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17 Besinnliche Stimmung in der weihnachtlich dekorierten Stube Adventszeit – zur Ruhe kommen Die heilige Zeit ist uns gegeben, um uns auf das bedeutungsvolle weih- nachtliche Geschehen vorzubereiten. Es braucht jedoch Wille und Bereitschaft, sich innerlich auf diesen Prozess einzulassen, damit der Weg sich in uns ent- falten kann. Reportage Der Begriff «Advent» kommt aus dem lateini- schen und bedeutet Ankunft; Adventus Domini ist die Ankunft des Herrn. Vier Sonntage bis Weihnachten – vier Wochen Zeit, uns bewusst auf die Ankunft des Herrn einzustimmen. Gott gab mit Legionen von Engeln seiner Freude über die Geburt Jesu Ausdruck ... und wie erleben wir selber die Adventszeit? – Auch heute noch bergen die vorweihnachtlichen Tage eine besondere At- mosphäre in sich. Doch manchmal scheint es fast, als ob wir Menschen mit vermehrter Hektik, über- bordendem Einkaufsrummel, nicht enden wol- lenden Weihnachtsessen oder anderen gesell- schaftlichen Anlässen dieser heiligen Stimmung auszuweichen versuchten. Auch die ständige Erreichbarkeit der modernen Technologie macht uns krank. Selbst deutsche Spitzenpolitiker ha- ben nun dem Dauerdruck den Kampf angesagt, fordern sogar eine Anti-Stress-Verordnung, mit gesetzlicher Ruheregelung nach Feierabend. Wie wäre es, wenn wir uns in diesem Jahr vermehrt bemühen würden, Distanz zur Unrast des Alltags zu schaffen, zu entschleunigen, wie dies heutzutage auch genannt wird? Im Internet findet man mannigfache Ratschläge, wie eine langsamere Gangart zu bewerkstelligen wäre. Es entstehen immer mehr Organisationen, die Hil- festellung für eine lebenswertere Kultur geben möchten, wie z. B. die Slow-Food- oder Citàslow- Bewegungen; auch Langsam-Reisen wird wieder entdeckt und es gibt sogar einen Verein für Lang- samkeit. Kurse wie Yoga, Meditation, Bewusst- seinsfindung etc. haben Hochkonjunktur. Wenn wir plan- und gedankenlos die Advents- zeit verstreichen lassen, um dann am 24. Dezem- ber den Schalter auf «Weihnachten» zu kippen, in der Erwartung, auf den Punkt weihnachtlich gestimmt zu sein, entgeht uns Wesentliches. Wir können diese besonderen Tage vor dem heiligen Fest bewusst gestalten und den Advent in seinem eigentlichen Sinne fruchtbar nutzen, indem wir uns ernsthaft mit dem bedeutungsvollen Vorgang dieser Zeit auseinandersetzen. Nicht oberflächli- che Ablenkung soll im Vordergrund stehen, son- dern Besinnlichkeit, Ruhe und Offenheit für das Essenzielle des Geschehens, gemäss Friedrich Nietzsche: «Die grössten Ereignisse – das sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden.» – Doch das tönt vielleicht einfacher, als es sich mitten im Leben tatsächlich darstellt:

Reportage 04 2014

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Besinnliche Stimmung in der weihnachtlich dekorierten Stube

Adventszeit – zur Ruhe kommenDie heilige Zeit ist uns gegeben, um uns auf das bedeutungsvolle weih­nachtliche Geschehen vorzubereiten. Es braucht jedoch Wille und Bereitschaft, sich innerlich auf diesen Prozess einzulassen, damit der Weg sich in uns ent­falten kann.

Reportage

Der Begriff «Advent» kommt aus dem lateini-schen und bedeutet Ankunft; Adventus Domini ist die Ankunft des Herrn. Vier Sonntage bis Weihnachten – vier Wochen Zeit, uns bewusst auf die Ankunft des Herrn einzustimmen. Gott gab mit Legionen von Engeln seiner Freude über die Geburt Jesu Ausdruck . . . und wie erleben wir selber die Adventszeit? – Auch heute noch bergen die vorweihnachtlichen Tage eine besondere At-mosphäre in sich. Doch manchmal scheint es fast, als ob wir Menschen mit vermehrter Hektik, über-bordendem Einkaufsrummel, nicht enden wol-lenden Weihnachtsessen oder anderen gesell-schaftlichen Anlässen dieser heiligen Stimmung auszuweichen versuchten. Auch die ständige Erreichbarkeit der modernen Technologie macht uns krank. Selbst deutsche Spitzenpolitiker ha-ben nun dem Dauerdruck den Kampf angesagt, fordern sogar eine Anti-Stress-Verordnung, mit gesetzlicher Ruheregelung nach Feierabend.

