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Berufliche Orientierung und Berufswegeplanung
für Schüler der Förderschule
mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung
-Projektbericht und Handlungsempfehlungen-
Karen Kohlmann
Juni 2013
3
Inhalt
1. Einleitung ............................................................................................................. 6
2. Das Projekt Berufliche Orientierung und Berufswegeplanung für Schüler der
Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung .............................. 7
2.1. Projektinitiative und Anlass aus Sicht der Diakonie am Thonberg ................. 7
2.2. Projektbeteiligung aus Sicht der Förderschule Thonberg .............................. 8
2.3. Zielstellungen des Projektes .......................................................................... 9
2.4. Projektförderung .......................................................................................... 10
2.5. Projektbeschreibung .................................................................................... 10
2.6. Projektverlauf .............................................................................................. 10
2.6.1. Erste Absprachen und Beratung des gemeinsamen Vorgehens .......... 11
2.6.2. Durchführung eines Elternabends ......................................................... 11
2.6.3. Konzeption Workshop Berufliche Orientierung ..................................... 12
2.6.4. Durchführung und Verlauf der Workshoptage Berufliche Orientierung . 14
2.6.5. Erhebung von individuellen Praktikumswünschen ................................ 16
2.6.6. Individuelle Beratung mit den Schüler(innen) als auch den Eltern ........ 17
2.6.7. Erster Praktikumszeitraum .................................................................... 17
2.6.8. Gemeinsame Reflexion des bisherigen Projektverlaufs ........................ 18
2.6.9. Zweiter Praktikumszeitraum .................................................................. 21
2.6.10. Informationsgespräch mit der Agentur für Arbeit ............................... 22
2.7. Projektergebnisse ........................................................................................ 23
2.7.1. Gesamtüberblick ................................................................................... 23
2.7.2. Ausgewählte Beispiele für Praktikumsverläufe ..................................... 24
2.8. Projektauswertung ....................................................................................... 27
2.8.1. Aus Sicht der Schülerinnen und Schüler ............................................... 27
4
2.8.2. Aus Sicht der Eltern .............................................................................. 30
2.8.3. Aus Sicht der Lehrkräfte ....................................................................... 31
2.8.4. Aus Sicht der Praktikumsbetriebe ......................................................... 32
2.8.5. Aus Sicht der Diakonie am Thonberg ................................................... 33
2.8.6. Schlussfolgerungen .............................................................................. 34
2.8.7. Kritische Reflexion des Projektes .......................................................... 37
3. Ausführliche Interviews der Schüler(innen) ..................................................... 39
3.1. Marlen S.: Praktika im Einzelhandel ............................................................ 39
3.2. David G.: Praktikum bei einer Baufirma ....................................................... 43
3.3. Doreen G: Praktikum im Kindergarten ......................................................... 45
3.4. Katja M.: Praktikum im Kindergarten ........................................................... 48
3.5. Susanne W.: Praktikum im Tierheim ........................................................... 50
3.6. Paul B.: Praktikum in einer Kantine ............................................................. 52
3.7. Gustav F.: Praktikum in der Küche (WfbM) ................................................. 56
3.8. Nadine L.: Praktikum im Supermarkt ........................................................... 60
3.9. Matthias M.: Praktikum in der Autopflege (WfbM) ....................................... 62
4. Ausführliche Interviews der Eltern ...................................................................... 66
4.1. Frau G., Mutter von Doreen G. .................................................................... 66
4.2. Frau L., Mutter von Nadine L. ...................................................................... 70
5. Ein Dank an alle Projektbeteiligten .................................................................... 76
6. Handlungsempfehlungen ................................................................................... 77
6.1. Initiative Inklusion ........................................................................................ 77
6.2. Von der Werkstufe zur Berufsschulstufe ..................................................... 79
6.3. Kooperationen als Prinzip ............................................................................ 83
6.4. Personalstelle Fachberaterin Berufliche Integration im Rahmen der
Berufsschulstufe .................................................................................................... 85
6.5. Berufseinstiegsbegleiter, Betriebliche Einstiegsqualifizierung und Vertiefte
Berufsorientierung für Jugendliche mit geistiger Behinderung .............................. 86
5
6.6. Duale Ausbildung im Berufsbildungsbereich der Werkstatt für behinderte
Menschen und Ermöglichung von anerkannten modularen Teilabschlüssen ........ 88
6.7. Berufliche Bildung im Förder- und Betreuungsbereich der Werkstatt für
behinderte Menschen ............................................................................................ 90
6.8. Eine Konzeption für Sachsen ...................................................................... 91
7. Materialien zum Projekt ...................................................................................... 92
7.1. Handreichungen zu den Berufsfeldern für die Workshops .......................... 92
7.2. Erarbeitete Dokumentation .......................................................................... 92
6
1. Einleitung
Als Diakonie am Thonberg ist es uns wichtig, dass Menschen mit Behinderung
die gleichen Chancen auf Teilhabe am Arbeitsleben haben, wie andere
Menschen auch. Insbesondere bei Abgänger(innen) der Schule für geistig
Behinderte beobachten wir, dass diese direkt im Anschluss an die Schule in eine
Werkstatt für behinderte Menschen wechseln.
Der Berufsbildungsbereich der Werkstatt für behinderte Menschen bietet
Jugendlichen, welche einen erhöhten Unterstützungsbedarf haben und welche
auf Grund der Art und Schwere der Behinderung (noch) keine reguläre
Ausbildung absolvieren können und auch (noch) nicht in den allgemeinen
Arbeitsmarkt integriert werden können, eine wunderbare Möglichkeit der
beruflichen Bildung und fördert deren berufliche Integration. Die Werkstatt für
behinderte Menschen sollte aber nicht die einzig mögliche Form der Teilhabe am
Arbeitsleben sein. Jugendliche mit einer geistigen Behinderung sollten wie andere
auch Wahlmöglichkeiten haben und aufgezeigt bekommen. Die Schüler(innen)
sollen die Möglichkeit erhalten, sich bewusst für eine Maßnahme zu entscheiden.
Mit dem Projekt war es uns wichtig, Jugendliche bei ihrer beruflichen Orientierung
zu unterstützen. Neben den Praktika in den Werkstätten sollten diese die
Möglichkeit erhalten, den allgemeinen Arbeitsmarkt kennen zu lernen.
Das gemeinsame Projekt mit der Förderschule Thonberg war eine wunderbare
Erfahrung und brachte uns wertvolle Erkenntnisse in Bezug auf den
Entwicklungsstand der Schüler(innen), die berufliche Vorstellungen und Wünsche
der Jugendlichen als auch die Notwendigkeit das Konzept der Werkstufe als auch
des Berufsbildungsbereiches weiterzuentwickeln.
Mit dem vorliegenden Projektbericht möchten wir einen Beitrag leisten, diese
Erfahrungen weiterzugeben und damit die Weiterentwicklung zu unterstützen. In
Vorbereitung, Umsetzung als auch Auswertung des Projektes haben wir immer
wieder auf diverse Projektberichte und Materialien anderer zurückgegriffen, die
uns sehr hilfreich waren. Daher war es auch uns ein Anliegen einen Teil
7
beizutragen und auch unsere Ideen und Erfahrungen allen zugänglich zu
machen.
Mit dem Projektbericht möchten wir dafür sensibilisieren, die berufliche
Orientierung als ganzheitliches Anliegen in den Fokus zu nehmen und träger-, als
auch institutionsübergreifend zu verstehen. Es muss gemeinsam mit allen am
Prozess Beteiligten überlegt werden, wie Jugendliche, insbesondere die
Abgänger(innen) der Schule für geistig Behinderte, auf ihrem Weg in das
Arbeitsleben und zu einer selbstbestimmten Teilhabe am gesellschaftlichen
Leben unterstützt werden können.
Mit dem Projektbericht möchten wir zur Kooperation und zur gemeinsamen
Handlungsplanung anregen und diese initiieren helfen.
2. Das Projekt Berufliche Orientierung und Berufswegeplanung
für Schüler der Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt
geistige Entwicklung
2.1. Projektinitiative und Anlass aus Sicht der Diakonie am Thonberg
Die Eröffnung von vielfältigen Möglichkeiten der Teilhabe am Arbeitsleben ist für die
Diakonie am Thonberg maßgeblich. Ziel ist es jedem Menschen mit Behinderung
Chancen und Möglichkeiten zu eröffnen, das Leben selbst bestimmt zu gestalten und
insbesondere im Bereich der Teilhabe am Arbeitsleben über Wahlmöglichkeiten zu
verfügen. Hierfür bietet die Diakonie am Thonberg vielfältige Tätigkeiten aus
verschiedenen Branchen direkt in der Hauptwerkstatt an. Darüber hinaus sind aber
auch etwa 1/3 der Mitarbeiter(innen) mit Behinderung auf vielfältigen
Außenarbeitsplätzen.
Die Werkstatt für behinderte Menschen ist eine Möglichkeit der Teilhabe am
Arbeitsleben, aber nicht die einzige. In diesem Bewusstsein werden
Mitarbeiter(innen) mit Behinderung auf dem Weg in den allgemeinen Arbeitsmarkt
unterstützt.
Insbesondere bei den Schulabgänger(innen) der Schule für geistig Behinderte
scheint der Weg direkt in die Werkstatt für behinderte Menschen zu führen. Ein
8
Großteil der Jugendlichen schließt das Eingangsverfahren bzw. den Förder- und
Betreuungsbereich direkt an. Für die Jugendlichen, welche diese Form der Teilhabe
benötigen, ist dieser Weg zielführend. Aber auch die Schüler(innen) mit geistiger
Behinderung sollten in der Schulzeit andere Ausbildungs- bzw. Arbeitsmöglichkeiten
aufgezeigt bekommen, um eine bewusste Wahl treffen zu können.
Die Projektidee, orientiert auch an der „Initiative Inklusion“ des Bundesministeriums
für Arbeit und Soziales, mit den folgenden Zielstellungen entstand:
- Schüler(innen) der Schule für geistig Behinderte Chancen eröffnen, den
allgemeinen Arbeitsmarkt kennen zu lernen
- Schüler(inne)n als auch Eltern vielfältige Möglichkeiten der beruflichen
Integration im Anschluss an die Schule aufzuzeigen
- Herausfinden, ob eine veränderte berufliche Orientierung das
Eingangsverfahren der WfbM ersetzen und nach dem Übergang direkt mit der
beruflichen Bildung im Berufsbildungsbereich begonnen werden kann.
Die Förderschule Thonberg wurde als Kooperationspartner ausgewählt, da diese im
Einzugsgebiet der Diakonie am Thonberg liegt, bereits vielfältige Kontakte und
Zusammenarbeit bestehen und die räumliche Nähe Absprachen erleichtert. Im
späteren Projektverlauf sollte optional noch eine weitere Schule hinzugenommen
werden, wenn dies mit den personellen Ressourcen des Projektes möglich ist.
2.2. Projektbeteiligung aus Sicht der Förderschule Thonberg
Die Förderschule ist eine Schule für geistig Behinderte der Stadt Leipzig. Der
Schulleitung als auch den Lehrkräften ist es wichtig allen Schüler(innen) ein
kompetenter und vertrauensvoller Partner beim Übergang in das Berufsleben zu
sein. Die Jugendlichen, als auch deren Eltern, sollen auf dem Weg begleitet werden,
damit ein guter Start in den neuen Lebensabschnitt bewältigt werden kann.
Im Mittelpunkt der Überlegungen zum Projektvorhaben standen bei der Schulleitung
als auch den Lehrkräften der Förderschule Thonberg vor allem aber die
Schüler(innen) mit einer Lernbehinderung, welche von einer Schule zur
Lernförderung auf die Schule für geistig Behinderte gewechselt haben. Bei dieser
Schülergruppe tritt eine erhebliche Selbstüberschätzung der eigenen Kompetenzen,
Fähigkeiten und Fertigkeiten. Sie sind überzeugt davon, alles zu können und
9
keinerlei Hilfe zu benötigen. Insbesondere durch mangelnde soziale Kompetenzen,
verbauen sie sich mit dieser Einstellung Teilhabemöglichkeiten. Das familiäre bzw.
soziale Umfeld stellt sich oftmals problematisch dar. Den Jugendlichen fehlt eine
stabile und verlässliche Unterstützung und Begleitung auf dem Weg in das
Arbeitsleben. Die Werkstatt für behinderte Menschen lehnen sie kategorisch ab, weil
sie diese als stigmatisierend erleben und darüber hinaus davon überzeugt sind,
keine Unterstützung zu benötigen. Der Schule ist es daher ein großes Anliegen diese
Schülerinnen und Schüler zu unterstützen, in dem durch Praktika auf dem
allgemeinen Arbeitsmarkt und damit verbundene konkrete Erfahrungen, Grenzen als
auch Perspektiven aufgezeigt werden können. Die Jugendlichen sollen realistische
Vorstellungen vom allgemeinen Arbeitsmarkt, den dort herrschenden
Arbeitsbedingungen und den Anforderungen gewinnen, um für sich selbst eine
Entscheidung treffen zu können. Externe Einschätzungen, zum Beispiel durch
Arbeitgeber, haben in dieser Phase der Persönlichkeitsentwicklung für die
Schülerinnen und Schüler teilweise höheren Stellenwert, als wenn die Lehrkräfte der
Schule diese Einschätzung treffen. Bereits im Vorfeld des Projektes wurden
vereinzelt Praktika angeboten, das Projektvorhaben eröffnete die Möglichkeit diesen
eher nebenbei erfolgten Praktika einen strukturierteren und insbesondere in der
Begleitung und Auswertung intensiveren Rahmen geben.
Die Praktika auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt stellen darüber hinaus für alle
Schülerinnen und Schüler eine gute Ergänzung dar, zu den bereits fest in die
berufliche Orientierung integrierten Praktika in den Werkstätten für behinderte
Menschen.
2.3. Zielstellungen des Projektes
Mit dem Projekt sollen Jugendliche der Werkstufe der Schule für geistig Behinderte
bei der beruflichen Orientierung und Berufswegeplanung unterstützt werden.
Den Schüler(innen) als auch deren Eltern sollen verschiedene Möglichkeiten der
beruflichen Bildung, Ausbildung und Integration im Anschluss an die Schule
aufgezeigt werden.
Die Jugendlichen sollen die Möglichkeit erhalten, viele Berufsfelder zu erproben, um
Interessen entwickeln und eine Entscheidung treffen zu können.
10
Die Schüler(innen) sollen die Möglichkeit erhalten, Erfahrungen auf dem allgemeinen
Arbeitsmarkt zu sammeln und diese reflektieren zu können.
2.4. Projektförderung
Das Projekt wurde durch das Diakonische Amt Sachsen aus Mitteln der Haus- und
Straßensammlung über den Förderschwerpunkt: „Unterstützung Jugendlicher und
junger Erwachsener mit geistiger Behinderung beim Übergang in den allgemeinen
Arbeitsmarkt“ und ergänzt durch Eigenmittel der Diakonie am Thonberg finanziert.
2.5. Projektbeschreibung
Im Rahmen des Projektes wurde eine Personalstelle „Fachberaterin Berufliche
Integration“ geschaffen, welche die Förderschule Thonberg bei der Durchführung
beruflicher Orientierung unterstützen soll.
Insbesondere die Vorbereitung, Akquise und Auswertung von Praktika auf dem
allgemeinen Arbeitsmarkt obliegen der Projektbeauftragten der Diakonie am
Thonberg, Frau Kittler. Sie informiert in den Klassen über berufliche Perspektiven
und führt Einzelgespräche über Berufswünsche mit den Schüler(innen), um deren
Wünsche zu erfragen.
Neben der Unterstützung der Schüler(innen), werden auch die Eltern in die berufliche
Orientierung einbezogen. Insbesondere sie müssen über mögliche berufliche
Perspektiven ihrer Kinder informiert werden, damit sie sich ein Bild machen und ihre
Kinder beraten können. Gemeinsam wird mit den Jugendlichen über ihre
Berufswegeplanung gesprochen.
2.6. Projektverlauf
Das Projekt Berufliche Orientierung und Berufswegeplanung wurde im Zeitraum von
01.02.2012 bis 31.01.2013 durchgeführt. Im Folgenden wird nun der konkrete
Projektverlauf beschrieben.
11
2.6.1. Erste Absprachen und Beratung des gemeinsamen Vorgehens
In einem vororientierendem Gespräch mit der Schulleiterin der Förderschule
Thonberg, Frau Heinrich, wurde das Projektvorhaben durch Frau Kittler und Frau
Kohlmann von der Diakonie am Thonberg vorgestellt. Frau Kittler ist als
Fachberaterin Berufliche Integration projektverantwortlich und übernimmt die
Koordination als auch die Durchführung des Projektes. Frau Kohlmann ist die
Referatsleiterin Berufliche Bildung und steht ebenfalls koordinierend als auch
beratend zur Verfügung. Sie übernimmt die Auswertung des Projektes.
Folgende Aspekte wurden thematisiert:
- Durchführung eines Workshops zur beruflichen Orientierung mit allen
Schülerinnen und Schülern der Werkstufenklassen
- Planung eines Beratungstreffens mit den Lehrkräften zur konkreten
Projektabsprache
- Vorstellung des Projektes als auch konkreter Möglichkeiten der beruflichen
Perspektive beim Elternabend
2.6.2. Durchführung eines Elternabends
Bei einem Elternabend in der Förderschule Thonberg stellten Frau Kittler und Frau
Kohlmann den Eltern der Werkstufenschüler(innen) diverse Möglichkeiten der
beruflichen Bildung, Ausbildung und Integration für Jugendliche mit Behinderung im
Anschluss an die Schule vor.
Folgende potentielle berufliche Möglichkeiten wurden besprochen:
- Eingangsverfahren und Berufsbildungsbereich der Werkstatt für behinderte
Menschen
- Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme
- Berufsvorbereitungsjahr
- Berufsausbildung in anerkannten Ausbildungsberufen, insbesondere
Helferberufen
- Diagnose Arbeitsmarktfähigkeit
- Unterstützte Beschäftigung
- Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt
12
Zu jeder vorgestellten Maßnahme wurden jeweils die Träger benannt, welche diese
anbieten, so dass die Eltern Kontakt aufnehmen und sich direkt vor Ort Beratung
einholen können, ob und wie ein Zugang für ihr Kind möglich ist.
Es wurde aufgezeigt, dass es für Abgänger(innen) der Schule für geistig Behinderte
schwierig ist, alternative Bildungsmaßnahmen anzuschließen, aber nicht unmöglich.
Insbesondere der Aspekt, dass die Schüler(innen) ihre Berufsschulpflicht in den
Werkstufenjahren absolvieren, ist ein Hemmschuh.
Die Eltern zeigten sich sehr interessiert und aufgeschlossen. Es wurden im
Anschluss Beratungswünsche geäußert. Hierbei konnte aber nur auf die jeweiligen
Träger der Maßnahmen verwiesen werden.
Die Angehörigen äußerten Unsicherheiten in Bezug auf die Beratung ihrer Kinder.
Vielfach fehlten ihnen Informationen über mögliche Wege der beruflichen Zukunft für
die Jugendlichen. Eine allgemeine Beratungsstelle hierzu fehlt. Beratung erhoffen
sich die Eltern durch die Agentur für Arbeit.
Es wurde deutlich, dass die Eltern mehr Unterstützung und Beratung benötigen und
in dieser für ihre Kinder sehr wichtigen Phase Unsicherheit verspüren.
2.6.3. Konzeption Workshop Berufliche Orientierung
In dem Fach „Arbeit und Beruf“ werden bereits viele Tätigkeiten und Bereiche
erprobt, wie zum Beispiel Grundlagen in der Reinigung und Wäsche, Arbeiten mit
verschiedenen Werkstoffen in den Werkräumen der Schule. Viele Tätigkeiten
beziehen sich dabei auf konkrete Arbeitsbereiche der Werkstatt für behinderte
Menschen.
Mit einem Workshop zur beruflichen Orientierung sollten diese Tätigkeiten nun
ergänzt und aufgezeigt werden, welche beruflichen Perspektiven sich in den
einzelnen Branchen tatsächlich bieten. Durch die vielfältigen Erfahrungen der
Diakonie am Thonberg mit der Schaffung von Außenarbeitsplätzen, aber auch
Übergängen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt, bestehen Kenntnisse, welche
Möglichkeiten für die Jugendlichen innerhalb als auch außerhalb der Werkstatt für
behinderte Menschen erschlossen werden können.
Von den Lehrkräften wurde das Problem benannt, dass die Jugendlichen manchmal
deren Aussagen in Bezug auf Chancen und Grenzen des Arbeitsmarktes nicht in
13
dem gewünschten Maße Glauben schenken. Daher wird es als eine sehr wertvolle
Ergänzung zum regulären Unterricht empfunden, dass „Experten“ aus dem
Arbeitsleben berichten und eine externe Einschätzung geben können.
Ein gemeinsamer Tag zum Thema Berufliche Orientierung für alle
Werkstufenschüler(innen), insgesamt 28, soll diesem Aspekt einen besonderen
Stellenwert geben und Auftakt sein, um dann mit den Schüler(innen) im Rahmen des
Projektes konkret über berufliche Zukunftswünsche zu sprechen.
Die inhaltliche Konzeption, die Vorbereitung, die Erarbeitung der Handreichungen,
sowie die Leitung des Workshops Berufliche Orientierung oblagen Frau Kittler, der
Projektbeauftragten. Inhaltliche Konkretisierungen und organisatorische Absprachen
wurden mit den Lehrkräften getroffen.
Im Workshop Berufliche Orientierung sollen die Jugendlichen verschiedenen
Berufsbereiche an einem Tag erproben können und erfahren, welche Möglichkeiten
sich in den einzelnen Branchen im Anschluss an die Schule bieten.
Zum Workshop Berufliche Orientierung werden fünf verschiedene Workshops
angeboten, an denen verschiedene Arbeitsfelder erprobt werden können. Jede(r)
Schüler(in) soll jede Station absolvieren. Viele der Jugendlichen haben aus einem
Praktikum in der Werkstatt oder aus Orientierung an dem Bekanntenkreis
eingefahrene Vorstellungen, was sie wollen. Oftmals sind diese Wünsche nicht
realistisch. Andere Tätigkeiten sind noch nicht bekannt. Daher sollen alle Schüler alle
Bereiche ausprobieren, um dann wirklich eine Entscheidung auf Grundlage von
konkreter Handlungserfahrung treffen zu können.
Folgende Berufsfelder werden in die Stationen einbezogen:
- Büro
- Küche/ Service/ Hotel
- Handwerk/ Auto
- Garten- und Landschaftsbau/ Hausmeisterdienste/ Bau
- Kindergarten/ Altenpflege
Jeder Workshop dauert etwa 30 Minuten. Die Workshops werden durch
Mitarbeiter(innen) der Diakonie am Thonberg durchgeführt. Es wurden auch
Mitarbeiter(innen) aus engagierten Praktikumsbetrieben angefragt, leider konnten
diese sich nicht für einen gesamten Tag frei nehmen.
14
Die Jugendlichen werden durch die Lehrkräfte in fünf verschiedene Gruppen
eingeteilt.
Zu jeder Station bekommen die Jugendlichen eine Handreichung, in welcher das
Berufsfeld schriftlich vorgestellt und erklärt wird. Diese soll helfen, das Berufsfeld
nachträglich zu reflektieren und gegebenenfalls auch zu Hause mit den Eltern
besprechen zu können.1
Auf einem Feedbackbogen schätzen die Schüler(innen) unmittelbar nach dem
Workshop ein, ob ihnen dieses Berufsfeld zusagt und sie sich dieses als berufliche
Perspektive vorstellen können. Der Feedback-Bogen wird eingesammelt und für die
spätere Auswertung und Ideenentwicklung genutzt.
Die Lehrkräfte teilen die Schülerinnen und Schüler in Gruppen auf, begleiten diese
zu den Workshops und unterstützen die Schülerinnen und Schüler, wenn Assistenz
benötigt wird.
2.6.4. Durchführung und Verlauf der Workshoptage Berufliche Orientierung
Geplanter Ablauf des Workshoptag Berufliche Orientierung am 28.02. 2012:
7.45 Uhr Begrüßung und Vorstellung der einzelnen Workshops
8.15 Uhr Frühstück
8.35 – 11.45 Uhr Erprobung der Berufsfelder in den Workshops
12.30 Uhr Mittagspause
13.15 Uhr Gemeinsame Auswertung und Abschluss des Tages
1 Die Handreichungen zu den einzelnen Berufsfeldern finden Sie im Teil Materialien
15
Berufsfeld Workshopleitung Durchgeführte Tätigkeit Büro
Frau Kohlmann
Briefe falten, Briefe in vorgefertigte Ablagen sortieren, Arbeiten mit dem Aktenvernichter
Küche/ Service/ Hotel
Frau Laue
Brot/ Baguettescheiben belegen und garnieren
Handwerk/ Auto
Herr Kretzschmann
Reinigung von Autoteilen, Durchführung von Schraubverbindungen
GaLa/ Hausmeister/ Bau
Frau Kittler
Präsentation eines Lehrfilms aus diesem Bereich
Kindergarten/ Altenpflege
Frau Meyerjürgen
Durchführung von Reinigungsproben/ Wischerprobung
Der Workshop Berufliche Orientierung wurde am 28.02.2012 um 7.45 Uhr gestartet.
Der Workshoptag wurde wie geplant um 7.45 Uhr gestartet. Nach der Begrüßung
und Einführung in den Tag teilten sich die Schüler(innen), wie zuvor von den
Lehrkräften eingeteilt, in Gruppen auf. Nach der Frühstückspause startete der erste
Durchgang der Stationen. Nach diesem wechselten die Gruppen regulär zum
nächsten Berufsfeld.
Leider kam es dann zu einem tragischen Vorfall, so dass der Workshoptag vorerst
abgebrochen werden musste.
In einer ersten Auswertungsrunde wurde besprochen, dass der bisherige reguläre
Verlauf als sehr wertvoll und hilfreich empfunden wurde und ein Termin zur
Fortsetzung wurde noch am selben Tag für den 12.03.2012 vereinbart.
Der Workshoptag vom 28.02.2012 wurde am 12.03.2012 fortgesetzt. Ein Workshop
mussten personell neu besetzt werden. Zwei Workshopinhalte mussten
zusammengelegt werden, da in der kurzen Zeit kein weiterer Workshopleiter für
eines der Berufsfelder gefunden werden konnte.
16
Die Schüler(innen) zeigten sich an den Workshops interessiert und erprobten die
vielfältigen Tätigkeiten. Natürlich mussten einige der Jugendlichen in den
Workshops, in denen nicht ihr Wunschberufsfeld erprobt wurde, zeigen, dass sie
dieses ablehnen. So konnte sich David G. für das Berufsfeld Küche so gar nicht
erwärmen.
Insbesondere bei der Station Büro wurde deutlich, dass die Tätigkeiten dieses
Arbeitsfeldes oft unterschätzt werden. Briefe in vorbereitete Ablagen sortieren
bereitete vielen Jugendlichen erhebliche Schwierigkeiten, da die notwendige
Lesekompetenz nicht in dem Maße vorhanden war.
Schwierigkeiten zeigten sich auch im der Erprobung der Gebäudereinigung beim
„Achten-Wischen“, obwohl dieses auch in regulären Unterrichtsstunden im Lernfeld
„Arbeit und Beruf“ immer wieder geübt wird.
Bei dem Belegen von Baguettes merkten die Jugendlichen, wie motorisch
anspruchsvoll diese Tätigkeit ist. Zutaten dürfen nur kurze Zeit in der Hand gehalten
und müssen schnell verarbeitet werden, damit sie noch frisch sind. Jeder Handgriff
muss also sofort sitzen. Die Schüler(innen) spürten deutlich den Unterschied zum
einfachen lebenspraktischen Brötchen belegen.
Den Schüler(innen) wurde deutlich, dass hinter den beliebten Berufsfeldern diverse
Fertigkeiten und Fähigkeiten stecken, die erst noch erlernt werden müssen.
2.6.5. Erhebung von individuellen Praktikumswünschen
Frau Kittler wertete zeitnah die Erfahrungen und Erkenntnisse aus den
Workshoptagen mit den Klassen und den Klassenlehrerinnen gemeinsam aus. Dazu
wurden die Unterrichtsstunden im Lernfeld „Arbeit und Beruf“ genutzt.
