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12 JOT 7.2014 36. Ulmer Gespräche in Neu-Ulm REACh-konforme Oberflächen – viele Fragen auf dem Weg zur Zulassung Das Verfahren der Registrierung, Bewertung und Zulassung von chemischen Stoffen erweist sich für die Galvanotechnik in einigen Bereichen als durchaus problematisch. Auf den 36. Ulmer Gesprächen diskutierten Fachleute aktuelle Herausforderungen und nahmen Stellung zum Thema Autorisierung. D ie Entwicklung und Anwendung REACh-konformer Oberflächen bildeten die Schwerpunkte der diesjäh- rigen 36. Ulmer Gespräche am 8. und 9. Mai 2014 im Edwin-Scharff-Haus in Neu-Ulm. Der Veranstalter, die Deut- sche Gesellschaft für Galvano- und Oberflächentechnik e.V. (DGO), stieß mit dem ema auf großes Interesse. Mit einem vielseitigen Programm mit Vorträgen und Podiumsdiskussion in- formierten Fachreferenten die insge- samt 120 Teilnehmer über den aktuel- len Stand der Autorisierung von Chro- maten, bestehende Schwierigkeiten im Umgang mit der REACh-Verordnung und zukünſtige Strategien. In seinem Eröffnungsvortrag „Darlegung der aktuellen Sachlage der Autorisierung von Chromaten“ präsen- tierte Jochen Schmitt, Vorsitzender des Vereins Vecco e.V., die aktuellen tech- nologisch/formalen, politischen und juristischen Strategien des Vereins im Hinblick auf die REACh-Verordnung. Das Ziel sei dabei eine „erschwingli- che, machbare, zukunftssichere Lö- sung für alle Beteiligten“ (lesen Sie da- zu auch den ausführlichen Kommentar auf Seite 16 in dieser Ausgabe). Dabei ist, so Schmitt, die fachliche Autorisie- rung weit fortgeschritten und die Zu- lassungsanträge können zeitnah einge- reicht werden. Darüber hinaus sollen Vereinfachungen bei REACh erreicht werden, diese seien jedoch nur lang- fristig zu erwarten und politisch zu er- wirken. Unterschiedliche Motivationsrouten Dirk Wiethölter, Industry Marketing Manager bei Enthone und Chairman of Technical Commitee des Konsorti- ums CTAC, informierte in seinem Vor- trag über zukünſtige Herausforderun- gen für den Markt im Hinblick auf das Chemikaliengesetz. Die Kernfrage lau- tet dabei: Wer sollte tätig werden wol- len? Die Antwort ist nicht einfach. Es existieren unterschiedliche Motivati- onsrouten und auch das Marktpoten- zial spielt eine entscheidende Rolle. Das muss den Kosten gegenüber gestellt werden, die sich durch die Zulassun- gen später ergeben. Die chemische Industrie tre- te als Hersteller mit einer relativ gu- ten Innen- und Außenorganisation auf und engagierte sich vor allem bei großvolumigen Stoffen. Die Formu- lierer fungieren als Schnittstelle zwi- schen Anwendern und Herstellern und haben dabei eine andere Sicht auf Endanwendungen als Hersteller beziehungsweise Importeure. „Auf Das Thema REACh stieß auf den 36. Ulmer Gesprächen am 8. und 9. Mai 2014 auf großes Interesse. Insgesamt 120 Teilnehmer folgten der Einladung nach Neu-Ulm. MARKT & KONJUNKTUR JOURNAL FÜR OBERFLÄCHENTECHNIK

REACh-konforme Oberflächen — viele Fragen auf dem Weg zur Zulassung

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12 JOT 7.2014

36. Ulmer Gespräche in Neu-Ulm

REACh-konforme Ober�ächen – viele Fragen auf dem Weg zur ZulassungDas Verfahren der Registrierung, Bewertung und Zulassung von chemischen Sto�en erweist sich für

die Galvanotechnik in einigen Bereichen als durchaus problematisch. Auf den 36. Ulmer Gesprächen

diskutierten Fachleute aktuelle Herausforderungen und nahmen Stellung zum Thema Autorisierung.

Die Entwicklung und Anwendung REACh-konformer Oberf lächen

bildeten die Schwerpunkte der diesjäh-rigen 36. Ulmer Gespräche am 8. und 9. Mai 2014 im Edwin-Schar�-Haus in Neu-Ulm. Der Veranstalter, die Deut-sche Gesellschaft für Galvano- und Ober�ächentechnik e.V. (DGO), stieß mit dem �ema auf großes Interesse. Mit einem vielseitigen Programm mit Vorträgen und Podiumsdiskussion in-formierten Fachreferenten die insge-samt 120 Teilnehmer über den aktuel-len Stand der Autorisierung von Chro-maten, bestehende Schwierigkeiten im Umgang mit der REACh-Verordnung und zukün�ige Strategien.

