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Klostererlebnistage Der Weltkultur am Bodensee auf der Spur Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau Nummer 19 3. bis 23. Oktober 2020 3 Wochen

Red Mantel 1920...Ja, ich dachte, ich hätte mehr Zeit … um zu leben. Heute merke ich, dass ich mir Illusionen gemacht habe. Ich stecke wieder im Räder-werk – im Räderwerk des

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Page 1: Red Mantel 1920...Ja, ich dachte, ich hätte mehr Zeit … um zu leben. Heute merke ich, dass ich mir Illusionen gemacht habe. Ich stecke wieder im Räder-werk – im Räderwerk des

KlostererlebnistageDer Weltkultur am Bodensee auf der Spur

Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau

Nummer 193. bis 23. Oktober 20203 Wochen

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……Editorial Inhalt

Detlef Kissner

Als vor einigen Jahren ein in der Bodenseeregion neugegründeter Tourismusverband auf Kirchgemeindenund kirchliche Einrichtungen zuging und ihnen eine Kooperation anbot, war ich zugegebenermassen skeptisch: Wie passt das zusammen – eine mit Hoch-glanzprospekten werbende, kommerziell ausgerichteteBranche und die Kirche, die die Menschen auf Gottesunvergleichliche Liebe aufmerksam machen und für sieda sein möchte? Besteht da nicht die Gefahr, dass dieKirche schliesslich vor einen Karren gespannt wird,den sie gar nicht ziehen möchte?

Auf den zweiten Blick entdeckte ich auch andereAspekte. Hinter kirchlichen Mauern sind zahlreicheSchätze verborgen, die vielen Menschen nicht (mehr)bekannt sind: architektonische Meisterleistungen,Zeugnisse aus vergangenen Zeiten, die die nähere Umgebung oder gar das christliche Abendland ver -änderten, oder Geschichten, die viele Generationen«genährt» haben. Solche kleinen und grossen Kost -barkeiten dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Essind Wurzeln unserer Kultur, die gesellschaftliche Identität stiften und uns Impulse für die Gestaltung unserer Zukunft geben.

Der Flyer der diesjährigen Klostererlebnistage mit seinen vielfältigen Angeboten hat mich vollständig davon überzeugt, dass eine solche Kooperation Sinnmacht, ja den Kirchen sogar eine grosse Chance bietet. Denn so ein Projekt spricht mit Sicherheit auchMenschen an, die sich schon lange von der Kirche und dem Gemeindeleben vor Ort verabschiedet haben,die sich aber für Literatur, Musik, Kunst, Architekturund Geschichte interessieren oder einfach neugierigdarauf sind, was sich hinter den Mauern ihres Quartiers verbirgt. So erleben sie Kirche einmal von einer anderen Seite, und Seelsorgende können in einem anderen Kontext wie z. B. einem Gottesdienstmit ihnen in Kontakt kommen. Wenn ein Draht zu -einander gefunden wird, entwickeln sich leicht Ge -spräche über die eigenen Vorstellungen, Sorgen, Hoffnungen oder den Glauben. Voraussetzung für solche Anknüpfungspunkte ist allerdings, dass Seel-sorger*innen die Chance solcher Anlässe erkennen,sich Zeit dafür nehmen und sich für die Menschen, die da kommen, interessieren.

Titelbild: Der Kreuzgang des Klosters St.Georgen in Stein am Rhein

Bild: Whgler/Wikimedia commons

3+4 Klostererlebnistage: Spirituelle SpurensucheEintauchen in den klösterlichen Lebensrhythmus

5 Kirchenentwicklung: Das eigene Christsein zeitgemäss interpretierenDogmatiker referiert über «Selbstverantwortliche Kirchgemeinden»

6 Ökologie und Kirche: «Wir leben auf Kosten anderer»Warum Christen auf dem Bundesplatz streiken

7 Religionspädagogik: Hilfen zu IntegrationHeilpädagogische Beratung im Religionsunterricht

Religionspädagogik: Neuer Lehrplan verabschiedetKompetenzorientiertes Lernen auch im Religionsunterricht

8 Gedankenimpuls von Mahatma Gandhi

PFARREIMITTEILUNGEN

9 Den Glauben feiern:Gottesdienste und Gedanken zum Sonntag

10 Thurgau: Leitung ist Dienst für die MenschenNeuer Pfarrer in Kreuzlingen eingesetzt

10+11 Kirche ohne Grenzen: Ein Regenbogen für Novi TravnikHilfsprojekt in Bosnien und Herzegowina

12 Tierfreundliche Kirche: Tiere achten und schützenInitiative von AKUT startet

12 News

13 Aus dem Bistum · Thurgau · Schaffhausen

14+15 Tipps aus der Redaktion: Veranstaltungen und Medien

16 Cartoon & Zum Schluss

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Klostererlebnistage

Spirituelle SpurensucheEintauchen in den klösterlichen Lebensrhythmus

An den Klostererlebnistagen am Boden-see erleben die Besucher*innen vom 8. bis zum 11. Oktober ehemalige und aktive Klöster hautnah. 22 Klosterorte öffnen dafür in der ganzen Bodensee -region ihre Pforten und gewähren – auch auf Schweizer Seite – ungewöhnliche Einblicke.

Die Klöster der Bodenseeregion hatten seitdem Mittelalter und über alle Grenzen hin-weg einen prägenden Charakter. BestesBeispiel sind die UNESCO-Welterbe-KlösterReichenau und St. Gallen, die Kunst undKultur in ganz Europa beeinflusst haben.Auch mit ihrer Architektur haben Klösterund Kirchen der Bodenseeregion ihrenStempel aufgedrückt: Die drei bedeuten-den Reichenauer Klosterkirchen lassen dieklare Schönheit der Romanik erstrahlen,während in der St. Galler Kathedrale oderim Kloster St. Katharinental das Zeitalterdes Barock auflebt.

Vielfältiges ProgrammDoch wie sah früher der Alltag von Mön-chen und Nonnen überhaupt aus? DieserFrage können Besucher*innen im Oktoberan den Klostererlebnistagen nachgehen.Während vier Tagen geben rund 22 ehema-lige und noch aktive Klöster rund um denBodensee Einblicke in ihre reiche Geschich-te. Die einen laden zur Übernachtung imKloster ein, zu Wildkräuterwanderungenoder Weinproben, die anderen zum musika-lischen Austausch, viele bieten nicht alltäg-liche Führungen an. So zeigt das Freilicht-museum und die Klosterbaustelle CampusGalli in Messkirch (D) auf, wie mit altenWerkzeugen und Techniken aus dem Mittel-alter ein Kloster nach dem berühmten«St. Galler Klosterplan» entsteht (forum -Kirche Nr. 10/2019). Vielerorts werdenauch Veranstaltungen angeboten, die denBesucher*innen Raum und Zeit für innereEinkehr bieten.

Gelebte GeschichteSo können in der Kartause Ittingen Besu-cher*innen vom 9. bis 11. Oktober ein gan-zes Wochenende lang «Auf den Spuren derMönche» wandeln. «Das ehemalige Kar-täuserkloster ist authentisch erhalten undrestauriert. Innerhalb der Anlage begegnetman hier an unzähligen Plätzen der Ge-schichte des Ortes. Vor allem beim Besuchder Klosterkirche und der ehemaligen

«Mönchszellen» im Ittinger Museum wirddie Geisteshaltung der ehemaligen Kloster-bewohner deutlich spürbar», erklärt Cornelia Mechler, Leiterin Verwaltung, Marketing und PR des Kunstmuseums Thur-gau/Ittinger Museum. Dabei würden, erzähltsie weiter, Gedanken zu Stille, Einsamkeitund zum Schweigen vermittelt, «die in die-ser konsequent gelebten Form heuteschwer nachvollziehbar sind, jedoch wert-volle Impulse für unsere Zeit geben». Kir-chen und Klöster seien Zentren von Wis-sen, Kultur und Macht gewesen, nicht nuraufgrund ihres finanziellen Reichtums, son-dern vor allem wegen ihrer geistigen Werte.«Ihre besondere Wirtschafts- und Lebens-weise hat im Bodenseeraum nicht nur eineeinzigartige Kulturlandschaft geschaffen,sondern Impulse für Neuerungen in vieler-lei Hinsicht gegeben», sagt sie.

Mystik und BarockAm 10. Oktober wird im Kloster St. Kathari-nental in Diessenhofen ab 10 Uhr das Git-ter geöffnet, das normalerweise die Besu-cher*innen vom Kirchenraum und dessenvollständiger Besichtigung trennt. Jeweilsum 11 Uhr und um 13 Uhr gibt die einstün-dige kostenlose Führung «Mystik und Ba-rock» durch die Klosterkirche und das Klei-ne Hausmuseum Einblick in die Bau- undKlostergeschichte von St. Katharinental.Das Dominikanerinnenkloster war vor allemim 14. Jahrhundert einer der Orte, wo die

Mystik durch das Wirken von Meister Eckhart und Heinrich Seuse das Kloster -leben bestimmte. Im 18. Jahrhundert wurde unter der Priorin von Rottenberg derbarocke Klosterkomplex neu errichtet. «Diebeiden Perioden beschreiben die lange Tradition der Klosterbauten auf diesemspeziellen Areal am Rhein», erklärt BettySonnberger. Die Kunsthistorikerin ist beider Thurgauer Denkmalpflege für kirchlicheKunstgegenstände zuständig und führt zusammen mit einem Kollegen durch diegeschichtsträchtigen Gebäude. Als musi -kalischer Ausklang findet um 15 Uhr ein Live-Orgelkonzert auf der grossen Bommer Orgel statt. «Ein seltenes Vergnügen, da wir in diesem Jahr praktisch keine Konzerte durchführen konnten», so BettySonnberger.