Wie wäre es, wenn wir uns in diesem Jahr vermehrt bemühen würden, Distanz zur Unrast des Alltags zu schaffen, zu entschleunigen, wie dies heutzutage auch genannt wird? Im Internet findet man mannigfache Ratschläge, wie eine

langsamere Gangart zu bewerkstelligen wäre. Es entstehen immer mehr Organisationen, die Hil-festellung für eine lebenswertere Kultur geben möchten, wie z. B. die Slow-Food- oder Citàslow-Bewegungen; auch Langsam-Reisen wird wieder entdeckt und es gibt sogar einen Verein für Lang-samkeit. Kurse wie Yoga, Meditation, Bewusst-seinsfindung etc. haben Hochkonjunktur.

Wenn wir plan- und gedankenlos die Advents-zeit verstreichen lassen, um dann am 24. Dezem-ber den Schalter auf «Weihnachten» zu kippen, in der Erwartung, auf den Punkt weihnachtlich gestimmt zu sein, entgeht uns Wesentliches. Wir können diese besonderen Tage vor dem heiligen Fest bewusst gestalten und den Advent in seinem eigentlichen Sinne fruchtbar nutzen, indem wir uns ernsthaft mit dem bedeutungsvollen Vorgang dieser Zeit auseinandersetzen. Nicht oberflächli-che Ablenkung soll im Vordergrund stehen, son-dern Besinnlichkeit, Ruhe und Offenheit für das Essenzielle des Geschehens, gemäss Friedrich Nietzsche: «Die grössten Ereignisse – das sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden.» – Doch das tönt vielleicht einfacher, als es sich mitten im Leben tatsächlich darstellt:

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Sich dem Rummel zu entziehen und trotzdem seinen Verpflichtungen nachzukommen, könnte ein Balanceakt werden.

Zur Vorbereitung auf das Fest zur Geburt Jesu gehört deshalb auch etwas Planung und Disziplin, damit die guten Vorsätze nicht einfach im vorweih-nachtlichen Strudel untergehen (siehe Kasten).

Viele von uns sehnen sich zwar nach einer Atempause, doch ist die Musse dann tatsächlich da, kann dies auch Verunsicherung auslösen und wir sind in der Folge sogar bestrebt dem Erleben

von echter Ruhe und Stille auszuweichen und die Auszeit mit erneuter Aktivität und Geschäftigkeit zu füllen. – Wie halten wir Ruhe denn überhaupt aus? Empfinden wir sie sogar als Langeweile? Überkommen uns eventuell unangenehme Grü-beleien, weil erfolgreich Verdrängtes Raum be-kommt in unseren Gedanken? Glauben wir etwas zu verpassen? Weckt das «Nichtstun» unser schlechtes Gewissen?

Karl Heinz Geissler schreibt in seinem Buch «Lob der Pause»: «Die Zeit ist für die Menschen

Warm eingepackt, lässt sich auch im Winter auf einer Ruhebank verweilen

Vorschläge zur Einstimmung auf Weihnachten:– Auszeiten in die Agenda eintragen: mor-

gens, mittags und/oder abends. Diese Ter-mine mit uns selber sollten jedoch realis-tisch durchführbar sein. Am besten eignet sich der Morgen – bevor uns das Tagesge-schehen vereinnahmt hat, notfalls den We-cker stellen und eine halbe Stunde früher aus den Federn! Die Zeit könnte zum Medi-tieren, Spazieren, für besinnliche Lektüre, zum Musikhören, Beten, sich-bei-Kerzen-licht-inspirieren-lassen und zu vielem Wei-terem, was uns wichtig ist, genutzt werden. Es ist wesentlich, die geplanten Termine dann auch tatsächlich einzuhalten, meistens funktioniert es nämlich nicht, wenn wir an-fangen mit: «Heute habe ich jetzt gerade keine Zeit . . . »

– Mit einfachen Dingen eine weihnachtliche Atmosphäre gestalten, aus Freude und ohne

ehrgeizige Ambitionen, die andere beein-drucken sollen

– Geschenke, falls überhaupt, frühzeitig kau-fen oder kleine Dinge selber machen

– Natur erleben: im Wald, im Schnee, auf ei-nem Berg, an einem Gewässer etc.

