen könnenpflegende Angehörige und Kontaktpersonen von der Ver-netzung im Quartier weiter profitieren. Eine angepassteUmsetzung auf der Plattform erfolgt aber nur begrenzt, dahier die personelle Hilfe im Vordergrund steht.

Unterstützung durch einen „Kümmerer“Um den verschiedenen individuellen Bedürfnissen in denunterschiedlichen Phasen gerecht zu werden, ist ein „Küm-

merer“ notwendig, der in komplexen Situationen dasZusammenspiel von Technik und Dienstleistung koordiniert.Im Projekt „Vernetztes Wohnen im Quartier“ wurde dieRolle dieses Kümmerers von PFLEGEN & WOHNEN HAM-BURG eingenommen. In der Komfort- und Präventions-phase ist die personelle Unterstützung bei der Konfigurationdes Systems optional, spätestens beim Eintritt in die Assis-tenzphase aber ist sie notwendig. Um die verschiedenenVersorgungsszenarien im Zusammenspiel zwischen Technik-Plattform und Dienstleistung zu erproben, wurden beste-hende Kooperationen zu Apotheken, Reinigungsdienstenund Homecare-Unternehmen genutzt.

Einbindung von DienstleisternErgänzender Bestandteil des Versorgungsmodells ist die Ein-bindung professioneller Dienstleister und nachbarschaft -licher Hilfe zur Stärkung der Vernetzung innerhalb desQuartiers. Je nach Versorgungsphase sind entweder alleAngebote frei wählbar oder das System gibt Hinweise zurAuswahl oder schränkt diese ein.

QualitätssicherungDamit der Nutzer, je nach Versorgungsphase, die Sicherheithat, dass die angebotenen professionellen Dienstleistungeneinem hohen Qualitätsstandard entsprechen und zudemgrößtmögliche Zuverlässigkeit und Sicherheit bieten, müssen die Dienstleiter bereit sein, sich an Maßnahmen derQualitätssicherung und -entwicklung zu beteiligen und ent-sprechende Nachweise erbringen.

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...der manuell oder über eine automatische Füllstands -

anzeige des Wäschekorbs aktiviert werden kann

Bedarfsorientierter AusbauDer Umfang einer Wohnungsanpassung orientiert sicham Bedarf des jeweiligen Bewohners in der jeweiligenPhase des Versorgungsmodells. Aus den Phasen bzw.den konkreten gesundheitlichen Einschränkungen kön-nen entsprechende Ausbauvarianten abgeleitet werden.Hier einige Beispiele:

� Bei motorischen Einschränkungen sowie eingeschränk-ter Mobilität, die durch den Einsatz von Technik kom-pensiert werden können, sind folgende Komponentenals Basis-Ausstattung sinnvoll:� Höhenverstellbarer Schrank� Unterstützendes Bett� Höhenverstellbares Waschbecken� Halbautomatische Tür� Vorhangsteuerung� Fenstersteuerung� Neigbarer Spiegel� Duschstuhl

� Bei beginnenden neurologischen Einschränkungen(z.B. Demenz) sind folgende gedächtnisstützendeKomponenten für die Basis-Ausstattung sinnvoll:� Terminkalender� Smarter Herd mit Überkochschutz� Schlüsselerinnerung� Lichtsteuerung� Musik- und Spracherinnerungen� Smarter Wäschekorb, der Wäschedienst aktiviert� Trinkerinnerung� Medikamentenerinnerung

Viele der hier genannten Ausstattungsmerkmale könnenauch eingerichtet werden, wenn noch keine Bedarfs-stufe vorliegt, und vom Bewohner im Sinne von Kom-forteinrichtungen genutzt werden. Diese frühzeitigeNutzung technischer Komponenten begünstigt die spä-tere Anwendung, wenn ein wirklicher Bedarf besteht.

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Die Probewohnung besteht aus Wohnzimmer, Schlafzim-mer, Küche und Bad mit Dusche. Sie ist ebenerdig zu errei-chen. Die Türen zur Küche und zum Badezimmer sindSchiebetüren, die zur Küche hat einen elektrischen Antrieb.Die Schlafzimmertür hingegen ist konventionell, was esermöglichte, die verschiedenen Systeme zu vergleichen. Inallen Räumen mit Ausnahme des Badezimmers wurde ein„intelligenter Fußboden“ unter dem Bodenbelag verlegt,der eine Sturzerkennung ermöglicht und registriert, wo sichder Bewohner in der Wohnung aufhält. So ist es z.B. mög-lich, mit dem Betreten eines Raums das Licht einzuschalten,akustische Signale zu geben oder auch längere Inaktivitätdes Bewohners zu erkennen. Des Weiteren dient der Bodeneiner indirekten Sturzerkennung im Badezimmer, da regis-triert wird, wie lange sich der Bewohner im Bad aufhält. BeiÜberschreiten eines selbst definierten Zeitraums kann Alarmausgelöst werden. Im Gegensatz zu Sturzteppichen ist derverwendete Bodenbelag optisch nicht erkennbar und somitnicht stigmatisierend. Ergänzend wurden die Räume mitoptischen Präsenzmeldern ausgestattet. Dies ermöglicht

alternativ zum Bodenbelag eine Aktivitätserkennung. Somitkonnte die Akzeptanz der verwendeten Systeme geprüftwerden. Alle Fenster sind mit einem elektrischen Fenster-öffner ausgestattet. Dieser wird sowohl über Taster inden einzelnen Räumen als auch über einen Tablet-Com-puter oder eine Fernbedienung gesteuert. Gardinen undVorhänge lassen sich ebenfalls auf diese Weise öffnenund schließen. Die Beleuchtung ist in das Smarthomeintegriert und kann mit Schaltern und Bewegungssenso-ren gesteuert werden. Zusätzlich zur Standardbeleuch-tung wurde ein vitalisierendes Lichtsystem integriert.Damit lassen sich alle Lichtfarben erzeugen. Das Licht inder Wohnung kann der jeweiligen Tageszeit angepasstwerden. So kann am Morgen eine blaue Lichtstimmungdas Schlafhormon Melatonin hemmen. Außerdem kön-nen die Lichtszenarien zur Orientierung und Strukturie-rung des Tages dienen. Hinzu kommt ein gesteigertesWohlempfinden durch natürliche Lichtfarben. Darüberhinaus kann das Lichtsystem als Signalgeber genutztwerden, z.B. für die Medikamenteneinnahme.

