36
Konzepte zur Reduzierung der Verkehrstoten Anwender-Tests An den richtigen Stellen das Falsche tun Raffinerien Shutdown – der Still- stand, der keiner ist Webinare Lernen via Internet Drägerheft 386 Das Magazin für die Sicherheitstechnik November 2010 Promille und Prozente

Promille und Prozente - Dräger USA · Head of Healthcare Europe für die Divi sion Hospital Care und Homecare in Zentral- und Nordeuropa verantwortlich. Gleich nach ihrem Abitur

Embed Size (px)

Citation preview

Konzepte zur Reduzierung der Verkehrstoten

Anwender-TestsAn den richtigen Stellen

das Falsche tun

RaffinerienShutdown – der Still-stand, der keiner ist

WebinareLernen via Internet

Drägerheft 386

Das Magazin für die Sicherheitstechnik November 2010

Promille und Prozente

01_Verkehrssicherheit_S 1 20.10.2010 11:42:38 Uhr

2 DRÄGERHEFT 385.1 | JUNI 20102 DRÄGERHEFT 385.1 | JUNI 2010

RätselhaftQualität liegt im Detail. Sie steckt bei Dräger in jedem Produkt – und wird streng geprüft. Doch was wird auf demFoto getestet? Sachdienliche Hinweise ab Seite 28.1. Test eines Gas-Messgerätes mit Talkum2. Stresstest eines Gullydeckels im Winter3. Drogentest-Kassette wird mit Kokain geprüft

Schreiben Sie uns die richtige Lösung per E-Mail an [email protected] oder per Post an unsere Redaktionsadresse (siehe Impressum) und gewinnen Sie eine von hundert Sport-Sonnenbrillen.

Einsendeschluss ist der 15. Dezember 2010. Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt. Bitte geben Sie hierfür Name und Adresse an. Eine Barauszahlung ist nicht möglich. Bei mehr als hundert richtigen Einsendungen entscheidet das Los. Nicht teilnehmen dürfen Mitarbeiter von Dräger. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

02_Rätselhaft_S 2 20.10.2010 11:42:08 Uhr

3Drägerheft 386 | November 2010

Inhalt

Erfahrung 4 Menschen, die bewegen Der eine

ist technischer Inspektor für feuerwesen, der andere Professor für Neonato logie und Pädiatrische Intensivmedizin.

nachrIchtEn 6 neues aus der Dräger-Welt

Unter anderem: Simulationen auf dem iPhone, Atemschutz wird leichter, oP-Leuchte mit hD-Kamera, zweite haut für harte einsätze.

fokus 8 Verkehrssicherheit Wie lässt sich

die Zahl der verkehrstoten bei steigender motorisierung weiter senken?

rEport 14 Mythen Kann der Promillesünder ein

Atemalkohol-messgerät austricksen? 16 shutdown in einer raffinerie ist alles an-

de re als Stillstand: es herrscht hochbetrieb. 20 legoland Zwei Wochen lang arbeitete

Lloyd godson unter Wasser – und hatte dabei viele Zuschauer.

22 leipzig hier trainieren flughafen-feuerwehren in einer spektakulären brandsimulationsanlage.

26 Mobile atemschutzwerkstatt Sie ist in einem fahrzeug untergebracht und fährt dorthin, wo sie gebraucht wird.

schultErblIck 28 applikationslabor hier machen

sie an den richtigen Stellen systematisch das falsche.

ausblIck 32 Webinare Wie das Internet hilft,

erfahrungen mit Kollegen zu teilen.

sErVIcE

34 Wo und wer? Dräger in aller Welt, Impressum

EInblIck 36 Interlock erst pusten, dann fahren –

so funktioniert die atemalkoholgesteuerte Wegfahrsperre.

1.234.026 Verkehrstote zählt die Weltgesundheitsorganisation weltweit in einem Jahr – mehr dazu ab seite 8.

16 rohöl8 alkohol

tIt

eL

fo

to:

fo

toL

IA

D-1

108

7-20

10

D-1

65

7-20

10

Bl

ick

win

ke

l

22 gas

03_Inhalt_S 3 20.10.2010 11:40:02 Uhr

4

Erfahrung Menschen, die bewegen

drägerheft 386 | noveMber 2010

fo

tos

: ©

lin

da

ph

oto

.ch

, U

lr

ike

sc

ha

ch

t; t

ex

t: s

ilk

e U

Mb

ac

h

Was uns bewegt – Dräger weltweit

Philipp hildbrand, Technischer Inspektor für feuerwesen in Sitten / Schweiz„120 feuerwehren, 6.000 Mann – ein teil spricht französisch, ein teil deutsch. das tiefe, langgestreckte tal der rhône und beidseits die ber-ge, bis über 4.000 Meter hinauf zum Matterhorn. das ist meine heimat und meine verantwortung.

wir sind bereit anzupacken, wann und wo auch immer. Zuallererst ist man feuerwehrmann und will helfen, wo not ist. bei uns heißt das oft, mächtigen naturgewalten zu trotzen. dann müssen alle zusammenstehen, wie bei der Unwetterkatastrophe im berner oberland: dörfer waren von schlammlawinen überrollt, das leid groß. aber auch der kampfgeist der helfer und freiwilligen. ich war als einsatzleiter dort. die Menschen ka-men zahlreich, um zu helfen – nicht nur mit ihren händen, viele haben obendrein großzügig gespendet. nur gemeinsam schaffen wir es. etwa,

wenn wir im trockenen kanton wallis gegen einen waldbrand kämpfen – ein großeinsatz für alle. es geschieht, dass wir noch wochen mit auffla-ckernden herden und glutnestern zu tun haben. der geist des Zusam-menhalts ist stark, die ausrüstung recht verschieden. Manche haben sie in frankreich gekauft, andere im deutschen raum. Meine herausforde-rung ist es, einheitliche technik für alle 120 wehren zu schaffen. es ist ein langzeitprojekt, aber es wird die gemeinsamkeit weiter stärken.

als ausbilder für atemschutz schätze ich präzise abgestimmte tech-nik. die kunst ist, alle interessen zusammenzubringen: natürlich bevor-zugen talbewohner schwere großfahrzeuge, die wehren im gebirge aber kleine geländegängige. Mit meinen kollegen sorge ich dafür, dass am ende alles passt.“

04-05_Erfahrung_S 4 20.10.2010 11:41:11 Uhr

5Drägerheft 386 | November 2010

thema RubRik

Prof. Dr. Wolfgang Göpel, universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Lübeck„Die Neonatologie – das sind so viele Erlebnisse! Ich kam als jun-ger Assistenzarzt auf die Intensivstation und durfte gleich mit einer erfahrenen Oberärztin ein sehr, sehr kleines Neugeborenes versor-gen. Als es dann im Inkubator lag, konnten es die Eltern nicht so-fort in den Arm nehmen. Es war für sie nicht einfach, eine Bindung zu ihrem Frühchen aufzubauen. Dennoch glückte schließlich alles. Dank Fürsorge und unseren technischen Möglichkeiten gedieh das Baby rasch. Das war sehr anrührend für mich. Seither haben wir viel hinzugelernt. Wir können heute auch schon sehr kleine Frühchen ohne Beatmung stabilisieren. Und beim ,Kangarooing‘ haben die Frühgeborenen oft bereits wenige Tage nach der Geburt den ersten Hautkontakt mit ihren Eltern. Kontakt ist entscheidend: auch unter uns Praktikern. Wir alle profitieren von Kooperation und Austausch.

Deshalb haben wir das Frühgeborenen-Netzwerk gegründet. Wir sammeln Daten – aus Genetik und Familienanamnese, aber auch intensivmedizinische Parameter: Welche Medikamente wurden ver-abreicht? Wie wurde die Atmung unterstützt? Und vieles mehr. Aus dieser großen Datenbasis wollen wir umfassendes Wissen gewin-nen, um optimale Versorgungsstrategien zu entwickeln. Jeder von uns möchte besser werden. Die ersten Erfolge sehen wir bereits.

Als Intensivmediziner betreue ich heute Kinder jeden Alters. Je-des ist eine Herausforderung, aber ich erkenne täglich auch die Fortschritte, die wir gemacht haben. Die wichtigste Frage, die sich Eltern wie Ärzte immer wieder stellen, ändert sich nicht: Wird die-ses Kind ein glückliches und gutes Leben haben? Dafür arbeiten wir jeden Tag.“

04-05_Erfahrung_S 5 20.10.2010 11:41:24 Uhr

6 DRÄGERHEFT 386 | NOVEMBER 2010

NACHRICHTEN

Findet Lübeck gut: Dr. Carla Kriwet. Expertenwissen für die Kitteltasche.

PR

IVA

T

„Weltforum der Medizin“: MEDICA.

GR

AF

IK:

PO

TATO

STO

MA

TOS

/PIC

FO

UR

Dräger – Neuer Vorstand für Marketing und VertriebAb dem 1. Januar 2011 wird Dr. Carla Kriwet Vorstands mitglied bei Dräger. Die promovierte Betriebswirtin wird dann für das neue Ressort Marketing und Vertrieb verantwortlich sein. Dr. Carla Kriwet, 39, ist derzeit bei der Linde Group als Head of Healthcare Europe für die Divi sion Hospital Care und Homecare in Zentral- und Nordeuropa verantwortlich. Gleich nach ihrem Abitur unterstützte sie einen Arzt bei Aids-Kampagnen in Burundi, studierte dann zu nächst in Würzburg und promovier-te in St. Gallen und Neu-Delhi. Nach Stationen bei einem Anla genbauer und – in London – bei der Boston Consul ting Group ging sie 2003 zu Linde, wo sie eine außerordentliche Karriere begann.

Das „Handelsblatt“ zeichnete die Mutter von drei Kindern im vorigen Jahr mit der „Karriere des Jah -res 2009“ aus: „Sie hat trotz der steilen beruflichen Entwicklung nie die Balance verloren“, urteilte die Jury. Dass Dr. Kriwet nicht nur Dräger, sondern auch die Stadt Lübeck sympathisch findet, konnte da noch niemand ahnen.

Nützliche Assistenten auf dem iPhoneMit Mobiltelefonen navigieren sich schon heute Millionen von Menschen durch ihren Alltag. Das kann man – mit ihren GPS-Möglichkeiten vor Augen – wört-lich neh men oder aber im übertragenen Sinne. Denn mit passender Software, den sogenannten Apps, wird der Beglei -ter zum Oszilloskop, zum medizinischen Handbuch. Auch kann er sehr komplexe Geräte in vielen Aspekten simulieren und damit zum Training eingesetzt wer den. Das iPhone erweist sich in allen diesen Punkten als multifunktionaler Trendsetter. So kann es etwa auf der Basis von in Algorithmen gegossener Erfahrung und Studien komplexe Vorgänge visualisie-ren und dokumentieren. Das alles sind Möglichkeiten, die Dräger seit einiger Zeit intensiv erforscht. Noch im vierten Quar tal 2010 will das Unternehmen zwei Dräger-Apps anbieten. Informationen über das jeweils aktuelle Angebot unter: www.draeger.com

MEDICA 2010: Machen Sie sich ein BildDie „intelligente Visualisierung in der Akut medizin“ ist Schwerpunkt des Stan des von Dräger auf der MEDICA 2010, dem „Weltforum der Medizin“ in Düsseldorf. Dort zeigen vom 17. bis zum 20. November rund 4.300 Unternehmen alles, was für den Behandlungsablauf in Arztpraxen und Kliniken benötigt wird – von Medizintech-nik, über Physiotherapie bis zu medizi-nisch er Informationstech nologie (IT). Als einen großen Trend in diesem Jahr sieht der Veranstalter die reibungslose Verknüp-fung von Hard- und Software mit vor -han denen IT-Infrastrukturen: „Die Kliniken streben nach Lösungen ohne Kommu -nikations- und Infor mationsbrüche.“ Wer pri vat die Vorteile von Apps und Touch-screens schätze, wolle diese auch im turbulenten Klinik alltag nutzen, wofür auf der MEDICA viele Beispiele zu sehen seien. Dräger auf der MEDICA 2010: Halle 11, Stand J39.

FO

TO:

ME

SS

E D

ÜS

SE

LD

OR

F

06-07_News_S 6 20.10.2010 11:47:15 Uhr

7DRÄGERHEFT 386 | NOVEMBER 2010

So leicht kann Atemschutz sein.

D-9

94

0-2

010

Noch dichter am Kunden: Drägerheft.

Konzepte zur Reduzierung der Verkehrstoten

Anwender-TestsAn den richtigen Stellen das Falsche tunRaffinerienShutdown – der Still-stand, der keiner istWebinareLernen via Internet

Drägerheft 386

Das Magazin für die Sicherheitstechnik November 2010

Promille und ProzenteKonzepte zur Reduzierung der VerkehrstotenKonzepte zur Reduzierung der VerkehrstotenKonzepte zur Reduzierung der VerkehrstotenKonzepte zur Reduzierung der Verkehrstoten

Promille und ProzentePromille und Prozente

The Magazine for Safety Technology November 2010

Dräger Review 101

Concepts for reducing traffic fatalities

User Tests

Break me if you can

RefineriesMaintenance

downtime that isn’t

Webinars

Learning via the Internet

Alcohol and InterlocksConcepts for reducing traffic fatalitiesConcepts for reducing traffic fatalitiesConcepts for reducing traffic fatalitiesConcepts for reducing traffic fatalitiesAlcohol and InterlocksAlcohol and Interlocks

La revista de la tecnología de seguridad Noviembre de 2010

Dräger Review 2La revista de la tecnología de seguridad Noviembre de 2010

Revista Dräger 2

Conceptos para reducir el número de muertos en accidentes de tráfico

Pruebas de aplicaciónCometer errores para dar en el clavoRefineríasUna «parada» en la que

nada se detieneSeminarios en la webAprender por Internet

Alcoholemia y accidentes

Noch dichter am Kunden: Drägerheft.

Conceptos para reducir el número de muertos en accidentes de tráfico

Conceptos para reducir el número de muertos en accidentes de tráfico

Conceptos para reducir el número de muertos en accidentes de tráfico

Conceptos para reducir el número de muertos en accidentes de tráfico

Conceptos para reducir el número de muertos en accidentes de tráfico

Conceptos para reducir el número de muertos en accidentes de tráfico

Alcoholemia y accidentesAlcoholemia y accidentesAlcoholemia y accidentes

Le magazine technique de la sécurité Novembre 2010

Revue Dräger 1

Concepts pour diminuer le nombre de morts sur la route

Tests utilisateurFaire ce qu’il ne faut pas

au bon endroit

RaffineriesMise hors service : un arrêt

qui n’en est pas un

Les webinairesApprendre par Internet

Taux d’alcoolémie et pourcentages

Zweite Haut für harte EinsätzeBei seinem neuen gasdichten und wieder verwendbaren Chemikalienschutzanzug CPS 7900 nutzt Dräger das neuartige An-zugsmaterial D-mex. Dieses zeigt eine besonders hohe Beständigkeit gegenüber verschiedenen toxischen Substanzen und bietet umfangrei chen Schutz vor ge-fährlichen Chemikalien, Infektionserre-gern sowie radioaktiven Partikeln. D-mex eignet sich für Arbeiten in explo sionsge- fähr deten Bereichen sowie für den Umgang mit verflüssigten Gasen bis zu -80 °C.