Ein VergleichIm Mittelpunkt der Tagesfahrt «Kirchen, Klöster & Konzil», die am 9. Oktober in Konstanz startet, stehen zwei bedeutendeBenediktinerklöster, nämlich das von derInsel Reichenau und das von Stein amRhein. «Die Idee dabei ist, zwei ganz unter-schiedliche Klostertypen zusammenzubrin-gen», erklärt Kunsthistoriker und PhilosophHenry Gerlach, der die Fahrt begleiten wird.Während das grosse Reichskloster der Rei-chenau nach seiner Blütezeit im 11. Jahr-hundert an Bedeutung verlor, erlebte das

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Das ehemalige Kartäuserkloster Ittingen verbindet auf einzigartige Weise klösterliche Werte wie

Kultur, Spiritualität und Bildung.

(Fortsetzung nächste Seite)

TITELGESCHICHTE

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Wichtige Bedeutung«Uns war es wichtig aufzuzeigen, welchekulturelle Bedeutung Klöster im Laufe derGeschichte hatten und was von diesen Wer-ten die Zeit überdauert hat. Ein Kirchen-raum lässt sich nicht auf einige historischeFakten reduzieren, sondern hat bis heuteeine Wirkung auf uns», erklärt der Histori-ker Helmut Fidler, Projektmanager für Kulturund Touren beim Tourismusverband RegioKonstanz-Bodensee-Hegau e.V. Der Verbandmit Sitz in Konstanz koordiniert die Leitungdes Projekts «Inspiration Bodensee: Kir-chen, Klöster, Weltkultur», im Rahmen des-sen die grenzüberschreitenden Kloster-erlebnistage vor gut drei Jahren entstanden.Dies mit dem Ziel, die bedeutenden Klösterund Kirchen der Region verstärkt in den Fokus zu rücken. «Wir möchten an die da-maligen Vorstellungen anknüpfen, die manfrüher mit diesen Orten verband und warumdiese über die Jahrhunderte so wichtig fürdie Menschen gewesen sind. Im Blick zu-rück kann man die gelebten Traditionen alsspirituelles Erlebnis ins Hier und Jetzttransportieren», so Fidler.

Grenzüberschreitendes KonzeptAn dem Projekt «Inspiration Bodensee: Kirchen, Klöster, Weltkultur» beteiligen sichdie regionalen Touristikverbände (aufSchweizer Seite Thurgau Tourismus undSt. Gallen Bodensee Tourismus), die Evan -gelischen Landeskirchen in Baden-Würt-temberg sowie die Erzdiözese Freiburg, dieDiözese Rottenburg-Stuttgart, die StiftungWelterbe Klosterinsel Reichenau, das Ittin-ger Museum und der Verein Weltkultur erbeStiftsbezirk St. Gallen. Finanziert wird esaus Geldern des EU-FörderprogrammsINTERREG. Von Anfang an sei dabei klar ge-wesen, dass man die Schweizer Klöster indas Konzept integrieren möchte. «Bis 1821reichte das alte Bistum Konstanz bis nachSt. Gallen und den Alpenrand. Das spiegeltauch das Projekt wider – das, was man als

Bodenseeregion bezeichnet, ist nicht durcheine Grenze bestimmt, sondern umfasst alle vier Länder. Die Bereitschaft an einerZusammenarbeit war deshalb auch überallvorhanden», so Helmut Fidler. Dafür stehebeispielsweise auch die Kunst des Ober-bussnanger Künstlers Daniel Gallmann, der noch bis Juni 2021 in vier Kirchen inÖhningen und Stein am Rhein mit seinenInstallationen aus dem Grenzraum einenKunstraum mache. Angesprochen auf die Zukunft der Klösterund die Gefahr für die heute noch aktivenKlöster durch Überalterung sagt HelmutFidler: «Die Kartause Ittingen ist ein präg-nantes Beispiel dafür, wie ein ehemaligesKloster nach der damaligen Traditionweitergeführt werden kann». Er ergänzt:«Mit unserem Projekt können wir zeigen,dass es die Klöster gibt und dass die kul -turellen Impulse, die von ihnen ausge -gangen sind, bis heute wirken und eine Existenzberechtigung haben».

Sarah Stutte, Detlef Kissner

kleinere Kloster St. Georgen in Stein amRhein im 13. Jahrhundert erst seinen Auf-schwung. Auf der Reichenau wird die Klos -tergeschichte vor allem an der KircheSt. Georg (Oberzell) aufgezeigt. Eine Be-sonderheit stellt dort das Spottbild mit derKuhhaut dar, auf die der Teufel das «Blabla»der «geschwätzigen Weiber» schreibt. DerAufenthalt auf der Insel wird mit einemSpaziergang auf die Hochwart abgerundet.Anschliessend führt die Fahrt über die Hörinach Stein am Rhein. «Wir gehen auch derFrage nach, was ein Reichskloster ist undwelche anderen Klöster es in der näherenUmgebung gab», ergänzt Gerlach.

Tradition des PilgernsIn Konstanz selbst kann man am 10. Okto -ber auf unterschiedliche Weise den Spurenklösterlichen Lebens folgen. Die Stadtfüh-rung «Das grosse sakrale Erbe» vermitteltHintergründe zum ehemaligen Dominikan-erkloster (heute Inselhotel), zum KlosterZoffingen, das auf eine Beginengemein-schaft von Wil zurückgeht, zur Stefans -kirche und Dreifaltigkeitskirche. Der «Stadt-spaziergang» orientiert sich am altenJakobsweg vom Münster zum KirchleinBernrain. Während des Spaziergangs wirddie Historikerin Frauke Dammert Wissens-wertes über die Tradition des Pilgerns, dieGeschichte der Wallfahrtskapelle «Heilig-kreuz auf Bernrain», den Schwabenweg imThurgau und die religiöse Bedeutung vonKonstanz im Mittelalter vermitteln. Wersich eher für die klösterliche Spiritualitätinteressiert, kann zum ehrwürdigen HausSt. Josef am Münsterplatz kommen. Dortbieten die Pallottiner einen Einblick in ihreGemeinschaft und laden zu einer Stille -übung in ihrem Gebetsraum ein.

Klostererlebnistage

(Fortsetzung von Seite 3)

Weitere Informationen Die Veranstalter empfehlen nochmals zu überprüfen, ob die einzelnen Anlässewirklich stattfinden können. An vielen Orten wird zudem eine Anmelde- und Maskenpflicht vorausgesetzt. Mehr zuden Klostererlebnistagen und das komplette Programm zum Download:www.bodensee-kloester.eu. Unter demProjekt «Inspiration Bodensee: Kirchen,Klöster, Weltkultur» laufen noch weitereVeranstaltungen wie beispielsweise eineTagung im Rahmen des 150-Jahr-Jubi-läums der Landeskirchen Thurgau zumThema «Kunst & Kirche heute» in derKartause Ittingen (16./17. Oktober), Anmeldung noch möglich.

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Die alte Bischofsstadt Konstanz lädt ein zu einer historischen Führung durch das Münster.

Helmut Fidler, Historiker und Projektmanager

für Kultur und Touren beim Tourismus verband

Regio Konstanz-Bodensee-Hegau e.V.

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darin nicht mehr zurechtfinden. Sie nennensich «Kirche in selbständiger Position» undtreffen sich regelmässig zu ökumenischenGottesdiensten, die Menschen anspre-chen. Sie gehen ihren Weg ganz unspekta-kulär, lassen sich von ihrem Bischof nichtmehr Dinge vorschreiben, die ihrer Ansichtnach mit der Botschaft Jesu wenig zu tunhaben.

Es geht also um die eigene Erfahrung, der mehr Bedeutung zugemessen wird…Ja, aber sie hat nicht den Unterton: Das ist meine subjektive Entscheidung. Es gehtihnen nicht um eine pietistische Erfahrung,sondern um eine, die aus einem Konsensheraus entstanden ist. Wenn diese Gemein-den um ihre Meinung gefragt werden,scheuen sie die Öffentlichkeit nicht. Sie suchen jedoch nicht die öffentliche Provoka-tion. Für die Leitung des Gottesdienstesentscheiden sie sich gerne für einen katho-lischen Priester. Es kann aber auch einevangelischer Pastor sein oder jemand ausden eigenen Reihen, die oder der dafür be-stimmt wurde. Solche Gemeinden suchennicht den Streit, sondern gehen ihren eige-nen Weg in der inneren Gewissheit, dasssie etwas verändern müssen, wenn sie ihrChristsein zeitgemäss interpretieren wollen.

Wie bleiben die Gemeinschaften unter -einander verbunden?Ich sehe zwei Wege, die zunächst parallellaufen können. Die bislang traditionellenGemeinden könnten mit grosser Klugheitihren eigenen Weg gehen, nicht gleich allesauf Konflikt bürsten, sondern verhandelnoder etwas verändern, ohne es an die grosse Glocke zu hängen. Wenn dennoch

ein Konflikt entsteht, sollte eroffen aus getragen werden. Auf der anderen Seite werdenwir an vielen Orten in dieschwierige Phase kommen, inder die traditionelle Pastoral zusammenbricht, z. B. weilPries ter fehlen. Vielleicht wer-den irgendwelche Gruppierun-gen entstehen, die schwer zudefinieren sind. Es kann danndurchaus 10 bis 15 Jahre dau-ern, bis sich herauskristallisierthat, wie diese Gruppen sich verstehen und was genau siewollen.

Könnten diese Ideen nicht zu einer Kirchenspaltung führen?Das kann ich nicht ausschlies-sen. Was ist vorzuziehen, einVerschwinden oder eine Spaltung? Die institutionelleEinheit hat keine Prioritätgegenüber der inneren über -zeugenden Klarheit. Wir sindheute nicht in der Situation wieam Vorabend der Re forma tion,

als die Institution Kirche wie ein geschlossener Block dastand, sich einerReform verweigerte und die Reformwilligeneinfach rausschmiss. Nein, die InstitutionKirche ist selber am Zusammenbrechen.Deshalb wird es vielleicht harte Flügel-kämpfe geben, aber wohl keine offeneSpaltung. Entscheidend ist, dass sich langfristig eine neue Idee von kirchlicherLebenspraxis entwickelt, die nach aussenüberzeugt.