Zur Erprobung der Smarthome- und AAL-Technologien im Zusammenspiel mit der Dienstleistungsplattform wurden am Standort Uhlenhorst von PFLEGEN & WOHNEN HAMBURG eine Musterwohnung und ein Musterzim-mer eingerichtet. Die eingebauten Smarthome-Funktionen und AAL-Technologien reichen von der automatischenLichtsteuerung über Bodenbelag mit Sturzerkennung bis hin zu einen intelligenten Wäschekorb, der den Wäscheservice aktiviert.

Musterwohnung und Musterzimmer BadezimmerDas Badezimmer war bereits behindertengerecht ausgestat-tet, z.B. mit Haltegriffen, und wurde um ein höhenverstell-bares Waschbecken ergänzt. Dies gibt mobilitätseinge-schränkten Bewohnern mehr Sicherheit und Eigenständig-keit im Rahmen der Körperpflege. Der Wäschekorb ist miteiner Waage verbunden, die das Smarthome informierenkann, wenn er gefüllt ist. In Verbindung mit der Dienstleis-tungsplattform werden so z.B. automatisch Aufträge anWäschedienstleister übermittelt.

SchlafzimmerAls Bett wurde ein modernes Pflegebett mit wohnlichemCharakter ausgesucht. Insbesondere die Höhenverstellungvereinfacht bei eingeschränkter Mobilität das Aufstehenund Hinlegen beträchtlich. Das Bett kann grundsätzlich indas Smarthome-System integriert werden. Es kann z.B.erkennen, wenn der Bewohner aufsteht, und die Licht -steuerung oder einen Alarm auslösen. Aufgrund der bereitsvorhandenen Möglichkeiten der Aktivitätserkennung wurdediese Funktion jedoch nicht aktiviert. Der Kleiderschrankzeigt exemplarisch, wie mit intelligenten Schubfächern undausziehbaren Kleiderstangen der Alltag vereinfacht werdenkann.

WohnzimmerBei der Möblierung des Wohnzimmers wurde auf groß -zügige Durchgangswege und die Vermeidung von Stolper-fallen geachtet. Aus Platzgründen wurde das Fernsehgerätin die Wand integriert. Da das Wohnzimmer auch als Ein-gangsraum dient, wurde eine Lieferklappe eingebaut. Sieermöglicht die Entgegennahme von Lieferungen, ohneselbst die Tür öffnen zu müssen oder zu Hause zu sein.Ebenso ist es möglich, Dinge dort zu hinterlegen, die abge-holt werden sollen. Der Zugang ist durch einen Code limi-tiert. Im Inneren der Wohnung wird durch ein Lichtsignalerkennbar, dass Gegenstände in der Lieferklappe sind.

KücheDie Küchenzeile wurde so gestaltet, dass alle Abstellflächenfür mobilitätseingeschränkte Bewohner nutzbar sind. Beiden Oberschränken wurde dies mit elektrischer Höhenver-stellung erreicht. Herd und Spüle sind mit einem Rollstuhlunterfahrbar. Die Elektrogeräte sind in das Smarthome- System integriert und lassen sich zentral, z.B. bei Verlassender Wohnung, ausschalten. Beim Einschalten des Herdswird die Abzugshaube automatisch aktiviert. Auf einemgroßen Touch-Monitor können zentral alle Funktionen desSmarthomes und der Plattform bedient werden. Ein Bar-code-Scanner ermöglicht die Erfassung von Waren, die aufdie Einkaufsliste gesetzt werden sollen. Der Esstisch für vierPersonen hat einen zentralen Fuß und ermöglicht so auchRollstuhlfahrern, bequem am Tisch zu sitzen.

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Vitalisierendes Licht passt die Ausleuchtung der Wohnung

der Tageszeit an und erzeugt verschiedene Lichtstimmungen

Das MusterzimmerZusätzlich zur Musterwohnung wurde ein Bewohnerzim-mer der Einrichtung PFLEGEN & WOHNEN UHLENHORSTals Musterzimmer ausgestattet. Zielgruppe waren hierMenschen mit beginnendem Hilfebedarf und chroni-scher Erkrankung. Es sollten maximal eine beginnendeneurologische Einschränkung und Pflegestufe 1 vorlie-gen. Bei der Gestaltung sollten die technischen Kompo-nenten ansprechend in das Wohnumfeld integriert sein,um die Hemmschwelle für die Nutzung zu reduzieren.Brandschutz- und Sicherheitsaspekte sowie die Erforder-nisse des Pflegebetriebs waren zu berücksichtigen.

Um den realen Bedarf zu ermitteln, wurde in einem Vor-abgespräch mit dem künftigen Bewohner des Zimmersgeklärt, welche baulichen Hindernisse seine selbststän-dige Lebensführung beeinträchtigen könnten. Zur Kom-pensation seiner Mobilitätseinschränkungen wurdedaher die Installation eines elektrischen Türantriebs,eines Fensterantriebs sowie die mobile Bedienbarkeitder verschiedenen Lichtquellen im Raum vereinbart. Umeine größere Selbstständigkeit beim Verlassen des Bettszu erreichen, wurde ein spezielles Aufstehbett ausge-wählt. Die Notwendigkeit eines Bodenbelags mit Sturz-erkennung sah der Bewohner nicht, da er bereits dieMöglichkeit hatte, über die Rufanlage an zwei Stellendes Zimmers vom Boden aus Hilfe anzufordern. Durchdie regelmäßigen Besuche des Pflegepersonals schätzteer das Risiko, hilflos auf dem Boden zu liegen, als ehergering ein. Im Badezimmer wurde ein höhenverstell -bares Waschbecken eingebaut.

