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RAUMENTWICKLUNG JAHRESBERICHT 2017

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RAUMENTWICKLUNGJAHRESBERICHT 2017

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2017

IMPRESSUM

Raumentwicklung 2017Jahresbericht VLP‑ASPAN 2017

Herausgeberin:

Schweizerische Vereinigung

für Landesplanung

Sulgenrain 20

CH-3007 Bern

Tel. +41 (0)31 380 76 76

info@ vlp-aspan.ch

www. vlp-aspan.ch

Redaktionsleitung: Lukas Bühlmann, Annemarie Straumann

Mitarbeit: Eloi Jeannerat, Rémy Rieder, David Steiner,

Felix Wyss, Heidi Haag

Übersetzung: Susanne Alpiger

Layout: Ludwig Zeller

© VLP-ASPAN

Nachdruck von Texten, Grafiken und Abbildungen

unter Angabe der Quelle erlaubt.

Auflage:

2‘250 Ex. Deutsch / 1‘250 Ex. Französisch

Fotos Titelseiten

Alt und Neu: Im Jahr 2017 setzte sich die VLP-ASPAN intensiv

damit auseinander, ob und wie der Ortsbildschutz und die

Verdichtung miteinander auskommen.

Titelbild: Das zur Identität von Rüti ZH gehörende alte Haus

steht Tür an Tür zu einem Neubau. (Foto: A. Straumann,

VLP-ASPAN)

Seite 3: In der Weissensteinsiedlung in Bern gab es wegen

des ISOS und Gebäude-Renovationen Streit. (Foto: F. Wyss,

VLP-ASPAN)

Seite 55: An der Rue du Rôtillon in Lausanne treffen die far-

bigen neuen Gebäude auf die historischen Bauten (rechts) an

der Rue de Bourg, die im ISOS vermerkt sind. (Foto: A. Beuret,

VLP-ASPAN)

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VLP‑ASPAN

VORWORT

Walter Straumannehemaliger Regierungsrat des Kantons Solothurn,Präsident der VLP-ASPAN

Mit Schwung und neuem Namen in die Zukunft

Mit der vieldeutigen Formel «Die Raumplanung hat ihre schwie-rigste Vergangenheit noch vor sich» hat der damals zuständige Bundesrat Moritz Leuenberger sein Referat an der Tagung «25 Jahre RPG» vom 19. August 2004 überschrieben. Das Gesetz werde mit Sicherheit «Ergänzungen und Anpassungen brauchen, damit wir die Vielfalt der Schweiz (...) erhalten können.» Ob er schon ahnte, dass Jahre später, in der Volksabstimmung vom 3. März 2013, eine einschneidende Gesetzesrevision mit 63 Pro-zent angenommen werden würde?

Raumplanung findet seit dieser Abstimmung und der Inkraft-setzung des neuen RPG am 1. Mai 2014 anders statt als vorher. Das Programm heisst heute Innenentwicklung. Baugebiete wer-den besser genutzt, Nutzungsreserven ausgenutzt, Landschaf-ten konsequenter geschont und Siedlungsqualitäten gefördert. Innenentwicklung solle «Raumgeborgenheit» vermitteln, sagen aufgeschlossene Planer. Banale Raumplanung, durch die Sied-lungsgebiete der Einfachheit halber erweitert werden, ist fast überall verpönt.

Mit der Gesetzeswirklichkeit hat sich auch die Arbeit unserer Ge-schäftsstelle verändert. Die Beratungsdienste (Dialog Siedlung, Netzwerk Altstadt, Hausanalyse) wurden ausgebaut. Schon vor dem 1. Mai 2014. Der klare Wille von Volk und Ständen hat dem Auftrag, Kantone und Gemeinden bei der Innenentwicklung zu unterstützen, zusätzliche Bedeutung verliehen. Für die Beratungs-dienste stehen der Geschäftsstelle heute 20 private Expertinnen und Experten zur Seite. Der «Impuls Innenentwicklung», den der Bund bis 2020 mit jährlich 550’000 Franken mitfinanziert, wird umgesetzt. Der Impuls ist eine willkommene Hilfe. Er dient etwa dazu, künftige Planungsfachleute und Gemeinderatsmitglieder weiterzubilden.

Dem zeitgemässen Auftritt, und dem Bedürfnis des Verbandes, als Beratungs- und Kompetenzplattform für Kantone und Gemein-den verstanden zu werden, soll auch der neue Name Ausdruck verleihen. Der Vorstand hat sich für die Marke «EspaceSuisse» entschieden, mit der Baseline in den Landessprachen «Verband für Raumplanung», «Association pour l’aménagement du ter-ritoire», «Associazione per la pianificazione del territorio». Der neue Name wurde von den Mitgliedern an einer ausserordent-lichen Versammlung gutgeheissen und soll am Jubiläumskongress vom 29. Juni 2018 publik werden. An diesem Tag soll auch die rätoromanische Bezeichnung «Associaziun per la planisaziun dal territori» dazukommen, wenn ihr die Mitgliederversammlung zustimmt.

Wie wenn wir es selber geplant hätten, ist unser Direktor Lukas Bühlmann als treibende Kraft der Neuerungen am 24. Novem-ber 2017 mit der Ehrendoktorwürde der Universität Basel aus-gezeichnet worden. Wir sind stolz auf ihn. Ich gratuliere ihm zur Auszeichnung.

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2017

INHALT

Raumentwicklung 2017

Agglomerationen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4Bau- und Planungsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5Bauen ausserhalb der Bauzone. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8Bundesplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10Demografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12Energie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13Gemeindefusionen & Kantonswechsel . . . . . . . . . . . . . . . 15Geoinformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16Heimatschutz & Denkmalpflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17Immobilienmarkt & Wohnungsbau. . . . . . . . . . . . . . . . . . 18Internationale Zusammenarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20Kantonale Planung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21Klimawandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23Kommunikation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26Kulturlandschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27Landwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28Ländliche Räume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29Lehre und Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30Nachhaltige Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31Naturgefahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32Natur & Landschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33Raumbeobachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36Siedlungs entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37Stadtentwicklung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40Tourismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41Umweltschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42Verkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45Wald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50Zweitwohnungsbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51

Personelles. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52

Jahresbericht 2017

Verbandsorgane . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56Aufgaben des Verbandes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56Vorstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56Wichtige Geschäfte des Vorstands . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56Beirat. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58Themenschwerpunkte des Beirats . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59Mitgliederversammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59Geschäftsstelle. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59Sektionen und angeschlossene Organisationen . . . . . . . . 60Mitglieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

Finanzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64

Beratung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65

Beratungsangebot DIALOG SIEDLUNG . . . . . . . . . . 67

Information / Publikationen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

Dokumentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71

Weiterbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73Tagungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74Kurse und Seminare. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75

Vernetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76Vernetzung in der Schweiz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76Internationale Kontakte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77Referatstätigkeit und Öffentlichkeitsarbeit . . . . . . . . . . . . 78

Erfolgsrechnung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80Bilanz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81Bericht der Revisionsstelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82

Danke schön! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83

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RAUMENTWICKLUNG 2017

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2017 RAUMENTWICKLUNG

AGGLOMERATIONEN

Aus der TAK wird die TK: die Tripartite KonferenzDer Bund, die Kantone, die Städte und Gemeinden dehnen ihre Zusammenar-beit im Rahmen der bisherigen Tripartiten Agglomerationskonferenz (TAK) auf die ländlichen Räume aus. Deren Vertreter forderten dies schon seit Jahren. Mit dem Ausbau ändert die TAK ihren Namen: Die TAK wird neu zur «Tripartiten Konferenz», kurz TK.Die TK wird sich weiterhin mit national raumrelevanten Themen befassen, die alle drei staatlichen Ebenen betreffen. Neues Ziel hingegen ist, eine gemeinsame Politik für die Agglomerationen, die ländlichen Räume und die Berggebiete zu entwickeln.Die Schwerpunkte der TK in den Jahren 2017 bis 2021 sind die gemeindeüber-

greifende Raumentwicklung, Finanzfra-gen und die Siedlungsentwicklung nach innen. Angestossen wurde unter dem Titel «Kohärente Raumentwicklung in Stadt-Land übergreifenden Regionen» ein Pro-jekt, das darauf abzielt, die Akteure auf allen staatlichen Ebenen für die Potenziale der Zusammenarbeit zu sensibilisieren. Anhand konkreter Beispiele soll gezeigt werden, wie durch Zusammenarbeit im funktionalen Raum Entwicklungschancen besser genutzt und Aufgaben effizienter erfüllt werden können. Dabei sollen die Rollen und Beiträge von Bund, Kantonen, Städten und Gemeinden zwecks einer ko-härenten Raumentwicklung geklärt wer-den. Ein Thema der TK bleibt weiterhin die Ausländer- und Integrationspolitik.www.tripartitekonferenz.ch

Ja zu NAF sichert die AgglomerationsprogrammeVolk und Stände nahmen am 12. Februar 2017 den Nationalstrassen- und Agglo-merationsverkehrs-Fonds (NAF) an. Der NAF wird jährlich mit 5 Milliarden Fran-ken alimentiert und finanziert in Zukunft den Ausbau und Unterhalt der National-strassen sowie 30 bis 50 Prozent der Ko-sten von Agglomerationsprogrammen. Die neue Finanzierung ermöglicht es, die Agglomerationsprogramme unbefristet

Die Stadt Dietikon ist eine klassische

Agglomeration im Kanton Zürich. Sie ist

Teil des Agglomerationsprogramms

Limmattal.

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orta

ir.ch

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VLP‑ASPAN

wei ter zuführen. Von Bundesbeiträgen profitieren Ag glo merationen, die mit ihren Agglo me ra tions pro gram men die Verkehrs- und Siedlungs entwicklung aufeinander abstimmen.Von April bis Juni führte der Bundesrat eine Vernehmlassung zu den erforderlichen Anpassungen der Verordnung durch. Der NAF trat ab dem 1. Januar 2018 gestaffelt in Kraft.Bis Ende 2016 waren beim Bund 37 Ag-glomerationsprogramme der dritten Ge-neration eingereicht worden. Welche Pro-jekte der Bund effektiv mitfinanziert, wird 2018 entschieden. Eingegebene Projekte wurden bisher vom Infrastrukturfonds fi-nanziert. Weil er bis 2028 befristet ist und zudem zur Neige geht, wurde er abgelöst vom oben erwähnten unbefristeten NAF.www.astra.admin.ch > Themen > Strassen-

finanzierung > NAF

www.agglomerationsprogramme.ch

Wie Problemquartiere entwickeln?Das Programm «Projets Urbains – Gesell-schaftliche Integration in Wohngebieten» ging 2015 nach acht Jahren zu Ende. Innerhalb von zwei Pilotphasen verbes-serten die fünf beteiligten Bundesstellen zusammen mit den lokalen Behörden, fachübergreifenden Teams und den Quar-tierbewohnenden die Lebensqualität und die Integration in Wohnquartieren. 16 Ge-meinden nahmen am Programm teil.Der Bund gab dazu 2017 zwei Ergebnis-Publikationen heraus: Das «Handbuch Quartierentwicklung» dient als Arbeits-hilfe. Es beschreibt Auslöser und Wir-kung der Quartierentwicklung, nennt die Grundsätze und das Vorgehen. Die gleich-zeitig erschienene Kurzfassung «Quar-tierentwicklung – Chance für Gemeinden und Städte» fasst die wichtigsten Argu-mente für die Quartierentwicklung zu-sammen und zeigt Fallbeispiele aus den Gemeinden.

Im Nachfolgeprogramm «Netzwerk leben-dige Quartiere» bleibt das gewonnene Wissen im Web weiterhin zugänglich.www.are.admin.ch > Städte & Agglomerationen >

Programme und Projekte > Projets urbains

https://lebendige-quartiere.ch

BAU‑ UND PLANUNGSRECHT

Kantonale Gesetzesrevisionen reihen sich aneinander2017 haben wie bereits 2016 viele Kan-tone ihre Planungs- und Baugesetze an das teilrevidierte Raumplanungsgesetz (RPG) angepasst und die rechtlichen Vor aus-setzungen für eine Siedlungsentwicklung nach innen geschaffen. Die Nutzungsre-serven im bestehenden Baugebiet sind auszuschöpfen, bevor am Siedlungsrand neu eingezont wird. Dazu sollen Baulü-cken gefüllt, Siedlungen verdichtet und Industriebrachen umgenutzt werden. Das RPG verlangt von den Kantonen, dass sie Massnahmen zur Baulandmobilisierung treffen. Gleichzeitig sind überdimensio-nierte Bauzonen zu verkleinern und Bau-zonen dorthin zu verschieben, wo sie ge-braucht werden. So sollen der Verschleiss von Kulturland eingedämmt und hohe Er-schliessungskosten (Strassen, öffentlicher Verkehr, Wasser, Abwasser etc.) vermieden werden.Das revidierte RPG verlangt auch, dass die Kantone jene Mehrwerte ausgleichen, die durch blosse Planungsentscheide entste-hen – wenn etwa Landwirtschaftsland ein-gezont wird oder die Ausnutzungsmög-lichkeiten im Baugebiet erhöht werden und dadurch der Bodenpreis zum Vorteil des Eigentümers erheblich steigt. Bei Ein-zonungen sind gemäss RPG mindestens 20 Prozent des Mehrwerts abzuschöpfen (Art. 5 RPG). Die Erträge aus der Mehr-wertabschöpfung sind für die Finanzie-rung von Rückzonungen oder für andere raumplanerische Massnahmen zu verwen-den. Jene Kantone, die noch keinen Mehr-wertausgleich kennen, müssen bis Ende April 2019 die Rechtsgrundlagen dafür schaffen. Andernfalls darf nicht mehr ein-gezont werden.Im Folgenden werden wichtige rechtliche Entwicklungen in den Kantonen herausge-griffen. Insbesondere geht es um die Kan-tone, die 2017 die vom RPG verlangten

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2017 RAUMENTWICKLUNG

Gesetzesrevisionen verabschiedet haben. Dies sind die beiden Appenzell, Glarus, Lu-zern und Nidwalden sowie Uri und Wallis.

Walliser stimmen für das kantonale RPGEin Meilenstein ist erreicht: Der Kanton Wallis hat am 21. Mai 2017 sein kanto-nales Recht an die neuen Anforderungen des RPG angepasst. Gegen die Revision, die der Grosse Rat 2016 verabschiedet hat-te, war das Referendum ergriffen worden.Die Walliser Stimmberechtigten haben das kantonale Ausführungsgesetz zum Raum-planungsgesetz (kRPG) mit 72,9 Prozent angenommen. Der Abstimmung ging eine emotionale Kampagne der Gegner voraus. Im März 2013 noch hatten über 80 Pro-zent der Walliserinnen und Walliser die RPG-Revision abgelehnt. Schweizweit hin-gegen war das RPG deutlich angenommen worden.Mit der Annahme des kRPG konnte der Kanton die Arbeiten am kantonalen Richt-plan weiterführen. Der Grosse Rat hat die-sen im März 2018 beschlossen. Er soll die vom Kanton vorgeschlagene Siedlungs-strategie umsetzen. Rückzonungen sollen «nur» auf rund 1‘100 Hektaren begrenzt werden. Gleichzeitig soll ein weiterer Teil der überdimensionierten Bauzonen einer Reservezone zugewiesen und damit «ein-gefroren» werden. Der Bund hatte diese Sonderlösung bereits vor der kantonalen Abstimmung akzeptiert.www.vs.ch > RPG Raumplanungsgesetz

Diverse Lösungen für die BaulandmobilisierungDank seinem neuen Gesetz kann der Kan-ton Wallis die Baulandhortung wirksam bekämpfen und die Verfügbarkeit von Bauland sicherstellen. Die Gemeinden oder der Kanton verfügen über ein gesetz-liches Kaufrecht, wenn Grundstücke in der Bauzone nicht oder nur ungenügend überbaut werden. Werden sie nicht frist-

gerecht überbaut und wird vom Kaufrecht nicht Gebrauch gemacht, können die Grundstücke ihrer ursprünglichen Nut-zung zugeführt werden.Der Walliser Gesetzgeber ist gar noch ein Stück weiter gegangen: Wenn es das öf-fentliche Interesse rechtfertigt, haben Ge-meinden ein Enteignungsrecht, um Bau-ten oder Gebäude-Gruppen zu erneuern. Dazu muss die Gemeinde einen Sonder-nutzungsplan erlassen, der einen Entwick-lungsperimeter und Flächen festlegt, die zu enteignen sind. Zum Vergleich: Auch im Kanton Glarus können Gemeinden in planerisch festgelegten Entwicklungsge-bieten enteignen.Appenzell Ausserrhoden kennt wie Ap-penzell Innerrhoden ein Kaufrecht an neu eingezonten Grundstücken. Unter bestimmten Voraussetzungen wird das Kaufrecht auf bestehende, unüberbaute Grundstücke innerhalb der Bauzone aus-geweitet. Möglich sind je nachdem auch entschädigungslose Auszonungen.Diese zweite Lösung hat der Kanton Uri gewählt. Neueinzonungen werden rück-gängig gemacht, wenn das Land nicht in-nert einer bestimmten Frist überbaut wird. Der Kanton Nidwalden kennt eine ähn-liche Lösung: Allerdings werden hier auch alle bereits früher eingezonten, nicht über-bauten Grundstücke von über 3‘000  m2 ausgezont.www.vlp-aspan.ch > Themen >

Baulandmobilisierung

Bundesgericht sanktioniert Freiburger GesetzgeberDie VLP-ASPAN hat eine Übersicht über die bereits ergriffenen oder geplanten Massnahmen der Kantone zur Bekämp-fung der Baulandhortung erstellt. Sie zeigt den Kantonen, wie der Bundesauftrag zur Baulandmobilisierung im Sinne von Artikel 15a RPG erfüllt werden kann.Allerdings sollte ein Kanton die Massnah-men anderer Kantone nicht ohne weiteres

übernehmen: Nicht immer erfüllen diese die Anforderungen des RPG.Im Juli 2017 hielt das Bundesgericht in einem Urteil fest, dass der Kanton Frei-burg sein Raumplanungs- und Baugesetz überarbeiten muss. Der kantonale Ge-setzgeber habe darin keine genug wirk-samen Massnahmen zur Bekämpfung der Baulandhortung im Sinne von Artikel 15a RPG getroffen. Problematisch ist laut den Lausanner Richtern, dass das Kaufrecht für nicht überbaute Grundstücke auf Ar-beitszonen von kantonaler Bedeutung be-schränkt ist, also nicht für alle Bauzonen gilt. Auch sonst sei die Regelung unzurei-chend: Die zuständige Planungsbehörde (Gemeinde) habe keine Möglichkeit, den Grundeigentümern – unter Berücksichti-gung des Einzelfalls – eine Frist zur Über-bauung ihrer Parzellen zu setzen. Ganz im Gegenteil, das kantonale Recht ermögli-che eine Bauverpflichtung erst nach einer Wartefrist von zehn Jahren, nachdem die Grundstücke in die Arbeitszone eingezont worden seien.www.bger.ch > Rechtsprechung > Leitentscheide

> BGE 143 II 476

Mehrwertabgabe: Zögerliche UmsetzungBeim Mehrwertausgleich sind die oben ge-nannten Kantone und der Kanton Luzern weiter gegangen, als es die Mindestrege-lung des Artikel 5 Absatz 1bis RPG ver-langt. In diesen Kantonen können auch in anderen Fällen als nur bei Einzonungen Mehrwertabgaben verlangt werden. In den Kantonen Wallis, Uri und Appenzell Ausserrhoden wird auch bei Um- oder Aufzonungen eine Mehrwertabgabe erho-ben, in Glarus und Appenzell Innerrhoden bei Abparzellierungen im Sinne des bäuer-lichen Bodenrechts.Diese Kantone kennen einen Abgabesatz von 20 Prozent. Kantone, die nur eine Ab-gabe von 20 Prozent bei Neueinzonungen vorsehen, erfüllen den seit 1980 im Ge-

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VLP‑ASPAN

setz enthaltenen Auftrag zum Mehrwert-ausgleich jedoch nur ungenügend. Denn dieser verlangt, «erhebliche» planungsbe-dingte Vor- und Nachteile «angemessen» auszugleichen (Art. 5 Abs. 1 RPG; siehe Jahresbericht 2016). Die Gemeinden in den Kantonen Luzern, Glarus und Ap-penzell Ausserrhoden haben jedoch die Möglichkeit, den Mehrwertausgleich ver-traglich zu regeln. Statt einer Geldleistung kann auch eine Sach- oder Dienstleistung vorgesehen werden.Gemäss Bundesgesetzgeber sollen Baga-tellbeträge von der Abgabe ausgenom-men werden. In den Kantonen Wallis und Glarus wird die Höhe des von der Abga-bepflicht ausgenommenen Mehrwerts auf dem Verordnungsweg festgelegt. In den beiden Appenzell sieht das Gesetz vor, dass Mehrwerte unter 20‘000 Franken ab-gabefrei sind. In Uri und Nidwalden wird auf Flächen unter 50 m2 keine Abgabe erhoben. Im Kanton Luzern sind sowohl Einzonungen unter 300 m2 als auch Mehr-werte unter 100‘000 Franken von der Mehrwertabgabe ausgenommen.Die VLP-ASPAN hat für den Mehrwert-ausgleich eine Übersicht über die von den Kantonen geplanten oder bereits in Kraft getretenen Vorschriften erstellt.www.vlp-aspan.ch > Themen >

Mehrwertausgleich

Freibetrag von 100‘000 Franken ist zu hochEinzelne Regelungen zum Mehrwertaus-gleich, welche die Kantone verabschiedet oder geplant haben, müssen schon ange-passt werden. Der Grund liegt in einem Entscheid des Bundesgerichts vom August 2017. Damals hat das Gericht die Be-schwerde zweier Privatpersonen aus dem Tessin gutgeheissen. Sie hatten beanstan-det, das kantonale Gesetz nehme Mehr-werte von weniger als 100‘000 Franken von der Abgabe aus und verletze damit Bundesrecht. Das Bundesgericht gab ih-

nen Recht. Die Befreiung von der Abgabe müsse sich auf Bagatellfälle beschränken. Ein Betrag von 100‘000 Franken gehe weit über einen Bagatellbetrag hinaus.www.bger.ch > Rechtsprechung > Leitentscheide

> BGE 143 II 568

RPG 2: Bund präsentiert neuen GesetzesentwurfNachdem der Bundesrat mit seinem er-sten Entwurf zur 2. Revision des Raum-planungsgesetzes (RPG 2) gescheitert war, nahm er im Sommer 2017 einen neuen Anlauf. Am 22. Juni 2017 schickte er ei-nen neuen Vorschlag für ein RPG 2 in die Vernehmlassung, die bis Ende August 2017 dauerte.Den Schwerpunkt der Revision bildet das Bauen ausserhalb der Bauzonen (> Kap. Bauen ausserhalb der Bauzonen). Der Gesetzesentwurf beinhaltet aber auch andere Bereiche. So soll der Untergrund (über einen Planungsgrundsatz) neu ex-plizit Gegenstand der Raumplanung wer-den. Zudem soll im Gesetz der Grundsatz verankert werden, dass Bund, Kantone und Gemeinden in funktionalen Räumen zusammenarbeiten.Im Entwurf wird die Planungspflicht von Artikel 2 RPG durch die klare Forderung einer Interessenabwägung ergänzt. Damit soll auf die grosse Bedeutung der Interes-senabwägung in der Raumentwicklung hingewiesen werden.Der Kulturlandschutz wurde vom Revi-sionsentwurf des RPG abgekoppelt. Sein besserer Schutz soll über eine Anpas-sung des Sachplans Fruchtfolgeflächen erfolgen.Zum neuen Entwurf wurden verschiedene Stimmen laut. Die Stiftung Landschafts-schutz Schweiz (SL) befürchtet «gefähr-liche Erweiterungen der Ausnahmen ausserhalb der Bauzonen». Der Hausei-gentümerverband (HEV-APF) lehnt die Re-vision grundsätzlich ab.

Der Bundesrat wird nun auf der Grund-lage der Resultate der Vernehmlassung den definitiven Entwurf des RPG 2 erar-beiten und die dazugehörige Botschaft verabschieden.www.are.admin.ch > Raumentwicklung & Raum-

planung > Raumplanungsrecht > Revision RPG

Bundesrat will Lex Koller modernisierenSeit längerer Zeit will der Bund das aus dem Jahre 1983 stammende Bundesge-setz über den Erwerb von Grundstücken durch Personen im Ausland (Lex Koller) revidieren. Im Frühling 2017 hat er ei-nen Vorschlag in die Vernehmlassung geschickt.Der Revisionsentwurf soll das Gesetz «mo-dernisieren», schreibt der Bundesrat in sei-nem Bericht. Es sollen Lücken geschlossen, der Vollzug verbessert und der administra-tive Aufwand verringert werden. Weiter sollen Staatsangehörige aussereuropä-ischer Länder Zugang zu Genossenschafts-wohnungen erhalten.Der Gesetzesentwurf will jedoch den Erwerb von Gewerbe-Immobilien oder Wohnimmobiliengesellschaften durch Per-sonen aus dem Ausland erschweren. So sollen zum Beispiel Angehörige von Nicht-EU- oder Nicht-EFTA-Staaten ein Haus oder eine Wohnung in der Schweiz als Hauptwohnsitz nur mit einer Bewilligung kaufen dürfen. Geben sie den Wohnsitz in der Schweiz wieder auf, sollen sie die Wohnung oder das Haus innert zwei Jah-ren verkaufen müssen.Weitere Verschärfungen sind vorgesehen: für das Vermieten und Verpachten von Ge-werbeliegenschaften an Ausländer und für finanzielle Beteiligungen von Personen aus dem Ausland an Immobiliengesellschaften.www.bj.admin.ch > Wirtschaft > Grundstücker-

werb durch Personen im Ausland > News

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2017 RAUMENTWICKLUNG

Bund erarbeitet Mustergesetz für die KantoneEnde 2017 hat das ARE eine Musterstruk-tur für ein kantonales Baugesetz publi-ziert. Die Grundlage dieser Musterstruktur hatte Professor Georg Müller zusammen mit einer Begleitgruppe im Auftrag des ARE ausgearbeitet. Bei diesem Dokument handelt es sich um eine Empfehlung. Sie kann als Baukasten verstanden werden, dem die Kantone auch nur einzelne Teile entnehmen können.Bereits 2013 hatte der Bundesrat in einem Bericht über Regulierungskosten von Un-ternehmen in der Schweiz eine solche Mu-sterstruktur vorgesehen. Die Idee war, die Regulierungen im Baubereich zu vereinfa-chen und damit die Regulierungskosten zu reduzieren. Mit gleich oder ähnlich struk-turierten kantonalen Baugesetzen würden die Regelungen leichter gefunden und besser verstanden. Die vorgeschlagene Musterstruktur könnte auch dazu beitra-gen, die Verwaltungs- und Gerichtspraxis zu vereinheitlichen, was der Rechts- und Planungssicherheit dienen würde.Ob die Kantone vom Musterbaugesetz Gebrauch machen, ist unklar. Sie waren aus Gründen der verfassungsrechtlichen Kompetenzordnung (Raumplanung ist Sa-che der Kantone) von der Idee eines sol-chen Musterbaugesetzes durch den Bund nicht begeistert und blieben der Begleit-gruppe fern.www.are.admin.ch > Medien & Publikationen

> Raumplanungsrecht > Musterstruktur für ein

kantonales Baugesetz

BAUEN AUSSERHALB DER BAUZONE

Bauboom ausserhalb der BauzonenLaut RPG soll die Landwirtschaftszone «von Überbauungen weitgehend freige-halten werden». Trotz dieses Grundsatzes grassiert das Bauen ausserhalb der Bauzo-nen. Dies zeigt eine Analyse, die Pro Natu-ra auf Basis der Zahlen des Bundesamtes für Raumentwicklung ARE durchgeführt und 2017 veröffentlicht hat. Anders aus-gedrückt: Die Bauten in Gebieten, die ei-gentlich als Nichtbaugebiete gelten, neh-men stetig zu.Zwar wurden die meisten Bauten im Nicht-baugebiet vor 1972 erstellt. Gleichwohl ist die Siedlungsfläche ausserhalb der Bau-zonen zwischen 1985 und 2009 um 186 km2 gewachsen, schreibt Pro Natura. Be-merkenswert ist, dass die Landwirtschaft selber massgeblich zu diesem Wachstum beiträgt. Ein Drittel des Siedlungsflächen-wachstums auf dem Kulturland geht auf das Konto des landwirtschaftlichen Gebäudeareals.www.pronatura.ch > Medien > 06.06.2017 Neue

Analyse: Ausserhalb der Bauzone boomt das

Bauen

RPG 2: Bund präsentiert Kompensa‑tionsansatzDen grössten Teil der zweiten Etappe der RPG-Revision (RPG 2) macht das Bauen ausserhalb der Bauzonen aus. Denn dieser Bereich stellt die Raumplanung vor He-rausforderungen. Im entsprechenden Ka-pitel des Vernehmlassungsentwurfs vom Sommer 2017 wurden am meisten Ände-rungen vorgeschlagen (> Kap. Bau- und Planungsrecht).Zentral im Entwurf des RPG 2 ist der «Pla-nungs- und Kompensationsansatz». Die Kantone sollen in der Landwirtschaft, bei der Landschaftsentwicklung und der Tourismusförderung Sonderregelungen festlegen können. Diese können von den Bestimmungen des geltenden RPG über das Bauen ausserhalb der Bauzonen abweichen.

Damit die entsprechenden Mehrnut-zungen den Trennungsgrundsatz nicht aufweichen, verlangt der Revisionsentwurf aber auch, dass sie kompensiert werden. Ausserhalb der Bauzonen sollten insge-samt keine grösseren, intensiveren oder störenderen Nutzungen als bislang ent-stehen. Im kantonalen Richtplan sollen die gewünschten Sonderregelungen und Eckwerte der Kompensationen definiert werden. Umgesetzt würde der Kompen-sationsansatz im Baubewilligungsverfah-ren. Darin müssten Bauwillige nachwei-sen, dass sie Mehrnutzungen mindestens gleichwertig kompensieren (z. B. durch den Abbruch eines zweckentfremdeten Gebäudes).Weitere Änderungsvorschläge betreffen die Speziallandwirtschaftszonen sowie an-dere spezielle Zonen (z.B. Zonen für Tou-rismus, Sport und Erholung, oder für den Materialabbau und Deponien).Der Entwurf enthält zudem neue Bestim-mungen zur hobbymässigen Kleintierhal-tung und eine Beseitigungsauflage für neue Bauten und Anlagen, wenn sie für den vorgesehenen Zweck nicht mehr be-nötigt werden.www.are.admin.ch > Raumentwicklung & Raum-

planung > Raumplanungsrecht > Revision RPG

Maiensässe stehen unter DruckIm September 2017 hat der Ständerat eine Motion seiner Kommission für Um-welt, Raumplanung und Energie (UREK-S) verabschiedet und damit dem Entwurf der 2. RPG-Revision des Bundesrates vorge-griffen. Die Motion will Umnutzungen von Maiensässen, Stadeln, Ställen, Scheunen und weiteren landwirtschaftlichen Bauten erleichtern (17.3358). Sie stellt eine Art Gegenentwurf zu zwei Standesinitiativen der Kantone Graubünden und Wallis dar. Diese verlangten, dass nicht mehr benöti-gte landwirtschaftliche Bauten sorgsam zu Wohnzwecken umgenutzt werden kön-nen (16.308 und 16.310). Der Ständerat

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hat die beiden Initiativen abgelehnt, da sie ihm zu weit gehen.Laut der Motion soll der Bundesrat das Raumplanungsrecht so ändern, dass die Kantone die Umnutzung nicht mehr be-nötigter landwirtschaftlicher Bauten aus-serhalb der Bauzone zur Wohnnutzung zulassen können. Dazu müssen sie im Richtplan eine entsprechende Grundla-ge vorsehen, welche die übergeordneten Ziele und Grundsätze der Raumplanung berücksichtigt.Anfang 2018 hat sich der Nationalrat der Haltung des Ständerates angeschlossen,

den Motionstext aber geändert. Der Natio-nalrat will, dass die neue Regelung «zu einer Verbesserung der Gesamtsituation bezüglich Natur, Kultur, Landschaft und Landwirtschaft führt». Die Kommission des Ständerats wiederum ist der Ansicht, dass diese Änderung das Motionsanliegen zu stark einschränkt – und dieses gar aus-höhlt. Es würden unklare, nicht messbare Elemente eingeführt, die schwer umsetz-bar seien. www.parlament.ch > Motion > Umnutzung nicht

mehr benötigter landwirtschaftlicher Bauten zur

Wohnnutzung (17.3358)

Überschreitet der Bund seine Kompetenzen?Gehen die Bestimmungen über das Bau-en ausserhalb der Bauzonen im RPG über das hinaus, was der Bund norma-lerweise regeln dürfte? Diese Frage stellt sich immer wieder. Der Bund hat im Be-reich der Raumplanung lediglich eine Grundsatz-Gesetzgebungskompetenz.In einem Rechtsgutachten zuhanden des ARE kam der Rechtsprofessor Alain Griffel im Jahr 2017 zum Schluss, dass die Regeln teilweise über eine Grundsatz-Gesetzge-bung hinausgehen. Dies insofern, als das RPG Spezialnutzungen ausserhalb der Bauzonen für die gesamte Schweiz regelt, ohne zwischen den einzelnen Landesteilen zu differenzieren oder eine Differenzie-rung zuzulassen.

Bauernhof mit Miststock in Grächen VS.

Entsteht daraus schon bald eine exklusive

Wohnung?

