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Mitteilung Verband Schweizeriseher Abwasseriachleute Auf dem Gebiete der Abwassertechnik arbeiten so viele ver- schiedene Disziplinen, dab es sich als notwendig erwies, unter deren Vertretern die Kenntnisse und besonders die neuesten Er- fahrungen und Ziele auszutauschen. Diesem Zwecke soll der neu gegriindete Verband dienen. Sein Pr~.sident ist Ing. A. KRoPF, Beratungsstelle der ETH fiir Abwasserreinigung und Trinkwasserversorgung, sein Vizepdisi- dent Ing. H. BACI-IOFNER, Vorsteher der Abteilung Wasserbau und Wasserrecht der Direktion der 6ffentlichen Bauten des Kantons Zfirich. Referate Vierteljahresschrift der Naturtorschenden Gesellschatt Redaktion: Prof. Dr. STEINER. Verlag Gebr. Fretz AG., Zfirich. Die im Jahre 1856 gegrfindete Vierteljahresschrift tritt in neuer Gestalt an die Offentlichkeit und mehr als bis jetzt will sie den Leser fiber Stand und Fortschritt auf dem (iesamtgebiet der Na- turwissenschaften orientieren. Die Zeitschrift soll ein zentrales Publikationsorgan sein, wie es in unserem Lande his jetzt fehlt, das neben Originalarbeiten aus den weiten Oebieten der Natur- wissenschaften, inbegriffen Medizin und Technik, auch ktirzere Mitteilungen, Ubersichtsreferate, Berichte, Neuigkeiten aus Mu- seen, Buchbesprechungen sowie auch ein mt~glichst umfassendes Bild tiber die naturwissenschaftliche Aktivitiit in unserem Lande zu geben bestrebt sein wird. Jiihrliches Aborlnement Ft. 18.-- (ffir Mitglieder der Zweiggesellschaften der S. N. G. Fr. 14.--.) Memorle dell' Istituto Italiano di Idrobiologia Dott. Marco de Marehi, vol. I, U. Hoepli, Milano 1942 Auf glticklichste Weise er6ffnet die Stiftung DE MARCHI ihre ,,Denkwtirdigkeiten,, mit den Verhandlungen der Tagung italie- nischer Hydrobiologen und Limnologen (Mailand, April 1942).

Referate

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Mitteilung

Verband Schweizeriseher Abwasseriachleute Auf dem Gebiete der Abwassertechnik arbeiten so viele ver-

schiedene Disziplinen, dab es sich als notwendig erwies, unter deren Vertretern die Kenntnisse und besonders die neuesten Er- fahrungen und Ziele auszutauschen. Diesem Zwecke soll der neu gegriindete Verband dienen.

Sein Pr~.sident ist Ing. A. KRoPF, Beratungsstelle der ETH fiir Abwasserreinigung und Trinkwasserversorgung, sein Vizepdisi- dent Ing. H. BACI-IOFNER, Vorsteher der Abteilung Wasserbau und Wasserrecht der Direktion der 6ffentlichen Bauten des Kantons Zfirich.

Referate

Vierteljahresschrift der Naturtorschenden Gesellschatt Redaktion: Prof. Dr. STEINER. Verlag Gebr. Fretz AG., Zfirich. Die im Jahre 1856 gegrfindete Vierteljahresschrift tritt in neuer

Gestalt an die Offentlichkeit und mehr als bis jetzt will sie den Leser fiber Stand und Fortschritt auf dem (iesamtgebiet der Na- turwissenschaften or ien t ie ren . Die Zeitschrift soll ein zentrales Publikationsorgan sein, w i e es in unserem Lande his jetzt fehlt, das neben Originalarbeiten aus den weiten Oebieten der Natur- wissenschaften, inbegriffen Medizin und Technik, auch ktirzere Mitteilungen, Ubersichtsreferate, Berichte, Neuigkeiten aus Mu- seen, Buchbesprechungen sowie auch ein mt~glichst umfassendes Bild tiber die naturwissenschaftliche Aktivitiit in unserem Lande zu geben bestrebt sein wird. Jiihrliches Aborlnement Ft. 18.-- (ffir Mitglieder der Zweiggesellschaften der S. N. G. Fr. 14.--.)

Memorle dell' Istituto Italiano di Idrobiologia Dott. Marco de Marehi, vol. I, U. Hoepli, Milano 1942

Auf glticklichste Weise er6ffnet die Stiftung DE MARCHI ihre ,,Denkwtirdigkeiten,, mit den Verhandlungen der Tagung italie- nischer Hydrobiologen und Limnologen (Mailand, April 1942).