OP-Leuchte: scharfe BilderNach Einführung von LED-OP-Leuchten der Serie Polaris mit SD-Kamera sollen im ersten Halbjahr 2011 die Modelle 560/760 mit HD-Kameras zur Verfü-gung steh en. Diese liefern nach dem Stan-dard Full HD 1080i gestoch en schar fe und farb treue Video bilder des Operations-gebietes. So lassen sich Gewebeschich-ten, Schnittebenen und Gefäße deutlich erkennen. HD-Bilder eignen sich optimal für die medizinische Dokumenta tion sowie für Aus- und Weiterbildung. Die in einer Sterilhülse untergebrachte Kamera mit ih rem 120-fachen Zoom lässt sich via Fern-bedienung steuern.

Ausgezeichneter GeschäftsberichtOffenheit ist ein wesentliches Kriterium bei der Beurteilung von Geschäftsberichten, die das „manager magazin“ jährlich veranstaltet. Gerade in diesem Punkt hob die deutsche Wirtschaftszeit-schrift den Geschäftsbericht von Dräger ausdrücklich hervor. Hun derte von Kapitalmarkt-, Kommunikations- und Gestaltungsprofis bewerteten mit Unterstützung verschiedener Universitäten die 160 eingesandten Publikationen. Dräger erhielt für seinen Geschäftsbericht 2009 auf Anhieb Bronze unter allen im Tec-DAX notierten Unternehmen.

PAS Lite – Atem-schutz wird leichterMit seinem neuen Pressluftatmer PAS Lite hat Dräger ein besonders leichtes um-luftunabhängiges Atemschutzgerät für den Einsatz in Industrie und Schiff fahrt eingeführt. Die Kombination aus Robust-heit, Zuverlässigkeit und geringem Gewicht wird durch ein neu entwickeltes Tragesystem erreicht: eine 2,7 Kilogramm leichte Rah menstruktur aus Kohlefaser-verbundwerkstoff. Der Pressluft atmer wurde speziell für die An wendung in der indus triellen Brandbekämpfung sowie für Notfalleinsätze an Land und auf See entwickelt. Der Tragegurt ermög licht eine gleich mäßige Gewichtsverteilung auf den Schul tern, die körpernahe Schwer -punktlage erhöht den Tragekomfort. Die Hoch- und Mitteldruckschläuche im Tragerahmen reduzieren das Risiko, hän -gen zu bleiben. Die neuen Materialen sind so geformt, dass Schultern und Hüf-ten entlastet werden. Das reduziert Verspannungen und Ermü dungser schei-nungen des Trägers.

Drägerheft: als vierte Sprache FranzösischFür etwa 130 Millionen Menschen in aller Welt ist Französisch Verkehrssprache. Mit dieser Ausgabe erscheint das Dräger-heft daher nicht nur auf Deutsch, Eng-lisch und Spanisch, sondern zeitgleich auf Französisch. Damit trägt das Unter-nehmen einem weiteren Wachstum und Informationsbedürfnis auch in den frankophonen Ländern Rechnung. Seit 1912 informiert das Drägerheft über Technik aus dem Hause und ihre Anwen-dungen in deutscher Sprache, seit 1959 zusätzlich auf Englisch – im Sommer dieses Jahres trat Spanisch hinzu. Das Drägerheft erscheint mit drei Ausgaben jährlich. Die Gesamtauflage beträgt rund 80.000 Exemplare.

06-07_News_S 7 20.10.2010 15:09:28 Uhr

8 DRÄGERHEFT 386 | NOVEMBER 2010

Alles so bunt hier? Schon geringe Alkohol-mengen verschieben die Wahrnehmung.

Zündstopp für Promillesünder

FO

TO:

BL

ICK

WIN

KE

L

08-13_Verkehrssicherheit_S 8 20.10.2010 12:04:48 Uhr

9DRÄGERHEFT 386 | NOVEMBER 2010

VERKEHRSSICHERHEIT FOKUS

Die Wirkung von Alkohol auf den Menschen ist klar: Ab einem Alko-holgehalt von 0,3 Promille im

Blut nimmt gewöhnlich die Reaktions-fähigkeit ab, die Risikofreude dagegen zu. Ab 0,8 Promille treten Gleichgewichts- und Sprachstörungen auf, und ab zwei Promille trübt sich das Bewusstsein ein. Drei Promille oder mehr führen oft ins Koma, mitunter in den Tod. Menschen, die einen solchen Rausch überleben, haben das ihrer starken körperlichen Verfassung zu verdanken. Ihre Mitmen-schen hingegen müssen sich vor allem vorsehen und dürfen den Trinkern nicht in die Quere kommen – wie der jüngs-te Verkehrssicherheitsbericht der Euro-päischen Union bestätigt. „Überhöh-te Geschwindigkeit, Alkohol am Steuer und Nichtanlegen des Sicherheitsgurts“, warnt darin der zuständige EU-Kommis-sar Siim Kallas, „gelten noch immer als die drei häufigsten Ursachen für tödliche Verkehrsunfälle.“

Alkohol: 10 Prozent Verkehrs tote

Die Statistik zeigt, dass die Schwere der Unfälle mit dem Alkoholpegel steigt. Alkoholisierte Fahrer kommen fast dop-pelt so häufig ums Leben wie nüchterne: Im vergangenen Jahr waren das 4.152 Menschen in Deutschland, bei 310.806 erfassten Unfällen mit Personenscha-den. Zwar war nur in 5,5 Prozent dieser Unfälle Alkohol im Spiel, dafür wurden bei diesen Unfällen aber 440 (10,6 Pro-zent) aller Verkehrstoten gezählt. Zudem werden Promille sünder häufiger rückfäl-lig. US-Studien haben gezeigt, dass Men-schen, die einen tödlichen Verkehrsunfall

verursacht haben, achtmal häufiger zum Wiederholungstäter werden als nicht-alko-holisierte Ersttäter. Bei Gewohnheitstrin-kern entfalten Maßnahmen wie Fahrver-bote und Führer schein entzug offenbar nur begrenzte Wirkung. Strafen allein hel-fen in diesen Fällen nicht weiter. Hier sind zudem Kontrolle und Therapie angesagt – wie bei jedem Sucht problem.

Die Erkenntnis, dass Alkohol Leib und Leben aller Verkehrsteilnehmer gefähr-det, ist so alt wie das Automobil selbst. Schon 1872 wurde im britischen König-reich gesetzlich verboten, „in betrunke-nem Zustand Kutschen, Pferde, Vieh oder dampfgetriebene Maschinen über Stra-ßen und öffentliche Plätze” zu führen. Im Jahr 1904 veröffentlichte „The Quarterly Journal of Inebriety“ (Band 26, S. 308), dass 23 Menschen bei einem Autounfall ums Leben kamen – 19 davon hätten Alko-hol getrunken, berichten Zeitzeugen. Das waren mehr als 80 Prozent.

Dennoch spielte das Thema Alkohol in puncto Verkehrssicherheit viele Jahre keine Rolle. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts konzentrierte man sich vor allem darauf, Ordnung in den Straßen-verkehr zu bringen und Fußgänger, Kut-schen, Fahrräder und Automobile ausein-anderzuhalten. 1914 wurde in De troit die erste Verkehrsampel der Welt aufge-stellt. Hamburg und Paris folgten acht Jahre später. Die erste Fußgängeram-pel in Europa leuchtete 1933 in Kopen-hagen. Zwei Jahre zuvor hatte der Völ-kerbund in Genf das „Abkommen über die Vereinheitlichung der Wegezeichen“ verabschiedet. Es wurde von 18 Staaten ratifiziert, Fahrbahnmarkierungen aber

wurden noch ausgespart. Erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges begannen Fuß-gängerüberwege und Zebrastreifen, das Straßenbild zu prägen.

Technik bringt (mehr) Sicherheit

Mit wachsender Motorisierung rückte Anfang der 1950er Jahre der Insassen-Schutz in den Vordergrund. Der Sicher-heits-Pionier Hugh de Havne, der als Pilot bereits einen Flugzeugabsturz überlebt hatte, verglich eine Autofahrt damals mit dem „Transport von losen Eiern in Stahl-behältern“. In den Folgejahren wurden daher Sicherheitselemente wie der Drei-punkt-Sicherheitsgurt, die Knautschzone oder die Sicherheitslenksäule entwickelt. Letztere konnte bei einem Aufprall nicht mehr wie ein tödlicher Spieß in den Innen-raum dringen. Dennoch stieg die Zahl der Verkehrstoten auf Deutschlands Stra-ßen stetig weiter. Ende der 1960er-Jahre erreichte sie mit mehr als 22.000 Verkehrs-toten ihren historischen Höchststand.

Die Wende brachten systematisch ent-wickelte automobile Sicherheitsstandards. Ab den 1980er-Jahren bildeten Auto sitz, Sicherheitsgurt, Gurtstraffer und Airbag eine schützende Einheit. Zudem mach-ten Antiblockiersysteme (ABS) oder Spur-haltesysteme (ESP) das Fahren weiter sicherer und angenehmer. Seit 1995 macht zudem der Prüfstandard „Euro-pean New Car Assessment Programme“ (Euro NCAP) die Fahrzeugsicherheit europaweit vergleichbar. Die sichersten Fahrzeuge erhalten heute fünf Sterne. Sie sind so konstruiert, dass Insassen einen seitlichen Aufprall mit einer Geschwindig-keit von 64 km/h unverletzt überstehen. > F

OTO

: B

LIC

KW

INK

EL

Trotz Knautschzone, Airbag und ABS: Bei Trunkenheit am Steuer wächst die Gefahr, dass es Tote gibt. Weltweit verurteilen daher immer mehr Staaten Promillesünder dazu, atemalkoholgesteuerte WEGFAHRSPERREN in ihre Autos einzubauen. Schweden will die Zahl der Verkehrstoten sogar auf null reduzieren – nach dem Motto: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

08-13_Verkehrssicherheit_S 9 20.10.2010 12:05:13 Uhr

10 DRÄGERHEFT 386 | NOVEMBER 2010

FOKUS VERKEHRSSICHERHEIT

Technik allein aber schöpft nicht das ge samte Potenzial für eine höhere Ver-kehrs sicherheit aus, denn der Fahrer muss sich auch entsprechend verhalten. Das jedoch geht nicht immer nur freiwillig. So begrenzte die Bundesrepublik Deutsch-land 1972 die Höchstgeschwindigkeit auf Landstraßen auf 100 km/h, 1974 folgten die Richtgeschwindigkeit von 130 km/h auf Autobahnen und 1984 die Gurtpflicht. Auch beim Alkohol sanken die Toleranzschwel-len. Wurde 1973 noch ein Blutalkoholge-halt von 0,8 Promille als Höchstgrenze für die allgemeine Fahrtüchtigkeit eingeführt, sank dieser 1998 auf 0,5 Promille. Für Fahr-anfänger in der Probezeit und alle Fahrer unter 21 Jahren gilt seit 2007 sogar abso-lutes Alkoholverbot. Das hat sich ausge-zahlt: Seit 1975 ging die Zahl der alkohol-bedingten Verkehrstoten um fast 88 Prozent zurück. Und das, obwohl sich heute etwa doppelt so viele Fahrzeuge wie damals auf deutschen Straßen bewegen.

Schweden fährt bei der Verkehrssicherheit voran

An diese Erfolge knüpfen weitere Kon-zepte an. So will die EU die Zahl der Ver-kehrstoten in den kommenden zehn Jah-ren halbieren. Andere Länder, allen voran Schweden, wollen sogar alles tun, damit auf ihren Straßen in Zukunft keine Men-schen mehr schwer verletzt oder gar getö-tet werden. „Es gibt zwar kein Datum, wann wir dieses Ziel erreichen müssen“, unterstreicht Claes Tingvall, Sicherheitsex-perte der schwedischen Straßenverkehrs-behörde. Aber allein das Bekenntnis zur ,Vision Zero’ habe auch auf internationa-ler Ebene zu einem Durchbruch geführt.

Der ist dringend notwendig, herrscht doch in Sachen Alkohol selbst innerhalb der EU weiterhin Kleinstaaterei. Auf die Frage, mit wie viel Alkohol im Blut der Mensch noch fahrtauglich ist, gibt es keine gemein-same Antwort. Während die Linksverkehr-Länder Großbritannien, Irland und Malta ihre Bürger noch mit 0,8 Promille fahren lassen, halten Estland, Rumänien, die Slo-wakei, Tschechien und Ungarn an dem in sozialistischen Zeiten verhängten absolu-ten Alkoholverbot fest. In allen anderen Mitgliedsstaaten liegt die Promille-Höchst-grenze irgendwo dazwischen.

Die Schweden sind beim Thema „EU und Alkohol“ sogar gebrannte Kinder. Weil mit dem EU-Beitritt ihres Landes 1995 die Schlagbäume an den Grenzen fielen, schleppten sie plötzlich massenhaft Wein, Bier und Schnaps aus den Nachbarländern ein, anstatt diese im Systembolaget, dem staatlich kontrollierten Getränkemarkt für harte Alkoholika, zu restriktiven Preisen einzukaufen. Die Folge: Innerhalb weniger Jahre verdoppelte sich die Zahl der Alkohol-toten auf Schwedens Straßen. „Wenn der Alkoholkonsum pro Kopf um einen Liter puren Alkohol pro Jahr steigt“, bringt der Verkehrsexperte Hans Laurell die Erfahrun-gen auf den Punkt, „dann steigt die Zahl der tödlichen Unfälle um acht Prozent.“

Gleichwohl fährt Schweden in Sachen Verkehrssicherheit nach wie vor als Vor-bild voran. Nur etwa vier von 100 Ver-kehrstoten kommen auf Schwedens Stra-ßen bei Alkoholunfällen ums Leben. In Deutschland sind es immerhin gut zehn von hundert, in den USA sogar 30 von 100. Ein Grund für die schwedische Erfolgs-bilanz: Seit 1997 ergriff das Königreich

>

Bei den Promillegrenzen herrscht in der EU noch Kleinstaaterei

Das Interlock XT von Dräger Dräger ist ein führender Hersteller im Markt für atemalkoholgesteuerte Weg fahr-sperren. Mit dem Dräger Interlock XT vermarktet das Unternehmen inzwischen die zweite Geräte-Generation, die auf der Grundlage einer 50-jährigen Erfahrung bei der Messung von Atemalkohol-Kon-zentrationen entwickelt wurde. Das Inter-lock XT nutzt einen elektrochemischen Sensor, der auch bei polizeilichen Alkohol-kontrollen zum Einsatz kommt und mit hoher Genauigkeit den Alkoholgehalt der Atemprobe bestimmt. Das Gesamt-system zeichnet sich durch eine hohe Zuverlässigkeit auch bei niedrigen Temperaturen und hoher Luftfeuchtig keit sowie eine robuste Mechanik aus. Zu-dem erfüllt es weltweit alle Zulassungs-bestimmungen für Alkohol-Interlocks.