Für die gemeinsame Auswertung war es sehr wertvoll, dass während der
Workshoptage viele Fotos gemacht wurden. Die Jugendlichen hatten viele Aspekte
der Erprobung bereits wieder vergessen. Die Bilder waren eine gute Unterstützung
bei der Reflexion.
Berufliche Ziele und Wünsche der Jugendlichen wurden gemeinsam besprochen.
Einige Schülerinnen und Schüler benannten den Wunsch ein Praktikum auf dem
allgemeinen Arbeitsmarkt zu absolvieren. Einige Jugendliche wurden hierzu auch
von Lehrkräften ermuntert.
17
Gemeinsam wurde festgelegt, für wen ein Praktikum zeitnah erfolgen soll und wer
noch ein wenig Entwicklungszeit benötigt, bevor ein solches anberaumt werden
kann.
2.6.6. Individuelle Beratung mit den Schüler(innen) als auch den Eltern
Im den Monaten März und April führte Frau Kittler individuelle Gespräche mit den
Jugendlichen über ihre Zukunftswünsche und Praktikumswünsche. Die Lehrkräfte
unterstützten bei der Ideenfindung und auch die Eltern wurden intensiv in die
Vorgespräche und Planungen mit einbezogen. Es wurden konkrete
Anforderungsprofile für die Praktika entwickelt.
Gemeinsam mit den Lehrkräften wurden geeignete Zeitpunkte und Zeiträume für
diese vereinbart. Diese konnten nicht flexibel durchgeführt, sondern mussten zeitlich
in den sonstigen Schulablauf eingebettet werden.
2.6.7. Erster Praktikumszeitraum
Ausgehend von den Praktikumswünschen der Jugendlichen und ihren individuellen
Bedürfnissen an einen Arbeitsplatz suchte Frau Kittler nach geeigneten
Arbeitsgebern auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Parallel hierzu mussten Formulare
erstellt werden. Die Praktikumszeiträume mussten durch das Schulamt genehmigt
werden.
Bei erfolgreicher Akquise eines Praktikumsplatzes wurden Jugendlicher, Schule und
Eltern umgehend informiert. Gemeinsam wurde beraten, wer welche notwendige
Unterstützung leisten kann. Einige Schüler(innen) benötigten ein Wegetraining. Für
einen Schüler musste ein Fahrdienst organisiert werden. Frau Dietrich die
Klassenlehrerin kümmerte sich um die Absprachen mit dem Betreuer. Vor Beginn
des Praktikums lernten sich Arbeitgeber und Praktikant stets kennen.
Zum ersten Praktikumstag wurden alle Jugendlichen von Frau Kittler begleitet, dafür
wurden die Startzeiten so gelegt, dass die Schüler zu verschiedenen Uhrzeiten ihr
Praktikum beginnen konnten.
Während der Praktika erfolgten regelmäßige Besuche im Praktikumsbetrieb, bei
denen der aktuelle Verlauf persönlich besprochen wurde. Frau Kittler unterstützte bei
Belehrungen und bei der Orientierung. Probleme konnten individuell bearbeitet
18
werden und Frau Kittler konnte sich immer von den konkreten Geschehnissen vor Ort
überzeugen.
Jeder Jugendliche wurde mindestens einmal in der Woche vor Ort besucht.
Rückmeldungen von Schülerinnen und Schülern als auch Arbeitgebern wurden an
die Lehrkräfte weitergegeben, so dass ein reger Austausch und ein umfassender
Informationsstand bei allen gesichert werden konnten.
In der ersten Praktikumsphase wurden Praktika auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt
für sechs Schüler(innen) akquiriert. Die besondere Herausforderung bestand dabei
insbesondere darin, diese für einen klar festgelegten Praktikumszeitraum zu
gewinnen. Alle Jugendlichen sollten zeitgleich ins Praktikum gehen.
Am 11.06.2012 begannen fünf der sechs Schüler(innen) das Praktikum. Ein
Praktikum wurde auf kurzfristigen Wunsch einer Schülerin nicht begonnen.
Ein Praktikum wurde erfolgreich und planmäßig durchgeführt.
Drei Praktika wurden durch krankheitsbedingte Fehltage kurzzeitig unterbrochen.
Zwei Praktika wurden vorzeitig durch die Jugendlichen abgebrochen.
Alle Praktika wurden, organisiert durch Frau Kittler, mit den Jugendlichen, den
Lehrkräften, den Arbeitgebern und den Eltern reflektiert und ausgewertet.
2.6.8. Gemeinsame Reflexion des bisherigen Projektverlaufs
Am 29.08.2012 gab es ein gemeinsames Treffen der Projektbeteiligten: Schulleiterin
Frau Heinrich, sowie die Werkstufenlehrer(innen) Frau Dietrich, Frau Brückner, Herr
Elzner und Frau Trautwein von der Förderschule Thonberg. Von der Diakonie am
Thonberg waren Herr Schnabel, der Werkstattleiter, Frau Kittler als
Projektbeauftragte und Frau Kohlmann, Referatsleiterin Berufliche Bildung, vertreten.
In diesem Treffen wurde die bisherige Zusammenarbeit reflektiert und das weitere
Vorgehen besprochen. Alle Projektbeteiligten zeigten sich begeistert von dem
bisherigen Projektverlauf und den vielen spannenden Veränderungsprozessen,
welche durch die Kooperation ausgelöst werden.
Folgende wichtige Fragestellungen wurden gemeinsam reflektiert:
- Welchen Wert hatten der bisherige Projektverlauf und dessen Ergebnisse für
die Schülerinnen und Schüler?
19
- Ist der Zeitpunkt der Durchführung der Praktika auf dem allgemeinen
Arbeitsmarkt geeignet?
- Welche Rückmeldungen gab es von den Arbeitgebern bzw.
Praktikumsbetrieben?
Laut Einschätzung der Lehrkräfte konnten die Schüler(innen) ihre eigenen
Fähigkeiten und Fertigkeiten nach dem Praktikum realistischer einschätzen als zuvor.
Den Schüler(innen) haben die Praktika und die im Rahmen des Projektes
durchgeführten Workshops und Gespräche bei der beruflichen Orientierung
geholfen.
Die Schüler(innen) mit Lernbehinderung waren nach dem Praktikum auf dem
allgemeinen Arbeitsmarkt offen, die Werkstatt für behinderte Menschen als berufliche
Perspektive in Betracht zu ziehen, weil ihnen bewusst wurde, dass sie mehr
Unterstützung benötigen, als sie sich selbst zuvor eingestehen wollten.
Wertvoll waren ergänzend zu den Praktika in der WfbM als auch auf dem
allgemeinen Arbeitsmarkt, die Exkursionen zu den Außenarbeitsstellen der WfbM,
die organisiert durch die Schule im Rahmen des Lernfeldes „Arbeit und Beruf“
durchgeführt wurden. Schüler(innen), welche eine Beschäftigung in der
Hauptwerkstatt ablehnen, zeigten sich interessiert und aufgeschlossen gegenüber
den vielfältigen Möglichkeiten auch außerhalb der Werkstatt zu arbeiten und
trotzdem die Unterstützung zu erhalten, welche sie aktuell noch benötigen.
Schüler(inne)n haben diese Zeit der beruflichen Orientierung, insbesondere auch
den durchgeführten Workshop als sehr intensiv und aufregend erlebt.
Vor allem die externe Rückmeldung durch Frau Kittler, als Fachberaterin Berufliche
Integration, als auch der Arbeitgeber waren hilfreich für die Schüler(innen) bei ihrer
persönlichen Berufswegeplanung.
Wichtig waren auch die Erlebnisse des Scheiterns für die eigene berufliche
Orientierung, weil erst durch diese Erkenntnis auch Offenheit für neue Wege
geschaffen werden konnte.
Für die Schüler im letzten Werkstufenjahr kam das Praktikum auf dem allgemeinen
Arbeitsmarkt zu spät, insbesondere weil zwei der Praktika gescheitert sind, ist es
ungünstig die Schüler(inne)n mit einem solchen Negativerlebnis zu entlassen.
20
Für die Werkstufenklasse, die ihr erstes Jahr absolvieren, war der Zeitpunkt ideal. Es
wurde erst ein Praktikum in einer WfbM durchgeführt und danach die Praktika auf
dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Das Erstpraktikum in einer Werkstatt wird von den
Lehrkräften als sehr hilfreich eingeschätzt. Die Schüler(innen) lernen dort einen
ganzen Arbeitstag durchzustehen, können aber noch intensiver durch
Gruppenleiter(innen) als auch Lehrkräfte betreut werden. Direkt mit einem Praktikum
auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt einzusteigen, stellt eine Überforderung der
Schüler(innen) dar.
Es ist gut, wenn die Schüler(innen) nach dem Praktikum noch Zeit zur Entwicklung
haben und weitere Praktikaerfahrungen sammeln können.
Fazit: Mit dem Projekt sollte bereits im ersten Werkstufenjahr begonnen werden. Bei
der Planung der Praktikazeiten sollen auch andere Schultermine mit beachtet
werden, damit die Lehrkräfte nicht zu viele externe Termine auf einmal haben.
Mit Arbeitgebern bzw. Praktikumsbetrieben ließen sich durchweg positive
Erfahrungen verzeichnen. Ein Arbeitgeber signalisierte aber schon Überraschung
über den erhöhten Unterstützungsbedarf und äußerte, dass er dies nicht erwartet
hätte. Es musste viel zusätzlich Zeit eingeplant werden. Alle Praktikageber erklärten
sich bereit, wieder Praktikanten zu nehmen.
Ziel dieser Praktika ist es, den Schüler(innen) einen Erfahrungsraum zu eröffnen. Die
Auswahl erfolgte nach Wunsch der Schüler(innen), aber auch nach Einschätzung der
Lehrkräfte. So wurden einige Jugendliche dazu ermuntert, diese Chance zu nutzen,
bei anderen wurde noch eine Wartezeit vereinbart, da deren aktuelle Entwicklung ein
Praktikum auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt noch nicht ermöglicht.
Im weiteren Verlauf des Reflexionsgespräches wurden konkrete organisatorische
Absprachen zum weiteren Projektverlauf getroffen.
Frau Heinrich gab bekannt, dass im nächsten Schuljahr die Lehrkräfte der
Werkstufenklassen wechseln und die Nachfolger(innen) in das Projekt eingearbeitet
werden müssen.
21
2.6.9. Zweiter Praktikumszeitraum
Es wurden acht Praktika für acht Schüler und Schülerinnen akquiriert. Für zwei der
Schüler konnten Praktika lediglich in der WfbM akquiriert werden. Einer der beiden
Jugendlichen, der in die Autopflege wollte, wurde von den Lehrkräften als noch nicht
reif genug für den Einsatz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt einschätzt. Es wurde
darum, in der Außenarbeitsgruppe der Diakonie am Thonberg ein Praktikum
organisiert. Für den zweiten Schüler konnte kein Arbeitgeber im gewünschten
Einsatzbereich Küche gefunden werden. Vorgespräche mit einem Hotelbetrieb gab
es, aber es wurde durch den Arbeitsgeber eingeschätzt, dass der Jugendliche noch
zu unselbständig ist und zu dem ein vermehrter Speichelfluss bei Aufregung einen
Einsatz im gewünschten Bereich kaum zulässt. Für ihn wurde ein Praktikum in der
Küche der Diakonie am Thonberg organisiert, weil er hier ruhiger und mit weniger
Aufregung tätig sein konnte. Auf ein anderes Arbeitsfeld wollte sich der Schüler nicht
einlassen, so dass auch ein alternativer Praktikumsplatz auf dem allgemeinen
Arbeitsmarkt nicht akquiriert werden konnte.
Von den neun akquirierten Praktika wurden sechs planmäßig durchgeführt.
Ein Schüler, der auch schon in der ersten Praktikumsphase ein Praktikum abbrach,
kam erneut nicht regelmäßig zur Arbeit, so dass das Praktikum durch den
Arbeitgeber abgebrochen wurde. In der Anwesenheitszeit zeigte der Schüler jedoch
enormes Leistungspotenzial, das den Arbeitgeber beeindruckte. Grund für den
Abbruch waren die gehäuften Fehltage. Für den Schüler war dieses Praktikum ein
enormer Entwicklungssprung, da er realisierte, dass er mehr Unterstützung benötigt
und sich auf eine vorübergehende Perspektive in einer Außenarbeitsgruppe einer
Werkstatt für behinderte Menschen einlassen kann bis dann die persönliche Reife so
weit vorangeschritten ist, dass der Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt
gelingen kann.
Eine Schülerin, bei der das erste Praktikum hervorragend gelaufen ist, brach das
zweite Praktikum überraschend vorzeitig ab. Als Gründe benannte sie, dass sie mit
den Kollegen vor Ort nicht klar gekommen ist. Auch der Versuch der Vermittlung von
Frau Kittler konnte sie nicht dazu motivieren, das Praktikum fortzusetzen. Für diese
Schülerin wurde von Frau Kittler ein neuer Praktikumsplatz akquiriert. Dieses
Praktikum wurde von der Schülerin dann jedoch nicht angetreten.
Die Praktika wurden wiederum mit allen Beteiligten gemeinsam ausgewertet.
22
2.6.10. Informationsgespräch mit der Agentur für Arbeit
Im Dezember 2012 wurde das Projekt der für die Förderschule Thonberg und die
Diakonie am Thonberg der zuständigen Mitarbeiterin bei der Agentur für Arbeit
vorgestellt.
Im Gespräch wurden das Projekt und die erzielten Ergebnisse vorgestellt.
Insbesondere wurde auf die Ziele der durchgeführten Praktika als Möglichkeit der
beruflichen Orientierung hingewiesen. Die Auswertungen der Praktika können
ergänzend hilfreich für eine Einschätzung sein, dürfen aber nicht für
Schlussfolgerungen der Eignung für den allgemeinen Arbeitsmarkt herangezogen
werden, da die Praktika noch immer mit sehr an die Möglichkeiten der Schüler(innen)
angepassten Rahmenbedingungen durchgeführt wurden und insbesondere
Praktikumsgeber dazu neigen, Jugendliche mit Behinderung besser einzuschätzen,
als es der tatsächlichen Leistung entspricht.
23
2.7. Projektergebnisse
2.7.1. Gesamtüberblick
Überblick über die Praktika im Rahmen des Projektes:
Schüler(in)
Praktikums-zeitraum
Branche Praktikum plan-mäßig durch-geführt
Praktikum nicht ange-treten
Krankh.-bedingte Fehltage
Abbruch Praktikum durch Schüler
Abbruch Praktikum durch Praktikums-betrieb
1. Paul B. 11.06.2012- 29.06.2012
Küche/ Kantine
×
2. Marlen S.
11.06.2012- 29.06.2012
Einzelhandel
x
3. Peter J. 11.06.2012- 29.06.2012
Bau ×
4. Friedrich L.
11.06.2012- 29.06.2012
Drogerie x
5. David G.
11.06.2012- 29.06.2012
Bau x ×
6. Jessica H.
18.06.2012- 29.06.2012
Kindergarten ×
7. Susanne W.
12.11.2012- 30.11.2012
Tierheim ×
8. Matthias M.
19.11.2012- 30.11.2012
Autopflege ×
9. Marlen S.
12.11.2012- 30.11.2012
Drogerie ×
10.
Doreen G.
12.11.2012- 30.11.2012
Kindergarten ×
11.
Nadine L.
19.11.2012- 06.12.2012
Supermarkt ×
12.
Gustav F.
19.11.2012- 06.12.2012
Küche ×
13.
Marlen S.
26.11.2012- 30.11.2012
Einzelhandel ×
14.
Katja M. 03.12.2012- 19.12.2012
Kindergarten ×
15.
Peter J. 03.12.2012- 19.12.2012
Fahrrad-werkstatt
x
Im Rahmen des Projektes haben 12 von insgesamt 28 Schüler(inne)n der Werkstufe
ein Praktikum absolviert. Es wurden 15 Praktika akquiriert. 2 Praktika wurden nicht
angetreten. 9 Praktika wurden planmäßig durchgeführt. 3 Praktika wurden durch
Schüler abgebrochen. 1 Praktikum wurde durch den Betrieb abgebrochen. Ein
Praktikum wurde in einer Küche und ein weiteres in einer Außenarbeitsgruppe einer
Werkstatt für behinderte Menschen durchgeführt, da kein geeigneter Praktikumsplatz
auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt gefunden werden konnte, da die Schüler auf sehr
24
viel Unterstützung angewiesen waren und noch Entwicklungszeit benötigen bis ein
Praktikum auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt angegangen werden kann. Die
Jugendlichen, welche das Praktikum vorzeitig beendet haben, verfügen über eine
schwierige familiäre Situation, zum Beispiel, weil ein Großteil der Familie selbst nicht
arbeiten geht oder die Jugendlichen nicht unterstützt. Diese werden dann häufig eher
von Freundeskreisen sozialisiert und stehen vielfach in der Phase der Findung ohne
Unterstützung da.
2.7.2. Ausgewählte Beispiele für Praktikumsverläufe
Für Peter J. wurden zwei Praktika akquiriert. Das erste Praktikum in einer Baufirma
wurde bereits am zweiten Tag durch den Schüler mit Lernbehinderung abgebrochen.
Er erschien früh nicht beim Praktikumsbetrieb. Nach eigenen Angaben fühlte er sich
dort überfordert. In der Auswertung des Praktikums setzte sich der Schüler kritisch
mit der eigenen Leistung auseinander. Zuvor lehnte er die Werkstatt für behinderte
Menschen grundlegend ab, da er überzeugt war, keine Unterstützung zu benötigen.
Durch die Erfahrung des Praktikums war er aufgeschlossen, sich zumindest die
Außenarbeitsgruppen anzuschauen und diese erst einmal als Perspektive in Betracht
zu ziehen. Ein zweites Praktikum wurde im zweiten Projektzeitraum akquiriert.
Diesmal in einer Fahrradwerkstatt. Auch hier erschien der Schüler bereits nach
wenigen Tagen nicht mehr. Dann meldete er sich aber ohne Absprache mit Frau
Kittler oder der Schule selbständig beim Betrieb und setzte das Praktikum fort. Nach
nochmaligem Fehlen wurde das Praktikum durch die Fahrradwerkstatt abgebrochen.
In der Fahrradwerkstatt wurde deutlich, dass er eine sehr gute Arbeitsleistung
erzielen kann. Nach kurzer Anleitung arbeitete er sehr zuverlässig und selbständig.
Der Praktikumsbetrieb war sehr zufrieden. Dem Schüler fällt es schwer am Morgen
aufzustehen und die Motivation zur Arbeit oder zur Schule zu gehen, aufzubringen.
Dort angekommen, ist er sehr interessiert und kann arbeiten.
Für Marlen S. wurden drei Praktika akquiriert. Das erste Praktikum absolvierte sie
planmäßig. Das Praktikum in einem Modegeschäft erlebte die Schülerin als auch die
Mitarbeiterinnen vor Ort als sehr positiv. „Das war richtig toll. Da habe ich richtig viel
Aufmerksamkeit gekriegt. Da habe ich auch viel Hilfe bekommen. Das hat eigentlich
viel, viel Spaß gemacht.“, äußert sich Marlen im Interview. Das erste Praktikum
verlief gut. Marlen S. fehlte lediglich einen Tag krankheitsbedingt. In der Auswertung
mit dem Arbeitgeber wurde aber deutlich, dass die Fähigkeiten und Fertigkeiten von
25
Marlen S. für eine Beschäftigung in einem solch kleinen Modegeschäft nicht möglich
ist, da die Mitarbeiter(innen) dort von der Kasse bis zur Warenannahme alle
managen müssen. Im zweiten Praktikumszeitraum wurde daher ein neuer
Praktikumsbetrieb gewonnen, diesmal ein großer Drogeriemarkt. Die Schülerin brach
das Praktikum nach kurzer Zeit krankheitsbedingt ab. Im Gespräch wurde deutlich,
dass es Konflikte mit den Kollegen vor Ort gab. Die Schülerin äußert sich im
Interview wie folgt: „Da habe ich nicht so viel Hilfe bekommen, hatte mich schwer
getan dabei. Ich brauche mehr Hilfe und deswegen habe ich da auch abgebrochen.
Weil da war ich total nervlich fertig. Aber ich kann es ja auch verstehen, dass es ein
großer Betrieb ist und die nicht bei jedem kleinen Teil helfen können.“ Die
Ansprechpartnerin im Betrieb war nicht die ganz Zeit hinweg greifbar. „Die haben es
mir zu schnell erklärt, dann musste ich tausendmal nachfragen und das ist mir sehr
schwer gefallen. Ich frage eigentlich nur dreimal nach und ich hatte es aber immer
noch nicht verstanden. Dann ist sie immer weg gerannt und ich musste den ganzen
Laden durchsuchen, wo sie ist, die Dame.“ ärgert sich Marlen. Ein neuer
Praktikumsbetrieb, diesmal ein Großgeschäft am Hauptbahnhof, wurde gewonnen,
um der Schülerin eine neue Chance zu geben, sich auszuprobieren. Das Praktikum
wurde durch die Schülerin nicht angetreten. Hintergrund waren vermutlich noch
Ängste aus dem vorherigen Praktikum, zu dem hatte die Schülerin in dieser Zeit ihre
erste Partnerschaft und hat häufig auch bei ihrem Freund übernachtet. Dadurch war
sie häufig übermüdet und andere Themen standen erst einmal im Vordergrund. Aus
den Erfahrungen aus dem Praktikum hat sie ihre Schlüsse gezogen und für sich
selbst eine neue berufliche Perspektive gefunden, die sie im nächsten Praktikum
ausprobieren möchte: „Ja also, ich habe mir schon gedacht, dass ich nicht in so
einem kleinen Laden arbeiten kann, sondern nur in so großen Läden. Und da habe
ich mir jetzt gedacht, vielleicht kann ich ja als Floristin durchgehen oder so etwas.
Das ist ja auch wie Verkäuferin. Oder bei ALDI arbeiten.“ Sie hat gemerkt: „Die
Kunden bedienen, das macht Spaß oder wenn die etwas fragen […]. Und wenn die
alle sagen: „Guten Tag.“. Dann sage ich auch: „Schönen guten Tag!“ Ich mag das
gern, dass ich helfen kann. Das mag ich total gern.“ Marlen hat sich aber auch für die
Schule Ziele gesetzt: „Die Kasse habe ich noch nie probiert, weil ich da noch nicht so
gut bin in Mathe, aber ich arbeite dran.“ Aufgrund des Endes des Projektes kann
leider das Praktikum als Floristin durch Frau Kittler nicht mehr organisiert werden.
26
David G. brach sein Praktikum auf dem Bau ab. Der Schüler mit Lernbehinderung
kam mit den Arbeitsbedingungen und den Anweisungen auf dem Bau nicht klar und
erschien nicht mehr zum Praktikum. „Das Praktikum war von sich aus ziemlich
korrekt. War auch anstrengend. Ich sag mal mit zwei Eimern Zement auf das Gerüst,
das war schon anstrengend, aber hat mir schon Spaß gemacht. Dann gab es aber
auch eine Zeit, da hab ich den Spaß nicht mehr so empfunden. […] Dann habe ich
einfach so lange krank geschoben. Das war auch nicht so korrekt von mir.“, äußert
sich David im Interview. Gestört hat ihn, immer mit zwei Eimern das Gerüst hoch zu
müssen. „Ein Gerüst ist ziemlich eng und dann da zwei Zementeimer hochzutragen,
das war für mich irgendwie schleierhaft. Da habe ich mir auch die Frage gestellt,
dafür gibt es doch einen Kranzug.“ Mit den Kollegen und insbesondere den
polnischen Kollegen vor Ort hat sich der Schüler sehr gut verstanden: „Die waren
unglaublich korrekt. Mit denen haben wir auch viel Spaß gehabt. Für David G. war es
sehr schade, da er mit dem Scheitern des Praktikums selbst sehr unzufrieden war.
Zeitgleich mit dem Praktikum war der Schüler in einer Phase, in der er von seinem
Freundeskreis sehr beeinflusst wurde. Die Nächte wurden durchgefeiert und auch
Drogen konsumiert. Der Schüler erschien gelegentlich nicht zur Schule. Als sich der
Schüler und seine Situation wieder stabilisiert hatten, war für ihn leider die Schulzeit
beendet, so dass kein neuer Praktikumsversuch gestartet werden konnte. Sein
Berufswunsch im Bau oder im Gleisbau zu arbeiten, ist geblieben. Mittlerweile ist
David in einer Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BvB) und ist dort sehr
zufrieden.
Paul G. absolvierte ein Praktikum in einer Kantine in der Küche. „Die Lehrer haben
es gesagt: „Probier mal“ und es war auch mein eigener Wunsch.“, so Paul. Das
Praktikum hat ihm sehr viel Spaß gemacht. „Na am Anfang war es noch so gefroren
das Eis, das ist ja klar. Aber dann nach einer Weile war das aufgefroren. Sie haben
mich herzlich aufgenommen, haben Spaß gemacht in der Küche, auch drüben haben
wir Witze gemacht. Und das war richtig schön dort.“ schwärmt er. Er kann sich
prinzipiell schon vorstellen auch später einmal in einer Küche zu arbeiten. „Aber ob
ich das am Ende machen möchte, dass muss ich mir noch überlegen.“ Mittlerweile ist
Paul in einer Werkstatt für behinderte Menschen und ist dort begeistert von der
Gebäudereinigung, der Wäscherei und der Brauerei. Auf die Frage, ob er sich
vorstellen könnte, später auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu arbeiten antwortet er:
„Mal Praktikum machen ja, aber dort arbeiten nicht. Lieber in einer geschützten
27
Werkstatt. Das ist mir lieber.“ Als Grund benennt er die Angst vor Arbeitslosigkeit.
„Wenn zum Beispiel die Kantine Pleite geht, dann gehe ich ja nicht mehr arbeiten.“
Doreen G. hat ein Praktikum im Kindergarten absolviert. Die Arbeit dort fand sie
„ganz schön anstrengend“. Vor allem das Stehen ist nichts für sie. Mit den Kollegen
vor Ort kam sie gut klar. Vor Ort musste sie vor allem hauswirtschaftliche Tätigkeiten
übernehmen. Dies wurde mit ihr im Vorfeld des Praktikums auch besprochen.
Dennoch wollte sie gern dieses Praktikum machen und im Kindergarten arbeiten.
Nach dem Praktikum hat sich ihre Meinung hierzu „total verändert“. „Ich werde nicht
mehr im Kindergarten arbeiten. Das ist mir zu stressig. Ich kam jedes Mal nach
Hause und war so was von fertig. Ich wollte nur noch in Ruhe gelassen werden. Das
geht nicht mehr.“ Mittlerweile benennt sie die Wäscherei einer Werkstatt für
behinderte Menschen als Perspektive. Zuvor hatte sie die Werkstatt nicht in
Erwägung gezogen, und wenn dann nur die Außenarbeitsbereiche. „Wenigstens bin
ich dann nicht so alleine“ erklärt Doreen ihre Entscheidung. Vor der Zeit nach der
Schule hat sie im Moment „echt ein bisschen Schiss“.
2.8. Projektauswertung
2.8.1. Aus Sicht der Schülerinnen und Schüler
In Einzelinterviews wurden alle 9 Schülerinnen und Schüler, welche Praktika im
Rahmen des Projektes absolviert haben zum Projekt und dessen Auswirkungen auf
die berufliche Orientierung befragt. Die Interviews erscheinen anonymisiert. Leider
konnte ein Interview nicht ausgewertet werden, da die Tonqualität der Aufnahme
schlecht war und die Antworten des Schülers somit unverständlich.
Folgende Fragen waren handlungsleitend:
- Wenn Du daran denkst, dass die Schule bald zu Ende ist, was geht Dir da
durch den Kopf?
- Wie stellst Du Dir Deine berufliche Zukunft vor? Was möchtest Du nach der
Schule machen?
- Vor einiger Zeit hast Du ein Praktikum auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt
gemacht. Wo warst Du im Praktikum und wie hast Du das erlebt?
