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Prävention im Einsatzwesen Psychosoziales Krisenmanagement in CBRN- Lagen

Psychosoziales Krisenmanagement in CBRN- Lagen ......tel), Prof. Dr. med. Dr. h. c. Bernd Domres (Schutzkom- mission beim Bundesminister des Innern), Dr. med. Joachim Habers (Amt für

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  • PräventionimEinsatzwesen

    PsychosozialesKrisenmanagementin CBRN-Lagen

  • PsychosozialesKrisenmanagement inCBRN-Lagen

    Zusammenfassung zum Standder ForschungErfahrungen aus Einsätzen undÜbungenPsychosoziale Handlungs-empfehlungen für CBRN-Einsätze

    Verfasserinnen:Dipl.-Psych. Claudia SchedlichundDipl.-Soz. Dr. Jutta HelmerichsBundesamt für Bevölkerungsschutzund Katastrophenhilfe (BBK),Abteilung Krisenmanagement,Referat PsychosozialeNotfallversorgung

    Stand Dezember 2009

    DANK

    Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Kata-strophenhilfe (BBK) bedankt sich bei allen, die sichaktiv und mit hohem Engagement am Projekt„Psychosoziales Krisenmanagement in CBRN - Lagen“beteiligt haben.

    Hier sind zunächst die Teilnehmer des BBK-Exper-tenkreises zu nennen, die seit 2007 die Auseinander-setzung mit diesem Spezialthema bereichert und vor-angetrieben haben:

    Klaus Albert (Malteser Hilfsdienst, Köln), ChristophAltheim (Berufsfeuerwehr München), Katja Brendler(Bundeskriminalamt), Dr. Ulrike Dapp (Forschungsab-teilung Albertinen-Haus, Hamburg), Dr. med. MartinDirksen-Fischer (Gesundheitsamt Hamburg-Eimsbüt-tel), Prof. Dr. med. Dr. h. c. Bernd Domres (Schutzkom-mission beim Bundesminister des Innern), Dr. med.Joachim Habers (Amt für Rettungswesen und Kata-strophenschutz, Aachen), Dietmar Hein (Deutsches Ro-tes Kreuz, OV Ditzingen), Jürgen Schreiber (ArbeiterSamariter Bund; Bremen), Bernfried Seiwert (Bundes-kriminalamt), Sylvia Vollmar (Bundeskriminalamt),Frank Waterstraat (Notfallseelsorge Ev.-Luth. Landes-kirche Hannover und Stiftung „Hilfe für Helfer“ desDeutschen Feuerwehrverbandes) Peter Zehentner (Ar-beiter Samariter Bund, München) sowie den Kollegenaus dem BBK Susanne Baumanns, Dr. Karin Braun,Dr. med. Angelika Flieger, Dr. Dorothee Friedrich, UweHamacher, Dr. Jan Kämpen, Dr. med. Heinrich Knoche,Dieter Sebastian, Tanja Thiede, Dr. Roman Trebbe, GerdUelpenich, Stefan Wilbert.

    Wir danken weiterhin den Kollegen SiegfriedIppisch (Landratsamt Erding) und Andre Schild (Essen),die in den Auftakt-Schulungen zum Thema an der Aka-demie für Krisenmanagement, Notfallplanung undZivilschutz (AKNZ) des BBK den theoretischen undübungsorientierten Unterricht wesentlich unterstützthaben.

    Den Schauspielern der Arturo-Schule Köln und demConsol-Theater Gelsenkirchen danken wir für ihreengagierte und beeindruckend realistische Verletzten-darstellung und ihre differenzierten Rückmeldungen.

    Ein besonderer Dank gilt den Teilnehmern derersten beiden Pilot-Seminare im Jahr 2009 für IhreExperimentierbereitschaft und ihre wertvollen Anre-gungen.

    Im Sinne einer flüssigen Lesbarkeit wurde im gesamten Textauf die doppelte Nennung männlicher und weiblicher Bezeich-nungen von Personengruppen verzichtet und die männliche Formverwendet. Grundsätzlich sind immer beide Geschlechter ge-meint.

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    Das Risiko für chemische, biologische und radio-logische Lagen (CBRN-Lagen) ist in den letztenJahren auch in Deutschland deutlich gestiegen. Soverzeichnen wir z.B. eine große Anzahl von Gefahr-guttransporten auf unseren Straßen und Schienenund terroristische Anschläge mit einer „dirty bomb“sind nicht auszuschließen. Der CBRN-Schutz ge-winnt dementsprechend seit einigen Jahren zuneh-mend an Bedeutung.

    CBRN-Lagen sind für Einsatzkräfte und Füh-rungskräfte eine besondere fachliche Herausforde-rung. Sie erfordern den Einsatz anspruchsvollerTechnik. Das Bedienen der Technik und das richtigeInterpretieren von Messergebnissen bedeuten einehohe Anforderung an die Ausbildung. Bund, Länderund Organisationen der Gefahrenabwehr reagierendarauf mit umfangreichen Aus- und Fortbildungsan-geboten für Einsatzkräfte und Führungskräfte, dieauf die neueste technische Entwicklung im CBRN-Schutz abgestimmt sind. Gleichzeitig werden diestrukturellen Einsatzgrundsätze aktualisiert.

    In jüngster Zeit werden zunehmend auch Erkennt-nisse aus der Psychologie und Soziologie bei derKonzeptentwicklung und der Aus- und Fortbildung imCBRN-Schutz einbezogen. Ausgangspunkt ist dieTatsache, dass CBRN-Einsätze für alle direkt oderindirekt Beteiligten eine hohe psychische Belastungdarstellen können. Die Anzahl psychisch belasteterBetroffener kann bei CBRN-Lagen um ein Vielfacheshöher sein als die Anzahl körperlich Verletzter. BeiÜbungen der jüngsten Vergangenheit hat sichgezeigt, dass sich durch psychosoziales Wissen undgezieltes psychologisches Handeln Angst bei denBetroffenen reduzieren und deren Verhalten verän-dern lässt. Dadurch ist zu verbessern, dass Einsätzekoordinierter ablaufen. Außerdem lässt sich durch dieBerücksichtigung psychosozialer Erkenntnisse dieHandlungskompetenz und Handlungssicherheit derEinsatzkräfte im Umgang mit Betroffenen stärken.Das reduziert erwiesenermaßen Einsatzstress undschützt wirksam vor langfristigen psychischen Bela-stungsfolgen.

    CBRN-Schutz - ein aktuelles Thema

    CBRN-Lagen sind sehr unterschiedlich und nichtjede CBRN-Lage erfordert ein psychosoziales Kri-senmanagement. Die folgenden Darstellungen undHandlungsempfehlungen beziehen sich auf Einsät-ze, in denen durch die Freisetzung chemischerSchadstoffe, biologischer Agenzien oder radioakti-ver Stoffe Menschen (möglicherweise) zu Schadengekommen sind, psychosoziale Aspekte damit hoheBedeutung erlangen und das psychosoziale Krisen-management in die Einsatzstruktur integriert wer-den muss.

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    Auf einen Blick

    Psychosoziale Aspekte im CBRN-Schutz – Warum?

    1. CBRN-Lagen können ein hohes psychosoziales Belastungspotenzial mit sichbringen, und zwar

    ■ für die direkt Betroffenen und ihre Angehörigen,

    ■ für die Allgemeinbevölkerung,

    ■ für Einsatzkräfte und Führungskräfte,

    ■ für Fachkräfte im Gesundheits- und Sozialwesen,

    ■ für Krisenstäbe und politisch Verantwortliche.

    2. Die Anzahl akut und mittelfristig psychisch belasteter Menschen kannbei CBRN-Lagen um ein Vielfaches höher sein als die Anzahl körperlichVerletzter.

    3. Der richtige Einsatz psychologischer und soziologischer Erkenntnisse

    ■ kann kooperatives Verhalten bei Verletzten und anderen direkt Betroffenen fördern und damit kalku-lierbarere und geordnetere Einsatzabläufe erleichtern.

    ■ kann Angstreaktionen bei direkt Betroffenen und ihren Angehörigen abschwächen und damit langfri-stige psychosoziale Belastungsfolgen mindern,

    ■ kann dazu beitragen, dass Einsatzkräfte und Führungskräfte sich auch in schwierigen und ungewohn-ten Einsätzen wie CBRN-Lagen kompetent und handlungssicher fühlen. Dadurch werden Einsatzstressund langfristige psychosoziale Belastungsfolgen für Einsatzkräfte vermindert,

    ■ ermöglicht eine qualifizierte Risiko- und Krisenkommunikation.

    CBRN-Schutz - ein aktuelles Thema

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    Im deutschen Sprachraum gibt es bisher nurwenige wissenschaftliche Erkenntnisse zu psychoso-zialer Belastung, zum psychosozialen Krisenmanage-ment und dabei speziell zur Psychosozialen Notfall-versorgung (PSNV) in CBRN-Lagen. Das Thema istnoch nicht Bestandteil von CBRN-Spezialausbildun-gen. Aber auch international betrachtet gibt eserst vereinzelt Ausführungen zu dieser speziellenThematik.