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Laut Professor Griffel hält sich der Bund jedoch in weiten Teilen des RPG an die Schranken der Grundsatz-Gesetzgebungs-kompetenz. Dies gilt namentlich für die neuen Vorschriften zu den Bauzonen (Art. 15 RPG), aber auch für die Vorschriften über die Richt- und Nutzungsplanung, den Vor- und Nachteilsausgleich, die Bauland-mobilisierung sowie die Vorschriften zum Verfahren und Rechtsschutz.www.are.admin.ch > Medien & Publikationen >

Publikationen > Raumplanungsrecht

www.vlp-aspan.ch/de/aktuell > News vom

05.10.2017

ARE klärt BewilligungspraxisParallel zur Erarbeitung des RPG 2 stellte das ARE fest, dass die Bewilligungsbehör-den des Kantons Bern Artikel 24c RPG zu grosszügig anwenden. Dieser umschreibt die zulässigen Änderungen bei bestehen-den Wohnbauten ausserhalb der Bauzo-ne. Seit der Revision im Jahr 2011 ist der Artikel auf eine erheblich grössere Anzahl Wohnbauten ausserhalb der Bauzone an-wendbar. Der Gesetzgeber hatte deshalb, und aus Sorge um einen Identitätsverlust von traditionellen Kulturlandschaften, die qualitativen Anforderungen an bauliche Massnahmen bezüglich dieser Bauten erhöht. Weil diese Bestimmung im Kanton Bern aber ungenügend berücksichtigt wurde, intervenierte das ARE im August 2016 beim Kanton und verlangte eine teilweise Korrektur der Bewilligungspraxis.Ein Jahr später überprüfte das ARE mit Vertretern der Berner Justiz-, Gemeinde- und Kirchendirektion die erteilten Wei-sungen, u.a. mittels Ortsbesichtigungen und Gesprächen mit verschiedenen Behör-den. Dabei zeigte sich, dass den Kantonen vor allem bei Veränderungen am äusseren Erscheinungsbild, die für eine zeitgemässe Wohnnutzung nötig sind, grössere Spiel-räume gewährt werden können. Um etwa ungenügende Raumhöhen an moderne

Bedürfnisse anzupassen, sind in gewissen Fällen Dachaufbauten oder Anhebungen des Kniestockes zulässig, wenn die erfor-derlichen Massnahmen nicht innerhalb des bestehenden Gebäudevolumens reali-siert werden können.www.are.admin.ch > Medien & Publikationen >

Medienmitteilung vom 14. September 2017

Neuer Praxiskommentar der VLP‑ASPAN erschienenDie Bestimmungen des RPG über das Bau-en ausserhalb der Bauzonen sind fachspe-zifisch und komplex. Es ist schwierig, sich in diesem Regelungswald zurechtzufinden. In den letzten 20 Jahren wurden die Be-stimmungen zudem mehrfach geändert. Deshalb war es aus Sicht der VLP-ASPAN nötig, diese Bestimmungen neu zu analy-sieren und zu kommentieren.Das Arbeiten mündeten in den zweiten Band des «Praxiskommentars RPG» der VLP-ASPAN, der 2017 erschienen ist. Darin werden zuerst der Grundsatz der Trennung von Baugebiet und Nichtbaugebiet sowie die landwirtschaftspolitischen Hintergrün-de, die zur heutigen Rechtslage führten, dargestellt. Dann werden die einzelnen Gesetzesartikel zu zonenkonformen Bau-ten und Anlagen in der Landwirtschaftszo-ne und zu den Ausnahmetatbeständen für zonenfremde Nutzungen kommentiert.www.vlp-aspan.ch > Information > Praxiskom-

mentar RPG

BUNDESPLANUNG

Sachplan‑Teil zum Autobahnnetz liegt endlich vorDer Bund publizierte im Februar 2017 den Entwurf des lange fälligen Teils «Infra-struktur Strasse» (SIN) des Sachplans Ver-kehr. Er dient Kantonen, Gemeinden und Bund dazu, ihre räumlichen Planungen zu koordinieren.Der Teil «Infrastruktur Strasse» nennt die Grundsätze für die Planung der National-strassen: Der Bund zeigt darin, wo in Zu-kunft mit welchen Nationalstrassenbauten zu rechnen ist. Thematisiert werden die Engpassbeseitigung, aber auch LKW-Abstellanlagen, Lärmschutz und weitere Bundesaufgaben, sowie Störfallvorsorge, Wildtierkorridore und Schnittstellen zu Langsamverkehrsanlagen. Der Entwurf stammt aus der Feder der beiden Bunde-sämter für Strassen ASTRA und Raument-wicklung ARE.Das Nationalstrassennetz wurde in den 1950er und 1960er Jahren geplant. Es ist heute zu 96 Prozent fertiggestellt. Zur Hauptsache geht es darum, dieses Netz funktionsfähig zu erhalten. Dazu gehört die Beseitigung von Engpässen, um Staus vorzubeugen. Punktuell soll das Netz auch erweitert werden, wobei der Zersiedelung kein weiterer Vorschub geleistet werden soll (SIN, S. 16).Der Teil «Infrastruktur Strasse» besteht aus einem Konzeptteil sowie aus 12 Objekt-blättern. Letztere befassen sich mit den 12 Regionen der Schweiz. Sie entsprechen den Handlungsräumen des Raumkonzepts Schweiz von 2012.Die Kantone konnten sich bis 23. Juni 2017 im Rahmen einer Anhörung zum Entwurf äussern. Der Bund will sicherstel-len, dass die Koordination mit den kanto-nalen Richtplänen erfolgt. Die Resultate der Anhörung waren bis Ende 2017 noch unbekannt.www.sachplan.ch > Verkehr > Teil Infrastruktur

Strasse

Vgl. auch: VLP-ASPAN, RAUM & UMWELT 2/2014

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VLP‑ASPAN

Sachplan Asyl: Kantone und Gemeinden werden angehörtFür Vorhaben des Bundes, die sich erheb-lich auf Raum und Umwelt auswirken, ist ein Sachplan nötig. So auch im Bereich Asyl. Im Dezember 2017 hat der Bund seinen ersten «Sachplan Asyl» verab-schiedet. Dieser ist nun für alle Behörden verbindlich.Der «Sachplan Asyl» legt die Standorte der neuen Bundesasylzentren fest und schafft die Grundlage für die Bewilligungsverfah-ren. Der Bund plant demnach Asylzentren in sechs Regionen. Einige Standorte sind jedoch umstritten, wie die Anhörung der Kantone und betroffenen Gemeinden im Frühling 2017 zeigte. Deshalb hat der Bundesrat erst 13 von 18 geplanten Stand-orten für Asylzentren festgelegt. In der Westschweiz (VD,VS), der Zentralschweiz, und im Kanton Bern geht die Suche nach Standorten weiter.Mit dem revidierten Asylgesetz, das die Bevölkerung im Juni 2016 deutlich ange-nommen hat, werden die Asylverfahren markant beschleunigt. Eine Voraussetzung für diese beschleunigten Verfahren sind neue Asylzentren des Bundes, in denen alle Personen und Organisationen, die am Asylverfahren beteiligt sind, unter einem Dach arbeiten.www.sem.admin.ch/sachplanasyl

Revidierter Sachplan definiert Raumansprüche des MilitärsDer «Sachplan Militär» von 2001 ist um-fassend revidiert worden. Im Dezember hat der Bundesrat den neuen Programm-teil beschlossen, der damit für alle Behör-den verbindlich ist. Der Sachplan bildet das neue Stationierungskonzept der Ar-mee ab, das eine Reduktion der Infrastruk-tur vorsieht. Im neuen Sachplan Militär sind die übrig bleibenden Standorte und die Nutzung der militärischen Infrastruk-tur definiert. Der Sachplan sorgt dafür, dass diese Standorte – wie Waffen- und

Flugplatz Dübendorf: Anwohner wollen Alternativkonzept Die Armee wird sich vom Militärflugplatz Dübendorf ZH zurückziehen. Der Bundes-rat will ihn als ziviles Flugfeld für die Ge-schäftsfliegerei nutzen. So hat er es 2014 entschieden. Dagegen wehren sich drei Gemeinden in Flughafennähe. Sie haben im Januar 2017 beim Bund ein Alternativ-konzept für einen «historischen Flugplatz mit Werkflügen» eingereicht. Der Bundes-rat aber hat es zurückgewiesen, u.a. we-gen unsicherer Finanzierbarkeit.Im September stellten drei Anrainerge-meinden ihren Standpunkt nochmals klar: Dübendorf, Volketswil und Wangen-Brüttisellen ZH wollen keine Businessflüge und keinen Lärm. Sie liessen ihre Stimm-bevölkerung über das Alternativkonzept abstimmen, das klare Mehrheiten erhielt. Mehr als ein Signal nach Bern ist das Ab-stimmungsergebnis allerdings nicht.Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) wird bis 2019 ein SIL-Objektblatt zum Flug-feld Dübendorf ausarbeiten. Der Kanton und die Gemeinden werden einbezogen.Der Bundesrat plant, nicht mehr benötigte Militärflugplätze für die zivile Fliegerei zu öffnen, da neue Flugplätze in der Schweiz kaum mehr realisierbar sind.www.bazl.admin.ch > Suche: Flugplatz Dübendorf

Sachplanung wirktDer Bund beurteilt seine Sachplanung mehrheitlich positiv: Die Sachpläne er-füllten ihren Zweck grundsätzlich, hielt der Bund in einer Selbstanalyse 2017 fest. Sie ermöglichen eine bessere Koordination von raumwirksamen Planungen zwischen Bund, Kantonen und Gemeinden. Verbes-serungsbedarf gibt es dennoch: in der Zu-sammenarbeit Bund-Kantone und bei der bundesinternen Koordination.Die Selbstanalyse im Bericht «Evaluation der Sachplanung des Bundes» wurde un-ter Leitung des ARE erstellt. Auslöser war ein parlamentarischer Vorstoss von FDP-

Schiessplätze, Logistikzentren und Militär-flugplätze – raumplanerisch gesichert sind. Die Bedingungen zur Nutzung der einzel-nen Standorte werden in einem späteren Verfahren festgelegt (Anpassung Objekt-blätter; frühestens ab Mitte 2018).www.vbs.admin.ch/de/themen/raumplanung-

immobilien.html

Flughafen Genf wird auf Passagier‑zunahme vorbereitetDas Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) hat im November die Anhörung zum Ob-jektblatt des «Sachplans Infrastruktur der Luftfahrt» (SIL) für den Flughafen Genf eröffnet.Das SIL-Objektblatt für den Flughafen Genf steckt den Rahmen für den Betrieb und für die Entwicklung der Infrastruktur des Flug-hafens Genf bis ins Jahr 2030 ab. Erwartet wird ein Passagierwachstum: Im Jahr 2030 soll es in Genf 236 000 Flugbewegungen pro Jahr und 25 Millionen Passagiere ge-ben. Das Objektblatt definiert, wie die Flughafen-Infrastruktur anzupassen ist, und zeigt Gebiete mit Lärmbelastung.www.bazl.admin.ch > Infrastruktur

Flughafen Zürich: Bundesrat setzt die LeitplankenAuch der Flughafen Zürich stösst an Kapazi-tätsgrenzen. Der Bundesrat hat deshalb im August 2017 ein angepasstes SIL-Objekt-blatt für den Flughafen Zürich (SIL 2) geneh-migt. Damit hat er festgelegt, in welchem Rahmen sich der Flughafen entwickeln darf, auf welchen Routen An- und Abflü-ge erlaubt sind und in welchen Regionen der Fluglärm den Grenzwert überschrei-ten darf. Neu sind (aus Sicherheitsgrün-den) Südstarts bei Bise und Nebel über die Stadtränder Zürichs erlaubt. Der Bundesrat gab auch grünes Licht für zwei Pisten-Ver-längerungen. Die Verlängerungen sind nun planungsrechtlich gesichert.www.bazl.admin.ch/sil

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2017 RAUMENTWICKLUNG

Nationalrat Albert Vitali: Er hatte 2013 mit einem Postulat verlangt, die Sachplanung des Bundes sei zu überprüfen. Der Hinter-grund: Seit 38 Jahren verlangt das Raum-planungsgesetz, dass der Bund grosse, in seine Zuständigkeit fallende Infrastruktur-vorhaben (z.B. Nationalstrassen) in Sach-plänen planerisch festlegt. Einige Bundes-ämter taten sich damit schwer.Mittlerweile wurde jedoch einiges verbes-sert: Auf dem Geoportal des Bundes ist ein webbasiertes Geografisches Informations-system zu den Sachplänen aufgeschaltet, das viel zur besseren Information beiträgt. Grössere Lücken wurden mit der Fertig-stellung der Sachpläne in den Bereichen Landverkehr und Schifffahrt geschlossen.www.parlament.ch > Suche: Postulat 13.3461

DEMOGRAFIE

Die Schweiz zählt 8,4 Millionen EinwohnerDie Bevölkerung der Schweiz ist im Jahr 2016 erneut um 1,1 Prozent gewachsen. Sie zählte zu Jahresbeginn 2017 rund 8,42 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Davon sind rund 2,1 Millionen (25%) Aus-länderinnen und Ausländer. Die Wohnbe-völkerung hatte gegenüber dem Vorjahr um 90‘600 Personen zugenommen.Einen Bevölkerungszuwachs erfuhren 2016 alle Kantone, am stärksten Aargau, Zug und Zürich (je + 1,5 %). Das kleins-te Wachstum verzeichnete Appenzell In-nerrhoden mit (+ 0,2%).Knapp 85% der Bevölkerung lebten Ende 2016 in städtischem Räumen. Rund die Hälfte der städtischen Bevölkerung wohnte dabei in den fünf grössten Ag-glomerationsräumen der Schweiz (Zürich, Genf, Basel, Bern und Lausanne).Zürich (1,5 Mio.) und Bern (1,0 Mio.) sind die bevölkerungsreichsten Kantone der Schweiz. Es folgen Waadt mit 784 822 und Aargau mit 663 462 Einwohnern. Den höchsten Anteil an ausländischen Ein-wohnern haben Genf (40%), Basel-Stadt (36%) und Waadt (34%); die geringsten Anteile Appenzell Innerrhoden (11%) und Uri (12%).www.population-stat.admin.ch

Die Schweizer Bevölkerung altertDie Alterung sowie das Bevölkerungs-wachstum prägen die gesellschaftliche Entwicklung der Schweiz. Die Zunahme der älteren Bevölkerung gegenüber den jungen Generationen stellt die Schweiz vor grosse Herausforderungen. Denn der Anteil der älteren Generationen (65 Jahre und älter) steigt, während jener der jun-gen Menschen (0 bis 19 Jahren) zurück-geht. Die Zahl der über 65-Jährigen stieg von unter 200‘000 im Jahr 1900 auf über 1,5 Millionen per Ende 2016. Diese Bevöl-kerungsgruppe wird auch in den nächsten Jahren wachsen. Eine Überalterung ist die

Folge. Bereits heute kommen auf 100 Per-sonen im erwerbsfähigen Alter (20 bis 64 Jahre) 29 im Pensionsalter.www.bfs.admin.ch > Aktuell > Medienmitteilung

vom 6.4.2017 > Bevölkerungsentwicklung 2016:

Provisorische Ergebnisse

4,6 Millionen Haushalte im Jahr 2045 erwartetDas Bundesamt für Statistik BFS hat 2017 «Szenarien zur Entwicklung der Haus-halte 2017 - 2045» publiziert. Es erwar-tet, dass die Zahl der Privathaushalte ge-mäss «mittlerem Szenario» bis 2045 von 3,7 Millionen auf 4,6 Millionen ansteigen wird. Das entspricht einer Zunahme von 23 Prozent. Am stärk sten nehmen kleine Haushalte zu, d.h. Haushalte mit 1 bis 2 Personen.Ein Rückblick in die Geschichte zeigt den Wandel: Zwischen 1850 und 2017 wuchs die Bevölkerung von 2,4 Millionen auf aktuell rund 8,42 Millionen. In diesem Zeitraum versiebenfachte sich die Anzahl Haushalte, während die Haushaltsgrösse schrumpfte. Noch im Jahr 1920 waren die Haushalte mit sechs oder mehr Personen am stärksten vertreten. Es gab relativ we-nige Einpersonenhaushalte. Die Zahl der Ein- und Zweipersonenhaushalte nahm in den 1930er-Jahren allmählich zu. In den 1960er-Jahren beschleunigte sich dieses Wachstum. Seit 1990 machen die Einper-sonenhaushalte den grössten Anteil der Haushalte aus.Die Haushaltsgrösse hängt von diversen Faktoren ab. So ist die Kinderzahl pro Paar rückläufig. Zudem nahm die Zahl der äl-teren Menschen, die oft alleine oder nur mit Partner leben, aufgrund der höheren Lebenserwartung zu. Daneben wird die Haushaltgrösse von Faktoren wie Heirats-häufigkeit, Familiengründung und stei-gendem Wohlstand beeinflusst. www.bfs.admin.ch > Statistiken finden >

Bevölkerung > Zukünftige Entwicklung >

Haushaltsszenarien

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VLP‑ASPAN

ENERGIE

Volk stimmt für die EnergiewendeDas Schweizer Stimmvolk hat im Mai 2017 das revidierte Energiegesetz mit 58,2 Pro-zent Ja-Stimmen angenommen. Das Ge-setz hat zum Ziel, den Energieverbrauch zu senken, die Energieeffizienz zu erhöhen und die Potenziale der erneuerbaren Ener-gien zu nutzen (Sonne, Wind, Geothermie und Biomasse). Grosse Wasserkraftwerke sollen gefördert werden. Hingegen ver-bietet das Energiegesetz den Bau neuer Kernkraftwerke. Mit dem Energiegesetz wurde auch das Raumplanungsgesetz geändert. Dieses verlangt in Artikel 8b neu, dass die Kan-tone in den Richtplänen die Gebiete und Gewässerstrecken bezeichnen, die sich für die Nutzung erneuerbarer Energie eignen.Das Gesetz trat per 1. Januar 2018 in Kraft. Es ist Teil der «Energiestrategie 2050»

bzw. des ersten Massnahmenpakets des Bundes zur Umsetzung der Strategie.Mit der «Energiestrategie 2050» will der Bund frühzeitig auf die grundlegenden Veränderungen der Energiemärkte reagie-ren können. Ihr Ziel ist auch, den hohen Versorgungsstandard der Schweiz zu er-halten und die energiebedingte Umwelt-belastung zu reduzieren.www.uvek.admin.ch > Energie > Abstimmung

Energiegesetz

www.bfe.admin.ch > Themen > Energiestrategie

2050

«Konzept Windenergie» beschlossenWindenergie soll die Wasserkraft- und So-laranlagen im Land ergänzen. So will es die «Energiestrategie 2050». Auf dem Weg dahin hat der Bundesrat im Juni 2017 das

neue «Konzept Windenergie» genehmigt. Es zeigt, wie Kantone und Gemeinden die Interessen des Bundes beim Planen von Windanlagen zu berücksichtigen haben. Auf Karten ist definiert, wo Anlagen ste-hen könnten und wo sie wegen Einschrän-kungen durch Bundesinteressen (z.B. Schutzgebiete, Inventarobjekte) unzuläs-sig sind. Zudem bezeichnet das Konzept Gebiete mit hohem Windpotenzial.

Drei von vier Windturbinen im höchsten

Windpark Europas, dem Windpark

Gütsch auf 2332 m ü. M. oberhalb von

Andermatt UR. Die vier Windturbinen

auf dem Gütsch erzeugen jährlich rund

4.5 Mio. kWh Ökostrom.

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Für Windturbinen ab 30 Metern Höhe besteht eine Planungspflicht. In Gebieten «mit Einschränkungen durch Bundesinte-ressen» muss die Wind-Nutzung entweder gegen Schutzinteressen abgewogen wer-den, oder sie ist prinzipiell ausgeschlossen. Wertvolle Landschaften wie BLN-Gebiete gelten planerisch grundsätzlich als Aus-schlussgebiet. Das heisst, Windanlagen sind prioritär ausserhalb der BLN-Objekte zu planen. Ausnahmen sind möglich, wenn die Windanlage von nationaler Be-deutung ist, das Produktionspotenzial sehr gross ist und keine Alternativen ausserhalb des BLN-Gebietes bestehen.Mit dem Windkonzept verfügen Planungs- und Projektträger über eine umfassende Planungs- und Entscheidhilfe.Juristisch handelt es sich um ein Konzept gemäss Artikel 13 des Raumplanungsge-setzes, d.h. die Kantone müssen es in ih-ren Richtplänen berücksichtigen. Nach wie vor bleibt es aber Sache der Kantone zu entscheiden, wo sie Standorte für Wind-turbinen festlegen.www.are.admin.ch/windenergie

www.bfe.admin.ch > Themen > Energiestrategie

2050

Neue Wasserkraftanlagen in BetriebAnfang Jahr 2017 waren in der Schweiz 643 Wasserkraft-Zentralen mit einer Lei-stung von jeweils über 300 kW in Betrieb. Das sind 20 mehr als ein Jahr zuvor. Diese Anlagen produzieren jährlich 36‘264 Gi-gawattstunden Strom. Mit Wasserkraft werden rund 56 Prozent des inländischen Stroms erzeugt. Damit ist die Wasserkraft unsere wichtigste einhei-mische Quelle erneuerbarer Energie.48,2 Prozent des Wasser-Stroms werden in Laufwasserkraftwerken, 47,5 Prozent in Speicher- und 4,3 Prozent in Pumpspei-cher-Kraftwerken erzeugt.Der Bund will mit der «Energiestrategie 2050» die durchschnittliche Jahresproduk-

tion von Elektrizität aus Wasserkraft bis im Jahr 2050 auf 38‘600 Gigawattstunden erhöhen.www.bfe.admin.ch > Themen > Wasserkraft

Bundesrat will «Fracking» erlaubenHydraulische Frakturierung («Fracking») soll unter gewissen Bedingungen möglich sein, auch wenn ein Risiko für Erdbeben und Wasserverschmutzung besteht. Dies hat der Bundesrat im März 2017 festge-legt. «Fracking» dient zur Gewinnung von Erdwärme (Geothermie) oder zur Gasför-derung aus dem tiefen Untergrund. Dabei wird Flüssigkeit durch ein Bohrloch ins Gestein gepresst. So erzeugt man Risse, und Gase oder Flüssigkeit können leichter gewonnen werden. Die «Energiestrategie 2050» des Bundes sieht vor, die Geother-mie zu fördern. Die Förderung von Gas mittels Fracking lehnt der Bundesrat aus klimapolitischen Gründen ab. In der Gewinnung von Erd-wärme sieht er jedoch Chancen. Doch ist das Wissen über den schweizerischen Un-tergrund dürftig, und die Kantone hand-haben die Nutzung des Untergrunds sehr unterschiedlich.Der Bundesrat war über ein Postulat der ehemaligen grünen Nationalrätin Aline Trede (13.3108) beauftragt worden, ein Fracking-Moratorium zu prüfen. Diesen Auftrag erfüllte er mit dem oben genann-ten Bericht «Fracking in der Schweiz». Demnach gibt es keinen Grund für ein Technologieverbot, die heutigen rechtli-chen Regelungen auf Bundesebene rei-chen aus. Der Bundesrat würde aber eine einheitliche Vollzugspraxis in den Kan-tonen begrüssen. Würden die umwelt-rechtlichen Vorschriften korrekt vollzogen, sei das Risiko für Mensch und Umwelt vertretbar.www.admin.ch > Medienmitteilungen > Fracking

Nagra reicht Gesuche für Sondier‑bohrungen einDer Bundesrat will nicht nur zwei, sondern drei mögliche Standorte für Atommüll-Tiefenlager vertieft untersuchen lassen. Die Nagra, die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle, hat-te 2015 die Suche nach Standorten über-raschend von sechs auf zwei eingegrenzt: Jura Ost (Bözberg) und Zürich Nordost (Weinland). Das Eidgenössische Nukle-arsicherheitsinspektorat (ENSI) empfahl jedoch, einen dritten Standort vertieft zu untersuchen: die Region Nördlich Lägern (ZH,AG). Im August 2017 hat die Nagra nun Ge-suche für Sondierbohrungen in Nördlich Lägern eingereicht. Für Jura Ost und Zü-rich Nordost hatte sie bereits 2016 Boh-rungen beantragt. Die Bewilligungen für die Bohrungen dürf-ten erst Mitte 2018 vorliegen.Bis die Lagerstätten zur Verfügung ste-hen, dürften noch 40 Jahre vergehen. Das Tiefenlager für schwach- und mittelradio-aktive Abfälle soll gemäss Bund im Jahr 2050, jenes für hochradioaktive Abfälle im Jahr 2060 in Betrieb gehen.www.nagra.ch > Wo entsorgen >

Sondierbohrungen

www.sachplan.ch > Geologische Tiefenlager

Bellinzona fusionierte mit zwölf umlie-

genden Gemeinden, es war das grösste

Fusionsprojekt der Schweiz im Jahr 2017.

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VLP‑ASPAN

Per Mausklick Solarenergiepoten‑zial von Hausfassaden ermittelnEignet sich meine Hausfassade für eine So-laranlage? Diese Frage lässt sich bald ganz einfach für jede Hausfassade der Schweiz beantworten. Die Bundesämter für Ener-gie, für Landestopografie swisstopo und für Meteorologie und Klimatologie haben gemeinsam eine interaktive Anwendung entwickelt. Diese zeigt, wie geeignet die Fassaden von Immobilien sind, um Solar-energie zu produzieren. Auf sonnenfas-sade.ch waren 2017 bereits mehr als die Hälfte des Gebäudebestandes erfasst. Bis Mitte 2019 sollen alle Hausfassaden der Schweiz online abrufbar sein. 2016 hatte das Bundesamt für Energie bereits die interaktive Anwendung son-nendach.ch lanciert. Diese zeigt, welche Dächer für die Nutzung von Solarenergie geeignet sind.www.sonnenfassade.ch

www.sonnendach.ch

GEMEINDEFUSIONEN & KANTONSWECHSEL

Die Schweiz zählt 33 Gemeinden wenigerIm Jahr 2016 waren in der Schweiz 39 von 2‘294 Gemeinden verschwunden. 2017 ging der Bestand weiter zurück: 46 Ge-meinden schlossen sich zu 13 grösseren Verwaltungsgebieten zusammen. Seit dem 1. Januar 2018 gibt es in unserem Land noch genau 2‘222 Gemeinden, 33 weniger als ein Jahr zuvor. Die Schweiz zählt somit rund 680 Gemeinden weni-ger als noch im Jahr 2000. Durchschnitt-lich sinkt der Bestand jährlich um etwa 40 Gemeinden.Die 13 Fusionen fanden in sieben Kan-tonen statt. Am häufigsten fusionierten zwei oder drei Gemeinden zu einer grös-seren Einheit. Dies war im Kanton Grau-bünden dreimal der Fall, in den Kantonen Zürich und Jura je zweimal und im Aargau einmal.Seltener kam es zu Fusionen einer grös-seren Zahl von Gemeinden. Im Kanton

Neuenburg vereinigten sich sechs Gemein-den unter dem Namen La Grande-Béro-che. Im Kanton Tessin verschmolz Bellin-zona mit zwölf umliegenden Gemeinden. Etwas weiter nördlich entstand zwischen Locarno und Biasca die neue Verwaltungs-einheit Riviera aus der Fusion von vier klei-nen Gemeinden am Ufer des Ticino.Die Zahl der Gemeinden in der Schweiz sinkt seit Jahrzehnten. 1960 gab es noch 3‘095.Dennoch bleibt die Schweiz ein politisch stark zerstückeltes Land. In jeder Gemein-de leben im Schnitt 3‘100 Einwohner. Zum Vergleich: Gemeinden in Deutschland zäh-len im Durchschnitt 7‘300 Einwohner, in Belgien sind es 18‘300. Meist sind sie auch flächenmässig grösser als die Gemeinden in der Schweiz.www.bfs.admin.ch > Grundlagen > Amtliches

Gemeindeverzeichnis der Schweiz

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Fusionsprojekt Grossfreiburg schreitet voranAnders als in den Vorjahren fusionierten 2017 im Kanton Freiburg keine Gemein-den. Das Projekt zur Fusion der Gross-freiburger Gemeinden macht aber Fort-schritte. Am 26. November 2016 wählten die Bürgerinnen und Bürger von neun Gemeinden des Saanebezirks in der Ag-glomeration Freiburg Vertreterinnen und Vertreter für die konstituierende Ver-sammlung von Grossfreiburg.Diese Versammlung wird den Entwurf einer Fusionsvereinbarung ausarbeiten. Diese soll 2020 den Stimmberechtigten in den betroffenen Gemeinden vorgelegt werden. Die neu geschaffene Gemeinde würde über 74‘000 Einwohner zählen und wäre damit die drittgrösste Westschweizer Stadt, hinter Genf und Lausanne.www.fusion21.ch

BE: Moutier will jurassisch werdenAm 18. Juni 2017 kam es in Moutier BE zu einer Abstimmung darüber, ob die Ge-meinde im Kanton Bern verbleiben oder in den Kanton Jura wechseln soll. Mit knappen 2067 (51,7 %) zu 1930 Stimmen (48,3 %) sprachen sich die Stimmberech-tigten für den Kantonswechsel aus.Nach dieser Abstimmung müssen noch die stimmberechtigten Einwohner beider betroffenen Kantone und die Eidgenös-sische Bundesversammlung dem Wechsel zustimmen. Das kann noch Jahre dauern. Auch die Berner Gemeinde Clavaleyres wechselt den Kanton. Die Gemeinde – heute eine Berner Enklave – wird künftig zum Kanton Freiburg gehören.Die beiden Kantonswechsel müssen von den Eidgenössischen Räten genehmigt werden. Dieser Prozess wird zwei Jahre dauern.

GEOINFORMATION

Eigentumsbeschränkungen: ÖREB‑Kataster kommt gut anGrundeigentum ist in der Schweiz nicht beliebig nutzbar, sondern unterliegt zahl-reichen Gesetzen, Verordnungen und be-hördlichen Einschränkungen.Seit 2015 ist der vom Bund und Kantonen aufgebaute Kataster der öffentlich-recht-lichen Eigentumsbeschränkungen (ÖREB-Kataster) online. Er bündelt Informationen zu Eigentumsbeschränkungen und macht sie online zugänglich.Im Auftrag des Bundesamtes für Landes-topographie (swisstopo) evaluierte das Forschungsinstitut Interface 2017, wie notwendig, zweckmässig, wirksam und wirtschaftlich das neue Informations-system ist. Die Studie ergab, dass der ÖREB-Kataster vielfältig nutzbar ist und Zeit und Kosten spart. Die Nutzenden sind zudem der Meinung, dass der ÖREB-Kata-ster die Transparenz auf dem Grundstücks-markt erhöht, was die Rechtssicherheit beim Grundeigentum steigert.Die Studie trägt den Titel «Einführung des Katasters für öffentlich-rechtliche Eigen-tumsbeschränkungen (ÖREB-Kataster): Evaluation der 2. Etappe, Erhebungen 2016/2017 (Nullmessung)».Der ÖREB-Kataster wurde vom Bund und Kantonen aufgebaut und ist erst in eini-gen Kantonen verfügbar. Bis 2020 soll er in allen Kantonen zugänglich sein. (siehe auch S. 75).www.cadastre.ch/de/oereb.html

Untergrund: Projekt «Leitungs‑kataster» wird weiterverfolgtIm Schweizer Boden verlaufen unzähli-ge Leitungen für Wasser, Abwasser, Gas, Fernwärme, Elektrizität und Kommunikati-on. Wo diese überall liegen, ist längst nicht allen relevanten Akteuren bekannt. Der Bundesrat reagierte zunächst mit einem Bericht «Nutzung des Untergrundes» (2014). Dieser zeigte, dass in der Schweiz keine einheitliche Katasterregelung exi-

stiert. In zwölf Kantonen fehlen gesetz-liche Regelungen ganz.Darum liess das Bundesamt für Landes-topografie (swisstopo) 2017 schweizweit ermitteln, ob ein nationaler «Leitungskata-ster» einem Bedürfnis entspräche. Die Um-frage zeigte, dass ein homogener, flä chen-deckender «Leitungs kataster Schweiz» sehr von Nutzen sein könnte. Anwendung fände der Kataster als Hilfsmittel für Be-hörden und als Auskunfts- und Infor ma-tions system. Viele Befragte wünschten sich Daten-Files und -dienste statt analoge Karten.Der Kataster soll aber nicht neu erfunden werden. Viele Daten liegen den Werkei-gentümern bereits digital vor. Gewünscht werden vielmehr Regeln, um die Informa-tionen systematisch und schweizweit zu-sammenzuführen. Die Koordination dazu soll beim Bund liegen.www.cadastre.ch/av > Rechtliches & Publikationen

www.cadastre.ch/av > Amtliche Vermessung >

Leitungskataster Workshop

Gestochen scharfe LuftbilderSwisstopo erstellt seit 2008 jährlich Luft-aufnahmen der Schweiz und Liechtenstein. Im 2017 wurden erstmals hochaufgelöste Bilder der ganzen Westschweiz und des Wallis erstellt. Hoch aufgelöste Luftbilder helfen bei der Raumplanung und beim Management von Naturgefahren.Aufgenommen wurden die Bilder mit der Kamera ADS100 (Airborne Digital Sensor). Die ADS100 erlaubt es, Bilder in drei Di-mensionen und mit einer Bodenauflösung von 10 cm zu erfassen. Das Bundesamt Swisstopo hatte 2017 zwei seiner Flug-zeuge mit den neuen Geräten aufgerüstet.www.swisstopo.admin.ch > Wissen > Geoinfor-

mation > Die Schweiz in hoher Auflösung

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VLP‑ASPAN

HEIMATSCHUTZ & DENKMALPFLEGE

Baukultur besser verstehenDas Wissen über Baukultur soll wachsen – bei Bund und Bevölkerung. 15 Organi-sationen haben unter dem Titel «Runder Tisch Baukultur Schweiz» ein Positions-papier «Baukultur als Kulturdisziplin» ver-abschiedet. Darin formulieren sie ihre Er-wartungen an die geplante Strategie des Bundes zur Baukultur. Der Runde Tisch fordert, die Forschung zu stärken, die baukulturelle Vermittlung und nationale Baukulturpreise zu fördern. Hinter dem Runden Tisch stehen 14 Institutionen aus Planung, Bau, Kultur, Hochschulen, Hei-matschutz und Denkmalpflege, darunter die VLP-ASPAN.Der Runde Tisch hat dazu beigetragen, dass der Bund die Baukultur heute stär-ker gewichtet. So hat das Parlament mit seiner Kulturbotschaft 2016-2020 erst-mals das «Bauen als kulturelle Leistung» anerkannt und das Bundesamt für Kultur BAK beauftragt, zusammen mit anderen

Bundesämtern eine «interdepartementale Strategie des Bundes für Baukultur» zu entwickeln.www.sia.ch/de/themen/baukultur

www.bak.admin.ch > Kulturerbe > Zeitgenös-

sische Baukultur

Sempach gewinnt den Wakkerpreis 2017Der Schweizer Heimatschutz (SHS) hat die Stadt Sempach mit dem Wakkerpreis 2017 ausgezeichnet. Die Luzerner Kleinstadt er-hielt den Preis, weil sie ihre historischen Ortskerne von nationaler Bedeutung – die Altstadt und den Weiler Kirchbühl – sorg-fältig und doch zeitgemäss weiterentwi-ckelte. Beispielhaft ist zudem die breit ver-ankerte Diskussionskultur über das Bauen und Planen in der Gemeinde.Alte Werte werden gepflegt und sorgfäl-tig mit Neuem kombiniert, wie der SHS in Sempach feststellte. Statt mit standar-disierten Bauvorschriften Schlechtes zu

verhindern, fördere die Stadt durch Bera-tung massgeschneiderte städtebauliche Lösungen. Sie fördert Architekturwett-bewerbe oder andere qualitätssichernde Planungsverfahren. Die Resultate der Planungen werden jeweils öffentlich vor-gestellt. Zudem empfiehlt die Stadt par-tizipative Verfahren, welche die Grund-eigentümer eines Gebiets vereinen, um gemeinsam ein Quartier zu entwickeln.Sempach hat eine Fachkommission, die alle Bauprojekte in den ISOS-Ortsbildern bera-tend begleitet. Ein präzises Baureglement,

Die Luzerner Kleinstadt Sempach erhält den

Wakkerpreis 2017 für die sorgfältige und

zeitgemässe Weiterentwicklung ihrer histo-

rischen Ortskerne von nationaler Bedeutung

und für die breit verankerte Diskussions-

kultur über das Bauen und Planen in der

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2017 RAUMENTWICKLUNG

ein ausführliches Inventar der schützens-werten Bauten sowie das Bundesinventar ISOS helfen zu erkennen, wo die wert-vollen Zeugen der Baukultur stehen. Die Stadt arbeitet gut mit der Denkmalpflege zusammen und fördert Renovationen.www.heimatschutz.ch/wakkerpreis > Medienmit-

teilung vom 17.01.2017

Das ISOS wird aufgefrischtDas ISOS – das «Bundesinventar der schüt-zenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung» – ist ein wichtiges Instrument des Ortsbildschutzes. Es hilft, Ortsbilder zu verstehen und rücksichtsvoll weiterzuentwickeln. Der Bundesrat möch-te, dass es als Planungsgrundlage besser akzeptiert wird und gerade auch bei Ver-dichtungen berücksichtigt wird. Damit dies gelingt, hat das Bundesamt für Kultur BAK die Aufnahmemethode und die Darstellung des ISOS angepasst. Ziel war es, die Nachvollziehbarkeit zu verbes-sern, das ISOS zugänglicher zu machen und die Umsetzung zu erleichtern. Die Neuerungen sind seit Dezember 2017 in einer Weisung des Eidgenössischen De-partements des Innern (EDI) enthalten. Bis das gesamte, seit den 1970er Jahren erstellte ISOS aufgefrischt vorliegt, wer-den aber noch einige Jahre vergehen. Gut 1270 Ortsbilder haben durch das ISOS eine nationale Bedeutung.Das Bundesamt für Kultur arbeitet zurzeit an der zweiten Revision des ISOS. Neu werden die Ortsbildaufnahmen in Form von Geodaten und PDFs auf dem Geopor-tal des Bundes publiziert. Die VLP-ASPAN, der Schweizer Heimat-schutz und das BAK organisierten im Ja-nuar 2017 eine nationale Tagung, um das Bewusstsein für den Wert des ISOS für die Planung zu stärken (vgl. S. 74).https://map.geo.admin.ch

www.bak.admin.ch > Kulturerbe > Bundesinven-

tar ISOS

IMMOBILIENMARKT & WOHNUNGSBAU

Wohnungsmarkt entspannt sich64‘900 Wohnungen standen Mitte 2017 in der Schweiz leer. Die Zahl entspricht 1,47 Prozent aller Wohnungen oder einem Anstieg von 15 Prozent gegenüber 2016, wie das Bundesamt für Statistik BFS ermit-telt hat. Die Leerstandquote stieg im ach-ten Jahr in Folge. Die Credit Suisse schätzt in ihrem Bericht «Schweizer Immobilienmarkt 2018», dass sich die Leerstände im Jahr 2018 bei 2,5 Prozent einpendeln werden.Der Markt kommt zu einem fragilen Gleichgewicht mit lokalen Disparitäten: Ausserhalb der Grosszentren entspannt er sich zusehends, aber die Lage in den Städten bleibt angespannt. Das zeigt eine Studie des Bundesamts für Wohnungswe-sen BWO, welche die Folgen der Perso-nenfreizügigkeit für den Wohnungsmarkt untersuchte.Mehrfamilienhäuser bleiben 2017 wie in den Jahren zuvor beliebte Anlageob-jekte. Trotz rückläufiger Zuwanderung und sinkender Nachfrage werden Wohn-bauprojekte realisiert. Problematisch ist, dass sie nicht dort gebaut werden, wo die Nachfrage besteht. Laut dem «Immo-Monitoring 01/2018» des Immobilienbe-ratungsunternehmens Wüest Partner nah-men 2017 regionale Unterschiede bei den Leerständen zu. Das Überangebot lässt die Mietpreise tendenziell sinken. Preiswerte Mietwohnungen in den Städten bleiben aber knapp, während teure Wohnungen länger auf Interessenten warten.Die Zahl neu erstellter Einfamilienhäuser ging 2017 zurück. Die Konsequenzen des revidierten RPGs sind spürbar. Auch die Baugesuche für Eigentumswohnungen sind rückläufig. Die Nachfrage nach Wohneigentum bleibt dennoch ungebro-chen hoch und hält die Preise in der Höhe, so Wüest Partner.Die UBS vermeldet in ihrem «Real Estate Focus 2018», dass die Preise für Einfami-lienhäuser leicht steigen, jene von Eigen-

tumswohnungen aber stagnieren, wenn auch auf hohem Niveau. Den Grund dafür sieht die UBS in der wachsenden Zahl leer-stehender Mietwohnungen. Sie konkur-renzieren Eigentumswohnungen vermehrt und verhindern, dass die Preise stärker ansteigen.www.bfs.admin.ch > Statistik finden> Bau- und

Wohnungswesen > Wohnungen > Leerwohnungen

www.bwo.admin.ch > Wohnungsmarkt > Markt-

wirtschaftliche Wohnversorgung > Personenfrei-

zügigkeit und Wohnungsmarkt

www.credit-suisse.com/research

www.ubs.com/ch/de/asset-management/real-

estate > Aktuelles > Publikationen

www.wuestpartner.com > Publikationen

Bundesrat gegen Volksinitiative «Mehr bezahlbare Wohnungen»Der Bundesrat lehnte 2017 die Volksini-tiative «Mehr bezahlbare Wohnungen» ab. Die Initiative forderte vom Bund Massnahmen auf Verfassungsebene für mehr preisgünstigen Wohnraum. Die Wohnraumversorgung sei aber Sache der Privatwirtschaft, so die Einstellung des Bundesrats.Er sei sich bewusst, dass einzelne Bevölke-rungsgruppen Mühe bekundeten, eine an-gemessene und finanziell tragbare Woh-nung zu finden. Der Bundestat beschloss deshalb, die Ablehnung der Initiative zu verknüpfen mit einem Rahmenkredit zu Gunsten des Fonds de Roulement. Der Fonds de Roulement gewährt Darlehen an gemeinnützige Wohnbauträger. Über die nächsten 10 Jahre soll der Fonds mit höch-stens 250 Millionen Franken aufgestockt werden.Mit dem aufgestockten Fonds soll ein An-teil gemeinnützigen Wohnraums von 5 Prozent des Gesamtbestands sichergestellt werden. Die positiven Rückmeldungen zum Bundesbeschluss veranlassten den Bundesrat, das Departement für Wirt-schaft, Bildung und Forschung (WBF) zu beauftragen, eine Botschaft mit entspre-

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VLP‑ASPAN

chendem Erlassentwurf zu erarbeiten. Die Unterlagen sind dem Parlament bis April 2018 zu unterbreiten.Die Volksinitiative «Mehr bezahlbare Woh-nungen» wurde 2016 mit 104‘800 gül-tigen Unterschriften eingereicht.

Wohngenossenschaften sparen BodenDas Bundesamt für Wohnungswesen BWO lieferte im November gleich drei Berichte mit neuen Zahlen zur Raumnutzung.Die Studie «Gemeinnütziges Wohnen im Fokus» deckt auf, dass Wohngenossen-schaften bis zu 60 Prozent weniger Boden pro Person verbrauchen als andere Wohn-formen. Der höchste Bodenverbrauch fin-de sich im ländlichen Raum, so die Studie.Nur wenn eine Gemeinde mindestens 2 Prozent aller Wohnungen im Gemein-

degebiet besitzt, kann sie den Wohnungs-markt spürbar beeinflussen. Die Studie «Wohnungen im Eigentum von Gemein-den und Kantonen» zeigt, dass die aller-meisten Gemeinden davon weit entfernt sind. Nur die grossen Städte (mind. 50‘000 Einwohner) erreichen diese Prozentwerte.Asylsuchende wohnen nach wie vor öfters unter dürftigen Verhältnissen und eher in Städten. Das berichtet die Studie «Wohn-situation von Personen mit Asylhinter-grund». Für eine langfristige Integration wäre es förderlich, die Wohnverhältnisse der Betroffenen zu verbessern.www.bwo.admin.ch > Wohnungsmarkt > Studien

und Publikationen Wohnungsmarkt > Gemeinnüt-

ziges Wohnen im Fokus.

www.bwo.admin.ch > Wohnungsmarkt > Studien

und Publikationen Wohnungsmarkt > Wohnungen

im Eigentum von Gemeinden und Kantonen.

www.bwo.admin.ch > Wohnungsmarkt > Studien

und Publikationen Wohnungsmarkt > Wohnsitua-

tion von Personen mit Asylhintergrund

Gemeinnütziger Wohnungsbau: Was steht im Baurechtsvertrag?Das Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) analysierte 2017 in seiner Studie «Baurecht unter der Lupe» bestehende Baurechtsverträge. Es zeigte darin die Vor- und Nachteile einzelner Vertrags-Bestand-

In Erlenmatt Ost in Basel baut die Stiftung

Abendrot in drei Etappen eine Genossen-

schaftssiedlung. Die erste Etappe wurde

2017 fertiggestellt.

