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Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) Praxisbuch Krisenintervention Alexander Nikendei Auch hilfreich für • Rettungsdienst • Polizisten • Lehrer 2., vollständig überarbeitete und ergänzte Auflage

Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) - Praxisbuch Krisenintervention

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DESCRIPTION

Für die Aufgabe der Krisenintervention vermittelt das Buch grundlegende Kommunikations- und Handlungskompetenzen und begleitet PSNV-Mitarbeiter in der täglichen Praxis.Nach einem einheitlichen Schema gibt es Hinweise für die jeweilige spezifische Einsatzsituation wie z.B. Suizidversuch oder Überbringen einer Todesnachricht: Was ist im Voraus zu tun? Wie reagieren Betroffene? Was sollten Sie als Begleiter tun bzw. vermeiden? Welches Fachwissen ist relevant? Formulierungshilfen und konkrete Praxistipps bieten Anhaltspunkte und Unterstützung während des Einsatzes. Für besondere Situationen und Herausforderungen wie z.B. alkoholisierte Betroffene oder Kinder und Jugendliche enthält es umfangreiche Hinweise. Dank der einheitlichen Struktur und eingängiger Piktogramme können alle Informationen schnell gefunden werden. Durch das besonders handliche Format passt das Buch in jede Einsatzjacke und wird so zum treuen Ratgeber für alle PSNV-Mitarbeiter.

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Alexander Nikendeinkamp

Alexander Nikendei, Diplom-Pädagoge, Notfallsanitäter, Praxisanleiter, bildet seit Jahren Mitarbeiter für die Psychosoziale Notfallversor-gung aus, war Leiter eines Krisen interventionsdienstes.

Dieses Praxisbuch ist ein Leit-faden für die Begleitung von Menschen, die sich nach Not-fällen oder nach Unglücken in einer akuten Krise befinden.Für den schnellen Über-blick vor und während der jeweiligen (Einsatz-)Situation gibt es Hinweise nach einem einheitlichen Schema: Was ist im Voraus zu beachten? Wie reagieren Betroffene? Was sollten Sie tun bzw. vermei-den? Welches Fachwissen ist hier relevant? Formu-lierungshilfen unterstützen das eigene Handeln.Für die Begleitung und Unterstützung vermittelt das Buch zusätzlich grundlegende Kommunikations- und Hand-lungskompetenzen.

L E I T F A D E N

ISBN 978-3-943174-77-9 · www.skverlag.de

Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) Praxisbuch Krisenintervention

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Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) Praxisbuch Krisenintervention

Psychosoziale Notfallversorgung (PSN

V) Praxisbuch Krisenintervention

Alexander Nikendei

A. Nikendei

Auch hilfreich für • Rettungsdienst• Polizisten• Lehrer

2., vollständig überarbeitete und ergänzte Auflage2., vollständig überarbeitete und ergänzte Auflage

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R Räumung 268Reanimation, erfolglose 160

S Schüler 247SIDS 181Suizid 162Suizidandrohung 171Suizidversuch 168

T Tod, plötzlicher natürlicher 160Tod von Kindern 175Todesnachricht 139

bei Anwesenheit von Kindern 154

U Unfallverursacher 197

V Vermisste Person 261

W Wohnungseinbruch 210

B Brandeinsatz 258 Busfahrer (Personenschaden) 202

E Einsatzkraft, belastete 296

Ersthelfer 207Evakuierung 268

G Gewaltopferhäuslicher Bereich 216öffentlicher Raum 213sexualisierte Gewalt 221

Großschadenslage 276Gruppen 225

I Identifizierung 193

K Kindstod, plötzlicher 181

L Lokführer (Personenschaden) 202

M MANV 276

Einsatzindikationen

Mündliche Aufklärung über Reaktionen auf Belastungen 323

N Nottaufe 412

P Pressevertreter 456Psychiatrische Notfälle 442

R Religiöse Bräuche/Traditionen 398

S Schaulustige 450Senioren 371Schuldgefühle bei Betroffenen 333Sprachliche Barrieren 434Störungen (Handy & Co) 460Suizidalität von Betroffenen 338

T Telefonate,

Angehörige vorbereiten 328Texte, allgemeine

und geistliche 412Todesarten (Folgen) 381

A Ablehnung einer Begleitung 347Abschiednahme vom

Verstorbenen 388Aggression 312Alkoholisierte Betroffene 438

B Behinderungengeistige 379körperliche 374

D Dokumentation 305

E Eigenschutz 312

H Hunde 465 J Jugendliche 352

K Kinder 352

Kulturelle Unterschiede 434

M Medikamente zur Beruhigung 430

Besondere Hinweise

Page 3: Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) - Praxisbuch Krisenintervention

Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV)˘ Seite 25

Krisensituationen und ihre Folgen˘ Seite 47

Kommunikation und Handlungskompetenz im Einsatz˘ Seite 69

PSNV in der Praxis˘ Seite 121

Praxistipps und Wissenswertes für Einsätze˘ Seite 311

Selbstfürsorge der PSNV-Mitarbeiter˘ Seite 473

Informatives und Raum für eigene Notizen˘ Seite 501

Einführung und Hinweise für den Leser˘ Seite 13 1

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Alexander Nikendei

mit Geleit- und Vorworten von

Jutta Helmerichs und Peter Zehentner

Verlagsgesellschaft Stumpf + Kossendey mbH Edewecht, 2017

Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV)Praxisbuch Krisenintervention

2., vollständig überarbeitete und ergänzte Auflage

Page 6: Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) - Praxisbuch Krisenintervention

Anmerkungen des Verlags

Autor und Verlag haben höchste Sorg falt hinsichtlich der Angaben von Richtlinien und Empfehlungen aufgewendet. Nachdem gesetzliche Bestim-mungen und wissenschaftlich begründete Empfehlungen einer ständigen Veränderung unterworfen sind, ist der Benutzer aufgefordert, die aktuell gül-tigen Richtlinien anhand der Literatur zu überprüfen und sich entsprechend zu verhalten.