Interview: Detlef Kissner

Das ganze Interview finden Sie auf www.forumKirche.ch, nähere Infos zum Vortrag auf Seite 14.

Das eigene Christsein zeitgemäss interpretierenDogmatiker referiert über «Selbstverantwortliche Kirchgemeinden»

Am 26. Oktober kommt Prof. Dr. HermannHäring nach Romanshorn, um einen Vor-trag über das Thema «Selbstverantwort -liche Kirchgemeinden – Zwischen Utopieund Realismus» zu halten. Der kritischeTheologe aus Tübingen (D) propagiert einen Aufbruch der Kirche «von unten». In einem Interview beschreibt er, wie ersich diesen Erneuerungsprozess vorstellt.

Was ist Ihr Hauptanliegen? Wo setzt Ihre Kritik an?Die Aufgabe der westeuropä -ischen Kirche ist es, endlich einKirchenmodell zu entwi ckeln, daseinerseits den Menschenrechtenvoll entspricht – da darf es keineGrauzone mehr geben – und aufder anderen Seite entschiedendaran arbeitet, die vormoderneVergangenheit ab zulösen.

Was verstehen Sie unter«selbstverant wortlichen Kirchgemeinden»?Als die Kirche im RömischenReich zur Staatskirche wurde, erhielten die Bischöfe staat licheVorrechte. Es entstand ein Modell der Kirchenleitung, indem die Autorität von oben nachunten weitergereicht wird. Damitging etwas Wertvolles kaputt, nämlich der Ausgangspunkt allerVollmacht, aller Wahrheitssuche,aus den Gemeinden. Paulus hat einzelne Gemeinden als «Kirche» angesprochen. Deshalb wäre esvom biblischen Standpunkt aus wichtig,dass wir jede Gemeinde im Vollsinn als Kirche verstehen. Das berührt unmittelbardie Eigenverantwortlichkeit der Gemeinden,denn bis jetzt waren wir eine Kirchenstruk-tur gewöhnt, die alle Entscheidungsvoll-macht prinzipiell bei den Bischöfen bzw.dem Papst niederlegt. Jede Gemeindemuss lernen, ihre eigene christliche Le-bensform zu finden, zu entwickeln und zuvertreten. Dieser Paradigmenwechsel hatin Bezug auf die Kirchenleitung weitreichen-de Konsequenzen. Dann wird jedes Amtvon den Gemeinden delegiert.

Gibt es schon solche Gemeinschaften?In den Niederlanden gibt es immer mehrMenschen, die sich aus alten Pfarrstruk -turen zurückgezogen haben, weil sie sich

Kirchenentwicklung

Hermann Häring war von 1980 bis 2005 Professor für

systematische Theologie bzw. für Wissenschaftstheorie und

Theologie an der Universität Nijmegen (Holland).

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die wegen des Klimawandels keine Lebens-grundlage haben. Das ist ein wichtiges Thema für die Kirche. Leider geht es oftvergessen. Die Folgen des Klimawandelsscheinen weit weg. Und viele sind über -fordert und wissen nicht genau, was sie tunkönnen.

Wie integrieren Sie Ihr Klima-Engagementin Ihren Glauben?Ich bin reformiert, gehe aber zurzeit in diemethodistische Kirche in Zürich im Kreis 4.Dort ist das soziale Engagement sehr wichtig. Viele Menschen mit Fluchterfah-rung sind Teil der Gemeinde. Das zeigt: Die Klimakrise betrifft auch uns.

Zelte gehören zur Blockade des Bundes -platzes. Können Sie gut schlafen?Ich habe nicht im Zelt geschlafen. VonSonntag bis Montag war ich in der Reithalleund danach in einem Haus. Sonst be -komme ich zu wenig Schlaf. Das Demons -trieren braucht viel Energie, daher habe ichmir ein Bett gegönnt.

Fürchten Sie die Konfrontation mit der Polizei?Nein, ich war schon öfter bei Demos undBesetzungen dabei. Die Polizei in Bern warbislang anständig. Hoffentlich bleibt sie es.

Das Interview hat kath.ch am Abend des 22. Septembers in Bern geführt. In derNacht hat die Polizei begonnen, denBundesplatz zu räumen. Am Morgen des 23. Septembers folgt ein Telefonat mit Silvia Siegrist.

Wie beurteilen Sie die Räumung?Ich bin enttäuscht von der Regierung, dassunsere friedliche Gemeinschaft auf dem

Bundesplatz geräumt wurde. Wir haben die Stadt und die Session nicht gestört, sondern über die Forderungen für eine klimagerechte Welt ernsthaft diskutiert.

Rechtsstaat ist Rechtsstaat.Unser Protest ist legitim, weil wir uns fürunseren Planeten einsetzen. Ihm drohtsonst die Zerstörung.

Sie haben nicht auf dem Bundesplatz über-nachtet. Wie geht es Ihren Kolleginnen und Kollegen?Manche wurden festgenommen. Ich hoffe,es geht ihnen gut und sie sind bald wiederfrei. Wir lassen uns nicht entmutigen durchdiese Räumung. Wir werden weiterhin kreative Wege finden, auf die Klimakrisehinzuweisen.

Silvia Siegrist (25) lebt in Zürich. Sie arbeitet als Software-Entwicklerin und be-ginnt nun ein Psychologie-Studium. Mit dem Zürcher Grossmünsterpfarrer Christoph Sigrist ist sie nicht verwandt – das zeigt das«e» in ihrem Namen. Silvia Siegrist sagt:«Wir von der Christian Climate Action hattenmit Christoph Sigrist Kontakt, aber noch keinen Event mit ihm.»

Raphael Rauch/Red.

«Wir leben auf Kosten anderer»Warum Christen auf dem Bundesplatz streiken

Klima-Streik in Bern: Die Polizei räumt den Bundesplatz. Mit dabei: die ChristianClimate Action. Warum zwölf Christen vonKirche zu Kirche ziehen, weiss die Soft-ware-Entwicklerin Silvia Siegrist (25).

Warum haben Sie den Bundesplatz blockiert?Es wird Zeit, dass wir die Klimafrage wiederins Zentrum der politischen Diskussion rücken. Es geht um unsere Schöpfung. Corona hat in den letzten Monaten allesdominiert. Jetzt muss die Klimafrage wie-der wichtiger werden.

Was war der Beitrag der Christian ClimateAction?Wir sind in Bern in einer Gruppe von Kirchezu Kirche gezogen. Wir hatten einen gros-sen Banner: «Creation cries out», die ganzeSchöpfung schreit.

Haben Sie auch gebetet?Natürlich. Es gab auch Schweigeminutenund Gebete. In der katholischen Marienkir-che gab es eine kurze Predigt, Zeit zur Stil-le und ein Gebet. Kein liturgisches Gebet,sondern ein freies Gebet. Insgesamt warenwir zwölf Leute.

Fast schon biblisch…Es könnten ruhig mehr sein. Es gibt so vie-le Christen. Da sind zwölf Teilnehmerinnenund Teilnehmer eher mickrig.

Was genau ist christlich an Ihrem Klima-Engagement?«Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.»Dieser Satz prägt uns Christen und hatsehr viel mit der Klimakrise zu tun. Wir le-ben auf Kosten anderer. Es gibt Menschen,

Ökologie und Kirche

Fastenopfer nahm an Klimawoche teilParallel zur Besetzung des Bundes -platzes fand eine Klimaaktionswoche inBern statt, zu der auch das Hilfswerk Fastenopfer eingeladen worden war. DieAktionswoche wurde von einer Gruppemit dem Namen «Rise up for change» organisiert. Die Gruppe wird von ver-schiedenen Organisationen unterstützt,unter anderem von Greenpeace. Hilfs-werk-Direktor Bernd Nilles sprach zu denTeilnehmenden der Aktionswoche «ganzlegal in einem Klimaworkshop». «Die Or-ganisatoren haben uns wie auch andereHilfswerke, NGOs, Wissenschaftlerinnenund Wissenschaftler über die Aktions -woche informiert und auch als Expertennach Bern eingeladen, um über Klima -gerechtigkeit und die Folgen der Klima-krise für arme Länder vorzutragen», er-klärte Nilles gegenüber kath.ch. DasHilfswerk leistete der Einladung Folge.Es unterstützte aber «keinerlei Aktionendes zivilen Ungehorsams», sondern nurbewilligte Klimaaktionen.

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Silvia Siegrist von Christian Climate Action an der Klima-Demo vor dem Bundeshaus in Bern.

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Pragmatische LösungenEin Beispiel für eine Beratungssituationkann der Schulwechsel eines Schülers indie Sonderschule sein. Dabei taucht nichtnur bei den Eltern die Frage auf, wo kanndas Kind nun den Religionsunterricht besu-chen, sondern auch bei der Pfarrei desSchülers, die bisher für den regulären Reli-gionsunterricht zuständig war. Die Sonder-schulen im Kanton bieten meist HRU an, je-doch nicht alle, dann kommt die Beratungmit der Fachperson Integration und HRUzum Tragen. Eine weitere Aufgabe der Bera-tung ist die Integrationsarbeit in der Vorbe-reitung auf die Sakramente Eucharistie,Versöhnung und Firmung. Es kann auchvorkommen, dass sich die Sonderschulebei der Beratung meldet, weil ein Schülergefirmt werden möchte, aber in der Pfarreiselber keine Betreuungsmöglichkeit gebo-ten werden kann. Pragmatische Lösungensind bei jeder Beratung das Ziel. Damit dieHemmschwelle für katechetisch Tätigenicht so hoch ist, gestaltet man den Zu-gang zum Beratungsangebot bewusst un-kompliziert und sucht regelmässig denKontakt zu den Verantwortlichen der Kate-chese in den Pfarreien, aber auch zu denSonderschulen. Die Integration gewinntdann an Wirklichkeit, wenn durch individuel-le Beratung und Begleitung von Sonder-schulen, HRU Lehrpersonen, Religionslehr-personen in der Regelkatechese undschliesslich auch von Pfarreien die Partizi-pation von Kindern und Jugendlichen mit ei-ner Beeinträchtigung gelebt werden kann.