- Was hat Dir gut gefallen?
- Was hat Dir nicht so gut gefallen? Was hättest Du Dir anders gewünscht?
28
- Hat sich Dein Berufswunsch nach dem Praktikum verändert oder ist er gleich
geblieben?
- Wenn es um die Zeit, nach der Schule geht, von wem wirst Du unterstützt?
- Was wünschst Du Dir für Deine berufliche Zukunft?
Bei der Befragung wurde bewusst die Du-Form gewählt, da die Schülerinnen und
Schüler diese aus der Schule gewöhnt sind. Die Interviewerin war den Jugendlichen
zuvor nur flüchtig bekannt und die Höflichkeitsform ist für die Jugendlichen
befremdlich und verunsichernd. Um mehr Nähe aufbauen zu können, wurde daher
geduzt. Perspektivisch ist es wichtig generell in den Werkstufenklassen die
Höflichkeitsformel verbindlich umzusetzen.
Folgende Ergebnisse konnten aus der Schülerbefragung gewonnen werden.2
Zwei der Schüler sind bereits aus der Schule und haben einen Ausbildungsplatz in
der Werkstatt für behinderte Menschen bzw. in einer BvB-Maßnahme. Vier der
Befragten Jugendlichen wissen noch nicht, was sie nach der Schule machen
möchten. Zwei der Schüler äußern gar Angst: „Ich habe da echt ein bisschen Schiss
vor.“ (Doreen G.). „Da hab ich ein bisschen Schiss dabei. Meine Großeltern leben ja
auch nicht ewig. Und dass ich dann halt auch mal auf der Straße stehe.“ (Katja M.).
Drei der Befragten Jugendlichen wissen schon konkret, was sie machen möchten:
„Meine Lehre machen und danach arbeiten zu gehen.“ (Marlen S.), „Ich gehe dann in
das BVJ und mal sehen, was dann halt kommt. Wie es dann weiter geht.“ (Nadine L.)
Diese Maßnahme wurde ihr von der Agentur für Arbeit in einem Beratungsgespräch
angeboten. Leider weiß Nadine selbst nicht, was hinter dieser Maßnahme steckt.
Kennen gelernt hat sie diese noch nicht. Ein Schüler (Gustav F.) strahlt, wenn es um
die Werkstatt geht. Er freut sich besonders dort alte Schulkameraden wieder zu
sehen. Da alle guten Freunde bereits in dem vergangenen Schuljahr die Schule
beendet haben und nun in einer Werkstatt für behinderte Menschen sind.
Vier der Jugendlichen waren sehr zufrieden mit dem Praktikum. Besonders wichtig
für das Gelingen des Praktikums sind die Kolleg(inn)en vor Ort und natürlich auch die
konkreten Tätigkeiten, die es zu bewältigen gibt. Marlen S. absolvierte zwei Praktika.
Ein Praktium verlief zu ihrer vollen Zufriedenheit und sie war begeistert,
insbesondere das kleine Team hat dazu beigetragen. Ein Praktikum scheiterte
aufgrund der Ansprechpartnerin im Betrieb und da sie mit den gestellten Aufgaben
2 Ausführliche Interviews siehe Anhang
29
überfordert war. Unzufriedenheit mit den Kollegen nennen drei der Jugendlichen als
Aspekte, die ihnen nicht gefallen haben: „Die haben immer so ein bisschen
rumgemeckert irgendwie.“ (Matthias M.) „Ja da war so eine Frau, schon ein bisschen
älter, die hat mich jedes Mal nur angemeckert und ich soll das richtig machen und ich
soll den Geschirrspüler richtig einräumen und das und das.“ (Katja M.) „Die haben es
mir zu schnell erklärt, dann musste ich tausendmal nachfragen.“ (Marlen S.). Ein
Schüler hatte vor allem Probleme mit den Anweisungen, die ihm nicht logisch
erschienen: „Ein Gerüst ist ziemlich eng und dann da zwei Zementeimer
hochzutragen, das war für mich irgendwie schleierhaft.“ (David G.)
Mit der Arbeit waren drei der Schüler unzufrieden bzw. überrascht, wie anstrengend
Arbeit sein kann. Doreen G. ist klar geworden, dass sie auf keinen Fall im
Kindergarten arbeiten möchte: „Das ist mir zu stressig, zu anstrengend.“ Stattdessen
möchte sie nun doch in die Werkstatt für behinderte Menschen. Gustav F. fand es
auch anstrengend in der Küche. Vor allem das Umziehen. Gustav F. könnte es sich
aber trotzdem vorstellen später einmal in der Küche einer Werkstatt zu arbeiten.
Matthias M. hat ein Praktikum in der Autopflege gemacht. Er wollte eigentlich Auto-
Tuner werden, da es in diesem Bereich aber keine berufliche Perspektive gibt, hat er
sich auf diesen Kompromiss eingelassen. „Das war eigentlich alles ok.“ sagt er, aber
er hatte „eigentlich was mit Tuning im Kopf.“. Die Autopflege ist auch nach dem
Praktikum nicht seine Leidenschaft geworden. Er möchte gern ein weiteres
Praktikum machen und sich bei Mediamarkt ausprobieren. Bei Matthias M. wird
deutlich, wie viel Einfluss auch die Praktika der anderen Schüler haben. Er möchte
Verkauf probieren, weil die Mädels das scheinbar auch gut hinbekommen haben,
sagt er.
Bei vier der Jugendlichen hat sich der Berufswunsch auch nach dem Praktikum nicht
verändert (David G., Susanne W. Nadine L. Gustav F.). Marlen S. und Matthias M.
haben zwar prinzipiell noch den gleichen Berufswunsch, wissen aber, dass dieser
nicht umsetzbar ist und suchen aktiv nach alternativen Möglichkeiten. Marlen S.
möchte probieren, Floristin zu werden. Matthias M. möchte sich als Verkäufer bei
Mediamarkt erproben, um zu schauen, ob das vielleicht eine geeignete
Zukunftsperspektive ist. Doreen G. weiß genau, dass sie nicht mehr im Kindergarten
arbeiten möchte. Und Katja M. möchte gern ein Praktikum im Altenpflegeheim oder
bei einem Frisör machen. Sie benennt nicht explizit, dass das der Kindergarten ihr
30
nicht so gefallen hat, auf Grund der Stimmlage wurde aber deutlich, dass sie im
Interview versuchte, korrekt zu antworten und daher dies nicht offen benennen
wollte. Paul b. kann sich die Küche noch immer als Arbeitsbereich vorstellen, aber
nur in der Werkstatt. Auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt hat er Sorge, dass er
arbeitslos wird.
Vier der Jugendlichen fühlen sich aktuell von niemandem unterstützt (Matthias M.
Susanne W., Katja M., Doreen G.) „Ich denke mal, das machen wir irgendwann
später, wenn es dann soweit ist.“ äußert Doreen G. auf der Frage nach der
Unterstützung durch die Eltern. David G., Paul B. fühlen sich durch die Lehrer als
auch die Eltern gut unterstützt. Marlen S. und Nadine L. geben ihre Familien als
wichtige Unterstützung an.
Auf die Frage nach den Wünschen für die berufliche Zukunft benennen zwei der
Jugendlichen konkrete Arbeitsstellen, die sie sich vorstellen (Wäscherei – Paul B.,
Supermarkt – Nadine L.). Ein weiteres Praktikum machen zu können, um noch mehr
Einblicke zu bekommen, wünscht sich Katja M. Gustav F. weiß, dass er in die
Werkstatt gehen möchte. „Immer viel Glück, dass es weiterhin bergauf geht und dass
es weiter so läuft, wie es jetzt läuft.“ benennt David G. als Wunsch. Marlen S. möchte
„mal arbeiten gehen, dass die Arbeit auch Spaß macht“ und dass sie nicht immer
schwänzt, also „krank machen tut“, wenn es ihr „nicht so viel Spaß macht.“ Drei der
befragten Schüler(innen) geben aber auch an, noch gar keine Ahnung zu haben, was
sie sich für ihre berufliche Zukunft wünschen.
2.8.2. Aus Sicht der Eltern
Die Eltern sind wichtige Partner bei dem Übergang in das Berufsleben. In
Gesprächen mit den Eltern im Zuge des Elternabends, in Einzelgesprächen während
der Praktikumsphasen aber auch im Interview, wird deutlich, dass Eltern in dieser
kritischen Phase verunsichert sind.
Viele Eltern äußerten sich im Elternabend positiv zur Perspektive der Werkstatt für
behinderte Menschen. Sie haben erlebt, dass ihre Kinder nach dem dort absolvierten
Praktikum oft glücklich nach Hause kamen und mit den dortigen Arbeiten zufrieden
waren. Die Eltern schätzen vor allem die Sicherheit der Werkstatt für behinderte
Menschen. Alternativen zur Werkstatt sind ihnen kaum bekannt und wenig greifbar.
31
Für ihre Kinder wünschen Sie sich vor allem, dass sie glücklich sind und zufrieden.
„Ich will halt das Beste für sie. Das sie auch in dem Beruf, den sie sich wünscht,
glücklich ist. […] Und das sie später ihr Leben meistern kann.“ (Auszug aus dem
Interview mit Frau L., Mutter von Nadine L.)
Was Ihnen fehlt ist eine konkrete Beratungsstelle, durch welche sie Informationen zu
möglichen Maßnahmen bekommen können. Insbesondere bestehen Ängste, dass
die Kinder beim Übergang in das Berufsleben scheitern könnten. „Aber ich hänge
jetzt momentan in der Luft. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich will ja, auch
nichts Falsches machen. Und dann geht’s sie mit kaputt.“ (Auszug aus dem Interview
mit Frau L., Mutter von Nadine L.).
Gerade in den Phasen der Praktika haben sie deutlich gemerkt, dass die
Jugendlichen diese als sehr anstrengend erlebt haben. „Die war jeden Tag fix und
alle war die abends. Sie lag auf dem Sofa und am liebsten wäre ihr gleich ins Bett zu
kriechen und zu schlafen.“ (Interview Frau G., Mutter von Doreen G.). Die Eltern
mussten ihre Kinder hier unterstützen, damit sie das Praktikum trotz der Anstrengung
durchziehen: „“Ich sagte: ‚Oh nein, die Tage ziehst du das jetzt durch!‘ Ich sagte: ‚ Ich
kann auch nicht wegen jedem bisschen, wenn ich mal keine Lust habe oder so, nicht
zur Arbeit gehen. Man muss gehen.“ (Auszug aus dem Interview mit Frau L., Mutter
von Nadine L.).
Die Praktika empfanden sie als hilfreich und waren mit der Durchführung und
Auswertung zufrieden: „Also ich muss sagen, ich bin sehr zufrieden, wie das
vorbereitet wird. Durch die Praktika, die sie in der Werkstatt oder auch außerhalb
machen, dann auch so, dass sie überhaupt so allgemein auf das Leben später mal
sehr gut vorbereitet werden. […] Ich finde es eigentlich sehr gut.“ (Auszug aus dem
Interview mit Frau G., Mutter von Doreen G.)
2.8.3. Aus Sicht der Lehrkräfte
Die Lehrkräfte äußerten nach Projektabschluss Bedauern über die Kürze des
Projektes. Wertvolle Strukturen wurden aufgebaut und die Praktika waren für alle
Beteiligten ein sehr wertvoller Baustein der beruflichen Orientierung. Frau Kittler
wurde als kompetente, jederzeit zuverlässige und wertvolle Partnerin geschätzt.
Praktika auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt können im Alltagsgeschehen ohne das
Projekt nur für wenige Schüler akquiriert werden. Dies erfolgte auch schon vor dem
32
Projekt. Die Begleitung dieser Praktika sowie eine fundierte Auswertung konnten
aber neben dem Unterrichtsgeschehen nur schwer bewältigt werden und sind auch
perspektivisch nur schwer umsetzbar.
Als schwierig wurde es bewertet, die Praktika in die normalen Schulabläufe mit zu
integrieren. Teilweise müssen zu viele Themen laut Lehrplan abgedeckt werden. Es
bräuchte eine offenere Unterrichtsstruktur. Der Lehrplan muss eine inhaltliche
Anpassung erfahren, welche mehr Gewichtung auf Themenbereiche einer
selbständigen und selbstbestimmten Lebensführung legt und weniger an klassischen
Schulfächern orientiert ist.
Bedenken äußerten die Lehrkräfte auch bezüglich der mittlerweile vermehrt
zugewiesenen Maßnahme des Berufsvorbereitungsjahres als auch der
Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme. Die Schüler(innen) sind in diesen
Maßnahmen, welche vor allem für Abgänger(innen) der Schulen zur Lernförderung
konzipiert sind, überfordert. Diese Maßnahmen beinhalten einen großen Umfang an
schulischen Inhalten, denen die Schüler(innen) mit geistiger Behinderung nicht
gewachsen sind. Als problematisch wird es auch angesehen, dass den
Schüler(innen) als auch den Eltern diese Maßnahmen nicht bekannt sind. Sie
bekommen diese benannt, haben aber kaum Vorstellungen, wie diese dann konkret
aussehen. Vielfach arbeiten die Lehrkräfte daher intensiv mit den Jugendlichen als
auch deren Angehörigen, damit diese die Werkstatt für behinderte Menschen als
Perspektive annehmen können. Hierbei haben die Lehrkräfte ein gutes Gefühl, den
Schüler(innen) einen sicheren und geschützten Übergang in das Arbeitsleben zu
ermöglichen. Die Werkstätten werden als zuverlässige Partner erkannt und bieten zu
dem eine Vielfalt an Arbeitsmöglichkeiten, die den Jugendlichen anfangs oft nicht
bewusst ist. Ängste der Lehrkräfte bestehen besonders davor, dass die Jugendlichen
keinen guten Einstieg schaffen und dann in der Lebensgestaltung scheitern.
2.8.4. Aus Sicht der Praktikumsbetriebe
Alle Praktikumsbetriebe erklärten sich bereit, erneut Jugendlichen die Möglichkeit der
Erprobung zu geben. Wichtig ist es den Arbeitgebern, dass eine feste
Ansprechpartner(in) verfügbar ist, welche bei Problemen und Fragen umgehend zur
Verfügung steht. Dies wird immer wieder benannt. Des Öfteren äußerten Betriebe
zunächst Skepsis und lehnten Praktika aufgrund von schlechten Erfahrungen in der
Vergangenheit ab. Vielfach werden Praktikanten am Praktikumstag abgegeben und
33
danach ist keinerlei Kontaktaufnahme mehr möglich. Manchmal erscheinen die
Jugendlichen dann auch am zweiten Tag bereits nicht mehr. Wertvoll und daher von
den Arbeitgebern wertgeschätzt, waren die regelmäßigen Besuche durch Frau Kittler
und das schnelle Handeln im Fall von Schwierigkeiten. Zudem wurde es durch die
gut strukturierten Formulare erleichtert, Praktikumseinschätzungen weiterzugeben.
2.8.5. Aus Sicht der Diakonie am Thonberg
Das gemeinsame Projekt brachte vielfältige und wertvolle Erfahrungen. Die
Jugendlichen verfügen am Ende der aktuellen Werkstufe häufig noch nicht über die
ausreichende Reife, um einen Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt
nachhaltig zu schaffen. Diese Vermutung bestand bereits vor Beginn des Projektes
sollte aber durch konkrete Erfahrungen überprüft werden.
Einige Schüler(innen) und ihre Angehörigen entscheiden sich bewusst für die
Werkstatt für behinderte Menschen. Die Praktika, welche in diesen während der
Werkstufe durchgeführt werden, gefallen den Jugendlichen und einige entwickeln auf
Grundlage dessen bereits konkrete Vorstellungen. Insbesondere von Eltern wird die
Werkstatt aufgrund der Sicherheit und der Geborgenheit für ihre Kinder
wertgeschätzt. Eine Offenheit für spätere weitere Entwicklung besteht häufig.
Einige Schüler(innen) entscheiden sich nicht bewusst für die Werkstatt für behinderte
Menschen, sondern wählen diese aufgrund der fehlenden Kenntnissen über bzw.
mangelnden Verfügbarkeit von Alternativen. Diese Jugendlichen haben im Praktikum
bzw. in den Praktika gespürt, dass der Schritt auf den allgemeinen Arbeitsmarkt
direkt nach der Schule noch zu groß ist und sie Unterstützung benötigen. Sie wählen
dann die Werkstatt, weil sie noch keine greifbaren Erfahrungen mit anderen
Maßnahmen haben.
Im Bewusstsein, dass einige Schüler(innen) die Maßnahme in der Werkstatt als
vorübergehend in Anspruch nehmen möchten und nicht bewusst gewählt haben,
müssen Berufsbildungsbereich als auch dann Arbeitsbereich immer offen sein, den
beruflichen Weg auch nur zeitweise zu begleiten und dann den Weg in den
allgemeinen Arbeitsmarkt zu ebnen.
Als sehr wertvoll werden die Außenarbeitsbereiche eingeschätzt und auch die Vielfalt
an verschiedenen Arbeitsbereichen der Diakonie am Thonberg. Schüler(innen)
lassen sich deshalb auf die Werkstatt ein. Die Außenarbeitsbereiche sollten also
34
auch weiterhin verstärkt bei Schülerpraktika, wenn möglich mit einbezogen werden.
Insbesondere als wertvolle Ergänzung der Praktika auf dem allgemeinen
Arbeitsmarkt.
Wenn die berufliche Orientierung bereits in der Schule perspektivisch dazu führt,
dass die Jugendlichen am Ende der Schulzeit klare Vorstellungen über ein konkretes
Berufsfeld haben, in dem sie arbeiten möchten, kann die Maßnahme des
Eingangsverfahrens zu Gunsten einer Verlängerung der Zeit im
Berufsbildungsbereich entfallen.
2.8.6. Schlussfolgerungen
Aus den Aussagen der Schüler(innen) wird deutlich, dass die Praktika einen hohen
Stellenwert für ihre berufliche Orientierung haben. Einige Berufswünsche haben sich
verändert oder wurden auch konkretisiert. Nach nur einem Praktikum wissen die
Jugendlichen oft noch nicht, ob dies wirklich die geeignete Chance zur Teilhabe am
Arbeitsleben ist. Vielfach wird deutlich, dass weitere Praktika erfolgen müssen, in
denen die Schüler(innen) verschiedene Berufsfelder oder aber auch einfach
verschiedene Arbeitgeber austesten müssen. Insbesondere müssen sie nach und
nach an die Anforderungen eines Arbeitstages herangeführt werden. Es wird
deutlich, dass die Schüler(innen) neue Ideen entwickeln und auf Grundlage ihrer
Erfahrungen auch Anpassungen vornehmen, zu denen sie nun aber einen weiteren
Spielraum zum Erfahrungssammeln und –auswerten benötigen. Praktika müssen
fortlaufender Bestandteil der Werkstufe sein.
Der Praktikumszeitraum von drei Wochen war für eine Erprobung zu lang. Dieser
Zeitraum wurde gewählt, da mit vierwöchigen Praktika auf dem allgemeinen
Arbeitsmarkt für Teilnehmer(inne) im Berufsbildungsbereich der Diakonie am
Thonberg gute Erfahrungen gemacht wurden. Für die Jugendlichen der Werkstufe
stellte dieser Zeitraum eine Überforderung dar. Der allgemeine Arbeitsmarkt wirkte
hierdurch abschreckend. Die Praktikumszeiträume müssen perspektivisch gerade für
den Einstieg verkürzt werden. Es kann für den Beginn über schulbegleitende feste
Praktikumstage in der Woche nachgedacht werden. Hierzu braucht es eine flexible
Gestaltung des Werkstufenkonzepts und Lehrplans.
Die Praktika eigneten sich sehr gut, um den aktuellen Leistungs- und
Entwicklungsstand der Jugendlichen einschätzen zu können. Dabei zeigte sich
35
durchweg, dass die Jugendlichen in einer sehr sensiblen und unsteten
Entwicklungsphase sind. Sie sind sehr empfindlich, was das eigene Selbstbild betrifft
und versuchen ihren Platz in der Erwachsenenwelt zu finden. Dabei benötigen sie
die Unterstützung des Umfelds, insbesondere der Eltern. Vielen Jugendlichen fehlt
dieser soziale Schonraum. Sie benötigen viel Toleranz aber auch Konsequenz in
dieser sensiblen Phase. Probleme bei den Praktika gab es vor allem bei den
Schüler(innen), bei denen das Elternhaus nicht als Unterstützungssystem fungierte.
Durchweg zeigte es sich, dass die Schüler(innen) am Abschluss der Werkstufe über
noch keine Eignung für einen direkten Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt
verfügen. Jugendliche mit geistiger Behinderung und auch Lernbehinderung
benötigen deutlich mehr Zeit für die Persönlichkeitsentwicklung. Zwar haben sie mit
der Vollendung der Werkstufenklassen die Berufsschulpflicht offiziell absolviert, doch
gerade hier zeigt es sich, dass die Schüler(innen) Anschlussmaßnahmen benötigen,
die ihrem momentanen Unterstützungsbedarf gerecht werden. Diese sollten Formen
der beruflichen Bildung bzw. Ausbildung beinhalten. Wertvoll hieran ist insbesondere
auch, dass die Jugendlichen dann die Möglichkeit erhalten, sich in einem neuen
Umfeld als Erwachsene zu bewähren und den Schulalltag abzuwerfen. Leider sind
die Anschlussperspektiven für die Jugendlichen sehr begrenzt. Es besteht die
Möglichkeit das Eingangsverfahren und den Berufsbildungsbereich einer Werkstatt
für behinderte Menschen zu absolvieren, für wenige eröffnen sich Chancen eine
Berufsvorbereitungsjahr oder eine Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme
anzuschließen, oft nur durch Durchsetzungsvermögen der Eltern, werden die
Diagnose Arbeitsmarktfähigkeit und dann die Unterstützte Beschäftigung angeboten.
Wichtig ist es hierbei frühzeitig auch diese Maßnahmen im Rahmen der beruflichen
Orientierung in der Schulzeit kennen zu lernen und den Schüler(innen) einen
Erprobungsrahmen zu ermöglichen. Auch diese Perspektiven müssen daher in den
berufliche Orientierung in der Werkstufe mit einbezogen werden.
Aus den Interviews wird deutlich, dass ein Großteil der Jugendlichen die Werkstatt
für behinderte Menschen aktuell nicht als Perspektive sieht. Teilweise fehlen aber
noch konkrete Erfahrungen und Vorstellungen über mögliche Alternativen. Doreen G.
hat sich aufgrund der anstrengenden Erfahrungen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt
dann doch für die Werkstatt entschieden, die sie zuvor eigentlich nicht wollte.
Lediglich zwei der Befragten haben sich wirklich bewusst zur Werkstatt
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ausgesprochen und diese als Wunschperspektive angegeben. Für die Werkstätten
für behinderte Menschen, insbesondere die Konzeption des
Berufsbildungsbereiches, ergibt sich daraus die unbedingte Notwendigkeit, diese
offen in Bezug auf die spätere Form der Teilhabe am Arbeitsleben zu gestalten. Der
Berufsbildungsbereich muss den Jugendlichen einen Ausbildungsrahmen zur
Verfügung stellen, der sich nicht nur an den Anforderungen der Arbeitsbereiche der
Werkstatt orientiert, sondern auf ein spezifisches Berufsfeld vorbereitet. Dabei ist es
wichtig im Berufsbildungsbereich Kooperationen mit dem allgemeinen Arbeitsmarkt
aufzubauen und über duale Ausbildungssysteme nachzudenken, die den
Jugendlichen den benötigten Unterstützungsrahmen gewährleisten, die Theorie im
Vergleich zu regulären Ausbildungen deutlich reduzieren, aber dennoch auf ein
sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis vorbereiten helfen. Erst am
Abschluss des Berufsbildungsbereiches soll dann gemeinsam mit den Jugendlichen
in der Weiterführung der Berufswegeplanung festgelegt werden, ob ein Übergang in
den Arbeitsbereich der Werkstatt die beste Form der Teilhabe am Arbeitsleben ist
oder ein Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt eine mögliche Perspektive ist.
Eine wichtige Gelingensbedingungen der Praktika war die Unterstützung der Eltern.
Dort wo Eltern hinter den Praktika standen und die Jugendlichen ermuntert, aber
auch gedrängt haben, diese durchzuziehen, konnten diese gelingen. Insbesondere
die Jugendlichen mit schwierigem Elternhaus, brachen Praktika ab. Gerade für diese
Schüler(innen) ist es wichtig, dass diese Abbrüche gemeinsam ausgewertet und
neue Chancen eröffnet werden, in denen die Jugendlichen ihre Fähigkeiten zeigen
können und einen positiven Bezug zur Arbeit aufbauen können.
Eltern wünschen sich vor allem eine sichere und glückliche Zukunft für ihre Kinder
und wollen diesen Partner auf dem Weg dorthin sein.
Um sie unterstützen zu können, brauchen sie Beratung und Ansprechpartner, um
den Jugendlichen auch Alternativen aufzeigen zu können und diese gemeinsam
besprechen zu können. Berufliche Orientierung muss also unbedingt auch die
Elternarbeit intensiv in den Fokus nehmen.
Viele sehen die Werkstatt als gute Anschlussmöglichkeit an die Schulzeit, da ihre
Kinder noch Entwicklungs- und Reifezeit benötigen und in einer sensiblen
Findungsphase sind. Später ist dann ein Einlassen auf neue Wege möglich.
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Für die Lehrkräfte ist eine Kontinuität der Begleitung der Praktika wichtig. Die
Praktika aber auch der Austausch wurden als wertvoll erlebt, sind aber nach Ablauf
des Projektzeitraumes beendet. Eine regelhafte Unterstützung bei der Akquise von
Praktikumsplätzen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt muss gegeben sein.
Perspektivisch ist es wichtig, dass eine Stelle Fachberater Berufliche Integration fest
und dauerhaft direkt in jeder Schule für geistig Behinderte eingerichtet wird. Viele
Wege werden verkürzt, wenn der oder die Mitarbeiter(in) direkt vor Ort verfügbar ist.
Zu dem konnte durch das Projekt wieder nur ein geringer Teil der Schüler(innen)
Berücksichtigung finden. Die Jugendlichen mit hohem Unterstützungsbedarf waren
außen vor. Ein(e) Fachberater(in) Berufliche Integration an den Schulen hätte dann
die Möglichkeit alle Jugendlichen im Blick zu haben und sowohl Praktika auf dem
allgemeinen Arbeitsmarkt zu akquirieren, als auch im Förder- und Betreuungsbereich
oder anderen Maßnahmen Gelegenheiten zur Erprobung für Schüler(innen) mit
hohem Unterstützungsbedarf zu erschließen.
2.8.7. Kritische Reflexion des Projektes
Einige kritische Überlegungen zur Projektkonzeption und zum Projektverlauf sollen
an dieser Stelle weitergegeben werden.
Als ungünstig hat es sich erwiesen, dass die Fachberater(in) Berufliche Integration
nicht direkt vor Ort in der Schule verortet war. Absprachen benötigten daher mehr
Zeit, weil der Weg erst bewältigt werden musste, zu dem auch Lehrkräfte nicht immer
verfügbar waren, da sie im Unterricht waren. Informationen zu eventuellen
Krankenständen und Vertretungssituationen auch erst verspätet eintrafen.
Schulabläufe und gesetzliche Rahmenbedingungen erst durchschaut werden
mussten.
Als hemmend erwies sich der Wechsel der Werkstufenlehrkräfte in der Mitte des
Projektes. Die Werkstufenklassen wurden durch neue Lehrkräfte übernommen.
Diese mussten eingearbeitet und es mussten Aspekte erneut besprochen werden.
Da alle Beteiligten sehr motiviert, aufgeschlossen und am Projekt interessiert waren,
konnte diese Einarbeitungszeit schnell bewältigt werden. Dennoch ist es hilfreich,
wenn innerhalb der Werkstufen eine Kontinuität gewahrt ist, die eine nahtlose
Begleitung der Jugendlichen in der Phase der beruflichen Orientierung zulassen.
