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Band 1 Leitfaden für Beschäftigte und betriebliche Interessenvertretungen: gefördert durch das BMU KoReBB Ressourceneffizienz – kleiner Aufwand mit großer Wirkung Von der Idee zum Praxisprojekt. BETRIEBSRATSQUALIFIZIERUNG www.umwelt.betriebsratsqualifizierung.de

Ressourceneffizienz – kleiner Aufwand mit großer Wirkung

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Ressourceneffizienz – kleiner Aufwand mit großer Wirkung. Von der Idee zum Praxisprojekt, Band 1. Leitfaden für Beschäftigte und betriebliche Interessenvertretungen: gefördert durch das BMU. Herausgeber: Kooperationsprojekt Ressourceneffizienz für Betriebsräte und Beschäftigte (KoReBB) des DGB Bildungswerk BUND, Düsseldorf.

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Band

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Leitfaden für Beschäftigte und betriebliche

Interessenvertretungen: gefördert durch das BMU

KoReBB

Ressourceneffi zienz – kleiner Aufwand mit großer Wirkung Von der Idee zum Praxisprojekt.

BETRIEBSRATSQUALIFIZIERUNG

www.umwelt.betriebsratsqualifi zierung.de

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Ressourceneffi zienz – kleiner Aufwand mit großer Wirkung Von der Idee zum Praxisprojekt.

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Zum Überblick„Schon wieder eine Broschüre zurNachhaltigkeit – wozu denn noch eine?“

In der Tat gab es in den letzten Jahren unzählige Aktivitäten zu diesem Thema, und doch sind wir teilweise weiter von nachhal-tigem Denken entfernter denn je. In Umfragen wird der Klima-wandel ebenso oft als „reine Panikmache!“ bezeichnet wie als „das derzeit größte Problem der Menschheit“ – und die For-schung gibt leider eher Letzteren Recht: Keine wissenschaft-liche Studie behauptet, der Klimawandel wäre kein Problem. Doch die meisten bisherigen Kampagnen wandten sich an „die Politik“ oder „die Wirtschaft“, und weder an die Bevölkerung noch an die Einzelnen.

Diese Broschüre ist die erste von drei Broschüren aus dem Kooperationsprojekt Ressourceneffi zienz für Beschäftigte und Betriebsräte (KoReBB). Das vom Bundesumweltministerium von 2008 bis 2011 geförderte Projekt setzt sich zum Ziel, Betriebsrä-ten und einzelnen Beschäftigten …

das Thema Ressourceneffi zienz persönlich nahe zu bringen,

betriebliche Chancen der Ressourceneffi zienz zu veranschaulichen sowie

Wege aufzuzeigen, Ressourceneffi zienz für die eigene Arbeit zu nutzen.

Zu diesem Zweck wurden im Rahmen des Projekts eine Rei-he Informationsveranstaltungen durchgeführt, aus denen be-triebliche Umsetzungen entstanden sind. Dabei begleitete das Projekt einzelne Betriebsräte bei der Einführung und Weiter-entwicklung von betrieblichen Ressourceneffi zienz-Projekten. Den Zielen des KoReBB-Projektes entsprechend werden nun die Projektergebnisse als bedarfs- und praxisorientierte Hand-lungshilfen veröffentlicht: Unter der Überschrift „Ressour-ceneffi zienz – kleiner Aufwand mit großer Wirkung“ liegen nun drei Broschüren vor:

Das Kooperationsprojekt Ressourceneffi zienz für Beschäftigte und Betriebsräte wurde gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, um auch Men-schen ohne Vorerfahrungen in Ressourceneffi zienz an das The-ma heranzuführen.

Der vorliegende erste Band „Von der Idee zum Praxisprojekt“ bietet einen breiten Einblick in die Thematik der Ressourceneffi -zienz und lädt zum Querdenken und -lesen ein. Dazu haben wir Folgendes eingearbeitet/eingefügt:

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Der Leser lernt den Kollegen „Günther Wissen“ kennen, den wir beispielhaft „von der Idee zum Praxisprojekt“ begleiten. Dazu stellt er uns sein Lesetagebuch zur Verfügung, und wer will, kann darin Einzelheiten zur Umsetzung von Ressour-ceneffi zienz fi nden.

Eingefügte Zusatzinformationen richten sich an Personen, die sich etwas eingehender mit einem Thema beschäftigen wollen. Sie sind durch rote Kästen gekennzeichnet. Das Über-blättern dieser Informationen führt aber nicht dazu, dass der umgebende Text unverstanden wird.

Wir haben am Ende einen Nachschlageteil angefügt. Dort sind wichtige Institutionen und Fachbegriffe zusammen-gestellt. Begriffe, die dort erklärt werden, sind im Text mit einem Pfeil (k) gekennzeichnet.

Schließlich haben wir lose eingestreut, was wir zum Thema für (be)merkenswert halten. Wer nur wenig Zeit hat, kann sich einfach nur die Sprechblasen dazu durchlesen. Wir wün-schen Ihnen, dass Sie dabei Lust auf mehr bekommen ...

effi ziente Prozesse unterstützen und damit auch den Erhalt der Arbeitsplätze in Deutschland sichern?

Band 2: Von allen Seiten und von vorne Das erarbeitete Basis-Qualifi zierungskonzept für Traine-rinnen und Trainer mit Ideen für nachhaltige Trainings-einheiten zu ressourceneffi zientem Handeln – inklusive Materialien und Varianten für viele Ansprüche.

Band 3: Von Zahlen, Daten und Fakten Vertiefungs-Module für Expertinnen und Spezialisten mit Spezialseminaren zu ausgewählten Themen wie Klima-wandel, Energieeffi zienz, usw.

Band 1: Von der Idee zum Praxisprojekt. Leitfaden für Beschäftigte und betriebliche InteressenvertretungenWie können Betriebsräte und Beschäftigte ressourcen-

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„Der Staat schützt auch in Verantwortung

für die künftigen Generationen die natürlichen

Lebensgrundlagen …“ Grundgesetz, Artikel 20 a

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Inhalt

Zum Überblick 1

Zur Einstimmung 4

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Teil 1 Ressourceneffi zienz – wozu? 14

1.1 Was habe ich davon? 14

1.2 Was hat der Betrieb davon? 21

1.3 Was haben die Anderen (und wir) davon? 29

Teil 2 Ressourceneffi zienz – was ist das? 30

Teil 3 Ressourceneffi zienz – 36

wie machen wir das?

3.1 Wo lohnt sich die Suche? Ein Schnelldurchlauf 40

3.2 Was ist konkret zu tun? Ein Projektplan 43

3.3 Was ist bei der Einführung im Betrieb 49

empfehlenswert? Tipps aus der Praxis

Wer ist wer? Institutionen für Ressourceneffi zienz 52

Was ist was? Glossar zur Ressourceneffi zienz 54

Wo erfahre ich mehr? Medien zur Ressourceneffi zienz 56

Impressum 60

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Zur Einstimmung

Ein Absatz für Personalräte

Natürlich ist es auch in Öffentlichen Verwaltungen oder Städ-tischen Krankenhäusern sinnvoll, Ressourcen zu sparen. Und auch Personalräte können Projekte dazu anstoßen. Jedoch ist die rechtliche Grundlage im Personalvertretungsgesetz nicht so ausgeprägt wie im Betriebsverfassungsgesetz (§ 80 und 89 BetrVG). Zudem produzieren Stadtverwaltungen i.d.R. auch weniger energieintensiv als beispielsweise Stahlwerke. Aber wir sind uns sicher: auch Personalräte können Ressourcen sparen! Prüfen lohnt sich also!

1 Quellen: Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung: Kassensturz für den Weltklima-vertrag – Der Budgetansatz, 2009; aus dem Kurzfi lm „The Story of Stuff“ von A. Leonard

Wir beginnen mit einer Scherzfrage aus dem Jahr 2500: Was unterscheidet den Menschen vom Dinosaurier?

„Die Saurier konnten nichts dafür, dass sie ausgestorben sind.“

Wahrscheinlich wird es nicht so weit kommen, denn es gibt keine fl exiblere Lebensform als den Menschen. Doch derzeit tun wir alles, um uns unsere Lebensgrundlage zu entziehen. Die Erde selbst ist dabei nicht in Gefahr. Sie hat sich bisher nach jeder Katastrophe neue, perfekt funktionierende Öko-Systeme erschaffen. Allerdings sind dabei immer wieder ganze Spezien auf der Strecke geblieben. Und oft war der Mensch daran beteiligt: Seit Jahrmillionen ist der homo sapiens ein Profi darin, „sich die Welt untertan zu machen“ – koste es, was es wolle: Schon Mammut und Höhlenbär waren kurz nach Auftauchen des Menschen ausgerottet. Unseren heutigen Ressourcen – vom Erdöl bis zum Eisbär – wird es sehr bald ähnlich ergehen: 1

Doch was heißen diese großen Zahlen nun für uns konkret? Dazu werfen wir wieder einen Blick in die Zukunft, diesmal in eine, die viele von uns wohl noch erleben werden:

„Stell dir vor, die Menschheit geht unter – und keiner will‘s gewesen sein!“

In den letzten 100 Jahren haben wir es geschafft, die Hälfte sämtlicher in Jahrmillionen entstandenen Erdölreserven zu verbrennen.

Bereits vor zehn Jahren im Jahr 2000 war der Klimawandel für 150.000 – 300.000 Todesfälle verantwortlich.

Schon heute bräuchten wir vier Erden, um der gesamten Weltbevölkerung unseren industriellen Lebensstandard zu ermöglichen.

Noch in Jahrhunderten wird der Meeresspiegel weiter an-steigen selbst, wenn wir die Erderwärmung sofort stoppen könnten.

Und noch in 1.000 Jahren wird die Hälfte des allerersten ausgepusteten CO2 unsere Atmosphäre belasten.

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2 aus dem Kurzfi lm „The Story of Stuff“ von Annie Leonard Bildquellen: „Deep Digger“, © pixhook, istockphoto.com; „Deforestated Planet“, © leonard_c, istockphoto.com

Übrigens: Derzeit werden 2.000 Bäume, das sind ca. 7 Fußballfelder pro Minute abgeholzt. So hat der Mensch bereits 80 % des Waldes, den es mal auf der Erde gab, verbraucht 2.

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4 Informationen größtenteils aus www.dw-world.de/dw/article/0,,5850876,00.html, ergänzt um: 5 www.atmosphere.mpg.de/enid/4p7.html; 6 http://de.wikipedia.org/wiki/Stern-Report; 7 www.zeit.de/2009/35/U-Meeresspiegelanstieg

Es ist Halbzeit. Die Hälfte des 21. Jahrhunderts ist ver-

gangen. Anlass, um eine Zwischenbilanz zu ziehen: Wie

geht es uns und unserer Erde heute? 4 Kurz gesagt – mi-

serabel. Die letzte Weltklimakonferenz, bei der noch eine

maßgebliche Einigung erzielt werden konnte, war 1997

in Kyoto. Doch auch sie konnte den Raubbau an unse-

rem Heimatplaneten nicht wesentlich verlangsamen, ge-

schweige denn stoppen. Der Ausstoß an Treibhausgasen

Methan und CO2 nahm unvermindert zu, der Ausbau er-

neuerbarer Energien wurde durch Subventionierung von

fossilen Brennstoffen und Kernkraft massiv behindert,

tägliche Verbrauchsgüter vom anderen Ende der Welt

blieben beliebter als die aus der Region 5 … und nun tra-

gen wir die Folgen.

Vor uns die Sintfl ut

Seit Beginn des Jahrtausends hat sich die Erde um 4° C

aufgeheizt, das entspricht fast der Schwankung der letz-

ten Eiszeit bis 2010 6. 2° C wären gerade noch erträglich

gewesen – und durch entsprechende Maßnahmen auch

möglich. Weitere 4–5° C Temperaturanstieg werden noch

erwartet, das Abschmelzen von Grönland und allein da-

mit ein Meeresspiegelanstieg um insgesamt 7 m ist in

vollem Gange 7. Viele Ökosysteme sind durch Erwär-

mung und Anstieg des Meeres vernichtet (Korallenriffe,

Wenn wir das gewusst hätten …

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Düsseldorf, 1. Januar 2050

3 Schlumberger, 2009 (Angaben beruhen auf Schätzungen)

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Übrigens: Das Internet verbraucht inzwischen so viele Ressourcen wie der gesamte Flugverkehr. So kostet z. B. eine Google-Anfrage ca. 1 Std. Strom für eine 4W-Energiesparlampe, eine Online-Auktion 18 g CO2 und eine virtuelle Identität in einem Computerspiel (Second Life) 1.700 kWh im Jahr – also so viel wie ein „echter“ deutscher Einpersonenhaushalt 3.

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Mangrovenwälder). Auch Halligen und Wattenmeer sind

kaum noch zu retten 8, ein Großteil des Amazonas ist zur

Steppe geworden, die Gebirgsgletscher sind verschwun-

den 9. Die Deltaregionen von Ganges, Nil, Mekong sind

überfl utet, die Niederlande kann nur dank ihrer langjäh-

rigen Küstenschutz-Tradition verhindern, dass die Hälfte

ihrer Staatsfl äche untergeht 10. Und selbst New York muss

sich sorgen: Durch den Anstieg des Meeresspiegels um

1 m steht nun nicht mehr alle 100 Jahre eine Sturmfl ut

bevor, sondern alle 3 Jahre – im Durchschnitt 11.

Klimaerwärmung bringt Hitze – und Kälte!

Einige Teile Europas haben sich abgekühlt durch die

Abschwächung des Golfstroms (= kaltgemäßigte Mittel-

breiten), dort regnet es mehr, zum Teil mit Starkregen

und Überfl utungen an Flüssen. Nun droht der Golfstrom

ganz zu verschwinden, was die Wintertemperaturen in

London konstant auf -10° C sinken lassen wird 12. Arktis

und Nordpolarmeer dagegen haben sich um 8° C erwärmt,

denn der CO2-Gehalt in der Atmosphäre liegt um 3/4 hö-

her als 2009. Die Abholzung von Wäldern 13 sowie ver-

schiedene Rückkopplungseffekte verstärken den Effekt,

z. B. entweicht durch Auftauen der Permafrostböden im

Norden von Kanada und Russland massenweise Methan

– ein Gas mit 20 mal höherer Treibhauswirkung als CO2.

Taifune und Sturmfl uten sind inzwischen nicht nur in den

Tropen an der Tagesordnung und führen zu massiven Erd-

rutschen und Überschwemmungen. Meerwasser ist in die

Ausgetrocknet: Rhein bei Düsseldorf

unterirdischen Süßwasserreserven eingedrungen, macht es

ungenießbar und versalzt viele Landfl ächen. In vielen an-

deren Regionen hat es dagegen seit Jahren nicht geregnet,

Dürren und Hunger breiten sich aus. 200 Millionen Klima-

fl üchtlinge sind vor allem auf der Suche nach Trinkwasser.

Aufnehmende Länder wie Indien sind überfordert mit den

Menschenmassen, Seuchen wie Cholera breiten sich aus.

Kriege um Wasser und Energie sind bereits seit 30 Jahren

gefährlicher als der Terrorismus 14.

In einigen Teilen Europas und Kanadas freut man sich je-

doch über die Klimaveränderung: In Skandinavien können

nun viele Flächen landwirtschaftlich genutzt werden, in

Norddeutschland wird Wein angebaut. Allerdings sorgen

sommerliche Hitzewellen alljährlich für viele Opfer. Und

das Leben ist teurer geworden: ein Barrel Erdöl kostet 600

Dollar. Da bleibt nicht viel Spielraum für die zweite Halb-

zeit. Hoffen wir gemeinsam auf den Wechsel.

8 Simulation: http://fl ood.fi retree.net; 9 www.zeit.de/2009/35/U-Meeresspiegelanstieg; 10 http://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Meeresspiegelanstieg_in_Europa; 11 www.pik-potsdam.de/~stock/presentations/2006-06-15_luebeck_stock.pdf; 12 www.pressetext.at/pte.mc?pte=041214037; 13 http://de.wikipedia.org/wiki/Stern-Report

14 Studie des US-Verteidigungsministeriums, nach Die Welt, 23.3.2004;Bildquelle: © saksa2000, 2003_08_11_Rhein 13_fl ickr.com/ccV2.0

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Wie wollen wir leben?So ähnlich wird also die Welt nach heutigen Erkenntnissen bald aussehen – wenn wir nicht sofort gegensteuern. Mit „wir“ ist hier die Menschheit gemeint, genauer gesagt der industriali-sierte Teil der Menschheit, der für die Umwälzungen in und auf unserer Erde verantwortlich ist. Also Sie und ich. Mehr oder weniger.

Denn im Unterschied zu den Dinosauriern haben wir Menschen genug Hirn entwickelt, die Erde auszubeuten – aber auch etwas dagegen zu tun. Die Dinos hatten genug Hirnmasse, um bis zur nächsten Mahlzeit zu denken. Doch manch eine menschliche Entscheidung macht den Eindruck, darüber nicht sehr weit hinausgekommen zu sein – nur, dass an die Stelle der nächsten Mahlzeit nun der Quartalsabschluss oder der stets anstehende Wahlkampf gerückt ist. In großen Kreisläufen und globalen Dimensionen betrachtet reichen solche kurzfristigen Ziele nicht aus. Es sind qualitative Unterschiede und längere Zyklen gefragt.

