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Rechtsgrundabhängigkeit der Verfügung im Boden- und Fahrnisrecht Author(s): Heinrich Lange Source: Archiv für die civilistische Praxis, 146. Bd., H. 1 (1941), pp. 28-49 Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KG Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40999756 . Accessed: 10/06/2014 03:45 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Mohr Siebeck GmbH & Co. KG is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Archiv für die civilistische Praxis. http://www.jstor.org This content downloaded from 62.122.73.229 on Tue, 10 Jun 2014 03:45:20 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Rechtsgrundabhängigkeit der Verfügung im Boden- und Fahrnisrecht

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Rechtsgrundabhängigkeit der Verfügung im Boden- und FahrnisrechtAuthor(s): Heinrich LangeSource: Archiv für die civilistische Praxis, 146. Bd., H. 1 (1941), pp. 28-49Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KGStable URL: http://www.jstor.org/stable/40999756 .

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Rechtsgrundabhängigkeit der Verfügung im Boden- und 3ahrnisrecht.

Von

Prof. Dr. Heinrich Lange, Breslau.

I. Die scharfe Trennung und die Verselbständigung des Ver- fügungsgeschäfts vom Verpflichtungsgeschäft, seiner Wirksamkeit und seinen Mängeln ist einer der Grundpfeiler des deutschen Bürgerlichen Gesetzbuches. Vermeintliche geschichtliche Überliefe- rung, scharfes begriffliches Denken, Betonung der Willensherr- schaft und des Verkehrsschutzes führten zur Herrschaft des Ab- straktionsgrundsatzes i). Während dieser in der Entstehungszeit des Gesetzes stark umstritten war und Gegner in Wissenschaft wie Praxis fand 2), verstummte der Widerstand in der Folgezeit fast gänzlich 2); man fügte sich dem Willen des Gesetzgebers. Als je- doch mit der nationalsozialistischen Revolution im Ringen um ein neues Recht der Kampf gegen das alte einsetzte, war einer der Hauptangriffspunkte das Abstraktionsprinzip des BGB., dessen Mängel scharf betont und dessen Beseitigung gefordert wurde *).

1) Vgl. Lange, DR. 1936, 485- 88 ; Heck, Das abstrakte dingliche Rechtsaeschäft, Tübingen 1937. 12.26-28: 42 ff.

2) Vgl. z. B. Strohal, Iher. Jahrb. 27, 336; Kindel, Iher. Habrb. 29. 420.

3) Vgl. H e ck , S. 1-4. 4) Vgl. Lange, Liberalismus, Nationalsozialismus und bürgerliches

Recht, S. 20, 24; Vom alten zum neuen Schuldrecht, S. 68-69; DR. 1936, 486-88.

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Den Abschluß dieses ersten Kampfabschnittes brachte die Schrift des Tübinger Altmeisters Philipp Heck, der unter Aufgabe früherer Ansichten für die volle Beseitigung des abstrakten dinglichen Rechtsgeschäfts eintrat.

Dieser große Angriff im Kampfe um ein neues deutsches Recht hat das Abstraktionsprinzip auf das stärkste erschüttert. Seine Ersetzung durch ein rechtsgrundabhängiges Verfügungs- geschäft erscheint darum geradezu als eine unabdingbare Forde- rung der Rechtserneuerung ^). Bevor jedoch die endgültige Ent- scheidung getroffen wird, erscheint es geboten, die Frage der ab- strakten oder kausalen Ausgestaltung des Verfügungsgeschäfts im Boden- oder Fahrnisrecht noch einmal eingehend nachzuprüfen. Im bisherigen Kampfe um das Abstraktionsprinzip hat man dessen Mängel aus Entstehung und Auswirkung heraus eindrucksvoll be- tont; dagegen hat man sich nur wenig mit der Nachprüfung der praktischen Bedeutung eines Überganges vom abstrakten zum kau- salen Verfügungsgeschäft und der Durchführung der Rechtsgrund- abhängigkeit im einzelnen befaßt. Diesem Ziele sollen die folgen- den Ausführungen dienen ").

II. In dem Streite um den Abstraktionsgrundsatz sind im wesentlichen folgende Angriffs- und Verteidigungsmittel vor- gebracht worden.

Gegen die Selbständigkeit des Verfügungsgeschäfts hat man seine Herkunft aus dem Historismus wie Liberalismus, sein Wur- zeln in vermeintlich römisch-rechtlichen Sätzen wie in der Über- steigerung der Willensherrschaft geltend gemacht. Gegen die Tren- nung von Verpflichtung^ und Verfügungsgeschäft hat man sich weiter auf die UnVolkstümlichkeit einer solchen Scheidung berufen.

5) Für das Abstraktionsprinzip ist in gewissem Umfange eingetreten Doelle, DIg. 34, 1022; dagegen wohl nicht Grohma nn -Do erth, DR. 1939, 37.

6) Ihnen liegt ein Referat zugrunde, das der Verfasser auf einer gemein- schaftlichen Sitzung des Boden- und Fahrnisrechtsausschusses der Akademie für Deutsches Recht im Herbst 1938 in Dresden (Vorsitzende: Prof. W. F e l g e n - t r a e g e r und Prof. W. Schmidt-Rimpler) gehalten hat.

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Gegen sie hat man vor allem aber die Unbilligkeit betont, die darin liegt, daß das Gesetz die Wertbewegung von dem Rechtsgrund der Wertbehaltung scharf trennt, dem ErWerber auch ohne rechtlichen Grund das Recht auf Kosten des Veräußerers verschafft und die- sen auf den schuldrechtlichen Anspruch aus ungerechtfertigter Be- reicherung verweist.

Die Anhänger des Abstraktionsgrundsatzes betonen gegenüber dieser Unbilligkeit den Gedanken des Vertehrsschutzes. Sie be- haupten, daß die Beseitigung dieses Grundsatzes dem Verkehrs- schutz die innere Rechtfertigung entziehe und betonen, daß das Abgehen von einem knappen, einfachen Verfügungstatbestand die Sicherheit des Rechtserwerbes gefährde und den Nachweis der eigenen Berechtigung und die Anforderungen an die Redlichkeit des Erwerbes vom Nichtberechtigten übersteigere. Demgegenüber heben die Gegner einer Trennung von Verpflichtungs- und Ver- fügungsgeschäft hervor, daß der Verkehrsschutz das Abstraktions- prinzip entbehren könne. Dieser Grundsatz stelle eine primitive Form des Verkehrsschutzes dar. Solange ein Recht, wie das rö- mische, von dem Satze ausgehe, daß niemand mehr an Rechten übertragen könne, als er selbst besitze, solange müsse um der Ver- kehrssicherheit willen die Nichtigkeit der Verfügung nach Möglich- keit eingedämmt und der Ersterwerber um seiner Nachmänner willen selbst dann zum Berechtigten gemacht werden, wenn dieser Erwerb ohne Rechtsgrund erfolge und damit ungerechtfertigt sei. Eine Rechtsordnung dagegen, die, wie das deutsche Recht, auch den Erwerb vom Nichtberechtigten anerkenne, könne auf das Ab- straktionsprinzip verzichten, sie könne dem Erwerb ohne Rechts- grund die Wirkung versagen und dennoch dem Zweiterwerber kraft seines Vertrauens auf den Rechtsschein der Buchung oder des Besitzes das volle Recht verschaffen.