Promilleprüfung: Dieses Fahrzeug lässt sich erst nach dem Pusten starten.

D-1

703

5-2

00

9

08-13_Verkehrssicherheit_S 10 20.10.2010 12:05:24 Uhr

11DRÄGERHEFT 386 | NOVEMBER 2010

>

11

Einfaches Pusten weist den Atemalko-holgehalt rasch und zuverlässig nach.

Alkohol-Interlocks‚ entscheiden über die Fahrtüchtigkeit – die ausgelese nen Daten geben Aufschluss über das Start verhalten.

Gezielte Verkehrs-kontrollen sind ein Beitrag zur Sicherheit auf den Straßen.

– die „Vision Zero“ vor Augen – zahlrei-che bauliche, technische und regulative Maßnahmen. Eine der wichtigsten sind atem alkoholgesteuerte Wegfahrsperren, so genannte Alkohol-Interlocks.

Erst pusten, dann fahren – oder auch nicht

Alkohol-Interlock bezeichnet ein Atem-alkoholmessgerät mit Wegfahrsperre, das auch nachträglich in ein Kraftfahr-zeug eingebaut werden kann. Auch das Dräger Interlock XT fordert vor dem Star-ten eine Atemprobe des Fahrers, die dar-über entscheidet, ob er fahren darf oder auch nicht. Wenn nicht, wird die Strom-zufuhr zum Anlasser-Relais des Fahr-zeugs blockiert (siehe auch Seite 36). Alle diese Daten werden für Auswertungszwe-cke aufgezeichnet.

In Schweden können Promillesünder die Alkohol-Interlocks im Zuge eines „Offen-der-Programms“ als Bewährungsauf lage nutzen. Erst- und Wiederholungstä ter erhalten dadurch die Chance, ihre Strafe – vom Führerschein- bis zum Freiheits entzug – auszusetzen. Voraussetzung dafür ist, dass sie ein Alkohol-Interlock in ihr Fahr-zeug einbauen, die Kosten dafür tra gen, sich einer regelmäßigen medizinischen Kon trolle unterziehen und innerhalb der gesetzten Frist nicht mehr auffällig werden. Die Ergebnisse der Tests, die seit 1999 lau-fen, sollen bald in ein Gesetz einfließen.

Die größten Erfahrungen wurden seit den 1980er in den USA gemacht. In 47 der 50 US-Staaten laufen heute diese Alkohol-Interlock-Programme. 29 der Bundesstaa-ten verpflichten Promillesünder zur Teil-nahme, der Rest stellt die Teilnahme frei.

ST-

120

72-2

00

8F

OTO

: P

ICT

UR

E-A

LL

IAN

CE

D-1

1079

-20

10

08-13_Verkehrssicherheit_S 11 20.10.2010 18:21:23 Uhr

12 Drägerheft 386 | November 2010

Fokus verkehrssicherheit

Weiter im internet, dort unter anderem: Wie Australien mit dem „booze bus“

Alkohol- und Drogenkontrollen durchführt www.draeger.com/386/alkohol

Erfolg von Rehabilitationsmaßnahmen zu ziehen. Wie oft hat ein Fahrer beispiels-weise vergeblich versucht, den Wagen zu starten? Und wann hat er diese Versuche unternommen? Entsprechende Studien mit in Therapie befindlichen Alkoholsün-dern zeigen, dass anfänglich deren Start-versuche auch morgens scheitern. Meist allerdings nicht deshalb, weil sie schon zu früher Stunde getrunken haben, sondern weil sie noch unter Rest alkohol stehen, sich dessen aber nicht bewusst sind. Eine Studie in Finnland zeigte, dass durch den Einbau von Alkohol-Interlocks rund 10.000 Alkohol-fahrten in den vergangenen fünf Jahren verhindert werden konnten.

Der Mensch ist das Problem

Da sich diese Zusammenhänge mithilfe der Alkohol-Interlock-Daten erstmals zeitnah aufzeigen lassen, arbeiten inzwischen auch Verkehrsexperten mit den Geräten. So wie der Berliner Ver - kehrspsycho loge Dr. Ronald Kosellek, der bereits mehrere alkoholauffällige Kraftfah-rer mithilfe der Geräte zurück in die Spur gebracht hat: „Zwar ist das Potenzial der Geräte in Deutschland erst in der Entwick-lung begriffen, in einem Verkehrssicher-heitskonzept zur Vermeidung von Trink-Fahr-Unfällen können sie aber ein Baustein sein“, glaubt er. Aber eben nur einer von vielen. Warum? „Weil sich auch mit den Alkohol-Interlocks keine menschlichen Pro-bleme lösen lassen.“ Frank Grünberg

Die Folge: In ihnen macht nur ein Bruch-teil der registrierten Alkoholsünder tat-sächlich mit. „Obwohl pro Jahr rund 1,4 Millionen Promillesünder in den USA ver-haftet werden“, sagt Sicherheitsexperte Dr. Richard Roth, „waren 2009 lediglich 180.000 Alkohol-Interlocks in Gebrauch.“ Dabei steht die positive Wirkung der Gerä-te bei Experten außer Frage. Mehrere US-Studien haben gezeigt, dass sich die Rück-fallquote sowohl bei Alkohol-Erst- als auch bei Wiederholungstätern drastisch verrin-gert. Wer als einmal erwischter Ersttäter ein Alkohol-Interlock einbaut, wird nach dem Ausbau des Geräts deutlich seltener zum Wiederholungstäter wie jener, der auf den Einbau verzichtet.

Interlock-Programme nehmen zu

Dies machen sich immer mehr Staaten rund um den Globus zunutze. In den aus-tralischen Bundesstaaten Victoria, New South Wales und South Australia laufen Interlock-Programme seit mehreren Jah-ren, im Northern Territory seit einem Jahr. Und weil der Erfolg offenbar mit der Verbindlichkeit der Programme steigt, hat inzwischen auch South Australia die Teil-nahme zur Pflicht gemacht. In Europa nimmt die Zahl ebenfalls zu. Frankreich fährt ein (noch) freiwilliges Programm, in den Niederlanden und in Belgien können Alkoholsünder voraussichtlich im nächs-ten Jahr zur Teilnahme verpflichtet wer-den. In Großbritannien und Norwegen laufen die Gesetzgebungsverfahren noch, und in Österreich werden diese Schritte inzwischen diskutiert. Neben den Schwe-den sind die Finnen am weitesten fortge-schritten. Hier sollen die Alkohol-Inter-

locks, die seit 2005 auf freiwilliger Basis getestet werden, schrittweise zur Vor-schrift werden. Nicht nur für Fahrer und Fahrerinnen, sondern auch präventiv für die Fahrzeuge selbst. „Wir werden 2011 mit den Schulbussen starten“, sagt Janne Mänttäri vom finnischen Transport-Minis-terium. „Am Ende soll aber eine Verpflich-tung für alle Fahrzeuge stehen.“

Damit würden die Finnen nicht nur Menschenleben retten, sondern auch jede Menge Geld sparen. Schließlich halten sie einen kostspieligen Rekord in Europa. Denn pro Jahr führen sie rund zwei Milli-onen Alkoholkontrollen durch, obwohl es insgesamt nur 3,5 Millionen Einwohner mit Führerschein gibt. Auch in Deutsch-land nehmen die Alkohol-Interlocks inzwi-schen Fahrt auf. Konkrete Pläne für Geset-zesvorhaben oder Programme gibt es zwar noch nicht. Aber: „Ein Forschungsprojekt zu alkoholauffälligen Kraftfahrern ist inzwischen in Planung“, sagt Dr. Simone Klipp, Referentin an der Bundesanstalt für Straßenwesen. Einer der Gründe für das steigende Interesse: Die medizinisch-psy-chologische Untersuchung (MPU), der sich Alkohol-Wiederholungstäter in Deutsch-land unterziehen müssen. Es fehle ein aktueller Nachweis über die Wirksamkeit dieser Maßnahme. Auch der Volksmund nimmt die Prüfung nicht ernst. Er hat sie längst als „Idiotentest“ verschrien.

Alkohol-Interlocks könnten hier Abhilfe leisten. Schließlich entscheiden die Gerä-te nicht nur darüber, ob der Fahrer seinen Wagen starten darf, sondern zeichnen auch jede Menge Daten über sein Startverhalten auf. Damit liefern sie eine neuartige Grund-lage, um Rückschlüsse auf den Verlauf und

>

Alkohol-Interlocks sind eine wirksame Art der Verkehrserziehung

08-13_Verkehrssicherheit_S 12 20.10.2010 12:05:48 Uhr

13DRÄGERHEFT 386 | NOVEMBER 2010

Nach WHO-Prognosen werden Ver -kehrs unfälle im Jahre 2030 zur fünft-häufigsten Todesursache – noch vor Aids, Lungenkrebs und Diabetes.

Autounfälle sind

Todesursache Nummer eins in der Altersgruppe der 15–29-Jährigen.

Verkehrsunfälle – eine weltweit erschreckende BilanzWie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrem neuesten Bericht festgestellt hat, bilden Verkehrsunfälle weltweit eine große Gefahr für Gesundheit, Leben und Entwicklung der Bevölkerung.

Fast 50 % der Verkehrstoten sind Radfahrer, Fuß-gänger und Motor-radfahrer.

278.321Pazifik

Mehr als 1,2 Millionen Verkehrstote jährlich weltweit, zusätzlich

In nur 49 % aller Länder gilt eine

Blutalkoholgrenze von 0,5 Promille

und darunter.

Nur 57 % der Länder schreiben

das Anlegen von Sicherheits-

gurten vor.

In nur 40 % der Länder

gilt die Helmpflicht auf

Motorrädern.

GESETZLICHE REGELUNGEN

ABHÄNGIGKEIT: VERKEHRSTOTE UND EINKOMMEN

STEIGEN DIE ZAHLEN?

VERKEHRSTOTE NACH WHO-REGIONEN

62 % aller Unfälle passieren in nur zehn Ländern

Indien, China, USA, Russ land, Brasilien, Iran, Mexiko, Indonesien, Südafrika, Ägypten

Länder niedrigen Einkommens

21,5 Verkehrstote je 100.000

Länder mittleren Einkommens

19,5 Verkehrstote je 100.000

Länder hohen Einkommens

10,3 Verkehrstote je 100.000

Bevölkerung nach Einkommen

90 % der Verkehrstoten entfallen auf Länder

niedrigen und mittleren Einkommens

Auf die Länder mit hohem Einkommen entfallen jedoch mehr als 50 % der weltweit angemeldeten Fahrzeuge.

Verkehrstote nach Einkommen

Angemeldete Fahrzeuge

Länder hohen Einkommens

Länder mittleren Einkommens

Länder niedrigen Einkommens

41,9 % 52,1 %

9,2 %

41,9 %

49,6 %

8,2 %

36,7 %

47,8 %

15,6 %

142.252Nord-, Mittel-

und Süd-amerika

175.668Naher Osten

117.997Europa und Russland

285.020Südostasien234.768

Afrika

QU

EL

LE

: W

HO

/NG

A,

GR

AF

IK:

PIC

FO

UR

50 Millionen Verletzte

08-13_Verkehrssicherheit_S 13 20.10.2010 18:21:50 Uhr

14 DRÄGERHEFT 386 | NOVEMBER 2010

an ist: Ein oder zwei unmittelbar vor der Messung genossene Pralinen können das Ergebnis des Vortests zwar auf mehrere Promille ansteigen lassen, doch der Ate-malkoholgehalt verflüchtigt sich rasch wieder – innerhalb weniger Minuten sinkt der Wert auf null. Das belegen Studien ebenso wie lebensmittelchemische Analy-sen: „Weinbrandbohnen etwa enthalten so wenig Alkohol, dass es beim Verzehr übli-cher Mengen nicht zu einer Erhöhung der Alkoholkonzentration im Körper kommt“, erklärt Prof. Slemeyer.

Selbst mehrere Packungen reichten nicht aus, um über einen Blutalkoholge-halt von 0,3 Promille zu kommen, ab dem in Deutschland ein Autofahrer bestraft werden kann, wenn er sich auffällig ver-hält, einen Unfall verursacht, Menschen verletzt oder gefährdet. Das kostet in der Regel den Führerschein und sieben Punk-te in der Flensburger Verkehrssünderkar-tei. Spätestens nach der zweiten Packung dürfte jedoch der Blutzuckerspiegel in schwindelerregende Höhen geschnellt und auch hartgesottenen Leckermäulern der Appetit vergangen sein. Den meis-

ten wird schlicht übel. Doch lässt sich – umgekehrt – die Alkoholfahne gewisser-maßen auf Halbmast senken?

Der Trick mit den Eiswürfeln

Da soll es den Trick mit dem Eis geben: Den Mund voller Eiswürfel zu nehmen, dabei locker dem Polizisten Auskünfte zu erteilen und trotz sich dann einstellender Zahnschmerzen einigermaßen kraftvoll zu pusten – das ist eine urbane Legen-de. Zwar zeigt das Vortestgerät bei eis-kaltem Atem einen geringeren Wert als bei körperwarmem Atem an, doch eine solche Testsituation ist alles andere als realistisch. Was auch für gecrushtes Eis und erst recht das wärmere Speiseeis gilt. Im Übrigen wird bei einer gerichtsver-wertbaren Atemalkoholmessung mit dem Dräger Alcotest 7110 Evidential eine nied-rigere Atemtemperatur erkannt und zur „Korrektur“ die Referenztemperatur von 34 °C verwendet. Zudem ist zu erwarten, dass – bei dem hier vorgeschriebenen zweiten Atemtest innerhalb von 5 Minu-ten – die Temperatur im Mund-Rachen-Raum sich wieder normalisiert hat, es

Mund voller Eiswürfel Nach zwei, drei Bier mit einer Cent-Münze am Gaumen das „Pusten“ glimpflich überstehen? Das ist eine der vielen MYTHEN, die durch stete Wiederholung nicht wahrer werden. Das Metall der Münze, das den Atem reinigen soll, lässt das Messgerät völlig unbeeindruckt. Ein Streifzug durch bizarre Großstadtsagen.

Die Unwahrheit und das Tricksen sind wie zwei Geschwister. Wenn alkoholisierte Fahrer Polizisten

ins Netz gehen, übt sich mancher gern in Ausflüchten – oder in der Kunst des Über-listens. Die einen greifen zu Pfefferminz-Bonbons, Knoblauch oder Artischocken, andere wollen mit speziellen Atemtechni-ken Erfolg gehabt haben, das Vortestgerät zu täuschen. „Alles Unsinn“, sagt Dr. And-reas Slemeyer, Professor an der Fachhoch-schule Gießen-Friedberg sowie öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Technik der Atemalkoholanalyse. Sein Fazit aus zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen und Gutachten: „Die heutige Analysentechnik erkennt zuverläs-sig den aktuellen Atemalkoholgehalt.“

Die Schnapspraline

Und das auch, wenn der Fahrer seine Fahne nicht verbergen, sondern mit dem Genuss von zwei, drei Schnapspralinen erklären will. Dass diese den Promillege-halt im Körper ansteigen lassen, befeuert seit Jahrzehnten die Fantasie nicht nur zahlreicher Naschkatzen. Richtig dar- F

OTO

S:

ST-

202-

200

4,

ISTO

CK

PH

OTO

(2)

14-15_Mythen_S 14 20.10.2010 12:08:56 Uhr

15DRÄGERHEFT 386 | NOVEMBER 2010

POPULÄRE IRRTÜMER REPORT

somit zu einer größeren Temperaturdiffe-renz zwischen beiden Proben kommt, die dann nicht verwertet werden dürfen.