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2017 RAUMENTWICKLUNG

teile für den gemeinnützigen Wohnungs-bau auf. Baurechtnehmer und -geber können so die Vor- und Nachteile besser abschätzen. Mit seiner Übersicht kam das BWO dem Wunsch vieler Gemeinden nach.Die Gemeinden betreiben im Zuge der Ver-dichtung zunehmend eine aktive Boden-politik. Das Baurecht ist für viele Gemein-den ein wertvolles Instrument. Es hilft, den Handlungsspielraum für die kommunale Entwicklung zu erweitern und den ge-meinnützigen Wohnungsbau zu fördern. Es hat deshalb an Bedeutung gewonnen.Baurechtverträge haben eine maximale Laufzeit von 100 Jahren. In dieser Zeit be-zahlt der Nehmer des Baurechts dem Ge-ber einen Zins zum Nutzen seines Grund-stücks. Der Baurechtsvertrag hält zudem fest, was mit einer Liegenschaft nach Ver-tragsende geschieht.www.bwo.admin.ch > Wohnungspolitik > Studien

und Publikationen «Wohnungspolitik»

Honorare von Architekten und Ingenieuren: Empfehlungen revidiertDie Koordinationskonferenz der Bau- und Liegenschaftsorgane der öffentlichen Bau-herren, kurz KBOB, gibt seit den 1980er Jahren «Empfehlungen zur Honorierung von Architekten und Ingenieuren» heraus. Diese Empfehlungen hat sie 2017 revidiert.Die KBOB sah sich gezwungen, ihre bishe-rigen Empfehlungen per Ende Juni 2017 teilweise zurückzuziehen. Grund dafür war das Sekretariat der Wettbewerbskom-mission. Es hatte der KBOB gegenüber an-gedeutet, dass die Honorarempfehlungen eine unzulässige, sanktionierbare Wett-bewerbsabrede darstellen könnten. Die KBOB hat daraufhin ihre Empfehlungen per 1. Juli 2017 durch eine Fassung er-setzt, die kartellrechtskonform ist.www.kbob.admin.ch > Empfehlungen zur Hono-

rierung von Architekten und Ingenieuren 2018

ZH: Webapplikation zeigt Entwicklung der BodenpreiseDas Statistische Amt des Kantons Zürich hat seine «Webapplikation zu den Preisen für Wohnbauland» aktualisiert. Dank dem Update 2017 sind nun die Bodenpreise für Wohnbauland bis 2016 einsehbar.Interessierte können sich eine kantonale Übersicht anzeigen lassen oder Abfragen zu einzelnen Gemeinden durchführen. Die App lässt auch eine Schätzung der Bodenpreise zu. Die Schätzwerte sind für Gemeinden gedacht, in denen nur wenige Grundstücke den Besitzer wechselten und deshalb kaum Zahlen existieren.Der Kanton Zürich erhebt seit 1978 sys-tematisch die Bodenpreise. Die Statistik stützt sich auf die kantonale Handände-rungsstatistik mit über 70‘000 registrier-ten Verkäufen von Wohnbauland.https://statistik.zh.ch > Daten > Immobilien &

Raum> Immobilienmarkt & Preise > Preise für

Wohnbauland

INTERNATIONALE ZUSAMMENARBEIT

Sieger des EUROPAN Wettbewerbs erkorenDie elf Jurys des internationalen EUROPAN Wettbewerbs haben 2017 die Sieger der 14. Ausgabe erkoren. Teil nahmen Städ-te aus 13 europäischen Ländern, die un-ter dem Motto «Die produktive Stadt» in urbanen Quartieren nicht nur Wohn- und Freiräume, sondern auch Produktionsstät-ten für kleine und mittlere Betriebe planen wollen. Junge Architekten gaben für 44 Standorte 1‘003 Projekte ein. Die Jurys vergaben 41 erste Preise, anerkannten 47 Projekte und erwähnten 48 weitere lobend.In der Schweiz waren Ideen für Kriens LU gesucht. Planende sollten eine Zukunft für das Industrieareal Andritz entwerfen. Das Siegerprojekt stammt von Konrad Scheffer und Sarah Haubner. Ihr Projekt «Die Fa-brik» verbindet alte Fabrikhallen mit neu-en Wohnhochhäusern. Es sieht Werkstät-ten, Wohnungen und Räume für Events und Gastronomie vor. Die Jury lobte die «Totalverdichtung» des Projektes.«Die produktive Stadt» ist auch bei der 15. Ausgabe von EUROPAN 2019 das Leitmo-tiv. 2018 wurde der Wettbewerb 30 Jahre alt. Er wurde von den Ländern Belgien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Holland, Italien, Spanien, Österreich und der Schweiz 1988 lanciert. In der Schweiz ist der Lausanner Architekt R. Luscher seit der Gründung der Präsident von Europan. Der bald 77-Jährige sucht eine Nachfolge.www.europan-suisse.ch > Europan 14 >

Jurybericht

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VLP‑ASPAN

Nachhaltig bauen in den AlpenZum vierten Mal haben Liechtenstein und die Schweiz 2017 den Preis «Constructive Alps» vergeben. Der Wettbewerb hat zum Ziel, Bauobjekte und Sanierungen zu iden-tifizieren, die für eine nachhaltige und at-traktive Architektur in den Alpen stehen. Aus 261 Eingaben kürte eine internatio-nale Jury die Preisträger. Sie vergab vier Hauptpreise und sieben Anerkennungen.Die Preissumme von 50‘000 Euro teilen sich eine Volksschule in Vorarlberg, eine Käserei und ein Supermarkt in Österreich

sowie ein Gemeindezentrum in Italien. Sieben weitere Gebäude, darunter vier Schweizer Projekte, erhielten von der Jury als Zeichen der besonderen Wertschät-zung eine Anerkennung. Anerkannt in der Schweiz wurde die Cabane Rambert (VS), das Bundesstrafgericht in Bellinzona (TI), die Raiffeisen Arena in Crap Gries (GR) und die Alp Glivers (GR).Alle nominierten Projekte wurden in einer Sondernummer der Architekturzeitschrift «Hochparterre» vorgestellt.www.constructivealps.net

KANTONALE PLANUNG

Weitere Richtplanrevisionen im GangeDie fünfjährige Frist zur Anpassung der kantonalen Richtpläne läuft am 30. April 2019 ab, fünf Jahre nach dem Inkrafttre-ten der ersten Etappe der Revision des Raumplanungsgesetzes. In dieser Zeit – solange der Richtplan nicht revidiert ist – darf neues Land in der Regel nur dann eingezont werden, wenn die gleiche Flä-che andernorts zeitgleich ausgezont wird. Liegt bis zum Ablauf der Frist kein vom Bundesrat genehmigter Richtplan vor, dür-fen überhaupt keine Einzonungen mehr erfolgen.Um dieses Bauzonenmoratorium mög-lichst kurz zu halten, haben viele Kantone mit Hochdruck neue Richtpläne erarbeitet und vom Bundesrat genehmigen lassen. Bisher hat der Bundesrat elf kantonale Richtpläne gutgeheissen. 2017 waren es

Der 1. Platz von Constructive Alps 2017

ging an die Volksschule Brand in Vorarlberg

(A). Die Architekten zogen laut der Jury das

ganze Register der Nachhaltigkeit, indem sie

konsequent das Lokale bestärkten.

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2017 RAUMENTWICKLUNG

die Richtpläne der Kantone Schwyz, Uri, St. Gallen und Aargau. Mit der Genehmi-gung fällt das Moratorium dahin.Weitere Richtplanrevisionen sind aktuell in der Vorprüfung beim Bundesamt für Raum entwicklung ARE oder warten auf die Genehmigung des Bundesrats.www.are.admin.ch > Raumentwicklung & Raum-

planung > Strategie und Planung > Kantonale

Richtpläne

www.vlp-aspan.ch > RAUM & UMWELT 3/2017

«Trends in der kantonalen Richtplanung»

SZ: Überarbeiteter RichtplanWie erwähnt, hat der Bundesrat am 24. Mai 2017 den überarbeiteten Richtplan des Kantons Schwyz genehmigt. Dieser erfüllt nun die Anforderungen des revi-dierten RPG.In der neuen kantonalen Raumentwick-lungsstrategie geht Schwyz von einem künftigen Bevölkerungswachstum von jährlich 0,77 Prozent aus. Diese Annah-me entspricht dem Szenario «hoch» des Bundesamts für Statistik (BFS). Das erwar-tete Wachstum wird auf drei Raumtypen verteilt (60 Prozent im urbanen Raum, 20 Prozent im periurbanen Raum und 10 Prozent im ländlichen Siedlungsraum). Entsprechend dieser Verteilung wird das Siedlungsgebiet, das bis 2040 voraussicht-lich benötigt wird, in der Richtplankarte festgesetzt.Um dieses Wachstum aufzunehmen, sol-len die Gemeinden die Siedlungsentwick-lung verstärkt nach innen lenken. Bis 2040 ist in den urbanen und periurbanen Räu-men die Bevölkerungsdichte um zehn Pro-zent zu erhöhen. Im ländlichen Raum soll die Dichte mindestens auf dem heutigen Niveau bleiben. Für Neueinzonungen sind klare Kriterien zu erfüllen und es kommen je nach Raumtyp differenzierte Mindest-dichten zur Anwendung.www.sz.ch > Behörde > Raumentwicklung >

Kantonale Planung > Genehmigter Richtplan

UR: Richtplangenehmigung mit VorbehaltAm selben Tag wie der Richtplan des Kan-tons Schwyz wurde der überarbeitete Richtplan des Kantons Uri genehmigt. Der Bund äusserte aber Vorbehalte in Bezug auf das Bevölkerungsszenario, auf dem der Plan beruht (Szenario «hoch»). Die Richtplananpassung ist für den Kanton Uri besonders anspruchsvoll: Seine Bauzonen sind überdimensioniert und die Bevölke-rung dürfte in rund 15 Jahren rückläufig sein.Der überarbeitete Urner Richtplan beauf-tragt die Gemeinden, innert fünf Jahren ihre Bauzonen zu überprüfen. Weiter sol-len sie die nötigen Massnahmen festlegen, um eine kantonale Bauzonenauslastung von 100 Prozent zu erreichen. Damit sind auch Rückzonungen verbunden.Umgekehrt müssen allfällige Einzonungen in Gemeinden mit überdimensionierten Bauzonen mit Rückzonungen kompensiert werden, je nach Situation sogar mehrfach. Hinzu kommt, dass der Kanton Uri den Mindestumfang an Fruchtfolgeflächen (FFF), wie ihn der Sachplan FFF verlangt, nur knapp einhält. Der Richtplan fordert deshalb auch, dass überall dort, wo FFF beansprucht werden, eine flächengleiche Kompensation erfolgt. So soll eine kleine Reserve erhalten werden.www.ur.ch/richtplan

AG: Überarbeitung und Genehmigung des kantonalen RichtplansAm 22. August 2017 hat der Bundesrat den totalrevidierten Richtplan des Kan-tons Aargau genehmigt. Dieser legt das Siedlungsgebiet für die nächsten 25 Jahre fest. Der Kanton stützt sich ebenfalls auf das Szenario «hoch» des Bundesamtes für Statistik. Das heisst, er erwartet ein hohes Bevölkerungswachstum. Für Einzonungen formuliert der Richtplan Kriterien, etwa zur verkehrsmässigen Erschliessung. Wei-

ter definiert er das Siedlungsgebiet, inner-halb dessen sich die Bauzonen entwickeln müssen.Der neue kantonale Richtplan bezeich-net auch die Flächen, die überdimensio-niert sind oder raumplanerisch ungünstig liegen. Sie müssen von den Gemeinden ausgezont werden. Bis 2040 müssen die Gemeinden in ihren Bauzonen zudem Mindestdichten erreichen.Der Bund erachtet den Aargauer Richtplan als gut. Er hat jedoch einzelne richtplane-rische Festsetzungen, die aus seiner Sicht die bundesrechtlichen Anforderungen nicht erfüllten, auf Antrag des Kantons di-rekt angepasst: Es sind dies Vorgaben zu den Weilerzonen und zur Ausscheidung landschaftlicher Entwicklungsgebiete. Weiter hat der Bundesrat Festsetzungen, die in der Kompetenz des Bundes liegen, von der Genehmigung ausgenommen oder mit einem Vorbehalt versehen (z. B. im Bereich der Planung und Realisierung des Nationalstrassennetzes).www.ag.ch > Departement Bau, Verkehr und

Umwelt > Raumentwicklung > Grundlagen &

Kantonalplanung > Richtplanung

SG: Richtplan ebenfalls mit Vorbehalt genehmigtDer Bundesrat hat Ende 2017 den überar-beiteten Richtplan des Kantons St. Gallen genehmigt. Dieser rechnet mit einem Bevölkerungswachstum von 85‘000 Per-sonen bis 2040. Diese Annahme entspricht einem Szenario «mittel» des BFS.St. Gallen will das Bevölkerungswachstum auf vier Raumtypen verteilen: 65 Prozent im urbanen Verdichtungsraum, 33 Prozent in der «Landschaft mit kompakten Sied-lungen» und zwei Prozent in der Kultur- und Agrarlandschaft. Einzonungen sind nur fallweise möglich, wenn bestimmte im Richtplan definierte Kriterien erfüllt sind. So müssen die Gemeinden ihre Potenziale zur Innenentwicklung nutzen.

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VLP‑ASPAN

Der Richtplan legt auch je nach Raum-typen differenzierte Mindestdichten fest. Er nennt 13 Gemeinden, die innert einer verbindlichen Frist Rückzonungen vorneh-men müssen.Der Bundesrat hat den Richtplan zwar ge-nehmigt, aber mit Aufträgen versehen. Der Kanton soll noch prüfen, wie hoch die Erschliessungsanforderungen für Einzo-nungen sein sollen. Diese sind nach den Bedürfnissen der einzelnen Raumtypen zu differenzieren.Noch nicht genehmigt hat der Bundes-rat die drei Koordinationsblätter «Weiler, Streusiedlungsgebiete und Landschafts-prägende Bauten». Der Kanton St. Gallen muss diese grundlegend überarbeiten.www.sg.ch > Raumentwicklung/Geoinformation >

Richtplanung > Anpassungen des Richtplans

VD: Innovatives Instrument für die GemeindenIm Januar 2018 hat der Bundesrat den revidierten Richtplan des Kantons Waadt genehmigt. Im Rahmen der Richtplan-überarbeitung hat der Kanton 2017 sei-nen Gemeinden ein neues kartografisches Simulationstool zur Verfügung gestellt. Mit diesem innovativen Werkzeug können Baulandreserven visualisiert und Rückzo-nungen sowie Neueinzonungen simuliert werden.Die Waadtländer Gemeinden haben fünf Jahre Zeit, um den neuen Richtplan um-zusetzen und ihre Nutzungsplanung an-zupassen. Die Bemessung der Bauzonen-grösse ist für die Gemeinden keine leichte Aufgabe. Das neue Tool unterstützt sie dabei. Sie können zwischen verschiedenen Varianten wählen, diese testen und eine Bilanz der Bauzonenbemessung erstellen.www.vd.ch/themes/territoire > Aménagement >

Planifications territoriales > Outils et ... > Outils

cartographiques

KLIMAWANDEL

Schweiz will Pariser Klima‑abkommen umsetzenDie Schweiz will dazu beitragen, das Ziel des Pariser Klimaschutz-Abkommens (2015) umzusetzen, nämlich die Erder-wärmung global unter 2 Grad zu halten. Um das 2-Grad-Ziel zu erreichen, setzt der Bund auf die Totalrevision des CO2-Gesetzes sowie mehr erneuerbare Energie.National- und Ständerat stimmten 2017 dem Abkommen zu. Im Oktober ratifi-zierte es die Schweiz offiziell. Laut Bun-desrätin Doris Leuthard kann die Schweiz anderen Ländern auf dem Weg in eine CO2-neutrale Zukunft als Vorbild dienen, da es uns gelungen sei, Wirtschaftswachs-tum und CO2-Emissionen zu entkoppeln.Das Pariser Abkommen verpflichtet alle Staaten, Massnahmen zur Reduktion der Treibhausgase zu ergreifen, eine Strategie zur Anpassung an den Klimawandel zu entwickeln und die Finanzflüsse klima-freundlich auszurichten. Ende 2017 hatten 171 Länder das Abkommen ratifiziert.Die Schweiz hat sich verpflichtet, ihre Emissionen bis 2030 um 50 Prozent ge-genüber dem Stand von 1990 zu senken. Vor allem die Bereiche Verkehr, Gebäude, Industrie und Landwirtschaft sind betrof-fen. Im Dezember 2017 verabschiedete der Bundesrat seine Botschaft zur Totalre-vision des CO2-Gesetzes, die für die Um-setzung des Abkommens von Paris nötig ist. Zudem schlug er vor, dass die Schweiz und die EU ihre Emissionshandelssysteme verknüpfen sollten.Die Totalrevision des CO2-Gesetzes ent-hält auch Bestimmungen zur Anpassung an den Klimawandel: Bund und Kantone sollen sich bei der Vorsorge gegen Risiken, der Bewältigung von Ereignissen und der Ermittlung des Finanzbedarfs besser koordinieren. Um erneuerbare Energie zu fördern, setzt der Bund auf die «Energiestrategie 2050» (> Kap. Energie).www.bafu.admin.ch/klima

Klimawandel: Chancen und Risiken analysiertDas Bundesamt für Umwelt BAFU hat 2017 einen Bericht über die klimabe-dingten Risiken und Chancen erstellt. Er vereint die Ergebnisse von acht regionalen Fallstudien und blickt auf das Jahr 2060. Die Studie, an der über 300 Fachleute mit-arbeiteten, soll die Kantone und Regionen bei der Entwicklung ihrer eigenen Strate-gien zur Anpassung an den Klimawandel unterstützen.Selbst wenn das Pariser Klimaabkommen umgesetzt würde: Der Anstieg der Erder-wärmung kann höchstens abgeschwächt werden. Deshalb sind Anpassungsstrate-gien nötig.Die Risiken des Klimawandels überwie-gen die Chancen bei Weitem, heisst es im Bericht.Viele Risiken betreffen die Gesundheit und sind die Folge häufiger Hitzeperio-den, von Krankheiten und vermehrten Naturgefahren. Der Klimawandel führt zu häufigeren und intensiveren Extrem-Ereignissen wie Hochwassern, Erdrutschen oder Hitzewellen, was räumliche und wirt-schaftliche Folgen hat – etwa für Land-wirtschaft und Wintertourismus. Grosse Risiken bestehen für die Biodiversität, vor allem in den Alpen.Dies war auch 2017 spürbar: Im bünd-nerischen Bondo kam es am 23. August zu einem fatalen Bergsturz. Steile Berg-flanken in den Alpen werden wegen der Gletscherschmelze instabiler, wie etwa im Aletschgebiet/Moosfluh VS.www.bafu.admin.ch/uw-1706-d

www.bafu.admin.ch > Themen > Anpassung an

den Klimawandel

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2017 RAUMENTWICKLUNG

Wasser-, Boden- und Luftqualität

Klimabedingte Risiken und Chancen © BAFU 2017 12 Klimabedingte Risiken und Chancen © BAFU 2017 13

Abbildung 1

Prioritäre, klimabedingte Risiken und Chancen für die Schweiz

Zwölf Piktogramme symbolisieren die Herausforderungen des

Klima wandels. Sie sind nach Risiken (linke, rote Spalte) und Chancen

(rechte, grüne Spalte) geordnet. Bei einer Herausforderung (Sturm-

und Hagelaktivität) ist im heutigen Zeitpunkt noch offen, ob damit

eher Risiken oder Chancen verbunden sind (mittlere, graue Spalte).

Den Herausforderungen zugeordnet sind die prioritären Risiken (rote

Punkte), Chancen (grüne Punkte) bzw. noch unklaren Fälle (graue

Punkte).

Gewisse Herausforderungen – die steigende Schneefallgrenze, die

Veränderung von Lebensräumen, Artenzusammensetzung und

Landschaft sowie die klimabedingten Auswirkungen im Ausland –

beinhalten sowohl Risiken als auch Chancen. Sie sind durch eine

Verbindungslinie zwischen der linken und rechten Spalte gekenn-

zeichnet. Die Herausforderung «Verbesserung von Standortbedingun-

gen» ist ein Sammelbegriff für verschiedene Chancen des Klima-

wandels.

Auch am Beispiel der Landwirtschaft wird deutlich, dass die

Auswirkungen des Klimawandels sowohl zu Risiken als auch zu

Chancen führen. Während vermehrte Trockenheit gravierende

Ernteeinbussen (= Risiko) nach sich ziehen kann, dürften sich

steigende Durchschnittstemperaturen generell positiv auf die

Wachstumsbedingungen landwirtschaftlicher Kulturen auswirken

(= Chance).

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25

VLP‑ASPANKlimabedingte Risiken und Chancen © BAFU 2017 13

Abbildung 1

Prioritäre, klimabedingte Risiken und Chancen für die Schweiz

Zwölf Piktogramme symbolisieren die Herausforderungen des

Klima wandels. Sie sind nach Risiken (linke, rote Spalte) und Chancen

(rechte, grüne Spalte) geordnet. Bei einer Herausforderung (Sturm-

und Hagelaktivität) ist im heutigen Zeitpunkt noch offen, ob damit

eher Risiken oder Chancen verbunden sind (mittlere, graue Spalte).

Den Herausforderungen zugeordnet sind die prioritären Risiken (rote

Punkte), Chancen (grüne Punkte) bzw. noch unklaren Fälle (graue

Punkte).

Gewisse Herausforderungen – die steigende Schneefallgrenze, die

Veränderung von Lebensräumen, Artenzusammensetzung und

Landschaft sowie die klimabedingten Auswirkungen im Ausland –

beinhalten sowohl Risiken als auch Chancen. Sie sind durch eine

Verbindungslinie zwischen der linken und rechten Spalte gekenn-

zeichnet. Die Herausforderung «Verbesserung von Standortbedingun-

gen» ist ein Sammelbegriff für verschiedene Chancen des Klima-

wandels.

Auch am Beispiel der Landwirtschaft wird deutlich, dass die

Auswirkungen des Klimawandels sowohl zu Risiken als auch zu

Chancen führen. Während vermehrte Trockenheit gravierende

Ernteeinbussen (= Risiko) nach sich ziehen kann, dürften sich

steigende Durchschnittstemperaturen generell positiv auf die

Wachstumsbedingungen landwirtschaftlicher Kulturen auswirken

(= Chance).

Klimabedingte Risiken und Chancen © BAFU 2017 13

Abbildung 1

Prioritäre, klimabedingte Risiken und Chancen für die Schweiz

Zwölf Piktogramme symbolisieren die Herausforderungen des

Klima wandels. Sie sind nach Risiken (linke, rote Spalte) und Chancen

(rechte, grüne Spalte) geordnet. Bei einer Herausforderung (Sturm-

und Hagelaktivität) ist im heutigen Zeitpunkt noch offen, ob damit

eher Risiken oder Chancen verbunden sind (mittlere, graue Spalte).

Den Herausforderungen zugeordnet sind die prioritären Risiken (rote

Punkte), Chancen (grüne Punkte) bzw. noch unklaren Fälle (graue

Punkte).

Gewisse Herausforderungen – die steigende Schneefallgrenze, die

Veränderung von Lebensräumen, Artenzusammensetzung und

Landschaft sowie die klimabedingten Auswirkungen im Ausland –

beinhalten sowohl Risiken als auch Chancen. Sie sind durch eine

Verbindungslinie zwischen der linken und rechten Spalte gekenn-

zeichnet. Die Herausforderung «Verbesserung von Standortbedingun-

gen» ist ein Sammelbegriff für verschiedene Chancen des Klima-

wandels.

Auch am Beispiel der Landwirtschaft wird deutlich, dass die

Auswirkungen des Klimawandels sowohl zu Risiken als auch zu

Chancen führen. Während vermehrte Trockenheit gravierende

Ernteeinbussen (= Risiko) nach sich ziehen kann, dürften sich

steigende Durchschnittstemperaturen generell positiv auf die

Wachstumsbedingungen landwirtschaftlicher Kulturen auswirken

(= Chance).

Klimabedingte Risiken und Chancen

Grafik: © BAFU 2017

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2017 RAUMENTWICKLUNG

Hitzewellen in Städten: Mehr Grün und Blau nötigDer Juni 2017 brach in der Schweiz etliche Wetterrekorde. Der Monat war, mit einer Hitzewelle zwischen dem 19. und 23. Juni, ausserordentlich heiss, der zweitheisseste Juni seit Beginn der Temperaturmessung vor 150 Jahren. Städte heizen sich stärker auf als umliegende Regionen, ein Effekt, der als städtische Hitzeinseln bekannt ist. Gründe für städtische Hitzeinseln sind dunkle Oberflächen (z.B. von Dächern und Strassen), wenig Vegetation und wenig of-fener Raum zur Durchlüftung.Schweizer Wissenschaftler haben 2017 Modelle zur Vorhersage von Hitzeinseln entwickelt. Unter anderem entstand eine detaillierte Wärmekarte für Zürich. Die Forscher schlugen auch Gegenmassnah-men vor, etwa die vermehrte Nutzung von Wasser, eine intelligente Beschattung, oder Kühlsysteme unter Strassen und Trottoirs.Solche Massnahmen gegen Hitzeinseln müssen mit jenen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels kombiniert werden. Dazu gehören raumplanerische Ansätze: Freiräume, weniger Bodenversie-gelung, mehr Beschattung und Bepflan-zung und eine optimale Ausrichtung der Verkehrsachsen.www.admin.ch > Dokumentationen > Medienmit-

teilungen > 21.07.2017

Pilotprogramm «Anpassung an den Klimawandel» mit ResultatenDer Bund betreibt seit 2013 ein Pilotpro-gramm, das mittels Projekten aufzeigt, wie sich die Schweiz an den Klimawandel anpassen soll. Die bisherigen 31 Projekte deckten die Themen Wasserknappheit, Naturgefahren, Ökosysteme, Landnut-zung, Stadtentwicklung, Wissenstransfer sowie Koordination ab.Vier der 31 Projekte wurden am 28. Au-gust in Bern, Liestal BL und in Jussy GE vorgestellt:

Die Berner Fachhochschule hat zusam-men mit der Stadt Bern die klimatischen Ansprüche von Baumarten im Stadtgebiet identifiziert und Empfehlungen für Grün-flächen erarbeitet.Das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut hat gezeigt, wie die Folgen sommerlicher Hitzeperioden für sensible Menschen abgeschwächt werden können.Der Kanton Basel-Landschaft befasste sich mit der haushälterischen Nutzung von Oberflächengewässern bei Niedrigwasser.Die Genfer Hochschule Hepia hat Empfeh-lungen formuliert, wie durch die Wahl von landwirtschaftlichen Kulturen die Ausbrei-tung von Schädlingen eingedämmt wer-den kann.Die Erkenntnisse aus den 31 Projekten sind im Bericht «Impulse für eine klimaange-passte Schweiz» (2017) zusammengefasst.www.admin.ch > Medienmitteilung 28.08.2017

«Schweiz muss sich an den Klimawandel

anpassen»

www.bafu.admin.ch/ui-1703-d

KOMMUNIKATION

Innenentwicklung einmal anders – auf YoutubeAus der Praxis für die Praxis: Eine Stimme im Hintergrund erklärt, ein Zeichner illus-triert: So funktionieren fünf Videos, die das Amt für Raumplanung des Kantons Zürich und der Verein Zürcher Gemein-deschreiber und Verwaltungsfachleute (VZGV) 2017 produzieren liessen.Die Kurz-Videos erklären die Innenent-wicklung. Das erste Video «Übersicht» definiert und nennt die aus Zürcher Sicht wichtigsten Bausteine: Qualität, Enga-gement, Dialog und Strategie. Zu jedem dieser vier Bausteine wurde ein separates Video produziert.Die Videos resümieren die Erkenntnisse der Veranstaltungsreihe «Werkstatt Innen-entwicklung» vom Sommer 2016. Statt aber ein Protokoll zu schreiben, wurden die Videos erstellt.www.innenentwicklung-umsetzen.ch

Neue Webseite www.raumplanungsberufe.chDer Fachverband der Schweizer Raum-planerInnen FSU hat die Website über die Raumplanungsberufe erneuert. Die Site bietet nun Zahlen und Fakten, ein Glossar zur Raumplanung, ein Berufsportrait und die Ausbildungswege.Die Arbeit des FSU wurde unterstützt durch den ehemaligen Verein Normen für die Raumplanung, dem auch die VLP-ASPAN und weitere Organisationen aus der Raumplanung (ARE, BPUK, KPK, HSR, SIA, CEAT und EPFL) angehörten.www.raumplanungsberufe.ch

www.metiers-amenagement.ch

Lernangebot für SekundarschülerDie Firma LerNetz AG hat ein webbasier-tes Lernangebot für die Sekundarstufe zum Thema «Raum und Landschaft» ent-wickelt. Die «Zeitspur.ch» nimmt Schüler und Schülerinnen auf eine interaktive Hör-Reise mit.

Page 29: RAUMENTWICKLUNG JAHRESBERICHT 2017 - EspaceSuisse

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VLP‑ASPAN

Wie hat mein Wohnort vor 150 Jahren ausgesehen? Wie haben sich Häuser und Landschaft seither verändert? Wie hat sich das auf das Leben der Menschen ausge-wirkt? Damit beschäftigt sich die «Zeit-spur». Mit detaillierten Kartenansichten, einer historischen Bildergalerie und Aus-sagen von Berufsleuten der jeweiligen Zeit erleben die Schüler exemplarisch, wie sich die Berner Gemeinde Bümpliz vom Bau-erndorf zum Stadtquartier entwickelt hat. Die Entwicklung wird in vier Szenarien von ca. 1880 bis ca. 2010 aufgezeigt.www.zeitspur.ch

KULTURLANDSCHUTZ

Bundesrat lehnt «Zersiedelungsini‑tiative» abDer Bundesrat ist gegen die Volksinitiative «Zersiedelung stoppen – für eine nachhal-tige Siedlungsentwicklung (Zersiedelungs-initiative)».Das aktuelle Raumplanungsge-setz (RPG 1) wirke der Zersiedelung bereits ausreichend entgegen, schrieb er in seiner Botschaft ans Parlament am 11. Oktober 2017.Die «Zersiedelungsstopp»-Initiative der Jungen Grünen ist 2016 zustande gekom-men. Sie wurde mit rund 135‘000 Unter-schriften beim Bund eingereicht.Die Initianten wollen die Gesamtmenge der Bauzonen begrenzen. In der Schweiz soll es keine neue Bauzone mehr geben, ohne dass eine gleich grosse Fläche mit ähnlicher Bodenqualität aus der Bauzone ausgezont wird. Dieser Grundsatz soll in der Verfassung (Art. 75 BV) verankert wer-den, so die Forderung.Für den Bundesrat geht die Initiative auch zu weit, weil sie die Entwicklung von Be-völkerung und Wirtschaft sowie die regio-nalen Verhältnisse zu wenig berücksichti-ge. Zudem würde es schwierig, an guten Standorten Land für neue Unternehmen bereitzustellen. Auch würde die Zersiede-lung in gewissen Gebieten nicht gestoppt, sondern akzentuiert, falls sich die Bautä-tigkeit als Folge des Einzonungsstopps in ungeeignete Bauzonen verlagerte. Nicht zuletzt sieht der Bundesrat die Landwirt-schaft gefährdet, weil die bodenunabhän-gige Produktion in der Landwirtschaftszo-ne nicht mehr zulässig wäre.Nun wird der Nationalrat entscheiden; der Ständerat hat die Initiative bereits abgelehnt.www.parlament.ch > Suche: Volksinitiative 17.063

www.zersiedelung-stoppen.ch

BE: Arbeitshilfe für den Umgang mit Kulturland Der Kanton Bern hat 2017 eine Arbeits-hilfe zum Umgang mit Kulturland in der Raumplanung publiziert, die auch für an-dere Kantone interessant ist.Im Kanton Bern sieht das 2016 revidierte Baugesetz vor, dass Fruchtfolgeflächen oder anderes Kulturland für Einzonungen und bodenverändernde Vorhaben nur noch unter restriktiven Bedingungen be-ansprucht werden können: Kulturland wird nur noch eingezont, wenn die Flä-chen dicht bebaut werden. Falls beste Ackerböden betroffen sind, muss anders-wo eine gleich grosse Fläche ausgezont oder aufgewertet werden.Die Arbeitshilfe erläutert die neuen Be-stimmungen und zeigt auf, wie sie anzu-wenden sind.www.be.ch/raumplanung > Arbeitshilfen;

oder Link: www.be.ch/kulturland

LU: Zwei Initiativen für Kulturland‑schutz lanciertIm Kanton Luzern hat 2017 ein überpartei-liches Komitee zwei Initiativen lanciert, die einen besseren Schutz des Kulturlandes bezwecken. Zum einen soll erreicht wer-den, dass der Schutz der Kulturlandschaft in der Luzerner Verfassung verankert wird. Zum anderen soll mittels einer Gesetzes-initiative der Vollzug verbessert werden, speziell ausserhalb der Bauzonen und für Fruchtfolgeflächen.Laut den Initianten genügt der kantonale Richtplan nicht, um der Zersiedelung im Kanton Luzern Einhalt zu gebieten. Die Unterschriftensammlung dauert bis Mai 2018.Bestrebungen für mehr Kulturlandschutz gab es auch in anderen Kantonen: In Zü-rich wurde das Anliegen im kantonalen Richtplan umgesetzt. Im Thurgau wurde der Kulturlandschutz in der Verfassung verankert, im Kanton Bern im Baugesetz.http://kulturland-luzern.ch/initiativen

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2017 RAUMENTWICKLUNG

LANDWIRTSCHAFT

Pro Jahr geben 1‘000 Bauern aufDie Schweiz zählte im Jahr 2016 noch 52‘263 Landwirtschaftsbetriebe, 990 we-niger als 2015 (-1,9%). Die totale land-wirtschaftliche Nutzfläche (1,05 Mio. ha) blieb stabil, während die Zahl der Beschäf-tigten auf 153‘400 sank (-1,3 % gegen-über 2015).Vom Strukturwandel in der Landwirtschaft waren Tal- und Berggebiet gleichermassen betroffen, wie das Bundesamt für Statistik 2017 mitteilte. Der Abwärtstrend bei den kleinen Bauernhöfen war nicht aufzuhal-ten (-2,9%). Demgegenüber stieg die Zahl der grossen Betriebe mit einer Nutzfläche von mehr als 30 ha (+1,9%).Zwei weitere Trends setzten sich fort: Es gibt immer weniger Milchkühe (2016 noch 575’800 Milchkühe) und der Bio-Anbau boomt – 2016 gab es bereits 6‘348 Bio-Betriebe (+ 104).Beim Geflügelbestand stagnierte die Zahl der Mastpoulets erstmals nach Jahren des Wachstums. Der Pouletboom hatte zuletzt zum Bau vieler neuer Masthallen geführt.www.statistik.admin.ch > Statistiken finden >

07 - Land- und Forstwirtschaft

https://agrarbericht.ch/de

Agrarpolitik 14‑17 zeigt WirkungDas Bundesamt für Landwirtschaft BLW meldete 2017, die Landwirtschaft erbringe «zunehmend gesellschaftlich erwünschte Leistungen.» Das Direktzahlungssystem der Agrarpolitik 14-17 (AP 14-17) habe sich bewährt. Einzelne Ziele der AP 14-17 seien bereits erreicht worden.Mit der AP 14-17 wird der Ackerbau ge-genüber der Grünfläche verstärkt geför-dert. Die offene Ackerfläche umfasste 2016 rund 269‘000 ha und war damit 1‘500 ha grösser als 2010. Viele Betriebe engagierten sich fürs Tierwohl, so dass 76% aller Tiere (in Grossvieheinheiten) von regelmässigem Auslauf (RAUS) profitierten.Die Verteilung der Direktzahlungen zeigt, wie gewollt, eine Zunahme der Zahlungen

im Berg- und Sömmerungsgebiet zu La-sten des Talgebiets. Aufgrund der sin-kenden Zahl der Bauernhöfe steigen im Schnitt die Direktzahlungen je Betrieb (in allen Zonen). Dies hat zur Folge, dass die Zahl der Höfe mit sehr hohen Direktzah-lungen zunimmt.https://agrarbericht.ch/de

Agrarpolitik ab 2022 – Debatte eröffnetFür die Agrarpolitik ab dem Jahr 2022 (AP22+) schlug der Bundesrat eine zwei-gleisige Strategie vor. Einerseits sollen den Landwirten und der Nahrungsmittel-industrie neue Perspektiven gegeben wer-den. Er formulierte dazu Ziele in den drei Bereichen Markt, Betrieb und natürliche Ressourcen. Anderseits sollen die in- und ausländischen Agrarmärkte durch Han-delsverträge besser vernetzt werden. Die bessere Vernetzung mit den Auslandmärk-ten diene auch der Ernährungssicherheit der Schweiz, da 40-50 Prozent des inlän-dischen Nahrungsmittelbedarfs importiert werden.Seine Vorschläge formulierte der Bund im Bericht «Gesamtschau zur Weiterent-wicklung der Agrarpolitik». In der Herbst-session 2017 bekam Bundesrat Johann Schneider-Ammann im Parlament bereits den Zorn der Bauernvertreter zu spüren, die eine weitere Marktöffnung fürchten.Der Bundesrat will Ende 2018 eine Ver-nehmlassung zur AP22+ durchführen.

Volk stimmt klar für Ernährungs‑sicherheitAm 24. September 2017 haben 78,7 Pro-zent des Schweizer Stimmvolks und alle Stände Ja gesagt zu einem direkten Ge-genentwurf des Parlaments zur zurückge-zogenen Volksinitiative «Für Ernährungs-sicherheit». Die Ernährungssicherheit ist damit verfassungsmässig gestärkt. Der neue Verfassungsartikel (Art. 104a) beauf-tragt den Bund damit, Voraussetzungen zu

schaffen, um die Versorgung der Schweiz mit Lebensmitteln sicherzustellen.Zustande kam er auf Druck des Bauern-verbandes. Der Gegenvorschlag ist ein ab-geschwächter Kompromissvorschlag der eidgenössischen Räte.Laut Landwirtschaftsminister Schneider-Ammann sind in den nächsten Jahren keine Gesetzesänderungen auf Basis des neuen Artikels vorgesehen.Aus Sicht des Schweizer Bauernverbandes ist der Artikel 104a «eine Vervollständi-gung zu Artikel 75 über die Raumplanung und weist dem Kulturland verstärkte Be-deutung zu».

Noch hängig: Initiative «Für Ernährungssouveränität»Weiter beim Parlament hängig blieb 2017 die Volksinitiative «Für Ernährungssou-veränität. Die Landwirtschaft betrifft uns alle» der Westschweizer Bauerngewerk-schaft Uniterre. Sie verlangt eine weitge-hende Abschottung des Agrarmarkts.Unter anderem sollen Schutzzölle für Le-bensmittel in der Verfassung verankert und Exportsubventionen verboten wer-den. Auch ein Gentechnikverbot wird gefordert, sowie Massnahmen für mehr Beschäftigte in der Landwirtschaft. Die Initianten wollen, dass der Bund die klein-bäuerliche Landwirtschaft fördert, welche die lokale Bevölkerung versorgen soll.Der Bundesrat hat dem Parlament die Initi-ative zur Ablehnung empfohlen.