Diese Gründe der einen wie der anderen Seite bedürfen frei- lich vielfach der Vertiefung und kritischen Nachprüfung.

III. 1. Mag das Abstraktionsprinzip dem Historismus seine Einführung, dem Liberalismus seine überragende Stellung ver- danken, bei der Nachprüfung seiner Nedeuwng für das kommende

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Recht sind nicht die Beweggründe des Gesetzgebers, sondern die Auswirkungen des Gesetzes entscheidend.

2. Das Abstraktionsprinzip beherrscht theoretisch jede Wert- verschiebung des Vermögensrechtes, seine praktische Auswirkung zeigt sich dennoch nur in Ausnahmefällen. In aller Regel fußt das Verfügungsgeschäft auf einem gültigen Rechtsgrund, in aller Regel wird dieser Rechtsgrund ein Kauf sein. Kausalitätsprinzip wie Abstraktionsprinzip führen hier zum gleichen Ergebnis, zur Gültigkeit der Verfügung.

3. Die Seltenheit und Regelwidrigkeit der Fälle des Ab- straktionsgrundsatzes können seine immer wieder behauptete Un- Volkstümlichkeit verständlich machen. Der Volksgenosse denkt an den regelmäßigen Verlauf, er vertraut auf seinen Gegner und damit auf einen guten Ausgang des Geschäfts. Er sieht darum auch die natürliche Geschäftseinheit, die den gesamten Bereich von den Beweggründen über die Abreden bis zur Abwicklung umfaßt. Sowohl die scharfe rechtliche Erfassung des Verfügungsgeschäfts in seiner allgemeinen Wirkung wie die Verselbständigung dieses Geschäfts von der Gültigkeit des Rechtsgrundes beruhen jedoch nicht auf dem Willen, volkstümliche Anschauungen in das Gesetz aufzunehmen, sondern auf rechtspolitischen Entscheidungen. Die Trennung eines einheitlichen Vorganges ist niemals volkstümlich, sie ist dennoch gerechtfertigt, wenn sie volksnützlich ist. Die Frage der Volkstümlichkeit darf jedoch nicht aus der juristisch-technischen Bezeichnung, sie muß aus Entscheidungen in den Grenzfällen ent- nommen werden.

Die scharfe Erfassung des Verfügungszeitpunktes ist hierbei durchaus volkstümlich; im Fährnis- wie im Bodenrecht hat der Volksgenosse volles Verständnis für die Festlegung, wann ein Vermögensstück aus seinem in fremdes Vermögen übergegangen ist; er besitzt auch ein recht lebhaftes Empfinden für die absolute Wirkung seines Rechtes. Im Verfügungsgeschäft erblickt der Laie den Vollzug der getroffenen Abreden. Da er jedoch kaum Ver- ständnis für die Unabänderlichst der Verpflichtung trotz ver- änderter Verhältnisse oder nachträglichen Bedürfnisses nach Siche-

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rung besitzt, ist es durchaus volkstümlich, dann, wenn Verpflich- tung und Verfügung auseinanderfallen, die Verfügung als selb- ständiges Sicherungsmittel zu betrachten und trotz aller Abreden hierzu zu verwenden. Das Streben nach Rücktritt wegen ver- änderter Umstände, nach abredewidrigem Eigentumsvorbehalt, nach Lieferung gegen Nachnahme usw. sind Ausdruck dieses kon- kreten „Trennungsdenkens". Sicherlich ist aber die Aufrechterhal- tung des Verfügungsgeschäfts trotz Nichtigkeit oder Mangelhaftig- keit des Rechtsgrundes nicht volkstümlich. Sie erscheint dem Volks- genossen wirtschaftlich nicht gerechtfertigt, erscheint als eine un- billige Härte für den Veräußerer. Der Gedanke, daß nur um der Verkehrssicherheit willen dieses Opfer dem Veräußerer zugemutet werden soll, liegt dem Volksgenossen fern. Er sieht die Emzel- billigkeit und bestimmt sie vor allem aus dem Mitgefühl mit dem Verlustträger.

Die Entscheidung der Frage: Abstraktions- oder Kausalitäts- prinzip, hängt darum grundsätzlich von der Abwägung des Schutzes des Veräußerers auf der einen, des Schutzes des Erwerbers und des Verkehrs auf der anderen Seite ab.

IV. Die Unbilligkeit für den Veräußerer ist anerkannt; er verliert durch den Abstraktionsgrundsatz sein Recht auch bei Nichtig- keit, Anfechtbarkeit und Fehlen eines Rechtsgrundes. Das Ver- äußerte gehört in das Vermögen des Empfängers; es unterliegt daher der Vollstreckung seiner Gläubiger, gehört bei Konkurs in seine Konkursmasse und vermehrt sie so ungerechtfertigt; ver- äußert er die Sache weiter, so erwirbt auch derjenige, der den Mangel des Rechtsgrundes kennt, vom Berechtigten.

1. Bei Würdigung dieser Unbilligkeit darf freilich nicht außer acht gelassen werden, daß der Veräußerer seine Sache übertragen wollte, daß er also nicht gegen, sondern mit seinem Willen den Vermögensverlust erlitten hat, wobei die Härte der Drohungs- regelung besonders hervortritt (anders § 48 III TestGes.). Allein dieser Entäußerungswille verbietet zwar, den etwa eingetretenen Besitzverlust auch bei kausaler Ausgestaltung zum unfreiwilligen zu machen, er kann jedoch nicht mehr rechtfertigen, als die An-

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knüpfung des Verkehrsschutzes an diesen durch die freiwillige Weg- gabe geschaffenen Rechtsschein. Die Betonung der gewollten Ent- äußerung ist jedoch geeignet, das Mitleid mit dem Veraußerer ein wenig zu dämpfen und das Ansinnen von Opfern an ihn erträglich erscheinen zu lassen. Unter diesem Gesichtspunkte ist es auch heute noch verständlich, daß in der geschichtlichen Entwicklung die primi- tive Rechtfertigung des Abstraktionsgrundsatzes auf dem Satze: „Ein Mann, ein Wort" beruht und Wort und Tat vor den Willen, die Beweggründe und die Billigkeit gestellt wurden.

