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PSVaG
PSVaG Das Kollektiv als Versicherungsprinzip in Zeiten der Krise
Versicherungswissenschaftlicher Verein in Hamburg e.V.
2. Juli 2020
Hans H. Melchiors
PSVaG
Versicherungswissenschaftlicher Verein in Hamburg e.V. | 02.07.2020 2https://www.pexels.com
Insolvenzsicherung der betrieblichen Altersversorgung
https://www.pexels.com
PSVaG
Aufgabe und Finanzierung des PSVaG
Versicherungswissenschaftlicher Verein in Hamburg e.V. | 02.07.2020 3
Insolvenzsicherung der bAV (1/5)
• Sicherung der betrieblichen Altersversorgung für den Fall der Insolvenz des Arbeitgebers
• Insolvenzgeschützte Durchführungswege:
Direktzusage
Unterstützungskasse
Pensionsfonds
„beschädigte“ Direktversicherung
ab 2022*: Pensionskassen die über kein anderes Sicherungsinstrument verfügen
• Öffentlich-rechtliche Verpflichtung der Arbeitgeber
• Vollständige Kapitaldeckung (im Jahr 2006 umgestellt)
• Kalkulation der erforderliche Beiträge am Jahresende und Umlage auf alle Arbeitgeber
• Abwicklung der Rentenzahlungen über ein Konsortium von 49 Lebensversicherungsunternehmen
Aufgabenstellung Finanzierung
* Ab Mitte 2020 eingeschränkter Schutz für zurückliegende Insolvenzen.
PSVaG
Über den PSVaG abgesicherte Verpflichtungen
Versicherungswissenschaftlicher Verein in Hamburg e.V. | 02.07.2020 4
Insolvenzsicherung der bAV (2/5)
95.250 Mitglieds-unternehmen
348 Mrd. EuroBeitragsbemessungs-
grundlage (BBG)
7,1 Mio. Anwärter
4,0 Mio. Rentner
Der abgesicherte Verpflichtungsumfang ist deutlich höher, da die BBG mit 6 % Rechnungs-zins ermittelt wird
PSVaG
In 2019 wurden vom PSVaG* Renten in Höhe von insgesamt knapp 1 Mrd. € gezahlt
Versicherungswissenschaftlicher Verein in Hamburg e.V. | 02.07.2020 5
Insolvenzsicherung der bAV (3/5)
0
100
200
300
400
500
600
700
2014 2015 2016 2017 2018 2019
Anzahl Sicherungsfälle
0
5.000
10.000
15.000
20.000
2014 2015 2016 2017 2018 2019
Renten Anwartschaften
Anzahl Sicherungsfälle (Insolvenzen) gemeldete Renten und Anwartschaften
niedrigste Werte seit 1997
niedrigste Werte seit 1997
* bzw. zum Großteil vom Konsortium
PSVaG
Historisches Schadenvolumen in Mio. Euro
Versicherungswissenschaftlicher Verein in Hamburg e.V. | 02.07.2020 6
Insolvenzsicherung der bAV (4/5)
* Für 2020 wird ein überdurchschnittlicher Wert erwartet.
0
500
1.000
1.500
2.000
2.500
3.000
1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020*
4.000
4.500
20094,4 Mrd. €
PSVaG
PSVaG in Zahlen
Versicherungswissenschaftlicher Verein in Hamburg e.V. | 02.07.2020 7
Insolvenzsicherung der bAV (5/5)
• Vor 45 Jahren im Jahr 1975 Gründung
• 23 Mrd. Euro Beitragsvolumen für
• 19.000 Sicherungsfälle mit
• 1,5 Mio. gesicherten Anwärtern/Rentnern
Insolvenzsicherung
• 95.000 Mitgliedsunternehmen mit
• 348 Mrd. Euro BeitragsbemessungsgrundlageMitglieder
• 251 nach Köpfen, 216 effektivMitarbeiter
• 7,5 Mrd. EuroBilanzsumme
PSVaG
Versicherungswissenschaftlicher Verein in Hamburg e.V. | 02.07.2020 8https://www.pexels.com
Insolvenzsicherung in Krisenzeiten
https://www.pexels.com
PSVaG
Methoden zur Senkung von Beitragsspitzen
Versicherungswissenschaftlicher Verein in Hamburg e.V. | 02.07.2020 9
Insolvenzsicherung in Krisenzeiten (1/3)
• Ausgleichsfonds enthält aktuell mehr als das Dreifache des durchschnittlich erforderlichen Beitrags
• Nutzung in Krisenjahren
• antizyklische Auffüllung
• In Krisenjahren können Teile des erforderlichen Beitrages auf bis zu vier Folgejahre verteilt werden.