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Alle Abbildungen und Grafiken wurden, sofern nicht anders angegeben, vom Autor selbst oder nach Vorlagen des Autors vom Verlag erstellt.

Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, der Ent-nahme von Abbildungen oder Textteilen, vorbehalten. Auch auszugsweise Wiedergabe nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors und des Verlags.

Aus Gründen der Lesbarkeit ist in diesem Buch meist die männliche Sprach-form gewählt worden. Alle personenbezogenen Aussagen gelten jedoch stets für Frauen und Männer gleichermaßen.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deut-schen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© Copyright by Verlagsgesellschaft Stumpf + Kossendey mbH, Edewecht 2017Satz: Bürger Verlag GmbH & Co. KGUmschlagfoto: Oscar Schmid-Schwämmle ([email protected])Druck: M.P. Media-Print Informationstechnologie GmbH, 33100 Paderborn

ISBN 978-3-943174-77-9

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3

˘ Inhalt

3

Geleitwort 6Vorwort 81 Einführung und Hinweise für den Leser 13

1.1 Zielgruppen und Einführung 131.2 Zum Buch 171.3 Über die verwendeten Begrifflichkeiten des Buches 19

2 Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) 252.1 Was ist PSNV? 252.2 Gesamtstruktur der PSNV 262.3 PSNV-Maßnahmen: vor und nach einem Unglück 272.4 Ziele der PSNV 292.5 Einführung des Begriffs Krisenintervention 332.6 Zielgruppen der PSNV: (1) Überlebende,

Angehörige, Hinterbliebene, Zeugen, Ersthelfer und Vermissende und (2) Einsatzkräfte 34

2.7 Qualitätsstandards in der PSNV 392.8 Rechtsgrundlagen 44

3 Krisensituationen und ihre Folgen 473.1 Hintergrundwissen zum Thema Krise 473.2 Krise als Bedrohung für die psychische und

physische Gesundheit – Konsequenzen für die Praxis der Krisenintervention 54

3.3 Mögliche Folgen einer Krise: akute Reaktionen auf belastende Ereignisse und Posttraumatische Belastungsstörung 58

4 Kommunikation und Handlungskompetenz im Einsatz 694.1 Gesprächsführung im Einsatz 694.2 Aufmerksam handeln mit dem PSNV-3-Satz 824.3 Bestimmte Gesprächssituationen und hilfreiche

Formulierungen 934.4 Zusammenarbeit des Teams im Einsatz 1054.5 Als Team mit anderen kooperieren und

zusammenarbeiten 114

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4

˘ Inhalt

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5 PSNV in der Praxis 1215.1 Einsatzplanung und Einsatzübernahme

am Einsatzort 1215.2 Hilfreiche Ausrüstungsmaterialien für den Einsatz 1305.3 Fünf Phasen eines Einsatzes 1335.4 Fachliches Handeln bei bestimmten

Einsatzindikationen 1385.5 Dokumentation von Einsätzen 305

6 Praxistipps und Wissenswertes für Einsätze 3116.1 Vorbemerkung 3116.2 Eigenschutz und Umgang mit Aggression 3126.3 Mündliche Aufklärung über die akuten

Reaktionen auf belastende Ereignisse 3236.4 Vorbereitung Betroffener

auf Telefonate 3286.5 Schuldgefühle bei Betroffenen 3336.6 Suizidalität von Betroffenen 3386.7 Ablehnung einer Begleitung durch Betroffene 3476.8 Begleitung von Kindern und Jugendlichen 3526.9 Begleitung von Senioren 3716.10 Begleitung von Menschen

mit körperlicher Einschränkung 3746.11 Begleitung von Menschen

mit geistiger Behinderung 3796.12 Unterschiedliche Todesarten und deren Folgen

für Leichnam, Betroffene und die PSNV 3816.13 Vorbereitung und Durchführung der

Abschiednahme vom Verstorbenen 3886.14 Bräuche und Traditionen verschiedener

Religionen im Kontext von Tod und Trauer 3986.15 Hilfreiche Texte, geistliche Hilfestellungen,

Nottaufe 4126.16 Medikamente zur Beruhigung 4306.17 Sprachliche Barrieren und kulturelle Unterschiede 434

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5

˘ Inhalt

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6.18 Alkoholisierte Betroffene 4386.19 Psychiatrische Notfälle 4426.20 Schaulustige und der

Non-helping-bystander-effect 4506.21 Umgang mit Pressevertretern 4566.22 Störungen durch Handy, Smartphone & Co 4606.23 Anwesende Hunde 465

