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ý _... _. ý ouhxýrree QUERSCHNITTE BAND 17 EINFÜHRUNGSTEXTE ZUR SOZIAL-, WIRTSCHAFTS- UND KULTURGESCHICHTE Herausgegeben von Birgit BOLOGNESE-LEUCHTENMULLER, Wien Markus CERMAN, Wien Friedrich EDELMAYER, Mien Franz X. EDER, W ien (geschäftsführend) Peter EIGNER, W ien Peter FELDBAUER, Wien Eduard FUCHS, Wien Johanna GEHMACHER, Wien Margarete GRANDNER, Mien Sylvia HAHN, Salzburg Gernot HEISS, Wien Reinhold REITH, Salzburg Martin SCHEUTZ, Wien Wolfgang SCHMALE, Mien Andrea SCHNÖLLER, Wien (Lektorat) Eduard STAUDINGER, Graz Heidemarie UHL, Graz Marija WAKOUNIG, Wien für den Verein für Geschichte und Sozialkunde (VGS) do Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien, Dr. Karl Lueger-Ring 1. A-1010 Wien

QUERSCHNITTE BAND 17 EINFÜHRUNGSTEXTE ZUR SOZIAL ...Urkunden als Schnittpunkte von Zeiten und Räumen 97 Fichtenau 1986: 219). Wenig später, nämlich 758, wird in Freising nach der

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QUERSCHNITTE BAND 17

EINFÜHRUNGSTEXTE ZUR SOZIAL-, WIRTSCHAFTS- UND KULTURGESCHICHTE

Herausgegeben von

Birgit BOLOGNESE-LEUCHTENMULLER, Wien Markus CERMAN, Wien

Friedrich EDELMAYER, Mien Franz X. EDER, W ien (geschäftsführend)

Peter EIGNER, W ien Peter FELDBAUER, Wien

Eduard FUCHS, Wien

Johanna GEHMACHER, Wien

Margarete GRANDNER, Mien

Sylvia HAHN, Salzburg Gernot HEISS, Wien

Reinhold REITH, Salzburg

Martin SCHEUTZ, Wien Wolfgang SCHMALE, Mien

Andrea SCHNÖLLER, Wien (Lektorat) Eduard STAUDINGER, Graz

Heidemarie UHL, Graz Marija WAKOUNIG, Wien

für den Verein für Geschichte und Sozialkunde (VGS)

do Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der

Universität Wien, Dr. Karl Lueger-Ring 1. A-1010 Wien

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WOLFGANG HAMETER META NIEDERKORN-BRUCK

MARTIN SCHEUTZ (HG. )

Ideologisierte Zeit

Kalender und Zeitvorstellungen im Abendland

von der Antike bis zur Neuzeit

StudienVerlag Innsbruck Wien München Bozen

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URKUNDEN ALS SCHNITTPUNKTE

VON ZEITEN UND RÄUMEN

Zur Verschriftlichung von Zeitpunkten

und Verortung von Ereignissen.

Aspekte der Datierung in mittelalterlichen Urkunden

PAUL HEROLD

Omnia temporalia suet ab intemporali aeterno, sic onznia nontinabilia ab innonzinabili et ita de omnibus.

Ante omnia saecula aeterntun; ante ante non est ante;

absolutunt ante aeternitas est. Nikolaus von Kues, Tu quis es De principo` 23,2

Wenn bei den folgenden Ausführungen eine mittelalterliche Quellen-

gattung, nämlich die Urkunde, auf ihren Aussagewert bezüglich der

Chronologie untersucht werden soll, was an sich bereits ein nahezu unmögliches Unterfangen darstellt, weshalb nur einige Aspekte der

Datierung beleuchtet werden können, ist es notwendig, diese Quellen-

gattung grundsätzlich einmal vorzustellen. Urkunden sind nach einer Definition von Harry Bresslau �schriftliche, unter Beobachtung bestimm-

ter, wenn auch nach Verschiedenheit von Person, Ort, Zeit, Sache wech- selnder Formen aufgezeichnete Erklärungen, die bestimmt sind, als Zeugnisse über Vorgänge rechtlicher Natur zu dienen" (Bresslau 21912: 1). Eine weitere etwas weniger abstrakt klingende Definition lautet da- hingehend, dass eine Urkunde �ein unter Beobachtung bestimmter

Formen ausgefertigtes und beglaubigtes Schriftstück über Vorgänge

von rechtserheblicher Natur" ist (Brandt 1998: 82). Es handelt sich in

jedem Fall bei einer Urkunde also um einen Rechtstext und somit um

ein verschriftlichtes Rechtsgeschäft. Die Diplomatik, die Lehre von den

Urkunden, unterscheidet nun drei große Gruppen von Urkunden, näm-

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lich 1. ) Kaiser- und Königsurkunden, 2. ) Papsturkunden und 3. ) Privat-

urkunden (Vogtherr 2002: 149). Diese Einteilung hat, besonders was die Privaturkunde betrifft, seit jeher Kritik hervorgerufen (Herold 2004:

passim). Während nämlich die beiden ersten Gruppen hinsichtlich der Aussteller klar fasslich sind, findet man sich bei den Privaturkunden

mit Urkunden von Herzögen, Grafen, Erzbischöfen, Bischöfen, Klös-

tern, Städten, Universitäten, Rittern, Bürgern etc. konfrontiert. Wie

unterschiedlich etwa die Urkunde eines Erzbischofs und die Urkunde

eines Ministerialen im frühen 13. Jahrhundert gestaltet sind, was äu- ßere Form und diplomatische Formeln betrifft, liegt auf der Hand. Noch kurioser wird die Situation, wenn die Urkunden einer Person zu ver- schiedenen Zeiten ihres Lebens unterschiedlichen Gruppen zuzuord- nen sind (Brühl 1984: 44). Als Beispiel dafür möge Kaiser Friedrich III. stehen, der in seiner Herzogszeit dieser Einteilung zufolge Privat-

urkunden ausgestellt hätte. Trotz dieser Schwierigkeiten hat sich der

Begriff Privaturkunde schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts durchge-

setzt und wird auch künftig kaum durch einen anderen Begriff zu er- setzen sein.

KAISER- UND KÖNIGSURKUNDEN

Was die Kaiser- und Königsurkunden betrifft, kann grundsätzlich zwi- schen Diplomen und Mandaten unterschieden werden. Während Di-

plome Anspruch auf dauerhafte Gültigkeit erheben und einen rechts- setzenden Inhalt, wie etwa die Bestätigung von Privilegien, haben, sind Mandate oftmals zeitlich begrenzte Anordnungen verwaltungstechni- scher Natur. Dementsprechend einfacher sind Mandate auch von ihrer Ausfertigung gestaltet (Vogtherr 2002: 150).

Hinsichtlich der Datierung von �Herrscherurkunden" in den ersten Jahrhunderten nach Christus ist ein Abkommen von der

�antiken Da-

tierung" nach Tagen (Kalenden, Nonen, Iden), Monaten und Konsulats- jahren erstmals bei den Vandalen bezeugt. Nachdem diese am 19. Ok-

tober 439 Karthago besetzt hatten, findet sich bei König Geiserich in dessen Herrschaftsbereich eine Zählung seiner Jahre nach diesem Er-

eignis (Fichtenau 1986: 189). Gleichzeitig war die Datierung nach der Indiktion, einem von Kai-

ser Diokletian eingeführten 15jährigen Steuerzyklus, üblich. Indiktions-

zyklen von 15 Jahren durchlaufen die gesamte Zeitrechnung des Mit- telalters. Die Stelle, die ein Jahr in diesem Zyklus einnimmt, heißt Indiktion. Die Berechnung der Indiktion erfolgt dadurch, dass man zur laufenden Jahreszahl die Ziffer 3 addiert und die Summe durch 15

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dividiert. Der Rest dieser Division stellt die Indiktion dar. Sollte kein

Rest bleiben, dann ist 15 selbst die Indiktion (Bresslau 11/2 1912: 409;