In seinem Eröffnungsvortrag „Darlegung der aktuellen Sachlage der Autorisierung von Chromaten“ präsen-tierte Jochen Schmitt, Vorsitzender des Vereins Vecco e.V., die aktuellen tech-

nologisch/formalen, politischen und juristischen Strategien des Vereins im Hinblick auf die REACh-Verordnung. Das Ziel sei dabei eine „erschwingli-che, machbare, zukunftssichere Lö-sung für alle Beteiligten“ (lesen Sie da-zu auch den ausführlichen Kommentar auf Seite 16 in dieser Ausgabe). Dabei ist, so Schmitt, die fachliche Autorisie-rung weit fortgeschritten und die Zu-lassungsanträge können zeitnah einge-reicht werden. Darüber hinaus sollen Vereinfachungen bei REACh erreicht werden, diese seien jedoch nur lang-fristig zu erwarten und politisch zu er-wirken.

Unterschiedliche MotivationsroutenDirk Wiethölter, Industry Marketing Manager bei Enthone und Chairman of Technical Commitee des Konsorti-

ums CTAC, informierte in seinem Vor-trag über zukün�ige Herausforderun-gen für den Markt im Hinblick auf das Chemikaliengesetz. Die Kernfrage lau-tet dabei: Wer sollte tätig werden wol-len? Die Antwort ist nicht einfach. Es existieren unterschiedliche Motivati-onsrouten und auch das Marktpoten-zial spielt eine entscheidende Rolle. Das muss den Kosten gegenüber gestellt werden, die sich durch die Zulassun-gen später ergeben.

Die chemische Industrie tre-te als Hersteller mit einer relativ gu-ten Innen- und Außenorganisation auf und engagierte sich vor allem bei großvolumigen Stoffen. Die Formu-lierer fungieren als Schnittstelle zwi-schen Anwendern und Herstellern und haben dabei eine andere Sicht auf Endanwendungen als Hersteller beziehungsweise Importeure. „Auf

Das Thema REACh stieß auf den 36. Ulmer Gesprächen am 8. und 9. Mai 2014 auf großes Interesse. Insgesamt 120 Teilnehmer folgten der Einladung nach Neu-Ulm.

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Seiten der Hersteller und Formulie-rer sind wir gut aufgestellt und ha-ben einen guten Kontakt zu den Be-hörden“, erklärt Wiethölter. KMUs seien als Einzelstimme zu klein, sie hätten keine Möglichkeit zur Pro-duktionsverlagerung. „Für die KMU ist die Einbindung in einen Verband zwingend notwendig, um die Anfor-derungen umsetzen zu können.“ Und er gibt zu bedenken: „Hinter jedem

KMU stehen 1 bis 50 Großunterneh-men, zum Beispiel aus der Automo-bilindustrie, die von ihm abhängig sind.“ Erstrebenswert sei in diesem Zusammenhang, dass OEMs sich da-rauf konzentrieren, Branchenmei-nungen zu Alternativen und zum so-zioökonomischen Nutzen von Stoffen und Verfahren zusammenzutragen, führt Wiethölter aus. Außerdem sei ein Mapping von Stoffen in meist

hochkomplexen Lieferketten notwen-dig, um festzustellen, wo Handlungs-bedarf ist.

Diskussion um Ausnahme von VerwendungenAls Vertreter der Behörden hielt Dr. Raimund Weiß von der Bundesan-stalt für Arbeitsschutz und Arbeitsme-dizin (BAuA) den Vortrag „Autorisie-rung von Verbindungen der Ober�ä-

Welche Sto�e sind von der REACh-Verordnung ausgenommen?

Laut REACh-Verordnung besteht für eine Reihe von Stof-fen die Möglichkeit einer Ausnahme von Verwendungen oder Verwendungskategorien von der Zulassung in An-hang XIV. Die Voraussetzungen für eine solche Ausnah-me sind im Artikel 58, Absatz 2 verzeichnet. Ausnahmen gelten zum Beispiel für:

— Zwischenprodukte — Radioaktive Sto£e — Human-/Tierarzneimittel — Lebens-/Futtermittel — chemische Sto£e in wissenschaftlicher Forschung

— P�anzenschutzmittel — Biozidprodukt — Motorkraftsto£ — Kosmetische Mittel — Sto£e, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen kön-

nen (nur menschliche Gesundheit)Die Anwendung der Kriterien für Ausnahmemöglichkei-ten steht nach wie vor noch in der Diskussion.

(Quelle: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedi-zin)

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chentechnik aus Sicht des REACh CLP Biozid Helpdesk“. Im Rahmen dieses Vortrags stand insbesondere die Dis-kussion um die Ausnahme von Ver-wendungen oder Verwendungskatego-rien von der Zulassung in Anhang XIV im Vordergrund. Laut Verordnung sind Zwischenprodukte von der Zulas-sung ausgenommen (Artikel 2, Absatz 8). „In diesem Punkt hat die BAuA eine klare Position und sieht Chromtrioxid nicht als Zwischenprodukt. Wir haben ganz enge Auslegungen der Zwischen-produkte. Ich weiß, dass die Industrie das anders sieht,“ entgegnete Weiß zu verschiedenen Rückfragen aus dem Pu-blikum.