Viel Zeit zum Umdenken bleibt uns nicht. 40 Jahre sind nicht lang. Wer heute geboren wird, hat dann erst sein halbes Leben gelebt. Und doch scheint es heutigen Erwachsenen noch so lange hin, dass sie sich durch Meeresspiegelanstieg & Co. nicht angesprochen fühlen:

Mit dem Lesen dieser Zeilen schlagen Sie einen anderen Weg ein. Im Namen aller danken wir Ihnen dafür! Beweisen wir, dass wir mehr gelernt haben, als die Erde leerzuschürfen. Denn wenn uns dieser Beweis gelingt, könnte der Onlineartikel zum 1. Januar 2050 auch so aussehen:

Wird schon nicht so schlimm werden …

Ich allein bewirke eh’ nichts …

Sowieso müsste erst mal die Politik …

Und solange die in den USA und China nicht …

15 u. a. gefunden in Axel Rachow „sichtbar“

Da waren vier Leute mit den Namen Jedermann, Jemand, Irgend-einer und Niemand. Eine wichtige Arbeit stand an. Jedermann wurde gebeten, sie zu tun, Jedermann war jedoch sicher, dass Jemand sie tun würde. Irgendeiner hätte die Arbeit ausführen können, aber Niemand hat es getan. Jemand wurde zornig da-rüber, denn Jedermann war gebeten worden. Niemand wollte wissen, dass Irgendeiner zuständig war. Jedermann beschuldigte Jemand, als Niemand tat, was Irgendeiner hätte tun können 15.

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Bildquelle: „This Is My Future“, © Jimmy Anderson, istockphoto.com

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16 Informationen zusammengestellt aus Arbeitsheft für Schulen, Erneuerbare Energien, ergänzt z. B. um Infos aus Berliner Zeitung, 11./12. September: Energie-Reise ins Jahr 2050, ergänzt um: 17 nach Berliner Zeitung 20.1.2011; 18 Wuppertal Institut, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung im Auftrag des Umweltbundesamtes: Kosten- und Mo-dellvergleich langfristiger Klimaschutzpfade (bis 2050) 2010.

Es ist Halbzeit. Die Hälfte des 21. Jahrhunderts ist vergan-

gen. Anlass, um eine Zwischenbilanz zu ziehen: Wie geht

es uns und unserer Erde heute? 16 Kurz gesagt – wir haben

die Kurve genommen! Die dritte industrielle Revolution

hat stattgefunden. Klimaneutralität ist inzwischen ebenso

akzeptiert wie zuvor die Industrialisierung und die Infor-

mationstechnologie. Politik, Unternehmen und Verbrau-

cher haben ihre Chancen genutzt. Was genau ist passiert?

Ein Rückblick:

Politische Weichenstellungen

Nachdem die Politik den erneuerbaren Energien absolu-

ten Vorrang gegeben hat, haben sich die Gemüter rund

um den Atomausstieg und die CO2-Speicherung (CCS

k) beruhigt: Gottseidank sind wir heute nicht mehr auf

Techniken mit solchen Risiken angewiesen. Gegen die Er-

wärmung der Innenstädte wurden schon vor Jahrzehnten

die Bau- und Emissionsordnungen geändert: Neubauten

sind seitdem nur noch erlaubt, wenn sie klimagerecht sind

(hell, energieerzeugend, möglichst fassadenbegrünt, bo-

denentsiegelt und regenerativ beheizt) und keine Kaltluft-

leitbahnen versperren 17.

Durch Emissionshandel wurden die Emissionen um 85 %

(im Vergleich zu 1990) gesenkt. Die Kosten waren zwar

sehr hoch, weil der globale Emissionshandel erst seit ei-

nigen Jahren in Gang kommt 18. Doch schon 2020 wurden

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Gut, dass wir es besser gewusst haben …

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Übrigens: Viele kleine Leute, in vielen kleinen Or-ten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern. Weisheit der Mandika, Afrika

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19 Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamtes im Tagesspiegel, 16.7.2010; 20 Karl Falkenberg, Generaldirektor der GD Umwelt der Eur. Kommiss., auf der Großkonferenz Ressourceneffi zienz, 5.10.2010; Bildquelle: „SkySails on the MS BEAUFORT“, © Tidewa-ter Muse, fl ickr.com, ccV2.0

21 Berliner Zeitung, 25.1.201122 www.wissenschaft-im-dialog.de/aus-der-forschung/wieso.html

in Deutschland 630.000 neue Jobs geschaffen und das

BIP um 80 Mrd. € gesteigert 19. Das hat auch die letzten

Zweifl er in der EU überzeugt. So vollzog die EU die wohl

wirkungsvollste Wende von der betriebswirtschaftlichen

zur volkswirtschaftlichen Perspektive: Der Verbrauch von

Umwelt ist nicht mehr kostenlos. Noch zu Beginn des Jahr-

hunderts trug vor allem die Gesellschaft die ökologischen

Folgekosten profi tabler Umweltsünden. Seit einigen Jahren

gilt nun EU-weit „Wer verbraucht, der entsorgt!“ Das hat

einen wahren Boom an Öko-Innovationen ausgelöst 20.

Windantrieb für Frachtschiffe

Was möglich ist, wird umgesetzt

Noch 2010 blieb ein Großteil der damals schon mögli-

chen technischen Neuerungen in der Schublade – sie

versprachen zu wenig Gewinn! Inzwischen sind viele der

dereinst als utopisch verschrienen Neuerungen aus unse-

rem Leben nicht mehr wegzudenken:

| Unsere Fahrzeuge sind fl ach, dreirädrig, mit Segel und

E-Motor-Antrieb per Solardach, sammeln beim Parken

Windenergie und das Wasser von Brennstoffzellen wird

wieder in Wasserstoff verwandelt.

| Die Außenfronten der meisten Häuser sind zugleich

Photovoltaik-Anlagen, breite Fensterfronten schützen vor

Blendung und sammeln Energie.

| Energie wird aus allem gewonnen, was sie hergibt: geo-

thermische Kraftwerke nutzen die Hitze von Vulkanen,

schwimmende Kraftwerke treiben im Golfstrom mit der

Kraft des sinkenden kalten und steigenden warmen Was-

sers Turbinen an, Wind-Wellen-Kraftwerke fangen mit be-

weglichen Schwimmschlangen das Auf und Ab der Wellen

auf, Pferdemist und sonstiger Bioabfall wird über Fließbän-

der direkt zu einem regionalen Bio-Kraftwerk transpor-

tiert, Parabolrinnen-Kraftwerke, Wüstenaufwind-Kraft-

werke – es gibt inzwischen kaum etwas, das es nicht gibt.

| Seit 2020 speichern und transportieren Synthesegase –

gewonnen aus Wasser und CO2 – Sonnenenergie aus son-

nenreichen Gegenden dorthin, wo sie gebraucht wird 21.

| Und auch die Abtrennung und Umwandlung hochradio-

aktiven Abfalls („Partitioning und Transmutation“) ist seit

20 Jahren gang und gäbe: Radioaktive Bestandteile aus den

abgebrannten Brennstäben werden verarbeitet und mit sehr

energiereichen Neutronen beschossen. Daraus entstehen

Stoffe, die bestenfalls gar nicht mehr radioaktiv sind 22.

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Bildquelle: „playing chess in the shade“, © Jan Glas, fl ickr.com, cc V2.0

Wende im Denken

Der klimapolitischen Wende war eine Kehrtwendung im

Denken vorausgegangen. In den Jahren nach 2010 wurden

die Naturkatastrophen immer häufi ger, immer verheeren-

der und immer weniger mit Zufall erklärbar. Immer mehr

Menschen gingen für eine lebenswerte Umwelt auf die

Straße und boykottierten, was das Klima killt. Fleisch-

lose Tage in Kantinen wurden hoffähig, Roller oder erste

E-Autos ersetzten zunehmend die althergebrachten CO2-

Schleudern – Benzinpreise von 2,50 €/l taten das ihri-

ge dazu. Daher konnten sich schon ab 2010 innovative

Dienstleistungen durchsetzen, wie Busse für Waren und

Personen oder Kombitickets für den ÖPNV, Mieträder

und Elektroautos.

Einen weiteren Baustein zum Umdenken lieferten die Seg-

nungen der modernen Informationsgesellschaft: Kaum ein

Gerichtsverfahren war ohne entlarvende Recherchen im

Internet zu gewinnen. Wer heute ausgelassen war, konn-

te sich morgen auf kompromittierenden Bildern im Netz

googeln. War das der Wohlstand, den sich alle erträum-

ten? Viele zogen die Notbremse, verabredeten sich wie-

der mit realen Personen statt mit virtuellen Platzhaltern,

wollten zurück zur Natur – und diesmal sogar zu Fuß.

„Entschleunigung“ war das Modewort der 20er Jahre, die

auch in diesem Jahrhundert traditionell die goldenen hei-

ßen. Ohne diese Neubesinnung auf Werte wie Respekt,

Vertrauen und Zusammengehörigkeitsgefühl wäre die Welt

heute nicht wie sie ist. Die Alternative wäre verheerend ge-

wesen. Gut, dass wir es besser gewusst haben!

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DGB BILDUNGSWERK BUND – BETRIEBSRATSQUALIFIZIERUNG

Aus dem Lesetagebuch von Günther WissenAus dem Lesetagebuch von Günther Wissen

Hallo, mein Name ist Wissen. G. Wissen. So stelle ich mich immer vor - seitdem ich das Wortspiel in meinem Namen entdeckt habe. Aber Sie können mich auch einfach Günther nennen. Ich bin Facharbeiter bei Rad & Co., einem mittel-ständischen Unternehmen auf dem platten Land. Wir pro-duzieren sowohl Räder als auch Reifen aller Art, vor allem für große Lkw-Hersteller. Dass der Güterverkehr der Bahn ausgebaut wurde, finde ich so als Privatmann ganz okay, aber für die Firma ist das ein Drama. Seit letztem Jahr sind wir echt auf der Entlassungsstraße, inzwischen schon unter 400 Mitarbeitern. Den BR mussten wir des-halb auch neu wählen. Das alles macht mir schon Sorgen …

Deshalb habe ich auch mal ein bisschen im Internet gesurft - und siehe da: Bei „Wege aus der Krise“ habe ich dieses Heft gefunden. Hätte ich jetzt auch nicht erwartet, diese Verbindung von Umweltschutz und Einsparungen Klingt ganz spannend. Nun lese ich sozusagen gleichzeitig mit Ihnen, und nebenbei mache ich mir so meine eigenen Gedanken dazu.

Nach dem, was ich bis hierher so gelesen habe, sollte ich diesen Gedanken wohl auch ein paar Taten folgen lassen. Das sieht ja gar nicht gut aus! Mit meiner bisherigen Strategie „Aktives Ignorieren“ komme ich da langsam ins Grübeln: Der „industrialisierte Teil der Menschheit“ - ich fürchte, da gehöre ich auch dazu. Ich habe eine Woh-nung mit viel drin, ein geregeltes Einkommen, und Hunger kenne ich nur aus Erzählungen - wenn ich mal ehrlich bin. Wenn der Kühlschrank leer ist, gehe ich einfach zu meiner Frittenbude und besorg mir so einen Riesen-Cheeseburger mit Coffee-to-go. Ökologisch ist das sicher nicht. Ich muss doch mal recherchieren, was das an Ressourcen verschluckt. Hinten im Heft habe ich ein paar interessante Webseiten mit Öko-Rechnern gesehen … Schließlich sind konkrete Verbrauchs-Zahlen immer noch die beste Grund-lage, um etwas zu ändern!

Alle vor Ort ziehen an einem Strang – ein gutes Betriebsklima trägt dazu bei bzw. wird noch verbessert.

Spezialist/innen von innen und außen werden einbezogen und damit anerkannt.

Die Maßnahmen sind wirtschaftlich, sprich: Sparen dem Betrieb spätestens mittelfristig Geld.

Sie sichern damit Beschäftigung.

Und sie sind nicht allein: Gute Beispiele machen Mut und motivieren zu eigenen kreativen Lösungen.

Eine Zukunftsvision, die sich lohnt

In dieser Broschüre wenden wir uns dem positiven Szenario zu. Seine Grundlage ist ein neuer Begriff von Wohlstand, mit dem Ziel Mehr Lebensqualität mit weniger Ressourceneinsatz! Doch dieses Ziel erreicht man nicht von allein: Wie können wir uns und andere motivieren, einen Weg auf dieses Ziel hin zu entwi-ckeln – und die Welt, in der wir leben, zu retten? Zumindest die Welt, so wie wir sie kennen. Und was können wir konkret tun?

Wenig motivierend sind reine Verzichtsforderungen, Selbst-kasteiungen und gegenseitige Vorwürfe. Schon besser fühlt es sich an, etwas zu tun, Vorbild zu sein und damit Steine ins Rollen zu bringen. Und noch attraktiver klingt es, dabei auch noch an Lebensqualität zu gewinnen. Wir wollen einen kleinen Teil dazu beitragen, dass ökologisches Handeln (noch) salon-fähiger wird. Im privaten Umfeld und – hier setzt das Projekt KoReBB an – im Betrieb.

KoReBB hat es sich zur Aufgabe gestellt, Menschen in Industrie und Betrieben für ein ressourceneffi zient(eres) Handeln aufzu-schließen. Was wir in diesem Heft zusammengetragen haben, ist die Essenz aus vielen Jahren des gelebten Umweltschutzes. Solche Aktivitäten zu bündeln und daraus Qualifi zierungen zu entwickeln, ist das Hauptziel von KoReBB. Die in den Betrieben umgesetzten Maßnahmen sind dabei oft eher unspektakulär – es geht um Prozesse, Strukturen, Motivation – und meist auch sehr speziell – etwa die Metallrückgewinnung durch Edel-stahlschlackenverwertung. Doch es kristallisieren sich auch Gemeinsamkeiten heraus: Erfolgreiche Maßnahmen zur Res-sourceneffi zienz zeichnen sich vor allem durch Folgendes aus:

Übrigens: Ein Hamburger verbraucht 2.400 Liter virtuelles Wasser (entspricht der Menge an sauberem Wasser, das zur Herstellung eines Produkts verbraucht, ver-dunstet oder verschmutzt wird) und 3,6 – 6 kg CO2.Ökobilanz des WWF 2008

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Ressourceneffi zienz – wozu?

1 erstens etwas davon hat (bzw. etwasSchlimmeres verhütet), und er

zweitens dieses Etwas auch erreichen kann (bzw. glaubt, es erreichen zu können).

1.1 Was habe ich davon?

Warum sollte ich mich für Umweltschutz oder genauer gesagt für Ressourceneffi zienz einsetzen? Dazu schauen wir uns zu-erst an, warum sich Menschen überhaupt für irgendetwas ein-setzen. Das tut der Mensch nämlich nur, wenn er …

Die Motivationspsychologie kennt dieses Phänomen unter Erwartungs-mal-Wert-Theorien.

Wichtig für unser Thema Ressourceneffi zienz ist, dass wir so-wohl Erwartung als auch Wert dabei wieder fi nden, beides al-lerdings mit wenig motivierender Ausprägung: Die Bedrohung durch Klimawandel & Co. ist für mich weder direkt spürbar – hat also einen geringen Wert, noch kann ich ihn direkt beein-fl ussen – geringe Erfolgserwartung. Warum also sollte ich da-für etwas tun? Dies ist keine rein theoretische These, sondern leidvolle Erfahrung in vielen Umweltprojekten. Unser Ziel ist es, diese Routine von beiden Seiten zu durchbrechen: Menschen zu ermutigen, an den eigenen Einfl uss zu glauben und sich da-bei für Werte einzusetzen, die es wert sind.

Motivation = Erwartung x WertDer Glaube versetzt Berge – oder zumindest kleine Hügel

Es ist ein großer Unterschied, ob ich meine, ohne Einfl uss zu sein, oder ob ich tatsächlich keinen habe. Der Wirtschaftswis-senschaftler Stephen R. Covey hat diesen Unterschied zusam-mengefasst in seinem sehr plakativen Opfer-Gestalter-Modell.

Das Modell unterscheidet zwei Bereiche und Perspektiven in unserem Leben: Was uns im Betroffenheitsbereich widerfährt, können wir nicht beeinfl ussen, wie z. B. das Wetter oder die Obstpreise. In unserem Einfl ussbereich dagegen haben wir sehr wohl die Möglichkeit, etwas zu tun oder eben nicht. Wir kön-nen z. B. einen Schirm mitnehmen oder im Winter keine teuren Erdbeeren kaufen.

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In allen Lebenslagen wird es diese beiden Bereiche geben – die Kunst liegt darin, sie für sich persönlich zu unterscheiden. Betrachte ich vor allem den äußeren Bereich, so werde ich mich meinem Schicksal ergeben und passiv „erleiden“, was andere mir zufügen – ich werde zum Opfer.

Beim Thema Energie werde ich in diesem Fall auf die Politik oder die Energiekonzerne schimpfen, gegen die man ja so-wieso nichts machen kann … Meinen eigenen Einfl ussbereich schätze ich als zu gering ein, um überhaupt etwas tun zu kön-nen, also lasse ich es lieber gleich. Dadurch, dass ich passiv bleibe, handeln andere für mich, und mein Einfl uss schwindet tatsächlich. Wenn ich zum Beispiel nach wie vor meinen Strom aus dem Standardangebot des örtlichen Anbieters beziehe, so

wirbt dieser mit „Tausenden zufriedener Kunden“ wie mir und stärkt damit seine Monopolstellung.

Konzentriere ich mich dagegen als Gestalter darauf, was ich selbst tun kann, steigt meine Aktivität gleich mit: Ich erkenne Handlungsspielräume, bekomme Lust sie auszuschöpfen und erweitere damit zugleich meinen Einfl ussbereich. Im Strombei-spiel könnte ich mich also auf dem Markt umsehen, viele Al-ternativen entdecken, im einfachsten Fall wechseln und damit selbst auf einen Energieriesen Einfl uss nehmen. Dieser Einfl uss wächst, je aktiver ich werde – wie eine wachsende Anzahl nachbarschaftlich organisierter Blockheizkraftwerke belegt. Bei-de Prozesse verstärken sich also selbst. Und es liegt an mir, in welchen Kreislauf ich ein- oder wieder aussteige.