Hartmann 2004: 196f). Als Zäsur des 6. Jahrhunderts kann dann sicherlich Justinians No-

velle 47, die am 31. August 537 erlassen wurde, betrachtet werden. Sie

schrieb vor, dass die öffentlichen Stellen der Verwaltung die Datierung in der Reihenfolge Kaiserjahre, Konsul, Indiktion und Tagesdatierung festzuschreiben hatten. Am Ende dieser Datierung konnte dann noch die Zählung nach einer individuellen Stadtära kommen. Das Kaiser-

jahr Justinians sollte vom 1. April, dem Tag seines Regierungsantritts,

gezählt werden (Fichtenau 1986: 203). Die Angabe nach Regierungsjahren des Herrschers lässt sich für das

gesamte Mittelalter belegen, wenngleich sie im Spätmittelalter deut- lich an Wichtigkeit eingebüßt hat. Ab dem Jahr 774 findet sich in den Urkunden Karls des Großen eine Angabe der italienischen und fränki-

schen Regierungsjahre zu denen dann ab 801 noch die Bezeichnung

�anni imperii" hinzukommt (Fichtenau 1986: 246). Diese Angaben

wurden allerdings unter der Herrschaft seines Sohnes, Ludwigs des

Frommen, wieder aufgegeben, der nur nach den Kaiserjahren rechnet. Von den späteren Karolingern ist bei Karlmann eine Unterscheidung in �anni regni in Bawaria" und �in Italia" bekannt. Ab der Kaiserkrönung Arnulfs (896) wird in dessen Urkunden nach �anni imperii" neben �anni regni" ohne weitere Angaben von Territorien datiert (Bresslau 11/21912: 417). Allerdings lassen sich bei den Ottonen und unter Konrad II. ein- zelne Territorialangaben beobachten. Unter Heinrich VI. und Fried-

rich II. werden sizilianische Regierungsjahre gezählt und ab 1226 un- ter dem Staufer auch Königsjahre von Jerusalem. Im Spätmittelalter

sind seit Karl IV. (1346-1378) böhmische und seit Sigismund (1410- 1437) ungarische Königsjahre in der Datierung enthalten.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang der Epochentag. Dabei han- delt es sich um jenen Tag, an dem die Angabe eines Regierungsjahres

um eine Einheit erhöht wird. Bis ins 13. Jahrhundert gilt grundsätz- lich der Tag der Krönung als Epochentag (Bresslau II/2 1912: 422ff). Im Spätmittelalter ist dann immer öfter der Wahltag als Epochentag festgelegt, wie dies etwa bei Philipp von Schwaben, Rudolf I., Adolf

von Nassau und Albrecht I. zu beobachten ist. Die uns heute vertrauteste Form - die Datierung nach Inkarnations-

jahren - setzt sich in den frühmittelalterlichen Urkunden eher spät durch und ist den Merowingern wie auch den frühen Karolingern fremd.

Diese Datierung wurde zuerst im angelsächsischen Raum verwendet

und kann erstmals 736 nachgewiesen werden (Hartmann 2004: 196;

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Fichtenau 1986: 219). Wenig später, nämlich 758, wird in Freising nach der Inkarnation gezählt (Fichtenau 1986: 258). Dies ist ein gutes Bei-

spiel, dass Trends aus dem Gebiet der Privaturkunde langsam auf die Herrscherurkunde übergriffen. Dort dauerte es allerdings noch einmal mehr als 100 Jahre, bis diese Datierung ab 876 in den Diplomen Karls III. und Ludwigs des Jüngeren verbindlich übernommen wurde.

Eine fortlaufende Tageszählung lässt sich am Ende des 6. Jahrhun- derts zuerst für Italien und für das heutige Frankreich belegen. Die Verwendung der Tagesdaten ist dabei aber sehr unterschiedlich. So lautet etwa die Bezeichnung für den 6. Mai in Italien: �sextus

dies mensis madii" oder �de mense madig", während in Frankreich die Tages- bezeichnung

�quod fecit mensis madius dies sex" heißt (Bresslau 21912:

Bd. 11/2,3770. Davon abweichend ist eine Datierungsweise bekannt, die auf langobardischem Gebiet entstanden sein dürfte und sich seit dem B. Jahrhundert nachweisen lässt. Bei dieser so genannten �bolo- gnesischen Datierung" wird die erste Monatshälfte als �mensis intrans"

oder �Ingrediens" bezeichnet, wobei eine fortlaufende Tageszählung

zur Anwendung kommt. Die zweite Monatshälfte wird �mensis exiens, stans, restans" oder �astans" genannt, wobei die Tageszählung rück- läufig erfolgt (Bresslau 21912: Bd. 11/2,400). Erst zu Beginn des 9. Jahr- hunderts wird diese Form von der römischen Zählung verdrängt. Un- ter Heinrich VI. (1190-1197) wird dann unter sizilianischem Einfluss der Beginn einer fortlaufenden Zählung der Monatstage verwendet (Csendes 1981: 150).

Während die Angabe von Wochentagen (Sonntag, Montag etc. ) in den Privaturkunden bereits in fränkischer Zeit nachgewiesen werden kann, lässt die Herrscherurkunde diese erst ab dem 13. Jahrhundert

zu (Bresslau 21912: Bd. 11/2,404f). Vor allem mit dem Aufkommen der Volkssprache als Urkundensprache und der gleichzeitigen Orientierung

am Festkalender wurde die Angabe des Wochentages in den deutschen Urkunden üblich. Erst im 14. Jahrhundert ist diese Wochentagsangabe dann inner- und außerhalb der Reichskanzlei zur Norm geworden.

Was den Jahresbeginn im Mittelalter betrifft, ist ein Briefwechsel

zwischen Karl dem Großen und Alkuin (735-804) überliefert, der die Problematik für den mittelalterlichen Menschen deutlich werden lässt. Im März 798 erbat sich der Herrscher von Alkuin offensichtlich ein Gutachten zu einem chronologischen Problem. Allruins Antwort zeigt, dass die Gelehrten an Karls Hof, die Allkin

�pueri" nennt, den Jahres-

anfang wie in Ägypten mit dem 1. September festsetzen wollten. Alkuin

spricht sich dagegen aus und bestätigt, dass das Jahr mit der Geburt Christi beginnt (MGH Epistolae 4: 231; Fichtenau 1986: 254). Diese

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beiden genannten Jahresanfänge sind aber tatsächlich nur zwei von sechs Möglichkeiten des mittelalterlichen Jahresbeginns (Bresslau 21912: Bd. 11/2,428f): 1. Der Jahresanfang mit dem 25. Dezember (Nativitätsstil). 2. Der Jahresanfang mit dem 25. März (Marienjahr), wobei es zwei

Möglichkeiten gibt: a) Der Jahresanfang wird so gewählt, dass das Jahr 1100 vom 25. März 1100 bis zum 24. März 1101 unserer heutigen Zeitrechnung

gerechnet wird. Diese Variante wird auch als �calculus Florentinus" bezeichnet. b) Der Jahresanfang wird so gewählt, dass das Jahr 1100 vom 25. März 1099 bis 24. März 1100 unserer heutigen Zeitrechnung gerech- net wird. Diese Variante wird auch als �calculus Pisanus" bezeichnet.

3. Der Jahresanfang mit Ostern, der vereinzelt auch mit dem Karfrei- tag beginnen kann. Da Ostern aber ein so genanntes bewegliches Fest ist, kann der Jahresanfang somit auf 35 verschiedene Monats- tage fallen. Der Jahresbeginn mit Ostern wird auch als �stilus Francicus" oder �mos Gallicanus" bezeichnet.

4. Der Jahresanfang mit dem 1. März (frühchristlicher Stil). 5. Der Jahresanfang mit dem 1. September (griechischer Stil). 6. Der Jahresanfang mit dem 1. Januar (Circumcisionsstil). Den einzelnen Jahresanfängen in bestimmten geographischen Gebie- ten oder hinsichtlich regionaler Kanzleitraditionen nachzugehen wür- de den hier vorgegebenen Rahmen sprengen. Es ist aber darauf auf- merksam zu machen, dass etwa bei der Festlegung des Epochentages

auf ein bewegliches Fest wie Ostern der Beginn des jeweils neuen Herrscherjahres variieren muss, wie dies bei Karl IV, der Fall war (Bresslau 21912: Bd. 11/2,424).