    Aus diesem Grund wurde 2007 vom Bundesamtfür Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe(BBK), Referat „Psychosoziale Notfallversorgung“,mit Unterstützung der Referate „Technischer CBRN-Schutz, „Gesundheitlicher Schutz vor CBRN-Gefah-ren, seuchenhygienisches Management“ sowie desLehrbereiches „Spezialwissenschaften im Bevölke-rungsschutz“, ein interdisziplinärer Expertenkreis,

    bestehend aus Wissenschaftlern verschiedenerFachrichtungen sowie erfahrenen Einsatzkräftenund Führungskräften aus dem CBRN-Schutz gebil-det, der seitdem regelmäßig tagt. Ziel dieses Exper-tenkreises ist die Weiterentwicklung von For-schungsfragen und Handlungsempfehlungen für diePraxis auf der Basis nationaler und internationalerwissenschaftlicher Erkenntnisse und Einsatzerfah-rungen zum psychosozialen Krisenmanagement beiCBRN-Lagen.

    Nach Sichtung und Auswertung der nationalenund internationalen Literatur wurde beschlossen, einSchulungskonzept zum psychosozialen Krisenmana-gement in CBRN-Lagen zu entwickeln und zuerproben. Die ersten Ergebnisse der Arbeit derExperten und des Schulungsprojektes sind in dieserSchrift zusammengefasst.

    CBRN statt ABCIn Deutschland wird die Abkürzung „ABC“ im Einsatzwesen für atomare, biologische oder chemische Lagengenutzt.

    In Anpassung an die Begrifflichkeit der Europäischen Kommission und der internationalen Wissenschaft setztsich in der Gefahrenabwehr zunehmend die Abkürzung CBRN-Lagen für chemische (C), biologische (B),radiologische (R) oder nukleare (N) Lagen durch.

    CBRN-Schutz - ein aktuelles Thema

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    Radioaktive, biologische undmanche chemische Stoffesind über die Sinne (Riechen,Sehen, Tasten, Schmecken,Hören) nicht wahrnehmbar,der „unsichtbare Feind“führt zu Verunsicherung undÄngsten.

    Psychosoziale Belastungen bei CBRN-Lagenund ihre Folgen

    Charakteristisch für CBRN-Lagen ist die Schwie-rigkeit, schädigende Substanzen wahrzunehmen, sieschnell und exakt zu bestimmen und ihre kurz- undlangfristige Wirkweise anzugeben. Der Nachweisoder die genaue Bestimmung der Substanzenerfordert Spezialgeräte und Zeit. Das schädigendePotenzial der Stoffe ist nicht immer direkt einzu-schätzen.

    Vor einem „unsichtbaren, unbekannten Feind“kann man sich nur schwerschützen. Aus diesem Grundkönnen CBRN-Lagen inbesonderem Maße Ängsteund Gefühle von Verunsiche-rung, Hilflosigkeit undKontrollverlust bei den direkt

    Betroffenen (Verletzten, Angehörigen, Zeugen) undin der Allgemeinbevölkerung, aber auch bei Einsatz-kräften und Führungskräften auslösen. Nicht auszu-schließen ist, dass Einsatzkräfte am Schadensorteintreffen, ohne zu wissen, dass es sich um eineCBRN-Lage handelt. Sie sind entsprechend zusätz-lich besorgt um die eigene Gesundheit, wenn sieerfahren, was für eine Lage vorliegt.

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    TypischeBelastungs-faktorenbeichemischenLagen

    ■ Viele chemische Schadstoffe sind wahrnehmbar(z.B. sichtbare Gaswolke, stechender Geruch,Hautreizungen, Atembeschwerden), weswegenEinsatzkräfte chemische Lagen in der Regel we-niger bedrohlich als radiologische oder biologi-sche Lagen erleben.

    ■ Trotzdem kann die Identifizierung eines Schad-stoffes oder Schadstoffgemisches aufgrund derVielzahl möglicher chemischer Stoffe schwierigund zeitaufwändig sein.

    ■ Jedoch wird oftmals erst bei genauer Identifizie-rung und quantitativer Bestimmung klar, ob derKontakt mit dem Schadstoff schädigende Auswir-kungen hat. Dies kann bei den direkt Betroffe-nen und auch bei Einsatzkräften – vor allem inder Zeit des Wartens auf das Analyseergebnis –zu Verunsicherung und Besorgnis um die eigeneGesundheit führen.

    ■ Bei erbgutverändernden Substanzen könnennachfolgende Generationen betroffen sein.

    ■ Bei krebserzeugenden Substanzen ist das indivi-duelle Risiko einer Krebserkrankung schwierigeinzuschätzen.

    Beispiel:Chemieunfall Bhopal 1984

    Am 3. Dezember 1984 treten aufgrund techni-scher Pannen in einem Chemiewerk im indischenBhopal mehrere Tonnen des hochgiftigen StoffesMethylisocyanat (MIC) in die Atmosphäre. Bis zu20.000 Menschen sterben, bei den 500.000Überlebenden werden gravierende Folgen wieAugenschäden bis zur Erblindung, Verätzungenvon Haut und Lunge, Schädigungen an innerenOrganen sowie Unfruchtbarkeit oder Fehlbildun-gen festgestellt.

    Psychosoziale Belastungen bei CBRN-Lagenund ihre Folgen

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    Beispiel:Chemieunfall Seveso 1976

    In einer chemischen Fabrik in der Region umSeveso, Norditalien, ereignet sich am 10. Juli 1976ein Chemieunfall mit Freisetzung des hochgiftigenDioxins TCDD. 1800 ha dicht bevölkertes Gebietwird kontaminiert. Etwa 190 Fälle von Chloraknebei direkt Betroffenen, die Notschlachtung von70.000 Tieren und eine langfristig stark geschädig-te Pflanzen- und Tierwelt sind die Folge. Ausge-dehnte Sanierungsarbeiten in der Umgebung(Böden, Häuser) und Nachuntersuchungen beiüber 200.000 Personen sind notwendig.

    Auch weil das Gefahrenpotenzial der Dioxinenoch unbekannt ist, wird in der Fabrik zunächstweitergearbeitet und die Umgebung erst miterheblicher Verzögerung gewarnt.

    Psychosoziale Belastungen bei CBRN-Lagenund ihre Folgen

    Beispiel:Giftgasanschlag mit Sarin 1995

    Am 20. März 1995 verübt die japanische SekteAum Shinrikyo einen Giftgasanschlag auf eine U-Bahnstation mitten im Regierungsviertel in Tokio.Weil das selbst produzierte Sarin einen geringenReinheitsgrad hatte, bleibt es bei „nur“ 12 Toten. Inden Stunden und Tagen nach dem Anschlag bege-ben sich mehr als 5000 Menschen in medizinischeBehandlung. Auf einen physisch Verletzten kommenschließlich 6 – 10 Menschen mit psychischen Folge-problemen.

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    TypischeBelastungs-faktoren beibiologischenLagen■ Biologische Agenzien sind im Allgemeinen nicht

    wahrnehmbar.

    ■ Ein sicherer Nachweis ist nur in einem dafür spe-zialisierten Labor möglich und kann einige Stun-den bis mehrere Tage dauern.

    ■ Bei biologischen Agenzien zeigen sich zum Teilerst nach Stunden oder Tagen Krankheitssympto-me (Inkubationszeit). In dieser Zeit können sichübertragbare Erreger gegebenenfalls unentdecktausbreiten.

    ■ Während und nach der Inkubationszeit müssenbei von Mensch zu Mensch übertragbaren Infek-tionskrankheiten die Kontaktpersonen Erkrank-ter medizinisch erfasst, überwacht und ggf. me-dizinisch behandelt werden.

    ■ Die Behandlung kann mit einer Einschränkung derpersönlichen Freiheit verbunden sein, auf die dieEinzelnen und die Bevölkerung vorbereitet wer-den müssen (z.B. Quarantäne).

    ■ Eine biologische Lage kann nur eingeschränktüberwacht und nicht immer leicht unter Kontrol-le gebracht werden.

    Psychosoziale Belastungen bei CBRN-Lagenund ihre Folgen

    Beispiel:Anthrax-Anschläge 2001

    Durch die Versendung von Briefen mit Anthrax-Sporen sterben in den USA 2001 fünf Menschen.In den Wochen und Monaten danach sind vieleMenschen, insbesondere in den USA und Europabeunruhigt. 33% der Menschen in den USAberichten von Angst, mit Anthrax in Kontakt zukommen. 34% ergreifen Schutzmaßnahmen bevorsie ihre Briefe öffnen. Polizei und Gesundheitsbe-hörden verzeichnen weltweitTausende vonAnrufen besorgterBürger, vielfach auchPostangestellte, diemeinen, Auffälligkei-ten an ihren Postsen-dungen zu bemerken.

    Beispiel:SARS-Pandemie 2002 / 2003

    Das Schwere Akute Respiratorische Syndrom(SARS) wird erstmals im November 2002 in derchinesischen Provinz Guangdong beobachtet. DerErreger von SARS ist ein bis dahin unbekanntesVirus. In den Jahren 2002 und 2003 breitete sichdie SARS-Pandemie binnen weniger Wochen übernahezu alle Kontinente aus und forderte innerhalbeines halben Jahres knapp 1.000 Menschenleben.

  • Psychosoziale Belastungen bei CBRN-Lagenund ihre Folgen

    TypischeBelastungenbeiradiologischen/nuklearenLagen

    ■ Radioaktivität bzw. ionisierende Strahlung ist nichtwahrnehmbar und wird als schwer kontrollierbarempfunden.

    ■ Aber: Strahlung kann mit Spezialausrüstungschnell und zuverlässig gemessen werden.