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Die Personalstelle mit 30 Wochenstunden reichte für die Projektdurchführung kaum
aus. Die Idee noch eine weitere Schule hinzuzunehmen mussten bereits frühzeitig
verworfen werden. Eine separate Stelle für die Akquise, Durchführung und
Auswertung der Praktika an den Schulen ist unbedingt notwendig. Lehrkräfte können
das neben dem alltäglichen Unterrichtsgeschehen nicht bewältigen.
Der Zeitraum von einem Jahr war erheblich zu wenig. Insbesondere die
Schüler(innen), die bereits im letzten Werkstufenjahr waren, konnten so nur ein
Praktikum absolvieren. Eine berufliche Orientierung sollte jedoch mehr
Erfahrungsräume ermöglichen. Insbesondere gescheiterte Praktika müssen in Ruhe
ausgewertet und neue Perspektiven erschlossen werden können. Generell sollte von
projektgebundenen Vorhaben hier Abstand genommen werden. Berufliche
Orientierung in diesem Sinne muss im Rahmen einer Regelfinanzierung erfolgen.
Eine Doppelbelastung für die Lehrkräfte stellte es auch dar, dass zeitgleich zwei
verschiedene Projekte mit ähnlichen Inhalten durchgeführt wurden. Ein wenig
versetzt nach dem Projektstart begann der Integrationsfachdienst mit der Erhebung
von Kompetenz- und Potenzialanalysen in den Werkstufenklassen.
Das Projekt war in der Durchführung zu stark auf den Aspekt der Praktika auf dem
allgemeinen Arbeitsmarkt fokussiert. Andere wichtige Bausteine, wie eine fundierte
Berufswegeplanung und damit verbundene Gespräche auch gemeinsam mit der
Agentur für Arbeit und allen weiteren Beteiligten konnten nicht in dem benötigten
Maße bewältigt werden. Insbesondere auch andere Erprobungschancen, zum
Beispiel durch Schnuppertage im Berufsvorbereitendem Jahr und der
berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen, wurden in der Projektdurchführung nicht
mit einbezogen, sind aber unbedingt notwendig, um auch Alternativen wirklich
erschließen und auf ihre Eignung für die Jugendlichen überprüfen zu können.
Kritisch ist auch anzumerken, dass Schülerinnen und Schüler mit hohem
Unterstützungsbedarf nicht vom Projekt profitiert haben, da sich dieses auf
Schüler(innen) fokussierte, die ein Praktikum auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt
absolvieren können. Damit muss sich auch dieses Projekt der Kritik stellen, dass
erhebliche Ressourcen nur in den Bereich der sogenannten Grenzgänger gesteckt
werden. Inklusion aber alle Schüler(innen) im Blick haben muss.
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3. Ausführliche Interviews der Schüler(innen)
Die Interviews wurden von Frau Kohlmann durchgeführt. Die Schüler(innen) wurden
über den Zweck der Befragung aufgeklärt. Alle Namen sind anonymisiert. 10 der
insgesamt 12 Jugendlichen, die ein Praktikum absolviert haben, wurden befragt.
Eine Befragung konnte leider nicht ausgewertet werden, da die Tonaufnahme nicht
verwertbar war.
Für die Befragung wurden die Jugendlichen geduzt. Diese Entscheidung wurde
durch die Interviewerin getroffen, da innerhalb der Schule diese Umgangsform
genutzt wird und die Höflichkeitsform für die Schüler(innen) befremdlich wirkt und zur
Barriere in der Gesprächsführung wird. Die Jugendlichen sollen sich bei dem
Gespräch wohlfühlen. Perspektivisch ist es aber von Bedeutung die Höflichkeitsform
zum generellen Sprachgebrauch in der Werkstufe zu machen, damit die
Jugendlichen lernen mit dieser umzugehen.
Bei dem Interview mit David G. war die Schulleiterin Frau Heinrich mit zugegen. Der
ehemalige Schüler war an diesem Tag zufällig zu Gast und so konnte die Chance für
ein Interview spontan genutzt werden. Dieses wurde dann gleich im Büro der
Schulleiterin durchgeführt.
Bei dem Interview mit Gustav F. war die Klassenlehrerin zugegen. Sie übersetzte die
Fragen, wenn nötig, da Gustav F. Erklärungen aus dem Alltag benötigt.
Bei der Niederschrift wurden Namen von Personen als auch Betrieben anonymisiert.
3.1. Marlen S.: Praktika im Einzelhandel
Wenn Du im Moment so daran denkst, dass die Schule bald zu Ende ist, was geht
Dir da durch den Kopf?
Nach Hause gehen und ausruhen. Ich bin dann total fertig und kann nur schlafen.
Nach der Schule dann?
Ja.
Wie lange bist Du noch in der Schule?
Bis dreiviertel manchmal. Das ist nicht lange. Manchmal haben wir auch um eins aus.
Das ist ja auch kein Problem.
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Dann ist ja noch gut am Nachmittag Zeit. Wie viele Jahre gehst du noch in die
Schule?
Noch ein Jahr. Weil ich werde dieses Jahr 14 und mit 18 gehe ich dann raus.
Wenn Du jetzt daran denkst, dass die Schule dann vorbei ist und Du aus der Schule
raus gehst, was geht Dir da durch den Kopf?
Meine Lehre machen und danach arbeiten zu gehen.
Weißt Du schon in welche Richtung es bei der Lehre gehen soll?
Also für das nächste Praktikum möchte ich als Blumenmädchen arbeiten, wo ich
Gestecke und so etwas machen kann.
Du möchtest also Floristin werden?
Ich möchte das ausprobieren und wenn es mir gefällt, möchte ich das als Arbeit
machen. Erst einmal möchte ich das für das nächste Praktikum vorschlagen.
Vor einiger Zeit hast Du ja ein Praktikum auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt gemacht
bzw. ja eigentlich zwei. Wo warst Du im Praktikum und wie hast Du das erlebt?
Beginnen wir erst einmal bei dem ersten Praktikum.
Ja also. Da war ich bei einem Bekleidungsgeschäft [Name des Geschäfts wird nicht
genannt.]. Das war richtig toll. Da habe ich richtig viel Aufmerksamkeit gekriegt. Da
habe ich auch viel Hilfe bekommen. Das hat eigentlich viel, viel Spaß gemacht. Und
dann hatte ich das zweite Praktikum in einer Drogerie [Name wird nicht benannt.]. Da
habe ich nicht so viel Hilfe bekommen, hatte mich schwer getan dabei. Ich brauche
mehr Hilfe und deswegen habe ich da auch abgebrochen. Weil da war ich total
nervlich fertig. Aber ich kann es ja auch verstehen, dass es ein großer Betrieb ist und
die nicht bei jedem kleinen Teil helfen können.
Gehen wir noch einmal zum ersten Praktikum. Da hat es ja richtig gut geklappt. Was
hat Dir dort besonders gut gefallen?
Die Mitarbeiter waren total nett und da konnte ich Sachen zusammenlegen. Das hat
mir am meisten Spaß gemacht. Und wenn Pausen waren, habe ich mich halt
ausgeruht und dann habe ich gleich wieder angefangen. Eigentlich ganz toll war es
dort! Und dann haben wir ein bisschen Spaß gemacht und dann war auch schon
wieder mit der Arbeit Schluss.
41
Wie lange hast Du dort gearbeitet?
Bis um eins. Um eins hatte ich immer aus. Und dann bin ich nach Hause gegangen
und bin dann zu meinem Freund gefahren.
Gab es dort in dem Praktikum irgendetwas, was Dir nicht so gut gefallen hat?
Ich war anhänglich. Das hat eine Kollegin mir auch schon gesagt. Das soll ich noch
verbessern. Das hat nicht so gut geklappt. Eigentlich hat sonst alles gut geklappt.
Das hat Dir die Kollegin direkt gesagt und das war dann ok für Dich?
Ja, direkt ins Gesicht.
Dann kommen wir mal zum zweiten Praktikum. Da hattest du ja schon gesagt, das
war ein größerer Betrieb. Das war bei [Name wird nicht angegeben]. Was hat Dir dort
nicht so gut gefallen? Was war der Unterschied zu dem ersten Praktikum?
Die haben es mir zu schnell erklärt. Dann musste ich tausendmal nachfragen und
das ist mir sehr schwer gefallen. Ich frage eigentlich nur dreimal nach und ich hatte
es aber immer noch nicht verstanden. Dann ist sie immer weg gerannt und ich
musste den ganzen Laden durchsuchen, wo sie ist, die Dame. Und deswegen hat es
mir da nicht so gefallen. Dann habe ich leichte Aufgaben gekriegt. Das habe ich gut
hingekriegt. Zum Beispiel Regale abputzen. Das war leicht. Das habe ich
hingekriegt. Aber zum Beispiel die Hefte sortieren und zu schauen, wo das rein
kommt, das habe ich nicht wirklich verstanden. Oder nachfüllen, zum Beispiel die
Federmappen, da wusste ich nicht welche Federmappen dort hinkommen – die oder
die. Aber die Schreibhefte und so, das habe ich hingekriegt. Ja und das war es
eigentlich und mehr habe ich nicht gemacht. Ich habe nur im Schreibwarenhandel
gearbeitet - in der kleinen Ecke. Und ich habe Schokolade sortiert, welche abläuft
und welche nicht abläuft. Das habe ich auch noch gut hingekriegt.
Das klingt doch aber ganz gut. Da hast Du viel gemacht. Gab es etwas, was Dir trotz
allem gut gefallen hat?
Nee, nicht wirklich. Das war keine gute Erfahrung. Mir hat es einfach nicht gefallen.
Ich hatte auch Schwierigkeiten dabei.
Wenn Du jetzt an das Praktikum denkst, das hattest Du Dir ja selbst ausgesucht. Du
wolltest ja gern in den Einzelhandel gehen und Verkäuferin werden. Hat sich Dein
Berufswunsch nun nach dem Praktikum verändert?
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Ja also, ich habe mir schon gedacht, dass ich nicht in so einem kleinen Laden
arbeiten kann. Sondern nur in so großen Läden. Und da habe ich mir jetzt gedacht,
vielleicht kann ich als Floristin durchgehen oder so etwas. Das ist ja auch wie
Verkäuferin. Oder bei ALDI arbeiten. Aber diese Drogerie [Name wird nicht benannt]
nicht noch einmal. Und dann hatte ich noch ein Praktikum, aber da war ich leider
krank. Wegen meiner Blase und da konnte ich da leider nicht antreten. Das war bei
einem Gemischtwarenanbieter [Name wird nicht benannt]. Da konnte ich nichts
dafür, weil ich eine Blasenentzündung hatte.
Und ganz ehrlich, war es nur die Blasenentzündung oder waren es auch Ängste?
Nein, es war wirklich nur die Blase. Ich hatte überall Schmerzen. Ich konnte kaum
aufstehen. Mir ging es total dreckig. Das war schon krass.
Wenn du jetzt Floristin werden möchtest, dann ist das ja eigentlich noch Dein
Berufswunsch Verkäuferin. Du möchtest in einem kleinen Geschäft arbeiten hast Du
gesagt.
Ja, das ist besser für mich, nicht so ein großes Geschäft. Weil da kriege ich ein
bisschen mehr Angst als in so einem kleinen.
Was gefällt Dir an diesem Beruf Verkäuferin?
Die Kunden bedienen, das macht Spaß oder wenn die was fragen. Dann kann ich
immer sagen: „Ja fragen Sie meine Kollegin. Ich bin erst einmal für ein Praktikum
da.“ Das macht mir auch Spaß. Und wenn die alle sagen: „Guten Tag.“ Und dann
sage ich auch: „Schönen guten Tag!“. Ich mag das gern, dass ich helfen kann. Das
mag ich total gern.
Was Dir gefällt, ist also der Kundenkontakt.
Ja. Die Kasse habe ich noch nie probiert, weil ich da noch nicht so gut bin in Mathe.
Aber ich arbeite dran.
Jetzt hast Du also Dein Ziel und weißt, dass Du daran arbeiten willst.
Ja, genau.
Wer unterstützt Dich, wenn es darum geht, was nach der Schule kommt?
Also meine Mama, mein Papa und mein Freund unterstützen mich ein bisschen. Und
das finde ich ganz gut. Und meine große Schwester . Die interessiert sich dafür
richtig. Sie ist da richtig stolz, weil sie auch im Verkauf ist. Sie ist Bäckerin. Und das
43
ist das Tolle daran. Ich habe es von meiner Schwester abgeguckt. Als Verkäuferin,
das macht richtig Spaß.
Was wünschst Du Dir für Deine berufliche Zukunft?
Mal arbeiten zu gehen und dass die Arbeit auch Spaß macht und dass ich nicht
immer schwänze, also krank machen tu, wenn es mir nicht so viel Spaß macht.
Super! Dankeschön.
3.2. David G.: Praktikum bei einer Baufirma
Du bist ja nun mittlerweile schon aus der Schule heraus. Was hast Du im Moment für
Vorstellungen über Deine berufliche Zukunft? Wo soll es mal hingehen?
Entweder körperliche Arbeit auf dem Bau oder Gleisbau. Ich denke da habe ich sehr
gute Chancen. Kommt schon, passt.
Was machst Du im Moment?
BvB. Also das ist eine Bildung, wo ich noch einmal das nachhole, was ich hier noch
nicht gelernt habe, sondern was ich dort nachholen kann.
Das klingt gut! Damals in der Schulzeit hast Du ja ein Praktikum auf dem allgemeinen
Arbeitsmarkt gemacht.
Ja bei einer Baufirma [Name wird nicht genannt].
Wie hast Du das erlebt?
Das Praktikum war von sich aus ziemlich korrekt. War auch anstrengend. Ich sag mal
mit zwei Eimern Zement auf das Gerüst, das war schon anstrengend. Aber hat mir
schon Spaß gemacht. Dann gab es aber auch eine Zeit, da hab ich den Spaß nicht
mehr so empfunden. Da hab ich mir dann gesagt: „Na gut“ , trotzdem durchhalten.
Dann habe ich einfach so lange krank geschoben. Das war auch nicht so korrekt von
mir.
Woran lag es, dass du gesagt hast: „Ich geh da jetzt nicht mehr hin.“?
Das war einfach übelst komisch, wenn man da mit zwei Eimern Beton immer das
Gerüst hoch soll. Ein Gerüst ist ziemlich eng und dann da zwei Zementeimer
hochzutragen? Das war für mich irgendwie schleierhaft. Da habe ich mir auch die
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Frage gestellt: „Dafür gibt es doch einen Kranzug?“ Ja, aber ich habe es trotzdem so
zur Kenntnis genommen.
Was hat Dir gut gefallen in dem Praktikum?
In dem Praktikum hat mir sehr gut gefallen, wo wir die [Wort unverständlich]
eingeführt haben mit dem Kran. Dass ich dann halt mal Kranführer spielen durfte. Da
durfte ich den Kran mal führen, das war auch mal was Neues und das war auch
ziemlich cool.
Gab es irgendetwas, was Dir nicht so gut gefallen hat? Was Du Dir anders
gewünscht hättest?
Nö. Das war eigentlich alles korrekt.
Hast Du Dich mit den Kollegen gut verstanden?
Mit den Kollegen habe ich mich gut verstanden. Es waren auch andere Leute dabei,
also Polen. Die waren unglaublich korrekt. Mit denen haben wir auch viel Spaß
gehabt. Da hast du immer auch schön deine Pause gehabt ziemlich lange. Und dann
ging es aber auch weiter mit arbeiten.
Die Arbeit an sich, hat die Dir Spaß gemacht?
Die Arbeit an sich schon. Ich habe mich gut angestellt, Das war auch ein anderes
Gefühl. Hat wirklich Spaß gemacht.
Wenn Du an Deinen Berufswunsch vor dem Praktikum denkst. Hat sich dieser durch
das Praktikum verändert oder ist es dabei geblieben?
Ist dabei geblieben.
Du hattest ja vorher schon die Richtung Bau und Gleisbau als Wunsch angegeben.
Ja, genau.
In der Zeit, wo es darum ging, was kommt nach der Schule. Wer hat Dich da
unterstützt?
Meine Ma, Frau Heinrich, also eigentlich alle. Die Schule hat mich unterstützt. Ich
habe mich angestrengt, damit ich auch was schaffen kann und das Arbeitsamt. Und
dann auch Ihre Hilfe mit.
Und würdest Du sagen, das war eine gute Unterstützung oder hättest Du Dir etwas
anders gewünscht?
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Ich muss sagen, das war eine sehr gute Unterstützung. Ich bin zufrieden und habe
auch viel dazu gelernt.
Was wünschst Du Dir jetzt gerade für Deine berufliche Zukunft?
Immer viel Glück, dass es weiterhin bergauf geht und dass es weiter so läuft, wie es
jetzt läuft.
Ok. Danke schön!
3.3. Doreen G: Praktikum im Kindergarten
Wenn du im Moment daran denkst, dass die Schule bald zu Ende ist, was geht dir da
durch den Kopf?
Oh Gott. (Schülerin lacht.). Wie soll ich das jetzt sagen. Na, dass ich dann arbeiten
muss halt. Dass ich mir halt eine Arbeit suchen muss.
Und freust Du Dich eher darauf oder hast Du eher Ängste? Wie sieht es bei Dir aus?
Ich habe da echt ein bisschen Schiss davor.
Wie stellst Du Dir Deine berufliche Zukunft vor? Was möchtest Du nach der Schule
machen?
Na so in der Wäscherei so.
Hast Du den Bereich Wäscherei schon einmal ausprobiert? Kennst Du diesen
Bereich?
Naja in der Werkstatt da.
Also es geht es bei Dir gedanklich im Moment in Richtung Werkstatt?
Ja.
Du hast ja ein Praktikum auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt gemacht. Wo warst Du
im Praktikum und wie hast Du das erlebt?
Also ich war im Kindergarten und das war ganz schön anstrengend.
Erzähl mal, was war anstrengend?
Naja das Stehen und allgemein. Nee, das ist nichts für mich. Also es geht nicht mehr.
Wie waren die Kollegen im Praktikum?
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Die waren nett.
Wie lange musstest Du jeden Tag arbeiten?
Oh Gott, ich glaub so bis um vier Uhr war das. Ich weiß es jetzt nicht mehr so ganz
genau. Aber so in der Drehe schon.
War das länger als der normale Schultag?
Ja.
Gab es etwas, was Dir im Praktikum gut gefallen hat?
Die Kollegen. Die haben halt mit mir so gesprochen. Die anderen Kollegen haben
auch ein bisschen mit mir gesprochen: „Wie war´s?“.
Gab es eine Kollegin mit der Du besonders gut klar gekommen bist?
(lacht verlegen) Naja, das kann ich jetzt nicht so sagen, ich hatte halt vor allem nur
die eine.
Du hattest vor allem die eine Praktikumsbetreuerin vor Ort?
Ja.
Welche Aufgaben hattest Du im Praktikum? Was war Dein Auftrag?
Also: Putzen, abwaschen… halt so Hauswirtschaftsdinge. Obst schälen, Obst
schneiden, Tee machen.
Waren das auch die Aufgaben, die Du machen wolltest. Du hattest Dir ja das
Praktikum im Kindergarten ausgesucht.
Ja, aber jetzt will ich das ganz ehrlich nicht mehr. Das ist mir zu stressig, zu
anstrengend.
Was hat Dir im Praktikum nicht so gut gefallen. Was hättest Du Dir anders
gewünscht?
Keine Ahnung.
Vor dem Praktikum hattest Du ja einen bestimmten Berufswunsch. Hat sich dieser
durch das Praktikum verändert oder ist der gleich geblieben?
Das hat sich total verändert. Ich werde nicht mehr im Kindergarten arbeiten! Das ist
mir zu stressig. Ich kam jedes Mal nach Hause und war so was von fertig. Ich wollte
nur noch in Ruhe gelassen werden. Das geht nicht mehr.
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Du hast ja gesagt, dass Du Dich im Moment mehr für den Werkstattbereich
interessierst. Vor allem für die Wäscherei. Hättest Du vorher auch gesagt: „Werkstatt,
das ist meins?“
Nee. Ganz ehrlich. Ich hätte da vielleicht mal so an die Außenarbeitsbereiche
gedacht.
Und wenn Du jetzt überlegst: Allgemeiner Arbeitsmarkt, das ist ja das eine. Da sagst
Du, das ist sehr stressig und sehr anstrengend. Das traust Du Dir nicht so richtig zu
und Werkstatt ist ja nun die andere Möglichkeit. Dort bekommst Du volle
Unterstützung. Würdest Du Dir wünschen, dass es irgendetwas dazwischen gibt?
Also eine Alternative zwischen Werkstatt und Allgemeiner Arbeitsmarkt? Oder findest
Du, dass die Werkstatt schon genau das ist, was du machen möchtest?
Na ja, Werkstatt wäre halt so meine Vorstellung. Wenigstens bin ich da nicht so
alleine.
Du bist mit der Werkstatt also richtig zufrieden?
Ja.
Wenn es darum geht, was kommt nach der Schule, wer unterstützt Dich da bei der
Vorbereitung? Mit wem sprichst Du über das Thema?
Keine Ahnung. Weiß ich nicht.
Sprichst Du mit den Eltern darüber?
Ich denke mal schon, dass sich dann meine Mutti einfach mal mit mir hinsetzt und
darüber redet, weil, das ist ja auch wichtig für mich.
Und ist das bisher schon Thema gewesen oder besprecht ihr das dann irgendwann
einmal später?
Ich denke mal, das machen wir irgendwann später, wenn es dann so weit ist.
Wie lange hast Du noch bis zum Schulende?
Ich glaube noch zwei Jahre.
Was wünschst Du Dir selbst für Deine berufliche Zukunft?
Keine Ahnung.
Das war es schon. Ganz lieben Dank!
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3.4. Katja M.: Praktikum im Kindergarten
Wenn Du daran denkst, dass die Schule bald zu Ende ist, was geht Dir da im
Moment durch den Kopf?
Mir geht das schon durch den Kopf, weil ich nicht wirklich viel für die Schule mache.
Ich bin halt mehr draußen mit Freunden und so. Und dass ich dann vielleicht mal
irgendwann nix hab. Da hab ich schon ein bisschen Schiss dabei. Meine Großeltern
leben ja auch nicht ewig. Und dass ich halt auch mal auf der Straße stehe.
Es ist Angst damit verbunden, höre ich so ein bisschen heraus?
Ja, schon ganz schön.
Wie stellst Du Dir denn deine berufliche Zukunft vor? Was wäre genau das, was Du
gern machen würdest?
Meine berufliche Zukunft… Ich würde halt gern mal bei einem Frisör so ein Praktikum
machen. Oder halt in einem Tierheim. Was ich halt auch gern machen würde, ist im
Nexöheim, mich um ältere Leute kümmern.
Aber erst einmal als Praktikum, damit Du Zeit hast, das kennen zu lernen?
Ja.
Wie lange hast Du noch, bevor die Schulzeit beendet ist?
Ich glaub zwei Jahre noch.
Dann hast Du ja noch ein bisschen Zeit. Vor einiger Zeit hast Du ein Praktikum auf
dem allgemeinen Arbeitsmarkt gemacht, im Kindergarten. Wie hast Du das erlebt?
Ich fand es ganz schön. Es war halt auch anstrengend, erst einmal mit den Leuten
klar kommen und bis nachmittags halb vier arbeiten, das war schon was anderes als
in der Schule. Aber es war schön. Mir hat es gefallen.
Welche Aufgaben hast Du da übernommen?
Ich bin früh um neun hingegangen. Dann musste ich mich umziehen, mir die Hände
waschen, den Geschirrspüler ausräumen und einräumen, die Essenswagen
abschieben, dann musste ich neue Essen drauf tun, Essenswagen abwischen. Dann
musste ich für das Mittagessen die ganzen Wagen einräumen, aufräumen,
abwaschen, Geschirrspüler rein tun.
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Und hat Dir das Spaß gemacht?
Ja.
War das auch das, was Du Dir vorgestellt hast?
Ja, die Frau Kittler hatte mir ja schon vorher gesagt, ich kann nicht in so einem
Kindergarten arbeiten als Erzieherin. Das war schon so etwas, was ich mir gedacht
habe. Aber es hat Spaß gemacht.
Und als berufliche Zukunft kannst Du Dir das da vorstellen?
Ja, schon.
Du kannst ruhig ehrlich sein. So richtig begeistert siehst Du jetzt gerade nicht aus.
Es war schön. Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht.
Gab es etwas, was Dir besonders gut gefallen hat?
Ja, ich war auch einmal in so einer Kindergruppe und ich durfte mich einmal, da war
ich nicht in der Küche, mit den Kindern beschäftigen. Mit denen ein Buch lesen. Das
war schon schön.
Weil das auch das war, was Du eigentlich machen wolltest? Mit Kindern arbeiten?
Ja.
Gab es etwas, dass Dir nicht so gut gefallen hat? Was Du Dir anders gewünscht
hättest?
Ja, da war so eine Frau, schon ein bisschen älter. Die hat mich jedes Mal nur
angemeckert. Und ich soll das richtig machen und ich soll den Geschirrspüler richtig
einräumen und das und das. Und obwohl die Corinna [Name geändert] gesagt hat,
ich mache das richtig. Ich habe sie ja immer gefragt, ob ich das richtig mache und die
hat immer gesagt, ja es ist richtig. Und die kam dann immer um drei. Das war wie so
eine Aushilfskraft. Die hat dann immer gesagt: „Nee, das ist nicht richtig!“ Und hat
mich dann immer „angepläkt“ und ich hab gesagt, ich muss, egal ob ich im Praktikum
habe, mich nicht „anpläken“ lassen. Man kann mir das auch normal sagen und das
fand ich halt irgendwie nicht ok.
Wie hast Du das gelöst?
Ich habe dann gar nicht mehr mit ihr gesprochen. Ich habe meine Arbeit gemacht. Ich
habe sie dann einfach reden lassen. Mir war das teilweise auch egal.
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Ja, Augen zu und durch.
Ja, daraufhin hat sie mich dann auch gar nicht mehr angesprochen.
Du hattest ja einen Berufswunsch. Du wolltest gern im Kindergarten arbeiten. Hat
sich der verändert, nachdem Du das Praktikum gemacht hast?
Also ich habe ja das Praktikum gemacht im Kindergarten. Ich fand es ganz schön,
aber ich würde halt doch schon gern noch was anderes machen. Zum Beispiel mal
im Nexöheim. Mal beim Frisör als Aushilfskraft oder so.
Also erst einmal noch etwas anderes ausprobieren. Wenn es in Richtung
Arbeitsleben geht, von wem wirst Du da unterstützt?
Die Großeltern unterstützen mich weniger. Meine Eltern sind nicht da. Dass ich jetzt
aus der Schule kommen kann und sagen, ich habe eventuell einen Plan, dass ich
dort mit anfangen kann, das habe ich auch nicht. Es wäre gut, wenn ich dann in die
Werkstatt gehe oder wenn es dann doch auf dem ersten Arbeitsmarkt klappt.
Was wünschst Du Dir für Deine berufliche Zukunft?
Wünschen tue ich mir wie gesagt, dass mit dem Nexöheim, dass das mal irgendwie
klappt. Dass ich da mal so einen Schnupperkurs machen kann oder halt beim Frisör
oder in so einem Kinderdorf.
Das war es schon. Vielen Dank!
3.5. Susanne W.: Praktikum im Tierheim
Wenn Du daran denkst, dass der Übergang von der Schule in das Berufsleben bald
kommt. Was geht Dir da durch den Kopf?
Keine Ahnung.
Wenn Du so an das Berufsleben denkst? Wie stellst Du Dir das vor?
Anders.
Wie lange hast Du noch bis zum Ende der Schulzeit?
Bis ich 19 bin.
Und wie alt bist du jetzt?
18.
51
Du hast ein Praktikum auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt gemacht. Du warst, glaube
ich, im Tierheim?
Ja. In Breitenfeld.
Wie hast Du das Praktikum erlebt? Erzähl mal!
War schön. Da waren Tiere. Die konnte ich sauber machen und Katzenfutter immer
rein tun und streicheln.
War das auch das, was Du Dir dort vorgestellt hast?
Ja.
Was hat Dir im Praktikum gut gefallen?
Die Tiere sauber zu machen.
Das hat Dir nichts ausgemacht? Eigentlich mag man ja Tiere lieber streicheln.