GESTALTER

OPFER

Einfl uss wächstEinfl uss nimmt ab

Opfer-Gestalter-Modellvon Stephen R. Covey 23

EINFLUSSBEREICH

BETROFFENHEITSBEREICH

23 Quelle: Eigene Darstellung

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Wir werben in diesem Zusammenhang lieber für die Gestalter-Rolle. Doch wir haben auch Argumente jenseits der Umwelt: Menschen, die ihr Umfeld aktiv gestalten, sind nämlich in aller Regel zufriedener mit sich und eben diesem Umfeld. Auch in Konfl ikten und Stresssituationen kommen sie besser zurecht. Zudem geschieht nur an der Grenze des eigenen Einfl ussberei-ches individuelle Entwicklung: Wer seine Komfortzone nie ver-lässt, bleibt ihr Opfer. Gestalter/innen dagegen machen Erfah-rungen, die auch KoReBB-Projektteilnehmer/innen beschreiben: von „Wichtig war das Gefühl, etwas beigetragen zu haben!“ bis „Heute sind wir stolz auf das, was wir angestoßen haben!“

Zwei-Faktoren-Theorie von Frederick Herzberg 24

100100

% %

0 1010 20 3030 20

Faktoren von 1.763 Ereignissen während der Arbeit,

die zu extremer Zufriedenheit führen (Häufi gkeit in %)

Faktoren von 1.844 Ereignissen während der Arbeit, die

zu extremer Unzufriedenheit führen (Häufi gkeit in %)

Firmenpolitik und VerwaltungTechnische Kompetenz der Vorgesetzten

Persönliche Beziehung zu VorgesetztenArbeitsbedingungen

EinkommenPersönliche Beziehung zu Kollegen

Einfl uss auf PrivatlebenPersönliche Beziehung zu Untergebenen

StatusSicherheit

ErfolgserlebnisAnerkennung

Arbeit selbstVerantwortungsgefühl

FortschrittWachstum

DEFIZIT-BEDÜRFNISSE („defi cit needs“) SEIN-BEDÜRFNISSE („beeing needs“)

Übrigens: Ob du denkst, du kannst es, oder du kannst es nicht – in beiden Fällen hast du Recht. Henry Ford, Automobilproduzent

Motivation = Erwartung x WertVon wirklich wertvollen Werten – und anderen

Wir nehmen also überhaupt nur bewusst wahr, was unser Ge-fühl als wertvoll erachtet. Damit sind wir beim zweiten Faktor unserer Gleichung. Ist Energiesparen ein Wert, der unser Enga-gement wert ist? Und wie viel Einsatz muss ich dafür leisten? Beginnen wir wieder mit einer kurzen allgemeinen Betrachtung. Wertvoll ist, was uns zufrieden macht – oder zumindest unsere Unzufriedenheit senkt. Das ist oftmals nicht das gleiche: Un-zufrieden sind wir, wenn Selbstverständlichkeiten nicht (mehr) selbstverständlich sind, etwa ein sicherer Arbeitsplatz. Doch macht ein sicherer Arbeitsplatz automatisch zufrieden? Eher nicht. Da müssen noch angemessene Arbeitszeiten, anspruchs-volle Aufgaben, Anerkennung, Entfaltungsmöglichkeiten … dazukommen. Besonders wertvoll und zufriedenstellend ist also, was nicht nur Mängel behebt, sondern erfüllt, was über das Mindestmaß hinaus geht. Diese Unterscheidung traf der

24 Quelle: Eigene Darstellung nach Wikipedia, Grap_07-07-01, cc v3.0

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Arbeitswissenschaftler Frederick Herzberg schon 1959: Hygi-enefaktoren (wörtlich übersetzt Defi zit-Bedürfnisse) müssen erfüllt sein, damit wir zufrieden sein können, Motivatoren (wörtlich Seins-Bedürfnisse) spornen uns darüber hinaus zu Höchstleistungen an. Dieser Gedanke hilft uns auch heute noch weiter. Denn unser Ziel ist es nicht, Mängel zu beheben und nur nicht unzufrieden zu sein. Es muss doch noch etwas jen-seits dieses Mindeststandards geben … Doch was ist das? Und wo liegt dieser Mindeststandard? Das Mindestmaß, das einen Menschen zufrieden macht, ist freilich bei jedem und jeder ver-schieden. Wir alle haben unterschiedliche Werte, und das von Kindesbeinen an. Wir nehmen sie mit Muttermilch und Vater Staat auf – und in aller Regel merken wir nichts davon. Trotz-dem beeinfl ussen Werte all unser Handeln: Was uns wichtig ist, wem wir vertrauen, was „man“ tut und was nicht … immer zie-hen unsere Werte im Hintergrund die Fäden. Auch ob wir eher Opfer oder Gestaltende sind, wird durch Werte mitbestimmt. Oder wie wir die (Um)Welt sehen.

Damit kommen wir wieder zur Ressourceneffi zienz. Die Indus-trialisierung hat unsere Werte verändert – im Umweltbereich mehr als anderswo: Straßen sind unentbehrlicher als Bäume, Produktion wichtiger als Bodenschätze, Bauplätze vorrangig vor einfacher Landschaft. Mit den Werten verschieben sich auch die Mindeststandards, bis zu denen Menschen unzufrie-den sind bzw. von denen an wahre Zufriedenheit beginnt. 65 Quadratmeter Wohnfl äche beherbergten vor hundert Jahren eine zehnköpfi ge Familie, heute reichen sie kaum für zwei Personen.

Mitte des letzten Jahrhunderts waren Orangen noch wirklich exotisch, heute kommen selbst die Äpfel aus Südafrika. Die Devise des Schneller, Höher, Weiter gilt nicht nur im Sport, Wachstum und Wohlstand sind angesagt. Alles andere ist Be-schränkung und uncool, in der Gesellschaft insgesamt und bei jedem und jeder Einzelnen.

Übrigens: Nach dem Anschlag auf das World-Trade-Center am 11. Sep-tember 2001 rief Präsident Bush das Volk nicht etwa zu Trauer oder Hoffnung auf, sondern zum Einkaufen! Und es hat ge-wirkt: In den USA ist nur noch 1 % aller konsumierten Waren nach 6 Monaten noch im Gebrauch, 99 % landen auf dem Müll.Aus dem Kurzfi lm „The Story of Stuff“ von Annie Leonard

Bildquelle: „Shopping freak“, © gerenme, istockphoto.com

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Qualitatives statt quantitatives Wachstum

Die Kehrseite der Medaille bekommen wir in der Regel nicht zu spüren. Dass unsere elektrische Zahnbürste unzählige Einzel-teile aus aller Welt enthält, ist den meisten Zähneputzenden nicht bekannt – und oft auch gleichgültig. Den riesigen Auf-wand, der dahinter steckt, bezahlen nicht wir als Verbraucher/innen. Den bezahlen Menschen in den Ländern, die für ein paar Cent pro Tag ihre Arbeitskraft, Gesundheit und Zukunft verkaufen müssen. Oder auch unterbezahlte, bespitzelte An-gestellte bei Discountern. Das Gefühl, dass dabei irgendetwas nicht stimmen könnte, ist vielen Menschen im industrialisierten Wohlstand abhanden gekommen. Das Gefühlszentrum meldet lieber: „Bequem. Billig. Bestens!“ Doch ist das so? Ist Bequem-lichkeit ein Wert, der mich oder gar die Gesellschaft weiter bringt und wirklich zufrieden macht? Ist Billigkeit in allen Fällen recht und billig? Zumal eine traditionelle Handzahnbürste nur ein Zehntel kostet. Welche Werte sind wirklich wichtig?

Hier kommt wieder die richtige Mischung von Fühlen und Den-ken ins Spiel. Unser Fühlen wurde unser Leben lang eingelullt von den Segnungen der modernen Gesellschaft. Es könnte ein paar Denkanstöße gebrauchen. Zum Beispiel wo uns unser Stre-ben nach Wachstum hinführt (s. zur Einstimmung: „Wenn wir das gewusst hätten …“). Können wir ein Gottvertrauen à la „Es wird schon gut gehen.“ verantworten? Zukunftsforscher Prof. Dr. Meinhard Miegel meint: Nein! Selbst Politiker, wie der Bundesumweltminister Norbert Röttgen (2009 –…), fordern inzwischen qualitatives statt quantitatives Wachstum.

Wachstum an sich ist nicht verwerfl ich

Das Streben nach Weiterentwicklung, die Bewältigung von Herausforderungen liegt in der Natur der Evolution und insbe-sondere in der des Menschen. Es geht um die Richtung. Alles Wachstum, das Ressourcen unwiederbringlich verbraucht, ge-hört auf den Prüfstand: Ist hier der Nutzen größer als die Kos-ten? Macht es uns wirklich zufrieden, den neuesten Apfelbräter aus dem Discounter neben den ungenutzten Sandwichtoaster und schicken Donut-Bereiter in den Schrank zu stellen? Obwohl es weder billig noch bequem ist? Oder wäre es im Gegenteil ein Zeichen von persönlichem Wachstum, der Versuchung nach mehr Besitz zu widerstehen? Oder gar das gesparte Geld an ein Umweltprojekt zu spenden? Übrigens:

Weniger als 1 % des Süßwassers der Erde ist für den Menschen zugänglich.WWF-Report 2010: Living planet

Bildquelle: „Environmental – Effi cient Light Bulbs Illustration“, © Diane Labombarbe, istockphoto.com

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Denn Ressourceneffi zienz funktioniert am besten, wenn die Beschäftigten daran aktiv beteiligt sind. Diese Beteiligung …

Das kann sogar soweit gehen, dass Beschäftigte mit der Ge-schäftsleitung auf einer Seite stehen und mit einzelnen Abtei-lungen um ressourceneffi zientere Lösungen verhandeln. Hier können manchmal Hierarchien umgekehrt werden. Doch auch ohne diese besondere Positionsveränderung bietet die Suche nach umweltentlastenden Einsparmöglichkeiten …

Was von betrieblicher Seite dafür nötig und sinnvoll ist, wird später noch Thema sein. Von persönlicher Seite braucht es vor allem die Bereitschaft mitzumachen – und damit die Vorausset-zungen, die wir oben ausführlich behandelt haben.

Der Ehrlichkeit halber wollen wir allerdings zugeben, dass es ohne engagierte Einzelpersonen nicht funktioniert. Auch dies berichten Projektteilnehmende: Gerade zu Beginn des Res-sourcensparens gilt es, die eigene Überzeugung allein oder mit nur wenigen Getreuen gegen verschiedenste Widerstände durchzusetzen. Da ist auch Durchhaltevermögen gefragt – und gute Beispiele. Etwa aus bestehenden Netzwerken, wie den Treffen der Umweltarbeitskreise (UAK), die jährlich vom DGB Bildungswerk BUND organisiert werden. Solche Netzwerke sind umso nützlicher, je mehr Branchen darin vertreten sind. Denn bei Ideen und Fragen zur Ressourceneffi zienz sind oft Phantasie und Kreativität vonnöten und dabei eröffnet der Blick über den Tellerrand der eigenen Branche die ungewöhnlichsten Lösungen. So war beispielsweise ein UAK-Teilnehmer von dem Farbleitsystem der Mülltrennung bei der Post so begeistert, dass er es auf „seinen“ Automobilzuliefererbetrieb ummünzte und damit letztlich fünf neue Arbeitsplätze sicherte.

Wachstum, Lebensqualität und Ressourcenschonung müssen sich also nicht widersprechen. Unser Konsum von Alltagsdin-gen macht über ein Viertel unseres persönlichen CO2-Aussto-ßes aus, mit der Mobilität zusammen ist es die Hälfte. Was davon mich wirklich wachsen lässt, kann nur ich selbst ent-scheiden. Dies betrifft Fragen wie: Was ist mir wichtig? Wie will ich leben? Aber auch mein Menschenbild spielt eine Rolle: Ist für mich der Mensch der Alleinherrscher über die Welt oder ist er integraler Bestandteil?

Nun sind solche Werte – wie gesagt – tief in uns verankert und dementsprechend schwer veränderbar. Uns einfach neue aus-zudenken, ist wenig erfolgversprechend. Doch wir können uns vorhandene Werte neu bewusst machen. Zum Beispiel könnte der Wert Achtsamkeit für mein Hab und Gut im Alltagstrott verschütt gegangen sein, so dass ich automatisch das Licht an-lasse auch, wenn ich das Zimmer wahrscheinlich in den nächs-ten Stunden nicht mehr betrete. Hole ich diesen Wert wieder hervor, dann mache ich das Licht aus, schone die Lebensdauer der Glühlampe und bediene zugleich meinen Wert Sparsam-keit. Der kommt wiederum auch zum Einsatz, wenn ich nicht in Gedanken versunken irgendeine beliebige Wassermenge koche, um dann nur eine Tasse davon zu benutzen. Es geht also gar nicht um gewaltige Persönlichkeitsveränderungen, sondern um die kleinen Dinge des Alltags, die unter neuem Blickwinkel betrachtet sein wollen. Allein dadurch lassen sich sowohl im privaten als auch im betrieblichen Bereich 6–7 % an Ressourcen einsparen, wie Udo van de Mund, Betriebsrat bei der Europipe GmbH bestätigt.

„Mein“ Betrieb und ich: Warum soll ausgerechnet ich anfangen?

Mit den konkreten betrieblichen Belangen werden wir uns ausführlich im nächsten Kapitel beschäftigen. Hier geht es vor allem um die individuelle Perspektive dabei, die Jürgen Dorp – Betriebsrat der Kölner Verkehrsbetriebe – treffend zusam-menfasst: „Wenn‘s der Firma gut geht, geht’s uns auch gut.“ Das trifft gleich auf mehreren Ebenen zu: In konkreten Zahlen ausgedrückt kann ressourceneffi zientes Handeln dem Betrieb bis zu 20 % Kosten sparen. Das sichert Arbeitsplätze, möglichst auch den eigenen. Und jenseits von messbaren Zahlen und Fakten verbessert sich auch das Betriebsklima.

schafft Anerkennung,

erhöht die Verbundenheit und

motiviert zu gemeinsamem Schaffen.

spannende Herausforderungenim betrieblichen Alltag,

Stärkung des Selbstbewusstseins sowie

das Gefühl, zu Umweltschutz und Kosteneinsparung etwas beigetragen zu haben.

Übrigens: Ohne massive Reduktion der Treibhausgasemissionen droht bis 2050 ein Rückgang des weltweiten Bruttoinlandsproduktes von 20 %. Allein die Abholzung der Wälder wird 6 % kosten. 25

25 Bildungsinitiative „Mut zur Nachhaltigkeit“: Die Erde am Limit (zitiert Nicholas Stern: Stern-Report, 2006; Pavan Sughdev: Die Ökonomie von Ökosystemen u. Biodiversität, 08)

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Aus dem Lesetagebuch von Günther WissenAus dem Lesetagebuch von Günther Wissen

Ok, das letzte Beispiel klingt ja ganz nett … und im Betrieb könnte ich mir das auch eher vorstellen, als bei mir selber. Da bringt es ja auch viel mehr. Das bisschen, was ich an Wasser verbrauche, macht die Umwelt auch nicht kaputter. Und überhaupt: Soll ich jetzt alles abschaffen? Fernsehen, Computer, Auto? … Aber, Moment … jetzt falle ich gerade wieder in die üblichen Killerphrasen zurück - von wegen: ich kann da sowieso nix machen. Das hatte ich doch schon in der Einleitung gelesen und wollte das nicht mehr.

Also nochmal von vorn: Fakt ist, je mehr Leute mitma-chen, desto besser. Also bin ich sowohl als Günther als auch als Angestellter einer Firma gefragt. Aber diese Ressourceneffizienz verlangt ganz schön viel. Bei allem, was ich tue, müsste ich da ja überlegen, ob das jetzt klimaschädlich ist. Und wenn ja: wie ich anders an das rankomme, was ich will. Überhaupt müsste ich mir ja erstmal drüber klar werden, was ich eigentlich will. Also was dahinter steckt, z. B. immer die Wochenangebote vom Discounter zu durchforsten. Das ist schon so was wie Habenwollen und Spaß am Besitz. Hmm. Nicht sehr klimafreundlich. Vielleicht könnte ich ja beim nächsten Mal, wenn ich was Nettes sehe, mal bei H. oder P. nachfra-gen, ob sie das haben und ich es mal leihen kann. Oder ob wir uns das zusammen kaufen sollen. Natürlich nur, wenn‘s nix zum Anziehen ist. Oft komme ich ja auch erst durch die Werbung darauf, was ich gerne hätte (oder „bräuchte“). Auch nicht gut. Da verdient ja nur der Hersteller. Da werde ich also mal drauf achten. Aber immer und immer überlegen ist ganz schön anstrengend.

Einfach konsumieren ist einfacher. Andererseits stimmt es schon - so richtig glücklich machen mich meine vollen Schränke auch nicht.

Und was ist mit dem Ressourcenverbrauch selber? Fan-ge ich doch mal morgens an: Teewasser mache ich im Kocher heiß, nicht auf der Herdplatte: Das ist ok. Aber meistens bleibt mehr Wasser im Kocher als ich verbrauche: Schlecht! Lieber abschätzen statt einfach reinlaufen lassen. Dann an den Kühlschrank. Den lasse ich immer auf, bis ich alles an den Tisch gebracht habe. Nicht gut - da fällt die Kälte raus, wie mein Vater schon sagte. Also immer zumachen. Nach dem Frühstück Zähneputzen. Wasser an, Bürste nass machen, Zahnpasta drauf, putzen, ausspülen, Wasser aus. Moment - das messe ich sofort mal: Also Wasser in Messbecher laufen lassen, in 10 Sekunden macht das gut einen halben Liter, mal 12 für 2 Minuten Zähne-putzen. Oje, das sind ja 6 Liter! Für nix. Ok, gleich einen Zettel her: Zahnputzbecher besorgen. So werde ich jetzt mal meinen ganzen Tag durchgehen … und dann immer mal wieder an das eine oder andere denken, bevor ich es tue. Und bei einigen Sachen werde ich auch gleich nachprüfen, wie viel das tatsächlich verbraucht. Das mit dem Wasser beim Zähneputzen zum Beispiel. Dann seh ich gleich, wie viel ich einsparen kann!