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Welch in manchem $inne welt verzweigter Baum die italienische Hydrobiologie geworden ist, erweist ein Gang durch eine Auswahl der Beitrfige. Wertvolle g r u n d 1 e g e n d e Worte h6ren wir von l~. WOLTERECK fiber das geologische Alter eines Biotops und seine Endemismen, von O. STE1NB~CK fiber boreoalpine Tierverbreitung, yon E. BALDI fiber Probleme der italienischen Limnobiologie und yon A. BUZZATI-TpAVEpSO fiber aussichtsreiche Zusammenarbeit der Limnobiologie mit der Disziplin, die im Italienischen so tref- fend wie sch6n Genetica evolutiva genannt wird. Rein h y d r o- g r a p h i s c h e Berichte linden wir yon ITALIA MAMELI fiber den Lago d'Endine, yon V. CONO fiber den 2700m hoch gelegenen L. delle Nlarmotte am Ortler - - besonders reich dokumentiert - - , und von E. ZAVATTARI fiber die ostafrikanischen Seen. Eine h y d r o b i o l o g i s c h e Schilderung isolierter Wasseransamm- lungen in der tripolitanischen Sahara, in denen sogar Fische und Amphibien leben, gibt G. SORTECCl, und mit tiefen Ein- und weiten Ausblicken ftihrt uns A. STEUEr~ aus dem untersten Nil, durch die Alexandriner Strandseen ins Nittelmeer hinaus. Von ersten For- schungen an (geschwfinzterl) Caulobakterien des siiBen Wassers erfahren wir durch P. I~EDAELLI und R. ClFERI~I, yon einem Wasser- hahneniuB des Kleinen St.Bernhards durch L. VAGCARI und yon dem halb ter res t r i schenLeben und den sch6n photographierten H/iutungsstadien der toskanischen SfiBwasserkrabbe Palaemon edule durch A. GHIGI. Eine Nlitteilung O. STEZNB~CKS fiber das Ver- halten der Planaria alNna in einem Alptfimpel zwingt: urls, tief eingewurzelte Vorstellungen fiber unfehlbare Kalt-Stenothermie, positive Rheotaxis und Photophobie grfindlich zu revidieren. Pla- narien, die im Aquarium in der bekannten Art auf Str6mungen und Belichtungsunterschiede reagieren, gedeihen im Amberger Ti.impel bei 20 ~ kriechen in vollem 5onnenlicht am Wasserspiegel und wandern seelenruhig an kalten Bodenquellchen vorbei. Auf dem Gebiete der Lokalvarietfiten oder Endemotypen haben zwei For- scher mit sehr verschiedenen Methoden sehr fihnliche Ergebnisse erzielt: U. D'ANCONA unterscheidet dutch morphologische Analyse acht sichere Lokalformen der subsp, stygius yon Niphargus, nur im Gebiete vom Karst bis rlach Toskana. Haupts/ichlich dutch sehr grfindliche Variationsstatistik dagegen stellt in zwei einander be- nachbarten Karster Kleingewassern LIVIA PIROCCHI zwei Typen von Diaptomus vulgaris fest, die nicht nur nach den sekundfiren

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Scxualcharakteren, sondern auch nach den K6rperproportionen sicher zu unterscheiden sind. Besonders wertvoll scheint uns, dab beide Forscher auf ganz verschiedenen Wegen zum selben Ziele gelangt sind. In das Gebiet des n~ichsten Referates fiihrt uns end- lich die Studie G.-P.MOpETTIS fiber die Trichopteren des L. di Tovel. G.B.

Baldi Edgardo, Ricerche idrobiologlche sul Lago di Tovel, Mere. Mus. Storia Nat. Venezia Trid. v. VI. 1941.