Welche Tiere hast Du sauber gemacht?
Katzen.
Was musstest Du da alles machen?
Katzenklo sauber machen, Boden wischen und Handtücher frisch hinlegen.
Hast Du Kollegen gehabt oder hast du ganz allein gearbeitet?
Da waren Freundinnen mal.
Zwei Freundinnen heißt, die kanntest Du vorher schon?
Nein, wir haben uns dort kennen gelernt. Wir haben uns auch gut verstanden.
Haben die Dir gesagt, was Du machen sollst? Haben die Dich unterstützt oder hast
du viel selbständig gearbeitet?
Selbständig.
Gab es irgendetwas, was Dir nicht so gut gefallen hat? Was hättest Du Dir anders
gewünscht?
Nein.
Hat sich Dein Berufswunsch durch das Praktikum verändert?
Ja. Ich wollte Tierpflegerin werden.
Und jetzt?
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Jetzt will ich das immer noch machen.
Also ist der Berufswunsch gleich geblieben?
Ja.
Wenn es um die Zeit nach der Schule geht, von wem wirst Du unterstützt? Habt ihr
das in der Familie schon besprochen?
Noch nicht.
Wenn Du jetzt an das Berufsleben nach der Schule denkst, was wünschst Du Dir da
am meisten?
Keine Ahnung.
Das ist noch weit weg?
Ja.
Ok. Danke schön!
3.6. Paul B.: Praktikum in einer Kantine
Hallo Paul.
Hallo.
Du bist ja jetzt schon seit einiger Zeit hier bei uns in der Diakonie am Thonberg, in
der Werkstatt.
Genau.
Du warst aber vorher in der Förderschule Thonberg. Wir haben mit der Förderschule
ja dieses Projekt gemeinsam gemacht zur beruflichen Orientierung und
Berufswegeplanung. Kannst Du Dich an das Projekt erinnern?
Na klar! Das war in der Schule. Da hatten wir verschiedene Bereiche. Wie zum
Beispiel Büro, Küche, Wäscherei, Gebäudereinigung und Autopflege. Die Dinge
haben wir gehabt. Da durfte jeder einmal testen, wie das ist. Ob das mir gefällt, ob es
mir entspricht vielleicht. Das konnten wir in der Schule entscheiden und testen, wie
das ist. Das war richtig schön dort.
Du musstest ja damals alle Bereich austesten. Für welche hattest Du Dich
interessiert? Was hat Dir am besten gefallen?
53
Gebäudereinigung und Wäscherei.
Kannst Du sagen, warum Dir diese gefallen haben?
Weil ich mag gern Wäscherei. Wäsche sortieren, Wäsche bügeln, Wäsche
herausnehmen, aufnehmen und das liebe ich. Und Gebäudereinigung, weil ich gern
putze. Das macht mir richtig Spaß, das Putzen und das gefällt mir. Die zwei Dinge.
Wenn Du so an den Workshop denkst. Den habt ihr ja zusammen ausgewertet mit
der Frau Kittler. Sie war im Klassenunterricht mit und hat mit euch einzeln
gesprochen. Und da hattest Du damals benannt, dass Du gern ein Praktikum auf
dem allgemeinen Arbeitsmarkt machen möchtest. War das Dein eigener Wunsch
oder haben die Lehrer gesagt: „Mensch, probiere das doch mal aus!“. Weißt Du das
noch?
Die Lehrer haben es gesagt: „Probier mal“ und es war auch mein eigener Wunsch.
Kannst Du sagen, wo du dann im Praktikum warst und wie das für Dich war?
Ich war im in einer Kantine [Name wird nicht benannt] und das hat mir Spaß gemacht
dort. Früh habe ich in der kalten Küche gemacht, das heißt Petersilie geschnitten,
Obst, Tomaten und dann zum Mittag war ich drüben im Abwaschraum, das heißt den
groben Dreck alles einweichen, dann alles trocken machen, dann in die Maschine
rein tun, das alles fein machen und dann wieder abtrocknen. Und so waren meine
drei Wochen die ganze Zeit.
Und hat Dir das gefallen?
Ja, das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Und ich besuche sie auch immer.
Du fährst immer noch hin?
Ja. Und die freuen sich immer.
Sehr schön. Wie bist du mit den Kollegen dort klar gekommen?
Na am Anfang war es noch so gefroren das Eis, das ist ja klar. Aber dann nach einer
Weile war das aufgefroren. Sie haben mich herzlich aufgenommen, haben Spaß
gemacht in der Küche, auch drüben haben wir Witze gemacht. Und das war richtig
schön dort.
Konntest Du Dir vorstellen auch einmal in den Bereich zu gehen oder hast Du Dir
danach gesagt, lieber einen anderen Bereich?
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Ich kann mir das vorstellen, aber ob ich das am Ende machen möchte, das muss ich
mir noch überlegen. Das ist noch so eine Sache.
Und Richtung allgemeiner Arbeitsmarkt? Ist das immer noch ein Ziel von Dir?
Mm. Mal Praktikum machen ja, aber dort arbeiten nicht. Lieber in einer geschützten
Werkstatt. Das ist mir lieber.
Kannst Du dafür Gründe nennen?
Wenn zum Beispiel die Kantine Pleite geht, dann gehe ich ja nicht mehr arbeiten.
Und hier in der Werkstatt ist es ja geschützt. Wenn was ist, bin ich dann trotzdem
geschützt in der Werkstatt.
Du hast also vor allem Angst, dass du mal arbeitslos wirst?
Ja.
Aber es kann ja auch mal eine Werkstatt Pleite gehen.
Ja, das stimmt. Das geht ja auch. Mm. Könnte passieren.
Dann hättest Du ja auch keinen Job mehr und müsstest Dir was Neues suchen.
Das ist auch so.
Ist die Angst vor Arbeitslosigkeit der einzige Grund oder gibt es noch andere
Gründe?
Dass es nicht weiter geht. Also, dass es gut läuft und dass es eines Tages mal
blitzartig das aufhört und davor habe ich Angst.
Also ist es wirklich die Arbeitslosigkeit.
Genau.
Gab es irgendetwas bei dem Praktikum, wo Du überforderst war und wo Du
deswegen auch sagst, dass der allgemeine Arbeitsmarkt nichts für Dich ist?
Überfordert hat mich nichts, aber wo das so warm war in der Küche und in dem
Raum, wo wir sauber gemacht haben, da war ich fix und fertig. Da hat mir Marina
[Name geändert] angeboten: „Setz dich mal hin.“ Da sagte ich: „Nein, Marina. Ich will
lieber stehen, mal was sauber machen, trocken machen.“ Und sie hat mir geholfen
und Marina hat sich um mich gekümmert. Das war lieb von der Marina.
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Wie war das bei den anderen Kollegen? Haben die auch unter der Hitze gelitten ein
bisschen oder war das nur bei Dir so?
Die haben auch gelitten, aber weil die das schon mehr gewöhnt sind, als ich und
dann das war nicht böse, dass ich gestanden hab und das trocken gemacht hab an
der Maschine. Und das war schön dort.
Sehr schön. Es ist ja bei Dir schon ein bisschen her und es ist seit dem ja auch
schon im Eingangsverfahren ein bisschen was gelaufen zur beruflichen Orientierung.
Aber kannst Du Dich noch daran erinnern, ob sich Dein vorheriger Berufswunsch
verändert hat nach dem Praktikum?
Nee. Wäscherei, Gebäudereinigung und vielleicht Brauerei.
Wenn Du jetzt an die letzten Schuljahre, das letzte Schuljahr denkst. Wer hat Dich da
unterstützt?
Frau Trautwein und Frau Berger.
Die Lehrer?
Die Lehrer.
Und noch jemand?
Und meine Mama und mein Papa. Die haben mich unterstützt.
Und hattest Du das Gefühl, dass Du gut unterstützt wurdest oder hast Du Dir etwas
anderes gewünscht?
Was anderes habe ich mir nicht gewünscht. Das Schöne ist, die Brauerei ist ja in der
Nähe. Die gehört ja nicht zur Diakonie am Thonberg, sondern das ist ja allgemeiner
Arbeitsmarkt und da kann man da arbeiten und das gefällt mir. So allgemein
verschiedene Stellen. Und die Diakonie am Thonberg gefällt mir so, weil die hier so
viele Stellen haben. Zum Beispiel vom Maler bis zur Wäscherei. Und das gefällt mir,
die große Auswahl, deswegen gehe ich gern hier hin. Und wegen der
Busverbindung, weil die sehr gut hier ist.
Fährst Du allein mit dem Bus nach Hause?
Also wenn ich bei Mama bin, fahre ich mit der Straßenbahn, mit der 4, und wenn ich
zum Papa fahre, fahre ich mit der 70 oder mit der 4. Je nachdem was kommt. Dann
mit der 72, 73 Richtung Mölkau.
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Da musst Du aber oft umsteigen?
Es geht. 2 Haltestellen.
Für die Diakonie am Thonberg hast Du Dich entschieden, weil es hier so viele
Möglichkeiten gibt?
Ja.
Was wünschst Du Dir aktuell für Deine berufliche Zukunft?
Das ich in der Wäscherei bin.
Das war es schon. Danke schön!
3.7. Gustav F.: Praktikum in der Küche (WfbM)
Interview: Praktikum Küche in der Werkstatt
(Interview wurde begleitet von der Klassenlehrerin Frau Kricke.)
Wenn Du an die Zeit denkst nach der Schule. Als wenn Du dann nicht mehr in der
Schule bist, sondern es geht in Richtung Berufsleben. Was geht Dir da gerade durch
den Kopf?
Frau Kricke: Das heißt, wenn Du aus der Schule raus kommst. Du bist jetzt nicht
mehr bei uns, Du gehst dann raus aus der Schule. Was willst Du dann mal machen?
Gustav F.: Arbeit gehen.
Weißt du schon, was das für eine Arbeit sein soll?
Gustav F.: mm (verneint)
Das weißt Du also noch nicht? Aber hast Du so ein paar Ideen, wo es einmal
hingehen soll?
Frau Kricke: Was möchtest du denn gern machen? Was gefällt dir beim Arbeiten?
Gustav F.: Holz.
Frau Kricke: Was noch? Gibt es noch etwas?
Gustav F.: Putzen und Metall.
Ok. Ein Praktikum hast Du ja in der Küche gemacht?
Gustav F.: Ja.
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Aber Küche willst Du jetzt nicht mehr? Hat Dir das nicht gefallen?
Gustav F.: Doch.
Es hat Dir also gefallen?
Frau Kricke: Ja, aber was war es denn? Was hast Du mir denn gesagt? War ein
bisschen…
Gustav F.: Anstrengend.
Anstrengend war es, ok. Was genau fandst Du anstrengend?
Gustav F.: Anziehen.
Umziehen?
Gustav F.: Ja.
Was war noch anstrengend?
Gustav F.: schweigt.
Auch das Stehen den ganzen Tag?
Gustav F.: Ja.
Das viele Schleppen?
Gustav F.: Ja.
Und da hast Du Dir gesagt, das habe ich jetzt einmal ausprobiert und jetzt schaue ich
mich aber nach einem anderen Bereich um?
Gustav F.: Ja.
Vor dem Praktikum war aber Küche schon Dein Bereich. Da warst Du begeistert
von?
Gustav F.: Ja.
Das Praktikum an sich in der Küche. Hat Dir das gefallen?
Gustav F.: Ja.
Was hat Dir dort besonders gut gefallen?
Gustav F.: Petersilie.
Was hast Du mit der Petersilie gemacht?
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Frau Kricke: Na zeig mal die Bewegung mit dem Wiegemesser
Gustav F.: (macht Wiegemesser Bewegung)
Frau Kricke: Mit dem Wiegemesser.
Was macht man mit der Petersilie?
Gustav F.: Brötchen machen.
Gab es noch etwas, was Dir gefallen hat?
Gustav F.: Ja. Abwaschen.
Abwaschen hat Dir gefallen? Echt? Was hast Du noch für Aufgaben gehabt?
Gustav F.: Abgetrocknet.
Das Besteck vor allem, nicht wahr? Ich habe Dich ja immer vorne stehen sehen.
Gustav F.: Ja.
Wie hast Du Dich mit den Kollegen verstanden?
Gustav F.: Nett.
Ihr habt ja auch immer ganz schön geschwatzt. Mit dem jungen Mann, der da auch
an der Kasse steht. Ihr zwei habt Euch immer schön unterhalten. Der andere
Mitarbeiter fand das auch gut, dass Du da warst. Mal jemanden zum Plaudern.
Gustav F.: Ja.
Bist Du mit den Gruppenleitern gut klar gekommen?
Gustav F.: Ja.
Wie lange bist Du noch in der Schule?
Gustav F.: 5 Monate.
Oh dann sind das jetzt schon die letzten Monate! Wenn Du jetzt daran denkst, dass
die Schule bald vorbei ist, weißt Du dann schon, wo es dann hingeht?
Gustav F.: mm (verneint)
Weißt Du schon, wo du danach arbeitest?
Frau Kricke: Warst Du mit der Mutti schon mal irgendwo und habt ihr geguckt, wo du
arbeiten könntest?
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Gustav F.: mm (verneint)
Was könntest Du Dir denn vorstellen? Ihr habt ja auch viele Praktika in der Werkstatt
gemacht. Könntest Du Dir das vorstellen? In die Werkstatt zu gehen?
Frau Kricke: Werkstatt? Was ist eine Werkstatt, Gustav? Wo ist denn die Werkstatt?
Zeig mir mal eine.
Gustav F.: Dort drüben.
Frau Kricke: Ah. Und würdest Du in einer Werkstatt arbeiten wollen?
Gustav: Ja.
Frau Kricke: Das gefällt Dir?
Gustav F.: Ja.
Frau Kricke: Wer ist denn alles in der Werkstatt? Wer ist denn da schon?
Gustav F.: Paul B. (Name anonym)
Frau Kricke: Paul B. [Name anonym]? Ihr versteht euch gut?
Gustav F.: Ja. P. , B.
Frau Kricke: Er vermisst seine Freunde.
Und darauf freust Du Dich, dass Du die auch wieder siehst.
Gustav F.: Ja.
Das ist ja auch immer schön, wenn man schon jemanden kennt. Als wenn man völlig
neu anfängt und alle sind weg, die man kannte.
Gustav F.: Ja.
Ich glaube, die anderen freuen sich auch, dass sie da drüben noch zusammen sind.
Gustav F.: Ja.
Also könntest Du Dir vorstellen, dass es später einmal in eine Werkstatt geht.
Gustav F.: Ja.
Dann war es das schon. Danke schön!
Gustav F.: Bitte.
60
3.8. Nadine L.: Praktikum im Supermarkt
Wenn Du im Moment daran denkst, dass die Schule bald zu Ende ist, was geht Dir
da durch den Kopf?
Ich gehe dann in das BVJ und mal sehen, was dann halt kommt. Wie es dann
weitergeht.
BVJ? Hast Du das vorgeschlagen bekommen oder wie bist Du auf die Idee
gekommen?
Frau Berger [Name geändert] hat mir das angeboten.
Von der Agentur für Arbeit?
Ja.
Super, hast Du schon einen konkreten Platz dort? Hast Du Dich schon dort
vorgestellt im BVJ?
Nein, das noch nicht.
Wie stellst Du Dir Deine berufliche Zukunft vor? Was möchtest Du nach der Schule
machen? Gibt es einen bestimmten Bereich, in den Du mal gehen möchtest?
In die Küche.
Vor einiger Zeit hast Du ja ein Praktikum auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt gemacht.
Wo warst Du da konkret im Praktikum und wie hast Du das erlebt?
Das erste war zweimal bei einem Supermarkt. Das zweite war bei einem anderen
Supermarkt. Das hat mir sehr gut gefallen.
Was hast Du da für Tätigkeiten gemacht?
Putzen, dann einräumen und dann nach dem Datum gucken.
Ist Dir alles gut gelungen?
Ja.
Was hat Dir besonders gut gefallen?
Das Einräumen.
Gab es etwas, was Dir nicht so gut gefallen hat?
Putzen.
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Wenn Du an das Praktikum denkst, hat sich Dein Berufswunsch nach den Praktika
verändert oder ist der gleich geblieben?
Ist gleich geblieben.
Gerade hattest Du ja gesagt, dass Du gern die Küche ausprobieren möchtest im
BVJ. Das hat ja eigentlich nichts mit Supermarkt zu tun. Willst Du das einfach noch
zusätzlich ausprobieren?
Ja.
Wenn Du an die Zeit nach der Schule denkst, von wem wirst Du da gerade
unterstützt?
Weiß ich nicht.
Mit wem kannst Du über die Zeit nach der Schule sprechen? Ist das
Gesprächsthema?
Mit meiner Mutti vielleicht.
Thematisiert Ihr das immer mal?
Ja.
Und noch mit jemandem anderen?
Nö. Na gut schon mit Frau Kricke aber mehr nicht.
Die Frau Berger hattest Du ja angesprochen von der Agentur für Arbeit. Da warst Du
ja zum Gespräch. Hast Du Dich von der Agentur für Arbeit gut unterstützt gefühlt?
Ja.
Was wünschst Du Dir für Deine berufliche Zukunft?
In einem Supermarkt arbeiten.
Ok, sehr schön. Vielen Dank!
62
3.9. Matthias M.: Praktikum in der Autopflege (WfbM)
Wenn Du daran denkst, dass die Schule bald zu Ende ist, was geht Dir da durch den
Kopf?
(schweigt)
Wie lange hast Du noch bis die Schule zu Ende ist? Wie alt bist Du?
16.
Dann hast Du ja noch ein bisschen Zeit. Denkst Du manchmal schon darüber nach,
was nach der Schule kommt? Wo Du beruflich hin möchtest?
(Mmh. Murmeln.)
Gibt es irgendeinen Bereich, wo Du mal hin möchtest? Der Dich interessiert?
Das weiß ich noch nicht.
Du hast ja vor einiger Zeit ein Praktikum gemacht. Bei Dir war das in der Autopflege
in einer Außenarbeitsgruppe der Werkstatt. Wie hast Du das Praktikum erlebt?
(überlegendes Gemurmel.)
Was hast Du da gemacht im Praktikum?
Zuerst mal die Räder schrubben. Damit habe ich angefangen als ich hingekommen
bin. Und ich habe auch die Autos dann mal durchgesaugt.
Schön. Hat Dir das gefallen?
Ja.
Du hattest damals ja schon den Wunsch in die Autopflege zu gehen. Da hattest Du
gesagt, das interessiert Dich.
Ja, ich habe eigentlich etwas mit Tuning im Kopf gehabt.
Aha, also Wäsche war also nicht so unbedingt deins?
Ja.
Was hat Dir im Praktikum gut gefallen?
Das war eigentlich alles ok.
Gab es irgendetwas, was Dir nicht gefallen hat? Etwas, was Du Dir anders
gewünscht hättest?
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Ich denke nicht, dass irgendetwas schlecht war.
Wie waren die Kollegen drauf?
Die haben immer so ein bisschen rumgemeckert irgendwie.
Der Gruppenleiter oder ein anderer Teilnehmer?
Ein Teilnehmer.
Und bist Du damit klar gekommen?
Ja. Er hat immer seinen Kommentar gehabt. Als ob er es besser wüsste. Hat einen
auf Klugscheißer gemacht.
Was hast Du da gemacht als er Dich so belehrt hat?
Nichts.
Hast es einfach über Dich ergehen lassen. Ganz professionell?
Ja. Genau.
Wenn Du jetzt an das Praktikum denkst und an Deinen Berufswunsch vorher. Du
wolltest ja eigentlich Autotuner werden. Hat sich Dein Berufswunsch verändert durch
das Praktikum? Das Du sagst, ach jetzt würde ich eigentlich lieber in die Autopflege
gehen oder etwas ganz anderes machen?
Weiß ich noch nicht.
Alles wieder offen? Wäre denn die Autopflege ein Bereich, den Du Dir vorstellen
könntest oder sagst du „Oh ne, ja nicht!“? Ich habe es jetzt durchgehalten, aber das
war es dann auch?
Naja. (lächelt)
So richtig die Begeisterung sprüht jetzt gerade nicht aus Dir.
Ich habe es mir anders vorgestellt.
Und jetzt gerade irgendeinen Gedanken, wo es mal hingehen soll.
Ne. Ich habe ja auch viel Zeit.
Ist es zu Hause schon irgendwie Thema, was nach der Schule kommt? Oder ist es
noch nicht so richtig Thema?
Ne. Noch nicht.
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Das merke ich auch so. Das ist ja auch in Ordnung, Du hast ja wirklich auch noch
Zeit. Aber gibt es irgendwas, wo Du sagst, dass würdest Du Dir wünschen für Deine
berufliche Zukunft? Was Dir wichtig ist später im Beruf?
Ich weiß nicht.
Was gefällt Dir zum Beispiel am Auto tunen?
Es ist so cool wenn die so lackieren und rumschrauben.
Macht die Tätigkeit Spaß oder das was dann dabei rauskommt, weil es cool
aussieht?
Das alles macht Spaß.
Machst Du auch so in Deiner Freizeit gern etwas Handwerkliches oder etwas
Künstlerisches?
Ja hier machen wir viel Handwerkliches. Was mit Holz und nem Baukasten.
Und macht Dir das Spaß?
Ja.
Kannst Du das gut?
Ja. Ich habe auch schon viel mit dem Baukasten gemacht.
Und am Auto herumschrauben, machst Du das manchmal? Mit dem Vati oder so?
Ich hab mal zu Hause so etwas gemacht. Mit so nem Ding, wo man das Auto dann
so hoch macht.
So eine richtig große Hebebühne oder für den Reifenwechsel?
So ein Reifenwechselding.
Ok. Das fetzt schon, was, wenn man das große Auto einfach mal so hochnehmen
kann. Ok, danke schön für das Interview. Das war es schon.
Ja ok. Ich weiß ja nicht mehr wie der hieß, der Mann, wo ich war.
Der Herr Fuchs? [Name geändert]
Ja.
War der gut?
Ja. Hat der etwas von mir erzählt?
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Das weiß ich nicht, die Frau Kittler hat das ja gemacht, hat das ausgewertet. Hat Sie
Ihnen das damals nicht zurückgemeldet, was der Herr Rabe gesagt hat?
Wir hatten damals auch so einen Zettel, wie gut wir waren.
Den haben Sie ausgewertet?
Ja.
Und traf das auch Deine Einschätzung was der Herr F. da eingeschätzt hat?
Mmh. Ok.
Manchmal hat man ja das Gefühl, dass man viel besser war oder viel schlechter als
der andere oder man hätte sich gar nicht als so gut eingeschätzt.
Ja. Ich freue mich schon auf das nächste Praktikum.
Was willst Du da machen?
Im PC. Kennen Sie das?
Ach im Paunsdorf Center?
Da gibt’s einen Mediamarkt.
Ach im Mediamarkt möchtest Du ein Praktikum machen?
Ja. Ich will auch mal in so einen Laden. Was die anderen Mädels auch gemacht
haben. Im Verkauf in so einen Laden. Ich will auch mal versuchen, wie das geht.
Mals ausprobieren.
Ah zum Ausprobieren, ob Dir das liegt?
Ja.
Und es soll unbedingt ein Mediamarkt sein? Ein Elektrofachgeschäft oder kann es
auch etwas anderes sein?
In den Mediamarkt.
Was haben denn die Mädels erzählt vom Praktikum? Hat ihnen das gefallen?
Denk schon.
Weißt du, ob jetzt schon ein nächstes Praktikum geplant ist? Haben die Lehrer schon
mit Dir gesprochen wegen einem nächsten Praktikum?
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Das kommt glaube ich erst noch. Mal gucken, wenn die Frau Kittler mal wieder
kommt. Dann können wir das dann machen.
Dann geht es wieder los.
Ja.
Mit Frau Kittler kamst Du gut klar?
Ja.
Das ist eine Nette, ne.
Ja.
Möchtest Du noch etwas sagen. Fällt Dir noch etwas ein zum Thema?
Mir fällt nichts ein.
Du musst auch nicht. Wir sind dann auch fertig.
4. Ausführliche Interviews der Eltern
In der Auswertung konnten zwei Mütter für ausführliche Interviews gewonnen
werden. Ihre Aussagen geben einen kleinen Einblick in die Situation der Eltern.
4.1. Frau G., Mutter von Doreen G.
Ihre Tochter in welcher Werkstufenklasse ist sie gerade? Wie viele Jahre sind es
noch bis zum Übergang?
Sie ist in der WB. Also sie muss noch zwei Jahre hier in der Schule bleiben.
Im Moment ist ja so eine spannende Phase Übergang von der Schule in das
Arbeitsleben. Es ist noch ein bisschen weg, aber trotzdem beginnt man ja in der
Werkstufe schon, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Spüren Sie im Moment
schon Veränderungen zu den vorherigen Jahren? Das Sie merken, es ist etwas
anders?
Bei meinem Kind oder was?
Bei dem Kind oder in dem, wie man miteinander umgeht. Das Sie merken, man setzt
sich mit ganz anderen Themen auseinander?
67
Naja. Naja gut. Doreen [Name geändert], die interessiert sich schon so. Wie gesagt,
dass Thema war halt für später mal, dass sie mal im Kindergarten arbeiten wollte und
nun sie aber schon mitkriegt, dass es halt schon ein bisschen anders ist und nun
doch jetzt die andere Richtung gehen will, was Werkstatt ist. Sie befasst sich schon
sehr.
Sie hat vorhin gerade erzählt, dass sie das in dem Kindergarten total anstrengend
fand und das will sie nicht.
Die war jeden Tag fix und alle war die abends. Sie lag auf dem Sofa und am liebsten
wäre es ihr gewesen gleich ins Bett zu kriechen und zu schlafen nur noch. Also die
war echt… das war sehr anstrengend. Sie hat schon nach einer Woche gesagt: „Ich
will wieder in die Schule.“
Die Schule an sich hat ja auch die Aufgabe auf das Arbeitsleben vorzubereiten. Was
erleben Sie im Moment? Wie viel bekommen Sie im Moment mit von dem Übergang
Schule –Arbeitsleben? Wie das in der Schule vorbereitet wird?
Also ich muss sagen, ich bin sehr zufrieden, wie das vorbereitet wird. Durch die
Praktika, die sie in der Werkstatt oder auch außerhalb machen, dann auch so, dass
sie überhaupt so allgemein auf das Leben später mal sehr gut vorbereitet werden.
Ich kann ja nur davon sprechen. Ich kriege es ja selber mit, dadurch ich ja hier bin.
Ich finde es eigentlich sehr gut.
Sehr schön. Wir haben als Diakonie am Thonberg in Zusammenarbeit mit der Schule
hier ein Projekt gemeinsam gemacht. Wir hatten einen Workshop für die Schüler, wo
sie einen Tag verschiedene Sachen ausprobieren konnten. Dann haben wir diese
Praktika organisiert. Was haben Sie davon mitbekommen?
Von der Organisation?
Von dem Workshop zum Beispiel. Hat da die Doreen was erzählt?
Ne. Die hat da gar nichts erzählt. Also ich frage sie zwar immer, aber nee. Sie hat da
nichts weiter erzählt. Muss ich jetzt ganz ehrlich sagen.
Das kann passieren, dadurch, dass das hier im normalen Schulablauf ist, dann ist
das halt eine normale Stunde. Und das Praktikum auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt.
Wie haben Sie das erlebt?
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Die Vorbereitung lief nun, dadurch ich den Kindergarten ja nun schon kannte, weil ich
dort ja selber drin gearbeitet habe. Da war das alles so ein bisschen eingerührt.
Ansonsten die Absprachen und so, das war alles relativ gut. Ich kann mich da nicht
beklagen. Die Chefin hat mir dann Zwischendurch mal… Wir haben dann immer mal
zwischendurch telefoniert und noch einmal so ihr Feedback gegeben.
Haben Sie sich dort von der Schule aus und von der Frau Kittler aus gut unterstützt
gefühlt im Praktikumsprozess?
Ja.
Und auch bei der Auswertung?
Ja, da hatte ich ja dann das schriftlich bekommen alles und dann rede ich ja eh,
wenn irgendetwas ist mit der Klassenlehrerin. Ich fand es gut so. Ja.