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Der Schwerpunkt der Plattform liegt auf der sozialen Ver-netzung im direkten Wohnumfeld. Gleichzeitig können sichdie Nutzer aber auch sozial engagieren und nachbarschaft -liche Hilfen anbieten. Zusätzlich bietet die Plattform dieMöglichkeit, professionelle Dienstleister zu beauftragen, umderen Angebote in Anspruch zu nehmen. Neben dem sozia-len Schwerpunkt dient die Plattform als Schnittstelle zumSmarthome. So kann sich der Nutzer zu Hause zum Beispielper Licht- oder Tonsignal an einen bevorstehenden Terminerinnern lassen.

Individuelles ProfilJeder Nutzer der Plattform kann sein eigenes Profil anlegenund verwalten. Es ist auf seine Bedürfnisse zugeschnitten,unterstützt ihn oder verweist ihn auf mögliche Hilfen. DieKontrolle obliegt dabei dem Nutzer. Er entscheidet, ob er einunterstützendes System nutzen möchte – z.B. aus Komfort-

gründen, auch wenn er es eigentlich noch nicht benötigt –oder ob er es erst aktivieren möchte, wenn er tatsächlicheUnterstützung braucht. Die Plattform ist somit ein mitwach-sendes System, das sich individuellen Bedürfnissen anpasst.

InteroperabilitätUm möglichst viele Nutzer in einem Quartier untereinanderverbinden zu können, musste die Benutzeroberfläche flexi-bel gestaltet werden. Dafür musste die Plattform einer Viel-zahl von Endgeräten (Smart-TV, Tablets, Internet Browser)zugänglich gemacht werden. Dies wurde mit einem „flexi-blen“ Layout erreicht, das sich je nach Endgerät automa-tisch dem jeweiligen Bildschirm anpasst. Hierbei wurde großer Wert auf ein geräteunabhängiges, wiederkehrendesund vertrautes Bedienungskonzept gelegt. Die Benutzer-oberfläche ist über alle Geräte hinweg in Darstellung undBenutzung identisch.

Im Projekt „Vernetztes Wohnen im Quartier“ wurde eine prototypische Informations- und Kommunikationsplattform entwickelt, die zum einen eine Interaktion der Bewohner eines Quartiers untereinander ermöglicht und zum anderen die Inanspruchnahme lokaler Dienstleistungen (Wäschedienst, Lebensmittellieferung, Fahrdienst etc.) unterstützt.

Die Kommunikationsplattform Benutzerfreundlichkeit und ZielgruppenanpassungEine weitere Anforderung war eine optimale Usability, also dieAnpassung der Plattform an die Bedürfnisse der Nutzer sowieeine hohe Nutzerfreundlichkeit. Bei der Erstellung wurden diebesonderen Umstände einer alternden Zielgruppe berücksich-tigt, da mit steigendem Alter bestimmte physiologische Funk-tionen wie Gehör, Sehkraft, Motorik und kognitive Leistungennachlassen. Daher wurde das Layout der Benutzeroberflächeklar gegliedert mit wiederkehrenden Elementen, die stets ander gleichen Stelle stehen. Die Schriftgröße beträgt mindes-tens 14 Punkt. Der Nutzer wird mithilfe einfacher Abläufedurch Arbeitsprozesse geführt und alle Nutzer-Eingaben wur-den auf Sinnhaftigkeit geprüft. Macht der Nutzer eine falscheEingabe, erhält er einen Korrekturvorschlag.

Technische KomponentenAus technischer Sicht besteht das Projekt „Vernetztes Woh-nen im Quartier“ aus drei Teilsystemen, die miteinanderüber Schnittstellen kommunizieren. Diese Aufteilungermöglicht es, die hohen Ansprüche nicht nur hinsichtlichErweiterbarkeit, Flexibilität und Sicherheit umzusetzen, son-dern auch bezüglich des Datenschutzes.

� Projekt-ServerDer Projekt-Server ist die primäre Schnittstelle zwischenden einzelnen Nutzern im Quartier und der Datenspeicherfür öffentliche Informationen wie eingestellte Dienstleis-tungen oder Veranstaltungen. Weiterhin bearbeitet diesesSystem die gesamte Kommunikation zwischen externenNutzern wie Dienstleistern und internen wie Bewohnern.Dazu zählen Nachrichten, Datenanfragen des Gateway-Servers und der E-Mail-Versand.

� Gateway-ServerDer Gateway-Server befindet sich direkt beim Nutzer in derWohnung und ist somit physisch vom Projekt-Servergetrennt. Er speichert alle Nutzerdaten und gewährleistetüber das Internet die Kommunikation zum Projekt-Server.Über das lokale Netzwerk kommuniziert der Server mit demSmarthome.

� PlattformBei der Plattform handelt es sich um die eigentlicheBenutzeroberfläche, die auf den Endgeräten installiertwird. Sie beinhaltet alle Anwendungen, die dem Nutzerzur Verfügung stehen.

Anwendungen zur QuartiersvernetzungDie Anwendungen lassen sich in zwei thematische Schwer-punkte unterteilen: Quartiersvernetzung und Versorgung/Organisation. Im Bereich der Quartiersvernetzung stehenfolgende Funktionen zur Verfügung:

� KontakteDiese Anwendung erleichtert die Kontaktaufnahme unddie Suche nach einzelnen im Quartier registrierten Nut-zern. Diese werden in einer Liste dargestellt, die durcheine Suchfunktion ergänzt wird. Jeder Nutzer besitzt einProfil, das von anderen eingesehen werden kann. Hierbeikann der Nutzer selbst entscheiden, welche Informatio-nen öffentlich sichtbar sind. Des Weiteren kann überSkype oder die Nachrichtenfunktion auch direkter Kon-takt aufgenommen werden.

