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Berufliche Orientierung und Berufswegeplanung für Schüler der Förderschule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung -Projektbericht und Handlungsempfehlungen- Karen Kohlmann Juni 2013

Projektbericht Berufliche Orientierung und ... · Die Förderschule ist eine Schule für geistig Behinderte der Stadt Leipzig. Der Schulleitung als auch den Lehrkräften ist es wichtig

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Berufliche Orientierung und Berufswegeplanung

für Schüler der Förderschule

mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung

-Projektbericht und Handlungsempfehlungen-

Karen Kohlmann

Juni 2013

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Inhalt

1. Einleitung ............................................................................................................. 6

2. Das Projekt Berufliche Orientierung und Berufswegeplanung für Schüler der

Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung .............................. 7

2.1. Projektinitiative und Anlass aus Sicht der Diakonie am Thonberg ................. 7

2.2. Projektbeteiligung aus Sicht der Förderschule Thonberg .............................. 8

2.3. Zielstellungen des Projektes .......................................................................... 9

2.4. Projektförderung .......................................................................................... 10

2.5. Projektbeschreibung .................................................................................... 10

2.6. Projektverlauf .............................................................................................. 10

2.6.1. Erste Absprachen und Beratung des gemeinsamen Vorgehens .......... 11

2.6.2. Durchführung eines Elternabends ......................................................... 11

2.6.3. Konzeption Workshop Berufliche Orientierung ..................................... 12

2.6.4. Durchführung und Verlauf der Workshoptage Berufliche Orientierung . 14

2.6.5. Erhebung von individuellen Praktikumswünschen ................................ 16

2.6.6. Individuelle Beratung mit den Schüler(innen) als auch den Eltern ........ 17

2.6.7. Erster Praktikumszeitraum .................................................................... 17

2.6.8. Gemeinsame Reflexion des bisherigen Projektverlaufs ........................ 18

2.6.9. Zweiter Praktikumszeitraum .................................................................. 21

2.6.10. Informationsgespräch mit der Agentur für Arbeit ............................... 22

2.7. Projektergebnisse ........................................................................................ 23

2.7.1. Gesamtüberblick ................................................................................... 23

2.7.2. Ausgewählte Beispiele für Praktikumsverläufe ..................................... 24

2.8. Projektauswertung ....................................................................................... 27

2.8.1. Aus Sicht der Schülerinnen und Schüler ............................................... 27

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2.8.2. Aus Sicht der Eltern .............................................................................. 30

2.8.3. Aus Sicht der Lehrkräfte ....................................................................... 31

2.8.4. Aus Sicht der Praktikumsbetriebe ......................................................... 32

2.8.5. Aus Sicht der Diakonie am Thonberg ................................................... 33

2.8.6. Schlussfolgerungen .............................................................................. 34

2.8.7. Kritische Reflexion des Projektes .......................................................... 37

3. Ausführliche Interviews der Schüler(innen) ..................................................... 39

3.1. Marlen S.: Praktika im Einzelhandel ............................................................ 39

3.2. David G.: Praktikum bei einer Baufirma ....................................................... 43

3.3. Doreen G: Praktikum im Kindergarten ......................................................... 45

3.4. Katja M.: Praktikum im Kindergarten ........................................................... 48

3.5. Susanne W.: Praktikum im Tierheim ........................................................... 50

3.6. Paul B.: Praktikum in einer Kantine ............................................................. 52

3.7. Gustav F.: Praktikum in der Küche (WfbM) ................................................. 56

3.8. Nadine L.: Praktikum im Supermarkt ........................................................... 60

3.9. Matthias M.: Praktikum in der Autopflege (WfbM) ....................................... 62

4. Ausführliche Interviews der Eltern ...................................................................... 66

4.1. Frau G., Mutter von Doreen G. .................................................................... 66

4.2. Frau L., Mutter von Nadine L. ...................................................................... 70

5. Ein Dank an alle Projektbeteiligten .................................................................... 76

6. Handlungsempfehlungen ................................................................................... 77

6.1. Initiative Inklusion ........................................................................................ 77

6.2. Von der Werkstufe zur Berufsschulstufe ..................................................... 79

6.3. Kooperationen als Prinzip ............................................................................ 83

6.4. Personalstelle Fachberaterin Berufliche Integration im Rahmen der

Berufsschulstufe .................................................................................................... 85

6.5. Berufseinstiegsbegleiter, Betriebliche Einstiegsqualifizierung und Vertiefte

Berufsorientierung für Jugendliche mit geistiger Behinderung .............................. 86

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6.6. Duale Ausbildung im Berufsbildungsbereich der Werkstatt für behinderte

Menschen und Ermöglichung von anerkannten modularen Teilabschlüssen ........ 88

6.7. Berufliche Bildung im Förder- und Betreuungsbereich der Werkstatt für

behinderte Menschen ............................................................................................ 90

6.8. Eine Konzeption für Sachsen ...................................................................... 91

7. Materialien zum Projekt ...................................................................................... 92

7.1. Handreichungen zu den Berufsfeldern für die Workshops .......................... 92

7.2. Erarbeitete Dokumentation .......................................................................... 92

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1. Einleitung

Als Diakonie am Thonberg ist es uns wichtig, dass Menschen mit Behinderung

die gleichen Chancen auf Teilhabe am Arbeitsleben haben, wie andere

Menschen auch. Insbesondere bei Abgänger(innen) der Schule für geistig

Behinderte beobachten wir, dass diese direkt im Anschluss an die Schule in eine

Werkstatt für behinderte Menschen wechseln.

Der Berufsbildungsbereich der Werkstatt für behinderte Menschen bietet

Jugendlichen, welche einen erhöhten Unterstützungsbedarf haben und welche

auf Grund der Art und Schwere der Behinderung (noch) keine reguläre

Ausbildung absolvieren können und auch (noch) nicht in den allgemeinen

Arbeitsmarkt integriert werden können, eine wunderbare Möglichkeit der

beruflichen Bildung und fördert deren berufliche Integration. Die Werkstatt für

behinderte Menschen sollte aber nicht die einzig mögliche Form der Teilhabe am

Arbeitsleben sein. Jugendliche mit einer geistigen Behinderung sollten wie andere

auch Wahlmöglichkeiten haben und aufgezeigt bekommen. Die Schüler(innen)

sollen die Möglichkeit erhalten, sich bewusst für eine Maßnahme zu entscheiden.

Mit dem Projekt war es uns wichtig, Jugendliche bei ihrer beruflichen Orientierung

zu unterstützen. Neben den Praktika in den Werkstätten sollten diese die

Möglichkeit erhalten, den allgemeinen Arbeitsmarkt kennen zu lernen.

Das gemeinsame Projekt mit der Förderschule Thonberg war eine wunderbare

Erfahrung und brachte uns wertvolle Erkenntnisse in Bezug auf den

Entwicklungsstand der Schüler(innen), die berufliche Vorstellungen und Wünsche

der Jugendlichen als auch die Notwendigkeit das Konzept der Werkstufe als auch

des Berufsbildungsbereiches weiterzuentwickeln.

Mit dem vorliegenden Projektbericht möchten wir einen Beitrag leisten, diese

Erfahrungen weiterzugeben und damit die Weiterentwicklung zu unterstützen. In

Vorbereitung, Umsetzung als auch Auswertung des Projektes haben wir immer

wieder auf diverse Projektberichte und Materialien anderer zurückgegriffen, die

uns sehr hilfreich waren. Daher war es auch uns ein Anliegen einen Teil

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beizutragen und auch unsere Ideen und Erfahrungen allen zugänglich zu

machen.

Mit dem Projektbericht möchten wir dafür sensibilisieren, die berufliche

Orientierung als ganzheitliches Anliegen in den Fokus zu nehmen und träger-, als

auch institutionsübergreifend zu verstehen. Es muss gemeinsam mit allen am

Prozess Beteiligten überlegt werden, wie Jugendliche, insbesondere die

Abgänger(innen) der Schule für geistig Behinderte, auf ihrem Weg in das

Arbeitsleben und zu einer selbstbestimmten Teilhabe am gesellschaftlichen

Leben unterstützt werden können.

Mit dem Projektbericht möchten wir zur Kooperation und zur gemeinsamen

Handlungsplanung anregen und diese initiieren helfen.

2. Das Projekt Berufliche Orientierung und Berufswegeplanung

für Schüler der Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt

geistige Entwicklung

2.1. Projektinitiative und Anlass aus Sicht der Diakonie am Thonberg

Die Eröffnung von vielfältigen Möglichkeiten der Teilhabe am Arbeitsleben ist für die

Diakonie am Thonberg maßgeblich. Ziel ist es jedem Menschen mit Behinderung

Chancen und Möglichkeiten zu eröffnen, das Leben selbst bestimmt zu gestalten und

insbesondere im Bereich der Teilhabe am Arbeitsleben über Wahlmöglichkeiten zu

verfügen. Hierfür bietet die Diakonie am Thonberg vielfältige Tätigkeiten aus

verschiedenen Branchen direkt in der Hauptwerkstatt an. Darüber hinaus sind aber

auch etwa 1/3 der Mitarbeiter(innen) mit Behinderung auf vielfältigen

Außenarbeitsplätzen.

Die Werkstatt für behinderte Menschen ist eine Möglichkeit der Teilhabe am

Arbeitsleben, aber nicht die einzige. In diesem Bewusstsein werden

Mitarbeiter(innen) mit Behinderung auf dem Weg in den allgemeinen Arbeitsmarkt

unterstützt.

Insbesondere bei den Schulabgänger(innen) der Schule für geistig Behinderte

scheint der Weg direkt in die Werkstatt für behinderte Menschen zu führen. Ein

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Großteil der Jugendlichen schließt das Eingangsverfahren bzw. den Förder- und

Betreuungsbereich direkt an. Für die Jugendlichen, welche diese Form der Teilhabe

benötigen, ist dieser Weg zielführend. Aber auch die Schüler(innen) mit geistiger

Behinderung sollten in der Schulzeit andere Ausbildungs- bzw. Arbeitsmöglichkeiten

aufgezeigt bekommen, um eine bewusste Wahl treffen zu können.

Die Projektidee, orientiert auch an der „Initiative Inklusion“ des Bundesministeriums

für Arbeit und Soziales, mit den folgenden Zielstellungen entstand:

- Schüler(innen) der Schule für geistig Behinderte Chancen eröffnen, den

allgemeinen Arbeitsmarkt kennen zu lernen

- Schüler(inne)n als auch Eltern vielfältige Möglichkeiten der beruflichen

Integration im Anschluss an die Schule aufzuzeigen

- Herausfinden, ob eine veränderte berufliche Orientierung das

Eingangsverfahren der WfbM ersetzen und nach dem Übergang direkt mit der

beruflichen Bildung im Berufsbildungsbereich begonnen werden kann.

Die Förderschule Thonberg wurde als Kooperationspartner ausgewählt, da diese im

Einzugsgebiet der Diakonie am Thonberg liegt, bereits vielfältige Kontakte und

Zusammenarbeit bestehen und die räumliche Nähe Absprachen erleichtert. Im

späteren Projektverlauf sollte optional noch eine weitere Schule hinzugenommen

werden, wenn dies mit den personellen Ressourcen des Projektes möglich ist.

2.2. Projektbeteiligung aus Sicht der Förderschule Thonberg

Die Förderschule ist eine Schule für geistig Behinderte der Stadt Leipzig. Der

Schulleitung als auch den Lehrkräften ist es wichtig allen Schüler(innen) ein

kompetenter und vertrauensvoller Partner beim Übergang in das Berufsleben zu

sein. Die Jugendlichen, als auch deren Eltern, sollen auf dem Weg begleitet werden,

damit ein guter Start in den neuen Lebensabschnitt bewältigt werden kann.

Im Mittelpunkt der Überlegungen zum Projektvorhaben standen bei der Schulleitung

als auch den Lehrkräften der Förderschule Thonberg vor allem aber die

Schüler(innen) mit einer Lernbehinderung, welche von einer Schule zur

Lernförderung auf die Schule für geistig Behinderte gewechselt haben. Bei dieser

Schülergruppe tritt eine erhebliche Selbstüberschätzung der eigenen Kompetenzen,

Fähigkeiten und Fertigkeiten. Sie sind überzeugt davon, alles zu können und

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keinerlei Hilfe zu benötigen. Insbesondere durch mangelnde soziale Kompetenzen,

verbauen sie sich mit dieser Einstellung Teilhabemöglichkeiten. Das familiäre bzw.

soziale Umfeld stellt sich oftmals problematisch dar. Den Jugendlichen fehlt eine

stabile und verlässliche Unterstützung und Begleitung auf dem Weg in das

Arbeitsleben. Die Werkstatt für behinderte Menschen lehnen sie kategorisch ab, weil

sie diese als stigmatisierend erleben und darüber hinaus davon überzeugt sind,

keine Unterstützung zu benötigen. Der Schule ist es daher ein großes Anliegen diese

Schülerinnen und Schüler zu unterstützen, in dem durch Praktika auf dem

allgemeinen Arbeitsmarkt und damit verbundene konkrete Erfahrungen, Grenzen als

auch Perspektiven aufgezeigt werden können. Die Jugendlichen sollen realistische

Vorstellungen vom allgemeinen Arbeitsmarkt, den dort herrschenden

Arbeitsbedingungen und den Anforderungen gewinnen, um für sich selbst eine

Entscheidung treffen zu können. Externe Einschätzungen, zum Beispiel durch

Arbeitgeber, haben in dieser Phase der Persönlichkeitsentwicklung für die

Schülerinnen und Schüler teilweise höheren Stellenwert, als wenn die Lehrkräfte der

Schule diese Einschätzung treffen. Bereits im Vorfeld des Projektes wurden

vereinzelt Praktika angeboten, das Projektvorhaben eröffnete die Möglichkeit diesen

eher nebenbei erfolgten Praktika einen strukturierteren und insbesondere in der

Begleitung und Auswertung intensiveren Rahmen geben.

Die Praktika auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt stellen darüber hinaus für alle

Schülerinnen und Schüler eine gute Ergänzung dar, zu den bereits fest in die

berufliche Orientierung integrierten Praktika in den Werkstätten für behinderte

Menschen.

2.3. Zielstellungen des Projektes

Mit dem Projekt sollen Jugendliche der Werkstufe der Schule für geistig Behinderte

bei der beruflichen Orientierung und Berufswegeplanung unterstützt werden.

Den Schüler(innen) als auch deren Eltern sollen verschiedene Möglichkeiten der

beruflichen Bildung, Ausbildung und Integration im Anschluss an die Schule

aufgezeigt werden.

Die Jugendlichen sollen die Möglichkeit erhalten, viele Berufsfelder zu erproben, um

Interessen entwickeln und eine Entscheidung treffen zu können.

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Die Schüler(innen) sollen die Möglichkeit erhalten, Erfahrungen auf dem allgemeinen

Arbeitsmarkt zu sammeln und diese reflektieren zu können.

2.4. Projektförderung

Das Projekt wurde durch das Diakonische Amt Sachsen aus Mitteln der Haus- und

Straßensammlung über den Förderschwerpunkt: „Unterstützung Jugendlicher und

junger Erwachsener mit geistiger Behinderung beim Übergang in den allgemeinen

Arbeitsmarkt“ und ergänzt durch Eigenmittel der Diakonie am Thonberg finanziert.

2.5. Projektbeschreibung

Im Rahmen des Projektes wurde eine Personalstelle „Fachberaterin Berufliche

Integration“ geschaffen, welche die Förderschule Thonberg bei der Durchführung

beruflicher Orientierung unterstützen soll.

Insbesondere die Vorbereitung, Akquise und Auswertung von Praktika auf dem

allgemeinen Arbeitsmarkt obliegen der Projektbeauftragten der Diakonie am

Thonberg, Frau Kittler. Sie informiert in den Klassen über berufliche Perspektiven

und führt Einzelgespräche über Berufswünsche mit den Schüler(innen), um deren

Wünsche zu erfragen.

Neben der Unterstützung der Schüler(innen), werden auch die Eltern in die berufliche

Orientierung einbezogen. Insbesondere sie müssen über mögliche berufliche

Perspektiven ihrer Kinder informiert werden, damit sie sich ein Bild machen und ihre

Kinder beraten können. Gemeinsam wird mit den Jugendlichen über ihre

Berufswegeplanung gesprochen.

2.6. Projektverlauf

Das Projekt Berufliche Orientierung und Berufswegeplanung wurde im Zeitraum von

01.02.2012 bis 31.01.2013 durchgeführt. Im Folgenden wird nun der konkrete

Projektverlauf beschrieben.

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2.6.1. Erste Absprachen und Beratung des gemeinsamen Vorgehens

In einem vororientierendem Gespräch mit der Schulleiterin der Förderschule

Thonberg, Frau Heinrich, wurde das Projektvorhaben durch Frau Kittler und Frau

Kohlmann von der Diakonie am Thonberg vorgestellt. Frau Kittler ist als

Fachberaterin Berufliche Integration projektverantwortlich und übernimmt die

Koordination als auch die Durchführung des Projektes. Frau Kohlmann ist die

Referatsleiterin Berufliche Bildung und steht ebenfalls koordinierend als auch

beratend zur Verfügung. Sie übernimmt die Auswertung des Projektes.

Folgende Aspekte wurden thematisiert:

- Durchführung eines Workshops zur beruflichen Orientierung mit allen

Schülerinnen und Schülern der Werkstufenklassen

- Planung eines Beratungstreffens mit den Lehrkräften zur konkreten

Projektabsprache

- Vorstellung des Projektes als auch konkreter Möglichkeiten der beruflichen

Perspektive beim Elternabend

2.6.2. Durchführung eines Elternabends

Bei einem Elternabend in der Förderschule Thonberg stellten Frau Kittler und Frau

Kohlmann den Eltern der Werkstufenschüler(innen) diverse Möglichkeiten der

beruflichen Bildung, Ausbildung und Integration für Jugendliche mit Behinderung im

Anschluss an die Schule vor.

Folgende potentielle berufliche Möglichkeiten wurden besprochen:

- Eingangsverfahren und Berufsbildungsbereich der Werkstatt für behinderte

Menschen

- Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme

- Berufsvorbereitungsjahr

- Berufsausbildung in anerkannten Ausbildungsberufen, insbesondere

Helferberufen

- Diagnose Arbeitsmarktfähigkeit

- Unterstützte Beschäftigung

- Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt

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Zu jeder vorgestellten Maßnahme wurden jeweils die Träger benannt, welche diese

anbieten, so dass die Eltern Kontakt aufnehmen und sich direkt vor Ort Beratung

einholen können, ob und wie ein Zugang für ihr Kind möglich ist.

Es wurde aufgezeigt, dass es für Abgänger(innen) der Schule für geistig Behinderte

schwierig ist, alternative Bildungsmaßnahmen anzuschließen, aber nicht unmöglich.

Insbesondere der Aspekt, dass die Schüler(innen) ihre Berufsschulpflicht in den

Werkstufenjahren absolvieren, ist ein Hemmschuh.

Die Eltern zeigten sich sehr interessiert und aufgeschlossen. Es wurden im

Anschluss Beratungswünsche geäußert. Hierbei konnte aber nur auf die jeweiligen

Träger der Maßnahmen verwiesen werden.

Die Angehörigen äußerten Unsicherheiten in Bezug auf die Beratung ihrer Kinder.

Vielfach fehlten ihnen Informationen über mögliche Wege der beruflichen Zukunft für

die Jugendlichen. Eine allgemeine Beratungsstelle hierzu fehlt. Beratung erhoffen

sich die Eltern durch die Agentur für Arbeit.

Es wurde deutlich, dass die Eltern mehr Unterstützung und Beratung benötigen und

in dieser für ihre Kinder sehr wichtigen Phase Unsicherheit verspüren.

2.6.3. Konzeption Workshop Berufliche Orientierung

In dem Fach „Arbeit und Beruf“ werden bereits viele Tätigkeiten und Bereiche

erprobt, wie zum Beispiel Grundlagen in der Reinigung und Wäsche, Arbeiten mit

verschiedenen Werkstoffen in den Werkräumen der Schule. Viele Tätigkeiten

beziehen sich dabei auf konkrete Arbeitsbereiche der Werkstatt für behinderte

Menschen.

Mit einem Workshop zur beruflichen Orientierung sollten diese Tätigkeiten nun

ergänzt und aufgezeigt werden, welche beruflichen Perspektiven sich in den

einzelnen Branchen tatsächlich bieten. Durch die vielfältigen Erfahrungen der

Diakonie am Thonberg mit der Schaffung von Außenarbeitsplätzen, aber auch

Übergängen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt, bestehen Kenntnisse, welche

Möglichkeiten für die Jugendlichen innerhalb als auch außerhalb der Werkstatt für

behinderte Menschen erschlossen werden können.

Von den Lehrkräften wurde das Problem benannt, dass die Jugendlichen manchmal

deren Aussagen in Bezug auf Chancen und Grenzen des Arbeitsmarktes nicht in

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dem gewünschten Maße Glauben schenken. Daher wird es als eine sehr wertvolle

Ergänzung zum regulären Unterricht empfunden, dass „Experten“ aus dem

Arbeitsleben berichten und eine externe Einschätzung geben können.

Ein gemeinsamer Tag zum Thema Berufliche Orientierung für alle

Werkstufenschüler(innen), insgesamt 28, soll diesem Aspekt einen besonderen

Stellenwert geben und Auftakt sein, um dann mit den Schüler(innen) im Rahmen des

Projektes konkret über berufliche Zukunftswünsche zu sprechen.

Die inhaltliche Konzeption, die Vorbereitung, die Erarbeitung der Handreichungen,

sowie die Leitung des Workshops Berufliche Orientierung oblagen Frau Kittler, der

Projektbeauftragten. Inhaltliche Konkretisierungen und organisatorische Absprachen

wurden mit den Lehrkräften getroffen.

Im Workshop Berufliche Orientierung sollen die Jugendlichen verschiedenen

Berufsbereiche an einem Tag erproben können und erfahren, welche Möglichkeiten

sich in den einzelnen Branchen im Anschluss an die Schule bieten.

Zum Workshop Berufliche Orientierung werden fünf verschiedene Workshops

angeboten, an denen verschiedene Arbeitsfelder erprobt werden können. Jede(r)

Schüler(in) soll jede Station absolvieren. Viele der Jugendlichen haben aus einem

Praktikum in der Werkstatt oder aus Orientierung an dem Bekanntenkreis

eingefahrene Vorstellungen, was sie wollen. Oftmals sind diese Wünsche nicht

realistisch. Andere Tätigkeiten sind noch nicht bekannt. Daher sollen alle Schüler alle

Bereiche ausprobieren, um dann wirklich eine Entscheidung auf Grundlage von

konkreter Handlungserfahrung treffen zu können.

Folgende Berufsfelder werden in die Stationen einbezogen:

- Büro

- Küche/ Service/ Hotel

- Handwerk/ Auto

- Garten- und Landschaftsbau/ Hausmeisterdienste/ Bau

- Kindergarten/ Altenpflege

Jeder Workshop dauert etwa 30 Minuten. Die Workshops werden durch

Mitarbeiter(innen) der Diakonie am Thonberg durchgeführt. Es wurden auch

Mitarbeiter(innen) aus engagierten Praktikumsbetrieben angefragt, leider konnten

diese sich nicht für einen gesamten Tag frei nehmen.

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Die Jugendlichen werden durch die Lehrkräfte in fünf verschiedene Gruppen

eingeteilt.

Zu jeder Station bekommen die Jugendlichen eine Handreichung, in welcher das

Berufsfeld schriftlich vorgestellt und erklärt wird. Diese soll helfen, das Berufsfeld

nachträglich zu reflektieren und gegebenenfalls auch zu Hause mit den Eltern

besprechen zu können.1

Auf einem Feedbackbogen schätzen die Schüler(innen) unmittelbar nach dem

Workshop ein, ob ihnen dieses Berufsfeld zusagt und sie sich dieses als berufliche

Perspektive vorstellen können. Der Feedback-Bogen wird eingesammelt und für die

spätere Auswertung und Ideenentwicklung genutzt.

Die Lehrkräfte teilen die Schülerinnen und Schüler in Gruppen auf, begleiten diese

zu den Workshops und unterstützen die Schülerinnen und Schüler, wenn Assistenz

benötigt wird.

2.6.4. Durchführung und Verlauf der Workshoptage Berufliche Orientierung

Geplanter Ablauf des Workshoptag Berufliche Orientierung am 28.02. 2012:

7.45 Uhr Begrüßung und Vorstellung der einzelnen Workshops

8.15 Uhr Frühstück

8.35 – 11.45 Uhr Erprobung der Berufsfelder in den Workshops

12.30 Uhr Mittagspause

13.15 Uhr Gemeinsame Auswertung und Abschluss des Tages

1 Die Handreichungen zu den einzelnen Berufsfeldern finden Sie im Teil Materialien

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Berufsfeld Workshopleitung Durchgeführte Tätigkeit Büro

Frau Kohlmann

Briefe falten, Briefe in vorgefertigte Ablagen sortieren, Arbeiten mit dem Aktenvernichter

Küche/ Service/ Hotel

Frau Laue

Brot/ Baguettescheiben belegen und garnieren

Handwerk/ Auto

Herr Kretzschmann

Reinigung von Autoteilen, Durchführung von Schraubverbindungen

GaLa/ Hausmeister/ Bau

Frau Kittler

Präsentation eines Lehrfilms aus diesem Bereich

Kindergarten/ Altenpflege

Frau Meyerjürgen

Durchführung von Reinigungsproben/ Wischerprobung

Der Workshop Berufliche Orientierung wurde am 28.02.2012 um 7.45 Uhr gestartet.

Der Workshoptag wurde wie geplant um 7.45 Uhr gestartet. Nach der Begrüßung

und Einführung in den Tag teilten sich die Schüler(innen), wie zuvor von den

Lehrkräften eingeteilt, in Gruppen auf. Nach der Frühstückspause startete der erste

Durchgang der Stationen. Nach diesem wechselten die Gruppen regulär zum

nächsten Berufsfeld.

Leider kam es dann zu einem tragischen Vorfall, so dass der Workshoptag vorerst

abgebrochen werden musste.

In einer ersten Auswertungsrunde wurde besprochen, dass der bisherige reguläre

Verlauf als sehr wertvoll und hilfreich empfunden wurde und ein Termin zur

Fortsetzung wurde noch am selben Tag für den 12.03.2012 vereinbart.

Der Workshoptag vom 28.02.2012 wurde am 12.03.2012 fortgesetzt. Ein Workshop

mussten personell neu besetzt werden. Zwei Workshopinhalte mussten

zusammengelegt werden, da in der kurzen Zeit kein weiterer Workshopleiter für

eines der Berufsfelder gefunden werden konnte.

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Die Schüler(innen) zeigten sich an den Workshops interessiert und erprobten die

vielfältigen Tätigkeiten. Natürlich mussten einige der Jugendlichen in den

Workshops, in denen nicht ihr Wunschberufsfeld erprobt wurde, zeigen, dass sie

dieses ablehnen. So konnte sich David G. für das Berufsfeld Küche so gar nicht

erwärmen.

Insbesondere bei der Station Büro wurde deutlich, dass die Tätigkeiten dieses

Arbeitsfeldes oft unterschätzt werden. Briefe in vorbereitete Ablagen sortieren

bereitete vielen Jugendlichen erhebliche Schwierigkeiten, da die notwendige

Lesekompetenz nicht in dem Maße vorhanden war.

Schwierigkeiten zeigten sich auch im der Erprobung der Gebäudereinigung beim

„Achten-Wischen“, obwohl dieses auch in regulären Unterrichtsstunden im Lernfeld

„Arbeit und Beruf“ immer wieder geübt wird.

Bei dem Belegen von Baguettes merkten die Jugendlichen, wie motorisch

anspruchsvoll diese Tätigkeit ist. Zutaten dürfen nur kurze Zeit in der Hand gehalten

und müssen schnell verarbeitet werden, damit sie noch frisch sind. Jeder Handgriff

muss also sofort sitzen. Die Schüler(innen) spürten deutlich den Unterschied zum

einfachen lebenspraktischen Brötchen belegen.