2. Der Unbilligkeitseinwand wird weiter gemindert bei nähe- rer Betrachtung der Nichtigkeits- und Anfechtungsfälle.

Keinerlei Mitgefühl verdient der Veräußerer bei eigenem Sittenverstoß. Hier würde im Gegenteil eine strenge Durchführung des Kausalitätsprinzips unbillig sein, weil sie dem Veräußerer als Eigentümer die Rückforderung seines Eigentums trotz Sitten- widrigteit gestatten würde. Bei schwereren Fällen des Gesetzes- verstoßes gilt im wesentlichen dasselbe. Wenig Mitleid verdient der Veräußerer bei erkanntem geheimen Vorbehalt, bei Scheingeschäft und erkennbarem Scherze. Nicht allzuviel Mitgefühl kann er weiter in den Fällen des Irrtums, insbesondere bei eigenem Verschul- den ohne solches des anderen Teiles, erwarten. Es bleiben darum übrig die Fälle echten Interessenkonflittes bei beiderseits unver- schuldetem Dissens und vor allem die der Arglist und Drohung durch den Erwerber oder Dritte.

Aus praktischen Gründen ist bei entgeltlichem Geschäfte die Schutzwürdigkeit des Veräußerers trotz fehlenden Rechtsgrundes gering, wenn die beiderseitigen Leistungen ausgetauscht sind, er also im Besitze der Gegenleistung ist. Ist diese angemessen oder lohnt sie zum mindesten den Streit um die Rückabwicklung nicht, so bleibt das vollzogene Geschäft meist tatsächlich bestehen. Die Unbilligteit des Abstraktionsgrundsatzes zeigt sich darum vor allem bei einseitiger Vorleistung des Veräußerers, bei ausgetauschten Leistungen aber nur, wenn er ein besonderes Interesse an der Wiedererlangung des von ihm weggegebenen Stückes besitzt.

3. Treten Verwicklungen bei dem Empfänger durch Ver- Archiv f. d. civ. Praxis. N. F. 26. (14«.) Heft 1. 3

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fügung, Gläubigerzugriff oder Konkurseröffnung nicht ein und befindet sich der geleistete Gegenstand noch bei ihm, so schwindet der Unterschied zwischen Eigentumsherausgabeanspruch und schuld- rechtlichen: Bereicherungsanspruch wesentlich. Die Unterschiede in der Haftung zwischen beiden treten hierbei zurück ^).

Der Unterschied in der rechtlichen Zugriffsmöglichkeit auf den geleisteten Gegenstand bei schuldrechtlichem und dinglichem An- spruch kann überdies noch von rechtskundigen Veräußerern ge- mildert werden. Bei Grundstücksrechten kann der schuldrechtliche Herausgabeanspruch durch Vormerkung gesichert werden, die auch durch einstweilige Verfügung angeordnet werden kann. Von ihrer Eintragung ab besteht dann auch in den verwickelten Fällen kein Unterschied mehr, ein Erwerb in Unkenntnis ist auch hier aus- geschlossen. Bei Fahrnisrechten ist dagegen leine so durchgreifende Sicherung möglich. Zwar kann auch hier ein Veräußerungsverbot durch einstweilige Verfügung erzielt werden; auch dann aber ist gutgläubiger Erwerb nach 85 136, 135 II BGB. möglich.

Allein diese Rechtsbehelfe können doch nur einem in beson- derem Maße Rechtskundigen oder Rechtsberatenen helfen; besser ist darum eine Regelung, die von vornherein und ohne Zutun der Betroffenen die Rechtslage gewährt, die sie heute erst künstlich herbeiführen müssen.

4. Daß das Abstrattionsprinzip zu unbilligen Regelungen führt, zeigt die Entwicklung der Rechtslehre und Rechtsprechung. Beide haben, zum Teil auf verschiedenen Wegen, versucht, die Unwirksamkeit des Rechtsgrundes auch auf das Verfügungsgeschäft zu erstrecken. Während man sonst die Regelung des § 139 mit seiner vermuteten Gesamtnichtigkeit nicht als besonders glücklich angesehen hat, hat hier die Rechtslehre versucht, unter Ausweitung dieser Bestimmung auf die wirtschaftliche Einheit von Verpflich- tungs- und Verfügungsgeschäft mit der Nichtigkeit des ersteren auch das letztere zu vernichten. Mit und ohne z 139 BGB. haben Rechtsprechung und Rechtslehre die Anfechtung des Verftflichtungs-

7) Vgl. Heck, 17-18.

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geschäftes auch auf das Verfüguugsgeschäft wirken lassen. In den besonders unbilligen Fällen des rasch abgewickelten Geschäftes hat man sogar durch die Unterstellung einer gewollten Verknüpfung beider die Nichtigkeit wie die schuldrechtliche Beseitigung des Rechtsgrundes als auflösende Bedingung des Verfügungsgeschäfts aufgestellt. In den Fällen des § 817 S. 2 hat die Rechtslehre die Verfügung einzuschränken und die einseitig sittenwidrige Leistung auszuscheiden versucht. Hier hat schließlich die Rechtsprechung die Nichtigkeit des Verpflichtungsgeschäfts dann auf das Verfügungs- geschäft erstreckt, wenn die Sittenwidrigkeit in der Erfüllung gip- felt s). Lehnt man dann gegen v. T u h r und Heck die Anwen- dung des § 817 S. 2 auch auf die vinäioatio ab, so ist für den Bereich des sittenwidrigen Geschäfts das Abstraktionsprinzip von der Rechtsprechung wesentlich beseitigt, obwohl das Gerechtigkeits- empfinden bei beiderseitiger Sittenwidrigkeit kaum Befriedigung findet. Allein hier muß eine bessere Ausgestaltung des § 817 ein- greifen.

Mai: darf darum nicht außer acht lassen, daß die Einführung des Kausalitätsprinzips in beschränktem Umfange nur das gesetz- lich klären und festlegen würde, was bereits von der Rechtslehre und Rechtsprechung im einzelnen Falle angeregt und verwirklicht worden ist.

V. Berücksichtigt man stärker die Belange des Veräußerers, wenn man ihm das Herausgegebene in diesen kritischen Fällen erhält, so bedarf auf der anderen Seite auch die Lage des Emp- fängers einer eingehenderen Nachprüfung, als das bisher der Fall gewesen ist.

Die Fälle besonderer Schutzwürdigkeit des Veräußerers liegen dann vor, wenn dieser vorgeleistet hat. Wie bereits ausgeführt, werden sich bei beiderseits ausgetauschter Leistung die Beteiligten häufig beruhigen. Ist das aber nicht der Fall, so kann die Durch- führung der Rechtsgrundabhängigkeit auch zu Härten für den Empfänger führen.