7 Selbstfürsorge der PSNV-Mitarbeiter 4737.1 Vorbemerkung 4737.2 Hilfreiche Rahmenbedingungen für die

Selbstfürsorge 4767.3 Einsatznachbesprechungen im

Team direkt nach dem Einsatz und Anfertigung des Einsatzprotokolls 479

7.4 Rückmeldungen von Betroffenen einholen 4827.5 Hilfen für die eigene Person und das Team bei

anhaltenden Belastungen 4857.6 Supervision 4897.7 Individuelle Möglichkeiten der Entlas tung

und Erholung 492

8 Informatives und Raum für eigene Notizen 5018.1 PSNV-Glossar – Abkürzungsverzeichnis und

Definitionen wichtiger Begriffe 5018.2 Weiterführende Hilfen 5148.3 Information und Kontakt zum Autor sowie

Dankeswort 5208.4 Literatur 5228.5 Checkliste zur Einsatzplanung

(Kapitel 5.1.3 kompakt) 5398.6 Raum für eigene Notizen 542

Index 549

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˘ Vorwort

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Vorwort Liebe Leserinnen und Leser,

psychosoziale Themen und Aufgaben haben in der modernen Gefahrenabwehr einen festen Platz. Angebote der Psychoso-zialen Notfallversorgung (PSNV) für Menschen, die Notfälle, schwere Unglücksfälle, Katastrophen oder Anschläge erleben müssen, sind in Deutschland fast flächendeckend verfügbar und breit akzeptiert. Die meisten Einsatzkräfte werden inzwi-schen auch auf die psychosozialen Herausforderungen ihres Haupt- oder Ehrenamtes vorbereitet und wissen, wo sie zur Verarbeitung von Einsatzbelastungen bei Bedarf professio-nelle Unterstützung erhalten können.

Seit 2010 liegen bundeseinheitliche Qualitätsstandards und Leitlinien zur PSNV vor. Sie wurden unter Moderation des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und unter Beteiligung aller Organisationen und Institu-tionen, die in Deutschland die PSNV verantworten, konzipiert und umgesetzt, erarbeitet und schließlich einstimmig verab-schiedet. Die Standards sind wissenschaftlich gesichert und mit internationalen Leitlinien kompatibel.

Ein wichtiger Schritt fehlt jedoch bisher: Die umfassen-de Verbindlichkeit der PSNV, beispielsweise durch Richtlini-en und Gesetze im Bereich der Katastrophenschutz- und Ret-tungsdienstgesetzgebung und durch eine bundeseinheitliche Zertifizierung der Aus- und Fortbildung. Diese endgültigen Regelungen werden noch einige Zeit dauern.

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˘ Vorwort

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Bis zur Entwicklung und Festschreibung einer verbindli-cheren PSNV lässt sich die Qualität dieses Arbeitsfeldes über Bücher wie dieses Praxishandbuch Krisenintervention sicher-stellen. Das Buch, seit 2012 auf dem Markt, ist zu Recht sehr nachgefragt und erscheint nun schon in zweiter Auflage. Es ist ein Grundlagenbuch der PSNV, für die Praxis bestens ge-eignet und durchweg theoretisch fundiert. Mit großer Sorg-falt wurden die verschiedenen Kapitel auf der Basis der bun-deseinheitlichen Qualitätsstandards und Leitlinien zur PSNV ausgearbeitet, für die Praxis übersichtlich gestaltet und an-sprechend formuliert. Das Buch sollte unbedingt zur Stan-dardausstattung jeder PSNV-Einsatzkraft und aller Dozentin-nen und Dozenten der PSNV gehören!

Ich wünsche meinem sehr geschätzten Kollegen Alexan-der Nikendei, dass sein Praxishandbuch, das er mit hohem Engagement und ausgewiesener Fachkunde auf den Weg ge-bracht hat und fortlaufend aktualisiert, weiterhin eine große Verbreitung findet. Ich hoffe, dass es nicht nur in vielen Ein-satzsituationen unterstützen kann, sondern auch wesentli-che inhaltliche Basis für die Zertifizierung der Aus- und Fort-bildung der PSNV in Deutschland wird.

Jutta HelmerichsBundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK)

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5.2 ˘ PSNV in der Praxis: Hilfreiche Ausrüstungsmaterialien

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5.2 HilfreicheAusrüstungsmaterialienfürdenEinsatz

Die Frage der Ausstattung mit hilfreichen Materialien streift natürlich am Rande die Frage der Ausstattung der Mitarbei-ter mit (Schutz-)Kleidung.

Zur Ausstattung der Mitarbeiter mit (Schutz-)Kleidung lässt sich im Rahmen dieses Buches nur so viel sagen: Jede Or-ganisation bzw. jeder Dienst hat dafür Sorge zu tragen, dass die Mitarbeiter so ausgestattet sind, dass sie ausreichend ge-schützt sind und diese Ausstattung versicherungsrechtlichen und gesetzlichen Ansprüchen genügt. Dazu gehören zum Bei-spiel entsprechende Sicherheitsschuhe und Einsatzjacken.