Den Schüler(innen) wurde deutlich, dass hinter den beliebten Berufsfeldern diverse

Fertigkeiten und Fähigkeiten stecken, die erst noch erlernt werden müssen.

2.6.5. Erhebung von individuellen Praktikumswünschen

Frau Kittler wertete zeitnah die Erfahrungen und Erkenntnisse aus den

Workshoptagen mit den Klassen und den Klassenlehrerinnen gemeinsam aus. Dazu

wurden die Unterrichtsstunden im Lernfeld „Arbeit und Beruf“ genutzt.

Für die gemeinsame Auswertung war es sehr wertvoll, dass während der

Workshoptage viele Fotos gemacht wurden. Die Jugendlichen hatten viele Aspekte

der Erprobung bereits wieder vergessen. Die Bilder waren eine gute Unterstützung

bei der Reflexion.

Berufliche Ziele und Wünsche der Jugendlichen wurden gemeinsam besprochen.

Einige Schülerinnen und Schüler benannten den Wunsch ein Praktikum auf dem

allgemeinen Arbeitsmarkt zu absolvieren. Einige Jugendliche wurden hierzu auch

von Lehrkräften ermuntert.

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Gemeinsam wurde festgelegt, für wen ein Praktikum zeitnah erfolgen soll und wer

noch ein wenig Entwicklungszeit benötigt, bevor ein solches anberaumt werden

kann.

2.6.6. Individuelle Beratung mit den Schüler(innen) als auch den Eltern

Im den Monaten März und April führte Frau Kittler individuelle Gespräche mit den

Jugendlichen über ihre Zukunftswünsche und Praktikumswünsche. Die Lehrkräfte

unterstützten bei der Ideenfindung und auch die Eltern wurden intensiv in die

Vorgespräche und Planungen mit einbezogen. Es wurden konkrete

Anforderungsprofile für die Praktika entwickelt.

Gemeinsam mit den Lehrkräften wurden geeignete Zeitpunkte und Zeiträume für

diese vereinbart. Diese konnten nicht flexibel durchgeführt, sondern mussten zeitlich

in den sonstigen Schulablauf eingebettet werden.

2.6.7. Erster Praktikumszeitraum

Ausgehend von den Praktikumswünschen der Jugendlichen und ihren individuellen

Bedürfnissen an einen Arbeitsplatz suchte Frau Kittler nach geeigneten

Arbeitsgebern auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Parallel hierzu mussten Formulare

erstellt werden. Die Praktikumszeiträume mussten durch das Schulamt genehmigt

werden.

Bei erfolgreicher Akquise eines Praktikumsplatzes wurden Jugendlicher, Schule und

Eltern umgehend informiert. Gemeinsam wurde beraten, wer welche notwendige

Unterstützung leisten kann. Einige Schüler(innen) benötigten ein Wegetraining. Für

einen Schüler musste ein Fahrdienst organisiert werden. Frau Dietrich die

Klassenlehrerin kümmerte sich um die Absprachen mit dem Betreuer. Vor Beginn

des Praktikums lernten sich Arbeitgeber und Praktikant stets kennen.

Zum ersten Praktikumstag wurden alle Jugendlichen von Frau Kittler begleitet, dafür

wurden die Startzeiten so gelegt, dass die Schüler zu verschiedenen Uhrzeiten ihr

Praktikum beginnen konnten.

Während der Praktika erfolgten regelmäßige Besuche im Praktikumsbetrieb, bei

denen der aktuelle Verlauf persönlich besprochen wurde. Frau Kittler unterstützte bei

Belehrungen und bei der Orientierung. Probleme konnten individuell bearbeitet

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werden und Frau Kittler konnte sich immer von den konkreten Geschehnissen vor Ort

überzeugen.

Jeder Jugendliche wurde mindestens einmal in der Woche vor Ort besucht.

Rückmeldungen von Schülerinnen und Schülern als auch Arbeitgebern wurden an

die Lehrkräfte weitergegeben, so dass ein reger Austausch und ein umfassender

Informationsstand bei allen gesichert werden konnten.

In der ersten Praktikumsphase wurden Praktika auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt

für sechs Schüler(innen) akquiriert. Die besondere Herausforderung bestand dabei

insbesondere darin, diese für einen klar festgelegten Praktikumszeitraum zu

gewinnen. Alle Jugendlichen sollten zeitgleich ins Praktikum gehen.

Am 11.06.2012 begannen fünf der sechs Schüler(innen) das Praktikum. Ein

Praktikum wurde auf kurzfristigen Wunsch einer Schülerin nicht begonnen.

Ein Praktikum wurde erfolgreich und planmäßig durchgeführt.

Drei Praktika wurden durch krankheitsbedingte Fehltage kurzzeitig unterbrochen.

Zwei Praktika wurden vorzeitig durch die Jugendlichen abgebrochen.

Alle Praktika wurden, organisiert durch Frau Kittler, mit den Jugendlichen, den

Lehrkräften, den Arbeitgebern und den Eltern reflektiert und ausgewertet.

2.6.8. Gemeinsame Reflexion des bisherigen Projektverlaufs

Am 29.08.2012 gab es ein gemeinsames Treffen der Projektbeteiligten: Schulleiterin

Frau Heinrich, sowie die Werkstufenlehrer(innen) Frau Dietrich, Frau Brückner, Herr

Elzner und Frau Trautwein von der Förderschule Thonberg. Von der Diakonie am

Thonberg waren Herr Schnabel, der Werkstattleiter, Frau Kittler als

Projektbeauftragte und Frau Kohlmann, Referatsleiterin Berufliche Bildung, vertreten.

In diesem Treffen wurde die bisherige Zusammenarbeit reflektiert und das weitere

Vorgehen besprochen. Alle Projektbeteiligten zeigten sich begeistert von dem

bisherigen Projektverlauf und den vielen spannenden Veränderungsprozessen,

welche durch die Kooperation ausgelöst werden.

Folgende wichtige Fragestellungen wurden gemeinsam reflektiert:

- Welchen Wert hatten der bisherige Projektverlauf und dessen Ergebnisse für

die Schülerinnen und Schüler?

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- Ist der Zeitpunkt der Durchführung der Praktika auf dem allgemeinen

Arbeitsmarkt geeignet?

- Welche Rückmeldungen gab es von den Arbeitgebern bzw.

Praktikumsbetrieben?

Laut Einschätzung der Lehrkräfte konnten die Schüler(innen) ihre eigenen

Fähigkeiten und Fertigkeiten nach dem Praktikum realistischer einschätzen als zuvor.

Den Schüler(innen) haben die Praktika und die im Rahmen des Projektes

durchgeführten Workshops und Gespräche bei der beruflichen Orientierung

geholfen.

Die Schüler(innen) mit Lernbehinderung waren nach dem Praktikum auf dem

allgemeinen Arbeitsmarkt offen, die Werkstatt für behinderte Menschen als berufliche

Perspektive in Betracht zu ziehen, weil ihnen bewusst wurde, dass sie mehr

Unterstützung benötigen, als sie sich selbst zuvor eingestehen wollten.

Wertvoll waren ergänzend zu den Praktika in der WfbM als auch auf dem

allgemeinen Arbeitsmarkt, die Exkursionen zu den Außenarbeitsstellen der WfbM,

die organisiert durch die Schule im Rahmen des Lernfeldes „Arbeit und Beruf“

durchgeführt wurden. Schüler(innen), welche eine Beschäftigung in der

Hauptwerkstatt ablehnen, zeigten sich interessiert und aufgeschlossen gegenüber

den vielfältigen Möglichkeiten auch außerhalb der Werkstatt zu arbeiten und

trotzdem die Unterstützung zu erhalten, welche sie aktuell noch benötigen.

Schüler(inne)n haben diese Zeit der beruflichen Orientierung, insbesondere auch

den durchgeführten Workshop als sehr intensiv und aufregend erlebt.

Vor allem die externe Rückmeldung durch Frau Kittler, als Fachberaterin Berufliche

Integration, als auch der Arbeitgeber waren hilfreich für die Schüler(innen) bei ihrer

persönlichen Berufswegeplanung.

Wichtig waren auch die Erlebnisse des Scheiterns für die eigene berufliche

Orientierung, weil erst durch diese Erkenntnis auch Offenheit für neue Wege

geschaffen werden konnte.

Für die Schüler im letzten Werkstufenjahr kam das Praktikum auf dem allgemeinen

Arbeitsmarkt zu spät, insbesondere weil zwei der Praktika gescheitert sind, ist es

ungünstig die Schüler(inne)n mit einem solchen Negativerlebnis zu entlassen.

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Für die Werkstufenklasse, die ihr erstes Jahr absolvieren, war der Zeitpunkt ideal. Es

wurde erst ein Praktikum in einer WfbM durchgeführt und danach die Praktika auf

dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Das Erstpraktikum in einer Werkstatt wird von den

Lehrkräften als sehr hilfreich eingeschätzt. Die Schüler(innen) lernen dort einen

ganzen Arbeitstag durchzustehen, können aber noch intensiver durch

Gruppenleiter(innen) als auch Lehrkräfte betreut werden. Direkt mit einem Praktikum

auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt einzusteigen, stellt eine Überforderung der

Schüler(innen) dar.

Es ist gut, wenn die Schüler(innen) nach dem Praktikum noch Zeit zur Entwicklung

haben und weitere Praktikaerfahrungen sammeln können.

Fazit: Mit dem Projekt sollte bereits im ersten Werkstufenjahr begonnen werden. Bei

der Planung der Praktikazeiten sollen auch andere Schultermine mit beachtet

werden, damit die Lehrkräfte nicht zu viele externe Termine auf einmal haben.

Mit Arbeitgebern bzw. Praktikumsbetrieben ließen sich durchweg positive

Erfahrungen verzeichnen. Ein Arbeitgeber signalisierte aber schon Überraschung

über den erhöhten Unterstützungsbedarf und äußerte, dass er dies nicht erwartet

hätte. Es musste viel zusätzlich Zeit eingeplant werden. Alle Praktikageber erklärten

sich bereit, wieder Praktikanten zu nehmen.

Ziel dieser Praktika ist es, den Schüler(innen) einen Erfahrungsraum zu eröffnen. Die

Auswahl erfolgte nach Wunsch der Schüler(innen), aber auch nach Einschätzung der

Lehrkräfte. So wurden einige Jugendliche dazu ermuntert, diese Chance zu nutzen,

bei anderen wurde noch eine Wartezeit vereinbart, da deren aktuelle Entwicklung ein

Praktikum auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt noch nicht ermöglicht.

Im weiteren Verlauf des Reflexionsgespräches wurden konkrete organisatorische

Absprachen zum weiteren Projektverlauf getroffen.

Frau Heinrich gab bekannt, dass im nächsten Schuljahr die Lehrkräfte der

Werkstufenklassen wechseln und die Nachfolger(innen) in das Projekt eingearbeitet

werden müssen.

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2.6.9. Zweiter Praktikumszeitraum

Es wurden acht Praktika für acht Schüler und Schülerinnen akquiriert. Für zwei der

Schüler konnten Praktika lediglich in der WfbM akquiriert werden. Einer der beiden

Jugendlichen, der in die Autopflege wollte, wurde von den Lehrkräften als noch nicht

reif genug für den Einsatz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt einschätzt. Es wurde

darum, in der Außenarbeitsgruppe der Diakonie am Thonberg ein Praktikum

organisiert. Für den zweiten Schüler konnte kein Arbeitgeber im gewünschten

Einsatzbereich Küche gefunden werden. Vorgespräche mit einem Hotelbetrieb gab

es, aber es wurde durch den Arbeitsgeber eingeschätzt, dass der Jugendliche noch

zu unselbständig ist und zu dem ein vermehrter Speichelfluss bei Aufregung einen

Einsatz im gewünschten Bereich kaum zulässt. Für ihn wurde ein Praktikum in der

Küche der Diakonie am Thonberg organisiert, weil er hier ruhiger und mit weniger

Aufregung tätig sein konnte. Auf ein anderes Arbeitsfeld wollte sich der Schüler nicht

einlassen, so dass auch ein alternativer Praktikumsplatz auf dem allgemeinen

Arbeitsmarkt nicht akquiriert werden konnte.

Von den neun akquirierten Praktika wurden sechs planmäßig durchgeführt.

Ein Schüler, der auch schon in der ersten Praktikumsphase ein Praktikum abbrach,

kam erneut nicht regelmäßig zur Arbeit, so dass das Praktikum durch den

Arbeitgeber abgebrochen wurde. In der Anwesenheitszeit zeigte der Schüler jedoch

enormes Leistungspotenzial, das den Arbeitgeber beeindruckte. Grund für den

Abbruch waren die gehäuften Fehltage. Für den Schüler war dieses Praktikum ein

enormer Entwicklungssprung, da er realisierte, dass er mehr Unterstützung benötigt

und sich auf eine vorübergehende Perspektive in einer Außenarbeitsgruppe einer

Werkstatt für behinderte Menschen einlassen kann bis dann die persönliche Reife so

weit vorangeschritten ist, dass der Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt

gelingen kann.

Eine Schülerin, bei der das erste Praktikum hervorragend gelaufen ist, brach das

zweite Praktikum überraschend vorzeitig ab. Als Gründe benannte sie, dass sie mit

den Kollegen vor Ort nicht klar gekommen ist. Auch der Versuch der Vermittlung von

Frau Kittler konnte sie nicht dazu motivieren, das Praktikum fortzusetzen. Für diese

Schülerin wurde von Frau Kittler ein neuer Praktikumsplatz akquiriert. Dieses

Praktikum wurde von der Schülerin dann jedoch nicht angetreten.

Die Praktika wurden wiederum mit allen Beteiligten gemeinsam ausgewertet.

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2.6.10. Informationsgespräch mit der Agentur für Arbeit

Im Dezember 2012 wurde das Projekt der für die Förderschule Thonberg und die

Diakonie am Thonberg der zuständigen Mitarbeiterin bei der Agentur für Arbeit

vorgestellt.

Im Gespräch wurden das Projekt und die erzielten Ergebnisse vorgestellt.

Insbesondere wurde auf die Ziele der durchgeführten Praktika als Möglichkeit der

beruflichen Orientierung hingewiesen. Die Auswertungen der Praktika können

ergänzend hilfreich für eine Einschätzung sein, dürfen aber nicht für

Schlussfolgerungen der Eignung für den allgemeinen Arbeitsmarkt herangezogen

werden, da die Praktika noch immer mit sehr an die Möglichkeiten der Schüler(innen)

angepassten Rahmenbedingungen durchgeführt wurden und insbesondere

Praktikumsgeber dazu neigen, Jugendliche mit Behinderung besser einzuschätzen,

als es der tatsächlichen Leistung entspricht.

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2.7. Projektergebnisse

2.7.1. Gesamtüberblick

Überblick über die Praktika im Rahmen des Projektes:

Schüler(in)

Praktikums-zeitraum

Branche Praktikum plan-mäßig durch-geführt

Praktikum nicht ange-treten

Krankh.-bedingte Fehltage

Abbruch Praktikum durch Schüler

Abbruch Praktikum durch Praktikums-betrieb

1. Paul B. 11.06.2012- 29.06.2012

Küche/ Kantine

×

2. Marlen S.

11.06.2012- 29.06.2012

Einzelhandel

x

3. Peter J. 11.06.2012- 29.06.2012

Bau ×

4. Friedrich L.

11.06.2012- 29.06.2012

Drogerie x

5. David G.

11.06.2012- 29.06.2012

Bau x ×

6. Jessica H.

18.06.2012- 29.06.2012

Kindergarten ×

7. Susanne W.

12.11.2012- 30.11.2012

Tierheim ×

8. Matthias M.

19.11.2012- 30.11.2012

Autopflege ×

9. Marlen S.

12.11.2012- 30.11.2012

Drogerie ×

10.

Doreen G.

12.11.2012- 30.11.2012

Kindergarten ×

11.

Nadine L.

19.11.2012- 06.12.2012

Supermarkt ×

12.

Gustav F.

19.11.2012- 06.12.2012

Küche ×

13.

Marlen S.

26.11.2012- 30.11.2012

Einzelhandel ×

14.

Katja M. 03.12.2012- 19.12.2012

Kindergarten ×

15.

Peter J. 03.12.2012- 19.12.2012

Fahrrad-werkstatt

x

Im Rahmen des Projektes haben 12 von insgesamt 28 Schüler(inne)n der Werkstufe

ein Praktikum absolviert. Es wurden 15 Praktika akquiriert. 2 Praktika wurden nicht

angetreten. 9 Praktika wurden planmäßig durchgeführt. 3 Praktika wurden durch

Schüler abgebrochen. 1 Praktikum wurde durch den Betrieb abgebrochen. Ein

Praktikum wurde in einer Küche und ein weiteres in einer Außenarbeitsgruppe einer

Werkstatt für behinderte Menschen durchgeführt, da kein geeigneter Praktikumsplatz

auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt gefunden werden konnte, da die Schüler auf sehr

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viel Unterstützung angewiesen waren und noch Entwicklungszeit benötigen bis ein

Praktikum auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt angegangen werden kann. Die

Jugendlichen, welche das Praktikum vorzeitig beendet haben, verfügen über eine

schwierige familiäre Situation, zum Beispiel, weil ein Großteil der Familie selbst nicht

arbeiten geht oder die Jugendlichen nicht unterstützt. Diese werden dann häufig eher

von Freundeskreisen sozialisiert und stehen vielfach in der Phase der Findung ohne

Unterstützung da.

2.7.2. Ausgewählte Beispiele für Praktikumsverläufe

Für Peter J. wurden zwei Praktika akquiriert. Das erste Praktikum in einer Baufirma

wurde bereits am zweiten Tag durch den Schüler mit Lernbehinderung abgebrochen.

Er erschien früh nicht beim Praktikumsbetrieb. Nach eigenen Angaben fühlte er sich

dort überfordert. In der Auswertung des Praktikums setzte sich der Schüler kritisch

mit der eigenen Leistung auseinander. Zuvor lehnte er die Werkstatt für behinderte

Menschen grundlegend ab, da er überzeugt war, keine Unterstützung zu benötigen.

Durch die Erfahrung des Praktikums war er aufgeschlossen, sich zumindest die

Außenarbeitsgruppen anzuschauen und diese erst einmal als Perspektive in Betracht

zu ziehen. Ein zweites Praktikum wurde im zweiten Projektzeitraum akquiriert.

Diesmal in einer Fahrradwerkstatt. Auch hier erschien der Schüler bereits nach

wenigen Tagen nicht mehr. Dann meldete er sich aber ohne Absprache mit Frau

Kittler oder der Schule selbständig beim Betrieb und setzte das Praktikum fort. Nach

nochmaligem Fehlen wurde das Praktikum durch die Fahrradwerkstatt abgebrochen.

In der Fahrradwerkstatt wurde deutlich, dass er eine sehr gute Arbeitsleistung

erzielen kann. Nach kurzer Anleitung arbeitete er sehr zuverlässig und selbständig.

Der Praktikumsbetrieb war sehr zufrieden. Dem Schüler fällt es schwer am Morgen

aufzustehen und die Motivation zur Arbeit oder zur Schule zu gehen, aufzubringen.

Dort angekommen, ist er sehr interessiert und kann arbeiten.

Für Marlen S. wurden drei Praktika akquiriert. Das erste Praktikum absolvierte sie

planmäßig. Das Praktikum in einem Modegeschäft erlebte die Schülerin als auch die

Mitarbeiterinnen vor Ort als sehr positiv. „Das war richtig toll. Da habe ich richtig viel

Aufmerksamkeit gekriegt. Da habe ich auch viel Hilfe bekommen. Das hat eigentlich

viel, viel Spaß gemacht.“, äußert sich Marlen im Interview. Das erste Praktikum

verlief gut. Marlen S. fehlte lediglich einen Tag krankheitsbedingt. In der Auswertung

mit dem Arbeitgeber wurde aber deutlich, dass die Fähigkeiten und Fertigkeiten von

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Marlen S. für eine Beschäftigung in einem solch kleinen Modegeschäft nicht möglich

ist, da die Mitarbeiter(innen) dort von der Kasse bis zur Warenannahme alle

managen müssen. Im zweiten Praktikumszeitraum wurde daher ein neuer

Praktikumsbetrieb gewonnen, diesmal ein großer Drogeriemarkt. Die Schülerin brach

das Praktikum nach kurzer Zeit krankheitsbedingt ab. Im Gespräch wurde deutlich,

dass es Konflikte mit den Kollegen vor Ort gab. Die Schülerin äußert sich im

Interview wie folgt: „Da habe ich nicht so viel Hilfe bekommen, hatte mich schwer

getan dabei. Ich brauche mehr Hilfe und deswegen habe ich da auch abgebrochen.

Weil da war ich total nervlich fertig. Aber ich kann es ja auch verstehen, dass es ein

großer Betrieb ist und die nicht bei jedem kleinen Teil helfen können.“ Die

Ansprechpartnerin im Betrieb war nicht die ganz Zeit hinweg greifbar. „Die haben es

mir zu schnell erklärt, dann musste ich tausendmal nachfragen und das ist mir sehr

schwer gefallen. Ich frage eigentlich nur dreimal nach und ich hatte es aber immer

noch nicht verstanden. Dann ist sie immer weg gerannt und ich musste den ganzen

Laden durchsuchen, wo sie ist, die Dame.“ ärgert sich Marlen. Ein neuer

Praktikumsbetrieb, diesmal ein Großgeschäft am Hauptbahnhof, wurde gewonnen,

um der Schülerin eine neue Chance zu geben, sich auszuprobieren. Das Praktikum

wurde durch die Schülerin nicht angetreten. Hintergrund waren vermutlich noch

Ängste aus dem vorherigen Praktikum, zu dem hatte die Schülerin in dieser Zeit ihre

erste Partnerschaft und hat häufig auch bei ihrem Freund übernachtet. Dadurch war

sie häufig übermüdet und andere Themen standen erst einmal im Vordergrund. Aus

den Erfahrungen aus dem Praktikum hat sie ihre Schlüsse gezogen und für sich

selbst eine neue berufliche Perspektive gefunden, die sie im nächsten Praktikum

ausprobieren möchte: „Ja also, ich habe mir schon gedacht, dass ich nicht in so

einem kleinen Laden arbeiten kann, sondern nur in so großen Läden. Und da habe

ich mir jetzt gedacht, vielleicht kann ich ja als Floristin durchgehen oder so etwas.

Das ist ja auch wie Verkäuferin. Oder bei ALDI arbeiten.“ Sie hat gemerkt: „Die

Kunden bedienen, das macht Spaß oder wenn die etwas fragen […]. Und wenn die

alle sagen: „Guten Tag.“. Dann sage ich auch: „Schönen guten Tag!“ Ich mag das

gern, dass ich helfen kann. Das mag ich total gern.“ Marlen hat sich aber auch für die

Schule Ziele gesetzt: „Die Kasse habe ich noch nie probiert, weil ich da noch nicht so

gut bin in Mathe, aber ich arbeite dran.“ Aufgrund des Endes des Projektes kann

leider das Praktikum als Floristin durch Frau Kittler nicht mehr organisiert werden.

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David G. brach sein Praktikum auf dem Bau ab. Der Schüler mit Lernbehinderung

kam mit den Arbeitsbedingungen und den Anweisungen auf dem Bau nicht klar und

erschien nicht mehr zum Praktikum. „Das Praktikum war von sich aus ziemlich

korrekt. War auch anstrengend. Ich sag mal mit zwei Eimern Zement auf das Gerüst,

das war schon anstrengend, aber hat mir schon Spaß gemacht. Dann gab es aber

auch eine Zeit, da hab ich den Spaß nicht mehr so empfunden. […] Dann habe ich

einfach so lange krank geschoben. Das war auch nicht so korrekt von mir.“, äußert

sich David im Interview. Gestört hat ihn, immer mit zwei Eimern das Gerüst hoch zu

müssen. „Ein Gerüst ist ziemlich eng und dann da zwei Zementeimer hochzutragen,

das war für mich irgendwie schleierhaft. Da habe ich mir auch die Frage gestellt,

dafür gibt es doch einen Kranzug.“ Mit den Kollegen und insbesondere den

polnischen Kollegen vor Ort hat sich der Schüler sehr gut verstanden: „Die waren

unglaublich korrekt. Mit denen haben wir auch viel Spaß gehabt. Für David G. war es

sehr schade, da er mit dem Scheitern des Praktikums selbst sehr unzufrieden war.

Zeitgleich mit dem Praktikum war der Schüler in einer Phase, in der er von seinem

Freundeskreis sehr beeinflusst wurde. Die Nächte wurden durchgefeiert und auch

Drogen konsumiert. Der Schüler erschien gelegentlich nicht zur Schule. Als sich der

Schüler und seine Situation wieder stabilisiert hatten, war für ihn leider die Schulzeit

beendet, so dass kein neuer Praktikumsversuch gestartet werden konnte. Sein

Berufswunsch im Bau oder im Gleisbau zu arbeiten, ist geblieben. Mittlerweile ist

David in einer Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BvB) und ist dort sehr

zufrieden.

Paul G. absolvierte ein Praktikum in einer Kantine in der Küche. „Die Lehrer haben

es gesagt: „Probier mal“ und es war auch mein eigener Wunsch.“, so Paul. Das

Praktikum hat ihm sehr viel Spaß gemacht. „Na am Anfang war es noch so gefroren

das Eis, das ist ja klar. Aber dann nach einer Weile war das aufgefroren. Sie haben

mich herzlich aufgenommen, haben Spaß gemacht in der Küche, auch drüben haben

wir Witze gemacht. Und das war richtig schön dort.“ schwärmt er. Er kann sich

prinzipiell schon vorstellen auch später einmal in einer Küche zu arbeiten. „Aber ob

ich das am Ende machen möchte, dass muss ich mir noch überlegen.“ Mittlerweile ist

Paul in einer Werkstatt für behinderte Menschen und ist dort begeistert von der

Gebäudereinigung, der Wäscherei und der Brauerei. Auf die Frage, ob er sich

vorstellen könnte, später auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu arbeiten antwortet er:

„Mal Praktikum machen ja, aber dort arbeiten nicht. Lieber in einer geschützten

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Werkstatt. Das ist mir lieber.“ Als Grund benennt er die Angst vor Arbeitslosigkeit.

„Wenn zum Beispiel die Kantine Pleite geht, dann gehe ich ja nicht mehr arbeiten.“

Doreen G. hat ein Praktikum im Kindergarten absolviert. Die Arbeit dort fand sie

„ganz schön anstrengend“. Vor allem das Stehen ist nichts für sie. Mit den Kollegen

vor Ort kam sie gut klar. Vor Ort musste sie vor allem hauswirtschaftliche Tätigkeiten

übernehmen. Dies wurde mit ihr im Vorfeld des Praktikums auch besprochen.

Dennoch wollte sie gern dieses Praktikum machen und im Kindergarten arbeiten.

Nach dem Praktikum hat sich ihre Meinung hierzu „total verändert“. „Ich werde nicht

mehr im Kindergarten arbeiten. Das ist mir zu stressig. Ich kam jedes Mal nach

Hause und war so was von fertig. Ich wollte nur noch in Ruhe gelassen werden. Das

geht nicht mehr.“ Mittlerweile benennt sie die Wäscherei einer Werkstatt für

behinderte Menschen als Perspektive. Zuvor hatte sie die Werkstatt nicht in

Erwägung gezogen, und wenn dann nur die Außenarbeitsbereiche. „Wenigstens bin

ich dann nicht so alleine“ erklärt Doreen ihre Entscheidung. Vor der Zeit nach der

Schule hat sie im Moment „echt ein bisschen Schiss“.

2.8. Projektauswertung

2.8.1. Aus Sicht der Schülerinnen und Schüler

In Einzelinterviews wurden alle 9 Schülerinnen und Schüler, welche Praktika im

Rahmen des Projektes absolviert haben zum Projekt und dessen Auswirkungen auf

die berufliche Orientierung befragt. Die Interviews erscheinen anonymisiert. Leider

konnte ein Interview nicht ausgewertet werden, da die Tonqualität der Aufnahme

schlecht war und die Antworten des Schülers somit unverständlich.

Folgende Fragen waren handlungsleitend:

- Wenn Du daran denkst, dass die Schule bald zu Ende ist, was geht Dir da

durch den Kopf?