Judith Meyer, Fachperson Integration und HRU, Fachstelle Religionspädagogik,

Kath. Landeskirche TG

Nähere Infos: www.rep.kath-tg.ch

Neuer LehrplanverabschiedetKompetenzorientiertesLernen auch im Religions-unterricht

Die ökumenische Strategiegruppe Lehr-plan Religionsunterricht verabschiedetemit Vertreter*innen der Entscheidungs -instanzen am 15. September den Lehrplanfür den Religionsunterricht der beidenThurgauer Landeskirchen.

Nach zwei Jahren intensiver Arbeit könnendie beiden Landeskirchen einen gemein -samen Lehrplan präsentieren, in dem dieAnliegen des Lehrplans 21 sowohl für denkonfessionellen als auch für den öku -menischen Unterricht umgesetzt sind (siehe auch forumKirche Nr. 15/2020).Auf Wunsch der evangelischen Seite wurden die bis herigen sechs Kompetenz-bereiche durch einen siebten ergänzt, dermit «Vertieftes Bibelverständnis erarbei-ten» überschrieben ist. «Er betont die Bedeutung der Bibel als Fundament desGlaubens und schafft die Möglichkeit auchmit ganzen biblischen Erzählungen den Religionsunterricht zu gestalten», sagt Daniel Ritter, Leiter der katholischen Fach-stelle Religionspädagogik (REP). Er funktio-niere allerdings nicht ganz eigenständig,weil er durch Verweise mit den sechs ursprünglichen Kompetenz bereichen verbunden ist. Der Unterschied zu den anderen Kompetenzbereichen wird auf derWebseite (www.dev.lehrplan-ru.ch) auchgraphisch veranschaulicht. Neben kleine-ren Anpassungen kamen noch die beidenZyklen 0 und 4 für den Vor- und Nachschul-bereich hinzu, die nun noch inhaltlich aus-gestaltet werden. Sie richten sich vor allem an katholische Lehr personen.

Detlef Kissner

Integration und Partizipation sind zwei Begriffe, die in den Schulen des KantonsThurgau immer mehr an Bedeutung gewinnen. Aber nicht nur an die Volks-schulen wird die Erwartung an einen fach-lich fundierten Unterricht mit heilpädago-gischem Blick herangetragen, sondernauch an die katholische LandeskircheThurgau. Ein Begleitungs- und Beratungs-angebot für Religionslehrpersonen besteht seit gut einem Jahr.

Kinder und Jugendliche mit einer Beein-trächtigung werden im Kanton Thurgau ver-mehrt in eine Regelklasse integriert. DieseKinder besuchen auch den konfessionellenReligionsunterricht in ihrer Wohngemeinde.Doch wie können Religionslehrpersonenmit den Kindern und Jugendlichen bedarfs-gerecht arbeiten? Was, wenn solche Kinderden Unterrichtsverlauf herausfordern, sichin der Gruppe nicht wohlfühlen oder Lern-ziele auf anderem Weg erreichen und eingrösserer Bedarf an Absprachen mit Elternund Schule entsteht? Der Kanton gibt beieiner Integration in die Regelschule vor,dass die Schule durch heilpädagogisch geschulte Berater*innen, die in einerSonderschule arbeiten, begleitet und be -raten werden. Ein ähnliches Angebot hatdie katholische Landeskirche seit mehr alseinem Jahr aufgebaut. Die Fachperson fürIntegration und Heilpädagogischen Reli-gionsunterricht (HRU) arbeitet auch ökume-nisch mit der evangelischen Landeskirchezusammen. Sie berät und begleitet ebensoseparative Sonderschulen, HRU Lehrperso-nen, wie auch Pfarreien und Religionslehr-personen in Fragen der Integration in denregulären Religionsunterricht.

Religionspädagogik

Hilfen zu IntegrationHeilpädagogische Beratung im Religionsunterricht

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Die Fachstelle Religionspädagogik (REP) bietet eine Begleitung an, um den Religionsunterricht

integrativ gestalten zu können.

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«Es gibt Wichtigeres imLeben, als beständigdessen Geschwindigkeitzu erhöhen.»Mahatma Gandhi, indischer Rechtsanwalt · 1869–1948

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Den Glauben feiern

Sonntagslesungen4. Oktober – 27. Sonntag im Jahreskreis Erste Lesung: Jes 5,1-7Zweite Lesung: Phil 4,6-9Evangelium: Mt 21,33-44

11. Oktober – 28. Sonntag im JahreskreisErste Lesung: Jes 25,6-10aZweite Lesung: Phil 4,12-14.19-20Evangelium: Mt 22,1-14

18. Oktober – 29. Sonntag im JahreskreisErste Lesung: Jes 45,1.4-6Zweite Lesung: 1 Thess 1,1-5bEvangelium: Mt 22,15-21

ScheinheiligkeitGedanken zum Evangelium: Mt 22,15-21

Werden Menschen beweglicher, wenn man sie um den Finger wickelt?Wenn ich mich nicht täusche, dann müsste es nun ziemlich genau vierJahre her sein, als ein gewisser Bodo Wartke einen ziemlich heftigenund unheimlich starken und sehr zum Nachdenken anregenden Songmit dem Titel: «Nicht in meinem Namen» ge schrieben hat. Eine Apoka-lypse aller möglichen Verlogenheiten und Scheinheiligkeiten, die im Zusammenhang mit Gott und Religion so getrieben wurden und gewissnoch immer werden. Es lohnt sich, sich den Song einmal anzuhören. «Im Namen Gottes» kann man ja vieles tun oder lassen, selbst unmoralische Dinge. Und die Bibel bietet schliesslich mehr als genugStoff, wenn es darum geht, sich eine Legitimation fürs eigene Handelnzu verschaffen. Die Frage ist dann nur noch, ob man die passendenTextpassagen findet, um dieses Handeln – sei es nun gut oder nicht –zu rechtfertigen und zu legitimieren. Steinbruch exegese nennt sichdas dann; ich suche mir die Schriftstellen zusammen, die ich als Beweis dafür benutzen kann, dass mein Handeln richtig ist. Und esgibt ja bis heute gewisse religiöse Strömungen, die diesen Weg ent -gegen aller wissenschaftlicher Erkenntnisse und entgegen jeglicherwohlfundierter Theologie gehen. Man darf sich eben nicht blenden undum den Finger wickeln lassen von logisch klingenden Behauptungenund Scheinargumenten. Selbst wenn sie im Gewand von Bibelzitatendaherkommen. Die oben erwähnte Evangeliumspassage mit den Pharisäern, die Jesus auf die Probe stellen, erinnert an die Szene, in der der Satan Jesus in der Wüste versucht: «Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dichvon hier (vom Tempel) hinab; denn es heisst in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich zu behüten…». Und Jesus kontert geschickt:«Die Schrift sagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probestellen!» (Lk 4,9-12). Danach zieht der Teufel von dannen – genausowie in Mt 22,15-21. Das wird aber in den Gottesdiensten nicht mehrgelesen. Dabei ist es doch so wunderbar amüsant, die Pharisäer vordem inneren Auge mit gesenkten Köpfen und Schmollmündern ab -ziehen zu sehen.Es ist die Banalität des Bösen, das eben nicht ausrottbar ist. Und vielleicht macht es zumindest geistig beweglicher, wenn man mit wachen Sinnen und der nötigen Aufmerksamkeit und Achtsamkeitdurchs Leben geht.

Tanja Tribull

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Gottesdienste anderssprachige MissionenAlbanische Mission

So, 4. Oktober 13.00 Uhr St. Nikolaus WilSo, 11. Oktober 13.00 Uhr St. Nikolaus FrauenfeldSo, 18. Oktober 13.00 Uhr St. Nikolaus Wil

Kroatische MissionSa, 3. Oktober 19.00 Uhr St. Martin Arbon So, 4. Oktober 09.30 Uhr Klosterkirche Münsterlingen

11.45 Uhr St. Nikolaus Frauenfeld17.30 Uhr St. Peter Schaffhausen

So, 11. Oktober 09.30 Uhr Klosterkirche Münsterlingen11.45 Uhr St. Nikolaus Frauenfeld17.30 Uhr St. Peter Schaffhausen

Sa, 17. Oktober 19.00 Uhr St. Martin Arbon So, 18. Oktober 09.30 Uhr Klosterkirche Münsterlingen

11.45 Uhr St. Nikolaus Frauenfeld17.30 Uhr St. Peter Schaffhausen

Portugiesische MissionSa, 3. Oktober 19.00 Uhr St. Nikolaus FrauenfeldSo, 11. Oktober 10.45 Uhr St. Maria Sitterdorf

12.00 Uhr St. Stefan KreuzlingenSo, 18. Oktober 19.00 Uhr St. Nikolaus Frauenfeld

Slowenische MissionSo, 4. Oktober 10.00 Uhr Pfarreisaal AmriswilSo, 18. Oktober 10.00 Uhr Pfarreisaal Amriswil

Spanische MissionSa, 3. Oktober 18.30 Uhr St. Maria SchaffhausenSo, 4. Oktober 09.00 Uhr St. Stefan Kreuzlingen

10.30 Uhr Klösterli FrauenfeldSo, 11. Oktober 12.00 Uhr Klosterkirche Einsiedeln

Ungarische MissionSo, 4. Oktober 17.00 Uhr Bruder Klaus TägerwilenSa, 10. Oktober 15.30 Uhr Klösterli Frauenfeld