In der folgenden Aufzählung geht es ausschließlich um Materialien für die Begleitung, die sich in verschiedensten Diensten bewährt haben. Da die jeweiligen Dienste in ihrer Materialausstattung eigene Schwerpunkte setzen, erhebt die Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Die folgende Liste beinhaltet Vorschläge und mögliche Anregungen für die Praxis. Wichtig ist, dass die eigene Ausstattung durch Einsatzerfahrungen dynamisch fort-entwickelt wird. Die Ausrüstung muss regelmäßig anhand von genauen Checklisten auf Vollständigkeit und Funktionalität bzw. Haltbarkeit überprüft werden.

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5.2 ˘ PSNV in der Praxis: Hilfreiche Ausrüstungsmaterialien

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Tab. 5-11 ˘ Zusammenstellung einiger Ausrüstungsgegen-stände, gruppiert

Bereich: Gegenstände im Einzelnen:Verpflegung ˘ Getränke mit Einwegbechern: Süßgetränke, Wasser,

Säfte in kleinen Verpackungseinheiten˘ Schokolade˘ Müsliriegel˘ Kaugummis˘ Traubenzucker

Kinder ˘ Kuscheltiere zwischen 20 und 40 cm Größe und mit möglichst weichem Fell zum Verschenken (vgl. Karutz/Lasogga 2016, S. 51)

˘ Malutensilien für Kinder für verschiedene Altersgrup-pen

˘ kleine Spiele für Kinder, z.B. Kartenspiele

Hygiene ˘ Desinfektionsmittel˘ Einmalhandschuhe˘ Einweg-Überziehschuhe (z.B. OP-Überschuhe)˘ Papierhandtücher

Fürsorgliche Materialien

˘ Taschentücher˘ Einmaldecken und/oder Rettungsdecken˘ Set wasserdichte Regenponchos mit Kapuze (gibt es

mit sehr kleinem Packmaß)˘ Einmalkissen˘ Erste-Hilfe-Set, eventuell erweitert um Blutdruckmess-

gerät mit Stethoskop und Beatmungshilfen

»Atmosphä-rische Gegen-stände«

˘ Kerzen bzw. Teelichter˘ Tücher oder Untersetzer˘ Feuerzeug, Streichhölzer

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5.2 ˘ PSNV in der Praxis: Hilfreiche Ausrüstungsmaterialien

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Schrift-materialien

˘ Flyer bzw. Handzettel über verschiedene mittel- und längerfristige psychosoziale Hilfen und heilkundliche Angebote, z.B. verwaiste Eltern, Trauergruppen nach Suizid

˘ Materialien der GEPS für den Plötzlichen Kindstod (s. Kap. 5.4.8 Plötzlicher Kindstod, SIDS)

˘ Gebetssammlung bzw. hilfreiche Texte (s. Kap. 6.15 Hilfreiche Texte, geistliche Hilfestellungen, Nottaufe)

˘ Telefonlisten mit Bestattern, Nachbardiensten, Pfar-reien usw.

˘ Visitenkarten mit der Erreichbarkeit des Dienstes

Sonstiges ˘ Klemmbrett mit Papier und (wasserfesten) Stiften˘ Einsatzprotokolle˘ Klebeband˘ Taschenlampe˘ Digitalkamera (keine Fotos in Einsätzen mit privaten

Smartphones!)˘ Kartenmaterial und/oder Navigationsgerät (im Auto)˘ Hundecracker

Die aufgelisteten Ausrüstungsgegenstände haben sich im Einsatz bewährt. Manche Gegenstände, die nicht so häufig gebraucht werden, können zum Beispiel in einer separaten Tasche oder einem gesonderten Rucksack aufbewahrt wer-den.

Page 15: Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) - Praxisbuch Krisenintervention

5.3 ˘ PSNV in der Praxis: Fünf Phasen eines Einsatzes

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5.3 FünfPhaseneinesEinsatzes

Ein Einsatz hat eine Struktur, die in fünf Phasen aufgeteilt werden kann.

Diese fünf Phasen bieten den Mitarbeitern eine Orientie-rung. Zugleich können die verschiedenen Phasen einen Teil der Qualitätskriterien der Arbeit definieren (vgl. Daschner 2003, S. 45; s.a. Kap. 2.7 Qualitätsstandards in der PSNV). Die Phasen bilden den idealtypischen Einsatzverlauf ab. In der Einsatzpraxis kann sich der Prozess einer Beglei-tung rasch ändern, zum Beispiel durch neue Informa-tionen. Entscheidend ist letztendlich für jeden Einsatz, dass die Ziele der PSNV erreicht werden (s. Kap. 2.4 Ziele der PSNV).

Phase der Vorbereitung

Phase der Kontaktaufnahme

Phase der Orientierung für Betroffene

Phase der Begleitung

Phase des Einsatzabschlusses

Abb. 5-1 ˘ Phasen eines Einsatzes

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5.3 ˘ PSNV in der Praxis: Fünf Phasen eines Einsatzes

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Die fünf Phasen haben folgende Inhalte:

PhasederVorbereitung˘ siehe Kap. 5.1.3 (Checkliste zur Einsatzplanung).

PhasederKontaktaufnahme˘ sich den Betroffenen vorstellen (s. Kap. 4.1.3 Vom

Anfang hängt viel ab)˘ Angebot einer Begleitung formulieren˘ klären, ob die Betroffenen das Angebot anneh-

men (s.a. Kap. 6.7 Ablehnung einer Begleitung durch Betroffene).