Ausgleichsfonds Glättungsverfahren
2.350
550 570920
540
430
430 430430
430
430
430
430
2009 2010 2011 2012 2013
in Mio. €
3,1 Mrd. €Dez. 2019
PSVaG
Die zwei bislang größten Krisenjahre des PSVaG
Versicherungswissenschaftlicher Verein in Hamburg e.V. | 02.07.2020 10
Insolvenzsicherung in Krisenzeiten (2/3)
• 40.000 Rentner
• 55.000 Anwärter
• Schadenvolumen 1,2 Mrd. DM
• Zuzüglich 960 Mio. DM für Anwärter, die in den Folgejahren finanziert werden mussten
• Erstmalige Nutzung des Ausgleichsfonds in Höhe von 156 Mio. DM
• Beitragssatz: 6,9 ‰
• 80.000 Rentner
• 90.000 Anwärter
• Schadenvolumen 4,4 Mrd. € (fast das Dreifache des bis dahin höchsten Schadenvolumen in 2002 mit 1,5 Mrd. €)
• Erstmalige Nutzung des Glättungsverfahrens mit dem die Fälligkeit von 1,7 Mrd. € auf die Jahre 2010 bis 2013 verschoben wurden
• Beitragssatz: 14,2 ‰
1982 „AEG Jahr“ 2009 „Arcandor Jahr“
PSVaG
Kapitalanlage – konservatives Risiko-Renditeverhältnis
Versicherungswissenschaftlicher Verein in Hamburg e.V. | 02.07.2020 11
Insolvenzsicherung in Krisenzeiten (3/3)
• Ein Krisenjahr kann Aktiv- und Passivseite gleichzeitig treffen
• Grundlage für die Steuerung ist die Strategische Asset Allokation.
• Die Aufteilung der Kapitalanlagen orientiert sich am Zeithorizont der entsprechenden Verpflichtungen.
• Insbesondere im Direktbestand wird auf eine hohe Bonität der Emittenten bzw. Emissionen geachtet.
Struktur der Kapitalanlagen Kapitalanlagestrategie
29%
23%
39%
9%Einlagen bei Kreditinstituten
Inhaberschuld-verschreibungen
Namensschuld-verschreibungen und Schuldschein-forderungen
7,3 Mrd. €
Buchwert
Investment-anteile
Stand 31.12.2019
PSVaG
Versicherungswissenschaftlicher Verein in Hamburg e.V. | 02.07.2020 12https://www.pexels.comhttps://www.pexels.com
Versicherbarkeit
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PSVaG
Wann ist ein Ereignis versicherbar?
Versicherungswissenschaftlicher Verein in Hamburg e.V. | 02.07.2020 13
Versicherbarkeit (1/8)
• Zufälligkeit: Das zu versichernde Ereignis muss ungewiss und unbeeinflussbar sein
• Eindeutigkeit: Das Ereignis muss hinsichtlich Eintritt und Schadenhöhe klar definiert werden können.
• Schätzbarkeit: Gesamtschadenverteilung muss für Versicherung schätzbar sein.
• Unabhängigkeit: Risiken müssen diversifizierbar sein
• Größe: Der höchstmögliche Schaden muss begrenzt sein
Abwicklung des Vertrages Beherrschbarkeit
Karten, Walter: Zum Problem der Versicherbarkeit und zur Risikopolitik des Versicherungsunternehmens – betriebswirtschaftliche Aspekte, in: Zeitschrift für die gesamte Versicherungswissenschaft, 61. Bd., 1972, S. 286 ff.
PSVaG
Versicherungsmathematische Kollektivierung von Risiken
Versicherungswissenschaftlicher Verein in Hamburg e.V. | 02.07.2020 14
Versicherbarkeit (2/8)
Wah
rsch
ein
lich
keit
Schadenhöhe
Transformation der Einzelschadenverteilungen in eine Gesamtschadenverteilung
Voraussetzung:Mindestens zwei Schaden-verteilungen die nicht vollständig positiv korreliert sind.
PSVaG
Kollektivierung von Risiken
Versicherungswissenschaftlicher Verein in Hamburg e.V. | 02.07.2020 15
Versicherbarkeit (3/8)
• Freiwillige Teilnahme am Kollektiv
• Die Höhe der Beiträge ist abhängig vom individuellen Risiko
• Bewertung der Risiken muss möglich sein
• In der Regel privatwirtschaftlicher, gewinnorientierter Risikoträger
• Teilnahme am Kollektiv kann erzwungen werden
• Höhe der Beiträge kann unabhängig vom individuellen Risiko festgelegt werden (Bsp. gesetzliche Krankenversicherung)
• Beiträge und Leistungen können angepasst werden
• Risikoträger ist nicht gewinnorientiert
• In der Regel öffentlicher Risikoträger
• Bsp: gesetzliche Rentenversicherung
Individualrechtlich Sozialpolitisch
PSVaG
Prägnante Definition von Versicherbarkeit
Versicherungswissenschaftlicher Verein in Hamburg e.V. | 02.07.2020 16
Versicherbarkeit (4/8)
Versicherbarkeit ist einzig eine Frage der Prämienhöhe, sofern der Risikoträger die Verhaltensweisen Moral Hazardund Adverse Selectionausreichend einschränken kann.