Man sollte nicht alles für bare Münze nehmen: Wer glaubt, durch das Lutschen einer Ein-Cent-Münze ließe sich der Atem-alkoholgehalt beeinflussen, irrt ebenfalls. Es sei das Kupfer des Hartgeldes, das die Anzeige des Messgerätes irritiere. Doch der Glaube daran versetzt keine Berge, sondern den Alkoholsünder. Warum? Weil Euro-Cents von Anfang an und US-Cents seit Anfang der 1980er-Jahre fast ausschließlich aus Zink bestehen. „Das kann schon in der Theorie nicht funk-tionieren“, frotzelt Prof. Slemeyer und bringt dieses Gerücht aus wissenschaftli-cher Sicht zu Fall: Man müsse sich nur die unterschiedlichen reaktiven Oberflächen vor Augen führen. Die einer Cent-Mün-ze beträgt 2 cm2, die des Mund-Rachen-Raumes rund 150 cm2, die der oberen Atemwege 500 cm2. Die Lungenoberflä-che misst gar stattliche 8 m2. „Allein diese Größenverhältnisse“, begründet Slemey-er, „machen dieses Konzept zunichte. Ein Oberflächeneffekt – gleich welcher Art – ist schlichtweg nicht gegeben.“

Blauer Dunst

Ob blauer Dunst die Fahne nieder-holt? Nein, denn grundsätzlich gilt, dass zusätzlich ausgeatmete Stoffe wie Ziga-rettenrauch den Messwert der in den Vor-testgeräten verwendeten Sensoren nicht

verringern. Die Messung mit dem Drä-ger Alcotest 7110 Evidential ist indes – innerhalb der zulässigen Toleranzen – unbestechlich.

Doch alle diese wissenschaftlich widerlegten Irrtümer scheinen unausrott-bar. Warum konnte die rationale Moderne ihre Verbreitung nicht bremsen? Es dürf-te eine menschliche Konstante sein, dass man wider besseren Wissens das glaubt, was man glauben will. Das Internet mul-tipliziert die eine oder andere Großstadt-sage, und auch manche Medien buh-len lieber mit sensationsgroßen Lettern um Käufer als mit sachlichen Berichten um Leser. „Man hat sich daran gewöhnt, Unmögliches für möglich zu halten“, sagt Slemeyer. Hinzu kommt: Sobald es Vor-schriften gibt, neige der Mensch dazu, Wege und Hintertüren zu suchen, mit denen er diese umgehen könne.

Und er selbst? Setzt er sich nach ein, zwei Bier noch hinters Steuer? „Das hängt von der Trinkdauer und der Größe des Glases ab – nach zwei Maß ganz sicher nicht.“ Vermutlich wäre das auch sein persönlicher Albtraum: als Sachverstän-diger für Atemalkoholanalyse auf frischer Tat und jenseits des Grenzwerts ertappt zu werden. Obwohl, fügt er mit einem Lächeln hinzu, wenn der Fall einträte, würde mancher Rechtsmediziner dies sicherlich mit einer Flasche Champagner feiern: „Erst recht, wenn man mich durch eine Blutprobe überführte.“ Björn Wölke

Lässt sich durch Tricks von

Betrunkenen nicht benebeln: Dräger

Alcotest 6510

FO

TOS

: S

T-20

2-20

04

, IS

TOC

KP

HO

TO (

2)

14-15_Mythen_S 15 20.10.2010 12:09:16 Uhr

16 DRÄGERHEFT 386 | NOVEMBER 2010

Der Stillstand, der keiner istStillstand heißt die Zeit, in der petrochemische Anlagen aus dem laufenden Betrieb genommen, GEPRÜFT UND REPARIERT werden. In Wirklichkeit herrscht dann Hochbetrieb auf dem Werksgelände, und die Zahl der Arbeitskräfte steigt auf ein Vielfaches der Stammbelegschaft – denn die Zeit drängt.

Sie arbeitet Tag und Nacht, an 365 Tagen im Jahr: Zu komplex ist das System aus Röhren und Reakto-

ren, aus Kesseln und Tanks, als dass eine petrochemische Anlage einfach so über das Wochenende völlig abgeschaltet wer-den könnte. Für Inspektionen und Repa-raturen gibt es deshalb geplante Groß-stillstände, so genannte Turnarounds. Das sind aufwendige Maßnahmen, die sich durch viele verschiedene Prozess-schritte und eine – gegenüber dem Normalbetrieb – stark erhöhte Zahl von temporären Arbeitskräften auf dem Gelände auszeichnen. Deshalb stellen diese Projekte auch extrem hohe Anfor-derungen an die Arbeitssicherheit. Der Standort Böhlen des Dow Olefinver-bundes hat im Frühjahr 2010 einen sol-

chen Großstillstand erfolgreich durch-geführt. Die petro chemische Anlage besteht aus einem Cracker und weite-ren Produktions anlagen. Beliefert wird sie über eine 430 Kilometer lange Pipe-line. Die Leitung führt aus dem Rosto-cker Hafen, wo Tankschiffe das Rohben-zin Naphtha entladen, nach Böhlen.

Herkulesarbeit – bis ins Detail geplant

Hier, auf dem 350 Hektar großen Areal in der Nähe von Leipzig, wird das Naphtha in seine chemischen Grundbestandteile Ethylen und Propylen aufgespaltet. Dar-über hinaus werden chemische Produkte wie Anilin, Acrylate, Aromaten, Butadien, Styrol und Kohlenwasserstoffharze herge-stellt. Daraus entstehen – zum Großteil

Wenn die Raffinerie zum TÜV mussFür den fünfjährigen Turnus der Prüfung von petrochemischen Anlagen und Raffinerien ist in Deutschland vor allem die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) verantwort-lich. Bundesimmissionsschutzgesetz und Störfallverordnung geben weitere wichtige Anforderungen der Prü fungen vor. Die BetrSichV setzt Vorschriften der europäischen Richtlinie 97/23/EG (Druckgeräterichtlinie) in nationales Recht um. Dazu kommen oft auch noch individuelle Prüfaufträge des Betreibers, der die Prüfung mit dem Shut -down vorbereitet. Die Inspektion wird z. B. von Experten des TÜV ausgeführt. Dazu gehören Funktionsprüfungen von Sicherheitseinrichtungen, visuelle Prüfungen sowie Druck- und Dichtheitsprü fungen. Um den inneren Zustand von massiven Bauteilen zu kon trollieren, arbeitet man mit zerstörungsfreien Techniken. Für Bereiche mit einge -schränk ter Zugänglichkeit wird auch Endoskopie eingesetzt. Prüfunternehmen wie der TÜV Süd sind bei großen Revisionsprojekten teilweise mit mehr als 30 Ingenieuren im Einsatz. „Das gilt nicht nur für Raffinerien und vergleichbare Anlagen in Deutschland. Denn wir führen solche Prüfungen in aller Welt aus“, sagt Peter Keilhofer von der TÜV Süd Industrie Service GmbH, Abteilung Dampf- und Drucktechnik in Regensburg. >

innerhalb des Olefinverbundes – verschie-dene Kunststoffe, aber auch Farben, Kleb-stoffe und andere Erdölerzeugnisse.

Ein Werk dieser Größe kontrolliert ab -schalten, es prüfen, warten und an schlie-ß end wieder hochfahren: Das ist eine Her-ku les arbeit, bei der jede Kleinigkeit bis ins Detail geplant werden muss. Reiko Hass, Stillstandsleiter der Dow Olefinverbund GmbH in Böhlen, hat diese Aufgabe zusam-men mit seinem Team gerade wieder ge -meistert. Notwendig war der insgesamt 50 Tage dauernde Stillstand von sieben Pro-duktionsanlagen und drei Infrastrukturbe-reichen, weil die in Deutschland im fünf-jährigen Abstand vorgeschriebene Prüfung der Anlage anstand (siehe „Wenn die Raffi-nerie zum TÜV muss“).

„Der Stillstand ist Herausforderung und Chance zugleich, denn wenn die Pro-duktion erst einmal ruht, werden auch Reinigungs-, Wartungs- und Reparaturar-beiten ausgeführt“, sagt Hass. Gleiches gilt für die Modernisierung von Anlagen-teilen durch Um- und Ausbauten. Der Erfahrung nach mache deshalb die gesetz-liche Prüfung der Anlagen, bestehend aus visueller Inspektion und Festigkeitsprü-fungen mit verschiedenen Methoden, nur rund 20 Prozent der Arbeitseinsätze aus. 80 Prozent entfielen dagegen auf War-tungen, Erweiterungen und Reparaturen. „Wir nutzen maßgeblich Synergien, wenn wir die vorgeschriebene Prüfung mit der Instandhaltung verbinden“, erklärt der Maschinenbauingenieur.

Um die Übersicht zu behalten, werden alle Abläufe des Turnarounds in einem minutiös ausgearbeiteten Fahrplan fest-gehalten. Die Vorbereitungen dafür begin-

16-19_Shutdown_S 16 20.10.2010 12:11:00 Uhr

17DRÄGERHEFT 386 | NOVEMBER 2010

SHUTDOWN MANAGEMENT REPORT

Eine petrochemische Anlage zu warten, erfordert Planung, Kompetenz und – wie in größeren Höhen oder engen Einstiegen – auch Courage.

Denn sie wissen, was sie tun: höchste Konzentration bei der Einsatzbesprechung für ein Maximum an Sicherheit.

D-1

65

51-

2010

D-1

65

87-

2010

ST-

100

8-2

00

7D

-16

574

-20

10

16-19_Shutdown_S 17 20.10.2010 12:11:18 Uhr

18 DRÄGERHEFT 386 | NOVEMBER 2010

REPORT SHUTDOWN MANAGEMENT

nen gut anderthalb Jahre vorher, sagt Rei-ko Hass. Dazu gehören die Planung des Arbeits- und Umweltschutzes, der Logistik und natürlich der Inspektions- und Repa-raturarbeiten selbst. Allein am Cracker, in dem langkettige Kohlenstoffe zu solchen mit kurzer Kettenlänge gespalten werden, standen rund 3.100 Arbeitsaufträge an.

Rund 25.000 Freigabemessungen

Das Ausmaß spiegelt sich auch in der Zahl der Menschen wider, die in dieser Zeit auf dem Gelände im Einsatz waren: Im Nor-malbetrieb zählt das Werk Böhlen knapp 600 Mitarbeiter. Während des Großstill-stands kamen mehr als 2.500 externe Fachleute dazu. „Aber auch bei diesem Hochbetrieb muss die Arbeits sicherheit

an erster Stelle stehen“, betont Mathias Preißler, verantwortlich für den Umwelt- und Arbeitsschutz im Werk Böhlen.

Allein gut 25.000 Freigabemessun-gen mit mobiler Gasmesstechnik wurden deshalb vorgenommen – und zwar genau nach Plan. Das bedeutete meist, dass noch in der Nacht ab 3 Uhr freigemessen wur-de, damit die Mitarbeiter von Dow und der externen Unternehmen pünktlich zum regulären Arbeitsbeginn mit ihren Auftragsarbeiten starten konnten.

Ausgeführt wurden diese Messungen vom Dräger Shutdown & Rental Manage-ment. „Wir waren mit über 140 Mitar-beitern an dem Stillstand beteiligt“, sagt Michael von Gahlen, Dräger-Projekt leiter für den Turnaround. Zu den Aufgaben gehörten auch die kontinuierliche Über-

wachung der Arbeitsstellen durch Sicher-heitsposten sowie ein Safety-Shop (siehe „Ein besonderes Geschäft“). Das Portfolio an Leistungen rund um das Management von Stillständen gibt es seit 2001, erklärt Michael von Gahlen. Derzeit arbeite das Unternehmen vor allem an Stillstandspro-jekten in Europa, Asien und Amerika. Der Turnaround in Böhlen 2010 war der bis-her größte Auftrag für Dräger. Aufträge dieser Größe stellen das obere Spitzen-segment der Turnarounds dar, sagt von Gahlen. Dräger übernahm unter ande-rem die Freigabemessung für mehr als 1.000 Behälter. Deren Inhalte waren abgelassen worden, damit Arbeitskräf-te für Prüf- und Wartungsarbeiten darin einsteigen konnten. In solchen Momen-ten ist das Gefahrenpotenzial mindestens ebenso hoch wie bei komplett gefüllten Behältern. Denn durch die Mischung von Gasen oder Dämpfen mit der Umgebungs-luft kann der jeweilige Stoff leicht eine kritische Konzentration zwischen unterer und oberer Explosionsgrenze erreichen. Zum Angebot von Dräger zählt deshalb auch explosionsgeschützte Belüftungs-technik.

Heiß und eng oder hoch und windig

„Sicherheitsmanagement bei Großstill-ständen ist mehr als nur die Überwa-chung von Stoffkonzentrationen“, sagt Michael von Gahlen. Es gehe vielmehr um eine ganzheitliche, gemeinsame Kontrolle der Arbeitssicherheit während des gesamten Projektes. So begleiteten Dräger- Sicherungsposten die Arbeitskräf-te während des Turnaround in Böhlen

Ein besonderes GeschäftSicherheit aus einer Hand mit moderner Ausrüstung und gutem Service. Dieses Konzept steckt hinter dem Angebot von Dräger Shutdown & Rental Management für Großstillstände und vergleichbare Projekte eine Verleih- und Servicestation (Safety-Shop) einzurichten. Aus dem Shop werden alle am Turnaround beteiligten Arbeitskräfte mit Sicherheitstechnik rund um die Uhr und in hohen Stückzahlen versorgt: In Böhlen umfasste dieses Angebot mehr als 50.000 Artikel.

Der 168 Seiten starke Mietgerätekatalog fasst die komplette Bandbreite an Geräten und Dienstleistungen zusammen: mobile Gasmessgeräte und solche zur Bereichs-überwachung, Atemschutzausrüstung, Kommunikationstechnik, Brandschutzequipment, persönliche Schutzausrüstung und vieles mehr. Ein wichtiger Vorteil für den Kunden, sagt Michael von Gahlen, Leiter Operations bei Dräger SRM, liegt in der flexiblen Zu sam -men stellung des Angebotes. Wird außerhalb der Planung kurzfristig weitere Aus rüs-tung benötigt wird, besorgt Dräger diese umgehend. „Das Mietgeschäft ist für die Kunden deutlich wirtschaftlicher, als Ausrüstung und Personal für sporadisch vor kom mende Großprojekte selbst vorzuhalten“, sagt von Gahlen.