Die Datumszeile der mittelalterlichen Herrscherurkunden wird meis- tens durch die Worte �actum", �datum" und �data" eingeleitet, wie es bereits in der antiken römischen Privaturkunde üblich war. Dort bezeich-

nete �actum" die Zeit und den Ort der Handlung des Rechtsgeschäftes,

während sich �data" auf den Zeitpunkt der Beurkundung bezog (Bresslau 21912: Bd. I1/2,446f). In den merowingischen Königsurkunden, die teil- weise von den Königen selbst unterschrieben wurden, beginnt die Da- tierung regelmäßig mit �datum", worauf Tagesangabe, Regierungsjahr des Königs und die Ortsangabe folgen. Für die Zeit der Karolinger hat Julius Ficker die so genannte ältere Datierung propagiert. Diese Datie-

rung, die in zwei Teile zerfällt, beginnt regelmäßig mit �data" oder

�datum". Daran schließen sich die Tages- und darauf die Jahresangaben

mit den Regierungsjahren, seit 802 der Indiktion und seit 876 dem

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Inkarnationsjahr. Als zweiter Teil folgt danach die mit �actum" eingelei- tete Ortsangabe (Ficker 1878: Bd. 2,311ff). In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts lassen sich dann keine Gesetzmäßigkeiten mehr erken- nen, was Ficker dazu veranlasst, von Übergangsdatierungen zu spre- chen. Unter Friedrich I. entsteht eine Datierungsformel, die Ficker als

�feierliche staufische Datierung" benannt hat. Sie wird mit den Worten

�acta sunt haec" eingeleitet, worauf Inkarnationsjahr, Indiktion und Regierungsjahr folgen. Der zweite Teil der Formel wird mit �data" einge- leitet und bringt die Orts- und Tagesangabe (Riedmann 1967: Bd. I, 355).

Als Beispiel einer solchen Datierung sei das Datum eines Diploms Friedrichs I. für die Bewohner von Locarno zitiert: �Acta sunt hec anno dominice incarnationis M°C°LXXX°VI°, indictione IIIIa, regnante domino Friderico Romanorum imperatore gloriosissimo, anno regni eius XXX°11II, imperii vero eius XXX°II; feliciter amen; dat. apud Abiascum in territorio Cumano V° kal. Iulii; in nomine domini amen" (MGH DDR I. n. 946).

Erst nach dem Interregnum, also unter Rudolf I., fällt die Zweitei- ligkeit der Datierung in Herrscherurkunden endgültig weg. Nach dem

einleitenden Wort �datum" beziehungsweise in deutschen Urkunden

�geben" folgt der Ausstellungsort und danach, seit etwa 1259 überwie-

gend, Tag, Inkarnationsjahr, Indiktion und Regierungsjahr (Bresslau 21912: Bd. 11/2,459).

PAPSTURKUNDEN

Nach diesen knappen Bemerkungen zur allgemeinen Chronologie des

Mittelalters und den Datierungsmöglichkeiten der Kaiser- und Königs-

urkunde soll nun kurz auch auf die Papsturkunde eingegangen werden. Bei den Papsturkunden entsprechen die Privilegien den Diplomen der Kaiser und die

�litterae" (Briefe) den Mandaten. Ab dem 13. Jahrhun-

dert nimmt die Zahl der Privilegien ab und deren Inhalt wird zuneh- mend Gegenstand der

�litterae", die nun in zwei Formen überliefert sind.

Einmal als �litterae cum serico", deren Bleibulle an Seidenfäden hängt

und die im weitesten Sinne �Gnadensachen" zum Inhalt haben. Die zweite Form sind �litterae cum filo canapis", deren Bleibulle an Hanfschnüren befestigt ist und die vor allem päpstliche Aufforderungen oder Rechts-

entscheide zum Inhalt haben (Frenz 1986: 17ff; '\Vogtherr 2002: 150). Ab Innocenz 1V. (1243-1254) kennt man auch Bullen im engeren Sinn, die

eine Mischung aus Privilegien und �litterae" darstellen. Ab dem 14. Jahr-

hundert ist die klassische Form der Supplik, der eingereichten Bittschrift,

erhalten, deren Text in zwei Blöcke, nämlich �corpus" und Klauseln zer-

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fällt (Frenz 1986: 27). Als letzte große Gruppe von päpstlichen Schrei- ben sind die Breven zu nennen, die unter Urban VI. (1378-1389) ent- standen sind. Ihre Ausstellung erfolgte nicht durch die päpstliche Kanz- lei, wenngleich sie oftmals von Schreibern dieser Kanzlei verfasst wur- den (Rabikauskas 1994: 83ff).

Seit Papst Hadrian I. (772-795) gibt es Privilegien, die auf Papyrus

geschrieben wurden (Santifaller 1953: 32ff). Den Abschluss dieser Pri-

vilegien bildete die so genannte große Datierung, die vom Vorsteher der Kanzlei persönlich eingetragen wurde. Sie beginnt mit dem Wort

�datum", worauf das Tagesdatum in römischer Zählung, der Name des Datars, die Indiktion sowie das Pontifikatsjahr mit Namen und Ord-

nungszahl des jeweiligen Papstes folgen (Frenz 1986: 14). Im 11. Jahr- hundert unterliegt die Gestaltung solcher Privilegien zahlreichen Än- derungen, die sich auch in der Datierung widerspiegeln. Die Einlei- tung erfolgt mit �dat.

", wobei die Auflösung als �datum" oder �data" unsicher ist. Danach folgt die Nennung des Ortes, des Datars mit Name

und Titel und des Tages in römischer Zählung. Bei der darauf folgen- den Indiktion ist der Epochentag bis zu Urban II. (1088-1099) der 1. September, wobei diese Indiktion als �indictio graeca" bezeichnet wird. Danach schwankt der Epochentag zwischen 1. September, 24. Septem- ber, 25. Dezember oder 1. Januar. Nun folgt das Inkarnationsjahr mit wechselnden Jahresanfängen, nämlich seit Eugen III. (1145-1153) am 25. März und nach Innocenz III. (1198-1216) am 25. Dezember. Zu- letzt folgt das Pontifikationsjahr, das mit dem Krönungstag beginnt,

wobei Calixt II. (1119-1124) und Innocenz H. (1130-1143) insoferne

eine Ausnahme bilden, als dort das Pontifikationsjahr mit dem Tag der Wahl begonnen wird.

Als Beispiel einer vollständigen Datumszeile sei das Datum einer Ur- kunde von Calixt II. zitiert: �Dat. Laterani per manum Aimerici Sanctae Romanae Ecclesiae diaconi cardinalis et cancellarii, Vl°kalendas octobris, indictione Ilja, incarnationis dominicae anno MCXXIIII°, pontificatus autem domini Calixti secundi papae anno VI°" (Frenz 1986: 19).

Die Datierung der �litterae" wird als so genannte kleine Datierung

bezeichnet, der im Gegensatz zu jener der Privilegien die Indiktion und bis 1430 auch das Inkarnationsjahr fehlt. Abweichend hinsicht- lich des Datums ist bei den päpstlichen Urkundentypen die Datierung in den Breven. Die Einleitung erfolgte mit dem Wort�datum", worauf die Ortsangabe und die Siegelankündigung �sub annulo piscatoris" fol-

gen. Dieses Fischerringsiegel in rotem Wachs dient gleichzeitig zum Verschluss der Urkunde und wurde beim Öffnen in den meisten Fällen

zerstört. Dem Tagesdatum, das in moderner Zählung angegeben wird,

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folgt seit Eugen IV (1431-1439) das ausgeschriebene Inkarnationsjahr

und das Pontifikationsjahr (Frenz 1986: 28f). Eine Sonderform der

�geistlichen Urkunde" stellen die Konzils-

urkunden dar. Während der Konzile von Konstanz (1414-1418) und Basel (1431-1449) wurden eigene Kanzleien eingerichtet, die Urkunden nach päpstlichem Vorbild expedierten (Schimmelpfennig 41996: 253ff; Frenz 1986: 81). Die Datierung, die mit �dat.

" eingeleitet wird, nennt den Ort des Konzils, mitunter mit dem Zusatz �sede apostolica vacante" verse- hen, und danach das Inkarnationsjahr mit �(sub) anno a nativitate".

