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PS Einführung in die Ethnologie Australiens Marc Murschhauser, M.A. Einführung 27.10.2011

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PS Einführung in die Ethnologie Australiens

Marc Murschhauser, M.A.

Einführung

27.10.2011

Übersicht

1. Geographie und Umwelt Australiens2. Besiedlungsgeschichte & Archäologie3. Ausblick: Kulturareale Australiens4. Ausblick: Entdeckungs- und

Erforschungsgeschichte Australiens

1. Geographie & Umwelt Australiens• Lage

− Ozeanien, Kontinent zw. Indischem und Pazifischem Ozean

• Fläche– Gesamtfläche knapp 7,7 Mio. Quadratkilometer

– ca. 21,5 Mal Deutschland bzw. fast so groß wie die USA ohne Alaska

– Nord-Südausdehnung: ca. 3.700 km

– West-Ostausdehnung: ca. 4.000 km

• Bundesstaaten / Territorien− New South Wales (7,2 Mio.)

− Victoria (5,3 Mio.)

− Queensland (4,3 Mio.)

− West-Australien (2,1 Mio.)

− Süd-Australien (1,6 Mio.)

− Tasmanien (0,5 Mio.)

− ACT Australian Capital Territory (0,4 Mio.)

− Northern Territory (0,2 Mio.)

1. Geographie & Umwelt Australiens• Städte

− Sydney (4,3 Mio.)

− Melbourne (3,7 Mio.)

− Brisbane (1,8 Mio.)

− Perth (1,5 Mio.)

− Adelaide (1,1 Mio.)

− Gold Coast (0,6 Mio.)

− and. Städte: Newcastle, Hobart, Townsville, Cairns, Darwin

• Hauptstadt ?− Canberra (0,3 Mio.)

• Bevölkerung− insgesamt knapp 22 Millionen (2011)

− ca. 92 % leben in Städten

− ca. 91 % europäischer Abstammung, 7 % asiatischer, 2 % indigen

− „Minderheiten“: Einwanderer aus Italien, Deutschland (ca. 800.000), Griechenland, Polen, Kroatien, Serbien, Indien, Pakistan, China

1. Geographie & Umwelt Australiens• Großlandschaften

− Tafelland des Westaustralischen Plateaus (60 %)

− Trockengebiete: Große Sandwüste (Great Sandy), Gibsonwüste, Victoriawüste, Nullarborwüste

− Gebirge: MacDonnell Ranges, Inselberge wie Uluru

− Mittelaustralische Senke: Simpsonwüste, Murray-Darling-Becken

− Great Dividing Range (Australische Kordillere bzw. Australische Alpen)

Höchster Berg ?

− Mount Kosciuszko (2.229 m), Big Ben (2.745 m) auf Heard Island

• Klima− Norden: tropisches Klima, im Sommer Nordwestmonsune

− Zentrum: ganzjährig trockenes, arides bis semiarides Klima (80 %)

− Südosten und Südwesten: moderates, gemäßigtes Klima, Niederschläge v.a. im Winter

− Eisfelder und Gletscher, Grasland und Wüstengebiete, aber auch tropische Regenwälder

1. Geographie & Umwelt Australiens• Landnutzung

− westliche und zentrale Landesteile (größten)teils unbewohnbar

− extensive Weidewirtschaft im Outback (130. Mio. Schafe, 25 Mio. Rinder, Kamele, Emus)

− Schwarzerdeböden nur im Südosten und Teilen des Südwestens

− Rohstoffe: Bauxit, Kohle, Erze, Gold, Silber, Kupfer, Nickel, Edelsteine, Zink, Blei, Diamanten, Erdgas und Erdöl.