PhasederOrientierungfürBetroffene˘ Klarheit für die Betroffenen schaffen: Was ist bis-

her passiert? Was passiert gerade? Was wird pas-sieren?

˘ dem Informationsbedürfnis der Betroffenen nachkommen, um dem Empfinden des Kontroll-verlustes entgegenzuwirken (s. Kap. 3.1.2 Kontroll-verlust: gegensteuern durch Förderung von Eigen-aktivitäten). Die Informationen lassen Betroffene das Geschehen besser einordnen und helfen bei der Verarbeitung (vgl. Lasogga/Münker-Kramer 2009, S. 40).

PhasederBegleitung˘ innere Präsenz und Aufmerksamkeit der Mitar-

beiter˘ Raum für Emotionen geben

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5.3 ˘ PSNV in der Praxis: Fünf Phasen eines Einsatzes

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˘ Entlastung ermöglichen: Gefühle der Betroffenen zulassen

˘ gemeinsam die Situation aushalten˘ Unterstützung aus dem sozialen Umfeld der be-

troffenen Menschen aktivieren˘ Bedürfnisse der Betroffenen in den Mittelpunkt

stellen: z.B. Abschiednahme vom Verstorbenen vorbereiten und auf Wunsch begleiten

˘ Eigene Aktivitäten der Betroffenen fördern, z.B. Kaffee kochen, wichtige Papiere heraussuchen, weitere Angehörige verständigen – somit den Betroffenen wieder Kontrolle über die Situation geben (s. Kap. 3.1.2 Kontrollverlust: gegensteuern durch Förderung von Eigenaktivitäten)

˘ Hilfe bei organisatorischen Tätigkeiten während des Einsatzes anbieten

˘ Körperliche Aktivitäten fördern: z.B. Herumlaufen im Zimmer zulassen, gemeinsamen Spaziergang anbieten

˘ Steigerung der eigenen Handlungskompetenz mit dem PSNV-3-Satz: »Ich nehme die Situation und die Betroffenen wahr. Ich nehme mich wahr. Ich nehme die Bedürfnisse meines Gegenübers wahr.« (s. Kap. 4.2 Aufmerksam handeln mit dem PSNV-3-Satz).

PhasedesEinsatzabschlusses˘ Die Begleitung war bisher eher auf Emotionen

ausgerichtet. Nun tritt die sachliche, verstandes-mäßige Auseinandersetzung mit der augenblick-

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5.3 ˘ PSNV in der Praxis: Fünf Phasen eines Einsatzes

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lichen Situation und deren Folgen in den Vorder-grund. Dies wird anhand der weiteren Punkte deutlicher.

˘ Die Betroffenen haben die Orientierung über die gegenwärtige Situation wiedergewonnen: Sie sind sich größtenteils bewusst, was geschehen ist.

˘ Sie haben begonnen, sich mit der Situation und ihren Auswirkungen auseinanderzusetzen bzw. sind dazu in der Lage.

˘ Die Betroffenen wissen, was in den nächsten Stunden und Tagen auf sie zukommen wird bzw. haben davon eine konkrete Vorstellung.

˘ Sie können die Verantwortung für sich und ihre Entscheidungen selbstbestimmt wahrnehmen – zumindest erfahren sie eine direkte Unterstüt-zung durch ihnen nahestehende Menschen, die selbst mit der Situation zurechtkommen (siehe folgender Punkt).

˘ Die sozialen Ressourcen (Menschen aus dem sozi-alen Umfeld) sind aktiviert oder bei Bedarf abruf-bar und wurden bezüglich einer Unterstützung für die Betroffenen beraten.

˘ Die Betroffenen wurden ausreichend über die Akute Belastungsstörung aufgeklärt (s. Kap. 6.3 Mündliche Aufklärung über die akuten Reaktionen auf belastende Ereignisse). Um die Hemmschwelle zu senken, wurden sie auf ermutigende Weise über die Möglichkeiten informiert, sich weitere Hilfe und Unterstützung zu holen (vgl. hierzu

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5.3 ˘ PSNV in der Praxis: Fünf Phasen eines Einsatzes

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auch Nikendei 2006, S. 87 u. Kap. 2.4.2 Konkrete Ziele in der Praxis).

˘ Gegebenenfalls wurden die betroffenen Men-schen bereits an weitere Hilfssysteme weiterver-mittelt, z.B. örtliche Seelsorger, Trauerbegleiter, Beratungsstellen.

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5.4 ˘ PSNV in der Praxis: Einsatzindikation

5.4 FachlichesHandelnbeibestimmtenEinsatzindikationen

Die folgenden Kapitel beinhalten das Handeln bei bestimm-ten Einsatzindikationen. Sie haben alle die gleiche Struktur, die eine schnelle Orientierung über das Wesentliche der je-weiligen Einsatzindikation ermöglicht.

Jedes Kapitel zu bestimmten Einsatzindikationen ist wie folgt gegliedert:

Das Wic htigste i n Kürze

Hier sind die primär notwendigen Punkte aufgelistet, die für diese Einsatzindikation unbedingt zu beachten sind.

Betroffen e kön n en…

Bei vielen Einsatzindikationen wird unter dieser Überschrift die psychische Situation beschrieben, in der sich die Betroffe-nen im jeweiligen Einsatz befinden können.

Hi nweise für di esen Ei nsatz

Hier werden weiterführende Empfehlungen gegeben.

