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Ausgabe o2 | € 3,50 | www.bregenzerwald.at Abenteuerliche Bergwelt Wandern als Lebensstil Ein richtig wilder Wälder Architekt der Zukunft Mächtig starkes Handwerk Feudale Wirtshäuser Landschaft als Musikerlebnis sommer 2010 reisemagazin

Reisemagazin Bregenzerwald

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So sind der Bregenzerwald und die Bregenzerwälder konservativ und weltoffen, hinterhältig und ehrlich, verbohrt und gastfreundlich, konse- quent und wechselhaft, pfiffig und ausgepowert, geheimnisvoll und auch wieder nicht, ursprünglich und bunt, abwartend und ungeduldig, sanft und rau, kämpferisch und abergläu- bisch, vielseitig und einfach, stur und innovativ, eigen und sinnig – aber sie werden immer Wälder bleiben, in einer Region mit vielen Eigenschaften. Einige von ihnen stellen wir Ihnen in dieser ersten Sommerausgabe des reisemagazin bregenzerwald vor – ihre Geschichte ebenso wie ihre Leidenschaften. Viel Spaß beim Lesen und Reisen.

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Abenteuerliche BergweltWandern als LebensstilEin richtig wilder WälderArchitekt der ZukunftMächtig starkes HandwerkFeudale WirtshäuserLandschaft als Musikerlebnisso

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*So grüßt man im Bregenzerwald.

ImpressumHerausgeber und Medieninhaber: Bregenzerwald Tourismus GmbH, Impulszentrum 1135, 6863 Egg, ÖsterreichKonzeption/Redaktion: Fuchs & Partner, Wien Konzeption/Gestaltung: Frank Broger, Andelsbuch Fotografie: Andreas RiedmillerAdolf Bereuter (Titelbild, 6, 45); Irena Rosc (26); Christoph Lingg (29, 45); Karin Wasner (33); Ioulia Kondratovich (43); Bregenzer Festspiele/andereart (44); Hélène Binet (45); Bruno Klomfar (45) Druck: VVA, Dornbirn

Servas!*

AutorInnen dieser Ausgabe

Florian Aicher lebt als Architekt und Autor im AllgäuRenate Breuß arbeitet als Geschäftsführerin des „werkraum bregenzerwald“Milena Broger ist Schülerin an der Höheren Lehranstalt für Tourismus in BezauDieter Hönig ist Sänger an der Wiener Staatsoper Roland Jörg ist Kulturreferent der Stadt DornbirnPeter Natter betreibt eine Praxis für Philosophie und Literatur in DornbirnBirgit Rietzler ist Dichterin im BregenzerwaldUlrike Schöflinger ist freie Autorin in WienAnne Siegel arbeitet als TV- und Hörfunk autorin in KölnArmin Thurnher ist Chefredakteur der Wochenzeitschrift „Falter“ in Wien

Der Bregenzerwald als Abenteuerspielplatz: Unser Cover-Model Stefanie Bechter aus Hittisau hat sich im Waldseilgarten Damüls hoch in die Bäume gewagt. Wobei das noch die harmloseste Herausforderung ist, die einen dort erwartet. Aber manche mögen es eben auch im Wald ein wenig extrem. www.das-seil.at

„Meor ehrod das Olt, meor grüssod das Nü und bliboad üs selb und daor haomat trü“ mit der Muttermilch eingetrichtert.

So sind der Bregenzerwald und die Bregenzerwälder konservativ und weltoffen, hinterhältig und ehrlich, verbohrt und gastfreundlich, konse-quent und wechselhaft, pfiffig und ausge powert, geheimnisvoll und auch wieder nicht, ursprünglich und bunt, abwartend und ungeduldig, sanft und rau, kämpferisch und abergläu-bisch, vielseitig und einfach, stur und innovativ, eigen und sinnig – aber sie werden immer Wälder bleiben, in einer Region mit vielen Eigenschaften.Einige von ihnen stellen wir Ihnen in dieser ersten Sommerausgabe des reisemagazin bregenzerwald vor – ihre Geschichte ebenso wie ihre Leidenschaften.

Viel Spaß beim Lesen und Reisen.Servas!

Der Bregenzerwald ist eine Region der Widersprüche. Aber das macht ihn schließlich auch so reizvoll.

Dem Bregenzerwald wird selbst innerhalb von Vorarlberg eine starke Identität zugesprochen. Und das will schon etwas heißen: Die Vorarlberger sind ja für ihren Eigensinn nicht nur im restlichen Österreich bekannt.

Dieses bemerkenswerte Selbstgefühl der Bewohnerinnen und Bewohner des „Waldes“ spiegelt sich auch in Aussagen wie „Wäldar ka net jedar sin“ wider (Wälder kann nicht jeder sein – wie ein Liedtext von „Stemm-eisen & Zündschnur“, einer lokalen Musikgruppe, besagt). Es ist eine eigen artige Mischung aus einer tie-fen Verbundenheit mit der Region und einer gleichzeitigen Sehnsucht nach der Welt da draußen.

Freilich entsteht manchmal schon der Eindruck, die „Wälder“ bekämen

Ulrike Marte, Herlinde Moosbrugger, Bregenzerwald Tourismus

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Übersichtskarte Bregenzerwald

Die erste Auskunftsstelle

Das Informations- und Service-Center in Egg berät Sie über alle Belange des Bregenzer-waldes und über Ihren Urlaub. Hier finden Sie u.a. einen frei zugänglichen Internet-Ter-minal, eine Vorverkaufsstelle für den 3-Täler-Skipass sowie eine Ausgabestelle für die Bregenzerwald Gäste-Card.

Bregenzerwald Tourismus

Impulszentrum 1135, 6863 Egg, Vorarlberg, ÖsterreichTel. +43(0)5512 2365, Fax +43(0)5512 [email protected], www.bregenzerwald.at

Öffnungszeiten:Montag bis Freitag von 9 bis 17 UhrSamstag, Sonn- und Feiertag von 8 bis 13 Uhr

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Der BregenzerwaldInhalt:

Freiraum: Viel Platz für Menschen mit ihren

einzigartigen Lebensvorstellungen

David Mätzler und sein russisches Flugzeug, eine Yak 6

Fünf Frauen machen Nordic Walking zum gemeinsamen Ritual 10

Kinder lieben den Bregenzerwald 16

Sonne & Landschaft:Berge, Wald und Täler voll Sonne und Sportmöglichkeiten

Der Organist Rudolf Berchtel plant Wanderwege im Bregenzerwald 20

Raften, Felsklettern, Baumseil garten und Lagerfeuer für Abenteuerlustige 22

Einzigartige Tuffsteinwand 36

Tradition & Kultur:Bodenständige Tradition, verbunden mit kosmopolitischer Weltläufigkeit

Armin Thurnher trifft Star-Pianist Alfred Brendel im Bregenzerwald 24

Die Schubertiade verwandelt Naturschönheit in Musik 28

Persönlichkeiten: Menschen, die ihr Leben nach ganz

eigenem Sinn und Wert gestalten

Hermann und Martin Nenning erheben die Zimmerei zur Kunst 30

Weltklassearchitektur: Baukunst des 21. Jahrhunderts: nachhaltig, ökologisch, effizient und schön

Bernardo Bader gilt als einer der hundert jungen Österreicher der Zukunft 34

Kochkultur: Traditionelle Speisen und Rezepte, neu und gesund interpretiert

Gasthof AdlerImmer zur Spitze 38

Speisen auf der Alp 40

Hotel HirschenFeudales historisches Wirtshaus 42

Kolumnen:Aus anderer Sicht 15G’hörig Wälderisch 21Wink aus Wien 33Brief aus Olomouc 37Alphabet des Waldes 43

Tipps der Redaktion: Die Besten für Shopping, Essen & Trinken, Kultur und Sport Adressen zum Genießen 46

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Russische KapriolenFliegen über dem Bregenzerwald und über den afrikanischen Busch

In seiner russischen Militärmaschine Yak zieht David Mätzler seine Loopings über der Bregenzerwälder Bergwelt

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David Mätzler versprüht die Kühnheit eines Trapezkünstlers und vermittelt die Seriosität eines Jumbo-Piloten. Seit dreizehn Jahren fliegt der charmante Andelsbucher mit allem, was aus Menschenhand stammt und zwei Flügel hat. Anfangs im Segelflug-zeug, ist er heute stolzer Besitzer eines Linienpilotenscheins. Die Cockpits der Welt stehen ihm offen – sofern die Maschinen nicht krisenbedingt im Hangar bleiben.

Seine große Leidenschaft gilt der Yak 52, einem russischen Militärtrainer – und der Busch-Fliegerei in Afrika. Die Yak, ein kunstflugtaugliches Gerät, kam vor acht Jahren aus Moskau in den Bregenzerwald. Der Flugsportverein Andelsbuch, in dem neben David auch sein Vater, ebenso Pilot wie ein Bruder, aktiv ist, hat die Maschine gekauft.

Von Hohenems aus starten die sechs Piloten abwechselnd zu halbstündigen Rundflügen mit zahlenden Gästen. Selten geht es einfach geradeaus: schon eher in Rollen und Loopings, Trudeln eingeschlossen, und im Messer- oder Rückenflug. Sind ganz Kühne oder solche, die sich dafür hal-ten, an Bord, wird es auch einmal ein „Zwirbelturm“. Nichts für Angsthasen.

Busch-Fliegerei? Der gelernte Elektriker und Anästhesiepfleger war zuletzt neun Jahre am Krankenhaus in Feldkirch tätig. Interessant, anspruchsvoll,

spannend – aber nichts gegen die Busch-Fliegerei: Ein Jahr als Pilot in Afrika hat er bereits hinter sich. Zum nächsten Abenteuer ist er schon unter-wegs: fliegt Tiere, Versorgungsgüter oder Touristen in kleinen Maschinen stundenlang über Wälder oder Seen, ehe er auf holprigen Bergpisten landet. Ohne zu wissen, mit wem er die impro-visierte Landebahn teilen wird: Sind es Elefanten, Fußball spielende Kinder oder doch nur versteckte Schlaglöcher?

Doch Afrika hin, Indien her, alt werden möchte David Mätzler im Wald: Er schätzt die Jahreszeiten mit ihrem jeweils eigenen Reiz und die Menschen. „Im Wald“, sagt er, „findest du immer Menschen, die mittun, die sich begeis-tern lassen. Auch für das einzige kon-zessionierte Wanderkino in Vorarlberg, das ich betreibe.“ Mit einem uralten Projektor und den dazu passenden Filmen: von Charlie Chaplin, Buster Keaton oder auch Jim Jarmusch.

Mätzlers neuestes Projekt: samt Pro-jektor und Filmteam nach Afrika. Dort gibt es ganze Länder ohne Kino, etwa Malawi, the warm heart of Africa. „Es ist vermutlich das Land mit den freundlichsten Menschen außerhalb des Bregenzerwaldes.“ Ihnen möchte der Flieger die Erfahrung von Kino ermöglichen. Und das als lizenzierter Filmproduzent auch in einer Doku-mentation festhalten – nur Fliegen ist schöner. Peter Natter

Andelsbuch (Hangar)

Hohenems(Flugplatz)

Der Pilot David Mätzler beschert Wagemutigen mit seiner Yak luftige Abenteuer

Entspannen Sie drei Tage lang und genießen Sie das „Wilde Weiber Menü“ im Schwanen in Bizau. Dieses Menü umfasst sieben leichte Gänge, mit saisonal und regional ausge suchten Speisen. Auf den Spuren von Hildegard von Bingen wird hier mit Genuss gekocht.

Leistungen:3 Übernachtungen mit Frühstücksbuffet; 2 Tage Halbpension (4 Gänge mit Wahl-möglichkeit nach Hildegard von Bingen); 1 Abend „Wilde Weiber Menü“ in 7 Gängen; Bregenzerwald Gäste-Card; Sauna/Dampfbad

Termine:27.6. – 27.7.10 26.9. – 31.10.10

Preis pro Person:ab € 230 im Doppelzimmer

Buchung, Info: Tel. +43(0)5512 2365, http://sommer.bregenzerwald.at

Reise-Tipp: Sanfte Zeiten & wilde Weiber

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Wenn er nicht gerade mit seiner Yak über dem Bregenzerwald kreist, fliegt David Mätzler Postfluzeuge in Afrika

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Mit Stock über SteinLes Andelsbucherinnen genießen gemeinsam den Zauber von Walken im Wald

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Der Bregenzerwald ist ein ideales Gebiet für Wanderer und Nordic Walker. Kein Wunder, dass auch die Einheimischen wie etwa „Les Andelsbucherinnen“ ständig auf Wald- und Wiesenpfaden unterwegs sind

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Ach, könnte Carry Bradshaw es nur ahnen, die Großstadtzicke aus der US-Kultserie „Sex and the City“: Sie würde jauchzen und mit spitzen, leicht hysterischen Tönen kreischen: „Was? Warum hat uns niemand gesagt, dass es ein Paralleluniversum gibt in – wie sagten Sie, heißt die Gegend? Und wo finde ich da neue Manolo’s?“

Müde würde ich lächeln und sagen: „Carry, vergiss deine Manolo Blahniks. Mit High Heels machst du hier keinen Meter.“ Denn hier spielt es nicht Sex and the City, sondern „Walk and the Country“. Das treibt fünf Andelsbu-cherinnen mit Namen Renate, Martina, Marie-Thres, Marlies und wieder Marlies regelmäßig samt ihren Stö-cken auf die Piste. Ihr Schuhwerk sieht erstaunlich hip aus für eine Sportart, die zuweilen mit Ressentiments zu kämpfen hat. Dennoch liegen die fünf Ladies Meilen entfernt vom Zicken-schick der Damen aus New York oder ihrer Sprösslinge aus „Gossip Girls“.

Bistro, sondern beim Nordic Walking auf der Alp. Mittlerweile sind Les Andelsbucherinnen mit ihren Sport-stöcken keine Exotinnen mehr. Woche für Woche ziehen sie munter plau-dernd in sportlichem Stechschritt kilo-meterweit durch den Bregenzerwald. Wichtig sind bei dieser Sportart echte Nehmerqualitäten – körperliche, aber auch seelische, schließlich kommt es immer wieder vor, dass ein Mannsbild aus der Gegend sie als „Stockenten“ anspricht.

Verdient haben sie den Namen nicht. Sie gehören nämlich nicht zu jenen, denen es zu mühsam ist, auf kurzen Asphaltstrecken die Gummischoner auf die Spitzen der Stöcke zu ziehen. Nein, sie schonen und genießen die Stille der Natur, außerdem wollen sie nicht schon von Weitem am Klick-Klick-Klick-Geräusch erkannt werden. Lieber ist es den fünf, wenn ihr Lachen vernommen wird, das schon von ferne aus dem Wald klingt. „Anfangs war es ganz schön schwer für mich“, sagt Renate. Auch sie war nicht frei von Vorurteilen: Power Walking? Das ist doch bloß ein „Mädchensport“. Groß war dann frei-lich die Überraschung, als ihr gleich zu Anfang der Atem ausging. Heute sind Les Andelsbucherinnen stolz auf ihre Kondition und keiner fällt es schwer, bei flottem Tempo zu reden. „Unsere Telefonkosten sind enorm gesunken, seit wir walken.“ Es ist gesund und schont auch das Familienbudget!

Nordic Walking stärkt nicht nur die Muskeln, sondern auch das Gefühl für die Natur

Fünf sportliche Damen, von manchem despektierlich die „Stockenten“ genannt

Gemeinsam ist ihnen der Spaß an regelmäßigen Treffen mit Freun-dinnen. Nicht zum Caffè Latte im

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Ihre Standardstrecke ist drei bis fünf Kilometer lang. Gestartet wird direkt vor der Haustür. Zu den Les Andels-bucherinnen kann man (Mann schon gar nicht!) nicht einfach beitreten oder bei ihnen mitlaufen. Sie haben strenge Regeln: Erstens gehen alle ihre Kin-der in dieselbe Schule und zweitens heißen alle ihre Männer Anton oder besser gesagt, „Tone“. Toneles Tones Tone ist übrigens nicht darunter, aber das ist eine andere Geschichte.

Wenn Nordic Walker auf Wanderer treffen, kann man von einem Zusam-menstoß von Kulturen, einem „Clash of Civilizations“ sprechen: die mit den Stöcken gegen die Stocklosen. Im Bregenzer wald herrscht diesbezüglich Entspannung. So laden Les Andels-bucherinnen auch stocklose Wande-rinnen von Zeit zu Zeit zum gemeinsa-men Ausflug.

Eine, die auch schon eingeladen war, ist Theresia: schlank, sehnig und braun gebrannt, mit einer Vorliebe fürs Wandern, egal ob hochalpin oder unten im Tal. Ihre derzeitige Lieb-lingsstrecke führt durch das Auer Ried, eine einzigartige Landschaft im Gemeindegebiet von Au. Heuhütten, Baumgruppen und Bäche säumen den Weg. Er führt über eine Bergwiese, die ihre Pflanzenpracht Monat für Monat wechselt. Theresia verfolgt diesen Wandel der Natur, seit sie während der Schnee-schmelze einmal spontan ihrer

Neugierde nachgegeben hat und in die Schlucht hinuntergeklettert ist. „Ich beobachte Ereignisse, die mir nie in den Sinn gekommen wären. Daraus ergeben sich echte kleine Erlebnisse. Mir bedeuten Ohne-Absicht-Sein und daraus resultierende Überraschungen viel. Außerdem genieß ich die Freude an der Bewegung in guter Luft. Du wirst Teil der Natur – das kann bis zu mystischen Erlebnissen gehen, zum Gefühl, ein Teil vom Ganzen zu sein.“

Dieses Ganze, Mensch und Natur, erscheint hier im Bregenzerwald klarer und reiner als anderswo. Hier geht man – und geht in der Natur auf. Man beginnt, sich auf eine fast schon vergessene Weise selbst zu spüren, eine Sinnlichkeit wahrzunehmen, die berauschend wirkt (nicht nur wegen des Enzianschnapses im Rucksack). Theresia trägt auf ihren Wanderun-gen stets knöchelhohe Schuhe – nicht zu verwechseln mit Stöckelschuhen. Außerdem empfiehlt die Gesundheits- und Krankenschwester statt Hand-täschchen einen Rucksack. Es passt dort Nützliches einfach besser hinein: Regenkleidung für alle Fälle, eine Kopfbedeckung, Sonnenbrille, Sonnen-creme, Wegkarte und ihre homöopa-thische Mini-Apotheke (siehe Kasten). „Mir ist wichtig, dass man sich auf die eigenen Sinne verlassen kann. Das Mobiltelefon möchte ich allerdings nicht mehr missen. Und ich achte immer darauf, dass sein Akku geladen ist, wenn ich losgehe.“

Arnika D6 Globuli* 5 Kügelchen helfen bei Abschürfungen, aufgeschlagenen Knien, Beulen und blauen Flecken. Arnika hilft Blutungen zu stillen und bestärkt die Haut, sich schnell zu regenerieren.