    ■ Schädigungen durch Strahlenbelastungen sindzum Teil durch die Strahlendosis einzuschätzen.Aber auch bei einer geringeren Strahlendosis isteine längerfristige Schädigung nicht mit Sicher-heit auszuschließen. Gleichzeitig ist natürliche Ra-dioaktivität immer vorhanden.

    ■ Kinder und auch Schwangere gelten als beson-ders gefährdet, gesundheitliche Folgen davonzu-tragen.

    ■ Schädigungen durch Strahlenbelastungen könnenzeitverzögert (Jahre oder Jahrzehnte) auftreten.

    ■ Nachfolgende Generationen können betroffensein.

    ■ Das individuelle mittel- und langfristige Erkran-kungsrisiko durch Strahlung (z.B. spätere gesund-heitliche Einschränkungen, Krebserkrankungenoder Erbschäden) ist schwierig einzuschätzen.

    Beispiel:Vergiftung durch radioaktivesPolonium 2006

    Der Tod des vermutlichen ehemaligen russischenAgenten Alexander Litwinenko ist auf eine Vergif-tung durch Polonium 210 zurückzuführen. Nachdem Tod Litwinenkos im 23. November 2006 bestä-tigen britische Behörden, im Urin des Patienten seieine hohe Konzentration dieser radioaktiven Sub-stanz gefunden worden. Viele Menschen in Londonund in Hamburg reagieren mit Angst vor einermöglichen Kontamination und wenden sich an dieBehörden.

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  • Psychosoziale Belastungen bei CBRN-Lagenund ihre Folgen

    Verbreitung der radioaktivkontaminierten Lufströmeam 26.4. ■■ , 28.4. ■■ ,am 1.5.1986 ■■(nach 3sat-online/scripts)

    TSCHERNOBYL

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    Beispiel:Reaktorunfall Tschernobyl 1986

    Am 26. April 1986 ereignet sich infolge einerKernschmelze und Explosion im Kernreaktor inTschernobyl (Ukraine) der weltweit schwerste Unfallin der zivilen Nutzung der Kernenergie. GroßeMengen an radioaktivem Material werden in dieLuft geschleudert und verteilen sich hauptsächlichüber die Region nordöstlich von Tschernobyl, aberauch über viele Regionen Europas und schließlichüber die gesamte nördliche Halbkugel. Bis heute istin vielen Ländern und Regionen eine Kontaminationnachweisbar.

    Der Unfall führt bei einer nicht genauen Anzahlvon Menschen zum Tode. Viele Kinder erkranken anSchilddrüsentumoren.Bei vielen Erkrankungen wirddie Strahlung als mögliche Ursache gesehen. Dazukommen psychische, soziale, ökologische undökonomische Folgen.

  • Psychosoziale Belastungen bei CBRN-Lagenund ihre Folgen

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    CBRN-Lagen können akutund mittelfristig zu einerhohen Anzahl psychischbelasteter Menschen führen,deren Verhalten schwerkalkulierbar ist.

    Ängste, Verunsicherung, Hilflosigkeit und Kon-trollverlust durch die Konfrontation mit einem„unbekannten Feind“ führen dazu, dass in CBRN-Lagen auch bei einer geringen Anzahl körperlichVerletzter mit einer hohen Anzahl psychischbelasteter Menschen zu rechnen ist. Dabei zeigennicht nur die direkt Betroffenen, ihre Angehöri-gen und die unmittelbaren Zeugen Belastungs-reaktionen. Die psychische Belastung geht weitüber diese Gruppen hinaus und erfasst infolgeder raschen Informationsverbreitung über dieMedien oder öffentliche Einrichtungen vieleweitere Personen und Bevölkerungsgruppen.Dies haben u.a. die Katastrophe von Tschern-obyl 1986, der Sarin-Anschlag in Tokio 1995,die Anthrax-Anschläge in den USA 2001, derPolonium-Fall in Hamburg 2006 und auch dieSARS-Pandemie 2002/2003 gezeigt.

    Die individuellen Reaktionen direktBetroffener können sehr verschieden sein.Sie reichen von ruhigem, gefasstem Verhal-ten über leisen oder heftigen Ausdruck vonSorge und Verzweiflung bis hin zu hekti-scher Aktivität oder aggressivem Verhalten.In jedem Fall erzeugen CBRN-Lagen einhohes Ausmaß an Angst. Die Betroffenenhaben den nachvollziehbaren Wunsch, soschnell wie möglich aus der Gefahrenzonegebracht zu werden oder zu fliehen. Sokönnen nur schwer steuerbare Flucht-

    ströme entstehen, durch die möglicherweise Schad-stoffe weiter verbreitet werden.

    Hinzu kommt, dass spezielle Agenzien oderStoffe psychische Symptome wie z.B. Gedächtnisstö-rungen oder Beeinträchtigungen im Wahrnehmenund Denken hervorrufen können. Nicht selten ist esdiagnostisch schwer zu unterscheiden, ob eineSymptomatik als Folge einer Exposition gegenübereinem Stoff oder als psychische Folgereaktionauftritt.

  • Psychosoziale Belastungen bei CBRN-Lagenund ihre Folgen

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    Auf einen Blick

    Wie reagiert die Allgemeinbevölkerung?

    CBRN-Lagen sind spektakulär und werden bei größerem Ausmaß unmittelbar nach Ereignisbeginn umfas-send durch die Medien aufbereitet und verbreitet. Dadurch wird schnell die gesamte Gesellschaft davon er-fasst. Das Spektrum der medialen Information reicht von einem sachlichen Tatsachenbericht bis hin zu kata-strophisierenden Beiträgen. Es ist davon auszugehen, dass der Gefahrstoff, der „unsichtbare Feind“, medialbetont wird. Durch rasche öffentliche Verbreitung (Sondersendungen, Internetforen etc.) zahlreicher und sichwidersprechender Expertenmeinungen werden Verunsicherungen und Ängste verstärkt.

    Wie die Allgemeinbevölkerung dann auf die Informationen reagiert, ist schwer zu prognostizieren.Grundsätzlich gilt jedoch:

    ■ Wir leben in Deutschland in einer sehr vielfältigen und multikulturellen Gesellschaft. Bevöl-kerungsreaktionen sind demnach nicht als einheitliche Reaktionen zu erwarten, sondern es sind Reak-tionen von Teilgruppen zu unterscheiden (z.B. Kinder, Jugendliche, alte Menschen, Migranten, religiöseGemeinschaften, gesellschaftliche oder politische Interessengruppen/Lobbyisten, politische Repräsentan-ten, Medienvertreter etc.). Je nach Schadenslage und abhängig davon, welche Personengruppen direktbetroffen sind, werden die Reaktionen unterschiedlich ausfallen.

    ■ Entgegen der herrschenden Meinung und der Bilder, die die Medien wiedergeben („Katastrophenfilme“)gilt, dass Menschen bei schweren Unglücksfällen und auch bei extremer Bedrohung eher soziales, ko-operatives, umsichtiges und hilfsbereites Verhalten als destruktives zeigen. Sehr selten tritt eineunkontrollierte Panik oder gar Massenpanik auf, das Ausmaß an Plünderungen bei Katastrophen ist deut-lich geringer als angenommen.

    ■ Je nach Schadenslage ist eine hohe Inanspruchnahme von Einrichtungen des Gesundheitssystemsund auch anderer gesellschaftlicher Einrichtungen (Kirchen, psychosoziale Dienste, Bürgertelefone/Hotlineetc.) zu erwarten.

    ■ Sehr wahrscheinlich ist eine schnelle und umfassende Informationsvernetzung der Bürger, u.a.über Internetforen und Telefone. Die Behörden können also nicht von einer uninformierten Bevölkerungausgehen, der man ausgewählte Informationen zukommen lässt.

    ■ Zu erwarten sind öffentliche Stellungnahmen von Vereinen, Verbänden, politischen Parteien etc., diedie Schadenslage nutzen, um ihre sozialen, politischen oder ideologischen Positionen und Interessen zuuntermauern.

    ■ Ebenso ist die Bildung von speziellen Interessengruppen infolge der CBRN-Schadenslage (Opferschutz-gruppen, Protestgruppen etc.) zu erwarten, die mehr oder weniger ausdrucksstark öffentlich auftreten.

  • Psychosoziale Belastungen bei CBRN-Lagenund ihre Folgen

    Für Einsatzkräfte bedeutenCBRN-EinsätzeArbeit unter erschwertenBedingungen

    CBRN-Einsätze sind technisch anspruchsvoll undbedeuten gleichzeitig hohe körperliche Anforderun-gen. Oftmals fehlt die Routine, weil größere Einsätzeselten vorkommen und es nur begrenzte Übungs-möglichkeiten für den Ernstfall gibt. Die Arbeit unterPersönlicher Schutzausrüstung (PSA) ist anstren-gend, Orientierung und Kommunikation sind er-schwert. Ansonsten routiniert ablaufende Maßnah-men – auch der psychologischen und sozialenUnterstützung Betroffener – oder erlernte Deeska-lationstechniken sind unter PSA schwieriger umzu-setzen.

    Zu Kommunikations- und Bewegungseinschrän-kungen durch die Schutzausrüstung kommt dieSorge hinzu, dass die Schutzanzüge beschädigtwerden könnten.