>

Mehr als 140 Dräger-Experten sorgen dafür, dass der Stillstand mit Sicherheit nicht lange dauert

16-19_Shutdown_S 18 20.10.2010 12:11:31 Uhr

19DRÄGERHEFT 386 | NOVEMBER 2010

SHUTDOWN MANAGEMENT REPORT

bei allen kritischen Arbeiten – etwa bei Arbeiten in engen Räumen oder in großen Höhen, aber auch bei Heißarbeiten wie Schweißen, Trennen oder Schleifen.

„Das hat nichts mit dem erhobenen Zei-gefinger zu tun“, betont von Gahlen. Von der engen Zusammenarbeit zwischen den Posten und dem während des Turnaround eingesetzten Personals profitiere schließ-lich jede Seite. Die Arbeitskräfte können sich auf ein einheitlich hohes Niveau der Arbeitssicherheit mit eindeutigen Struktu-ren verlassen. Und der Auftraggeber erhält durch die Zusammenarbeit mit einem ein-

zigen Partner für das Sicherheitsmanage-ment klare Prozesse und eine transparen-te Organisation. Manchmal ist nicht allen Beteiligten die Notwendigkeit der Über-wachung und der strikten Einhaltung der Sicherheitsregeln bewusst. Hier gibt es für den Dräger-Projektmanager nur einen Ansatz, das zu verbessern: Gute kommuni-kative Fähigkeiten der Posten und Aufsich-ten des Sicherheitsmanagements seien der Schlüssel für das Verständnis der Arbeits-kräfte und eine reibungslose Zusammen-arbeit. Das bestätigt auch Arbeitsschutz-Ex-perte Mathias Preißler.

Weiter im Internet, dort unter anderem: Produktinformationen

www.draeger.com/386/shutdown

Eine petrochemische Anlage ist fast wie eine Insel: Bei optimaler Vorratshaltung gibt es keine kostspieligen und ärgerlichen Verzögerungen.

Masterplan: Orientierung bei der Besprechung der nächsten Arbeitsaufträge bietet eine detaillierte Karte.

Längst läuft die Anlage in Böhlen wieder auf Hochtouren. Stillstandsmanager Hass ist stolz darauf, wie reibungslos der jüngs-te Turnaround verlaufen ist. Viel Zeit für den Blick zurück hat er nicht, schließlich arbeiten er und seine Mannschaft schon an den nächsten Stillständen des Dow Ole-finverbundes: „Nach dem Turnaround“, lacht der Ingenieur, „ist vor dem Turn-around.“ Peter Thomas

D-3

372

5-2

00

9

D-3

373

7-20

09

ST-

33

6-2

00

8S

T-10

35

-20

07

16-19_Shutdown_S 19 20.10.2010 12:11:50 Uhr

20 Drägerheft 386 | November 2010

14 Tage abgetauchtWie man unter Wasser arbeitet, das interessierte einen Nasa-Ingenieur ebenso wie ärzte. Der australische meeresbiologe LLoyd Godson hat das zwei Wochen lang ausprobiert – vor einem breiten Publikum.

RepoRT mobIle gasmesstechNIk

Mensch unter Fischen: Lloyd Godson arbeitete in einem vier Quadratmeter großen Container unter Wasser.

Z wei Wochen eingesperrt unter Was-ser: Das könnte der Plot zu einem Hollywood-Streifen sein, ist aber

ein Weltrekordversuch in Bayern. Der australische Meeresbiologe und Taucher Lloyd Godson stieg Ende März in einen

Unterwassercontainer im Freizeitpark Legoland Deutschland in Günzburg. In 336 Stunden wollte er auf einem Fahr-radgenerator 2.500 Wattstunden Strom erstrampeln – eingeschlossen in einem Wohncontainer mit 2,50 x 1,60 Metern

Grundfläche, der zuvor in einem Aquari-um versenkt worden war.

Verrückt? Vielleicht, zumindest ein bisschen. Godson selbst würde sich eher als begeistert bezeichnen. Wozu? Um eine alternative Wohnform bekannt zu

LE

GO

LA

ND

DE

ut

sc

hL

AN

D

20-21_Legoland_S 20 20.10.2010 12:13:59 Uhr

21Drägerheft 386 | November 2010

machen? Als Unterwassertraining für die Tour de France? Für eine Guinness-Welt-rekordurkunde? Um den Rekord gehe es ihm nicht. Er wolle mit seiner Aktion auf den inzwischen stark bedrohten Lebens-raum Meer aufmerksam machen „und Kindern zeigen, dass man etwas schaffen kann, wenn man es sich nur fest genug vornimmt“, sagt Godson während einer halbstündigen Tretpause drei Tage vor Ende des Aufenthalts. Techniker hatten eine Telefon- nebst Internetleitung in sei-nem Unterwasserdomizil installiert.

Alle drei Tage frische Lebens mittel

Die Kinder waren begeistert. Vor keiner anderen Scheibe des Aquariums stand in den beiden Rekordwochen so eine dich-te Menschenmenge wie vor dem gro-ßen Becken, in dem der rote Container versenkt worden war. In zwei Seiten des Wohnwürfels waren Glasscheiben einge-setzt, durch die Godson eifrig den Besu-chern zuwinken und seine 1.300 bekiem-ten „Mitbewohner“ begucken konnte, darunter Haie und Rochen.

Frischluft bekam das Ein-Mann-Kraft-werk durch eine Rohrleitung von außen. Ein Taucher versorgte ihn spätestens alle drei Tage mit Wasser und Lebensmitteln – durch eine Bodenklappe, durch die auch Godson zu Beginn des Experiments in den Container gestiegen war. Über die elek-tronische Nabelschnur zur Außenwelt stand er die Zeit über mit seiner Fange-meinde im Internet in Kontakt. Per Web-cam, Facebook und Twitter vermeldete er in Echtzeit den Status seines Rekordver-suchs. Zwischen zwölf und eins in der Mit-tagszeit konnten die Besucher über eine

Gegensprechanlage auch direkt Kontakt aufnehmen mit dem zweibeinigen Aquari-umsbewohner. Die drängendste Frage der Kinder: Wo geht der Mann auf Klo? Nein, er müsse nicht hinaus schwimmen, dürfe es auch gar nicht, um den Rekordversuch nicht zu gefährden. Ein kleines Camping-WC in einer schwer einsehbaren Ecke sei-nes Habitats stehe ihm zur Verfügung. Für Diskretion sorgten Vorhänge.

Vier bis fünf Stunden, so Godsons ursprünglicher Plan, müsste er täglich strampeln, um sein Kilowatt-Ziel zu errei-chen. Es gab ja auch nicht viel Ablenkung – außer Fische und Besucher zu beobachten, die Fertignahrung aufzukochen und Mess-werte zu kontrollieren. Denn der Dauer-aufenthalt diente auch der Wissenschaft: Regelmäßig telefonierte er mit einem Bio-Ingenieur der US-Weltraumbehörde Nasa, der die Auswirkungen eines Langzeitauf-enthalts unter Wasser erforscht. Außerdem untersuchte die internationale Taucharzt-organisation Divers Alert Network die Fließeigenschaften von Godsons Blut. Für seine Sicherheit während der zwei Wochen sorgte eine permanente Standlei-tung zu einer Rettungsschwimmerwache der DLRG ebenso wie ein Mehrgas-Mess-gerät. Das Dräger X-am 7000 erfasste Koh-lendioxid- und Sauerstoffgehalt der Atem-luft und hätte einen Alarm ausgegeben, wenn der Sauerstoffgehalt unter 19 Volu-menprozent gefallen oder der Gehalt an Kohlendioxid auf über 0,5 Volumenpro-zent angestiegen wäre. Anderthalb Jahre hatte Godson seinen Welt rekordversuch geplant. Fast einhundert Menschen waren am Ende in die Un ter neh mung eingebun-den. Dieses Mal sollte es klappen. Denn

schon 2007 hatte er einen ähnlichen Ver-such in einem australischen See gestartet. Nach zwölf Tagen musste er abbrechen, weil die Kohlendiox idkonzentration in der Atemluft zu hoch wurde.

Klappt es?

Trotz akribischer Planung hing der Rekord bis zur letzten Minuten in der Schwebe. Godson hatte sich verkalkuliert. Er muss-te viel länger als geplant pro Tag in die Pedale treten, um auf sein Soll zu kom-men. Am neunten Tag hatte er gerade die Hälfte der notwendigen Energiemen-ge erstrampelt. Für die letzten fünf Tage hatte er dann ein strenges Programm ausgearbeitet. Von morgens bis abends: 30 Minuten treten, 15 Minuten Pause in denen er die Muskeln streckte, Energie-riegel, Nüsse und andere konzentrierte Nahrung zu sich nahm. Er hatte auch die Luftfeuchtigkeit im Container und die tropischen Wassertemperaturen von 25 Grad unterschätzt. Die Belüftungsan-lage nachträglich neu zu justieren schien ihm jedoch zu riskant: „Ändere nie ein laufendes System.“ Wacker winkte er den Zuschauern in den letzten Tagen zu. Angefeuert durch Kommentare auf seiner Facebook-Seite quälte er sich von Watt-stunde zu Wattstunde.

Ein Drehbuchautor hätte das nicht dramatischer inszenieren können. Kurz vor Ablauf seiner Zeit erreichte das Strom-messgerät die angepeilte 2.500-Wattstun-den-Marke. Zwei Stunden später hatte er den Container verlassen und schickte einen kurzen Gruß an seine Begleiter im Internet: „Liege auf dem Rücken, atme Sauerstoff.“ Werner Bauer

Dieses Mehrgas- Mess gerät kontrollier-

te kontinu ier lich den Gehalt von Sauerstoff

und Kohlen dioxid in Godsons Container. S

t-4

98

8-2

00

5

LE

GO

LA

ND

DE

ut

sc

hL

AN

D

20-21_Legoland_S 21 20.10.2010 12:14:09 Uhr

22 DRÄGERHEFT 386 | NOVEMBER 2010

REPORT BRANDSIMULATIONREPORT BRANDSIMULATION

Schlaglichter auf einen Übungseinsatz: Ganz realistisch lassen sich hier Abläufe trainieren. Das schafft Kompetenz für den Ernstfall.

D-1

108

8-2

010

D-1

108

9-2

010

Flashover im Jumbojet„Fire Training Leipzig/Halle Airport“ ist ein internationales Übungszentrum für Einsatzkräfte von Flughafenfeuerwehren sowie andere Brandschutz- und Sicherheitsprofis. Hotspot des Zentrums ist eine Brandsimulationsanlage, die als MASSSTÄBLICHER NACHBAU einer Boeing 747 ausgeführt wurde.

22-25_Leipzig_S 22 20.10.2010 12:15:20 Uhr

23DRÄGERHEFT 386 | NOVEMBER 2010

BRANDSIMULATION REPORT

Plötzlich schlagen die Flammen meterweit nach vorn, überall lodert es gelb und heiß unter der

Kabinendecke der Boeing 747: Das ist der gefürchtete „Flashover“, die Durchzün-dung eines Feuers zum Vollbrand. Die Männer der Flughafenfeuerwehr des Air-ports Leipzig/Halle blicken konzentriert auf die flackernde Feuerrolle im dunklen Flugzeugrumpf. Der Jumbojet hat eigent-lich eine große Kabine: 6,50 Meter breit ist die 747 an der Brandstelle. Und doch wirkt der Innenraum plötzlich eng und gedrängt, als das Feuer um sich greift.

Hände in dicken Handschuhen richten den Löschwasserstrahl präzise auf den Brandherd, von dem aus die Flammen über mehrere Sitzreihen zum Trupp herüber- schlagen. Wütend spiegelt sich das Feuer in den Vollmasken, bis es unter der Wucht des kalten Wasserstrahls an Kraft verliert. Die Flammen ziehen sich immer weiter zurück, schließlich heißt es „Feuer aus“.

25 Brenner starten auf Knopfdruck

„Sehr gut“, sagt Steffen Ludewig zufrieden. In der Hand hält er eine Fernsteuerung, den Schlüssel zu diesem Inferno auf Knopf-druck. Über die großen gelben Tasten wer-den die Feuer im Jumbo gesteuert, der nichts anderes ist als eine außergewöhnli-che Brandübungsanlage: Aus fast 250 Ton-nen Stahl und anderen Werkstoffen besteht dieser maßstabsgerechte, wenn auch am Heck gekürzte Nachbau einer Boeing 747. Die Attrappe ist 35 Meter lang, bis zu zehn Meter hoch und maximal 6,50 Meter breit. Auf drei Ebenen kann in der Anlage die Brandbekämpfung und das taktische Vor-

gehen in Flugzeugen geübt werden – inklu-sive Cockpit und Cargobereich.

Der Jumbojet aus dickem Blech bil-det den Mittelpunkt des Übungszen-trums „Fire Training“, das die Werkfeu-erwehr des Flughafens Leipzig/Halle seit Sommer 2010 betreibt. Steffen Ludewig ist stellvertretender Leiter der Flughafen-Brandschützer und verantwortlich für das Trainingszentrum. Hier können nicht nur Einsatzkräfte von Flughafenfeuerwehren aus aller Welt geschult werden, sondern genauso Brandschützer aus Freiwilligen, Berufs- und Werkfeuerwehren außerhalb von Flughäfen sowie Sicherheitskräfte. Eingeweiht wurde das Zentrum zur Inter-schutz-Messe 2010 in Leipzig.

Im Übungsflugzeug tropft das letzte Löschwasser von der Decke auf den Metall-boden, die Feuerwehrleute rollen Schläu-che auf, tragen ihre Ausrüstung nach drau-ßen. Feine Dunstschwaden sind zu sehen. Dort, wo dünne Lichtstrahlen von außen in den Flugzeugrumpf fallen, lassen sie den Wasserdunst aufleuchten. Der Probelauf hat einen guten Eindruck vom künftigen Übungsalltag gegeben. Noch geht es aller-dings darum, die Instruktoren und Anla-genfahrer mit der Bedienung der Simulati-onstechnik vertraut zu machen. Immerhin können 25 Brenner angesteuert werden – an verschiedenen Stellen innerhalb des Flugzeugs und im Außenbereich.

Die Planung, Ausschreibung und Pro-jektsteuerung für das Trainingszentrum hatte die kplan AG inne. Konstruiert und gebaut wurde die in Deutschland einmali ge Anlage von Dräger. „Das war eine besondere Herausforderung für uns“, sagt Projektma-nager Jens Wittern. Denn im Gegensatz zu Schlaglichter auf einen Übungseinsatz: Ganz realistisch lassen sich hier Abläufe trainieren. Das schafft Kompetenz für den Ernstfall.

Der Lack ist gar nicht erst drauf,

auf diesem Flug-zeugmodell. Doch

sonst gleicht es verblüffend einer

Boeing 747.