Es seien auch andere �emen zu beachten, hieß es aus dem Plenum, beispielsweise die Farbkonstanz von Oberf lächen im Automobil-Interi-eur und deren dauerha�e Abriebbe-ständigkeit. Hier wurde darauf hin-gewiesen, dass es problematisch sei, auf alternative Schichtsysteme umzu-steigen, wenn Ober�ächen in einer hö-heren und über längere Zeiträume ge-prü�en Qualität aus dem Ausland an-geboten werden.

Galvanotechnische Alternativen zu HartchromAuch Alternativen zu Hartchrom und aktuelle Erkenntnisse zum Entwick-lungsstand alternativer Verfahren wur-den thematisiert. So berichtete Jürgen Meyer von der CCT Composite Coa-ting Technologies, dass sich Nickel-Dispersionsschichten im Praxistest gut behaupten und einen sehr guten Korrosionsschutz bei hoher chemi-scher Beständigkeit gewährleisten. Da-rüber hinaus zeigte sich das Verfahren mit bereits über sieben Millionen be-schichtete Teile als serientauglich und prozesssicher.

Dennoch haben Dispersions-schichten im Gegensatz zu Hartchrom-schichten, die aufgrund ihres Eigen-schaftsprofils in vielen technischen Anwendungen eingesetzt werden, ih-re Grenzen. „Mit Nickel-Dispersions-schichten können wir Schichtmatrix und Feststo� gezielt an die Anwendung anpassen und Hochleistungssysteme generieren. Aber mit Sicherheit lässt es sich nicht für jeden Anwendungsfall

wie bei Chrom einsetzen. Auch bei den Kosten kommen wir nicht in die Berei-che einer Hartchromschicht,“ erläutert Jürgen Meyer.

Dr. Martin Metzner vom Fraunho-fer IPA in Stuttgart präsentierte in sei-nem Vortrag einen detaillierten „Ei-genschaftsvergleich von Hartchrom und ergänzenden galvanischen Schich-ten“. Dabei wurden ergänzende galva-nische Schichten wie Nickel, chemisch Nickel, Chrom aus Cr (III), „harte“ und „weiche“ Legierungen sowie Nickel-Di-spersionsschichten als Vergleich hin-zugezogen. Auch hier wurde deutlich, dass alternative Verfahren die Breite an Oberf lächeneigenschaften von Hart-chrom nicht abdecken kann. „Chrom wird weiter als Beschichtungssto� an-gewandt werden mit Chromaten als Produktionsmittel,“ so das Fazit von Martin Metzner.

Verbot ändert nicht VerbraucherverhaltenWie schwierig eine Umstellung auf al-ternative Schichtverfahren sein kann, beschreibt Uwe Dietrich, Aloys F. Dornbracht, am Beispiel der Sanitärin-

dustrie. Das Unternehmen bie-tet eine Vielzahl von Oberf lä-chenvarianten für seine Arma-turen an, darunter neben der weit verbreiteten Verchromung auch Platin, Gold, Messing so-wie Weiß-Lack und Schwarz- Lack. Die Produktvielfalt und unterschiedliche Einsatzor-te stellen hohe Anforderungen an die Funktionalität der Ober-�äche. So muss diese eine sehr gute Korrosionsbeständigkeit, hohe Kratzfestigkeit, Chemi-kalienbeständigkeit und Lang-lebigkeit aufweisen. Außerdem muss die Ober�äche trinkwas-sergeeignet sein und ein makel-loses Aussehen besitzen.

Durch jahrzehntelange Forschung entstand eine um-fangreiche Palette von hoch-wertigen Ober�ächen, die den hohen Ansprüchen der Ver-braucher gerecht werden. Doch diese Produkte werden nur in kleinen Stückzahlen gefertigt. „Trotz des sehr breiten Ange-

botes verschiedener Oberf lächen auf dem Markt, kaufen über 99 Prozent der Kunden verchromte Armaturen. Ein Verbot von Chrom(VI) in Europa wird das Verbraucherverhalten nicht verändern,“ resümiert Dietrich.

Das Für und Wider von Kobalt in Passivierungsschichten wurde im Rah-men einer großen Podiumsdiskussion von Experten aus der Zuliefer- und Be-schichtungsindustrie am ersten Ver-anstaltungstag diskutiert. Dabei ging es unter anderem um die Frage, wel-che Auswirkungen ein Verbot von Ko-balt in Passivierungen auf Bauteile und Prozesse hätte. Die Teilnehmer wurden in diese Diskussion einbezogen, was zu einem sehr regen Meinungsaus-tausch führte. Die Rückmeldungen zeigten, dass ein verbesserter Infor-mationsaustausch und eine intensive Zusammenarbeit zwischen Indus-trie, Politik und Behörden notwendig ist. Mit Blick auf die zukün�ig einzu-reichenden Zulassungsanträge hofft die Branche nun, dass innerhalb der REACh-Verordnung noch Vereinfa-chungen im Autorisierungsprozess möglich sind. (uz)

Die Nachfrage nach verchromten Armaturen ist trotz der Palette alternativer Ober�ächen immer noch groß

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