Page 31: RAUMENTWICKLUNG JAHRESBERICHT 2017 - EspaceSuisse

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VLP‑ASPAN

LÄNDLICHE RÄUME

Methode zur Ermittlung der Versorgungsqualität entwickeltDie Hochschule Rapperswil (HSR) hat zu-sammen mit den Kantonen BL, GL, GR, SO und TG und dem Bundesamt für Raument-wicklung ARE eine Methode entwickelt, um die Versorgungsqualität auf dem Land darzustellen.In vier Testgebieten analysierten die Au-toren Verkehrswege und Reisezeiten von Wohngebäuden zu Infrastrukturen wie Arztpraxen, Primarschulen, Alters- und Pflegeheimen, Geschäften mit Gütern des täglichen Bedarfs, Poststellen und Gast-stätten. Dann berechneten sie die Reise-zeiten für den Fall, dass die nächstgele-gene Arztpraxis, Poststelle usw. schliesst. So konnten sie zeigen, welche Gebiete vom Wegfall einer Versorgungseinrich-tung empfindlich getroffen würden. Die Methode erlaubt eine Prognose zur künf-tigen Versorgungsqualität und kann als Frühwarnsystem dienen.Im Forschungsbericht «Künftige Ver-sorgungsinfrastrukturen in ländlichen Räumen» empfehlen die Autoren, die abnehmende Versorgungsqualität über Gemeindegrenzen hinweg anzugehen. Zusätzliche Herausforderungen sehen sie in der Digitalisierung und im demographi-schen Wandel.www.irap.ch > Raumplanung> Projekte Raumpla-

nung > Künftige Versorgungsinfrastrukturen in

ländlichen Räumen

Avenir Suisse bringt Ideen für die BerggebieteDie Dörfer in den Berggebieten stehen unter Druck. Die Gründe dafür sind der Strukturwandel in Tourismus und Bauwirt-schaft, die Frankenstärke und die Abwan-derung der jungen Geister («Brain Drain»). Der liberale Thinktank Avenir Suisse schlägt in der Studie «Strukturwandel im Schweizer Berggebiet» von 2017 Projekt-ideen vor.

Zum Beispiel: «Strategien zur Stärkung bestehender Wertschöpfungsquellen» statt neuer Subventionen. Dabei setzt Stu-dienautor Daniel Müller-Jentsch auf mehr regionale Zusammenarbeit, den Einbe-zug der Zweitwohnungsbesitzer und die Digitalisierung. Dies sind die wichtigsten Empfehlungen, um die Wirtschaft des Berggebiets zu stärken: – Talschaften fusionieren, um handlungs-

fähige politische Einheiten zu schaffen, – grossräumige Marketing-Organisa-

tionen für den Tourismus ins Leben rufen,

– den Fokus der Bauwirtschaft auf Sa-nierungen legen, um den Bestand zu erneuern, und

– Zweitwohnungsbesitzer in die lokale Politik und Wirtschaft einbinden.

Ausserdem sollen alpine Bildungszentren dem «Brain Drain» entgegenwirken. Das grösste Innovationspotenzial liege häu-fig in angestammten Branchen wie dem Handwerk, der Land- und Forstwirtschaft. Zudem ermögliche die Digitalisierung orts-ungebundenen Berufsgruppen, in den Bergen zu arbeiten.Wo die Schrumpfungsprozesse weit fort-geschritten sind, bleibt der geordnete Rückzug. Dieser dürfe kein Tabu mehr bleiben. Auch die Abgeschiedenheit biete Standortvorteile wie Ruhe und Landschaft. www.avenir-suisse.ch> Publikationen> Struktur-

wandel im Schweizer Berggebiet

www.srf.ch > News> Schweiz > Zukunft der

Berggebiete: Alpendörfer sollen Zweitwohnungs-

besitzer einbinden

Auch das ist Verdichtung: Arbeitszonen effizient nutzenDas revidierte Raumplanungsgesetz RPG verlangt, dass Gewerbe- und Industrieflä-chen effizient genutzt werden. Um neue Arbeitszonen auszuscheiden, wird eine bodensparende Nutzung sogar ausdrück-lich vorausgesetzt. Viele kleine und mit-

telgrosse Gemeinden im ländlichen Raum verfügen aber über unternutzte Arbeitszo-nen. Der Umgang damit stellt sie vor grosse raumplanerisch Herausforderungen.Das «Netzwerk Raumentwicklung» prä-sentierte an seiner Tagung «Arbeitszonen im ländlichen Raum – effizient nutzen, aber wie?» im November 2017 Fakten und Lösungsansätze, wie Arbeitszonen ef-fizienter genutzt werden können.Das Netzwerk vereinigt 30 Organisationen aus Umweltschutz, Landwirtschaft, Ver-kehr, Planen und Wohnen. www.netzwerk-raumplanung.ch

Page 32: RAUMENTWICKLUNG JAHRESBERICHT 2017 - EspaceSuisse

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2017 RAUMENTWICKLUNG

LEHRE UND FORSCHUNG

ETH Zürich: Master und Nachdiplom in Raumplanung sind beliebtIm Herbst 2017 waren 73 Studierende im Masterstudiengang «Raumentwicklung und Infrastruktursysteme» eingeschrie-ben, 32 davon Frauen. In ihrer interdiszi-plinären Projektarbeit vertieften sie sich in Gruppen während eines Semesters in die «Zukunft Pfäffikons» (SZ).Im Rahmen des Nachdiplomstudiums Raumplanung können Studierende sich für einen Master of Advanced Studies MAS, ein Diploma of Advanced Studies DAS oder ein Certificate of Advanced Studies CAS einschreiben. Von den gesamthaft 41 Studierenden des Jahrgangs 2015/17 schlossen im Jahr 2017 zwanzig mit einem Diplom (MAS in Raumplanung) ab.2017 startete ein neuer Studiengang mit knapp 40 Teilnehmenden. In ihrer Projekt-arbeit steht die Stadt Winterthur im Fokus.www.raumentwicklung.ethz.ch

www.masraumplanung.ethz.ch

ETH Zürich: Professur für Raumentwicklung neu zu besetzenProfessor Bernd Scholl, Leiter des Insti-tuts für Raum- und Landschaftsentwick-lung der ETH Zürich, tritt 2018 in den Ruhestand. Seine Stelle ist daher neu zu besetzen und wurde 2017 ausgeschrie-ben. Gesucht wird eine Persönlichkeit, die ein «starkes und sichtbares Forschungs-programm im Bereich der nachhaltigen Raumentwicklung mit Fokussierung auf neuartige Modellierungs- und Simulati-onsansätze» auf die Beine stellt, und «ein attraktives Unterrichtsprogramm aufbaut und sich für Exzellenz im Bildungsbereich engagiert sowie moderne Unterrichtsme-thoden fördert, entwickelt und anwendet, die auf wirtschaftlichen und/oder sozialen Theorien abstützen.».Weiter heisst es in der Ausschreibung: «Ein Interesse am föderalistischen System der

Schweiz mit 26 Kantonen und über 2000 Gemeinden (…) ist ein Vorteil, aber nicht Voraussetzung». Diese «Nicht-Vorausset-zung» ist aus Sicht der Raumplanungspra-xis zu bedauern.In der 19-köpfigen Berufungskommis sion sitzen als Vertreter der Planungspraxis Maria Lezzi, Direktorin des ARE, Wilhelm Natrup, Leiter der Amts für Raument-wicklung des Kantons Zürich, und Lukas Bühlmann, Direktor der VLP-ASPAN. Das Verfahren war Ende 2017 noch in Gang.www.facultyaffairs.ethz.ch

Universität Zürich:Neuer Studiengang in «Urban Management»Die Universität Zürich bietet ab Früh-jahr 2018 in Zusammenarbeit mit der VLP-ASPAN eine halbjährige Weiterbil-dung (CAS) in «Urban Management» an. Das CAS richtet sich an Fachkräfte der Regional- und Stadtentwicklung, der Im-mobilienwirtschaft, Raumplanung, Politik, Verwaltung und Architektur.Die Ausbildung fokussiert auf die Gebiets- und Stadtentwicklung. Diese ist heute komplexer denn je: Nutzungskonflikte auf engem Raum, kleinteilige Grundeigen-tumsverhältnisse und widersprüchliche Anforderungen von Politik und Gesell-schaft lassen die klassische Raumplanung und Immobilienprojektentwicklung an ihre Grenzen stossen.Areal- und Projektentwicklungen bedin-gen heute eine intensive Zusammenarbeit zwischen der Immobilienwirtschaft und der öffentlichen Hand und sie müssen Mehrwerte für die Gesellschaft schaffen. Deshalb braucht es Führungskräfte, die beide Seiten verstehen und Transforma-tionen steuern können. Solche Leute will das Institut CUREM ausbilden.

Stadt Zürich: An EU‑Forschungsprojekt über Met‑ropolitanräume beteiligtRaumplanung in Metropolräumen ist wichtig. Deshalb beteiligt sich die Stadt Zürich zusammen mit anderen Städten am Forschungsprojekt «Spatial Dynamics and Strategic Planning in Metropolian Areas» (SPIMA). Es will «Perspektiven der euro-päischen Politik erfassen und für die na-tionale Entwicklungspolitik bereitstellen.» Neben Zürich nehmen die Städte Oslo, Prag, Brno, Lyon, Terrassa, Lille, Brüssel, Wien und Turin und ihre Metroregionen am Projekt teil.Wie funktioniert räumliche Entwicklung auf metropolitaner Ebene? Dies ist die zentrale Frage des Forschungsprojekts SPIMA. Zudem soll herausgefunden wer-den, wie die Zusammenarbeit zwischen den übergeordneten Körperschaften, der Kernstadt und den umgebenden Städten und Regionen im metropolitanen Raum funktioniert.Das Projekt SPIMA ist dem Netzwerk von ESPON (European Observation Network for territorial development and cohesion) angeschlossen. ESPON ist ein Programm der EU, an dem sich die Schweiz beteiligt.www.espon.eu/metropolitan-areas

www.metropolitanraum-zuerich.ch > Infoletter

1/2017

EPF Lausanne:In der Weiterbildung klar positioniert2017 hat die EPFL ihr Weiterbildungs-angebot im Bereich Raumplanung und Städtebau offiziell erweitert. Ab Septem-ber wurden Anmeldungen für das MAS Städtebau (Master of Advanced Studies «Urbanisme») entgegengenommen. Es wird gemeinsam mit der Universität Genf durchgeführt. Die Kurse haben im März 2018 begonnen.Das MAS beinhaltet vier CAS (Certificat of Advanced Studies) zu den Themen

Page 33: RAUMENTWICKLUNG JAHRESBERICHT 2017 - EspaceSuisse

31

VLP‑ASPAN

«Thèmes et échelles de l‘urbanisme», «Projet d’urbanisme et planification spati-ale», «Information géographique en urba-nisme» und «Urbanisme opérationnel et opérateurs urbains».Schon rasch hat sich das Angebot als sehr gefragt erwiesen. Für die ersten CAS (Thèmes et échelles du territoire) sind alle Plätze vergeben worden.Zudem hat die EPFL 2017 ein neues Wei-terbildungsformat gestartet: das Certifi-cate of Open Studies (COS). Das Beson-dere daran ist, dass für den Besuch kein Master benötigt wird. Die Kontrolle der Kompetenzen erfolgt am Ende des Lehr-gangs. Das neue Format wurde insbeson-dere für die Online-Kurse (MOOC – Mas-sive Online Open Course) entwickelt. Es ist auf Planungsfragen im «Global South» ausgerichtet. Das Thema des ersten Zerti-fikats lautet «Gestion et planification des villes africaines».Auch hat die EPFL 2017 ihr Online-Kurs-angebot in Raumplanung und Städtebau erweitert. Jeden Tag nehmen Tausende von Lernenden an den Online-Kursen teil. Angeboten werden u.a. folgende Kurse: «Management of Urban Infrastructures» und «Smart Cities – Management of Smart Urban Infrastructures», «Économie du Sol et de l‘Immobilier I et II», «Éléments de Géomatique», «Management in De-veloping Countries» und «Planning and Design of Sanitation Systems and Techno-logies», «Villes Africaines: Quartiers pré-caires», «Villes africaines: Environnement urbain», «Villes africaines: Mobilités et transports», «Villes Africaines: introduc-tion à la planification urbaine».https://www.mas-urbanisme.ch

https://moocs-afrique.epfl.ch/fr/villes-africaines

https://moocs.epfl.ch

HSR: Beliebte Studiengänge in RaumplanungIm Herbst 2017 haben 36 Studierende ihr Bachelorstudium in Raumplanung an der Hochschule für Technik Rapperswil HSR aufgenommen. Der Studienplan wurde 2017 den aktuellen Herausforderungen angepasst. Verstärkt werden die mikro-ökonomischen, die immobilienwirtschaft-lichen und die GIS- Kompetenzen der Stu-dierenden gefördert. Die Schwerpunkte Raumentwicklung, Verkehrsplanung und Städtebau wurden inhaltlich geschärft. Beibehalten wurde aber das Ziel, Raum-planungsgeneralisten auszubilden.Im September 2017 schlossen 31 Studie-rende ihren BSc Raumplanung ab. Inhalt-lich hatten die Diplomierten Aufgaben-stellungen aus Liestal BL bearbeitet. Liestal war 2017 Partnerstadt der HSR.Im Jahr 2017 absolvierten 12 Studierende erfolgreich den Master-Studiengang RELA (Master of Science in Raumentwicklung und Landschaftsarchitektur). In den letz-ten Jahren haben jeweils 8 bis 12 Studie-rende ihr MSE-Studium aufgenommen, sodass zurzeit 25 Studierende aktiv sind.Seit Bestehen des Masterstudiengangs haben über 60 Studierende ihr Studi-um abgeschlossen. Alle fanden qualifi-zierte Jobs in der Raumplanung und der Landschaftsarchitektur.Neu wird das Masterstudium vom Bund Schweizer Landschaftsarchitekten BSLA unterstützt.www.hsr.ch

NACHHALTIGE ENTWICKLUNG

Die Agenda 2030 lokal umsetzen2015 verabschiedete die internationale Staatengemeinschaft UNO die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Die be-teiligten Nationen, darunter die Schweiz, haben darin 17 Ziele definiert. Auf der Erde sollen das menschliche Wohlergehen gefördert, die Umwelt geschützt und die Armut bekämpft werden.Das Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) und die Eidgenössische Migrations-kommission (EKM) schrieben 2017 ein Förderprogramm aus. Darin riefen sie die Kantone und Gemeinden auf, Projekt-vorschläge einzureichen, um die Agenda 2030 lokal umzusetzen. Gefördert werden Projekte, die eines oder mehrere der 17 Ziele verfolgen. Bis im Herbst 2017 wur-den rund 60 Projekte eingereicht. Davon werden 18 unterstützt. Meist sind es stra-tegische Vorhaben auf kommunaler oder kantonaler Ebene, z.B. in Lugano, Win-terthur, Yverdons-les-Bains, in den Kanto-nen FR, VD und VS.Das Förderprogramm vom ARE und EKM ist Teil der «Strategie Nachhaltige Entwick-lung 2016 – 2019» des Bundes. Seit 2001 wurden über 420 Projekte gefördert.www.eda.admin.ch> Agenda 2030

www.admin.ch > Dokumentation > Medienmittei-

lung vom 18.02.2018 > Agenda 2030 für nach-

haltige Entwicklung: Bund unterstützt Initiativen

der Kantone und Gemeinden

Was heisst «kohärente Raumentwicklung»?Der Bund strebt eine «kohärente Raument-wicklung» an. Gemeint ist zum einen, dass die Bundesämter ihre raumwirksamen Pla-nungen besser koordinieren. Zum anderen sollen Kantone, Gemeinden und Regionen ihre Planungen, die Siedlungen, Land-schaften und den Verkehr tangieren, bes-ser aufeinander abstimmen. Das Ziel: eine nachhaltige Raumentwicklung.Das Magazin «regioS» (Nr. 12, 2017) zeigt drei Projektbeispiele:

Page 34: RAUMENTWICKLUNG JAHRESBERICHT 2017 - EspaceSuisse

32

2017 RAUMENTWICKLUNG

Im Baselbiet wollen sich elf Gemeinden mit dem Modellvorhaben «Zukunft Fren-kentäler» in der Agglomeration Basel neu positionieren und ihren Lebens- und Wirt-schaftsraum stärken.In der Region Chur hilft das Agglomera-tionsprogramm der Stadt Chur und den umliegenden Gemeinden, die diversen Verkehrsträger aufeinander abzustimmen und den Langsamverkehr zu fördern.In der Ajoie im Jura suchen Gemeinden nach Strategien gegen die sich stetig ver-schlechternde Versorgung in ländlichen Regionen.www.regiosuisse.ch > Publikationen > regioS

Nr.12, 2017

Kantone und Städte entwickeln sich nachhaltigEnergie aus erneuerbaren Quellen, tieferer Stromverbrauch, mehr naturnahe Flächen und weniger nicht-rezyklierbare Siedlungs-abfälle: die Kantone und Städte gehen mit den Ressourcen immer nachhaltiger um. Dies zeigt die Erhebung des «Cercle Indi-cateurs» von 2017.Das Netzwerk von Bund, Kantonen und Städten hält darin fest, wie nachhaltig die Entwicklung ist. Dazu erhebt es seit 2005 rund 30 Indikatoren aus Wirtschaft, Ge-sellschaft und Umwelt. An der Studie von 2017 nahmen 18 Kantone und 27 Städte teil.Der «Cercle Indicateurs» wurde 2003 von den Bundesämtern für Raumentwicklung (ARE), Statistik (BFS) und Umwelt (BAFU) sowie verschiedenen Städten und Kanto-nen gegründet.www.bfs.admin.ch > Statistiken finden > Nach-

haltige Entwicklung > Cercle Indicateurs

NATURGEFAHREN

Bund aktualisiert Erdbeben‑ VorsorgeDie Gefahr von Erdbeben ist in der Schweiz im Vergleich mit anderen Ländern Europas mittel. Das Wallis und Basel sind am stärk-sten gefährdet. Gebiete ganz ohne Ge-fahr gibt es hingegen nicht. Am 3. März 2017 wurde die Schweiz vom stärksten Erdbeben seit mehr als zehn Jahren er-schüttert: Das Beben mit einer Magnitude von 4.6 ereignete sich im Urnerboden im Grenzgebiet von Uri, Schwyz und Glarus. Es verursachte kleinere Gebäudeschäden. Erdbeben, die grössere Schäden anrichten, sind hierzulande alle 50 bis150 Jahre zu erwarten.Der Bund ist seit 2001 daran, ein umfas-sendes Risikomanagement zu erarbeiten. Das Bundesamt für Umwelt BAFU hat 2017 in einem Bericht über die weitere Planung informiert. Er will bis 2020 Fol-gendes erreichen: – ein Erdbebenrisikomodell für die

Schweiz erstellen, – die Grundlagen zur Gefährdungsab-

schätzung verbessern, – das Inventar zur Erdbebensicher-

heit der wichtigsten Bundesbauten fertigstellen,

– Grundlagen für die Beurteilung von Finanzhilfen im Falle eines Erdbebens erstellen.

www.bafu.admin.ch/naturgefahren

www.seismo.ethz.ch

Bundesrat will rechtliche AnpassungenIm Zuge des Klimawandels dürften Natur-gefahren wie Hochwasser, Felsstürze und Lawinen zunehmen (> Kap. Klimawandel S. 23). Die Sicherheit der Bevölkerung wird in Zukunft daher wichtiger. Um die Ressourcen für den Schutz vor Naturge-fahren wirtschaftlicher einzusetzen, schlug der Bundesrat 2017 eine Reihe rechtlicher Anpassungen vor. Bis Ende 2019 wird eine Vernehmlassungsvorlage erarbeitet.

Das bestehende Wasserbaugesetz von 1991 genüge heute nicht mehr. Deshalb sollen dieses und weitere Gesetze und Ver-ordnungen angepasst werden.www.bafu.admin.ch > Medienmitteilung vom

16.06.2017

Page 35: RAUMENTWICKLUNG JAHRESBERICHT 2017 - EspaceSuisse

33

VLP‑ASPAN

NATUR & LANDSCHAFT

Bundesrat heisst BLN‑Revision gutDie 162 schönsten Landschaften und Na-turdenkmäler der Schweiz sind neu im De-tail beschrieben, und die Gründe für ihre nationale Bedeutung sowie die Schutz-ziele präzisiert. Zuständig für diese Aktu-alisierung war das Bundesamt für Umwelt BAFU. Es hat in mehrjähriger Arbeit die Schutzziele der 162 Objekte im «Bun-desinventar der Landschaften und Natur-denkmäler von nationaler Bedeutung» (BLN) präzisiert und die dazu gehörige Verordnung überarbeitet. Der Bundesrat hat diese Revision 2017 gutgeheissen. Das neue BLN und die totalrevidierte Verord-nung traten am 1. Juni 2017 in Kraft.Der Bundesrat hatte dem BAFU 2003 den Auftrag erteilt, die Schutzwirkung des BLN zu verbessern. Auslöser war der Befund, dass die Landschaften von natio-naler Bedeutung grossem Nutzungsdruck ausgesetzt waren und das Ziel des BLN, sie ungeschmälert zu erhalten oder grösst-möglich zu schonen, nicht erreicht wurde.Die Bestandes- und Nutzungsgarantie für bestehende Bauten und Anlagen inner-halb des Perimeters der BLN-Landschaften wird in der neuen Verordnung ausdrück-lich bestätigt. Die Rechtswirkungen des Inventars beruhen auf dem Bundesgesetz über den Natur- und Heimatschutz (NHG) und bleiben unverändert. Das NHG will die typischen Merkmale der geschützten Landschaften erhalten, schreibt jedoch keinen absoluten Schutz vor. Landschafts-entwicklung soll möglich sein, die Quali-täten einer Landschaft sollen dabei jedoch erhalten werden. Für BLN-Objekte gilt grundsätzlich das Schutzziel «ungeschmä-lerte Erhaltung»; wenn aber gleich- oder höherwertige Interessen dem entgegen-stehen, dann ist die «grösstmögliche Schonung» anzustreben.Mit der Energiestrategie 2050 (> Kap. Energie) dürften solche Interessenabwä-gungen häufiger werden. Denn für die Energiewende braucht es neue Wind- und

Wasserkraftwerke, die vermutlich auch in Naturschutzgebieten zu stehen kommen. Die Energiestrategie 2050 ist mit einer Ab-wertung der BLN-Gebiete verbunden. Um erneuerbare Energiequellen in grossen Stil nutzen zu können, sollen die Behörden in den Bewilligungsverfahren für grosse Was-ser- und Windkraftanlagen das nationale Interesse an diesen Anlagen grundsätzlich gleich hoch gewichten wie den Natur- und Heimatschutz, der ebenfalls im nationalen Interesse liegt.www.bafu.admin.ch > Thema > Landschaft >

Fachinformationen > Landschaften von nationaler

Bedeutung

Aktionsplan für die Biodiversität endlich erstelltDer Bundesrat hat im Herbst 2017 nach fünf Jahren Bearbeitung – drei Jahre spä-ter als geplant – einen Aktionsplan für die Biodiversität veröffentlicht. Im Aktionsplan sagt der Bund, wie er die Ziele der «Bio-diversitätsstrategie» von 2012 erreichen will. Kurz zuvor hatten Umweltorganisati-onen aufgrund der langen Wartezeit ihren eigenen Aktionsplan herausgegeben. Bei-de Aktionspläne enthalten einen Katalog mit je 26 Massnahmen, um unsere Biodi-versität zu erhalten.Der Aktionsplan des Bundes sieht vor, die Biodiversität direkt und indirekt zu för-dern. Direkt, indem zum Beispiel Moore und Trockenwiesen saniert, aufgewertet und vernetzt werden. Indirekt, indem die Biodiversität in vielen Politikbereichen – wie der Raum- und Infrastrukturpolitik – als stärkeres Entscheidungskriterium ver-ankert wird.Um die Biodiversität in der Schweiz steht es schlecht. Die Schweiz hinkt hier ande-ren hinterher (> Kap. Umweltschutz). Die Hauptgründe dafür sind der wachsende Flächenbedarf für Wohnraum und die intensive Landwirtschaft. Zudem bedro-hen invasive Arten, der Klimawandel und Mikro verunreinigungen die Vielfalt. Zu

diesem Befund kamen 2017 nicht nur Stu-dien der Umweltorganisationen, sondern auch der Bund.Die Studie «Biodiversität der Schweiz: Zu-stand und Entwicklung» des Bundesamts für Umwelt BAFU von 2017 zeichnet ein düsteres Bild: Fast die Hälfte der Lebens-räume und mehr als ein Drittel der Tier-und Pflanzenarten in der Schweiz seien bedroht.Umweltverbände wie BirdLife Schweiz, Pro Natura und WWF Schweiz stellten der Raumplanung 2017 ein ungenügendes Zeugnis aus. Die Raumplanung fördere das Ziel «Biodiversität nachhaltig nutzen» zu wenig. Sie trage bisher wenig dazu bei, Flächen für die Biodiversität zu sichern. Verlangt wird, dass Kantone und Gemein-de in den Richt- und Nutzungsplänen prä-zisere Anforderungen im Bereich Natur und Landschaft verankern.www.bafu.admin.ch/aktionsplan-biodiversitaet

Bundesinventare der Biotope revidiertDer Bund hat seine Inventare der Bio tope und Moorlandschaften von nationaler Be-deutung überarbeitet. Die Revision trat im November 2017 in Kraft. Die in den In-ventaren erfassten Gebiete bedecken neu 2,2% der Landesfläche (vorher: 1,8%). Die zusätzlichen Gebiete (v.a. Amphibien-laichgebiete und Auen) waren grössten-teils vorher schon regional oder privat-rechtlich geschützt. Allerdings sind sie stark gefährdet.Der Bundesrat nannte die Ausdehnung dieser Feuchtgebiete einen Beitrag zur Förderung der Biodiversität.Insgesamt gibt es sechs Bundesinventare der Biotope: für Trockenwiesen, Hoch-moore, Flachmoore, Auen, Amphibien-laichgebiete und Moorlandschaften. In den letzten 150 Jahren am stärksten dezi-miert (- 90%) wurden die Moore.www.news.admin.ch > Medienmitteilung vom

29.09.2017

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2017 RAUMENTWICKLUNG

Wo Landschaften verschwindenDas Monitoring «Landschaftsbeobachtung Schweiz» (LABES, BAFU 2017) zeigt, dass in der Schweiz praktisch keine Gegenden mehr zu finden sind, die von menschli-chen Eingriffen unberührt sind. Selbst die Hochalpen sind mit Infrastrukturen ausge-stattet. Sehr deutlich ist der Wandel der Landschaft im Mittelland. Hier hat sich die Siedlungsfläche in den vergangenen Jahr-zehnten stark ausgedehnt.Zwischen 1985 bis 2009 reduzierte sich die Landwirtschaftsfläche in der Schweiz um insgesamt 5,5 Prozent (d.h. 850 Qua-dratkilometer). Am meisten davon ver-schwand im Mittelland (- 327 Quadratkilo-meter Agrarfläche).

Doch nicht nur das Siedlungswachstum ist eine der Ursachen für den Verlust von Agrarland: auch neue landwirtschaftliche Gebäude ausserhalb der Bauzonen bean-spruchen Agarland. So sind z.B. im Kan-ton Aargau 60 Prozent des im Jahr 2014 verbuchten Verlusts an Fruchtfolgeflächen auf den Bau von Remisen, Masthallen, Ställen, Silos und anderen landwirtschaft-lichen Anlagen zurückzuführen.LABES ermittelt auch, wie die Menschen die Landschaften wahrnehmen. Am kri-tischsten werden Räume am Stadtrand, im suburbanen und periurbanen Raum, be-wertet. Dort wurden über die Hälfte aller Gebäude der Schweiz nach 1960 errichtet.Der Sehnsuchtsort der Bevölkerung ist das

Dorf, wie eine WSL-Studie zeigte. Über 70 Prozent der Bevölkerung wünschen sich ein Dorf als Wohnort, oder allenfalls eine Kleinstadt. Vor allem neuere Quartiere am Rand der Agglomerationen (periurbaner Raum) sind aus Sicht der Bevölkerung am reizlosesten (LABES-Bericht, S.64).www.bafu.admin.ch/uz-1641-d > LABES-Bericht

«Wandel der Landschaft»

Ausgezeichnete Energieinfra‑struktur‑LandschaftDie «Landschaft des Jahres 2017» ist ein Energieinfrastrukturgebiet. Die Stif-tung Landschaftsschutz Schweiz (SL) hat das Gebiet am Aare-Hagneck-Kanal zur «Landschaft des Jahres 2017» gekürt.

Foto

: BK

W

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35

VLP‑ASPAN

Preisempfänger sind die BKW, der En-ergie Service Biel ESB und der Kanton Bern. Sie wurden für ihr Engagement zur sorgfältigen, umwelt- und landschaftsver-träglichen Sanierung der Kraftwerke und die Umsetzung des Hochwasserschutzes gelobt.Sie hatten vier Flusskraftwerke saniert (Hagneck, Aarberg, Niederried, Kallnach). Diese produzieren nun mehr Strom. Gleichzeitig wurden Natur und Landschaft aufgewertet.www.sl-fp.ch > Medien > Pressemitteilung vom

25.04.2017

Einst Militärgebiet, heute FreiraumDer Schulthess Gartenpreis 2017 ging an den Murg-Auen-Park in Frauenfeld TG. Das Gebiet hat sich oft verwandelt: Aus ei-ner Flusslandschaft wurde ein militärisches Übungsgelände, und fast wäre es in den 1990er Jahren einer Strasse zum Opfer gefallen. Heute blüht das Gebiet als städ-tischer Freiraum auf. Der Schweizer Hei-matschutz (SHS) würdigte all jene, die den Murg-Auen-Park in seiner heutigen Form erschufen. Stellvertretend für sie nahm die Stadt Frauenfeld als Eigentümerin des Are-als den Preis entgegen.Der Murg-Auen-Park zeigt, wie ein unat-traktives Militärareal in ein städtisches Nah-erholungsgebiet verwandelt werden kann. Mit einem Masterplan ist es gelungen, Hochwasserschutz, Naturschutz, Städte-bau und Naherholung zu verzahnen.www.heimatschutz.ch/gartenpreis

Siedlungsrand‑Kampagne beendetDer Fonds Landschaft Schweiz (FLS) hat seine Siedlungsrand-Kampagne vorzeitig beendet. Gründe dafür waren die harzig verlaufene Suche nach Pilotprojekten und die Komplexität. Ziel der Kampagne war es, die Aufwertung von Siedlungsrändern zu fördern. Fünf Projekte wurden dennoch unterstützt: in Köniz BE, Manno TI, Pollegi-on TI, Val-de-Ruz NE und Flawil SG.Der Fonds entschied aber 2017, auf die Fortsetzung zu verzichten. Stattdessen wird er Projekte zugunsten der siedlungs-nahen Landschaft zu fördern.Der FLS fördert sei mehr als 25 Jahren die Aufwertung naturnaher Kulturlandschaf-ten. Erfolgreich war vor allem seine Alleen-kampagne (2006 – 2009).https://fls-fsp.ch > Bulletin Nr. 49, Februar 2017

Pärke‑Landschaft wächstSeit dem 1. Januar 2018 gibt es offiziell ei-nen Regionalen Naturpark Schaffhausen. Der Bund hat ihn 2017 auf Gesuch des Kantons hin als einen Park von nationaler Bedeutung anerkannt. Gleichzeitig bewil-ligte er der UNESCO Biosphäre Entlebuch LU eine zweite 10-jährige Betriebsphase als Regionaler Naturpark.Nun gibt es 19 Naturpärke in der Schweiz, davon einen Nationalpark.www.parks.swiss

Die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz

ernannte die Energieinfrastrukturlandschaft

am Aare-Hagneck-Kanal zur Landschaft des

Jahres 2017. Preisempfänger sind die BKW,

der Energie Service Biel ESB und der Kanton

Bern für ihr Engagement zur sorgfältigen,

umwelt- und landschaftsverträglichen Sa-

nierung der Kraftwerke und Umsetzung der

Hochwasserschutzmassnahmen.

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36

2017 RAUMENTWICKLUNG

RAUMBEOBACHTUNG

Bauzonen 2017: Gleiche Fläche, intensivere NutzungDas Bundesamt für Raumentwicklung ARE führte 2017 die Bauzonenstatistik nach. Es macht dies alle fünf Jahre. Die Statistik stützt sich auf die Geodaten der Kantone.Die Ergebnisse zeigen, der Trend geht in die richtige Richtung: Die Gesamtfläche der wichtigsten Bauzonentypen hat sich seit 2012 nicht vergrössert, sondern blieb konstant. Dafür werden die Bauzonen stärker genutzt. Noch gibt es genug Reser-ven: Vor allem Bauzonen, die als Arbeits-zonen kategorisiert sind, sind noch nicht überbaut. – Die Bauzonen sind zwischen 2012 und

2017 um rund 3‘400 Hektaren oder 1.5% gewachsen: von 228‘619 auf 232‘095 Hektaren. Betrachtet man nur die wichtigsten Bauzonentypen (Wohnzonen, Arbeitszonen, Mischzo-nen, Zentrumszonen und Zonen für öffentliche Nutzungen), so bleibt deren

Fläche praktisch konstant. Die fünf Typen machen zusammen 93% der Bauzonen aus. Der mit Abstand wich-tigste Bauzonentyp ist die Wohnzone (46%).

– Die Bauzonen werden stärker genutzt. Seit 2012 ist die Zahl der Einwoh-ner in den Bauzonen von 7,4 auf 8 Millionen gewachsen (+7.9%). Damit leben deutlich mehr Menschen auf einer praktisch konstanten Fläche. Die durchschnittliche Bauzonenfläche pro Kopf sinkt daher von 309 auf 291 Quadratmeter.

– Die Bauzonen sind deutlich besser mit dem öffentlichen Verkehr erschlossen als 2012. Der Anteil der Bauzonen die sehr gut, gut und mittelmässig erschlossen sind, stieg von 37 Prozent auf 41 Prozent.

– 2‘100 bis 2‘500 Hektaren wurden seit 2012 neu überbaut. Das entspricht etwa der Fläche des Walensees.

– 11 bis 17 Prozent aller Bauzonen sind noch unüberbaut. Den mit Abstand grössten unüberbauten Anteil weisen die Arbeitszonen auf (unüberbaut: 33 bis 41%).

www.are.admin.ch > Bauzonen

5 % der Fläche der Schweiz sind Bauzonen

95 % der Bevölkerungleben innerhalb der Bauzonen

Grundlage: Geodaten der Kantone zur Nutzungsplanung

291 m2

Bauzonenflächepro Einwohner/in

Bauzonenstatistik Schweiz 2017

Seit 2012 ist die Zahl der Einwohner/innen in den Bauzonen von 7,4 auf 8,0 Millionen gewachsen – bei konstant bleibender Fläche.

Unüberbaute Bauzonen

Erschliessung mit dem öffentlichen Verkehr

Seit 2012 stieg der Anteil von Bauzonen mit sehr guter, guter oder mittelmässiger Erschlies-sung von 37% auf 41% an.

41%

+7,9%

Die durchschnittliche Bau-zonenfläche pro Einwohner/inist seit 2012 von 309 m2 auf 291 m2 pro Einwohner/in gesunken.–18 m2

1,0 bis 1,7 Mio.

Entwicklung der Nutzungsdichte

11% bis 17 % der Bauzonen (25 700 bis 40 500 Hektaren) sind noch nicht überbaut (je nach Annahme für die Berechnung).

232038 ha beträgt die Fläche der Bauzonen in der Schweiz

2017

Fast die Hälfte aller Bauzonen sind Wohnzonen (46%)

Entwicklung

2017 Entwicklung

1,0 bis 1,7 Mio. Einwohnern bieten die noch nicht überbauten Bauzonen theoretisch Platz, wenn sie vollständig mit der gleichen Dichte wie bisher überbaut werden.

2100 bis 2500 Hektaren wurden seit 2012 neu überbaut. Das entspricht etwa der Fläche des Walensees.

Wohn-zonen46%

Arbeitszonen14%

Zentrumszonen11%

Zonen für öffentl.Nutzungen 11%

Mischzonen11%

Übrige 7 %

www.are.admin.ch/bauzonen © ARE

Potenzial

2100 bis 2500 ha

Walensee

11 bis 17%

Diese Flächen liegen zum grossen Teil in städtischen Gebieten. Sie decken 66 % der Einwohner und Beschäftigten ab.

der Bauzonenflächen sind sehr gut, gut oder mittelmässig erschlossen.