So, das war jetzt Günther als Privatmann. In der Firma kann ich aber sicher auch was tun. Ich sehe, dazu gibt’s gleich noch ein ganzes Kapitel. Da schreib ich mir jetzt mal nur auf, was ich mir aus dem vergangenen Abschnitt merken will:

- Was kann ich tun, und was habe ich davon? Oder umgekehrt. - Unzufriedenheit bewusst machen und senken: Was brauche ich wirklich im Leben?- Hierarchien anders denken: Ich bin der Experte für meine Arbeit! - Zusammenhang vor Augen führen: Ressourcen sparen sichert (meine) Beschäftigung- Perspektive wechseln: Ich bin kein Opfer, ich kann etwas beitragen!- Zukunft (mit)gestalten: Das macht zufrieden und ist gut fürs Ego.- Sinn- und Wert-voll handeln: Ich tue was für die Umwelt und für meinen Arbeitsplatz.- Klein anfangen: Aufmerksam sein für Verschwendungen im (betrieblichen) Alltag - Zufriedenheitsmacher stärken: Ich arbeite mit an einer großen Vision!

Übrigens: Ein durchschnittlicher deutscher Haushalt ver-braucht täglich ca. 130 Liter Wasser. Nur ca. 5 l davon werden zum Kochen und Trinken verwen-det. Dabei ist der virtuelle Wasserbrauch k noch gar nicht eingerechnet, der beträgt im Schnitt 4.000 l pro Tag.

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1.2 Was hat der Betrieb davon?

Um die Möglichkeiten von Ressourceneffi zienz aufzufächern, nehmen wir jetzt mal an, dass ein Wunder geschehen wäre. Über Nacht sind alle Träume wahr geworden, die in der Res-sourceneffi zienz stecken. Und das ist dabei herausgekommen:

Alles Utopie? Ja, in dieser geballten Kombination vielleicht. Und nein: Denn die genannten Einzelaspekte sind alle bereits Wirklichkeit!

Weniger Kosten durch Material- und Energie-Effi zienz

Allein durch aufmerksameres Verhalten – also z. B. einfaches Licht ausmachen – lassen sich 6 – 7% der Energiekosten spa-ren. Dies brachte den Kölner Verkehrsbetrieben über 45.000 Euro Ersparnis. Ein anderer KoReBB-Betrieb, die Europipe GmbH, investierte 20.000 Euro in ein Medienleitsystem für die Temperatur- und Lichtsteuerung der Halle und sparte damit innerhalb von 3 Jahren 62.000 Euro. Im direkten Produktions-prozess erbrachten bauliche Veränderungen eine Einsparung von 25 % Schweißpulver sowie großer Mengen an Strom und Hydrauliköl.

Alles begann mit der Frage: Wo lassen sich Energie und Ma-terialien einsparen? Schon bei der ersten Sichtung wurden Energie-Verschwendungen von mehreren tausend Euro er-kannt und beseitigt. Diese Anfangserfolge machten Mut und weckten den Ehrgeiz, nun mal genauer hinzuschauen: Da war das jahrelange Know-How der Beschäftigten gefragt, und deren Prozessoptimierungen erbrachten weitere fünf-stellige Einsparungen an Material und Energie. Die Ressour-ceneffi zienz zog ihre Kreise und der gesamte Betrieb suchte nach immer effi zienteren Lösungen. Da war der Schritt vom Produktionsprozess zum Produkt nicht mehr weit.

Inzwischen ist „Ihr“ Betrieb Marktführer – mit einem zu-kunftsfähigen Produkt, das exakt den Trend trifft. Denn es ist nicht nur sparsam im Verbrauch, sondern trägt auch ei-nen äußerst kleinen ökologischen Rucksack k mit sich her-um. Dieses neue Produkt haben Entwicklungsabteilung und Betriebsrat gemeinsam auf den Weg gebracht – in Koopera-tion mit angegliederten Institutionen.

Und nicht nur das neue Produkt kommt bei den Verbrau-cher/innen gut an: Mit seinem Image der Nachhaltigkeit und dem Bemühen um klimaneutrale Produktion steht „Ihr“ Unternehmen in der Beliebtheitsskala ganz weit oben. Denn immer häufi gere Skandale um Giftmüll, Umweltkatastro-phen & Co. haben die Kund/innen sensibler und damit auch kritischer gemacht.

Auch für Gewerkschaft(en) ein Gewinn! „Ihre“ Firma ist ein Vorzeigebetrieb geworden. Denn die Einbeziehung von Beschäftigten ist bei Ihnen inzwischen tägliche Praxis – und rentiert sich für alle Seiten: Der Betrieb profi tiert von der

ungeheuren Expertise vor Ort, die mehrere 10.000 Euro und manchmal 100.000 Euro einsparen konnte. Und die Beschäftigten können sich sicher sein, dass der Betrieb so schnell nicht auf sie verzichten wird.

Zudem ist das Klima im Betrieb spürbar anders als bei der hierarchisch durchstrukturierten Konkurrenz: Man spürt, dass hier gern gearbeitet wird, es herrscht eine Kultur der gegenseitigen Anerkennung, „Gute Arbeit“, Visionen be-stimmen die Arbeitsatmosphäre. Das fördert nicht nur die Motivation, sondern auch die Kreativität, wie das eingangs erwähnte neue Produkt beweist.

Bildquelle: „Chart created with green grass“, © Slavoljub Pantelic, istockphoto.com

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Weniger Ressourcen zu verbrauchen bzw. eigene (wieder) zu nutzen wird zum internationalen Wettbewerbsvorteil für die Betriebe, Autonomie sichert die Versorgung und das Überleben auf dem Markt. Das Ziel ist mindestens Faktor 4 k, d. h. dass die Ressourceneffi zienz vier mal so hoch sein muss wie jetzt, um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu sichern. Auch in der Entsorgung bestehen schon jetzt Engpässe. Abfälle müssen teilweise für Unsummen ins Ausland verkauft werden. Entsor-gungsfi rmen schießen aus dem Boden und streiten sich um den Müll, wie bei der orangenen Wertstofftonne der BerlinerStadt-Reinigung (BSR) und dem Recyclingunternehmen Alba in Berlin. Bezahlen muss letztlich der, der diesen Müll produziert.

Noch gravierender fällt die Bilanz aus, wenn Rohstoffe selbst zum Abfall werden. Werden beispielsweise billige Rohstof-fe aus dem Vollen gefräst, so wandern oft bis zu 90 % des kostbaren Gutes in die Tonne. Neue Gussformen können hier 75 % Material und damit 30 % Kosten sparen. Meist ist Ge-dankenlosigkeit mit im Spiel: Bei einem KoReBB-Unternehmen erbrachte eine Prozessanalyse, dass Kabel zu lang abgeschnit-ten und die Reste dann eben weggeworfen wurden. Eine Ver-schwendung, die jede/r Einzelne zu Hause wohl eher nicht an den Tag legen würden.

Diese Erfahrung machen viele Betriebe: Bei Dingen, die zu we-nig kosten, und gegebenfalls. nur den (vermeintlich) reichen Be-trieb, muss keiner Maß halten. Hier kann ein Umdenken wahre Wunder bewirken. Auch mit jeder Fehlproduktion verschwinden Rohstoffe im Müll – umso mehr, je später im Produktionspro-zess der Fehler passiert. Die Verringerung von Ausschuss durch Sorgfalt und Instandhaltung trägt deswegen ebenfalls zu mehr Ressourceneffi izenz bei.

In krisengeschüttelten Zeiten wird auch der Absatz zu einer unsicheren Größe. Die Menschen verdienen weniger und spa-ren mehr, denn die Zukunft ist ungewiss. Die Devise lautet also nicht, mehr und mehr zu produzieren, wie zumeist noch üblich. In Zukunft verspricht wirtschaftlichen Gewinn, das Pferd von hinten aufzuzäumen und für die gleiche Menge Ware weni-ger zu verbrauchen. Die Techniken sind oft bereits vorhanden: Schon jetzt könnten 90 % des Materials eines Airbus wie-derverwendet werden, aktuell sind es jedoch nur 40 % (zum Beispiel Elektronikschrott). Gerade Deutschland ist führend im Export von ressourcenschonenden Lösungen (Produkte und Dienstleistungen), der Anteil der GreenTech am BIP steigt. Hier eröffnen sich eine Reihe von Chancen.

Übrigens: Die Wirtschaft könnte um 14 % wachsen – wenn alle Effi zienzpotenziale genutzt würden.WirtschaftsWoche, 4/2011, S. 72

Metallerzeugung und -bearbeitung 26

Personal (13 %)

Material und Energie (61 %)

Sonstige (26 %)

Insgesamt werden in Deutschland derzeit für ca. 500 Milliarden Euro Materialien pro Jahr verarbeitet. Die Deutsche Material-effi zienzagentur (demea) schätzt, dass ca. 20 % davon, also 100 Milliarden Euro eingespart werden könnten. Die Kosten für Material und Energie liegen im verarbeitenden Gewerbe je nach Branche zwischen 45 und 61 % der Gesamtausgaben. Die Spar-potenziale sind also immens. Auch über die Lebenszykluskos-ten werden diese Potenziale deutlich: So kann beispielsweise die Energie, die eine Pumpe im Laufe ihres Lebens verbraucht, ca. 10 mal so viel kosten wie ihre Anschaffung. Da lohnt sich ein Energiesparmodell bzw. eine Pumpe, ein Motor o. ä., das möglichst genau die Anforderungen deckt, nicht zu klein, aber auch nicht zu groß dimensioniert und auf den jeweilig neuesten Stand der Regel- und Steuertechnik zu bringen ist.

Die Preise für Ressourcen aller Art steigen zusehends. Euro-pa ist zu großen Teilen ausgebeutet – ganz zu schweigen von Deutschland, das im letzten Jahrhundert als rohstoffreich galt. „Die tief hängenden Früchte sind abgeerntet“, wie Bundesum-weltminister Norbert Röttgen es ausdrückt. Das macht viele Unternehmen abhängig von Importen, bei denen (2010) die Preise wieder drastisch steigen. Und nicht nur das: Viele Bo-denschätze stammen aus politischen Krisengebieten, die den Rohstoff-Hahn oft eher willkürlich bedienen. Das stellt die Ver-sorgung grundsätzlich in Frage, etwa die mit seltenen Erden aus dem Bürgerkriegsgebiet im Kongo. Da ist gut beraten, wer sich davon unabhängig machen kann.

26 Quelle: Eigene Darstellung nach Statistischem Bundesamt (2008)

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DGB BILDUNGSWERK BUND – BETRIEBSRATSQUALIFIZIERUNG

Mehr Gewinn durch ökoinnovative Produkte

An bestehenden Prozessen zu sparen ist die eine Seite. Die andere ist, sich durch Innovationen neue Einnahmequellen zu erschließen (s. auch Kap. 2). Mit steigendem Umweltbewusst-sein in der Bevölkerung werden Klimakiller-Produkte immer we-niger nachgefragt. „Grünes“ Gedankengut blüht und gedeiht, Ökosupermärkte boomen. Ein Beispiel für Verantwortung und Kontrolle entlang der gesamten Wertschöpfungskette ist der Textilhersteller trigema (s. auch Kap. 3.1). Während in konventi-oneller Baumwoll-Produktion täglich 70 Menschen weltweit an den Folgen von Insektizid- und Pestizid-Einsatz sterben, kon-trolliert trigema seine Arbeitsbedingungen im eigenen Haus: 78 % des Umsatzes werden im eigenen Unternehmen erbracht. Gemeinsam mit dem Umweltinstitut EPEA aus Hamburg entwi-ckelte trigema sein „T-Shirt für den Kompost“ – ein kompostier-bares cradle to cradle-Produkt k. Und die hauseigene Produkti-on „made in Germany“ hat auch marktwirtschaftliche Vorteile: Die Zusicherung „In 48 Stunden vom Garn zum T-Shirt“ erfüllt viele Wünsche nach Flexibilität.

Mit Ressourceneffi zienz aus der Krise

Wenn Unternehmen sich für Umwelt und Gesellschaft einsetzen – wie bei der Ressourceneffi zienz –, so fällt das auch unter das

neue Schlagwort Corporate Social Responsibility (CSR) k. Es be-sagt, dass Unternehmen nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine gesellschaftliche Verantwortung besitzen. Schließlich binden sie viel Geld, Arbeitskraft und sonstige Ressourcen an ihren ureigenen Nutzen und viele Menschen oder ganze Regio-nen sind von ihnen abhängig. Unternehmen, die dies erkennen, investieren auch in gesellschaftliche Projekte und fördern Kultur-einrichtungen, Sportzentren – oder Umweltprojekte.

Noch weiter geht das Konzept der Corporate Sustainability k, die unternehmerische Nachhaltigkeit. Nachhaltig wirtschaftet ein Unternehmen, wenn es sein Kapital erhält. Das klingt nicht spektakulär. Doch interessant für Ressourceneffi zienz ist die Defi nition von Kapital, die dahinter steht. Sie umfasst nämlich nicht nur das klassische Geld- und Anlagevermögen, sondern auch das soziale und ökologische Kapital. Beliebtheit, Unter-stützung, Vertrauen von Menschen inner- und außerhalb des Unternehmens gehören damit ebenso zum Vermögen wie die Rohstoffe, die es für seinen Betrieb (ver)braucht, der Grund und Boden oder das Klima, das förderlich oder hinderlich sein kann. Eine solche Umdefi nition von Kapital führt fast zwangs-läufi g dazu, mit sozialem und ökologischem Kapital genauso sorgsam umzugehen wie mit fi nanziellem – und zum Beispiel nicht ausschließlich auf Pump zu wirtschaften. (zum Nachhalti-gen Wirtschaften s. Kapitel 2)

Gesamtindex

Nahrungsmittel

HWWI-Index der Weltmarktpreise für Rohstoffe (in US-Dollar) 27

2007 2008 2009 2010 2011

Industrierohstoffe

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27 Quelle: Eigene Darstellung nach HWWI-Institut

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Gesellschaftliche Verantwortung und Nachhaltigkeit verdeutli-chen, dass Unternehmen nicht im menschenleeren Raum pro-duzieren, sondern auch von ihrem Umfeld abhängig sind. Je mehr ein Unternehmen diese Vernetzung berücksichtigt, desto größer sind seine Chancen auf (wirtschaftlichen) Erfolg. Die Außenwirkung haben wir eben bereits betrachtet. Doch Ver-antwortung und Nachhaltigkeit wirken auch nach innen, und zwar über die Unternehmenskultur. Ein Viertel des Geschäfts-erfolges wird über die gelebte Wertekultur erbracht – so eine Studie bei über 100 deutschsprachigen Unternehmen (forum 2/10, S. 90). Dieses „Kapital“ nicht zu nutzen ist nicht nur wenig nachhaltig, sondern auch wirtschaftlich von Schaden. Um dieses Viertel Unternehmenskultur optimal zu nutzen gilt es, die Beschäftigten von Anfang an einzubeziehen. Informa-tion und Beteiligung der „internen Kund/innen“ werden im Gegensatz zu externer Kommunikation oft vernachlässigt, doch wo sie funktionieren, tragen sie Früchte: Einbeziehen interner Experten und Expertinnen – z. B. bei der Suche nach Ressourceneffi zienz – hebt nicht nur enorm viel Know-How, sondern fördert die Identifi kation mit dem Betrieb und moti-viert zu vollem Einsatz. Und das lohnt sich auch fi nanziell: Wer unmotiviert, kraftlos oder gar krank zur Arbeit kommt, arbeitet schlechter und macht mehr Fehler. Mangelnde Konzentration z. B. lässt sich auf 12 – 25 % des gesamten Personalaufwandes beziffern. Präsentismus – also die rein körperliche Anwesen-heit trotz psychischer oder physischer Beschwerden – kosten in den USA bis zu 4.500 Dollar pro Jahr und Person.

Kosten und Motivation stehen auch noch in einem anderen Zu-sammenhang. Wenn es um Einsparungen geht, denken Unter-nehmen gern zuallererst an Personalkosten. Doch was motiviert die Beschäftigten mehr: Die Ankündigung, Personalkosten zu reduzieren oder nach möglichen Ressourceneinsparungen zu fahnden? Hier bringt ein gesparter Effi zienz-Euro mehr Gewinn als ein Entlassungs-Euro: Zum einen reduziert er die Kosten. Von 2006 bis 2008 wurden in zwei Förderprogrammen ca. 350 mit-telständische Unternehmen beraten und sparten daraufhin ca. 4.000 Euro pro Mitarbeiter und Jahr oder 2,7 % des Umsatzes (Hartmut Schauerte, parlamentarischer Staatssekretär im Bun-deswirtschaftsministerium, Mittelstandsbeauftragter der Bun-desregierung, VDI-Nachrichten, 7.10.2008). Zum anderen steigt mit der Ressourceneffi zienz auch die Effi zienz der Beschäftig-ten. So verhindert ein vertrauensvolles und motivierendes Be-triebsklima nicht nur Entlassungen, sondern hält zudem gutes Personal – und das wird Prognosen zufolge in Zukunft immer wichtiger (Stichwort demographischer Wandel in Deutschland).

28 Zusammengestellt aus: Ott, Richter: Anpassung an den Klimawandel – Risiken und Chancen für deutsche Unternehmen; Wuppertal Papers, 2008; Kropp: Klimawandel in Nordrhein-Westfalen, Potsdam Institut für Klimafolgenforschung, 2009; Biebeler,

Apropos Klima:

Auch die Folgen des Klimawandels bekommen mehr und mehr Branchen am eigenen Unternehmen zu spüren. Extreme Tem-peraturen, Schnee, Starkregen, Überschwemmungen usw. ha-ben mehr oder weniger Auswirkungen auf alle Branchen, von rein physikalischen bis hin zu neuen Gesetzen:

Direkte Auswirkungen bestehen in der Land-, Forst und Was-serwirtschaft: Extremes Wetter ruiniert Ernten und Wasser-haushalt, Hitze senkt die Grundwasserneubildung, vor allem in Monokulturen nehmen Waldbrandgefahr und Sturmschäden zu. Auch der Tourismus spürt den Klimawandel unmittelbar: weniger Schnee(kanonen)tage können das Aus für den Skitou-rismus in den Mittelgebirgen bedeuten.