Hartmann, P., Grenzen der Versicherbarkeit: private Arbeitslosenversicherung, Sozialökonomische Schriften, Bd.15, 1998
PSVaG
Adverse Selection in der Insolvenzsicherung der bAV
Versicherungswissenschaftlicher Verein in Hamburg e.V. | 02.07.2020 17
Versicherbarkeit (5/8)
• Adverse Selection bezeichnet die Tendenz dass sich zu Durchschnittsprämien überwiegend die schlechten Risiken versichern.
• Der Grund liegt in einer Informationsasymmetrie vor Abschluss eines Versicherungsvertrages.
• ausgeschlossen durch gesetzliche Verpflichtung zur Insolvenzsicherung
• Unternehmen in schwieriger wirtschaftlicher Lage führen im Allgemeinen keine neue bAV ein bzw. erhöhen nicht die Aufwendungen für bAVsondern versuchen den Aufwand eher zu verringern.
• Aufgrund der Langfristigkeit von Pensionsverpflichtungen ist ein kurzfristiger Austritt aus dem Risikokollektiv nicht möglich
Adverse Selection allgemein … … und beim PSVaG
PSVaG
Moral Hazard in der Insolvenzsicherung der bAV
Versicherungswissenschaftlicher Verein in Hamburg e.V. | 02.07.2020 18
Versicherbarkeit (6/8)
• Moral Hazard bezeichnet eine Verhaltensänderung des Versicherungsnehmers durch den Abschluss einer Versicherung, die den Risikoträger jedoch belastet.
• Der Grund für Moral Hazard liegt in einer Informationsasymmetrie nach Abschluss des Versicherungsvertrages
• Ein Missbrauch ist durch die gesetzlichen Regelungen ausgeschlossen.
• Es besteht kein Anspruch gegen den PSVaG, wenn der überwiegende Zweck der Versorgungszusage war, den PSVaG in Anspruch zu nehmen.
• Geschützt werden nur Arbeitnehmer nicht jedoch Unternehmer.
Moral Hazard allgemein … … und beim PSVaG
PSVaG
Versicherbarkeit ist eine Frage der Prämienhöhe
Versicherungswissenschaftlicher Verein in Hamburg e.V. | 02.07.2020 19
Versicherbarkeit (7/8)
• Mit Ausgleichsfonds und Glättungsverfahren stehen zwei wirksame Methoden zur Verfügung um die Beitragsbelastung zu reduzieren.
• Ein großer Teil der deutschen Wirtschaft ist Mitglied beim PSVaG
• Es kommt zu einem Risikoausgleich zwischen einzelnen Branchen
• Im Allgemeinen bewegen sich die Beitragssätze innerhalb weniger Promillepunkte
Prämienhöhe beim PSVaG
PSVaG
Risikotransfer durch Rückversicherungslösung?
Versicherungswissenschaftlicher Verein in Hamburg e.V. | 02.07.2020 20
Versicherbarkeit (8/8)
• Geeignet wäre eine Jahresüberschaden-Rückversicherung, die den erforderlichen Beitrag auf 3 Mrd. € jährlich begrenzt.
• Selbst für große Rückversicherer ist die potentielle Schadenhöhe von mehreren Milliarden Euro zu hoch.
• Daher ist das solidarische Umlageverfahren auf die über 95.000 Mitglieder des PSVaG ökonomisch sachgerecht.
Deckungskonzept einer Rückversicherung Bewertung
Schadenvolumen
Deckung
durch
PSVaG
Deckung
durch
Rück-
versicherer
PSVaG
Die Insolvenzsicherung der betrieblichen Altersversorgung ist Teil der sozialen Sicherheit
Versicherungswissenschaftlicher Verein in Hamburg e.V. | 02.07.2020 21
Fazit
• Moral Hazard und Adverse Selectionwerden durch gesetzliche Regelungen ausgeschlossen.
• Das Umlageverfahren ermöglicht den niedrigsten möglichen Beitrag
• Ein größeres Risikokollektiv als der Großteil der deutschen Wirtschaft ist nicht möglich.
• Durch Ausgleichsfonds und Glättungsverfahren wird ein zusätzlicher Risikoausgleich in der Zeit geschaffen.
Risikokollektivierung beim PSVaG
PSVaGZum Schluss
Versicherungswissenschaftlicher Verein in Hamburg e.V. | 02.07.2020 22
Für eine höhere Rente verzichten Arbeitnehmer am ehesten auf …
Quelle: Dr. Dorothee Franzen (2020), Qualität der betrieblichen Altersversorgung, Working Paper Nr. 169, Hans Böckler Stiftung
PSVaG
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
PSVaGPensions-Sicherungs-Verein VVaGBahnstraße 650996 Köln© Pensions-Sicherungs-Verein VVaG