Regionale SendungenRadio TOP: TOP Kick und TOP Church: www.topchurch.ch

Radio Munot: Gedanken zum TagMontag bis Freitag 6.50 Uhr, 5. bis 9. Okt.: Matthias Bächler; 12. bis 16. Okt.: Adèle Lukácsi; 19. bis 23. Okt.: Franz Ammann

Gottesdienste im FernsehenSonntag, 4. Oktober, 10.00 Uhr, Radio SRF 2 KulturReformierter Bettags-GottesdienstMit Vreni Ammann, Pfarreibeauftragte St. Gallen Rotmonten

Sonntag, 11. Oktober, 10.00 Uhr, Radio SRF 2 KulturRöm.-kath. Predigt. Mit Voker Eschmann, röm-kath. Spitalseel-sorger im Kantonsspital Aarau und im Pflegeheim Lindenfeld Suhr

Sonntag, 18. Oktober, 10.00 Uhr, Radio SRF 2 KulturChristkatholische Predigt. Mit Dr. Susanne Cappus, Diakonin,Palliative-Care-Beauftragte der Christkatholische Kirche Schweiz

Sonntag, 4. Oktober, 9.30 Uhr, ZDFKatholischer Gottesdienst – Freude an Gott bringt FruchtMit Pfarrer Roland Rossnagel aus dem DeutschordensmünsterSt. Peter und Paul in Heilbronn

Sonntag, 11. Oktober, 09.30 Uhr, ZDFEvang. Gottesdienst – Zwischen Tür und Angel. Mit PfarrerinRagna Miller aus der St. Pauli-Kirche in Bremen-Neustadt

Sonntag, 18. Oktober, 09.30 Uhr, ZDFKatholischer Gottesdienst – Gott in Zeiten von PandemieMit Domvikar Roland Baule aus der St.-Martinus-Pfarrkirche inHimmelsthür

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Ein RegenbogHilfsprojekt in Bosnien und He

Wirklichkeit erkennen, wie sie istZusätzlich, oder besser gesagt als Leit -faden, gilt für ihn das Evangelium. Es gehedarum, die Freude und Hoffnung, aber auchdas Leiden und die Nöte der Menschen zuteilen und sich dabei an Jesus Christus zuorientieren, so Stier. «Ich möchte dazu bei-tragen, dass die Menschen sich angenom-men fühlen. Ich bin nicht derjenige, der esbewirkt», ergänzt er. Ihm liegt es am Her-zen, nicht von oben herab zu leiten, nichtnur Argumente zu sammeln, um die eigeneMeinung durchzubringen. Wichtiger scheintihm, die Wirklichkeit zu erkennen, wie sieist, und im Gespräch zu vermitteln. Undsollte sein Handeln trotzdem mal auf Un-verständnis stossen, so bittet er um einekritische Rückmeldung. Seine nächstenSchritte lauten: Die Menschen der leben -digen Pfarreien und des neuen Pastoral-raumteams kennenlernen. «Und die Pfarrei-mitglieder willkommen heissen und ihnenauch das Gefühl geben, dass sie will -kommen sind.»

Claudia Koch

In Bosnien und Herzegowina gibt es nurwenige Institutionen für Kinder und Er-wachsene mit körperlichen und geistigenBehinderungen – das Ausbildungs- und Rehabilitationszentrum «Duga» in NoviTravnik ist eines davon. Um es zu unter-stützen, sammelte die Pfarrei St. Peter inSchaffhausen während den Jahren 2014bis 2019 Spendengelder. Ruža Studer-Babić (55) kurbelte das Projekt an und warauch vor Ort anwesend, um mitzu verfolgen,wie die Spenden eingesetzt wurden.

Wie ist die Idee für das Projekt entstanden?Zu dieser Zeit war ich noch Präsidentin deskroatischen Kulturvereins Fala, der einenfesten Sitz in der Kirche St. Peter in Schaff-hausen hat. Somit nahm ich als Vertreterinvon Fala an den Pfarreiratssitzungen teil.Gerade hatte man ein Projekt in Indien be-endet und suchte nach neuen Möglich -keiten, bedürftigen Menschen zu helfen. In der Folge bekam ich den Auftrag, eine Institution zu suchen, welche man unter -stützen konnte. So wandte ich mich an ei-nen Bekannten, der ebenfalls früher in derSchweiz lebte, jedoch wieder in seine Heimat, Bosnien und Herzegowina, zurück-kehrte. Er erzählte mir vom Zentrum «Duga»,was übersetzt «Regenbogen» heisst. Als ichspäter die prekäre Situation der Kinderschilderte, welche in diesem Zentrum wohn-ten oder dort die Schule besuchten, willig-ten die anderen Pfarreiratsmitglieder sofortein, «Duga» zu unterstützen.

Was ist «Duga» genau?Ein Bildungs- und Rehabilitationszentrum inNovi Travnik, Bosnien und Herzegowina. ImZentrum werden jene Menschen betreut,welche eine körperliche und/oder geistigeBeeinträchtigung haben. Einige wohnendort, während andere jeweils morgens kommen und abends dann wieder zu ihrenFamilien heimkehren.

Leitung ist Dienst für die MenschenNeuer Pfarrer in Kreuzlingen eingesetzt

Am 13. September wurde Edwin Stier alsneuer Pfarrer in der katholischen Kirch -gemeinde Kreuzlingen-Emmishofen und Ermatingen mit einem feierlichen Gottes-dienst begrüsst.

Der neue Pastoralraumpfarrer ist bereitsvoll des Lobes. «Dank der Bürozusammen-legung der Pfarreisekretariate und der Kirchenpflege Anfang August sind die Wegekürzer und alle sind froh darüber. Diese Nähe trägt viel zur Teambildung bei», sagtStier, der im Stefanshaus in Emmishofeneine Wohnung bezogen hat. Eine zweiteWohnung hat Stier noch in Altnau, im neugebauten Exerzitienhaus von Christ wohin?.Seit Kindesbeinen an sei er Mitglied beidieser christlichen Gemeinschaft, die ganzauf die göttliche Vorsehung vertraut, sagtStier, der in Tübingen (D) Theologie studier-te und vor Kreuzlingen die Seelsorgeeinheit in Deisslingen und Lauffen in Baden-Würt-temberg (D) leitete. 2011 übernahm Stierdie geistliche Leitung der bischöflich ge-nehmigten Exerzitiengemeinschaft und wird diese auch weiterführen.

Wechsel mit 58 JahrenAus diesem Grund kennt Stier die Gegendrund um Kreuzlingen. Dass nun die Anfragefür diesen verantwortungsvollen Postenkam und sein Bischof ihn freistellte, freutihn sehr. Deshalb lautet seine Antwort aufdie Frage, warum er mit 58 Jahren diesenWechsel noch vornimmt: «Wenn, dannjetzt.» Von seiner vorherigen Zeit als Leitervon Pfarreien, einer Seelsorgeeinheit sowieseiner Tätigkeit als Dekan bringt er vielpraktische Erfahrung in der Pastoral und inder Administration mit. «Leitung ist Dienstfür die Menschen», ist er überzeugt. Wasihm dabei reizvoll erscheint, ist die Verbin-dung von Spiritualität und die Leitung derPfarreien sowie des Pastoralraums, derzeitgleich mit seinem Begrüssungsgottes-dienst errichtet wurde. «Ich habe schlicht-weg grossen Respekt vor der Aufgabe»,sagt Stier in Hinblick auf die Gestaltungdes Pastoralraums Regio Kreuzlingen.Dass er dabei auf ein Seelsorgeteam zählen kann, wie etwa PfarreiseelsorgerJens Spangenberger, PfarreiseelsorgerinTanja Tribull, Religionspädagoge DanielSchneider und ab November Kaplan MarcoVonarburg, gibt ihm die nötige Zuversicht.

Thurgau · Kirche ohne Grenzen – Kroatisch

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Die Gegend um Kreuzlingen ist Pfarrer

Edwin Stier vertraut.

Eine Übungssequenz im Zentrum «Duga».

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Kirche ohne Grenzen – Kroatisch

einen Erweiterungsbau des Zentrums. Diestationär angesiedelten Kinder und Erwach-senen mussten bisher nämlich in Zimmernschlafen, in welchen bis zu fünf Personenuntergebracht waren. Deshalb war es wich-tig, neue Räume zu schaffen, um mehr Be-wegungsfreiheit zu bieten und eine bessereLebensqualität zu garantieren.

Welche Erfahrungen konnten Sie und auchdie gesamte Pfarrei durch dieses Projektmachen?Ich hatte die Ehre, selbst das Zentrum «Duga» besuchen zu dürfen. Somit war dasschönste Ereignis für mich, die grosse Dank-barkeit und Zufriedenheit der dort Anwesen-den miterleben zu können. Es erfüllt michmit Stolz, dass die Pfarrei St. Peter so vielfür diese Menschen machen konnte. Mankönnte sagen, dass wir mit unseren Spen-den ihren «Regenbogen» bereichert haben.Durch das Projekt habe ich ausserdem vieleneue Freundschaften schliessen können.

Text und Übersetzung: Katarina Dujmovic

en für Novi Travnikrzegowina

Im Jahre 1997 gegründet, ist «Duga» lan-desweit eines der ersten Zentren dieser Art.Damals in den 1990er-Jahren bestandennämlich keine Angebote für Kinder und Er-wachsene, die nicht «der Norm» entspra-chen. Während des Krieges im ehemaligenJugoslawien flüchteten viele Menschen ausBosnien und Herzegowina nach Norwegen.Als sie nach dem Krieg in ihre Heimat zu-rückgingen, wurde die Organisation Norwegi-sche Volkshilfe (Norwegian People’s Aid) aufdas Fehlen von Institutionen für Menschenmit Behinderungen aufmerksam und starte-te das Pilotprojekt «Duga». Heute wird esvon sozialen Behörden, den Eltern der Kinder, aber vor allem durch Spendengelderfinanziert.