Stärkere Abnutzung von Gebäuden und sonstigem Anlagever-mögen, Schäden durch Sturm, Wasser, Erosion … werden in allen Branchen vorkommen. Dementsprechend werden auch die Versicherungssummen steigen: Es wird geschätzt, dass Wetterschäden in Zukunft die Hälfte aller Versicherungsfälle ausmachen (derzeit stellen sie ein Viertel)

Durch Temperaturanstieg werden verstärkt Engpässe bei der Versorgung mit Energie und Wasser auftreten. Im Sommer wie im Winter gibt es Spitzennachfragen bei Extremtemperaturen, Niedrigwasser sorgt im Sommer für Engpässe beim Kühlwas-ser. Stürme, Überschwemmungen und Ähnliches behindern In-frastruktur (z. B. Hochspannungsleitungen) und Versorgungs-wege (Straße, Schiene). Nationale und europäische Gesetze zu Klima- und Energiepolitik erfordern Anpassungen und Neuin-vestitionen.Die Produktivität von Mensch und Maschine sinkt durch Hitze. 28

Viele Unternehmen wissen um diese Gefahren des Klimawan-dels – und ignorieren sie trotzdem. Doch die, die es nicht tun, schützen nicht nur die Umwelt, sondern wirken auch positiv für sich selbst: Unternehmenseigene Klimastrategien, z. B. bei der Telekom und Allianz, werden auch von Investoren und Aktio-nären gewürdigt.

Übrigens: In der Hälfte der Fälle konnte bereitsohne jegliche Investition gespart werden!

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DGB BILDUNGSWERK BUND – BETRIEBSRATSQUALIFIZIERUNG

Mahammadzadeh, Selke: Globaler Wandel aus Sicht der Wirtschaft; Forschungsbericht Nr. 36, Institut der deutschen Wirtschaft, Deutscher Institutsverlag, 2008

Auch Klein- und Mittelunternehmen sehen im Klimawandel Chancen: Bei einer Online-Befragung des Institutes der deut-schen Wirtschaft schätzen von über 2.500 Klein- und Mit-telunternehmen ca. 35 %, dass ihnen der Klimawandel eher Chancen bringt. Ebenso viele Unternehmen sehen allerdings vor allem Risiken auf sich zukommen. Beides sind gute Gründe, aktiv zu werden. Auf Klimaneutralität hinzuarbeiten lohnt sich dabei nicht nur kurz- und mittelfristig, sondern ist auch eine Investition in die weitere Zukunft. Früher war Abwarten billiger als Klimaschutz, heute ist es umgekehrt. Mit Material- und Res-sourceneffi zienz gestärkt aus Krisen hervorzugehen, ist keine reine Zukunftsmusik, sondern durchaus machbar.

Das Sahnehäubchen der Ressourceneffi zienz ist, dass sich Unternehmen im Bereich Umweltengagement auch offi ziell zertifi zieren lassen können. Möglich sind hier eine Zertifi zie-rung nach der weltweit gültigen Umweltmanagementnorm DIN EN ISO 14001 oder nach dem europäischen System EMAS (das steht für Eco-Management an Audit Scheme – auch unter Öko-Audit bekannt). Beide sind verbunden mit einer intensiven Betreuung durch staatlich anerkannte Umweltgutachter/innen, die wertvolle Hinweise zu betriebsspezifi schen Einspar- und Umsetzmöglichkeiten geben. Der Vorteil der ISO-Zertifi zierung ist, dass sie durch andere Qualitätszertifi kate bekannter sein dürfte. Inhaltlich sinnvoller dagegen ist die EMAS-Zertifi zie-rung, weil sie die ISO 14001 enthält und darüber hinaus noch messbare Verbesserungen sowie Transparenz nach innen und außen vorschreibt. Momentan wird diese Norm(EMAS) auch zu einer international gültigen mit den höchsten Umweltstan-dards weiterentwickelt.

Für energieintensive Unternehmen bieten sich darüber hinaus noch Vorteile, wenn sie sich nach der seit Juli 2009 existie-renden Norm für Energiemanagementsysteme – der DIN EN ISO 16001 – zertifi zieren lassen. Für die fällige Umlage nach Erneuerbare-Energien-Gesetz (die sogenannte EEG-Umlage) können energieintensive Unternehmen dann die Härtefallrege-

lung des § 41 EEG in Anspruch nehmen. Im Falle eines mittel-großen Stahlwerks kann das bis zu 20 Millionen Euro Ersparnis im Jahr ausmachen. Das sind harte Euros, die neue Spielräume zur Beschäftigungssicherung in den Unternehmen eröffnen. Mit der neuen Zuteilungsphase der CO2-Zertifi kate ab 2013 könn-ten diese für energieintensive Unternehmen sogar noch größer werden. Denn: eingesparte Energiekosten senken auch den CO2-Ausstoss. Mit den nicht mehr benötigten Emissionsrechten können dann am Markt zusätzliche Erlöse erzielt werden.

Bildquelle: „steel industry“, © ricardoazoury, istockphoto.com

Übrigens: Bei konsequenter Nutzung der verfügbarenInstrumente lässt sich bis 2030 erreichen: CO2-Ausstoß i 54 %, Materialverbrauch i 20 %, BIP h bis 14,1 %, Beschäftigung h 2 %Modellrechnung im Projekt MaRess

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Preisgekrönte Projekte

Festo AG & Co. KG (pneumatische

und elektrische Automatisierungstechnik)

GEGENSTAND

Energieeffi zienter Neubau zur

Werkserweiterung

MASSNAHMEN

Energieeffi ziente Quelllüftung mit adiabatischer

Abluftkühlung, intelligente Steuer- und Regelungs-

technik, tageslichtabhängige Verschattung und

Beleuchtung, Photovoltaikanlage, Blockheizkraftwerk,

Adsorptionskältemaschine nutzt Abwärme von

Brennstoffzelle, BHKW und Druckluftkompressoren

ERZIELTE EINSPARUNGEN

– Einsparungen Energiekosten: 366.000 €/Jahr

(im Vgl. zu konventioneller Bautechnik)

– CO2-Reduzierung: 3.750 t/Jahr

– Kapitalrendite 8 %

BEMERKUNGEN

Energieeffi zienz als gleichrangiges

Planungskriterium, Lebenszyklen der

neuen Systeme berücksichtigt

Mercedes-Benz-Werk Untertürkheim

(Herstellung von Motoren und anderen

Automobil-Komponenten)

GEGENSTAND

Aufbau eines Energiemanagements,

Optimierung von Kühlung,

Wärmerückgewinnungsanlagen,

lufttechnische Anlagen

MASSNAHMEN

Erhöhung der Kühlschmierstofftemperatur ermöglicht

energieärmere Maschinen und weniger Kühlwasser,

Schicht- statt Mischlüfter, Frequenzumrichter,

elektrisch angesteuerte Volumenstromregelung,

Optimierte Lüftungs- und Beleuchtungssysteme

ERZIELTE EINSPARUNGEN

– Einsparungen Energiekosten: 9,6 Mio €/Jahr

– CO2-Reduzierung: 70.806 t/Jahr

– Kapitalrendite 210 %

BEMERKUNGEN

2. Preis Energy Effi ciency Award 2008,

Einbindung der Mitarbeiter/innen in nachhaltigen,

ganzheitlichen Managementprozess

01

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Good environmental Practices

Wir hatten diesen Abschnitt mit den möglichen positiven Aus-wirkungen begonnen und wollen ihn nun mit konkreten Zahlen dazu beenden. Im vorangegangenen Text wurden schon viele Beispiele erwähnt, die aus den regelmäßígen Treffen der Um-weltarbeitskreise (UAK) beim DGB Bildungswerk BUND oder dem Projekt KoReBB hervorgegangen sind.

Allen ist gemeinsam, dass sie preisgekrönt sind. Sie wurden zum Teil auch bei Veranstaltungen des Projektes KoReBB persönlich vorgestellt und zeigen, auf wie vielfältige Art und Weise sich Ressourceneffi zienz lohnen kann:

Bildquelle: „Ant Carrying a Leaf“, © Mark Evans, istockphoto.com

Quelle: Deutsche Energieagentur (dena), Dt. Materialeffi zienzagentur (demea)

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DGB BILDUNGSWERK BUND – BETRIEBSRATSQUALIFIZIERUNG

BHS tabletop AG

(Anbieter für Profi -Porzellan)

MASSNAHMEN

Durch Mitarbeiter/innen (KVP)

ERZIELTE EINSPARUNGEN

– Einsparungen Energiekosten: 29.500 €/Jahr

– CO2-Reduzierung: 183 t/Jahr

– Kapitalrendite 139 %

AUSZEICHNUNG

Anerkennungspreis

Energy Effi ciency Award 2008

Weidmüller Interface GmbH & Co. KG

(Datenübertragung und Kommunikations-

elektronik für die Industrie)

ERZIELTE EINSPARUNGEN

– Einsparungen Energiekosten: 160.000 €/Jahr

– CO2-Reduzierung: 719 t/Jahr

– Kapitalrendite 320 %

AUSZEICHNUNG

1. Preis Energy Effi ciency Award 2007

Haus Cramer KG (Brauerei)

ERZIELTE EINSPARUNGEN

– Einsparungen Energiekosten: 55.000 €/Jahr

– CO2-Reduzierung: 300 t/Jahr

– Kapitalrendite 88,5 %

AUSZEICHNUNG

2. Preis Energy Effi ciency Award 2007

LR Gebäudereinigung

GEGENSTAND

Ökologische Reinigung

MASSNAHMEN

Trockendampfverfahren, Microfasertuch-Technologie,

Trockeneisreinigung, Diamantschleifpfad-Technologie …

ERZIELTE EINSPARUNGEN

– Verbesserte Reinigungsleistung bei Einsparungen

an Wasser und Chemikalien (45 %)

– Kostenreduktion ca. 80.000 %

AUSZEICHNUNG

Deutscher Materialeffi zienzpreis 2008

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Deutsche mechatronics GmbH

(Fertigung von Druckmaschinen)

GEGENSTAND

Stanzen von Stahlblech

Produktinnovation: Drucktrommeln

MASSNAHMEN

Durch „dynamisches Schachteln“ besseres Ausnutzen

der Rohbleche; Maschinenelemente werden nicht mehr

zerspanend aus Vollmaterial hergestellt, sondern als

Blech-Sandwich-Konstruktion geklebt.

ERZIELTE EINSPARUNGEN

– Weniger Material (12 %), Materialtransport (30 %),

Halbfabrikatebestand, Verwurf wegen

Überbestand, höhere Leistung

– Einsparung: knapp die Hälfte des Materials

AUSZEICHNUNGEN

Deutscher Materialeffi zienzpreis 2007 und 2008

Kiekert und Nieland GmbH & Co KG

(Press- und Stanzwerk )

GEGENSTAND

Stanzen von Stahlblech

MASSNAHMEN

Durch neues Werkzeug werden in einem Pressenhub

zwei Teile gleichzeitig gestanzt, Restmaterial des ersten

Teils wird für zweites Teil mitgenutzt

ERZIELTE EINSPARUNGEN

– Geringere Abfallmenge

– Geringerer Energieaufwand

– um 8 % bessere Nutzung des Materials

AUSZEICHNUNG

Deutscher Materialeffi zienzpreis 2008

METRO Group Asset Management GmbH & Co. KG

(Großhandel)

GEGENSTAND

Zu- und Abluftanlagen im Einkaufszentrum

ERZIELTE EINSPARUNGEN

– Einsparungen Energiekosten: 198.000 €/Jahr

– CO2-Reduzierung: 839 t/Jahr

– Kapitalrendite 87 %

AUSZEICHNUNG

3. Preis Energy Effi ciency Award 2007

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Aus dem Lesetagebuch von Günther WissenAus dem Lesetagebuch von Günther Wissen

Als ich diesen Abschnitt gelesen hatte, dachte ich mir: Wenn diese Ressourceneffizienz wirklich so eindeutige wirtschaft-liche Profite bringt, müsste doch unser Betrieb da auch zu überzeugen sein … Ich bin dann also zu unserem Betriebs-rat gegangen und habe mit der BR-Vorsitzenden Meta Sicht gesprochen. In Kurzform lief das ungefähr so ab:

Günther: Ich hab da eine interessante Idee aufgeschnappt: mit Ressourceneffizienz aus der Krise! Also Rohstoffe, Energie, Wasser usw. so geschickt verwenden, dass man dabei ordentlich spart und auch noch was für die Umwelt tut. Wäre das nicht auch was für unseren Betrieb?

Meta: Schön, dass du dich engagierst, das freut uns immer. Und Umweltschutz ist natürlich auch wichtig. Aber wir im BR haben immer so viel zu tun … Du hast das letzte Jahr ja miterlebt: Wir sind nur noch zu neunt, aber die Arbeit hat nicht abgenommen. Mit dem Alltagsgeschäft und dem Personalabbau sind wir vollauf beschäftigt.

Günther: Um Arbeitsplätze geht‘s mir ja auch! Aber das ist ja das Tolle: Diese Ressourceneffizienz ist so genial, dass sie sogar Arbeitsplätze erhalten kann. Was wir bei den Ressourcen einsparen, können wir in Personal investieren. Und das nicht zu knapp! In anderen Betrieben konnten sogar Leute eingestellt werden. Meta: Nee …

Günther: Doch. Also nicht im Stammgeschäft. Aber wenn man erst mal dabei ist, können sich ganz neue Arbeits-felder auftun. Beim Energiesparen, aber vielleicht auch bei unseren Rädern selber! Der Umweltbereich ist überall schwer im Kommen. Das freut auch unsere Kundschaft. Der Lkw-Verkehr muss sich auch neue Wege überlegen, um zu überleben. Der kommt am Umweltschutz auch nicht vorbei. Da können wir vielleicht sogar die Konkurrenz ausstechen, wenn wir die ressourcenschonendsten Räder herstellen.

Meta: Naja, es stimmt schon, Umweltschutz gehört auch eigentlich zu unseren Aufgaben, da hat auch unser Gewerk-schaftssekretär schon drauf hingewiesen … 80 und 89.

Günther: Na, das trifft sich doch gut! Und wo ihr doch immer offen seid für neue Ideen … Ist auch ein gutes Feld, um Kolleginnen und Kollegen einzubinden. Die wissen doch am besten, wo gespart werden kann. Da schlagen wir doch viele Fliegen mit einer Klappe!

Meta: Hmm, das ist natürlich auch richtig. Arbeitsplätze sichern, was für die Umwelt tun, für die Zukunft planen, rechtlich auf der sicheren Seite und dann auch noch die Belegschaft einbeziehen - das klingt gar nicht mal so schlecht. Wir im BR wollten schon immer mal ein eigenes Projekt anschieben … Und jetzt, wo du’s sagst, fällt mir auch wieder ein: Im Wirtschaftsausschuss haben wir oft genug gehört, wie der Alte über die steigenden Welt-marktpreise für Eisenerz und Öl jammert. Das wäre doch gleich ein Ansatzpunkt.

Günther: Das stimmt. Der Abteilungsleiter aus der Be-schaffung hat auch schon mal gefragt, ob wir unbedingt so viel verbrauchen müssen, weil alles immer teurer wird. War natürlich ein Scherz, aber vielleicht würde er so ein Projekt sogar unterstützen. Wir gehen immer zur gleichen Zeit in die Pause, ich werd‘ ihn mal drauf ansprechen.

Meta: Ja, gute Idee. Mach das. Und kümmer dich doch auch gleich um ein paar mehr Infos - z. B. was ist das eigentlich genau - Ressourceneffizienz? Was könnten wir tun, usw. ? Ich bringe das Thema bei der nächsten BR-Sitzung ein und frage nach Interesse für so ein Projekt. Sicher können unsere WA-ler schon ein paar konkrete Zahlen beisteuern.

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DGB BILDUNGSWERK BUND – BETRIEBSRATSQUALIFIZIERUNG

1.3 Was haben die Anderen (und wir) davon?

„Die Menschheit überlebt. Eine zweite Chance hat sie nicht“.

Dies ist sicherlich eine provokante Behauptung, doch wir wagen sie trotzdem. Wir stützen uns dabei auf unzählige und unabhän-gige Zukunftsprognosen – unabhängig voneinander, aber vor allem (weitgehend) unabhängig von den Haupt-Produzenten des Klimawandels. Wie solche Prognosen die Zukunft unserer Welt einschätzen, haben wir in unserem Schreckensszenario zu Beginn dieser Broschüre zusammengefasst. Und das ist nur der Anfang. Wie unsere Welt wirklich in 100 oder 500 Jahren aussehen könnte, wenn wir nichts – oder nicht genug – gegen den existentiellen Abbau unserer Lebensbedingungen tun, ist derzeit nicht abschätzbar. Denn auch wenn es sehr moralisch klingt: Die Krone der Schöpfung nutzt ihre Regierungsgewalt so schamlos aus wie noch kein Lebewesen zuvor. Das ist in der Erdgeschichte ohne Beispiel.

Die Folgen können daher nur aus den Veränderungen hoch-gerechnet werden, die der Mensch bisher bereits bewirkt hat. Wechselwirkungen der verschiedensten (Öko-) Systeme sind dabei nur unzureichend vorhersagbar. (Zu CO2-Kreislauf und Klimawandel s. Hintergründe in Band 2 und 3.) Hier könnte die Chaostheorie ihrem Namen alle Ehre machen. Einig sind sich jedoch alle Prognosen: Einfach so weitermachen führt zum Zusammenbruch. Dürre und Hitze auf der einen Seite, Meer und Kälte auf der anderen, kaum Trinkwasser, Kriege um die Grundlagen des Lebens – dies alles ist wahrscheinlich. Und we-nig verlockend.

Die Alternative ist, unsere Ressourcen effi zienter zu nutzen.