Bauzonenstatistik der Schweiz 2017

Foto

: ARE

Page 39: RAUMENTWICKLUNG JAHRESBERICHT 2017 - EspaceSuisse

37

VLP‑ASPAN

Reisen wird zum LebensstilDas multilokale Wohnen, d.h. das alternie-rende Wohnen an mehreren Orten, ist zu einem Lebensstil geworden. So genannt «Multilokale» nutzen überdurchschnittlich viel Wohnraum und sind hochmobil. In Bern-Brünnen zeigt sich das 2017 beispiel-haft am 5-geschossigen Neubau «b20». Hier baute die Baugenossenschaft Aare einen Block mit 60 hochwertig möblier-ten, kleinen Wohnungen. Dazu bietet sie Dienstleistungen an. Die Mieter mieten die Wohnungen nur für ein bis zwölf Monate.Die Zielgruppe von «b20» sind Multilo-kale: zum Beispiel eine IT-Spezialistin aus Indien, ein frisch Geschiedener oder ein Bundesparlamentarier. Eine Wohnung kostet 1‘300 Franken pro Monat. Im Preis inklusive ist das Putzen alle zwei Wochen, der Wäschewechsel und ein Ansprech-partner. Weiter können sich die Bewoh-nenden Hemden bügeln und Schuhe put-zen lassen.Was bedeutet dies für die Raumplanung? Die Teilnehmenden der Veranstaltung «Chance Raumplanung» vom 19. Mai 2017 in Bern-Brünnen zeigten sich ratlos. Denn das Phänomen ist schwer fassbar. In den gängigen Statistiken ist es kaum sicht-bar. Der Grund: Multilokale nutzen Zim-mer oft informell, wohnen im Haus eines Freundes und sind am Zweitwohnsitz nicht registriert. So zahlen sie dort auch keine Steuern. Konflikte zwischen langjährigen Quartierbewohnern und den modernen Nomaden sind wahrscheinlich.www.b20.ch

SIEDLUNGS‑ENTWICKLUNG

Verdichtungspotenzial in der Schweiz ist grossDie Schweiz bietet Platz für zusätzliche 1,9 Millionen Einwohner. So lautete 2017 die Antwort des Bundes auf das Postulat von Nationalrat von Graffenried (14.3806). Im Bericht «Verdichtetes Bauen in Ortszen-tren fördern, aber wie?» hielt der Bund fest, dass die «inneren» Nutzungsreserven ausreichen, um ein bedeutendes Bevölke-rungswachstum aufzufangen – ganz ohne neue Bauzonen. Das leitete er ab aus Erhe-bungen der ETH Zürich, der Immobilienfir-ma Wüest Partner sowie einer Studie des Bundesamts für Raumentwicklung ARE.In den «inneren» Nutzungsreserven, das heisst in Baulücken, Siedlungsbrachen und unternutzten Parzellen innerhalb des bereits bebauten Gebiets, stünden 5‘300 bis 15‘600 Hektaren zur Verfügung für die Nutzungsverdichtung. Diese Nutzungs-reserven seien rechtskräftig und nutzbar. Doch nutzen die Kantone und Gemeinden laut Bundesrat diese Potenziale zur Ver-dichtung zu wenig. Soziokulturelle und ge-sellschaftliche Hindernisse seien aus dem Weg zu räumen. Das sei vorab Sache der Kantone und Gemeinden, so der Bund.Der Bund unterstützt sie, indem er die «Modellvorhaben» und das «Impulspro-gramm» weiterführt. Die «Modellvorha-ben» fördern Projekte, die innovative Lö-sungen anstreben. Das «Impulsprogramm Innenentwicklung» fördert Angebote zur Beratung, Information und Weiterbildung (vgl. S. 56).Das Raumplanungsgesetz strebt eine Nut-zungsverdichtung an, also eine Zunahme der Bewohner und Beschäftigten auf ei-ner bestimmten Fläche. Aus Bundessicht könnte hierfür eine Mindestausnützungs-ziffer nützlich sein.www.are.admin.ch > Medien & Publikationen>

Publikationen > Raumplanungsrecht > Bericht

«Verdichtetes Bauen in Ortszentren fördern, aber

wie?»

www.vlp-aspan.ch > Themen > Impuls

Innenentwickung

Wie Einfamilienhausquartiere ver‑dichten?Verdichtung in Einfamilienhaus-Quartieren ist schwierig. Erst müssen die Grundeigen-tümer überzeugt werden. Einen neuen partizipativen Ansatz verfolgt das Projekt «MetamorpHouse – qualitative Innenent-wicklung und Generationenwohnen im Einfamilienhausquartier» des Bundesamts für Wohnungswesen BWO und der Auto-rin Mariette Beyeler. Der Ansatz sensibili-siert Hauseigentümer in Einfamilienhaus-quartieren, mehr Wohnraum für mehr Menschen zu schaffen und zeigt ihnen Chancen für ihre eigene Wohnzukunft auf.In Villars-sur-Glâne FR brachte «Meta-morpHouse» für die Ortsplanungsrevision 2015 gute Resultate. Eine Beratung von 15 Bewohnern von Einfamilienhäusern zeigte, dass die meisten von ihnen in klei-neren, altersgerechten Wohnung ebenso glücklich wären. Ihnen zeigte die Beratung Wohnalternativen sowie Umbauoptionen im Sinne einer sanften Verdichtung. Zu-dem wurde geprüft, ob Haus und Garten Platz böten für eine weitere, altersfreund-liche Wohnung.Die Beratung gewann einige der Hausei-gentümer für die sanfte Innenentwicklung und motivierte sie, neuen Wohnraum zu schaffen. Ein halbes Jahr nach Abschluss des Pilotprojekts hatten sieben Parteien konkrete Bauabsichten.www.bwo.admin.ch > Wie wir wohnen >

Studien und Publikationen «Wie wir wohnen»

> «MetamorpHouse – Strategie zur sanften

Innenentwicklung»

Vgl. INFORAUM 4/2015, VLP-ASPAN

Page 40: RAUMENTWICKLUNG JAHRESBERICHT 2017 - EspaceSuisse

38

2017 RAUMENTWICKLUNG

Verdichtung verlangt VerhandlungenEin interdisziplinäres Team der Hochschule Luzern HSLU 2017 hat mit der Unterstüt-zung der Bundesämter für Raumentwick-lung ARE und Landwirtschaft BLW das Modellvorhaben «Netzwerk kooperative Umsetzungsverfahren in der Innenent-wicklung» angestossen.Mit den Kantonen Luzern und Basel-Land-schaft führte die HSLU in acht Gemeinden Projekte zur Siedlungsentwicklung nach innen durch. Die Beteiligten konnten neue Ansätze für kooperative Prozesse mit den Grundeigentümern vor Ort zur Anwen-dungsreife bringen.Die Erkenntnisse: eine erfolgreiche In-nenentwicklung bezieht alle Betroffenen ein und begleitet Projekte mit einer kom-petenten und repräsentativ besetzten Expertengruppe.Die Ergebnisse sind auf der Webseite des Luzerner Amts für Raum und Wirtschaft RAWI einsehbar.www.rawi.lu.ch > Themen > Siedlungsentwick-

lung > Netzwerk Innenentwicklung

www.modellvorhaben.ch > Modellvorhaben 2014

-2018

Bundesrat Ueli Maurer sprach zur VerdichtungAm 13. Juni äusserte sich Bundesrat Ueli Maurer an einem Anlass von «Ent-wicklung Schweiz» in Bern skeptisch zur Verdichtung.Sollte die Schweizer Bevölkerung bis 2045 auf 11 Millionen Personen anwachsen, bräuchte es mehr Arbeitsplätze und In-frastruktur. Das trage zur Verbauung der Landschaft bei und führe zu Dichtestress. Daher rühre das Unbehagen der Bevöl-kerung gegenüber der Verdichtung. Der Traum vom Eigenheim auf der grünen Wiese lebe fort. Deshalb sei das Wohnen im 12. Stock eines Hochhauses am Bahn-hof Olten wenig populär.

Im Podiumsgespräch widersprachen Ver-treter der Investment- und Immobilien-branche dem Bundesrat teils. Die Leute ziehe es sehr wohl in die Stadt. Gerade junge Familien und die alternde Bevölke-rung suchten Wohnraum an zentralen La-gen. Deshalb seien Wohnungen am Bahn-hof Olten wegen der guten Erreichbarkeit attraktiv. Verdichtung mit Hochhäusern gleichzusetzen sei ein Missverständnis. Verdichtung funktioniere auch in die Brei-te. Sie sei auch in den Agglomerationen und den Dörfern gefordert.Einig waren sich alle, dass ein gutes Wohn-umfeld wichtig sei. Der öffentliche Raum sei aufzuwerten. Als Mittel dazu eigne sich die Mehrwertabgabe, solange die Erträge vor Ort eingesetzt würden. Voraussetzung für gute Qualität sei zudem eine enge Partnerschaft zwischen öffentlicher Hand, Grundeigentümern und Investoren.www.entwicklung-schweiz.ch > Medien > Medien-

mitteilung > Branchenanlass Entwicklung Schweiz

Innenentwicklung erreicht kleine GemeindenÜber 90 Prozent aller Gemeinden der Schweiz zählen weniger als 10‘000 Ein-wohner. Zusammen besitzen sie aber über zwei Drittel der Reserven für Sied-lungsfläche der Schweiz. Das besagt die Studie «Raum+» der der Eidgenössischen technischen Hochschule Zürich ETH. Die ETH widmete deshalb ihre Tagung «Innen-entwicklung Schweiz» im Sommer 2017 der Verdichtung in kleinen und mittleren Gemeinden.Prof. Bernd Scholl von der Professur für Raumentwicklung stellte fest: «Die Ent-wicklung nach innen ist in den kleinen Gemeinden angekommen». Patentre-zepte gibt es aber keine. Wichtig seien innovative Lösungen, gesamtheitliche Strategien und ein langer Atem. Kritik sei einzufordern, lokales Wissen abzuholen und Betroffene einzubeziehen. Wichtig sei zudem Kontinuität im gesamten Prozess.

Das zeigen auch drei Projekte aus Manno TI, Romanshorn TG und Marly FR, die von der ETH begleitet wurden.www.innenentwicklung.ethz.ch/tagung17

SRF-Beitrag zur Tagung: http://bit.ly/2EUyhgH

Hausanalyse stösst auf zunehmendes InteresseDie Hausanalyse von «Netzwerk Altstadt» dient dazu, den Zustand einer Liegen-schaft und ihre Entwicklungsperspekti-ven zu beurteilen. Speziell Liegenschaf-ten in geschützten Ortsteilen profitieren vom Instrument. Viele Eigentümer sind ob den Auflagen der Denkmalpflege und der Zwänge des Immobilienmarkts überfordert.Das Instrument vermittelt der Eigentümer-schaft eine Strategie für die Aufwertung und Renovation ihrer unternutzten Lie-genschaft. Durchgeführt wird die Hausa-nalyse von regional verankerten Experten. Sie beziffern die Kosten und schätzen die künftige Rentabilität ab, noch bevor ein Vorprojekt erarbeitet wird.Die Hausanalyse kann über eine kantonale oder regionale Trägerschaft bestellt wer-den. Diese schliesst mit der VLP-ASPAN einen Franchisevertrag ab. Die VLP-ASPAN schult dann ortskundige Architekten im Umgang mit der Hausanalyse.www.vlp-aspan.ch/de/beratung/hausanalyse

www.ar.ch/haus-analyse

Einkaufszentren spüren den Wandel Seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der Einkaufszentren mit einer Verkaufsfläche von 5‘000 Quadratmetern von 110 auf 191 erhöht. Zugleich gingen die Verkäufe im klassischen Detailhandel zurück. 2016 verbuchten die Schweizer Einkaufszen-tren einen Verlust im Gesamtumsatz von minus 1,9 Prozent. Das besagt die Studie «Shopping-Center Markt Schweiz 2017» des Instituts für Marktforschung GfK vom Mai 2017.

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VLP‑ASPAN

Trotzdem eröffneten 2017 zwei neue Einkaufszentren ihre Tore. Weitere fünf waren in Planung, sechs sollten um- und ausgebaut werden. Wettbewerbsfähig sind nebst den Shopping-Centren an den grossen Bahnhöfen (Bern, Luzern, Genf, Zürich, Basel) vor allem Shoppingzentren, die das Einkaufen zum Erlebnis machen. Rückläufig sind die Umsätze besonders in Branchen wie Elektronik, Reisen, Schmuck und Bekleidung.Zunehmend richten die Shoppingzentren ihr Angebot auf Erlebnis, Service und Gas-tronomie aus. Die im November 2017 in Ebikon LU eröffnete Mall of Switzerland illustriert diesen Trend: Der Detailhandel belegt noch 65 Prozent der Gesamtfläche, Freizeitaktivitäten bereits 25, die Gastro-nomie 10.www.gfk.com > Medienmitteilung vom 04.05.2017

VS: Werkzeug für Rückzonungen entwickeltAm 21. Mai 2017 nahm das Walliser Stimmvolk das revidierte kantonale Raum-planungsgesetz (kRPG) an. Dieses ermög-licht es, den kantonalen Richtplan bald zu genehmigen und die Siedlungsstrategie des Kantons umzusetzen.Die Strategie sieht vor, einen Teil der Bau-zonen für den Bedarf der nächsten 15 Jahre in der Bauzone zu belassen. Ein wei-terer Teil soll im Hinblick auf den Bedarf der nächsten 25-30 Jahre einer Reservezo-ne zugewiesen und damit «eingefroren» werden. Der Rest wird rückgezont.100 der 134 Gemeinden im Kanton Wallis verfügen über Baulandreserven für mehr als 30 Jahre. Um dem revidierten Raupla-nungsgesetz zu entsprechen, müssen sie total mindestens 1‘100 Hektaren Bauland

zurückzonen. Die Fachhochschule HES-SO Wallis hat 2017 ein «Werkzeug zur Verkleinerung von zu grossen Bauzonen» vorgestellt. Es erlaubt den Gemeinden, ge-eignete Gebiete für Auszonungen einfach zu ermitteln.Der Vorgang umfasst drei Schritte: Zu-erst müssen objektive Kriterien definiert werden, die eine Rückzonung begünsti-gen. Anschliessend werden diese Krite-rien gewichtet. Am Ende werden Karten erzeugt. Die Karte zeigt, welche Parzellen

Eröffnung der Mall Of Switzerland am

8. November 2017 in Ebikon. Es ist eines

der grössten Einkaufszentren der Schweiz.

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Page 42: RAUMENTWICKLUNG JAHRESBERICHT 2017 - EspaceSuisse

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2017 RAUMENTWICKLUNG

am ehesten auszuzonen wären. Das Werk-zeug wurde bereits mit Erfolg in den Ge-meinden Evolène und Ayent angewandt.

TI: Gotthard‑Basistunnel verstärkt BautätigkeitBereits vor seiner Eröffnung hat der Gott-hard-Basistunnel die Bautätigkeit im Tes-sin angekurbelt. Grund dafür könnte die zukünftig bessere Erreichbarkeit gewe-sen sein. Das zeigt die erste Etappe des «Monitoring Gotthard Achse» (MGA) des Bundes und der Kantone Uri und Tessin.In drei Etappen soll das MGA zeigen, welche tatsächlichen Auswirkungen die Gotthardachse vor, während und nach ihrer Inbetriebnahme auf Raum und Ver-kehr hat. Das Monitoring stützt sich auf über 100 Indikatoren, wie z.B. Schad-stoffemissionen, Grundstückpreise oder Pendlerverlagerungen.Die erste Etappe des MGAs lief 2012 an und endete 2016. Seit 2017 läuft die zwei-te Etappe bis zur Inbetriebnahme des Ce-neri-Basistunnels im Jahre 2020. Die letzte Etappe schliesst daran an und wird fünf Jahre lang die voll ausgebaute Gotthard-Achse im Betrieb evaluieren.Das MGA ist ein Projekt der Bundesämter für Raumentwicklung (ARE), Verkehr (BAV), Strassen (ASTRA) und Umwelt (BAFU) sowie der Kantone Tessin und Uri.www.are.admin.ch > Verkehr & Infrastruk-

tur > Programme und Projekte > Monitoring

Gotthard-Achse

Hochhäuser gewinnen an AkzeptanzIn Zug stimmte die Stadtbevölkerung im November 2017 einem neuen Hochhaus-reglement zu. Es legt fest, wo wie hoch gebaut werden kann. Bisher waren Hoch-häuser grundsätzlich auf dem gesamten Stadtgebiet erlaubt, ausser zwischen den SBB-Gleisen und dem Seeufer.

In Liestal BL stimmte das Volk einer neu-en Quartierplanung beim Bahnhof zu. Der Quartierplan der SBB erlaubt neben neu-en Betriebs- und Bürogebäuden auch ein Hochhaus von bis zu 57 Meter Höhe.

STADTENTWICKLUNG

Wohnstatistik: Kernstädte bei Familien beliebtDas Bundesamt für Statistik BFS hat im Oktober 2017 den Bericht zur Wohnsta-tistik «City Statistics» herausgegeben. Der Bericht trägt den Titel «Wohnen in den Städten: ein Vergleich der grossen Kern-städte und ihrer Agglomerationsgürtel». Er zeigt, dass Schweizer Kernstädte bei Familien an Beliebtheit zugelegt haben. Seit 1990 stieg die Zahl der Familienhaus-halte in den Kernstädten, während sie in den Agglomerationsgürtel um bis zu 10 Prozentpunkte sank. Zeitgleich stieg die Zahl der Haushalte mit einer Person in den Agglomerationen.Den Grund dafür sehen die Autoren in der Nähe zu Arbeitsplätzen, Dienstleistungen und dem kulturellen Angebot. Die Bevöl-kerungsstruktur der Kernstädte hat sich in den vergangenen 25 Jahren jener in den Agglomerationsgürteln angenähert.Der Bericht entstand in Zusammenarbeit des BFS mit dem Bundesamt für Raument-wicklung ARE, dem Staatssekretariat für Wirtschaft SECO und den acht grössten Schweizer Städten (Basel, Bern, Genf, Laus-anne, Luzern, Lugano, St. Gallen, Zürich).«City Statistics» ist ein europäisches Projekt, das die Lebensbedingungen in Städten mit mehr als 50‘000 Einwohner vergleicht.www.bfs.admin.ch > Statistiken finden > Quer-

schnittsthemen > City Statistics (Urban Audit)

Kleine Haushalte verbrauchen mehr WohnflächeIm Kanton Zürich verfügt eine Person im Schnitt über eine Wohnfläche von 45 m2, was auch dem Schweizer Durchschnitt pro Person entspricht. Doch manche leben auf weniger als 26 m2, andere verfügen über 56 m2 und mehr. Warum das so ist, hat das Statistische Amt des Kantons Zürich in einer Studie untersucht. Es fand vier Fak-toren, die den Verbrauch von Wohnfläche beeinflussen.

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41

VLP‑ASPAN

1. Je mehr Leute in einem Haushalt woh-nen, desto kleiner ist der Wohnflächen-verbrauch pro Person. Denn die zusam-men Wohnenden teilen Wohnzimmer, Bad und Küche.

2. Je teurer das Wohnen, desto geringer der Flächenverbrauch. Haushalte in preiswerten Wohnobjekten reagieren empfindlicher auf Mietzins-Erhöhungen. Müssen pro Quadratmeter Wohnfläche monatlich zehn Franken mehr Miete bezahlt werden, so sinkt der Pro-Kopf-Wohnflächenverbrauch des Haushalts um vier Prozent.

3. Wohneigentümer leben grosszügiger. Wohneigentum bietet meist mehr Platz als Mietwohnungen.

4. Im Alter steigt der Wohnflächenver-brauch. Das liegt nur zum Teil daran, dass die Leute nicht in eine kleinere

Wohnung ziehen, nachdem die Kin-der ausgezogen sind oder der Partner verstorben ist. Der höhere Verbrauch liegt primär daran, dass Ältere häufiger Wohneigentum besitzen.

Die Alterung der Bevölkerung und die Haushaltsgrösse (Personen pro Haushalt) sind deshalb Treiber für den Anstieg des Verbrauchs an Wohnfläche. Auf die Haus-haltsgrösse kann die Planung jedoch nur schwer Einfluss nehmen.Um die Zersiedelung einzudämmen, wäre es wünschenswert, dass die Pro-Kopf-Wohnfläche sinkt.Kanton Zürich. statistik.info 2017/04

TOURISMUS

Lösungen für nachhaltige Mobilität im alpinen Raum gesuchtAm 19. Oktober luden das österreichische Bundesministerium für Wissenschaft, For-schung und Wirtschaft (BMWFW) und das Bundesamt für Raumentwicklung ARE im österreichischen Werfenweng zur «Ta-gung zur nachhaltigen Mobilität in alpinen Tourismusregionen». 160 Expertinnen und Experten aus Tourismus, Verkehr und Um-welt diskutierten über Lösungen für die Mobilität im Alpenraum.

In Andermatt wird fleissig weitergebaut.

Momentan entsteht das «Central»,

der neue Hauptbau Nord des Bahnhofs

Andermatt.

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Reisende informieren sich vermehrt digital über Wetter, Mobilitäts- und Dienstlei-stungsangebote im Zielgebiet. Sie stellen ihren Reiseplan nach persönlichen Vorlie-ben zusammen und buchen online. Davon profitieren Tourismusregionen, indem sie dem Kunden online umfassende, stand-ortspezifische Informationen anbieten. Neben dieser Digitalisierung trägt auch der öffentliche Verkehr massgeblich zur nach-haltigen Mobilität bei. Vor allem nahtlose Transportketten von Tür zu Tür finden bei Reisenden Anklang.www.admin.ch > Dokumentation > Medienmittei-

lung 19.10.2017

Weiter bauen in Andermatt URIn Andermatt kommen die Bauarbeiten voran. Das Feriendorf des ägyptischen Investors Samih Sawiris wächst. Am 20. Oktober 2017 fand ein weiterer wichtiger Spatenstich statt. Gebaut wird das «Cen-tral», der neue Hauptbau Nord des Bahn-hofs Andermatt. «Central» ist der Neubau in vielerlei Hinsicht. Er wird Drehscheibe zwischen Postauto und Eisenbahn, Schar-nier zwischen historischem Dorfteil und Sawiris Feriendorf «Andermatt Reuss», sowie Verbindungsstück zwischen Ander-matt und dem stark erweiterten Skigebiet.Das 30-Millionen-Projekt wird durch «An-dermatt Central AG» finanziert, die von der Andermatt Swiss Alps AG und zwei weiteren Investoren gegründet wurde. Die Andermatt Swiss Alps AG gehört Sawiris. Sie baute bereits «Andermatt Reuss» und das Luxusresort «The Chedi». Im Dezem-ber wurde zudem das grösste Parkhaus im Kanton fertiggestellt. 500 kostenpflichtige Parkplätze stehen im Feriendorf «Ander-matt Reuss» rund um die Uhr bereit. Bis 2024 sollen die Bauarbeiten am Bahnhof beendet sein.www.andermatt-swissalps.ch > Newsroom >

Medienmitteilung 20.10.2017

UMWELTSCHUTZ

Bund kämpft gegen LärmDer Bundesrat hat im Juni 2017 einen «Nationalen Massnahmenplan zur Verrin-gerung der Lärmbelastung» verabschie-det. Erstens soll der Lärm an der Quelle reduziert werden. Zweitens sollen Ruhe und Erholung in der Siedlungsentwicklung berücksichtigt werden. Drittens soll die Bevölkerung für die Lärmproblematik sen-sibilisiert werden.Der Massnahmenplan geht zurück auf ein Postulat von Nationalrat Guillaume Baraz-zone (CVP/GE, 15.3840). Er forderte ein stärkeres Vorgehen gegen übermässigen Lärm.In den Plan sind viele Massnahmen des Positionspapiers «Lärmbekämpfung und Raumplanung» (2016) eingeflossen. Die-ses hatte die VLP-ASPAN im Auftrag der Eidgenössischen Kommission für Lärmbe-kämpfung (EKLB) und des Rats für Raum-ordnung (ROR) verfasst.Lärm hat Folgen für die Gesellschaft. Lärm stört, belästigt und macht krank. Er führt zu Wertverlusten von Immobilien, stört das Ruhebedürfnis der Menschen und engt in der Raumplanung den Handlungs-spielraum ein.Mit der Siedlungsentwicklung nach in-nen steigt das Konfliktpotenzial: Oft muss dort gebaut werden, wo es schon Lärm gibt. Die wichtigste Lärmquelle ist der Strassenverkehr.Der Plan verlangt nun, dass der Lärm stär-ker als bisher «an der Quelle» bekämpft wird. Bisher wurde der Schutz vor Lärm in der Praxis oft weniger hoch gewichtet als das Interesse am Betrieb von Lärm verursa-chenden Anlagen, etwa den Strassen. Neu setzt der Bund drei Schwerpunkte:1. Lärmreduktion an der Quelle. Lärm soll

gar nicht erst entstehen. Massnahmen dazu sind etwa lärmarme Strassenbelä-ge und die Förderung leiserer Fahrzeuge.

2. Ruhe und Erholung in der Siedlungs-entwicklung: Bei der Gestaltung von urbanen Lebensräumen sind akustische

Kriterien einzubeziehen und siedlungs-nahe öffentliche Erholungsräume zu schaffen (z.B. Pärke).

3. Monitoring und Information. Die Lärm-Messung soll modernisiert und die Men-schen sollen für Lärmprobleme sensibili-siert werden.

Diese Massnahmen sollen in den nächsten Jahren durch das Bundesamt für Umwelt (BAFU) konkretisiert werden.www.bafu.admin.ch > Themen > Lärm > Fach-

informationen > Massnahmen

www.eklb.admin.ch/de/dokumentation/berichte

Verdichtung trotz Lärmschutz erleichternDer Bundesrat soll den Lärmschutz fle-xibilisieren. Dies verlangten 2017 der National- und der Ständerat, indem sie der Motion «Siedlungsentwicklung nach innen nicht durch unflexible Lärmmess-methoden behindern» zustimmten. Die Motion (16.3529) stammt vom Aargauer GLP-Nationalrat Beat Flach.Der Ständerat passte die Motion leicht an. Dieser neueren Fassung muss der Natio-nalrat 2018 noch zustimmen.Die Motion beauftragt den Bundesrat, «das Umweltschutzgesetz (USG) und/oder die Lärmschutzverordnung (LSV) so zu än-dern, dass in lärmbelasteten Gebieten die raumplanerisch geforderte Siedlungsver-dichtung nach innen möglich wird und da-bei dem Schutz der Bevölkerung vor Lärm angemessen Rechnung getragen wird.»Verlangt wird eine Änderung der Lärm-Messmethode und dass in lärmbelasteten Gebieten eine Verdichtung ohne Ausnah-mebewilligung erlaubt werde.www.parlament.ch > Suche: Motion 16.3529

Ein Fall von Alltagslärm: Nachtschwärmer in

Zürich. Häufig muss dort verdichtet werden,

wo bereits Lärm besteht.

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VLP‑ASPAN

Strassen‑Sanierung: Bundesbeiträge bis 2022 gesichertDas Umweltschutzgesetz und die seit 1987 geltende Lärmschutz-Verordnung LSV verpflichten die Strasseneigentümer zur Sanierung der Strassen, die übermäs-sigen Lärm verursachen. Ursprünglich war geplant, dass die Haupt- und übrigen Strassen bis 31. März 2018 saniert sind. Bis zu dieser Frist hatte der Bund Finanz-beiträge zugesagt. Die Strassensanierung ist aber im Verzug.Deshalb hat der Bund die LSV angepasst. Mit der Revision der LSV stehen die Mittel länger zur Verfügung, und der Bund kann

bis Ende 2022 Beiträge an Strasseneigen-tümer (d.h. Kantone und Gemeinden) gewähren.www.bafu.admin.ch > Themen > Lärm > Fach-

informationen > Massnahmen > Strassenlärm

www.parlament.ch > Suche: Motion 15.4092

OECD‑Bericht: Schweiz ist keine MusterschülerinDie OECD hat den Umweltschutz in der Schweiz einem internationalen Vergleich unterzogen. Die Bilanz ist durchzogen: Viele Gewässer hierzulande sind stark mit Schadstoffen belastet und etliche Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben be-

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droht. Ausserdem produziert die Schweiz mit 742 Kilo Abfall pro Kopf und Jahr fast am meisten Siedlungsabfall in Europa.Die Organisation für wirtschaftliche Zu-sammenarbeit und Entwicklung (OECD) untersuchte die Umweltleistungen der Schweiz zum dritten Mal (1998, 2007 und 2017). Ihr Bericht fokussiert auf Biodiver-sität, Wasser und ressourcenschonendes Wachstum. Er enthält 42 Empfehlungen. Die Wichtigste: Die Schweiz soll ihren «Aktionsplan Biodiversität» sofort umset-zen (> Kap. Natur & Landschaft). Denn bei der Biodiversität hinke die Schweiz ande-ren Ländern hinterher. Sie weist viele be-

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drohte Arten auf, auch bei den Säugetie-ren. Schweizer Schutzgebiete sind wenig vernetzt, oft klein und von mangelhafter Qualität.Die OECD beurteilte auch die Raumpla-nung. Die Änderungen des revidierten RPG (2014), die eine Verkleinerung von zu grossen Bauzonen und eine bessere Nut-zung der Baulandreserven zum Ziel haben, seien positiv. Positiv auch die Renaturie-rung von Gewässern und die Pflicht der Kantone (seit 2011), den Flüssen genug Raum zu geben. Jedoch: «Mängel im Pro-jektbewilligungsverfahren und ein Steuer-system, das die Gemeinden dazu ermutigt, die Zersiedelung zu erlauben, schränken den Fortschritt ein», so die OECD.www.bafu.admin.ch > Themen > Internationales

> OECD > OECD Prüfbericht Schweiz 2017

Kaum noch unbelastete Böden2017 wurde ein Bericht publiziert, der den Zustand des Schweizer Bodens umfas-send darstellt. Sein Fazit alarmiert: In der Schweiz gibt es kaum noch unbelastete Böden. Zudem birgt der Klimawandel neue Bedrohungen wie die Erosion.Dank dem Umweltschutzgesetz (seit 1985) haben zwar einzelne Bodenbelastungen, etwa durch Schwermetall, abgenommen. Dennoch werde der Boden nach wie vor nicht nachhaltig genutzt, schreibt das Bundesamt für Umwelt BAFU. Es hat den Bericht «Boden in der Schweiz» zusam-men mit den Ämtern für Raumentwick-lung ARE und Landwirtschaft BLW erstellt.Obwohl überlebensnotwendig, sei der Bo-den «die am meisten unterschätzte natür-liche Ressource», schreibt das BAFU. Die Hauptprobleme: Versiegelung, Erosion, Verdichtung, Biodiversitätsverlust.www.nabo.ch

www.bafu.admin.ch > Themen > Boden >

Fachinformationen

VERKEHR

Digitalisierung soll Mobilität vereinfachenDie Digitalisierung ermöglicht es, Trans-portarten wie Auto, Taxi, Bus, Zug, Velo- und Fussverkehr einfacher zu kombinie-ren. Der Bundesrat will diese Entwicklung fördern, indem Verkehrsdaten und Ver-triebssysteme mittelfristig öffentlich zu-gänglich werden sollen. Dank Apps und digitalen Plattformen sollen Wege und Reisen künftig massgeschneidert und je nach Zeitbudget, Verkehrslage, Preisbe-wusstsein und Wetter unterschiedlich ge-plant und gebucht werden können.Der Bundesrat beschloss 2017, «auf die Öffnung von Daten- und Vertriebssyste-men hinzuwirken» und die Entwicklung von multimodalen Mobilitätsangeboten zu fördern. Die für die Angebotsentwick-ler nötigen Daten sollen unter definierten Bedingungen verfügbar werden. Die Ziele sind mehr Bequemlichkeit für die Nutzer und Informationen zum Verkehrsaufkom-men. Verkehrsspitzen sollen gebrochen und Verkehrswege gleichmässiger ausge-lastet werden.Das Umwelt- und Verkehrsdepartement (UVEK) wurde beauftragt, bis Ende 2018 einen Entwurf für gesetzliche Grundlagen zu erarbeiten.www.admin.ch > Dokumentation > Medien-

mitteilung > Öffnung von Daten- und

Vertriebssystemen

«Verkehrsperspektiven 2040»: Strategiepapier gibt Ziele vorDer Bund kam 2017 in seinem Strategie-papier «Verkehrsperspektiven 2040» zum Schluss, dass die geplanten Ausbauschritte von Schiene und Strasse die erwartete Ver-kehrszunahme nicht alleine bewältigen können. Alle Szenarien des Bundes zeigen, dass aufgrund des Wachstums von Bevöl-kerung und Wirtschaft bis 2040 der Ver-kehr stark zunehmen wird. Aus Platz- und Finanzgründen lässt sich das Verkehrsnetz jedoch nicht beliebig ausbauen. Zudem ist

nicht eine zu kleine Kapazität, sondern die ungleichmässige Auslastung die Haupt-ursache dafür, dass in der Stosszeit viele Menschen im Stau oder im Zug stehen.Das UVEK bevorzugt deshalb Massnah-men wie «Mobility Pricing» anstelle des weiteren Ausbaus des Verkehrsnetzes. Auch sollen Kosten vermehrt nach dem Verursacherprinzip auf die Verkehrsteil-nehmenden übertragen werden.www.uvek.admin.ch/zukunft-mobilitaet

Mikrozensus: Freizeitzweck und Auto dominierenDie Schweizer Wohnbevölkerung legte 2015 im Inland pro Person und Tag durch-schnittlich 36,8 Kilometer zurück und brauchte dazu 90,4 Minuten. Das ist prak-tisch gleich viel wie schon 2010. Seit 1994 gibt es jedoch einen Anstieg von 5,5 km bzw. 18 Prozent. Wichtigstes Verkehrsmit-tel ist mit einem Distanzanteil von 65 Pro-zent das Auto. Der wichtigste Verkehrs-zweck ist die Freizeit. Dies geht aus dem 2017 publizierten «Mikrozensus Mobilität und Verkehr» hervor.Knapp zwei Drittel der täglichen Distanzen im Inland, nämlich 23,8 Kilometer, werden mit dem Auto zurückgelegt, ein Fünftel (7,5 km) mit der Eisenbahn. Deutlich klei-ner sind die Anteile der Fussstrecken mit 5 Prozent und des öffentlichen Strassenver-kehrs mit 4 Prozent.Der Wohnort beeinflusst die Mobilität: Die Bewohner der Agglomerationen legen mit 34,8 Kilometern pro Person und Tag kür-zere Strecken zurück als die Bevölkerung der übrigen Landesteile (42,5 km).Der «Mikrozensus Mobilität und Verkehr» dient dazu, die Mobilität der Schweizer Bevölkerung statistisch zu erfassen. Die Erhebung wird alle 5 Jahre durchgeführt.www.are.admin.ch > Verkehr > Grundlagen >

Mikrozensus

Es gibt kaum noch unbelastete Böden in der

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2017 RAUMENTWICKLUNG

Fahrzeugbestand nimmt weiter zu2017 waren in der Schweiz erstmals mehr als 6 Millionen motorisierte Strassenfahr-zeuge eingelöst: Ihre Zahl (ohne Motor-fahrräder) ist zwischen den Jahren 2000 und 2017 um 32% auf 6,1 Millionen an-gestiegen. Rund drei Viertel davon sind Autos.Vor allem die Hybrid- und Elektroautos nahmen zu (+ 11,9% bzw. + 39.8%). Reine Elektroautos waren 2017 insgesamt

14‘539 immatrikuliert, das sind 19-mal mehr als im Jahr 2000. Eine starke Zunah-me ist auch bei den Motorrädern und den leichten Sachen-Transportfahrzeugen zu verzeichnen.www.bfs.admin.ch > Statistiken finden >

Mobilität und Verkehr

Bund definiert Basis‑ und Premiumnetz für Bahn‑FernverkehrDer Bund schlug 2017 zum Betrieb der Eisenbahnen ein neues System vor, um Verkehr und Siedlung besser aufeinander abzustimmen. Fernverkehr und regionaler Personenverkehr sollen klarer unterschie-den werden. Der Fernverkehr soll neu in ein Basis- und ein Premiumnetz unterteilt werden, wobei das Basisnetz die Feiner-schliessung sicherstellt.

Regionen, gross- und mittelstädtische Zentren, die einwohnerstarken Agglome-rationen und die nationalen Flughäfen sol-len über das Fernverkehrsnetz erschlossen werden.Der Bund will sicherstellen, dass der Fern-verkehr die polyzentrische Raumentwick-lung der Schweiz unterstützt. Er nimmt da-bei Bezug auf das Raumkonzept Schweiz.www.admin.ch > Dokumentation > Medien-

mitteilung > Definition und Zielbild für

Eisenbahn-Fernverkehr

Ausbaupläne für das Bahnnetz 2035 liegen vorWegen wachsender Nachfrage im Bahn-verkehr soll das Schienennetz weiter aus-gebaut werden. Der Bundesrat schlug 2017 für den nächsten Ausbauschritt bis

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Stau am Berg. Durchschnittlich befördert

die Säntisbahn an schönen Sonntagen

5ʼ000 Passagiere. Viele davon reisen mit

Privatfahrzeugen an.

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VLP‑ASPAN

2035 Investitionen von 11,5 Milliarden Franken vor. Damit soll das Angebot auf den stark überlasteten Strecken verbes-sert, Ausbauten bei Privatbahnen ermög-licht und für den Güterverkehr Express-Verbindungen geschaffen werden. Diese Ideen wurden 2017 in die Vernehmlas-sung gegeben. www.bav.admin.ch > Aktuell > Medienmitteilung

> Bahnnetz bis 2035 ausbauen

Konzept für den Gütertransport auf der Schiene stehtDer Bundesrat hat ein Konzept für den Gütertransport auf der Schiene verab-schiedet. Damit soll die Entwicklung des Schienengüterverkehrs auf die überge-ordnete Verkehrspolitik und die Raument-wicklung abgestimmt werden.Das Konzept fasst die Planungen der Gü-terverkehrsanlagen auf der Schiene zu-sammen und legt Entwicklungen fest. Es ist behördenverbindlich und damit von Bundesstellen, Kantonen und Gemeinden in ihrer Sach-, Richt- und Nutzungspla-nung zu berücksichtigen.Das Konzept schafft kein neues Recht, sondern konkretisiert bestehende Bestimmungen.www.bav.admin.ch > Aktuell > Medienmitteilung

> Konzept Gütertransport Schiene

Weniger als eine Million Lastwagen queren die AlpenEin denkwürdiger Tiefstwert: 2016 fuhren erstmals seit über 20 Jahren unter einer Million Lastwagen durch die Schweizer Al-pen, wie eine Auswertung im Jahr 2017 zeigte. 2016 sank die Fahrtenzahl im Ver-gleich zum Vorjahr auf 975‘000 (-3,4%). Gleichzeitig konnte die Bahn ihre Markt-anteile im alpenquerenden Güterverkehr auf 71 Prozent erhöhen.Nie zuvor wurden so viele Güter durch die Alpen transportiert wie 2016. Insgesamt 40,4 Millionen Tonnen querten die Alpen, was gegenüber dem Vorjahr einer Zunah-

me von 3.7% entspricht. Diese Zunahme wurde nicht von den Lastwagen, sondern von der Bahn bewältigt.Seit 1994 gibt es den Verfassungsauftrag, den alpenquerenden Güterverkehr von der Strasse auf die Schiene zu verlagern. Dank den bisher ergriffenen Massnahmen können zwar viele Lastwagenfahrten ver-mieden werden. Es ist aber absehbar, dass das im Gesetz verankerte Ziel – nur noch 650‘000 Lastwagen-Fahrten pro Jahr – bis 2018 nicht erreicht wird.www.bav.admin.ch > Themen A-Z > Verlagerung

2. Gotthard‑Strassenröhre: Generelles Projekt genehmigtNach rund 35 Jahre Betrieb muss der Gotthard-Strassentunnel aufgrund seines Alters saniert werden. Das Volk hat dies 2016 in einer Abstimmung bewilligt. Ge-baut wird eine zweite Strassenröhre am Gotthard, um die erste sanieren zu kön-nen, während der Verkehr rollt. 2017 hat der Bundesrat dazu das generelle Projekt genehmigt.Das Bundesamt für Strassen (ASTRA) wird ein Ausführungsprojekt ausarbeiten. Ge-planter Baubeginn ist 2020. Die Eröffnung der zweiten Röhre ist 2027 geplant. 2028 bis 2030 würde die bestehende Röhre sa-niert. Ab 2030 könnte der Verkehr dann durch beide Tunnel geführt werden. Die Kapazität soll aus Gründen des Alpen-schutzes nicht erhöht werden.www.astra.admin.ch > Themen > Nationalstrassen

> zweite Gotthard-Strassenröhre

Bundesrat lehnt die «Velo‑ Initiative» abDem Bundesrat geht die «Velo-Initiative» des Dachverbands «Pro Velo» zu weit. Die Initiative möchte den Verfassungsartikel über die Fuss- und Wanderwege (Art. 88 BV) mit Bestimmungen über die Velowege ergänzen.Der Bundesrat hält das Velo für ein sinn-volles Verkehrsmittel, will aber keine finan-

ziellen Verpflichtungen eingehen. Er legte dem Parlament einen Gegenentwurf vor. Dieser sieht vor, dass der Bund Massnah-men der Kantone und Dritter zur Förde-rung des Veloverkehrs unterstützen kann, dazu jedoch nicht verpflichtet ist.Der Nationalrat äussert sich erst 2018 zur Initiative. Eine Volksabstimmung wird frü-hestens Ende 2018 stattfinden.www.admin.ch > Dokumentation > Medien-

mitteilung > «Velo-Initiative»

Verdichtet und zentral bauen lohnt sichPeripher gelegene, wenig dichte Sied-lungen verursachen höhere Infrastruktur- und Mobilitätskosten pro Person als zen-tral gelegene und verdichtete Siedlungen. Vor allem Einfamilienhäuser verursachen hohe Infrastruktur-Kosten. Diese Kosten werden nicht gänzlich von jenen bezahlt, die sie verursachen. Dies zeigte 2017 eine Studie, die das Beratungsbüro Ecoplan im Auftrag des Bundesamts für Raument-wicklung (ARE) verfasst hatte. Ihr Fazit: Je dichter der Siedlungstyp, desto tiefer die Pro-Kopf-Kosten.In Quartieren mit Einfamilien- und Mehr-familienhäusern sind die Infrastruktur-Kosten (für Leitungen der Abwasserent-sorgung, Wasser- und Stromversorgung, sowie die Verkehrserschliessung) zwei bis drei Mal höher pro Person als in einem Hochhausquartier. Die höchsten Kosten entstehen beim Verkehr.Gelingt es, die Zersiedlung weiter einzu-schränken und das zentrumsnahe und verdichtete Bauen zu fördern, so wirkt sich dies kostenmindernd im Bereich Infra-strukturen aus.www.are.admin.ch > Medien & Publikationen >

Publikationen> Grundlagen > Studie «Infrastruk-

turkosten unterschiedlicher Siedlungstypen»

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2017 RAUMENTWICKLUNG

«Mobility Pricing»: Kanton Zug beteiligt sich an AnalyseVerkehrsspitzen glätten und Kapazitäten auf Strasse und Schiene besser nutzen: Nutzungsbezogene Verkehrsabgaben, sprich «Mobility Pricing», könnten eine Lö-sung sein. Wird es aber konkret, schwin-det der Mut: Nur gerade der Kanton Zug hat sich 2017 bereit erklärt, das Thema «Mobility Pricing» zusammen mit dem Bund zu vertiefen. Statt einen konkreten Pilotversuch durchzuführen, wird zunächst nur eine theoretische Wirkungsanalyse durchgeführt.Untersucht wird, wie sich «Mobility Pri-cing» auswirkt: Fragen zu Verkehrsspitzen, den Tarifen und den Folgen für Verkehr, Bevölkerung, Gewerbe und Umwelt sollen abgeschätzt werden können. Offen sind auch Fragen zum Datenschutz.