8) R(y. 145, 152. 3*

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Selbst wenn die Nichtigkeit oder Anfechtung zunächst nur die Willenserklärung des Leistenden erfassen würde, so besteht doch gerade für das kommende Recht trotz der zu erwartenden Locke- rung der Vermuwng des § 139 keine Befürchtung, daß die Willens- erklärung des Empfängers gültig bleiben wird. Die Nichtigkeit der einen muß auch die Nichtigkeit der anderen Leistung zur Folge haben. Dann können also beide Teile unter gleichen Bedingungen zurückfordern. Diese Gleichheit wird jedoch tatsächlich und auch rechtlich dort beseitigt, wo der Sachleistung eines Teiles die Geld- leistung eines anderen gegenübersteht, und damit in dem Regel- falle des Lebens, beim Kauf. Mag das Geld bei nichtigem Grund- geschäfte auch noch nicht Eigentum des Empfängers werden, durch Vermischung wird es das meist, durch Einzahlung verliert der Ver- äußerer das Eigentum und durch die Unmöglichkeit für den Iahlen- den, seinen Anteil an dem Geldvorrat des Empfängers nach- zuweisen, bleibt dem Leistenden nur ein schuldrechtlicher Anspruch übrig. Während aber bei Durchführung des Abstraktionsgrund- satzes auch hier Waffengleichheit zwischen Verkäufer und Käufer herrschte, der Verkäufer wie der Käufer einen schuldrechtlichen Herausgabeanspruch besaßen, würde bei Einführung der Rechts- grundabhängigkeit der Verkäufer die Sache dinglich herausver- langen, der Käufer dagegen den Kaufpreis nur schuldrechtlich zurückfordern können. Das stellt zwar keine besondere Härte dar, wenn dem Geldgeber das Anfechtungsrecht zusteht, weil dieser hier die Gefahren der Anfechtung abwägen kann; es wird jedoch dann zur besonderen Härte, wenn der Geldempfänger durch Gel- tendmachung der Nichtigkeit und durch Anfechtung sein Eigentum in der Hand des anderen zurückfordert, ohne selbst zur Rückzahlung in der Lage zu sein. Wenn man sich zur Not auch damit trösten kann, daß derjenige, der Geld weggibt, immer die Gefahr des Verlustes trägt, so bleibt das Ergebnis doch unbillig. Allein hier kann und muß eine Gesetzesänderung helfen, die auch bei beider- seits abgewickeltem nichtigem oder anfechtbarem Geschäfte, von den Besonderheiten des § 817 abgesehen, die beiderseitigen Rück- gewährungsansprüche miteinander verknüpft und damit auch hier

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den Gedanken der Pflicht zur wechselseitigen Rücksichtnahme ver- wirklicht. Besser als die Abhängigmachung der Nichtigkeit und Anfechtbarkeit von dem Anbieten der Gegenleistung kann darum ein Iurückbehaltungsrecht helfen, das für den Besitzer der Sache mit einem Verwertungsrecht ausgestattet werden sollte, welches nach Pfandgrundsätzen verwirklicht werden würde.

Damit stehen die Belange des Veräußerers und des Er- werbers einander ausgeglichen gegenüber, und der Vorzug einer Rechtsgrundabhängigkeit kann sich im Verhältnis zwischen beiden entfalten. Nachzuprüfen bleiben damit nur noch die Auswirkungen auf den Rechtsverkehr.

VI. Die Einführung der Rechtsgrundabhängigkeit des Ver- fügungsgeschäftes würde eine Erweiterung der Unrichtigkeitsfälle mit sich bringen. Während bisher der ErWerber bei Einigung über den Rechtsübergang trotz Mangels des Verpflichtungsgeschäfts Berechtigter wurde, würden diese Fälle bei kausaler Ausgestaltung selbst bei Gutgläubigkeit des Erwerbers nicht zum Erwerb führen.

1. Zunächst muß betont werden, daß eine kausale Ausgestal- tung des VerfügungZgeschäfts nicht dessen Beseitigung bedeutet. Eine eindeutige, nach Möglichkeit nach außen durch Nesitzüber- tragung oder rechtsbegründende Buchung erkennbare Festlegung des Verfügungszeitpunktes ist vielmehr unerläßlich für die Klar- heit und Sicherheit des Rechtsverkehrs.

2. Daß die Einführung der Rechtsgrundabhängigkeit den Ver- trauensschutz bei Fährnis-, den Verkehrsschutz bei Bodenrechten nicht erschüttern kann, ist heute wohl anerkannt. Zwar werden bei strenger Durchführung dieser Abhängigkeit die Fälle der Nichtig- keit von Verfügungsgeschäften zunehmen. Allein der Schutz des Erwerbes vom Nichtberechtigten steht und fällt keinesfalls mit dem Abstraktionsgrundsatz. Wenn das Gesetz bei Fährnis trotz der Häufigkeit des Fremdbesitzes die Vermutung der Berechtigung und den Vertrauensschutz an den Besitz, bei Bodenrechten trotz Häufig- keit der Unrichtigkeit etwa im Hyftothekenrecht an die Buchung knüpft, so fallen demgegenüber die Fälle vermehrter Unrichtigkeit bei Rechtsgrundabhängigkeit des Verfügungsgeschäfts kaum ins

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Gewicht. Der Erwerb vom Nichtberechtigten zieht seine Recht- fertigung einmal aus dem Umstände, daß in den weitaus meisten Fällen der Besitzer der Eigentümer, der Gebuchte auch der Be- rechtigte ist, weiter aber aus der Erfahrungstatsache, daß die Men- schen in aller Regel ehrlich sind und daß deshalb nur der Besitzer und Gebuchte verfügt, der hierzu berechtigt ist.

3. Eine Erschwerung des Nachweises der eigenen Berechtigung würde die Einführung der Rechtsgrundabhängigkeit nicht bringen. Nach wie vor würde die Vermutung des z 1006 BGB. für den Besitzer, des § 891 BGB. für den Gebuchten sprechen; ihnen müßte daher der Mangel ihrer Berechtigung nachgewiesen wer- den. Dieser Nachweis könnte dann freilich auch schon durch den Beweis des Fehlens eines Rechtsgrundes erfolgen, im Gegensatz zum geltenden Recht, allein in diesen Fällen verdient auch der Besitzer oder Gebuchte nicht mehr den Schutz eines Rechtes, das ihm nicht zusteht.