• Umweltprobleme− Erosion durch Expansion des Ressourcenabbaus

− Versalzung des Bodens, Disertifikation

− Verstädterung und Folgen

− Bedrohung vieler Arten der Flora und Fauna

− Bedrohung des Great Barrier Reef

− begrenzte Frischwasser-Ressourcen

− Bereich des südlichen Ozonlochs

1. Geographie & Umwelt Australiens• Flora und Fauna

− heimische Artenvielfalt von Pflanzen durch isolierte Entwicklung

− ca. 20.000 Pflanzenarten

− typisch: Eukalyptus- und Akazienbäume (600 Arten), Baobab-Baum

− ausgedehnte Waldgebiete im Südosten

− tropische Regenwälder im Norden

− weite Graslandschaften, u.a. Spinifex-Süßgräser

− große Anzahl an endemischen Tierarten

− typisch: Beuteltiere (Känguru, Koala, Wombat, Possum, Beuteleufel), Kloakentiere (Schnabeltier, Ameisenigel), Vogelwelt (Kakadu, Lorie, Wellensittich, Kookaburra), Reptilien (giftige Schlangen, Krokodil, Schildkröte, versch. Echsen), Meereswelt (Great Barrier Reef)

− eingeführte Haus- und Nutztiere gefährden heute die Fauna (v.a. Hunde, Hasen, Kamele, Schafe, Rinder, Kröten)

− seit 1879 großflächige Naturschutzgebiete (12 % der Landesfläche)

2. Besiedlungsgeschichte & Archäologie• Vor- und Frühzeit

– Pangäa / Pangea als Superkontinent vor 300 – 150 Mio. Jahren (Karbon/Jura)

– Laurasia & Gondwana vor 150 – 135 Mio. Jahren

– Plattentektonik & Kontinentaldrift sorgen für die Entstehung der heutigen Kontinente. Australien war vor 70 – 55 Mio. Jahren dadurch Teil des Südkontinents Antarctica, was die Isoliertheit seit der späten Kreidezeit erklärt.

– Die heutigen indonesischen Inseln waren Teil des asiatischen Festlands und bildeten Sunda-Land. Neuguinea, Australien und Tasmanien wiederum gehörten zu Sahul.

– Seit ca. 15 Mio. Jahren liegt Australien an seinem jetzigen Standort.

– Homo ergaster bzw. Homo erectus vor ca. 2 Mio. Jahren

– Homo sapiens ab ca. 200.000 – 130.000 v.u.Z.

– Wann die ersten Menschen aus Afrika auswanderten ist ungewiss, demnach ist auch die ursprüngliche Migration bis nach Australien unterschiedlich datiert.

2. Besiedlungsgeschichte & Archäologie• Frühe Besiedlungsgeschichte

– Wann und wie die ersten Menschen Australien erreichten, ist daher auch immer noch nicht eindeutig bewiesen.

– Die Daten schwanken zwischen 130.000 und 60.000 – 32.000 v.u.Z.

– Pleniglazial (letzte Eiszeit) vor ca. 18.000 – 15.000 Jahren

– keine Landbrücke zwischen Sunda und Sahul, d.h. Asien und Australien

– DNA-Vergleiche gehen von einer

Ausbreitung der ersten Menschen

als Vorfahren der Aborigines vor

130.000 – 100.000 Jahren von Afrika

über Südostasien bis Australien aus.

− Funde seetauglicher Boote fehlen,

daher wird Besiedlung vor mehr als

60.000 Jahren ausgeschlossen.

− Ggf. aber frühere Einwanderungs-

welle mit Flößen von Papua möglich.

2. Besiedlungsgeschichte & Archäologie• Archäologie

– Besiedlung vermutlich zwischen 60.000 und 48.000 v.u.Z.

– Thermolumineszenz- und Radiokohlenstoffdatierung

– Nachweis von Siedlungen (z.B. Nauwalabila I, Malakunaja II, Jinmium) in Nordaustralien um diese Zeit

– Neuere genetische Untersuchungen ergeben aber angeblich, dass die Aborigines einer Auswanderungswelle aus Afrika vor dieser Zeit entstammen.