>

D-1

108

7-20

10D

-110

90

-20

10

22-25_Leipzig_S 23 20.10.2010 12:15:30 Uhr

Brandhäusern und anderen Simulationsan-lagen für das Feuerwehrtraining, bei denen ein vorhandener Baukörper mit Technik ausgestattet wird, ist Dräger hier für die komplette Anlage inklusive des Metallbaus verantwortlich gewesen. „Natürlich haben wir mit dem Thema nicht bei null ange-fangen“, resümiert Wittern mit Blick auf andere Flugzeugbrand-Übungseinrichtun-gen von Dräger wie jene in Bangkok (sie-he Drägerheft 380). Seit gut zehn Jahren plant und baut das Unternehmen komplexe Brandsimulationsanlagen in aller Welt.

Stahl statt Leichtbau

Die technische Ausführung der neuen Ein rich tung am Flughafen Leipzig/Halle richtet sich nach der Norm DIN 14097, Brandübungsanlagen. Das Flugzeugmo-dell ist – abgesehen vom gekappten Heck – der maßstäbliche Nachbau einer Boeing 747, inklusive des Buckels mit Kanzel und erster Klasse. So realistisch die Silhouette samt Flügeln und Triebwerken heute auch

wirkt, so wenig hat die Konstruktion doch mit einem echten Flugzeug gemein. Denn statt Leichtbaumaterialien kam hier fünf Millimeter starker COR-TEN-Stahl zum Einsatz – Stabilität und Robustheit gegen Feuer, Wasser und Witterung gaben den Ausschlag bei der Wahl des Materials. Ein großer Vorteil für den Simulationsbetrieb ist, dass der wetterfeste Baustahl ohne Lack auskommt, weil eine dicke Oxidschicht die Stahlhaut vor Korrosion schützt. Auch die Hitzeschutz-Auskleidung in Brandhäusern und die so genannten Opferbleche direkt an den Brandstellen von Simulationsanla-gen bestehen aus COR-TEN-Stahl. Opferble-che werden jene Stahlplatten genannt, die regelmäßig direkt von Flammen getroffen werden. Sie lassen sich bei Bedarf leicht austauschen, ohne dabei in die Struktur des Stahlbaus eingreifen zu müssen.

Die im Innenraum des Flugzeugnach-baus und im Außenbereich eingesetzten Brenner werden aus einem Technik-Contai-ner unter dem Rumpf mit Propan versorgt

und angesteuert. Hier sind fast ausschließ-lich Blockventile verbaut worden, erklärt Jens Wittern. Dadurch konnte auf viele Fit-tings und Verteiler verzichtet werden. „Das ist im großen Maße platzsparend“, sagt er. Außerdem wird so die Wartung der Anlage im laufenden Betrieb einfacher. Insgesamt sind rund 1.000 Meter Rohrleitungen in und um die Flugzeugattrappe verlegt wor-den, dazu kommen mehr als 6.000 Meter Kabel für Steuerung und Sensorik.

Als ob Kerosin brennt

Den Überblick über die komplizierte Übungsmaschine hat der Anlagenfahrer im Leitstand. Dieser Arbeitsplatz mit einer Batterie von Flachbildschirmen ist im Obergeschoss der ehemaligen Feuerwa-che Nord der Flughafenfeuerwehr unter-gebracht. Der markante Bau mit der glä-sernen Fahrzeughalle dient nun als Basis des Trainingszentrums, erläutert Haus-herr Ludewig, weil 2010 ein neues Aus-rückkonzept für die Werkfeuerwehr umge-setzt wurde. Neben der Boeing mit ihren Außenflächen gehören ein Brandcontai-ner sowie eine aktualisierte Atemschutz-übungsstrecke zum Angebot des Zentrums. Im Innern des Flugzeugs lassen sich gan-ze Sitzreihen, Gepäckfächer, Toiletten und Bordküchen entfachen. Dazu kommen der Flashover, ein brennender Gepäckcontai-ner und Nebelanlagen zur Verrauchung. Neben Löscharbeiten und Orientierung wird auch das Retten von Personen trai-niert, dazu dienen spezielle, gegen Wasser und Hitze unempfindliche Dummies.

Trainieren, bis jeder Handgriff sitzt. Das gilt für Brände im Inneren von Flug-zeugen ganz besonders, weil hier im Ernst-

24 Drägerheft 386 | November 2010

RepoRt braNDsimulatioN

Stabilität und Robustheit gaben den Ausschlag bei der Materialwahl

Das Feuer beherrschenDie realistische simulation echter brände ist schwierig. Dräger arbeitet bei der neuen brandsimulationsanlage in leipzig mit Propangas-brennern, um das flammenbild zu erzeugen. Die Düsen sind so in der flugzeugattrappe angebracht, dass sie überzeugend den brand von gepäckfächern, sitzbänken oder ganzen bordküchen nachahmen. Dabei steuert der instruktor die intensität des feuers über eine fernbedienung. Die Wirkung des löschangriffs wird dagegen über temperatursensoren gemessen: trifft das Wasser die richtige stelle, sinkt die temperatur und die steuerung der anlage fährt die flammen zurück. Während innerhalb des flugzeugrumpfs die brenner mit gasförmigem Propan betrieben werden, setzt Dräger für die große spill-fläche außerhalb des flugzeugs das gas im flüssigen aggregatzustand ein. hier sind brenner und sensoren unter schutz kappen auf der gepflasterten außenfläche untergebracht.

>

22-25_Leipzig_S 24 20.10.2010 12:15:40 Uhr

25Drägerheft 386 | November 2010

braNDsimulatioN RepoRt

fall auf engstem Raum besonders schnell gehandelt werden muss. Zum Glück sind Brände von Flugzeugen extrem selten. Und wenn ein Feuer ausbricht, dann betrifft es meist den Außenbereich. Deshalb ist bei der Übungsanlage auch entsprechend viel Wert auf die Simulation von brennenden Triebwerken gelegt worden – und auf die Darstellung von auslaufendem Kerosin, das sich entzündet.

Umweltfreundliche Simulation

Der brennende Treibstoff wird durch eine so genannte Spill-Fläche simuliert, auf der ein Flächenfeuer mit mehreren Brennern

Weiter im internet, dort unter anderem: interview: steffen ludewig über die

neue brandsimulationsanlagewww.draeger.com/386/training

entfacht wird. Im Gegensatz zur vor vielen Jahren üblichen Übungspraxis mit echtem Flugbenzin sind moderne Brandsimulati-onsanlagen viel umweltfreundlicher: Sie werden mit Propan betrieben, das weitge-hend rückstandsfrei verbrennt. Und der Einsatz des schwer abbaubaren Lösch-schaums wird beim Üben lediglich simu-liert: Die Sensorik der Anlage errechnet, welche Löschwirkung der Wasserstrahl hätte, wenn er mit Schaummittel versetzt wäre. Bei aller modernen Technik ist aber der Mensch noch immer entscheidend für das Gelingen des Trainings. Das gilt nicht nur für die Teilnehmer der Schulungen,

sagt Steffen Ludewig. Auch die Steuerung der einzelnen Brandstellen erfolgt nicht aus dem Leitstand, sondern in direkter Nähe zu den trainierenden Feuerwehrleuten durch einen Instruktor von „Fire Training“. Sze-narien können zwar ins Detail geplant werden, die letzte Entscheidung hat aber immer der Trainer mit der Fernbedienung. Ein echtes Feuer läuft schließlich auch nicht nach Plan ab. peter thomas

Steffen Ludewig (links) ist verantwortlich für das trainingszentrum – für die Sicherheit der Männer, wie für den erfolg ihrer Ausbildung.

Links: Von hier aus werden die insgesamt 25 Gasbrenner angesteuert. Rechts: Briefing vor dem einsatz.

D-1

109

1-20

10D

-110

93

-20

10

D-1

109

2-20

10D

-110

94

-20

10

22-25_Leipzig_S 25 20.10.2010 12:15:55 Uhr

26 DRÄGERHEFT 386 | NOVEMBER 2010

REPORT ATEMSCHUTZTECHNIK

Brandschutz braucht Luft: Viele Einsätze der Feuerwehr sind ohne Pressluftatmer nicht denkbar. Ein

hohes Sicherheitsniveau für die Atem-schutztechnik ist dabei Pflicht. Nach jedem Einsatz müssen die Geräte daher gereinigt und geprüft werden. Die Prüfung reicht von der Maske bis zum kompletten Press-luftatmer. Vorgeschrieben sind so genann-te Sicht-, Dicht- und Funktionsprüfungen. Dazu zählen unter anderem Manometer-vergleich, Dichtigkeitsprüfungen für Mit-tel- und Hochdruckkomponenten und die Kontrolle der Warneinrichtung, die durch ausgebildete Atemschutzgerätewarte und -träger vorzunehmen sind.

Dieselbe Untersuchung der Ausrüs-tung steht auch dann an, wenn die Atem-schutztechnik zwar vorgehalten aber nicht eingesetzt wurde – und das wenigs-

tens halbjährlich. So verlangt es unter anderem die Feuerwehrdienstvorschrift 7 (FwDV 7), die durch die vfdb-Richtlinie 08/04 ergänzt wird. Darüber hinaus wer-den im Service die Anleitungen und Vor-gaben der Hersteller umgesetzt.

Sicherheit und Kosteneffizienz

Auf dieses hohe Niveau bei der Persönli-chen Schutzausrüstung (PSA) will kein Brandschützer verzichten. Doch gerade im ländlichen Raum stellt die Wartung und Prüfung der Atemschutztechnik hohe logis-tische Anforderungen an Freiwillige Feu-erwehren ohne eigene Atemschutzwerk-statt: Die Ausrüstung muss zum Service gebracht und wieder abgeholt werden – oft fallen dabei gleich zwei Fahrten an. Hinzu- kommt, dass in der Zwischenzeit mit ande-ren Atemschutzgeräten die Einsatzfähig-

keit der Brandschützer zu sichern ist. Das war bisher auch im Landkreis Bautzen so, in dem das Feuerwehrtechnische Zentrum (FTZ) an zwei Standorten in Kamenz und Bischofswerda insgesamt 263 Freiwillige Feuerwehren betreut. Deshalb entwickelte Sebastian Hein, Leiter des FTZ, im vergan-genen Jahr ein neues Sonderfahrzeug, das mit einem Schlag die meisten Wege über-flüssig machte: Eine mobile Atemschutz-werkstatt, mit der die Techniker zu den Freiwilligen Feuerwehren im gesamten Kreis fahren und die Wartung samt Prü-fung vor Ort durchführen können.

Der Kreis entschloss sich, das Kon-zept umzusetzen und stellte das Sonder-fahrzeug im Juni 2010 in Dienst. Herz-stück des innovativen Einsatzmittels ist ein Modul aus kompletter Werkstatt und Lager, das auf einem Gerätewagen Logis-

Per E-Mail zur Visite Der Landkreis Bautzen hat für sein Feuerwehrtechnisches Zentrum (FTZ) eine MOBILE ATEMSCHUTZ-

WERKSTATT in Dienst gestellt. Das Fahrzeug wurde für den Bedarf des FTZ maßgeschneidert und wird – neben dem Service bei 263 Freiwilligen Feuerwehren – auch bei Großschadenslagen eingesetzt.

Die rollende Werkstatt – hier ist alles untergebracht, was für die Sicherheit von Atemschutzgeräten wichtig ist.D

-110

73-2

010

D-1

1074

-20

10

26-27_Gerätewagen_S 26 20.10.2010 12:17:31 Uhr

27DRÄGERHEFT 386 | NOVEMBER 2010

tik verlastet ist. „Der Einsatz der mobilen Atemschutzwerkstatt ist für die Freiwil-ligen Feuerwehren ein erheblicher Vor-teil, deshalb ist das Fahrzeug von Beginn an im gesamten Kreis sehr gut angenom-men worden“, freut sich Sebastian Hein nach den ersten Einsatzwochen.

In dem Sicherheitsfüllsystem Dräger DSF können Atemluftflaschen mit 200 und 300 bar Druck befüllt werden. Zudem schützt es Atemschutzgerätewarte vor möglichen Unfällen mit den Druckluftbe-hältern während des Befüllvorgangs. Der Einsatz von Proportionalventilen erlaubt es dabei, eine mittlere Füllgeschwindig-keit (bar/Minute) vorzugeben. Das erhöht die Sicherheit des Füllvorgangs – insbeson-dere bei Atemluftflaschen aus Komposit-materialien wie kohlenstofffaserverstärk-tem Kunststoff (CFK).

Um den Füllvorgang zu beschleuni-gen, und damit der Kompressor nicht stän-dig in Betrieb sein muss, dienen zwei gro-ße Druckbehälter als Zwischenspeicher. Aus ihnen wird die hoch komprimierte Luft für die Füllrampe entnommen. Be- und entladen wird die Ausrüstung über die Heckklappe, die sich direkt an die Füll-station anschließt. Gegenüber der Sicher-

heitsfüllrampe ist der Arbeitsplatz für die Überprüfung der Atemschutztechnik untergebracht. Zentral angeordnet ist hier ein Dräger Testor zur Prüfung von Masken und Lungenautomaten. Die räumliche Anordnung erlaubt trotz des beschränk-ten Platzes flüssige Arbeitsvorgänge.

3.055 Atemschutzgeräte

Die Prüfungen der Atemschutztechnik sind ein wichtiger Bestandteil der Arbeit: „Allein im vergangenen Jahr haben die Mitarbeiter des Feuerwehrtechnischen Zentrums 3.055 Atemschutzgeräte unter-sucht“, resümiert Hein. Dementsprechend macht dieser Service für die Freiwilligen Feuerwehren nun auch den Großteil der Einsätze des neuen Fahrzeugs aus.

Und den Begriff „Service“ nimmt die Mannschaft des FTZ wörtlich: Die mobile Atemschutzwerkstatt kann per E-Mail oder Fax zur Visite im örtlichen Gerätehaus bestellt werden. Dabei gibt die jeweilige Feuerwehr den Wunschter-min an, außerdem die Anzahl der zu prü-fenden Masken und Pressluftatmer sowie die Zahl der zu füllenden Flaschen. Nach Abgleich der Termine und Daten ist der Besuch für beide Seiten fest eingeplant,

und außer der Präsenz im Gerätehaus müssen die örtlichen Brandschützer kei-nen Aufwand mehr treiben.

Neben dem laufenden Service für die Atemschutztechnik ist das Sonder-fahrzeug aber auch dafür ausgelegt, bei Großschadenslagen alarmiert zu werden. Dann rückt der Wagen aus, um am Ein-satzort für ausreichenden Nachschub an gefüllten Atemluftflaschen zu sorgen. Für solche Großeinsätze hält das FTZ nicht nur zahlreiche Reserve-Pressluftfla-schen vor, sondern darüber hinaus auch 18 einsatzbereite Atemschutzgeräte mit Vollmasken. Und auch diese Kompetenz trifft im Landkreis Bautzen auf Nachfra-ge: Bereits wenige Wochen nach Indienst-stellung wurde das Fahrzeug bei einem Industriebrand mit Kaliumpermanganat-Explosion alarmiert.