Was passiert, wenn wir das nicht hinbekommen? Wir wissen es nicht. Und wir wollen es auch nicht herausfi nden. Vielmehr laden wir Sie herzlich zu der Alternative ein, ressourceneffi zien-ter zu handeln. Massenbewegungen wie der Mauerfall haben bereits bewiesen: Menschen haben das Potenzial zu ebenso friedlichen wie umwälzenden Veränderungen. Lassen Sie uns beginnen!

Günther: Dazu kann ich kaum etwas hinzufügen. Nur das noch - Ich glaube, ich bin auf dem richtigen Weg …

Bildquellen: „Green Factory“, © Mark Stay, istockphoto.com;„Mixed Population“, © James Lee, istockphoto.com

Übrigens: Erst wenn es nicht anders geht, geht es anders.Kalidasa

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Bildquelle: „Green Story“, © leonard_c, istockphoto.com

Bevor wir uns jetzt gemeinsam an die Arbeit machen, sollten wir klären, worum es hier überhaupt geht. Sprich: Was sind eigentlich Ressourcen?

WikipediaEine Ressource [rɛˈsʊrsə] (frz. la ressource [ʀəˈsuʀs] ,Mittel, Quelle von lat. resurgere „hervorquellen“) ist ein Mittel, um eine Handlung zu tätigen oder einen Vorgang ablaufen zu lassen.www.wikipedia.de

IG Metall, BMU, Wuppertal-InstitutIn der Diskussion um eine nachhaltige Entwicklung, um Klima-wandel und Rohstoffknappheit bezeichnet der Ressourcen-Be-griff die natürlichen Ressourcen, die von der Erde bereitgehalten werden und die für alle Lebewesen wichtige Lebensgrundlagen sind: die abiotischen Rohstoffe, wie Metalle, Steine und Erden etc., die biotischen Rohstoffe aus der Land- und Forstwirtschaft, Energieträger, Wasser und Fläche. IG Metall; Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Re-aktorsicherheit; Wuppertal-Institut: Ressourceneffi zienz erhöhen und Arbeitsplätze sichern.

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DGB BILDUNGSWERK BUND – BETRIEBSRATSQUALIFIZIERUNG

Beratungszentrum AlsterdorfGesamtheit der vorhandenen Mittel (Geldmittel, übrige Hilfs-mittel), Personen (Partner, Freunde, Bezugspersonen) und Fähigkeiten der jeweiligen Menschen, die vorhanden sind, um eine bestimmte Aufgabe zu lösen. In der Pädagogik und in der Psychologie können als Ressourcen eines Menschen alle Eigenschaften angesehen werden, die dem Mensch helfen, seine Probleme zu lösen, wie innere Ausgeglichenheit, Hu-mor, Kombinationsfähigkeit, Schnelligkeit, Langsamkeit, Sym-pathie, Kontaktfähigkeit, Neugier.www.beratungszentrum-alsterdorf.de/glossar.htm

Sociolexikon(lat.-franz.) Mittel, Hilfsquellen, Reserven. Der Begriff wird in unterschiedlichen Zusammenhängen benutzt. Er kann z. B. auf fi nanzielle Mittel (Geld), soziale (ehrenamtliche Mitarbeit) oder ökologische (gesunde Lebensräume) bezogen werden.www.socioweb.org/lexikon/index.html

GABLER WirtschaftslexikonI Volkswirtschaftslehre:1) Bezeichnung für Produktionsfaktoren (Arbeit, Kapital, Boden) bzw. natürlich vorkommende Rohstoffe und Boden (-schätze).2) Information als Ressource: Informationsproduktion, Informa-tionsmärkte, Rechte an Informationen .II Produktion:1) I.w.S.: Mittel, die in die Produktion von Gütern und Dienstleistungen eingehen.2) I.e.S.: natürliche Ressourcen.http://wirtschaftslexikon.gabler.de

Der Volks-Brockhausw, -/-n, 1) Hilfs-, Erwerbsquelle, 2) Name geselliger Vereine.Der Volks-Brockhaus, 1935

UmweltdatenbankDie das Leistungsvermögen der Landschaft repräsentierenden (nutzbaren) stoffl ichen Substanzen und Energien einschließlich aller chemisch-physikalischen und biologischen Prozesse (s. a. Naturgüter).http://umweltdatenbank.de/lexikon/ressourcen.htm

Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung e. V.(…) In der öffentlichen Diskussion werden meist nur die ver-öffentlichten Reservenzahlen verwendet. (…) Damit ein Erdöl- oder Erdgasvorkommen als Reserve eingestuft wird, muss es drei Bedingungen erfüllen: Erstens muss das Vorkommen durch Bohrungen bestätigt sein. Es muss zweitens mit heutiger Tech-nik und drittens bei heutigen Preisen wirtschaftlich förderbar sein. (…) Der Teil des insgesamt vorhandenen Potenzials, der nicht zu den Reserven zählt, wird als Ressourcen bezeichnet. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe defi -niert Ressourcen als Teil des Gesamtpotenzials, der entweder nachgewiesen, aber derzeit nicht wirtschaftlich gewinnbar ist, oder geologisch noch nicht genau erfasst ist. Zu den Ressour-cen gehören sowohl konventionelle Lagerstätten als auch un-konventionelle Vorkommen. (…)Wirtschaftsverband Eröl- und Erdgasgewinnung e. V.: Reserven und Ressourcen. Potenziale für die zukünftige Erdgas- und Erd-ölversorgung.

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Der Begriff „Ressource“ ist also recht vielfältig, daher schlüsseln wir ihn hier noch einmal auf. Anschließend werden wir über-prüfen, welche Bedeutung der Begriff für unsere Belange hat.

Ressourceneffi zienz in dem Sinne, die jeweilige Ressource be-wusst und bestmöglich einzusetzen, lohnt sich in all diesen Be-reichen. Das heißt jedoch nicht immer, dass wir weniger davon verbrauchen sollten. Unsere Kompetenzen z. B. wachsen, indem wir sie einsetzen. Der Freundschaft sagt man ähnliches nach. Die Ressource Zeit dagegen ist für jede und jeden nur 24 Stun-den am Tag und ca. 80 Lebensjahre lang verfügbar. Sie ist also endlich und sollte dementsprechend sorgsam genutzt werden. Auch bei der Ressourceneffi zienz, die wir Ihnen hier ans Herz legen möchten, geht es um endliche Ressourcen, die nur in begrenztem Umfang zur Verfügung stehen – und irgendwann weg sind. Dies trifft insbesondere auf die natürlichen Ressour-cen zu. Diesen Trend können wir nur stoppen, in dem wir nach der Erde noch die Galaxie ausbeuten oder in dem wir aufhö-

ren, endliche Ressourcen weiterhin fi nal zu verbrauchen – also so, dass sie anschließend verloren sind. Das Stichwort dazu ist Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit beziehen wir hier insbesonde-re auf die Bereiche, die im unten abgebildeten Mind-Map rot gedruckt sind – die „harten“ Fakten betrieblicher Produktions-prozesse. Etwas abseits liegt dabei die Artenvielfalt –auch Bio-diversität genannt: Den „fi nalen Verbrauch“ von pfl anzlichen und tierischen Arten – sprich ihre Ausrottung – lassen wir hier außer Acht, da er zumeist sehr indirekt mit betrieblichen Pro-zessen in Deutschland zu tun hat.

Übrigens: Unsere Erde ist bereits zu einem Viertel leer: 25 % ihrer Ressourcen – wie Bodenschätze, Wasser, Arten – sind bereits unwiederbringlich dahin!Aus Kurzfi lm „The Story of Stuff“ von Annie Leonard

Gedächtnislandkarte (Mind-Map)„Ressource“29

KompetenzenWissen

Fähigkeiten

Fertigkeiten

persönlich

informell

materiell

sozial

zeitlich

biotisch

natü

rlich

Rohstoff

e

Hilfssto

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Betrieb

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Produktionsmittel

Material

GeldRESSOURCE

abiotisch

Erden

Steine

Metalle

= von d

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Eigenschaften

Werte /Motive

Arbeitskraft

Familie

Freund/innenKolleg/innen

Betriebsklima

Ehrenamt

JahrhundertGeneration

JahrMinute…

Artenvielfalt

WasserFlächeEnergieträgerRohstoffe aus

Land- und Forstwirtschaft

29 Quelle: Kirsten Lange (2011)

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DGB BILDUNGSWERK BUND – BETRIEBSRATSQUALIFIZIERUNG

Eine umso größere Rolle im Produktionsprozess spielen dage-gen die materiellen Ressourcen. Kosten zu senken ohne Perso-nal abzubauen ist dabei das von uns gewollte betriebliche Ziel. Erreicht werden kann dies auf zwei Wegen:

Materialeffi zienzEine Möglichkeit ist, Material einzusparen. Material verbindet in unserer Darstellung die materiellen mit den natürlichen Res-sourcen. Wasser z. B. kann Roh-, Hilfs- und Betriebsstoff sein, andererseits können Materialien auch bereits verarbeitete Res-sourcen sein, wie Schrott als Roh-, Legierungen als Hilfs- oder Schmierfette als Betriebsstoffe. Materialeffi ziente Maßnahmen sind beispielsweise:

Energieeffi zienzDer zweite Weg Ressourcen zu schonen ist es, weniger Ener-gie zu verbrauchen. Dies birgt ein ungeheures Sparpotenzial: Eine rationellere Energienutzung könnte den Stromverbrauch bis zum Jahr 2020 um mehr als 12 % gegenüber 2005 senken. (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi-cherheit (BMU), Leitstudie 2008, Berlin 2008).

Die Sparmöglichkeiten sind unter anderem so immens, weil sie nicht nur in der Produktion, sondern auch in Verwaltung und Dienstleistung greifen:

Natürlich werden durch ein ressourceneffi zientes Wirtschaften auch „weiche“ Ressourcen wie persönliche Kompetenzen, be-triebliches Know-How oder Unternehmenskultur weiterentwi-ckelt. Ohne sie funktioniert das Ganze schließlich nicht! Diese Ressourcen stehen jedoch nicht im Fokus der Ressourceneffi -zienz, wie wir sie hier meinen, sondern sind ein erfreuliches, unerlässliches und gewünschtes Nebenprodukt. Ihr enger Zu-sammenhang zur Ressourceneffi zienz spricht jedoch durchaus für eine ebenso enge Zusammenarbeit mit den betrieblichen Stellen für Personalentwicklung, Zeit-, Informations- und Wis-sensmanagement.

Materialeinsatz verringern bei der Produktion(von Waren und Dienstleistungen)

Verringerung von Abfall

Verringerung von Gefahrstoffen

Erhöhung der Recyclingfähigkeit

Einsatz erneuerbarer Ressourcen

Erhöhung der Produktlebensdauer (Reparaturmöglichkeiten, Pfl ege …)

Zusatznutzen von Produkten und Dienstleistungen (Synergien, Wiederverwendung …)

Materialeinsatz verringern bei der Produktion(von Waren und Dienstleistungen)

Verringerung von Abfall

Verringerung von Gefahrstoffen

Erhöhung der Recyclingfähigkeit

Einsatz erneuerbarer Ressourcen

Erhöhung der Produktlebensdauer (Reparaturmöglichkeiten, Pfl ege …)

Zusatznutzen von Produkten und Dienstleistungen (Synergien, Wiederverwendung …)

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Bildquelle: „Abandoned PC screen“, © Enrico Boscariol, istockphoto.com

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Wer noch weiter gehen möchte, als „nur“ ressourceneffi zient zu handeln, der betreibt Nachhaltiges Wirtschaften im Betrieb und bezieht auch produktionsübergreifende Aspekte mit ein (vgl. dazu auch die unternehmerische Nachhaltigkeit (Corpo-rate Sustainability k), Kapitel 1.2, Mit Ressourceneffi zienz aus der Krise) Auf der linken Seite des obigen Schaubilds fi nden wir die Energie- und Materialeffi zienz wieder. Sie ist in aller Regel ohne die Optimierung von Prozessen nicht denkbar: Energie-sparen geht nicht, ohne dass sich Menschen anders verhalten. Ressourcenintensive Arbeitsabläufe zu identifi zieren und zu verbessern erfordert dabei viel internes und manchmal auch externes Know-How. Die Beschäftigten kennen „ihren Laden“ am besten und wissen, wo es etwas zu verbessern geben könnte. Hier gilt es, „Kontinuierliche Verbesserungsprozesse (KVP)“ für das Ausnutzen von Ressourceneffi zienzpotenzialen anzustoßen. Doch manchmal braucht die innerbetriebliche Ex-pertise auch einen kleinen Anschub von außen, damit sie weiß, wonach sie überhaupt suchen soll. Das kann der/die umweltin-teressierte Kolleg/in aus einem gleichgesinnten Betrieb sein,

aber auch der/die ausgewiesene Umweltgutachter/in. Die Sicht von außen kann Dinge entdecken, die im Alltagstrott längst untergegangen sind. Diese gesamte Prozessoptimierung wird Inhalt von Kapitel 3 sein.

Während auf der innerbetrieblichen Seite „nur“ Kosten ein-gespart werden können, gibt der Markt für nachhaltig wirt-schaftende Unternehmen auch neue Einnahmequellen her. Ist einmal der Gedanke der Ressourceneffi zienz in den betriebli-chen Köpfen verankert, so ist es nur noch ein kleiner Schritt bis hin zu nachhaltigen Produkten. Denkbar sind hier neue oder ökologischere Artikel (etwa CO2-neutrale T-Shirts), Dienst-leistungen (wie Rücknahmegarantien) oder Verpackungen (z. B. recyclingfähige Folien). Das Unternehmen Grammer AG entwickelte beispielsweise bereits in den 1990ern einen öko-logischen Bürostuhl, bei dem alle Teile aus möglichst umwelt-freundlichen Materialien bestehen (Holz, Pappe, Kokosfasern, u. a.) und zudem einzeln ausgetauscht und wiederverwertet werden konnten.

Nachhaltiges Wirtschaften 30

INNERBETRIEBLICH MARKTBEZOGEN

KOSTEN EINSPAREN NEUE EINNAHMEMÖGLICHKEITEN ERSCHLIESSEN

Intelligent mit Energie umgehen

Materialien sparsam einsetzen

Prozessabläufe verbessern

Ökologische Produkte entwickeln

Innovative Dienstleistungen

anbieten

Kunden binden

30 Quelle: Eigene Darstellung nach Klemisch / Rauhut (2009)

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DGB BILDUNGSWERK BUND – BETRIEBSRATSQUALIFIZIERUNG

Bildquelle: ökologischer Bürostuhl „Natura“, © Grammer AG

Aus dem Lesetagebuch von Günther WissenAus dem Lesetagebuch von Günther Wissen

Ist ja spannend, was alles so unter Ressourcen fällt … In der IGM-Broschüre habe ich auch eine ganz passende Definition gelesen … wo war es denn … ach, ja, hier: „In der Diskussion um eine nachhaltige Entwicklung, um Klima-wandel und Rohstoffknappheit bezeichnet der Ressourcen-Begriff die natürlichen Ressourcen, die von der Erde bereitgehalten werden und die für alle Lebewesen wichtige Lebensgrundlagen sind: die abiotischen Rohstoffe, wie Me-talle, Steine und Erden etc., die biotischen Rohstoffe aus der Land- und Forstwirtschaft, Energieträger, Wasser und Fläche.“ (IG Metall, Bundesministerium für Umwelt, Na-turschutz und Reaktorsicherheit, Wuppertal-Institut: Res-sourceneffizienz erhöhen und Arbeitsplätze sichern. 2009)

Auf jeden Fall weiß ich jetzt schon besser, worum es ge-nau geht, und werde Meta morgen berichten. So langsam müssten dann auch mal konkrete Vorschläge auf den Tisch, was zu tun ist, um damit zum Alten zu gehen. Wirt-schaftliche Argumente stehen ja im letzten Kapitel genug, aber die könnten ja auch im WA noch mal genauer für unseren Betrieb unter die Lupe genommen werden.

Und ganz neue Möglichkeiten eröffnet ja auch dieses Nachhaltige Wirtschaften … Neue Produkte erfinden wir wohl jetzt besser noch nicht. Mit Material und Energie haben wir erst mal genug zu tun. Ich glaube, ich fang gleich morgen mal mit der Suche an - so spaßeshalber. Wenn ich morgen in die Firma komme, schau ich mich mal genau um, ob mir irgendwas auffällt, wo man sparen kann. Ob irgendwo Licht brennt, wo keiner ist, wie viel Verschnitt im Container liegt, ob das Werkstor wieder offen steht … und so was alles. Mal gucken, was mir jetzt schon auffällt! Wenn’s später mal ernst wird, brauchen wir natürlich konkrete Zahlen, aber jeder fängt mal klein an.

Es können jedoch auch gänzlich neue Produktlinien entwickelt werden. Je größer das Vorhaben, desto mehr bewährt sich da-bei die Kooperation mit externen Institutionen oder anderen Partnern. Bei der Grammer AG beispielsweise wurde für die betriebsinterne Wertstoffsammelstelle eine Recyclingfi rma ein-bezogen. Ein anderes Beispiel ist der BR des VW-Motorenwerks Salzgitter, der in Kooperation mit dem Ökostrom-Anbieter Licht-blick eine eigene Serie Blockheizkraftwerke angestoßen hat. Ebenfalls bei VW – im VW-Werk Emden – ist in Zusammenarbeit mit einer vom Betriebsrat gegründeten Belegschaftsgenossen-schaft eine Fotovoltaikanlage auf dem Werksdach installiert worden, die jeden Tag Sonnenstrom für die Produktionsbänder des VW-Werks liefert.

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WOLLEN(Motivation)

KÖNNEN(Qualifi zierung)

HANDELN

DÜRFEN(Beteiligung)

Ressourceneffi zienz – wie machen wir das?