� VeranstaltungenDiese Anwendung ermöglicht es, sowohl eigene Ver-anstaltungen anzukündigen als auch an Veranstaltun-gen teilzunehmen. Beim Ankündigen einer Veranstal-tung können neben der Kategorie, z.B. Sport, auchAngaben zu Zeitpunkt, Ort und Gruppengrößegemacht werden. Der Nutzer kann selbst festlegen,wann er die Veranstaltung veröffentlicht und somit fürandere Bewohner im Quartier sichtbar macht. Um aneiner Veranstaltung teilzunehmen, sucht man diesezunächst entweder über die Kategorien oder über dieSuchfunktion und kann sich dann direkt anmelden.

� NachrichtenDie Nachrichten-Anwendung erfüllt mehrere Zwecke. Sieermöglicht nicht nur die Kommunikation zwischen Quar-tiersmitgliedern, sondern auch zu Externen wie Dienstleis-tern und Verwandten. Das Nachrichtensystem basiert aufE-Mails und ist daher flexibel einsetzbar. Um selbst eineNachricht zu versenden, können die Adressaten manuellüber eine E-Mail-Adresse oder aus dem Kontaktbuch ein-gefügt werden. Antwortet der Nutzer direkt auf eineNachricht, werden Details wie Adressaten und Betreffautomatisch übernommen.

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Nachbarschaftliche Hilfe steht im Mittelpunkt des Projekts,

beispielsweise auch zur Unterstützung bei der Haustechnik

Die Benutzeroberfläche der Kommunikationsplattform ist klar strukturiert und nutzt ein Farbleitsystem

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Anwendungen zur Versorgung und Organisation

� DienstleistungenMit dieser Anwendung kann der Nutzer Dienstleisterbeauftragen oder selbst Dienstleistungen anbieten. Dem-entsprechend unterteilt sich die Benutzeroberfläche in diebeiden Hauptbereiche „Dienstleister suchen“ und„Dienstleistung anbieten“. Bei der Suche gibt es Dienst-leistungs-Kategorien wie „Ernährung > Essenslieferung“,die das Auffinden von Angeboten erleichtern. Die Bestel-lung eines Angebots erfolgt automatisch durch einenKlick auf die Schaltfläche „Dienstleister beauftragen“.Weiterhin hat der Nutzer die Möglichkeit, über die Nach-richten-Funktion direkten Kontakt zum Dienstleister auf-zunehmen.

Will der Nutzer selbst eine Dienstleistung anbieten, wirder durch einen strukturierten mehrstufigen Dialoggeführt. Hierbei wurde besonders auf eine vereinfachteBenutzeroberfläche geachtet, sodass jeder Teilschritt nurminimale Angaben erfordert und keine Informationsüber-frachtung droht. Dienstleistungsangebote sind zunächstimmer im Privatmodus und müssen vom Nutzer manuellfreigeschaltet werden, damit sie von anderen im Quartiergelesen werden können. Neben diesen primären Funktio-nalitäten bietet die Anwendung einen Überblick überbestellte, angebotene und bereits abgeschlossene Dienst-

leistungen. Auch eine Bewertung von Dienstleistern durchden Nutzer ist möglich, was ein fundamentales Prinzip derQualitätskontrolle innerhalb des Quartiers darstellt.

� KalenderDer Kalender ist eine weitere Stütze bei der Selbstorgani-sation des Nutzers. Neben einfachen Terminen mit einemBetreff und festem Zeitpunkt können wiederkehrendeund ganztägige Termine angelegt und verwaltet werden.Die Termine werden auf einer leicht überschaubarenBenutzeroberfläche im Kalenderstil dargestellt. Fallsgewünscht, wird der Benutzer automatisch kurz vor demBeginn eines Termins erinnert. Wird diese Funktion akti-viert, erscheint neben der Erinnerungsnachricht auch einLichtsignal, das über das Smarthome gesteuert wird, z.B.drei Sekunden lang ein grünes pulsierendes Licht.

� EinkaufslisteHierbei handelt es sich um eine Anwendung, die das Orga-nisieren und Erledigen von Einkäufen erleichtert. Der Nutzer hat die Möglichkeit, verschiedene Einkaufslisten zuerstellen, z.B. für ein bestimmtes Rezept oder allgemein füreine Woche. Einkaufslisten können jederzeit angepasstwerden, ohne dass jedes Mal eine komplett neue Listeerstellt werden muss. Lebensmittel können flexibel hinzu-gefügt oder entfernt, die benötigte Anzahl durch eine ein-fache Eingabe festgelegt werden. Einkaufslisten können

auch an geprüfte Dienstleister übermittelt werden. Diesebearbeiten die Anfrage und treten anschließend mit demNutzer in Kontakt. Auch Aspekte des Versorgungsmodellsfinden in der Einkaufsliste Anwendung. Sind im Profil z.B.Lebensmittelunverträglichkeiten hinterlegt, wird der Nutzerbei entsprechenden Produkten auf unverträgliche Inhalts-stoffe hingewiesen. Im Rahmen des Projekts wurde diesbeispielhaft für Laktoseintoleranz umgesetzt.

Allgemeine Anwendungen

� StartseiteDie Startseite ist die erste Benutzeroberfläche, die derNutzer sieht, und dient als Ausgangspunkt der Naviga-tion. Von hier aus lassen sich alle anderen Anwendungenstarten. Weiterhin ermöglicht eine tabellarische Übersichteinen schnellen Überblick über anstehende Termine.