- Wie stellst Du Dir Deine berufliche Zukunft vor? Was möchtest Du nach der

Schule machen?

- Vor einiger Zeit hast Du ein Praktikum auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt

gemacht. Wo warst Du im Praktikum und wie hast Du das erlebt?

- Was hat Dir gut gefallen?

- Was hat Dir nicht so gut gefallen? Was hättest Du Dir anders gewünscht?

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- Hat sich Dein Berufswunsch nach dem Praktikum verändert oder ist er gleich

geblieben?

- Wenn es um die Zeit, nach der Schule geht, von wem wirst Du unterstützt?

- Was wünschst Du Dir für Deine berufliche Zukunft?

Bei der Befragung wurde bewusst die Du-Form gewählt, da die Schülerinnen und

Schüler diese aus der Schule gewöhnt sind. Die Interviewerin war den Jugendlichen

zuvor nur flüchtig bekannt und die Höflichkeitsform ist für die Jugendlichen

befremdlich und verunsichernd. Um mehr Nähe aufbauen zu können, wurde daher

geduzt. Perspektivisch ist es wichtig generell in den Werkstufenklassen die

Höflichkeitsformel verbindlich umzusetzen.

Folgende Ergebnisse konnten aus der Schülerbefragung gewonnen werden.2

Zwei der Schüler sind bereits aus der Schule und haben einen Ausbildungsplatz in

der Werkstatt für behinderte Menschen bzw. in einer BvB-Maßnahme. Vier der

Befragten Jugendlichen wissen noch nicht, was sie nach der Schule machen

möchten. Zwei der Schüler äußern gar Angst: „Ich habe da echt ein bisschen Schiss

vor.“ (Doreen G.). „Da hab ich ein bisschen Schiss dabei. Meine Großeltern leben ja

auch nicht ewig. Und dass ich dann halt auch mal auf der Straße stehe.“ (Katja M.).

Drei der Befragten Jugendlichen wissen schon konkret, was sie machen möchten:

„Meine Lehre machen und danach arbeiten zu gehen.“ (Marlen S.), „Ich gehe dann in

das BVJ und mal sehen, was dann halt kommt. Wie es dann weiter geht.“ (Nadine L.)

Diese Maßnahme wurde ihr von der Agentur für Arbeit in einem Beratungsgespräch

angeboten. Leider weiß Nadine selbst nicht, was hinter dieser Maßnahme steckt.

Kennen gelernt hat sie diese noch nicht. Ein Schüler (Gustav F.) strahlt, wenn es um

die Werkstatt geht. Er freut sich besonders dort alte Schulkameraden wieder zu

sehen. Da alle guten Freunde bereits in dem vergangenen Schuljahr die Schule

beendet haben und nun in einer Werkstatt für behinderte Menschen sind.

Vier der Jugendlichen waren sehr zufrieden mit dem Praktikum. Besonders wichtig

für das Gelingen des Praktikums sind die Kolleg(inn)en vor Ort und natürlich auch die

konkreten Tätigkeiten, die es zu bewältigen gibt. Marlen S. absolvierte zwei Praktika.

Ein Praktium verlief zu ihrer vollen Zufriedenheit und sie war begeistert,

insbesondere das kleine Team hat dazu beigetragen. Ein Praktikum scheiterte

aufgrund der Ansprechpartnerin im Betrieb und da sie mit den gestellten Aufgaben

2 Ausführliche Interviews siehe Anhang

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überfordert war. Unzufriedenheit mit den Kollegen nennen drei der Jugendlichen als

Aspekte, die ihnen nicht gefallen haben: „Die haben immer so ein bisschen

rumgemeckert irgendwie.“ (Matthias M.) „Ja da war so eine Frau, schon ein bisschen

älter, die hat mich jedes Mal nur angemeckert und ich soll das richtig machen und ich

soll den Geschirrspüler richtig einräumen und das und das.“ (Katja M.) „Die haben es

mir zu schnell erklärt, dann musste ich tausendmal nachfragen.“ (Marlen S.). Ein

Schüler hatte vor allem Probleme mit den Anweisungen, die ihm nicht logisch

erschienen: „Ein Gerüst ist ziemlich eng und dann da zwei Zementeimer

hochzutragen, das war für mich irgendwie schleierhaft.“ (David G.)

Mit der Arbeit waren drei der Schüler unzufrieden bzw. überrascht, wie anstrengend

Arbeit sein kann. Doreen G. ist klar geworden, dass sie auf keinen Fall im

Kindergarten arbeiten möchte: „Das ist mir zu stressig, zu anstrengend.“ Stattdessen

möchte sie nun doch in die Werkstatt für behinderte Menschen. Gustav F. fand es

auch anstrengend in der Küche. Vor allem das Umziehen. Gustav F. könnte es sich

aber trotzdem vorstellen später einmal in der Küche einer Werkstatt zu arbeiten.

Matthias M. hat ein Praktikum in der Autopflege gemacht. Er wollte eigentlich Auto-

Tuner werden, da es in diesem Bereich aber keine berufliche Perspektive gibt, hat er

sich auf diesen Kompromiss eingelassen. „Das war eigentlich alles ok.“ sagt er, aber

er hatte „eigentlich was mit Tuning im Kopf.“. Die Autopflege ist auch nach dem

Praktikum nicht seine Leidenschaft geworden. Er möchte gern ein weiteres

Praktikum machen und sich bei Mediamarkt ausprobieren. Bei Matthias M. wird

deutlich, wie viel Einfluss auch die Praktika der anderen Schüler haben. Er möchte

Verkauf probieren, weil die Mädels das scheinbar auch gut hinbekommen haben,

sagt er.

Bei vier der Jugendlichen hat sich der Berufswunsch auch nach dem Praktikum nicht

verändert (David G., Susanne W. Nadine L. Gustav F.). Marlen S. und Matthias M.

haben zwar prinzipiell noch den gleichen Berufswunsch, wissen aber, dass dieser

nicht umsetzbar ist und suchen aktiv nach alternativen Möglichkeiten. Marlen S.

möchte probieren, Floristin zu werden. Matthias M. möchte sich als Verkäufer bei

Mediamarkt erproben, um zu schauen, ob das vielleicht eine geeignete

Zukunftsperspektive ist. Doreen G. weiß genau, dass sie nicht mehr im Kindergarten

arbeiten möchte. Und Katja M. möchte gern ein Praktikum im Altenpflegeheim oder

bei einem Frisör machen. Sie benennt nicht explizit, dass das der Kindergarten ihr

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nicht so gefallen hat, auf Grund der Stimmlage wurde aber deutlich, dass sie im

Interview versuchte, korrekt zu antworten und daher dies nicht offen benennen

wollte. Paul b. kann sich die Küche noch immer als Arbeitsbereich vorstellen, aber

nur in der Werkstatt. Auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt hat er Sorge, dass er

arbeitslos wird.

Vier der Jugendlichen fühlen sich aktuell von niemandem unterstützt (Matthias M.

Susanne W., Katja M., Doreen G.) „Ich denke mal, das machen wir irgendwann

später, wenn es dann soweit ist.“ äußert Doreen G. auf der Frage nach der

Unterstützung durch die Eltern. David G., Paul B. fühlen sich durch die Lehrer als

auch die Eltern gut unterstützt. Marlen S. und Nadine L. geben ihre Familien als

wichtige Unterstützung an.

Auf die Frage nach den Wünschen für die berufliche Zukunft benennen zwei der

Jugendlichen konkrete Arbeitsstellen, die sie sich vorstellen (Wäscherei – Paul B.,

Supermarkt – Nadine L.). Ein weiteres Praktikum machen zu können, um noch mehr

Einblicke zu bekommen, wünscht sich Katja M. Gustav F. weiß, dass er in die

Werkstatt gehen möchte. „Immer viel Glück, dass es weiterhin bergauf geht und dass

es weiter so läuft, wie es jetzt läuft.“ benennt David G. als Wunsch. Marlen S. möchte

„mal arbeiten gehen, dass die Arbeit auch Spaß macht“ und dass sie nicht immer

schwänzt, also „krank machen tut“, wenn es ihr „nicht so viel Spaß macht.“ Drei der

befragten Schüler(innen) geben aber auch an, noch gar keine Ahnung zu haben, was

sie sich für ihre berufliche Zukunft wünschen.

2.8.2. Aus Sicht der Eltern

Die Eltern sind wichtige Partner bei dem Übergang in das Berufsleben. In

Gesprächen mit den Eltern im Zuge des Elternabends, in Einzelgesprächen während

der Praktikumsphasen aber auch im Interview, wird deutlich, dass Eltern in dieser

kritischen Phase verunsichert sind.

Viele Eltern äußerten sich im Elternabend positiv zur Perspektive der Werkstatt für

behinderte Menschen. Sie haben erlebt, dass ihre Kinder nach dem dort absolvierten

Praktikum oft glücklich nach Hause kamen und mit den dortigen Arbeiten zufrieden

waren. Die Eltern schätzen vor allem die Sicherheit der Werkstatt für behinderte

Menschen. Alternativen zur Werkstatt sind ihnen kaum bekannt und wenig greifbar.

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Für ihre Kinder wünschen Sie sich vor allem, dass sie glücklich sind und zufrieden.

„Ich will halt das Beste für sie. Das sie auch in dem Beruf, den sie sich wünscht,

glücklich ist. […] Und das sie später ihr Leben meistern kann.“ (Auszug aus dem

Interview mit Frau L., Mutter von Nadine L.)

Was Ihnen fehlt ist eine konkrete Beratungsstelle, durch welche sie Informationen zu

möglichen Maßnahmen bekommen können. Insbesondere bestehen Ängste, dass

die Kinder beim Übergang in das Berufsleben scheitern könnten. „Aber ich hänge

jetzt momentan in der Luft. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich will ja, auch

nichts Falsches machen. Und dann geht’s sie mit kaputt.“ (Auszug aus dem Interview

mit Frau L., Mutter von Nadine L.).

Gerade in den Phasen der Praktika haben sie deutlich gemerkt, dass die

Jugendlichen diese als sehr anstrengend erlebt haben. „Die war jeden Tag fix und

alle war die abends. Sie lag auf dem Sofa und am liebsten wäre ihr gleich ins Bett zu

kriechen und zu schlafen.“ (Interview Frau G., Mutter von Doreen G.). Die Eltern

mussten ihre Kinder hier unterstützen, damit sie das Praktikum trotz der Anstrengung

durchziehen: „“Ich sagte: ‚Oh nein, die Tage ziehst du das jetzt durch!‘ Ich sagte: ‚ Ich

kann auch nicht wegen jedem bisschen, wenn ich mal keine Lust habe oder so, nicht

zur Arbeit gehen. Man muss gehen.“ (Auszug aus dem Interview mit Frau L., Mutter

von Nadine L.).

Die Praktika empfanden sie als hilfreich und waren mit der Durchführung und

Auswertung zufrieden: „Also ich muss sagen, ich bin sehr zufrieden, wie das

vorbereitet wird. Durch die Praktika, die sie in der Werkstatt oder auch außerhalb

machen, dann auch so, dass sie überhaupt so allgemein auf das Leben später mal

sehr gut vorbereitet werden. […] Ich finde es eigentlich sehr gut.“ (Auszug aus dem

Interview mit Frau G., Mutter von Doreen G.)

2.8.3. Aus Sicht der Lehrkräfte

Die Lehrkräfte äußerten nach Projektabschluss Bedauern über die Kürze des

Projektes. Wertvolle Strukturen wurden aufgebaut und die Praktika waren für alle

Beteiligten ein sehr wertvoller Baustein der beruflichen Orientierung. Frau Kittler

wurde als kompetente, jederzeit zuverlässige und wertvolle Partnerin geschätzt.

Praktika auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt können im Alltagsgeschehen ohne das

Projekt nur für wenige Schüler akquiriert werden. Dies erfolgte auch schon vor dem

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Projekt. Die Begleitung dieser Praktika sowie eine fundierte Auswertung konnten

aber neben dem Unterrichtsgeschehen nur schwer bewältigt werden und sind auch

perspektivisch nur schwer umsetzbar.

Als schwierig wurde es bewertet, die Praktika in die normalen Schulabläufe mit zu

integrieren. Teilweise müssen zu viele Themen laut Lehrplan abgedeckt werden. Es

bräuchte eine offenere Unterrichtsstruktur. Der Lehrplan muss eine inhaltliche

Anpassung erfahren, welche mehr Gewichtung auf Themenbereiche einer

selbständigen und selbstbestimmten Lebensführung legt und weniger an klassischen

Schulfächern orientiert ist.

Bedenken äußerten die Lehrkräfte auch bezüglich der mittlerweile vermehrt

zugewiesenen Maßnahme des Berufsvorbereitungsjahres als auch der

Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme. Die Schüler(innen) sind in diesen

Maßnahmen, welche vor allem für Abgänger(innen) der Schulen zur Lernförderung

konzipiert sind, überfordert. Diese Maßnahmen beinhalten einen großen Umfang an

schulischen Inhalten, denen die Schüler(innen) mit geistiger Behinderung nicht

gewachsen sind. Als problematisch wird es auch angesehen, dass den

Schüler(innen) als auch den Eltern diese Maßnahmen nicht bekannt sind. Sie

bekommen diese benannt, haben aber kaum Vorstellungen, wie diese dann konkret

aussehen. Vielfach arbeiten die Lehrkräfte daher intensiv mit den Jugendlichen als

auch deren Angehörigen, damit diese die Werkstatt für behinderte Menschen als

Perspektive annehmen können. Hierbei haben die Lehrkräfte ein gutes Gefühl, den

Schüler(innen) einen sicheren und geschützten Übergang in das Arbeitsleben zu

ermöglichen. Die Werkstätten werden als zuverlässige Partner erkannt und bieten zu

dem eine Vielfalt an Arbeitsmöglichkeiten, die den Jugendlichen anfangs oft nicht

bewusst ist. Ängste der Lehrkräfte bestehen besonders davor, dass die Jugendlichen

keinen guten Einstieg schaffen und dann in der Lebensgestaltung scheitern.

2.8.4. Aus Sicht der Praktikumsbetriebe

Alle Praktikumsbetriebe erklärten sich bereit, erneut Jugendlichen die Möglichkeit der

Erprobung zu geben. Wichtig ist es den Arbeitgebern, dass eine feste

Ansprechpartner(in) verfügbar ist, welche bei Problemen und Fragen umgehend zur

Verfügung steht. Dies wird immer wieder benannt. Des Öfteren äußerten Betriebe

zunächst Skepsis und lehnten Praktika aufgrund von schlechten Erfahrungen in der

Vergangenheit ab. Vielfach werden Praktikanten am Praktikumstag abgegeben und

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danach ist keinerlei Kontaktaufnahme mehr möglich. Manchmal erscheinen die

Jugendlichen dann auch am zweiten Tag bereits nicht mehr. Wertvoll und daher von

den Arbeitgebern wertgeschätzt, waren die regelmäßigen Besuche durch Frau Kittler

und das schnelle Handeln im Fall von Schwierigkeiten. Zudem wurde es durch die

gut strukturierten Formulare erleichtert, Praktikumseinschätzungen weiterzugeben.

2.8.5. Aus Sicht der Diakonie am Thonberg

Das gemeinsame Projekt brachte vielfältige und wertvolle Erfahrungen. Die

Jugendlichen verfügen am Ende der aktuellen Werkstufe häufig noch nicht über die

ausreichende Reife, um einen Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt

nachhaltig zu schaffen. Diese Vermutung bestand bereits vor Beginn des Projektes

sollte aber durch konkrete Erfahrungen überprüft werden.

Einige Schüler(innen) und ihre Angehörigen entscheiden sich bewusst für die

Werkstatt für behinderte Menschen. Die Praktika, welche in diesen während der

Werkstufe durchgeführt werden, gefallen den Jugendlichen und einige entwickeln auf

Grundlage dessen bereits konkrete Vorstellungen. Insbesondere von Eltern wird die

Werkstatt aufgrund der Sicherheit und der Geborgenheit für ihre Kinder

wertgeschätzt. Eine Offenheit für spätere weitere Entwicklung besteht häufig.

Einige Schüler(innen) entscheiden sich nicht bewusst für die Werkstatt für behinderte

Menschen, sondern wählen diese aufgrund der fehlenden Kenntnissen über bzw.

mangelnden Verfügbarkeit von Alternativen. Diese Jugendlichen haben im Praktikum

bzw. in den Praktika gespürt, dass der Schritt auf den allgemeinen Arbeitsmarkt

direkt nach der Schule noch zu groß ist und sie Unterstützung benötigen. Sie wählen

dann die Werkstatt, weil sie noch keine greifbaren Erfahrungen mit anderen

Maßnahmen haben.

Im Bewusstsein, dass einige Schüler(innen) die Maßnahme in der Werkstatt als

vorübergehend in Anspruch nehmen möchten und nicht bewusst gewählt haben,

müssen Berufsbildungsbereich als auch dann Arbeitsbereich immer offen sein, den

beruflichen Weg auch nur zeitweise zu begleiten und dann den Weg in den

allgemeinen Arbeitsmarkt zu ebnen.

Als sehr wertvoll werden die Außenarbeitsbereiche eingeschätzt und auch die Vielfalt

an verschiedenen Arbeitsbereichen der Diakonie am Thonberg. Schüler(innen)

lassen sich deshalb auf die Werkstatt ein. Die Außenarbeitsbereiche sollten also

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auch weiterhin verstärkt bei Schülerpraktika, wenn möglich mit einbezogen werden.

Insbesondere als wertvolle Ergänzung der Praktika auf dem allgemeinen

Arbeitsmarkt.

Wenn die berufliche Orientierung bereits in der Schule perspektivisch dazu führt,

dass die Jugendlichen am Ende der Schulzeit klare Vorstellungen über ein konkretes

Berufsfeld haben, in dem sie arbeiten möchten, kann die Maßnahme des

Eingangsverfahrens zu Gunsten einer Verlängerung der Zeit im

Berufsbildungsbereich entfallen.

2.8.6. Schlussfolgerungen

Aus den Aussagen der Schüler(innen) wird deutlich, dass die Praktika einen hohen

Stellenwert für ihre berufliche Orientierung haben. Einige Berufswünsche haben sich

verändert oder wurden auch konkretisiert. Nach nur einem Praktikum wissen die

Jugendlichen oft noch nicht, ob dies wirklich die geeignete Chance zur Teilhabe am

Arbeitsleben ist. Vielfach wird deutlich, dass weitere Praktika erfolgen müssen, in

denen die Schüler(innen) verschiedene Berufsfelder oder aber auch einfach

verschiedene Arbeitgeber austesten müssen. Insbesondere müssen sie nach und

nach an die Anforderungen eines Arbeitstages herangeführt werden. Es wird

deutlich, dass die Schüler(innen) neue Ideen entwickeln und auf Grundlage ihrer

Erfahrungen auch Anpassungen vornehmen, zu denen sie nun aber einen weiteren

Spielraum zum Erfahrungssammeln und –auswerten benötigen. Praktika müssen

fortlaufender Bestandteil der Werkstufe sein.

Der Praktikumszeitraum von drei Wochen war für eine Erprobung zu lang. Dieser

Zeitraum wurde gewählt, da mit vierwöchigen Praktika auf dem allgemeinen

Arbeitsmarkt für Teilnehmer(inne) im Berufsbildungsbereich der Diakonie am

Thonberg gute Erfahrungen gemacht wurden. Für die Jugendlichen der Werkstufe

stellte dieser Zeitraum eine Überforderung dar. Der allgemeine Arbeitsmarkt wirkte

hierdurch abschreckend. Die Praktikumszeiträume müssen perspektivisch gerade für

den Einstieg verkürzt werden. Es kann für den Beginn über schulbegleitende feste

Praktikumstage in der Woche nachgedacht werden. Hierzu braucht es eine flexible

Gestaltung des Werkstufenkonzepts und Lehrplans.

Die Praktika eigneten sich sehr gut, um den aktuellen Leistungs- und

Entwicklungsstand der Jugendlichen einschätzen zu können. Dabei zeigte sich

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durchweg, dass die Jugendlichen in einer sehr sensiblen und unsteten

Entwicklungsphase sind. Sie sind sehr empfindlich, was das eigene Selbstbild betrifft

und versuchen ihren Platz in der Erwachsenenwelt zu finden. Dabei benötigen sie

die Unterstützung des Umfelds, insbesondere der Eltern. Vielen Jugendlichen fehlt

dieser soziale Schonraum. Sie benötigen viel Toleranz aber auch Konsequenz in

dieser sensiblen Phase. Probleme bei den Praktika gab es vor allem bei den

Schüler(innen), bei denen das Elternhaus nicht als Unterstützungssystem fungierte.

Durchweg zeigte es sich, dass die Schüler(innen) am Abschluss der Werkstufe über

noch keine Eignung für einen direkten Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt

verfügen. Jugendliche mit geistiger Behinderung und auch Lernbehinderung

benötigen deutlich mehr Zeit für die Persönlichkeitsentwicklung. Zwar haben sie mit

der Vollendung der Werkstufenklassen die Berufsschulpflicht offiziell absolviert, doch

gerade hier zeigt es sich, dass die Schüler(innen) Anschlussmaßnahmen benötigen,

die ihrem momentanen Unterstützungsbedarf gerecht werden. Diese sollten Formen

der beruflichen Bildung bzw. Ausbildung beinhalten. Wertvoll hieran ist insbesondere

auch, dass die Jugendlichen dann die Möglichkeit erhalten, sich in einem neuen

Umfeld als Erwachsene zu bewähren und den Schulalltag abzuwerfen. Leider sind

die Anschlussperspektiven für die Jugendlichen sehr begrenzt. Es besteht die

Möglichkeit das Eingangsverfahren und den Berufsbildungsbereich einer Werkstatt

für behinderte Menschen zu absolvieren, für wenige eröffnen sich Chancen eine

Berufsvorbereitungsjahr oder eine Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme

anzuschließen, oft nur durch Durchsetzungsvermögen der Eltern, werden die

Diagnose Arbeitsmarktfähigkeit und dann die Unterstützte Beschäftigung angeboten.

Wichtig ist es hierbei frühzeitig auch diese Maßnahmen im Rahmen der beruflichen

Orientierung in der Schulzeit kennen zu lernen und den Schüler(innen) einen

Erprobungsrahmen zu ermöglichen. Auch diese Perspektiven müssen daher in den

berufliche Orientierung in der Werkstufe mit einbezogen werden.

Aus den Interviews wird deutlich, dass ein Großteil der Jugendlichen die Werkstatt

für behinderte Menschen aktuell nicht als Perspektive sieht. Teilweise fehlen aber

noch konkrete Erfahrungen und Vorstellungen über mögliche Alternativen. Doreen G.

hat sich aufgrund der anstrengenden Erfahrungen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt

dann doch für die Werkstatt entschieden, die sie zuvor eigentlich nicht wollte.

Lediglich zwei der Befragten haben sich wirklich bewusst zur Werkstatt

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ausgesprochen und diese als Wunschperspektive angegeben. Für die Werkstätten

für behinderte Menschen, insbesondere die Konzeption des

Berufsbildungsbereiches, ergibt sich daraus die unbedingte Notwendigkeit, diese

offen in Bezug auf die spätere Form der Teilhabe am Arbeitsleben zu gestalten. Der

Berufsbildungsbereich muss den Jugendlichen einen Ausbildungsrahmen zur

Verfügung stellen, der sich nicht nur an den Anforderungen der Arbeitsbereiche der

Werkstatt orientiert, sondern auf ein spezifisches Berufsfeld vorbereitet. Dabei ist es

wichtig im Berufsbildungsbereich Kooperationen mit dem allgemeinen Arbeitsmarkt

aufzubauen und über duale Ausbildungssysteme nachzudenken, die den

Jugendlichen den benötigten Unterstützungsrahmen gewährleisten, die Theorie im

Vergleich zu regulären Ausbildungen deutlich reduzieren, aber dennoch auf ein

sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis vorbereiten helfen. Erst am

Abschluss des Berufsbildungsbereiches soll dann gemeinsam mit den Jugendlichen

in der Weiterführung der Berufswegeplanung festgelegt werden, ob ein Übergang in

den Arbeitsbereich der Werkstatt die beste Form der Teilhabe am Arbeitsleben ist

oder ein Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt eine mögliche Perspektive ist.

Eine wichtige Gelingensbedingungen der Praktika war die Unterstützung der Eltern.

Dort wo Eltern hinter den Praktika standen und die Jugendlichen ermuntert, aber

auch gedrängt haben, diese durchzuziehen, konnten diese gelingen. Insbesondere

die Jugendlichen mit schwierigem Elternhaus, brachen Praktika ab. Gerade für diese

Schüler(innen) ist es wichtig, dass diese Abbrüche gemeinsam ausgewertet und

neue Chancen eröffnet werden, in denen die Jugendlichen ihre Fähigkeiten zeigen

können und einen positiven Bezug zur Arbeit aufbauen können.

Eltern wünschen sich vor allem eine sichere und glückliche Zukunft für ihre Kinder

und wollen diesen Partner auf dem Weg dorthin sein.

Um sie unterstützen zu können, brauchen sie Beratung und Ansprechpartner, um

den Jugendlichen auch Alternativen aufzeigen zu können und diese gemeinsam

besprechen zu können. Berufliche Orientierung muss also unbedingt auch die

Elternarbeit intensiv in den Fokus nehmen.

Viele sehen die Werkstatt als gute Anschlussmöglichkeit an die Schulzeit, da ihre

Kinder noch Entwicklungs- und Reifezeit benötigen und in einer sensiblen

Findungsphase sind. Später ist dann ein Einlassen auf neue Wege möglich.

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Für die Lehrkräfte ist eine Kontinuität der Begleitung der Praktika wichtig. Die

Praktika aber auch der Austausch wurden als wertvoll erlebt, sind aber nach Ablauf

des Projektzeitraumes beendet. Eine regelhafte Unterstützung bei der Akquise von

Praktikumsplätzen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt muss gegeben sein.

Perspektivisch ist es wichtig, dass eine Stelle Fachberater Berufliche Integration fest

und dauerhaft direkt in jeder Schule für geistig Behinderte eingerichtet wird. Viele

Wege werden verkürzt, wenn der oder die Mitarbeiter(in) direkt vor Ort verfügbar ist.

Zu dem konnte durch das Projekt wieder nur ein geringer Teil der Schüler(innen)

Berücksichtigung finden. Die Jugendlichen mit hohem Unterstützungsbedarf waren

außen vor. Ein(e) Fachberater(in) Berufliche Integration an den Schulen hätte dann

die Möglichkeit alle Jugendlichen im Blick zu haben und sowohl Praktika auf dem

allgemeinen Arbeitsmarkt zu akquirieren, als auch im Förder- und Betreuungsbereich

oder anderen Maßnahmen Gelegenheiten zur Erprobung für Schüler(innen) mit

hohem Unterstützungsbedarf zu erschließen.

2.8.7. Kritische Reflexion des Projektes

Einige kritische Überlegungen zur Projektkonzeption und zum Projektverlauf sollen

an dieser Stelle weitergegeben werden.

Als ungünstig hat es sich erwiesen, dass die Fachberater(in) Berufliche Integration

nicht direkt vor Ort in der Schule verortet war. Absprachen benötigten daher mehr

Zeit, weil der Weg erst bewältigt werden musste, zu dem auch Lehrkräfte nicht immer

verfügbar waren, da sie im Unterricht waren. Informationen zu eventuellen

Krankenständen und Vertretungssituationen auch erst verspätet eintrafen.

Schulabläufe und gesetzliche Rahmenbedingungen erst durchschaut werden

mussten.

Als hemmend erwies sich der Wechsel der Werkstufenlehrkräfte in der Mitte des

Projektes. Die Werkstufenklassen wurden durch neue Lehrkräfte übernommen.

Diese mussten eingearbeitet und es mussten Aspekte erneut besprochen werden.

Da alle Beteiligten sehr motiviert, aufgeschlossen und am Projekt interessiert waren,

konnte diese Einarbeitungszeit schnell bewältigt werden. Dennoch ist es hilfreich,

wenn innerhalb der Werkstufen eine Kontinuität gewahrt ist, die eine nahtlose

Begleitung der Jugendlichen in der Phase der beruflichen Orientierung zulassen.