Vermei den Si e…

Dieser Abschnitt soll helfen, Fehler bzw. Fehlverhalten zu ver-hindern.

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5.4 ˘ PSNV in der Praxis: Einsatzindikation Todesnachricht

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Mitarbeiter kön n en…

Bei einigen Einsatzindikationen werden mögliche Auswir-kungen auf die Psyche der Mitarbeiter benannt.

Geson derte Hi nweise für… / zu…

Bei manchen Einsatzindikationen sind hier Hinweise für den Einsatz aufgelistet, die an bestimmte Zielgruppen gerichtet sind, zum Beispiel an Polizeibeamte.

Fac h lic h es

Dieser Abschnitt liefert das wichtigste Hintergrundwissen für die jeweiligen Einsatzindikationen.

5.4.1 ÜberbringungeinerTodesnachricht

Das Wic htigste i n Kürze

˘ Manche Klingelanlagen bzw. Wohnhäuser sind mit Kameras ausgestattet. Deshalb kann es nötig sein, sich zunächst in ausreichender Entfernung auf die Überbringung vorzubereiten (s.u.) und sich dann wegen der Nachbarn diskret dem Ein-satzort zu nähern.

˘ Selbstverständlich wird die Klingel erst betä-tigt, wenn das Team vollständig ist (vgl. van der Heyden 2013, S. 114). Aber vorher:

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5.4 ˘ PSNV in der Praxis: Einsatzindikation Todesnachricht

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˘ Letzte Vergewisserung im Team: Inwieweit ist die Identität der verstorbenen Person eindeutig ge-klärt? Stimmt die Adresse? Sind alle Absprachen getroffen – wie z.B. wer spricht, wie lange die Po-lizei bleiben kann und wie die Rollen verteilt wur-den?

˘ An der Tür: Kleidung überprüfen und sich einen guten Stand mit etwas Dis tanz zur Tür suchen und kurz mit Selbstinstruktionen arbeiten, z.B. »Ich bleibe ernst.«, »Ich könnte lächeln.«, »Ich lächle nicht.«.

˘ Normal klingeln – kein Sturmläuten.˘ Nach der Vorstellung des Teams: Überprüfung der

Identität der Person, die die Tür öffnet: »Sind wir hier richtig bei…?«

˘ Mit ruhiger und fester Stimme sprechen: »Wir ha-ben eine wichtige persönliche Mitteilung für Sie.« oder »Wir haben Ihnen etwas sehr Persönliches mitzuteilen.«

˘ Ziel ist das Überbringen innerhalb der Wohnung. Diese klare Absicht kommt in der Formulierung »Bitte, wir möchten gerne hereinkommen.« am besten zum Ausdruck (vgl. Kiehn/Trappe 2006, S. 144).

˘ Fragen, ob weitere Personen anwesend sind: »Ist noch jemand im Haus anwesend, den Sie hinzubit-ten möchten?« Ggf. das Verhältnis weiterer anwe-sender Personen zu den Betroffenen abklären.

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5.4 ˘ PSNV in der Praxis: Einsatzindikation Tod von Kindern

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5.4.7 TodvonKindern

Das Wic htigste i n Kürze

˘ Keine Spuren am Einsatzort verwischen, z.B. Ge-genstände aufheben oder aufräumen, wenn es noch zu Ermittlungen durch die (Kriminal-)Polizei kommen könnte.

˘ Erläutern der möglicherweise anstehenden poli-zeilichen Untersuchungsmaßnahmen und Vorbe-reitung auf möglicherweise unangenehme, aber notwendige Fragen der (Kriminal-)Polizei.

˘ Informieren der Eltern über die mögliche Be-schlagnahme des toten Kindes (s.a. Kap. 6.12 Un-terschiedliche Todesarten und deren Folgen für Leichnam, Betroffene und die PSNV).

˘ Wenn über das tote Kind gesprochen wird, dann muss es mit dem eigenen Namen benannt werden.

˘ Verwendung klarer und eindeutiger Sätze: »(Name) ist tot.« (vgl. GEPS 2008).

˘ Umgang mit Geschwisterkindern: Betroffene Kin-der während des Einsatzes nicht ausgrenzen, son-dern auf deren Bedürfnisse und Fragen eingehen (s. Kap. 6.8 Begleitung von Kindern und Jugend-lichen).

˘ Mögliche Schuldgefühle bei Geschwisterkindern beachten (s. ebenfalls Kap. 6.8).

˘ Ermutigung zur Abschiednahme zusammen mit den Geschwisterkindern – ggf. nicht ohne Geneh-migung der (Kriminal-)Polizei und nicht ohne

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5.4 ˘ PSNV in der Praxis: Einsatzindikation Tod von Kindern

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Rücksprache, z.B. über Form und Dauer (s.a. Kap. 6.8 Begleitung von Kindern und Jugendlichen).

˘ Einnahme von Beruhigungsmitteln der Eltern nicht unterstützen (s. Kap. 6.16 Medikamente zur Beruhigung).

Betroffen e kön n en…

˘ vehement die Nähe zu ihrem verstorbenen Kind suchen. Dies ist zweifellos nachvollziehbar. Dieser Wunsch kann jedoch mit der polizeilichen Ermitt-lungsarbeit kollidieren.