� EinstellungenMit Hilfe der „Einstellungen“ hat der Nutzer die Möglich-keit, jederzeit seine plattformbezogenen Daten zu verwal-ten. Zur besseren Übersicht wurde die Anwendung in dreiTeilbereiche gegliedert: Im Bereich „Persönliche Daten“können alle personenbezogenen Daten wie Name, Straßeund Telefonnummer eingesehen und verändert werden.Der Nutzer hat hier auch die Möglichkeit, seine Dateninnerhalb des Quartiers freizugeben. Im Bereich „Gesund-heitsprofil“ werden alle Daten zum Gesundheitszustanddes Nutzers angezeigt und erfasst, z.B. ob Einschränkun-gen der Arme, Beine oder Füße vorliegen. Der Bereich„Ernährung“ umfasst alle ernährungsspezifischen Anga-ben, z.B. zu Lebensmittelunverträglichkeiten, die wie-derum für das Erstellen einer Einkaufsliste wichtig sind.

Entwicklungsperspektiven

� NutzerauthentifizierungZur Authentifizierung dient bislang die eingebaute Gerä-tesperre der Tablet-Computer. Aus diesem Grund kannsich nur ein Benutzer pro Gateway- Server anmelden. Fürden Produktivbetrieb müsste ein entsprechendes Konzeptausgearbeitet werden; eine Authentifizierung z.B. perPasswort oder Fingerabdruck wäre für die Zielgruppe ausGründen der Vergesslichkeit oder mangelnder Akzeptanzallerdings nicht geeignet.

� Einbindung der DienstleisterDienstleister werden bislang manuell ins System eingetra-gen. Für den Produktivbetrieb wäre eine automatisierteLösung empfehlenswert, die allerdings einen höherentechnischen Aufwand erfordert.

� Technische Zusammensetzung der PlattformDie Anwendung für mobile Geräte wie Tablet-Computerist noch nicht wirklich mobil, da, bedingt durch dieSmarthome-Anbindung, stets die Verbindung zum imHaus be findlichen Gateway-Server notwendig ist. DieserUm stand bringt jedoch auch Vorteile wie den Schutz vonprivaten Daten mit sich.

Komplexes System, vielschichtige StrukturenEin allumfassendes, mitwachsendes System, das sich indivi-duellen Bedürfnissen anpasst, kann nicht nur umfangreich,sondern auch komplex werden. Solch ein System, dassowohl im Quartier vernetzt als auch die Versorgung im All-tag unterstützt, erfordert vielschichtige Strukturen. Für alleNutzergruppen müssen die Funktionen einen Mehrwert bieten. Den Betroffenen selbst geht es meist um Unterstüt-zung, Sicherheit und Komfort im Alltag, Dienstleistern hin-gegen um einen reibungsfreien Prozessablauf bei der Erbrin-gung ihrer Dienstleistung. Personen, die in ihrem Quartieraktiv sein wollen, benötigen eine einfache Möglichkeit, sichihren Mitmenschen mitzuteilen sowie Kontakte aufzubauenund zu halten. Eine Plattform wie die im Projekt entstan-dene bietet hierfür die Grundlage. Um den unterschiedli-chen Anforderungen gerecht zu werden, muss die Plattformzuverlässig und einfach zu bedienen sein. Ihre Benutzungdarf nicht den Alltag dominieren und zusätzlichen Aufwandbereiten. Um eine noch stärkere Vernetzung zu erreichen,müssen alle Beteiligten aktiv in den Entwicklungsprozesseingebunden werden. Nur gemeinsam kann eine umfas-sende Plattform entwickelt werden, die allen Anforderun-gen gerecht werden kann.

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Die Benutzeroberfläche der Kommunikationsplattform

wurde unterschiedlichen Endgeräten angepasst

Alle technischen Anwendungen und Hilfssysteme können auch über ein mobiles Endgerät bedient werden

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Zunächst hielten sich während technischen Integrationstestsmehrere Personen jeweils einen halben Tag in der Muster-wohnung auf. Dies diente dazu, die Systeme in ihrerGesamtheit zu erproben und bis zur Durchführung der Nut-zungswochen nachzubessern. Insgesamt testeten bereitself Probanden die Wohnung, einige davon auch über Nacht.Sie repräsentierten die definierten Personas (siehe S. 9/10)„Frühinteressierter Gesunder“, „Anspruchsvolle Jungsenio-rin“ sowie „Chronisch kranke Seniorin“. Für die Personas„Senior mit beginnenden neurologischen Einschränkungen“und „Pflegende Angehörige“ bewohnten ein an Parkinsonerkrankter Herr und seine Ehefrau die Wohnung.

Keine teilnehmerspezifischen AuffälligkeitenTeilnehmerspezifische Auffälligkeiten oder Tendenzen ließensich bei der Nutzung nicht feststellen. Vielmehr wurde deut-lich, dass jede Person unabhängig von ihrer Persona-Zuord-

nung individuelle Lösungen bevorzugt. Es kann bisher nichtfestgestellt werden, dass die Kategorisierung mit der Akzep-tanz bestimmter Funktionen der Wohnung zusammen-hängt. Obwohl die Persona „Frühintereressierte Gesunde“eine durchaus technikaffine Zielgruppe repräsentiert, ließsich keine Tendenz erkennen, dass sie weniger Probleme mitnicht nutzerfreundlichen Bedienungen hatte. Bei einerLangzeitnutzung könnten sich eventuell Unterschiede zeigen. Die Probanden standen jedoch nur kurze Zeit zurVerfügung. Die bisherigen Ergebnisse zeigen zumindest füralle Personas, dass die Technik möglichst einfach und intui-tiv sein muss, damit sie Akzeptanz findet.

Methoden und ErgebnisseWährend der Nutzungswochen wurden verschiedene Evalua-tionsmethoden, insbesondere Beobachtung und Interviews,angewandt. Die Ergebnisse zeigen sowohl gelungene High-

Bereits bei der Entwicklung des Konzepts waren potenzielle Nutzer eingebunden, z.B. in den Innovations-Workshops. Auch für frühe Tests wurde ihr Feedback eingeholt. Im Rahmen von Nutzungswochen wurden schließlich die einzelnen Komponenten des Projekts (Wohnung, Smarthome, Plattform, Dienstleistungen) und ihr Zusammenwirken einem Praxistest unterzogen. Dabei bewohnten 14 Probanden nacheinander die Musterwohnung über einen Zeitraum von insgesamt vier Wochen.