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Die Personalstelle mit 30 Wochenstunden reichte für die Projektdurchführung kaum

aus. Die Idee noch eine weitere Schule hinzuzunehmen mussten bereits frühzeitig

verworfen werden. Eine separate Stelle für die Akquise, Durchführung und

Auswertung der Praktika an den Schulen ist unbedingt notwendig. Lehrkräfte können

das neben dem alltäglichen Unterrichtsgeschehen nicht bewältigen.

Der Zeitraum von einem Jahr war erheblich zu wenig. Insbesondere die

Schüler(innen), die bereits im letzten Werkstufenjahr waren, konnten so nur ein

Praktikum absolvieren. Eine berufliche Orientierung sollte jedoch mehr

Erfahrungsräume ermöglichen. Insbesondere gescheiterte Praktika müssen in Ruhe

ausgewertet und neue Perspektiven erschlossen werden können. Generell sollte von

projektgebundenen Vorhaben hier Abstand genommen werden. Berufliche

Orientierung in diesem Sinne muss im Rahmen einer Regelfinanzierung erfolgen.

Eine Doppelbelastung für die Lehrkräfte stellte es auch dar, dass zeitgleich zwei

verschiedene Projekte mit ähnlichen Inhalten durchgeführt wurden. Ein wenig

versetzt nach dem Projektstart begann der Integrationsfachdienst mit der Erhebung

von Kompetenz- und Potenzialanalysen in den Werkstufenklassen.

Das Projekt war in der Durchführung zu stark auf den Aspekt der Praktika auf dem

allgemeinen Arbeitsmarkt fokussiert. Andere wichtige Bausteine, wie eine fundierte

Berufswegeplanung und damit verbundene Gespräche auch gemeinsam mit der

Agentur für Arbeit und allen weiteren Beteiligten konnten nicht in dem benötigten

Maße bewältigt werden. Insbesondere auch andere Erprobungschancen, zum

Beispiel durch Schnuppertage im Berufsvorbereitendem Jahr und der

berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen, wurden in der Projektdurchführung nicht

mit einbezogen, sind aber unbedingt notwendig, um auch Alternativen wirklich

erschließen und auf ihre Eignung für die Jugendlichen überprüfen zu können.

Kritisch ist auch anzumerken, dass Schülerinnen und Schüler mit hohem

Unterstützungsbedarf nicht vom Projekt profitiert haben, da sich dieses auf

Schüler(innen) fokussierte, die ein Praktikum auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt

absolvieren können. Damit muss sich auch dieses Projekt der Kritik stellen, dass

erhebliche Ressourcen nur in den Bereich der sogenannten Grenzgänger gesteckt

werden. Inklusion aber alle Schüler(innen) im Blick haben muss.

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3. Ausführliche Interviews der Schüler(innen)

Die Interviews wurden von Frau Kohlmann durchgeführt. Die Schüler(innen) wurden

über den Zweck der Befragung aufgeklärt. Alle Namen sind anonymisiert. 10 der

insgesamt 12 Jugendlichen, die ein Praktikum absolviert haben, wurden befragt.

Eine Befragung konnte leider nicht ausgewertet werden, da die Tonaufnahme nicht

verwertbar war.

Für die Befragung wurden die Jugendlichen geduzt. Diese Entscheidung wurde

durch die Interviewerin getroffen, da innerhalb der Schule diese Umgangsform

genutzt wird und die Höflichkeitsform für die Schüler(innen) befremdlich wirkt und zur

Barriere in der Gesprächsführung wird. Die Jugendlichen sollen sich bei dem

Gespräch wohlfühlen. Perspektivisch ist es aber von Bedeutung die Höflichkeitsform

zum generellen Sprachgebrauch in der Werkstufe zu machen, damit die

Jugendlichen lernen mit dieser umzugehen.

Bei dem Interview mit David G. war die Schulleiterin Frau Heinrich mit zugegen. Der

ehemalige Schüler war an diesem Tag zufällig zu Gast und so konnte die Chance für

ein Interview spontan genutzt werden. Dieses wurde dann gleich im Büro der

Schulleiterin durchgeführt.

Bei dem Interview mit Gustav F. war die Klassenlehrerin zugegen. Sie übersetzte die

Fragen, wenn nötig, da Gustav F. Erklärungen aus dem Alltag benötigt.

Bei der Niederschrift wurden Namen von Personen als auch Betrieben anonymisiert.

3.1. Marlen S.: Praktika im Einzelhandel

Wenn Du im Moment so daran denkst, dass die Schule bald zu Ende ist, was geht

Dir da durch den Kopf?

Nach Hause gehen und ausruhen. Ich bin dann total fertig und kann nur schlafen.

Nach der Schule dann?

Ja.

Wie lange bist Du noch in der Schule?

Bis dreiviertel manchmal. Das ist nicht lange. Manchmal haben wir auch um eins aus.

Das ist ja auch kein Problem.

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Dann ist ja noch gut am Nachmittag Zeit. Wie viele Jahre gehst du noch in die

Schule?

Noch ein Jahr. Weil ich werde dieses Jahr 14 und mit 18 gehe ich dann raus.

Wenn Du jetzt daran denkst, dass die Schule dann vorbei ist und Du aus der Schule

raus gehst, was geht Dir da durch den Kopf?

Meine Lehre machen und danach arbeiten zu gehen.

Weißt Du schon in welche Richtung es bei der Lehre gehen soll?

Also für das nächste Praktikum möchte ich als Blumenmädchen arbeiten, wo ich

Gestecke und so etwas machen kann.

Du möchtest also Floristin werden?

Ich möchte das ausprobieren und wenn es mir gefällt, möchte ich das als Arbeit

machen. Erst einmal möchte ich das für das nächste Praktikum vorschlagen.

Vor einiger Zeit hast Du ja ein Praktikum auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt gemacht

bzw. ja eigentlich zwei. Wo warst Du im Praktikum und wie hast Du das erlebt?

Beginnen wir erst einmal bei dem ersten Praktikum.

Ja also. Da war ich bei einem Bekleidungsgeschäft [Name des Geschäfts wird nicht

genannt.]. Das war richtig toll. Da habe ich richtig viel Aufmerksamkeit gekriegt. Da

habe ich auch viel Hilfe bekommen. Das hat eigentlich viel, viel Spaß gemacht. Und

dann hatte ich das zweite Praktikum in einer Drogerie [Name wird nicht benannt.]. Da

habe ich nicht so viel Hilfe bekommen, hatte mich schwer getan dabei. Ich brauche

mehr Hilfe und deswegen habe ich da auch abgebrochen. Weil da war ich total

nervlich fertig. Aber ich kann es ja auch verstehen, dass es ein großer Betrieb ist und

die nicht bei jedem kleinen Teil helfen können.

Gehen wir noch einmal zum ersten Praktikum. Da hat es ja richtig gut geklappt. Was

hat Dir dort besonders gut gefallen?

Die Mitarbeiter waren total nett und da konnte ich Sachen zusammenlegen. Das hat

mir am meisten Spaß gemacht. Und wenn Pausen waren, habe ich mich halt

ausgeruht und dann habe ich gleich wieder angefangen. Eigentlich ganz toll war es

dort! Und dann haben wir ein bisschen Spaß gemacht und dann war auch schon

wieder mit der Arbeit Schluss.

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Wie lange hast Du dort gearbeitet?

Bis um eins. Um eins hatte ich immer aus. Und dann bin ich nach Hause gegangen

und bin dann zu meinem Freund gefahren.

Gab es dort in dem Praktikum irgendetwas, was Dir nicht so gut gefallen hat?

Ich war anhänglich. Das hat eine Kollegin mir auch schon gesagt. Das soll ich noch

verbessern. Das hat nicht so gut geklappt. Eigentlich hat sonst alles gut geklappt.

Das hat Dir die Kollegin direkt gesagt und das war dann ok für Dich?

Ja, direkt ins Gesicht.

Dann kommen wir mal zum zweiten Praktikum. Da hattest du ja schon gesagt, das

war ein größerer Betrieb. Das war bei [Name wird nicht angegeben]. Was hat Dir dort

nicht so gut gefallen? Was war der Unterschied zu dem ersten Praktikum?

Die haben es mir zu schnell erklärt. Dann musste ich tausendmal nachfragen und

das ist mir sehr schwer gefallen. Ich frage eigentlich nur dreimal nach und ich hatte

es aber immer noch nicht verstanden. Dann ist sie immer weg gerannt und ich

musste den ganzen Laden durchsuchen, wo sie ist, die Dame. Und deswegen hat es

mir da nicht so gefallen. Dann habe ich leichte Aufgaben gekriegt. Das habe ich gut

hingekriegt. Zum Beispiel Regale abputzen. Das war leicht. Das habe ich

hingekriegt. Aber zum Beispiel die Hefte sortieren und zu schauen, wo das rein

kommt, das habe ich nicht wirklich verstanden. Oder nachfüllen, zum Beispiel die

Federmappen, da wusste ich nicht welche Federmappen dort hinkommen – die oder

die. Aber die Schreibhefte und so, das habe ich hingekriegt. Ja und das war es

eigentlich und mehr habe ich nicht gemacht. Ich habe nur im Schreibwarenhandel

gearbeitet - in der kleinen Ecke. Und ich habe Schokolade sortiert, welche abläuft

und welche nicht abläuft. Das habe ich auch noch gut hingekriegt.

Das klingt doch aber ganz gut. Da hast Du viel gemacht. Gab es etwas, was Dir trotz

allem gut gefallen hat?

Nee, nicht wirklich. Das war keine gute Erfahrung. Mir hat es einfach nicht gefallen.

Ich hatte auch Schwierigkeiten dabei.

Wenn Du jetzt an das Praktikum denkst, das hattest Du Dir ja selbst ausgesucht. Du

wolltest ja gern in den Einzelhandel gehen und Verkäuferin werden. Hat sich Dein

Berufswunsch nun nach dem Praktikum verändert?

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Ja also, ich habe mir schon gedacht, dass ich nicht in so einem kleinen Laden

arbeiten kann. Sondern nur in so großen Läden. Und da habe ich mir jetzt gedacht,

vielleicht kann ich als Floristin durchgehen oder so etwas. Das ist ja auch wie

Verkäuferin. Oder bei ALDI arbeiten. Aber diese Drogerie [Name wird nicht benannt]

nicht noch einmal. Und dann hatte ich noch ein Praktikum, aber da war ich leider

krank. Wegen meiner Blase und da konnte ich da leider nicht antreten. Das war bei

einem Gemischtwarenanbieter [Name wird nicht benannt]. Da konnte ich nichts

dafür, weil ich eine Blasenentzündung hatte.

Und ganz ehrlich, war es nur die Blasenentzündung oder waren es auch Ängste?

Nein, es war wirklich nur die Blase. Ich hatte überall Schmerzen. Ich konnte kaum

aufstehen. Mir ging es total dreckig. Das war schon krass.

Wenn du jetzt Floristin werden möchtest, dann ist das ja eigentlich noch Dein

Berufswunsch Verkäuferin. Du möchtest in einem kleinen Geschäft arbeiten hast Du

gesagt.

Ja, das ist besser für mich, nicht so ein großes Geschäft. Weil da kriege ich ein

bisschen mehr Angst als in so einem kleinen.

Was gefällt Dir an diesem Beruf Verkäuferin?

Die Kunden bedienen, das macht Spaß oder wenn die was fragen. Dann kann ich

immer sagen: „Ja fragen Sie meine Kollegin. Ich bin erst einmal für ein Praktikum

da.“ Das macht mir auch Spaß. Und wenn die alle sagen: „Guten Tag.“ Und dann

sage ich auch: „Schönen guten Tag!“. Ich mag das gern, dass ich helfen kann. Das

mag ich total gern.

Was Dir gefällt, ist also der Kundenkontakt.

Ja. Die Kasse habe ich noch nie probiert, weil ich da noch nicht so gut bin in Mathe.

Aber ich arbeite dran.

Jetzt hast Du also Dein Ziel und weißt, dass Du daran arbeiten willst.

Ja, genau.

Wer unterstützt Dich, wenn es darum geht, was nach der Schule kommt?

Also meine Mama, mein Papa und mein Freund unterstützen mich ein bisschen. Und

das finde ich ganz gut. Und meine große Schwester . Die interessiert sich dafür

richtig. Sie ist da richtig stolz, weil sie auch im Verkauf ist. Sie ist Bäckerin. Und das

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ist das Tolle daran. Ich habe es von meiner Schwester abgeguckt. Als Verkäuferin,

das macht richtig Spaß.

Was wünschst Du Dir für Deine berufliche Zukunft?

Mal arbeiten zu gehen und dass die Arbeit auch Spaß macht und dass ich nicht

immer schwänze, also krank machen tu, wenn es mir nicht so viel Spaß macht.

Super! Dankeschön.

3.2. David G.: Praktikum bei einer Baufirma

Du bist ja nun mittlerweile schon aus der Schule heraus. Was hast Du im Moment für

Vorstellungen über Deine berufliche Zukunft? Wo soll es mal hingehen?

Entweder körperliche Arbeit auf dem Bau oder Gleisbau. Ich denke da habe ich sehr

gute Chancen. Kommt schon, passt.

Was machst Du im Moment?

BvB. Also das ist eine Bildung, wo ich noch einmal das nachhole, was ich hier noch

nicht gelernt habe, sondern was ich dort nachholen kann.

Das klingt gut! Damals in der Schulzeit hast Du ja ein Praktikum auf dem allgemeinen

Arbeitsmarkt gemacht.

Ja bei einer Baufirma [Name wird nicht genannt].

Wie hast Du das erlebt?

Das Praktikum war von sich aus ziemlich korrekt. War auch anstrengend. Ich sag mal

mit zwei Eimern Zement auf das Gerüst, das war schon anstrengend. Aber hat mir

schon Spaß gemacht. Dann gab es aber auch eine Zeit, da hab ich den Spaß nicht

mehr so empfunden. Da hab ich mir dann gesagt: „Na gut“ , trotzdem durchhalten.

Dann habe ich einfach so lange krank geschoben. Das war auch nicht so korrekt von

mir.

Woran lag es, dass du gesagt hast: „Ich geh da jetzt nicht mehr hin.“?

Das war einfach übelst komisch, wenn man da mit zwei Eimern Beton immer das

Gerüst hoch soll. Ein Gerüst ist ziemlich eng und dann da zwei Zementeimer

hochzutragen? Das war für mich irgendwie schleierhaft. Da habe ich mir auch die

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Frage gestellt: „Dafür gibt es doch einen Kranzug?“ Ja, aber ich habe es trotzdem so

zur Kenntnis genommen.

Was hat Dir gut gefallen in dem Praktikum?

In dem Praktikum hat mir sehr gut gefallen, wo wir die [Wort unverständlich]

eingeführt haben mit dem Kran. Dass ich dann halt mal Kranführer spielen durfte. Da

durfte ich den Kran mal führen, das war auch mal was Neues und das war auch

ziemlich cool.

Gab es irgendetwas, was Dir nicht so gut gefallen hat? Was Du Dir anders

gewünscht hättest?

Nö. Das war eigentlich alles korrekt.

Hast Du Dich mit den Kollegen gut verstanden?

Mit den Kollegen habe ich mich gut verstanden. Es waren auch andere Leute dabei,

also Polen. Die waren unglaublich korrekt. Mit denen haben wir auch viel Spaß

gehabt. Da hast du immer auch schön deine Pause gehabt ziemlich lange. Und dann

ging es aber auch weiter mit arbeiten.

Die Arbeit an sich, hat die Dir Spaß gemacht?

Die Arbeit an sich schon. Ich habe mich gut angestellt, Das war auch ein anderes

Gefühl. Hat wirklich Spaß gemacht.

Wenn Du an Deinen Berufswunsch vor dem Praktikum denkst. Hat sich dieser durch

das Praktikum verändert oder ist es dabei geblieben?

Ist dabei geblieben.

Du hattest ja vorher schon die Richtung Bau und Gleisbau als Wunsch angegeben.

Ja, genau.

In der Zeit, wo es darum ging, was kommt nach der Schule. Wer hat Dich da

unterstützt?

Meine Ma, Frau Heinrich, also eigentlich alle. Die Schule hat mich unterstützt. Ich

habe mich angestrengt, damit ich auch was schaffen kann und das Arbeitsamt. Und

dann auch Ihre Hilfe mit.

Und würdest Du sagen, das war eine gute Unterstützung oder hättest Du Dir etwas

anders gewünscht?

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Ich muss sagen, das war eine sehr gute Unterstützung. Ich bin zufrieden und habe

auch viel dazu gelernt.

Was wünschst Du Dir jetzt gerade für Deine berufliche Zukunft?

Immer viel Glück, dass es weiterhin bergauf geht und dass es weiter so läuft, wie es

jetzt läuft.

Ok. Danke schön!

3.3. Doreen G: Praktikum im Kindergarten

Wenn du im Moment daran denkst, dass die Schule bald zu Ende ist, was geht dir da

durch den Kopf?

Oh Gott. (Schülerin lacht.). Wie soll ich das jetzt sagen. Na, dass ich dann arbeiten

muss halt. Dass ich mir halt eine Arbeit suchen muss.

Und freust Du Dich eher darauf oder hast Du eher Ängste? Wie sieht es bei Dir aus?

Ich habe da echt ein bisschen Schiss davor.

Wie stellst Du Dir Deine berufliche Zukunft vor? Was möchtest Du nach der Schule

machen?

Na so in der Wäscherei so.

Hast Du den Bereich Wäscherei schon einmal ausprobiert? Kennst Du diesen

Bereich?

Naja in der Werkstatt da.

Also es geht es bei Dir gedanklich im Moment in Richtung Werkstatt?

Ja.

Du hast ja ein Praktikum auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt gemacht. Wo warst Du

im Praktikum und wie hast Du das erlebt?

Also ich war im Kindergarten und das war ganz schön anstrengend.

Erzähl mal, was war anstrengend?

Naja das Stehen und allgemein. Nee, das ist nichts für mich. Also es geht nicht mehr.

Wie waren die Kollegen im Praktikum?

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Die waren nett.

Wie lange musstest Du jeden Tag arbeiten?

Oh Gott, ich glaub so bis um vier Uhr war das. Ich weiß es jetzt nicht mehr so ganz

genau. Aber so in der Drehe schon.

War das länger als der normale Schultag?

Ja.

Gab es etwas, was Dir im Praktikum gut gefallen hat?

Die Kollegen. Die haben halt mit mir so gesprochen. Die anderen Kollegen haben

auch ein bisschen mit mir gesprochen: „Wie war´s?“.

Gab es eine Kollegin mit der Du besonders gut klar gekommen bist?

(lacht verlegen) Naja, das kann ich jetzt nicht so sagen, ich hatte halt vor allem nur

die eine.

Du hattest vor allem die eine Praktikumsbetreuerin vor Ort?

Ja.

Welche Aufgaben hattest Du im Praktikum? Was war Dein Auftrag?

Also: Putzen, abwaschen… halt so Hauswirtschaftsdinge. Obst schälen, Obst

schneiden, Tee machen.

Waren das auch die Aufgaben, die Du machen wolltest. Du hattest Dir ja das

Praktikum im Kindergarten ausgesucht.

Ja, aber jetzt will ich das ganz ehrlich nicht mehr. Das ist mir zu stressig, zu

anstrengend.

Was hat Dir im Praktikum nicht so gut gefallen. Was hättest Du Dir anders

gewünscht?

Keine Ahnung.

Vor dem Praktikum hattest Du ja einen bestimmten Berufswunsch. Hat sich dieser

durch das Praktikum verändert oder ist der gleich geblieben?

Das hat sich total verändert. Ich werde nicht mehr im Kindergarten arbeiten! Das ist

mir zu stressig. Ich kam jedes Mal nach Hause und war so was von fertig. Ich wollte

nur noch in Ruhe gelassen werden. Das geht nicht mehr.

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Du hast ja gesagt, dass Du Dich im Moment mehr für den Werkstattbereich

interessierst. Vor allem für die Wäscherei. Hättest Du vorher auch gesagt: „Werkstatt,

das ist meins?“

Nee. Ganz ehrlich. Ich hätte da vielleicht mal so an die Außenarbeitsbereiche

gedacht.

Und wenn Du jetzt überlegst: Allgemeiner Arbeitsmarkt, das ist ja das eine. Da sagst

Du, das ist sehr stressig und sehr anstrengend. Das traust Du Dir nicht so richtig zu

und Werkstatt ist ja nun die andere Möglichkeit. Dort bekommst Du volle

Unterstützung. Würdest Du Dir wünschen, dass es irgendetwas dazwischen gibt?

Also eine Alternative zwischen Werkstatt und Allgemeiner Arbeitsmarkt? Oder findest

Du, dass die Werkstatt schon genau das ist, was du machen möchtest?

Na ja, Werkstatt wäre halt so meine Vorstellung. Wenigstens bin ich da nicht so

alleine.

Du bist mit der Werkstatt also richtig zufrieden?

Ja.

Wenn es darum geht, was kommt nach der Schule, wer unterstützt Dich da bei der

Vorbereitung? Mit wem sprichst Du über das Thema?

Keine Ahnung. Weiß ich nicht.

Sprichst Du mit den Eltern darüber?

Ich denke mal schon, dass sich dann meine Mutti einfach mal mit mir hinsetzt und

darüber redet, weil, das ist ja auch wichtig für mich.

Und ist das bisher schon Thema gewesen oder besprecht ihr das dann irgendwann

einmal später?

Ich denke mal, das machen wir irgendwann später, wenn es dann so weit ist.

Wie lange hast Du noch bis zum Schulende?

Ich glaube noch zwei Jahre.

Was wünschst Du Dir selbst für Deine berufliche Zukunft?

Keine Ahnung.

Das war es schon. Ganz lieben Dank!

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3.4. Katja M.: Praktikum im Kindergarten

Wenn Du daran denkst, dass die Schule bald zu Ende ist, was geht Dir da im

Moment durch den Kopf?

Mir geht das schon durch den Kopf, weil ich nicht wirklich viel für die Schule mache.

Ich bin halt mehr draußen mit Freunden und so. Und dass ich dann vielleicht mal

irgendwann nix hab. Da hab ich schon ein bisschen Schiss dabei. Meine Großeltern

leben ja auch nicht ewig. Und dass ich halt auch mal auf der Straße stehe.

Es ist Angst damit verbunden, höre ich so ein bisschen heraus?

Ja, schon ganz schön.

Wie stellst Du Dir denn deine berufliche Zukunft vor? Was wäre genau das, was Du

gern machen würdest?

Meine berufliche Zukunft… Ich würde halt gern mal bei einem Frisör so ein Praktikum

machen. Oder halt in einem Tierheim. Was ich halt auch gern machen würde, ist im

Nexöheim, mich um ältere Leute kümmern.

Aber erst einmal als Praktikum, damit Du Zeit hast, das kennen zu lernen?

Ja.

Wie lange hast Du noch, bevor die Schulzeit beendet ist?

Ich glaub zwei Jahre noch.

Dann hast Du ja noch ein bisschen Zeit. Vor einiger Zeit hast Du ein Praktikum auf

dem allgemeinen Arbeitsmarkt gemacht, im Kindergarten. Wie hast Du das erlebt?

Ich fand es ganz schön. Es war halt auch anstrengend, erst einmal mit den Leuten

klar kommen und bis nachmittags halb vier arbeiten, das war schon was anderes als

in der Schule. Aber es war schön. Mir hat es gefallen.

Welche Aufgaben hast Du da übernommen?

Ich bin früh um neun hingegangen. Dann musste ich mich umziehen, mir die Hände

waschen, den Geschirrspüler ausräumen und einräumen, die Essenswagen

abschieben, dann musste ich neue Essen drauf tun, Essenswagen abwischen. Dann

musste ich für das Mittagessen die ganzen Wagen einräumen, aufräumen,

abwaschen, Geschirrspüler rein tun.

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Und hat Dir das Spaß gemacht?

Ja.

War das auch das, was Du Dir vorgestellt hast?

Ja, die Frau Kittler hatte mir ja schon vorher gesagt, ich kann nicht in so einem

Kindergarten arbeiten als Erzieherin. Das war schon so etwas, was ich mir gedacht

habe. Aber es hat Spaß gemacht.

Und als berufliche Zukunft kannst Du Dir das da vorstellen?

Ja, schon.

Du kannst ruhig ehrlich sein. So richtig begeistert siehst Du jetzt gerade nicht aus.

Es war schön. Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht.

Gab es etwas, was Dir besonders gut gefallen hat?

Ja, ich war auch einmal in so einer Kindergruppe und ich durfte mich einmal, da war

ich nicht in der Küche, mit den Kindern beschäftigen. Mit denen ein Buch lesen. Das

war schon schön.

Weil das auch das war, was Du eigentlich machen wolltest? Mit Kindern arbeiten?

Ja.

Gab es etwas, dass Dir nicht so gut gefallen hat? Was Du Dir anders gewünscht

hättest?

Ja, da war so eine Frau, schon ein bisschen älter. Die hat mich jedes Mal nur

angemeckert. Und ich soll das richtig machen und ich soll den Geschirrspüler richtig

einräumen und das und das. Und obwohl die Corinna [Name geändert] gesagt hat,

ich mache das richtig. Ich habe sie ja immer gefragt, ob ich das richtig mache und die

hat immer gesagt, ja es ist richtig. Und die kam dann immer um drei. Das war wie so

eine Aushilfskraft. Die hat dann immer gesagt: „Nee, das ist nicht richtig!“ Und hat

mich dann immer „angepläkt“ und ich hab gesagt, ich muss, egal ob ich im Praktikum

habe, mich nicht „anpläken“ lassen. Man kann mir das auch normal sagen und das

fand ich halt irgendwie nicht ok.

Wie hast Du das gelöst?

Ich habe dann gar nicht mehr mit ihr gesprochen. Ich habe meine Arbeit gemacht. Ich

habe sie dann einfach reden lassen. Mir war das teilweise auch egal.

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Ja, Augen zu und durch.

Ja, daraufhin hat sie mich dann auch gar nicht mehr angesprochen.

Du hattest ja einen Berufswunsch. Du wolltest gern im Kindergarten arbeiten. Hat

sich der verändert, nachdem Du das Praktikum gemacht hast?

Also ich habe ja das Praktikum gemacht im Kindergarten. Ich fand es ganz schön,

aber ich würde halt doch schon gern noch was anderes machen. Zum Beispiel mal

im Nexöheim. Mal beim Frisör als Aushilfskraft oder so.

Also erst einmal noch etwas anderes ausprobieren. Wenn es in Richtung

Arbeitsleben geht, von wem wirst Du da unterstützt?

Die Großeltern unterstützen mich weniger. Meine Eltern sind nicht da. Dass ich jetzt

aus der Schule kommen kann und sagen, ich habe eventuell einen Plan, dass ich

dort mit anfangen kann, das habe ich auch nicht. Es wäre gut, wenn ich dann in die

Werkstatt gehe oder wenn es dann doch auf dem ersten Arbeitsmarkt klappt.

Was wünschst Du Dir für Deine berufliche Zukunft?

Wünschen tue ich mir wie gesagt, dass mit dem Nexöheim, dass das mal irgendwie

klappt. Dass ich da mal so einen Schnupperkurs machen kann oder halt beim Frisör

oder in so einem Kinderdorf.

Das war es schon. Vielen Dank!

3.5. Susanne W.: Praktikum im Tierheim

Wenn Du daran denkst, dass der Übergang von der Schule in das Berufsleben bald

kommt. Was geht Dir da durch den Kopf?

Keine Ahnung.

Wenn Du so an das Berufsleben denkst? Wie stellst Du Dir das vor?

Anders.

Wie lange hast Du noch bis zum Ende der Schulzeit?

Bis ich 19 bin.

Und wie alt bist du jetzt?

18.

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Du hast ein Praktikum auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt gemacht. Du warst, glaube

ich, im Tierheim?

Ja. In Breitenfeld.

Wie hast Du das Praktikum erlebt? Erzähl mal!

War schön. Da waren Tiere. Die konnte ich sauber machen und Katzenfutter immer

rein tun und streicheln.

War das auch das, was Du Dir dort vorgestellt hast?