Der Preis für eine Bahn- oder Autofahrt wird bei «Mobility Pricing» aufgrund des Bewegungsprofils der Personen berech-net, die unterwegs sind. Und zwar nach dem Prinzip «man zahlt, was man nutzt».www.astra.admin.ch > Themen > Mobility Pricing

Château‑d’Oex ist der «Goldene Verkehrsknoten»Mit dem «FLUX – Goldener Verkehrskno-ten» wird jährlich ein Verkehrsknoten prä-miert, der Pendlern, Touristen und anderen Fahrgästen das Reisen möglichst ange-nehm macht. Die Waadtländer Gemeinde Château-d’Oex hat 2017 den Siegerpreis erhalten. Bewertet wurde die Kategorie «Freizeitknoten mit Meterspur».Am Bahnhof Château-d’Oex wurde das Bahnhofgebäude sorgfältig gestaltet und die Unterführung ist als Kunstwerk erleb-

bar. Die Jury würdigte den Bahnhof als «das Resultat einer zukunftsorientierten Zusammenarbeit der Gemeindebehörden und der Transportunternehmung MOB».Verliehen wird der Preis von PostAuto, dem Verband öffentlicher Verkehr (VöV) und dem Verkehrs-Club Schweiz (VCS).www. postauto.ch > Unternehmen > Die gelbe

Klasse > FLUX – Goldener Verkehrsknoten

Der «Flâneur d‘Or» 2017 ging an die

Stadt Biel. Sie konnte dank ihrer aktiven

Bodenpolitik die Schüssinsel, einen neuen

Erholungsraum, schaffen.

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«Flâneur d‘Or» 2017 geht an BielAlle drei Jahre prämiert der «Flâneur d’Or – Fussverkehrspreis Infrastruktur» Projekte, die das Zufussgehen fördern. 2017 ging der Hauptpreis an die Stadt Biel. Prämiert wurde die Neugestaltung der Schüssinsel.Die Insel zwischen dem Fluss Schüss und dem Steblerkanal ist als öffentlicher Park angelegt und schliesst eine der letzten Lü-cken eines Uferwegs von der Taubenloch-schlucht bis zum Bielersee. Zudem über-nimmt sie eine Verbindungsfunktion für die Quartiere.

Dank der Zusammenarbeit von Stadt und Privaten wurde die nötige Fläche gesichert: Stadt und Private tauschten Land ab, um die Insel zu realisieren. Die Jury lobte die Erstellung eines Parks die-ser Grösse im Herzen der Stadt Biel als «aussergewöhnlich».Der nationale Wettbewerb «Flâneur d’Or» wird vom Fachverband Fussverkehr alle drei Jahre ausgeschrieben und vom Bun-desamt für Strassen unterstützt.www.flaneurdor.ch > aktuell

TI: Grenzüberschreitende S‑Bahn eingeweihtBundespräsidentin Doris Leuthard und der italienische Verkehrsminister Graziano Delrio haben am 22. Dezember 2017 die grenzüberschreitende S-Bahn zwischen Mendrisio und Varese eröffnet. Sie ver-bessert die Erreichbarkeit und dient dazu, das Südtessin vom Autoverkehr der Grenz-gänger zu entlasten. Die neue S-Bahn wird von der binationalen Bahngesellschaft TILO bedient.www.bav.admin.ch > Aktuell > Medienmitteilung

> Einweihung der grenzüberschreitenden S-Bahn

Die Schüssinsel ist seit 2017 ein attraktives

Naherholungsgebiet der Stadt Biel.

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WALD

Nationalrat will Rodungen für Holz‑industrie erleichternDer Wald ist in der Schweiz streng ge-schützt. Immer wieder wird versucht, die-sen Waldschutz zu lockern. Ein jüngerer Versuch stammt von Nationalrat Erich von Siebenthal (SVP). Er hat eine parlamen-tarische Initiative zur «Erleichterung der Rodungsvoraussetzungen für die Umset-zung der Waldpolitik 2020» eingereicht. Betriebe der Holzindustrie, so die Initiative, sollen vom Siedlungsgebiet in den Wald umgesiedelt werden können. Die Initiative fordert die Rechtsgrundlagen, damit Wald für solche Betriebe gerodet werden kann. Konkret soll künftig auf den Nachweis der Standortgebundenheit sowie auf Ersatz-massnahmen verzichtet werden.Wenn Holzindustrie-Betriebe in den Wald zögen, würden im Siedlungsgebiet Flä-chen frei für andere Nutzungen, argu-mentieren die Befürworter. Auch würden Staub-, Lärm- und Transport-Emissionen im Siedlungsgebiet vermindert.Der Nationalrat hat die Initiative im Herbst 2017 gutgeheissen. Der Vorstoss ging da-nach an den Ständerat.Bereits heute stehen einige Holzbetriebe im Wald (z.B. in den Kantonen GR und BE). Solche Betriebe werden aber nur be-willigt, wenn die Standortgebundenheit gegeben ist. Wird eine Rodung bewilligt, muss die gerodete Fläche zudem grund-sätzlich mit Ersatzaufforstungen ersetzt werden. Diese Anforderungen will die Initiative aufweichen.www.parlament.ch > Parlamentarische Initiative

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www.bafu.admin.ch/wald > Waldpolitik 2020

Die Holzindustrie möchte Wald einfacher

roden können, um Platz für ihre Betriebe im

Wald zu schaffen. Der Nationalrat nahm

dazu eine parlamentarische Initiative an.Foto

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VLP‑ASPAN

ZWEITWOHNUNGSBAU

422 Zweitwohnungsgemeinden und ein Gesetz auf wackligen BeinenDas Bundesamt für Raumentwicklung ARE hat die Zahl der Zweiwohnungsgemeinden 2017 erstmals auf Basis von Wohnungsin-ventaren der Gemeinden berechnet. Davor berechnete das ARE die Zweitwohnungs-anteile aufgrund einer wenig detaillierten Statistik.Alle Gemeinden müssen ein Wohnungsin-ventar erstellen, in dem sie die Wohnnut-zungen im eidgenössischen Gebäude- und Wohnungsregister (GWR) erfassen. Im Vergleich zu den früheren Zahlen des ARE sind im Jahr 2017 66 Gemeinden dazuge-kommen, die einen Zweitwohnungsanteil von über 20 Prozent haben. Damit haben 422 von 2‘255 Gemeinden einen Zweit-

wohnungsanteil von über 20 Prozent. 21 andere Gemeinden, die bisher auf der Zweitwohnungsliste standen, wurden da-raus gestrichen, weil ihr Zweitwohnungs-anteil unter 20 Prozent sank. Ein Grossteil der vom Zweitwohnungsstopp betrof-fenen 422 Gemeinden befinden sich in den Kantonen Graubünden, Tessin, Bern, Waadt und Wallis.Das Zweiwohnungsgesetz steht vor allem in Bergregionen immer wieder unter Be-schuss. Mitte März 2017 stimmte der Ständerat über eine Aufweichung des Zweitwohnungsgesetzes ab. Es ging um die Motion Rieder: Der Walliser CVP-Stän-derat Beat Rieder forderte, dass unrenta-ble Hotels vollständig in Zweitwohnungen umgewandelt werden können. In Gemein-den mit vielen Zweitwohnungen dürfen

unrentable Hotels heute nur zur Hälfte in Zweitwohnungen umgewandelt werden. Diese «hälftige» Umwandlung ist Teil des Kompromisses, den das Parlament bei der Ausgestaltung des Gesetzes im März 2015 einging. Im Gegenzug verzichtete die Fon-dation Franz Weber auf das Referendum.Der Ständerat lehnte die Motion Rieder ab. Das Gesetz soll nicht nach kurzer Zeit schon wieder geändert werden.www.are.ch > Medienmitteilungen >

Zweitwohnungen

www.parlament.ch > Parlamentarische Initiative

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Hotel- und Berglandschaft in St. Moritz. Die

Gemeinde verfügt gemäss des Wohnungs-

inventars über einen Zweitwohnungsanteil

von 54.9 %.

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2017 RAUMENTWICKLUNG

Die Dekanin der juristischen Fakultät, Da-niela Thurnherr, erwähnte zudem Bühl-manns Einsatz für die Nachwuchsförde-rung und die Aus- und Weiterbildung in der Raumplanung.Lukas Bühlmann studierte Jura in Bern (1978–1984), arbeitete für die Wettbe-werbskommission (1984/85), die Finanz-delegation und Finanzkommissionen der eidgenössischen Räte (1985/86) und für das Bundesamt für Raumplanung ARE (1986 -1990). Seit 1990 arbeitet er bei der VLP-ASPAN und ist seit 2003 ihr Direktor.Er ist ausserdem Präsident des Rates für Raumordnung (ROR), einer ausserparla-mentarischen Kommission, die den Bun-desrat und die Verwaltung in Grundsatz-fragen der räumlichen Entwicklung berät. Bühlmann ist Mitglied der deutschen Aka-

demie für Raumforschung und Landespla-nung und Vizepräsident der Stiftung Land-schaftsschutz Schweiz.

Martin Killias folgt auf Philippe BiélerDer Strafrechtler und Publizist Martin Kil-lias wurde per 1. August 2017 von den Delegierten des Schweizer Heimatschutzes (SHS) zum neuen Präsidenten gewählt. Er folgte auf Philippe Biéler, der nach zwölf Jahren aufgrund der Amtszeitbeschrän-kung zurücktrat. Killias will den Schweizer Heimatschutz auch in Zukunft als innova-tiven und einflussreichen Verband positio-nieren. Killias ist doktorierter Jurist sowie lic. phil. Soziologie/Sozialpsychologie. Er verfügt über ein nationales Beziehungs-netz und politische Erfahrung.

PERSONELLES

Lukas Bühlmann erhält EhrendoktorwürdeLukas Bühlmann, Direktor der VLP-ASPAN, ist im November 2017 mit der Ehrendok-torwürde der Universität Basel ausgezeich-net worden. Die juristische Fakultät wür-digte Bühlmanns grosses Engagement für die Schweizer Raumplanung. Er sei ein Brü-ckenbauer zwischen Forschung und Praxis und zwischen den staatlichen Ebenen, und engagiere sich für innovative Lösungen für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung.

Dekanin Prof. Daniela Thurnherr zeichnet

Lukas Bühlmann (Mitte) mit der Ehrenpro-

motion der Juristischen Fakultät aus; rechts

die Rektorin Prof. Andrea Schenker-Wicki.

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VLP‑ASPAN

Sein Vorgänger Philippe Biéler hat in der Non-Profit-Organisation für Baukultur ein progressives Verständnis von Heimat-schutz etabliert. Als Biéler sein Amt 2005 antrat, feierte der Schweizer Heimatschutz seinen 100. Geburtstag. In seine Zeit fiel der Aufbau eines Heimatschutzzentrums in Zürich sowie der Stiftung «Ferien im Baudenkmal», welche leerstehende Bau-denkmäler übernimmt, sanft renoviert und vermietet.

Neue Präsidentin der ENHKDer Bundesrat hat die Urner Regierungs-rätin Heidi Z‘graggen als neue Präsidentin der Eidgenössischen Natur- und Heimat-schutzkommission (ENHK) gewählt. Sie trat ihr neues Amt per 1. Januar 2018 an. Die promovierte Politikwissenschaft-lerin wurde 2004 in den Regierungsrat des Kantons Uri gewählt und leitet seither die Urner Justizdirektion. Sie ist dort un-ter anderem für Natur- und Heimatschutz, Raumplanung und Denkmalpflege zustän-dig. Heidi Z‘graggen ist auch im Vorstand der VLP-ASPAN.Die ENHK beurteilt Planungs- und Bau-vorhaben in geschützten Landschaften und Ortsbildern von nationaler Bedeu-tung sowie bei historischen Verkehrswe-gen von nationaler Bedeutung. Sie berät den Bundesrat in Fragen des Natur- und Heimatschutzes.

Neuer Geschäftsführer des SIADer Vorstand des Schweizerischen Ingeni-eur- und Architektenvereins (SIA) hat PD Dr. Joris Van Wezemael zum neuen Ge-schäftsführer gewählt. Er folgt auf Hans-Georg Bächtold, der nach neun Jahren im Amt am 30. Juni 2018 pensioniert wird.Van Wezemael ist promovierter Wirt-schaftsgeograph der Universität Zürich und habilitierter Architektursoziologe der ETH Zürich. Nach einem Forschungsauf-enthalt im Vereinigten Königreich leitete er das ETH-Wohnforum und wirkte als

Professor für Siedlungsgeographie und Raumentwicklung an der Universität Frei-burg. Er ist zurzeit noch Portfoliomanager einer Immobilien-Anlagestiftung und lehrt als Privatdozent an der ETH Zürich.

JU: Erster Kantonsplaner verstorbenDominique Nusbaumer, der erste Kantons-planer des Kantons Jura, ist 2017 im Alter von 70 Jahren verstorben. Der Architekt und Raumplaner engagierte sich zeitle-bens für Landschafts- und Ortsbildschutz, war einige Jahre auch im Vorstand der VLP-ASPAN vertreten und engagierte sich in der Westschweizer ASPAN-SO.In seiner Jugend hatte sich Nusbaumer selbst für die Schaffung des Kantons Jura eingesetzt. Als der Jura 1979 seine Unab-hängigkeit erlangte, wurde Nusbaumer zum ersten Kantonsplaner im jungen Kan-ton. Er präsidierte zudem die jurassische Landschafts- und Ortsbildkommission. 2011 ging er in Pension, engagierte sich aber weiterhin in Kommissionen zugun-sten von Landschaften und Ortsbildern, unter anderem in der ENHK.

OW: Neuer Leiter des Amts für Raum und VerkehrDer Regierungsrat des Kantons Obwalden hat Jürg Blattner per April 2017 als Lei-ter des Amts für Raumentwicklung und Verkehr im Bau- und Raumentwicklungs-departement eingesetzt. Blattner verfügt über langjährige Erfahrung in der Privat-wirtschaft und in der Verwaltung.Der Ingenieur der ETH Zürich war zuerst 10 Jahre als Planer und Bauingenieur bei einem Ingenieurbüro tätig. Über 15 Jahre arbeitete er in leitenden Funktionen bei der Stadt Bern, beim Kanton Freiburg und beim Bundesamt für Raumentwicklung ARE. Blattner bringt ein breites Fachwissen im Bauwesen, der Raum- und Verkehrspla-nung und speziell in der Richtplanrevision mit.

GE: Neuer Direktor des Amts für RaumentwicklungDie Regierung des Kantons Genf hat Syl-vain Ferretti zum neuen Direktor des Amts für Raumentwicklung und Städtebau (Of-fice de l’urbanisme) gewählt, das im De-partement für Raumplanung, Wohnungs-wesen und Energie angesiedelt ist. Er trat seine Stelle im April 2017 an. Das Amt war seit dem Rücktritt von Isabel Girault 2015 nicht besetzt gewesen.Ferretti ist Umweltingenieur und verfügt über einen Master of Business Administra-tion. Er hat langjährige Erfahrung in der kantonalen Verwaltung, wo er unter ande-rem Genfer Leiter des binationalen «Projet d’agglomération franco-valdo-genevois» war.

ZH: Neuer Stadtbaumeister in WinterthurDer Stadtrat hat den Architekten Jens An-dersen per Oktober 2017 als neuen Leiter des Amts für Städtebau bestimmt. Der 48-Jährige bringt Erfahrung aus der Privat-wirtschaft und der Schaffhauser Verwal-tung mit, wo er das städtische Hochbau-amt leitete. Er ist zudem Vorstandsmitglied der RPG NO. Andersen will sich für eine qualitätsvolle und nachhaltige, städtebau-liche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung von Winterthur einsetzen.Jens Andersen ist der Nachfolger von Win-terthurs Stadtbaumeister Michael Hauser, der das Amt per April nach 10 Jahren ver-liess. Hauser machte sich selbstständig. Hauser war es laut der Stadt gelungen, zwei frühere Ämter zum neuen Amt für Städtebau zusammenzuführen. Zudem verfolgte er eine umsichtige Stadtplanung in dieser stark wachsenden Stadt.

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2017 RAUMENTWICKLUNG

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VLP‑ASPAN

JAHRESBERICHT 2017

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2017 JAHRESBERICHT

Aufgaben des Verbandes

Die VLP-ASPAN versteht sich als gesamtschweizerische Bera-tungs-, Informations- und Diskussionsplattform in Fragen der Raumentwicklung. Entsprechend bietet sie eine breite Palette an Dienstleistungen in den Bereichen Beratung, Information, Doku-mentation und Ausbildung. Die Angebote zielen darauf ab, Kom-petenz, Wissen und Problemlösungsfähigkeiten der Akteure in der Raumplanung, insbesondere der Bau- und Planungsbehörden von Kantonen und Gemeinden, zu verbessern. Die VLP-ASPAN setzt sich zudem in der Öffentlichkeit für die Anliegen der Raum-planung ein. Sie fördert die Diskussionen um eine nachhaltige und qualitativ hochwertige Raum- und Siedlungsentwicklung, äussert sich zu Gesetzes- und Planungsvorlagen, führt das Sekre-tariat der «Parlamentarischen Gruppe für Raumentwicklung», ist Anlaufstelle für die Medien und trägt zur Vernetzung der raum-planerischen Akteure bei.

Seit 2016 besteht unter dem Titel «Impuls Innenentwicklung» eine Leistungsvereinbarung der VLP-ASPAN mit der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Der Auftrag ist zeitlich bis 2020 befristet. Mit den vereinbarten Leistungen sollen die Gemeinden bei der Um-setzung der vom revidierten RPG geforderten Innenentwicklung unterstützt werden. Der Auftrag enthält drei Schwerpunkte: 1. Aufbau eines Expertenpools zur Unterstützung der Gemeinden2. Ausbau der Weiterbildungsangebote im Bereich der Innenent-

wicklung und 3. Aufbau einer Sammlung mit guten Beispielen zur Innenent -

wicklung.

Vorstand

Der Vorstand ist das Steuerungs- und Kontrollorgan der VLP-ASPAN. Er ist nach Landesteilen, Fachgebieten, persönlichem Erfahrungs-hintergrund und politischer Ausrichtung ausgewogen zusammen-gesetzt. Dem Vorstand gehörten 2017 die folgenden Mitglieder und ständigen Gäste an:Walter Straumann, ehemaliger Regierungsrat des Kantons Solothurn, CVP (Präsident)Stefan Sutter, ehemaliger Regierungsrat des Kantons Appenzell- -Inner rhoden, CVP (Vizepräsident)Kurt Fluri, Stadtpräsident Solothurn und Nationalrat, FDPFabienne Freymond Cantone, Stadträtin Nyon VD, Grossrätin des Kantons Waadt, SP Christoph Neuhaus, Regierungsrat des Kantons Bern, SVPGiancarla Papi, Vorsteherin des Bau- und Raumplanungsamtes des Kantons FreiburgFabian Peter, Gemeinderat Inwil LU, Kantonsrat, Vorstand des Verbandes Luzerner Gemeinden und LuzernPlus, FDPDr. Heidi Z’graggen, Regierungsrätin des Kantons Uri, CVPProf. Dr. Barbara Zibell, Dipl.-Ing., Raumplanerin FSU/SRL, Professorin an der Universität Hannover, Thalwil ZHErnst Hauri, Direktor des Bundesamtes für Wohnungswesen (Gast)Christine Hofmann, stellvertretende Direktorin des Bundesamtes für Umwelt (Gast)Dr. Maria Lezzi, Direktorin des Bundesamtes für Raumentwick-lung (Gast)

Wichtige Geschäfte des Vorstands

2018 feiert die VLP-ASPAN ihr 75-jähriges Bestehen. Im Hinblick auf dieses Jubiläum hat der Vorstand bereits 2016 grünes Licht für folgende Projekte gegeben:

� Aufarbeitung der Geschichte der VLP-ASPAN, die ein Teil der Geschichte der Schweizer Raumplanung ist

� Weiterentwicklung der raumplanerischen Prozesse und Instrumente für eine hochwertige Innenentwicklung (Zukunftsprojekt)

� Anpassung des Vereinsnamens und Schaffung einer ein-prägsamen Markenarchitektur für die verschiedenen Dienstleistungen

� Jubiläumskongress mit Festanlass am 29. Juni 2018 in Solothurn

VERBANDSORGANE

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VLP‑ASPAN

Die Geschichte der VLP‑ASPAN kennen wir nur bruchstück-haft. Die Gründungsakten sind heute nicht mehr vorhanden. Es scheint, dass sie 1971 beim Umzug der VLP-ASPAN von Zürich nach Bern verloren gegangen sind. Andere Akten gibt es hinge-gen noch; zum Beispiel die Vereinszeitschrift «Plan», die zwischen 1944 und 1983 viermal jährlich erschienen ist. Die Ausgaben sind lückenlos vorhanden und werden 2018 als Jubiläumsgeschenk von der ETH Zürich digitalisiert und der Bevölkerung online zur Verfügung gestellt. Die Zürcher Historikerin Melanie Wyrsch hat von der VLP-ASPAN den Auftrag erhalten, in Zusammenarbeit mit dem Journalisten und Historiker Paul Schneeberger (NZZ) und der Historikerin Annemarie Straumann (VLP-ASPAN) wichtige Stati-onen der Verbandsgeschichte aufzuarbeiten und sie am Jubilä-umskongress in Solothurn zu präsentieren.Das 75-Jahr-Jubiläum der VLP-ASPAN soll nicht nur dazu dienen, in die Vergangenheit zu schauen. Es ist auch der Zeitpunkt, um in die Zukunft blicken. Ein von der VLP-ASPAN initiiertes Projekt beschäftigt sich mit der Frage, wie die raumplanerischen Prozesse und Instrumente im Hinblick auf eine hochwertige Innenent-wicklung weiterzuentwickeln sind. Eine breit zusammengesetzte Arbeitsgruppe macht sich dazu seit Mitte 2017 Gedanken. Ihre Überlegungen wird sie in Form eines Werkstattberichts am Jubilä-umskongress vorstellen. Mehrmals schon hat sich der Vorstand in der Vergangenheit mit dem Vereinsnamen beschäftigt. Dieser führt in der Öffentlich-keit immer wieder zu Missverständnissen und Kommunikations-problemen. Vor allem jüngere Leute und die Nutzer der neuen Beratungsangebote können mit dem Namen und den Kürzeln VLP-ASPAN nichts anfangen. Auch die Medien haben damit Mühe. Die Bezeichnung «Landesplanung» verweist auf längst vergangene Zeiten und vermittelt den Eindruck, die VLP-ASPAN befasse sich mit der «Bundesplanung». Dabei beschäftigt sie sich vor allem mit der Planung der Kantone und Gemeinden. An der Sitzung vom 17. November 2017 hat der Vorstand entschieden, den Namen zu ändern. Anlass dazu war vor allem das bevorste-hende 75-Jahre-Jubiläum. Der Namenswechsel soll auch dazu die-nen, neue Kreise für den Verband zu gewinnen; zum Beispiel die Immobilienbranche. Ab dem 29. Juni 2018 soll die VLP-ASPAN neu «EspaceSuisse – Verband für Raumplanung, Association pour l’aménagement du territoire, Associazione per la pianificazione del territorio» heissen. Am 8. Februar 2018 mussten auch die Mitglieder an einer ausserordentlichen Versammlung über die Na-mensänderung befinden. Der neue Name wurde mit 411 gegen 2 Stimmen bei einer Enthaltung gutgeheissen.

Im Sommer 2017 hat der Vorstand zur 2. Etappe der RPG‑Revision Stellung genommen. Kernthema des Entwurfs bildet das Bauen ausserhalb der Bauzonen. Daneben enthält er Bestimmungen zur Raumplanung in funktionalen Räumen und zur Planung im Untergrund. Die Vorschriften zum Bauen ausserhalb der Bauzone haben sich über die Jahre zu einem unübersichtlichen Regelwerk entwickelt. Selbst für Fachleute ist es heute schwer, die Übersicht über die vie-len Bestimmungen zu wahren. Wünschbar wäre daher, das Bau-en ausserhalb der Bauzone zu vereinfachen. Viele Erwartungen an die vorliegende Gesetzesrevision gehen denn auch in diese Richtung. Das Regelungswerk zu vereinfachen ist jedoch nur be-schränkt möglich. Denn eine Vereinfachung würde heissen, dass man entweder viele der in den letzten Jahren erfolgten Locke-rungen rückgängig machen oder die heutigen Bestimmungen noch mehr flexibilisieren müsste. Für beide Wege wird es keine politischen Mehrheiten geben. Bei der zweiten Variante würde man zudem den Grundsatz der Trennung von Baugebiet und Nichtbaugebiet über Bord werfen. Eine weitere Lockerung des Trennungsgedankens wäre für die schweizerische Raumplanung ein schwerer Rückschlag und wür-de letztlich auch die mit RPG 1 angestrebte Innenentwicklung und Verdichtung in Frage stellen. Der Entwurf für RPG 2 geht daher nach Meinung der VLP-ASPAN in die richtige Richtung. Er enthält eine neue Systematik und zeigt mit dem Planungs- und Kompensationsansatz einen Weg auf, wie man kantonalen und regionalen Bedürfnissen besser Rechnung tragen kann. Der neue Planungs- und Kompensationsansatz enthält hingegen noch Unklarheiten bezüglich Inhalt und Verfahren. Auch die Auswir-kungen des neuen Modells sind schwer abschätzbar. Nach Mei-nung der VLP-ASPAN ist der Lösungsansatz daher zu vertiefen. Eine interessante Weiterentwicklung des Planungsansatzes schlägt die Bau-, Planungs- und Umweltdirektorenkonferenz der Kantone BPUK in einem Bericht zu einer im Juni 2017 durchge-führten zweitägigen Retraite vor. Diese Überlegungen verdienen es, näher geprüft zu werden.Im Vorstand der VLP-ASPAN zeichnen sich im Hinblick auf die Mitgliederversammlung 2018 mehrere Rücktritte ab. So ha-ben der Präsident Walter Straumann, der Vizepräsident Stefan Sutter, Regierungsrätin Heidi Z’graggen und Fabienne Freymond Cantone, Stadträtin aus Nyon VD, ihren Rücktritt angekündigt. Der Vorstand hat sich zur Neubesetzung des Vorstandes und des Präsidiums verschiedene Gedanken gemacht. An der Sitzung vom 6. April 2018 wird er zuhanden der Mitgliederversammlung vom 29. Juni 2018 einen Wahlvorschlag verabschieden.

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2017 JAHRESBERICHT

Beirat

Der Beirat hat die Aufgabe, den Vorstand und die Geschäftsstelle in strategischen und verbandspolitischen Fragen zu unterstützen und zu aktuellen Entwicklungen in der schweizerischen Raumord-nungspolitik Stellung zu beziehen. Der gemäss Statuten maximal 30-köpfige Beirat setzte sich 2017 wie folgt zusammen: VorsitzWalter Straumann, Präsident VLP-ASPAN

Vertreterinnen und Vertreter der KantoneSusanne Gatti, Kantonsplanerin SchaffhausenUrs Hürlimann, Regierungsrat Kanton ZugDamian Jerjen, Kantonsplaner WallisSabine Nemec-Piguet, Direktorin Denkmalpflege Kanton GenfPeter Stocker, Kantonsplaner GlarusDaniel Wachter, Vorsteher Amt für Gemeinden und Raum-ordnung, Kanton Bern

Vertreterinnen und Vertreter der Städte, Gemeinden und RegionenManuela Bernasconi, Gemeinderätin Horw LUThomas Furrer, Stadtrat Rapperswil-Jona SG Vincent Kempf, Leiter Stadtplanungsamt Sion VSChristine Leu, Regionalplanungsverband nördliches Waadtland VDMathias Müller, Stadtpräsident Lichtensteig SG André Odermatt, Stadtrat Zürich und Vorsteher des Hochbau departementsMary Sidler Stalder, Stadträtin Sempach LUBernard Woeffrey, Leiter Stadtplanungsamt Nyon VD

Vertreter des Bundes (und der SBB)Thomas Hersche, Leiter Fachbereich Meliorationen, Bundesamt für Landwirtschaft BLWStephan Scheidegger, Stellvertretender Direktor Bundesamt für Raumentwicklung ARE Jürg Stöckli, Leiter Immobilien und Mitglied der Konzernleitung SBBErwin Wieland, Vizedirektor Bundesamt für Strassen ASTRA Florian Wild, Chef Abteilung Recht, Bundesamt für Umwelt BAFU

Vertreter der WissenschaftRoland Prelaz-Droux, Professor Fachhochschule Westschweiz, Yverdon-les-Bains VDBernd Scholl, Professor ETH Zürich, Institut für Raum- und Landschaftsentwicklung

Vertreter der Sektionen und angeschlossenen OrganisationenAndrea Brüesch, Präsident Bündner Vereinigung für Raument-wicklung BVRFabio Giacomazzi, Vorstand ASPAN Ticino

Vertreterinnen und Vertreter von Wirtschafts-, Umwelt- und FachverbändenHans-Georg Bächtold, Generalsekretär SIAMartin Boesch, pro naturaRachel Gaudenz, LARES Gender- und altersgerechtes Bauen und PlanenBarbara Gisi, Direktorin Schweizer Tourismus-Verband STV Thomas Glatthard, Fachsekretär SOGI, Geschäftsführer geosuisseMirko Bonetti, Bund Schweizer Architekten BSABenjamin Wittwer, Direktor bauenschweiz Martin Würsch, Schweizerischer Bauernverband SBV

Auf den 1. Januar 2018 hat der Vorstand aufgrund von Rücktrit-ten folgende neuen Mitglieder in den Beirat gewählt:Mike Siegrist, Kantonsplaner Luzern, anstelle von Urs Hürlimann, Regierungsrat Kanton ZugBeat Röösli, Schweizerischer Bauernverband SBV, anstelle von Martin Würsch SBVFranziska Bürki, Geschäftsführerin von Entwicklung Schweiz, anstelle von Thomas Glatthard, geosuisseMit der Wahl von Franziska Bürki bringt der Vorstand zum Aus-druck, dass die VLP-ASPAN verstärkt mit der Immobilienbranche zusammenarbeiten will.

Themenschwerpunkte des Beirats

Am 19. Mai 2017 traf sich der Beirat zu seiner jährlichen Sit-zung. Hauptsächlich ging es um die Bedeutung von Zwischen-nutzungen bei der Innenentwicklung. Matthias Bürgin, Experte in Fragen der Zwischennutzungen und Autor eines Leitfadens zu diesem Thema, führte mit zahlreichen Beispielen ins Thema ein. Anschliessend wurde das Anliegen kontrovers diskutiert. Viele der für Zwischennutzungen gezeigten Beispiele stammen aus Städten und Agglomerationen. Wie aber steht es um die Zwischennutzung leerstehender Gebäu-de in ländlichen strukturschwachen Regionen? Hier stünden viele Liegenschaften leer, die Nachfrage nach Zwischennutzungen aber fehle, wurde in die Diskussion einbracht. Matthias Bürgin kennt Beispiele solcher Zwischennutzungen nur aus Deutschland und Österreich. Projekte in der Schweiz habe es gegeben (z.B. in der Gemeinde Glarus Süd oder im Kanton Uri). Sie seien jedoch nicht

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VLP‑ASPAN

realisiert worden. Beispiele für die Nutzung leerstehender Gebäu-de in ländlichen Gebieten gibt es jedoch auch in der Schweiz. So wird in Vallorbe VD an der Grenze zu Frankreich ein leerstehendes Industriegebäude von jungen Startups genutzt. In Orbe VD wurde eine Mühle in ein Museum umgewandelt, wie einzelne Beirats-mitglieder erwähnten. Problematisch kann es sein, wenn Zwischennutzungen zu dau-erhaften Nutzungen werden und so neue Nutzungen verun-möglichen. Auf der anderen Seite haben auch Grundeigentümer und Investoren Interesse an Zwischennutzungen, weil sie einen Ort aufwerten und zur künftigen Adressbildung beitragen. Eine Erkenntnis der Diskussion war, dass in vielen Kantonen und Ge-meinden das Wissen und die Erfahrung im Umgang mit Zwi-schennutzungen fehlen. Auch die rechtlichen Grundlagen für die Bewilligung von Zwischennutzungen sind oft unklar. Man bewegt sich in Grauzonen. Die VLP-ASPAN hat sich an der Sitzung dazu bereit erklärt, die rechtliche Situation von Zwischennutzungen aufzuarbeiten. Ein Beitrag ist im INFORAUM 1/2018 erschienen.

Mitgliederversammlung

Die Mitgliederversammlung der VLP-ASPAN findet nur alle zwei Jahre statt. Die nächste ordentliche Mitgliederversammlung er-folgt am 29. Juni 2018 in Solothurn im Rahmen des Kongresses zum 75-Jahr-Jubiläum der VLP-ASPAN.

Geschäftsstelle

Die Geschäftsstelle setzte sich 2017 wie folgt zusammen:Lukas Bühlmann, Dr.h.c , Jurist, DirektorChrista Perregaux DuPasquier, Anwältin, Vizedirektorin, Leitung «Zentrale Dienste» (70%)Heidi Haag, Geografin, MAS Raumplanung ETH, Leitung Bera-tungsangebot DIALOG SIEDLUNG/Weiterbildung (80%)Alain Beuret, Architekt/Raumplaner FSU, Beratung DIALOG SIEDLUNG/Information/Weiterbildung (60%)Sonia Blind Buri, Juristin, Beratung/Information/Weiterbildung, Betreuung italienischsprachige Schweiz (60%)Barbara Jud, Juristin, Beratung/Information/Weiterbildung (80%)Samuel Kissling, Jurist, Beratung/Information/Weiterbildung (90%) Edith Egger, Veranstaltungen/Personal/Sekretariat/Rechnungs-wesen (100%)Eloi Jeannerat, Rechtsanwalt, Praxiskommentar RPG, Jubiläums-projekt Innenentwicklung (50%, ab 1. April)Anne Huber, Veranstaltungen/Übersetzungen/Sekretariat (60%)Marco Hunziker, Informatik/Infrastruktur/Mitgliederverwaltung/Rechnungswesen (70%)Jérémie Poux, Fotodatenbank/Bibliothek/Beispielsammlung/ Sekretariat (50%, bis 30. Juni)Rémy Rieder, Geograf, Beratung und Beispielsammlung DIALOG SIEDLUNG (80%)David Steiner, Geograf, DIALOG SIEDLUNG, Beratung/Informa-tion/Weiterbildung (80%)Annemarie Straumann, Journalistin, Publikationen/Website/Off- und Online-Kommunikation (80%)Felix Wyss, Umweltingenieur FH, Fotodatenbank/Grafik/Online-Kommunikation (60%, ab 1. Juli)Jessica Ceschin, juristische Praktikantin (20 %)Leonie Huber, juristische Praktikantin (30%)

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2017 JAHRESBERICHT

Sektionen und angeschlossene Organisationen

Die VLP-ASPAN besteht aus Sektionen und angeschlossenen Or-ganisationen. Die Sektionen erstrecken sich über das Gebiet meh-rerer Kantone und sind mit der VLP-ASPAN organisatorisch und

administrativ sehr eng verbunden. Die angeschlossenen Organi-sationen decken das Gebiet eines einzelnen Kantons ab und sind aufgrund ihrer Geschichte unabhängiger. Die nachfolgende Übersicht gibt einen Einblick über die Aktivi-täten der Sektionen und angeschlossenen Organisationen.

ASPAN‑SO Association Suisse pour l’aménagement national – Suisse occidentale GE, VD, NE, JU, FR, VS

Manifestation � 16 novembre: journée d’étude à

Fribourg «10 ans (déjà) de projets d’agglomération en Suisse romande», suivie d’une visite de sites stratégiques de la ville de Fribourg en rapport avec la thématique, en partenariat avec l’État de Fribourg (DAEC),

PublicationsDeux numéros des Cahiers de l’ASPAN sont parus en 2017 sur des thématiques actuelles:

� n° 1 / juin 2017: «Quartiers de gare vs. centres historiques»

� n° 2 / novembre 2017: «Révision de la LAT: vers un aménagement durable»

ComitéTrois séances de Comité suivies de parties thématiques, telles que:

� Ville de Neuchâtel: démarche participa-tive centre et gare – mobilité et espaces publics

� Présentation des politiques publiques et d’aménagement du territoire dans le canton de Vaud

� Présentation de la publication «les enjeux du développement vers l’inté-rieur» publiée par les cantons du Valais, Neuchâtel, Fribourg ainsi que par tribu’architecture à Lausanne

Communication � Envoi des newsletters électroniques

à propos des dernières activités et agenda

� Suivi et maintien du site www.densite.ch

� Développement d’outils de communi-cation présentant le site www.densite.ch (marque-pages et bannières) distri-bués largement au sein de la commu-nauté de la construction, de l’amé-nagement de l’environnement et des entités intéressées par la thématique

RPG NORaumplanungsgruppe Nordostschweiz ZH, TG, SH, SG, AI, AR, GL

Mitgliederversammlung und Veranstaltungen

� 20. September: Mitgliederversammlung 2017 in Schaffhausen mit anschlies-sender Fachveranstaltung zum Thema «Windenergie: Gross oder klein – was soll es sein?»

� 14. November: Feierabendveranstal-tung in Kloten ZH zum Thema «Zent-rumsentwicklung ist mehr als Gestal-tung! Oder: Wie die Raumplanung weiterdenken muss», mit vorgängiger Stadtwanderung unter dem Titel «Klo-ten im Steigflug?»