Das Modell im Praxistest lights in der Wohnung und bei den technischen Unterstüt-zungskomponenten als auch Problemfelder und daraus resul-tierende Herausforderungen für die weitere Ausgestaltung.

Positive Beurteilungen

� Automatisches Deckenlicht und Spiegellicht im BadGerade beim nächtlichen Toilettengang oder in Notfall -situationen wurde diese Funktion als äußerst sinnvollerachtet.

� BodenbelagGenerell beurteilten die Probanden Unterstützungsfunk-tionen für Notfallsituationen als besonders sinnvoll: etwaden Bodenbelag mit Sturzerkennung, wobei eine Erweite-rung um eine Fluchtwegbeleuchtung und die Aktivierungder Bodenheizung bei einem Sturz vorgeschlagen wurde.

� Fenster- und VorhangsteuerungSie gefiel durchgängig allen Probanden – gerade dieBedienung über Schalter, da sie durch den täglichenGebrauch bereits intuitiv ist.

� Mobile KlingelanlageDiese Funktion wurde in Verbindung mit dem Steuerungs-instrument Tablet-Computer als sehr nützlich angesehen.

� Barcode-ScannerDas Instrument wurde vor allem von eher jüngeren, tech-nikaffinen Personen für gut befunden. Gerade die Kopp-lung mit der Einkaufsliste wurde als hilfreich erachtet.Allerdings gaben einige Probanden auch an, Einkaufslis-ten lieber handschriftlich zu führen und den Scanner eherals Ergänzungsinstrument für den Fall zu nutzen, dass Ein-käufe und Mahlzeiten über die Plattform bestellt werden.

� SzenarienHier schnitt das „Zentral-Aus-Szenario“ am besten ab,teilweise sogar als beste Funktion der Wohnung, wo beidas Erkennen einer offenen Terrassentür in das Szenariomiteinbezogen sein sollte. Insgesamt wurden die Szena-rien als sehr nützlich empfunden und sogar eine größereAuswahl gewünscht. Vorgeschlagen wurden Szenarienwie „Bin-zu-Hause“, „Habe-Besuch“ oder ähnliche. Aller-dings sollten die Szenarien weniger komplex sein: „Gute-Nacht“ sollte z.B. nicht die ganze Wohnung, sondern nurdas Schlafzimmer steuern. Gefragt sind zudem intelli-gente Sze narien: Im „Zentral-Aus-Szenario“ werden dieVorhänge derzeit noch vor einer offenen Terrassentürgeschlossen. Als Fazit sind komplexe und individuell konfi-gurierbare Szenarien wünschenswert, die jedoch mit dergängigen Software noch nicht fehlerfrei umsetzbar sind.Hier besteht Recherche- und Entwicklungsbedarf.

� Schlüsselerinnerung Diese Funktion wurde von allen Probanden positiv aufge-nommen. Gewünscht wurde eine zusätzliche akustischeAbschließerinnerung.

� LieferklappeHier wurde insbesondere die Lichterinnerung über derKlappe als sinnvoll empfunden. Allerdings sollten unter-stützende Deckenlampen dezent und ohne eine Farbver-änderung gehalten sein, da sie sonst eher verwirren.

� Überprüfbarkeit des Herdstatus über Touch-TVEventuell ließe sich diese ebenfalls positiv aufgenommeneFunktion durch eine akustische oder eine Licht-Erinne-rungsfunktion beim Verlassen der Wohnung ergänzen.

� Verstellbarkeit von Schränken und WaschbeckenDiese Funktion wurde als große Erleichterung gesehenund auch für die Schlafzimmerschränke empfohlen.

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„Ganz besonders eindrucksvoll ist die Lieferklappein dieser Wohnung. Man ist damit unabhängig,wenn man einen Lieferservice beauftragt hat oderdie Post ein Paket bringt. Die haben ihren Code,den sie eingeben, und dann können sie das in dieLieferklappe legen. Man fühlt sich da nie in seinerZeit bedrängt und kann die Wohnung verlassen,auch wenn man weiß, da kommt etwas.“

„Ein großer Vorteil ist die Vernetzung dieser Woh-nung (mit Bewohnern und Dienstleistern im Quar-tier; Anm. d. Redaktion), die ich im Moment viel-leicht noch nicht in Anspruch nehmen werde, fürdie ich aber die Option habe, wenn es so weit ist,dass ich in eine Situation komme, in der ich bett-lägrig bin und dergleichen. Das ist eine ganz großeBeruhigung.“

Ingeborg Schulz, 74 Jahre

Die Ausstattung der Musterwohnung wurde durch Testbewohner einem Praxistest unterzogen

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� FernbedienungAls Steuerungsinstrument wurde die Fernbedienunggenerell dem Touch-TV und Tablet-Computer vorgezogen,da sie als gebräuchlicher und intuitiver empfundenwurde.

� NachbarschaftshilfeDiese Vernetzungsidee wurde sehr begrüßt, sollte aberneben professionellen Dienstleistungen eine eigene Kate-gorie bilden. Nachbarschaftshilfe, so ein wichtiges Ergeb-nis der Probandenbefragungen, wird eher für das Mikro-quartier, also die direkte Nachbarschaft, gewünscht, daman sich kennt und einschätzen kann, wodurch aberauch die soziale Kontrolle größer ist. ProfessionelleDienstleister hingegen sollten im gesamten Quartier ver-netzt sein.

Kritische Beurteilungen

� Vitalisierendes LichtZur Unterstützung des Tagesablaufs wurde das Licht alszu künstlich empfunden. Oft erschloss sich der Sinn dieserFunktionalität nicht. Hingegen wurde es in Notfallsituatio-nen und als Erinnerungsfunktion als sinnvoll erachtet,allerdings nicht vorkonfiguriert, sondern vorzugsweiseindividuell einstellbar. Gewünscht wurde eine personenab-hängige Vorkonfiguration auf dem Tablet sowie eineFavoritenliste der Funktionalitäten nach Räumen.