Bachblüten-Rescue-Notfalltropfen Eine Mischung aus fünf Blütenessenzen, die in Notfällen und bei extremem Stress Ruhe und Stabilität gibt. Hilfreich bei Schocks nach Unfällen – Theresia nimmt sie selbst, wenn sie Unfallopfern hilft.

Apis D6 GlobuliErste Hilfe bei Insektenstichen

WunddesinfektionsmittelVerbandstoff und elastische BindeRettungsdecke (Folie)

*Unter Globuli versteht man die Darreichungsform alternativer Heilmittel. Globuli sind Kügelchen, die sich unter der Zunge nach und nach auflösen und über die Mundschleimhäute dem Organismus zugeführt werden.

Theresias homöopathische Rucksack-Apotheke

Les Andelsbucherinnen von links nach rechts: Marie-Thres, Martina, Renate, Marlies und Marlies

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Wird der Bregenzerwald zum Klingel-tonparadies? Aber nein, hier ist es beim Wandern meist so still, dass man unterwegs gern einmal ans Mobilte-lefon in der Tasche fasst – nur für den Fall. Telefonieren bei strahlendem Sonnenschein auf einer Alpwiese hat etwas einmalig Entspannendes.

Wer in seinem Handy kein GPS hat, kann sich dennoch beruhigt auf die Wanderung machen. Die Wege sind gut beschildert, von Tal und Vorsäß aus bis hinauf in die Hochlagen und zu den Gipfeln. Bequemer geht es natürlich bergab, falls man sich vorher in einer der zahlreichen Bergbahnen gemütlich hinaufschaukeln ließ. Vor einem ständig wechselnden, fas-zinierenden Bergpanorama, etwa der mächtigen Kanisfluh oder der atembe-raubenden Felskette des Hohen Ifens, ertönen von den Alpen die fröhlichen Glocken des Vorarlberger Braunviehs. Kaum etwas beruhigt Herz und Nerven so sehr wie das tröstlich-sanfte Gebim-mel aus den steilen Schluchten und von sanften Alpwiesen.

Gaumen und Magen haben bald auch etwas davon, nämlich beim Einkehren auf einer Alp. Hier trifft man auf Men-schen, die auf dem flachen Land kaum mehr zu finden sind. Erdverbundene Bäuerinnen und Männer mit von der Sonne gegerbten Gesichtern. Ruhig in all ihren Bewegungen, ein wenig scheu und dabei freundlich kredenzen sie, was auf der Alp gewonnen wird: Käse,

Butter, Brot, Limonade oder Bier – gut, das kommt aus dem Tal. Sitzt man erst einmal beim Essen vor der Alphütte, den Blick träumerisch an die Bergwelt verloren, die Stimme der Bäuerin und den Glockenklang leise im Ohr, kommt einem schon der Gedanke: „Nie wieder geh ich fort von hier!“

Wandernd unterwegs, vorbei an Gams und pfeifenden Murmeltieren, hört man plötzlich ein bekanntes Klicken: Es klingt wie – genau, stiller Wande-rer, dein liebster Feind ist dir auf der Fährte, der Mountainbiker! Doch keine Sorge, als mittlerweile fester Teil der Alpgemeinschaft haben sie nun ihre eigenen Strecken – samt einer Karte aller Mountainbike-Trails. Von allen Touren könnte jene rund um die Kanisfluh, von Mellau kommend Richtung Au abwärts, ein Klassiker im Steinbockrevier werden.

Begegnet man auf den Wegen einer Gruppe mit Eseln und grüßt man sie mit „Servas!“, entpuppen sich vermeint-liche Älpler als Urlauber. Sie sind dem Zauber des Waldes so sehr verfallen, dass sie echter als Einheimische wirken. Von ihrem Beispiel inspiriert, erlebt man selbst, was es heißt, wirklich glück-lich zu sein. Anne Siegel

Nur mit dem Rucksack bestückt, wandern Sie zwei bis vier Tage lang auf ausgesucht schönen Wegen auf der Höhen-, Ach- oder Dörferroute durch den Bregenzerwald. Ihr Gepäck reist währenddessen komfor-tabel von Hotel zu Hotel. Mit ein bisschen Kondition sind alle Touren auch für wenig geübte Bergwanderer gut zu begehen.

Leistungen:3 bis 5 Übernachtungen mit Halbpension; Gepäcktransport; Parkplatz beim ersten Hotel und Transfer zum Auto nach Ende der Tour; bei Bedarf Transfer Bahnhof Dornbirn/Bregenz und retour; Wander karten und Streckenbeschreibungen; Bregenzerwald Gäste-Card

Termine:1.5. – 31.10.10

Preis pro Person:ab € 344 im Doppelzimmer mit Halbpensionab € 380 im Einzelzimmer mit Halbpension

Buchung, Info: Tel. +43(0)5512 2365, http://sommer.bregenzerwald.at

Reise-Tipp: Leichtfüßig wandern ohne Gepäck

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Eine seltene Augenerkrankung nimmt Karl-Heinz Ritter das Augenlicht, doch lässt er sich von seiner Sportbegeisterung nicht abbringen

Mein erstes Rafting

Endlich Gelegenheit, an einer geführten Rafting tour auf der Bregenzerach teilzunehmen! Ich frage Manfred, den Leiter unserer Gruppe: Er meint, dass eine Sehbehinderung die Teilnahme nicht ausschließe.

Der Wasserstand der Ach ist niedrig, er lässt keine Fahrten im großen Mannschaftsboot zu. So werden wir in Ein- und Zwei-Mann-Schlauch-kanadiern von Alberschwende nach Kennelbach paddeln. Die Einkleidung mit Neoprenanzug, Schwimmweste und Helm erfolgt in der Rafting-basis in Andelsbuch. Anschließend fährt der ganze Tross nach Alberschwende. Dort gibt uns Manfred eine Kurzschulung im richtigen Umgang mit den Kanadiern.

Bei der Vergabe der Boote teilt man mir zwei Steuerfrauen sowie einen Steuermann und ein Zwei-Mann-Schlauchboot zu. Nadine, die erste Steuerfrau, hat schon ein wenig Erfahrung im Umgang mit Paddelbooten. Ganz geschickt lenkt sie uns durch die ersten kleinen Strom-schnellen. Um dabei nicht von stärkeren Wellen umgekippt zu werden, muss man mit kräftigen Ruderschlägen das Boot stabilisieren und in der Mitte der Strömung halten. In den anderen Booten zahlen einige Lehrgeld und kentern mit ihrem Kanadier. Die „Umfaller“ bleiben aber ohne Folgen.

Unterwegs komme ich auch in den Genuss sehr ruhiger Abschnitte. Hier kann ich den Geruch des sauberen und lebendigen Wassers und das Zwitschern der Vögel in mich aufnehmen. Beim braven Paddeln stellen wir allmählich fest – mittlerweile hat Carmen das Steuern übernom-men –, dass sich etwas Müdigkeit in die Arme schleicht. Wie bestellt, wird eine Pause ange-setzt, in der wir uns mit Getränken und Süßig-keiten ein wenig stärken. Auf dem letzten Abschnitt unserer Flussfahrt bringt mich unser Steuermann Dietmar bis nach Kennelbach. Nach etwa dreieinhalb Stunden erreichen wir wohl-behalten das Ziel meiner ersten Raftingtour.

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Lohn der Aufstiegsmühen: Ein Blick vom Diedamskopf auf das Panorama der Bregenzerwälder Bergwelt

Mountainbiker haben im Bregenzer-wald ihre eigenen Strecken – eine Karte verzeichnet alle Trails

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Wo die Kräutercola wächstFür Kinder ist der Bregenzerwald ein Füllhorn an Überraschungen

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Wo die Kräutercola wächst

Da lässt es sich gut Kind sein: Ein junger Wälder hütet auf einer Alp eine Herde Ziegen – Heidi würde es gefallen

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Da komm ich nun nach vielen Jahren im In- und Ausland samt Töch-terchen zurück, um endlich einmal einen ausgedehnten Urlaub zu genie-ßen. Nahezu zwanzig Jahre war ich unterwegs, jetzt kommen mir Erinne-rungen aus der Kindheit in den Sinn. Ich freue mich auf ein Wiedersehen mit dem Bregenzerwald und bin auf der Suche, weiß nicht genau wonach. Dann hab ich es wiedergefunden – das kleine Paradies meiner Kindheit!

Als Erstes fahre ich mit meiner sechs-jährigen Tochter zu den alpinen „Streichelzoos“ – auf Bauernhöfe. Sie soll Tiere einmal in ihrer natürli-chen Umgebung erleben, fernab der lila Milka-Kuh. Bei Biobauern in Egg, Schwarzenberg und Schoppernau will meine Kleine gar nicht mehr aufhören: streichelt und füttert und streichelt und füttert. Zwischendurch belehrt sie mich über Pferde – als Reiterin kennt sie sich aus. Das alles macht ihr wirk-lich einen Heidenspaß.

Bei einem Bauern in Alberschwende dürfen wir beim Melken dabei sein. Unser Staunen wird vom Jungbau-ern mit einem dicken Spritzer Milch aus dem Euter belohnt. Das Kleidchen trieft, die Tochter hüpft, quietschend vor Freude. Ein Kälbchen mit treuher-zigen Augen wird vom Bauern mit fri-scher Milch gesäugt. Nach so vielen Tieren fällt meine Kleine müde ins Bett und schnurrt dort wie Kätzchen ein.

Am nächsten Tag geht es zur Bregenzerache. Dort herrscht reges Treiben: Kinder stapfen durchs Fluss-bett, spielen auf Sandbänken. Ihre Mütter genießen die Sonne. An tiefen Stellen springen junge Leute von Fels-brocken ins Wasser. Ah, dieses kalte, klare Wasser! Wildwasserpaddler und Kajakfahrer ziehen vorbei.

Früher verlief entlang „d’r Aach“, wie sie von Einheimischen genannt wird, „’s Wälderbähnle“, das die Landes-hauptstadt Bregenz mit Bezau ver-band. Die Schmalspurbahn wurde 1902 fertig gestellt und war bis 1983 in Betrieb. Heute ist sie eine Museums-bahn mit Dampflok zwischen Schwar-zenberg und Bezau – und meine Toch-ter fährt mit der Oma darauf. Bei der Rückkehr singt sie stolz ein neu gelern-tes Lied: „Fahr ma no a klälä, fahr ma no a klälä mit dem Wälder Isabäh(n)le.“

Ihre schönste Erfahrung, trotz Tieren und Dampflok, ist die Kräuterwande-rung von Au ins Holdamoos. Bei der kleinen Kirche scharen sich Kinder mit ihren Eltern um die kräuterkundige Führerin Annemarie Bär. Zunächst geht es zu einem Brunnen aus einem mächti-gen Baumstamm. Ärmel hoch, die Arme bis knapp über die Ellbogen ins kalte Wasser und die Unterarme wie eine Tur-bine drehen. Uiii, mit hellem Kreischen sind alle hellwach.

Beim Spaziergang erläutert die char-mante Frau Bär die Vielfalt der Pflanzen und erklärt deren Gebrauch. Die Kinder lauschen andächtig und streichen sich mit Blättern, die sich wie Teddybären anfühlen, über die Wangen. Dann ver-zieren sie die Blätter mit Klettpflänz-chen zu kleinen Kunstwerken. Sie ler-nen, wie man Brennnesseln anfasst, ohne dass sie brennen, und erfahren ein Stück Bregenzerwälder Alpgeschichte. Im Kräutergarten erkunden sie mit Augen, Nase und Mund die erstaunlichs-ten Duft- und Geschmacksrichtungen. Sogar Cola-Geschmack ist dabei.

Meine Sechsjährige steht mit den ande-ren Kindern in einer rund 500 Jahre alten Vorsäßhütte (das ist eine Alphütte auf 1.200 bis 1.600 Meter Seehöhe). Ein Feuer brennt am Herd, Annemarie Bär wirft Blütenpulver ins Feuer. Die Kinder kreischen vor Freude über die kleinen Explosionen. Dann fragen sie, wie die Bauern in solchen Hütten haben leben können. Sie hören, dass man hier einst Käse und Butter erzeugt und im Keller gesalzen hat. Mit kleinen Stoffmäusen, einer Mausefalle und spannenden Erzählun-gen hält Frau Bär alle Kinder bei Laune: Unter der „Gebse“, einem für die Milch-verarbeitung aus Holz produzierten Gefäß, das wie das untere Ende eines abgeschnittenen Holzfasses aussieht, halten sich Mäuse versteckt – wie wer-den wir sie fangen? Aufgeregt und vor Spannung fast platzend, lauschen die Kinder der Erzählerin. Noch tagelang werden sie davon schwärmen.

Nach zwei Wochen Urlaub macht mir meine Tochter klar: Im Bregenzer-wald kann ein Kind noch Kind sein, Dinge angreifen, das Leben unmittel-bar begreifen. So wundert mich die Frage meiner Tochter nicht, als wir im Zug zurück in den Alltag sitzen: „Mama, wann fahren wir wieder in den Bregenzerwald?“ Ulrike Schöflinger

Der Bregenzerwald ist für Kinder, wovon Erwachsene träumen: eine Idylle

Auf einer Hütte fernab vom Dorf zu über-nachten hat einen besonderen Reiz. Die einfache, gemütliche Atmosphäre verzau-bert. Ringsum Wiesen und Wälder, Brunnen plätschern, die Kuhweiden liegen ganz nah. Ein besonderes Erlebnis für große und auch für kleine Wanderer! Drei Tage lang erkun-den Sie auf leicht zu begehenden Höhen-wegen die schöne Bregenzerwälder Berg-natur – zweimal übernachten Sie auf einer Hütte. Die Tagesetappen sind kurz, zwischen zwei bis fast vier Stunden. So bleibt genü-gend Zeit für Spiele in der Natur oder den einen oder anderen Abstecher.

Leistungen:2 Übernachtungen auf einer Hütte mit Früh-stück oder Halbpension; Wanderkarte und Streckenbeschreibung

Auf Anfrage:Verlängerungsnächte (ab 3 Nächten erhalten Sie die Bregenzerwald Gäste-Card); Fahrt mit dem Wälderbähnle; Besuch im Aqua-Hochseilgarten etc.

Termine:7.5. – 31.10.10

Preis pro Person:ab € 52 im Matratzenlager mit Frühstückab € 76 im Matratzenlager mit Halbpension

Übernachtung im Zimmer und Kinderermäßigung auf Anfrage!

Buchung, Info, weitere Angebote: Tel. +43(0)5512 2365, http://sommer.bregenzerwald.at

Reise-Tipp: Familienwanderung von Hütte zu Hütte

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So wird aus Kuhmilch der berühmte Bregenzerwälder Bergkäse: Senn Hubert Manser zeigt, wie es geht

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Wälder mit WeinbergRudolf Berchtel beschildert Wanderwege in der Bergwelt. Und macht Wein

Rudolf Berchtel möchte man einen typischen Macher nennen. Säße man nicht auf einer schatti-gen Terrasse gemütlich einem Mann gegenüber, zu dem nichts weniger zu passen scheint als Stress. Dabei ist Rudolf Berchtel vieles in einem: Chorleiter, Buchautor, Organist, Fern-reisender, Musikschullehrer und Wanderwegeorganisator.

Aufgewachsen ist er, Sohn eines Tier-arztes und mütterlicherseits Spross der bekannten Fotografenfamilie Hiller, in Bezau. Nach der Matura in Bregenz folgt ein Studium der Geografie und Kunstgeschichte in Innsbruck. Das Orgelspiel studiert Berchtel schon wäh-rend der Gymnasialzeit. In Innsbruck wird er mit Abschluss und Diplom Kirchenmusiker. Seine Dissertation

Rudolf Berchtel arbeitet an seinem Wanderführer

Chorleiter, Autor, Organist, Fernreisender – und Groß-meister der Wanderwege

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über die Bregenzerwälder Alpwirtschaft erscheint als Band 18 der „Innsbrucker Geographischen Studien“ und avanciert im Jahr 1990 zu einem unerwarteten Verkaufserfolg. Berchtel ist Wanderer. Natürlich nicht bloß jemand, der in die Berge geht. Kaum bei einer Raumplanungsbehörde angestellt, greift man auf das enorme Wissen des jungen Wissenschafters über das regionale Wanderwegenetz zurück. Es geht darum, das Chaos der Wanderwegekennzeichnung zu besei-tigen und durch eine einheitliche Beschilderung zu ersetzen.