3

Ressourceneffi zientes Handeln im Betrieb einzuführen ist ein Prozess, der schon früh erfolgreich sein kann. Doch er kann auch sehr lang andauern, entweder, weil die Beteiligten – ein-mal begeistert – gar nicht mehr aufhören können, nach neuen Verbesserungen zu suchen. Oder im Gegenteil: der Prozess braucht einen sehr langen Vorlauf, zum Beispiel, weil sich bisher noch nie jemand um Umweltthemen gekümmert hat. Schon gar nicht die Entscheider/innen.

Wenn zudem noch die Idee zu einem Ressourceneffi zienz-Projekt nicht vom Management sondern aus der Belegschaft kommt, ist der Weg häufi g steinig. Das wollen wir hier nicht verschweigen und doch Mut dafür machen. Denn KoReBB und vergleichbare Projekte haben auch gezeigt, dass engagier-te Einzelkämpfer/innen große Dinge bewegen können – mit Überzeugungskraft und Beharrlichkeit.

In diesem Kapitel werden wir von so einem Fall ausgehen (und unseren engagierten Günter W. beispielhaft dabei begleiten). Denn er ist zugleich der umfassendste: Die Schritte, die das Unternehmen dabei gehen muss, sind darin automatisch ent-halten. Der Einfachheit halber nennen wir unser Vorhaben, Ressourceneffi zientes Handeln im Betrieb zu etablieren, im folgenden Projekt RE.

Wie jede Veränderung lebt auch die Ressourceneffi zienz von den Menschen, die sie durchführen – und zwar von möglichst vielen. Dabei geht es immer um die mehr oder weniger freiwilli-ge Verhaltensänderung jeder einzelnen Person und die passiert nur unter bestimmten Voraussetzungen:

Das Dreieck von Wollen – Dürfen – Können ist also die Basis für unser Handeln. Was bedeuten diese Punkte nun für unser Projekt RE?

Bevor ich überhaupt etwas tue, muss ich das auch wollen (Motivation).

Dann muss ich das, was ich gerne tun will, auch dürfen (Beteiligung).

Und wenn ich dann will und darf, muss ich wissen, was genau zu tun ist (Qualifi zierung).

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DGB BILDUNGSWERK BUND – BETRIEBSRATSQUALIFIZIERUNG

Motivation

Motivation ist uns schon im Kapitel 1 begegnet. Selbst von der Wirksamkeit der Ressourceneffi zienz überzeugt zu sein, ist die halbe Miete, wenn ich andere mitreißen will. Dabei kann ich in meinem direkten Kollegenkreis anfangen – zum Üben – aber auch, um schon erste Mitstreiter/innen und Verbündete zu fi nden.

Danach heißt es, möglichst viele Menschen mit meiner Über-zeugung anzustecken – und zuallererst die „richtigen“ Men-schen. Die richtigen sind in diesem Falle neben den Kollegen auch die Vorgesetzten, denn nur wenn Vorgesetzte als Vor-bilder fungieren, werden sich die Beschäftigten ebenfalls en-gagieren. Auch das hat die Erfahrung in KoReBB gezeigt. Hier gilt es, Vorgesetzte zu fi nden, die dem Thema gegenüber auf-geschlossen sind, z. B., weil sie sich schon mal über Ressour-cenverschwendung geärgert haben, oder überhaupt offen für Vorschläge sind.

Auch der Betriebs- oder Personalrat ist eine wichtige Anlauf-stelle, unterstützt mit den Zahlen aus dem Wirtschaftsaus-schuss. Seit der Reform des Betriebsverfassungsgesetzes ist der Betriebsrat sogar aufgefordert, sich um Umweltschutz zu kümmern – betriebliche Umweltthemen gehören offi ziell zu seinen Aufgaben (§ 80 und § 89 BetrVG). Er kann dabei zum Mittler zwischen Fachabteilungen werden und somit eine wich-tige Rolle in einem Projekt RE spielen. Je größer das Gremium ist, desto eher ist es natürlich möglich, einzelne Mitglieder als Ansprechpartner und Mittler des BR mit dem Projekt RE zu be-trauen oder sie sogar in den Umweltarbeitskreis zu entsenden (s. Kap. 3.3 sowie Anhang). Letztlich überzeugt werden muss die Geschäftsleitung. Ohne grünes Licht von „ganz oben“ funktioniert es nicht. Im Gegenteil: Ein Projekt RE hat die bes-ten Erfolgschancen, wenn es in eine ganzheitliche Unterneh-mensstrategie eingebettet ist. Ein bisschen Sparen hier und da ist ein guter Anfang, doch die systematische Suche nach Ein-sparpotenzialen entlang der gesamten Wertschöpfungskette erfordert, dass alle an einem Strang ziehen: Vom Einkauf über die Produktion bis hin zur Entsorgung (s. Kap.3.1 und 3.2).

Es gilt also, die „entscheidenden Stellen“ im Unternehmen vom Nutzen eines Projektes RE zu überzeugen, Hier kann die betriebliche Interessenvertretung tätig werden. Doch im All-tagsgeschäft können die Vorschläge von dringlicheren Vorha-ben immer wieder verdrängt werden. Daher ist die Interessen-vertretung vor Ort gut beraten, sich weitere Unterstützung zu holen, etwa vom Gesamt- oder Konzernbetriebsrat oder der Arbeitnehmer/innen-Vertretung im Aufsichtsrat, das heißt:

in informellen Gesprächen vorfühlen,

Ressourceneffi zienz ständig auf die Tagesordnung setzen,

dabei konkrete Vorteile in einer Kosten-Nutzen-Rechnung darstellen und

Zukunftsperspektiven aufzeigen.

Übrigens: Maßnahmen zur Ressourceneffi zienz haben fast immer noch weitere positive Effekte: Der Einbau von Einhebelar-maturen im Küchenbereich sparte dem Klinikum München z .B. nicht nur 60.000 Euro Wasserkosten im Jahr, sondern verbesserte zugleich die Hygiene. www.pius-info.de

Bildquelle: „Carrot on a stick“, © Joe Belanger, istockphoto.com

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dafür, dass sich die betroffenen Beschäftigten nie wieder für den Betrieb engagieren. Natürlich können nicht alle Ideen um-gesetzt werden. Doch es muss die ernsthafte Bereitschaft da sein wirklich etwas verändern zu wollen. Das heißt auch zu er-läutern, warum Vorschläge abgelehnt wurden. Die erwähnten Kommissionen sollten daher über verschiedene Ebenen und Abteilungen hinweg besetzt sein und weitgehend transparent arbeiten. Sämtliche Kriterien, nach denen Vorschläge beurteilt werden, müssen offengelegt werden, möglichst schon bevor die Vorschläge erfragt werden (s. Band II und III).

Das Ideenmanagement kann auch von einer oder einem speziell dafür eingestellten Ideenbeauftragten in systematische Bahnen gelenkt werden. Er oder sie leitet das Vorschlagswesen, infor-miert Beschäftigte, Betriebsrat und Geschäftsleitung über den Stand der Dinge und führt spezielle Schulungen durch. Denn „das betriebliche Vorschlagswesen überlässt man besser nicht dem Zufall“ – gerade in größeren Betrieben (Alfred Löcke, Kon-zernbetriebsratsvorsitzender, Robert Bosch GmbH, Idee und Zitat aus: IGM, Wuppertal-Institut, Netzwerk Ressourceneffi -zienz: Ressourceneffi zienz erhöhen und Arbeitsplätze sichern. S. 45). Es kann sich auch für jede Abteilung ein sogenannter Qualitätszirkel bilden, also 5 – 8 Personen, die sich regelmäßig treffen und Verbesserungsvorschläge diskutieren.

Gut ist freilich, wenn dabei an positive betriebliche Erfahrun-gen z. B. mit Umweltschutzmaßnahmen angeknüpft werden kann. Ansonsten sind Beispiele aus anderen Betrieben gern ge-sehen. An gänzlich neue Ideen ohne Praxisbewährung wagen sich Unternehmen nur ungern heran. Ist die Geschäftsführung erst einmal mit im Boot, müssen nach und nach auch sämtliche Mitarbeiter/innen einbezogen werden. Denn ressourceneffi -zient zu handeln beginnt in den Köpfen: Die beteiligten Per-sonen müssen es umsetzen, sonst funktioniert es nicht. Nun gibt es sicher einige Beschäftigte, denen die Umwelt sehr am Herzen liegt. Die wird man rasch zum Ressourcensparen ani-mieren können. Viele aber brauchen etwas mehr, um aktiv zu werden. Hier sind intelligente Anreizsysteme gefragt, die einen Vorteil versprechen, wenn Einsparpotenziale entdeckt werden sollen. Wettbewerbe, die an die Fachkompetenz der Einzelnen appellieren, sind hier eine kurzfristige Möglichkeit, die alle Be-schäftigten einbezieht. Prinzipiell sollten aber alle Beteiligten mit einbezogen werden.

Beteiligung

Beteiligung ist auch bei Fragen der Ressourceneffi zienz wich-tig. Ohne das spezifi sche Fachwissen der Beschäftigten vor Ort bleiben die besten Sparmöglichkeiten unentdeckt. Über die Wirkung von Beteiligungsstrukturen auf Unternehmenskultur und Motivation haben wir schon gesprochen (s. Kap. 1.2: Was hat der Betrieb davon?). Wir stellen hier zwei Konzepte vor, wie Beschäftigte konkret in die Arbeit einbezogen werden können:

Von Unternehmensseite aus hat sich dabei ein Kontinuier-licher Verbesserungsprozess (KVP) bewährt. Vorläufer des KVP war und ist das Betriebliche Vorschlagswesen. Im Prinzip will diese Strategie, dass die Qualität von Produkt oder Pro-duktion gesteigert wird, indem die Beschäftigten mit ihren Kompetenzen anerkannt und herausgefordert werden. Dazu werden alle Mitarbeiter/innen ausdrücklich aufgefordert, nach Schwachstellen zu suchen und dafür Verbesserungs-möglichkeiten aufzuzeigen – in diesem Fall speziell zur Res-sourceneffi zienz. Diese werden dann von Kommissionen hin-sichtlich ihrer Umsetzbarkeit bewertet und anschließend so weit möglich auch umgesetzt. Dies ist der wichtigste Schritt dabei – die Beteiligung ernst meinen: Mit Herzblut erarbei-tete Vorschläge dürfen nicht im entscheidenden Moment abgebügelt werden als „sowieso alles zu teuer“ oder „leider schon anders geplant“. Solche Alibi-Beteiligung ist ein Garant

Bildquelle: „teamwork and innovation“, © Cristian Baitg, istockphoto.com

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Eine gute Möglichkeit, um von Betriebsratsseite aus die Be-schäftigten einzubeziehen, ist die Projektarbeit. Sie entlastet zugleich den Betriebsrat und bindet innerbetriebliches Ex-pertenwissen ein. Im Vorfeld sollte das Gremium die Rah-menbedingungen klären: Häufi gkeit und Ort der Treffen, Freistellungsregelungen, usw. Dazu kann und sollte auch eine Betriebsvereinbarung abgeschlossen werden. Ist der Rahmen gesetzt, bestimmt das Gremium ein bis zwei Moderator/innen, die wiederum Ziele festlegen, Teilnehmer/innen suchen und die Sitzungen organisieren und leiten. Bei unserem Projekt RE liegt das Grobziel ja bereits fest: Möglichkeiten zu fi nden, Res-sourcen effi zienter zu nutzen. Konkretere Fragen könnten dann sein: Wo suchen wir? Wie und wer tut das? Bis wann? Diese Ziele können auch mit den Teilnehmer/innen festgelegt wer-den, also interessierten Kolleg/innen, die möglichst aus ver-schiedenen Bereichen und vielleicht auch Hierarchie-Ebenen stammen. In regelmäßigen, z. B. wöchentlichen Treffen werden

dann z. B. Betriebsbegehungen geplant, externes Know-How eingeholt oder Kennzahlen verglichen (s. Kap. 3.2). Auch erste Schritte Richtung Umsetzung kann die Projektgruppe bereits vorschlagen.

Unabhängig davon, wer die Regelung nun ein- und voran-bringt: Sinnvoll ist es auf jeden Fall, eine feste Anlaufstelle für Ressourceneffi zienz im Betrieb zu haben, ob sie nun Ideenbe-auftragte oder Projektgruppe, Effi zienz-Assistent/innen oder Energieteam (wie in einem KoReBB-Betrieb, s. Kap. 3.1) heißt. Bei ihr laufen die Fäden und Informationen zusammen und sie organisiert, was gerade notwendig ist, z. B. Qualifi zierungen.

Qualifi zierung

Qualifi zierung hängt auch eng mit Qualität zusammen. Res-sourceneffi zient zu handeln ist durchaus ein Qualitätsmerkmal, das beim KVP oder einer Umwelt-Zertifi zierung (s. Kap. 1.2) vorausgesetzt wird. Qualität im Umweltmanagement ist aber nicht nur das Licht auszuschalten, wenn man einen Raum ver-lässt. Um dieses Mehr geht es in Qualifi zierungen.

Weitergebildet werden dabei alle Ebenen des Betriebes: Von der Geschäftsführung bis zu einfachen Hilfsarbeiter/innen. Da werden Zusammenhänge zwischen Treibhauseffekt und Standby-Betrieb ebenso behandelt wie die Rohstoffpreisent-wicklung, Wasserhaushalt und Prozesskostenrechnung. In denKoReBB-Bändern II und III werden mögliche und nötige Qua-lifi zierungsmaßnahmen ausführlich vorgestellt. Daher fassen wir uns an dieser Stelle kurz und schließen mit einem Hinweis auf die Zukunft: Wenn dereinst Ressourceneffi zienz ein Prü-fungsfach von sämtlichen Ausbildungsgängen und Studien-richtungen ist, dann hat sie es geschafft.

Übrigens: Speziell zu BR-Projekten gibt es ein Handbuch für den Betriebsrat, das aus dem IG BCE-Konzept „Expert/innen in eigener Sache“ entstand.Legner u.a.: Beteiligung durch Projektarbeit. Bund-Verlag, 1999

Aus dem Lesetagebuch von Günther WissenAus dem Lesetagebuch von Günther Wissen

Das klingt mir doch sehr sympathisch. Vor allem dieses Buch zur Projektarbeit für Betriebsräte wird auch Meta interessieren. Und wer weiß, vielleicht werde ich ja mal RESSOURCENAGENT? Macht sich sicher auch gut im Lebenslauf. Katrin aus der Vorproduktion und Achim aus Halle 1 wären da sicher auch interessiert dran. Auf jeden Fall fänd ich es klasse, wenn wir so eine Qualifizierung bekämen. Da werde ich mich für einsetzen!

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Strom, Beleuchtung, Wärmerückgewinnung und Druckluft. So wird regelmäßig offengelegt, wo zu viel verbraucht wird. Manchmal hilft eine geringe Investition von 50 Euro um 5.000 Euro pro Jahr zu sparen.

Ohne jegliche Investition können Haltungs- und Verhaltens-änderungen der Mitarbeiter/innen Ressourcen schonen. Allein durch einen sorgsameren Umgang mit Energie und Material – ob am Arbeitsplatz, in den Pausen oder unter-wegs – können oftmals fünf- oder sechsstellige Eurobeträge gespart werden.

3.1 Wo lohnt sich die Suche? Ein Schnelldurchlauf

Diese Frage ist im Grunde mit einem Wort zu beantworten: Überall. Je intensiver ein Betrieb die Möglichkeiten der Res-sourceneffi zienz nutzen will, desto weiter werden auch die Bereiche, in denen sich die Suche lohnt. Nachhaltiges Wirt-schaften in Reinform (s. Kap. 2) betrifft die gesamte Wert-schöpfungskette. Sinnvoll ist es, bei der betrieblichen Lei-stungserstellung (im Schaubild: Produktion) zu beginnen. Hier geht es um Einsparpotenziale von drei Seiten:

ProduktionsprozessJeder einzelne Produktionsprozess lässt sich verbessern. Hier gehört jeder Teilschritt auf den Prüfstand: Was verbraucht er an Energie und Material? Wie lässt sich das gleiche oder gar ein besseres Resultat mit weniger Ressourceneinsatz errei-chen? Ein ganzheitliches Energiecontrolling erfasst und über-wacht sämtliche Energieverbräuche im Unternehmen: Heizung,

Die Wertschöpfungskette 31

Übrigens: Druckluft ist eine der teuersten Energieformen: Luft ist zwar kostenlos, doch beim Zusammenpressen gehen 90 % der eingesetzten Energie als Wärme verloren.Quelle BMU, 2009

31 Quelle: Eigene Darstellung nach Kirsten Lange (2011)

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Heizung

Strom

Druckluft

Wärmerückgewinnung

Beleuchtung

sorgsamer Umgang mit

Material und Energie:

– am Arbeitsplatz

– in den Pausen

– auf Dienstwegen

WiederverwertungWiederverwendung

PRODUKTION

Lieferanten/Zulieferer Weiterverarbeitung

Kund/innenVerbraucher/innen

Transport/Lagerung Transport/Lagerung

Energieversorger Wertstoff-Sammlung

PRODUKT-LEBENSZYKLUS

PRODUKTDESIGN

PRODUKTLEBENSLAUF

Roh-/Hilfs-/Betriebsstoffe

ENERGIECONTROLLING HALTUNG + VERHALTEN

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DGB BILDUNGSWERK BUND – BETRIEBSRATSQUALIFIZIERUNG

Produkt(design)Wer etwas mehr tun will, betrachtet auch das Produkt selbst: Schon beim Design lässt sich viel Material sparen (wie bei einem Staubsaugermotor, der viermal so klein ist wie sein gleich starker Vorgänger und damit 480 g Metalle und 210 g Kunststoffe weniger verbraucht, (Wirtschaftswoche, 4/2011, S. 79). Und auch das Produktleben nach der Produktion kann beeinfl usst werden – von langlebigen Materialien über Repara-turmöglichkeiten bis hin zum getrennten Recycling. Doch auch jenseits der eigenen Produktion können Betriebe auf Ressour-cenverbräuche achten und damit den ökologischen Rucksack k ihrer Produkte erleichtern. Sowohl Lieferanten als auch Wei-terverarbeitende können danach ausgewählt werden, wie viel und welche Umweltmaßstäbe sie anlegen. Dies kann vor allem dann Vorteile bringen, wenn man dies gegenüber den Kunden und Kundinnen kommuniziert, sich dadurch am Markt differen-ziert und Einnahmemöglichkeiten sichert.