Wie hat denn die Doreen das Praktikum an sich erlebt? Was hat sie berichtet?
Also ich muss mal dazu sagen, sie hat davon erwartet, dass sie mehr oder weniger
mit den Kindern arbeitet. So und das ist ja nicht in Erfüllung gegangen. Sie war ja im
hauswirtschaftlichen Bereich. Dort war sie ja tätig. Und wie gesagt, ich kannte die ja
nun alle dort und hatte sie ja nun auch vorbereitet und hatte auch gesagt immer
schon vorher zu meiner ehemaligen Chefin, dass sie nicht vergessen sollen, dass bei
Doreen nun auch alles nicht so schnell geht und vieles mehrmals gesagt werden
muss, aber es war anstrengend. Doreen ist auch ein Kind, was über ihre Grenzen
geht. Also die Pause von allein macht sie nicht. Es musste immer wieder gesagt
werden: „Doreen, jetzt mach erst einmal eine Pause und setz dich doch mal hin und
trinke mal.“ Daraufhin war sie abends immer fix und fertig und hat fast jeden Abend
geschimpft, was sie machen musste und sie hat auch ihre Leute vermisst. Das kam
dann halt noch dazu und dann kam nach einer Woche, dass sie wieder in die Schule
möchte.
Das kam bei einigen.
Aber sie hat trotzdem die drei Wochen ganz tapfer durchgezogen. Das ist
bewundernswert trotzdem.
Ja. Das ist total super. Haben Sie das Gefühl gehabt, dass dieses Praktikum einen
Einfluss auf ihre berufliche Entscheidung hatte?
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Ja. Ich denke mal schon. Sie hat ja jetzt gesagt: „Ich will in meine Werkstatt. Ich geh
in meine Werkstatt.“ Das war für sie eine Erfahrung, die sie machen musste. Also da
stehe ich auch voll dahinter und das hat einen großen Einfluss, würde ich sagen, für
sie jetzt.
Wie ist das? Hatte sie vorher Werkstatt abgelehnt? Oder war es einfach nur, dass
Werkstatt nicht diesen Bereich Kindergarten hatte?
Ne, die hat sie nicht abgelehnt. Ich weiß gar nicht mehr, wie das überhaupt dann
zustande kam, dass außen arbeiten wollte. Wir hatten erfahren, dass es so etwas
gibt. Doreen hat immer gesagt: „Ich werde mal Erzieherin. Ich will mal Erzieherin
werden.“ Habe ich gesagt: „Naja Doreen, da müssen wir mal sehen, wenn es so
klappt.“ So ist das dann eigentlich gekommen. Sie ist nicht abgeneigt von der
Werkstatt gewesen. Es war eben wirklich Glückssache, dass das nun dann kam,
dass sie da eben reinschnuppern konnte.
Wie stehen Sie zur Werkstatt?
E: Total positiv. Ich habe da keine Bedenken, das sich sage „Nein, absolut nicht!“.
Wenn sie das machen will und dort das Passende findet, dann soll sie in die
Werkstatt gehen. Da stehe ich voll dahinter.
Wir haben ja in der beruflichen Vorbereitung so ein Spannungsverhältnis: Entweder
allgemeiner Arbeitsmarkt, wo man jetzt auch merkt, da sind sie wirklich noch
überfordert und brauchen Entwicklungszeit noch und die Alternative ist ja dann
Werkstatt. Würden Sie sich wünschen, dass es da noch eine Alternative gibt, etwas
dazwischen? Oder sagen Sie, Werkstatt ist genau das Richtige?
Zum jetzigen Zeitpunkt würde ich sagen, ist die Werkstatt erst einmal das Beste, aber
sie entwickelt sich ja auch noch ein bisschen und in zwei Jahren kann es schon ganz
anders aussehen. Ich sage mal, wenn es so ein Zwischending geben würde –
probieren könnte man es.
Wenn ich es so heraushöre, ist es vor allem, dass jetzt noch nichts anderes geht
durch die Entwicklung. Zwei Jahre erst einmal in der Werkstatt und dann kann man ja
schauen.
Ja.
70
Gibt es aktuell etwas, dass Sie sich anders wünschen in der beruflichen
Vorbereitung? Was würden Sie sich noch wünschen? Vielleicht ergänzend
wünschen?
Nein. Ich denke erst einmal nicht. Also ich denke, das wird ja dann alles kommen mit
den Gesprächen, wenn es so weit ist. So wie es jetzt ist, finde ich es ganz in
Ordnung.
Haben Sie ein gutes Gefühl?
Ja.
Das war es schon. Dankeschön.
4.2. Frau L., Mutter von Nadine L.
Erst einmal ganz lieben Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Ihre Tochter
ist die Nadine [Name geändert].
Genau.
In welcher Werkstufenklasse ist sie jetzt. Wie lange hat sie noch Zeit bis zum
Übergang?
Ich glaube WB.
Und wie lange ist sie jetzt noch in der Schule bis sie wechselt?
Nur noch dieses Jahr.
Ein Jahr noch. Also nur noch dieses Schuljahr bis zum Ende?
Ja ja.
Ok. Dann sind Sie ja jetzt gerade in der ganz spannenden Phase drin – Übergang.
Wie erleben Sie das gerade? Merken Sie da Veränderungen, sind da viele Sachen
zu bewältigen? Wie erleben Sie das gerade so, diese Übergangsphase?
Ja sie ist, schon alleine durch die Praktika, die sie gemacht hat. Sie wird dann schon
langsam erwachsen, das merkt man dann schon. Das merkt man ja auch zuhause,
wie sie wird.
Und woran wird das ersichtlich?
71
Wie sie mit einem umgeht. Also auch vom Reden her. Auch jetzt im Haushalt, wie sie
mit hilft. Das funktioniert alles, weil vorher da musste man teilweise ja wirklich sagen:
„Mache dies und mache jenes.“ Jetzt macht sie es ja wirklich von alleine.
Sehr schön! Ist das Thema, was danach kommt, nach der Schule schon lang Thema
und merkt man, dass das jetzt immer präsenter ist? Oder ist das so, dass das noch
weit weggeschoben wird? Wie ist das gerade bei Ihnen?
Sie selber weiß noch nicht genau, was sie machen will. Das schiebt sie dann immer
so ein bisschen vor sich hin. Weil ich ja auch schon ein paarmal gesagt habe, sie
muss sich überlegen, was sie macht, was sie machen will. Was gerne machen
würde, das funktioniert halt nicht.
Und was wäre das?
Erzieherin im Kindergarten. Aber das wird so nichts. Dort könnte sie auch bloß in der
Küche arbeiten oder sauber machen. Aber so direkt mit den Kindern, das geht gar
nicht.
Und was sind im Moment für Äußerungen, in welche Richtung das gehen soll? Soll
es eine Werkstatt sein oder eine Berufsausbildung probieren? Was ist so Ihre
Denkweise gerade?
Na sie selber würde nicht gern in eine Werkstatt. Aber wie gesagt, man muss halt
sehen, was sie kann. Weil ich will sie nicht irgendwo hineindrängen, wo sie dann
nicht glücklich ist. Deswegen habe ich ja auch den Test machen lassen und wie
gesagt, den möchte ich gern abwarten.
Und für Sie jetzt, wie erleben Sie das gerade? Mit was setzen Sie sich jetzt gerade
an Möglichkeiten auseinander?
Das ist wirklich schwierig. Weil ich will, dass Sie später wirklich mal einen Beruf hat,
mit dem sie glücklich ist und den sie gerne macht. Und das es ihr gut geht. Das ist,
was mich jetzt am meisten bewegt.
Wir haben hier vor Ort mit der Förderschule zusammen ein Projekt durchgeführt zur
beruflichen Orientierung. Wie erleben Sie das? Was haben Sie von dem Projekt
mitbekommen? Es ging ja darum, dass wir Praktika auf dem allgemeinen
Arbeitsmarkt angeboten haben, dass wir Workshops gemacht haben? Was haben
Sie so mitbekommen von dem Projekt?
72
Also das war ja das, wo sie bei dem Supermarkt [Name wird nicht genannt] war. Das
Projekt meinen Sie?
Ja, genau.
Die erste Woche war sie happy. Die zweite Woche war sie dann nicht mehr so
happy. Weil es war sehr anstrengend für sie. Sie war wirklich fertig. Wie gesagt, und
da gab´s wohl auch jemanden, den sie gar nicht mochte. Da hat sie dann auch am
Abend gesagt: „Oh Mutti, ich will nicht mehr. Kannst Du mich nicht krankschreiben?“.
Ich sagte „Oh nein, die Tage ziehst Du das jetzt durch.“ Ich sagte: „Ich kann auch
nicht wegen jedem bisschen, wenn ich mal keine Lust habe oder so, nicht zur Arbeit
gehen. Man muss gehen.“ Wie gesagt, dann fing sie dann an: „Oh ich würde lieber in
die Schule wieder gehen.“
Also es war schon eine Herausforderung?
Ja.
Das Problem, was Sie benannt hatten, war das mit einer Kollegin? Wissen Sie, was
da die Ursache war?
So weit wie ich weiß, Nadine hat mir nicht alles erzählt und manchmal ist sie ja auch
ein bisschen verschlossen. Wie gesagt, aber was ich mitgekriegt habe, hat sie hat
halt ziemlich viel geschimpft. Was da vorgefallen ist, keine Ahnung.
Und bei der Auswertung hat sie da gesagt, es soll eher in die Richtung gehen oder
hat sie gesagt: „Um Gottes willen! Ja nicht allgemeiner Arbeitsmarkt!“?
Das weiß ich nicht wirklich. In letzter Zeit ist sie halt ziemlich zickig.
Ja irgendwann kommt dieses Alter!
Ja, es ist schwierig mit ihr dann zu reden.
Ja, aber war schon so, dass sie das herausgefordert hat. Und durchgezogen hat sie
das Praktikum?
Das Praktikum hat sie fertig gemacht, ja.
Das ist sehr schön!
Darauf hätte ich sowieso bestanden! Weil, wenn man was anfängt, muss man das zu
Ende bringen, ob´s einem gefällt oder nicht. Ich wurde damals genauso ins Wasser
geschubst. Ich musste das auch alles durchziehen, als ich angefangen habe.
73
Das ist glaube ich auch ganz gut, wenn sie mal ein bisschen Druck bekommen.
Wenn man auch sagt, so jetzt probiert das Mal, haltet das mal durch! Auch wenn
man da erst einmal ins kalte Wasser geworfen wird. Wie haben Sie das Praktikum
erlebt, die Vorbereitungsphase und auch die Auswertungsphase? War das für Sie
eine Herausforderung? Hatten Sie das Gefühl: „Ich war mehr involviert?“ oder „Ich
musste mehr unterstützen“?
Nein, das hat sie eigentlich prima gemacht. Das lief dann alles von alleine. Die zweite
Woche musste ich sie dann halt ein bisschen aufmuntern: „Zieh das durch! Wenn Du
das dann danach hast, gehst Du dann eh wieder in die Schule und da kannst Du
Dich wieder ausruhen.“
Wie haben Sie sich in dem Prozess gefühlt? Wir haben ja vorher auch
Elterngespräche geführt, um darauf vorzubereiten, es geht in Richtung allgemeiner
Arbeitsmarkt, es soll ein Praktikum anberaumt werden. Haben Sie sich gut
eingezogen gefühlt, gut beraten? Oder hatten Sie das Gefühl, eigentlich haben mir
Informationen gefehlt?
Nein, das war in Ordnung.
Haben Sie irgendwie gemerkt, dass das, was dort passiert ist, was auch in dem Jahr
passiert ist, eine Auswirkung hatte auf die Entscheidungsfindung von der Nadine?
Also so, dass man gemerkt hat, sie hat sich noch einmal anders damit
auseinandergesetzt. Vielleicht, dass sie von ihrem Berufswunsch abgewichen ist
oder dass es anders Einfluss auf ihre beruflichen Entscheidungen gehabt hat?
Also was sie jetzt wirklich will, das weiß ich nicht und ich denke mal, sie weiß es auch
nicht wirklich. Wir haben das jetzt zwar getestet. Sie kam zu mir: „Na, was soll ich
denn jetzt machen?“ Ich sage, na ich weiß es nicht. Hast Du nicht irgendeine
Vorstellung? Sie sagte: „Nicht wirklich.“. Na dann probierst Du halt mal Rewe. Erst
einmal hast Du es da nicht so weit. Ich komme da ja auch mal ab und zu einkaufen
und dann sehe ich ja auch mal, was Du tust. Da war sie ja damit einverstanden. Ja
bei dem Supermarkt [Name wird nicht genannt], ja die zweite Woche halt. Oder sie
geht halt zu Rewe zurück, weil wie gesagt, ich kenne ja die Leute dort auch und
Nadine kennt sie ja auch, schon alleine, weil sie da ja auch immer einkaufen geht. Na
wie gesagt, Rewe, das war ihr Ding. Und dort war es auch so, wenn sie da ihr Ding
gemacht hat, konnte sie danach nach Hause gehen. Das hat ihr auch gefallen. Da ist
sie danach in ihren Jugendclub.
74
Was wir natürlich bei diesem Projekt probieren, ist, dass man möglichst realistische
Bedingungen hat.
Das ist richtig. Und das war ja bei Rewe nicht. Die Einübungszeit war das ok
gewesen. Bei dem Supermarkt [Name wird nicht genannt] war das dann schon
anders. Aber ich sage ihr da auch, normale Leute müssen auch arbeiten. Die
arbeiten auch acht Stunden am Tag. Ich sage, da musst Du durch.
Das ist uns auch wichtig bei den Praktika, dass wir sagen, wir machen jetzt nicht
irgendwas, nur dass sie das mal ausprobiert, sondern es sollen schon möglichst, und
dazu werden auch die Arbeitgeber angehalten, realistische Bedingungen sein. Die
müssen dann dort auch Sachen machen, wo auch später eine Perspektive besteht
und deswegen haben wir auch Altenpflegeheim oder Kindergarten ausgeschlossen,
außer jetzt für Gebäudereinigungsarbeiten, weil direkt einsetzen im pädagogischen
Bereich. Das ist kaum möglich.
Nadine als Putzfee? Das kann ich mir nicht wirklich vorstellen. Wenn ich sehe, wie
sie ihr Zimmer sauber macht.
Na das ist auch die Frage, ob sie das dann will. Ihr geht es ja, denke ich, auch darum
mit den Kindern zusammen zu kommen.
Was würden Sie sich aktuell anders wünschen in der Berufsvorbereitung? Gibt es
irgendwas, wo sie sagen, da würde ich mir mehr Beratung wünschen? Oder das
sollte anders laufen in der ganzen Übergangsphase? Was würden Sie sich
wünschen?
Das sie vielleicht doch mehr Möglichkeiten hätte, wo sie hineinschnuppern kann.
Dass sie sich selber mehrere Berufsgruppen anschauen kann. Das mit dem
Supermarkt das war schon in Ordnung. Gerade die lange Zeit. Sie steht kurz vor dem
Schluss und sie weiß noch nicht wirklich, was sie will.
Vielleicht auch, dass man mehr damit anfängt?
Ja.
Und von den Berufsgruppen meinen Sie schon Praktikum allgemeiner Arbeitsmarkt,
aber das man mehrere Möglichkeiten ausprobieren kann?
75
Ja, mehrere Möglichkeiten. Das wäre mir wünschenswert. Das man jetzt nicht immer
in die Werkstätten. Nichts gegen die Werkstätten, um Gottes willen, es ist gut, dass
es die Möglichkeiten gibt, aber es müsste halt auch mehr Berufsgruppe geben.
Und für Sie als Eltern. Es gibt ja neben der Werkstatt für behinderte Menschen als
Übergangsvariante auch andere Möglichkeiten. Die sind teilweise für die Abgänger
aus der G-Schule schwieriger zu erschließen, weil die G-Schulen nicht an den
allgemeinen Lehrplan gebunden sind, sondern an den Lehrplan der G-Schule, aber
es gibt durchaus Möglichkeiten. Werden Sie dazu beraten? Würden Sie sagen, Sie
kennen da ein paar Möglichkeiten außerhalb von Werkstatt und allgemeiner
Arbeitsmarkt?
Es wurde mal darüber gesprochen ja. Aber jetzt so direkt Beratung?
Und von wem, wissen Sie das noch?
Mit Frau Berger [Name geändert] von der Arbeitsagentur hatten wir auch schon
einmal drüber gesprochen. Aber ich hänge jetzt momentan in der Luft. Ich weiß nicht,
was ich machen soll. Ich will ja auch nichts Falsches machen. Und dann geht’s sie
mir kaputt. Das will ich ja auch nicht. Ich hänge in der Sicht ein bisschen in der Luft.
Gibt es da etwas, was Sie sich wünschen würden? Von wem würden Sie da gern
beraten werden? Sollte es ein Angebot für Eltern geben? Vielleicht auch die
Möglichkeit die Träger kennen zu lernen? Wir haben ja zum Beispiel beim
Elternabend auch verschiedene Varianten vorgestellt, was danach angeschlossen
werden könnte. Hat Ihnen das geholfen?
Ja das hat mir schon geholfen. Ich bin mir halt nur immer noch unschlüssig. Es gibt
viele Sachen, wo ich Nadine zu Hause einschätzen kann, was sie kann und was ihr
schwer fällt. Aber wie gesagt, wie sie dann hier in der Schule ist, ist auch wieder
ganz anders. Ich bekomme es zwar dann durch die Lehrer zu erfahren.
Das ist auch total nachvollziehbar, weil man ja auch nicht, so richtig orakeln kann.
Deswegen. Ich hänge in der Hinsicht ein wenig in der Luft. Ich will halt das Beste für
sie. Das sie auch in dem Beruf, den sie sich wünscht, glücklich ist. Und nicht, dass
sie dann wie in der Schule damals, dasitzt und weint und ist fix und alle. Und das sie
später ihr Leben meistern kann.
76
Darf ich fragen, ob nun schon mit der Arbeitsagentur der erste Schritt danach
festgelegt wurde?
Nein. Wir wollten noch nichts festlegen. Ich wollte diesen Test abwarten, ob´s
möglich wäre. Weil wie gesagt, Nadine möchte ja ungern in eine Werkstatt. Die
würde schon gerne wie so eine Art Lehre anfangen.
Die Testung, ist das die, die der IFD gerade an der Schule durchführt?
Nein, das ist die vom Arbeitsamt.
5. Ein Dank an alle Projektbeteiligten
Wir bedanken uns für die großartige und wertschätzende Zusammenarbeit mit den
Kolleginnen und Kollegen der Förderschule Thonberg. Die Arbeit mit Ihnen hat uns
unglaubliche Freude bereitet! Es war wunderbar, wie sich Ideen ergänzt haben und
gemeinsam Lösungen gefunden wurden und wir freuen uns auch auf die weitere
Zusammenarbeit und den Austausch mit Ihnen!
Ein besonderer Dank geht an: Die Schulleiterin Frau Heinrich, sowie die Lehrkräfte
der Werkstufenklassen Frau Trautwein, Frau Dietrich, Frau Brückner, Frau Kricke,
Frau Blümel, Herrn Conselius, Herrn Hartmann und Herrn Elzner für das
Engagement für das Projekt!
Vielen herzlichen Dank an alle Praktikumsgeber(innen) für die Bereitschaft den
Jugendlichen die Chance zu geben, sich auszuprobieren. Vielen Dank für die viele
Geduld auch bei kleineren und größeren Problemen den Jugendlichen weiterhin ein
Partner zu sein!
Herzlichen Dank für die Unterstützung bei der Vorbereitung und Durchführung der
Workshops an die lieben Kollegen und Kolleginnen aus der Diakonie am Thonberg:
Frau Laue, Herrn Kretzschmann, Frau Meyerjürgen, Herrn Rüdinger und Herrn
Wildenauer.
Und natürlich an Frau Kittler für die hervorragende und großartige Ausgestaltung des
Projektes!
77
6. Handlungsempfehlungen
Im Folgenden sollen nun auf Grundlage der Erfahrungen und Schlussfolgerungen
aus dem Projektverlauf als auch den Projektergebnissen konkrete
Handlungsempfehlungen aufgezeigt werden.
6.1. Initiative Inklusion
2011 wurde vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) die Richtlinie
„Initiative Inklusion – Verbesserung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am
Arbeitsleben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt“ aufgelegt. Insbesondere das
Handlungsfeld „Berufsorientierung“ kann als wertvolle Leitlinie für Überlegungen zur
Verbesserung aktuell bestehender Maßnahmen genutzt werden.
Das BMAS benennt vier handlungsleitende Kernelemente, welche „für den Aufbau
bzw. die Weiterentwicklung von Strukturen und Maßnahmen zur verbesserten
beruflichen Orientierung“ (BMAS, 2011, 2) von Bedeutung sind:
- Erhebung von Kompetenz- und Potenzialanalysen zu Beginn einer
Maßnahme,
- Ermöglichung von Praktika auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt,
- Einbindung alle Beteiligten im Prozess der Berufsorientierung sowie
- Begleitung des Übergangs in das Arbeitsleben.
Dieses Förderprogramm benennt damit wichtige Bausteine, welche für die berufliche
Orientierung maßgeblich sind.
Die Erhebung von Kompetenz- und Potenzialanalysen ist wichtig und notwendig, um
den Jugendlichen, den Eltern als auch weiteren Beteiligten einen Überblick über den
aktuellen Leistungsstand zu geben. Gerade in der Phase der beruflichen
Orientierung darf diese aber nicht eine Statusdiagnostik zum Beginn sein, sondern
muss kontinuierlich fortgesetzt, ergänzt und angepasst werden. Hierbei ist es
notwendig, die einzelnen Schritte der beruflichen Orientierung und deren Ergebnisse
zu dokumentieren und somit dem Jugendlichen als auch allen anderen Beteiligten
transparent zugänglich zu machen. Sie muss einen Überblick über durchgeführten
Maßnahmen ebenso beinhalten, wie die konkreten Auswertungen aller Beteiligten.
Kompetenz- und Potenzialanalysen dürfen sich darüber hinaus nicht nur auf
Schüler(innen), denen ein Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt potentiell
78
gelingen könnte konzentrieren, sondern müssen allen Schüler(innen) ermöglicht
werden.
Praktika auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt sind ein wertvoller Baustein, der vielen
Schüler(innen) ermöglicht werden sollte. Handlungsleitend sollten die Wünsche der
Jugendlichen sein, nicht die Einschätzung derer potentiellen Möglichkeiten. Viele
Jugendlichen offenbaren im Rahmen der Praktika immense Entwicklungsfortschritte
und Kompetenzen, welche sie im Schulalltag nicht zeigen. Aber auch in diesem
Punkt greift die Initiative Inklusion zu kurz, wenn sie wirklich den Aspekt der Inklusion
ernst nehmen möchte. Neben Praktika auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt muss eine
berufliche Orientierung ein weitreichenderes Spektrum an beruflichen Möglichkeiten
aufzeigen und insbesondere auch aufzeigen, wie die Schülerinnen und Schüler dann
in dieses Arbeitsfeld über Ausbildung bzw. berufliche Bildung einsteigen können.
Hierzu gehört, dass Anschlussmaßnahmen den Schüler nicht nur vorgestellt,
sondern in Form von Schnuppertagen oder Praktika konkret erfahrbar gemacht
werden. Neben der Werkstatt für behinderte Menschen, muss dies Maßnahmen wie
das Berufsvorbereitungsjahr, die Berufsbildende Maßnahmen einbeziehen, aber
auch den Förder- und Betreuungsbereich als auch andere Formen der Teilhabe, die
für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf eine Perspektive darstellen können.
Die Einbindung aller am Prozess der Berufsorientierung Beteiligten ist unbedingt
notwendig. Neben einer intensiven Elternarbeit, muss diese auch Formen der
Kooperation und des regelmäßigen Austausches der Fachleute (Lehrkräfte, Träger
beruflicher Bildungsmaßnahmen, Ausbildungsstätten) umfassen, damit auch
Maßnahmen kontinuierlich aufeinander abgestimmt und angepasst werden können.
Die Richtlinie selbst ist aufgrund der kurzen Laufzeit, 2011 bis 2013, nicht geeignet,
um zur nachhaltigen Weiterentwicklung von Strukturen beizutragen. Für
Überlegungen und Ideenentwicklung kann sie jedoch gut verwendet werden. Von
Bedeutung ist, dass nicht nur eines der Kernelemente in den Fokus genommen
werden kann, sondern dass Maßnahmen zur beruflichen Orientierung immer alle vier
Aspekte berücksichtigen müssen, wenn sie erfolgreich sein sollen.
Problematisch an der Initiative Inklusion ist, dass sie ihren Fokus lediglich auf eine
bestimmte Zielgruppe setzt. Jugendliche mit hohem Unterstützungsbedarf, für welche
insbesondere die berufliche Orientierung einen besonderen Stellenwert hat und die
dringende Notwendigkeit besteht, Maßnahmen der beruflichen Bildung und der
79
Teilhabe am Arbeitsleben nach der Schule auf- und auszubauen, finden mit dieser
Richtlinie keinen Ausdruck.
Auch das Handlungsfeld 2 „Neue Ausbildungsplätze für schwerbehinderte junge
Menschen in Betrieben und Dienststellen des allgemeinen Arbeitsmarktes“ bezieht
sich lediglich auf den spezifischen Personenkreis der Leistungsstarken. Ein
Handlungsfeld für die Verbesserung der Teilhabe von Jugendlichen mit hohem
Unterstützungsbedarf findet keinerlei Ausdruck. Dabei ist gerade dieser
Personenkreis, für den teilweise nicht einmal ein Förder- und
Betreuungsbereichsplatz zur Verfügung steht, geschweige denn man von einer
Auswahl an Möglichkeiten sprechen kann, dringend in den Fokus zu nehmen.
6.2. Von der Werkstufe zur Berufsschulstufe
Bereits zum Schuljahr 2007/2008 wurde in Bayern für die Schule mit dem
Förderschwerpunkt geistige Entwicklung mit der Einführung der Berufsschulstufe,
das Werkstufenkonzept abgelöst. Mit dem Wandel der Bezeichnung soll:
- die Gleichwertigkeit der Schularten nachvollziehbar sein. (Parallel erfolgte
auch die sprachliche Anpassung für die weiteren Klassenstufen in
Grundschulstufe und Hauptschulstufe)
- die „Wandlung der bisherigen Werkstufe und die Öffnung zum allgemeinen
Leben“ hervorgehoben werden und
- der vermeintlich vorgezeichnete Weg in die WfbM soll durchbrochen werden.3
Mit dem Wandel des Begriffes erfuhren auch der Lehrplan und die Struktur der
letzten Schuljahre umfassende Veränderungen. „Unterrichtsinhalte und Methoden
orientieren sich am künftigen Leben als arbeitstätige Bürgerinnen und Bürger, die
möglichst eigenständig leben. […] Schlagwortartig lässt sich die Veränderung
dreifach zum Ausdruck bringen:
- Erwachsene Schülerinnen und Schüler statt Kinder
- Empowerment statt Behütung
- Arbeit statt ‚Werkeln‘
- Daher: Berufsschulstufe statt Werkstufe.“
3 Klaus Glößl: Ein neuer Lehrplan für die Berufsschulstufe in Bayern. Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung
80
Die Berufsschulstufe im bayrischen Modell ist ein organisatorisch eigenständiger
Bereich der Schule und grenzt sich von den bisherigen Schulstufen ab. Wenn
möglich, werden auch separate Gebäude genutzt, um den neuen Lebensabschnitt zu
verdeutlichen.
Die Bezeichnung Berufsschulstufe eröffnet gedanklich mehr Ideen mit
Berufsschulzentren, Trägern von Maßnahmen der beruflichen Orientierung und
Bildung vermehrt zusammen zu arbeiten. Der Automatismus der Vorbereitung auf die
Werkstatt für behinderte Menschen wird durchbrochen.