Und so macht es Berchtel: schöne, recht eckige Täfelchen mit farbiger Spitze; gelb-weiß für leichte Wege, weiß-rot-weiß für Bergwanderwege und weiß-blau-weiß für alpine Steige. Damit man sich auskennt. Als nächstes Projekt steht die Beschilderung des Vorarlberger Mountainbike-Wegenetzes

Birgit Rietzler, Dichterin im Bregenzerwald, stellt hier typisches „Wälderisch“, die lokale Mundart, vor

Ein Tag im Wald

Amorgo um Fümfe hört ma schtuckwies no a paar Giggolar kreio.Morgens um fünf hört man da und dort noch ein paar Hähne krähen.An Riebl git as nümma viemal zum Zmorgo-eosso.Einen Riebel gibt es nicht mehr oft zum Frühstück.Winn `s Znünebrod bim Znüneeosso bodo het ischt, sejt ma, as hej `s Oalfelüto ou scho meh-mal ghört.Wenn das Jausenbrot der Neun-Uhr-Jause ziemlich hart ist, sagt man, es habe das Elf-Uhr-Läuten auch schon öfters gehört.Ma ka natürle ou ohne Röschto do gonzo (Voamit)tag schaffo, bis breiz zum Umgragglo, odr dom Teilf a Ohn awekfahro.Man kann natürlich auch ohne Rasten den ganzen (Vormit)tag Stress machen, arbeiten, bis man fast umfällt, oder mit dem Auto so umherrasen, dass man dabei dem Teufel ein Ohr wegrasiert.Do Weottorseogo um Zwo lütot as bloß do Summr.Den Wettersegen um zwei Uhr läutet man nur im Sommer.As git Lüt wau am hell-liohto Namittag Kaffeeschüssla uftischod und Lüt zor Schtubat hind.Es gibt Leute, die am helllichten Nachmittag Kaffee-tassen auftischen und Leute zu Besuch haben.Fioraubod ischt der schöanscht Aubod, usar do Vatr kinnt kan Fioraubod, do Gog ka Uhr, und d' Muottr ka Gnüoge bim Schtöck zupfo.Feierabend ist der schönste Abend, es sei denn, der Vater kennt keinen Feierabend, das Kind keine Uhr und die Mutter kann nicht genug bekommen vom Blumen Pflegen.Abr bis zum „Vorarlberg heute“ wiod ma dinn gli grüscht.Aber wenn die Sendung „Vorarlberg heute“ (im Fern-sehen läuft), ist man dann doch parat.A goats Hinnatle wünscht ma a jedom – deom, wau mit do Hinna is Bett gaut, nät aso as wio deom, wau allad ewig umanandgoschtarot.Ein gutes Heute-Abendchen wünscht man jedem – dem, der mit den Hühnern zu Bett geht, genauso wie dem, der immer ewig herumgeistert.

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an. „Ich bin froh, dass ich die Strecken nicht abfahren muss!“ Irgendwann will er einfach seinen Garten genießen, ein wirklich besonders schönes Exemplar. Oder an den Bodensee fahren, wo sein Bade-boot vertäut liegt. Wie gesagt, ein vielseitiger Zeitgenosse: ein bisschen Wälder, ein bisschen Seebrünzler, ein bisschen Süoßlarschnitz (i.e: Bregenzer bzw. Dornbirner). Mit ausgeprägtem Hang zu fernen Ländern.

Wenn du ihm die Hand geschüttelt hast zum Abschied und dich anschickst, das gastliche Haus zu verlassen, spielt er seinen letzten Trumpf aus. „Ja, da ist noch etwas: ein kleiner Weinberg in Dornbirn. Den bewirtschafte ich mit Freunden.“ Falls die Hobbyweinbauern Zeit haben, werden sie eine gute Ernte einbringen. „So an die zweihun-dert Flaschen weißer Bergwein sollen es werden. Der Grappa jedenfalls schmeckt!“ Peter Natter

Ein Wahrzeichen des Bregenzerwaldes: die Damülser Mittagsspitze. Berchtel sorgt mit für schöne Aufstiegswege

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Noch gilt der Bregenzerwald als Geheimtipp für Mountainbiker: Einige Routen wurden erst ganz neu angelegt. Außergewöhnlich ist die große Bandbreite von ganz gemüt-lichen und höchst anspruchsvollen Touren. Sie machen sich mit fach- und ortskundiger Begleitung auf den Weg. Verwöhnendes für Körper und Gaumen bieten spezialisierte Mountainbike-Gastgeber.

Leistungen:3 oder 7 Übernachtungen mit Halbpension; 1 bis 2 geführte Mountainbike-Touren; Bregenzerwald Gäste-Card; Mountainbike-Karten; Leistungen des jeweiligen Hotels (z.B. Massagen, Gutscheine für Wellness-behandlungen)

Termine:1.6. – 31.10.10

Preis pro Person:3 Übernachtungen ab € 196 im Doppelzimmer7 Übernachtungen ab € 343 im Doppelzimmer

Buchung, Info: Tel. +43(0)5512 2365, http://sommer.bregenzerwald.at

Reise-Tipp: Mountainbike Bregenzerwald

High 5 Lingenau

Aktiv-Zentrum Andelsbuch-Bersbuch

Outdoor Input Mellau

Peter Steyrer Schwarzenberg

Waldseilgarten Damüls

Alpinschule SchröckenJürgen Strolz Schröcken

Alpinschule Warth

Laut schreiend genießen

Erlebnisse der wilderen Art versprechen die Schluchten des Bregenzerwaldes

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Nervenkitzel gefällig? Dann ist der Bregenzerwald genau das Richtige. Hier kann man durch wilde Schluchten raften oder an Seilen über sie hinweg turnen. Hier klettert man an eindrucks vollen Felsen und jagt auf dem Mountain bike die steilen Trails tal-wärts. Auch in Baumwipfeln lässt es sich hier gruseln, etwa im größten Hochseil-garten Vorarlbergs zwischen Bersbuch und Schwarzenberg.

Das Spektakel im „Aktiv-Zentrum“ von Gerhard Feuerstein beginnt mit einem Sprung von der Brücke: dreißig Meter am Seil hängend tief in die Schlucht der Bregenzerach. Wem das noch zu wenig ist, der kann bei High 5 in Lingenau auch über hundert Meter tief fallen.

Feuersteins Aqua-Hochseilgarten liegt direkt über der Bregenzerach. Sofern es das Wetter und die Temperaturen der Ach zulassen, kann man zwischendurch den Sprung vom Felsen direkt ins kalte Wasser wagen. Erfrischend ist die Erfah-rung allemal.

Wie auch die am „Flying Fox“. Nein, das ist kein Fuchs mit suizidalen Ambitionen, sondern eine Art Ein-Personen-Seilbahn. Die Last, pardon, der Passagier, wird an einen Karabinerhaken gehängt und über die Ach geschubst. Da gleitet er nun, gut fünfzehn Meter über dem Wasser der Bregenzerach in rasendem Tempo.

Mut verlangt auch Feuersteins geführte Wanderung am „Känzele“ in Bezau, eine nervenstrapazierende und spannende Tour, bei der es vor allem auch auf Teamgeist ankommt. Wer danach noch den Wunsch nach einer Schwindel erregenden Erfahrung hat, kann sich auf Schwebebalken zwi-schen zwei Felsen erproben. Darunter geht es etwa sechzig Meter in die Tiefe. Und zum Abschluss winkt das große Zittern: An einem Stahlseil im Kletter-gurt hängend, wird man zwischen Bizau und Reuthe abgeseilt. Das ist dann genau der richtige Augenblick, um von Herzen laut „… iiiiiiiiiiiiiih!“ zu schreien. Auch hoch oben am Berg im Hin-terwald kann man die Natur von ihrer rauen Seiten kennen lernen. Josef Staggl von der Alpinschule Schröcken nimmt sich der Abenteuerlust von Kindern an – sei es bei Abenteuertagen oder im Klettergarten. In seinen Wild-niscamps für Jugendliche lässt er sie ein den meisten völlig unbekanntes Gefühl spüren – nämlich das von der atemberaubenden Macht der Natur. Nachts im Wald erscheint selbst mar-kengesteuerten Jugendlichen plötzlich ihre Konsumgüterwelt in den Tälern eigentlich lächerlich.

Wer sich einmal im Wildwasser-schwimmen in einer reißenden Ach versucht hat, wird dieses Erlebnis ein

Leben lang nicht vergessen. Damit es ein schönes Erlebnis bleibt, sollte man sich der Erfahrung von Christian Fritz an der Alpinschule Widderstein in Warth versichern. Es ist eine erstaun-liche Erfahrung, mit welchem Tempo man sich durch eiskaltes Wasser fluss-abwärts bewegen kann. Nur sollte man das besser nicht ohne pro fessionelle Unterstützung versuchen.

Neben Christian Fritz gibt es noch eine Reihe weiterer Outdoor-Spezialisten: High 5 am ehemaligen Wälderbahnhof Lingenau, Jürgen Strolz in Schröcken oder das Team von „Outdoor Input for Life“ in Schnepfau ermöglichen einem auch Wildwassererlebnisse, die man mit einem Boot unter dem Hintern meistern kann – ob im Kajak oder Kanadier oder auch mit dem Gummi-boot, neudeutsch Raft genannt. Peter Steyrer wiederum ist der Mann für Mountainbiker. Er bietet geführte Mountainbike-Touren und -Fahrtech-nikkurse an.

Mountainbiken ist ähnlich wie Felsklettern (auch in Wildbächen!) auf-reibend. Dafür spürt man dann am Ende eine umso größere Befriedigung: Man hat es nach oben geschafft. Und nach oben kommen ist eine Maxime im Outdoor-Outback – um dann ganz schnell wieder im Sattel eines Bikes ins Tal zu jagen. Milena Broger

Wer Abenteuer sucht, wird sie finden – aber, aber … iiiiiiiiiiiiiih!

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Die Aufsuchung der Teufel

Die alte Kirche von Damüls, in der Alfred Brendel ein Fresko der Hölle bestaunen will

So lautet das Kapitel über den Bregenzerwald in Armin Thurnhers Roman „Der Übergänger“. Er beschreibt darin seine ständigen „Verfehlungen“ des Pianisten Alfred Brendel

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Der Bregenzerwald zerfällt in den Vorder-, Mittel- und Hinter-wald. Schwarzenberg gehört bereits zum Mittelwald. Hat man die mas-sive Talsperre der Kanisfluh passiert, des beherrschenden Bergblocks, öff-net sich das Tal ein wenig, die Straße zieht sich über den Talboden hin, führt dann durch eine enge Achklamm, wo sie der Lawinen wegen überbaut ist, mündet nach einigen Kurven in einen kleineren Talboden und immer so fort. Friedliche Siedlungen stattlicher Bau-ernhäuser, dazwischen zeitgemäße Holzbauarchitektur, in jedem Dorf ein zeitgenössisches Gemeindebauwerk, zu so etwas darf man Kultur sagen. Brendel kennt nur den vorderen, milden Teil des Waldes. Von Bregenzer-wälder Verhältnissen scheint er nicht viel zu wissen. Ich erzähle von der so genannten, ab dem Spätmittelalter bezeugten Bauernrepublik, die natür-lich keine war, aber doch herrschafts-freie Züge trug, und von der Bezegg, jenem auf Holzpfeilern errichteten Haus mitten im Wald, in das man den Landammann, die Räte und die Abge-ordneten hinaufsteigen ließ, wobei man ihnen die Leitern erst wieder hin-stellte, wenn sie sich geeinigt hatten.

Ein Holzmodell des Rathauses auf der Bezegg hat ein Künstler erst vor Kur-zem in der der Gemeinde Andelsbuch gefunden. Gleich hat er’s in seine Aus-stellung im löblich modernen Holzge-meindezentrum mit einbezogen. Die Bezegg-Verfahrensweise gefiel Brendel. Sie sollte, meinte er, zum Beispiel bei Friedensverhandlungen im Nahen Osten wieder zum Einsatz kommen.Die Fahrt bis Schoppernau wiegt einen

in falscher Sicherheit: Einigermaßen eben, ohne scharfe Kurven, geht es dahin. In Au müssen wir rechts die Straße nach Damüls hinauf. Ab hier ist sie im Winter mitunter gesperrt, man kann nur mit Schneeketten wei-ter. Obwohl ich langsam fahre, merke ich, es geht dem Passagier zu schnell. Ich mäßige mich und weise auf die schönen Bauernhäuser hin, präch-tige, geschindelte Einhöfe mit Schopf, wie der angebaute Schuppen hier heißt, halber Fremdenführer, der ich nun schon bin. Versuche die Alpwirt-schaft zu erklären. Anscheinend bin ich immer noch zu schnell, denn die Lieblichkeit der Gegend ist an ihm verloren, er sieht nicht Matten und Wiesen, er sieht nur Abgründe und Schlünde. Ich traue mich nicht, ihm das Patentrezept zu empfehlen, nur auf die Innenseite der Kurve zu sehen, tue es dann aber doch. Als Kind habe ich auf solchen Straßen prinzipiell gekotzt. Kotzen war mein Bergstraßenbegrü-ßungsritual, mit hellem Strahl schrieb ich mich in die Welt der Alpen ein. Ich brauchte es meinem Vater nur mit einer Handbewegung zu signalisieren, er wusste Bescheid und hielt an.

Der höhengeeichte Alemanne fährt sein Leben lang knapp an Abgründen vorbei und denkt sich dabei wenig. Man spricht jedoch viel über das Berg-fahren in diesem Volksstamm. Von Generation zu Generation gibt man das Verhalten auf Schnee und Eis wei-ter. Hundert Mal bin ich in dieses Tal hineingefahren, winters wie sommers, mit Ketten und ohne, als Jungtrottel mit Vollgas und als einigermaßen bedächtiger Erwachsener, aber nie fuhr

ich so vorsichtig wie diesmal. Ich weiß, in welchen Kurven zwei Autos bequem aneinander vorbeikommen und in welchen man auf der Ausweiche war-ten muss. Ich weiß, dass Brendel das nicht weiß, und verlangsame das Tempo weiter, krieche den Berg hinauf, dabei die Vorzüge des lokalen Berg-käses schildernd. Den kennt er, den nimmt er aus der Schwarzenberger Käsehandlung immer mit. Ob er auch wisse, dass die fettesten Käsehändler so reich waren, dass sie eine Loge in der Mailänder Scala hatten? Das ver-setzt ihn doch in Erstaunen und ich erkläre, damit die Zeit vergeht, den Unterschied zwischen Fettkäserei und Magerkäserei. Hier ist reiches Gelände, hier wurde fett gekäst.

Im folgenden Kapitel des Romans „Der Übergänger“ trifft der Autor endlich den Pianisten Brendel – ausge-rechnet im Bregenzerwald

Buch-Tipp: Armin Thurnher. Der ÜbergängerRoman, Zsolnay Wien, 2009. Fester Einband, 256 Seiten. Preis: € 19,90 (D), € 20,50 (A)

Vorderwald

Mittelwald

Schwarzenberg

Kanis�uhHinterwald

Damüls

Au

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Mir scheint, ich bin einen Hauch zu lebenstüchtig unterwegs, so lebens-tüchtig bin ich gar nicht; oft verfalle ich dem Irrtum, andere hätten Inte-resse an den Lebensumständen der Menschen in den Landschaften, die sie durchfahren.

Ob er Franz Michael Felder gelesen habe, frage ich Brendel, der sei in Schoppernau zu Hause gewesen. Felder, sagt Brendel etwas matt, das ganze Hotelzimmer ist voller Felder! Ich habe nie hineingeschaut. Was von dem zu halten sei? Nicht alles ist gut, aber die Autobio-grafie ist vorzüglich. Merkwürdig rüh-render Fall eines Autodidakten, Peter Handke hat sie neu herausgegeben.Aha.So leid es mir tut, wir müssen Höhen-meter machen. Damüls ist ein Walser-dorf, wurde nicht vom Bregenzerwald aus, sondern von der anderen Seite her besiedelt, vom Laternsertal und vom Rheintal. Warum denn die Walser aus dem Wallis ausgewandert seien, will Brendel wissen. Ich weiß es nicht, ohne Google im Auto ist man verloren, spä-ter schaue ich nach. Inzwischen äußere ich vage historische Vermutungen. Ver-mutlich Hungersnöte, Bevölkerungs-wachstum, Zwist mit Feudalherren. Nicht einmal ganz falsch, was ich sage. Die Geschichte, als ich mit einem Käsemeister in steilstem Gelände auf Recherche unterwegs war, erzähle ich lieber nicht – als der mich bat, auszu-steigen, weil er an abschüssiger Stelle eine Kehre nicht auf einmal bewälti-gen konnte, sondern mit dem Heck über dem Abgrund reversieren musste. Das Leben in den Bergen ist gefahr-voll. Man kann hinübersehen auf die Alpe auf der Üntschen. Das erwähnen wir nicht, aber den Käser schildern wir, der dort aus dem siedenden Kessel das siebzig Kilo schwere Netz mit dem Käse allein heraushebt, nachdem er zuvor dessen Enden mit den Zähnen zusammengehalten hat. Das erinnert Brendel an eines sei-ner Gedichte. Käse!, sagt er mit wür-zigem Ingrimm. Peinlicherweise habe ich es nicht präsent und kann nichts weiter dazu sagen. Weil’s nicht im Sammelband steht, sondern im „Fin-gerzeig“. „In einer Zeit/die den Men-schen das Recht absprechen möchte/sich öffentlich zum Käse zu bekennen/verdienen die Bemühungen des Käsesyndikats/Aufmerksamkeit und Unterstützung.“ Und überhaupt: „Mittlerweile hat der Vorschlag/

das Käsesyndikat in eine Käsekirche umzugestalten/an Boden gewonnen …“ Auch wir haben Boden gewonnen und sind endlich da, nach einer letz-ten Kurve leuchtet uns die barocke, rote Zwiebel des Damülser Kirchturms entgegen. Ein kleines Kirchlein, prekär und doch geschützt auf einem Rücken gelegen, das einzige nennenswerte gotische Bauwerk in Vorarlberg, barock überformt, versteht sich. Das Dorf schmiegt sich an den Fuß des kleinen Rückens. Das schneereichste Dorf der Welt, damit wirbt der Ort für den Win-tertourismus, aber jetzt ist Sommer, die Alpenblumen blühen, die Luft ist schärfer, reiner, rauer als unten im Tal. Auf den Berggipfeln, wenige Hundert Meter oberhalb von uns, halten sich letzte Flecken von Schnee.