Sebastian Hein schätzt, dass dieses hoch flexible Fahrzeug mit moderner Atemschutztechnik von Dräger auch in anderen Landkreisen sehr gut einzuset-zen wäre: „Im Februar 2011 wird der Wagen deshalb beim Seminar Atemschutz der Landesfeuerwehrschule Sachsen in Elsterheide-Nardt vorgestellt“, sagt der FTZ-Leiter. Oskar Meyer

Jedes Detail in der mobilen Atemschutzwerkstatt ist auf Zuverlässigkeit getrimmt – zum Schutz der Kollegen.

D-1

1074

-20

10

D-1

1077

-20

10

D-1

1078

-20

10

D-1

1075

-20

10D

-110

76-2

010

26-27_Gerätewagen_S 27 20.10.2010 12:17:47 Uhr

28 Drägerheft 386 | November 2010

Schulterblick ANweNDuNgstechNik

An den richtigen Stellen das Falsche tunDa sind Normen. und da sind erwArtungen, gröSSer AlS jede norm. wenn Dräger über die Normen hinaus die erwartungen seiner kunden erfüllt, hat sich die Arbeit des teams „Anwendungstechnik“ gelohnt. Dazu stresst es die geräte oft kreativ – damit diese am ende nicht den kunden stressen.

das müssen tasten aushalten: viele tausend mal immer wieder mit kraft getippt zu werden. Automatisch, natürlich.

D-1

106

6-2

010

28-31_Applikationslabor_S 28 20.10.2010 18:23:41 Uhr

29Drägerheft 386 | November 2010

Und das sind unsere vier Testtrin-ker!“ Thomas Rodewaldt zeigt nicht etwa auf ein Quartett gesetz-

ter Herren mit roten Nasen, sondern auf vier Mark-II-Simulatoren, die heizba-ren Bechergläsern ähneln, in die einige Schläuche hinein- und wieder herausfüh-ren: „Hier mischen wir ein Testgas zusam-men, das hinsichtlich Temperatur, Feuch-tigkeit und Atemalkoholgehalt genau dem entspricht, was unsere Atemalkoholmess-geräte im Einsatz erwartet.“ Willkom-men beim neunköpfigen Team für Anwen-dungstechnik, das der Diplom-Ingenieur Rodewaldt bei Dräger in Lübeck leitet.

Sein Team spürt den Erfolg seiner Arbeit ganz direkt. Auf der einen Seite vertritt es schon in der Entwicklung von sicherheitstechnischen Produkten die Ein-satzwelt der Kunden, auf der anderen berät es sie bei speziellen Einsatzmöglichkeiten oder verzwickten Fragen wie etwa jener, durch welche anderen Gase die Anzeige-genauigkeit von Dräger-Röhrchen (siehe auch Drägerheft 385, S. 28-31) beeinflusst werden könnte. Je besser sein Team sich in den Kunden hineindenkt, desto schnel-ler lassen sich Probleme lösen. Rodewaldt öffnet ein paar E-Mails mit kniffligen Fra-gen, denen die Kunden sogar Fotos beige-fügt haben.

Test bringt Geräte ins Schwitzen

Alle im Team sind Produktspezialisten mit ausgeprägtem Kundenblick und kreativ darin, ein Gerät kontrolliert in den Wahn-sinn zu treiben. Beispielsweise mit dem „Singapur-Test“. Hierbei stellen sie nach, was in den Tropen Alltag ist: Ein Gerät wird aus einem klimatisierten Raum in

die feuchte Hitze der Außenwelt getragen. Reagiert der interne Spiegel im Sensor eines Gasmessgerätes derart, dass dieser zunächst beschlägt und der Sensor vorü-bergehend „blind“ wird? Bildet sich gar Kondenswasser irgendwo im Gerät? Und, wenn ja, beeinflusst das seine Genauig-keit oder Funktion? „Bei einem Einsatz in Singapur zeigte sich erstmals die Notwen-digkeit solcher Tests“, begründet Rode-waldt dessen Benennung nach dem süd-ostasiatischen Stadtstaat.

Je eher sich solche Fragen bei der Pro-duktentwicklung beantworten lassen, des-to besser. Vor allem, wenn es um Anforde-rungen aus der Praxis geht, die ohnehin einzuhaltende Normen nicht immer voll-ständig abbilden können. „Unser Alcotest 6510“, nennt Rodewaldt ein Beispiel, „hält die Messtoleranzen bis zu einer Tempera-tur von +40 Grad Celsius ein.“ Auf dieser Zusage aber ruhe sich das Unternehmen nicht aus, sondern prüfe mit Blick auf die Praxis auch bei durchaus höheren Tem-peraturen, wie sie sowohl im Betrieb, vor allem aber auch während der Lagerung auftreten können: „Wir wollen auch wis-sen, was bei +70 Grad Celsius passiert. Und, ob bei +90 Grad das Gerät irrever-sible Schäden an Funktionen oder Kom-ponenten erleidet.“ Diese Umweltwerte seien zwar nicht mehr durch die Zusagen des Herstellers abgedeckt, könnten aber durchaus einer unsachgemäßen Bedie-nung im Einsatz entsprechen.

Das Team kommt somit vor allem dann zum Zuge, wenn es um mehr als nur die Einhaltung von Normen geht und um jenes Extra an Sicherheit, dem Dräger-Pro-dukte ihren Ruf verdanken. Die Anwen-

dungstechnik ist schon ganz früh in der Produktentwicklung als Stimme zukünfti-ger Kunden beteiligt, wie Rodewaldt fort-führt: „Bei jeder Neu- und Weiterentwick-lung überlegen wir unter anderem mit der Entwicklungsabteilung, welche Bedürfnis-se der Kunde hinsichtlich Funktionen, Anwendungen, Bedienung und Umge-bung hat.“ Hier kann das Team mit sei-ner Erfahrung und dem Anwendungswis-sen schon sehr früh daran mitwirken, die Weichen für ein Produkt zu stellen, das die Kunden später überzeugen soll.

Flashover: Erfahrung zählt

Diese Erfahrungen lassen sich nicht immer am Schreibtisch oder im noch so intensiven Austausch mit den Kun-den gewinnen. Rodewaldt und seine Mit-arbeiter machen sich mitunter auch ein Bild der Lage vor Ort, um das tatsächliche Anwendungsspektrum der Produkte und den Alltag kennen zu lernen. „Das ist vor allem bei neuen Entwicklungsprojekten wichtig“, sagt der Diplom-Ingenieur, „in denen uns keine Erfahrungen der Anwen-der vorliegen.“ So haben er und seine Kol-legen sich beispielsweise einer Brandsi-mulation mit Flashover unterzogen, um die Gebrauchstauglichkeit eines Press-luftatmers in einer frühen Entwicklungs-phase bewerten zu können: „Und dann sieht man, wie der Rauch von der Decke her langsam den Raum füllt, das Visier erreicht und einem schließlich völlig die Sicht nimmt! Dazu die Hitze, die für jedes isolierende Luftpolster zwischen Körper und Schutzkleidung dankbar macht.“ Aus dieser einsatzstarken Perspektive entste-hen Bewertungen und praxisnahe Vor-

Thomas Rodewaldt leitet das Team.

>

D-1

106

7-20

10

28-31_Applikationslabor_S 29 20.10.2010 12:21:47 Uhr

30 DRÄGERHEFT 386 | NOVEMBER 2010

SCHULTERBLICK ANWENDUNGSTECHNIK

schläge, die unmittelbar in den Entwick-lungsprozess einfließen – bevor der Kunde im falschen Moment bemerkt, dass etwa die Träger eines Atemschutzgerätes zu schmal geschnitten sind, und sich deshalb die überlebenswichtigen Luftpolster der Schutzkleidung zusammenpressen.

Wenn die Sonne einen Reset startet

Das alles sind natürlich keine Zufallsbe-funde. So muss man beispielsweise beim Anwendertest einer Gerätesoftware nicht wie wild auf die Tastatur drücken. „Son-dern an den richtigen Stellen gezielt das Falsche tun“, sagt Rodewaldt. Sonst wären auch die Ergebnisse nur zufällig und nicht reproduzierbar. Solche unsys-tematischen Probleme bereiten übrigens die meisten Kopfschmerzen. So stellte ein Kunde vor Jahren fest, dass ein Gerät mit Infrarot-Schnittstelle scheinbar zufäl-lig und eigenmächtig einen Systemneu-start durchführte. Als man das Gerät in Lübeck überprüfte, wurde aus der Ver-mutung Gewissheit: Das Gerät lag in der Sonne, und der Infrarot-Empfänger inter-pretierte deren Strahlung manchmal als Resetbefehl. „Als wir das wussten, wurde eine Softwareänderung vorgenommen.“ Und als man dann ein nicht modifizier-tes und ein neu programmiertes Gerät auf die Fensterbank in die Sonne legte, reagierte nur ersteres noch ab und an mit einem Reset – Fehler reproduziert, Ursa-che erkannt, Problem gelöst.

Heute liegt auf der Fensterbank in der prallen Sonne eine Reihe mobiler Atemal-kohol-Messgeräte, bei denen überprüft wer-den soll, wie viele Lade- und Entladezyklen ihre Akkus durchhalten. In der prallen Son-

ne, das ist doch entgegen allen Vorschrif-ten des sachgemäßen Umgangs? „Richtig“, lächelt Rodewaldt, „aber beim Kunden kommt das ja auch schon mal vor. Da wol-len wir eben vorher wissen, was passiert.“

Überhaupt machen einige Plätze im Labor einen höchst alltäglichen Ein-druck. Wie dieser Container, in dem sich Schlamm befindet: Muttererde, Lehm, Asche und Wasser. Damit – oder auch mal mit Talkum – werden Geräte eingehüllt wie Menschen in eine Fangopackung. Die Mischung backt beim Trocknen richtig an. Im Labor will man aber nicht nur sehen, wie sich das Gerät bei dieser rauen Behandlung verhält, sondern auch, wie es eine sachgemäße oder weniger sach-gemäße Reinigung übersteht. Was an ein Sandkastenspiel erinnert, folgt einem systematischen Plan – und einem anwen-dungsorientierten Erkenntnisinteresse.

Im System testen – mit System

Diese Systematik findet sich auf allen Stu-fen des Produktzyklus. In einem frühen Entwicklungsstadium werden daher durch-aus Funktionsmuster und Module getestet. In späteren Stadien natürlich komplette Systeme. Wobei eine nicht unwesentliche Aufgabe der Abteilung auch darin besteht, kundenspezifisch modifizierte Systeme zu testen. Das geschieht beispielsweise mit allen Dräger Alcotest-Geräten, weil diese – je nach Kunde und Zielland – unterschied-lich zu konfigurieren sind. In den USA, beispielsweise, ist die Regelung von Bun-desstaat zu Bundesstaat unterschiedlich. Kommt es dann auch noch zu Software-änderungen im Basisgerät, werden die im auslieferungsbereiten Zustand zu tes-

tenden Systeme immer zahlreicher. Doch der Begriff „System“ hat auch noch ande-re Dimensionen. Etwa, wenn hier geprüft wird, wie sich ein neu entwickelter elektro-chemischer Sensor in ein Gerät zu einem System einpassen lässt.

„Validation“ und „Verifikation“ sind dabei in der Sprache der Anwendungsinge-nieure Dreh- und Angelpunkt ihrer Tätig-keit: u Die Validation bewertet ein Produkt dahingehend, ob es auch so arbeitet, wie der Kunde es erwartet – oder, ob es sich im Laufe der Entwicklung davon entfernt hat. u Im Prozess der Verifikation wiede-rum wird überprüft, ob ein Gerät die vor-her festgelegten technischen Eigenschaf-ten (Lasten- oder Pflichtenheft) einhält.

Was passiert bei Abweichungen? „Da setzen wir uns mit der Entwicklung zusam-men und lösen das Problem aus der Erwar-tungshaltung des Kunden heraus.“ Und wenn die Entwicklung „stur“ bleibt? „Das hat es zwar noch nicht gegeben, aber dann wären sie befugt, die Produktionsfreigabe dieses Gerätes zu verhindern. Schließlich entspricht es nicht dem Kundenwunsch.“

„Immer wieder“, klickt Rodewaldt in einer über einige Jahrzehnte gewachse-nen Datenbank, die auch exotische Anwen-dungen von Dräger-Röhrchen umfasst, „bekommen wir Anfragen, wie sich ein auf Nachweis eines Gases lang bewähr-tes Röhrchen denn an einem neuen Ein-satzort und in Gasgemischen ganz anderer Zusammensetzung verhält.“ Und blättert unter dem Stichwort „Methylbromid“. Bei-nahe wäre ihm der Satz „Darin sind wir ziemlich einzigartig“ herausgerutscht, was sicherlich nicht so ganz falsch wäre.Apropos Gase: Die Nachweissensoren wer-

Mit Spaß an der Sache überlegen sie, was der Kunde mit Geräten alles „anstellen“ könnte

>

28-31_Applikationslabor_S 30 20.10.2010 12:22:01 Uhr

31DRÄGERHEFT 386 | NOVEMBER 2010

ANWENDUNGSTECHNIK SCHULTERBLICK

den immer empfindlicher. Nach dem ppm-Bereich wird der ppb-Bereich erschlossen – von einem Millionstel steigert sich die Nachweisgrenze auf einige Milliardstel (das b in ppb verdankt sich der englischen Bezeichnung „billion“). Konnte man die früher erforderlichen Konzentrationen noch in üblichen Glasgefäßen von viel-leicht bis zu 20 Litern Fassungsvermögen herstellen, so ist hierfür jetzt schon oft ein spezielles Gefäß notwendig, das 414 Liter Gasgemisch fasst.

Spaß ist für Ingenieure eher keine Kategorie. Und dennoch: Jeder aus die-sem Team scheint Spaß an der Arbeit zu haben. Spaß daran, immer wieder krea-tive Lösungen dafür zu entwickeln, was der Anwender mit Dräger-Geräten alles „anstellen“ könnte. So gibt es in einer Ecke den selbst entwickelten künstli-chen Zeigefinger, der gerade in regelmä-ßigem Takt und mit einer Kraft von 500 Gramm Tasten und Schalter malträtiert – weit über das Doppelte der zugesicher-ten Tastenbetätigungen hinaus. Am Ende schauen sie dann nicht nur, ob der Tas-ter noch funktioniert, sondern auch, wie sich das Material gehalten oder eventuell die Beschriftung gelitten hat.

Und die Natur mit UV-Strahlung, Käl-te, Hitze, Schnee, Hagel und Schlagre-gen schlägt ähnlich unbarmherzig zu, wie die stressende Kreativität der Inge-nieure. Deshalb haben sie auf dem Dach des Gebäudes vor fast zwei Jahren unge-schützt unter anderem ein paar Alcotest-Geräte montiert. „Alle vier Wochen schau-en wir mal nach denen“, sagt Thomas Rodewaldt, „bis jetzt sehen die noch aus wie neu.“ Nils Schiffhauer

Eisig: Frost, damit der Kunde keinen kalten Schrecken bekommt.

Durstig: In diesen Simulatoren wird alkoholisierte Atemluft erzeugt.