4. Keinesfalls dürfte durch Rechtsgrundabhängigkeit die Nach- prüfungspflicht des Grundbuchamtes im Grundbuchverkehr ge- steigert werden. Allein eine solche wäre nicht die notwendige Folge dieses Grundsatzes. Wie bisher die materielle Verfügung auf der Einigung und Buchung, die formelle aber auf Bewilligung und Antrag beruhte, so müßte auch in Zukunft das formelle Konsens- prinzip aufrechterhalten werden. Selbst wenn die Einigung völlig abgeschafft und lediglich der Rechtsgrund und die Buchung als Grundlage der Rechtsänderung anerkannt würden, so würden doch hieraus im Grundbuchrecht am wenigsten Bedenken er- wachsen, denn gerade hier geben der Antrag und die Bewilligung auch dann noch dem Betroffenen die Möglichkeit, über den Zeit- punkt der Rechtsänderung durch rechtsbegründende Buchung allein zu verfügen. Nur in den Fällen, in denen es dem Grundbuchamte offenkundig ist, daß der Gebuchte nicht Berechtigter ist, dieser aber dennoch über sein Scheinrecht anders als im Berichtigungswege zugunsten des Berechtigten verfügen will, sollte das Grundbuch- amt seine Mitwirkung verweigern. Hier könnte es allerdings dann auch die Nichtigkeit des Grundgeschäfts berücksichtigen, die heute

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nicht oder wenigstens nicht notwendig zur Nichtigkeit des Ver- fügungsgeschäfts führt. Allein diese Berücksichtigung der materiel- len Wahrheit erscheint nur gerechtfertigt.

5. Der eigentlich kritische Problemtreis bleibt danach allein, ob durch die Einführung der Rechtsgrundabhängigkeit der Erwerb vom Nichtberechtigten in seiner heutigen oder voraussichtlichen künftigen Ausgestaltung beeinträchtigt wird.

Solange im Grundstücksrecht nur Kenntnis der Unrichtigkeit des Grundbuchs den Erwerb ausschließt, liegt juristisch-technisch eine Erschwerung nicht vor, denn es ist nach wie vor die Kenntnis des Nichtrechtes des Veräußerers erforderlich. Bei kausaler Aus- gestaltung könnte die Unrichtigkeit im Gegensatz zum geltenden Recht freilich auch auf dem Fehlen des Rechtsgrundes beruhen. Weiß das der Erwerber, so verdient er aber auch keinen Schutz, und diese Regelung erscheint besser als der Rechtserwerb vom Berechtigten trotz Kenntnis vom Fehlen des Rechtsgrundes im heutigen Recht. Praktisch freilich wird durch die Gleichstellung von Rechts- und Tatsachenkenntnis eine Erschwerung hervorgerufen. Es würde damit dem ErWerber bereits die Kenntnis vom Mangel des Rechtsgrundes, von seiner Nichtigkeit oder Anfechtbarkeit (§ 142 Abs. 2 BGB.) schaden. Allein gerade mit Rücksicht darauf, daß der Rechtsunkundige aus dem Mangel des Rechtsgrundes die Nichtig- keit des Erwerbes eher folgert als dessen Gültigkeit, erscheint auch hier ein Ausschluß des Verkehrsschutzes gerechtfertigt.

Schwieriger wird die Frage dann, wenn bereits grob fahr- lässige Unkenntnis den Erwerb vom Nichtberechtigten unmöglich macht. Das gilt heute für das gesamte Fahrnisrecht, wird von manchen aber auch als künftige Regelung für das Grundstüösrecht vorgeschlagen ^).

Im Fahrnisrecht hat die Rechtsprechung die grobe Fahr- lässigkeit vor allem mit Rücksicht auf den weitverbreiteten Eigen- tumsvorbehalt stark ausgedehnt und eine Erkundigungspflicht weit-

9) P r e d a r i , RvglHdwb. 3, 805; Triebet, Materielles Grundbuch- recht 21 ; Lange, Boden, Ware und Geld 1, 71.

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gehend bejaht. Während aber bisher beim Vorliegen der Tat- bestände der §§ 929-931 BGB. der Mangel des Rechtsgrundes allein den Eigentumserwerb nicht hinderte, würden bei Rechts- grundabhängigkeit diese Fälle in den Bereich des Erwerbes vom Nichtberechtigten mit einbezogen, der Erkundigungspflicht unter- worfen werden und die Grenze des Erwerbes in der groben Fahr- lässigkeit finden.

Würde hier die Erkundigungspflicht übersteigert werden, so würde das bedeuten, daß der ErWerber sich nicht nur über den Rechtsgrund seines Veräußerers vergewissern müßte, sondern auch über den von dessen Vormännern, solange nicht bei einem von diesen endgültiger Erwerb anzunehmen ist. Eine solche Lösung wäre insbesondere für das Grundbuchrecht völlig untragbar, denn sie würde das öffentliche Buch mit seinen eindeutigen Eintragungen nur noch zur Grundlage von Erkundigungspflichten machen.

Allein diese Übertreibungen sind keinesfalls notwendig mit der Rechtsgrundabhängigkeit verbunden. Einmal kann man durch ausdrückliche Vorschrift bestimmen, daß hinsichtlich des Rechts- grundes des Rechtes des Vormannes nur Kenntnis schadet. Man könnte dann etwa sagen, daß böser Glaube schadet und daß der ErWerber nicht in gutem Glauben ist, wenn ihm bekannt oder nur infolge grober Fahrlässigkeit unbekannt ist, daß der Veräußerer nicht der Berechtigte ist oder wenn er gewußt hat, daß der Ver- äußerer ohne Rechtsgrund seine Rechtsstellung erlangt hat. Eine solche Regelung würde nicht die Aufgabe des Verkehrsschutzes be- deuten; sie würde vielmehr diesen nur in den Fällen begünstigen, in denen er heute infolge Rechtserwerbes des Vormannes über- haupt nicht in Frage kommt, mit Recht den Erwerb des erkennen- den Zweiterwerbers ausschließen und dennoch den Veräußerer ohne Rechtsgrund stärker schützen. Wem diese Lösung jedoch durch die Verbindung von grober Fahrlässigkeit und Kenntnis ins- besondere mit Rücksicht auf die Gleichsetzung von Tatsachen- und Rechtskenntnis zu verwickelt erscheint, der kann es einheitlich bei grober Fahrlässigkeit dann bewenden lassen, wenn er betont, daß sie nur den Erwerb des Vormannes und auch hier nur eine auf

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grober Außerachtlassung jeder Sorgfalt beruhende Unkenntnis er- faßt. Dann muß freilich das Vertrauen in die Rechtsprechung ge- setzt werden, daß sie den Besonderheiten der einzelnen Lebens- gebiete Rechnung trägt, sich in der Bejahung grober Fahrlässigkeit zurückhält und insbesondere sie gegenüber dem klaren Grundbuche nur in seltenen Fällen annimmt. Wer demgegenüber glaubt, im Grundbuchrecht Kenntnis schaden lassen zu können, der sollte zwar die Tatsachenkenntnis der Rechtskenntnis gleichstellen, sich jedoch nicht dem Glauben hingeben, daß ein arglistiges Sich-der-Kenntnis- Entziehen der Kenntnis gleichgestellt werden könne, denn hier liegt in Wirklichkeit ein besonders grober Fall fahrlässiger Unkenntnis vor ").

Wer in diesen Fällen die Härte für den ErWerber betont, sollte nicht außer acht lassen, daß dieser ja auf Kosten eines Berechtigten erwirbt, den nicht einmal ein Verschulden zu treffen braucht und der darum nicht minder hart getroffen wird.