˘ häufig – auch je nach Geschlecht – unterschied-lich reagieren.

Hi nweise für di esen Ei nsatz

˘ Wurden Reanimationsmaßnahmen vom Ret-tungsdienst vor Ort begonnen und beendet, kann dies Schuldgefühle bei den Eltern zusätzlich ver-stärken (s.a. Kap. 5.4.8 Plötzlicher Kindstod, SIDS). Diese Schuldgefühle mit auszuhalten, stellt noch höhere Anforderungen an die Mitarbeiter (s. Kap. 6.5 Schuldgefühle bei Betroffenen).

˘ Die Eltern so viel und so oft über ihr verstorbenes Kind sprechen lassen, wie sie wünschen.

˘ Bei Bedarf ruhig und freundlich zwischen den Be-dürfnissen der Eltern und den Erfordernissen der Polizeiarbeit vermitteln. Das heißt, keine Partei zu ergreifen.

Page 25: Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) - Praxisbuch Krisenintervention

5.4 ˘ PSNV in der Praxis: Einsatzindikation Tod von Kindern

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˘ Die Eltern bei der polizeilichen Befragung durch Anwesenheit stützen – sofern von den Eltern er-wünscht und von der (Kriminal-)Polizei erlaubt.

˘ Nach Abschluss der polizeilichen Ermittlungen und mit polizeilicher Genehmigung: abklären, ob die Eltern das Kind selbst waschen und ankleiden dürfen, wenn sie dies wollen – als einen letzten Liebesdienst für das Kind (vgl. Geese 2013, S. 528 u. VEID 2011, S. 74).

˘ Ebenso nach Absprache mit der (Kriminal-)Polizei: direkte Abschiednahme am Kinderbett, auf dem Schoß der Eltern oder an einem den Eltern wich-tigen Platz ermöglichen.

˘ Atmosphäre zur Verabschiedung schaffen (z.B. Lieblingsstofftiere des Kindes bereitlegen).

˘ Perspektive durch den Hinweis schaffen, dass spä-ter (weitere) direkte Abschiednahmen vom Kind möglich sind.

˘ Erkundigungen einholen, wann die Freigabe des verstorbenen Kindes voraussichtlich erfolgt. Wo wird es hingebracht? Wie und wann kann der zu-ständige Sachbearbeiter für eventuelle Fragen er-reicht werden?

˘ Wenn das Kind nicht beschlagnahmt ist, Hinweis geben, dass das Kind je nach Bestattungsgesetz 36 Stunden und mehr zu Hause bleiben kann.

˘ Offen für eine Nottaufe oder ein dem Eltern-wunsch entsprechendes bzw. religionsspezi-fisches Ritual sein. Eventuell einen Seelsorger bzw. einen Vertreter der entsprechenden Religi-

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5.4 ˘ PSNV in der Praxis: Einsatzindikation Tod von Kindern

178

on verständigen (s. Kap. 6.14 Bräuche und Traditi-onen verschiedener Religionen im Kontext von Tod und Trauer).

˘ Die eigene Betroffenheit kann zum Ausdruck ge-bracht werden, z.B. »Mir fehlen selbst die Worte.«, »Mich macht der Tod von (Namen) selbst traurig.«

˘ Die Empfehlungen zur Obduktion aus dem Kapi-tel 5.4.8 (Plötzlicher Kindstod, SIDS) gelten auch für andere plötzliche Todesfälle von Kindern.

˘ Je nach Größe des Kindes beim Ruf des Bestatters einen Kindersarg anfordern.

˘ Empfehlung für weiterführende (professionelle) Hilfen aussprechen: Adressen da lassen, z.B. vom Bundesverband Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister in Deutschland e.V. (VEID). Hinweis auf die Gefahr, dass durch solch ein Ereignis eine Partnerschaft auf längere Sicht bedroht sein kann. Auch für den langfristigen, hilfreichen Umgang mit möglichen Geschwisterkindern empfiehlt sich professionelle Hilfe (s.u.).

˘ Nach Einsatzende das Rettungsteam von einem PSNV-E-Mitarbeiter anrufen lassen und sich nach dessen Befindlichkeit erkundigen.

Vermei den Si e…

˘ vorhandene Schuldgefühle auszureden (s. Kap. 6.5 Schuldgefühle bei Betroffenen).

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6.5 ˘ Praxistipps: Schuldgefühle bei Betroffenen

333

6.5 SchuldgefühlebeiBetroffenen

Vorbemerkung

Mitarbeiter sind oftmals in Einsätzen mit Schuldgefühlen von Betroffenen konfrontiert. Nur in wenigen Fällen, zum Beispiel bei möglichen Unfallverursachern, geht es um eine objektive Schuld. Häufiger ist ein subjektives Schuldempfinden. Meist geht es hierbei um das Gefühl, nicht genügend getan bzw. et-was versäumt zu haben, zum Beispiel frühzeitig den Notruf abgesetzt oder ausreichend auf das Kind beim Spielen aufge-passt zu haben.

Für Mitarbeiter ist es nicht einfach, ein »Ich bin schuld!« auszuhalten. Schließlich sind kurzfristige Veränderungen dieser Selbstbewertung in der Regel nicht herbeizuführen. Dieses Kapitel gibt Hilfestellungen, wie mit diesem Thema umgegangen werden kann.