Wir gehen die paar Meter zur Kirche steil bergauf, über eine schmale Stiege und einen Kiesweg. Kein Tourist weit und breit, nur zwei, drei Walserinnen bemühen sich um die Gräber auf dem kleinen Friedhof. Ich, ganz Cicerone, habe den Dehio mit, Brendel nimmt ihn dankbar. Ein geschnitzter, barocker Pestchristus bietet einen kuriosen ersten Höhepunkt. Ans Kreuz geschla-gen und mit Pestbeulen übersät – ein bisschen viel auf einmal, aber dem barocken Gemüt konnte es nicht drastisch genug sein. Brendel hat ein Faible für Absurdes.

Eine der Frauen kommt und macht mehr Licht. Jetzt können wir die berühmten, geschmackvoll restaurier-ten Fresken betrachten. Die Anbetung

Irena Rosc fotografiert Alfred Brendel beim Gespräch mit Armin Thurnher im Hotel Hirschen in Schwarzenberg

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der Könige, deren einer sehr grazil, auf geradezu weiblichen Beinen posiert, gefällt ihm, auch und gerade – ich höre recht – als Komposition. Die Biblia pauperum, die Armenbibel, erzählt in rechteckigen Feldern ihre Geschichte, rötelfarben, zwanzig Felder auf jeder Seite des Kirchenschiffs. Brendels Laune hebt sich; je länger er die Bilder betrachtet, umso mehr. Es sind gute Darstellungen aus dem Leben Christi. Augenmensch also auch noch. Feine Details sind zu registrieren, ich schenke ihm meinen Kirchenführer.

Nicht schlecht auch ein Heiliger Sebastian, Sadomaso-Porno in barockem Schnitzwerk. Die Gna-denmutter betrachten wir aus der Ferne, der Chor, naja, wir wenden

uns zum Gehen, da zieht uns Vera in einen Nebenraum. Sie hat es ent-deckt. In der Leichenkammer hängt ein monumentales Ölbild, das Jüngste Gericht darstellend. Das hat noch gefehlt. Jetzt ist Brendel in prächtiger Laune. Ein Spritzer Höllenöl ins Feuer und der Pianist strahlt. Verglichen mit dem Gesichtsausdruck, den er jetzt zeigt, war er beim Mittagessen geradezu leidend. Man weiß von seiner Zuneigung für Teufel. Das hier ist ein Gemälde, wie für ihn gemalt. Der Horizont brennt, am Himmel reiten apokalyp-tische geflügelte Wesen, Sünder in den Fängen, ein paar hilflose Engel mit Flammenschwertern versuchen am linken Bildrand nach dem Rech-ten zu sehen, aber rechts tut sich der Riesenschlund auf, wie der eines Wals, ein Monster mit gelben, aufgerisse-nen Augen, roter Riesenzunge, zwei Zahnreihen mit allen Schikanen, in die hinein Hilfsteufel die Kolonnen der leicht geschürzten Sünder treiben. Die Lust an den Details! Da schiebt ein Teufel einen Delinquenten in einem brennenden Schubkarren auf den auf-gerissenen Höllenschlund zu, links öff-net sich ein Fenster in den Untergrund mit dem Endzustand der Verdammten, der Dauerröstung. Ein kleines Orches-ter spielt dazu auf.

Ha, ruft Brendel, da hat man noch etwas, auf das man sich freuen kann! Sein Nachmittag ist gerettet, somit auch unserer. In der oberen Hälfte des Gemäldes befinden sich Fegefeuer und Himmel, die Frommen in braver Reihe, aber die sind nicht so wichtig. Vera fotografiert. Draußen vor der Kirche sehen wir jetzt auch fantasti-sche Alpenblumen, die Aussicht ver-gnügt Brendel, er lacht über sein lind-grün-pepitagemustertes Sakko, seine Erscheinung krönt er mit einem him-melblauen Topfkäppchen mit weißem Saturnring – ein älterer Tennistrainer oder Nabokov beim Schmetterlings-fang könnte so etwas tragen –, ihm völlig egal, er posiert fröhlich vor der Kirche, ist jetzt höllisch guter Laune.

Bei der Rückfahrt betrachtet er die Bregenzerach. Ob er angle, frage ich. Nein, erst in England habe er gelernt, Fisch zu essen. Vor einem Tunnel fällt ihm ein, aus dessen Fassade könnte man das Maul eines Ungeheuers machen. Armin Thurnher

Sie wohnen in einem ausgewählten Hotel in herrlich grüner Umgebung im Bregenzer wald und besuchen an einem Abend die Bregenzer Festspiele: Auf der größten Seebühne der Welt ist in die-sem Jahr die Oper Aida von Guiseppe Verdi zu hören und zu sehen. Der Transfer nach Bregenz und retour ist inkludiert, ebenso ein Mitternachtsimbiss nach der Aufführung in Ihrem Hotel.

Leistungen:3 Übernachtungen mit Halbpension; Fest-spiel-Transfer; Mitternachtsimbiss im Hotel nach der Festspielaufführung; Bregenzer-wald Gäste-Card; Aida-Tickets organisieren wir auf Wunsch für Sie

Termine:21.7. – 23.8.10

Preis pro Person:ab € 285 im Doppelzimmer im ****Hotel ab € 231 im Doppelzimmer im ***Hotel

Buchung, Info: Tel. +43(0)5512 2365, http://sommer.bregenzerwald.at

Reise-Tipp: Grüner Wald & große Oper

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Musizieren wie SchubertEin Sänger der Wiener Staatsoper über die Schubertiade

Musik für die Augen: Beim Verlassen des Konzertsaals in Schwarzenberg steht dieses Bild den Zuhörern vor Augen

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Schwarzenberg wird jährlich zum Zentrum der Freunde von Franz Schuberts Musik

Einst musizierte Franz Schubert regelmäßig im Freundeskreis. Bei die-sen „Schubertiaden“ stellte er seine neuesten Kompositionen vor. Ein-drucksvoll bezeugt dies eine Zeichnung des Malers Moritz von Schwind mit dem Titel „Ein Schubert-Abend bei Josef von Spaun“. Es zeigt eine Gesellschaft im Haus des Wiener Juristen Spaun im Dezember 1826. Schubert begleitet den lässig neben ihm sitzenden Bariton Johann Michael Vogl am Klavier zu seinen Liedern.

die Schubertiade in Hohenems auf. Rasch wird der eher unbekannte Ort zu einer renommierten Festspiel-stadt. Alljährlich trifft sich hier ein internationales Publikum, das Außer-gewöhnliches sucht: die authentische Begegnung mit hervorragenden Künstlern und ihrer Weise, die Lieder Schuberts zu interpretieren.

1991 ist es mit „Schubert im Schloss“ vorbei. Der Palast in Hohenems wird renoviert und steht der Schubertiade

Schwind setzt mit seiner Darstellung nicht nur Schubert selbst, sondern auch der Schubertiade ein Denkmal. Wer immer als Sänger Franz Schuberts Liedern gerecht werden will, sollte die Weite eines großen Konzertsaals innerlich ausblenden, theatralische Gesten meiden und Pathos durch Intensität ersetzen.

Selbst ein Opernsänger wie ich muss sich für Liederabende von Schubert in einen anderen verwandeln. Es gilt, das eigentümliche Wesen eines Liedes zu erfassen und zu Gehör zu bringen. Welch Glück für einen Musiker, wenn eine stille, inspirierende Umgebung ihren Charme dazu leiht!

Die Feinheiten von Schuberts Musik in einer Art Ideallandschaft zum Erklingen zu bringen, davon träumte der Lied- und Opernbariton Her-mann Prey die längste Zeit. Schließ-lich kann er 1976 seinen Traum von einer „Schubertiade im Schloss“ ver-wirklichen. Gemeinsam mit dem heutigen Geschäftsführer des Musik-festivals, Gerd Nachbauer, baut Prey

Mit über 70 Veranstaltungen ist die Schubertiade Schwarzenberg weltweit das bedeutendste Schubert-Festival. Sie nennen uns Ihren Reisetermin und Ihre Wunsch-karten – wir erstellen Ihr individuelles Komplettangebot.

Leistungen:Übernachtungen mit Frühstück oder Halb-pension; mind. 3 Konzertkarten pro Person der besten Kategorie; Tickets Schubertiade-Shuttle-Bus; Info-Mappe und Tickethinter-legung im Hotel; Bregenzerwald Gäste-Card

Termine:18. – 27.6.10 | 27.8. – 12.9.10

Buchung, Info: Tel. +43(0)5512 2365, http://bregenzerwald.at/schubertiade

Reise-Tipp: Liedgesang & Schubert-Klang

nur mehr in eingeschränkter Form zur Verfügung. So wandert das Festival ins benachbarte Feldkirch ab – und ent-deckt dabei die Wanderlust. Von 1994 bis 2000 lässt es seine Gäste neben den Konzerten in Feldkirch auch musi-kalische Landpartien erleben. Ausge-wählt werden dafür besonders reiz-volle Orte wie die Propstei St. Gerold, das im romantischen Argental gele-gene Schloss Achberg und die weithin gerühmte Insel Lindau.

Eine dieser musikalischen Landpartien führt auch nach Schwarzenberg im Bregenzerwald. Irgendetwas Magisches muss für Musiker und Publikum von diesem alten Wälderdorf ausgehen. Denn hier kommt die Schubertiade wieder zur Ruhe.

Ab 2001 wird aus der Landpartie der Hauptakt: Schwarzenberg etabliert sich mit dem Umbau des Angelika-Kauffmann-Saales als fixer Schauplatz der Schubertiade. Mit seinen jähr-lich neunzig Veranstaltungen und knapp 45.000 Besuchern gilt das Musikereignis in Schwarzenberg als

renommiertestes Schubert-Festival weltweit. Kein anderes bringt eine derart große Anzahl an Lieder abenden, Kammerkonzerten und Klavier abenden mit bedeutenden Künstlern, ergänzt um Orchesterkonzerte, Lesungen und Meisterkurse. Trotz dieser eindrucksvollen Menge an musikalischen Eindrücken verleiht das Dorf Schwarzenberg der Schubertiade ein ganz eigenes Flair. Im alten Bauerndorf begegnen einander Musiker und ihre Bewunderer bei ihren täglichen Gängen, sitzen miteinander im Wirtshaus, genießen gemeinsam die stille Landschaft des mittleren Bregenzerwaldes. Fernab vom Festspiel-rummel kann sich die Schubertiade so einen intimen Charakter bewahren. Ihr Wesen ist das Erklingen von Schuberts Musik, ihre Faszination das „Who is who“ der Lied- und Kammermusik-szene. Die trifft sich alljährlich in Schwarzenberg, um Schubert im Kreise seiner gegenwärtigen Freunde durch seine Musik wieder lebendig werden zu lassen. Ganz ohne Pathos, aber sehr intensiv. Dieter Hönig

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Ins Handwerk wachsenHermann und Martin Nenning betreiben in Hittisau eine Zimmerei

Die Zwillinge Hermann (links) und Martin Nenning sowie Mitarbeiter beim Bau eines Dachstuhls

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Ein Arbeitstag, der hier mit der Sonne um sechs Uhr beginnt, neigt sich zu Ende, die flachen Strahlen des frühen Abends tauchen, gefiltert durch die Läden des Schopfs, den Wohnraum in Halbschatten. In der Dämmerung geht der freie Blick über die Frühsom-merwiesen von Hittisau. Ort und Zeit für Hermann Nenning, ein halbes Berufsleben Revue passieren zu lassen.

„Verwegen ist es schon gewesen, als mein Zwillingsbruder Martin und ich vor anderthalb Jahrzehnten einen Betrieb eröffnet haben.“ Geradlinig verläuft der Weg vom Bauernhof dorthin keineswegs. Nach Jahren in anderen Berufen erinnert sich Hermann beim winterlichen Holz-schlagen der Faszination des Stoffes. Er beginnt eine Zimmererlehre, sein Bruder Martin ist ihm darin schon vorausgegangen. „Manchmal braucht es Zeit“, sagt er schmunzelnd, „die Neigung, die ureigen ist, zu finden.“

Allmählich erschließen sich die beiden Brüder die Dimension des Könnens – und die Eigenart des Berufes: Es ist der Zimmermann, der einen Bau mit dem Dach bekrönt, der den Baum aufzieht. Von Anfang an errichten sie ganze

Holzhäuser von der Kellerdecke weg. Der neue Holzbau im Bregenzerwald und seine Architektur sind ihr Maß, der Ständerbau ist ihr Standard, dazu kommen Massivbauten mit großflä-chigen Tafeln in Brettstapelkonstruk-tion. „Solche industriellen Halbzeuge kaufen wir als kleiner Betrieb zu. Dabei könnte ich meine Tage mit Nachlesen neuer Richtlinien und Normen ver-bringen, so drängt die Flut der Regeln.“ Zum Glück wird die Regelflut durch das hohe Niveau des beruflichen Kön-nens im Bregenzerwald eingedämmt, woran der „werkraum bregenzerwald“ großen Anteil hat.

„Heute erstellen wir Pläne mit CAD. Wobei für mich der Wert einer Blei-stiftzeichnung von Jahr zu Jahr steigt: etwa jene des Architekten Leopold Kaufmann für sein herausragendes Wohnhaus in Hittisau. Einige Blät-ter, übersichtlich und alles drin, vom Maurer über Spengler, Innenausbau und Zimmerer – gesättigt mit Bau- und Lebenserfahrung, ein Zeugnis von geistiger Kraft. Dagegen heute: Papier-mengen, Zahlenkolonnen und mitun-ter irreale Präzision.“ Welch ein Kontrast zum Zwiebel-dach des Kirchturms von Hittisau. Genauigkeit hat da eine ganz andere Wertigkeit. Handwerker arbeiteten früher mit Toleranzen – sie waren vielleicht sogar das Wesentliche. „Bei der Sanierung dieses Daches muss ich

Die Maxime der beiden Holzbau-Meister: Übend tun und ein Wissen übers Holz

Wellness und Wohlfühlen im Hotel Krone in Au. Entspannen Sie sich in der Wellness-anlage Sky Spa (500 m²) und erfrischen Sie sich im Naturbadesee mit großer Garten-anlage. Abends können Sie sich mit kulina-rischen Köstlichkeiten verwöhnen lassen.

Leistungen:3x bzw. 4x Gourmet-Halbpension; 1 Flasche Wein; Entspannung in der Wellnessanlage Sky Spa, im Hallenbad oder im Naturbade-see; 1 Teilmassage à 20 min.; 1 Mari-Ambaa-Behandlung; Bregenzerwald Gäste-Card

Termine:6.5. – 17.6.10 | 12.9. – 24.10.10(jeweils Sonntag – Donnerstag oder Donnerstag – Sonntag)

Preis pro Person:3 Übernachtungen ab € 362 im Doppelzimmer4 Übernachtungen ab € 446 im Doppelzimmer

Buchung, Info: Tel. +43(0)5512 2365, http://sommer.bregenzerwald.at

Reise-Tipp: Rundum verwöhnt

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wieder dazulernen: von der Präzision etwas ablassen, geschmeidiger werden. So wird Bauen zur Sache des persönli-chen Einsatzes, weniger der buchhalte-rischen Abwicklung.“

Eine andere Herausforderung war ein Wohnhaus, entworfen von einem Pionier des neuen Bauens, Hans Purin: echte Strickbauweise, außerordentli-che Raumqualität, hoher Komfort – und nach Jahren immer noch mängel-frei, obwohl das gemäß Schulwissen eigentlich gar nicht geht. Doch, es geht, man muss halt Setzungen und Toleranzen mitdenken. Dann wird es ein Holzhaus im elementaren Sinn. „Wir wissen nun, was im moder-nen Holzbau nicht mitgedacht wird. Wo dem Holz im Namen von Uniformität, Sicherheit, Maßhaltigkeit das Leben ausgetrieben wird. Etwa durch industriellen Großtafelbau. Dem halten wir mit unseren vor Ort gefügten Bauten entgegen.“

So etwa auch beim Feuerwehrhaus Hittisau nach dem Entwurf der Archi-tekten Cukrowicz/Nachbaur. Ein Bau aus sägerauer, riftgeschnittener Weiß-tanne. Brett um Brett wird von den Nennings sorgfältig gefügt. Doch dann gehen in der ersten Klimatisierungs-periode die Fugen auf, gleichmäßig verteilt, um Millimeter. „Wie hat mich das zunächst irritiert! Doch genau das macht den Charakter des Hauses aus:

Bernhard Böhler aus Bizau ist Direktor des Dommuseums in Wien. Er spannt den Bogen zwischen Hauptstadt und Bregenzerwald

Wälder – einzigartig

Der Bregenzerwald war durch Jahrhunderte ein abgelegenes Gebirgstal Vorarlbergs. Angren-zende Talschaften und Städte waren damals nur über schlechte Straßen oder Saumpfade erreichbar. Gesellschaftliche und wirtschaft liche Strukturen wurden von begüterten Grundbe-sitzern geprägt. Ein Großteil der Bevölkerung kam früher auch kaum über den Bregenzerwald hinaus. Hier spielte sich ihr Leben generationen- lang ab, was die Entwicklung verschiedenster Eigenheiten in Lebensweise, Wirtschaft, in Kultur und Sprache förderte.