Auch der Gedanke des Verkehrsschutzes steht sonach der Ein- führung der Rechtsgrundabhängigkeit nicht entgegen.

VII. 1. Scheinen nach alledem die Einwände gegen die Rechtsgrundabhängigkeit ihre Vorzüge nicht oder nicht wesentlich zu beeinträchtigen, so ist es vor allem geboten, die Frage zu klären, was Rechtsgrundabhängigkeit im einzelnen bedeutet und bedeuten soll. Will man sich hier nicht mit allgemeinen Wendungen wie „Kausalitätsprinzip" abfinden und die Lösung völlig der Recht- sprechung überlassen, so muß ein System der Rechtsgründe auf- gestellt und jeweils auf die Eignung des einzelnen als Eigentums- erwerbsgrundlage untersucht werden. Dabei zeigt sich die eigen- artige Erscheinung, daß die Erneuerung des deutschen Rechtes mit der Einführung der Rechtsgrundabhängigkeit auf die Vorarbeit des römischen zurückgreifen muß, das in der Klärung des oausa- Problems eine seiner hervorragendsten rechtspolitischen und rechts- wissenschaftlichen Leistungen vollbracht hat ").

10) Vgl. Lange, Boden, Ware und Geld II, 115. 11) Vgl. Lange, Boden, Ware und Geld I, 55 sf.

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2. Der Rechtsgrund ist nicht umfanggleich mit dem Ver- pflichtungsgeschäft, er umfaßt vielmehr sowohl den Grund wie den Zweck der Wertbewegung und reicht vom Verpflichtungs- geschäft bis zur Iweckleistung. Bei der Frage, ob ein bestimmtes Geschäft oder Handeln Rechtsgrund des Rechtserwerbers ist, wird jedoch überdies eine Wertung vorgenommen einmal dahin, ob dieses Geschäft den endgültigen Erwerb des Rechtes rechtfertigt und weiter dahin, ob es zwar den Eigentumserwerb begründet, dennoch aber eine nachträgliche Rückgängigmachung zuläßt oder fordert. Auch bei Durchführung der sogenannten Rechtsgrund- abhängigkeit werden sich Fälle ergeben, in denen zwar der Erwerb, nicht aber das Verbleiben beim Erwerber gerechtfertigt erscheint, ein Rechtsgrund der Wertbewegung, nicht aber ein solcher der Wertbehaltung vorliegt. Denn auch diese Entscheidung beruht auf einer Abwägung der Belange von Veräußerer, Erwerber und Ver- kehr für den einzelnen Geschäftstyp. Darum ist insbesondere die Hoffnung unbegründet, daß die Vorschriften über die ungerecht- fertigte Bereicherung durch die Einführung der Rechtsgrund- abhängigteit ihre Bedeutung verlieren würden, denn auch dann werden zahlreiche Fälle anerkannt werden müssen, in denen zwar ein Rechtsgrund der Wertbewegung, nicht aber ein solcher der Wertbehaltung vorliegt und der Ausgleich nicht dinglich, sondern schuldrechtlich erfolgt.

VIII. Bei der Erörterung des Umkreises des Rechtsgrundes der Wertbewegung und Wertbehaltung kann man scheiden zwi- schen dem Grunde der Leistung, hier geht die Verpflichtung der Verfügung voraus, und dem Zwecke der Leistung, bei dem erst durch die Verfügung eine rechtliche Grundlage für ihre Recht- fertigung erzielt werden soll.

1. Unter den Gründen der Leistung stehen völlig im Vorder- grunde die Fälle der oNuss. soivsiiäi, in denen aus einem be- stehenden Vertrage oder einer gültigen gesetzlichen Verpflichtung heraus die Leistung bewirkt wird, also aus Kauf, Tausch, form- richtigem Schenkversprechen, aber auch aus Testament, unerlaub- ter Handlung, ungerechtfertigter Bereicherung, Geschäftsführung

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ohne Auftrag usw. Gegenüber diesen Tatbeständen treten die sonstigen an praktischer Bedeutung weit zurück.

2. Bei den Sicherungsgeschäften ist der Rechtsgrund nur die Verpflichtung zur Bestellung der Sicherheit, also der Hypothek, des Pfandrechtes, aber auch der Sicherungsübertragung, der Sicherungsgrund- und Rentenschuld, des Sicherungsnießbrauchs. Dagegen ist das Bestehen der zu sichernden Forderung nicht eine Frage der Kausalität, sondern eine solche der Alzessorietät. Der Rechtsgrund der Bestellung einer Hypothek würde darum schon vorliegen, wenn die Verpflichtung hierzu besteht; daß diese Hypo- thek dennoch als Grundschuld dem Eigentümer zusteht, ergibt sich aus ihrer Forderungsabhängigkeit. Die Folge ist daher, daß, wer ohne Verpflichtung bei bestehender Forderung eine Hypothek be- stellt hat, bei Rechtsgrundabhängigkeit nicht den Bereicherung^, sondern den Nerichtigungsanspruch geltend machen kann. Hierbei darf nicht verkannt werden, daß auch dieses Ergebnis kaum volks- verständlich und damit volkstümlich sein wird, weil nach der Volks- anschauung der Rechtfertigungsgrund der Sicherung allein die zu sichernde Forderung ist.

3. Weitere Fälle sind diejenigen, bei denen zwar eine er- zwingbare Verpflichtung, eine vollkommene oNusa. golvsnäi nicht vorliegt, dagegen einzelne Nindungsstufen bei der Leistung an- erkannt sind.

n.) Bei der verjährten Forderung, der Forderung aus Zwangs- vergleich erfolgt die Erfüllung aus einem gerechtfertigten Rechts- grunde; hier würde bei Rechtsgrundabhängigkeit daher ein Nechts- grund der Wertbewegung wie der Wertbehaltung und damit unangreifbarer Eigentumserwerb vorliegen. Bei Spiel, Wette, Ehe- mäklerlohn und Differenzgeschäft ^) würde gleichfalls ein Rechts- grund der Wertbewegung wie der Wertbehaltung anzuerkennen sein. Das gleiche muß schließlich gelten, wenn jemand bewußt eine Nichtschuld leistet oder eine sittengebotene Leistung bewirkt.

12) Die verschiedenen Regelungen des Börsengesehes können hier außer Betracht bleiben.