Ein solches Berufsschulkonzept eignet sich hervorragend, um den Ansprüchen an
eine berufliche Orientierung gerecht zu werden, in dem es weniger auf klassische
Unterrichtsfächer setzt, sondern die besondere Lebenssituation von Jugendlichen mit
geistiger Behinderung und deren spezifischen Lernerfordernissen zur Erlangung der
Kompetenzen für ein selbstbestimmtes und weitestgehend selbständiges Leben in
den Mittelpunkt rückt. „Jugendliche übernehmen vermehrt Verantwortung für die
Gestaltung ihres Lebens. Sie nutzen Freiräume, um Möglichkeiten der
Lebensgestaltung zu erproben. Dabei gehen sie Risiken ein, erleben Erfolge und
Grenzen. Diese Erfahrungen bieten Ansatzpunkte für nächste Entwicklungsschritte.“ 4 Die Begrenzung auf wenige Lernfelder hilft eben diese Erfahrungsräume zur
eröffnen. Im Lehrplan für die Berufsschulstufe sind folgende Lernfelder verankert:
- Persönlichkeit und Soziale Beziehungen
- Mobilität
- Wohnen
- Arbeit und Beruf
- Öffentlichkeit
- Freizeit
„In diesem neuen schulischen Abschnitt treten klassenübergreifende Angebote wie
Praxistage, Kurstage und lernbereichsübergreifende Projekte mit einem größeren
Anteil in den Vordergrund gegenüber dem Unterricht im Klassenverbann“.5
Bei der Gestaltung von Unterricht sind sechs Prinzipien handlungsleitend:
- Zukunftsorientierung
- Orientierung am Erwachsenenalter 4 Ebd. 5 Ebd
81
- Kommunikation
- Selbstbestimmung und Selbständigkeit
- Mitbestimmung
- Anwendungsbezug
Das Prinzip der Zukunftsorientierung betont die Brückenfunktion zum Leben als
Erwachsener. Die Jugendlichen als auch deren Angehörige werden dabei
unterstützt, Ideen für die Zukunft zu entwickeln. „Das Kennen lernen verschiedener
Lebenswege in der Arbeitswelt, im Wohnen und in anderen Lebensbereichen
schaffen Voraussetzungen für begründete Entscheidungen. Auf dieser Basis wird es
den Schülerinnen und Schülern möglich, die eigene Zukunft verantwortlich
mitzubestimmen.“6
In enger Verbindung hiermit steht das Prinzip des Anwendungsbezugs. Schülerinnen
und Schüler müssen in konkreten Situationen ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten
anwenden lernen und es muss sich auf der anderen Seite für die Jugendlichen
erschließen, warum sie bestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten benötigen. Das
Lernen in Projekten und konkreten Anwendungssituationen ist daher notwendig.
Ebenso müssen auch bei der beruflichen Zukunftsplanung konkrete Erfahrungen zu
den verschiedenen Möglichkeiten ermöglicht werden, so müssen die Jugendlichen
Erfahrungen in der Werkstatt für behinderte Menschen ebenso sammeln, wie auch
auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, sie müssen verschiedene Berufsfelder direkt
erproben können. Eine theoretische Vorstellung ist hier nicht ausreichend, um eine
wirkliche Entscheidung treffen zu können, es braucht den konkreten
Anwendungsbezug.
Das Prinzip der Orientierung am Erwachsenenalter verdeutlicht die Gleichwertigkeit
der Jugendlichen mit allen anderen. Schüler(innen) mit geistiger Behinderung stehen
vor den gleichen Herausforderungen, eigenständig zu werden, Verantwortung für das
eigene Leben übernehmen zu müssen und damit verbunden, eigene Entscheidungen
verantwortlich treffen zu können. In Bayern werden daher erwachsenengemäße
Umgangsformen, in Form der Anrede mit „Sie“ als auch der Achtung auf ein
altersgemäßes Nähe- und Distanzverhältnis zum Prinzip erhoben. Dies ist
insbesondere auch die weitere berufliche Integration von Bedeutung. Die
Jugendlichen werden mit der Verwendung der „Sie“-Form auch in Betrieben
6 Ebd.
82
respektvoller behandelt und der Automatismus der kindgemäßen Ansprache und
Erklärung wird aufgehoben. Dies ist aber nur dann möglich, wenn auch die
Jugendlichen selbst lernen, mit der Umgangsform „Sie“ umzugehen und diese für
sich anzunehmen. Ein Lernprozess der im Übrigen allen Jugendlichen an der
Schwelle zum Erwachsenenalter zunächst schwer fällt oder doch zumindest zu
Beginn einer Eingewöhnung bedarf.
Kommunikation ist in der heutigen Gesellschaft eine wichtige Zugangsvoraussetzung
und Gelingensbedingung für eine selbstbestimmte Teilhabe am gesellschaftlichen
Leben. In den unterrichtlichen Prozessen wird daher prinzipiell auf angemessene
Umgangsformen, Einhaltung von Gesprächsregeln und das Erlernen von
Verhaltensregeln in der Öffentlichkeit wert gelegt. Dabei müssen alle Formen der
Kommunikation Berücksichtigung finden.
In der Berufsschulstufe lernen die Schüler(innen) Selbstbestimmung als auch
Selbständigkeit zu unterscheiden und bewusst wahrzunehmen. Selbstbestimmung
bedeutet, dass die Schüler(innen) über ihre Lebensplanung selbst entscheiden
können. Sie müssen eine Entscheidung treffen, in welches Berufsfeld sie später
einsteigen möchten, wo und wie sie leben möchten. Die Selbstbestimmung sollte
nicht abhängig von der Selbständigkeit des Jugendlichen sein. Gemeinsam muss
dann geschaut und reflektiert werden, welche Formen der Unterstützung die
Schüler(innen) auf dem gewünschten Lebensweg benötigen. „Anforderungen in der
Berufswelt, Erwartungen im gesellschaftlichen Leben und Erfordernisse im Alltag
zeigen auch Grenzen auf. Schülerinnen und Schüler erleben dort, dass sie auf
Unterstützung und Assistenz angewiesen sind. In der Berufsschulstufe lernen sie,
diesem Bedarf aktiv zu begegnen, in dem sie begleitende Hilfen zielgerichtet
anfordern oder ablehnen.“ 7
Innerhalb der Schule müssen vielfältige Formen der Mitbestimmung geschaffen
werden. Sollen Schüler(innen) lernen, Verantwortung zu übernehmen und
Entscheidungen zu treffen, müssen sie hierfür Erfahrungsspielräume erhalten. In der
Schulkonzeption muss daher das Prinzip der Mitbestimmung der Schüler(innen)
verankert werden.
7 Klaus Gößl: Ein neuer Lehrplan für die Berufsschulstufe in Bayern. Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung
83
In Bayern wurde der Prozess der Umgestaltung der Werkstufe zur Berufsschulstufe
sehr intensiv in verschiedenen Arbeitsgruppen vorbereitet, erarbeitet und dann auch
umgesetzt. Ein solcher Prozess hilft allen Beteiligten nicht nur eine Forderung
umzusetzen, sondern sich aktiv mit Veränderungsprozessen auseinanderzusetzen.
Eine intensive Auseinandersetzung mit dem Prozess der in Bayern initiiert wurde, ist
lohnenswert und viele Anregungen können sicherlich auch für einen Prozess in
Sachsen übernommen werden.
6.3. Kooperationen als Prinzip
Innerhalb der Werkstufe bzw. Berufsschulstufe erweist sich Kooperation mit den
verschiedenen lokalen Anbietern beruflicher Bildung und allen am Prozess
Beteiligten als Notwendigkeit und sollte daher zum Prinzip erhoben werden.
Zu dieser Empfehlung kommt auch der Hauptausschuss des Bundesinstituts für
Berufsbildung: „Immer mehr setzen sich Vernetzungs- und Kooperationsmodelle
durch, die zuverlässige und verbesserte Angebote für junge Menschen auf dem Weg
in den Beruf und eine differenzierte Förderung junger Menschen mit schlechten
Startchancen ermöglichen. Ziel der weiteren Ausgestaltung des
Übergangsmanagements muss sein, diesen Trend zu verstetigen […].“ 8
Kooperation darf nicht auf spezielle, kurzfristige Projekte begrenzt sein, sondern
muss von Kontinuität und Stabilität geprägt sein, so dass nachhaltige Entwicklungen
gefördert werden können. Sehr gute Beispiele finden sich bereits in anderen
Bundesländern. In Baden-Württemberg kooperieren zum Beispiel Schulen für geistig
Behinderte mit beruflichen Schulen. Den Rahmen hierfür bieten die mit allen
Beteiligten gemeinsam geschaffenen Maßnahmen „Berufsvorbereitende
Einrichtungen (BVE)“ und „Kooperative Bildung und Vorbereitung auf den
allgemeinen Arbeitsmarkt (KoBV)“. 9 In Hamburg arbeitet in dem Projekt Feinwerk
eine Tagesförderstätte für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf eng mit den
Förderschulen zusammen, um den Jugendlichen den Einstieg in das sich
8 Empfehlung des Hauptausschusses des Bundesinstituts für Berufsbildung –Leitlinien zur Verbesserung des Übergangs Schule – Beruf, 17. Juni 2011 9 Vielfältige Informationen zu den Maßnahmen, deren Initiierung und Dokumentation finden sich auf der Internetseite des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg
84
anschließende Arbeitsleben zu erleichtern und den Prozess der beruflichen Bildung
vorzubereiten. 10
Feste Kooperationspartner der Schulen sollten sein:
- der Integrationsfachdienst, als kompetenter Ansprechpartner für den
Themenbereich Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt,
- Träger von Maßnahmen der beruflichen Orientierung, Bildung und Ausbildung,
wie zum Beispiel die Werkstätten für behinderte Menschen,
Berufsbildungswerke oder auch Anbieter berufsvorbereitender Maßnahmen,
- Wohnstätten und Tagesförderstätten, als Anbieter einer Form der
Tagesstruktur für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf
- die Agentur für Arbeit, als wichtiger Ansprechpartner, wenn es dann um die
konkrete Zuweisung von Maßnahmen geht.
Die Kooperation muss dabei auf drei wichtige Aspekte gerichtet sein:
1) Sicherung von Information: Allen Beteiligten sollen Informationen zu den
bestehenden Maßnahmen zugänglich gemacht werden. Zum Beispiel durch
Informationstage bzw. –abende oder auch Informationsmaterialien, wie Flyer
oder Broschüren.
2) Ermöglichung von konkreter Handlungserfahrung: Die Jugendlichen müssen
Möglichkeiten erhalten, konkrete Erfahrungen mit den möglichen
Anschlussperspektiven sammeln zu können, um eine wirkliche Entscheidung
treffen zu können. Zum Beispiel durch Schnuppertage, Praktika oder
gemeinsame Projekttage.
3) Austausch zur Anpassung und Weiterentwicklung der bestehenden
Maßnahmen: Es muss ein reger trägerübergreifender und
maßnahmenübergreifender Austausch erfolgen, um Maßnahmen an die
Bedürfnisse der Jugendlichen anpassen und nahtlose Übergänge ermöglichen
zu können.
Neben der beruflichen Orientierung ist es unabdingbar auch im Bereich der Mobilität,
des Wohnens und der Interessenfindung mit Einrichtungen, Vereinen und Initiativen
zu kooperieren, zum Beispiel durch Ermöglichung von Probewohnen, Aufsuchen von
Freizeitclubs in der Umgebung, Erkundung von Einkaufsmöglichkeiten und so weiter.
10 Wertvolle Informationen zum Projekt Feinwerk finden Sie auf der Internetseite des Vereins Leben mit Behinderung Hamburg: http://www.lmbhh.de/
85
6.4. Personalstelle Fachberaterin Berufliche Integration im Rahmen
der Berufsschulstufe
Im Projekt wurde deutlich, dass die Akquise von Praktikumsplätzen auf dem
allgemeinen Arbeitsmarkt eine sehr intensive und zeitaufwendige Angelegenheit ist,
die zu dem auch noch eine zeitliche Flexibilität und spontane Verfügbarkeit erfordert.
Daher können diese Aufgaben nicht von den Lehrkräften neben der unterrichtlichen
Tätigkeit übernommen werden.
Als zielführend erweist sich hier eine separate Stelle Fachberater Berufliche
Integration für jede Schule. Folgende Aufgaben können der Stelle zu Grunde gelegt
werden:
- Aufbau und Koordination von Kooperationen mit verschiedenen Anbietern
beruflicher Bildungsmaßnahmen und Ausbildung (Organisation von
Schnuppertagen zum Beispiel in Berufsbildungswerken, Zusammenarbeit mit
dem Integrationsfachdienst, Organisation von Praktika in der Werkstatt für
behinderte Menschen)
- Akquise, Unterstützung und Auswertung von Praktika auf dem allgemeinen
Arbeitsmarkt
- Aufbau und Pflege von Netzwerken innerhalb der Umgebung (Kontakt zu
Vereinen, Wohnstätten, Bürgerinitiativen im Umfeld der Schule)
- Netzwerkarbeit zur Weiterentwicklung von Maßnahmen der beruflichen
Orientierung und Bildung für Jugendliche mit geistiger Behinderung (z.B.
Austausch mit IHK und Handwerkskammer , Kontakt zur Agentur für Arbeit)
und Beteiligung an Arbeitskreisen und Arbeitsgruppen
- Beratung der Eltern, Angehörigen bzw. Betreuer und Organisation von
Informationsveranstaltungen
Wichtig hierbei ist aber, dass diese Stelle ausschließlich für die Berufsschulstufe
zuständig ist, damit die sehr umfassenden Aufgaben in einer hohen Qualität und
Verbindlichkeit umgesetzt werden können. Diese Personalstelle kann durch eine
Sozialpädagogin oder einen Sozialpädagogen übernommen werden.
Empfehlenswert ist es aber ergänzend, wenn die Person Erfahrungen im Bereich des
Ausbildungsmarktes oder des allgemeinen Arbeitsmarktes mitbringt.
86
Als möglicher Finanzierungsweg kann die Vertiefte Berufsorientierung der Agentur
für Arbeit geprüft werden. Informationen hierzu stellt die Agentur für Arbeit über die
HEGA-01-2010-Vertiefte BO bereit. Schulen sollten prüfen, ob diese Maßnahme
eventuell für die Einrichtung einer solchen Stelle genutzt werden kann.
6.5. Berufseinstiegsbegleiter, Betriebliche Einstiegsqualifizierung
und Vertiefte Berufsorientierung für Jugendliche mit geistiger
Behinderung
Der Hauptausschuss des Bundesinstituts Berufsbildung kommt zu der Erkenntnis,
dass keine neuen Maßnahmen geschaffen werden sollten, welche den schon jetzt
undurchsichtigen Dschungel an Maßnahmen und Angeboten noch bereichern,
sondern fordert vielmehr dazu auf „die Angebotsvielfalt am Übergang zwischen
Schule und Berufsausbildung zu sichten mit dem Ziel, diese zu reduzieren, zu
bündeln und besser aufeinander abzustimmen sowie die vorhandenen Instrumente
zu schärfen.“11
Die Agentur für Arbeit hält viele sehr wertvolle Instrumente bereit, welche der
Unterstützung der beruflichen Orientierung und dem Berufseinstieg von Jugendlichen
dienlich sind. Diese werden jedoch aktuell vorrangig für Abgänger(innen) der
Schulen zur Lernförderung als auch Jugendliche mit voraussehbaren beruflichen
Startschwierigkeiten genutzt.
„Ziel der Berufseinstiegsbegleitung nach § 421s SGB III ist, Schüler/innen beim
Übergang von der allgemein bildenden Schule in Ausbildung individuell zu
unterstützen und dadurch die berufliche Eingliederung zu erleichtern. Die
Berufseinstiegsbegleitung soll insbesondere dazu beitragen, die Chancen der
Schüler/innen auf einen erfolgreichen Übergang in eine berufliche Ausbildung
deutlich zu verbessern.“ 12 Diese Maßnahmen wird Jugendlichen mit geistiger
Behinderung häufig nicht angeboten, da die Aussichten dieser, unter den aktuellen
Rahmenbedingungen eine reguläre Ausbildung absolvieren zu können, ungünstig
sind. Mit einer kontinuierlichen und langfristigen Unterstützung kann es jedoch im
11 Empfehlung des Hauptausschusses des Bundesinstituts für Berufsbildung –Leitlinien zur Verbesserung des Übergangs Schule – Beruf, 17. Juni 2011 12 Agentur für Arbeit: Berufseinstiegsbegleitung nach § 421s SGB III Geschäftsanweisung Berufseinstiegsbegleitung (BerEb) (Stand: Februar 2011)
87
Einzelfall gelingen, zumindest Teilabschlüsse auch für diesen Personenkreis zu
erschließen. Angepasst an die spezifische Zielgruppe können die Aufgaben des
Berufseinstiegsbegleiters auch dahin angepasst werden, dass er sich durch
Kooperation und Beratung bemüht, in der Werkstufe begonnene
Integrationsprozesse, zum Beispiel regelmäßige Praktikumstage auf dem
allgemeinen Arbeitsmarkt, in der folgenden Maßnahme fortsetzen zu lassen, in dem
er frühzeitig mit der aufnehmenden Einrichtung Gespräche aufnimmt und die
begonnene Berufswegeplanung fortsetzen hilft.
Das Instrument der Betrieblichen Einstiegsqualifizierung, das 2004 im Rahmen des
Nationalen Ausbildungspaktes als Sonderprogramm der Agentur für Arbeit aufgelegt
wurde, ist aufgrund des großen Erfolgs mittlerweile fest im Sozialgesetzbuch III
verankert. Über diese gesetzliche Regelung werden Arbeitgeber gefördert, welche
Jugendlichen die Möglichkeit eines 6 bis maximal 12-monatigen Praktikums zur
Vermittlung und Vertiefung von Grundlagen für den Erwerb beruflicher
Handlungsfähigkeit bieten. Für Schüler(innen), welche die Berufsschulpflicht noch
absolvieren, können diese Praktika ebenfalls in Anspruch genommen werden und
Praxistage im Betrieb als Ergänzung zum Besuch der Berufsschule genutzt werden.
Schüler der Schule für geistig Behinderte absolvieren aktuell ihre Berufsschulpflicht.
Das Instrument Betriebliche Einstiegsqualifizierung sollte also auch für diesen
Personenkreis erschlossen werden können.
Ergänzend hierzu muss in den Werkstätten als auch in den Berufsschulen und
Ausbildungszentren weiterhin daran gearbeitet werden, dass auch für Jugendliche
mit geistiger Behinderung ein Zugang zu regulären Abschlüssen und wenn auch nur
anerkannten modularen Teilabschlüssen geschaffen wird.
Ein ebenso wertvolles bisher in den Schulen für geistig Behinderte noch
unentdecktes und unerschlossenes Instrument ist die Vertiefte Berufsorientierung der
Agentur für Arbeit. Wertvolle Informationen hierzu stellt die Agentur für Arbeit über
die HEGA-01-2010-Vertiefte BO bereit. Hierbei können Schulen für
unterrichtsübergreifende Angebote der beruflichen Orientierung Unterstützung
erhalten.
Schulen sollten prüfen und gemeinsam mit den Ansprechpartner(innen) bei der
Agentur für Arbeit beraten, ob und welche der Maßnahmen auch für ihre
Schülerschaft in Anspruch genommen werden kann.
88
6.6. Duale Ausbildung im Berufsbildungsbereich der Werkstatt für
behinderte Menschen und Ermöglichung von anerkannten
modularen Teilabschlüssen
Der Berufsbildungsbereich der Werkstätten für behinderte Menschen muss sich
zukünftig mehr der Verantwortung stellen, eben nicht nur für die Arbeitsbereiche der
Werkstatt für behinderte Menschen auszubilden, sondern den Jugendlichen, die
aufgrund der Art und Schwere der Behinderung und dem damit verbundenen
Unterstützungsbedarf, (noch) keine reguläre Ausbildung absolvieren können oder
(noch) nicht auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten können, eine berufliche
(Aus-)Bildung bieten zu können.
Viele der Abgänger(innen) der Schule für geistig Behinderte entscheiden sich nicht
bewusst für die Werkstatt als Perspektive, sondern wählen diese, weil sie aktuell
ihrem Unterstützungsbedarf gerecht wird und keine weitere adäquate Form der
Ausbildung zur Verfügung steht. Die Schüler(innen) wollen eine Lehre machen und
dann arbeiten gehen. Dies muss bei der Konzeption des Berufsbildungsbereiches
berücksichtigt werden.
Räumlich, organisatorisch als auch gedanklich muss eine Abkopplung des
Berufsbildungsbereiches von den Arbeitsbereichen der Werkstatt erfolgen.
Um den Berufsbildungsbereich zu einem Ausbildungsbereich weiterzuentwickeln, ist
es notwendig, die Rahmenlehrpläne an regulären Berufsfeldern auszurichten. Für die
Vermittlung von einzelnen Inhalten können Arbeitsaufträge der Werkstatt einbezogen
werden. Die Gesamtplanung darf sich aber nicht an bestehenden Arbeitsaufträgen
orientieren, sondern muss ein geordneter strukturierter Lehrgang orientiert am
Berufsfeld und dessen Anforderungen sein. Die Kompetenz der Werkstatt besteht
dabei darin, Unterweisungseinheiten so zu gestalten, dass die Jugendlichen
berufliche Handlungsfähigkeit im weitesten Sinne erlangen. Die Jugendlichen
müssen:
- Selbstkompetenz
- Fachkompetenz
- Soziale Kompetenz und
89
- Methodenkompetenz
erwerben können.
Dabei ist der theoretische Berufsschulanteil im Vergleich zu regulären Ausbildungen
deutlich reduziert. Ein Lernen an konkreten Projekten ist notwendig. Der Erwerb von
Fachwissen ist aber dennoch einzubeziehen, wenn auch auf einem deutlich
reduzierten und für die Jugendlichen fassbarem Anspruchsniveau.
Berufliche Bildung muss dabei immer ganzheitlich erfolgen und darf nicht darauf
ausgerichtet sein, dass Jugendliche für einen Ausbildungsabschluss getrimmt
werden. Das Anforderungsniveau sollte den Möglichkeiten der Teilnehmer(innen)
entsprechen und einen Reifungsprozess zulassen ohne eine ständige Überforderung
zu befördern. Daher müssen Werkstätten in Zusammenarbeit mit Industrie- und
Handwerkskammer modulare Formen der Ausbildung gestalten und gemeinsam
beraten, welche Teilqualifikationen anerkannt werden können.
Für die Gestaltung der Ausbildung sollte auch im Berufsbildungsbereich eine
Orientierung am dualen Ausbildungssystem erfolgen, welches sich für reguläre
Ausbildungen als wertvolles Instrument bewährt hat. Neben den Praktika und
Praxistagen in den Arbeitsbereichen der Werkstatt für behinderte Menschen sollten
über Praktika aber auch konkrete Kooperationen mit Betrieben des allgemeinen
Arbeitsmarktes auch duale Ausbildungsgänge mit diesen aufgebaut werden.
Insbesondere die Konzeption von modularen Teilabschlüssen kann auf diesem Weg
bewältigt und ein verbesserter Übergang in den allgemeinen Arbeitsmarkt ermöglicht
werden.
Ein sehr wertvoller Impuls für die Weiterentwicklung der Berufsbildungsbereiche war
bereits die HEGA 06/2010 – Fachkonzept EV/BBB der Agentur für Arbeit. Leider
muss dieser zum Vorwurf gemacht werden, dass sie diese Weiterentwicklung von
Strukturen und insbesondere die Maßgabe der verpflichtenden Durchführung von
Praktika auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, kostenneutral umgesetzt haben will.
Damit diese Prozesse angeregt und eine Neuorientierung der
Berufsbildungsbereiche wirksam erfolgen kann, braucht es zusätzliche Ressourcen.
In der Diakonie am Thonberg wurden bereits sehr gute Erfahrungen mit der
Schaffung einer Projektstelle Fachberaterin Berufliche Integration gesammelt. Leider
wurde diese Stelle projektfinanziert und ermöglicht durch die Förderung durch das
90
Diakonische Amt. Hier braucht es dringend eine Regelfinanzierung, damit die
Umgestaltung nachhaltig und effektiv umgesetzt werden kann.
6.7. Berufliche Bildung im Förder- und Betreuungsbereich der
Werkstatt für behinderte Menschen
Für Jugendliche mit hohem Unterstützungsbedarf sind die Wahlmöglichkeiten für die
berufliche Perspektive sehr begrenzt. Nicht selten erfolgt ein direkter Übergang in
einen Förder- und Betreuungsbereich der Werkstatt für behinderte Menschen. Das
Eingangsverfahren als auch der Berufsbildungsbereich werden von der Agentur für
Arbeit, begründet durch die schlechte Prognose in Bezug auf die Erbringung eines
Mindestmaßes an wirtschaftlich verwertbarer Arbeitsleistung, nicht gewährt. Dieser
Umstand ist nicht hinnehmbar, besteht doch ein Rechtsanspruch auf ein
Eingangsverfahren.
Vielfach sehen sich Eltern hier in einem Spannungsverhältnis. Einerseits möchten sie
gern das Recht ihres Kindes auf eine faire Chance in der Werkstatt einfordern,
stehen dann aber vor der schwierigen Entscheidung, ob nicht doch der Förder- und
Betreuungsbereich die beste Teilhabemöglichkeit ist. Sie möchten nicht aus Prinzip
eine Maßnahme, sondern die beste Chance auf eine selbstbestimmte und glückliche
Zukunft für ihr Kind. Im Zweifelsfall fällt dann meist die Entscheidung für den Förder-
und Betreuungsbereich, wenn dort aktuell ein Platz frei ist. Die Plätze im Förder- und
Betreuungsbereich sind nicht bedarfsdeckend und so muss die Chance genutzt
werden, wenn ein entsprechender Platz zur Verfügung steht.
In Hamburg hat sich ein Träger dieser Verantwortung gestellt und ein eigenes
Konzept der beruflichen Bildung innerhalb der Tagesförderung für Menschen mit
hohem Unterstützungsbedarf geschaffen, dass auch für andere Werkstätten als
Anregung genutzt werden sollte. Das Projekt Feinwerk bietet Menschen mit hohem
Unterstützungsbedarf eine zweijährige berufliche Bildung. Bereits in den letzten
Schuljahren wird gemeinsam mit der Schule kooperiert, um einen guten und
begleiteten Weg in das Arbeitsleben zu sichern. Das Projekt Feinwerk zeigt, dass
berufliche Orientierung und Bildung eben auch für Menschen mit hohem
Unterstützungsbedarf möglich und wertvoll ist.
91
6.8. Eine Konzeption für Sachsen
Sachsenweit gibt es bereits viele wundervolle Projekte, Initiativen und Modelle an
den Schulen für geistig Behinderte, welche sich mit der beruflichen Orientierung
befassen. Jede Schule wählt einen anderen individuellen und kreativen Weg.
In der Förderschule Werner Vogel in Leipzig wird beispielsweise bereits mit den
Trägern der Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen zusammen gearbeitet,
Praktika auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt werden, dank der Projektfinanzierung
durch das Diakonische Amt, für die Schülerinnen und Schüler der Werkstufenklassen
organisiert und viele weitere innovative Ideen umgesetzt.
Der Integrationsfachdienst ist derzeit an allen Schulen für geistig Behinderte in
Leipzig zur Durchführung von Kompetenz- und Potenzialanalysen und leistet dort
einen wertvollen Beitrag für die berufliche Orientierung und Beratung.
Viele weitere Projekte und Aktionen werden an den verschiedenen Schulen
entwickelt. Leider sind diese oftmals projektgebunden und es fehlt daher an
Kontinuität und Nachhaltigkeit.
Zielführend ist es daher die Projektvorhaben zu bündeln, gemeinsam vorzustellen
und einen Prozess der generellen konzeptionellen Umgestaltung der Werkstufen
anzuregen.
Sachsen sollte hier den Mut und das Engagement aufbringen mit allen Beteiligten
den Prozess der Weiterentwicklung der beruflichen Orientierung für Jugendliche mit
geistiger Behinderung zu beginnen und aktiv zu gestalten. An Engagement, Ideen
und Motivation von Seiten der Akteure an den Schulen mangelt es wahrlich nicht und
es ist an der Zeit diese für einen gemeinsamen Prozess zu nutzen.