Erst an der Wende zum 20. Jahrhundert wurde der Bregenzerwald durch Straßen und die schmalspurige Wälderbahn („'s Wälderbähnle“) erschlossen. Damit ging ein wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Wandel einher. Heute leben die Bewohner des Tales schon lange nicht mehr allein von der Land- und Forstwirtschaft. Der Holzbau hat hier Tradition und genießt internationales Ansehen. Viele Pendler gehen außerhalb des Tales ihrer Arbeit nach.

Der Bregenzerwälder zeichnet sich durch Fleiß, Treue und Verlässlichkeit in allen Arbeitsberei-chen aus. Sprichwörtlich ist die Sparsamkeit der Vorarlberger, die des Bregenzerwälders erst recht. In seiner Art ist er eher abwartend, in sich gekehrt bis verschlossen. Aber mit ein wenig Anstoß kommt er in Schwung, dann zeigt sich ein trockener Humor oder gar beißender Witz.

Im Miteinander hat heute noch ein alter Spruch seine Gültigkeit: „Tour as wio d`Lütt, dinn gaut as dear wio do Lütto!“ Frei übersetzt: „Ange-passt bist du einer von uns!“ Menschen, die über den allgemeinen Horizont hinausstreben, haben es nicht einfach, „zu den Leuten“ zu gehören. Haben sie sich aber in ihrer neuen Welt einmal durchgesetzt, sind sie auch in ihrer alten Heimat sehr wohl geduldet. Und der Wälder verliert auch in der Ferne nie den Kontakt zur Heimat. Daher schreibe ich das nächste Mal vom Wälder in Wien.

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spürbarer Holzbau. Er ergibt sich aus einer durchgängigen Wertschöpfungs-kette von Materialkenntnis, Verarbei-tungskönnen und Abwicklungswissen. Das macht den Holzbau-Meister.“ Dieser Maxime folgen die Nennings auch beim Ausbau des großen Saals in der Gemeinde Thal nach einem Entwurf von Gerhard Gruber oder beim Umbau des Gasthauses Krone in Hittisau nach den Plänen von Bernardo Bader. „Wenn ich mir klar-mache, wie vor hundert oder hundert-fünfzig Jahren gearbeitet wurde, kann ich dort anknüpfen und fachgerecht fortfahren. Das ist Forschung in unse-rem Sinn, ein Hineinwachsen durch ständige Übung, durch Wiederholen und Verbessern. Handwerker kann ich nicht theoretisch sein, ich muss es tun.“ Vielleicht sind Handwerker deshalb vor Akademikern manchmal so sprach- und wortlos: Sie üben ihr handwerkliches Geschick und weniger die Wortgenauigkeit.

„Ich muss am Bau eine Ahnung vom Ganzen haben. Dabei werden mir unsere Grenzen und die des Baustoffes klar. Wir arbeiten mit Holz als einem fast persönlichen Stoff, von Menschen zur Hand genommen. Wir entfalten unser Werk in unseren Grenzen, in unserem Raum, wo wir geschätzt wer-den. In die Ferne ziehen wir nur, wenn wir gerufen werden – diesen Luxus leisten wir uns.“ Florian Aicher

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Seinem Heimatdorf Krumbach ist er längst entwachsen. Als sich Bernardo Bader im Rheintal nieder lässt, wählt er ein aufgelassenes Fabrik gebäude in Dornbirn, einst Zentrum der Textil-industrie Vorarlbergs.

Da lagen Studium in Innsbruck, kleinere Projekte zuhause und mehr-jährige Arbeit in Paris bereits hinter ihm. Erwägungen, in Zürich sein Studium zu ergänzen, verwirft er, denn nicht „herumdoktern“ will er, sondern auf eigenen Beinen stehen, sich selbst-ständig machen. Erste Projekte lehren ihn, dass so etwas nicht einfach ist,

sondern mühsam erarbeitet werden muss. Noch heute erinnert er sich daran, dass er die erste Betonfertig-treppe bis fünf Uhr in der Früh geprüft und die Handwerker genervt hat. Dem Druck des Gelingens begegnete er mit Totalkontrolle, immer der Frage vo raus: „Was sagen die anderen?“. Lösungen aus der Schublade kamen für ihn nicht in Frage.

„Zum Glück“, fährt er fort, „sieht man das später gelassener. Es wird besser, geht einem lockerer von der Hand.“ Gelernt habe er, wie sehr ein Bauwerk vom Detail lebt – auch darin wollte er sich von anderen unterscheiden, nicht Vorlagen und Formulare übernehmen, die ja auch einmal jemand entworfen hat. „Ich hab’s mir selbst erarbeitet und so passt’s.“

Entschiedene RäumeBernardo Bader schafft besondere Raumerfahrungen für ihre Bewohner

Bernardo Bader gehört laut einer Zeitschrift zu Österreichs Zukunftshoffnungen

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Angelika-Kauffmann-Museum, Schwarzenberg

Juppenwerkstatt, Riefensberg

Frauenmuseum, Hittisau

Franz-Michael-Felder-Museum, Schoppernau

Gasthof Adler, Schwarzenberg

Hotel Krone, Hittisau

Hotel Gams und Hotel Post, Bezau

Hotel Sonne und Metzgerstüble, Mellau

Hotel Steffisalp, Warth

Schule, Doren

Kindergarten, Egg

Schule, Warth

Holzbau Kaufmann, Reuthe

Molke Metzler, Egg

Holzwerkstatt Faißt, Hittisau

Käsekeller, Lingenau

Gemeindehäuser in Sulzberg, Langenegg, Andelsbuch, Bizau

Bemerkenswerte Bauwerke aufzulisten fällt schwer, da es sich vielfach um private Wohnhäuser handelt, die nicht zugänglich sind. Ein Spaziergang durch Hittisau etwa oder Schwarzenberg befriedigt jedoch die Neugier. Besonders eignet sich aber die Ortschaft Bizau für einen solchen Spazier-gang – Wohnhäuser aller Epochen, Sied-lungsbau, Bauten für Gewerbe, Bildung und Gemeinde sowie Gasthöfe bilden ein Ensemble, das als Gesamtes mit dem Arge -Alp-Preis ausgezeichnet wurde.

Tipp: Sehenswerte Bauten

In diesem architekturbewussten Land liegt die Messlatte hoch, der Ehrgeiz ist wach und jeder Unterschied wichtig. Es gleicht ja keine Aufgabe der ande-ren. Auch aus der kleinsten ist Beson-deres zu machen. Etwa ein Ferienhaus, das mit dem Bauherrn vom Raumge-füge bis ins Detail ausgelotet wurde.

Landschaft spielt bei Bader eine wich-tige Rolle. Ihm ist nicht gleichgültig, ob ein Haus in Krumbach oder Schwarzen-berg steht: Da geht der Wind anders, dort bleibt Schnee länger liegen.

„Landschaft dient mir auf eine eigene Weise. Im Wechselspiel zwischen Entwurfsidee, Thema und Bauherr-schaft muss ich den Ort auch ein-mal außen vor lassen. Nur der Ort, das wäre zu wenig oder besser, nur

vordergründig. Ich mag es, mich aus dem Grund he raus zuheben. Das hat ganz pragmatische Gründe: Wenn ich auf 1.000 Meter Seehöhe baue, muss ich weg vom Boden.“ Man findet hier auch kaum Bauernhäuser, die mit dem Nahbereich verwoben wären. Land-schaft wie Baukörper gewinnen, wenn sie als Eigenes respektiert werden. „Ich betone das und schiebe nicht das Gelände hin, wo es gerade passt.“

Die Konzentration auf den Baukörper drückt sich bei Bader auch darin aus, dass Bezüge zum Außenraum wie Frei-sitz oder gedeckter Zugang aus dem Baukörper ausgehöhlt werden. „Es sind Loggien, die man schlie-ßen kann, wie’s der Schopf vor-macht. Brauchbar muss es sein, dann kann etwas sich selbst genügen. Das finde ich schön. ,Was ist so schön an Schönenbach?’, hat der Architekt Ernst Hiesmayr gefragt und gesagt: ,Die Bauernhäuser liegen wie Kühe in der Wiese.’ Wie unverkrampft sind diese Häuser – und wie weit sind wir heute davon entfernt mit den Statussymbo-len an Häusern wie Doppelgarage und Whirlpool auf der Terrasse.“

Bader sagt Zimmer und meint „ent-schiedene Räume“, hinreichend groß, und einen Tagesbereich, der universell verwendbar ist. Sorgfältig im Ausbau mit feinem Kern und roher Schale. „Ein Haus ist ja kein Schmuckkästchen. Bei meinem aktuellen Projekt versuche ich, von der Lässigkeit außen etwas nach innen zu bringen. Um räumliche Qualität geht es mir, dann erst um per-fekte Oberflächen. Glätte ist kein Wert für sich.“ Von Raumerfahrung spricht Bader, Raum müsse man sich aneig-nen, Gebrauch von ihm machen, in ihm handeln. „Wenn ich Raum statt Ober-fläche fordere, dann meine ich aktiven Umgang mit dem Raum und Oberflä-chen, die das stimulieren.“

Beim Umbau alter Bausubstanz erwar-tet Bader von sich selbst Gelassenheit. Es sei ja nicht alles gut, nur weil es alt ist. „Wenn ich in einem Bauernhaus eine Wohnung einbaue, greife ich auf, was ich vorfinde. Ich baue es weiter, mache beispielsweise den Wohnraum in der ehemaligen Tenne zu einem Gartenraum mit Steinboden. Das Gebäude wächst, wird weitergebaut, jedoch nicht ganz zu Ende. Es soll ja noch Reserven für spätere Bewohner haben – das ist mein Bekenntnis zum Haus.“ Florian Aicher

Kindergarten in Bizau: „Ein Haus ist ja kein Schmuckkästchen“, sagt sein Architekt Bernardo Bader

Schwarzenberg

Schoppernau

Bezau

MellauBizauReuthe

HittisauLangenegg

RiefensbergDoren

LingenauEgg

Warth

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Haben Sie schon einmal die Ewigkeit am Werk gesehen? Nein, ich meine nicht die Zeit. Sie zeigt sich jeden Morgen beim Blick in den Spie-gel. Ich spreche von der Ewigkeit, jenem unbegreiflichen Phänomen, das aus lebendigen Wesen Steine macht. Zurechtgeschnitten und als Traver-tin oder auch Tuffstein bezeichnet, bilden solche Steine die Fassade des Kolosseums und mancher Palazzi in der ewigen Stadt. Wer die Ewigkeit in Stein sehen will, fährt in die Stadt auf den sieben Hügeln. Wer die Ewigkeit bei ihrem Werk beobachten möchte, kommt zu einem Abhang unter der Parzelle Landmühle in Lingenau.

Das Gelände fällt steil zur Subers-ach ab. Man hört das Rauschen von Wasser, sieht zunächst jedoch nur eine grüne Wiese. Dann kommt ein Abgrund. Hier gähnt er nicht, sondern pritschelt, tropft und raunt von einer anderen Welt. Elfenbeingelb sind sie, rund und wässrig. Anders gesagt: die bemerkenswertesten Kalksinterbildun-gen Europas nördlich der Alpen. Und so entstehen sie: Quellwasser fließt durch die späteiszeitliche Linge-nauer Schotterterrasse. Dabei nimmt es Kalk auf und gibt dort, wo es an die Oberfläche tritt und mit der Luft in Kontakt kommt, Kalksinter ab. Ver-stärkt durch die Wirkung von seltenen Moosen, Algen und Bakterien, bildet sich Quelltuff.

Das ist ebenso faszinierend wie bedrückend anzusehen. Oder wie würden Sie sich fühlen, wenn vor

Ihren Augen lebendige Wesen, Gras-halme, Blätter, Moospolster und Wurzeln langsam erstarren? Es ist, als zeigte uns die Natur hier ihre Knochen. Und gewissermaßen ist es so: Das Gestein des Quelltuffs bildet eine Grundlage, auf der sich Humus sammelt, für neues Wachstum.

Über Waldpfade und Holztreppen (robustes Schuhwerk ist dringend erforderlich!) gelangt man mitten in einen Tempel voll gigantischer Gesteinsformationen. Im klaren Wasser und im Schein der Sonne glänzen die Tuffhänge wie riesige

Marmorskulpturen. An ihnen bilden sich unaufhörlich neue Tropfsteine in allen Formen und Facetten. Das Rauschen, Plätschern und Tröpfeln des Wassers, das über Gesteinsbaldachine und Rinnen in die Tiefe stürzt, erzeugt eine geheimnisvolle Klangwolke.

Begriffe von diesem Naturschau-spiel vermittelt die Lingenauerin Gabi Österle bei ihren Führungen. Mit großer Hingabe weckt sie in den Besuchern die Sensibilität für das Wunder vom wachsenden Stein. Sie nennt den Quelltuffhang „die Gold-küste von Lingenau“, erzählt aus deren

Quelltu� Lingenau

Bregenzerach

Subersach

Rota

ch

Weissach

Argenbach

Bolgenach

Die Fassade des Kolosseums in Rom besteht aus Tuffstein,einem gewachsenen Fels

Dem Stein beim Wachsen zuschauen, wie er langsam Lebendiges zum Erstarren bringt: der Tufffelsen bei Lingenau

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Beim Wasser der Ewigkeit

Geschichte und erklärt Wissenswertes über das Gelände mit seiner Gesteins-, Wasser-, Pflanzen- und Tierwelt.

Silberweiden verstärken mit ihren im Sonnenlicht blinkenden Blättern die beinahe mystisch anmutende Stim-mung. Abgefallene Blätter und Zweige sind durch die dauernde Berieselung mit dem kalkhaltigen Wasser von einer feinen Schicht überzogen – ein erstes, zartes Gewebe der Ewigkeit. „Schon in einem Jahr kann hier auch eine tote Maus oder ein Tannenzapfen so aus-sehen“, sagt Gabi Österle. Die Schicht fühlt sich an wie eine Zuckerkruste.

An einem Abhang von Lingenau wächst Fels: Quelltuff oder Travertin Birgit Feierl aus dem Bregenzerwald lehrt an der

Universität Olmütz in Tschechien und erklärt den Autor Franz M. Felder

Felders Sonderlinge

Der Bregenzerwälder Schriftsteller Franz Michael Felder (1839-1869) hatte es nicht leicht, Anerken-nung für sein literarisches Wirken zu finden.Zeit seines kurzen Lebens befand er sich in einem Rollenkonflikt zwischen seinem Dasein als Bauer und Schriftsteller. Den bäuerlichen Mitmenschen galt Felder als ein sich den dörflichen Verhaltens-normen widersetzender Zeitgenosse. Man sah die Mistgabel in seinen Händen ungleich lieber als Schreibfeder und Tintenfass: „[E]in Bauer aber sei nichts nutz, wenn er nur immer die Nase in den Büchern drin hab’ und nie tun könne, wie’s der Brauch sei“, ist in „Sonderlinge“, seinem ersten, 1867 in Leipzig erschienenen Roman zu lesen.

Umgekehrt war man in der literarischen Welt mehrheitlich der Meinung, ein Dorfbewohner könne gar keine über seinen Lebenskreis hinaus gültige Literatur schreiben.

Vielen von Felders Gegnern in den eigenen, heimi-schen Reihen blieb hingegen vor lauter Aufregung, dass diesem Bauer seine „Stallhosen“ nicht genug waren, verborgen, was das Studium seiner Schrif-ten und Briefe zu Tage bringt: Dass der als „Sonder-ling“ abgestempelte Felder ein Mensch von hoher, integrer und geradezu moderner Ethik war. Er trug sein Herz am sprichwörtlich rechten Fleck und wollte das Elend seiner Zeitgenossen zum Besseren hin verändern.

„Sonderling[e]“ – das ist nicht nur das Leitmotiv in Felders Lebensgeschichte, sondern auch ein wichti-ges literarisches Leitmotiv. Der Roman, an dem der Dichter so lange wie an keinem anderen Werk gear-beitet hat, stellt nicht nur seinen literarischen Durch-bruch (auch jenseits der Grenzen des Bregenzer-waldes und des Landes Vorarlberg) dar, sondern markiert auch einen für Franz Michael Felder uner-hört wichtigen Lebens- und Schaffensabschnitt. Die Lektüre dieses Textes, der in der Original fassung den Untertitel „Bregenzerwälder Lebens- und Charakterbilder“ trägt, sei jedem, der sich für ein realistisch und klug gezeichnetes Bild der Lebensumstände im Bregenzerwald im 19. Jahr-hundert interessiert, aufs Innigste empfohlen!

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Unter einem Ahornblatt versteckt sich ein Flohkrebs, nicht mehr als einen Millimeter lang. Klein, aber selten, eine kleine Sensation.

Tuffstein haben Einheimische bis in die 1950er-Jahre als Baustoff für Häu-ser und Ställe verwendet. Auch eine Kapelle in Lingenau ist aus Tuffstein erbaut. Doch weder das Kolosseum in Rom noch die Kapelle hier versprühen jenen lebendigen Zauber wie der in die Ewigkeit wachsende Fels am Abhang der Subersach. Birgit Rietzler

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Immer zur Spitze

Engelbert Kaufmann versteht Kochen als tägliche Übung in Achtsamkeit

Den Gasthof Adler im Dorf-zentrum von Schwarzenberg erwirbt Engelbert Kaufmann 1985. Das Haus ist 250 Jahre alt, großzügig dimensioniert und räumlich gut orga-nisiert. Allerdings haben frühere Modernisierungen der alten Substanz ziemlich zugesetzt. Dem Architekten Hermann Kaufmann und einer Gruppe von Handwerkern, allesamt heute Mit glieder der Institution „ werkraum bregenzerwald“, gelingt 1991 eine Sanierung, die zu dieser Zeit ihresglei-chen sucht. Ohne rustikale Bäuerlich-keit zu bemühen, findet das Haus zu einer Schlichtheit und Eleganz zurück, die auch das Ortsbild von Schwarzen-berg charakterisiert: eine urbane Qua-lität in dynamischem Wechsel von Häusern, Straßen und Plätzen.