– Zeit ohne Fernseher, Radiogeplänkel, Natel, Internet etc.

– Abendliche Weihnachtsrituale durchführen– Inspirierende Musik hören– Atem- oder Entspannungsübungen– Sich in die Weihnachtsgeschichte vertiefen– Auch mal «nein» sagen, bei Terminen, die

unnötig oder nicht dringlich sind– Gewohnte weihnachtliche Zwänge überden-

ken, neu planen oder auch erarbeitete Kom-promisse eingehen

– Lassen wir uns auf das Göttliche ein, entde-cken wir vielleicht, dass sich uns ungeahnte neue Wege auftun

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das, was das Wasser für die Fische ist. Sie schwim-men in ihrem Element, ohne sich Gedanken zu machen, worin sie sich eigentlich bewegen. Der Mensch jedoch hat, im Gegensatz zu den Fischen, die Fähigkeit, darüber nachzudenken. Dieses Nachdenken und Meditieren über uns und unse-ren Glauben ist wesentlich und wichtig genug, nicht aufgeschoben zu werden.»

Erforschen wir uns urteilsfrei selber. Unsere Ak-zeptanz gegenüber allem, was wir entdecken, be-wirkt, dass wir immer tiefer in unsere Seele blicken können. Seien wir uns aber dabei bewusst, wenn wir in Stille verweilen, äussert sich der urteilende Geist oft mit dem Belastungspegel eines Rockkon-zerts. Im Wissen, dass dies ein natürlicher Prozess ist, mag es einfacher sein, aufsteigende Gedanken immer wieder gleichmütig ziehen zu lassen. Mit etwas Übung wird es leichter – wenn auch nicht zwingend weniger. Der Zugang zur Stille muss angeeignet und verinnerlicht werden, wie das 1 × 1, und dazu braucht es Hingabe und Beharrlichkeit. Was immer daraus folgen mag, ist eine Gnade und nicht mit unserem Willen steuerbar. Durch tägliche fünf Minuten, in denen wir eine Kerze anzünden, ihr Licht auf uns wirken lassen oder uns dem Weih-nachtsgeschehen hingeben, passiert Entscheiden-des. Machen wir uns auf, unser tiefstes Wesen, den stillen Raum in uns zu entdecken. Hier spüren wir Akzeptanz und Sicherheit. Diese innere Kraftquelle ist immer da, schenkt Geborgenheit, Zufriedenheit und weist uns den Weg. In dieser Stille sind die Engel uns ganz nah. In hektischen Momenten des Alltags kann uns die Erinnerung an diese Augen-blicke immer wieder zum inneren Anker werden.

Weihnachten kann auch eine schwierige Zeit sein. Das Fest der Liebe macht uns manchen Man-gel schmerzlich bewusst. Seien dies beschwerliche Familienverhältnisse, Einsamkeit, Traurigkeit, Nöte und vieles mehr. Emotionen werden im vor-weihnachtlichen Fluidum vermehrt wahrnehmbar an die Oberfläche unserer Seele gespült, es mag so scheinen, als hätten alle anderen doch das per-fekte, fröhliche Fest! – Fangen wir an, uns an kleinen Dingen zu freuen, suchen wir nach dem Besonderen in unserem eigenen Leben, wofür wir dankbar sein können! Gott geht einen ganz spe-ziellen Weg mit jedem Einzelnen von uns – un-terhalten wir uns mit ihm darüber, er ist immer für uns da. Sind wir denn auch für Ihn da? – Viel-leicht müssen wir diesen Kanal freischaufeln und zu Anfang die Termine mit ihm oder mit unserem Engel, der unsere Anliegen übermittelt, in unsere Agenda einschreiben.

Versuchen wir stetig, den gegenwärtigen Mo-ment wertfrei zu erleben, gegenüber unseren Ge-danken achtsam zu sein und uns in Geist und Herz zu erlauben, jeden Moment genauso sein zu lassen, wie er ist, im Vertrauen darauf, dass er, so wie er ist, gut ist. Das Leben ist eine Aneinanderreihung von Augenblicken, wovon jeder einzelne, den wir achtlos verstreichen lassen, verloren ist… Es liegt an uns selber, ihn wichtig zu machen, damit er es Wert ist, gelebt zu werden. Lassen wir ihn nicht ungenutzt und unbemerkt entschwinden. – So wird die weihnachtliche Stimmung langsam stetig in uns wachsen und erwachen und wir werden den Festtag innerlich bereichert erfahren dürfen.

Heri Nena

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