PRIVATURKUNDE

Nachdem nun auch die Entwicklung der Datierung bei der Papst-

urkunde knapp skizziert wurde, wäre nun nach der am Beginn vorge- stellten Einteilung der Diplomatik die Reihe an der Privaturkunde. Al- lerdings ist durch das breite Spektrum der Privaturkunden jeder Ver-

such einer systematischen Behandlung von Datierungen zum Scheitern

verurteilt. Auch scheint es wenig sinnvoll, etwa die Entwicklung der Datierung in Urkunden der Bischöfe von Bamberg im 12. und 13. Jahr- hundert mit jenen der Herzöge von Österreich im 12. und 13. Jahrhun- dert zu vergleichen. So stellte Heinrich Fichtenau 1971 fest, dass dem Phänomen �Privaturkunde" am ehesten mit der Erforschung so genann- ter �Urkundenterritorien"

beizukommen sei, die im Hochmittelalter am ehesten den Grenzen der Diözesen folgen (Fichtenau 1971: 254ff). Die-

se �Urkundenlandschaften" können sich aber auch gleichsam �von in-

nen" ergeben, nämlich dann, wenn etwa eine gewisse Gruppe von Ur- kunden beispielsweise auf ihre Sprache hin untersucht wird (Kortüm 1995: passim). Man stellt dann etwa fest�, vie weit sich Einflusssphären

erstreckt haben und wo Überlappungsbereiche solcher �Urkundenland- schaften" sind. Einen spannenden Versuch unternahm Georg Scheibel-

reiter, als er den deutschen Thronstreit von 1198-1208 im Spiegel der Datierung von Privaturkunden untersuchte, wobei sich zeigte, dass die jeweilige Zugehörigkeit zu einer �Partei" Rückwirkungen auf die Da- tierung hatte. Die Ergebnisse waren vielschichtig, denn

�die Datierung

spiegelt Zwänge und Rücksichten [wider], die manchen Fürsten aufer- legt waren, aber auch deren eigene Interessen, die sie hinderten, ihre

volle Kraft für (oder gegen) Philipp von Schwaben einsetzen zu kön-

nen" (Scheibelreiter 1976: 377). Gerade dies zeigt aber auch, wie we- nig die Datierung in Privaturkunden noch erforscht ist und wie sehr an ihr oppositionelle Gruppen geistlicher und weltlicher Würdenträ-

ger herauszuarbeiten wären.

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102 Paul Herold

Alle bisher aufgezeigten Möglichkeiten der Datierung dienen dazu,

einer Rechtshandlung auf einer gedachten Zeitachse einen bestimm-

ten Punkt zuzuweisen, der sich bis zu einem größeren Bereich, etwa wenn nur das Inkarnationsjahr angegeben ist, ausdehnen kann. Nicht immer stand allerdings die Verankerung einer Handlung in der Zeit

mittels einer Datierung im Vordergrund. Wie sonst wäre es zu erklä- ren, dass nahezu alle Traditionsnotizen, das sind objektive Aufzeich-

nungen von Schenkungen an ein bestimmtes Kloster, überhaupt unda- tiert sind? Weniger wichtig war bei dieser Quellengattung, die ebenso der Privaturkunde zuzurechnen ist, der genaue Zeitpunkt der Schen- kung, als vielmehr die Nachvollziehbarkeit durch Befragung der Zeu-

gen, deren Namen peinlich genau festgehalten und nicht selten mit den Worten

�huius rei testes sunt per aurem tracti" eingeleitet wurden. Dieser Reflex der Mündlichkeit bei der Beweisführung findet sich noch 1178 in einer Urkunde Herzog Leopolds V. von Österreich (BUB 11950: 74f). Somit konnte eine Datierung im weitesten Sinne auch über die Zeugen erfolgen. War der letzte Zeuge allerdings gestorben, sah es mit der Nachvollziehbarkeit der Rechtshandlung eher schlecht aus. Ein

möglicherweise schwieriges Tauschgeschäft zwischen Ortolf von Waidhofen und dem Stift Klosterneuburg, dem ein langer Streit vor- angegangen sein mag, wurde 1171 im dortigen Traditionscodex festge- halten (BUB IV/1 1968: 175f). Nach langer Schilderung der Vorgeschich- te wird das Resultat regelrecht im Beisein der Spitze des Landes insze-

niert: Die Übergabe von Besitz in Bernhartsthal wird durch Herzog Heinrich II. in Gegenwart seiner Söhne Leopold (V. ) und Heinrich so- wie Markgraf Otakar IV. von Steyer vollzogen. Den Tausch selbst hat- ten bereits 42 Adelige bezeugt (Brunner 1999: 37).

Wenn Urkunden in diesem Beitrag als Schnittpunkte zwischen Zei- ten und Räumen angesehen werden sollen, ist bei den folgenden Be- trachtungen noch auf den

�Raum" einzugehen. Nur scheinbar kann

vorausgesetzt werden, dass Rechtshandlungen zu einer bestimmten Zeit und in einem bestimmten Raum stattfinden. Viel zu wenig wurde bis- her untersucht, wie gewisse Räume mit gewissen Handlungen in Zu- sammenhang stehen, ja diese geradezu bedingen. Wenn Aleida Assmann von Erinnerungsorten spricht, sind diese durch Diskontinuität, das heißt durch eine Differenz zwischen Vergangenheit und Gegenwart, gekenn- zeichnet. Der Umstand, dass eine bestimmte Geschichte an solchen Orten mehr oder weniger bewusst abgebrochen wurde und eben nicht weitergegangen ist, zeichnet einen solchen Erinnerungsort aus (Ass-

mann 1996: 16). Diese Beschreibung eines Ortes, wenngleich nicht 1: 1 übertragbar, hilft, sich dem Ausstellungsort einer Urkunde anzunähern.

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Auch hier ist etwas nicht weitergegangen, sondern zum Abschluss ge- bracht worden. Mitunter geschieht dies an Orten, die scheinbar mit der gesamten Handlung der Urkunde nicht das geringste zu tun haben

und doch Ausstellungsorte der Urkunde sind. Es soll an dieser Stelle mit einigen Überlegungen zu den Diplomen

Kaiser Friedrichs I. begonnen werden. Dies vor allem deshalb, weil das gesamte Corpus der von ihm ausgestellten Urkunden in einer gut zugänglichen Edition vorliegt und somit das Material leicht überschau- bar ist. Anhand der kaiserlichen Urkunden soll ein Bewusstsein für die Problematik geschaffen werden. Die Ergebnisse der Sichtweise �von oben" sollen dann den Resultaten auf lokaler Ebene gegenübergestellt werden. Als sicherlich einschneidendes Ereignis wird von den anwe- senden Zeitgenossen der 17. September 1156 in Regensburg empfun- den worden sein, als die Markgrafschaft Österreich in ein Herzogtum

umgewandelt wurde, das dem Babenberger Heinrich II. und dessen Frau Theodora verliehen wurde (BUB IV/1 1968: n. 803; Dopsch 1999: 137ff). Alleine von geistlicher Seite bezeugten diese Rechtshandlung der Patriarch von Aquileia, der Erzbischof von Salzburg sowie die Bi-

schöfe von Freising, Passau, Bamberg, Brixen, Regensburg und Triest. Die Johanniter nutzten die Gunst der Stunde. Auf Bitten des eben er- nannten Herzogs bestätigte der Kaiser ihre Besitzungen in Österreich

und im ganzen Reich. Gesondert angeführt werden jene Güter, auf die

Chadold (von Harras), ein lokaler Adeliger im Raum von Mailberg,

unter nicht ganz geklärten Umständen verzichtet hatte (MGH DDR I.:

n. 152; Herold 2000: 50ff). Ungleicher hätten die beiden am selben Tag

zu Regensburg ausgestellten Stücke gar nicht sein können: Auf der ei- nen Seite die Umwandlung der Markgrafschaft Österreich in ein Her-

zogtum, auf der anderen Seite die Bestätigung der Besitzansprüche der Johanniter am Dorf Zogelsdorf und am Wald von Mailberg. Von

geistlicher Seite bezeugen diesen Vorgang allerdings dieselben Perso-

nen, die schon die Schaffung des neuen Herzogtums bezeugt hatten.

Somit war es den Johannitern gelungen, ihr Anliegen in einen größe- ren Diskurs zu stellen. Ein solches �Publikum" wäre für Zogelsdorf

und den Wald von Mailberg sonst wohl nur schwerlich zu gewinnen gewesen. Die vollständige Datierung dieses Diploms lautet:

�Datum Ratisbone in generali curia XV. kal. octob., indictione IIII, anno domi-

ni(ce) incarnationis MCLVI, regnante domino Friderico Romanorum imperatore augusto; feliciter amen; anno regni eius V, imperii II".