Welches war die bedeutendste Spende?Die Spendengelder der Pfarrei St. Peter waren äusserst grosszügig. So wurden ins-gesamt fast 30'000 Franken gespendet. Einen grossen Beitrag dazu leistete die Frauengemeinschaft St. Peter, die sich be-sonders in diesem Projekt engagierte undder die Schützlinge der «Duga» ans Herz gewachsen sind. Das Geld wurde je nachDringlichkeit eingesetzt. So wurden von denSpenden der Pfarrei St. Peter ein Wäsche -trockner, ein Hometrainer zu Therapiezwe -cken, ein Carport für die Transportfahrzeugesowie Bastelmaterialien finanziert. Die grös-ste Spende floss jedoch als Startkapital in

«Duga» za Novi TravnikTijekom 5 godina župa St.Peter iz Schaffhausena skupljala je donacije za Centar«Duga» u Novom Travniku

U Bosni i Hercegovini ne postoje mnogicentri za djecu i odrasle s poteškoćamau razvoju. Edukacijsko rehabilitacijskicentar «Duga» u novom Travniku jedanje od tih ustanova, no nažalost okolno-sti u centru dugo nisu bile obećavajuće.Ta činjenica potaknula je vjernike župeSt. Peter u Schaffhausenu da pokrenuakciju, te da tako financijski podrže«Duga». Gospođa Ruža Studer-Babić(55) skupa sa župnim vijećem St.Pete-ra pokrenula je tu akciju, te je posjetilacentar, kako bi se i sama uvjerila uučinkovitost donacija.

Centar je osnovan 1997. godine, kada semnogo ratnih izbjeglica vraćalo u svoje domove u Bosnu i Hercegovinu. Tada jeorganizacija Norveška narodna pomoćodlučila pokrenuti pilot projekt te osnovati«Duga», centar za djecu i odrasle s poseb-nim potrebama.

2014. godine župa St.Peter završila je jedan humanitarni projekt u Indiji, te sučlanovi župnoga vijeća tako bili u potraziza novim projektom, koji bi mogli financij-ski podržati. «Sveukupno je skupljeno ne-što manje od 30'000 Franaka tijekom 5godina», radosno govori gospođa Studer-Babić. Te velikodušne donacije omogučilesu kupnju sušilice i sprave za vježbanjehodanja, te mnoge druge stvari, koje suljudima u centru olakšale svakidašnjicu.Najveći doprinos donacija je svakako biotaj, što se s novcima iz župe St. Peter mo-gla zapoćeti nadogradnja, koja će stano-vnicima centra omogućiti više udobnostite povećati im kvalitetu života.

«Imala sam čast posjetiti «Duga», i takose i sama uvjeriti u učinkovitost naših donacija», govori gospođa Studer-Babić,te naglašava, kako se posebno zahvaljujesvim onim pojedincima koji su podržavalitu akciju kroz svih tih pet godina, a pose-bno najvećem donatoru, zajednici žena župe St.Peter.

Katarina Dujmovic (28) ist Lehrerin und wohnt inSchaffhausen. Ursprünglich stammt sieaus Kroatien.

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Ruža Studer-Babić (mitte) mit der Institutionsleiterin Sonja Jurišić (links) und der Buchhalterin

Jelena Marinčić (rechts) ist all denjenigen Menschen sehr dankbar, die ihre Spendenaktion für

«Duga» jährlich mit ihren Beiträgen unterstützt haben.

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viel machen, ist die Theologin überzeugt.Sie hätten Kirchen, Liegenschaften, Umge-lände, und damit viele Möglichkeiten, Mitge-schöpfe mehr miteinzubeziehen. «Wir woll-ten den Kirchgemeinden, die hier Akzentesetzen möchten, ein Instrument an die Handgeben und sie aktiv an einem Projekt be -tei ligen», erklärt Gaby Zimmermann. Dabei geschieht der Beitritt über eine Selbstde -kla ration. Die teilnehmende kirchliche Insti -tution verpflichtet sich, einen Prozess inGang zu setzen, bei dem kontinuierlich Um-setzungsmassnahmen anhand von fünf tier-freundlichen Grundsätzen getroffen werden.

Freiwilliger Bericht Gaby Zimmermann sei es dabei wichtig ge-wesen, dass die Initiative kompatibel sei mitdem kirchlichen Umweltlabel «Grüner Güg-gel» und sich mit diesem ergänze. «DieKirchgemeinden, die beim ‹Grünen Güggel›mitmachen, erfüllen die Kriterien des Pro-jekts eigentlich schon. Doch es geht auchdarum, zu schauen, was man darüber hin-aus vielleicht noch konkret verbessern könn-te», erklärt die ehemalige RomanshornerGemeindeleiterin, die immer noch in einemkleinen Pensum bei der Kirchgemeinde tätigist. Anlässlich des Beitritts kann eine Ab-sichtserklärung aufgegeben sowie minde-stens je eine konkrete Umsetzungsmass-nahme benannt werden. Auf freiwilligerBasis berichte die tierfreundliche kirchlicheInstitution dann AKUT einmal jährlich von ihrer Umsetzung und Weiterentwicklung.

Bewusstsein stärken Das Projekt berühre die Schöpfungszeit,weshalb AKUT jährlich das aktuelle Themader Organisation oeku Kirche und Umweltdazu aufgreifen und tiergerecht umsetzenwolle, um möglichst vielen KirchgemeindenUnterlagen für Tiergottesdienste bereitzu-stellen. Gaby Zimmermann findet, dass «inder ganzen Diskussion um die Schöpfungder Stellenwert der Tiere oft zu niedrig ist».«Das verdient, gerade bei uns in der Kirche,von unserem Glauben her, mehr Beachtungund auch mehr Massnahmen», erklärt sie.Man könne oft schon mit einfachen Mittelnviel erreichen, um die Dezimierung einheimi -scher Tierarten zu verhindern. Das müssemehr ins Bewusstsein rücken.

Sarah Stutte

Nähere Infos zu den beiden Gottes-diensten auf Seite 15, zum Projekt: www.tierfreundlichekirche.ch

Tiere achten und schützenInitiative von AKUT startet

Am Wochenende des 3. und 4. Oktobersfindet in der katholischen Kirche Romans-horn wieder der traditionelle Tiergottes-dienst statt. Im Rahmen dieser Gottes -dienste lanciert zudem der schweizerischeüberkonfessionelle Arbeitskreis Kirche undTiere (AKUT) sein neues Projekt «Tier-freundliche Kirche» und wirkt im Sonntags-gottesdienst mit.

Mit der Selbstverpflichtung «TierfreundlicheKirche» sollen kirchliche Institutionen undKirchgemeinden künftig ihren Willen bekun-den, den respektvollen Umgang mit Tierenin ihrem Alltag durch besondere Aktivitätenprioritär zu fördern. Die Initiative sei schonlänger in Planung gewesen, sagt Gaby Zimmermann, die das Projekt mit erarbeitethat und bis 2018 im Vorstand von AKUT tätig war. Nun nimmt die Geschäftsleiterindes Vereins, Eveline Schneider Kayasseh,den Tiergottesdienst vom 4. Oktober in Ro-manshorn zum Anlass, um die Idee öffent-lich vorzustellen. Das Datum wurde dabeinicht ohne Grund gewählt – es fällt auf denWelttierschutztag und zugleich auf den Fran-ziskustag. «Ein wichtiger Anknüpfungspunkt,weil Franziskus einer der Patrone der Tiereist», so Gaby Zimmermann.

Aktive Projektbeteiligung«Zwar ist das Umweltbewusstsein er -freulicherweise gestiegen, aber trotzdem gehen dabei Tiere oft vergessen», so GabyZimmermann. Kirchgemeinden könnten hier

Tierfreundliche Kirche

News

Thurgauer Kirche für GleichstellungDie Thurgauer Kantonalkirche will einen Artikel, der die rechtliche und tatsächlicheGleichstellung der Geschlechter fordert.Das haben die Synodalen am 17. Septem-ber bestimmt. Im Raum stand auch dieForderung von den beiden Synodenmitglie-dern Silvia Carlen und Rainer Naeff nacheinem «aktiven Engagement der Landes -kirche für die gleichberechtigte Zulassungzum Priesteramt, unabhängig von Zivil-stand und Geschlecht». Ein solches Enga-gement für das Frauenpriesteramt lehntedie Mehrheit der Synodalen jedoch ab.

Maskenpflicht in GottesdienstenIm Bistum Lausanne, Genf und Freiburg istdas Tragen von Masken bei Messen, Be-gräbnissen und Gebetswachen sowie beiallen anderen Zusammenkünften der Gläu-bigen in einem Gotteshaus neu obligato-risch. Auch im Kanton Waadt gilt für Got-tesdienste eine Maskenpflicht. Im Gegen-zug dürfen nun alle Sitze in den Kirchenwieder freigegeben werden – unter Ein -haltung des Mindestabstands. Auch beimGesang müsse die Maske aufbleiben. DieDesinfektion der Hände am Eingang seinach wie vor notwendig.

Webplattform gegen DiskriminierungEine neue Initiative will mit der Plattform«meinGottdiskriminiertnicht.de» gegen Dis-kriminierungen innerhalb der katholischenKirche vorgehen und damit die Problemevon Menschen in der Kirche sichtbar ma-chen. Die derzeitigen Strukturen der Kirchewürden bestimmte Menschen ausschlies-sen, sagte Lisa Baumeister von der Gruppein einem Interview des Portals katholisch.de.Sie setze auf den laufenden Reformpro-zess Synodaler Weg. Hinter die Initiativestellt sich auch die Bewegung Maria 2.0.