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d) Anders muß dagegen die Rechtslage bei einer Leistung sein, in deren Hingabe allein oder in deren Hingabe und Empfang- nahme ein Verstoß gegen das Gesetz oder die guten Sitten liegt. Während hier nach geltendem Recht die herrschende Meinung aus der Einreihung des § 817 in das Recht der ungerechtfertigten Be- reicherung den Eigentumserwerb trotz Gesetzes- und Sittenver- stoßes folgert, darf bei Rechtsgrundabhängigkeit ein Eigentums- erwerb nicht eintreten. Ob dennoch der strafende Ausschluß der Rückforderung, den jetzt § 817 S. 2 für den Vereicherungsanspruch aufstellt, auch auf den Eigentumsherausgabeanspruch anzuwenden wäre oder ob die Ausgestaltung dieser Bestimmung in anderer Richtung erfolgen soll, ist eine mit der nach dem Rechtsgrund der Wertbewegung und Wertbehaltung nicht gleichzustellende Frage. Hier würde dann ohne Eigentumserwerb des Empfängers der dauernde Ausschluß des Herausgabeanspruchs des Gebers vor- liegen, die Verkehrsfähigkeit der Sache damit erschwert und einer staatlichen Einziehungsbefugnis der Weg bereitet sein.

4. Während in den bisherigen Fällen sich der wirtschaftliche Rechtfertigungsgrund selbst bei fehlender rechtlicher Verpflichtung zur Leistung durchsetzte, kennt das Gesetz andere Fälle, in denen ein formalisiertes Leistungsversprechen vorliegt und eine gewisse Unabhängigkeit von seinem wirtschaftlichen Rechtfertigungsgrunde besitzt. Es sind das die Fälle des Schuldversprechens und Schuld- anerkenntnisses, der Anweisung und der Schuldverschreibung auf den Inhaber. Hier zeigt sich, daß die Anerkennung eines Rechts- grundes der Eigentumsübertragung auf der Abwägung der Iu- mutbarkeit des Eigentumsverlustes und -erwerbes und der Siche- rung des Rechtsverkehrs beruht. Wer eine schriftliche Erklärung dieser Art abgegeben hat, das Schuldversftrechen unterschrieben, die Schuldverschreibung ausgestellt, die Anweisung angenommen hat und daraufhin leistet, kann sich nicht darüber beklagen, daß er das in irrtümlicher Annahme einer Verpflichtung getan habe. Die Leistungen dieser Art sind darum Rechtsgrund der Wertbewegung und es bleibt dem Leistenden überlassen, gegen den Bereicherten Ansprüche aus ungerechtfertigter Bereicherung geltend zu machen.

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Dabei erweist sich, daß das Schuldversprechen und Schuldanerkennt- nis erst bei Rechtsgrundabhängigkeit seinen guten Sinn erhält und mehr bedeutet als eine Rechtsgrundvermutung bei Leistungs- anspruch aus dem Versprechen.

5. Das rechtskräftige Urteil, das trotz Nichtbestehens eines materiellen Anspruchs einen Leistungsbefehl oder eine Feststellung enthält, muß um der Rechtskraft willen Rechtsgrund für die frei- willige oder erzwungene Leistung sein.

6. Nicht gerechtfertigt erscheint es dagegen, eine Sonder- regelung für Geldleistungen einzuführen und bei ihnen stets Eigen- tumserwerb anzunehmen. Mag das Geld auch meist durch Ver- mischung in das Miteigentum des Empfängers übergehen und in- folge Beweisnot nur schuldrechtlich heräusverlangt werden können, dennoch ist nicht einzusehen, weshalb in den Fällen, in denen be- reits nach geltendem Recht ein Eigentumsverlust nicht eingetreten ist, dennoch der Empfänger das Geld erwerben soll. Es sollte viel- mehr bei der geltenden Regelung bleiben, daß bei Bösgläubigkeit Gelderwerb nicht eintritt und die Erweiterung darüber hinaus durch die Rechtsgrundabhängigkeit auch bei der Geldleistung nur begrüßt werden ̂).

IX. 1. Der Leistungszweck kann unmittelbar sein, sich sofort mit der Leistung verwirklichen oder scheitern; man leistet, um eine Verpflichtung zustande zu bringen, aus nicht bindender Darlehns- zusage, oder um einen Rechtsgrund zu schaffen; hierher kann man die Fälle der sogenannten Heilung bei Formverstoß rechnen, das formlose Schenkversprechen wird erfüllt (§ 518 II), die nichtige Verpflichtung zur Grundstücksveräußerung wird durchgeführt (§313 S. 2), das formlose Bürgschaftsversprechen wird erfüllt (§ 766 S. 2) u. a. Daß in diesen Fällen das Geleistete mit dem Vollzuge der Leistung endgültig Eigentum des Empfängers wird und blei- ben muß, daß also hier ein Rechtsgrund der Wertbewegung wie der Wertbehaltung vorliegt, bedarf keiner weiteren Rechtfertigung.

13) Aus diesem Grunde bestehen gegen die Ergebnisse der Abhandlung von Käser, AcP. 23 (143), 1 ff., gewisse Bedenken.

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2. Der Zweck der Leistung kann aber auch ein entfernterer, an weitere Voraussetzungen geknüpfter fein. Hierher gehören die Fälle, die im Nereicherungsrecht von der sogenannten conäiotio 02.U8H äa.t9. causa, non 86outa. erfaßt werden. Bei Tatbeständen dieser Art besteht bereits nach geltenden: Recht für den Leistenden die Möglichkeit, sich dinglich durch anffchiebend oder auflösend be- dingte Verfügung selbst zu sichern; er kann jedoch auch die Ver- fügung unbedingt vornehmen und den etwaigen Ausgleich dein Nereicherungsanspruche überlassen. Darum erscheint es in diesen Fällen nicht angemessen, den Ausfall oder Nichteintritt des Zweckes zum Ausfall oder Wegfall des Erwerbes selbst führen zu lassen; vielmehr sollte auch hier der Unterschied zwischen bedingter und unbedingter Verfügung aufrechterhalten und trotz Nichteintrittes oder Scheiterns des vereinbarten Zweckes ein Rechtsgrund der Wertbewegung, nicht aber mehr ein solcher der Wertbehaltung angenommen werden, der hier nur zu schuldrechtlichem Ausgleich führt.

X. Vei der Bewertung des mangelhaften Rechtsgrundes muß zwischen unmittelbar und nur mittelbar wirkenden Mängeln unter- schieden werden.

1. Bei Durchführung der Rechtsgrundabhängigkeit müssen Nichtigkeit und Anfechtung des Grundgeschäfts zur Vernichtung des Eigentumserwerbs führen. Die Nichtigkeit wegen Gesetzes- oder Sittenverstoßes ist bereits oben behandelt worden. Als Nichtig- teitsfälle sind nach geltendem Recht darum noch anzuführen: die Nichtigkeit wegen Dissenses, wegen Scheingeschäfts, wegen er- kannter Mentalreservation, wegen erkennbaren Scherzes. Von den Anfechtungstatbeständen sei die Irrtumsanfechtung und die An- fechtung wegen Drohung und arglistiger Täuschung erwähnt. So- weit Nichtigkeit und Anfechtbarkeit im Interesse der Vertragstreue, des Rechtsfriedens und des Rechtsverkehrs im kommenden Recht stärker zurückgedrängt werden sollten, würde zwar nicht das Er- setzen der Nichtigkeit durch die Anfechtbarkeit um deren Rück- wirkung und unmittelbarer Wirkung willen, wohl aber ihre Be- seitigung durch Rechtsbehelfe mit Ietztwirkung dazu führen, daß

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die Wertbewegung gültig bleibt und nur der Rechtsgrund der Wertbehaltung unmittelbar oder mittelbar entfällt.