Ja.

Was hat Dir im Praktikum gut gefallen?

Die Tiere sauber zu machen.

Das hat Dir nichts ausgemacht? Eigentlich mag man ja Tiere lieber streicheln.

Welche Tiere hast Du sauber gemacht?

Katzen.

Was musstest Du da alles machen?

Katzenklo sauber machen, Boden wischen und Handtücher frisch hinlegen.

Hast Du Kollegen gehabt oder hast du ganz allein gearbeitet?

Da waren Freundinnen mal.

Zwei Freundinnen heißt, die kanntest Du vorher schon?

Nein, wir haben uns dort kennen gelernt. Wir haben uns auch gut verstanden.

Haben die Dir gesagt, was Du machen sollst? Haben die Dich unterstützt oder hast

du viel selbständig gearbeitet?

Selbständig.

Gab es irgendetwas, was Dir nicht so gut gefallen hat? Was hättest Du Dir anders

gewünscht?

Nein.

Hat sich Dein Berufswunsch durch das Praktikum verändert?

Ja. Ich wollte Tierpflegerin werden.

Und jetzt?

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Jetzt will ich das immer noch machen.

Also ist der Berufswunsch gleich geblieben?

Ja.

Wenn es um die Zeit nach der Schule geht, von wem wirst Du unterstützt? Habt ihr

das in der Familie schon besprochen?

Noch nicht.

Wenn Du jetzt an das Berufsleben nach der Schule denkst, was wünschst Du Dir da

am meisten?

Keine Ahnung.

Das ist noch weit weg?

Ja.

Ok. Danke schön!

3.6. Paul B.: Praktikum in einer Kantine

Hallo Paul.

Hallo.

Du bist ja jetzt schon seit einiger Zeit hier bei uns in der Diakonie am Thonberg, in

der Werkstatt.

Genau.

Du warst aber vorher in der Förderschule Thonberg. Wir haben mit der Förderschule

ja dieses Projekt gemeinsam gemacht zur beruflichen Orientierung und

Berufswegeplanung. Kannst Du Dich an das Projekt erinnern?

Na klar! Das war in der Schule. Da hatten wir verschiedene Bereiche. Wie zum

Beispiel Büro, Küche, Wäscherei, Gebäudereinigung und Autopflege. Die Dinge

haben wir gehabt. Da durfte jeder einmal testen, wie das ist. Ob das mir gefällt, ob es

mir entspricht vielleicht. Das konnten wir in der Schule entscheiden und testen, wie

das ist. Das war richtig schön dort.

Du musstest ja damals alle Bereich austesten. Für welche hattest Du Dich

interessiert? Was hat Dir am besten gefallen?

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Gebäudereinigung und Wäscherei.

Kannst Du sagen, warum Dir diese gefallen haben?

Weil ich mag gern Wäscherei. Wäsche sortieren, Wäsche bügeln, Wäsche

herausnehmen, aufnehmen und das liebe ich. Und Gebäudereinigung, weil ich gern

putze. Das macht mir richtig Spaß, das Putzen und das gefällt mir. Die zwei Dinge.

Wenn Du so an den Workshop denkst. Den habt ihr ja zusammen ausgewertet mit

der Frau Kittler. Sie war im Klassenunterricht mit und hat mit euch einzeln

gesprochen. Und da hattest Du damals benannt, dass Du gern ein Praktikum auf

dem allgemeinen Arbeitsmarkt machen möchtest. War das Dein eigener Wunsch

oder haben die Lehrer gesagt: „Mensch, probiere das doch mal aus!“. Weißt Du das

noch?

Die Lehrer haben es gesagt: „Probier mal“ und es war auch mein eigener Wunsch.

Kannst Du sagen, wo du dann im Praktikum warst und wie das für Dich war?

Ich war im in einer Kantine [Name wird nicht benannt] und das hat mir Spaß gemacht

dort. Früh habe ich in der kalten Küche gemacht, das heißt Petersilie geschnitten,

Obst, Tomaten und dann zum Mittag war ich drüben im Abwaschraum, das heißt den

groben Dreck alles einweichen, dann alles trocken machen, dann in die Maschine

rein tun, das alles fein machen und dann wieder abtrocknen. Und so waren meine

drei Wochen die ganze Zeit.

Und hat Dir das gefallen?

Ja, das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Und ich besuche sie auch immer.

Du fährst immer noch hin?

Ja. Und die freuen sich immer.

Sehr schön. Wie bist du mit den Kollegen dort klar gekommen?

Na am Anfang war es noch so gefroren das Eis, das ist ja klar. Aber dann nach einer

Weile war das aufgefroren. Sie haben mich herzlich aufgenommen, haben Spaß

gemacht in der Küche, auch drüben haben wir Witze gemacht. Und das war richtig

schön dort.

Konntest Du Dir vorstellen auch einmal in den Bereich zu gehen oder hast Du Dir

danach gesagt, lieber einen anderen Bereich?

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Ich kann mir das vorstellen, aber ob ich das am Ende machen möchte, das muss ich

mir noch überlegen. Das ist noch so eine Sache.

Und Richtung allgemeiner Arbeitsmarkt? Ist das immer noch ein Ziel von Dir?

Mm. Mal Praktikum machen ja, aber dort arbeiten nicht. Lieber in einer geschützten

Werkstatt. Das ist mir lieber.

Kannst Du dafür Gründe nennen?

Wenn zum Beispiel die Kantine Pleite geht, dann gehe ich ja nicht mehr arbeiten.

Und hier in der Werkstatt ist es ja geschützt. Wenn was ist, bin ich dann trotzdem

geschützt in der Werkstatt.

Du hast also vor allem Angst, dass du mal arbeitslos wirst?

Ja.

Aber es kann ja auch mal eine Werkstatt Pleite gehen.

Ja, das stimmt. Das geht ja auch. Mm. Könnte passieren.

Dann hättest Du ja auch keinen Job mehr und müsstest Dir was Neues suchen.

Das ist auch so.

Ist die Angst vor Arbeitslosigkeit der einzige Grund oder gibt es noch andere

Gründe?

Dass es nicht weiter geht. Also, dass es gut läuft und dass es eines Tages mal

blitzartig das aufhört und davor habe ich Angst.

Also ist es wirklich die Arbeitslosigkeit.

Genau.

Gab es irgendetwas bei dem Praktikum, wo Du überforderst war und wo Du

deswegen auch sagst, dass der allgemeine Arbeitsmarkt nichts für Dich ist?

Überfordert hat mich nichts, aber wo das so warm war in der Küche und in dem

Raum, wo wir sauber gemacht haben, da war ich fix und fertig. Da hat mir Marina

[Name geändert] angeboten: „Setz dich mal hin.“ Da sagte ich: „Nein, Marina. Ich will

lieber stehen, mal was sauber machen, trocken machen.“ Und sie hat mir geholfen

und Marina hat sich um mich gekümmert. Das war lieb von der Marina.

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Wie war das bei den anderen Kollegen? Haben die auch unter der Hitze gelitten ein

bisschen oder war das nur bei Dir so?

Die haben auch gelitten, aber weil die das schon mehr gewöhnt sind, als ich und

dann das war nicht böse, dass ich gestanden hab und das trocken gemacht hab an

der Maschine. Und das war schön dort.

Sehr schön. Es ist ja bei Dir schon ein bisschen her und es ist seit dem ja auch

schon im Eingangsverfahren ein bisschen was gelaufen zur beruflichen Orientierung.

Aber kannst Du Dich noch daran erinnern, ob sich Dein vorheriger Berufswunsch

verändert hat nach dem Praktikum?

Nee. Wäscherei, Gebäudereinigung und vielleicht Brauerei.

Wenn Du jetzt an die letzten Schuljahre, das letzte Schuljahr denkst. Wer hat Dich da

unterstützt?

Frau Trautwein und Frau Berger.

Die Lehrer?

Die Lehrer.

Und noch jemand?

Und meine Mama und mein Papa. Die haben mich unterstützt.

Und hattest Du das Gefühl, dass Du gut unterstützt wurdest oder hast Du Dir etwas

anderes gewünscht?

Was anderes habe ich mir nicht gewünscht. Das Schöne ist, die Brauerei ist ja in der

Nähe. Die gehört ja nicht zur Diakonie am Thonberg, sondern das ist ja allgemeiner

Arbeitsmarkt und da kann man da arbeiten und das gefällt mir. So allgemein

verschiedene Stellen. Und die Diakonie am Thonberg gefällt mir so, weil die hier so

viele Stellen haben. Zum Beispiel vom Maler bis zur Wäscherei. Und das gefällt mir,

die große Auswahl, deswegen gehe ich gern hier hin. Und wegen der

Busverbindung, weil die sehr gut hier ist.

Fährst Du allein mit dem Bus nach Hause?

Also wenn ich bei Mama bin, fahre ich mit der Straßenbahn, mit der 4, und wenn ich

zum Papa fahre, fahre ich mit der 70 oder mit der 4. Je nachdem was kommt. Dann

mit der 72, 73 Richtung Mölkau.

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Da musst Du aber oft umsteigen?

Es geht. 2 Haltestellen.

Für die Diakonie am Thonberg hast Du Dich entschieden, weil es hier so viele

Möglichkeiten gibt?

Ja.

Was wünschst Du Dir aktuell für Deine berufliche Zukunft?

Das ich in der Wäscherei bin.

Das war es schon. Danke schön!

3.7. Gustav F.: Praktikum in der Küche (WfbM)

Interview: Praktikum Küche in der Werkstatt

(Interview wurde begleitet von der Klassenlehrerin Frau Kricke.)

Wenn Du an die Zeit denkst nach der Schule. Als wenn Du dann nicht mehr in der

Schule bist, sondern es geht in Richtung Berufsleben. Was geht Dir da gerade durch

den Kopf?

Frau Kricke: Das heißt, wenn Du aus der Schule raus kommst. Du bist jetzt nicht

mehr bei uns, Du gehst dann raus aus der Schule. Was willst Du dann mal machen?

Gustav F.: Arbeit gehen.

Weißt du schon, was das für eine Arbeit sein soll?

Gustav F.: mm (verneint)

Das weißt Du also noch nicht? Aber hast Du so ein paar Ideen, wo es einmal

hingehen soll?

Frau Kricke: Was möchtest du denn gern machen? Was gefällt dir beim Arbeiten?

Gustav F.: Holz.

Frau Kricke: Was noch? Gibt es noch etwas?

Gustav F.: Putzen und Metall.

Ok. Ein Praktikum hast Du ja in der Küche gemacht?

Gustav F.: Ja.

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Aber Küche willst Du jetzt nicht mehr? Hat Dir das nicht gefallen?

Gustav F.: Doch.

Es hat Dir also gefallen?

Frau Kricke: Ja, aber was war es denn? Was hast Du mir denn gesagt? War ein

bisschen…

Gustav F.: Anstrengend.

Anstrengend war es, ok. Was genau fandst Du anstrengend?

Gustav F.: Anziehen.

Umziehen?

Gustav F.: Ja.

Was war noch anstrengend?

Gustav F.: schweigt.

Auch das Stehen den ganzen Tag?

Gustav F.: Ja.

Das viele Schleppen?

Gustav F.: Ja.

Und da hast Du Dir gesagt, das habe ich jetzt einmal ausprobiert und jetzt schaue ich

mich aber nach einem anderen Bereich um?

Gustav F.: Ja.

Vor dem Praktikum war aber Küche schon Dein Bereich. Da warst Du begeistert

von?

Gustav F.: Ja.

Das Praktikum an sich in der Küche. Hat Dir das gefallen?

Gustav F.: Ja.

Was hat Dir dort besonders gut gefallen?

Gustav F.: Petersilie.

Was hast Du mit der Petersilie gemacht?

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Frau Kricke: Na zeig mal die Bewegung mit dem Wiegemesser

Gustav F.: (macht Wiegemesser Bewegung)

Frau Kricke: Mit dem Wiegemesser.

Was macht man mit der Petersilie?

Gustav F.: Brötchen machen.

Gab es noch etwas, was Dir gefallen hat?

Gustav F.: Ja. Abwaschen.

Abwaschen hat Dir gefallen? Echt? Was hast Du noch für Aufgaben gehabt?

Gustav F.: Abgetrocknet.

Das Besteck vor allem, nicht wahr? Ich habe Dich ja immer vorne stehen sehen.

Gustav F.: Ja.

Wie hast Du Dich mit den Kollegen verstanden?

Gustav F.: Nett.

Ihr habt ja auch immer ganz schön geschwatzt. Mit dem jungen Mann, der da auch

an der Kasse steht. Ihr zwei habt Euch immer schön unterhalten. Der andere

Mitarbeiter fand das auch gut, dass Du da warst. Mal jemanden zum Plaudern.

Gustav F.: Ja.

Bist Du mit den Gruppenleitern gut klar gekommen?

Gustav F.: Ja.

Wie lange bist Du noch in der Schule?

Gustav F.: 5 Monate.

Oh dann sind das jetzt schon die letzten Monate! Wenn Du jetzt daran denkst, dass

die Schule bald vorbei ist, weißt Du dann schon, wo es dann hingeht?

Gustav F.: mm (verneint)

Weißt Du schon, wo du danach arbeitest?

Frau Kricke: Warst Du mit der Mutti schon mal irgendwo und habt ihr geguckt, wo du

arbeiten könntest?

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Gustav F.: mm (verneint)

Was könntest Du Dir denn vorstellen? Ihr habt ja auch viele Praktika in der Werkstatt

gemacht. Könntest Du Dir das vorstellen? In die Werkstatt zu gehen?

Frau Kricke: Werkstatt? Was ist eine Werkstatt, Gustav? Wo ist denn die Werkstatt?

Zeig mir mal eine.

Gustav F.: Dort drüben.

Frau Kricke: Ah. Und würdest Du in einer Werkstatt arbeiten wollen?

Gustav: Ja.

Frau Kricke: Das gefällt Dir?

Gustav F.: Ja.

Frau Kricke: Wer ist denn alles in der Werkstatt? Wer ist denn da schon?

Gustav F.: Paul B. (Name anonym)

Frau Kricke: Paul B. [Name anonym]? Ihr versteht euch gut?

Gustav F.: Ja. P. , B.

Frau Kricke: Er vermisst seine Freunde.

Und darauf freust Du Dich, dass Du die auch wieder siehst.

Gustav F.: Ja.

Das ist ja auch immer schön, wenn man schon jemanden kennt. Als wenn man völlig

neu anfängt und alle sind weg, die man kannte.

Gustav F.: Ja.

Ich glaube, die anderen freuen sich auch, dass sie da drüben noch zusammen sind.

Gustav F.: Ja.

Also könntest Du Dir vorstellen, dass es später einmal in eine Werkstatt geht.

Gustav F.: Ja.

Dann war es das schon. Danke schön!

Gustav F.: Bitte.

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3.8. Nadine L.: Praktikum im Supermarkt

Wenn Du im Moment daran denkst, dass die Schule bald zu Ende ist, was geht Dir

da durch den Kopf?

Ich gehe dann in das BVJ und mal sehen, was dann halt kommt. Wie es dann

weitergeht.

BVJ? Hast Du das vorgeschlagen bekommen oder wie bist Du auf die Idee

gekommen?

Frau Berger [Name geändert] hat mir das angeboten.

Von der Agentur für Arbeit?

Ja.

Super, hast Du schon einen konkreten Platz dort? Hast Du Dich schon dort

vorgestellt im BVJ?

Nein, das noch nicht.

Wie stellst Du Dir Deine berufliche Zukunft vor? Was möchtest Du nach der Schule

machen? Gibt es einen bestimmten Bereich, in den Du mal gehen möchtest?

In die Küche.

Vor einiger Zeit hast Du ja ein Praktikum auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt gemacht.

Wo warst Du da konkret im Praktikum und wie hast Du das erlebt?

Das erste war zweimal bei einem Supermarkt. Das zweite war bei einem anderen

Supermarkt. Das hat mir sehr gut gefallen.

Was hast Du da für Tätigkeiten gemacht?

Putzen, dann einräumen und dann nach dem Datum gucken.

Ist Dir alles gut gelungen?

Ja.

Was hat Dir besonders gut gefallen?

Das Einräumen.

Gab es etwas, was Dir nicht so gut gefallen hat?

Putzen.

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Wenn Du an das Praktikum denkst, hat sich Dein Berufswunsch nach den Praktika

verändert oder ist der gleich geblieben?

Ist gleich geblieben.

Gerade hattest Du ja gesagt, dass Du gern die Küche ausprobieren möchtest im

BVJ. Das hat ja eigentlich nichts mit Supermarkt zu tun. Willst Du das einfach noch

zusätzlich ausprobieren?

Ja.

Wenn Du an die Zeit nach der Schule denkst, von wem wirst Du da gerade

unterstützt?

Weiß ich nicht.

Mit wem kannst Du über die Zeit nach der Schule sprechen? Ist das

Gesprächsthema?

Mit meiner Mutti vielleicht.

Thematisiert Ihr das immer mal?

Ja.

Und noch mit jemandem anderen?

Nö. Na gut schon mit Frau Kricke aber mehr nicht.

Die Frau Berger hattest Du ja angesprochen von der Agentur für Arbeit. Da warst Du

ja zum Gespräch. Hast Du Dich von der Agentur für Arbeit gut unterstützt gefühlt?

Ja.

Was wünschst Du Dir für Deine berufliche Zukunft?

In einem Supermarkt arbeiten.

Ok, sehr schön. Vielen Dank!

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3.9. Matthias M.: Praktikum in der Autopflege (WfbM)

Wenn Du daran denkst, dass die Schule bald zu Ende ist, was geht Dir da durch den

Kopf?

(schweigt)

Wie lange hast Du noch bis die Schule zu Ende ist? Wie alt bist Du?

16.

Dann hast Du ja noch ein bisschen Zeit. Denkst Du manchmal schon darüber nach,

was nach der Schule kommt? Wo Du beruflich hin möchtest?

(Mmh. Murmeln.)

Gibt es irgendeinen Bereich, wo Du mal hin möchtest? Der Dich interessiert?

Das weiß ich noch nicht.

Du hast ja vor einiger Zeit ein Praktikum gemacht. Bei Dir war das in der Autopflege

in einer Außenarbeitsgruppe der Werkstatt. Wie hast Du das Praktikum erlebt?

(überlegendes Gemurmel.)

Was hast Du da gemacht im Praktikum?

Zuerst mal die Räder schrubben. Damit habe ich angefangen als ich hingekommen

bin. Und ich habe auch die Autos dann mal durchgesaugt.

Schön. Hat Dir das gefallen?

Ja.

Du hattest damals ja schon den Wunsch in die Autopflege zu gehen. Da hattest Du

gesagt, das interessiert Dich.

Ja, ich habe eigentlich etwas mit Tuning im Kopf gehabt.

Aha, also Wäsche war also nicht so unbedingt deins?

Ja.

Was hat Dir im Praktikum gut gefallen?

Das war eigentlich alles ok.

Gab es irgendetwas, was Dir nicht gefallen hat? Etwas, was Du Dir anders

gewünscht hättest?

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Ich denke nicht, dass irgendetwas schlecht war.

Wie waren die Kollegen drauf?

Die haben immer so ein bisschen rumgemeckert irgendwie.

Der Gruppenleiter oder ein anderer Teilnehmer?

Ein Teilnehmer.

Und bist Du damit klar gekommen?

Ja. Er hat immer seinen Kommentar gehabt. Als ob er es besser wüsste. Hat einen

auf Klugscheißer gemacht.

Was hast Du da gemacht als er Dich so belehrt hat?

Nichts.

Hast es einfach über Dich ergehen lassen. Ganz professionell?

Ja. Genau.

Wenn Du jetzt an das Praktikum denkst und an Deinen Berufswunsch vorher. Du

wolltest ja eigentlich Autotuner werden. Hat sich Dein Berufswunsch verändert durch

das Praktikum? Das Du sagst, ach jetzt würde ich eigentlich lieber in die Autopflege

gehen oder etwas ganz anderes machen?

Weiß ich noch nicht.

Alles wieder offen? Wäre denn die Autopflege ein Bereich, den Du Dir vorstellen

könntest oder sagst du „Oh ne, ja nicht!“? Ich habe es jetzt durchgehalten, aber das

war es dann auch?

Naja. (lächelt)

So richtig die Begeisterung sprüht jetzt gerade nicht aus Dir.

Ich habe es mir anders vorgestellt.

Und jetzt gerade irgendeinen Gedanken, wo es mal hingehen soll.

Ne. Ich habe ja auch viel Zeit.

Ist es zu Hause schon irgendwie Thema, was nach der Schule kommt? Oder ist es

noch nicht so richtig Thema?

Ne. Noch nicht.

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Das merke ich auch so. Das ist ja auch in Ordnung, Du hast ja wirklich auch noch

Zeit. Aber gibt es irgendwas, wo Du sagst, dass würdest Du Dir wünschen für Deine

berufliche Zukunft? Was Dir wichtig ist später im Beruf?

Ich weiß nicht.

Was gefällt Dir zum Beispiel am Auto tunen?

Es ist so cool wenn die so lackieren und rumschrauben.

Macht die Tätigkeit Spaß oder das was dann dabei rauskommt, weil es cool

aussieht?

Das alles macht Spaß.

Machst Du auch so in Deiner Freizeit gern etwas Handwerkliches oder etwas

Künstlerisches?

Ja hier machen wir viel Handwerkliches. Was mit Holz und nem Baukasten.

Und macht Dir das Spaß?

Ja.

Kannst Du das gut?

Ja. Ich habe auch schon viel mit dem Baukasten gemacht.

Und am Auto herumschrauben, machst Du das manchmal? Mit dem Vati oder so?

Ich hab mal zu Hause so etwas gemacht. Mit so nem Ding, wo man das Auto dann

so hoch macht.

So eine richtig große Hebebühne oder für den Reifenwechsel?

So ein Reifenwechselding.

Ok. Das fetzt schon, was, wenn man das große Auto einfach mal so hochnehmen

kann. Ok, danke schön für das Interview. Das war es schon.

Ja ok. Ich weiß ja nicht mehr wie der hieß, der Mann, wo ich war.

Der Herr Fuchs? [Name geändert]

Ja.

War der gut?

Ja. Hat der etwas von mir erzählt?

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Das weiß ich nicht, die Frau Kittler hat das ja gemacht, hat das ausgewertet. Hat Sie

Ihnen das damals nicht zurückgemeldet, was der Herr Rabe gesagt hat?

Wir hatten damals auch so einen Zettel, wie gut wir waren.

Den haben Sie ausgewertet?

Ja.

Und traf das auch Deine Einschätzung was der Herr F. da eingeschätzt hat?

Mmh. Ok.

Manchmal hat man ja das Gefühl, dass man viel besser war oder viel schlechter als

der andere oder man hätte sich gar nicht als so gut eingeschätzt.

Ja. Ich freue mich schon auf das nächste Praktikum.

Was willst Du da machen?

Im PC. Kennen Sie das?

Ach im Paunsdorf Center?

Da gibt’s einen Mediamarkt.

Ach im Mediamarkt möchtest Du ein Praktikum machen?

Ja. Ich will auch mal in so einen Laden. Was die anderen Mädels auch gemacht

haben. Im Verkauf in so einen Laden. Ich will auch mal versuchen, wie das geht.

Mals ausprobieren.

Ah zum Ausprobieren, ob Dir das liegt?

Ja.

Und es soll unbedingt ein Mediamarkt sein? Ein Elektrofachgeschäft oder kann es

auch etwas anderes sein?

In den Mediamarkt.

Was haben denn die Mädels erzählt vom Praktikum? Hat ihnen das gefallen?

Denk schon.

Weißt du, ob jetzt schon ein nächstes Praktikum geplant ist? Haben die Lehrer schon

mit Dir gesprochen wegen einem nächsten Praktikum?

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Das kommt glaube ich erst noch. Mal gucken, wenn die Frau Kittler mal wieder

kommt. Dann können wir das dann machen.

Dann geht es wieder los.

Ja.

Mit Frau Kittler kamst Du gut klar?

Ja.

Das ist eine Nette, ne.

Ja.

Möchtest Du noch etwas sagen. Fällt Dir noch etwas ein zum Thema?

Mir fällt nichts ein.

Du musst auch nicht. Wir sind dann auch fertig.

4. Ausführliche Interviews der Eltern

In der Auswertung konnten zwei Mütter für ausführliche Interviews gewonnen

werden. Ihre Aussagen geben einen kleinen Einblick in die Situation der Eltern.

4.1. Frau G., Mutter von Doreen G.

Ihre Tochter in welcher Werkstufenklasse ist sie gerade? Wie viele Jahre sind es

noch bis zum Übergang?

Sie ist in der WB. Also sie muss noch zwei Jahre hier in der Schule bleiben.

Im Moment ist ja so eine spannende Phase Übergang von der Schule in das

Arbeitsleben. Es ist noch ein bisschen weg, aber trotzdem beginnt man ja in der

Werkstufe schon, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Spüren Sie im Moment

schon Veränderungen zu den vorherigen Jahren? Das Sie merken, es ist etwas

anders?

Bei meinem Kind oder was?

Bei dem Kind oder in dem, wie man miteinander umgeht. Das Sie merken, man setzt

sich mit ganz anderen Themen auseinander?

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Naja. Naja gut. Doreen [Name geändert], die interessiert sich schon so. Wie gesagt,

dass Thema war halt für später mal, dass sie mal im Kindergarten arbeiten wollte und

nun sie aber schon mitkriegt, dass es halt schon ein bisschen anders ist und nun

doch jetzt die andere Richtung gehen will, was Werkstatt ist. Sie befasst sich schon

sehr.

Sie hat vorhin gerade erzählt, dass sie das in dem Kindergarten total anstrengend

fand und das will sie nicht.

Die war jeden Tag fix und alle war die abends. Sie lag auf dem Sofa und am liebsten

wäre es ihr gewesen gleich ins Bett zu kriechen und zu schlafen nur noch. Also die

war echt… das war sehr anstrengend. Sie hat schon nach einer Woche gesagt: „Ich

will wieder in die Schule.“

Die Schule an sich hat ja auch die Aufgabe auf das Arbeitsleben vorzubereiten. Was

erleben Sie im Moment? Wie viel bekommen Sie im Moment mit von dem Übergang

Schule –Arbeitsleben? Wie das in der Schule vorbereitet wird?

Also ich muss sagen, ich bin sehr zufrieden, wie das vorbereitet wird. Durch die

Praktika, die sie in der Werkstatt oder auch außerhalb machen, dann auch so, dass

sie überhaupt so allgemein auf das Leben später mal sehr gut vorbereitet werden.

Ich kann ja nur davon sprechen. Ich kriege es ja selber mit, dadurch ich ja hier bin.

Ich finde es eigentlich sehr gut.

Sehr schön. Wir haben als Diakonie am Thonberg in Zusammenarbeit mit der Schule

hier ein Projekt gemeinsam gemacht. Wir hatten einen Workshop für die Schüler, wo

sie einen Tag verschiedene Sachen ausprobieren konnten. Dann haben wir diese

Praktika organisiert. Was haben Sie davon mitbekommen?

Von der Organisation?

Von dem Workshop zum Beispiel. Hat da die Doreen was erzählt?

Ne. Die hat da gar nichts erzählt. Also ich frage sie zwar immer, aber nee. Sie hat da

nichts weiter erzählt. Muss ich jetzt ganz ehrlich sagen.

Das kann passieren, dadurch, dass das hier im normalen Schulablauf ist, dann ist

das halt eine normale Stunde. Und das Praktikum auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt.

Wie haben Sie das erlebt?

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Die Vorbereitung lief nun, dadurch ich den Kindergarten ja nun schon kannte, weil ich

dort ja selber drin gearbeitet habe. Da war das alles so ein bisschen eingerührt.

Ansonsten die Absprachen und so, das war alles relativ gut. Ich kann mich da nicht

beklagen. Die Chefin hat mir dann Zwischendurch mal… Wir haben dann immer mal

zwischendurch telefoniert und noch einmal so ihr Feedback gegeben.

Haben Sie sich dort von der Schule aus und von der Frau Kittler aus gut unterstützt

gefühlt im Praktikumsprozess?

Ja.