Gedenkstelle in KircheDer Mitte September in Como von einemObdachlosen erstochene Priester RobertoMalgesini bekommt in der römischen Kirche San Bartolomeo auf der Tiberinseleinen Gedenkort. Dafür sprach sich derPräsident der internationalen Gemein-schaft Sant’Egidio, Marco Impagliazzo, aus.Malgesini, geschätzt wegen seines Ein -satzes für Obdachlose und Migranten, sei«einer der neuen Märtyrer der Nächsten -liebe», so Impagliazzo. Die Kirche San Bartolomeo ist ein internationaler Gedenkortfür Märtyrer des 20. und 21. Jahrhunderts.

kath.ch/Red.

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«Tierfreundliche Kirche»: Das Projekt von AKUT

soll Kirchgemeinden dazu animieren, sich in

ihrem Alltag mehr für Tiere stark zu machen.

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Aus dem Bistum · Thurgau · Schaffhausen

Protokollführung und Sitzungs-gestaltungFortbildungen für Kirchenvorsteherschaften

Am 26. Oktober und 16. November beginnt mit «Lust auf Sitzun-gen» eine Veranstaltungsreihe der Kirchlichen Erwachsenenbildung(KEB) und des tecum für Mitglieder von Kollegialbehörden. DerKurs gibt wertvolle Hinweise und Tipps, wie eine gute Vorbereitungdie Arbeit danach effizienter macht und Diskussionen wertschät-zend und sachgerecht geführt werden können, so dass sie zu gu-ten Ent scheidungen führen. Darauf folgt an zwei weiteren Montag-abenden (9. und 23. November) der Kurs «Protokollführung», derGrund kenntnisse anhand praktischer Beispiele vermittelt.

Red.

Ein Ort für die TrauerEinladung zum Trauercafé

Ende Oktober startet in Schaffhausen wieder ein Trauercafé. An vier Abenden bietet es Menschen in Trauer die Gelegenheit,über ihren Schmerz und ihre Erfahrungen miteinander ins Gespräch zu kommen.

Letzten Herbst öffnete das von der Krebsliga, der evangelischenund der katholischen Kirche Schaffhausen angebotene Trauercaféerstmals seine Pforten (s. forumKirche Nr. 19/2019). Es fandgrossen Zuspruch. «Etwa 14 Personen haben an allen vier Abenden teilgenommen», sagt Ingo Bäcker, Spitalseelsorger imKantonsspitals Schaffhausen und Leiter der Veranstaltung zu -sammen mit Iris Oehninger von der Krebsliga. Manche hatten denTod oder den Suizid des Partners zu verkraften, bei anderen betrafder Verlust die Eltern, die Geschwister oder die Enkelin. «Trotz derunterschiedlichen Betroffenheit bestand eine grosse Bereitschaftaufeinander einzugehen», sagt Ingo Bäcker. Besonders geschätztwurde, sich einer Gruppe von Gleichgesinnten anvertrauen zu können.

Eigene Themen zuerstDas Leitungsteam möchte an seinem bisherigen Konzept fest -halten. Die vier Treffen, die unter der Überschrift «Trauern dürfen»stattfinden, beginnen jeweils mit einem kurzen Impuls. Am erstenAbend steht das gegenseitige Kennenlernen im Mittelpunkt. Danach bestimmen die Teilnehmenden das Gesprächsthema. «Das Wichtigste ist das, was die Trauenden mitbringen», so Bäcker.Gemäss seiner Erfahrung geht es oft um die Fragen, wie man denAlltag gestalten kann oder welche sozialen Beziehungen einen inder Trauer tragen. Damit sich auch jede*r gut einbringen kann, sollen die Gespräche vom zweiten Abend an in moderierten Klein-gruppen verlaufen. Der vierte Abend wird mit einem gemeinsamenRitual beendet, bei dem die Teilnehmenden ein Symbol oder ein Foto von der*dem Verstorbenen einbringen können.

Detlef Kissner

Nähere Infos auf Seite 15

Gefangen im RäderwerkWas mich bewegt: ein Beitrag von Denis TheurillatWährend des Lockdowns habe ich mir, wie viele andere, Gedankenüber die Zeit danach gemacht. Ich dachte, dass ich mir mehr Zeitnehmen würde für Briefe, E-Mails, SMS und Telefongespräche; dass ich mehr Zeit hätte für das Gebet, die pastorale Arbeit, für dieLek türe; dass ich besser verfügbar wäre für die Menschen, die sichmir anvertrauen; dass ich mehr Kontakt hätte mit meiner Familie, meinem Freundeskreis und meinen Bekannten. Ja, ich dachte, ich hätte mehr Zeit … um zu leben. Heute merke ich,dass ich mir Illusionen gemacht habe. Ich stecke wieder im Räder-werk – im Räderwerk des Lebens. Das überrascht mich nicht, dennes gibt so viele Erfordernisse, so viele Erwartungen, so viele An -fragen. Wie kann ich das bewältigen? Für mich macht die folgende Antwort sehr viel Sinn: Wenn ich Gott jeden Tag den ersten Platz einräume, wird mein Alltag lebendig mit dem Blick auf ihn. Vielleichtwerde ich nicht mehr Zeit haben, um zu leben, aber ich werde mitihm anders leben. Wenn Sie dieselbe Erfahrung wie ich machen, erlauben Sie mir, Ihnen zu sagen: RäumenSie Gott immer den ersten Platz ein, dannwerden Sie anders leben. Ich wünsche Ihneneinen schönen Herbst.

+ Denis Theurillat, Weihbischof des Bistums Basel

Medienpreis für Simone UllmannText «Religionen feiern Weihnachten» ausgezeichnet

Drei junge Journalistinnen wurden vom SchweizerischenVerein katholischer Journalistin-nen und Journalisten (SVKJJ)mit dem Medienpreis 2020 fürihre Arbeit ausgezeichnet. Einer der je mit 1’000 Frankendotieren Preise ging an dieEschenzerin Simone Ullmann,die ihre ersten Erfahrungen imJournalismus 2015 durch einPraktikum bei forumKirchesammeln konnte und bis heutefür die Schlussrubrik schreibt.Simone Ullmann wird für ihrenArtikel «Religionen feiern ihr Weihnachten» geehrt, der 2017 imSchaffhauser Bock erschien. Frauen mit jüdischem, Baha’i-, mus -limischem und hinduistischem Hintergrund äussern darin ihre An sichten zur christlichen Weihnachtsfeier. Die Auszeichnung mitdem SVJK-Medienpreis 2020 sei für sie überraschend gekommen,er klärte die 29-jährige Simone Ullmann und sei «eine Bestätigung,wie wichtig das im Artikel behandelte Thema – das Neben- und Mit -ei nander verschiedener Religionen trotz unterschiedlicher Bräucheund Glaubensinhalte – ist». Sie studierte deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft mit dem Nebenfach Religionswissenschaft.Derzeit ist sie als Pfarreisekretärin für die Pfarrei St. Anna in Frauen-feld tätig und engagiert sich bei der Arbeitsgemeinschaft Welt -jugendtag (ARGE Weltjugendtag) in Zug.

kath.ch/Red.

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Simone Ullmann freute sich über

den SVKJJ-Medienpreis 2020.

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Mittelalterliche KlösterDieser Band beschreibt diegrossartigen Bauten der

mittelalterlichen Kloster -architektur. Der Autor behält stets das historische und kulturelle Umfeld im Blickund schildert eingehend die Lebensweiseder Mönchsgemeinschaften. Der Schwer-punkt liegt auf den Reformorden des 11. bis 13. Jh. Der Bogen spannt sichvon den Benediktinern über die Zister-zienser, die Augustinerchorherren, diePrämonstratenser und die Kartäuser bis zu den grossen Bettelorden der Dominikaner und Franziskaner.Autor: Jens Rüffer Verlag: wbg AcademicISBN: 978-3-534-21953-7

Perspektiven. Mit neuem Gesang zu einerlebendigeren Kirche

SRF 2 Kultur, So, 11.10., 8.20 Uhr, WH: Do, 15.10., 15 UhrNicht nur die römisch-katholische Kirchemacht sich Gedanken, wie der Strophen -gesang in der Kirche erneuert werdenkann. Beschleunigt wird die Entwicklungdurch den schweren Stand des Gesangs in Zeiten von Corona. Im Gespräch über die Zukunft des Kirchengesangs: Urban Federer, Abt des Klosters Einsiedeln, undJochen Kaiser, zuständig für Musik und Gemeindeentwicklung bei den evangelisch-reformierten Zürcher und Thurgauer Landeskirchen.

Tipps aus der Redaktion

ihr Verhältnis zu fremdem und eigenem Leben auf allen Ebenen zu reflektieren.Sa, 7.11., 9 bis 17 UhrKartause IttingenAnmeldung bis 25.10.www.tecum.ch

Konzert: Orgel Z'NachtNicolas Borner zeigt, dass die Kirchenorgelkeineswegs ein altes, verstaubtes Instru-ment ist, sondern mit ihren Tausenden vonKlangfarben ein unverwechselbares Klangerlebnis bietet.Di, 13.10., 19.15 UhrStefanskirche Kreuzlingenwww.kath-kreuzlingen.ch

Konzert: Orgelduett Christoph Lowis undEmanuel HelgIm Rahmen der Frauenfelder Abend -musiken treffen sich die beiden Frauen -felder Stadtorganisten zum Duett. Dabeitreten die grosse Hauptorgel auf der Empore und die kleine Truhenorgel vorneim Chor in einen abwechslungsreichen Dialog.So, 18.10., 17 UhrKath. Stadtkirche St. Nikolaus, Frauenfeldwww.frauenfelder-abendmusiken.ch

MEDIEN

INFORMATION

VERANSTALTUNGEN

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Vortrag: Selbstverantwortliche Kirch -gemeinden – Zwischen Utopie und RealismusVortrag von Prof. Dr. Hermann Häring, kath. Theologe aus Tübingen (D)Mo, 26.10., 19.30 Uhr Pfarreiheim, Romanshornwww.kath-tg.ch

ethikCafé: BürgerdienstePodiumsgespräch und Diskussion über dasThema: Ist ein obligatorischer Bürgerdienstfür alle realistisch – anstelle von Militär-oder Zivildienst nur für taugliche Männer? Moderation: Thomas Wallimann-SasakiMo, 2.11., 18.15 bis 20.45 UhrZentrum Franziskus, Weinfelden Anmeldung bis 20.10.Fachstelle Kirchliche Erwachsenenbildungwww.kath-tg.ch