• Mungo Man & Mungo Lady– älteste bisher gefundene Menschen in Australien (2005: 457 Fußabdrücke)

– 1974: Mungo Lake, New South Wales, Südosten Australiens

– Bedeutung der Schädelform und Körpergröße – „graziler Mensch“

– Steinwerkzeuge (50.000 v.u.Z.), Utensilien, Materialen und Gräber von komplexen Feuerbestattungsritualen (40.000 v.u.Z.), ggf. älter

– Aufgrund der Region gehen einige davon aus, dass die ersten Einwanderer demnach einige tausend Jahr früher den Nordwesten Australiens erreicht haben mussten.

2. Besiedlungsgeschichte & Archäologie• Kow Swamp

– 1968-72: Funde menschlicher Überreste in Kow Swamp, Victoria

– Datierung auf ca. 15.000 v.u.Z. = Ende der letzten Eiszeit

– Unterschiedliche Anatomien zu Mungo Man & Lady lassen auf eine zweite oder gar dritte Einwanderungswelle nach Australien schließen.

– Bedeutung der Schädelform und Körpergröße – „robuster Mensch“

– Allerdings keine systematischen Unterschiede in der DNA, daher Aussehen nun als evolutionäre und klimatische Anpassung durch Selektion und Genfluss interpretiert.

• Kulturkontakte– Besiedlungswellen hin oder her, es hat im Norden immer wieder

Kulturkontakte gegeben; insbesondere Felsmalereien geben Aufschluss über verschiedene historische Perioden inkl. Kulturkontakte.

– Ausnahme: Tasmanier, die seit 12.000 Jahren isoliert lebten.

– z.b. Einführung des Hundes (Dingo) vor ca. 4.000 Jahren

– bis ins 18. Jh. Kontakte mit Seegurken-Sammlern aus Südasien, ggf. chinesische und indische Händler sowie indonesische Fischer

– 1606 erster europäische Kontakt mit Willam Jansz an der Westküste

2. Besiedlungsgeschichte & Archäologie• Terra australis incognita ?

– postulierter hypothetischer Südkontinent aus der Antike

– geprägt von Claudius Ptolemäus (100-175)in Geographike Hyphegesis

– Theorie, dass alle Meere von Land umgeben seien.

– In der Antike und im Mittelalter trugen deshalb viele Kartenzeichner den fiktiven Kontinent ein, der sich bis zum Südpol erstreckte.

– Ende des 13.Jh. berichtet Marco Polo von Groß-Java südlich des heutigen Indonesiens.

– Zum Ende des Mittelalters und mit Magellan (1520 Magellanstraße) wuchs das Interesse am sagenumwobenen Südkontinent, der daraufhin auch als Magallanica bezeichnet auftaucht.

– Francis Drake entdeckte auf seiner Weltumsegelung (1577-80) jedoch sowohl die südlich gelegenen Inseln Patagoniens als auch Kap Hoorn als auch die offene See.

– Hier setzen wir nächste Sitzung dann unsere Geschichte fort!

3. Ausblick: Kulturareale Australiens• „Geographische Region, die mehrere Ethnien umfasst, welche, obgleich

voneinander verschieden, nichtsdestoweniger eine gewisse Anzahl ähnlicher oder vergleichbarer Kulturelemente aufweisen.“

(Panoff, Perrin & Stagl, 2000, Taschenwörterbuch der Ethnologie)

• Ethnologen haben die Kontinente in Kulturareale eingeteilt (prominent: Nord-und Südamerika), nur stimmen häufig die Kategorien und Karten der verschiedenen Autoren nicht miteinander überein (Zahl, Größe, Grenzen der Kulturareale). Grund ist die teils willkürliche Auswahl charakteristisch angesehener Kulturelemente.Der Begriff wurde ursprünglich von amerikanischen Ethnologen (u.a. Steward) eingeführt, um die Aufstellung ethnographischer Objekte in den Museen zu erleichtern.

• Nicolas Peterson (1974: The natural and cultural areas of Aboriginal Australia.

In: Tribes and boundaries in Australia. Canberra.) entwickelte auf Grundlage der Wasserquellen und Hauptwasserrouten insgesamt 17 Kulturareale.

4. Ausblick: E

ntdeckungs-und

Erforschungsgeschichte A

ustraliens