Und auch bei der Auswertung?

Ja, da hatte ich ja dann das schriftlich bekommen alles und dann rede ich ja eh,

wenn irgendetwas ist mit der Klassenlehrerin. Ich fand es gut so. Ja.

Wie hat denn die Doreen das Praktikum an sich erlebt? Was hat sie berichtet?

Also ich muss mal dazu sagen, sie hat davon erwartet, dass sie mehr oder weniger

mit den Kindern arbeitet. So und das ist ja nicht in Erfüllung gegangen. Sie war ja im

hauswirtschaftlichen Bereich. Dort war sie ja tätig. Und wie gesagt, ich kannte die ja

nun alle dort und hatte sie ja nun auch vorbereitet und hatte auch gesagt immer

schon vorher zu meiner ehemaligen Chefin, dass sie nicht vergessen sollen, dass bei

Doreen nun auch alles nicht so schnell geht und vieles mehrmals gesagt werden

muss, aber es war anstrengend. Doreen ist auch ein Kind, was über ihre Grenzen

geht. Also die Pause von allein macht sie nicht. Es musste immer wieder gesagt

werden: „Doreen, jetzt mach erst einmal eine Pause und setz dich doch mal hin und

trinke mal.“ Daraufhin war sie abends immer fix und fertig und hat fast jeden Abend

geschimpft, was sie machen musste und sie hat auch ihre Leute vermisst. Das kam

dann halt noch dazu und dann kam nach einer Woche, dass sie wieder in die Schule

möchte.

Das kam bei einigen.

Aber sie hat trotzdem die drei Wochen ganz tapfer durchgezogen. Das ist

bewundernswert trotzdem.

Ja. Das ist total super. Haben Sie das Gefühl gehabt, dass dieses Praktikum einen

Einfluss auf ihre berufliche Entscheidung hatte?

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Ja. Ich denke mal schon. Sie hat ja jetzt gesagt: „Ich will in meine Werkstatt. Ich geh

in meine Werkstatt.“ Das war für sie eine Erfahrung, die sie machen musste. Also da

stehe ich auch voll dahinter und das hat einen großen Einfluss, würde ich sagen, für

sie jetzt.

Wie ist das? Hatte sie vorher Werkstatt abgelehnt? Oder war es einfach nur, dass

Werkstatt nicht diesen Bereich Kindergarten hatte?

Ne, die hat sie nicht abgelehnt. Ich weiß gar nicht mehr, wie das überhaupt dann

zustande kam, dass außen arbeiten wollte. Wir hatten erfahren, dass es so etwas

gibt. Doreen hat immer gesagt: „Ich werde mal Erzieherin. Ich will mal Erzieherin

werden.“ Habe ich gesagt: „Naja Doreen, da müssen wir mal sehen, wenn es so

klappt.“ So ist das dann eigentlich gekommen. Sie ist nicht abgeneigt von der

Werkstatt gewesen. Es war eben wirklich Glückssache, dass das nun dann kam,

dass sie da eben reinschnuppern konnte.

Wie stehen Sie zur Werkstatt?

E: Total positiv. Ich habe da keine Bedenken, das sich sage „Nein, absolut nicht!“.

Wenn sie das machen will und dort das Passende findet, dann soll sie in die

Werkstatt gehen. Da stehe ich voll dahinter.

Wir haben ja in der beruflichen Vorbereitung so ein Spannungsverhältnis: Entweder

allgemeiner Arbeitsmarkt, wo man jetzt auch merkt, da sind sie wirklich noch

überfordert und brauchen Entwicklungszeit noch und die Alternative ist ja dann

Werkstatt. Würden Sie sich wünschen, dass es da noch eine Alternative gibt, etwas

dazwischen? Oder sagen Sie, Werkstatt ist genau das Richtige?

Zum jetzigen Zeitpunkt würde ich sagen, ist die Werkstatt erst einmal das Beste, aber

sie entwickelt sich ja auch noch ein bisschen und in zwei Jahren kann es schon ganz

anders aussehen. Ich sage mal, wenn es so ein Zwischending geben würde –

probieren könnte man es.

Wenn ich es so heraushöre, ist es vor allem, dass jetzt noch nichts anderes geht

durch die Entwicklung. Zwei Jahre erst einmal in der Werkstatt und dann kann man ja

schauen.

Ja.

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Gibt es aktuell etwas, dass Sie sich anders wünschen in der beruflichen

Vorbereitung? Was würden Sie sich noch wünschen? Vielleicht ergänzend

wünschen?

Nein. Ich denke erst einmal nicht. Also ich denke, das wird ja dann alles kommen mit

den Gesprächen, wenn es so weit ist. So wie es jetzt ist, finde ich es ganz in

Ordnung.

Haben Sie ein gutes Gefühl?

Ja.

Das war es schon. Dankeschön.

4.2. Frau L., Mutter von Nadine L.

Erst einmal ganz lieben Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Ihre Tochter

ist die Nadine [Name geändert].

Genau.

In welcher Werkstufenklasse ist sie jetzt. Wie lange hat sie noch Zeit bis zum

Übergang?

Ich glaube WB.

Und wie lange ist sie jetzt noch in der Schule bis sie wechselt?

Nur noch dieses Jahr.

Ein Jahr noch. Also nur noch dieses Schuljahr bis zum Ende?

Ja ja.

Ok. Dann sind Sie ja jetzt gerade in der ganz spannenden Phase drin – Übergang.

Wie erleben Sie das gerade? Merken Sie da Veränderungen, sind da viele Sachen

zu bewältigen? Wie erleben Sie das gerade so, diese Übergangsphase?

Ja sie ist, schon alleine durch die Praktika, die sie gemacht hat. Sie wird dann schon

langsam erwachsen, das merkt man dann schon. Das merkt man ja auch zuhause,

wie sie wird.

Und woran wird das ersichtlich?

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Wie sie mit einem umgeht. Also auch vom Reden her. Auch jetzt im Haushalt, wie sie

mit hilft. Das funktioniert alles, weil vorher da musste man teilweise ja wirklich sagen:

„Mache dies und mache jenes.“ Jetzt macht sie es ja wirklich von alleine.

Sehr schön! Ist das Thema, was danach kommt, nach der Schule schon lang Thema

und merkt man, dass das jetzt immer präsenter ist? Oder ist das so, dass das noch

weit weggeschoben wird? Wie ist das gerade bei Ihnen?

Sie selber weiß noch nicht genau, was sie machen will. Das schiebt sie dann immer

so ein bisschen vor sich hin. Weil ich ja auch schon ein paarmal gesagt habe, sie

muss sich überlegen, was sie macht, was sie machen will. Was gerne machen

würde, das funktioniert halt nicht.

Und was wäre das?

Erzieherin im Kindergarten. Aber das wird so nichts. Dort könnte sie auch bloß in der

Küche arbeiten oder sauber machen. Aber so direkt mit den Kindern, das geht gar

nicht.

Und was sind im Moment für Äußerungen, in welche Richtung das gehen soll? Soll

es eine Werkstatt sein oder eine Berufsausbildung probieren? Was ist so Ihre

Denkweise gerade?

Na sie selber würde nicht gern in eine Werkstatt. Aber wie gesagt, man muss halt

sehen, was sie kann. Weil ich will sie nicht irgendwo hineindrängen, wo sie dann

nicht glücklich ist. Deswegen habe ich ja auch den Test machen lassen und wie

gesagt, den möchte ich gern abwarten.

Und für Sie jetzt, wie erleben Sie das gerade? Mit was setzen Sie sich jetzt gerade

an Möglichkeiten auseinander?

Das ist wirklich schwierig. Weil ich will, dass Sie später wirklich mal einen Beruf hat,

mit dem sie glücklich ist und den sie gerne macht. Und das es ihr gut geht. Das ist,

was mich jetzt am meisten bewegt.

Wir haben hier vor Ort mit der Förderschule zusammen ein Projekt durchgeführt zur

beruflichen Orientierung. Wie erleben Sie das? Was haben Sie von dem Projekt

mitbekommen? Es ging ja darum, dass wir Praktika auf dem allgemeinen

Arbeitsmarkt angeboten haben, dass wir Workshops gemacht haben? Was haben

Sie so mitbekommen von dem Projekt?

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Also das war ja das, wo sie bei dem Supermarkt [Name wird nicht genannt] war. Das

Projekt meinen Sie?

Ja, genau.

Die erste Woche war sie happy. Die zweite Woche war sie dann nicht mehr so

happy. Weil es war sehr anstrengend für sie. Sie war wirklich fertig. Wie gesagt, und

da gab´s wohl auch jemanden, den sie gar nicht mochte. Da hat sie dann auch am

Abend gesagt: „Oh Mutti, ich will nicht mehr. Kannst Du mich nicht krankschreiben?“.

Ich sagte „Oh nein, die Tage ziehst Du das jetzt durch.“ Ich sagte: „Ich kann auch

nicht wegen jedem bisschen, wenn ich mal keine Lust habe oder so, nicht zur Arbeit

gehen. Man muss gehen.“ Wie gesagt, dann fing sie dann an: „Oh ich würde lieber in

die Schule wieder gehen.“

Also es war schon eine Herausforderung?

Ja.

Das Problem, was Sie benannt hatten, war das mit einer Kollegin? Wissen Sie, was

da die Ursache war?

So weit wie ich weiß, Nadine hat mir nicht alles erzählt und manchmal ist sie ja auch

ein bisschen verschlossen. Wie gesagt, aber was ich mitgekriegt habe, hat sie hat

halt ziemlich viel geschimpft. Was da vorgefallen ist, keine Ahnung.

Und bei der Auswertung hat sie da gesagt, es soll eher in die Richtung gehen oder

hat sie gesagt: „Um Gottes willen! Ja nicht allgemeiner Arbeitsmarkt!“?

Das weiß ich nicht wirklich. In letzter Zeit ist sie halt ziemlich zickig.

Ja irgendwann kommt dieses Alter!

Ja, es ist schwierig mit ihr dann zu reden.

Ja, aber war schon so, dass sie das herausgefordert hat. Und durchgezogen hat sie

das Praktikum?

Das Praktikum hat sie fertig gemacht, ja.

Das ist sehr schön!

Darauf hätte ich sowieso bestanden! Weil, wenn man was anfängt, muss man das zu

Ende bringen, ob´s einem gefällt oder nicht. Ich wurde damals genauso ins Wasser

geschubst. Ich musste das auch alles durchziehen, als ich angefangen habe.

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Das ist glaube ich auch ganz gut, wenn sie mal ein bisschen Druck bekommen.

Wenn man auch sagt, so jetzt probiert das Mal, haltet das mal durch! Auch wenn

man da erst einmal ins kalte Wasser geworfen wird. Wie haben Sie das Praktikum

erlebt, die Vorbereitungsphase und auch die Auswertungsphase? War das für Sie

eine Herausforderung? Hatten Sie das Gefühl: „Ich war mehr involviert?“ oder „Ich

musste mehr unterstützen“?

Nein, das hat sie eigentlich prima gemacht. Das lief dann alles von alleine. Die zweite

Woche musste ich sie dann halt ein bisschen aufmuntern: „Zieh das durch! Wenn Du

das dann danach hast, gehst Du dann eh wieder in die Schule und da kannst Du

Dich wieder ausruhen.“

Wie haben Sie sich in dem Prozess gefühlt? Wir haben ja vorher auch

Elterngespräche geführt, um darauf vorzubereiten, es geht in Richtung allgemeiner

Arbeitsmarkt, es soll ein Praktikum anberaumt werden. Haben Sie sich gut

eingezogen gefühlt, gut beraten? Oder hatten Sie das Gefühl, eigentlich haben mir

Informationen gefehlt?

Nein, das war in Ordnung.

Haben Sie irgendwie gemerkt, dass das, was dort passiert ist, was auch in dem Jahr

passiert ist, eine Auswirkung hatte auf die Entscheidungsfindung von der Nadine?

Also so, dass man gemerkt hat, sie hat sich noch einmal anders damit

auseinandergesetzt. Vielleicht, dass sie von ihrem Berufswunsch abgewichen ist

oder dass es anders Einfluss auf ihre beruflichen Entscheidungen gehabt hat?

Also was sie jetzt wirklich will, das weiß ich nicht und ich denke mal, sie weiß es auch

nicht wirklich. Wir haben das jetzt zwar getestet. Sie kam zu mir: „Na, was soll ich

denn jetzt machen?“ Ich sage, na ich weiß es nicht. Hast Du nicht irgendeine

Vorstellung? Sie sagte: „Nicht wirklich.“. Na dann probierst Du halt mal Rewe. Erst

einmal hast Du es da nicht so weit. Ich komme da ja auch mal ab und zu einkaufen

und dann sehe ich ja auch mal, was Du tust. Da war sie ja damit einverstanden. Ja

bei dem Supermarkt [Name wird nicht genannt], ja die zweite Woche halt. Oder sie

geht halt zu Rewe zurück, weil wie gesagt, ich kenne ja die Leute dort auch und

Nadine kennt sie ja auch, schon alleine, weil sie da ja auch immer einkaufen geht. Na

wie gesagt, Rewe, das war ihr Ding. Und dort war es auch so, wenn sie da ihr Ding

gemacht hat, konnte sie danach nach Hause gehen. Das hat ihr auch gefallen. Da ist

sie danach in ihren Jugendclub.

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Was wir natürlich bei diesem Projekt probieren, ist, dass man möglichst realistische

Bedingungen hat.

Das ist richtig. Und das war ja bei Rewe nicht. Die Einübungszeit war das ok

gewesen. Bei dem Supermarkt [Name wird nicht genannt] war das dann schon

anders. Aber ich sage ihr da auch, normale Leute müssen auch arbeiten. Die

arbeiten auch acht Stunden am Tag. Ich sage, da musst Du durch.

Das ist uns auch wichtig bei den Praktika, dass wir sagen, wir machen jetzt nicht

irgendwas, nur dass sie das mal ausprobiert, sondern es sollen schon möglichst, und

dazu werden auch die Arbeitgeber angehalten, realistische Bedingungen sein. Die

müssen dann dort auch Sachen machen, wo auch später eine Perspektive besteht

und deswegen haben wir auch Altenpflegeheim oder Kindergarten ausgeschlossen,

außer jetzt für Gebäudereinigungsarbeiten, weil direkt einsetzen im pädagogischen

Bereich. Das ist kaum möglich.

Nadine als Putzfee? Das kann ich mir nicht wirklich vorstellen. Wenn ich sehe, wie

sie ihr Zimmer sauber macht.

Na das ist auch die Frage, ob sie das dann will. Ihr geht es ja, denke ich, auch darum

mit den Kindern zusammen zu kommen.

Was würden Sie sich aktuell anders wünschen in der Berufsvorbereitung? Gibt es

irgendwas, wo sie sagen, da würde ich mir mehr Beratung wünschen? Oder das

sollte anders laufen in der ganzen Übergangsphase? Was würden Sie sich

wünschen?

Das sie vielleicht doch mehr Möglichkeiten hätte, wo sie hineinschnuppern kann.

Dass sie sich selber mehrere Berufsgruppen anschauen kann. Das mit dem

Supermarkt das war schon in Ordnung. Gerade die lange Zeit. Sie steht kurz vor dem

Schluss und sie weiß noch nicht wirklich, was sie will.

Vielleicht auch, dass man mehr damit anfängt?

Ja.

Und von den Berufsgruppen meinen Sie schon Praktikum allgemeiner Arbeitsmarkt,

aber das man mehrere Möglichkeiten ausprobieren kann?

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Ja, mehrere Möglichkeiten. Das wäre mir wünschenswert. Das man jetzt nicht immer

in die Werkstätten. Nichts gegen die Werkstätten, um Gottes willen, es ist gut, dass

es die Möglichkeiten gibt, aber es müsste halt auch mehr Berufsgruppe geben.

Und für Sie als Eltern. Es gibt ja neben der Werkstatt für behinderte Menschen als

Übergangsvariante auch andere Möglichkeiten. Die sind teilweise für die Abgänger

aus der G-Schule schwieriger zu erschließen, weil die G-Schulen nicht an den

allgemeinen Lehrplan gebunden sind, sondern an den Lehrplan der G-Schule, aber

es gibt durchaus Möglichkeiten. Werden Sie dazu beraten? Würden Sie sagen, Sie

kennen da ein paar Möglichkeiten außerhalb von Werkstatt und allgemeiner

Arbeitsmarkt?

Es wurde mal darüber gesprochen ja. Aber jetzt so direkt Beratung?

Und von wem, wissen Sie das noch?

Mit Frau Berger [Name geändert] von der Arbeitsagentur hatten wir auch schon

einmal drüber gesprochen. Aber ich hänge jetzt momentan in der Luft. Ich weiß nicht,

was ich machen soll. Ich will ja auch nichts Falsches machen. Und dann geht’s sie

mir kaputt. Das will ich ja auch nicht. Ich hänge in der Sicht ein bisschen in der Luft.

Gibt es da etwas, was Sie sich wünschen würden? Von wem würden Sie da gern

beraten werden? Sollte es ein Angebot für Eltern geben? Vielleicht auch die

Möglichkeit die Träger kennen zu lernen? Wir haben ja zum Beispiel beim

Elternabend auch verschiedene Varianten vorgestellt, was danach angeschlossen

werden könnte. Hat Ihnen das geholfen?

Ja das hat mir schon geholfen. Ich bin mir halt nur immer noch unschlüssig. Es gibt

viele Sachen, wo ich Nadine zu Hause einschätzen kann, was sie kann und was ihr

schwer fällt. Aber wie gesagt, wie sie dann hier in der Schule ist, ist auch wieder

ganz anders. Ich bekomme es zwar dann durch die Lehrer zu erfahren.

Das ist auch total nachvollziehbar, weil man ja auch nicht, so richtig orakeln kann.

Deswegen. Ich hänge in der Hinsicht ein wenig in der Luft. Ich will halt das Beste für

sie. Das sie auch in dem Beruf, den sie sich wünscht, glücklich ist. Und nicht, dass

sie dann wie in der Schule damals, dasitzt und weint und ist fix und alle. Und das sie

später ihr Leben meistern kann.

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Darf ich fragen, ob nun schon mit der Arbeitsagentur der erste Schritt danach

festgelegt wurde?

Nein. Wir wollten noch nichts festlegen. Ich wollte diesen Test abwarten, ob´s

möglich wäre. Weil wie gesagt, Nadine möchte ja ungern in eine Werkstatt. Die

würde schon gerne wie so eine Art Lehre anfangen.

Die Testung, ist das die, die der IFD gerade an der Schule durchführt?

Nein, das ist die vom Arbeitsamt.

5. Ein Dank an alle Projektbeteiligten

Wir bedanken uns für die großartige und wertschätzende Zusammenarbeit mit den

Kolleginnen und Kollegen der Förderschule Thonberg. Die Arbeit mit Ihnen hat uns

unglaubliche Freude bereitet! Es war wunderbar, wie sich Ideen ergänzt haben und

gemeinsam Lösungen gefunden wurden und wir freuen uns auch auf die weitere

Zusammenarbeit und den Austausch mit Ihnen!

Ein besonderer Dank geht an: Die Schulleiterin Frau Heinrich, sowie die Lehrkräfte

der Werkstufenklassen Frau Trautwein, Frau Dietrich, Frau Brückner, Frau Kricke,

Frau Blümel, Herrn Conselius, Herrn Hartmann und Herrn Elzner für das

Engagement für das Projekt!

Vielen herzlichen Dank an alle Praktikumsgeber(innen) für die Bereitschaft den

Jugendlichen die Chance zu geben, sich auszuprobieren. Vielen Dank für die viele

Geduld auch bei kleineren und größeren Problemen den Jugendlichen weiterhin ein

Partner zu sein!

Herzlichen Dank für die Unterstützung bei der Vorbereitung und Durchführung der

Workshops an die lieben Kollegen und Kolleginnen aus der Diakonie am Thonberg:

Frau Laue, Herrn Kretzschmann, Frau Meyerjürgen, Herrn Rüdinger und Herrn

Wildenauer.

Und natürlich an Frau Kittler für die hervorragende und großartige Ausgestaltung des

Projektes!

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6. Handlungsempfehlungen

Im Folgenden sollen nun auf Grundlage der Erfahrungen und Schlussfolgerungen

aus dem Projektverlauf als auch den Projektergebnissen konkrete

Handlungsempfehlungen aufgezeigt werden.

6.1. Initiative Inklusion

2011 wurde vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) die Richtlinie

„Initiative Inklusion – Verbesserung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am

Arbeitsleben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt“ aufgelegt. Insbesondere das

Handlungsfeld „Berufsorientierung“ kann als wertvolle Leitlinie für Überlegungen zur

Verbesserung aktuell bestehender Maßnahmen genutzt werden.

Das BMAS benennt vier handlungsleitende Kernelemente, welche „für den Aufbau

bzw. die Weiterentwicklung von Strukturen und Maßnahmen zur verbesserten

beruflichen Orientierung“ (BMAS, 2011, 2) von Bedeutung sind:

- Erhebung von Kompetenz- und Potenzialanalysen zu Beginn einer

Maßnahme,

- Ermöglichung von Praktika auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt,

- Einbindung alle Beteiligten im Prozess der Berufsorientierung sowie

- Begleitung des Übergangs in das Arbeitsleben.

Dieses Förderprogramm benennt damit wichtige Bausteine, welche für die berufliche

Orientierung maßgeblich sind.

Die Erhebung von Kompetenz- und Potenzialanalysen ist wichtig und notwendig, um

den Jugendlichen, den Eltern als auch weiteren Beteiligten einen Überblick über den

aktuellen Leistungsstand zu geben. Gerade in der Phase der beruflichen

Orientierung darf diese aber nicht eine Statusdiagnostik zum Beginn sein, sondern

muss kontinuierlich fortgesetzt, ergänzt und angepasst werden. Hierbei ist es

notwendig, die einzelnen Schritte der beruflichen Orientierung und deren Ergebnisse

zu dokumentieren und somit dem Jugendlichen als auch allen anderen Beteiligten

transparent zugänglich zu machen. Sie muss einen Überblick über durchgeführten

Maßnahmen ebenso beinhalten, wie die konkreten Auswertungen aller Beteiligten.

Kompetenz- und Potenzialanalysen dürfen sich darüber hinaus nicht nur auf

Schüler(innen), denen ein Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt potentiell

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gelingen könnte konzentrieren, sondern müssen allen Schüler(innen) ermöglicht

werden.

Praktika auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt sind ein wertvoller Baustein, der vielen

Schüler(innen) ermöglicht werden sollte. Handlungsleitend sollten die Wünsche der

Jugendlichen sein, nicht die Einschätzung derer potentiellen Möglichkeiten. Viele

Jugendlichen offenbaren im Rahmen der Praktika immense Entwicklungsfortschritte

und Kompetenzen, welche sie im Schulalltag nicht zeigen. Aber auch in diesem

Punkt greift die Initiative Inklusion zu kurz, wenn sie wirklich den Aspekt der Inklusion

ernst nehmen möchte. Neben Praktika auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt muss eine

berufliche Orientierung ein weitreichenderes Spektrum an beruflichen Möglichkeiten

aufzeigen und insbesondere auch aufzeigen, wie die Schülerinnen und Schüler dann

in dieses Arbeitsfeld über Ausbildung bzw. berufliche Bildung einsteigen können.

Hierzu gehört, dass Anschlussmaßnahmen den Schüler nicht nur vorgestellt,

sondern in Form von Schnuppertagen oder Praktika konkret erfahrbar gemacht

werden. Neben der Werkstatt für behinderte Menschen, muss dies Maßnahmen wie

das Berufsvorbereitungsjahr, die Berufsbildende Maßnahmen einbeziehen, aber

auch den Förder- und Betreuungsbereich als auch andere Formen der Teilhabe, die

für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf eine Perspektive darstellen können.

Die Einbindung aller am Prozess der Berufsorientierung Beteiligten ist unbedingt

notwendig. Neben einer intensiven Elternarbeit, muss diese auch Formen der

Kooperation und des regelmäßigen Austausches der Fachleute (Lehrkräfte, Träger

beruflicher Bildungsmaßnahmen, Ausbildungsstätten) umfassen, damit auch

Maßnahmen kontinuierlich aufeinander abgestimmt und angepasst werden können.

Die Richtlinie selbst ist aufgrund der kurzen Laufzeit, 2011 bis 2013, nicht geeignet,

um zur nachhaltigen Weiterentwicklung von Strukturen beizutragen. Für

Überlegungen und Ideenentwicklung kann sie jedoch gut verwendet werden. Von

Bedeutung ist, dass nicht nur eines der Kernelemente in den Fokus genommen

werden kann, sondern dass Maßnahmen zur beruflichen Orientierung immer alle vier

Aspekte berücksichtigen müssen, wenn sie erfolgreich sein sollen.

Problematisch an der Initiative Inklusion ist, dass sie ihren Fokus lediglich auf eine

bestimmte Zielgruppe setzt. Jugendliche mit hohem Unterstützungsbedarf, für welche

insbesondere die berufliche Orientierung einen besonderen Stellenwert hat und die

dringende Notwendigkeit besteht, Maßnahmen der beruflichen Bildung und der

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Teilhabe am Arbeitsleben nach der Schule auf- und auszubauen, finden mit dieser

Richtlinie keinen Ausdruck.

Auch das Handlungsfeld 2 „Neue Ausbildungsplätze für schwerbehinderte junge

Menschen in Betrieben und Dienststellen des allgemeinen Arbeitsmarktes“ bezieht

sich lediglich auf den spezifischen Personenkreis der Leistungsstarken. Ein

Handlungsfeld für die Verbesserung der Teilhabe von Jugendlichen mit hohem

Unterstützungsbedarf findet keinerlei Ausdruck. Dabei ist gerade dieser

Personenkreis, für den teilweise nicht einmal ein Förder- und

Betreuungsbereichsplatz zur Verfügung steht, geschweige denn man von einer

Auswahl an Möglichkeiten sprechen kann, dringend in den Fokus zu nehmen.

6.2. Von der Werkstufe zur Berufsschulstufe

Bereits zum Schuljahr 2007/2008 wurde in Bayern für die Schule mit dem

Förderschwerpunkt geistige Entwicklung mit der Einführung der Berufsschulstufe,

das Werkstufenkonzept abgelöst. Mit dem Wandel der Bezeichnung soll:

- die Gleichwertigkeit der Schularten nachvollziehbar sein. (Parallel erfolgte

auch die sprachliche Anpassung für die weiteren Klassenstufen in

Grundschulstufe und Hauptschulstufe)

- die „Wandlung der bisherigen Werkstufe und die Öffnung zum allgemeinen

Leben“ hervorgehoben werden und

- der vermeintlich vorgezeichnete Weg in die WfbM soll durchbrochen werden.3

Mit dem Wandel des Begriffes erfuhren auch der Lehrplan und die Struktur der

letzten Schuljahre umfassende Veränderungen. „Unterrichtsinhalte und Methoden

orientieren sich am künftigen Leben als arbeitstätige Bürgerinnen und Bürger, die

möglichst eigenständig leben. […] Schlagwortartig lässt sich die Veränderung

dreifach zum Ausdruck bringen:

- Erwachsene Schülerinnen und Schüler statt Kinder

- Empowerment statt Behütung

- Arbeit statt ‚Werkeln‘

- Daher: Berufsschulstufe statt Werkstufe.“

3 Klaus Glößl: Ein neuer Lehrplan für die Berufsschulstufe in Bayern. Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung

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Die Berufsschulstufe im bayrischen Modell ist ein organisatorisch eigenständiger

Bereich der Schule und grenzt sich von den bisherigen Schulstufen ab. Wenn

möglich, werden auch separate Gebäude genutzt, um den neuen Lebensabschnitt zu

verdeutlichen.

Die Bezeichnung Berufsschulstufe eröffnet gedanklich mehr Ideen mit

Berufsschulzentren, Trägern von Maßnahmen der beruflichen Orientierung und

Bildung vermehrt zusammen zu arbeiten. Der Automatismus der Vorbereitung auf die

Werkstatt für behinderte Menschen wird durchbrochen.