2. Bleibt das Verfügungsgeschäft als selbständiges Rechts- geschäft erhalten, so bedarf es keiner weiteren Ausführung, daß die

aufschiebend oder auflösend bedingt vorgenommene Verfügung bei Ausfall bzw. Eintritt der Bedingung nichtig bleibt oder wird, soweit nicht das Gesetz Verfügungen für bedingungsfeindlich er- klärt (§ 925 II). Beseitigt man das Verfügungsgeschäft, so muß das bedingt vorgenommene Verpflichtungsgeschäft auch zu einer entsprechend bedingten Wertbewegung führen. Hier müßte man

freilich zulassen, daß auch beim unbedingten Rechtsgrunde doch eine bedingte Verfügung, bei bedingtem Rechtsgrunde doch eine unbedingte möglich ist ").

3. Bei der Treuhandverfügung mag die Übertragung auf Grund einer Verpflichtung oder zur Begründung einer solchen er- folgen; der Nechtsgrund für die Wertbewegung ist diese Ver- pflichtung oder der Zweä des Abschlusses eines Verwaltungsver- trages. Der Rechtsgrund der Wertbehaltung dagegen ist die Ge- schäftsbesorgung. Bei der Sicherungsübereignung ist der Rechts- grund der Wertbewegung die Verpflichtung zur Sicherung, der Rechtsgrund der Wertbehaltung dagegen das durch diesen Siche- rungszweck bestimmte Sicherungsverhältnis. Darum ist die Über- eignung in beiden Fällen gültig, wenn der Rechtsgrund der Wert- bewegung vorlag. Sie entfällt bei auflösend bedingter Über- eignung unmittelbar, sie wird jedoch nur schuldrechtlich rückforder- bar, wenn der Treuhandauftrag oder der Sicherungsvertrag ent- fällt.

4. Nachträglicher Wegfall des Leistungszweckes, Nichteintritt des vereinbarten Erfolges, Wandlung, Kündigung, Rücktritt, Zeit- ablauf, soweit keine auflösende Befristung vorliegt, besitzen da- gegen keine unmittelbare, sondern nur mittelbare Wirkung. Sie führen vom Standpunkte der Rechtsgrundabhängigkeit aus ge- sehen lediglich zu einem Abwicklungsverhältnis mit umgekehrter

14) Vgl. Krause, AcP. 146, 321 f.

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Leistungspflicht. Hier bleibt darum das erste Verfügungsgeschäft der Rechtsgrund der Wertbewegung wie der Wertbehaltung gültig, und es entsteht nur eine Verpflichtung zur Gegenverfügung. Diese Lösung ist nicht so sehr dogmatisch zu rechtfertigen, als aus der Abgrenzung zu verwandten Fällen heraus, insbesondere zur Be- endigung des Darlehensverhältnisses, bei dem schon rein wirtschaft- lich ein Rückfall des Eigentums an verbrauchtem Gelde sinnlos wäre.

5. Zweifelhaft kann sein, ob auch bei vermeintlichem, beider- seits nur angenommenen Rechtsgrunde die Verfügung ungültig sein soll. Die gemeinrechtliche Entwicklung hat die Gültigkeit der Verfügung bei o^usa putativa anerkannt, ihr sind zahlreiche Rechte gefolgt. Allein es besteht kein begründeter Anlaß, in diesen Fällen eine Ausnahme von der Nechtsgrundabhängigkeit zuzulassen. Auch hier ist im Innenverhältnis der Erwerb ungerechtfertigt, im Ver- hältnis zu Dritten aber kann der Vertrauens- und Verkehrsschutz genügende Sicherheit gewähren. Darum muß auch das Fehlen eines wirklichen Rechtsgrundes trotz beiderseitigen Glaubens an ihn zur Nichtigkeit der Wertbewegung führen. Das hat zur Folge, daß etwa auch die Leistung auf Grund eines für gültig gehaltenen Testamentes an einen Pflichtteilsberechtigten, Vermächtnisneh- mer und Auflagebegünstigten unwirksam ist, wenn sich nach Jahren herausstellt, daß dieses Testament durch ein späteres aufgehoben worden ist. Allein abgesehen davon, daß gerade in diesen Fällen ein Vertrauensschutz dringend erwünscht wäre, entspricht diese Rechtslage nur der, die im Verhältnis zwischen wahrem und ver- meintlichem Erben besteht, und kann schon darum nicht ungerecht- fertigt erscheinen.

XI. Für die gesetzestechnische Verwirklichung der Rechtsgrund- abhängigkeit stehen verschiedene Wege offen. Man kann völlig bei der bisherigen Regelung stehenbleiben und nur den Anspruch wegen ungerechtfertigter Bereicherung bei grundloser Verfügung im Konkurse oder gegenüber Vollstreckungsgläubigern des Er- werbers verdinglichen. Man kann weiter die Einigung des bis- herigen Rechtes aufrechterhalten und nur die Nichtigkeit und An-

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fechtung des Rechtsgrundes auch auf sie erstrecken; man kann sich schließlich mit dem Rechtsgrunde und der Vesihübertragung bei Fahrnisrechten, dem Antrag, der Vewilligung und Buchung bei Bodenrechten begnügen und die Verfügungswirkung von der Ne- sitzübertragung, Ersatzabrede, Buchung und von der Gültigkeit des Grundgeschäfts abhängig machen.

Die beste Lösung scheint es zu sein, wenn man zum mindesten im Fahrnisrecht die Einigung aufrechterhält und nur ihre Gültig- keit von dem Bestehen eines Rechtsgrundes abhängig macht. Im Nodenrecht könnte man sich allenfalls mit dem Rechtsgrunde und der auf Antrag und Bewilligung gegründeten Buchung begnügen. Allein auch hier dürfte die Aufrechterhaltung der Einigung emp- fehlenswerter sein.

Gesetzestechnisch verfehlt wäre es, etwa bei § 873 und z 929 einen Katalog von Rechtsgründen in ermüdender Breite auf- zuzählen. Sehr wohl durchführbar ist es dagegen, bei diesen Be- stimmungen allgemein die Rechtsgrundabhängigkeit zu betonen und in den zweifelhaften Fällen die Verneinung oder Bejahung eines Rechtsgrundes hervorzuheben und bei den Auswirkungen der Mängel des Rechtsgrundes auch deren Einfluß auf die Ver- fügung zu regeln.

Archiv f. d. civ. Praxis. N. F. 26. (146). Heft l. 4

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