� WäschekorbfunktionSie kam als Idee zwar durchaus gut an, wurde aber inBezug auf Wäschetrennung und den fehlenden persönli-chen Kontakt kritisch hinterfragt.

� Tablet-Computer und Touch-TVBei der Bedienbarkeit dieser beiden Steuerungsinstru-mente wurde noch großes Entwicklungspotenzial gese-hen. Sie müsste vereinfacht werden und intuitiver sowiedurch Bilderklärungen unterstützt werden. Gewünschtwurden weniger Schalter bzw. Bedienkategorien aufeinmal sowie große Symbole. Ein Beispiel ist der mobileTüröffner: Die Idee wurde gut aufgenommen, die Hand-habung aber als zu kompliziert empfunden. Notwen-dige Knöpfe und Menüpunkte wurden nicht gefundenund führten schnell zu Überforderung. Beim Tablet-Computer wurde die zu kleine Schrift, schlecht zu -ordenbare Symbole und eine komplexe Menüführungbemängelt.

Grundlegende ErkenntnisseDurch die Evaluation wurden grundlegende Erkenntnissegewonnen, die beim weiteren Vorgehen berücksichtigt wer-den sollten:

� Keine TechnikdominanzDie Technik sollte unauffällig in ein wohnliches Umfeldintegriert sein.

� Einfachheit und EinheitlichkeitBei allen Funktionen muss auf klare und intuitive Symboleund ihre konsequent einheitliche Verwendung geachtetwerden. Gerade bei Touch-TV und Tablet-Computer solltedarüber hinaus auf eine Unterscheidung von alltäglichverwendeten Funktionen und zusätzlichen, eher seltenverwendeten Konfigurationseinstellungen geachtet wer-den.

� SchalterelementeBei der Gestaltung und Funktionalität muss auch angesundheitlich beeinträchtigte Nutzer gedacht werden.So wurde eine Sitzmöglichkeit vor den Schaltern, einehaptische Schalterkonstruktion, Verwendung von Symbo-len, größere Schrift sowie ein kurzer Drückimpuls vorge-schlagen. Auch hier sollten alle technischen Funktionenzugleich manuell bedienbar sein.

� Weitere gewünschte FunktionenGebrauchsanweisungen auf Papier entsprechen eher denGewohnheiten der Zielgruppe. Außerdem wurden Einzel-funktionen wie eine Selbstabschaltung des Herds beim Ver-lassen der Wohnung und ein mobiler Hilfeknopf, der mitNachbarn oder Verwandten verbunden ist, genannt.

Individualisierung versus VereinfachungEine besondere Herausforderung ist gewiss, dass die Platt-form eine Individualisierung und zugleich eine Vereinfa-chung der Bedienbarkeit gewährleisten soll. Hier bedarf esnoch weiterer Evaluation und Forschung. Weiterhin muss,so haben es die Nutzungswochen gezeigt, die Zielgruppefür die Verträglichkeit der technischen Hilfsmittel sensibili-siert werden, da vielfach Ängste vor Viren, Elektrosmog undStrahlung vorhanden sind. Es ist noch stärker zu vermitteln,dass die Sicherheit der Nutzer stets höchste Priorität genießtund dass die verschiedenen Funktionen, insbesondere diePlattform, ihnen einen großen Nutzen bringen können.Einige Funktionalitäten wie Kalender oder Rezepte wurdeneher skeptisch aufgenommen, da die Probanden sie überJahrzehnte hinweg anders erledigt haben, z.B. handschrift-lich oder durch Telefonlisten und Schwarze Bretter.

Ausbau der DienstleistungsfunktionenEine weitere Herausforderung stellt der Ausbau der Dienst-leistungen dar. Zum einen ist in der Menüführung der Platt-form eine quartiersnahe Anordnung der Dienstleistergewünscht, zum anderen eine Trennung von der Nachbar-schaftshilfe, die eine gesonderte Plattform-Kategorie seinsollte. Hierdurch wäre beispielsweise eine Dienstleistungsbe-

wertung als Qualitätskontrolle möglich, in die die Nachbar-schaftshilfe nicht einbezogen ist.

SpannungsfelderHinsichtlich des Gesamtkonzepts können noch keineabschließenden Feststellungen getroffen werden, da Dienst-leistungen noch nicht ausreichend getestet wurden. Eszeichnete sich aber ein Spannungsfeld zwischen der Bereit-stellung eines einfachen Bestellvorgangs und einer mög-lichst nutzerfreundlichen und kundengerechten Dienstleis-tungsdurchführung ab. Ein weiteres Spannungsfeld liegt inder eher geringen Technikakzeptanz der Zielgruppe und denbisherigen Gewohnheiten wie der Verwendung von Zettelnund Festnetz-Telefon.

Weiternutzung der MusterwohnungAuch nach Beendigung des Projekts sollen weitere Nut-zungswochen, auch in Form von bis zu vierwöchigenNutzungsabschnitten, durchgeführt werden. Hierbei sol-len neben der Akzeptanz des Gesamtkonzepts auch dieAkzeptanz des Versorgungsmodells sowie die Einbin-dung von Angehörigen und von relevanten Dienstleis-tungskombinationen untersucht werden. Bei der Bele-gung wird eine gleichmäßige Verteilung auf die definier-ten Personas angestrebt. Nach eineinhalb Jahren ist derÜbergang zu einer Dauervermietung der Wohnung miteiner begleitenden längerfristigen Evaluation bis Mitte2017 vorgesehen.

Schlüsselerinnerung: Beim Verlassen der Wohnung erinnert

ein optisches oder akustisches Signal den Bewohner daran,

seinen Schlüssel mitzunehmen.