Nahezu charakteristisch ist bei Friedrich Barbarossa das Festhalten

militärischer Operationen in Italien in den Datierungen seiner Urkun- den. So nimmt Friedrich I. das Kloster der Heiligen Leo und Marinus

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zu Pavia �in destructione Terdone", also während der Zerstörung Tor-

tonas, in seinen Schutz, verleiht ihm Immunität und bestätigt dessen Besitz (MGH DDF. I.: n. 100). Mitunter scheint die kaiserliche Kanzlei

mit den wirren Verhältnissen während der diversen Kriegszüge etwas überfordert gewesen zu sein. Als der Kaiser im Mai oder Juni 1159 den Kardinalpriester der Römischen Kirche Oktavian sowie dessen Brü- der mit der Stadt und der Grafschaft Terni belehnt, erfolgt dies

�in devastatione Mediolani iusta [! ] Tiscinum in loco, qui dicitur [... ]" (eben- da: n. 274). Der eigentliche Ausstellungsort wurde freigelassen und sollte offenbar später, wenn man sich darüber im Klaren war, wo man genau stand, nachgetragen werden. Weitere Urkunden im Heerlager vor der Stadt Mailand wurden im Mai und Juni 1161, etwa für die Dominika- ner von Rimini (ebenda: n. 325) und das Bistum Passau (ebenda: n. 326), ausgestellt. Schließlich schlug sich auch die Belagerung von Robo- reto (Alessandria) im Dezember 1174 in den zu dieser Zeit ausgestell- ten Diplomen nieder (ebenda: n. 633-635).

Diese �militärischen Datierungen" können als Teil politischer Datie- rungen aufgefasst werden. Offensichtlich wurden diese Ereignisse als derart große Zäsur empfunden, dass es wichtig erschien, sie in den Urkunden gesondert festzuhalten. Lassen sich diese Beispiele auch bei der Privaturkunde finden, beziehungsweise welche Einschnitte sind es hier, die - sei es direkt oder indirekt - Eingang in lokale Rechtshand- lungen gefunden haben?

Was die militärischen Aktionen betrifft, ist das Ergebnis in Privat- urkunden recht mager. Dennoch kann anhand von Urkunden Herzog Leopolds VI. gezeigt werden, wie auch hier einschneidende Ereignisse zur Kulisse für die schriftliche Fixierung von Rechtshandlungen wer- den. Der Herzog beurkundete am 26. Juni 1218 in Lilienfeld einen Vergleich des Klosters Göttweig mit den Geschwistern Heinrich, Otto und Heilca von Marsbach über genannte Besitzungen (BUB II 1955: n. 212).

Dabei darf nicht übersehen werden, dass zwischen Rechtshandlung und Ausfertigung der Urkunde ein volles Jahr lag. Was war geschehen? Ende Juni 1217 hatte sich Herzog Leopold mit einer beträchtlichen Schar Bewaffneter von Passau kommend in der Neugründung Lilien- feld eingefunden. Bischof Ulrich II. von Passau hatte ihn auf diesem Weg begleitet. Erst am 14. Juni hatte König Friedrich H. auf Interven- tion des österreichischen Herzogs die Gründung des Zisterzienserstiftes Lilienfeld beurkundet und das Kloster samt dessen Besitzungen in sei- nen Schutz genommen. Diese für die Neugründung so wichtige Urkun- de brachten der Herzog und der Bischof nun persönlich nach Lilienfeld.

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Von dort wollte Leopold VI. zu einem Kreuzzug aufbrechen. Im Zuge einer großen Messfeier weihte der Bischof vier Altäre der Klosterkirche (Lechner 41992: 204f). Diese Ereignisse wurden nun in die auf 26. Juni 1218 datierte Urkunde aufgenommen, wo es heißt:

�Acta sunt hec ipsa die, quando Ulricus Pataviensis episcopus quatuor altaria prima in Lirnvelde consecravit, qua etiam die dux licentiatus viam ultra mare arripuit. Anno domini millesimo ducentesimo X"VIII°, indictione VIta , VI° kal. lulii ` (BUB 1 111955: n. 212). Es fällt auf, dass der Rechtsinhalt der herzoglichen Urkunde nichts mit Lilienfeld zu tun hat. Offensicht- lich wollte man diese Angelegenheit aber noch in Ordnung bringen, bevor man sich auf einen Kreuzzug begab, von dem man vielleicht nicht wiederkommen würde.

Grundsätzlich scheint es sehr schwierig zu sein, das Ereignis, wel- ches der Inszenierung einer Urkunde zugrunde liegt, und den Ort, an dem dieses Ereignis stattfindet, voneinander zu trennen. Mitunter kann es aber geschehen, dass sich ein konkretes Ereignis nicht nachvollzie- hen lässt, auch wenn es den Zeitgenossen als denkwürdig in Erinne- rung geblieben sein mag und sie also etwa die Zeugenliste, die durch die Jahrhunderte nur als Aneinanderreihung scheinbar willkürlich ver- sammelter Personen erscheinen mag, mit konkreten Ereignissen ver- binden, die sich dem heutigen Betrachter verschließen. In solchen Fäl- len kann der Ausstellungsort einer Urkunde einige Informationen über grundsätzliche Details der Inszenierung geben. Dabei soll zwischen

�natürlichen" und �künstlichen" Orten unterschieden werden. Ohne sich hier auf eine Diskussion einlassen zu können, was denn

im Mittelalter �Natur` bedeutete und wie sie vom Menschen wahrge-

nommen wurde, sei dennoch angemerkt, dass gerade in letzter Zeit

mit durchaus unterschiedlichen Ansätzen höchst erfolgreich versucht wird, dem Phänomen �Natur` auf die Spur zu kommen. Einmal gilt es zu zeigen, wie �Natur"

festgeschrieben wird und damit auf textlicher Ebene wirkt und wirken kann. Ein anderer Ansatz besteht darin zu zeigen, wie der Mensch des Mittelalters die Natur verändert, also gleich- sam die Geschichte seiner Umwelt bewusst bestimmt und in �Natur" eingreift. Als sicherlich wichtiges Teilergebnis beider Ansätze ist die

erfolgte Sensibilisierung des Begriffes �Natur" zu bezeichnen. Bei den folgenden Beispielen zeigt sich, dass Urkunden anscheinend

auch abseits menschlicher Siedlungen, sei es auf der Reise, also an �zufälligen"

Orten, sei es an gezielt gewählten �natürlichen Orten" in- szeniert wurden. Wieder sollen die Diplome Kaiser Friedrichs I. als willkommener Orientierungs- und Ansatzpunkt für Überlegungen die- nen, bevor auf die Privaturkunde einzugehen sein wird.

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Am 22. November 1154 bestätigte Kaiser Friedrich I. dem Bischof Theobald von Verona Rechte und Besitzungen für dessen Kirche, die bereits von früheren Kaisern und Königen verliehen worden waren (MGH DDF. I.: n. 88). Von geistlicher Seite fungierten unter anderem der Patriarch von Aquileia, der Erzbischof von Trier sowie die Bi-

schöfe von Bamberg, Konstanz und Basel als Zeugen, während sich unter den weltlichen Zeugen die Herzöge von Sachsen und Kärnten befanden. Das Datum dieser Urkunde lautet:

�Datum in campo, qui vocatur Calegnus, X kal. Decembris, anno dominice incarnationis M°C°LIIIIO, indictione secunda, regnante dompno [! ] nostro Friderico Romanorum rege gloriosissimo, anno vero regni eius tertio". Offen-

sichtlich hatte der Kaiser die Bestätigung auf seinem Weg von Brescia

nach Bergamo auf freiem Feld durchgeführt, wenn �Calegnus" tat-

sächlich mit Cologne zu identifizieren ist, das eben am Weg zwischen beiden Orten liegt. Die Szene lässt sich gut als unter freiem, winterli- chem Himmel inszeniert vorstellen, wenngleich der 22. November durch seine mögliche Witterung die Frage offen lässt, warum man nicht bis zur nächsten Stadt gewartet hat. Situationen wie diese wa- ren aber für den Kaiser, gerade was seine Aufenthalte in Italien be-

trifft, keine Seltenheit. So wurden immer wieder an scheinbar will- kürlichen Orten Urkunden ausgestellt. Dabei kam es gelegentlich auch vor, dass der Platz, an dem man sich gerade befand, keinen Namen hatte, oder dieser zumindest den Reisenden nicht bekannt war. So

musste man sich etwa mit einer ungenauen Beschreibung helfen, als Friedrich am 4. Juni 1155 dem jungen Grafen Albert (von Prato) die Grafschaft seines Vaters und Großvaters �integre et sine diminutione" bestätigte (ebenda: n. 110). Er tat dies ebenfalls unter großer geistli- cher und weltlicher Zeugenschaft �in campo iuxta castellum Tinti-

nanum supra fluvium, qui vocatur Orcia, pridie nonas iunii, anno dominice incarnationis MCLV, indictione 1111, regnante domino Fri- derico Romanorum rege glorioso, anno vero regni eius IIH. " Dabei

spielten Berge und Flüsse als geographische Orientierung �im Nie-

mandsland" immer wieder eine große Rolle. Durchaus symbolische Bedeutung könnte der Ausstellungsort zweier

Urkunden vom 7. September 1162 haben. Einmal nimmt der Kaiser

auf die Bitte des Erzbischofs von Lyon das vom Kloster Savigny ab- hängige Priorat Lutry im Bistum Lausanne sowie andere genannte Priorate in seinen Schutz und bestätigt ihre Besitzungen (ebenda: n. 387). Als Ausstellungsort gewinnt eine genannte Brücke besondere Be- deutung: �Datum apud pontem Laone super Saonam fluvium". Da die-

se Rechtshandlung nur in Gegenwart von sechs Zeugen beurkundet

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wird, ließe sich an eine überschaubare Gruppe denken, die sich an diesem charakteristischen Ort traf. Ein ganz anderes Licht auf diese Szene wirft allerdings die zweite Urkunde dieses Tages. Hier verkün- det Kaiser Friedrich dem Klerus und allen Angehörigen der Kirche

von Genf, dass er aufgrund des Urteils der Fürsten einer Klage des Bischofs von Genf hinsichtlich der Entfremdung der Regalien des Bis- tums durch Herzog Berthold von Zähringen und den Grafen von Genf

stattgegeben habe und die Wiedereinsetzung des Bischofs in den Genuss derselben verfügt habe (ebenda: n. 388). Diesen Rechtsakt an der be-

sagten Brücke bezeugen nun 72 genannte Personen, darunter elf Erz- bischöfe und 34 Bischöfe. Der Ort�in archiepiscopatu apud pontem Laone super Saonam fluvium" wird danach wohl selten wieder eine solche Versammlung geistlicher Würdenträger gesehen haben.

Schwieriger gestaltet sich die Situation bei den Privaturkunden die-

ser Zeit. Zunächst ist, untersucht man etwa die Urkunden der Baben- berger, keineswegs mit einer vergleichbaren Zahl an ausgestellten Ur- kunden zu rechnen. Auch stellt sich das Problem der

�Kanzlei" bei den

Babenbergern und selbst bei den frühen Habsburgern völlig anders dar, als dies bei den Stauferkaisern beobachtet wurde (Fichtenau 1948; Dienst 1984; Stelzer 1984). Vielfach stellen die babenbergischen Ur- kunden Empfängerausfertigungen dar, die eher selten auf Reisen aus- gestellt wurden. Auch fehlt bei vielen Urkunden der Babenberger über- haupt ein Ausstellungsort. Dennoch gibt es einige durchaus vergleich- bare Beispiele, die auch hier zeigen sollen, -, vie die Aussteller der Ur- kunden bewusst den

�natürlichen Raum" in den Prozess der Urkunden-

ausstellung einfließen lassen. Am 10. Juli 1202 bestätigte Herzog Leopold VI. dem Kapitel von

Gurk genannte Schenkungen seines Ministerialen Offo von Teufenbach

und dessen Frau Berta (BUB 11950: n. 127). Um diese Rechtshandlung durchzuführen, versammelte man sich unter freiem Himmel. Das Da- tum dieser Urkunde lautet:

�Acta sunt hec aput flumen quod dicitur Swarza, in loco qui dicitur Holtzprucke, anno dominice incarnationis

millesimo CC°II°, indiccione quinta, \1111 idus iulii. " Es ist nicht auszu- schließen, dass es sich tatsächlich um eine Holzbrücke über die Schwarza handelte, die der räumliche Hintergrund für die Bestätigung der Schenkung war. Vielleicht ist sogar an eine inszenierte Begegnung

an der Brücke zu denken, was der Brücke selbst symbolischen Charak-

ter gäbe. Somit könnte das �über

das Wasser aufeinander zugehen" der reale Hintergrund der Urkunde sein.

Eine ähnliche Situation könnte sich am 31. Juli 1216 abgespielt ha- ben, als Bischof Heinrich H. von Gurk über die Nachkommenschaft

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aus der Ehe Offos von Mondorf mit der Ministerialin Rhiza entschied. Herzog Leopold VI. bestätigte diese Urkunde mit seinem Siegel (BUB II 1955: n. 202). Für diesen Vertrag - die Urkunde spricht tatsächlich

von einem �pactum" - hatte man sich irgendwo �infra Frisacum et Gra-

vendorf iuxta fluvium Mötniz" getroffen. Während einer Messfeier könn-

te die Urkunde dann zwischen Herzog und Bischof ausgetauscht wor- den sein, denn es handelt sich hierbei um eine Doppelausfertigung.

Mitunter scheinen Gewässernamen als zusätzlicher Orientierungs-

punkt zu Ortschaften bei der Ausstellung von Urkunden herangezogen

worden zu sein. Dies konnte vor allem dann geschehen, wenn man sich in unbekannten Gegenden befand. Als Herzog Friedrich H. am 1. Juli 1236 Konrad von Himberg das Kämmereramt verlieh, befand man sich in Ungarn (ebenda: n. 327). Möglicherweise war man sich hin-

sichtlich der Bedeutung des Ortes �Globitz" nicht sicher und vermehr-

te den Ausstellungsort mit der Angabe �in Ungaria iuxta aquam, que

vocatur Wag". Schließlich soll noch eine Urkunde aus dem Todesjahr des letzten Babenbergers als Beispiel für die Ausstellung in der Nähe

eines fließenden Gewässers dienen. Am 9. Juni 1246, sechs Tage später starb der Herzog in der Schlacht an der Leitha, schenkte Friedrich dem Stift Neustift bei Freising einen Berg bei Ebersdorf. Obwohl er sich ganz in der Nähe seiner Burg Starhemberg aufhielt, urkundete er

�in castris aput Piestinch circa Potendorf". Wieder wäre es möglich, dass man diesen Ort ganz bewusst gewählt hatte, um die Schenkung

zu besiegeln. Das genaue Szenario lässt sich auch hier nicht mehr eru- ieren, allerdings ist festzuhalten, dass die Vergabe des Berges in Ge-

genwart von fünf lokalen Geistlichen vollzogen wurde. Von den Diplomen Friedrichs I. her ist das Beispiel der Rechts-

handlungen, die auf freiem Feld durchgeführt wurden, bekannt. Ein

�Fälscher" aus St. Florian zog in der Zeit von etwa 1221-1230 eine solche Zusammenkunft �in prato iuxta Naerdaen" als Grundlage für die Befreiung des Stiftes St. Florian von der weltlichen Gerichtsbar- keit durch Herzog Leopold VI. heran (BUB 11950: n. 147). Dabei ist nicht auszuschließen, dass tatsächlich ältere Aufzeichnungen über ein Privileg des Herzogs an diesem Ort existierten, wie die ungewöhnliche Ortsbezeichnung als möglicherweise direkte Übernahme vermuten lässt.