    Zunehmend belastend ist auch ein Thema, dassin jüngster Zeit in Zusammenhang mit der terroristi-schen Bedrohung und der erfolgten Bombenan-schlagsserie auf Vorortzüge in Madrid (11.03.2004),verübt durch islamistische Terroristen, im Einsatzwe-sen diskutiert wird: der sog. Zweitanschlag (zeitver-setzte Anschläge, durch die eintreffende Einsatzkräf-te getroffen werden), möglicherweise auch mit einer„schmutzigen Bombe“ (dirty bomb).

    Eine weitere Herausforderung bei CBRN-Einsät-zen für Einsatzkräfte ist – zusätzlich zu den verletz-ten, medizinisch zu behandelnden Betroffenen – jenach Lage die Konfrontation mit einer Vielzahlbeunruhigter Menschen, die u.U. aufgrund notwen-diger Dekontaminationsmaßnahmen längerfristig imGefahrenbereich bleiben müssen und deren Verhal-ten schwer kalkulierbar ist.

    In Folge dieser Einsatzbedingungen sind Einsatz-kräfte in ihrer Handlungssicherheit oft eingeschränktund in ihren Entscheidungen unsicher. Einsatzanaly-sen, Übungsbeobachtungen und Übungsauswertun-gen zeigen, dass erfolgreich erlernte und umgesetz-te Handlungsstrategien der Einsatzkräfte in CBRN-Einsätzen weniger koordiniert und geordnet ablau-fen als in anderen Einsätzen.

    Einsatzkräfte sind im Gefahrenbe-reich und vor der Dekontaminationin der psychosozialen BetreuungBetroffener auf sich gestellt. Fach-kräfte der Notfallseelsorge oderKrisenintervention können nichthinzugezogen werden, da sie in derRegel nicht für den Einsatz unterSchutzkleidung und Atemschutz(PSA) ausgebildet sind.

    Im Falle einer notwendigen Dekontamination –insbesondere bei einem MANV – müssen die Ein-satzkräfte mit hoher psychischer Belastung undängstlichen oder aggressiven Reaktionen bei denBetroffenen rechnen. Die ohnehin schon vorhande-nen Gefühle von Verunsicherung, Unruhe, Angst undAusgeliefertsein bei den Betroffenen werden ver-stärkt durch den Anblick von Rettungspersonal inSchutzkleidung. Hinzu kommt das Wartenmüssenauf die Dekontamination. Dadurch können sichUnruhe und Ängste verstärken und sich aggressivesVerhalten Einzelner oder ganzer Gruppen entwik-keln. Die erforderliche Abgabe persönlicher Gegen-stände verunsichert Betroffene zusätzlich und dasEntkleiden in der Öffentlichkeit ist mit Gefühlen vonScham und Verlegenheit verbunden. Empfindungenwie Verlust der Privatsphäre und persönliche Verletz-lichkeit sowie ethisch-moralische Probleme können

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    zu massiven Belastungsreaktionen bei Betroffenenführen.

    Dabei können aggressive Reaktionen Einsatz-kräfte gefährden. Wenn z.B. ein Betroffener amDekontaminationsplatz unter Anwendung unmittel-baren Zwangs von der medizinischen Versorgungseines Kindes ausgeschlossen werden muss, bindetdas zwei bis drei Einsatzkräfte und bedeutet zusätz-lich eine Gefährdung z.B. durch die mögliche Be-schädigung von Schutzanzügen.

    Aufgabe der Einsatzkräfte im Gefahrenbereich istes, eine möglicherweise große Anzahl ängstlicher,besorgter und eventuell aggressiver Menschen zuberuhigen und diese zur Kooperation und Geduld zubewegen. Dabei sind sie auf sich gestellt, dennFachkräfte der psychosozialen Akuthilfe (wie Notfall-seelsorger, KIT-Mitarbeiter) sind ausschließlich imAbsperrbereich und außerhalb des Absperrbereichestätig und können im Gefahrenbereich sowie vor undwährend der Dekontamination nicht hinzugezogenwerden.

    Einsatzkräfte können vertrauteMaßnahmen der Kommunikation mitBetroffenen unter PersönlicherSchutzausrüstung nur eingeschränktumsetzen.

    Um verunsicherte, ängstliche und aufgeregteBetroffene zu beruhigen, bedarf es oft nur kleinerGesten, passender Worte oder das Befolgen einfa-cher Regeln der psychischen ersten Hilfe. So kennenalle Einsatzkräfte die beruhigende Wirkung, die eshat, mit den Betroffenen zu sprechen oder dezentKörperkontakt zu halten und sich ihnen zuzuwen-den (auf Augenhöhe gehen). Diese und weitereBasisregeln lassen sich unter PSA, die hohe körperli-che Anstrengung aber auch eine erhebliche Beein-trächtigung beim Sprechen und Bewegen bedeutet,schwer umsetzen. Viele Einsatzkräfte verzichtendeshalb bei CBRN-Einsätzen unter PSA auf vertrauteMaßnahmen der Kommunikation mit den Betroffe-nen. Sie fühlen sich dadurch allerdings in ihrereinsatzbezogenen Handlungskompetenz im Umgangmit Betroffenen eingeschränkt.

    Einsatzkräfte sorgen sich um dasWohl ihrer Angehörigen.

    Die vielen Unsicherheitsfaktoren und Unklarhei-ten bezüglich der schädigenden Substanzen beiCBRN-Lagen sowie ihrer Wirkweise und Wirkdauerführen dazu, dass Einsatzkräfte sich auch um ihreeigene Gesundheit sorgen. Gleichzeitig steht dasWohl von Partnern, Familienangehörigen undFreunden für sie im Vordergrund. Einsatzkräftekönnen in CBRN-Lagen in den Konflikt geraten, amEinsatzort gebunden zu sein, sich aber gleichzeitigum ihnen nahe stehende Menschen aktiv kümmernzu wollen.

    Psychosoziale Belastungen bei CBRN-Lagenund ihre Folgen

  • Psychosoziale Belastungen bei CBRN-Lagenund ihre Folgen

    Auf einen Blick

    Psychosoziales Belastungsprofil bei CBRN-Lagen:Betroffene, Allgemeinbevölkerung und Einsatzkräfte

    1. Fehlende Informationen – fehlendes Wissen

    ■ Zu Beginn kann längerfristig (Stunden oder Tage) Unklarheit über die Lage und die freigesetzten Stof-fe bestehen,

    ■ schädigende Substanzen sind gar nicht (biologisch, radiologisch/nuklear) oder nur eingeschränkt (che-misch) über die Sinne wahrnehmbar,

    ■ die Substanzen sind schwer kontrollierbar,

    ■ die Wirkweise und Schädigungsdauer der Substanzen ist nicht immer klar.

    2. Verunsicherung und Ängste als dominierende Empfindungen

    ■ Angst vor Siechtum und Tod,

    ■ Angst vor Schädigung durch den Kontakt mit anderen Menschen,

    ■ Angst um die Gesundheit und Sicherheit von Angehörigen und Freunden,

    ■ Angst andere Menschen zu schädigen (biologisch, radiologisch/nuklear),

    ■ Beunruhigung, ob ausreichend Behandlungs-/Versorgungsmöglichkeiten vorhanden sind,

    ■ Angst vor Spätfolgen (z.B. gesundheitliche Einschränkungen, irreversible körperliche Schäden, Krebs,Erbschäden).

    3. Erschwerte Einsatzbedingungen

    ■ Extrem hohe körperliche Anforderung,

    ■ hohe technische Anforderungen,

    ■ Handlungsunsicherheit durch fehlende Routine,

    ■ die Konfrontation mit einer hohen Anzahl psychisch belasteter direkt Betroffener,

    ■ die Konfrontation mit schwer kalkulierbarem Verhalten der Bevölkerung,

    ■ ein Einsatz von Notfallseelsorgern, Kriseninterventionsteams etc. ist im Gefahrenbereich nicht mög-lich, Einsatzkräfte müssen psychische Erstversorgung mit übernehmen,

    ■ eingeschränkte Handlungs- und Kommunikationsmöglichkeiten in PSA,

    ■ Angst vor einem Zweitanschlag im Fall von Terroranschlägen.

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    Dem hohen Belastungspotenzial, das CBRN-Lagenfür Einsatzkräfte und Führungskräfte mit sich brin-gen, ist mit psychologischem und soziologischemWissen und Handeln wirksam zu begegnen. In CBRN-Lagen sind psychosoziale Basiskompetenzen einewesentliche Handlungsgrundlage. Durch Maßnah-men, die bei den direkt Betroffenen und Angehörigendas Gefühl von Sicherheit stärken, Handlungsmög-lichkeiten eröffnen und soziale An-bindung fördern,können sie in einer Schadenslage beruhigt werden.Panikreaktionen werden abgeschwächt, Eskalationenverhindert und die Kooperationsbereitschaft steigtdeutlich. Dadurch können die Einsätze koordinierterund kalkulierbarer ablaufen.

    Handlungssicherheit durch psychosozialesWissen und Handeln

    Durch die Umsetzung psychosozialer Maßnah-men erhalten die Einsatzkräfte eine deutlich erwei-terte Wirkungsmöglichkeit. Einsatzkräfte und Füh-rungskräfte bleiben auch in schwierigen und unge-wohnten Einsätzen – wie CBRN-Lagen – kompetentund handlungssicher. Handlungssicherheit undHandlungsmöglichkeiten wiederum vermindernEinsatzstress und längerfristige psychosozialeBelastungsfolgen bei Einsatzkräften. Das Erlernenund Einüben psychosozialer Basiskompetenzen inCBRN-Lagen stellt somit einen wesentlichen Ge-sundheitsschutz für Einsätzkräfte im CBRN-Schutzdar und sollte in keiner CBRN-Grundausbildungfehlen.