Haupts/ichlich auf Grund vor1~iufiger Mitteilungen BALDIS habe ich im 9. Bd. (S. 177) fiber den L. di Tovel berichtet. Die neue Ar- belt behandelt den See zwar nicht allseitig, sehr grfindlich daffir die M o r p h o l o g i e dutch Profile, eine Karte mit 2 m-Isobathen und hypsographische I(urven ffir Fl/ichen und Volumina, und seine T h e r m o m e t r i e mit wertvollen Beobachtungen fiber den Tagesgang und mit Tiefenprofilen ffir acht typische Unter- suchungszeiten, worin sich die Tiefentemperatur nur zwischen 4 und 5~ bewegt und sich bezeichnender Weise keine Spur einer Sprungschicht zeigt. Nichts Neues erfahren wir leider fiber die Schwankungen des W a s s e r s t a n d e s , die doch mit einem Tief- stand im Mai - - sonst Hochwasserzeit ffir Alpenseen - - ein Pro- blem stellen, und nicht viel mehr fiber den C h era is m u s , und doch wieder ein l~/~tsel: den Mangel an O im Tiefenwasser und die Ansammlung von Entomostraken in dieser Region. Genau be- schriebene B o d e n p r o b en ergeben ein genaues Bild sowohl vom Grunde als yon seinem Bios. DaB M a k r o p h y t e n - B e - st~inde im Wasser fast vSllig fehlen beruht wohl auf den starken Spiegelschwankungen, mithin auf dem unterirdischen Abflusse. Und all das hilft auch die Armut an bentheischen und planktischen Tieren erkltiren.

Die Armut an Z o o p l a n k t o n , - - ihm ist der Hauptteil der Arbeit g e w i d m e t , - erkennen wir, wenn wir bedenken, was alles in ~ihnlich gelegenen Seen lebt und hier fehlt: an Rotatorien zwei Arten von Synchaeta, Conochilus, Collotheca, Ascomorpha und Gastropus, an Cladoceren Diaphanosoma, Scapholeberis, Cerio- daphnia und Bosmina, an Copepoden Diaptomus und Ileterocope. Kaum ein See ist zwar so grfindlich nach Planktern durchst6bert worden, und doch hat er nicht mehr ergeben als Polyarthra trigla, KerateUa quadrata und Asplanchna priodonta (und seltene Notholca

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longispina und Filinia longiseta, :geringe Mengen von Daphnia longispina und groBe von Cyclops strenuus (ira (3bergang zum Benthos auch C.serrulatus, auBerdem sehr fraglich und selten ein Diaptomus). ,g, uBerst wertvoll sind die genauen Diagnosen und Bilder lokaler Formen mehrerer (auch benthe ischer )Entomost ra- ken, die sehr grfindlichen Fangberichte und die zahlenm~iBige Dar- stellung der vertikalen und der jahreszeitlichen Verteilung der in brauchbaren Mengen auftretenden Plankter, bei Cyclops auch der einzelnen Entwicklungsstadien. Herausgreifen will ich, dab im De- zember unter dickem Eise Daphnia in Jungen und in r mit Em- bryonen vertreten und Cyclops in roller Entwicklung begriffen war, in kleinen Mengen vorhanden selbst Polyarthra, Asplanchna und mit Eiern Keratetla, dab dagegen im Mai beider Jahre Daphnia nicht festzustellen war . Leider fehlen alle Funde von M~innchen- eiern, M~innchen und Latenz-Eiern der I~otatorien, und yon mann- lichen Daphnien. Ephippien sind freilich gefunden worden.

Und nun gesellt s ich zu dieser Armut an Vegetation und dieser qualitativen und quantitativen Sp/irlichkeit des Zooplanktons der einzigartige Re ich tum einer - - wie wi t einstweilen annehmen miissen - - endemischen Peridinee, des G y ran o d in i u m s a n - g u i n e u m, das den See beriihmt gemacht hat. Mit Worten und durch Photographien und Farbskizzen wird sein Polymorphismus geschildert: einerseits seine Farbt6ne yon Blaugrtin.bis zu Gelb und all die Verf~irbungen gegen Ziegelrot, anderseits seine vielen Gestalten: bewegliche mit Furchen und Flagellen versehene und unbewegliche eif6rmige Gestalten, groBe kugelf6rmige Ruhestadien und aus solchen ausschw~irmende kleine, rotierende Kugelzellen, daneben durch Knospung entstehende, fast farblose mittelgroBe I(ugelzellen und konjugierende flagellate Zellen samt den Konju- gationsprodukten. Kulturen, die den Zyklus des Gymnodiniums am sichersten kl~iren k6nnten, sind leider nicht gelungen. Wir freuen uns, dab BALDI darob nicht die Flinte ins Korn wirft, und folgen gespannt seinen Versuchen, aus den Befunden im nat~rlichen Medium so viel davon sicher zu stellen und so manches als we- nigstens wahrscheinlich zu erweisen, wie m/Sglich. Wir hoffen, er werde die vielen noch offenen Fragen, die der See und sein Bios stellen, n ich t ruhen lassen. O.B.