Das Normale zur Spitze zu treiben ist Engelbert Kaufmanns Haltung im Adler. Sie beginnt um Punkt neun Uhr früh. Von der mittleren Gast-stube fällt der Blick in die Küche. Die konzentriert und sicher agierenden Köche vermitteln die Atmosphäre einer Werkstatt. Jeder Handgriff sitzt, die „Hände wissen, was sie tun“. Sie arbeiten mit frischen Produkten aus der Umgebung, von regionalen Märk-ten und aus biologischer Tierhaltung.

Kaufmann kommt aus der Landwirt-schaft. In ihm ist ein Wissen gewachsen, was Gegend und Jahreszeit hergeben. Gespeichert hat er es in Zunge und Gaumen durch die Küche seiner Mut-ter. Von deren Qualitätsanspruch fühlt er sich heute noch angespornt. Seine Jungkochzeit bei der alten Post-wirtin in Bezau lehrt ihn den sorgfäl-tigen und sparsamen Materialeinsatz ebenso wie die gekonnte Verwertung aller Teile eines Lebensmittels. So wer-den heute im Adler Hasen, andere Kleintiere und Wild selbst zerlegt, die Jungköche zu anatomischen Beobach-tungen angeleitet.

Hier kredenzt der Wirt zum Genuss der Gäste auch noch, was andernorts vom Speiseplan verschwindet, etwa

Innereien. Sie verlangen das Vertrauen des Gastes ins Können des Koches. Im Adler sind Kalbsküttele, Kalbsbeuschel, Kalbsbäckle, Kalbsbries, Kalbskopf, Herz und Leber einfach ein Gedicht. Wer geröstete Kalbsleber bestellt, bekommt sie so, wie sie gehört: im Saft, eher dünn, aber nicht zu dünn geschnit-ten, mit dunkler Farbe und sattem Glanz, kurz geschwungen und mit gebra-tenen Erdäpfeln, oft gewendet für eine lichtbraune Kruste, in einer separaten Schüssel. Teigwaren wie Rollini, Makka-roni, Dralli, Spaghetti, Lupini, Tortillioni, Cappelletti oder Lamborghini behalten im Adler ihre Form und ihren Eigenge-schmack. Und wer in den Genuss von Buchteln mit Vanillesauce kommt, spürt am Gaumen, wie das Spiel der Gegen-sätze fest und flüssig, warm und kalt, luftig und krustig schmecken kann.

Im Freien, hinter der Küchentür des Adlers, beginnt eine bäuerlich kulti-vierte Natur. Ihr widmet der Koch den Nachmittag beim Radeln abseits vom Autoverkehr. Sein Mountainbike trägt ihn auf steilen Wegen zu den schöns-ten Plätzen, von Schetteregg nach Schönenbach, rund um ein Moos, wie Moore im Bregenzerwald genannt wer-den. Und weiter auf den Hirschbühel, ins Mellental oder auf das oberhalb von Schwarzenberg gelegene Bödele, einen Pass hinüber ins Rheintal.

Im Gastgarten schwärmt Kaufmann, der Koch, dann von der Schönheit der Pflanzen, die ihm vom Rad aus aufgefal-len sind. Gleich ist er wieder bei seiner beruflichen Leidenschaft: schildert das Würzen mit rotem Holunder, das Färben mit schwarzem, das Verkrusten von Wildbraten mit Latschenkiefer und klagt über das Ende der Pilzsaison. Seine Erzählungen regen den Appetit an wie feinste Hors d’oeuvres. Die Zuhörerin wünscht sich heimlich, der Koch möge in seine Küche zurückkehren und sich den Dingen zuwenden, von denen er so anre-gend spricht. Das Normale zur Spitze zu treiben ist Kaufmanns Maxime. Von dieser kulinarischen Spitze beißt doch jeder gern ab. Renate Breuß

Den Chef vom Gasthaus Adler findet man entweder am Herd oder am Mountainbike

Sie bespielen zwei exzellente 18-Loch-Plätze in der sanft gewellten Landschaft – den Golfpark Bregenzerwald und den Golfpark Oberstaufen-Steibis. Ihre Gastgeber in vier ausgewählten Partnerhotels verwöhnen Sie mit Feinem aus der haubengekrönten und regionalen Küche.

Leistungen:3 oder 6 Übernachtungen mit Halbpension; 2 bzw. 3 Greenfees für den Golfpark Bregenzerwald oder den Golfpark Ober-staufen-Steibis; Bregenzerwald Gäste-Card; individuelle Leistungen des jeweiligen Hotels

Termine:1.5. – 31.10.10

Preis pro Person:ab € 440 im Doppelzimmer im ****Hotel Schiff Hittisauab € 348 im Doppelzimmer im ****Hotel Linde Sulzbergab € 383 im Doppelzimmer im ***Hotel Quellengarten Lingenauab € 381 im Doppelzimmer im ***Hotel Krone Hittisau

Buchung, Info: Tel. +43(0)5512 2365, http://sommer.bregenzerwald.at

Reise-Tipp: Golfgenuss & Gaumenfreuden

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Der Chef im traditionsreichen Gasthof Adler in Schwarzenberg beim Schupfen von Eierschwammerln

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Köstliche Ruhe mit RiebelImelda Geser kocht auf der Alp

Nach der Arbeit das stille Vergnügen: Imelda Geser mit ihrem Sohn Johannes im Schopf ihrer Alphütte Andlisbrongen beim Riebel-Essen

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Ich rieche frisch gemähtes Gras, Kühe, Wiesenkräuter, frische, klare, kühle Bergluft, kurz gesagt, ich rieche die Alp – genauer, die Alpe Andlis-brongen über Schetteregg. Aus dem Schopf der zehn Jahre jungen Hütte winkt mir Imelda Geser einladend zu. Die Abendsonne taucht den Schopf in honiggelbes Licht. Die Bäuerin rebelt Holunderbeeren und erzählt aus ihrer Kindheit: „Eigentlich bin ich auf der Alp groß geworden. Seit vierzig Jahren verbringe ich jeden Sommer hier. Früher mit meinen Eltern und meinen Geschwistern, heute mit meinem Mann und manchmal mit meinen drei Kindern und meinem Enkelkind. Eigentlich bin ich auf der Alp beinahe zur Welt gekommen, meine Mutter ist nur ins Tal gegangen, um Kinder zur Welt zu bringen.“

In der Küche fällt mir eine Flasche auf der Fensterbank auf. Imelda versucht, so viel wie möglich von der Alp zu ver-arbeiten. Sie sammelt Bergkräuter, etwa Johanniskraut und Arnika, um Tinkturen, Tees und Öle herzustellen. Sehr naturverbunden, genießt sie die Stille am Berg.

Imelda kocht für die Männer am Abend einen Riebel, ein altes bäuer-liches Gericht. An Zutaten stellt sie frische Kuhmilch, Alpbutter, Öl, Salz, Maisgrieß und Weizengrieß auf den Tisch. „Durch den Maisgrieß bekommt der Riebel eine schöne, gelbe Farbe. Diesen Trick habe ich mir bei meiner Schwiegermutter abgeschaut.“ Zu den Tieren, zu ihren Kühen und Ziegen, hat sie eine sehr innige Bezie-hung. „Ich kenne die Eigenschaften der einzelnen Tiere. Für die Arbeit mit den Kühen ist eine Beziehung sehr wichtig.“ In den Laufställen von heute, in denen sich die Tiere frei bewegen, ist es schwer, die Kühe genau kennen zu lernen. Sie werden schüchtern. Auch durch das maschinelle Melken geht der persönliche Kontakt verloren.

Imelda wirft einen Blick in den Holz-herd. Dann gießt sie ein wenig Öl in eine Pfanne, hinzu kommt die Milch. „Das Öl macht den Riebel einfach flau-mig.“ In die Milch streut sie Grieß und etwas Salz. „Ich bin sehr stolz, dass ich nur einmal pro Woche ins Tal fahren

muss, um Lebensmittel zu kaufen, und es noch schaffe, ein Mittagessen für drei Personen um weniger als einen Euro zuzubereiten.“

Sie rührt die Milch-Grieß-Mischung ständig um. Daraus formt sie eine kleine Mulde in der Pfanne und legt nach und nach etwas Butter hinein. Immer wieder ein kleines Stück, bis die ganze Butter verarbeitet ist. „ Früher haben die Kühe ungefähr vierzehn Liter Milch pro Tag gegeben. Heute bringen sie es durchschnittlich auf zwanzig bis dreißig Liter täglich.“ Kommen Kälber zur Welt, werden sie betäubt und ihre Hörner verätzt. Doch nicht alles hat sich zum Negativen entwickelt. Mittlerweile sind Größe und Helligkeit eines Stalls genau vorgeschrieben. Auch die Größe der Boxen für Schweine ist genau festgelegt.

Imelda rührt den Riebel um. „Am besten schmeckt er nach etwa einer Stunde Kochzeit.“ Die Milch in der Pfanne ist aufgrund ihrer Bakterien sozusagen lebendig. Wettereinflüsse wie Föhn, Regen oder Sonnenschein verändern sie beträchtlich. „Ein Senn muss eigentlich Philosoph sein“, zitiert Imelda den berühmten Bregenzerwäl-der Autor und Bauern Franz Michael Felder aus dem 19. Jahrhundert. Heute gibt es große Unterschiede zu früher bei der Käseherstellung. Strenge Hygiene- und Qualitätskriterien bestimmen die Produktion.

Käseherstellung erfordert sehr viel Geduld. Zeit zum Nachdenken und Zeit zum bewussten Handeln sind wichtig. Für einen gelungenen Käse braucht es viel Erfahrung und Routine. „Die Wert-schätzung für Alpwirtschaft und Käse ist gewachsen“, sagt Imelda erfreut. „Der Käse ist ein natürliches Produkt, ohne Chemie.“ Wesentliche Veränderungen, erklärt Imelda, ergeben sich auch beim Salzen des Käses. Früher war der würzige Käse beliebt. „Heute will jeder nur noch milden Käse. Auf dem Markt bis nach Amerika hinein verkauft man milden Käse.“ Imelda probiert den Riebel. „Wir essen den Riebel gerne süß zum Kaffee.“

Imeldas Sommer auf der Alp ist fast vorbei. Die Bäuerin kehrt mit sehr gemischten Gefühlen ins Tal zurück: weg aus Ruhe, Stille, Einfachheit und Gelassenheit. Milena Broger

Der Riebel ist ein altes bäuerliches Gericht aus Mais und einigen Zutaten

Nach dem Originalrezept der Bregenzerwälder Bäuerin Imelda Geser

Zutaten für 8 Personen:300 g Maisgrieß200 g Weizengrieß500 ml Milch200 – 250 g Butter1 EL Öl , 1 Prise Salz

Das Öl in einer Pfanne erhitzen und die Milch hinzugießen. Maisgrieß und Weizen-grieß vermischen und zur Milch geben, salzen und ständig umrühren. Wenn die Masse fest geworden ist, eine Mulde in der Pfanne formen, ein Stück Butter in die Mulde legen und kräftig weiterrühren. Dieser Vorgang wird wiederholt, bis die ganze Butter aufgebraucht ist. Der Riebel schmeckt hervorragend mit Zucker und Mus oder Kompott.

Oder neu interpretiert als Riebelsoufflé mit Bergkäse und geschmorten Tomaten von Milena Broger

Zutaten für 4 Portionen: 500 ml Milch70 g Butter100 g Riebelgrieß5 Eidotter5 Eiweiß80 g würziger BergkäseSalz, Pfeffer, Muskatnuss12 geschälte CherrytomatenOlivenöl, Knoblauch, Rosmarin, Salz, Pfeffer

Souffléförmchen mit Butter ausstreichen und mit Mehl ausstauben. Grieß mit Milch und Butter kochen und kalt stellen. Die Eidotter und den Käse in die überkühlte Grießmasse rühren. Eiweiß mit einer Prise Salz schaumig schlagen und vorsichtig unter die Grieß-Käse-Masse heben. Die Masse in die Förmchen füllen und bei 180 °C ca. 20 Minuten backen. Kurz bevor das Soufflé fertig gebacken ist, die geschälten Cherry-tomaten in Olivenöl anschwitzen und je nach Belieben mit Knoblauch, Rosmarin, Salz und Pfeffer würzen.

Koch-Tipp: Riebel

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Beim Namen Schwarzenberg mag manch einer in erster Linie an das berühmte Fürstenhaus in Böhmen denken. Und erst dann an ein wunder-bares kleines Dorf im mittleren Bregenzerwald.

Doch diese Gedankenfolge sollte sich ändern. Spätestens dann nämlich, wenn man über eine der landschaft-lich äußerst reizvollen Routen von Dornbirn oder Bregenz am Dorfplatz angekommen ist und – umgeben von einem denkmalgeschützten Ensemble – vor einem wahrlich fürst-lichen Haus steht: dem Gasthof Hirschen in Schwarzenberg.

Seit Jahrhunderten ist das Haus prägend und stilbildend für Bregenzer wälder Gast-lichkeit, ein Haus, das in seiner typischen holzgeschindelten Bauweise Geschichte atmet – und Geschichten erzählt. Einst zentrales Gast-, Bank- und Handels haus der Region, ist der Hirschen heute eines der stimmungsvollsten Hotel- Restaurants im Dreiländereck Österreich, Deutschland und Schweiz. Seit Generationen im Familienbesitz, hat Patron Franz Fetz ein Ambiente geschaf-fen, das Tradition und Innovation ver-bindet und so einen absolut unverwech-selbaren Charakter ausstrahlt. Die architektonische Ursprünglichkeit und Unverfälschtheit wusste schon der bayerische Königshof vor über hundert Jahren zu schätzen. Auch der gegenwär-tige belgische König fand bei seinen ohne auffälliges Getöse absolvierten Besuchen Gefallen am Hirschen in Schwarzenberg.

Königliches HausDer traditionsreiche Gasthof Hirschen in Schwarzenberg

Der Gasthof Hirschen ist seit Jahrhunderten stilbildend für die Wälder Gastlichkeit

Wandern Sie auf den Spuren des Dichters Eduard Mörike von Schwarzenberg auf das Hochälpele. Sie erhalten eine detaillierte Wanderkarte und Tipps für Ihre individuell gestalteten Wandertage. Abends können Sie sich kulinarisch im Hotel Hirschen ver-wöhnen lassen.

Leistungen:4 Übernachtungen mit Halbpension (reich-haltiges Frühstücksbuffet, 4-Gang-Abend-menü, 1x mit Weinbegleitung); detaillierte Wanderkarte; Tipps für individuell gestal-tete Wandertage; Bregenzerwald Gäste-Card

Termine:1.5. – 31.10.10(ausgenommen 18. – 27.6.10 | 27.8. – 12.9.10) Das Arrangement kann bis zu einer Woche gebucht werden!

Preis pro Person:€ 396,40 im Doppelzimmer

Buchung, Info: Tel. +43(0)5512 2365, http://sommer.bregenzerwald.at

Reise-Tipp: Wandern mit Poesie

Eine wirklich gelungene Mischung aus gemütlichem Wirtshaus und mondänem Hotel: der Hirschen in Schwarzenberg

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reisemagazin bregenzerwald · 43

Reinhard Johler, Bregenzerwälder und Professor am Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kultur wissenschaft der Uni Tübingen, schreibt ein Wälder-Alphabet

T wie Tradition

Tradition, das zeigt ein schneller Blick in Tages-zeitungen, Werbebroschüren und Tourismus-prospekte, ist in unserer Gesellschaft omni-präsent. Sei es eine auf Modernität setzende Schweizer Uhrenfirma oder ein österreichischer Sekthersteller, sei es eine zum zweiten Mal durchgeführte Hip-Hop-Parade in der Stadt oder ein altehrwürdiger Trachtenverein im Dorf – sie alle haben nicht nur Tradition, sie verweisen auch stolz und plakativ auf deren unschätz-baren Wert und deren große Bedeutung.

Es sind dies massenhaft erfundene Traditionen der Gegenwart. Diese haben ihren eigenen Wert für Geschäft und Identität, aber ich meine ganz im Sinne von Adolf Loos mit Tradition doch deutlich etwas anderes. Loos hat nämlich einmal geschrieben, dass mit ländlicher „naivtuerei“ und „bauerncopiererei“ endlich aufzuhören und stattdessen zur „einzigen wahrheit“ – „zur tradi-tion“ – zurückzukehren sei.

Diese Tradition aber ist in unserer Gegenwart nicht mehr selbstverständlich und insoweit leben wir tatsächlich in einer posttraditionalen Gesellschaft. In ihr ist Tradition eine knappe, eine daher immer wieder zu erneuernde Ressource, die vor allem eines leistet: Tradition ordnet Raum und Zeit, sie verbindet Vergangen-heit und Gegenwart und sie verknüpft das Eigene mit der Welt. Nur wenn dies gelingt – dies zeigt ein Blick in den Bregenzerwald und in die große Welt –, dann kann sich Kultur als vielfältig und zukunftsfähig erweisen. Denn nur dann, so Heimito von Doderer, gewinnt Tradition so viel Macht über uns, „daß ihr Über-druck uns in die Zukunft schießt wie durch ein Kanonenrohr“. In der Übersetzung des Bregenzerwaldes heißt dies: „Meor ehrod das Ault und grüozod das Nü und blibod üs sealb und dor Hoamad trü.“ Die „Hoamad“ aber zeigt, dass in unserem Alphabet des Bregenzerwaldes ein anderer wichtiger Begriff an der Reihe ist: der/die/das Fremde.