    Auf einen Blick

    Handeln auf der Basis psychologischer und soziologischerErkenntnisse im CBRN - Einsatz

    Durch den richtigen Einsatz psychosozialer Maßnahmen im CBRN - Einsatz

    ■ können Betroffene und Angehörige unterstützt und Angst- und Panikreaktionen, die gerade in CBRN-Lagen selbst- und fremdgefährdend sein können, abgeschwächt werden.

    ■ können Eskalationen verhindert werden.

    ■ kann die Kooperation mit den Betroffenen gefördert werden, was die Rettung, Versorgung und Betreuungvereinfacht.

    ■ werden Einsatzabläufe koordinierter, geordneter und kalkulierbarer.

    ■ erleben Einsatzkräfte sich auch in schwierigen und ungewohnten Situationen in CBRN-Lagen kompetentund handlungsfähig im Umgang mit Betroffenen. Das Aufrechterhalten von Handlungskompetenz undHandlungssicherheit vermindert Stress im CBRN-Einsatz und beugt der Entwicklung von längerfristigenseelischen Belastungsreaktionen vor.

  • Achtung:

    Die Sicherheit der Einsatzkräf-te steht im Vordergrund. Bei un-kontrollierbaren Massenbewe-gungen steht der Eigenschutzan erster Stelle und es muss Di-stanz zu der Menschenmengehergestellt werden.

    Die folgenden Empfehlungen für Einsatzkräfte imCBRN-Einsatz wurden auf der Basis einer umfassen-den Literaturrecherche der nationalen und interna-tionalen Literatur zu Handlungsempfehlungen imCBRN-Einsatz, einer Vielzahl von Gesprächen mitEinsatz- und Führungskräften im CBRN-Schutz, demfachlichen Austausch im BBK-Expertenkreis sowieanhand der Erfahrungen aus den Schulungen zumThema „Psychosoziales Krisenmanagement inCBRN-Lagen“ an der Akademie für Krisenmanage-ment, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) desBBK zusammengestellt.

    1.Sperren Sie großräumig ab!

    Bei einem Massenanfall kontaminierter Personenist es eine besondere Herausforderung, die Betroffe-nen an der Schadensstelle zu halten, das unkontol-lierte Entfernen kontaminierter Personen möglichstzu verhindern und die Menschen auf Wartezeitenvorzubereiten. In der Regel kommt es selten und nurunter besonderen Bedingungen zu einer Massenpa-nik. Panikartige Reaktionen entstehen bei Bedro-hung am ehesten in engen räumlichen Situationenmit eingeschränkten Flucht- und Bewegungsmög-lichkeiten. Das personelle und / oder räumliche„Einkesseln“ (Abb. 1) von Menschen, die sichbedroht fühlen, fördert panikartige und aggressiveReaktionen. Zu beobachten ist dies in Übungs- undEinsatzsituationen.

    Zu empfehlen ist aus diesem Grund, möglichstgroßräumig abzusperren und einzugrenzen undden Menschen genügend „Bewegungsfreiheit“ zulassen. Die Bewegungen großer Gruppen vonMenschen lassen sich eher auflösen, wenn dieEinsatzkräfte (EK) sich unter die Betroffenen (B)mischen und die Menschenmenge in kleinereGruppierungen aufteilen (Abb. 2).

    Handlungsempfehlungen für den CBRN-Einsatz

    Achtung:

    Die adäquate medizinische Ver-sorgung Betroffener hat immerhöchste Priorität und damit im-mer Vorrang vor psychosozialerUnterstützung.

    16

    Abb. 2

    Abb. 1

  • 2.Bereiten Sie die Betroffenenauf die Dekontamination vor!

    In komplexen CBRN-Lagen und einem Massen-anfall kontaminierter Personen ist es notwendig diewartenden Menschen auf die Dekontaminationvorzubereiten.

    Zu empfehlen ist:

    ■ Fordern Sie die Betroffenen je nach Lage undWitterung frühzeitig auf, ihre Oberbekleidungabzulegen, um Inkorporation und eine weitereKontaminationsverschleppung zu verhindern.Erklären Sie den schützenden Effekt. Dies kannschon eine beruhigende Wirkung haben.

    ■ Informieren Sie die Betroffenen mit Hilfe vonPiktogrammen und schriftlichem Informations-material über Sinn und Zweck, den Ablauf undden Effekt der Dekontamination. Das Informati-onsmaterial muss im Vorfeld erstellt und inÜbungslagen erprobt worden sein.

    ■ Sperren Sie großräumig um den Dekontaminati-onsbereich herum ab und sorgen Sie für einenausreichenden Sichtschutz zum Entkleiden vorder Dekontamination.

    ■ Sollte es notwendig sein, z.B. muslimischeBürgerinnen zu dekontaminieren, kann diesaufgrund kulturell-religiöser Gebote schwie-rig werden: Entkleiden in der Öffentlichkeit istihnen untersagt. Hier gibt es mehrere Hand-lungsmöglichkeiten:

    (1) Sie können auf das zentrale Rechtsprinzip desIslam „Not bricht Gebot“ verweisen: Muslimensind in Notsituationen Handlungen erlaubt, diesonst nicht gestattet sind.

    (2) Sichern Sie sich die Unterstützung und dieErlaubnis zur Entkleidung durch die männlichenBegleitpersonen der Muslima. Wenden Sie sichbevorzugt an eine Respektperson der Familieoder der Gruppe (z.B. den Familienältesten).

    (3) Sorgen Sie wenn möglich dafür, dass einereligiöse Respektperson (Imam) im Absperrbe-reich durch die dortigen psychosozialen Akut-helfer (Notfallseelsorger, KIT) hinzugezogenwird.

    Aber: Der Zeitaufwand für die Überzeugungvon Menschen, die eine Dekontaminationverweigern, darf nicht zu Lasten dekontaminati-onswilliger Betroffener gehen.

    17Handlungsempfehlungen für den CBRN-Einsatz

  • 3.Lassen Sie Gruppen möglichstzusammen!

    Gruppen von Menschen, die zusammengehören(Familien, Freunde, Kollegen etc.) beruhigen sich ineiner Bedrohungssituation in der Regel gegenseitigund kümmern sich umeinander. Dadurch werdenEinsatzkräfte deutlich entlastet.

    Zur Vermittlung von Informationen und Hand-lungsanweisungen ist es hilfreich, sich als Einsatz-kraft einen „Gruppensprecher“ (Alpha-Persönlich-keit) auszusuchen und diesen zu informieren. Der„Gruppensprecher“ wird beauftragt, Informationenund Handlungsanweisungen an alle anderen weiter-zugeben und deren Umsetzung zu unterstützen.

    Problematisch wird es, wenn unverletzte, aberkontaminierte Familienmitglieder von verletztenAngehörigen getrennt werden sollen. Besonders dieTrennung von Eltern und Kindern ist schwierig. ImFall von längeren Wartezeiten ist zu empfehlen,einem Angehörigen zu erlauben an der Verletzten-ablage bis zur medizinischen Erstversorgung undDekontamination anwesend zu sein. Müssen Betrof-fene für die Dekontamination getrennt werden, wirdden unverletzten Angehörigen erklärt, wo sie ihrenPartner, ihr Kind, ihre Eltern, ihren Freund etc.danach finden werden.

    Kinder sollten – wenn möglich – von einemunverletzten Elternteil oder einer anderen Begleit-person auch durch die Dekontamination begleitetwerden. Für Kinder, die von ihren (verletzten) Elterngetrennt werden müssen, muss unbedingt einekontinuierliche Begleitperson bereitgestellt werden.Dies kann auch eine andere betroffene Personübernehmen.

    Wenn Menschen in Gruppen sich in aggressivemVerhalten gegenseitig verstärken ist es sinnvoll diePersonen zu trennen. Sprechen Sie einzelne Perso-

    nen direkt und über sichtbare Merkmale („Sie imroten Pullover“) an und versuchen diese durchpersönliche Appelle zur Kooperation zu bewegen(„Können Sie mir bitte helfen“). Das ist erfolgrei-cher, als die Ansprache oder Anweisungen an eineGesamtgruppe.

    4.Delegieren Sie Aufgabenan Betroffene, die dazu inder Lage sind!

    Gerade in CBRN-Lagen sind die Einsatzkräfte mitder Bewältigung taktischer Einsatzaufgaben starkgebunden. Bei einem Massenanfall kontaminierterPersonen im Gefahrenbereich können die psychi-schen Bedürfnisse der Betroffenen (nach einemAnsprechpartner, nach Informationen etc.) dieKapazitäten der Einsatzkräfte überfordern. NutzenSie unbedingt die soziale Kompetenz der Bürger!Hilfreich ist es, einzelne Personen direkt anzuspre-chen und Aufgaben zu erteilen.

    18Handlungsempfehlungen für den CBRN-Einsatz

  • Aufgaben sind z.B.: bei einer Person zubleiben und sich um diese zu kümmern, Personendas weitere Vorgehen und die Abläufe zu erklären,Informationsmaterial zu verteilen. Damit könnenBetroffene, die dazu in der Lage sind, andere beruhi-gend unterstützen.