Ein solches Berufsschulkonzept eignet sich hervorragend, um den Ansprüchen an

eine berufliche Orientierung gerecht zu werden, in dem es weniger auf klassische

Unterrichtsfächer setzt, sondern die besondere Lebenssituation von Jugendlichen mit

geistiger Behinderung und deren spezifischen Lernerfordernissen zur Erlangung der

Kompetenzen für ein selbstbestimmtes und weitestgehend selbständiges Leben in

den Mittelpunkt rückt. „Jugendliche übernehmen vermehrt Verantwortung für die

Gestaltung ihres Lebens. Sie nutzen Freiräume, um Möglichkeiten der

Lebensgestaltung zu erproben. Dabei gehen sie Risiken ein, erleben Erfolge und

Grenzen. Diese Erfahrungen bieten Ansatzpunkte für nächste Entwicklungsschritte.“ 4 Die Begrenzung auf wenige Lernfelder hilft eben diese Erfahrungsräume zur

eröffnen. Im Lehrplan für die Berufsschulstufe sind folgende Lernfelder verankert:

- Persönlichkeit und Soziale Beziehungen

- Mobilität

- Wohnen

- Arbeit und Beruf

- Öffentlichkeit

- Freizeit

„In diesem neuen schulischen Abschnitt treten klassenübergreifende Angebote wie

Praxistage, Kurstage und lernbereichsübergreifende Projekte mit einem größeren

Anteil in den Vordergrund gegenüber dem Unterricht im Klassenverbann“.5

Bei der Gestaltung von Unterricht sind sechs Prinzipien handlungsleitend:

- Zukunftsorientierung

- Orientierung am Erwachsenenalter 4 Ebd. 5 Ebd

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- Kommunikation

- Selbstbestimmung und Selbständigkeit

- Mitbestimmung

- Anwendungsbezug

Das Prinzip der Zukunftsorientierung betont die Brückenfunktion zum Leben als

Erwachsener. Die Jugendlichen als auch deren Angehörige werden dabei

unterstützt, Ideen für die Zukunft zu entwickeln. „Das Kennen lernen verschiedener

Lebenswege in der Arbeitswelt, im Wohnen und in anderen Lebensbereichen

schaffen Voraussetzungen für begründete Entscheidungen. Auf dieser Basis wird es

den Schülerinnen und Schülern möglich, die eigene Zukunft verantwortlich

mitzubestimmen.“6

In enger Verbindung hiermit steht das Prinzip des Anwendungsbezugs. Schülerinnen

und Schüler müssen in konkreten Situationen ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten

anwenden lernen und es muss sich auf der anderen Seite für die Jugendlichen

erschließen, warum sie bestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten benötigen. Das

Lernen in Projekten und konkreten Anwendungssituationen ist daher notwendig.

Ebenso müssen auch bei der beruflichen Zukunftsplanung konkrete Erfahrungen zu

den verschiedenen Möglichkeiten ermöglicht werden, so müssen die Jugendlichen

Erfahrungen in der Werkstatt für behinderte Menschen ebenso sammeln, wie auch

auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, sie müssen verschiedene Berufsfelder direkt

erproben können. Eine theoretische Vorstellung ist hier nicht ausreichend, um eine

wirkliche Entscheidung treffen zu können, es braucht den konkreten

Anwendungsbezug.

Das Prinzip der Orientierung am Erwachsenenalter verdeutlicht die Gleichwertigkeit

der Jugendlichen mit allen anderen. Schüler(innen) mit geistiger Behinderung stehen

vor den gleichen Herausforderungen, eigenständig zu werden, Verantwortung für das

eigene Leben übernehmen zu müssen und damit verbunden, eigene Entscheidungen

verantwortlich treffen zu können. In Bayern werden daher erwachsenengemäße

Umgangsformen, in Form der Anrede mit „Sie“ als auch der Achtung auf ein

altersgemäßes Nähe- und Distanzverhältnis zum Prinzip erhoben. Dies ist

insbesondere auch die weitere berufliche Integration von Bedeutung. Die

Jugendlichen werden mit der Verwendung der „Sie“-Form auch in Betrieben

6 Ebd.

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respektvoller behandelt und der Automatismus der kindgemäßen Ansprache und

Erklärung wird aufgehoben. Dies ist aber nur dann möglich, wenn auch die

Jugendlichen selbst lernen, mit der Umgangsform „Sie“ umzugehen und diese für

sich anzunehmen. Ein Lernprozess der im Übrigen allen Jugendlichen an der

Schwelle zum Erwachsenenalter zunächst schwer fällt oder doch zumindest zu

Beginn einer Eingewöhnung bedarf.

Kommunikation ist in der heutigen Gesellschaft eine wichtige Zugangsvoraussetzung

und Gelingensbedingung für eine selbstbestimmte Teilhabe am gesellschaftlichen

Leben. In den unterrichtlichen Prozessen wird daher prinzipiell auf angemessene

Umgangsformen, Einhaltung von Gesprächsregeln und das Erlernen von

Verhaltensregeln in der Öffentlichkeit wert gelegt. Dabei müssen alle Formen der

Kommunikation Berücksichtigung finden.

In der Berufsschulstufe lernen die Schüler(innen) Selbstbestimmung als auch

Selbständigkeit zu unterscheiden und bewusst wahrzunehmen. Selbstbestimmung

bedeutet, dass die Schüler(innen) über ihre Lebensplanung selbst entscheiden

können. Sie müssen eine Entscheidung treffen, in welches Berufsfeld sie später

einsteigen möchten, wo und wie sie leben möchten. Die Selbstbestimmung sollte

nicht abhängig von der Selbständigkeit des Jugendlichen sein. Gemeinsam muss

dann geschaut und reflektiert werden, welche Formen der Unterstützung die

Schüler(innen) auf dem gewünschten Lebensweg benötigen. „Anforderungen in der

Berufswelt, Erwartungen im gesellschaftlichen Leben und Erfordernisse im Alltag

zeigen auch Grenzen auf. Schülerinnen und Schüler erleben dort, dass sie auf

Unterstützung und Assistenz angewiesen sind. In der Berufsschulstufe lernen sie,

diesem Bedarf aktiv zu begegnen, in dem sie begleitende Hilfen zielgerichtet

anfordern oder ablehnen.“ 7

Innerhalb der Schule müssen vielfältige Formen der Mitbestimmung geschaffen

werden. Sollen Schüler(innen) lernen, Verantwortung zu übernehmen und

Entscheidungen zu treffen, müssen sie hierfür Erfahrungsspielräume erhalten. In der

Schulkonzeption muss daher das Prinzip der Mitbestimmung der Schüler(innen)

verankert werden.

7 Klaus Gößl: Ein neuer Lehrplan für die Berufsschulstufe in Bayern. Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung

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In Bayern wurde der Prozess der Umgestaltung der Werkstufe zur Berufsschulstufe

sehr intensiv in verschiedenen Arbeitsgruppen vorbereitet, erarbeitet und dann auch

umgesetzt. Ein solcher Prozess hilft allen Beteiligten nicht nur eine Forderung

umzusetzen, sondern sich aktiv mit Veränderungsprozessen auseinanderzusetzen.

Eine intensive Auseinandersetzung mit dem Prozess der in Bayern initiiert wurde, ist

lohnenswert und viele Anregungen können sicherlich auch für einen Prozess in

Sachsen übernommen werden.

6.3. Kooperationen als Prinzip

Innerhalb der Werkstufe bzw. Berufsschulstufe erweist sich Kooperation mit den

verschiedenen lokalen Anbietern beruflicher Bildung und allen am Prozess

Beteiligten als Notwendigkeit und sollte daher zum Prinzip erhoben werden.

Zu dieser Empfehlung kommt auch der Hauptausschuss des Bundesinstituts für

Berufsbildung: „Immer mehr setzen sich Vernetzungs- und Kooperationsmodelle

durch, die zuverlässige und verbesserte Angebote für junge Menschen auf dem Weg

in den Beruf und eine differenzierte Förderung junger Menschen mit schlechten

Startchancen ermöglichen. Ziel der weiteren Ausgestaltung des

Übergangsmanagements muss sein, diesen Trend zu verstetigen […].“ 8

Kooperation darf nicht auf spezielle, kurzfristige Projekte begrenzt sein, sondern

muss von Kontinuität und Stabilität geprägt sein, so dass nachhaltige Entwicklungen

gefördert werden können. Sehr gute Beispiele finden sich bereits in anderen

Bundesländern. In Baden-Württemberg kooperieren zum Beispiel Schulen für geistig

Behinderte mit beruflichen Schulen. Den Rahmen hierfür bieten die mit allen

Beteiligten gemeinsam geschaffenen Maßnahmen „Berufsvorbereitende

Einrichtungen (BVE)“ und „Kooperative Bildung und Vorbereitung auf den

allgemeinen Arbeitsmarkt (KoBV)“. 9 In Hamburg arbeitet in dem Projekt Feinwerk

eine Tagesförderstätte für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf eng mit den

Förderschulen zusammen, um den Jugendlichen den Einstieg in das sich

8 Empfehlung des Hauptausschusses des Bundesinstituts für Berufsbildung –Leitlinien zur Verbesserung des Übergangs Schule – Beruf, 17. Juni 2011 9 Vielfältige Informationen zu den Maßnahmen, deren Initiierung und Dokumentation finden sich auf der Internetseite des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg

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anschließende Arbeitsleben zu erleichtern und den Prozess der beruflichen Bildung

vorzubereiten. 10

Feste Kooperationspartner der Schulen sollten sein:

- der Integrationsfachdienst, als kompetenter Ansprechpartner für den

Themenbereich Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt,

- Träger von Maßnahmen der beruflichen Orientierung, Bildung und Ausbildung,

wie zum Beispiel die Werkstätten für behinderte Menschen,

Berufsbildungswerke oder auch Anbieter berufsvorbereitender Maßnahmen,

- Wohnstätten und Tagesförderstätten, als Anbieter einer Form der

Tagesstruktur für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf

- die Agentur für Arbeit, als wichtiger Ansprechpartner, wenn es dann um die

konkrete Zuweisung von Maßnahmen geht.

Die Kooperation muss dabei auf drei wichtige Aspekte gerichtet sein:

1) Sicherung von Information: Allen Beteiligten sollen Informationen zu den

bestehenden Maßnahmen zugänglich gemacht werden. Zum Beispiel durch

Informationstage bzw. –abende oder auch Informationsmaterialien, wie Flyer

oder Broschüren.

2) Ermöglichung von konkreter Handlungserfahrung: Die Jugendlichen müssen

Möglichkeiten erhalten, konkrete Erfahrungen mit den möglichen

Anschlussperspektiven sammeln zu können, um eine wirkliche Entscheidung

treffen zu können. Zum Beispiel durch Schnuppertage, Praktika oder

gemeinsame Projekttage.

3) Austausch zur Anpassung und Weiterentwicklung der bestehenden

Maßnahmen: Es muss ein reger trägerübergreifender und

maßnahmenübergreifender Austausch erfolgen, um Maßnahmen an die

Bedürfnisse der Jugendlichen anpassen und nahtlose Übergänge ermöglichen

zu können.

Neben der beruflichen Orientierung ist es unabdingbar auch im Bereich der Mobilität,

des Wohnens und der Interessenfindung mit Einrichtungen, Vereinen und Initiativen

zu kooperieren, zum Beispiel durch Ermöglichung von Probewohnen, Aufsuchen von

Freizeitclubs in der Umgebung, Erkundung von Einkaufsmöglichkeiten und so weiter.

10 Wertvolle Informationen zum Projekt Feinwerk finden Sie auf der Internetseite des Vereins Leben mit Behinderung Hamburg: http://www.lmbhh.de/

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6.4. Personalstelle Fachberaterin Berufliche Integration im Rahmen

der Berufsschulstufe

Im Projekt wurde deutlich, dass die Akquise von Praktikumsplätzen auf dem

allgemeinen Arbeitsmarkt eine sehr intensive und zeitaufwendige Angelegenheit ist,

die zu dem auch noch eine zeitliche Flexibilität und spontane Verfügbarkeit erfordert.

Daher können diese Aufgaben nicht von den Lehrkräften neben der unterrichtlichen

Tätigkeit übernommen werden.

Als zielführend erweist sich hier eine separate Stelle Fachberater Berufliche

Integration für jede Schule. Folgende Aufgaben können der Stelle zu Grunde gelegt

werden:

- Aufbau und Koordination von Kooperationen mit verschiedenen Anbietern

beruflicher Bildungsmaßnahmen und Ausbildung (Organisation von

Schnuppertagen zum Beispiel in Berufsbildungswerken, Zusammenarbeit mit

dem Integrationsfachdienst, Organisation von Praktika in der Werkstatt für

behinderte Menschen)

- Akquise, Unterstützung und Auswertung von Praktika auf dem allgemeinen

Arbeitsmarkt

- Aufbau und Pflege von Netzwerken innerhalb der Umgebung (Kontakt zu

Vereinen, Wohnstätten, Bürgerinitiativen im Umfeld der Schule)

- Netzwerkarbeit zur Weiterentwicklung von Maßnahmen der beruflichen

Orientierung und Bildung für Jugendliche mit geistiger Behinderung (z.B.

Austausch mit IHK und Handwerkskammer , Kontakt zur Agentur für Arbeit)

und Beteiligung an Arbeitskreisen und Arbeitsgruppen

- Beratung der Eltern, Angehörigen bzw. Betreuer und Organisation von

Informationsveranstaltungen

Wichtig hierbei ist aber, dass diese Stelle ausschließlich für die Berufsschulstufe

zuständig ist, damit die sehr umfassenden Aufgaben in einer hohen Qualität und

Verbindlichkeit umgesetzt werden können. Diese Personalstelle kann durch eine

Sozialpädagogin oder einen Sozialpädagogen übernommen werden.

Empfehlenswert ist es aber ergänzend, wenn die Person Erfahrungen im Bereich des

Ausbildungsmarktes oder des allgemeinen Arbeitsmarktes mitbringt.

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Als möglicher Finanzierungsweg kann die Vertiefte Berufsorientierung der Agentur

für Arbeit geprüft werden. Informationen hierzu stellt die Agentur für Arbeit über die

HEGA-01-2010-Vertiefte BO bereit. Schulen sollten prüfen, ob diese Maßnahme

eventuell für die Einrichtung einer solchen Stelle genutzt werden kann.

6.5. Berufseinstiegsbegleiter, Betriebliche Einstiegsqualifizierung

und Vertiefte Berufsorientierung für Jugendliche mit geistiger

Behinderung

Der Hauptausschuss des Bundesinstituts Berufsbildung kommt zu der Erkenntnis,

dass keine neuen Maßnahmen geschaffen werden sollten, welche den schon jetzt

undurchsichtigen Dschungel an Maßnahmen und Angeboten noch bereichern,

sondern fordert vielmehr dazu auf „die Angebotsvielfalt am Übergang zwischen

Schule und Berufsausbildung zu sichten mit dem Ziel, diese zu reduzieren, zu

bündeln und besser aufeinander abzustimmen sowie die vorhandenen Instrumente

zu schärfen.“11

Die Agentur für Arbeit hält viele sehr wertvolle Instrumente bereit, welche der

Unterstützung der beruflichen Orientierung und dem Berufseinstieg von Jugendlichen

dienlich sind. Diese werden jedoch aktuell vorrangig für Abgänger(innen) der

Schulen zur Lernförderung als auch Jugendliche mit voraussehbaren beruflichen

Startschwierigkeiten genutzt.

„Ziel der Berufseinstiegsbegleitung nach § 421s SGB III ist, Schüler/innen beim

Übergang von der allgemein bildenden Schule in Ausbildung individuell zu

unterstützen und dadurch die berufliche Eingliederung zu erleichtern. Die

Berufseinstiegsbegleitung soll insbesondere dazu beitragen, die Chancen der

Schüler/innen auf einen erfolgreichen Übergang in eine berufliche Ausbildung

deutlich zu verbessern.“ 12 Diese Maßnahmen wird Jugendlichen mit geistiger

Behinderung häufig nicht angeboten, da die Aussichten dieser, unter den aktuellen

Rahmenbedingungen eine reguläre Ausbildung absolvieren zu können, ungünstig

sind. Mit einer kontinuierlichen und langfristigen Unterstützung kann es jedoch im

11 Empfehlung des Hauptausschusses des Bundesinstituts für Berufsbildung –Leitlinien zur Verbesserung des Übergangs Schule – Beruf, 17. Juni 2011 12 Agentur für Arbeit: Berufseinstiegsbegleitung nach § 421s SGB III Geschäftsanweisung Berufseinstiegsbegleitung (BerEb) (Stand: Februar 2011)

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Einzelfall gelingen, zumindest Teilabschlüsse auch für diesen Personenkreis zu

erschließen. Angepasst an die spezifische Zielgruppe können die Aufgaben des

Berufseinstiegsbegleiters auch dahin angepasst werden, dass er sich durch

Kooperation und Beratung bemüht, in der Werkstufe begonnene

Integrationsprozesse, zum Beispiel regelmäßige Praktikumstage auf dem

allgemeinen Arbeitsmarkt, in der folgenden Maßnahme fortsetzen zu lassen, in dem

er frühzeitig mit der aufnehmenden Einrichtung Gespräche aufnimmt und die

begonnene Berufswegeplanung fortsetzen hilft.

Das Instrument der Betrieblichen Einstiegsqualifizierung, das 2004 im Rahmen des

Nationalen Ausbildungspaktes als Sonderprogramm der Agentur für Arbeit aufgelegt

wurde, ist aufgrund des großen Erfolgs mittlerweile fest im Sozialgesetzbuch III

verankert. Über diese gesetzliche Regelung werden Arbeitgeber gefördert, welche

Jugendlichen die Möglichkeit eines 6 bis maximal 12-monatigen Praktikums zur

Vermittlung und Vertiefung von Grundlagen für den Erwerb beruflicher

Handlungsfähigkeit bieten. Für Schüler(innen), welche die Berufsschulpflicht noch

absolvieren, können diese Praktika ebenfalls in Anspruch genommen werden und

Praxistage im Betrieb als Ergänzung zum Besuch der Berufsschule genutzt werden.

Schüler der Schule für geistig Behinderte absolvieren aktuell ihre Berufsschulpflicht.

Das Instrument Betriebliche Einstiegsqualifizierung sollte also auch für diesen

Personenkreis erschlossen werden können.

Ergänzend hierzu muss in den Werkstätten als auch in den Berufsschulen und

Ausbildungszentren weiterhin daran gearbeitet werden, dass auch für Jugendliche

mit geistiger Behinderung ein Zugang zu regulären Abschlüssen und wenn auch nur

anerkannten modularen Teilabschlüssen geschaffen wird.

Ein ebenso wertvolles bisher in den Schulen für geistig Behinderte noch

unentdecktes und unerschlossenes Instrument ist die Vertiefte Berufsorientierung der

Agentur für Arbeit. Wertvolle Informationen hierzu stellt die Agentur für Arbeit über

die HEGA-01-2010-Vertiefte BO bereit. Hierbei können Schulen für

unterrichtsübergreifende Angebote der beruflichen Orientierung Unterstützung

erhalten.

Schulen sollten prüfen und gemeinsam mit den Ansprechpartner(innen) bei der

Agentur für Arbeit beraten, ob und welche der Maßnahmen auch für ihre

Schülerschaft in Anspruch genommen werden kann.

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6.6. Duale Ausbildung im Berufsbildungsbereich der Werkstatt für

behinderte Menschen und Ermöglichung von anerkannten

modularen Teilabschlüssen

Der Berufsbildungsbereich der Werkstätten für behinderte Menschen muss sich

zukünftig mehr der Verantwortung stellen, eben nicht nur für die Arbeitsbereiche der

Werkstatt für behinderte Menschen auszubilden, sondern den Jugendlichen, die

aufgrund der Art und Schwere der Behinderung und dem damit verbundenen

Unterstützungsbedarf, (noch) keine reguläre Ausbildung absolvieren können oder

(noch) nicht auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten können, eine berufliche

(Aus-)Bildung bieten zu können.

Viele der Abgänger(innen) der Schule für geistig Behinderte entscheiden sich nicht

bewusst für die Werkstatt als Perspektive, sondern wählen diese, weil sie aktuell

ihrem Unterstützungsbedarf gerecht wird und keine weitere adäquate Form der

Ausbildung zur Verfügung steht. Die Schüler(innen) wollen eine Lehre machen und

dann arbeiten gehen. Dies muss bei der Konzeption des Berufsbildungsbereiches

berücksichtigt werden.

Räumlich, organisatorisch als auch gedanklich muss eine Abkopplung des

Berufsbildungsbereiches von den Arbeitsbereichen der Werkstatt erfolgen.

Um den Berufsbildungsbereich zu einem Ausbildungsbereich weiterzuentwickeln, ist

es notwendig, die Rahmenlehrpläne an regulären Berufsfeldern auszurichten. Für die

Vermittlung von einzelnen Inhalten können Arbeitsaufträge der Werkstatt einbezogen

werden. Die Gesamtplanung darf sich aber nicht an bestehenden Arbeitsaufträgen

orientieren, sondern muss ein geordneter strukturierter Lehrgang orientiert am

Berufsfeld und dessen Anforderungen sein. Die Kompetenz der Werkstatt besteht

dabei darin, Unterweisungseinheiten so zu gestalten, dass die Jugendlichen

berufliche Handlungsfähigkeit im weitesten Sinne erlangen. Die Jugendlichen

müssen:

- Selbstkompetenz

- Fachkompetenz

- Soziale Kompetenz und

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- Methodenkompetenz

erwerben können.

Dabei ist der theoretische Berufsschulanteil im Vergleich zu regulären Ausbildungen

deutlich reduziert. Ein Lernen an konkreten Projekten ist notwendig. Der Erwerb von

Fachwissen ist aber dennoch einzubeziehen, wenn auch auf einem deutlich

reduzierten und für die Jugendlichen fassbarem Anspruchsniveau.

Berufliche Bildung muss dabei immer ganzheitlich erfolgen und darf nicht darauf

ausgerichtet sein, dass Jugendliche für einen Ausbildungsabschluss getrimmt

werden. Das Anforderungsniveau sollte den Möglichkeiten der Teilnehmer(innen)

entsprechen und einen Reifungsprozess zulassen ohne eine ständige Überforderung

zu befördern. Daher müssen Werkstätten in Zusammenarbeit mit Industrie- und

Handwerkskammer modulare Formen der Ausbildung gestalten und gemeinsam

beraten, welche Teilqualifikationen anerkannt werden können.

Für die Gestaltung der Ausbildung sollte auch im Berufsbildungsbereich eine

Orientierung am dualen Ausbildungssystem erfolgen, welches sich für reguläre

Ausbildungen als wertvolles Instrument bewährt hat. Neben den Praktika und

Praxistagen in den Arbeitsbereichen der Werkstatt für behinderte Menschen sollten

über Praktika aber auch konkrete Kooperationen mit Betrieben des allgemeinen

Arbeitsmarktes auch duale Ausbildungsgänge mit diesen aufgebaut werden.

Insbesondere die Konzeption von modularen Teilabschlüssen kann auf diesem Weg

bewältigt und ein verbesserter Übergang in den allgemeinen Arbeitsmarkt ermöglicht

werden.

Ein sehr wertvoller Impuls für die Weiterentwicklung der Berufsbildungsbereiche war

bereits die HEGA 06/2010 – Fachkonzept EV/BBB der Agentur für Arbeit. Leider

muss dieser zum Vorwurf gemacht werden, dass sie diese Weiterentwicklung von

Strukturen und insbesondere die Maßgabe der verpflichtenden Durchführung von

Praktika auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, kostenneutral umgesetzt haben will.

Damit diese Prozesse angeregt und eine Neuorientierung der

Berufsbildungsbereiche wirksam erfolgen kann, braucht es zusätzliche Ressourcen.

In der Diakonie am Thonberg wurden bereits sehr gute Erfahrungen mit der

Schaffung einer Projektstelle Fachberaterin Berufliche Integration gesammelt. Leider

wurde diese Stelle projektfinanziert und ermöglicht durch die Förderung durch das

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Diakonische Amt. Hier braucht es dringend eine Regelfinanzierung, damit die

Umgestaltung nachhaltig und effektiv umgesetzt werden kann.

6.7. Berufliche Bildung im Förder- und Betreuungsbereich der

Werkstatt für behinderte Menschen

Für Jugendliche mit hohem Unterstützungsbedarf sind die Wahlmöglichkeiten für die

berufliche Perspektive sehr begrenzt. Nicht selten erfolgt ein direkter Übergang in

einen Förder- und Betreuungsbereich der Werkstatt für behinderte Menschen. Das

Eingangsverfahren als auch der Berufsbildungsbereich werden von der Agentur für

Arbeit, begründet durch die schlechte Prognose in Bezug auf die Erbringung eines

Mindestmaßes an wirtschaftlich verwertbarer Arbeitsleistung, nicht gewährt. Dieser

Umstand ist nicht hinnehmbar, besteht doch ein Rechtsanspruch auf ein

Eingangsverfahren.

Vielfach sehen sich Eltern hier in einem Spannungsverhältnis. Einerseits möchten sie

gern das Recht ihres Kindes auf eine faire Chance in der Werkstatt einfordern,

stehen dann aber vor der schwierigen Entscheidung, ob nicht doch der Förder- und

Betreuungsbereich die beste Teilhabemöglichkeit ist. Sie möchten nicht aus Prinzip

eine Maßnahme, sondern die beste Chance auf eine selbstbestimmte und glückliche

Zukunft für ihr Kind. Im Zweifelsfall fällt dann meist die Entscheidung für den Förder-

und Betreuungsbereich, wenn dort aktuell ein Platz frei ist. Die Plätze im Förder- und

Betreuungsbereich sind nicht bedarfsdeckend und so muss die Chance genutzt

werden, wenn ein entsprechender Platz zur Verfügung steht.

In Hamburg hat sich ein Träger dieser Verantwortung gestellt und ein eigenes

Konzept der beruflichen Bildung innerhalb der Tagesförderung für Menschen mit

hohem Unterstützungsbedarf geschaffen, dass auch für andere Werkstätten als

Anregung genutzt werden sollte. Das Projekt Feinwerk bietet Menschen mit hohem

Unterstützungsbedarf eine zweijährige berufliche Bildung. Bereits in den letzten

Schuljahren wird gemeinsam mit der Schule kooperiert, um einen guten und

begleiteten Weg in das Arbeitsleben zu sichern. Das Projekt Feinwerk zeigt, dass

berufliche Orientierung und Bildung eben auch für Menschen mit hohem

Unterstützungsbedarf möglich und wertvoll ist.

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6.8. Eine Konzeption für Sachsen

Sachsenweit gibt es bereits viele wundervolle Projekte, Initiativen und Modelle an

den Schulen für geistig Behinderte, welche sich mit der beruflichen Orientierung

befassen. Jede Schule wählt einen anderen individuellen und kreativen Weg.

In der Förderschule Werner Vogel in Leipzig wird beispielsweise bereits mit den

Trägern der Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen zusammen gearbeitet,

Praktika auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt werden, dank der Projektfinanzierung

durch das Diakonische Amt, für die Schülerinnen und Schüler der Werkstufenklassen

organisiert und viele weitere innovative Ideen umgesetzt.

Der Integrationsfachdienst ist derzeit an allen Schulen für geistig Behinderte in

Leipzig zur Durchführung von Kompetenz- und Potenzialanalysen und leistet dort

einen wertvollen Beitrag für die berufliche Orientierung und Beratung.

Viele weitere Projekte und Aktionen werden an den verschiedenen Schulen

entwickelt. Leider sind diese oftmals projektgebunden und es fehlt daher an

Kontinuität und Nachhaltigkeit.

Zielführend ist es daher die Projektvorhaben zu bündeln, gemeinsam vorzustellen

und einen Prozess der generellen konzeptionellen Umgestaltung der Werkstufen

anzuregen.

Sachsen sollte hier den Mut und das Engagement aufbringen mit allen Beteiligten

den Prozess der Weiterentwicklung der beruflichen Orientierung für Jugendliche mit

geistiger Behinderung zu beginnen und aktiv zu gestalten. An Engagement, Ideen

und Motivation von Seiten der Akteure an den Schulen mangelt es wahrlich nicht und

es ist an der Zeit diese für einen gemeinsamen Prozess zu nutzen.