Alp

hab

et d

es W

ald

es

Doch keine Angst, es geht hier am Land nicht nur royal zu. Denn der Hirschen schöpft seine Kraft auch aus seiner unmittelbaren Umgebung. Und dazu gehören der Frühschoppen am Sonntag nach dem Kirchgang genauso wie kulinarische Spezialitäten der Region und der klassischen österreichischen Küche  – auf höchs-tem Haubenniveau.

International besetzt, und darin dem Publikum der jährlich stattfindenden Schubertiade gleich, ist der Weinkel-ler. Da wie dort begeistern immer wieder Raritäten die Kennerschaft. Außerdem genießen auch Stars der Klassikwelt wie Juliane Banse, Tho-mas Quasthoff, Alfred Brendel oder Kate Royal das königliche Umfeld. Übrigens genauso wie die deutschen Hip-Hopper „Die Fantastischen Vier“.

Apropos Musik: „Wälderness“ ist eine Hirschen-Kreation. Sie bietet in den Wintermonaten – da man immer wie-der mit den Skiern bis vor die Haus-tür fahren kann – zwölf höchst unter-haltsame Livekonzerte. Legendär sind auch jene Abende, an denen Franz Fetz persönlich im Hirschen-Saal seine Hand auf den Plattenteller legt. Im Sommer ist der neu angelegte Garten „Hirschenau“ neben dem Seminarhaus eine erholsame „Wälderness“-Oase zur Rekreation. Es heißt, es gäbe Menschen, die sich im Gasthof Hirschen heimischer fühlen als zuhause. Diese Leute nennt der Hausherr Franz Fetz respektvoll „seine Gäste“. Und manchmal werden sie, wenn sie wiederkommen, „seine Freunde“. Roland Jörg

Königliches Haus

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44 · reisemagazin bregenzerwald

Die Bregenzer Festspiele

Das atemberaubende Zusammenspiel von einzigartiger Naturumgebung und imposantem Bühnenbild, von milder Sommernacht und hochkarätigem Operntheater macht einen Abend bei den Bregenzer Festspielen zu einem unvergesslichen Erlebnis. Inszenie-rungen des Sommerfestivals beginnen schon beim Betreten der Seetribüne: Schiffe legen direkt an der größten Seebühne der Welt an, die Sonne ver-sinkt im Bodensee – und das Spiel auf dem See kann beginnen.

Bei den Bregenzer Festspielen findet jeder Besucher sein ganz persönliches kulturelles Highlight: Das Spiel auf dem See steht für spektakuläre Insze-nierungen in einem einmaligen Ambi-ente, im Festspielhaus werden Opern-juwelen in neuem Gewand präsentiert. Zudem bietet das Festival vier Som-merwochen lang Orchesterkonzerte mit den Wiener Symphonikern und dem Symphonieorchester Vorarlberg, Gastspiele des Wiener Theaters in der Josefstadt und des Schauspiels Köln sowie Zeitgenössisches auf der Werk-stattbühne, im Festspielhaus und im Kunsthaus Bregenz.

kultur land vorarlberg

Szenenausschnitt: Aida mit fliegender Maske

Information: Vorarlberg TourismusPoststraße 11, 6850 DornbirnÖsterreichTel. +43(0)5572 [email protected]

Klein-walsertal

GroßesWalsertal

Bregenzerwald

München280 km

Innsbruck135 km

Memmingen80 km

Friedrichshafen95 km

Bodensee

Altenrhein80 km

Zürich150 km

Bodensee-Vorarlberg

Alpenregion Bludenz

Arlberg

Montafon

CH

CH

D

A

FL

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Zeitgenössische Baukunst

Die Bezeichnung „Vorarlberger Bau-schule“ beschreibt ein Phänomen, das Anfang der 1960er-Jahre um ver-schiedene Einzelpersonen seinen Ausgang nahm. In der pragmatischen Umsetzung einer Vision und der Wie-derentdeckung regionaler Qualitäten formte sich schrittweise eine breite Bewegung. Getragen wurde diese Ent-wicklung nicht allein von Architekten, sondern auch wesentlich vom Idea-lismus und der Mitbestimmung der Bauherren und -frauen. Es entstanden außergewöhnlich ökonomische und kompakte Lösungen, die eigene Ideen und ausgewählte Konzepte aus dem internationalen Architekturdiskurs mit einfachen und regional verfügbaren Mitteln realisierten. So kam es zur intensiven Zusammenarbeit mit dem Handwerk, insbesondere mit dem heute hoch entwickelten Holzbau. Die Bezeichnung „Baukünstler“ entsteht erst 1984 aus einer erfolg-reich geführten Auseinandersetzung mit der Architektenkammer. Im Land selbst konnte das Verständnis für die neue Architektur mit großer Beharr-lichkeit vergrößert werden, da sie viele „Vorarlberger Tugenden“ in sich vereint. Das allgemein konstruktive Gesprächsklima, vor allem auch in der Kooperation mit den Behörden, und ein breiter Qualitätskonsens ermögli-chen diese heute erstaunliche Dichte an zeitgenössischer Architektur.

Ausführliche Informationen enthält die Broschüre „Architektur Land Vorarlberg“,zu beziehen über Vorarlberg Tourismuswww.vorarlberg.travel

BludenzBludenz

20 km20 km00 44

FeldkirchFeldkirch

DornbirnDornbirn

VorarlbergVorarlbergÖsterreichAustriaÖsterreichAustria

Bregenz

MünchenLindau

Zürich

Bodensee

InnsbruckWien

„ . . . the most progressive part of the planet, when it comes to new architecture.“ (Wallpaper, 08/2000)

Kunsthaus Bregenz, Architektur Peter ZumthorAppartementhaus Lechblick, Architektur Christian Lenz

Festspielhaus Bregenz - Erweiterung, Architektur Dietrich Untertrifaller

Stadtbad Dornbirn, cukrowicz.nachbaur architekten

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Shopping Glanzstück: Schmuckwerkstatt und UhrenEine alte Schmiede: Schmuckschatullen aus gedrechseltem, heimischem Ulmenholz, die auf Stahlstäben stehen, verteilen sich wie ein Tulpen-feld über den Verkaufsraum. Die bezogenen Stoffwände geben dem Raum Wärme und Farbe, von der Decke tropfen Lichter wie Perlen herab. In den Holzschalen werden die selbstgefertigten Schmuckstücke aus Stein und Metall präsentiert – jedes Stück ist etwas Besonderes.

Christina Eberle Banholz 365, 6952 HittisauTel. +43(0)664 9993904www.glanzstueck.at

Holzschuherzeugung: Anton DevichVor gar nicht allzu langer Zeit waren Holzschuhe noch ein Mitbringsel aus Holland oder aus-schließlich Schuhwerk für die Arbeit im Freien. Bei diesen Modellen aber, wie etwa dem „Holz-schuh Ziegen fell – mit Schafffell gefüttert“ oder „Stiefel aus Weidenholz mit eingearbeitetem Fußbett“, wo kein Paar dem anderen gleicht, kommt man in Versuchung, sie nicht mehr aus-zuziehen.

Anton DevichEllenbogen 186, 6870 BezauTel. +43(0)5514 2236www.holzschuhe.at

Ediths: Schönes zum SchenkenEs ist ein altes Haus in Bizau, das Haus Nummer 46. Und es ist ein schönes Haus. Seit über hun-dert Jahren wird hier gehandelt. Erst mit Stoffen und Kurzwaren, später auch mit Lebensmitteln. Jetzt gibt es hier Schönes zum Schenken, Woh-nen und Selbermachen. Sogar ein kleines Café ist dazugekommen.

Edith GmeinerKirchdorf 46, 6874 BizauTel. +43(0)5514 2928www.ediths.at

Hirschbühl: Handarbeiten, Mode & GeschenkeEin handgestricktes Kleidchen, Damenmode, Besonderheiten aus Filz, Souvenirs, aber auch Kurzwaren sind in diesem Geschäft am Dorfplatz in Schwarzenberg zu erstehen.

Theresia HirschbühlHof 2, 6867 SchwarzenbergTel. +43(0)5512 2994www.schwarzenberg.at

Bergfink: Ski & BergsportKlein, aber fein, mit viel Inhalt und persönlicher Beratung. Das Fachgeschäft für Skitourengeher und Klettersportler befindet sich am Rande von Schwarzenberg. Nicht nur der Verkauf von Ausrüstungen, auch ein Ver-leih wird angeboten.

Andreas Fink6867 Schwarzenberg 486Tel. +43(0)5512 2918www.bergfink.at

Capo: Caps, Hats, WearVon der Strohhutfabrik im Herzen von Egg zum Top-Shop der Hüte direkt am Ortseingang. Hier gibt es für Sommer und Winter neben traditionellen Kopfbedeckungen auch trendige, innovative und funktionelle Produkte.

CapoMelisau 1130, 6863 EggTel. +43(0)5512 2381-24www.capo.cc

Metzler Molke: Käse und MolkeprodukteEin Bergbauernhof und direkt daneben ein gewagter Neubau, ein in Beton gegossenes „Fernrohr des Bauern“, inmitten einer intakten Naturlandschaft. Hier wird seit vielen Jahren Milch von Kühen und Ziegen zu Käsespezia-litäten und Molkeprodukten für die Körper-pflege verarbeitet. Molke ist ein altbewährtes Pflegeprodukt für die Haut, das wieder mehr an Bedeutung gewinnt.

Metzler MolkeBruggan 1025, 6863 EggTel. +43(0)5512 3044www.molkeprodukte.com

Trachten Rainer: Mode mit TraditionDer Grundgedanke dieses Modehauses lässt sich in dem Versuch beschreiben, den Ursprung der Trachtenmode zu wahren und gleichzeitig dem Wandel der Zeit offen gegen-überzustehen. Besonderes Augenmerk wird auch auf die Passform der Trachtenmode gelegt, für deren Umsetzung eine hauseigene Maßschneiderei sorgt.

Trachten RainerHof 320, 6866 AndelsbuchTel. +43(0)5512 3551www.rainer-trachten.com

Tipps der RedaktionGorbach: Sport & ModeSport & Mode – beides ist im gleichnamigen Geschäft in Au vereint. In Egg präsentiert sich „Sport & Mode“ als reines Modegeschäft. Geboten wird eine große Auswahl an Mode, Schuhen, Sports-wear für Damen, Herren und Kinder.

Sport & ModeLugen 95, 6883 AuTel. +43(0)5515 4141Pfister 619, 6863 Egg Tel. +43(0)5512 4422www.gorbach.at

Käse: Bergkäserei SchoppernauMan muss nicht nach Frankreich fahren, um guten Käse zu kaufen. Das geht auch in Schoppernau. Dort gibt es den originalen Bergkäse aus silofreier Heumilch, ohne Konservierungs- und Zusatzstoffe. Im Verkaufsladen der Bergkäserei werden auch allerlei Köstlichkeiten aus der Region angeboten.

Bergkäserei SchoppernauUnterdorf 248, 6886 SchoppernauTel. +43(0)5515 30151www.bergkaeserei.at

Käsehaus: Sulzberger KäserebellenDie Sennerei bietet Käsespezialitäten an, für die sie bei den World Cheese Awards 2009 zweimal Gold bekam. Die Zutaten für ein Käseerlebnis der fei-nen Art: tagesfrische Heumilch von Kühen, die nur mit bestem, silagefreiem Futter gefüttert werden; schonende Herstellung der Käselaibe; lange Reifung und schonende Pflege der Käselaibe. Das bringt einen Geschmack, an den sich Genießer gern erinnern.

Sennerei GmbH Dorf 8, 6934 SulzbergTel. +43(0)5516 2135-1www.kaeserebellen.com

Albert Deuring: Jagd- und Outdoor-AusstatterJagdbekleidung, sportlich-modische Outdoor-Labels und besondere Accessoires, vom Taschen-messer bis zum Fernglas, machen den Einkauf zu einem Erlebnis. Damit es eine runde Sache wird, gibt es Erfrischungsgetränke im Jagdstüble und einen kostenlosen Änderungsservice.

Albert DeuringBahnhof 148, 6870 BezauTel. +43(0)5514 2343www.jagd-deuring.at

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Abwechslung macht Vergnügen, heißt es. Daher wollen wir die abwechslungsreichen Angebote im Bregenzerwald kurz vorstellen. Wir haben ausgesucht, was uns am besten gefällt – und empfehlen: Entdecken Sie selbst!

Moosbrugger: DirndlwerkstattEin Dirndl ist mehr als nur Bekleidung. Ein Dirndl ist eine Herausforderung für den Her-steller, die Trägerin und den Betrachter. Die-ser Herausforderung nimmt sich der familiär geführte Betrieb durch feinste Stoffe, gewis-senhafte Präzisionsarbeit und sensible Umset-zung von Kundenwünschen an.

Moosbrugger DirndlwerkstattEllenbogen 414, 6870 BezauTel. +43(0)5514 2787www.dirndlwerkstatt.at

Mellauer Werkstatt: Kunst und GenussFeinbrände und Liköre, Stickerei, Geschenke und Antiquitäten findet man in diesem schönen alten Bregenzerwälder Bauernhaus. Von Hand gearbeitete Spitzen und Stickereien können hier nicht nur erworben werden, ein-mal in der Woche zeigt eine Kunststickerin ihre Handfertigkeit. Außerdem gibt es Einfüh-rungen in das alte Handwerk des Schnaps-brennens – mit anschließender Verköstigung.

Mellauer WerkstattÜbermellen 12, 6881 MellauTel. +43(0)664 2055583www.mellauer-werkstatt.at

Bunterkunt: Spielwaren und Mode Bei Bunterkunt gibt es Spielwaren aller Art und tolle Mode für die Kleinen (bis 12 Jahre). Puppen mamas, Rennfahrer, Legotechniker und spiel- sowie experimentierfreudige Kinder und Eltern sollten sich Zeit nehmen und sich vom einzigartigen Flair des Spielwarengeschäfts bezaubern lassen.

Bunterkunt, Spielwaren und Mode Bahnhof 740, 6870 BezauTel. +43(0)5514 26769www.bunterkunt.at

Essen und TrinkenRestaurant Irma Hotel Post, Bezau Wenige Tische, authentisch regionale Küche, kreativ verfeinert auf höchstem Niveau. Getreu der resoluten Namensgeberin Irma, der gegen-wärtigen Inhaberin Susanne Kaufmanns Groß-mutter. Irma prägte als Patronin viele Jahrzehnte lang Küche und Stil des Hauses, dessen Speisen nun haubengekrönt sind.

Hotel Post BezauBrugg 35, 6870 BezauTel. +43(0)5514 22 07www.hotelpostbezau.com

Restaurant Schwanen,Bizau Vom Gault Millau mit 14 Punkten bewertet. Außergewöhnliche Kreationen, die gleichzeitig die Gesundheit fördern. Gesunder Genuss als zeitgemäße Art des Kochens. Verwendet werden hier ausschließlich regionale und saisonale Produkte. Bei ihrer Auswahl achten die Chefköchinnen Franziska Hiller und Antonia Moosbrugger auch auf deren Heilwirkung. Ihr Motto: Gesund genießen mit Hildegard von Bingen.

Hotel SchwanenKirchdorf 77, 6874 BizauTel. +43(0)5514 2133www.schwanen.at

GasthofAdler, SchoppernauEin hundertjähriges, traditionelles Bregenzer-wälder Holzhaus, mit allem Komfort der heutigen Zeit ausgestattet. Die Küche ist bodenständig mit regionalen Produkten, aber mit außer-gewöhnliche Hingabe und Liebe zum Besonderen vom Küchenchef verfeinert. Zu den Speisen reicht man ausgesuchte nationale und internationale Weine.

Gasthof AdlerMitteldorf 42, 6886 SchoppernauTel. +43(0)5515 2106www.gasthof-adler.at

Genuss-Wirt 2009Gämsle, Schoppernau Ein feines Wirtshaus im Hotel Gämsle mit aus-gezeichneter Haubenküche am Ortsrand von Schoppernau.

Hotel Wirtshaus Zum GämsleHinterm Stein, 6886 SchoppernauTel. +43(0)5515 30062www.gaemsle.at

VorsäßgasthausEgender, SchönenbachDas Vorsäß Schönenbach liegt auf 1.050 Meter und wird mit 200 Kühen und Galtvieh im Früh-jahr und im Herbst besetzt. Hier ist das Gast-haus Egender Treffpunkt von Wanderern und Mountain bikern. Berühmt sind „Bruno's Käs-knöpfle“, vom Teig weg frisch zubereitet und mit hausgemachten Röstzwiebeln serviert. Die Käse-mischung ist ein Hausgeheimnis und wird mit Alp-Bergkäse aus verschiedenen Reifegraden zusammengestellt.

Gasthaus EgenderUnterdorf 126, 6874 BizauTel. +43(0)5514 2220www.gasthaus-egender.com

HaubenlokalGams, BezauAusgezeichnet vom Gault Millau 2010 mit 15 Punkten und 2 Hauben. Eine kreative und leichte Küche im Kuschelhotel Gams. Dazu eine perfekte Weinbegleitung aus dem bestens bestückten Weinkeller im alten Gewölbe von 1648 und dem neuen, begehbaren Wein-Glasturm. Die neue, offene Küche befindet sich im Ballsaal aus dem 19. Jahrhundert. Das Restaurant teilt sich in Esszimmer, Romantikstube und Wintergarten – gemütliche Gaststuben aus der Gründerzeit.