    Vielfach besteht die Sorge, die Betroffenen ander Schadensstelle damit zu überfordern. DasGegenteil ist in der Regel der Fall. Eine konkreteAufgabe zu haben und handlungsfähig zu bleibenwirkt psychisch stabilisierend und beruhigend. DieZeit, die Einsatzkräfte investieren müssen, umeinzelne Personen zu instruieren gewinnen sie umein Vielfaches durch die Delegation von Aufgaben.

    5.Setzen Sie die Basisregeln derpsychischen ersten Hilfe auchunter PSA um!

    Auch für CBRN-Lagen gilt, die Basisregeln derpsychischen ersten Hilfe zu beachten. Einsatzkräftesetzen psychosoziale Maßnahmen unter persönli-cher Schutzausrüstung jedoch seltener um. Diefolgenden Handlungsempfehlungen geben allgemei-ne Regeln der psychischen ersten Hilfe wieder.Empfohlen wird, diese Maßnahmen in der Vorberei-tung auf spezielle Schadenslagen unbedingt auchunter PSA zu üben.

    Auf einen BlickBasisregeln derpsychischen ersten Hilfedurch Einsatzkräfte

    ■ Sag, dass du da bist, wer du bist und wasgeschieht!

    ■ Sprich, halte das Gespräch aufrecht, höre„aktiv“ zu!

    ■ Schirme den Patienten vor Zuschauern ab!

    ■ Suche / biete vorsichtig Körperkontakt (Hand,Arm, Schulter)!

    ■ Stärke das Selbstwirksamkeitsgefühl desPatienten, gib ihm einfache Aufgaben!

    ■ Gib Informationen über Verletzungen und wei-tere Maßnahmen in verständlicher Sprache!

    ■ Belüge den Patienten nicht!

    ■ Sag, dass alles Menschenmögliche getan wird!

    ■ Beziehe Angehörige möglichst mit ein!

    ■ Sag, wenn du den Patienten verlassen musst!

    Keinesfalls!

    ■ Vorwürfe machen,

    ■ Beschuldigungen aussprechen,

    ■ beunruhigende Einschätzungen oder Diagnosenäußern,

    ■ Ursachen diskutieren,

    ■ Vorgänge bagatellisieren.

    Achtung:Die Gefährdung von Einsatz-kräften durch freigesetzteGefahrstoffe während derBetreuung muss ausgeschlos-sen sein. Es darf durch psychi-sche erste Hilfe keine Gefähr-dung entstehen.

    19Handlungsempfehlungen für den CBRN-Einsatz

  • Sprechen Sie mit den Betroffenen imGefahrenbereich!Auch unter PSA ist das möglich!

    In Einsätzen und Übungen ist zu beobachten,dass Einsatzkräfte unter PSA deutlich weniger mitden Betroffenen sprechen als in anderen Einsatzsi-tuationen. Dies ist verständlich, denn das Reden istanstrengend – insbesondere unter schweremAtemschutz – und die Einsatzkräfte hören ihreeigene Stimme verzerrt. Auch für die Betroffenen istdie Stimme der Einsatzkräfte leiser und undeutlicherzu hören. Trotzdem ist auch unter PSA die direkteAnsprache der Betroffenen ein wesentliches Mittelder Beruhigung. Im Vordergrund steht hier dieInformation über die Lage und zu erwartendeMaßnahmen. Helfer in Schutzanzügen wirken aufdie Betroffenen zunächst sehr bedrohlich. DirekteAnsprache jedoch – auch in nur wenigen, einfachenWorten – ermöglicht den Betroffenen den Kontaktzu dem „Menschen hinter der Maske“. Auch wenndie Betroffenen nicht jedes Wort verstehen, redu-ziert Ansprache die Angst.

    Nutzen Sie Körpersprache undGesten, um Anweisungen undMaßnahmen umzusetzen!

    Die Möglichkeiten, sich durch Sprache mitzutei-len sind unter PSA anstrengend und eingeschränkt.Deshalb ist es besonders wichtig, klar und zielge-richtet Körpersprache zur Kontaktaufnahme und inder Umsetzung von Maßnahmen einzusetzen. DennKörperkontakt hat auch unter PSA einen beruhigen-den und steuernden Effekt.

    Zu empfehlen ist:

    ■ Anweisungen durch ein direktes „Lenken“ derMenschen zu unterstreichen,

    ■ verbale Äußerungen durch Gesten zu ver-deutlichen,

    ■ bei Kontaktaufnahme, wenn möglich, auf dieEbene der Betroffenen zu gehen.

    20Handlungsempfehlungen für den CBRN-Einsatz

  • Informieren Sie die Betroffenenzeitnah und glaubhaft!

    Information der Betroffenen ist ein zentralerEckpfeiler der psychischen Unterstützung in CBRN-Lagen. Information ist eines der wesentlichen Mittelzur Beruhigung und Verbesserung der Kooperation.Wichtig ist dabei, dass Informationen zeitnah, direktund wahrheitsgemäß vermittelt werden. Von beson-derem Interesse für Betroffene in CBRN-Lagen sinddie Gefährdung für sie selbst und ihre Angehörigendurch freigesetzte Stoffe, die Erklärung eingeleiteterMaßnahmen, Möglichkeiten des Selbstschutzes undzu erwartende Wartezeiten. Nicht immer sind zuBeginn einer Lage alle notwendigen Informationenverfügbar. Liegen bestimmte Informationen (noch)nicht vor, sollte auch das wahrheitsgemäß mitgeteiltwerden. Das Bemühen, Informationen schnellstmög-lich zu beschaffen, muss dann natürlich hervorgeho-ben werden. Es ist immer besser, schnell auchunvollständige Informationen zu geben als gar

    keine. Bei unvollständiger Information geben Sie an,dass dies der momentane Informationsstand ist, dersich ändern kann. Geben sie auch an, wann mit

    weiteren Informationen zu rechnen ist. VermittelnSie Informationen mit allen Ihnen zur Verfügungstehenden Möglichkeiten: direkte Ansprache, vorbe-reitete Piktogramme, schriftliche Informationen,Lautsprecher, über die Medien etc. Informationensollten dabei klar und kurz formuliert sein, daMenschen unter Extremstressbedingungen nur einebegrenzte Menge an Informationen gleichzeitigaufnehmen können. Aus demselben Grund ist eshilfreich, Informationen mehrfach zu wiederholen.

    Vermeiden Sie unbedingt Verallgemeinerungen, einHerunterspielen und Verharmlosen der Situation undAllgemeinplätze. Vermeiden sie aber auch eineEskaltion der Lage durch überhastetes Dramati-sieren.

    Handlungsempfehlungen für den CBRN-Einsatz21

  • Auf einen Blick

    Zeitnahe und wahrheitsgemäße Informationals zentraler Eckpfeiler der psychischen ersten Hilfe

    ■■■■■ Vermitteln Sie den Betroffenen einen Überblick über die Lage und die Situation

    „Bei dem Unfall ist eine Chemikalie ausgetreten. Unser Messfahrzeug ist bereits alarmiert und wird in ca.20 Minuten eintreffen. Sobald wir die ersten Messergebnisse haben, werden wir Sie informieren“

    „Unsere Einsatzkräfte arbeiten in Schutzkleidung, um an die Schadensstelle herangehen zu können undum den Einsatzkräften den größtmöglichen Schutz zu sichern“.

    ■■■■■ Vermitteln Sie, welche Schritte unternommen werden, um die Situation zu verbessern undden Sinn und Zweck einzelner Maßnahmen

    „Ziehen Sie Ihre Jacken und Pullover aus und legen Sie diese an die Sammelstelle. Dadurch entfernen Sieeine große Menge des Schadstoffes.“

    „Wir bauen ein großes Zelt auf. In diesem werden wir Sie mit warmem Wasser abduschen, um auch denRest des Schadstoffes zu entfernen. Danach wird Ihnen Ersatzkleidung zur Verfügung gestellt.“

    „Nach dem Duschen sind Sie in Sicherheit. Begeben Sie sich danach direkt zur gekennzeichneten Sammel-stelle. Dort werden unsere Kollegen Sie weiter unterstützen.“

    „Nach dem Duschen werden Sie von den eingetroffenen Ärzten untersucht und wenn notwendig behan-delt.“

    ■■■■■ Vermitteln Sie klare und wiederholte Anweisungen, um sicherzustellen, dass Menschen die-se entsprechend umsetzen können, z.B. bei Wartezeiten oder Evakuierungen.

    „Wir beginnen jetzt mit dem Abduschen des Schadstoffes. Wir werden Sie alle so schnell wie möglichabduschen. Bleiben Sie während der Wartezeit vor dem Zelt. Entfernen Sie sich nicht aus diesem Bereich.Alle müssen diese notwendige Schutzmaßnahme durchlaufen.“

    ■■■■■ Verwenden Sie positiv formulierte Aussagen wie „Sie sind in Sicherheit“, klammern Sienegativ besetzte Worte wie „Gefahr“ oder „Angst“ aus.

    „Hier sind Sie in Sicherheit“, „Wir bringen Sie in Sicherheit“,aber nicht:aber nicht:aber nicht:aber nicht:aber nicht: „Hier sind Sie außer Gefahr“ oder „Hier brauchen Sie keine Angst zu haben.“

    21Handlungsempfehlungen für den CBRN-Einsatz

    22

  • Ermöglichen Sie beim TodesfallAbschiednahme!