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7. Materialien zum Projekt

7.1. Handreichungen zu den Berufsfeldern für die Workshops

7.2. Erarbeitete Dokumentation

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Handreichungen zu den Berufsfeldern für die

Workshops

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Berufsfeld:

Küche/ Service/ Hotel

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Tätigkeiten im Überblick

Sie entfernen Speisereste von den Tellern und sortieren das Geschirr.

Sie räumen die Spülmaschine ein und aus.

Sie reinigen die Arbeitsflächen.

Sie sind zuständig für die Müllsortierung und Müllentsorgung.

Sie helfen dem Koch.

Sie waschen zum Beispiel das Gemüse oder holen die Brötchen aus

dem Ofen.

Sie bedienen die Kaffeemaschine.

Sie wischen die Tische ab.

Sie bereiten das Buffet vor und füllen die Speisen nach.

Ein Buffet, das bedeutet, verschiedene Speisen stehen auf einem Tisch.

Die Gäste können sich aussuchen, was sie essen möchten. Sie

bedienen sich selbst.

Sie gießen Kaffee für die Gäste am Tisch nach.

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Herr Uhlmann holt die Brötchen. Herr Uhlmann bereitet das Buffet vor.

Arbeitsbedingungen

Sie arbeiten mit vielen Kollegen zusammen.

Sie werden von einem Mitarbeiter in der Küche oder im Servicebereich

angelernt und unterstützt.

In der Küche oder im Servicebereich ist es oft sehr hektisch.

Der Zeitdruck ist hoch.

Sie laufen und stehen viel.

Sie müssen die Hygienevorschriften beachten.

Hygiene bedeutet Sauberkeit.

Hygiene ist wichtig, damit keine Krankheiten übertragen werden.

Sie müssen sich vor den einzelnen Arbeitsaufgaben die Hände waschen.

Sie müssen bei den Arbeitszeiten flexibel sein.

Sie fangen zum Beispiel sehr früh am Morgen mit der Arbeit an.

Oder Sie müssen bis spät abends oder sogar in der Nacht arbeiten.

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Voraussetzungen

Sie sollten Spaß an der Arbeit haben.

Sie müssen selbständig arbeiten können.

Sie müssen sorgfältig und zuverlässig arbeiten.

Der Zeitdruck ist hoch.

Sie müssen ruhig bleiben.

Sie dürfen keine Allergien gegen Reinigungsmittel haben.

Sie sollten mit Frust umgehen können.

Arbeitsort

Sie können auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten. Zum Beispiel in

einem Hotel oder in einer Großküche.

Sie können in einem Integrationsbetrieb arbeiten.

Integrationsbetriebe, das sind Betriebe, in denen Menschen mit und

ohne Behinderung zusammenarbeiten. In diesen Betrieben arbeiten viele

Menschen mit Behinderung.

Sie können in einer Werkstatt für behinderte Menschen in der

Großküche arbeiten. Sie können auf einem Außenarbeitsplatz einer

Werkstatt für behinderte Menschen arbeiten.

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Ihre Meinung zum Berufsfeld Küche/ Service/ Hotel Hat Ihnen die Aufgabe Spaß gemacht?

ja nein Könnten Sie sich vorstellen in diesem Bereich zu arbeiten?

ja nein Vor- und Zuname: ____________________________________________

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Arbeitserprobung

Schneiden Sie das Brot und belegen Sie es mit Wurst oder Käse.

1. Arbeitsplatz vorbereiten → Welche Arbeitsmittel brauche ich?

Legen Sie diese zurecht.

2. Brot schneiden.

3. Brot mit der Butter bestreichen.

4. Brot mit Wurst oder Käse belegen.

5. Brot mit Gemüse garnieren.

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Berufsfeld: Kindergarten,

Altenpflege

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Tätigkeiten im Überblick Sie reinigen die Bewohnerzimmer oder Spielzimmer, Aufenthaltsräume,

Gänge und Toilettenbereiche.

Sie gießen die Pflanzen im gesamten Bereich des Kindergartens oder

Altenpflegeheims.

Sie helfen bei Küchenarbeiten.

Sie waschen und putzen zum Beispiel das Obst oder das Gemüse.

Sie verteilen Speisen auf die Teller.

Sie räumen die Spülmaschine ein und aus.

Sie reinigen die Arbeitsflächen in der Küche.

Sie wischen die Tische ab.

Sie müssen den Müll trennen und entsorgen.

Hier sehen Sie Mitarbeiterinnen, die den Gang wischen und die Fensterbänke reinigen.

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Arbeitsbedingungen Sie arbeiten mit vielen Kollegen zusammen.

Sie werden von einem Mitarbeiter im Kindergarten oder im

Altenpflegeheim angelernt und unterstützt.

Im Kindergarten ist es oft sehr hektisch und laut.

Der Zeitdruck ist hoch.

Sie laufen und stehen viel.

Sie müssen die Hygienevorschriften beachten.

Hygiene bedeutet Sauberkeit.

Hygiene ist wichtig, damit keine Krankheiten übertragen werden.

Sie müssen sich vor den einzelnen Arbeitsaufgaben die Hände waschen.

Sie müssen bei den Arbeitszeiten flexibel sein.

Sie fangen zum Beispiel sehr früh am Morgen mit der Arbeit an.

Sie müssen den Arbeitsschutz beachten.

Arbeitsschutz, das heißt, Sie müssen Arbeitshandschuhe und

Arbeitsschuhe tragen.

Voraussetzungen Sie sollten Spaß an der Arbeit haben.

Sie müssen selbständig arbeiten können.

Sie müssen sorgfältig und zuverlässig arbeiten.

Sie müssen ruhig bleiben.

Sie dürfen keine Allergien gegen Reinigungsmittel haben.

Sie sollten mit Frust umgehen können.

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Arbeitsort Sie können auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten.

Zum Beispiel in einem Kindergarten oder einem Altenpflegeheim.

Sie können in einem Integrationsbetrieb arbeiten.

Integrationsbetriebe, das sind Betriebe, in denen Menschen mit und

ohne Behinderung zusammenarbeiten. In diesen Betrieben arbeiten viele

Menschen mit Behinderung.

Sie können in einer Werkstatt für behinderte Menschen im

Arbeitsbereich Gebäudereinigung arbeiten. Sie können auf einem

Außenarbeitsplatz der Werkstatt für behinderte Menschen arbeiten.

Hier sehen Sie eine Mitarbeiterin, die den Toilettenbereich reinigt.

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Ihre Meinung zum Berufsfeld Kindergarten/ Altenpflege Hat Ihnen die Aufgabe Spaß gemacht?

ja nein Könnten Sie sich vorstellen in diesem Bereich zu arbeiten?

ja nein Vor- und Zuname: ____________________________________________

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Arbeitserprobung Sie sollen mit dem Wischer einen Bereich des Fußbodens säubern und dabei eine „8“ wischen. 1. Arbeitsplatz vorbereiten → Welche Arbeitsmittel brauche ich? Stellen Sie diese zurecht.

2. Arbeitsbereich ordentlich sichern. Aufstellen der Warnschilder.

3. Feuchtes Wischen der mit Dreck verunreinigten Flächen.

4. Trocken nachwischen.

5. Arbeitsplatz aufräumen. Reinigungsmittel und Reinigungsgeräte

wieder ordnungsgemäß zurück stellen.

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Berufsfeld: Handwerk/ Auto

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Tätigkeiten im Überblick Sie arbeiten mit Maschinen und Handwerkzeugen.

Im Bereich Handwerk arbeiten Sie mit den Rohstoffen Holz, Kunststoff

oder Metall.

Im Bereich der Autopflege sind Sie für die Reinigung der Fahrzeuge

zuständig.

Im Bereich Handwerk müssen Sie schrauben, schleifen, bohren, putzen

und polieren.

Wichtig ist, der sachgemäße Umgang und der richtige Einsatz von

Werkzeugen und Maschinen.

Sie müssen die Maschinen und Werkzeuge reinigen und pflegen.

Sie müssen den Arbeitsplatz säubern.

Hier sehen Sie einen Mitarbeiter. Der Mitarbeiter arbeitet an einer Bohrmaschine.

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Arbeitsbedingungen Sie arbeiten mit vielen Kollegen zusammen.

Sie werden von einem Mitarbeiter in der Werkstatt oder im Bereich

Autopflege angelernt und unterstützt.

In der Werkstatt und in der Autopflege ist es oft sehr hektisch.

Der Zeitdruck ist hoch.

Sie laufen und stehen viel.

Sie müssen den Arbeitsschutz einhalten.

Arbeitsschutz bedeutet, dass Sie Arbeitskleidung, Schutzbrille oder

Gehörschutz tragen.

Arbeitsschutz bedeutet auch, dass Sie wissen wo sich die Fluchtwege

und Feuerlöscher befinden.

Sie müssen bei den Arbeitszeiten flexibel sein.

Voraussetzungen Sie sollten Spaß an der Arbeit haben.

Sie müssen selbständig arbeiten können.

Sie müssen sorgfältig und zuverlässig arbeiten.

Sie müssen ruhig bleiben.

Sie dürfen keine Allergien gegen Reinigungsmittel haben.

Sie sollten mit Frust umgehen können.

Hier sehen Sie einen Mitarbeiter, der Metallkomponenten verschraubt.

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Arbeitsort Sie können auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten.

Zum Beispiel in einer Autoreinigung oder in einer Metallwerkstatt.

Sie können in einem Integrationsbetrieb arbeiten.

Integrationsbetriebe, dass sind Betriebe, in denen Menschen mit und

ohne Behinderung zusammenarbeiten. In diesen Betrieben arbeiten viele

Menschen mit Behinderung.

Sie können in einer Werkstatt für behinderte Menschen in den

Arbeitsbereichen Metall oder Holz arbeiten.

Hier sehen Sie einen Mitarbeiter. Der Mitarbeiter reinigt ein Auto.

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Ihre Meinung Handwerk/ Auto Hat Ihnen die Aufgabe Spaß gemacht?

ja nein Könnten Sie sich vorstellen in diesem Bereich zu arbeiten?

ja nein Vor- und Zuname: ____________________________________________

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Arbeitserprobung Bereich Handwerk:

1. Legen Sie eine Unterlegscheibe auf die Schraube! Verbinden

Sie die Schrauben mit den Muttern!

Bereich Autopflege:

1. Reinigen Sie den Autositz mit dem Nass- Staubsauger.

2. Reinigen Sie die Autotür von innen und außen.

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Berufsfeld: Garten- Landschaftspflege/

Hausmeister/ Bau

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Tätigkeiten im Überblick Bereich Garten- und Landschaftspflege:

Sie reinigen Parkwege und Straßen.

Sie pflegen Zimmerpflanzen.

Sie mähen den Rasen.

Sie verschneiden Äste an Bäumen.

Sie graben Beete um.

Sie sind für die Schneeräumung auf öffentlichen Wegen verantwortlich.

Bereich Hausmeister:

Sie reinigen die Treppen.

Sie reinigen die Fenster und Türen.

Sie transportieren die Mülltonnen vor die Tür.

Sie mähen den Rasen.

Sie verschneiden Bäume.

Sie sind für die Schneeräumung auf dem Fußweg verantwortlich.

Bereich Bau:

Sie schleifen und streichen Wände.

Sie tapezieren Räume.

Sie müssen Sand und Kieselsteine schaufeln.

Sie transportieren Baumaterial.

Sie stellen Wände auf.

Sie pflastern Gehwege.

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Arbeitsbedingungen Sie arbeiten mit vielen Kollegen zusammen.

Im Bereich Garten- Landschaftspflege und im Bereich Bau ist es oft sehr

hektisch.

Sie arbeiten viel draußen.

Der Zeitdruck ist hoch.

Sie laufen und stehen viel.

Sie müssen bei den Arbeitszeiten flexibel sein.

Sie fangen zum Beispiel sehr früh am Morgen mit der Arbeit an.

Oder Sie müssen bis spät abends arbeiten.

Sie müssen den Arbeitsschutz beachten.

Arbeitsschutz heißt, dass Sie Arbeitsschuhe, Arbeitshandschuhe,

Schutzbrille und Knieschoner tragen.

Voraussetzungen Sie sollten Spaß an der Arbeit haben.

Sie müssen selbständig arbeiten können.

Sie müssen sorgfältig und zuverlässig arbeiten.

Sie müssen ruhig bleiben.

Sie dürfen keine Allergien gegen Farben- oder Lacke, Reinigungsmittel

oder Düngemittel haben.

Sie sollten mit Frust umgehen können.

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Arbeitsort Sie können auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten. Zum Beispiel in

einem Gärtnereibetrieb oder einer Baufirma.

Sie können in einem Integrationsbetrieb arbeiten.

Integrationsbetriebe, das sind Betriebe, in denen Menschen mit und

ohne Behinderung zusammenarbeiten. In diesen Betrieben arbeiten viele

Menschen mit Behinderung.

Sie können in einer Werkstatt für behinderte Menschen in den

Arbeitsbereichen Garten- und Landschaftspflege oder Bau arbeiten.

Hier sehen Sie Mitarbeiter, die in einer Gärtnerei arbeiten.

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Ihre Meinung zum Berufsfeld Garten- und Landschaftspflege/ Hausmeister/ Bau Hat Ihnen die Aufgabe Spaß gemacht?

ja nein Könnten Sie sich vorstellen in diesem Bereich zu arbeiten?

ja nein Vor- und Zuname: ____________________________________________

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Arbeitserprobung Sie sollen eine Pflanze umtopfen.

1. Arbeitsplatz vorbereiten → Welche Arbeitsmittel brauche ich? Legen Sie diese zurecht.

2. Füllen Sie einen größeren Topf mit etwas Erde.

3. Nehmen Sie die Pflanze aus dem kleinen Topf.

4. Setzen Sie die Pflanze in den größeren Topf.

5. Füllen Sie den Bereich um die Pflanze mit Erde auf.

6. Gießen Sie die Pflanze an.

Im Anschluss daran sehen Sie einen Lehrfilm über den Bereich Garten- und Landschaftspflege.

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Berufsfeld: Büro

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Tätigkeiten im Überblick Sie ordnen und sortieren Briefe und kleine Päckchen in entsprechende

Postfächer ein.

Sie kopieren Unterlagen.

Sie falten Briefbögen und stecken diese in die Briefumschläge.

Sie schreddern Unterlagen.

Sie sind zuständig für die Leerung der Papierkörbe und die

Müllentsorgung.

Hier sehen Sie Mitarbeiter, die Briefe mit Briefmarken bekleben und die

Briefe in Kisten einsortieren.

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Arbeitsbedingungen Sie arbeiten mit vielen Kollegen zusammen.

Sie werden von einem Mitarbeiter im Büro angelernt und unterstützt.

Im Büro ist es oft sehr hektisch.

Im Büro kann es sehr laut sein.

Das Telefon klingelt oft. Der Kopierer und der Aktenvernichter sind laut.

Der Zeitdruck ist hoch.

Voraussetzungen Sie sollten Spaß an der Arbeit haben.

Sie müssen selbständig arbeiten können.

Sie müssen sorgfältig und zuverlässig arbeiten.

Sie müssen ruhig bleiben.

Sie müssen mit Frust umgehen können.

Hier sehen Sie eine Mitarbeiterin die Adress- Aufkleber anbringt.

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Arbeitsort

Sie können auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten.

Zum Beispiel in einem großen Büro mit vielen Mitarbeitern.

Sie können in einem Integrationsbetrieb arbeiten.

Integrationsbetriebe, das sind Betriebe, in denen Menschen mit und

ohne Behinderung zusammenarbeiten. In diesen Betrieben arbeiten viele

Menschen mit Behinderung.

Sie können in einer Werkstatt für behinderte Menschen arbeiten. Sie

können auf einem Außenarbeitsplatz einer Werkstatt für behinderte

Menschen arbeiten.

Hier sehen Sie einen Mitarbeiter der Briefe stempelt.

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Ihre Meinung zum Berufsfeld Büro Hat Ihnen die Aufgabe Spaß gemacht?

ja nein Könnten Sie sich vorstellen in diesem Bereich zu arbeiten?

ja nein Vor- und Zuname: ____________________________________________

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Arbeitserprobung

1. Falten Sie den Briefbogen und stecken Sie diesen in den

Briefumschlag.

2. Sortieren Sie die Briefe und Päckchen in die Postfächer.

3. Schreddern Sie die Unterlagen mit dem Aktenvernichter.

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Checkliste Praktikum

Name des Praktikanten:

Name des Praktikumsunternehmens/ Kontaktdaten:

Ansprechpartner:

Zeitraum des Praktikums: vom _________ bis ___________

Beschreibung der Praktikumstätigkeit/

Berufsfeld:

Tätigkeitsnachweis ausgehändigt: ______________ zurück _____________

Praktikumsvertrag ausgehändigt: ______________ zurück ___________

Gesundheitsausweis erforderlich: ____________________________________

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Erklärung über die Entbindung von der Schweigepflicht:

Diagnose/ Medikationsverordnung durchgesprochen mit TN+

Praktikumsbetrieb:

___________________________________________________________________

___________________________________________________________________

Abklärung Praktikum mit Eltern und/ oder Betreuer :

___________________________________________________________________

___________________________________________________________________

___________________________________________________________________

___________________________________________________________________

Abklärung Fahrgeld für Teilnehmer (Selbstfahrer?):

___________________________________________________________________

___________________________________________________________________

___________________________________________________________________

___________________________________________________________________

Fahrtraining mit Teilnehmer :

___________________________________________________________________

___________________________________________________________________

Abklärung Bezahlung Verpflegungskosten:

___________________________________________________________________

___________________________________________________________________

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___________________________________________________________________

Besonderheiten (besondere Öffnungszeiten, wechselnde Ansprechpartner im

Betrieb, Sicherheitshinweise…):

___________________________________________________________________

___________________________________________________________________

___________________________________________________________________

___________________________________________________________________

___________________________________________________________________

Geplanter Urlaub (Praktikant/ Unternehmen) während der Praktikumszeit:

___________________________________________________________________

___________________________________________________________________

___________________________________________________________________

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Besuche/ Betreuung durch FBI, GL, BD vor und während der Praktikumszeit:

Datum Besuch/ Telefonat durchgeführt

durch

Bemerkungen

Auswertungsgespräch erfolgt:

_____________________________________________

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Endreflexion

(auszufüllen vom Praktikumsbetreuer) Praktikant/ in: ………………………… Geb. Datum: …………….. Praktikumsbetrieb: ……………………………………………………………… (Ansprechpartner/ in)

Zeitraum des Praktikums: ……………………………………………………….. Arbeitsverhalten sehr gut zufriedenstellend ausbaufähig mangelhaft

Pünktlichkeit Sorgfalt Ausdauer Körperliche Belastbarkeit

Verhalten bei Stress Anweisungsverständnis Arbeitsergebnisse Konzentration Engagement / Arbeitseinstellung

Selbständigkeit bei der Ausführung von aufgetragenen Arbeiten

Kritikfähigkeit / Korrektur von Fehlern

Suchen und Annahme von Hilfe

Einhalten von Vorschriften

Selbständiges Erkennen und Aufnehmen von offensichtlich nötigen Arbeiten

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Sozialverhalten sehr gut zufriedenstellend ausbaufähig mangelhaft Sauberkeit Kontaktfreude Angemessenes Verhalten gegenüber Autoritätspersonen

Angemessenes Verhalten gegenüber Kollegen

Kundenkontakt Höflichkeit Ablenkbarkeit durch Kollegen / Kunden

Angemessene Arbeitskleidung

Sozialer Einsatz Bemerkungen: __________________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________________

Das ist dem Praktikumsbetreuer positiv aufgefallen: Daran muss der Praktikant unbedingt noch arbeiten: __________ ______________________ __________________ Datum Praktikumsbeauftragte/er des Betriebes Praktikant/ in

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Tätigkeitsnachweis Praktikum

Name des Teilnehmers: ………………………………………….. Praktikumsbetrieb: ……………………………………………….. Zeitraum des Praktikums: vom ……………. bis ………….. 1. Woche Datum/ Uhrzeit (von…bis…)

Durchgeführte Tätigkeiten (auszufüllen vom Praktikanten)

Datum:

In der Zeit von bis Datum:

In der Zeit von bis

Datum:

In der Zeit von bis

Datum:

In der Zeit von bis Datum:

In der Zeit von bis Datum/ Unterschrift Praktikant: ………………………………………..

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2. Woche Datum/ Uhrzeit (von…bis…)

Durchgeführte Tätigkeiten (auszufüllen vom Praktikanten)

Datum:

In der Zeit von bis

Datum:

In der Zeit von bis Datum:

In der Zeit von bis Datum:

In der Zeit von bis Datum:

In der Zeit von bis Datum/ Unterschrift Praktikant: ………………………………………..

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3. Woche Datum/ Uhrzeit (von…bis…)

Durchgeführte Tätigkeiten (auszufüllen vom Praktikanten)

Datum:

In der Zeit von bis Datum:

In der Zeit von bis

Datum:

In der Zeit von bis Datum:

In der Zeit von bis

Datum:

In der Zeit von bis

Datum/ Unterschrift Praktikant: ………………………………………..

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4. Woche Datum/ Uhrzeit (von…bis…)

Durchgeführte Tätigkeiten (auszufüllen vom Praktikanten)

Datum:

In der Zeit von bis

Datum:

In der Zeit von bis Datum:

In der Zeit von bis

Datum:

In der Zeit von bis

Datum:

In der Zeit von bis

Datum/ Unterschrift Praktikant: ………………………………………..

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Selbsteinschätzung

Name des Praktikanten:

Praktikumsbetrieb:

Zeitraum des Praktikums:

So schätze ich meine Arbeit im Praktikum ein:

Die Arbeit hat mir � sehr gut gefallen

� gut gefallen � nicht gut gefallen � überhaupt nicht gefallen

Mein Arbeitstempo war � sehr schnell � schnell � manchmal noch zu langsam � häufig noch zu langsam Die einzelnen Arbeiten waren � sehr leicht � leicht � schwer � sehr schwer Ich habe im Praktikum � viel dazu gelernt � wenig dazu gelernt � gar nichts dazu gelernt

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Die Anweisungen des � immer sofort verstehen Vorgesetzten konnte ich � nur manchmal verstehen � meistens nicht verstehen Ich � war immer besser als meine Kollegen

� habe genauso gut gearbeitet � hatte schlechtere Leistungen � kann meine Leistung nicht einschätzen Mit den Kollegen konnte ich/ � immer gut zusammenarbeiten hatte ich � kaum zu tun � keinen Kontakt Mit meinem Chef/ � sehr gutes Verhältnis meiner Chefin hatte ich ein � gutes Verhältnis � schlechtes Verhältnis � kein Verhältnis- habe ihn/ sie kaum gesehen Ich würde � gerne noch einmal ein Praktikum durchführen � vielleicht wieder ein Praktikum durchführen � nie wieder ein Praktikum durchführen Bemerkungen: ______________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ Datum/ Unterschrift Praktikant(in): ________________________________________

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Verhaltensrichtlinien die vor Praktikumsbeginn mit dem Jugendlichen durchzusprechen sind Thematik Erledigungsvermerk Vorstellung des P.- Unternehmens

- Praktikumsort - (Beschreibung des Fahrtweges, Erläuterung Fahrbegleitung, Ausdruck

Fahrplan) - Hinweis auf eventuelle. Konkurrenzunternehmen (eventuell

Begriffserklärung)

Praktikumszeitraum

- Länge des Einsatzes - anstehender Urlaub - „Pflicht- Termine“ (wie .z.B. Ferienfahrt, Schultermine,…)

Arbeitszeit

- Arbeitsbeginn und Arbeitsende - bereits 10 Min. vor Arbeitsbeginn erscheinen- (Zeitfenster bzgl.

wechseln von Alltagskleidung in Arbeitskleidung) - nicht bereits 5 Min. vor Arbeitsende der Blick auf die Uhr

Pausenzeit

- Hinweis auf abwechselnde/ nicht identische Pausenzeiten im Vergleich zum Schulalltag

- Einhaltung der Pausenzeiten (Vorgabe nicht überschreiten) - Essen nur in den vorgegebenen Pausenzeiten

Private Termine

- private Termine/ Bedürfnisse sind zurückzustellen (Prioritäten setzen!)

Verhalten im Krankheitsfall

- Meldung an Frau Kittler damit P.- Betrieb als auch Schule informiert werden können

- kein alleiniger Abbruch des Praktikums

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Thematik Erledigungsvermerk Äußeres Erscheinungsbild

- angemessene Arbeitskleidung - Rasur - Arbeitsschutzkleidung ist wenn nötig zu tragen (Schutzbrille,

Arbeitsschuhe…) - Handy und MP3 Player Verbot

Körpersprache

- kein Lümmeln, freundliche Mimik (gerade im öffentlichen Bereich) Motivation, Höflichkeitsformeln

Eigentum

- Grundsätzlich sind keine Gegenstände aus dem Praktikumsbetrieb mitzunehmen (Ausnahme- Erlaubnis vom Betrieb)

- Persönliche Sachen sind in einem Spind einzuschließen

Sonstiges

- keine Erstellung von Fotoaufnahmen im Praktikumsobjekt - - -

Checkliste am ……………mit Schüler(in) ……………………….. durchgesprochen. Unterschrift Schüler(in): ……………………………..

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Vorbereitung, Begleitung und Auswertung von Praktika auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt- Kleine Übersicht der Aufgabenbereiche: Vororientierendes Gespräch mit Teilnehmer Abklärung Berufsorientierung, Motivation, persönliche Zukunftsplanung

Erhebung praktikumsrelevanter Daten Akteneinsicht, Kompetenzanalyse, Abklärung Interessengebiete TN, Rücksprache bzgl. benötigter Rahmenbedingungen

Recherche für Praktikums- Akquise Suche nach Praktikumsunternehmen durch Nutzung Internet, Tageszeitung, Fachpresse, inaktive Adressen aus vergangenen Zeiten, Empfehlungen aktiver Kunden

Persönliches Aufsuchen potentieller Praktikumsbetriebe (Keine Telefonakquise!) Erste Kontaktaufnahme mit potenziellem Praktikumsbetrieb, → Terminabsprache

Erstgespräch mit Unternehmensvertreter im potentiellem Praktikumsbetrieb Vorstellung Schule/ Projektstelle, Informationen bzgl. TN

Rücksprache mit allen Beteiligten in der Schule Informations- Weitergabe bzgl. Eckdaten des Praktikumsbetriebes

Erstellung Vertragsunterlagen Checklisten bzgl. der Durchführung, Tätigkeitsnachweis, Selbsteinschätzung Praktikant, Praktikumseinschätzungdes Unternehmens

Kontakt zum Praktikumsbetrieb Vorstellung TN/ Vorstellungsgespräch, Betriebsbesichtigung Unterzeichnung Praktikumsunterlagen

Rücksprache mit allen Beteiligten Absprache Praktikumsverlauf/ Praktikumsbetreuung sowie Wegbegleitung, Verpflegungskosten, Arbeitsschutzkleidung, Gesundheitspass…

Begleitung- Erster Praktikumstag Unterstützung TN und PB (unterstützende Mitwirkung bei Erklärung Arbeitsschutzbelehrung, Pausenzeiten, Orientierungshilfen ect.)

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Regelmäßige Praktikumsbesuche Durchführung Feedback- Gespräche (TN, FBI, PB), Dokumentation

Beendigung des Praktikums Durchführung Abschlussgespräch im PB Auswertung des Praktikums/ Praktikumseinschätzung, Dokumentation

Auswertung des Praktikums innerhalb der DaT Dokumentation

Sonstige Tätigkeiten mit zeitlichem Aufwand:

- Kontaktpflege - Adresspflege Datenbank - Fahrtraining - Unterstützung bei Erstellung von Bewerbungsunterlagen - Teambesprechungen

Aufstellung bzw. Zusammensetzung der benötigten Aufwendungen:

- Firmenfahrzeug - Fahrtkosten - Parkgebühren - Weiterbildung - Reisekosten - PC - Bürobedarf - Werbungskosten - Öffentlichkeitsarbeit - Arbeitskleidung für TN - Fahrtkosten für TN - Personalkosten - Telefonkosten (Handy, Festnetz)