ZVRZentralschweizer Vereinigung für RaumplanungLU, OW, NW, UR, SZ, ZG

Mitgliederversammlung und Veran‑staltungen

� 9. Juni: ZVR-Spezialvorstand 2017 «Erhalt und Kompensation von Frucht-folgeflächen (FFF) – Zur Anwendungs-praxis in den Zentralschweizer Kantonen»

� 15. September: Mitgliederversammlung in Luzern und Gastreferate: «Das neue Energiegesetz des Kantons Luzern – Ein Überblick über die Stoss-richtungen und Inhalte» von Dr. Erik Lustenberger, Chef Rechtsdienst BUWD Kanton Luzern, und «Innovationspark Zentralschweiz – Strategie, Ausrichtung und Nutzen für die Zentralschweiz» von Prof. Dr. Tim Weingärtner, Vizedirektor Hochschule Luzern, Informatik.

� 24. November: Tagung in Emmen zum Thema «Stadt versus Land – Wie überwindet die Raumordnungs- und Regionalpolitik den Graben zwischen städtischen und ländlichen Räumen?»

Weitere Aktivitäten � Mandat an die VLP-ASPAN zur Auf-

arbeitung von 6 guten Beispielen zur Innenentwicklung und Verdichtung aus dem Raum Zentralschweiz.

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VLP‑ASPAN

ASPAN‑TIGruppo regionale TicinoTI

Manifestazioni � 26 gennaio: Riunione del Consiglio

direttivo a Bellinzona. Relazione sul tema «I programmi di agglomerato e la votazione federale del 12 febbraio 2017 concernente il finanziamento delle strade nazionali e dei programmi di agglomerato».

� 30 marzo: Convegno a Bellinzona, in collaborazione con l’associazione «Generazioni e sinergie», sul tema «Abitare: nuovi fabbisogni, nuovi modi e sfide future per lo sviluppo degli insediamenti».

� 4 maggio: Riunione del Consiglio diret-tivo a Bellinzona. Relazione sulla Legge federale sull’energia con particolare attenzione agli interessi cantonali. Ap-provazione di un Comunicato stampa che raccomanda di approvare la Legge sull’energia.

� 23 agosto: Riunione del Consiglio direttivo a Bellinzona in seguito alla consultazione sulle modifiche al Piano Direttore a causa della modifica della Legge federale sulla Pianificazione del territorio. Presentazione della proposta del Dipartimento. Le osservazioni di ASPAN-TI sul tema sono consultabili sul suo sito al capitolo delle risoluzioni.

� 19 ottobre: Convegno a Bellinzona sul tema «Valorizzazione dei centri storici quali luoghi di residenza, lavoro e svago».

� 17 novembre: Nell’ambito della proce-dura di consultazione concernente la fase di ampliamento dell’infrastruttura ferroviaria 2030/2035, incontro a Luga-no in collaborazione con l’Associazione Pro Gottardo ferrovia d’Europa.

� 13 dicembre: Cerimonia di consegna del Premio il «Premio ASPAN 2017» al

LAC di Lugano. Vengono premiati ex aequo il Comune di Lugano, per la cre-azione della piazza Bernardino Luini ed il Comune di Sonogno per la creazione della piazza principale del villaggio.

Pubblicazioni � INFORUM: Pubblicazione in italiano del-

le edizioni di febbraio e di settembre, in collaborazione con VLP-ASPAN

� Pubblicazione del lavoro di ricerca sui Premi ASPAN dal 1985 al 2015, elabo-rato dall’Accademia di architettura di Mendrisio.

BVRBündner Vereinigung für RaumentwicklungGR

Veranstaltungen und Schulungen � 22. März: Kurs «Baubewilligungsver-

fahren innerhalb der Bauzone» � 24. März: Mitgliederversammlung in

Domat/Ems mit Schwerpunktthema «Siedlungsentwicklung im kantonalen Richtplan»

� 13. September: Kurs «Baubewilligungs-verfahren ausserhalb der Bauzone»

Weitere Aktivitäten � Wahl von Esther Casanova als neue

Geschäftsführerin und Nachfolgerin von Christoph Zindel

� Projekte für Arbeitshilfen zur Umset-zung von RPG 1 in Zusammenarbeit mit dem kantonalen Amt für Raument-wicklung (Gesamtprojektleitung BVR): – Modul 1: Hochwertige

Gebietsentwicklung – Modul 2: Nutzungsreserven in der

rechtskräftigen Bauzone – Modul 3: Mobilisierung Baulandre-

serven

KPG‑GACKantonale Planungsgruppe Bern BE

Veranstaltungen � 3.März: Weiterbildungskurs «Grundla-

gen der Gemeindefinanzen» � 24. März: Seminar «Der neue Leitungs-

kataster im Kanton Bern als effizientes Hilfsmittel für die Gemeinden - Bau-landumlegung und Grenzregulierung als wirksame Instrumente in der kom-munalen Ortsplanung»

� 12. Mai: Seminar «Das revidierte kan-tonale Planungs- und Baurecht»

� 19. Mai: Seminar «Les principaux tenants et aboutissants de la révision 2016 de la loi sur les constructions: Rendre une décision correctement»

� 2. Juni: Seminar «Rechtsprechung 2015/2016»

� 23. Juni: Seminar «Budgetierung und Finanzplanung»

� 8. September: Seminar «Gewässer-schutz in der Gemeinde»

� September: Finanzplanungskurse � 1. Dezember: Seminar «Typische

Klippen im Baubewilligungsverfahren»

Publikationen � Vier Ausgaben des KPG-Bulletins mit

Fachbeiträgen zu aktuellen Themen � Vier Ausgaben des KPG-Finanzbulletins

mit Fachbeiträgen zu aktuellen Themen

Weitere Aktivitäten � Telefonische Beratung und einmal mo-

natlich dezentrale Beratungen in fünf Regionen

� Bezahlte Mandate und Gutachten

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2017 JAHRESBERICHT

Mitglieder

Der VLP-ASPAN gehören sämtliche Schweizer Kantone und gut die Hälfte der Gemeinden an, die etwa drei Viertel der Bevölkerung repräsentieren. Mitglied ist auch das Fürstentum Liechtenstein. 2017 sind 23 Gemeinden der VLP-ASPAN beigetreten und 11 ausgetreten. Zum grossen Teil begründeten die ausgetretenen Ge-meinden ihren Schritt mit Sparmassnahmen bzw. der Streichung sämtlicher Verbandsbeiträge. In der Mitgliederstatistik werden Gemeinden, die fusioniert haben, nur dann unter den ausgetretenen Gemeinden aufgeführt, wenn die neue Gemeinde nicht Mitglied der VLP-ASPAN ist. Neue fusi-onierte Gemeinden erscheinen unter den Neueintritten, wenn sie bisher noch nicht Mitglied waren oder nur ein kleiner Teil der bis-herigen Gemeinden Mitglied war.

Neu der VLP-ASPAN beigetreten sind die Gemeinden: � Gemeinde Albinen VS � Gemeinde Arth SZ � Gemeinde Assens VD � Gemeinde Borex VD � Gemeinde Collonges VS � Gemeinde Crésuz FR � Gemeinde Evolène VS � Gemeinde Faoug VD � Gemeinde Kesswil TG � Gemeinde Lieu VD � Gemeinde Martigny-Combe VS � Gemeinde Merishausen SH � Gemeinde Puidoux VD � Gemeinde Romanel-sur-Morges VD � Gemeinde Saint-Martin VS � Gemeinde Saint-Maurice VS � Gemeinde Tolochenaz VD � Gemeinde Torny FR � Gemeinde Troistorrents VS � Gemeinde Vernayaz VS � Gemeinde Villaz-St-Pierre FR � Gemeinde Vinzel VD � Gemeinde Vulliens VD

Ausgetreten sind die Gemeinden: � Gemeinde Bad Zurzach AG � Gemeinde Gebenstorf AG � Gemeine Hirzel (Fusion mit Gemeinde Horgen, die nicht Mitglied ist)

� Gemeinde Liesberg BL � Gemeinde Lonay VD � Gemeinde Männedorf ZH � Gemeinde Mosnang SG � Gemeinde Oberbüren SG � Gemeinde Roggwil TG � Gemeinde Staufen AG � Gemeinde Tobel-Tägertschen TG

Stark gestiegen ist 2017 auch die Zahl der Kollektivmitglieder (22 Eintritte, 12 Austritte). Bei den Einzelmitgliedern gibt es 16 Ein-tritte und 17 Austritte.

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VLP‑ASPAN

Die Hälfte aller Gemeinden sind Mitglieder der VLP-ASPAN. In ihnen

lebt die grosse Mehrheit der Einwohner und Einwohnerinnen der

Schweiz, nämlich über 6 von 8 Millionen.

Arth ist neu Mitglied der VLP-ASPAN.

Paebi, www.commons.wikimedia.org

Auch Villaz-Saint-Pierre gehört neu dazu.

Vorlet, www.commons.wikimedia.org

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2017 JAHRESBERICHT

FINANZEN

Die Jahresrechnung 2017 schliesst mit einem Gewinn von rund 31‘000 Franken ab. Für die Projekte zum Verbandsjubiläum ( siehe S. 57) und die Einführung des neuen Vereinsnamens wurde eine Rückstellung in der Höhe von 160‘000 Franken geschaffen. Der Beitrag des Bundes für die Dienstleistungen und Aktivitäten zur Umsetzung des revidierten RPG («Impuls Innenentwicklung») in der Höhe von 550‘000 CHF wurde 2017 vollumfänglich be-ansprucht. Aus dem Vorjahr besteht noch ein Restbetrag in der

Höhe von 240‘000 Franken. Er dient der Einführung der Web-site densipedia.ch und der Aufbereitung von Beispielen aus un-serer Sammlung. Nachbezahlt werden musste für den Impuls Innenentwicklung für das Jahr 2016 die Mehrwertsteuer. Die Eidgenössische Steuerverwaltung hielt in einem Schreiben an die VLP-ASPAN fest, dass der Bundesbeitrag für den «Impuls Innen-entwicklung» mehrwertsteuerpflichtig ist.

Dienstleistungen47%

Bund 2.5%

Kantone29.5%

Gemeinden18%

Einzel- undKollektivmitgl.3%

Dienstleistungen44%

Bund 3%

Kantone32%

Gemeinden18%

Einzel- undKollektivmitgl.3%

Finanzierung der VLP‑ASPAN 2017

Finanzierung der VLP‑ASPAN 2016

Page 67: RAUMENTWICKLUNG JAHRESBERICHT 2017 - EspaceSuisse

65

VLP‑ASPAN

Erfolgte Beratungen

Die Beratung ist einer von fünf Dienstleistungsbereichen der VLP-ASPAN. Darunter fallen Auskünfte, Gutachten, Stellungnahmen, Recherchen und die Unterstützung von Gemeinden bei der Sied-lungsentwicklung (Angebote DIALOG SIEDLUNG und Netzwerk Altstadt). Die Mitglieder erhalten unbürokratisch, rasch und bis zu einem gewissen Arbeitsaufwand unentgeltlich Auskünfte auf ihre Fragen in den Bereichen Raumplanung und Umwelt, vom tech-nischen Umweltschutz (Lärmschutz, Luftreinhaltung) über den Gewässerschutz und Wald bis zum Natur- und Landschaftsschutz. 2017 führte die VLP-ASPAN 269 Beratungen durch (Abbildung 1). Gegenüber den Vorjahren ist dies eine erhebliche Abnahme. Die Gründe für den Rückgang lassen sich nicht genau eruieren. Sie dürften jedoch mit der weit fortgeschrittenen Umsetzung des revidierten Raumplanungsgesetzes (RPG 1) zusammenhängen. 2014 erhielten wir 40 Anfragen zu RPG 1. 2015 waren es 30, ein Jahr später 18 Anfragen und 2017 bloss noch deren drei. Rück-läufig, wenn auch weniger stark, waren die Anfragen zum Mehr-wertausgleich. 2014 erhielten wir dazu 17 Anfragen. 2015 und 2016 waren es 20 bzw. 24. 2017 sank die Zahl dieser Anfragen auf 15.Von der Statistik erfasst sind schriftliche Stellungnahmen, grös-sere Recherchen, Gutachten und Beratungsmandate von DIALOG SIEDLUNG und Netzwerk Altstadt. Nicht erfasst werden form-lose telefonische Auskünfte und Anfragen, die keine besonde-ren Recherchen zur Folge haben (z.B. die blosse Zustellung von Gerichtsentscheiden).

BERATUNG

Anzahl Anfragen im Jahresvergleich

2013 2014 2016 201720152003 2004 2005 2006 2007 2008 20090

50

100

150

200

250

300

Anzahl Anfragen total

350

2010 2011 2012

deutsch französisch/italienisch

188

78

195

108

189 187

106

74

109

107

140

94

166

9885 82

154

71

201

84

188

70

105

201

98

225

76

190

105

216

Wie in den vergangenen Jahren suchten auch 2017 die Kantone und Gemeinden am häufigsten Rat bei der VLP-ASPAN. 2017 stammten insgesamt 86 Anfragen von Gemeinden (2016: 102) und 70 von Kantonen (2016: 90). Die Abnahme bei den Gemein-den liegt bei rund 18 Prozent. Bei den Kantonen beträgt sie fast 25 Prozent. Die Anzahl Anfragen des Bundes liegt mit neun Bera-tungen auf dem Niveau der letzten Jahre. Stark abgenommen haben auch die Anfragen von Studierenden (6 statt 19 im Jahre 2016). Auf stabilem Niveau blieben jene von «Verbänden und Vereinen» (25). Stark zugenommen haben dem-gegenüber die Anfragen von «Anwaltskanzleien» (2016: 10) und «Privaten» (13). 2016 wurden diese zwei Kategorien, zusammen mit den «Architekturstudios» (2), noch gemeinsam erfasst (15). Aus dem Ausland gab es drei Anfragen.Die VLP-ASPAN ist auch für die «Medien» (Tages- und Sonntags-presse, Wochen- und Fachzeitschriften, Radio- und Fernsehen) eine wichtige Anlaufstelle bei Fragen der Raumentwicklung. Die Statistik erfasst jedoch nur aufwändige Medienanfragen und grössere Interviews (2017: 6 Anfragen), nicht aber die zahlreichen Kurzauskünfte, welche die VLP-ASPAN Medienleuten immer wie-der erteilt.Ein grosses Bedürfnis nach fachlicher Unterstützung besteht, wie in den Vorjahren, beim «Bauen ausserhalb der Bauzonen» (54 Anfragen, 2016: 62). Im Vordergrund stehen dabei Fragen rund um die Nutzung und Erweiterung bestehender, zonenfremder wie auch zonenkonformer Bauten. Im Bereich «Nutzungspla-nung» waren es 36 Anfragen (2016: 32) Dieser Bereich ist ein Sammelsurium unterschiedlichster kommunaler Planungsfragen,

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66

2017 JAHRESBERICHT

von Unklarheiten über die Planbeständigkeit über das Vorgehen bei Nutzungsplanrevisionen bis hin zum Inhalt und zur rechtlichen Einordnung von Sondernutzungsplänen und Spezialzonen. Die Beratungen von DIALOG SIEDLUNG und Netzwerk Altstadt werden auf Seite 67 vertieft behandelt.

Mandate

2017 konnten trotz der beschränkten personellen Ressourcen in-folge der Erarbeitung des Praxiskommentars zum RPG und der Aufbauarbeit beim «Impuls Innenentwicklung» mehrere grössere Mandate ausgeführt werden. Zu erwähnen sind:

� Mitwirkung an der Arbeitshilfe der Kantone SG, SZ, SO und GR zur Umsetzung des ISOS, inkl. Besuch von elf Gemeinden (mit Begehungen und Gesprächen vor Ort)

� NFP 68 «Nachhaltige Nutzung der Ressource Boden»: Erar-beitung der Synthese 3 zur Raumentwicklung, zusammen mit Prof. Adrienne Grêt-Regamey ETH Zürich

� Erstellung eines Merkblatts für den Kanton Schaffhausen zum Thema «Lärmschutz und Verdichtung» (Abschlussarbeiten)

� Moderation von Workshops zur Interessenabwägung für die kantonalen Verwaltungen Zürich und St. Gallen

� Durchführung eines Workshops zum «Kataster der öffentlich-rechtlichen Eigentumsbeschränkungen» im Auftrag und in Zusammenarbeit mit der Kantonsplanerkonferenz und Erstel-lung eines Berichts zu den Ergebnissen der Podiumsdiskussion

� Unterstützung des Bundesamtes für Raumentwicklung und der Bau-, Planungs-und Umweltdirektorenkonferenz der Kantone bei der Konkretisierung des Planungs- und Kompen-sationsansatzes beim Bauen ausserhalb der Bauzone (RPG 2)

� Teilnahme an einem Workshop des Kantons Thurgau zur rechtlichen Einordnung von Weilerzonen und Erstellung eines Berichts zu den Erkenntnissen aus dem Workshop

� Rechtliche Stellungnahme für die Stadt Luzern zur Umsetzung des ISOS in der Bau- und Zonenordnung

� Projekt zur Weiterentwicklung der raumplanerischen Prozesse und Instrumente unter dem Gesichtspunkt der Innenentwick-lung (Projekt zum 75-Jahr-Jubiläum der VLP-ASPAN).

Die VLP-ASPAN wird aufgrund ihrer breiten Kenntnisse und viel-fältigen Erfahrungen immer mehr auch zur Mitwirkung in Fach-

Themenbereiche 2017

0 10 20 30 40 50 60

Bauen ausserhalb der Bauzone, Bauen in LWZDialog Siedlung + Netzwerk Altstadt

Nutzungsplanung (Sondernutzungsplanung, Siedlungsentwicklung nach innen)Baubewilligung, Zonenkonformität exkl. LWZ

Baurecht und BaupolizeiVerschiedenes

MehrwertabschöpfungAusbildung

Koordination und Verfahren, RechtsschutzGewässerschutz, Natur- und Landschaftsschutz, Wald

Erschliessung (Planung, Realisierung, Kosten)Umweltschutz (LSV, LRV, UVP, Abfälle) Verkehr

Richtplanungmaterielle Enteignung

Strategische Raumplanung (Leitbild, Konzept, Entwicklungskonzept)Ortsbildschutz / Denkmalschutz

RPG-RevisionFotodatenbank / Bilder

ZweitwohnungVerkehr und Mobilität

54363525221715121186554433111

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67

VLP‑ASPAN

Mit dem Beratungsangebot DIALOG SIEDLUNG unterstützt die VLP-ASPAN seit 2012 Städte und Gemeinden in Fragen der Sied-lungsentwicklung, Verdichtung und Siedlungsqualität. Im Rahmen einer Aussensicht werden den Gemeinden bei komplexen Pla-nungsfragen Wege und Prozesse zur Lösungsfindung aufgezeigt. Es handelt sich um niederschwellige, unkomplizierte und fachkun-dige Erstberatungen. Private Planungsbüros sollen mit dem An-gebot nicht konkurrenziert, sondern bei ihrer Arbeit unterstützt werden. Sechs externe Raum- und Stadtplanungsexperten unter-stützen die VLP-ASPAN bei diesen Beratungen.Bestandteil von DIALOG SIEDLUNG ist das Netzwerk Altstadt, des-sen Geschäftsstelle die VLP-ASPAN 2011 übernommen hat. Das Kompetenzzentrum bietet sich an für Fragen rund um die Auf-wertung von Ortszentren und Liegenschaften, die aufgrund ge-sellschaftlicher Veränderungen und des Strukturwandels im De-tailhandel in ihrer Entwicklung eingeschränkt oder blockiert sind. 2017 arbeiteten insgesamt 14 externe Expertinnen und Experten für das Netzwerk Altstadt.

2017 wurden folgende Beratungen durchgeführt:

Erstgespräch Siedlungsentwicklung � Stans NW: Entwicklung der Spittelgasse, Umsetzung des ISOS;

Erstgespräch und Bericht � Renens VD: Entwicklung des Gebietes «La Savonnerie», Erst-

gespräch und Bericht � Bourg-en-Lavaux VD: Dorfentwicklung nach Fusion, Erst-

gespräch und Bericht � Ronco sopra Ascona TI: Dorfentwicklung, Beratung, Arbeit

Ende 2017 aufgenommen, noch nicht abgeschlossen � Kesswil TG: Ortsplanung, Aussensicht und Bericht, Arbeit Ende

2017 aufgenommen, noch nicht abgeschlossen � Hünenberg ZG: Ortsplanung, Aussensicht und Bericht, Arbeit

Ende 2017 aufgenommen, noch nicht abgeschlossen.

Netzwerk Altstadt � Bellinzona TI: Stadtanalyse abgeschlossen; Nutzungsstrate-

gie in Vorbereitung (Pilotprojekt für die italienischsprachige Schweiz)

� Villeneuve VD: Stadtanalyse abgeschlossen, Nutzungsstrategie abgeschlossen.

� Siebnen SZ: Stadtanalyse abgeschlossen, Begleitprozess Stand-ort Migros läuft

� Glarus GL: Stadtanalyse abgeschlossen, Nutzungsstrategie läuft

� Dornach SO: Stadtanalyse abgeschlossen � Boudry NE: Stadtanalyse abgeschlossen

BERATUNGSANGEBOT DIALOG SIEDLUNG

gremien und Arbeitsgruppen eingeladen. 2017 wirkten der Di-rektor und weitere Mitarbeitende der VLP-ASPAN in folgenden Gremien mit:

Ständige Gremien � Rat für Raumordnung (ARE und SECO) � Eidgenössische Kommission für Lärmbekämpfung (BAFU) � Fachkreis Raumplanungsrecht � Regionale Erfahrungsaustausche des ARE zum Bauen ausser-

halb der Bauzone � REG – Prüfungskommission für Raumplanungsfachleute � Beirat MAS Stadt- und Regionalentwicklung, Hochschule

Luzern � Beirat MAS Nachhaltige Entwicklung, Universitäten Genf und

Neuenburg, Fachhochschule Westschweiz � Beirat MAS Städtebau und Raumplanung, ETH Lausanne und

Universität Genf

Temporäre Gremien � Beirat Modellvorhaben «Netzwerk kooperative Umsetzungs-

verfahren in der Innenentwicklung» der Hochschule Luzern und der Kantone Luzern und Basel-Landschaft

� Begleitung Modellvorhaben Brig-Glis, «Verdichtung, Nichtein-zonungen und Rückstufungen gleichzeitig – ohne Verlierer?»

� Sounding Board «Innenentwicklungspotenziale aktivieren» der Regionalkonferenz Bern-Mittelland

� Begleitgruppe Weiterentwicklung «Landwirtschaftliche Planung» des Bundesamtes für Landwirtschaft und der ETH Zürich

� Begleitgruppe Synthese 3 zur Raumplanung des NFP 68 «Nachhaltige Nutzung der Ressource Boden»

� Arbeitsgruppe des Rates für Raumordnung und der Eidg. Kommission für Lärmbekämpfung zum Bauen in lärmbela-steten Gebieten (Entwicklung eines neuen Schutzkonzepts).

� Begleitgruppe KTI-Projekt «Werkzeugkasten Wohnumfeld-qualität und -planung» der HSR

Page 70: RAUMENTWICKLUNG JAHRESBERICHT 2017 - EspaceSuisse

68

2017 JAHRESBERICHT

� Fribourg FR: erweiterte Stadtanalyse aufgrund der Grösse der Stadt abgeschlossen, Bericht und Präsentation erfolgten zwei-sprachig. Nutzungsstrategie startet 2018

� Bülach ZH: Stadtanalyse abgeschlossen � Baar ZG: Stadtanalyse läuft � Schwyz SZ: Stadtanalyse läuft � Weinfelden TG: Begleitung Umsetzung Nutzungsstrategie

läuft � Bad Ragaz SG: Stadtanalyse, Auftrag erteilt, Stadtanalyse

startet 2018 � Neuhausen am Rheinfall SH: Stadtanalyse, Auftrag erteilt,

Stadtanalyse startet 2018 � Bottmingen BL: Stadtanalyse, Auftrag erteilt, Stadtanalyse

startet 2018

2017 beantwortete die VLP-ASPAN im Rahmen von DIALOG SIEDLUNG auch 34 kleinere Anfragen von Gemeinden, Planungs-büros, Verbänden, Medien und Studierenden. Dabei ging es bei-spielsweise um die Suche nach guten Beispielen, die Vermittlung von Gemeinden für einen Gemeinderatsbesuch oder Interviews zu Innenentwicklungsfragen. Zudem stellte die VLP-ASPAN meh-rere Male die Angebote und Dienstleistungen im Rahmen von Ge-meinderatssitzungen vor, um zusammen mit dem Gemeinderat ein sinnvolles Vorgehen zu diskutieren.

DorfgesprächMit dem Netzwerk Altstadt und der Erstberatung von DIALOG SIEDLUNG können kleine Dörfer nur schwer erreicht werden. Es fehlt ein Angebot, das für diese Dörfer eine Aussensicht durch Experten beinhaltet (wie bei der Stadtanalyse des Netzwerks Alt-stadt) und einen partizipativen Prozess mit der Bevölkerung er-möglicht (wie bei der Nutzungsstrategie des Netzwerks Altstadt). An einem Workshop mit Experten von DIALOG SIEDLUNG und Netzwerk Altstadt, der im Mai 2017 stattfand, sowie an meh-reren Folgesitzungen wurde unter dem Titel «Dorfgespräch» ein neues Beratungsangebot entwickelt. Dieses Angebot soll 2018 mit Pilotgemeinden getestet werden. Diesbezüglich laufen zurzeit Gespräche mit den Behörden von Wilderswil BE.

Hausanalyse Die Hausanalyse ist ein Beurteilungswerkzeug für Liegenschaften. Es gibt dem Hauseigentümer einen Einblick in den Zustand seiner Liegenschaft und zeigt ihm Mängel und Entwicklungsperspekti-ven auf. Das standardisierte Instrument will die Eigentümer zum Handeln anregen. Es kommt vor allem da zum Einsatz, wo die Nachfrage nach Wohnen und gewerblicher Nutzung gering und der Unterhalt der Liegenschaften gefährdet ist. Die Hausanalyse kann darüber hinaus auch der Denkmalpflege bei der Beurteilung der Frage helfen, welcher Aufwand nötig ist, um denkmalge-

Münchenstein

Ermatingen

Kradolf-Sch.Kesswil

Brütten

Lachen

Greppen

Hünenberg

RoggwilAadorf

Zermatt

Ronco s. Ascona

Grabs

Vionnaz

Bourg-en-Lavaux

Reg.Emmental Vitznau

Schattdorf

Tinizong

Illgau

Kt.Obwalden

Spiez

GiswilStansstad

Bischofszell

Gingins

Renens

Dübendorf

Freienstein

Siebnen

Seedorf

Boudry

Herzogenbuchsee

Pully

Thun

Aarberg

Altdorf

Sempach

Herzogenbuchsee

Lichtensteig

Wiedlisbach

Aarau

Zofingen

Delémont

Gossau

Liestal

LaufenDornach

Bottmingen

Sursee

NeunkirchNeuhausen a. Rh.

Arbon

Frauenfeld

Altstätten

Herisau

Biel-Bienne

Trogen

Kreuzlingen

Wil

Huttwil

Brig

KaiserstuhlBülach

RichterswilBaar

+ Villach (A)

Weinfelden

Einsiedeln

Elgg

MelsBad Ragaz

Steckborn

Erlach

Lachen

Bellinzona

Andelfingen

Villeneuve

Spiez

Siebnen

Boudry

GlarusSchwyz

Fribourg

Netzwerk Altstadt

Réseau vieille ville

DIALOG SIEDLUNG

SITES EN DIALOGUE

Münchenstein

Ermatingen

Kradolf-Sch.Kesswil

Brütten

Lachen

Greppen

Hünenberg

RoggwilAadorf

Zermatt

Ronco s. Ascona

Grabs

Vionnaz

Bourg-en-Lavaux

Reg.Emmental Vitznau

Schattdorf

Tinizong

Illgau

Kt.Obwalden

Spiez

GiswilStansstad

Bischofszell

Gingins

Renens

Dübendorf

Freienstein

Siebnen

Seedorf

Boudry

Herzogenbuchsee

Pully

Thun

Aarberg

Altdorf

Sempach

Herzogenbuchsee

Lichtensteig

Wiedlisbach

Aarau

Zofingen

Delémont

Gossau

Liestal

LaufenDornach

Bottmingen

Sursee

NeunkirchNeuhausen a. Rh.

Arbon

Frauenfeld

Altstätten

Herisau

Biel-Bienne

Trogen

Kreuzlingen

Wil

Huttwil

Brig

KaiserstuhlBülach

RichterswilBaar

+ Villach (A)

Weinfelden

Einsiedeln

Elgg

MelsBad Ragaz

Steckborn

Erlach

Lachen

Bellinzona

Andelfingen

Villeneuve

Spiez

Siebnen

Boudry

GlarusSchwyz

Fribourg

Netzwerk Altstadt

Réseau vieille ville

DIALOG SIEDLUNG

SITES EN DIALOGUE

Bisherige Beratungstätigkeiten von

DIALOG SIEDLUNG und Netzwerk Altstadt

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VLP‑ASPAN

«INFORAUM», «RAUM & UMWELT» und E‑News

Die beiden Verbandspublikationen «INFORAUM» und «RAUM & UMWELT» erscheinen vier Mal jährlich. Daneben gibt es elektro-nische Informationen auf der Website, im Newsletter (siehe unten «Newsletter») und auf Twitter (https://twitter.com/vlpaspan). Der «Impuls Innenentwicklung» wird einen weiteren Ausbau der elek-tronischen Informationen bringen. So ist vorgesehen, unter dem Titel «densipedia.ch» eine spezielle Website mit umfassenden In-formationen und Angeboten zur Innenentwicklung und Verdich-tung zu schaffen.Im «INFORAUM» werden pro Ausgabe drei bis fünf Themen auf-gegriffen. Die Themen werden journalistisch und leicht verständ-lich aufbereitet. Pläne und Fotos veranschaulichen die erläuterten Bundesgerichtsentscheide und Raumplanungsthemen. Zweimal jährlich erscheint eine Ausgabe des «INFORUM» in italienischer Sprache. Einzelne Artikel werden aus dem deutsch- und franzö-sischsprachigen «INFORUM» übernommen und übersetzt; auf den übrigen Seiten berichtet die ASPAN-TI – oft in Zusammenar-beit mit der kantonalen Raumplanungsfachstelle – über aktuelle, vor allem den Kanton Tessin betreffende Raumplanungsthemen.

Das «RAUM & UMWELT» greift stets ein Schwerpunktthema auf. Im Jahr 2016 wurden folgende Themen behandelt: Feb. Nr. 1/17 IRAP Kompass Innenentwicklung: Schlüssel- faktoren erfolgreicher Siedlungsverdichtung Mai Nr. 2/17 Die Rechtsprechung des Bundesgerichts 2016: Raumplanung und Umwelt

Sept. Nr. 3/17 Trends in der kantonalen Richtplanung: Die neuen Richtpläne unter Berücksichtigung von RPG 1 Nov. Nr. 4/17 Gewässerraum festlegen: Worauf die Kantone in Recht und Praxis achten müssen

Nov. Nr. 5/16 Animare i nuclei locali: Le esperienze della Rete Centri Storici (Italienische Übersetzung des RAUM & UMWELT 4/2016)

«INFORAUM» und «RAUM & UMWELT» werden den Mitgliedern als Printausgaben zugestellt. Daneben stehen sie in digitaler Form auf der Website der VLP-ASPAN im Mitgliederbereich zur Verfü-gung (und dies zurück bis ins Jahr 2001).

INFORMATION / PUBLIKATIONEN

schützte Bauten zu sanieren. Sie erweist sich dabei als objektives Beurteilungsinstrument.Die Hausanalyse wurde vom Netzwerk Altstadt entwickelt. 2017 hat die VLP-ASPAN sie aus dem Angebot des Netzwerks heraus-genommen und sie zu einem eigenständigen Beratungstool er-klärt. Denn es hat sich gezeigt, dass das Werkzeug nicht nur in Problemsituationen des Netzwerks Altstadt zum Einsatz kommen kann, sondern bei der Innenentwicklung generell. Die VLP-ASPAN vergibt interessierten Trägerschaften (Kantonen, Regionen, Städten) auf Anfrage einen Franchise-Vertrag, um Hausanalysen anzubieten. Durchgeführt werden sie von Archi-tekten, die von der VLP-ASPAN geschult und von den Trägerschaf-ten autorisiert werden.Trotz mehrjähriger, intensiver Suche gelang es nicht, eine gesamt-schweizerische Geschäfts- und Koordinationsstelle für die Hausa-nalyse zu finden. Die VLP-ASPAN hat deshalb entschieden, dieses effiziente und für die Innenentwicklung wertvolle Instrument sel-ber zu betreuen und als Anlaufstelle für interessierte Gemeinden, Regionen und Kantone zu dienen.2016 wurde mit dem Kanton Uri ein Franchise-Vertrag über drei Jahre zur Verwendung der Hausanalyse vereinbart. Dies geschah im Rahmen des Modellvorhabens «Wohnraumförderung oberes Reusstal / Urserental (Raum Andermatt)». Über die Hausanalyse im Kanton Uri berichtete am 27. August 2017 auch das Wirt-schaftsmagazin «Trend» des Deutschschweizer Radios (SRF 1). Der Kanton Uri zeigt sich interessiert, nach Abschluss des Modell-vorhabens das Instrument weiterzuführen.2017 schloss die VLP-ASPAN drei weitere Franchise-Verträge ab, und zwar mit der Region Toggenburg, der Stadt Biel und dem Kanton Thurgau. Das steigende Interesse an der Hausanalyse bewog die VLP-ASPAN im Oktober 2017, die kantonalen Fachstellen für Denkmalpflege und die kantonalen Raumplanungsämter an einen Informations- und Erfahrungsaustausch nach Bern einzuladen. Fredi Altherr, kantonaler Denkmalpfleger AR, berichtete von den langjährigen Erfahrungen seines Kantons mit diesem Instrument. 28 Interes-sierte aus kantonalen Fachstellen aus allen Landesteilen nahmen am Austausch teil.

Page 72: RAUMENTWICKLUNG JAHRESBERICHT 2017 - EspaceSuisse

70

2017 JAHRESBERICHT

Website densipedia.ch

Die VLP-ASPAN hat 2017 mit der Planung einer Website namens «densipedia.ch» begonnen. Densipedia.ch ist ein zentraler Bau-stein, um den Auftrag des «Impuls Innenentwicklung» auf kom-munikativer Ebene umzusetzen. Die Website soll sich zur unum-gänglichen Plattform für Leute entwickeln, die sich in der Schweiz zur Innenentwicklung und Verdichtung informieren möchten. Sie wird sich an ein breites Publikum richten; auch an Laien (z.B. be-troffene Grundeigentümer). Wer etwas zu Innenentwicklung wis-sen möchte, soll auf der Website Antworten finden.Die VLP-ASPAN hat 2017 ein Grobkonzept für den Aufbau der Website, die Inhalte und Formate erstellt. Ein zentraler Baustein ist die Rubrik mit den guten, von der VLP-ASPAN erfassten Bei-spielen. Die Website wird allgemein zugänglich sein und grossen Wert auf gute Verständlichkeit legen. Die VLP-ASPAN kuratiert die Website und ist für die Inhalte verantwortlich. Mit der Umsetzung wurde eine Web-Agentur beauftragt. Die Website soll Ende Juni 2018 online gehen.

Erneuerung der Verbands‑Website

2017 startete VLP-ASPAN das Projekt für den Relaunch der Ver-bandswebsite, der ab Ende Juni 2018 erfolgen soll. Usability Tests und eine Website-Analyse durch die Kommunikation hatten erge-ben, dass unsere Website in vier Bereichen an moderne Standards angepasst werden muss: Technisch, nutzungsmässig, inhaltlich und punkto Auffindbarkeit im Web. Technisch muss die Website «responsive» werden (darstellbar auf kleinen Bildschirmen), da zunehmend von mobilen Geräten zugegriffen wird. Die Benutzer-freundlichkeit muss erhöht werden, vor allem im Weiterbildungs- und Mitgliederbereich (u.a. Anmelde-Formulare). Die Inhalte sind zu aktualisieren und dem Online-Leseverhalten entsprechend auf-zubereiten. Auch soll unser Verband bei Online-Suchanfragen zur Raumplanung sichtbarer werden. Unter Berücksichtigung dieser vier Aspekte hat die Kommunika-tion 2017 ein Konzept für die neue Website erstellt. Dann wur-de eine Web-Agentur engagiert, die in Zusammenarbeit mit der VLP-ASPAN die neue Website gestaltet und programmiert.

Namensänderung und Angebotsschärfung

Die Vorbereitungen für die Feierlichkeiten zum 75 Jahr-Jubiläum der VLP-ASPAN brachten ein «altes» Thema wieder auf den Tisch: den nicht mehr zeitgemässen und in der Öffentlichkeit oft miss-

Praxiskommentar zum Bundesgesetz über die Raumplanung

2017 liefen die Arbeiten am dritten Band des Praxiskommentars RPG zur «Richt- und Sachplanung, Interessenabwägung» auf Hochtouren. In diesem Band wird unter anderem aufgezeigt, wel-che Auswirkungen die Revision des Raumplanungsgesetzes auf den Inhalt der kantonalen Richtpläne hat. Bei der Sachplanung des Bundes hat sich seit der letzten Ausgabe des Kommentars rechtlich nichts geändert. Weiterentwickelt hat sich jedoch die Praxis. Es sind neue Sachpläne und Konzepte des Bundes ent-standen und die Gerichte haben Entscheide von zum Teil grosser Tragweite getroffen. Bestandteil des dritten Bandes ist auch die Interessenabwägung, die zum täglichen Handwerk der Raumpla-nung gehört.Ebenfalls in Erarbeitung ist der vierte Band des Kommentars. Er beinhaltet die Bereiche «Baubewilligung, Verfahren, Rechts-schutz». Das Hauptgewicht dieses Bandes liegt auf dem Rechts-schutz (Art. 33 und 34 RPG). Aus den Kommentierungen zu den Rechtsschutz-Artikeln ergeben sich nicht nur Rückschlüsse auf Rechtsstreitigkeiten im Planungs- und Baurecht, sondern auch in weiteren Rechtsgebieten, namentlich im Umweltrecht (USG, NHG, WaG, GschG etc.).Die Bände 3 und 4 erscheinen, wie schon die bisherigen Bände, zweisprachig in Deutsch und Französisch. Sie werden voraussicht-lich in Ende 2018 / Anfang 2019 publiziert.Der Kommentar wird von der VLP-ASPAN herausgegeben und hauptsächlich über die Mitgliederbeiträge der Kantone und Ge-meinden finanziert. Mitarbeitende der VLP-ASPAN sind als Au-toren, für die Schriftleitung und Gesamtkoordination intensiv an diesem Werk beteiligt.

Newsletter

Auf grosses Interesse stösst der elektronische Newsletter mit di-versen Kurzinformationen zu aktuellen, raumplanungsrelevanten Ereignissen, amtlichen Verlautbarungen, interessanten Studien und innovativen Projekten. Im Jahr 2017 wurden 21 elektronische Newsletter mit unterschiedlichen Newsbeiträgen verschickt. Die einzelnen Newsbeiträge verweisen in der Regel auf weiterfüh-rende Informationen und Dokumente, was einen zusätzlichen Nutzen darstellt. Insgesamt wurden im Berichtsjahr 127 News-beiträge (deutsch) und 113 Newsbeiträge (französisch) verfasst, auf der Webseite der VLP-ASPAN publiziert sowie – als Newsletter verarbeitet – den 2‘852 Abonnenten aus allen Landesteilen und zum Teil auch aus dem Ausland verschickt.