    Kritisch diskutiert wird, ob kontaminiertenAngehörigen, die sich ebenfalls im Gefahrenbe-reich befinden, ein Abschiednehmen von Verstorbe-nen ermöglicht werden soll. Eingewendet wird vonEinsatzkräften, dass gehfähige kontaminiertePersonen so schnell wie möglich dekontaminiertwerden sollten. Eingewendet wird auch, dassgehfähige hochbelastete Angehörige an der Toten-ablage Einsatzabläufe unnötig erschweren.

    Bedenken Sie: Im Fall einer CBRN-Lage ist esAngehörigen nach der Dekontamination in derRegel nicht mehr möglich, sich von Verstorbenen zuverabschieden. Wenn überhaupt, werden Verstorbe-ne nur im Fall einer notwendigen Obduktion beipolizeilichen Ermittlungen dekontaminiert. Anson-sten werden Verstorbene in einem fest verschlosse-nen Behälter aus dem Gefahrenbereich transpor-tiert. Aktive Abschiednahme und ein „letztes Be-

    trachten oder Berühren“ bedeutet jedoch einewesentliche Hilfe für das Begreifen und Verarbeitendes Todes eines nahe stehenden Menschen.

    Empfehlung: Wenn es unter medizinischenAspekten vertretbar ist, sollte Menschen ein Ab-schiednehmen von verstorbenen Angehörigenermöglicht werden. Bei einem Massenanfall konta-minierter Personen müssen die Betroffenen sowiesoeine längere Zeit im Gefahrenbereich verbleiben.Problematisch ist dabei, dass es in der Regel nichtmöglich ist, ein Abschiednehmen in CBRN-Lagendurch psychosoziale Akuthelfer (wie Notfallseelsor-ger, Kriseninterventionsteams) zu begleiten.

    Es wäre auch wünschenswert, Betroffenen dasVerbleiben bei einem sterbenden Angehörigen zuermöglichen. Falls Einsatzkräfte Betroffene voneinem sterbenden Angehörigen trennen müssen,sollten sie mit starken emotionalen Reaktionen oderggf. massiver – auch körperlicher – Gegenwehr derBetroffenen rechnen.

    22Handlungsempfehlungen für den CBRN-Einsatz

    23

  • 6.Bereiten Sie die Betroffenenauf weiterführende Hilfe imAbsperrbereich vor!

    Die psychische erste Hilfe im Gefahrenbereich istausschließlich Aufgabe der Einsatzkräfte mit CBRN-Qualifizierung. Aber: Auch in CBRN-Lagen ist eswichtig und hilfreich, psychosoziale Akuthelfer(Notfallseelsorger, Kriseninterventionsteams) für denEinsatz im Absperrbereich zu alarmieren.

    Das Wissen um die Verfügbarkeit psychosozialerAkuthelfer im Absperrbereich und die Ankündigung,dass diese sich um alle weiteren Anliegen (z.B. dieSuche nach Angehörigen, Klärung von Versorgung

    23Handlungsempfehlungen für den CBRN-Einsatz

    oder Unterbringung) kümmern werden, beruhigt dieBetroffenen im Gefahrenbereich. Die zeitnaheAlarmierung von speziell qualifizierten psy-chosozialen Akuthelfern für die Betreuungder Betroffenen im Absperrbereich entlastetaber auch die Einsatzkräfte im Gefahrenbereich,denn die Einsatzkräfte können die Betroffenenperspektivisch auf vorhandene Unterstützung nachder Dekontamination hinweisen.

    Zudem ist zu empfehlen eine Informationsanlauf-stelle für wartende Angehörige und Zeugen außer-halb des Absperrbereiches einzurichten. Eine Betreu-ung wartender Angehöriger außerhalb des Absperr-bereiches ist wichtig, damit diese Einsatzabläufenicht behindern und sich oder andere gefährden.

    CBRN-SchadenslageAbgrenzung derFunktionsbereichenach FwDV 500

    24

  • Psychisch belastende Einsätze erfordern nebeneiner guten psychosozialen Einsatzvorbereitung einefundierte Einsatznachsorge. Aus diesem Grund musses auch nach belastenden CBRN-Einsätzen (z.B. beiKonfrontation mit Schwerverletzten, verletztenKindern, Verletzung von Kollegen oder bei einemMassenanfall von Verletzten in CBRN-Lagen) zumStandard gehören, Einsatznachsorge in Form vonGruppen- und Einzelgesprächen durch Seelsorgerder eingesetzten Organisationen (z.B. Feuerwehr,Polizei, Militär) und Einsatznachsorgeteams vorzu-halten.

    Bei CBRN-Einsätzen ist darüber hinaus einefachspezifische Aufklärung erforderlich, da dasInformationsbedürfnis bei den Einsatzkräftenbesonders hoch ist.

    Besonders wichtig für die Einsatznachbespre-chung in Gruppen ist es, medizinische Expertenhinzuzuziehen. Diese müssen speziell qualifiziertsein für die Beurteilung von Gesundheitsrisiken nacheinem Kontakt mit chemischen, biologischen oderradioaktiven Schadstoffen.

    Zusätzlich zur Nachsorge in Gruppen sollte fürjede an dem Einsatz beteiligte Einsatzkraft imBedarfsfall ein Einzelkontakt zu einem medizini-schen Experten ermöglicht werden. Die Einzelkon-takte erleichtern den Einsatzkräften, eine möglicheBeunruhigung über gesundheitliche Folgen zuthematisieren. Hierbei ist es unerheblich, ob „objek-tiv“ eine Gefährdung vorgelegen hat oder nicht.Gerade wenn dies vielleicht nicht der Fall ist, fällt esEinsatzkräften besonders schwer diesbezüglicheSorgen anzusprechen.

    Die Besorgnis über Folgeschäden nach demKontakt mit chemischen, biologischen oder radioak-tiven Schadstoffen entwickelt sich nicht zwingendsofort, sondern „brütet“ sich unter Umständen überdie Zeit „aus“. So können körperliche Beschwerden,z.B. Kopfschmerzen, Unwohlsein, Hautirritationen,

    Einsatznachsorge nachbelastenden CBRN-Einsätzen

    2424

    auch in den Wochen und Monaten nach demEinsatz die Angst auslösen, dass dies durch denSchadstoff verursacht ist.

    Aus diesem Grund ist eine ausschließlich zeitna-he Einsatznachsorge nach CBRN-Einsätzen nichtausreichend. Es ist vielmehr zu empfehlen, Einsatz-nachsorgegespräche im Einzelkontakt und Informa-tionsvermittlung durch speziell qualifizierte medizini-sche Experten auch in die mittel- und langfristigeNachsorge einzubeziehen.

    Hier kommt den Führungskräften die besondereVerantwortung zu, diese Form der psychosozialenVersorgung nach CBRN-Einsätzen einzuführen.Wichtig ist auch, die Einsatzkräfte auf weiterführen-de Hilfen hinzuweisen, wie den betriebsärztlichenoder medizinischen Dienst und psychosozialeAnsprechpersonen, z.B. den Gesetzlichen Unfallver-sicherungsträger.

    25

  • Führungskräfte nehmen sowohl in der Bereitstel-lung und Befürwortung der Einsatznachsorge, abernatürlich auch in der Einsatzvorbereitung eineSchlüsselrolle ein. Ob psychosoziales Wissen alsBasis von Handlungsempfehlungen und Handlungs-kompetenz anerkannt, erlernt und beübt wird,hängt in hohem Maße davon ab, ob die Führungs-kräfte dem aufgeschlossen gegenüber stehen.

    Zu empfehlen ist in der Vorbereitungauf CBRN - Einsätze

    1. die gezielte Schulung der Einsatzkräfte in Aspek-ten des psychosozialen Krisenmanagements inCBRN - Lagen,

    2. die Vorbereitung von Informationsmaterial fürdie Betroffenen an der Schadensstelle und fürdie Wartenden außerhalb des Absperrbereiches,

    3. die Vorbereitung der strukturellen Einbindungund Alarmierung von psychosozialen Akuthelfernim Absperrbereich und die Einbindung inÜbungsszenarien,

    4. das Bereitstellen spezialisierter Einsatznachsorgemit medizinischen Experten.

    1.Schulung für Einsatzkräfte imCBRN-Schutz zu Aspekten desPsychosozialen Krisenmanage-ments in CBRN-Lagen

    Übergeordnetes Ziel der Schulung ist dieStärkung der Handlungssicherheit undHandlungskompetenz bei Einsatzkräften inaußergewöhnlichen Lagen und der Arbeitunter erschwerten Bedingungen.

    Teilziele sind dementsprechend:

    ■ die Sensibilisierung für die besonderen Stressoreneiner CBRN-Lage,

    ■ die Vorbereitung auf Reaktionen Betroffener undder Bevölkerung in CBRN-Lagen,

    ■ die Stärkung psychosozialer Basiskompetenzen,incl. Basisregeln der Informationsvermittlung zurFörderung der Handlungskompetenz und Hand-lungssicherheit,

    ■ Sicherheit im Informationsmanagement (insbe-sondere für Führungskräfte),

    ■ die Reduzierung von Stress und Belastungen imEinsatz durch erhöhte Handlungssicherheit unddie Verbesserung situationsbezogener Hilfs- undSelbstwirksamkeit,

    ■ die Sensibilisierung für Stressreaktionen und dieVermittlung von Kompetenzen zu eigenemStressmanagement, Selbstregulation und Selbst-beruhigung,

    ■ die Stärkung der Motivation zur Nutzung einersorgfältigen, auch medizinischen Nachsorge undzur Nutzung psychosozialer Versorgungsangebote.