„Ich habe in der Wohnung übernachtet und dabeiist mir besonders positiv aufgefallen, dass, wennich nachts das Bett verlassen habe, das Licht auto-matisch anging. Man konnte so ins Bad gehen undwenn man wieder im Bett war, ging das Licht vonalleine wieder aus. Man brauchte sich um das Lichtgar nicht zu kümmern. (...) Ich würde es meinenNachbarn empfehlen, hier mal probezuwohnen,weil die Wohnung sehr sympathisch ist. Der Zulie-ferer kann gebucht werden, das Essen kanngebucht werden. Es klappt tadellos.“

Volker Bossen, 71 Jahre

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Individuell einstellbares Bett, auch als Pflegebett nutzbar

Ergebnisse der Nutzung des MusterzimmersNeben der Musterwohnung wurden auch die verschiedenenunterstützenden Smarthome- und AAL-Funktionen im Mus-terzimmer der Wohneinrichtung PFLEGEN & WOHNENUHLENHORST getestet. Das Zimmer wurde über längereZeit von einem 78-jährigen Herrn bewohnt, der auf einenRollstuhl angewiesen war. Er regenerierte sich von einerKrebserkrankung mit der Prognose, seine körperlichenFähigkeiten zum Teil wiederzuerlangen. Er war technischenHilfsmitteln gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen undnutzte z.B. bereits die Multimedia-Funktionen seines Fern-sehgeräts. Die Evaluation der Musterzimmer-Ausstattungführte zu folgenden Ergebnissen:

� Elektrischer TüröffnerDer Bewohner war von Anfang an ohne größere Einwei-sung in der Lage, die Tür mittels Fernbedienung zu öff-nen. Das Verlassen des Zimmers wurde deutlich verein-facht, die Steigerung der Lebensqualität als hoch einge-schätzt. Der Bewohner nutzte die Funktion z.B. auch, umdem Pflegepersonal beim Verlassen des Zimmers die Türzu öffnen, und gab an, dass ihm diese Möglichkeit vielFreude bereite. Der elektrische Türantrieb gab ihm wiederdie Möglichkeit, nicht nur Hilfeempfänger zu sein, son-dern auch anderen Hilfe anbieten zu können. Als nach -teilig wurde beschrieben, dass es nicht möglich war, dieTür offenstehen zu lassen, da sie sich nach einigen Sekun-den automatisch schloss.

� Pflegebett mit AufstehfunktionDer Bewohner des Musterzimmers nutzte sein bisherigesStandardpflegebett bereits in vollem Umfang in Bezug aufdie Veränderung der Betthöhe und der Liegeposition (z.B.Kopfteilverstellung). Diese Funktionen mussten für ihn imneuen Pflegebett un bedingt weiter zu Verfügung stehen.Er war in Bezug auf die Aufstehfunktion bereits bei der Ein-weisung sehr skeptisch. Da der Transfer in den Rollstuhlmehr Zeit in An spruch nahm als konventionell, nutzte erdiese Funktion im Alltag nicht. Hinzu kam eine stetige Ver-besserung seiner Mobilität, sodass er den Transfer zuneh-mend einfacher über die Bettkante durchführen konnte.Als Transferhilfe wurde das Bett daher nicht akzeptiert. DasVorgehen entsprach nicht den gewohnten Bewegungsab-läufen und wur de als zu umständlich beschrieben. Eineoptionale Seitengitterhalterung am Bett wurde wiederumals Hilfe be trachtet, da sie die Mobilisierung in den Roll-stuhl vereinfachte.

� Elektrisch höhenverstellbares WaschbeckenDas Waschbecken ist mittels Knopf an der Handtuch- Haltestange elektrisch so weit höhenverstellbar, dass essowohl im tiefen Sitzen im Rollstuhl als auch im Stehenauf eine optimale Höhe eingestellt werden kann. Der

Bewohner nutzte diese Funktion ohne weitere Einweisun-gen. Das Waschbecken vermittelte ihm Sicherheit undsomit eine größere Autonomie in der Versorgung. Alsnachteilig wurde der Raumbedarf durch die Hubtechnikbeschrieben. Der Bewohner konnte die Ablage hinterdem Waschbecken nicht mehr einfach erreichen. DieserNachteil wurde aber klar als nachrangig im Vergleich zuden Vorteilen angesehen.

� Elektrische Fensteröffnung und LichtsteuerungDer Bewohner sah diese Funktionen als sehr hilfreich an.Sie vereinfachten seinen Alltag besonders in den Abend-stunden, weil er zum Öffnen oder Schließen des Fenstersdas Bett nicht mehr verlassen musste, was eine großeBelastung für ihn gewesen war.

Eine differenzierte Auswertung der Musterzimmer-Funktio-nen war aufgrund der kurzen Anwendungszeit noch nichtmöglich. Insgesamt wurden die technischen Unterstüt-zungssysteme zwar offen angenommen, aber unterschied-lich genutzt. Technische Hilfsmittel werden nach den bishe-rigen Ergebnissen in der Langzeitnutzung dann als sinnvollbetrachtet, wenn sie sowohl die Mobilität als auch diesoziale Teilhabe unterstützen oder ermöglichen.

Die Projektpartner (v.l.n.r.):

Reinhard Heymann, Q-Data Service GmbH

Nicol Wittkamp, PFLEGEN & WOHNEN HAMBURG

Jens Schweer, PFLEGEN & WOHNEN HAMBURG

Prof. Tilo Böhmann, Universität Hamburg

Jan Parchmann, Universität Hamburg

Anja Lehni, PROSYSTEM AG

Melanie Weinhold, PROSYSTEM AG

Dr. Bernd Hillebrandt, Gesundheitswirtschaft Hamburg

Nicht abgebildet:

Corvin Meyer-Blankart, Universität Hamburg

Hauke Thiele, Malte Stienen, Q-Data Service GmbH

Dr. Jürgen Stettin, PROSYSTEM AG

Ronny Stoll, PROSYSTEM AG

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Höhenverstellbares Waschbecken im Badezimmer