Hotel GamsPlatz 44, 6870 BezauTel. +43(0)5514 2220www.hotel-gams.at

WirtshausNazes Hus, Mellau Nazes (Kurzform von Ignaz) Hus, Wirtshaus und Frühstückspension mit heimischen Produkten, ist „Top-Genuss-Wirt 2008 in Vorarlberg“. Hier isst man in der harmonischen Atmosphäre eines sorgsam renovierten Bregenzerwälder Hauses mit holzgeschindelter Fassade.

Nazes HusTempel 73, 6881 MellauTel. + 43(0)650 4627929www.nazes-hus.at

WirtshausRestaurant Simma, MellauAuf 1.400 Meter Seehöhe genießt man in der Alpenatmosphäre auf der Rossstelle Speziali-täten aus dem Bregenzerwald wie frisch zube-reitete Käsknöpfle, Kaiserschmarren, Salate und Kräuter aus dem eigenen Garten sowie Strudel, Torten und Holundersaft, alles hausgemacht.

Restaurant SimmaRossstelle 242, 6881 MellauTel. +43(0)5518 2761www.restaurant-simma.at

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Haubenlokal's Schulhus, KrumbachSicher das bemerkenswerteste Lokal im Bregenzerwald. Die Küchenchefin Gabi Strahammer hat aus ihrer ehemaligen Volks-schule ein Gasthaus gemacht. Diese Ortsver-bundenheit zeigt sie auch in der Küche: Sie sammelt dafür selbst Kräuter und Früchte aus den Mooren in Krumbach und verwendet in ihrer Küche ausschließlich Produkte ausge-wählter Lieferanten aus der Umgebung. Im Sommer wird auf der Terrasse vor allem eines getrunken: die hausgemachte Moorlimonade.

Restaurant 's SchulhusGlatzegg 58, 6942 KrumbachTel. +43(0)5513 8389 www.schulhus.com

KulturAusstellung:Angelika-Kauffmann-MuseumAusstellungstrilogie – 2. Teil „Wahlverwandte“. Die Sommer-Sonderausstellung im 2007 eröff-neten Angelika-Kauffmann-Künstlermuseum schließt an den 1. Teil „Heldinnen“ an und endet 2011 mit dem 3. Teil „Liebende“.

Angelika-Kauffmann-MuseumBrand 34, 6867 SchwarzenbergTel. +43(0)5512 26455www.angelika-kauffmann.com

Museum:FrauenmuseumDas Frauenmuseum in Hittisau, ein schönes Beispiel moderner Architektur, ist das einzige Frauenmuseum in Österreich. Seine attraktiv gestalteten Ausstellungen ermöglichen einen Blick auf die Welt der Frauen in Vergangenheit und Gegenwart.

FrauenmuseumPlatz 501, 6952 HittisauTel. +43(0)5513 6209-30www.frauenmuseum.at

Schauraum:werkraum depot Das werkraum depot ist die gemeinsame Aus-stellungsplattform für Möbel und Objekte aus dem Bregenzerwald. Auf 300 Quadratmetern zeigen die Mitglieder des werkraum bregenzer-wald Möbel und Gegenstände des täglichen Gebrauchs: Tische, Stühle, Schuhe, Schaukeln, Sofas, Truhen, Holzschuhe u.a.

werkraum depotHof 633, 6867 SchwarzenbergTel. +43(0)5512 26386www.werkraum.at

Handarbeit:Juppenwerkstatt Wie die höchst aufwändige Tracht der Bregenzer wälderinnen entsteht, erfährt man in der Juppenwerkstatt Riefensberg. In einem speziellen Verfahren wird das schwarze Kleid in bis zu 500 Falten plissiert. Das Haus – ein ehemaliges Wirtschaftsgebäude mit einer neuen Glasfront, die über drei Stockwerke reicht – ist auch architektonisch sehenswert.

Juppenwerkstatt RiefensbergDorf 52, 6943 RiefensbergTel. +43(0)5513 83 56-15www.juppenwerkstatt.at

Spaziergang:Baukultur Sulzberg und der Ortsteil Thal beherbergen architektonische Kleinode: von der Kirche im Empire-Stil, nach einem Entwurf des Suezkanal-Planers Alois Negrelli, bis zur Haar-lockeninstallation „1740 Ichs“ am neuen Gemeindehaus. Zwei Rundwege führen zu 21 ausgewählten Gebäuden und Kunstwerken von namhaften Architekten. Begleitend erzählt die Broschüre „Wege zur Baukultur“ interessante Geschichten.

Wege zur BaukulturGemeindeamt SulzbergDorf 1, 6934 SulzbergTel. +43(0)5516 2213-0www.sulzberg.at

Rundtour:HolzkulturHolz spielt im Bregenzerwald als Roh- und Werkstoff eine wichtige Rolle im Gestalten von Lebensräumen und Alltagsfunktionen. In Hittisau erfährt man bei Wanderungen oder im Rahmen von Führungen viel über das Holz als Teil der Lebenskultur. Zu sehen sind drei Holzbrücken, darunter die älteste Vorarlbergs, drei Sägewerksbetriebe, vom denkmalgeschützten Ensemble bis zum Großbetrieb, Handwerksbetriebe, darunter ein Küfermeister, Holzbau architektur und das Biomasse-Heizkraftwerk, das über 50 Objekte im Ort mit Wärme versorgt.

Holzkultur in HittisauTourismusbüro HittisauTel. +43(0)5513 6209-50www.hittisau.at

Open-Air-Konzert:Bezau Beatz Bezau Beatz ist eine Konzertreihe mit Open-Air-Konzerten, von Jazz über Pop bis zu Klassik. Schauplatz ist der Bezauer Dorfplatz. Die Konzerte finden bei jeder Witterung statt – Bewirtung gibt es direkt am Dorfplatz.

Bezau BeatzTourismusbüro Bezau Tel. +43(0)5514 2295 www.bezau.at/bezaubeatz

Kulturverein:bahnhof Die Kulturinintiative bahnhof im ehemaligen Bahnhof Andelsbuch hat sich in den letzten Jahren zu einem weit über die Grenzen Vorarlbergs hinaus beachteten Kulturzentum entwickelt. Mit seiner spannenden Mischung aus lokaler (Alltags-)Kultur und internationalen Acts dient der bahnhof als Vermittler zwischen der Kultur des Bregenzerwaldes und internatio-nalen Positionen in den verschiedenen Kultur-formen wie Musik, Literatur, Dichtung, Kunst und Performance.

Kulturverein bahnhofHof 347, 6866 AndelsbuchTel. +43(0)664 2507789www.bahnhof.cc

Fest:Bezirksmusikfest in BuchUnter dem Motto „A Fescht, wias im Buach stoht“ findet das 45. Bregenzerwälder Bezirks-musikfest vom 9. bis zum 11. Juli 2010 in der Ortschaft Buch statt. Am Programm: Freitagnachmittag: Treffen von Musikgruppen mit Inntaler Besetzung aus Vorarlberg und Tirol. Freitagabend: Goldried Quintett. Samstagnachmittag: Jungmusikanten der Hofsteigervereinigung und nationale wie inter-nationale Jugendgastkapellen. Samstagabend: Sepp Mattelschweiger´s Quintett Juchee. Sonntagvormittag: Fahnenweihe und Frühschoppen, anschließend Festumzug aller Kapellen. Festausklang mit den Bergspatzen.

Gemeinde BuchHeimen 67, 6960 BuchTel. +43(0)5579 8212-0www.gemeinde-buch.at

Volkstümliche Musik:Kastelruther Spatzen, SibratsgfällDie bekannte Musikgruppe gastiert vom 26. bis 28. August 2010 im malerischen Ort unter dem Hohen Ifen, in Sibratsgfäll.

Alpenair Sibratsgfäll – Sibratsgfäll TourismusDorf 18, 6952 SibratsgfällTel. +43(0)5513 2121www.alpenair.eu

Tipps der Redaktion

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Weltrekordversuch:Traktorenschlange in DorenIn Doren soll am 3. Juli 2010 die längste Traktoren schlange der Welt entstehen. Der Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde ist fix geplant, der Rekord muss stehen – und die Traktoren schlange auch!

TraktorenschlangeObmann Gerhard NussbaumerDorf 62, 6952 SibratsgfällTel. +43(0)664 6571958www.traktorenschlange.at

Kulturwanderung:Kunstportale, LangeneggDer Weg beginnt beim Gemeindeamt, führt durch rote Portale zur Sonnenuhr und durchs Wind- und Wasserportal mit seinen Energie-spielen. Dann zum Portal Sagenhaftes, einem kleinen Kolosseum nachempfunden. Über Waldwege zum Portal Ruhe zur Weißach-mündung und den Kunstportalen, die neun Künstler aus neun Bäumen geschaffen haben.

Tourismusbüro LangeneggBach 127, 6941 LangeneggTel. +43(0)5513 4101www.langenegg.at

SportTandemflug: Niedere und Diedamskopf Das Fluggebiet Bregenzerwald (Niedere bei Bezau-Andelsbuch und Diedamskopf bei Au-Schoppernau) ist für seinen laminaren Hang-aufwind und seine gutmütigen Thermikver-hältnisse bekannt. Das Besondere ist, dass immer mehrere Flug-/Schulungsgebiete mit jeder Wind-/Himmelsrichtung innerhalb eines Radius von 10 km angeboten werden können. Diese ideale Lage macht eine flexible und schnelle Ausbildung möglich. Am Diedamskopf kann in Richtung Süd, Südost und Ost über steile Wiesen gestartet werden. Der Startbe-reich geht von ca. 10 Grad im Aufziehbereich kontinuierlich in einen steilen Hang über. Für Drachenflieger stehen zwei Startrampen zur Verfügung.

Flugschule BregenzerwaldWilbinger 483, 6870 BezauTel. +43(0)5514 3177www.gleitschirmschule.at

Radweg: Egg – SchoppernauVon Egg führt der Radweg Bregenzerwald teils über die ehemalige Trasse der Bregenzerwald-bahn bis nach Schoppernau. Für die Hin- und Rückfahrt benötigt man bei gemütlicher Fahr-weise etwa vier Stunden. Gesamtlänge: ca. 60 km. Radfahrer können in den Gemeinden Egg, Bezau, Mellau, Bizau, Schnepfau, Au und Schoppernau Fahrräder ausleihenn, auf dem Radweg Bregenzerwald die Region entdecken und nach Belieben das Fahrrad wieder an einer vorgesehenen Stelle zurückgeben. Das Fahrrad steht ihnen für 1 bis 24 Stunden zur Verfügung.

nextbike Standortliste im BregenzerwaldTel. +49 (0)341 2403877www.nextbike.de

Golf: 18-Loch-PlatzDer international renommierte Architekt Kurt Rossknecht hat zwischen Riefensberg und Sulzberg den seinerzeit ersten 18-Loch-Platz in Vorarlberg angelegt und gleichzeitig eine seiner schönsten Anlagen behutsam in die Natur eingebettet. Das hügelige Gelände und die vielen kleinen Zuläufe zur Weißach wurden perfekt ins Spiel gebracht. Künstliche Seen und gezielt platzierte Bunker ergänzen die natürlichen Hindernisse. Zusammen mit den Hang- und Schräglagen, den Korridoren und der beeindruckenden Aussicht machen sie das Spiel in diesem Golfpark zu einem Erlebnis, das immer wieder begeistert.

Golf-ParkUnterlitten 3a, 6943 RiefensbergT +43(0)5513 8400-0www.golf-bregenzerwald.com

Höhlenwanderung: SchneckenlochhöhleDie größte Höhle Vorarlbergs ist das Natur-denkmal Schneckenloch. Ab Bizau geht es mit dem Pkw über die 8 Kilometer lange Mautstraße bis zum Parkplatz Schönenbach. Ab hier dauert die Wanderung zur Höhle ca. 1 1/4 Stunden. Fitness und Trittsicherheit sind bei der Höhlentour Voraussetzung. In die 8 Grad kühle Höhle wandert, klettert und kriecht man durch Gänge und Hallen bis zu neu entdeckten Tropfsteinen. Der Aufenthalt in der Naturhöhle dauert zwei Stunden.

Aktiv-Zentrum BregenzerwaldSonnenstraße 333, 6874 BizauTel. +43(0)5514 3148www.aktiv-zentrum.at

Sportfischen: Mit FliegeDie Gewässer des Bregenzerwaldes werden der Forellenregion zugeordnet. Leitfisch ist die Bachforelle, vereinzelt sind aber auch Regen-bogenforellen und Äschen anzutreffen. Für alle angeführten Reviere sind Tageskarten erhält-lich, die Preise bewegen sich zwischen € 15 und € 35. Genaue Informationen über Fangli-mits, Schonmaße, Reviergrenzen etc. erhalten Sie bei den jeweiligen Ausgabestellen.

FischerlizenzenInformation in den örtlichen Tourismusbüros

Tennis: Hotel Post, BezauTennis spielt man im Hotel Post in Bezau auf zwei Sandplätzen, zwei Dachplätzen und zwei Hallenplätzen. Die Halle gilt als schönste Tennishalle in Österreich. Die imposante Holz-konstruktion bietet einen überwältigenden Anblick. Unterrichtet wird hier nach der TULOT-Methode aus dem Profitennis. TULOT arbeitet mit unterschiedlichen Bewegungs-techniken, die jeden Sportler auf individuelle Weise unterstützen.

TennishalleHotel Post BezauBrugg 35, 6870 BezauTel. +43(0)5514 22 07www.hotelpostbezau.com

Extremsport: Outdoor-Trophy 2010Die Outdoor-Trophy Lingenau ist ein Team-wettbewerb in den Disziplinen Mountainbiken, Berglauf, Paragleiten und Wildwasserkajak. Zwischen Start und Ziel liegen 62 Kilometer und 2.800 Höhenmeter. Die Veranstaltung am 14. August 2010 zählt zu den bestbesetzten Extremwettkämpfen in Europa. Unter den Teil-nehmern finden sich Olympiasieger und Welt-meister.

High 5 Outdoor Bahnhof 248, 6951 LingenauTel. +43(0)5513 4140www.outdoortrophy.com

Sommerrodelbahn: BizauMit dem Sessellift hinauf und auf der Sommer-rodelbahn ins Tal hinunter. Die Bahn ist 1.850 Meter lang und hat 80 Kurven. Betrieb nur bei trockener Witterung von 9 – 17 Uhr von Mai bis Oktober.

Hirschbergbahnen Hütten, 6874 BizauTel. +43(0)5572 25079www.hirschberg.at

„Die in hölzernen Stuben dargebotene Gastlichkeit gehört zum einmaligen Reiz dieser Region. Auf mich übt sie eine ungeheure Anziehungskraft aus.“ Wolfgang Siebeck, Die Zeit

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Das Bregenzerwald Gewinnspiel

Ihre Chance, den Bregenzerwald persönlich kennen zu lernen!Ganz einfach mit dem Meinungsbarometer auf:

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Nutzen Sie unser Online-Meinungsbarometer und teilen Sie uns mit, wie wir das reisemagazin bregenzerwald für Sie noch besser machen können. Mit einem Mausklick können Sie damit folgende Preise gewinnen:

1. Preis: 1 Woche Urlaub für 2 Personen im Bregenzerwald in einem ****Hotel mit Halbpension und Bregenzerwald Gäste-Card für die freie Benützung der Bergbahnen, Busse und Schwimmbäder der Region

2. bis 5. Preis: Wellnesstag im Gesundhotel Bad Reuthe

6. bis 10. Preis: Musik-CD „Querschlager“ des Holstuonarmusigbigband-club aus dem Bregenzerwald

Teilnahmeschluss ist der 31. Oktober 2010. Die Gewinner werden schriftlich verständigt.

Teilnahmebedingungen: Schriftverkehr, Barablöse und Rechtsweg sind ausgeschlossen. Teilnehmer stimmen mit der Angabe ihrer Post- und E-Mail-Adresse sowie Telefonnummer jederzeit widerruflich der Verwendung dieser Daten zur Information und Werbung über Produkte sowie Angebote des Bregenzerwald Tourismus zu.

Wanderwege im Bregenzerwald erzählen auch Geschichten über Naturbesonderheiten, Lebenskultur und bekannte Persönlichkeiten. Auf den Bergen faszinieren Ausblicke und stimmungsvolle Ver-anstaltungen: vom Bergfrühstück über Fahrten zum Sonnenuntergang bis zu Musikantentreffen. Die „Eintrittskarte“ für alle Erlebnisse ist die Bregenzerwald Gäste-Card. Mit ihr kommt man per Bergbahn nach oben, sie gilt für umweltfreundliche öffentliche Busse und erfrischende Freibäder. Die Bregenzerwald Gäste-Card erhalten alle Besucher, die zwischen 1. Mai und 31. Oktober 2010 drei oder mehr Nächte im Bregenzerwald wohnen.

Die inkludierten Leistungen auf einen Blick:

Sommerbergbahnen: Sessellift Brüggelekopf, AlberschwendeBergbahnen AndelsbuchBergbahnen BezauBergbahnen MellauBergbahnen Diedamskopf, Au-SchoppernauUga-Express, DamülsSteffisalp-Express, WarthGroßwalsertaler Seilbahnen, SonntagSeilbahnen Faschina, Fontanella

Schwimmbäder in Au, Bezau, Egg, Hittisau, Mellau, Schoppernau und Schwarzenberg

Freie Fahrt mit dem Landbus Bregenzerwald

Zahlreiche Ermäßigungen bei Partnerbetrieben

Gültigkeit: 1. Mai – 31. Oktober 2010

Die BregenzerwaldGäste-Card

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Natürliche Kosmetik mit Wirkstoffen aus Wildsammlungen und eigenem organischen Anbau. Hergestellt in einer kleinen Manufaktur im Bregenzerwald. Frei von künstlichen Konservierungsstoffen, Polyethylenglykol (PEG) Verbin-dungen, Farbstoffen, Vaseline, Silikon und Paraffinöl.

Page 52: Reisemagazin Bregenzerwald

Das Wasser zum Essen.

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