Deutlicher als bei anderen Urkunden ist eine Inszenierug der ge- samten Situation gelegentlich bei größeren Streitfällen beziehungsweise bei deren Beilegung zu erkennen. Dazu haben sich zwei Stücke in Lilien- feld erhalten, die beide am selben Tag, dem 4. April 1266, ausgestellt wurden. In diesem Fall bestätigen die beiden

�iudices provinciales per

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Austriam" Graf Heinrich von Hardegg und Truchsess Albero von Felds- berg, dass Wichard von Rabenstein in Anwesenheit seines Bruders den Streitigkeiten um Besitzgrenzen mit dem Kloster Lilienfeld abgeschwo- ren hat (FRA 11 181: n. 66; Herold 2000: 219, n. 221). Die zweite Urkun- de stammt von Wichard selbst. Er tritt von seinem Streit zurück und erkennt die Grenzen des Klosterbesitzes im genannten Verlauf an (FRA

1[18 1: n. 67; Herold 2000: 219, n. 222). Hier fungierten die beiden Land-

richter Heinrich von Hardegg und Albero von Feldsberg als Kopfzeugen. Bemerkenswert ist der Ausstellungsort der Urkunden. Er wird mit �in pomario ducis", also im herzoglichen Obstgarten, in Krems angege- ben. Die Zusammenkunft unter Obstbäumen zur Abwicklung von Rechtshandlungen hat Tradition. Bereits Herzog Leopold VI. und Bi-

schof Gebhard von Passau trafen sich am 6. Juli 1222 �in pomerio apud

Chirhlingen" (BUB H 1955: n. 243). Dort tilgte der Bischof seine Schuld

gegenüber dem Herzog, indem er diesem seine Rechte am Wiener Pfarrhof abtrat und die

�villa ` Moosbronn verpfändete.

Die wenigen angeführten Beispiele konnten zeigen, dass sowohl hin-

sichtlich der Ausstellung von Kaiserurkunden als auch jener von Privat-

urkunden mitunter �natürliche Orte" als Ausstellungsorte bewusst ge-

wählt wurden, um eine Rechtshandlung zu inszenieren. Dieses Faktum

sollte in Hinkunft stärker in die Untersuchung der Urkunden eingear- beitet, der sich somit ergebende Rahmen stärker in der Vorstellung des Historikers, auch des Rechtshistorikers, mitgedacht werden. Die Aus-

stellung von Urkunden fand allerdings zumeist in Räumen statt, die für den Vorgang des Schreibens geeigneter waren als die Natur. Neben Kanz- leien und Amtsstuben lassen sich aber in den Datumszeilen der Urkun- den auch immer wieder Ausstellungsorte finden, die aus heutiger Sicht

aufhorchen lassen, da eine Verschriftlichung von Rechtshandlungen dort

nicht unbedingt zu erwarten wäre. Ein zentrales Gebäude für den mit- telalterlichen Menschen war die Kirche. Von der Taufe bis zum Begräb-

nis begleitete der Kirchenraum gleichsam das Leben des Menschen in

vielerlei Hinsicht. Horst Wenzel hat den Raum der Kirche als stimulie- renden Raum für die menschlichen Sinne untersucht. So kann die Kir-

che als Schauraum, akustischer Raum, Duftraum, Geschmacksraum und auch als zu erfühlender Raum verstanden werden (Wenzel 1995: 99ff). Ergänzend ist der Kirchenraum aber auch ein Raum der Erinnerung

und des Gedächtnisses. Die Aura dieses Erinnerungsortes hängt mit sei- ner Funktion als Kontaktzone zusammen (Assmann 1996: 25). Einmal

als Kontaktzone zwischen dem menschlichen und göttlichen Element,

andererseits aber auch als Kontaktzone zwischen den Menschen selbst. Somit ist der Kirchenraum aber auch in rechtsgeschichtlichem Sinn kein

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Vakuum. Kirchen oder Kapellen waren immer Orte, an denen Gerichts-

verhandlungen und Urkundenausstellungen stattfanden (Ackermann

1993; Ohler 2002: 102ff). So bot eine Kapelle den Rahmen für einen Vertrag zwischen Kaiser

Friedrich I. und der Stadt Cremona. Außerhalb der Stadt Pavia - �ex- tra portas civitatis Papiensis apud sanctum Salvatorem, ubi capella domini imperatoris erat" - wurde der Vertrag am 13. Juni 1162 in sei-

ne schriftliche Form gebracht, nachdem bereits davor Niederschriften

über diese Rechtshandlung existiert hatten (MGH DDR I.: n. 369). Deut- lichere Belegstellen für Rechtshandlungen in Kirchen lassen sich auf dem Gebiet der Privaturkunde finden. Inwieweit Urkundenausferti-

gungen tatsächlich in Kirchen erfolgten, lässt sich nicht feststellen. Immerhin gibt es Beispiele, die zeigen können, dass gewisse Zeremo-

nien, die in Kirchen durchgeführt wurden, auch Eingang in den even- tuell oftmals später verschriftlichten Urkundentext fanden. Dies war etwa der Fall, als Herzog Leopold V. von Österreich am 19. Juni 1178 in der St. Veit Kirche in Krems im Auftrag von Papst Alexander III.

und nach Rat Bischof Diepolds von Passau, Erbvogt der Klöster Heiligenkreuz und Melk, in Gegenwart der Äbte Heinrich von Heiligen- kreuz und Konrad von Melk, sowie der anwesenden Priester aus bei- den Konventen einen Streit zwischen diesen beiden Klöstern über die Zehente der Grangien in Trumau und Thallern sowie um Weingärten in den Pfarren Mödling und Traiskirchen schlichtete (BUB I 1950: n. 54). Hier lautet die vollständige Datierung, die unüblicherweise in die Narratio der Urkunde eingebaut ist: �anno ab incarnatione domini mil- lesimo CLXXVIII, indictione VI [... ] post longam conflictationem tandem XIII kalend. iulii Cremis in ecclesia sancti Viti". Die St. Veit Kirche in Krems war aber auch später immer wieder ein Ort, an dem die babenbergischen Herzöge Schenkungen und Tauschgeschäfte durchführten. So schenkte Herzog Leopold VI. dort am 6. März 1188 dem Kloster Zwettl genannte Besitzungen und entschädigte Bischof Diepold von Passau durch die Abtretung des herzoglichen Teiles des Dorfes Rohrenreith (ebenda: n. 70). Auch Herzog Leopold VI. nahm einen großen Tausch mit dem Kloster Gleink in ebendieser Kirche vor (BUB 11 1955: n. 252).

Auch andere Kirchen wurden im babenbergischen Herzogtum zur Kulisse für die Durchführung von Rechtsgeschäften. So etwa, als am 13. Mai 1217 Herzog Leopold VI. mit seinem Siegel den Verkauf ge- nannter Güter durch Heinrich von Willendorf an die Johanniter in Wien bestätigte (ebenda: n. 206). Eine vergleichbare Situation findet sich drei Jahre später, am 30. März 1220, als der Herzog in der Wiener

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Stephanskirche eine Schenkung Graf Konrads von Hardegg an das Wiener Schottenkloster bestätigte (ebenda: n. 226). Ebenso sei die Voll-

ziehung einer Schenkung Alberos von Schwarzenau an die Marienkir-

che am Vorachberg bei Wien durch Herzog Heinrich den Jüngeren von Mödling genannt, die

�in ipsa ecclesia" durchgeführt wurde (ebenda:

n. 245). Als Datierung dieses Stückes findet sich einzig die Angabe �hec facta sunt in ipsa ecclesia VI idus mai". Wieder zeigt sich, dass die Nennung der Zeugen und des Ortes eine wesentlichere Rolle als eine Datierung nach Inkarnationsjahren oder der Indiktion gespielt hat.

Auch wenn der (Land-)Dekan von Burgschleinitz und der Pfarrer

von Altpölla als Schiedsrichter um 1223 einen Streit zwischen dem Kloster Altenburg und dem Pfarrer von Horn entschieden, geschah dies

�in ecclesia Horn", also in der Kirche einer der beiden Parteien (FRA II 21: n. 5; Hageneder 1967: 235). Schließlich sei hier zuletzt ein weiteres Beispiel eines Vergleichs angeführt. Bischof Wernhard von Seckau, Prior Heinrich von Rein und Pfarrer Konrad von Wiener Neustadt beurkun- deten am 21. Mai 1269 �in ecclesia sancti Egidii" in Graz eine Eini-

gung zwischen den Klöstern St. Lambrecht und Lilienfeld um genann- te Waldgrenzen (FRA II 81: n. 96). Diese Beispiele mögen einen Ein- druck von der Bedeutung des Kirchenraumes bei der Inszenierung von Urkunden geben. Sicherlich ist der Ort der Kirche nicht immer in der Datierung der Urkunden genannt worden, sodass sich eine gewisse

�Dunkelziffer" solcher �Kirchenurkunden" ergeben mag. Damit zeigt sich aber auch, dass selbst in der Zeit nach den Traditionsnotizen (mit ihren Schenkungen �super altare") hier eine gewisse Kontinuität statt- fand.