92
7. Materialien zum Projekt
7.1. Handreichungen zu den Berufsfeldern für die Workshops
7.2. Erarbeitete Dokumentation
93
Handreichungen zu den Berufsfeldern für die
Workshops
94
95
Berufsfeld:
Küche/ Service/ Hotel
96
Tätigkeiten im Überblick
Sie entfernen Speisereste von den Tellern und sortieren das Geschirr.
Sie räumen die Spülmaschine ein und aus.
Sie reinigen die Arbeitsflächen.
Sie sind zuständig für die Müllsortierung und Müllentsorgung.
Sie helfen dem Koch.
Sie waschen zum Beispiel das Gemüse oder holen die Brötchen aus
dem Ofen.
Sie bedienen die Kaffeemaschine.
Sie wischen die Tische ab.
Sie bereiten das Buffet vor und füllen die Speisen nach.
Ein Buffet, das bedeutet, verschiedene Speisen stehen auf einem Tisch.
Die Gäste können sich aussuchen, was sie essen möchten. Sie
bedienen sich selbst.
Sie gießen Kaffee für die Gäste am Tisch nach.
97
Herr Uhlmann holt die Brötchen. Herr Uhlmann bereitet das Buffet vor.
Arbeitsbedingungen
Sie arbeiten mit vielen Kollegen zusammen.
Sie werden von einem Mitarbeiter in der Küche oder im Servicebereich
angelernt und unterstützt.
In der Küche oder im Servicebereich ist es oft sehr hektisch.
Der Zeitdruck ist hoch.
Sie laufen und stehen viel.
Sie müssen die Hygienevorschriften beachten.
Hygiene bedeutet Sauberkeit.
Hygiene ist wichtig, damit keine Krankheiten übertragen werden.
Sie müssen sich vor den einzelnen Arbeitsaufgaben die Hände waschen.
Sie müssen bei den Arbeitszeiten flexibel sein.
Sie fangen zum Beispiel sehr früh am Morgen mit der Arbeit an.
Oder Sie müssen bis spät abends oder sogar in der Nacht arbeiten.
98
Voraussetzungen
Sie sollten Spaß an der Arbeit haben.
Sie müssen selbständig arbeiten können.
Sie müssen sorgfältig und zuverlässig arbeiten.
Der Zeitdruck ist hoch.
Sie müssen ruhig bleiben.
Sie dürfen keine Allergien gegen Reinigungsmittel haben.
Sie sollten mit Frust umgehen können.
Arbeitsort
Sie können auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten. Zum Beispiel in
einem Hotel oder in einer Großküche.
Sie können in einem Integrationsbetrieb arbeiten.
Integrationsbetriebe, das sind Betriebe, in denen Menschen mit und
ohne Behinderung zusammenarbeiten. In diesen Betrieben arbeiten viele
Menschen mit Behinderung.
Sie können in einer Werkstatt für behinderte Menschen in der
Großküche arbeiten. Sie können auf einem Außenarbeitsplatz einer
Werkstatt für behinderte Menschen arbeiten.
99
Ihre Meinung zum Berufsfeld Küche/ Service/ Hotel Hat Ihnen die Aufgabe Spaß gemacht?
ja nein Könnten Sie sich vorstellen in diesem Bereich zu arbeiten?
ja nein Vor- und Zuname: ____________________________________________
100
Arbeitserprobung
Schneiden Sie das Brot und belegen Sie es mit Wurst oder Käse.
1. Arbeitsplatz vorbereiten → Welche Arbeitsmittel brauche ich?
Legen Sie diese zurecht.
2. Brot schneiden.
3. Brot mit der Butter bestreichen.
4. Brot mit Wurst oder Käse belegen.
5. Brot mit Gemüse garnieren.
101
Berufsfeld: Kindergarten,
Altenpflege
102
Tätigkeiten im Überblick Sie reinigen die Bewohnerzimmer oder Spielzimmer, Aufenthaltsräume,
Gänge und Toilettenbereiche.
Sie gießen die Pflanzen im gesamten Bereich des Kindergartens oder
Altenpflegeheims.
Sie helfen bei Küchenarbeiten.
Sie waschen und putzen zum Beispiel das Obst oder das Gemüse.
Sie verteilen Speisen auf die Teller.
Sie räumen die Spülmaschine ein und aus.
Sie reinigen die Arbeitsflächen in der Küche.
Sie wischen die Tische ab.
Sie müssen den Müll trennen und entsorgen.
Hier sehen Sie Mitarbeiterinnen, die den Gang wischen und die Fensterbänke reinigen.
103
Arbeitsbedingungen Sie arbeiten mit vielen Kollegen zusammen.
Sie werden von einem Mitarbeiter im Kindergarten oder im
Altenpflegeheim angelernt und unterstützt.
Im Kindergarten ist es oft sehr hektisch und laut.
Der Zeitdruck ist hoch.
Sie laufen und stehen viel.
Sie müssen die Hygienevorschriften beachten.
Hygiene bedeutet Sauberkeit.
Hygiene ist wichtig, damit keine Krankheiten übertragen werden.
Sie müssen sich vor den einzelnen Arbeitsaufgaben die Hände waschen.
Sie müssen bei den Arbeitszeiten flexibel sein.
Sie fangen zum Beispiel sehr früh am Morgen mit der Arbeit an.
Sie müssen den Arbeitsschutz beachten.
Arbeitsschutz, das heißt, Sie müssen Arbeitshandschuhe und
Arbeitsschuhe tragen.
Voraussetzungen Sie sollten Spaß an der Arbeit haben.
Sie müssen selbständig arbeiten können.
Sie müssen sorgfältig und zuverlässig arbeiten.
Sie müssen ruhig bleiben.
Sie dürfen keine Allergien gegen Reinigungsmittel haben.
Sie sollten mit Frust umgehen können.
104
Arbeitsort Sie können auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten.
Zum Beispiel in einem Kindergarten oder einem Altenpflegeheim.
Sie können in einem Integrationsbetrieb arbeiten.
Integrationsbetriebe, das sind Betriebe, in denen Menschen mit und
ohne Behinderung zusammenarbeiten. In diesen Betrieben arbeiten viele
Menschen mit Behinderung.
Sie können in einer Werkstatt für behinderte Menschen im
Arbeitsbereich Gebäudereinigung arbeiten. Sie können auf einem
Außenarbeitsplatz der Werkstatt für behinderte Menschen arbeiten.
Hier sehen Sie eine Mitarbeiterin, die den Toilettenbereich reinigt.
105
Ihre Meinung zum Berufsfeld Kindergarten/ Altenpflege Hat Ihnen die Aufgabe Spaß gemacht?
ja nein Könnten Sie sich vorstellen in diesem Bereich zu arbeiten?
ja nein Vor- und Zuname: ____________________________________________
106
Arbeitserprobung Sie sollen mit dem Wischer einen Bereich des Fußbodens säubern und dabei eine „8“ wischen. 1. Arbeitsplatz vorbereiten → Welche Arbeitsmittel brauche ich? Stellen Sie diese zurecht.
2. Arbeitsbereich ordentlich sichern. Aufstellen der Warnschilder.
3. Feuchtes Wischen der mit Dreck verunreinigten Flächen.
4. Trocken nachwischen.
5. Arbeitsplatz aufräumen. Reinigungsmittel und Reinigungsgeräte
wieder ordnungsgemäß zurück stellen.
107
Berufsfeld: Handwerk/ Auto
108
Tätigkeiten im Überblick Sie arbeiten mit Maschinen und Handwerkzeugen.
Im Bereich Handwerk arbeiten Sie mit den Rohstoffen Holz, Kunststoff
oder Metall.
Im Bereich der Autopflege sind Sie für die Reinigung der Fahrzeuge
zuständig.
Im Bereich Handwerk müssen Sie schrauben, schleifen, bohren, putzen
und polieren.
Wichtig ist, der sachgemäße Umgang und der richtige Einsatz von
Werkzeugen und Maschinen.
Sie müssen die Maschinen und Werkzeuge reinigen und pflegen.
Sie müssen den Arbeitsplatz säubern.
Hier sehen Sie einen Mitarbeiter. Der Mitarbeiter arbeitet an einer Bohrmaschine.
109
Arbeitsbedingungen Sie arbeiten mit vielen Kollegen zusammen.
Sie werden von einem Mitarbeiter in der Werkstatt oder im Bereich
Autopflege angelernt und unterstützt.
In der Werkstatt und in der Autopflege ist es oft sehr hektisch.
Der Zeitdruck ist hoch.
Sie laufen und stehen viel.
Sie müssen den Arbeitsschutz einhalten.
Arbeitsschutz bedeutet, dass Sie Arbeitskleidung, Schutzbrille oder
Gehörschutz tragen.
Arbeitsschutz bedeutet auch, dass Sie wissen wo sich die Fluchtwege
und Feuerlöscher befinden.
Sie müssen bei den Arbeitszeiten flexibel sein.
Voraussetzungen Sie sollten Spaß an der Arbeit haben.
Sie müssen selbständig arbeiten können.
Sie müssen sorgfältig und zuverlässig arbeiten.
Sie müssen ruhig bleiben.
Sie dürfen keine Allergien gegen Reinigungsmittel haben.
Sie sollten mit Frust umgehen können.
Hier sehen Sie einen Mitarbeiter, der Metallkomponenten verschraubt.
110
Arbeitsort Sie können auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten.
Zum Beispiel in einer Autoreinigung oder in einer Metallwerkstatt.
Sie können in einem Integrationsbetrieb arbeiten.
Integrationsbetriebe, dass sind Betriebe, in denen Menschen mit und
ohne Behinderung zusammenarbeiten. In diesen Betrieben arbeiten viele
Menschen mit Behinderung.
Sie können in einer Werkstatt für behinderte Menschen in den
Arbeitsbereichen Metall oder Holz arbeiten.
Hier sehen Sie einen Mitarbeiter. Der Mitarbeiter reinigt ein Auto.
111
Ihre Meinung Handwerk/ Auto Hat Ihnen die Aufgabe Spaß gemacht?
ja nein Könnten Sie sich vorstellen in diesem Bereich zu arbeiten?
ja nein Vor- und Zuname: ____________________________________________
112
Arbeitserprobung Bereich Handwerk:
1. Legen Sie eine Unterlegscheibe auf die Schraube! Verbinden
Sie die Schrauben mit den Muttern!
Bereich Autopflege:
1. Reinigen Sie den Autositz mit dem Nass- Staubsauger.
2. Reinigen Sie die Autotür von innen und außen.
113
Berufsfeld: Garten- Landschaftspflege/
Hausmeister/ Bau
114
Tätigkeiten im Überblick Bereich Garten- und Landschaftspflege:
Sie reinigen Parkwege und Straßen.
Sie pflegen Zimmerpflanzen.
Sie mähen den Rasen.
Sie verschneiden Äste an Bäumen.
Sie graben Beete um.
Sie sind für die Schneeräumung auf öffentlichen Wegen verantwortlich.
Bereich Hausmeister:
Sie reinigen die Treppen.
Sie reinigen die Fenster und Türen.
Sie transportieren die Mülltonnen vor die Tür.
Sie mähen den Rasen.
Sie verschneiden Bäume.
Sie sind für die Schneeräumung auf dem Fußweg verantwortlich.
Bereich Bau:
Sie schleifen und streichen Wände.
Sie tapezieren Räume.
Sie müssen Sand und Kieselsteine schaufeln.
Sie transportieren Baumaterial.
Sie stellen Wände auf.
Sie pflastern Gehwege.
115
Arbeitsbedingungen Sie arbeiten mit vielen Kollegen zusammen.
Im Bereich Garten- Landschaftspflege und im Bereich Bau ist es oft sehr
hektisch.
Sie arbeiten viel draußen.
Der Zeitdruck ist hoch.
Sie laufen und stehen viel.
Sie müssen bei den Arbeitszeiten flexibel sein.
Sie fangen zum Beispiel sehr früh am Morgen mit der Arbeit an.
Oder Sie müssen bis spät abends arbeiten.
Sie müssen den Arbeitsschutz beachten.
Arbeitsschutz heißt, dass Sie Arbeitsschuhe, Arbeitshandschuhe,
Schutzbrille und Knieschoner tragen.
Voraussetzungen Sie sollten Spaß an der Arbeit haben.
Sie müssen selbständig arbeiten können.
Sie müssen sorgfältig und zuverlässig arbeiten.
Sie müssen ruhig bleiben.
Sie dürfen keine Allergien gegen Farben- oder Lacke, Reinigungsmittel
oder Düngemittel haben.
Sie sollten mit Frust umgehen können.
116
Arbeitsort Sie können auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten. Zum Beispiel in
einem Gärtnereibetrieb oder einer Baufirma.
Sie können in einem Integrationsbetrieb arbeiten.
Integrationsbetriebe, das sind Betriebe, in denen Menschen mit und
ohne Behinderung zusammenarbeiten. In diesen Betrieben arbeiten viele
Menschen mit Behinderung.
Sie können in einer Werkstatt für behinderte Menschen in den
Arbeitsbereichen Garten- und Landschaftspflege oder Bau arbeiten.
Hier sehen Sie Mitarbeiter, die in einer Gärtnerei arbeiten.
117
Ihre Meinung zum Berufsfeld Garten- und Landschaftspflege/ Hausmeister/ Bau Hat Ihnen die Aufgabe Spaß gemacht?
ja nein Könnten Sie sich vorstellen in diesem Bereich zu arbeiten?
ja nein Vor- und Zuname: ____________________________________________
118
Arbeitserprobung Sie sollen eine Pflanze umtopfen.
1. Arbeitsplatz vorbereiten → Welche Arbeitsmittel brauche ich? Legen Sie diese zurecht.
2. Füllen Sie einen größeren Topf mit etwas Erde.
3. Nehmen Sie die Pflanze aus dem kleinen Topf.
4. Setzen Sie die Pflanze in den größeren Topf.
5. Füllen Sie den Bereich um die Pflanze mit Erde auf.
6. Gießen Sie die Pflanze an.
Im Anschluss daran sehen Sie einen Lehrfilm über den Bereich Garten- und Landschaftspflege.
119
Berufsfeld: Büro
120
Tätigkeiten im Überblick Sie ordnen und sortieren Briefe und kleine Päckchen in entsprechende
Postfächer ein.
Sie kopieren Unterlagen.
Sie falten Briefbögen und stecken diese in die Briefumschläge.
Sie schreddern Unterlagen.
Sie sind zuständig für die Leerung der Papierkörbe und die
Müllentsorgung.
Hier sehen Sie Mitarbeiter, die Briefe mit Briefmarken bekleben und die
Briefe in Kisten einsortieren.
121
Arbeitsbedingungen Sie arbeiten mit vielen Kollegen zusammen.
Sie werden von einem Mitarbeiter im Büro angelernt und unterstützt.
Im Büro ist es oft sehr hektisch.
Im Büro kann es sehr laut sein.
Das Telefon klingelt oft. Der Kopierer und der Aktenvernichter sind laut.
Der Zeitdruck ist hoch.
Voraussetzungen Sie sollten Spaß an der Arbeit haben.
Sie müssen selbständig arbeiten können.
Sie müssen sorgfältig und zuverlässig arbeiten.
Sie müssen ruhig bleiben.
Sie müssen mit Frust umgehen können.
Hier sehen Sie eine Mitarbeiterin die Adress- Aufkleber anbringt.
122
Arbeitsort
Sie können auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten.
Zum Beispiel in einem großen Büro mit vielen Mitarbeitern.
Sie können in einem Integrationsbetrieb arbeiten.
Integrationsbetriebe, das sind Betriebe, in denen Menschen mit und
ohne Behinderung zusammenarbeiten. In diesen Betrieben arbeiten viele
Menschen mit Behinderung.
Sie können in einer Werkstatt für behinderte Menschen arbeiten. Sie
können auf einem Außenarbeitsplatz einer Werkstatt für behinderte
Menschen arbeiten.
Hier sehen Sie einen Mitarbeiter der Briefe stempelt.
123
Ihre Meinung zum Berufsfeld Büro Hat Ihnen die Aufgabe Spaß gemacht?
ja nein Könnten Sie sich vorstellen in diesem Bereich zu arbeiten?
ja nein Vor- und Zuname: ____________________________________________
124
Arbeitserprobung
1. Falten Sie den Briefbogen und stecken Sie diesen in den
Briefumschlag.
2. Sortieren Sie die Briefe und Päckchen in die Postfächer.
3. Schreddern Sie die Unterlagen mit dem Aktenvernichter.
125
Checkliste Praktikum
Name des Praktikanten:
Name des Praktikumsunternehmens/ Kontaktdaten:
Ansprechpartner:
Zeitraum des Praktikums: vom _________ bis ___________
Beschreibung der Praktikumstätigkeit/
Berufsfeld:
Tätigkeitsnachweis ausgehändigt: ______________ zurück _____________
Praktikumsvertrag ausgehändigt: ______________ zurück ___________
Gesundheitsausweis erforderlich: ____________________________________
126
Erklärung über die Entbindung von der Schweigepflicht:
Diagnose/ Medikationsverordnung durchgesprochen mit TN+
Praktikumsbetrieb:
___________________________________________________________________
___________________________________________________________________
Abklärung Praktikum mit Eltern und/ oder Betreuer :
___________________________________________________________________
___________________________________________________________________
___________________________________________________________________
___________________________________________________________________
Abklärung Fahrgeld für Teilnehmer (Selbstfahrer?):
___________________________________________________________________
___________________________________________________________________
___________________________________________________________________
___________________________________________________________________
Fahrtraining mit Teilnehmer :
___________________________________________________________________
___________________________________________________________________
Abklärung Bezahlung Verpflegungskosten:
___________________________________________________________________
___________________________________________________________________
127
___________________________________________________________________
Besonderheiten (besondere Öffnungszeiten, wechselnde Ansprechpartner im
Betrieb, Sicherheitshinweise…):
___________________________________________________________________
___________________________________________________________________
___________________________________________________________________
___________________________________________________________________
___________________________________________________________________
Geplanter Urlaub (Praktikant/ Unternehmen) während der Praktikumszeit:
___________________________________________________________________
___________________________________________________________________
___________________________________________________________________
128
Besuche/ Betreuung durch FBI, GL, BD vor und während der Praktikumszeit:
Datum Besuch/ Telefonat durchgeführt
durch
Bemerkungen
Auswertungsgespräch erfolgt:
_____________________________________________
129
Endreflexion
(auszufüllen vom Praktikumsbetreuer) Praktikant/ in: ………………………… Geb. Datum: …………….. Praktikumsbetrieb: ……………………………………………………………… (Ansprechpartner/ in)
Zeitraum des Praktikums: ……………………………………………………….. Arbeitsverhalten sehr gut zufriedenstellend ausbaufähig mangelhaft
Pünktlichkeit Sorgfalt Ausdauer Körperliche Belastbarkeit
Verhalten bei Stress Anweisungsverständnis Arbeitsergebnisse Konzentration Engagement / Arbeitseinstellung
Selbständigkeit bei der Ausführung von aufgetragenen Arbeiten
Kritikfähigkeit / Korrektur von Fehlern
Suchen und Annahme von Hilfe
Einhalten von Vorschriften
Selbständiges Erkennen und Aufnehmen von offensichtlich nötigen Arbeiten
130
Sozialverhalten sehr gut zufriedenstellend ausbaufähig mangelhaft Sauberkeit Kontaktfreude Angemessenes Verhalten gegenüber Autoritätspersonen
Angemessenes Verhalten gegenüber Kollegen
Kundenkontakt Höflichkeit Ablenkbarkeit durch Kollegen / Kunden
Angemessene Arbeitskleidung
Sozialer Einsatz Bemerkungen: __________________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________________
Das ist dem Praktikumsbetreuer positiv aufgefallen: Daran muss der Praktikant unbedingt noch arbeiten: __________ ______________________ __________________ Datum Praktikumsbeauftragte/er des Betriebes Praktikant/ in
131
Tätigkeitsnachweis Praktikum
Name des Teilnehmers: ………………………………………….. Praktikumsbetrieb: ……………………………………………….. Zeitraum des Praktikums: vom ……………. bis ………….. 1. Woche Datum/ Uhrzeit (von…bis…)
Durchgeführte Tätigkeiten (auszufüllen vom Praktikanten)
Datum:
In der Zeit von bis Datum:
In der Zeit von bis
Datum:
In der Zeit von bis
Datum:
In der Zeit von bis Datum:
In der Zeit von bis Datum/ Unterschrift Praktikant: ………………………………………..
132
2. Woche Datum/ Uhrzeit (von…bis…)
Durchgeführte Tätigkeiten (auszufüllen vom Praktikanten)
Datum:
In der Zeit von bis
Datum:
In der Zeit von bis Datum:
In der Zeit von bis Datum:
In der Zeit von bis Datum:
In der Zeit von bis Datum/ Unterschrift Praktikant: ………………………………………..
133
3. Woche Datum/ Uhrzeit (von…bis…)
Durchgeführte Tätigkeiten (auszufüllen vom Praktikanten)
Datum:
In der Zeit von bis Datum:
In der Zeit von bis
Datum:
In der Zeit von bis Datum:
In der Zeit von bis
Datum:
In der Zeit von bis
Datum/ Unterschrift Praktikant: ………………………………………..
134
4. Woche Datum/ Uhrzeit (von…bis…)
Durchgeführte Tätigkeiten (auszufüllen vom Praktikanten)
Datum:
In der Zeit von bis
Datum:
In der Zeit von bis Datum:
In der Zeit von bis
Datum:
In der Zeit von bis
Datum:
In der Zeit von bis
Datum/ Unterschrift Praktikant: ………………………………………..
135
Selbsteinschätzung
Name des Praktikanten:
Praktikumsbetrieb:
Zeitraum des Praktikums:
So schätze ich meine Arbeit im Praktikum ein:
Die Arbeit hat mir � sehr gut gefallen
� gut gefallen � nicht gut gefallen � überhaupt nicht gefallen
Mein Arbeitstempo war � sehr schnell � schnell � manchmal noch zu langsam � häufig noch zu langsam Die einzelnen Arbeiten waren � sehr leicht � leicht � schwer � sehr schwer Ich habe im Praktikum � viel dazu gelernt � wenig dazu gelernt � gar nichts dazu gelernt
136
Die Anweisungen des � immer sofort verstehen Vorgesetzten konnte ich � nur manchmal verstehen � meistens nicht verstehen Ich � war immer besser als meine Kollegen
� habe genauso gut gearbeitet � hatte schlechtere Leistungen � kann meine Leistung nicht einschätzen Mit den Kollegen konnte ich/ � immer gut zusammenarbeiten hatte ich � kaum zu tun � keinen Kontakt Mit meinem Chef/ � sehr gutes Verhältnis meiner Chefin hatte ich ein � gutes Verhältnis � schlechtes Verhältnis � kein Verhältnis- habe ihn/ sie kaum gesehen Ich würde � gerne noch einmal ein Praktikum durchführen � vielleicht wieder ein Praktikum durchführen � nie wieder ein Praktikum durchführen Bemerkungen: ______________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ Datum/ Unterschrift Praktikant(in): ________________________________________
137
Verhaltensrichtlinien die vor Praktikumsbeginn mit dem Jugendlichen durchzusprechen sind Thematik Erledigungsvermerk Vorstellung des P.- Unternehmens
- Praktikumsort - (Beschreibung des Fahrtweges, Erläuterung Fahrbegleitung, Ausdruck
Fahrplan) - Hinweis auf eventuelle. Konkurrenzunternehmen (eventuell
Begriffserklärung)
Praktikumszeitraum
- Länge des Einsatzes - anstehender Urlaub - „Pflicht- Termine“ (wie .z.B. Ferienfahrt, Schultermine,…)
Arbeitszeit
- Arbeitsbeginn und Arbeitsende - bereits 10 Min. vor Arbeitsbeginn erscheinen- (Zeitfenster bzgl.
wechseln von Alltagskleidung in Arbeitskleidung) - nicht bereits 5 Min. vor Arbeitsende der Blick auf die Uhr
Pausenzeit
- Hinweis auf abwechselnde/ nicht identische Pausenzeiten im Vergleich zum Schulalltag
- Einhaltung der Pausenzeiten (Vorgabe nicht überschreiten) - Essen nur in den vorgegebenen Pausenzeiten
Private Termine
- private Termine/ Bedürfnisse sind zurückzustellen (Prioritäten setzen!)
Verhalten im Krankheitsfall
- Meldung an Frau Kittler damit P.- Betrieb als auch Schule informiert werden können
- kein alleiniger Abbruch des Praktikums
138
Thematik Erledigungsvermerk Äußeres Erscheinungsbild
- angemessene Arbeitskleidung - Rasur - Arbeitsschutzkleidung ist wenn nötig zu tragen (Schutzbrille,
Arbeitsschuhe…) - Handy und MP3 Player Verbot
Körpersprache
- kein Lümmeln, freundliche Mimik (gerade im öffentlichen Bereich) Motivation, Höflichkeitsformeln
Eigentum
- Grundsätzlich sind keine Gegenstände aus dem Praktikumsbetrieb mitzunehmen (Ausnahme- Erlaubnis vom Betrieb)
- Persönliche Sachen sind in einem Spind einzuschließen
Sonstiges
- keine Erstellung von Fotoaufnahmen im Praktikumsobjekt - - -
Checkliste am ……………mit Schüler(in) ……………………….. durchgesprochen. Unterschrift Schüler(in): ……………………………..
139
Vorbereitung, Begleitung und Auswertung von Praktika auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt- Kleine Übersicht der Aufgabenbereiche: Vororientierendes Gespräch mit Teilnehmer Abklärung Berufsorientierung, Motivation, persönliche Zukunftsplanung
Erhebung praktikumsrelevanter Daten Akteneinsicht, Kompetenzanalyse, Abklärung Interessengebiete TN, Rücksprache bzgl. benötigter Rahmenbedingungen
Recherche für Praktikums- Akquise Suche nach Praktikumsunternehmen durch Nutzung Internet, Tageszeitung, Fachpresse, inaktive Adressen aus vergangenen Zeiten, Empfehlungen aktiver Kunden
Persönliches Aufsuchen potentieller Praktikumsbetriebe (Keine Telefonakquise!) Erste Kontaktaufnahme mit potenziellem Praktikumsbetrieb, → Terminabsprache
Erstgespräch mit Unternehmensvertreter im potentiellem Praktikumsbetrieb Vorstellung Schule/ Projektstelle, Informationen bzgl. TN
Rücksprache mit allen Beteiligten in der Schule Informations- Weitergabe bzgl. Eckdaten des Praktikumsbetriebes
Erstellung Vertragsunterlagen Checklisten bzgl. der Durchführung, Tätigkeitsnachweis, Selbsteinschätzung Praktikant, Praktikumseinschätzungdes Unternehmens
Kontakt zum Praktikumsbetrieb Vorstellung TN/ Vorstellungsgespräch, Betriebsbesichtigung Unterzeichnung Praktikumsunterlagen
Rücksprache mit allen Beteiligten Absprache Praktikumsverlauf/ Praktikumsbetreuung sowie Wegbegleitung, Verpflegungskosten, Arbeitsschutzkleidung, Gesundheitspass…
Begleitung- Erster Praktikumstag Unterstützung TN und PB (unterstützende Mitwirkung bei Erklärung Arbeitsschutzbelehrung, Pausenzeiten, Orientierungshilfen ect.)
140
Regelmäßige Praktikumsbesuche Durchführung Feedback- Gespräche (TN, FBI, PB), Dokumentation
Beendigung des Praktikums Durchführung Abschlussgespräch im PB Auswertung des Praktikums/ Praktikumseinschätzung, Dokumentation
Auswertung des Praktikums innerhalb der DaT Dokumentation
Sonstige Tätigkeiten mit zeitlichem Aufwand:
- Kontaktpflege - Adresspflege Datenbank - Fahrtraining - Unterstützung bei Erstellung von Bewerbungsunterlagen - Teambesprechungen
Aufstellung bzw. Zusammensetzung der benötigten Aufwendungen:
- Firmenfahrzeug - Fahrtkosten - Parkgebühren - Weiterbildung - Reisekosten - PC - Bürobedarf - Werbungskosten - Öffentlichkeitsarbeit - Arbeitskleidung für TN - Fahrtkosten für TN - Personalkosten - Telefonkosten (Handy, Festnetz)