Dreckig: Hier wird der raue und schmutzige Arbeitsalltag nachgestellt.

D-1

106

8-2

010

D-1

1071

-20

10D

-110

69

-20

10

D-1

1070

-20

10

28-31_Applikationslabor_S 31 20.10.2010 12:22:20 Uhr

Aus der Ferne, und doch ganz nahWie kann das Internet helfen, ganz persönliche Erfahrung und WISSEN INTENSIV zu vermitteln? Unter vielen Möglichkeiten hat sich als professionelle Form das Webinar entwickelt – ein Seminar im Web. Was Dräger in den USA schon einsetzt, kommt nun auch nach Deutschland.

ILLU

ST

RA

TIO

N:

PIC

FO

UR

/BE

VE

L A

ND

EM

BO

SS

/IC

ON

DO

CK

32 DRÄGERHEFT 386 | NOVEMBER 2010

AUSBLICK WEBINARE

Wenn Rick Rochford spricht, hören die Leute zu. Ganz gleich, womit sie ihr Geld ver-

dienen – gefesselt sind sie immer. Beson-ders aber, wenn sie Feuerwehrleute sind, Kollegen von Rick. Dann springt der Fun-ke über, denn sie können sich einfüh-len in das, was der erfahrene Profi aus Jacksonville in Florida so lebendig und packend zu berichten hat.

26 Jahre Erfahrung an vorderster Front, der Rang eines Captains und außer-gewöhnliche Fachkenntnisse in Sachen

persönliche Schutzausrüstung überzeu-gen jeden im Raum. Selbst dann, wenn zwischen Rochford und dem Raum hun-derte Meilen liegen. Denn das war viel-fach so bei einer innovativen Form von Wissensvermittlung, die Dräger USA im Sommer für die weitverstreute „firefigh-ting community“ Amerikas gestartet hat: In einem Webinar konnten Brandbekämp-fer Rick Rochford und seinen Kollegen Lieutenant Anthony Toro live erleben.

„250 Feuerwehren hatten sich ein-geklickt – teils ganze Löschzüge auf ein-

mal. Sie nutzten ihre Schulungsräume, um gemeinsam zuzuschauen“, sagt Greg Sesny, Produktmanager bei Dräger in den USA. Weil die Kombination aus Vorträgen und Präsentationen aufgezeichnet wur-de und zum Abruf im Internet bereit-steht, konnte sie von tausenden weite-ren Teilnehmern gesehen werden: „Bis jetzt haben wir Abrufe aus 22 Ländern“, sagt Sesny, „Rick und Anthony haben ganz gewiss einen Nerv getroffen.“ Ihr Thema waren giftige Gase, besonders Blausäu-re. Die können bei fast jedem Feuer ent-

32-34_Webinare_S 32 20.10.2010 12:24:20 Uhr

> ILLU

ST

RA

TIO

N:

PIC

FO

UR

/BE

VE

L A

ND

EM

BO

SS

/IC

ON

DO

CK

33DRÄGERHEFT 386 | NOVEMBER 2010

stehen und neben akuten Vergiftungen auch schwere Langzeitschäden hinterlas-sen. Anthony Toro weiß das nachdrück-lich zu schildern. Er war selbst betroffen. So macht er klar: Atemschutz muss kon-sequent geübt und angewendet werden. Rick Rochford steuert dazu sein umfang-reiches Wissen über die Möglichkeiten der Detektion von Gasen bei, dem Früh-warnsystem gegen Gifte. Kernbotschaf-ten werden von knapp gehaltenen Tafeln zusammengefasst, die neben dem Video-fenster des Webinars erscheinen. Auch Bilder typischer Brand-Szenarien erschei-nen dort. Wie in einem realen Seminar-raum können die Teilnehmer während des Live-Webinars vom eigenen Compu-ter aus nachfragen und kommentieren. Knapp und auf den Punkt kommen die Fragen und Kommentare aus den Feuer-wehren, es ist ein kompakter Wortwech-sel in der Sprache der Profis.

Mit dem Webinar ist eine Vortragsform für das Internet gefunden, die sich als besonders effizient herausgeschält hat. Zwar gab es zwischenzeitlich animierte Klassenräume von Second-Life-artigem Realismus – dort hätten die Teilnehmer womöglich virtuelle Schläuche ausrol-len können. Doch die richtige Mischung aus Bewegtbild, Präsentations- und Text-elementen scheint eher mit dem Webi-nar gefunden zu sein. Es verzichtet auf Spielerei und setzt auf Konzentration auf die Inhalte: Wenn ein Redner so intensiv wie Rick Rochford Glaubwürdigkeit und Kompetenz in Worte fasst, dann funktio-niert das – egal, ob direkt im Saal oder über DSL.

Webinar: gut für Zusammen hänge

Der Hamburger Professor Rolf Schulmeis-ter hat computerbasierte Lehrsysteme seit ihren allerersten Gehversuchen begleitet.

Dutzende von Untersuchungen dazu füllen seine Publikationsliste. Schulmeister sagt, dass Webinare nicht als Ersatz für Konfe-renzen, Vor-Ort-Schulungen und das Trai-ning im Job gedacht sind – im Gegenteil: „Optimal sind sie dann eingesetzt, wenn die Teilnehmer über ihr Gebiet schon vie-les wissen und im Austausch stehen. Dann kann das Webinar ideal genutzt werden, um ihnen neueste Aspekte ihrer Fach-kenntnisse aufzuzeigen und um ihr Wis-sen zu aktualisieren.“ Entscheidend sei, sagt der Experte, dass die neuen Einsich-ten anschließend in den professionellen Gruppen vor Ort lebendig gemacht wür-den: „Man versteht den Zusammenhang im Webinar. Aber man lernt die Umset-zung vor Ort, in der täglichen Praxis.“

Das ist auch für Greg Sesny ein vor-rangiges Kriterium für den Einsatz des neuen Mediums: Es ergänzt die ständig fortschreitenden Prozesse der Verbesse-

32-34_Webinare_S 33 20.10.2010 12:24:39 Uhr

34 Drägerheft 386 | November 2010

Ausblick WebiNare

Webinare helfen, Praxiswissen mit kollegen zu teilen

HAuPTsiTZ: Dräger safety AG & co. kGaA Revalstraße 1 23560 lübeck, Deutschland Tel. +49 451 882 0 Fax +49 451 882 20 80 www.draeger.com

VERTRiEb ATEMscHuTZ, MObilE GAsMEssTEcHNik:

REGiON NORD Albert-Schweitzer-Ring 22 22045 Hamburg Tel. +49 40 66 86 70 Fax +49 40 66 86 71 50

REGiON OsT An der Harth 10 b 04416 Markkleeberg Tel. +49 341 35 03 11 73 Fax +49 341 35 03 11 72

REGiON sÜD Vor dem Lauch 9 70567 Stuttgart Tel. +49 711 72 19 90 Fax +49 711 721 99 50

REGiON WEsT Kimplerstraße 284 47807 Krefeld Tel. +49 2151 373 50 Fax +49 2151 37 35 50

TOcHTERGEsEllscHAFTEN:

ÖsTERREicH Dräger Safety Austria GmbH Wallackgasse 8 1230 Wien Tel. +43 1 609 36 02 Fax +43 1 699 62 42

scHWEiZ Dräger Safety Schweiz AG Aegertweg 7 8305 Dietlikon Tel. +41 44 805 82 82 Fax +41 44 805 82 80

REGiONEN:

EuROPA NORD / ZENTRAl Dräger Safety AG & Co. KGaA Revalstraße 1 23560 Lübeck, Deutschland Tel. +49 451 882 0 Fax +49 451 882 20 80

EuROPA sÜD Dräger Safety France S.A.S. 3c, Route de la Fédération 67025 Strasbourg Cedex, Frankreich Tel. +33 388 40 76 76 Fax +33 388 40 76 67

NORDAMERikA Draeger Safety, Inc. 101 Technology Drive Pittsburgh, PA 15275, USA Tel. +1 412 787 83 83 Fax +1 412 787 22 07

AsiEN / PAZiFik Draeger Safety Asia Pte Ltd 67 Ayer Rajah Crescent # 06-03 Singapore 139950 Tel. +65 68 72 92 88 Fax +65 65 12 19 08

90 4

6 97

2

iMPREssuMHerausgeber: Drägerwerk ag & Co. Kgaa, Corporate Communications Anschrift der Redaktion: moislinger allee 53–55, 23542 Lübeck / [email protected], www.draeger.com chefredaktion: björn Wölke, tel. +49 451 882 20 09, fax +49 451 882 39 44 Verlag: tellus PUbLiShiNg gmbh Redaktionelle beratung: Nils Schiffhauer (v.i.S.d.P.) Art Direktion, Gestaltung und bildredaktion: redaktion 4 gmbh, hamburg Druck: Dräger + Wullenwever print+media issN 1869-7275

Die Beiträge im Drägerheft informieren über Produkte und deren Anwendungsmöglichkeiten im Allgemeinen. Sie haben nicht die Bedeutung, bestimmte Eigenschaften der Produkte oder deren Eignung für einen konkreten Einsatzzweck zuzusichern. Alle Fachkräfte werden aufgefordert, ausschließlich ihre durch Aus- und Fortbildung erworbenen Kenntnisse und praktischen Erfah rungen anzuwenden. Die Ansichten, Meinungen und Äußerungen der namentlich genannten

Personen sowie der externen Autoren, die in den Texten zum Ausdruck kommen, entsprechen nicht notwendigerweise der Auffassung der Dräger werk AG & Co. KGaA. Es handelt sich ausschließlich um die Meinung der jeweil igen Personen. Nicht alle Produkte, die in dieser Zeitschrift genannt wer den, sind weltweit erhältlich. Ausstattungspakete können sich von Land zu Land unter scheiden. Änderungen der Produkte bleiben vorbehalten. Die ak tuellen Informationen erhalten Sie bei Ihrer zuständigen Dräger- Vertretung. © Drägerwerk AG & Co. KGaA, 2010. Alle Rechte vorbehalten. Diese Ver öffentlichung darf weder ganz noch teilweise ohne vorherige Zustimmung der Drägerwerk AG & Co. KGaA wiedergegeben werden, in einem Datensystem gespeichert oder in irgendeiner Form oder auf irgendeine Weise, weder elektronisch noch mechanisch, durch Fotokopie, Aufnahme oder andere Art übertragen werden.

> rung der Technik, ihres Gebrauchs und ihrer Integration in die Arbeitsabläufe. So kann es eine wertvolle Bereicherung für alle Berufsfelder werden, in denen lebenslanges Lernen keine neue Entde-ckung ist, sondern ein Teil des Selbstver-ständnisses. Für Lebensretter, Hersteller oder Mediziner ist das schon immer der Fall gewesen. Sie profitieren besonders. Gerade dann, wenn neue Erkenntnisse miteinander geteilt werden können – stets gibt es dabei Vorreiter, einzelne Einrich-tungen oder Abteilungen, die die ersten sind, die neue Erfahrungen mit Tech-nologien und Prozeduren machen. So, wie das Fire Department von Jackson-ville, wo Rick Rochford konsequente Gas- Detektion und optimierten Atemschutz-Gebrauch zur selbstverständlichen Rou-tine gemacht hat.

seit kurzem auch in Deutschland

Auch in der Medizin bietet sich der Einsatz des Webinars daher an. Kliniken, die früh den technischen Fortschritt adaptieren, können wertvolles Praxiswissen mit Kol-legen teilen, wenn der Breiteneinsatz der Innovation beginnt. Neuerungen und Ver-besserungen können rasch und kostengüns-tig demonstriert werden, weil Breitband-In-ternet heute fast überall vorhanden ist und sich ein Webinar schnell und günstig produ-zieren lässt, wie Greg Sesny erläutert.

Deshalb kam die in den USA so gut angenommene neue Kommunikations-form kürzlich auch nach Deutschland: Ein Webinar zur automatischen Entwöh-nung von Beatmungspatienten in der Intensivmedizin bildete für Dräger Ende September den Auftakt. silke umbach

32-34_Webinare_S 34 20.10.2010 18:24:45 Uhr

1340

WEITERE INFORMATIONEN UNTER WWW.DRAEGER.COM/DIAGNOSTICS

Verschaffen Sie sich Klarheit: mit Lösungen für Drogen- und Alkohol messungen von Dräger.In der heutigen Gesellschaft nimmt der Missbrauch von Drogen und Alkohol stetigzu. Eine schnelle und objektive Diagnose spart Zeit und Kosten. Gehen Sie mit unsauf Nummer sicher, um alle Risiken deutlich zu erkennen.

Geblendet oder

Drogen?

1340_AD-Drug-and-Alc_DE_219x279:Layout 1 27.09.10 10:02 Seite 1

29997_U3_Deutsch.indd 1 20.10.2010 18:41:56 Uhr

Erst pusten, dann fahrenDas Dräger Interlock XT ist eine Wegfahrsperre, ihr „Schlüssel“ der alko holfreie Atem des Fahrers. Der nimmt das Atemalkohol-Mess gerät 1 in die Hand, das über eine Steuereinheit 2 kontrolliert wird. Ist das

Gerät messbereit, geben Summer 3 , Display und Leuchtdioden dem Autofahrer ein Signal. Dieser pustet in das Mundstück 4 , das im Mund-stückhalter 5 beheizt ist, um auch bei -40 °C eine Kondensation von Feuchtigkeit und Alkohol aus der Atemluft zu vermeiden. Ein Sensor 6 am Ausgang des Mundstücks kontrolliert die Temperatur des Atem-

stroms. So wird sichergestellt, dass das Gerät nicht etwa Luft aus einem Ballon als Atemprobe akzeptiert. Gleichzeitig misst der Drucksensor 7 über den Schlauch 8 das Atemvolumen. Denn erst ab einem Liter ist sicher, dass die Atemluft aus der tiefen Lunge kommt – und nur dann

ermittelt das Gerät die tatsächliche Alkoholkonzentration. Dazu wird die Atemprobe aus dem Mundstück 4 in den Alkoholsensor 9 gezogen: Der Elektromagnet 10 bewegt den Probenahmebalg 11 , der – über-wacht vom Drucksensor 7 – einen Unterdruck auf der Rückseite des Alkohol sensors 9 erzeugt. Nun wird die so in den Dräger- Sensor ge-saugte Atemluft auf ihre Alkoholkonzentration analysiert. Dabei misst der Sensor spezifisch Alkohol, und reagiert nicht auf andere Substan-zen wie etwa Aceton, das von Diabetikern ausgeatmet werden kann. Das Ergebnis der Messung entscheidet über „fahren“ oder „nicht fahren“. Das passende Signal gibt das Verbindungskabel 12 an das Steuer gerät 2 , das über die Anschlusskabel 13 den Start des Fahrzeug motors frei-

gibt oder verhindert.

EINBLICK DIAGNOSTIK

2

5

3

8

7

6

4

13

1

12

11

10

9

4

12

D-1

1377

-20

10 (

QU

ER

SC

HN

ITT

), S

T-26

6-2

00

2

U4_Interlock_S 36 20.10.2010 12:26:50 Uhr