Ebenso interessant wie die Inszenierung in sakralen Gebäuden ist jene in �weltlichen"

Räumen. Dabei hat es auch besondere symboli- sche Bedeutung, wenn der Kaiser oder Landesfürst ein Haus besuchen,

um sich dort zusammenzusetzen und eine Urkunde auszustellen, denn

wer konnte schon von sich behaupten, den Kaiser oder König in sei- nem Haus beherbergt oder zumindest bewirtet zu haben? Kaiser Fried-

rich I. erneuerte beispielsweise am 17. August 1177 dem Dogen Sebas- tiano Ziani in Gegenwart des Patriarchen Heinrich von Aquileia und der Erzbischöfe von Mainz, Köln, Trier und Magdeburg den Vertrag

mit den Venezianern �apud Venetias in palacio ducis" (MGH DDF. I.:

n. 695). Allerdings lassen sich solche Urkundenausstellungen auch bei Dienstleuten beobachten. Als Friedrich I. das Prämonstratenserstift Adelberg in seinen Schutz nimmt und es dem Schutz seines Ministe-

rialen Volkenand von Staufen unterstellt, wird die Urkunde darüber

auf der Burg Staufen ausgefertigt (ebenda: n. 811).

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Entsprechende Beispiele lassen sich auch für die Landesfürsten von Österreich finden. So fanden sich am 25. März 1196 neben dem Bi-

schof von Passau zahlreiche Adelige auf der Burg Kaja ein, wo Herzog Friedrich I. zwei Privilegien für das Stift Osterhofen ausstellte (BUB I 1950: n. 94,95). Wichtig waren aber auch die Zusammenkünfte in den

Häusern der ständig an Bedeutung gewinnenden Städte. Bereits im 12. Jahrhundert werden so Rechtsgeschäfte abgeschlossen und Zwi-

stigkeiten geregelt. Dies ist etwa der Fall, als Herzog Heinrich H. im Jahr 1171 einen Besitzstreit zwischen dem Stift Klosterneuburg und Ortolf von Eisenberg um ein Gut in Zellerndorf im Haus Pilgrims in Krems entschied (BUB IV/1 1968: n. 839). Es liegt dabei auf der Hand, dass der Ort der Urkundenausstellung nicht zufällig gewählt wurde. Meistens war eine aktiv handelnde Person gleichzeitig auch Gastgeber für den Herzog und die anderen an der Urkundenausstellung beteilig-

ten Akteure. Als Herzog Heinrich der Jüngere von Mödling beispiels-

weise am 14. Dezember 1232 in Guntramsdorf die Besitzverhältnisse des Klosters Heiligenkreuz hinsichtlich eines Waldes regelt, geschieht dies im Haus des Ortolf Gall (BUB II 1955: n. 307). Dieser Ortolf, ein

�servus" des Herzogs, war der ursprüngliche Besitzer des Waldes ge-

wesen. Nun sollen noch einige Beispiele aus dem 13. Jahrhundert folgen,

die helfen, solche Situationen ohne Gegenwart des Landesfürsten zu illustrieren. Im Jahr 1205 schenkte Adelheid von Thumau gemeinsam mit ihrem Mann dem Kloster Zwettl das Dorf (Nieder-)Globnitz (FRA 11 3: 108f). Diese Schenkung führte sie allerdings nicht, wie anzuneh- men gewesen wäre, in Zwettl aus, sondern traf ihre Entscheidung in dem Dorf Meiers, im Haus des Gefolgsmannes Meinhard, wobei nicht zu entscheiden ist, um wessen Gefolgsmann es sich hierbei handelt. Auch hatte dieser Meinhard mit dem Rechtsgeschäft selbst nichts zu tun. Das Datum lautet in diesem Fall: �Acta sunt hec M°CC°V° in villa que vocatur Meiers in domo Meinhardi militis". Ein besonders drasti-

scher Fall liegt vor, als Heinrich und Otto von Marsbach im Gefängnis der Herren von Tannberg dem Kloster Reichersberg einen Hof und diverse Vogteien vermachen (UBLOE 111 1862: n. 5). Es wäre vorstell- bar, dass die Formulierung, sie hätten Gott vor Augen, darauf hindeu- tet, dass die Brüder diese Schenkung, also ihr Testament, vor ihrer Hinrichtung gemacht hatten. Ein interessantes Detail bezüglich der Stellung der Juden im mittelalterlichen Rechtsleben ergibt sich aus einer Urkunde, die am 28. Januar 1235 in Wien ausgestellt wurde. Poppo

von Peckau widmete dem Kloster Reichersberg ein Eigengut in Grub, das dem Juden Techan von Wien verpfändet, und von Propst Chuno

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ausgelöst worden war (ebenda: n. 24). Die darüber ausgestellte Urkun- de bezeugte Techan als Kopfzeuge. Darüber hinaus fand das ganze Rechtsgeschäft im Haus des Juden statt: �Acta sunt hec apud Winnam, in domo Techani judei".

Unter den so genannten Privaturkunden gibt es eine Gattung, die

Ort und Datum der Urkunde bereits am Beginn nach der symbolischen Anrufung Gottes nennt und dabei viel genauer ist als alle bisher zitier- ten Beispiele. Es handelt sich dabei um die von den öffentlichen Nota-

ren, also den Berufsschreibern des Mittelalters, hergestellten Notariats- instrumente. Neben Inlarnationsjahr, Monat, Tag und Stunde (! ) wird in diesen Urkunden auch meistens der Ort genau beschrieben, der als Ort dieser Rechtshandlung, beziehungsweise dessen Verschriftlichung,

gewählt wurde. Als etwa der Abt des Klosters Pfäfers am 3. Februar 1401 feierlich in den Besitz eines Hofes zu Chur eingeführt wurde, lautet die Datierung: �sub anno a nativitate domini Millesimo quadrin- gentesimo primo, tercia die mensis februarii, hora sextarum vel quasi diei eiusdem, indictione nona, in vico civitatis Curiensis, Salas dicto,

prope et ante domos, Johannis Studier senioris, et Hermann dicti mit den pfennigen [... ]" (LUB 1/1 1948: n. 166). Damit sind Notariats- instrumente jene Gruppe von Urkunden, die am genauesten datieren.

Keine andere Quelle des Mittelalters gibt in so breiter Überlieferungs-

zahl in der Regel ihren Entstehungszeitpunkt auf die Stunde genau an. Diese Beispiele mögen genügen, um die Situation der Urkunden-

ausstellung in Privathäusern zu verdeutlichen. Mit diesen Beobach-

tungen wurde versucht, eine mittelalterliche Quelle, die in erster Linie

eine Rechtsquelle ist, einmal ein Stück über den eigentlichen Rechts- inhalt zu heben. Die Fragen �wann", �wo" und in welchem Umfeld Urkunden eigentlich inszeniert wurden erscheinen im Zusammenhang

einer �Kulturgeschichte der Urkunde" oftmals unterbewertet worden

zu sein. Dies rechtfertigt auch die Beschäftigung mit Urkunden im gro- ßen Themenkomplex der Chronologie und Memoria. Das Bestreben des mittelalterlichen Menschen, seine Handlungen der Nachwelt zu überliefern und darüber hinaus den genauen Zeitpunkt seiner Hand- lungen nachvollziehbar erscheinen zu lassen, verfeinerte die Datierung

in den Urkunden über die Jahrhunderte. Die mittelalterlichen Urkun- den nur als Rechtsquellen zu sehen, greift zu kurz. So meinte bereits

Heinrich Fichtenau: �Ein Geistlicher der königlichen Kapelle, der ein Diplom schrieb, hätte es wahrscheinlich abgelehnt, darin ein rein juri- disches Schriftstück, im Sinne unseres eigenen, säkularisierten Rech-

tes, zu sehen" (Fichtenau 1977: 15).

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