Page 73: RAUMENTWICKLUNG JAHRESBERICHT 2017 - EspaceSuisse

71

VLP‑ASPAN

Die VLP-ASPAN unterhält verschiedene Datenbanken, die bei der Beantwortung von Anfragen, bei der Redaktion und Illustration von Texten und der Vorbereitung von Referaten einen raschen Überblick erlauben und die nötigen Informationen liefern.

Bibliotheksdatenbank

Die Bibliotheksdatenbank enthält heute gut 16‘300 Dokumente. Erfasst werden Dissertationen, Fach- und Lehrbücher, amtliche Publikationen, Pläne, Arbeitshilfen, Artikel aus Zeitungen und Fachzeitschriften, und zunehmend auch elektronische Erzeug-nisse (digitale Dokumente, Radio- und Fernsehsendungen). Die Dokumente sind zusammengefasst und verschlagwortet. Rund 500 neue Dokumente sind 2017 dazu gekommen.

Entscheidsammlung

Die Entscheidsammlung (ES VLP-ASPAN) enthält die wichtigsten raumplanungsrelevanten Bundes- und Verwaltungsgerichtsent-scheide in zusammengefasster Form. Suchbegriffe erleichtern den Nutzern das rasche Auffinden von einschlägigen Urteilen. Die Entscheidsammlung hatte Ende 2017 rund 5‘150 Entscheide (148 mehr als im Jahr zuvor). Sie erweist sich als unverzichtbares Ar-beitsinstrument zur effizienten Bearbeitung rechtlicher Anfragen. Die zahlenmässige Entwicklung der erfassten Entscheide über die letzten zehn Jahre zeigt die Abbildung unten. Seit 2015 werden die Kerninhalte der Bundesgerichtsentscheide auf Deutsch und Fran-zösisch aufgeführt. Damit können sich die Benutzer in kürzester Zeit ein Bild darüber machen, welche rechtlichen Fragen im Urteil angesprochen werden und ob ihnen diese von Nutzen sind. Die Entscheidsammlung wird den Abonnentinnen und Abonnenten über die Website der VLP-ASPAN online angeboten.

DOKUMENTATION

Erfasste Urteile in der Entscheidsammlung VLP‑ASPAN 2007‑2017

Jahr Total deutsch französisch italienisch

2017 148* 108 37 3

2016 233 131 91 11

2015 206 123 73 10

2014 187 102 78 7

2013 139 67 65 7

2012 158 112 40 5

2011 187 120 59 5

2010 160 96 57 6

2009 146 95 40 1

2008 178 109 52 15

2007 187 110 53 17*noch fehlen einzelne Urteilsbegründungen

verstandenen Namen des Verbandes. In Zusammenarbeit mit ei-ner Branding-Agentur wurde deshalb 2017 ein Re-Branding-Pro-zess angestossen. Dieser Prozess zeigte, dass der Verband seinen Auftritt und sein Dienstleistungsangebot im Bereich planerische Beratung im Hinblick auf seine Zukunftsfähigkeit schärfen muss. Nach intensiven Workshops mit der Geschäftsstelle hat der Vor-stand im Herbst dem vorgeschlagenen neuen Verbandsnamen «EspaceSuisse» zugestimmt (siehe S. 57). Er wird anlässlich des Jubiläumskongresses (29. Juni 2018) eingeführt.

Page 74: RAUMENTWICKLUNG JAHRESBERICHT 2017 - EspaceSuisse

72

2017 JAHRESBERICHT

Fotodatenbank

Die Fotodatenbank (knapp 8‘500 Bilder) dient der Illustration von Publikationen und Vorträgen von Mitarbeitenden. Grundsätzlich können aber auch Mitgliedkantone und -gemeinden Bilder bezie-hen. 2017 wurde die Datenbank um rund 200 Bilder erweitert. Die neuen Bilder haben vor allem die Innenentwicklung und Ver-dichtung zum Gegenstand.

Datenbank DIALOG SIEDLUNG

Seit Mitte 2011 führt die VLP-ASPAN im Rahmen ihres Bera-tungsangebots DIALOG SIEDLUNG eine Datenbank mit guten Beispielen zur Siedlungsentwicklung. Erfasst werden Beispiele zur Verdichtung, Aufwertung von Ortszentren, Neugestaltung von Strassenräumen und Plätzen, aber auch zur Planung von Entwicklungsschwerpunkten, Bahnhofarealen und Arbeitsplatz-gebieten. Zu den einzelnen Beispielen finden sich in der Daten-bank neben den projektbezogenen Basisdaten detaillierte Infor-

mationen zu Planungsinstrumenten, Prozessen, Zuständigkeiten, Zeitplänen und Kosten sowie – bisher noch vereinzelt – vertiefte Qualitätsbeurteilungen. Seit 2017 läuft die Datenbank auf einer neuen Software. Die Handhabung und Verwaltung der Beispielsammlung ist mit der neuen Software erheblich verbessert worden. Die Suchfunktionen sind effizienter und die Beispiele lassen sich übersichtlicher und adressatenspezifischer darstellen. Per Knopfdruck erstellt die Soft-ware Factsheets von Beispielen. Die Ausgabe der Beispiele erfolgt nach Wahl auf Deutsch oder Französisch. Es sind auch statistische Auswertungen möglich.2017 wurden 114 neue Beispiele erfasst. In der Sammlung enthal-ten sind somit total 528 Beispiele. Sie sind zurzeit in unterschied-licher Tiefe dokumentiert. Viele haben noch einen provisorischen Status. Sie werden laufend ergänzt. Noch sind nicht alle The-menbereiche ausreichend abgedeckt. Nach wie vor rar sind gute Beispiele aus ländlichen Gemeinden. Die Recherche, das Erfassen sowie das Aufbereiten von Beispielen sind sehr aufwendig. Die Arbeit ist auch nie abgeschlossen, weil die Entwicklungen, wenn die Projekte einmal realisiert sind, weiterverfolgt werden.

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VLP‑ASPAN

Die Veranstaltungen der VLP-ASPAN stiessen auch 2017 auf grosses Echo. Vor allem die «Einführungskurse in die Raumplanung» sind jeweils lange im Voraus ausgebucht. Folgende Tagungen und Kurse wurden 2017 durchgeführt:

WEITERBILDUNG

Datum Ort Thema Teilnehmende

19, 26 janvier, 2 février Lausanne Cours supplémentaire 24 (ausgebucht) Introduction à l’aménagement du territoire spécifique pour le canton de Vaud

24. Januar Aarau Tagung in Zusammenarbeit mit dem Schweizer 400 (ausgebucht) Heimatschutz und dem Bundesamt für Kultur Das ISOS und die gebaute Schweiz von morgen

16., 23., 30. März Bern Kurs 23 Einführungskurs in die Raumplanung

16, 23 et 30 mars Fribourg Cours 26 (ausgebucht Introduction à l’aménagement du territoire spécifique pour le canton de Fribourg

5., 12. und 19. April Aarau Kurs 24 (ausgebucht) Einführungskurs in die Raumplanung

4, 9, 18 mai Fribourg Cours supplémentaire 26 (ausgebucht) Introduction à l’aménagement du territoire spécifique pour le canton de Fribourg

15, 22, 29 juin Lausanne Cours supplémentaire 21 Introduction à l’aménagement du territoire spécifique pour le canton de Vaud

27. Juni Langenthal Seminar 40 (ausgebucht) Siedlungsqualität in der Ortsplanung

30 juin Renens Séminaire 40 (ausgebucht) Les qualités de la densification

23. August Bern Meinungsaustausch 35 in Zusammenarbeit mit dem Städteverband Planung und Bauen auf Bahnarealen

8. September Solothurn Kongress 340 Verdichtung zwischen Qualität und Rendite

15. September Olten Kurs 32 (ausgebucht) Einführung in die Verkehrsplanung

21 septembre Lausanne Cours 27 (ausgebucht) Introduction au cadre légal des constructions hors zone à bâtir

25. Oktober Langenthal Seminar 40 (ausgebucht) Siedlungsqualität in der Ortsplanung

26. Oktober Winterthur Kurs 29 (ausgebucht) Einführung in das Bauen ausserhalb der Bauzone

2., 9., 16. November Winterthur Kurs 26 (ausgebucht) Einführungskurs in die Raumplanung

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2017 JAHRESBERICHT

Bei den Veranstaltungen stand, wie schon in den vergangenen Jahren, die Siedlungsentwicklung nach innen im Fokus. Das In-teresse an den Veranstaltungen ist gross. Neben Planungsfach-leuten und Mitarbeitenden der Verwaltung nehmen zunehmend auch Politikerinnen und Politiker von Städten und Gemeinden und Leute aus der Immobilienwirtschaft an den Veranstaltungen teil. Dies ist sehr erfreulich, fördert dies doch den Diskurs unter den raumplanerischen Akteuren.

Tagungen

Am 24. Januar fand in Aarau eine Tagung zum Inventar der schüt-zenswerten Ortsbilder von nationaler Bedeutung (ISOS) statt, die gemeinsam mit dem Schweizerischen Heimatschutz und dem Bundesamt für Kultur durchgeführt wurde. Das Interesse war mit 400 Teilnehmenden unerwartet gross. An der Veranstaltung ging es um die Frage, welche Rolle das ISOS bei der Verdichtung spielt und wie mit dem Inventar umzugehen ist, damit es den Heraus-forderungen der Verdichtung und Innenentwicklung Rechnung tragen kann. An Beispielen wurde aufgezeigt, dass das ISOS die Verdichtung zwar erschwert, aber nicht verhindert. Das Inventar ist eine wichtige Grundlage, um Ortsbilder zu verstehen und rück-sichtsvoll weiterzuentwickeln. Die Tagung dürfte zum besseren Verständnis des Inventars beigetragen haben. Noch aber sind im Zusammenhang von Ortsbildschutz und Verdichtung viele Fragen offen. Die VLP-ASPAN wird das europäische Kulturerbejahr 2018 nutzen, um auf diese Fragen einzugehen.Das Ziel des Jahreskongresses vom 8. September in Solothurn war es, Immobilienentwickler, Investoren, Planungsfachleute und Standortförderer zu einem Austausch über den Stand der Innen-

entwicklung und Verdichtung zusammenzubringen: Im Zentrum des Kongresses stand die Frage, wie wir zu einer Verdichtung mit hoher Qualität kommen, die gleichzeitig auch eine angemessene Rendite ermöglicht. Diskutiert wurde die Frage, worin Siedlungs-qualität besteht und wie sie finanziert werden kann. Zur Sprache kam dabei auch die Rolle des Mehrwertausgleichs. Stark aus-einander gingen an der Veranstaltung die Meinungen über die Bedeutung gewisser Reglementierungen, wie jene des Ortsbild-

21 November Bern Workshop in Zusammenarbeit mit der KPK 56 (ausgebucht) Kataster der öffentlich‑rechtlichen Eigentumsbeschränkungen

23, 30 novembre Sion Cours 25 (ausgebucht) et 7 décembre Introduction à l’aménagement du territoire spécifique pour le canton du Valais

28. November, Bern Kurs 28, davon 5. und 12. Dezember Einführungskurs in die Raumplanung 10 Kanton FR zusammen mit dem Kanton Freiburg (ausgebucht)

7. Dezember Bern Workshop 50 in Zusammenarbeit mit dem Städteverband und der SBB Infrastruktur auf Bahnanlagen – Kostenteilung öffentliche Hand und SBB konkret

© fauser 2017bruno fauser, cartoon illustration grafik live-cartoon, vidmarhallen 3, könizstrasse 161, 3097 liebefeld/be

031 312 64 76, [email protected]

8.9.17VLP-ASPAN / live-cartoon

21

«Mehr Qualität bitte»: Siedlungsqualität sei auch in ihrem Interesse,

betonten Immobilenentwickler am Kongress der VLP-ASPAN am

8. September 2017.

Zeichnung: © bruno fauser, illustration, cartoon, live-cartoon, bern

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VLP‑ASPAN

schutzes oder Lärmschutzes. Ein Vertreter der Immobilienbranche kritisierte diese in seinem Referat als verdichtungshemmend. Am Nachmittag des Kongresses standen drei Workshops auf dem Pro-gramm. Sie beschäftigten sich mit der Rolle von Konkurrenzver-fahren für hochwertige Verdichtungen, mit den Kostenfolgen von Verdichtungen und mit der öffentlichen Nutzung von Erdgeschos-sen bei neuen Überbauungen.

Kurse und Seminare

Der dreitägige Kurs «Einführungskurs in die Raumplanung» ist für Behördenmitglieder sowie Mitarbeitende von Verwaltungen auf kommunaler, kantonaler oder Bundesebene konzipiert. Auf-grund der grossen Nachfrage führte die VLP-ASPAN den Kurs 2017 neunmal durch; fünfmal in der Romandie und viermal in der Deutschschweiz. Alle Kurse waren ausgebucht. Der erhöhte Stellenwert der Raumplanung und die anspruchsvolle Umsetzung des revidierten RPG dürften der Hauptgrund für das grosse In-teresse sein. Die Kurse in der Westschweiz waren spezifisch auf Gemeinden der Kantone Waadt, Freiburg und Wallis ausgerich-tet. Sie bringen den Teilnehmenden aus diesen Kantonen einen erheblichen Mehrwert. Mitarbeitende der kantonalen Fachstel-len für Raumplanung wirkten an diesen Veranstaltungen mit. Ab 2018 wird es solche Kurse auch in der Deutschschweiz geben (im Oberwallis und in den Kantonen Aargau und St. Gallen).Der eintägige Einführungskurs ins «Bauen ausserhalb der Bau-zonen» wurde 2017 je einmal in der Deutschschweiz und in der Westschweiz angeboten. Auch bei diesem Kurs ist die Nachfrage gross. Die Voraussetzungen zum Bauen ausserhalb der Bauzonen wurden in den vergangenen Jahren laufend gelockert. Für die Be-hörden, aber auch für Bauwillige sind sie nur schwer überblickbar. Im Kurs werden die rechtlichen Möglichkeiten zur Erstellung und Änderung von Bauten und Anlagen anhand von Beispielen er-läutert und die Entwicklungen in der Gesetzgebung und Praxis kontrovers diskutiert. Neu konzipiert und stärker auf die Innenentwicklung und Sied-lungsqualität ausgerichtet wurde der Kurs «Einführung in die Ver-kehrsplanung». Er wurde mit den neuen Inhalten zum ersten Mal in der Deutschschweiz durchgeführt und war ausgebucht.An den drei Seminaren zur «Siedlungsqualität in der Ortspla-nung» in Langenthal (27. Juni und 25. Oktober) und in Renens (30. Juni) erfuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, welche Möglichkeiten Gemeinden haben, Qualität in ihren Siedlungen zu schaffen, Potenziale zu nutzen und Defizite zu beheben. In Rundgängen wurden Situationen, Plätze, Strassenräume oder Quartiere in Bezug auf ihre Qualitäten diskutiert.

Workshop «Kataster der öffentlich‑rechtlichen E igentumsbeschränkungen»

2017 hat die VLP-ASPAN zum dritten Mal mit der Kantonspla-nerkonferenz KPK einen Workshop zum «Kataster der öffent-lich-rechtlichen Eigentumsbeschränkungen» (ÖREB-Kataster) durchgeführt. Nachdem die Pilotphase in acht Kantonen abge-schlossen ist, stehen alle Kantone in der Konzept-, Umsetzungs- oder Betriebsphase. Der Kataster soll bis Ende 2019 schweizweit möglichst flächendeckend eingeführt werden (> Kap. Geoinfor-mation). Die Veranstaltung diente hauptsächlich als Erfahrungs-austausch unter den Kantonen. Die drei Kantone Zürich, Neuen-burg und Luzern berichteten von ihren bisherigen Erfahrungen. Sie wiesen auf Stolpersteine und Erfolgsfaktoren hin und schil-derten, wie sie mit kniffligen rechtlichen und technischen Fragen umgehen. Der Bauverwalter der bernischen Gemeinde Aarberg zeigte, dass die Einführung des OEREB-Katasters auch für eine Gemeinde zu bewältigen ist. Im Vorfeld des Workshops hatten die Kantone Gelegenheit, Fragen zu stellen. Diese waren Ausgang-punkt eines Podiumsgesprächs. Eine Zusammenfassung kann auf der Website der KPK heruntergeladen werden: Deutsch: http://www.kpk-cosac.ch/deutsch/workshop_oerebk_d.htm

Französisch: http://www.kpk-cosac.ch/francais/workshop_oerebk_f.htm

Unterricht an Hochschulen und Universitäten

Die VLP-ASPAN nimmt verstärkt auch an Aus- und Weiterbildungs-veranstaltungen von Hochschulen und Universitäten teil. Fol-gende Raumplanungsmodule wurden 2017 von der VLP-ASPAN bestritten:

� «Aktuelle Debatten der Raumplanung», Unterrichtseinheit im Rahmen des Kurses Urban Management, CUREM, Universität Zürich (25. August)

� Vorkurs «Einführung in die Raumplanung», im Rahmen des MAS Raumplanung der ETH Zürich (28. August – 1. September)

� «Raumplanung Schweiz: Stand und Ausblick», Vorlesung im Rahmen des Studiengangs Umweltingenieurwesen, Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW, Wädens-wil (24. Oktober).

� «Das Raumplanungsrecht – die Mediation divergenter Inte-ressen», Unterrichtseinheit am MAS Umwelttechnik und CAS Umweltrecht, FHNW Muttenz (10. November)

� «Innenentwicklung in der Ortsplanung», Weiterbildungstag für Berner Gemeinden zusammen mit Amt für Gemeinden und Raumordnung AGR, bwd Bern (23. November)

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2017 JAHRESBERICHT

Vernetzung in der Schweiz

Die VLP-ASPAN verfügt über ein grosses Beziehungsnetz und ist eng mit den Kantonen, Städten und Gemeinden, aber auch mit den Hochschulen, Verbänden und der Privatwirtschaft verbun-den. Sie führt das Sekretariat der Parlamentarischen Gruppe für Raumentwicklung und betreut die Städteposition CH. Der Direktor und die Mitarbeitenden der Geschäftsstelle wirken in zahlreichen ständigen und temporären Fachgremien mit, so beispielsweise im Rat für Raumordnung (ROR), in der Eidgenös-sischen Kommission für Lärmbekämpfung (EKLB), in der West-schweizer Kantonsplanerkonferenz CORAT sowie weiteren Ar-beitsgruppen des Bundes, der Kantone und von Dritten. Das Engagement in den verschiedenen Gremien und die vielfäl-tigen Kontakte geben der VLP-ASPAN einen guten Überblick über aktuelle raumplanerische Fragen, zeigen neue Lösungsansätze auf und vermitteln einen Einblick in den nicht einfachen Voll-zugsalltag. Sie beeinflussen die Aktivitäten und Handlungsfelder der VLP-ASPAN und stellen eine wertvolle Ressource für die Bera-tungs-, Publikations- und Veranstaltungstätigkeit dar.

Parlamentarische Gruppe für RaumentwicklungDie von der VLP-ASPAN betreute Parlamentarische Gruppe für Raumentwicklung bezweckt, ihre Mitglieder über aktuelle raum-planerische Fragen sowie kommende boden- und raumrelevante Ratsgeschäfte zu informieren und über die Parteigrenzen hinaus Diskussionen auszulösen. In der laufenden Legislatur gehören der Gruppe 32 National- und Ständeräte aus allen politischen Par-teien an. Präsidiert wird sie vom Solothurner FDP-Nationalrat und Stadtpräsident Kurt Fluri. In der Herbstsession 2017 fand eine Veranstaltung zum «Beitrag des Lärmschutzes an eine hochwertige Verdichtung» statt. Der vom Bundesrat im Juni 2017 verabschiedete «Nationale Mass-nahmenplan zur Verringerung der Lärmbelastung» wurde vorge-stellt. Er geht zurück auf ein Postulat des Genfer CVP-Nationalrats Guillaume Barazzone. Bei den vom Bundesrat vorgesehenen Massnahmen stehen die vermehrte Bekämpfung des Lärms an der Quelle und die Förderung von Ruhe und Erholung im Vor-dergrund. Der Lärmschutz soll die Innenentwicklung nicht verhin-dern, sondern zu einer Verdichtung mit hoher Qualität beitragen (> Kap. Umweltschutz). Das Interesse an der Veranstaltung war gering. Es ergab sich jedoch eine spannende Diskussion über die vom Aargauer GLP-Nationalrat eingereichte Motion für eine Flexi-bilisierung des Lärmschutzes in lärmbelasteten Gebieten (Motion 16.3529: «Siedlungsentwicklung nach innen nicht durch unfle-xible Lärmmessmethoden behindern»). Der Vorstoss wurde auf-grund dieser Diskussion vom Motionär angepasst.

VERNETZUNG

Im Juni organisierte «Alliance Patrimoine» ein Themendinner für National- und Ständeräte zum Inventar der schützenswerten Orts-bilder der Schweiz (ISOS). Der Direktor der VLP-ASPAN durfte an diesem Anlass teilnehmen und über die Rolle des ISOS bei der Innenentwicklung berichten. Die Alliance Patrimoine vertritt die Interessen des kulturellen Erbes der Schweiz gegenüber der Poli-tik und der Öffentlichkeit und wird von den vier Organisationen Schweizer Heimatschutz, Archäologie Schweiz, Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte und Nationale Informationsstelle zum Kulturerbe NIKE getragen.

Städteposition CHDie Städteposition CH ist ein lockerer Zusammenschluss der Schweizer Städte unter dem Dach der VLP-ASPAN und des Schweizerischen Städteverbandes. Am 23. August fand in Bern ein vor allem an mittlere und kleinere Städte gerichteter Erfah-rungsaustausch zum Planen und Bauen auf Bahnarealen statt. Bahnhöfe und ihr Umfeld sind Entwicklungsschwerpunkte der Städte und gleichzeitig deren Visitenkarten. Entsprechend hoch sind die Anforderungen und Erwartungen an die Entwicklung dieser Gebiete. Die Städte tauschten an der Veranstaltung ihre Erfahrungen beim Planen und Bauen auf Bahnarealen aus und berichteten über die Zusammenarbeit mit der SBB und weite-ren Akteuren. Inputreferate aus den Städten Lenzburg, Biel und Liestal legten die Basis für eine spannende Diskussion und einen bereichernden Erfahrungsaustausch.Für die Städte stellt sich bei Bahnhöfen immer wieder die Fra-ge, wer die Infrastrukturanlagen, etwa Personen-Unterführungen und Veloparkings finanziert. Wie ist die Kostenteilung zwischen den Städten und den SBB? 2016 hatte zu diesen Fragen in Bern eine Veranstaltung der Städteposition CH, der SBB und des Bun-desamts für Verkehr stattgefunden. Die Ausführungen blieben jedoch eher an der Oberfläche und bei den anwesenden Städ-tevertretern gab es viele offene Fragen. Daher wurde die Diskus-sion rund um Ausbauten an Bahnhöfen und die Finanzierung von Anlagen und Anlageteilen am 7. Dezember 2017 an einem Workshop vertieft. Mitarbeitende von SBB Infrastruktur und SBB Immobilien stellten konkrete Beispiele aus den verschiedenen Lan-desteilen vor und diskutierten diese in drei Arbeitsgruppen mit Vertreterinnen und Vertretern der Städte.

Netzwerk Raumentwicklung Aus dem Verein «Normen für die Raumplanung», dem die Pla-nungsverbände (VLP-ASPAN, FSU, SIA), die Kantone (BPUK, KPK) und einzelne Hochschulen (ETH Zürich und Lausanne, Hochschule Rapperswil) angehörten, ist 2015 das «Netzwerk Raumentwick-lung» hervorgegangen. Dieses verfolgt das Ziel, raumplanerische

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VLP‑ASPAN

Anliegen von nationalem Interesse gemeinsam und koordiniert anzugehen. Ein erster Arbeitsschwerpunkt des neuen Netzwerks ist die Nach-wuchsförderung in der Schweizer Raumplanung. Seit einigen Jahren besteht ein grosser Fachkräftemangel. Das heutige Ausbil-dungsangebot kann mit der wachsenden Nachfrage nicht Schritt halten. Die 19 wichtigsten Schweizer Berufsverbände, Fachorga-nisationen, Universitäten und Hochschulen in der Raumplanung sowie Arbeitgeber in der Privatwirtschaft und öffentlichen Ver-waltungen haben deshalb 2016 eine Charta unterzeichnet, in der sie sich zur engagierten Nachwuchsförderung verpflichten. Die Initiative für die Erarbeitung dieser Charta ging vom Netz-werk Raumentwicklung aus. Dieses sorgte für die Erarbeitung der Grundlagen zur Ausbildungssituation, die Redaktion der Charta und deren Verbreitung. Die VLP-ASPAN, die das Sekretariat die-ses Netzwerks führt, koordinierte die Arbeiten. 2017 ging es da-rum, Massnahmen zur Erreichung der Ziele zu formulieren und umzusetzen. In der Ausbildung hat sich in der Schweiz in den letzten Jahren ei-niges getan. Neue Studiengänge werden angeboten oder stecken in der Konzeptionsphase. Was es jedoch auch braucht, sind Leute, die diese Angebote nutzen. Der Fachkräftemangel ist gross. Viele junge Leute, die in der Berufswahl stecken, können sich unter dem Beruf eines Raumplaners oder einer Stadtplanerin wenig oder nichts vorstellen. Nötig sind daher Massnahmen, um Studie-rende für die Raumplanung und ihre Berufsfelder zu gewinnen. Verschiedene Projekte wurden innerhalb des Netzwerks disku-tiert, so ein «Raumplanungstag» an den Schweizer Universitäten und Hochschulen, an welchem der Beruf und die Ausbildungs-möglichkeiten vorgestellt werden. Oder eine Postkarte, die un-ter Studierenden verteilt wird und sie animiert, im Internet mehr über den Beruf in Erfahrung zu bringen. Geprüft werden soll auch die Nutzung sozialer Medien. Grundlegend überarbeitet wurde vom Fachverband Schweizer RaumplanerInnen FSU die Website «raumplanungsberufe.ch», die über die Raumplanung informiert, Berufsbilder und Ausbildungswege aufzeigt. Die Website, die der FSU von der VLP-ASPAN übernommen hat, gibt es auf Deutsch, Französisch und neu auch Italienisch.

Internationale Kontakte

Seit 1962 findet jährlich ein «Internationales Planertreffen» mit Delegationen aus den Niederlanden, Luxemburg, Österreich, Deutschland und der Schweiz statt. Das Treffen dient der gegen-seitigen Information und gemeinsamen Diskussion aktueller The-men und grundsätzlicher Fragen der Raumentwicklung. Der re-lativ kleine Kreis der Teilnehmenden aus Praxis und Wissenschaft und die grosse Kontinuität in der Zusammensetzung der Landes-delegationen machen die Treffen äusserst wertvoll und erleichtern den grenzüberschreitenden Meinungsaustausch, auch ausserhalb der jährlichen Zusammenkünfte. Die Länderdelegationen reprä-sentieren auf Seiten der Planungspraxis die nationale Ebene, die mittleren Ebenen (Bundesländer/Regionen/Kantone), die kommu-nale Ebene, d.h. vor allem die Städte sowie Planungsverbände und private Planungsbüros. Auf Wissenschaftsseite stammen die Mitwirkenden aus Hochschulen und aus ausseruniversitären For-schungseinrichtungen. Zur Schweizer Delegation gehören Maria Lezzi, Direktorin des Bundesamtes für Raumentwicklung, Urs Meier vom Büro Planpartner in Zürich, Prof. Bernd Scholl, Profes-sur Raumentwicklung, ETH Zürich, Michael Hauser, Stadtbaumei-ster Winterthur, Ueli Strauss, Kantonsplaner St. Gallen und – als Delegationsleiter – Lukas Bühlmann, Direktor der VLP-ASPAN. Die Treffen finden abwechslungsweise in einem der teilnehmenden Länder statt. 2017 war Luxemburg an der Reihe. Themenschwerpunkt war das Monitoring in der Raumplanung. Aus der Schweiz berichtete Maria Lezzi über die Raumbeobach-tung im Zusammenhang mit dem neu erstellten Gotthardbasis-tunnel und über das Monitoring und Controlling des ARE beim Bauen ausserhalb der Bauzone. Ueli Strauss zeigte Ergebnisse aus der Raumbeobachtung des Kantons St. Gallen auf. Er berichtete über die Flächenpotenzialanalysen im Rahmen von Raum+ und die Erfahrungen bei der Arbeitszonenbewirtschaftung. Die Präsidentin des deutschen Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung zeigte die Ergebnisse eines Monitorings der Städ-tebauförderung in Deutschland auf und machte die Erfahrung, dass dieses Monitoring zur Versachlichung beiträgt und die Poli-tikberatung positiv beeinflussen kann. Luxemburg, das mit einem ähnlichen Wachstumsdruck konfrontiert ist wie die Schweiz, hat im Hinblick auf die Überarbeitung der nationalen Richtplanung die Raumplanung der letzten 25 Jahre analysiert und die Ergeb-nisse vorgestellt. Der Geschäftsleiter der Österreichischen Raum-ordnungskonferenz stellte eine Evaluierung des Österreichischen Raumentwicklungskonzepts 2011 vor, das in etwa dem Raumkon-zept Schweiz entspricht. Und der Planungsdirektor der Stadt Wien informierte über ein laufendes Monitoring der Stadtstrategie Wien

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2017 JAHRESBERICHT

und die Art und Weise, wie die Ergebnisse kommuniziert werden. Neben den Referaten und Diskussionsrunden gab es eine Exkursi-on in den Süden Luxemburgs nach Esch. Hier zeigten uns Vertreter einer Entwicklungsgesellschaft die Umwandlung des ehemaligen Stahlwerks in ein neues grosses urbanes Quartier mit einem Uni-versitätscampus, neuen Wohnungen, Läden, Restaurants und kul-turellen Einrichtungen. Alte stehengelassene und herausgeputzte Hochöfen erinnern an die vergangenen industriellen Zeiten. Im Rahmen einer zweiten Exkursion führten uns Vertreter der Stadt Luxemburg durch die Stadt und zeigten uns verschiedene Pro-jekte zur Förderung des öffentlichen Verkehrs (neue Tramlinie, Pfaffenthal-Lift) und des Langsamverkehrs (Radweg unter der Adolphe-Brücke) sowie zur Aufwertung des öffentlichen Raums (Kirchberg). Die Verkehrsprobleme in der Stadt Luxemburg sind enorm und die in der Realisierung stehenden Projekte daher un-umgänglich. Am Pfingstsamstag stand eine Wanderung durch die Parklandschaft des Landschaftsarchitekten Eduard André (1840-1911) auf dem Programm.

Referatstätigkeit und Öffentlichkeitsarbeit

Referate, Interviews in Medien und Beiträge in Fachzeitschriften sind eine ausgezeichnete Möglichkeit, die Raumplanung breiten Bevölkerungskreisen bekannt zu machen und den Nutzen und Gewinn raumplanerischer Anstrengungen aufzuzeigen. Das in der Öffentlichkeit gestiegene Interesse an der Raumplanung hat dazu geführt, dass Anfragen für Referate und Fachbeiträge stark zuge-nommen haben. Die nachfolgende Übersicht illustriert die Breite der Themen und die Vielfalt der Adressaten solcher Engagements:

� «Herausforderung Siedlungsentwicklung», Referat Rotary Club Burgdorf BE (1.2.)

� «Abstimmung Siedlung und Verkehr», Mitwirkung an Work-shop des UVEK (2.2.)

� «Densification: solution ou problème?» Exposé Conférence des chefs de département des travaux publics, de l‘aménagement du territoire et de la protection de l‘environnement de la Suisse occidentale et latine CDTAPSOL (9.2.)

� «Vieille ville et gares + réseau vieille ville», exposé Conseil communal de la ville de Sion (9.2.)

� «Wie versorgen und beleben wir unsere Dörfer in Zukunft?» Teilnahme Podiumsgespräch, Forum Rünenberg BL (7.2.)

� Formation pour la commission d‘urbanisme du législatif com-munal, Pully VD (14.3.)

� «Unterstützung der Gemeinden in der Innenentwicklung», Referat Konferenz der kantonalen Gemeindeorganisationen, Bern (27.3.)

� «Innenstadtentwicklung aus der Sicht von Netzwerk Alt-stadt», Referat an der GV der Standortentwicklung Murten-seeregion, Murten FR (6.4.)

� «Wiederbelebung von Ortszentren», Inputreferat Good Prac-tice-Seminar der Metropolitankonferenz Zürich, Dübendorf ZH (19.5.)

� «Neue Inhalte für die Zentren finden» Referat und Teilnahme Podiumsgespräch, «Wohnquartier Innenstadt – Integrati-onspotenziale der Zentren von Klein- und Mittelstädten», Deutsches Institut für Urbanistik, Darmstadt (7./8.6.)

� «Welche Zukunft für meine Liegenschaft?» Vorstellen der Hausanalyse im Rahmen der Veranstaltung «Was ist mit un-seren Ortskernen los? Am Beispiel Ziefen», Ziefen BL (14.6.)

� «Innenentwicklung in kleineren und mittleren Gemeinden», Mitwirkung an Workshop und Podiumsgespräch im Rahmen einer Tagung der ETH Zürich (24.6.)

� «Siedlungsentwicklung nach innen – Gebot der Stunde», Referat Gemeindepräsidienforum der Regionalkonferenz Oberland-Ost BE, Niederried (28.6.)

� «Die VLP-ASPAN und deren Angebote», Referat Leitender Ausschuss des Gemeindepräsidentenverbandes Kanton Zü-rich, Winterthur (7.7.)

� «Einführung in die Revisionsvorlage», Inputreferat an der Infoveranstaltung Forum Landschaft: «RPG 2: Was erwartet uns? », Bern (13.7.)

� «Zukunft des ländlichen Raums», Referat Rat für Raumord-nung, Bericht Megatrends in der Raumplanung, Spiez BE (1.9.)

� Aktuelle Herausforderungen der Innenentwicklung», Schu-lung Gemeinderat und Planungskommission Hünenberg ZG (4.9.)

� «Siedlungsentwicklung nach innen – Gebot der Stunde», Referat und Teilnahme an Podiumsgespräch, Baubehördenta-gung Appenzell Ausserrhoden, Wolfhalden (22.9.)

� «Erfahrungen mit der Nutzungsstrategie des Netzwerks Alt-stadt», Referat am ERFA «Zusammen wirken» der Regional-planung Zürich und Umgebung RZU, Zürich (5.10.)

� «Strukturwandel in Ortszentren und Instrumente des Netz-werks Altstadt», Referat an einer Klausur des Gemeinderats Bad Ragaz, Vättis GR (20.10.)

� «Rechtliche Möglichkeiten der Baulandverflüssigung», Referat CUREM Horizonte, Zürich (30.10.)

� NFP 68 «Ressource Boden», Mitwirkung am Syntegrations-Seminar, Brunnen SZ (1./2.11.)

� «Arbeitszonen im ländlichen Raum», Referat an einer Tagung von Netzwerk Raumentwicklung, Biel (8.11.)

� Rechtsprechung des Bundesgerichts 2017, Referat am Jahres-anlass Kantonsplanerkonferenz – ARE, Bern (1.12.)

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VLP‑ASPAN

� «Strategische Planung und aktive Bodenpolitik», Referat und Mitwirkung am Podiumsgespräch der Gemeindekonferenz Thurgau des Amtes für Raumplanung, Weinfelden (17.11.)

� «Neues Instrument «Dorfgespräch» von DIALOG SIEDLUNG», Referat an Gemeinderatssitzung in Wilderswil BE (22.11.)

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2017 JAHRESBERICHT

2017 Vorjahr

Ertrag

Dienstleistungsertrag 1‘417‘969.95 1‘117‘623.30

Honorare juristische Beratungen 11‘822.95 44‘356.30

Honorare DIALOG SIEDLUNG / Netzwerk Altstadt 246‘266.85 233‘442.90

Honorare Referate und Schulungen / Sitzungsgelder 21‘734.00 15‘721.10

Entscheidsammlung 28‘902.80 32‘046.25

Dokumentenverkauf 22‘840.55 11‘112.75

Veranstaltungen 314‘974.05 312‘357.60

Einnahmen aus Projekten und Vereinbarungen* 770‘545.35 467‘587.65

Übriger Ertrag 883.40 998.75

Ertrag aus Mitgliederbeiträgen 1‘373‘772.25 1‘361‘468.90

Beitrag Bund 75‘000.00 75‘000.00

Mitgliederbeiträge 1‘298‘772.25 1‘286‘468.90

Vermögensertrag 60‘610.65 ‑5‘148.90

Uebriger Ertrag/Auflösung Rückstellungen 0.00 24‘000.00

Ausserordentlicher Ertrag 748.25 3‘339.50

Total Ertrag 2‘853‘101.10 2‘501‘282.80

Aufwand

Projektaufwand 676‘475.30 602‘448.25

Personalaufwand 1‘639‘452.35 1‘496‘505.00

Sonstiger Betriebsaufwand 502‘943.95 393‘539.30

Abschreibungen 0.00 0.00

Total Aufwand 2‘818‘871.60 2‘492‘492.55

Jahresverlust / ‑gewinn 34‘229.50 8‘790.25

Saldo Erfolgsrechnung 2‘853‘101.10 2‘501‘282.80

* Erträge aus ausserordentlichen Projekten und Leistungsvereinbarungen mit Dritten / BID

ERFOLGSRECHNUNG

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VLP‑ASPAN

BILANZ

2017 Vorjahr

Aktiven

Flüssige Mittel 1‘294‘402.25 1‘055‘624.45

Debitoren 79‘475.00 150‘470.15

Verrechnungssteuer 5‘990.95 2‘155.50

Aktive Rechnungsabgrenzungen 12‘731.00 14‘546.45

Finanzanlagen/Wertschriften 1‘356‘292.00 1‘409‘371.10

Mobile Sachanlagen 1.00 1.00

Total Aktiven 2‘748‘892.20 2‘632‘168.65

Passiven

Kreditoren 223‘552.90 532‘053.15

Anzahlungen von Kunden 222‘841.25 0.00

Passive Rechnungsabgrenzungen 278‘000.00 109‘847.00

Rückstellungen 843‘033.80 843‘033.80

Eigenkapital 1‘181‘464.25 1‘147‘234.70

Anfangskapital 1‘147‘234.70 1‘138‘444.45

Total Passiven 2‘748‘892.20 2‘632‘168.65

Jahresverlust / ‑gewinn 34‘229.50 8‘790.25

Bilanzsumme 2‘748‘892.20 2‘632‘168.65

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2017 JAHRESBERICHT

BERICHT DER REVISIONSSTELLE

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DANKE SCHÖN!

Die VLP-ASPAN dankt dem Bund, den Kantonen sowie den Städten und Gemeinden, die bei ihr Mitglied sind, aber auch den zahlreichen Kollektiv- und Einzelmitgliedern, ganz herzlich für ihre langjährige Unterstützung und das entgegengebrachte Vertrauen. Ohne diese Unterstützung hätte die VLP-ASPAN die in diesem Jahresbericht umschriebenen Ak-tivitäten nicht erbringen können. Ein grosses Dankeschön gebührt auch den zahlreichen Verbänden, Organisationen und den im Bereich der Raumplanung tätigen Hochschulen, mit denen die VLP-ASPAN seit vielen Jahren zusammenarbeitet, und nicht zuletzt auch den äusserst engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Geschäftsstelle.

Bern, 31. März 2018Der Vorstand der VLP-ASPAN

Mitarbeitende der Geschäftsstelle VLP-ASPAN

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