Wi e kön n en Mitarbeiter auf Sc huldgefüh le reagi eren?

˘ Den Blick zuerst nach innen wenden: Gibt es (vor-schnelle) Bewertungen bzw. (Vor-)Verurteilungen auf Seiten des Mitarbeiters? Diese können der Be-gleitung im Wege stehen, wenn sie unbemerkt bleiben.

˘ Schuldgefühle nicht ausreden oder kleinreden. Ansonsten besteht die Gefahr, die Stellung als Vertrauensperson zu verlieren, da sich Betroffene nicht akzeptiert fühlen.

Page 28: Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) - Praxisbuch Krisenintervention

6.5 ˘ Praxistipps: Schuldgefühle bei Betroffenen

334

˘ Eine mögliche Funktion von Schuldgefühlen ist, dass sie Betroffene stabilisieren, eine Krücke zum Überleben darstellen (s. Fachliches). Als Mitarbei-ter ist es notwendig, sich eine innere Offenheit für diesen Gedanken zu bewahren.

˘ Es ist möglich, die große Belastung durch Schuld-gefühle mitzutragen, wenn vorsichtig Verständ-nis für diese große Belastung geäußert wird und von Verantwortung statt Schuld gesprochen wird (s. Formulierungshilfe 1). Dies auch »unabhän-gig davon, ob objektiv Schuld vorliegt oder nicht« (Müller-Lange 2006a, S. 80).

˘ Fragen, die das Thema betreffen und die die Be-troffenen (sich) stellen, sollten stehen gelassen werden, z.B. was sie vor dem Unglücksfall hätten anders machen können, um das Geschehen zu vermeiden.

˘ Den Betroffenen bei der Suche nach einem »Schuldigen« nicht behilflich sein. Stattdessen bleibt die Orientierung am Schmerz über das Un-glück und die Frage, wie es jetzt weitergehen kann, der Inhalt der Krisenintervention und der fürsorglichen Begleitung (s. Formulierungshilfe 1, Kap. 4.3.6 Betroffener sucht nach Schuldigen für seine Situation u. Kap. 4.2 Aufmerksam handeln mit dem PSNV-3-Satz).

˘ Zur Erinnerung an gute Zeiten vor Krisen und vor dem Unglück ermutigen bzw. diese fördern (s. For-mulierungshilfe 2). Dies gilt insbesondere auch für

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6.5 ˘ Praxistipps: Schuldgefühle bei Betroffenen

335

anwesende Kinder (s. Kap. 6.8 Begleitung von Kin-dern und Jugendlichen).

˘ Kinder müssen in der Regel sehr frühzeitig an-gesprochen werden, ob sie sich für das Unglück verantwortlich bzw. schuldig fühlen. Dies sollte möglichst immer durch die Eltern oder durch ver-traute Bezugspersonen der Kinder geschehen – und nicht durch PSNV-Mitarbeiter. Kinder müs-sen dann von Schuldgefühlen entlastet werden. Hier gilt je nach Alter, dass Schuldempfinden wie beschrieben auch stabilisierend wirken kann (s. Kap. 6.8 Begleitung von Kindern und Jugend-lichen).

˘ Es gilt besonders auf Suizidäußerungen, Selbstbe-strafungswünsche oder Kurzschlussreaktionen zu achten (s. Kap. 6.6 Suizidalität von Betroffenen).

Begri fflic h keiten

Grundsätzlich kann in objektive (juristische) Schuld und subjektives Schuldempfinden unterschieden werden. Eine tatsächlich objektiv bestehende (juristische) Schuld kann

Formuli erungsh i lfen1 »Sie fühlen sich mit verantwortlich für das, was geschehen ist. Das

ist sehr belastend. Und es ist vor allem sehr schmerzhaft, dass Sie Ihre Tochter verloren haben.«

2 »Möchten Sie mir erzählen, was Sie beide gemeinsam miteinander genießen konnten?«

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Alexander Nikendeinkamp

Alexander Nikendei, Diplom-Pädagoge, Notfallsanitäter, Praxisanleiter, bildet seit Jahren Mitarbeiter für die Psychosoziale Notfallversor-gung aus, war Leiter eines Krisen interventionsdienstes.

Dieses Praxisbuch ist ein Leit-faden für die Begleitung von Menschen, die sich nach Not-fällen oder nach Unglücken in einer akuten Krise befinden.Für den schnellen Über-blick vor und während der jeweiligen (Einsatz-)Situation gibt es Hinweise nach einem einheitlichen Schema: Was ist im Voraus zu beachten? Wie reagieren Betroffene? Was sollten Sie tun bzw. vermei-den? Welches Fachwissen ist hier relevant? Formu-lierungshilfen unterstützen das eigene Handeln.Für die Begleitung und Unterstützung vermittelt das Buch zusätzlich grundlegende Kommunikations- und Hand-lungskompetenzen.

L E I T F A D E N

ISBN 978-3-943174-77-9 · www.skverlag.de

Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) Praxisbuch Krisenintervention

L

Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) Praxisbuch Krisenintervention

Psychosoziale Notfallversorgung (PSN

V) Praxisbuch Krisenintervention

Alexander Nikendei

A. Nikendei

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2., vollständig überarbeitete und ergänzte Auflage2., vollständig überarbeitete und ergänzte Auflage