Studientag: Albert Schweitzer «Ehrfurchtvor dem Leben»Angesichts der Herausforderungen unsererZeit vermittelt Albert Schweitzers geistigesVermächtnis eine Fülle von Anregungen fürein gelingendes Leben. Seine ethischenAussagen über die Mitgeschöpflichkeit allerKreaturen sind heute aktueller denn je. Vortrag, interaktive Begegnungen, Diskussion und workshopartiges Arbeiten. Die Teilnehmenden werden sensibilisiert,

Konzert: GAMBENCONSORTIm England des 16. und 17. Jahrhundertsgehörte es zur guten Erziehung der höfi-schen Leute, und das bis in die höchstenRänge, dass man Gambe, Laute oder Virginal spielen konnte. So schlimm dieZeiten auch waren, so schön war dafür dieMusik, die entstand. Das Konzert präsen-tiert eine kleine Auswahl der Musik dieserEpoche, vorwiegend aus England.Brian Franklin und Christoph Mohr spielenseit vielen Jahren zusammen und habensich für dieses Konzert mit dem BaslerGambisten Soma Salat-Zakarias zusam -mengetan, um Ihnen einen Einblick in diese wunderbare musikalische Welt zugeben.So, 25.10., 17 UhrKirche Paradies, Schlattwww.kultur-paradies.ch

KULTUR

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forumKirche | 19-2020 15

Where we belong SRF 1, So, 4.10., 23.40 UhrBei Trennungen haben für

gewöhnlich Erwachsene das Sagen. Die Kinder werden zerrissen, sindoft der Spielball des Konflikts, doch ent-scheiden können sie nicht. Die Filmema-cherin Jaqueline Zünd gibt Kindern Raumfür das, was oft unausgesprochen bleibt.

Becoming Black ZDF, Di, 6.10., 00.10 UhrEin weisses Ehepaar in der 60er-Jahre-DDRsagt seinem schwarzen Kind, dass seineHautfarbe Zufall sei. Jahre später machtsich die Filmemacherin Ines Johnson-Spainauf die Suche nach der eigenen Identitätund verbindet dabei familiäre sowie gesell-schaftliche Strategien.

Workshop: Neue Quellen finden – Malen zu biblischen Texten Wir lassen uns ansprechen von biblischenTexten und tasten uns kreativ, d. h. ex -perimentierend mit Farben heran an ihreBedeutung für unseren persönlichen Alltag.Wir tun dies nicht als «Künstler» oder spezielle Könner, auch nicht als biblischeExperten, sondern einfach aus Freude amSuchen und Entdecken.Sa, 31.10., 9 bis 16.30 UhrKartause Ittingen Anmeldung bis 18.10.www.tecum.ch

Gottesdienst: Mensch und Tier – Lancierung der Initiative «TierfreundlicheKirche»Sa, 3.10., 18.30 Uhr So, 4.10., 10.15 Uhr Kath. Kirche, Romanshornwww.arbeitskreis-kirche-und-tiere.ch

Meditation: ZazenAbendmeditation für alle.Mi, 7.10., 19.15 bis 21 UhrKlosterkirche Fischingen www.benediktiner-stille.ch

Themenabend zum Welttag Palliative Care: «Organspende – ein Spannungsfeld»Dr. Daniel Gregorowius der Stiftung DialogEthik beleuchtet in seinem Referat ethi-sche Aspekte und rechtliche Fragen zur Organspende. Sa, 24.10., 17 bis 22 Uhr Kirchgemeindehaus Burg, Schaffhausenwww.ref-sh.ch/letzte-hilfe

Ignatianische Einzelexerzitien Exerzitien können helfen, das eigene Lebenzu ordnen, Entscheidungen zu treffen unddie Beziehung zu Jesus zu vertiefen. Elemente sind durchgängiges Schweigen,Betrachtung von Texten aus der Bibel,geistliche Impulse, gemeinsame und indi -viduelle Gebetszeiten, Körperentspannungund Mitfeiern der Liturgie.Mo, 26.10. bis So, 1.11., 18 Uhr bis 13 Uhr Kloster Hegnewww.theodosius-akademie.de

Themenabend: TrauercaféEingeladen sind alle, welche sich durchTrauer, einen Schicksalsschlag oder eineLebenskrise belastet fühlen und über ihreTrauer sprechen oder einfach zuhören undda sein möchten.Mi, 28.10. / 4.11. / 11.11. und 18.11., jeweils 18.30 bis 20.30 Uhr Anmeldung bis 28.10. erwünschtwww.ref-sh.ch/trauernde

PersischstundenDer falsche Perser Reza,der eigentlich Jude ist und

Gilles heisst, wird 1942 vorder Erschiessung durch ein SS-Kom-mando verschont, weil Hauptsturm-führer Koch einen Farsilehrer sucht.Dumm nur, dass Reza kein Farsispricht. In der Not erfindet er eineFantasiesprache, die er, wie derHauptsturmführer, auswendig lernenmuss – von seiner Tarnung hängt seinÜberleben ab. Vadim Perelmans Spiel-film ist trotz visueller Anleihen beiSpielberg, Nemes und Benigni kein Holocaust-Drama, wie wir es kennen. «Persischstun-den» fokussiert auf die ambivalenten, kammerspielartigen Treffen zwischen Koch undReza, in denen das Vertrauensverhältnis und das Machtgefälle zwischen den ungleichenMännern ausgelotet wird. Ein Film, der bewegt, aufrüttelt und uns nicht vergessen lässt.Deutschland/Russland 2019. Regie: Vadim Perelman – Kinostart: 1. Oktober

KREATIVITÄT

Männerabend: Vom Wein zu den vier ElementenDer Abend steht im Zeichen des Weinsund stellt Anfragen an uns: Was braucheich/was brauchen wir Männer, um zu wachsen, uns zu entwickeln, zu reifen, geniessbar zu sein?Nach Impulsen durch den Winzer und Önologen Alfred Wolfer machen wir unsGedanken über die vier Elemente (Erde,Wasser, Luft, Feuer) und kommen darüberins Gespräch.Abgerundet werden die Gedanken und Gespräche durch das Verkosten und Geniessen von Weinen des WeingutesWolfer.Di, 10.11., 19 bis 22 UhrWeingut Wolfer, WeinfeldenAnmeldung bis 26.10.www.kath-tg.ch

PERSÖNLICHKEIT/SPIRITUALITÄT

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forumKirche | 19-202016

Cartoon · Zum Schluss

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In der Reihe «Zum Schluss» kommen Ansichten und Meinungen zu Wort: Unser Team besteht aus acht Personen, die abwechselnd unsere letzte Seite mit Impulsen, Berichten und Betrachtungen gestalten.

Impressum

REDAKTION forumKircheFranziskus-Weg 3, 8570 WeinfeldenT 071 626 11 71

Detlef Kissner, leitender RedaktorSarah Stutte, redaktionelle [email protected],www.forumkirche.ch

Michaela Berger-Bü[email protected], Di, Do: 9.00 bis 11.30 Uhr

Beiträge für den allgemeinen Teil sind bis 13 Tage (Freitag) vor dem Erscheinungs -datum an die Redaktion zu senden.

Für Beiträge im Pfarreiteil ist das ent -sprechende Pfarramt verantwortlich.

InserateverwaltungSekretariat forumKircheT 071 626 11 71, [email protected] bis spätestens 8 Tage (Do, 10 Uhr) vor dem Erscheinungs datum

forumKirche erscheint alle 2 Wochen in einer Auflage von ca. 53’000 Exemplaren.ISSN 1663-9537

HerausgeberKatholische Landeskirche Thurgau

RedaktionskommissionDr. Armin Ruf, Prä[email protected]

Layout: ADUR Werbung AGMarktstrasse 28, 8570 Weinfelden(Zustelladresse für Pfarreiteil)T 071 626 22 22, [email protected]

Druck: AVD GOLDACH AGSulzstrasse 10–12, 9403 GoldachT 071 844 94 06, www.avd.ch

Gedruckt auf FSC-zertifiziertes Papier. Dieses Labelgarantiert – durch eine lückenlose Prüfung der Rückverfolgbarkeit – zertifizierte umwelt- und sozialverträgliche Waldwirtschaft.

ADRESS- UND ABOÄNDERUNGENsind an das Pfarramt der Wohngemeindezu richten. Die Kontaktdaten sind imInnenteil dieses Pfarreiblatts aufgeführt.

AchtsamkeitIn die schmalen Ritze ist ein winziger Samen aufGrund getroffen und hat Wurzeln geschlagen, istgewachsen mit dem Wenigen, das auf dieser Flä-che vorhanden ist. Obwohl hier Fussgänger undAutos verkehren, steht ein blühendes «Leuemüüli»aufrecht, unbeschadet und zeigt, dass es stärkerist als der schwergewichtige Asphaltbelag, der inder Regel alles zudeckt. Offenbar wird diese kleineBlume beachtet, löst wohl manches Staunen aus,Menschen erkennen, wie grossartig unsere Schöp-fung ist und sie erfährt dadurch unseren Schutz.«Allmächtiger Gott, der Du in der Weite des Allsgegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöp-fe, der Du alles, was existiert, mit Deiner Zärtlich-keit umschliessest, giesse uns die Kraft DeinerLiebe ein, damit wir das Leben und die Schönheithüten… Lehre uns, den Wert von allen Dingen zuentdecken und voll Bewunderung zu betrachten»(aus Enzyklika Laudato, Papst Franziskus).

Markus Beerli, Familienvaterund Mitglied der Synode Thurgau

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