    Einsatzvorbereitende Empfehlungenfür Führungskräfte

    2526

  • Inhalte der Schulungen zu Aspektendes PsychosozialenKrisenmanagements für Einsatz-kräfte im CBRN-Schutz umfassen:

    ■ Informationen zu möglichen Stressoren in CBRN-Lagen,

    ■ Informationen zum Verhalten Betroffener beibiologischen, chemischen und radiologischenLagen,

    ■ Kompetenz in psychischer erster Hilfe für Betrof-fene (auch unter PSA). Hier ist Übung zwingenderforderlich!

    ■ Basiskompetenzen im Umgang mit gruppen- undmassenpsychologischen Phänomenen bei denBetroffenen und in der Bevölkerung (Panikprä-vention / Panikreduktion / Fluchtverhalten).Hier ist Übung erforderlich!

    ■ Leitlinien der Risiko- und Krisenkommunikation:Vorbereitung auf die Multiplikatorenfunktion inder Information der Bevölkerung – Informations-vermittlung und Informationsmanagement,

    ■ Informationen zu möglichen eigenen Stressreak-tionen und zu adäquaten Selbstregulationsme-chanismen,

    ■ Informationen zu adäquater medizinischer undpsychosozialer Nachsorge.

    2.Vorbereitung vonInformationsmaterial fürBetroffene an derSchadensstelle undAngehörige

    Die Verfügbarkeit vorbereiteter Infor-mationen für Betroffene im Gefahrenbe-reich entlastet die Einsatzkräfte und unter-stützt Abläufe wesentlich. Zudem gibt esBetroffenen die Aufgabe, sich mit derSituation und dem Ablauf vertraut zumachen. Informationen müssen klar, kurzund verständlich formuliert sein. Wün-schenswert ist die Vorbereitung von Infor-mationsmaterial in verschiedenen Spra-chen (je nach Region z.B. in Türkisch, Rus-sisch, Englisch). Vorzubereiten für eineCBRN-Lage sind vor allem:

    ■ Piktogramme zur Dekontamination,

    ■ schriftliches Informationsmaterial zur Dekontami-nation (Ablauf und Sinn der Maßnahme),

    ■ klare Wegweisung und Kennzeichnung derunterschiedlichen Einsatzabschnitte, insbesonde-re die Abgrenzung zum unmittelbaren Gefahren-bereich, Zonen im Absperrbereich, wie denWartebereich, Sammelstellen etc., und Wegwei-ser nach der Dekontamination,

    ■ Hinweise zum Vorgehen nach der Dekontamina-tion (medizinische und psychosoziale Betreuungim Absperrbereich).

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    Einsatzvorbereitende Empfehlungenfür Führungskräfte

    26 27

  • 3.Vorbereitung derstrukturellen Einbindung undAlarmierung vonpsychosozialen Akuthelfern(Notfallseelsorge,Kriseninterventionsteams)im Absperrbereichund die Einbindung inÜbungsszenarien

    Sinnvoll ist, in der Vorbereitung auf CBRN-Einsätze die verfügbaren Kräfte der PsychosozialenNotfallversorgung in die speziellen Einsatzabläufeund Einsatzabschnitte einzuweisen. Dann könnenpsychosoziale Akuthelfer im Absperrbereich einge-setzt werden, ohne Einsatzabläufe zu behindern undohne sich und andere zu gefährden.

    Zu diskutieren ist zukünftig, inwieweit es hilf-reich ist, ausgewiesene Kräfte der Notfallseelsorgeund der Kriseninterventionsteams zum Arbeitenunter PSA zu befähigen. Das würde neben derAusbildung ggf. auch die Feststellung der körperli-chen Eignung (G26-Untersuchung) beinhalten.Diese speziell qualifizierten psychosozialen Akuthel-fer könnten sich bei einem Massenanfall kontami-nierter Personen unmittelbar in dem Bereich vor derDekontamination um die Betroffenen kümmern undwesentlich zur Beruhigung und Bereitschaft zuwarten beitragen. Außerdem könnten sie Prozesseder Abschiednahme begleiten.

    Inhalte der Schulungen für psycho-soziale Akuthelfer, die sich für denEinsatz in CBRN-Lagen qualifizieren,umfassen:

    ■ Informationen zum Gefährdungspotenzialchemischer, biologischer und radioaktiver Schad-stoffe,

    ■ Informationen zu adäquatem Eigen- und Fremd-schutz,

    ■ Informationen zu adäquater medizinischerNachsorge,

    ■ Einsatzstrukturen, Einsatzabläufe und Einsatzab-schnitte in CBRN-Lagen,

    ■ Situation der Einsatzkräfte unter PSA,

    ■ Informationen zum Verhalten Betroffener beibiologischen, chemischen und radioaktivenLagen,

    ■ Informationsvermittlung an die Betroffenen inCBRN-Lagen nach der Dekontamination und fürwartende Angehörige und Zeugen außerhalb desAbsperrbereiches,

    ■ Eventuell Einweisung und Übung des Einsatzesunter PSA nur unter absoluter Einhaltung derUVV.

    4.Bereitstellen spezialisierterEinsatznachsorge

    Wie schon dargelegt besteht bei Einsatzkräftennach CBRN-Einsätzen ein erhöhter und längeranhaltender Informationsbedarf. Aus diesem Grundwird empfohlen, von Seiten der Führungskräfte

    ■ Fachleute aus den Bereichen Biologie, Chemie,Radiologie und Medizin als Ansprechpartner fürFragen hinzuzuziehen. Diese Fachleute sollten fürdie Einsatzkräfte längerfristig als Ansprechperso-nen verfügbar sein,

    ■ das Selbstverständnis in Bezug auf Biomonito-ring zu fördern.

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    Einsatzvorbereitende Empfehlungenfür Führungskräfte

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  • Die verschiedenen Bundesministerien undBundes- und Landes- sowie Kreisbehörden habenteilweise schon vorbereitete FAQ’s zu speziellenBereichen entwickelt. Diese können bei Interesseerfragt werden und als Grundlage herangezogenwerden.

    Bundesamt für Strahlenschutz (BfS)www.bfs.de

    Bundesministerium für Umwelt,Naturschutz und Reaktorsicherheit(BMU)www.bmu.de

    Umweltbundesamt (UBA)www.umweltbundesamt.de

    Bundesministerium für Gesundheit(BMG)www.bmg.bund.de

    Robert Koch Institut (RKI)www.rki.de

    Weltgesundheitsorganisation (WHO)www.who.int

    Grundsätzlich können hilfreiche Ansprechpartnerz.B. sein:

    ■■■■■ Kreisgesundheitsämter

    ■■■■■ Landesgesundheitsämter

    ■■■■■ Feuerwehr- und Polizeiärzte sowie Ärztemedizinischer Einrichtungen der Gesetzli-chen Unfallversicherungsträger

    Kontaktmöglichkeiten292828

  • Bartholomew R., Wessely S. (2002).Protean Nature of Mass Sociogenic Illness. From PossessedNuns to Chemical and Biological Terrorism Fears. BritishJournal of Psychiatry, vol. 180, 300 - 306

    Beerlage I.,Hering Th., Nörenberg L. (2006).Entwicklung von Standards und Empfehlungen für einNetzwerk zur bundesweiten Strukturierung undOrganisation psychosozialer Notfallversorgung.Schriftreihe der Schutzkommission beim Bundesministerdes Innern. Hrgs.: Bundesamt für Bevölkerungsschutz undKatastrophenhilfe im Auftrag des BMI. Neue Folge Band57, Bonn.

    Beerlage I., Hering Th., Springer S., Arndt D., Nörenberg L.(2006).Entwicklung von Rahmenplänen zur Umsetzung vonLeitlinien und Standards zur Sicherstellung, Vernetzungund strukturellen Einbindung PsychosozialerNotfallversorgung für Einsatzkräfte der polizeilichen undnicht polizeilichen Gefahrenabwehr. Forschungsprojekt imAuftrag des Bundesministeriums des Innern. Endbericht,Bonn. (http://www.psychosoziale-notfallversorgung.de)

    Bengel J., Schneider S., Becker K., Spada H. (2009).Psychologische Aspekte des Krisenmanagements.Gutachten im Auftrag des Bundesamtes fürBevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Bonn

    Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe(BBK) (Hrsg.) (2006).Dekontamination Verletzter. SonderausgabeBevölkerungsschutzmagazin

    Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe(BBK) / Robert Koch-Institut (RKI) (Hrsg.) (2007).Biologische Gefahren I und II – Handbuch zumBevölkerungsschutz. 3. Auflage, Bonn

    Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe(BBK) (Hrsg.) (2008).Information der Öffentlichkeit über Strahlenrisiken.Krisenkommunikation für Verantwortliche imKatastrophenschutz. Umweltschutzagentur der VereinigtenStaaten, Abteilung für Strahlung und Innenraumluft, EPA-402-F-07-008, Sept. 2007, Deutsche Fassung hrsg. vomBBK

    Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe(BBK) (Hrsg.) (2009) (Verfasserinnen. Blank V., HelmerichsJ.). Qualitätsstandards und Leitlinien zur PsychosozialenNotfallversorgung in der Gefahrenabwehr in Deutschland.Bonn, BBK

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    DFV-Archiv:Silvia Darmstädter, AuslRellingen, EUDREX 2004

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