UnterstützungsprozesseWeitere Sparbereiche sind Unterstützungsprozesse wie Trans-port und Lagerung. Hier können beispielsweise Wege und La-gerzeiten verkürzt – oder noch besser – vermieden werden, indem ein Zwischenprodukt gleich nach seiner Fertigstellung weiterverarbeitet wird. Umweltfreundliche Logistik und ener-giesparendes Fahrverhalten beim Transport tragen das Ihrige dazu bei.

Auch die Wahl des Energieversorgers hinterlässt einen ökolo-gischen Fußabdruck, der umso kleiner ist, desto regenerativer die genutzten Energien sind. Mittelfristig lohnt sich möglicher-weise sogar ein eigenes Blockheizkraftwerk. Und beim letzten Glied der Wertschöpfungskette lassen sich ebenfalls große

Dinge bewegen: Nach der Devise Abfall ist Wertstoff lassen sich viele Ressourcen wieder verwenden und eine eigene Wert-stoffsammelstelle kann sogar Arbeitsplätze schaffen. Wer noch mehr Spaß am Sparen bekommen hat, kann im Internet eine genauere Betriebsprüfung vornehmen. Verschiedene Portale bieten kurze und kostenlose Energie- oder Material-Checks an:

Anbieter kostenloser Energie- oder Material-Checks:

Umweltbundesamt (UBA) Der Klimalotse ist ein sehr nutzungsfreundlicher Leitfaden, un-ter anderem für Unternehmen und Kommunen in drei verschie-den ausführlichen „Nutzungsmodi“.www.klimalotse.anpassung.net/cln_104/klimalotse/DE/02_Intensivdurchlauf/0_home/home_node.html

VDI Zentrum Ressourcen Effi zienz und Klimaschutzkostenloser Mini-Check als Basis- und Vertiefungsmodul Metall.www.vdi-zre.de/ressourcenchecks.html

Fraunhofer IPT und EFAEin Angebot des Fraunhofer IPT (Institut für Produktionstech-nologie) und der Effi zienz-Agentur NRW (EFA). Hier können sich Unternehmen (derzeit nur Metallverarbeitung und Ober-fl ächenveredlung) anmelden und einen ökologischen „Quick-Check“ durchführen lassen. Das System vergleicht dann, wie ressourceneffi zient der eigene im Vergleich zu anderen Betrie-ben der gleichen Branche arbeitet.www.oekobench.de

EnergieAgentur.NRW Anschaulicher, interaktiver Rundgang durch ein Unternehmen. Mit Hintergrundwissen und Berechnungsmöglichkeiten für jede einzelne Sparmöglichkeit.www.energie-im-unternehmen.de

Deutsche Materialeffi zienzagentur (demea)13 Fragen zu allen Unternehmensbereichen, wo es wie viel Material zu sparen gibt, online und offl ine erhältlich.www.demea.de/selbstcheck

Global Footprint NetworkDie Non-Profi t-Organisation bietet Fußabdruck-Rechnerinternational und für Unternehmen.www.footprintnetwork.org/de/index.php/GFN

Bildquelle: „The green leaf Euro sign“, © Bronxgebiet, istockphoto.com

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Übrigens: Ein Joghurt legt bis zum Frühstückstisch 8.338 km zurück: Erdbeeren, Milch, Zucker, Stammbakterien, Deckel, Glas, Etikett, Verpackung, fertiger Joghurt.Hölzinger, Nadine: Kleines Handbuch für Klimaretter

Bildquellen: „Environmental concept“, © Dragan Grkic, istockphoto.com,„Business City Landscape“, © Vadym Nechyporenko, istockphoto.com

Aus dem Lesetagebuch von Günther WissenAus dem Lesetagebuch von Günther Wissen

Ok, jetzt gibt’s also Butter bei die Fische. Es stimmt schon: Der Kaffee bei uns steht immer auf der Warmhalte-platte - heißt ja auch so - verbraucht Massen Energie und schmeckt nach einer halben Stunde wie Teer … und das mit der Mikrowelle wusste ich z. B. nicht. So wie ich mir auch über Druckluft oder das Zustellen von Lüftern noch keine Gedanken gemacht habe. Werde gleich mal überprüfen, ob mein PC frei atmen kann …

Und dann gönn ich mir auch mal so einen virtuellen Betriebs-Rundgang. Da ist ja allerhand zu überprüfen. Dann habe ich dem BR schon gleich ein bisschen Arbeit abgenommen. Mit den Ergebnissen kann Meta den Chef bestimmt besser überzeugen, vor allem, wenn bei mehreren Rechnern was Ähnliches rauskommt. Für eine konkrete Berechnung werde ich bestimmt konkrete Zahlen brauchen. Das kriege ich allein nicht hin. Aber ich kann vielleicht am Montag in der Spätschicht mal in die Verwaltung

gehen. Montags ist nicht soviel los und da sagt mein Chef bestimmt nicht nein. Der war ja neulich ganz angetan von dieser Material-Spar-Idee. Und wenn er doch nicht mitspielt, komme ich zur Not eben eine Stunde früher. Was tut man nicht alles für die Umwelt …

Drei Wochen später:Drei Wochen später:

Es ist getan!!! Meta hat gemeinsam mit Herbert, unserem Vertreter im Aufsichtsrat, den Chef überzeugt: Wir wer-den ressourceneffizient! Der Wirtschaftsausschuss hat ein paar Zahlen beigesteuert über Ressourcenpreise und lang-fristige Entwicklung und so. Und meine selbstorganisierten Checks aus dem Internet haben auch dabei geholfen und schon mal viele Potenziale aufgezeigt. Mit denen bin ich dann vorher noch zu meinem Chef und dem Abteilungs-leiter aus der Beschaffung. Und beide hatten gleich ein paar konkrete Ideen dazu. Mit Vorgesetzten im Boot geht eben alles gleich besser! Jetzt müssten wir nur noch wissen, was genau zu tun ist.

Übrigens: Wer sparen will, muss messen.(Energie-)Manager-Weisheit

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Brenndauer der Leuchtstoffröhre (LSR):20 Minuten = 1.200 Sekunden

Brenndauer x Leistung der LSR = elektrische Arbeit (Wel):1.200 s x 56 W = 69.600 Ws

Wel / Dauer des Einschaltvorgangs = benötigte Leistung:69.600 Ws / 0,5 s = 139.200 W = 139,2 kW

In Prosa bedeuten diese Zahlen: Energie wird bereits ab einer Ausschaltdauer von 15 Sekunden gespart, die Lebensdauer der Röhre leidet allerdings, so dass sich ein Ausschalten erst für mindestens fünf Minuten lohnt (mit Vorschaltgerät auch ab 1 Minute). Für Ressourceneffi zienz-Projekte gelten also die glei-chen Planungs-Zyklen wie für jede andere Maßnahme auch. Der PDCA-Zyklus ist davon der bekannteste: Um Maßnahmen planen zu können, braucht man konkrete Messungen. Danach wird die Maßnahme probeweise eingeführt und ihr Erfolg er-neut gemessen. Ist ein optimales Ergebnis erreicht, wird die Neuerung übernommen.

PDCA-Zyklus 33

3.2 Was ist konkret zu tun? Ein Projektplan

Der wichtigste Schritt eines Projektplans RE ist ihm vorgela-gert: Die Geschäftsführung muss hinter dem Thema Ressour-ceneffi zienz stehen! Sieht sie Ressourcen als wesentlichen Teil ihres Kapitals an, dann bekommt die Maxime Gewinnmaximie-rung durch Kapitalminimierung eine neue Denkrichtung. Und Ressourceneffi zienz einen gleichberechtigten Platz neben den Unternehmenszielen Wirtschaftlichkeit und Funktionalität.

Wie jeder Managementprozess braucht auch die Ressour-ceneffi zienz eine sichere Basis. Mag der Spareffekt von ein-fachen Maßnahmen noch offensichtlich sein – etwa bei minus 10 Grad das Werkstor zu schließen – so tauchen schon sehr bald Fragezeichen auf: Ab wann lohnt sich beispielsweise das Ausschalten einer Leuchtstoffröhre, ohne dass sie Schaden nimmt? Hier werden konkrete Zahlen und Messungen benö-tigt, um eine wirtschaftlich und ökologisch sinnvolle Entschei-dung zu treffen (Ressourcenkostenrechnung). Bei der Leucht-stoffröhre sind das zum Beispiel: 32

32 Quelle: Berechnung Dipl.-Ing. Peter Brünler (Energie/Impuls/OWL), Phillips (Hersteller von Beleuchtungstechnik)

PLANEN

aufgrund von Meßzahlen

Maßnahmen entwerfen

ÜBERPRÜFEN

Wirkung überprüfen

PLAN

DO

CHECK

ACTEINFÜHREN

Maßnahmen übernehmen

und standardisieren

UMSETZEN

Maßnahmen ausprobieren

33 Quelle: Eigene Darstellung

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Mensch – System – Technik 34

giemanagementsystems nach DIN EN ISO 16001 gegangen ist, in einen allgemeinen Projektplan zur Einführung eines verstär-kten ressourceneffi zienten Handelns in betriebliche Abläufe. Der Projektplan oder einzelne Elemente daraus sind übertrag-bar auf andere Branchen oder Unternehmen. Im Allgemeinen betrachtet man drei Bereiche, die sich teilweise überlappen: den Menschen, das System und die Technik (s. Schaubild).

Um die Steigerung der Ressourceneffi zienz als Querschnitts-aufgabe in einem Unternehmen umzusetzen, empfi ehlt es sich einen ganzheitlichen Managementansatz zu verfolgen. Alle ge-nannten Managementsysteme (ISO 14001, EMAS, ISO 16001) bieten hierfür gute Ansätze. Im Folgenden übertragen wir einen Weg, den ein im Rahmen von KoReBB teilnehmendes Unter-nehmen mit ca. 1.100 Beschäftigten zur Einführung eines Ener-

34 Quelle: Eigene Darstellung

DER MENSCH

DokumentationBerichtswesen

Messstellen und Netzstrukturen

optimieren

– Identifi kation der Geschäftsführung mit dem Projekt RE

– Alle Mitarbeiter/innen mitnehmen

– Information, Kampagnen …

– Energietransparenz– Energiecontrolling

DAS SYSTEM DIE TECHNIK

– Mess-, Steuer- und Regelungstechnik nutzen

– technische Lösungen umsetzen (ggf.)

Maßnahmenplan

Ressourceneffi zienz

entwickeln und umsetzen

Page 47: Ressourceneffizienz – kleiner Aufwand mit großer Wirkung

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DGB BILDUNGSWERK BUND – BETRIEBSRATSQUALIFIZIERUNG

Bereich

Projekt RE umsetzen –To-Do Liste 35

35 Quelle: Eigene Darstellung

Was ist zu tun?

Stabsstelle einrichten bspw.

Energiemanagement-

Beauftragte/r

Energieteam

installieren

Energiepat/innen

benennen und schulen

Workshops

organisieren

Prozesse bewerten

Öffentlichkeit auf dem

Laufenden halten

Schulungen

durchlaufen

Zertifi zierungen /

Audits durchführen

Berichtswesen installieren

und pfl egen

Was heißtdas konkret?

ausschließlich für Aufbau und Pfl ege

des Energie-Managements zuständig:

Maßnahmen, Durchführung,

Dokumentation – Zertifi zierung;

beruft bspw. E-Team und E-Paten

MitarbeiterInnen suchen, die sich

dauerhaft der Aufgabe annehmen

… für einzelne Energiearten,

Abteilungen, Kostenstellen u. a.

… zu Sparpotenzialen in betriebsrele-

vanten Regelbereichen (Beleuchtung,

Heizung, Druckluft, Antriebe …)

Prozessverantwortliche

unterweisen

Berichte in Werks- oder Betriebsrats-

zeitungen, Aushänge, Mailaktionen,

Wettbewerbe im Ideenmanagement,

Kampagnen und (Kunst- oder Plakat)

Aktionen organisieren

Allgemein für Geschäftsführung,

Betriebsrat, alle Beschäftigten, vorge-

schrieben bei der Zertifi zierung

Zertifi zierung nach DIN EN ISO 16001

(in anderen Fällen auch nach EMAS

oder DIN EN ISO 14001)

Erstellung von Energieberichten für

Prozessverantwortliche und Energie-

team automatisieren

Wer ist verantwortlich?

Geschäftsführung

Energiemanagement-

Beauftragte/r

Energiemanagement-

Beauftragte/r

Energiemanagement-

Beauftragte/r mit externer

Unterstützung

Energiemanagement-

Beauftragte/r mit externer

Unterstützung

Energiemanagement-

Beauftragte/r,

Energieteam,

Betriebsrat

Energiemanagement-

Beauftragte/r,

Personalentwicklung,

mit externer Unterstützung

Energiemanagement-

Beauftragte/r,

Energieteam

Energiemanagement-

Beauftragte/r,

Kolleg/innen vor Ort,

Energiepat/innen

DER MENSCH

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RESSOURCENEFFIZIENZ – KLEINER AUFWAND MIT GROSSER WIRKUNG, BAND 1

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Bereich

Projekt RE umsetzen –To-Do Liste (Forts.)

Was ist zu tun?Was heißtdas konkret?

zur Erkennung von Verlusten,

Darstellung der Energieverläufe

und Mengenverteilungen

Optimierung, Automatisierung

und Plausibilisierung der

Kostenstellenzuordnung

Ständige Beobachtung aller

Energieträger

Je nach den Ergebnissen des

Energiecontrolling konkrete

Einsparmöglichkeiten planen

Überprüfung und Anpassung

von Bauteilen

Überprüfung der gesetzten Ziele als

eine Voraussetzung für Zeritfi zierung

Messstellen auf Zweckdienlichkeit

überprüfen und nicht benötigte

entfernen

Netzstrukturen bereinigen

(optimieren); Übersicht und

Transparenz herstellen

… entsprechend dem

Maßnahmenplan

Wer ist verantwortlich?

Energiemanagement-

Beauftragte/r,

Energieteam

Energiemanagement-

Beauftragte/r,

Energieteam

Energieteam

Energiepat/innen

Energiemanagement-

Beauftragte/r,

Energieteam, Betriebsrat,

Geschäftsleitung,

(betroffene Abteilungen)

Energieteam,

Geschäftsleitung

Energiemanagement-

Beauftragte/r,

Energieteam,

Energiepat/innen,

Geschäftsführung

Energiemanagement-

Beauftragte/r,

Energieteam,

Energiepat/innen

Energiemanagement-

Beauftragte/r, Energieteam,

Energiepat/innen

Jeweilige Prozessverant-

wortliche in Zusammenar-

beit mit Energieteam- und

-beauftragten

Energiecontrolling

einführen

Energietransparenz

herstellen

Monitoring sicherstellen

Maßnahmenplan

entwickeln

Messtechnik / Steuer- und

Regelungstechnik einsetzen

oder überprüfen

Dokumentation erstellen /

vervollständigen

Messstellen bereinigen

Netzstrukturen

optimieren

Maßnahmen umsetzen

DAS SYSTEM

DIE TECHNIK

Page 49: Ressourceneffizienz – kleiner Aufwand mit großer Wirkung

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DGB BILDUNGSWERK BUND – BETRIEBSRATSQUALIFIZIERUNG

Am Ende des Prozesses stehen nicht nur ein öffentlichkeits-wirksames Umwelt-Zertifi kat, sondern auch immense Einspa-rungen: 70 – 80 % sind da durchaus drin. Trotzdem ist sicher offensichtlich geworden: Die Einführung eines Energie- oder Ressourcen-Managementsystems ist ein komplexer Vorgang, vor allem bei größeren Betrieben. Es ist daher keine Schande, sich dafür kompetente Unterstützung zu holen. Dank umfang-reicher Fördermittel aus EU, Bund und Ländern kosten solche Ressourcen-Beratungen nicht die Welt – insbesondere im Ver-gleich zu den möglichen Einsparungen. Außerdem ist lediglich der Anfang unterstützungsbedürftig. Wenn die Ressourceneffi -zienz einmal läuft, wird sie zum Selbstläufer.

Wir haben hier eine Liste von Beratungsinstrumenten zu-sammengestellt. Entweder werden dazu externe Beratungen beauftragt, oder es bildet sich eine betriebsinterne Projekt-gruppe, die die Ökoeffi zienz des Betriebes abcheckt. (Zu EFA, demea und Wuppertal-Institut – s. Wer ist Wer?)

Aus der Toolbox der Effi zienzagentur NRW:

PIUS-Check (Produktionsintegrierter Umweltschutz)(Vor allem kleine- und mittlere) Unternehmen wählen sich ein/e unabhängige Berater/in, die in Kooperation mit der EFA eine „Prozessorientierte Stoffstromanalyse“ durchführt. Ziel ist es, ökonomische und ökologische Verbesserungen zu fi nden.

Ökoeffi zienzcheck HandwerkDer Name sagt eigentlich schon alles: durch unabhängige Be-ratung sollen Handwerksbetriebe ökologischer arbeiten und dadurch Kosten senken und Wettbewerbsfähigkeit steigern.

InstandhaltungscheckDas Instrument überprüft, inwieweit die Produktionssysteme optimal funktionieren, oder ob es zu Ausfällen, Produktivi-tätsverlusten, Qualitätsproblemen o. ä. kommt. Erhöht die An-lagennutzungsdauer, Verfügbarkeit und Ressourceneffi zienz.

Einige der genannten Schritte erfolgen parallel, andere können früher oder später stattfi nden, je nach Bedarf abgeändert oder auch gestrichen werden: Wer sich zunächst nur auf Materi-aleffi zienz konzentrieren will, braucht sich beispielsweise keine Gedanken über die Einführung eines Energiecontrollings zu machen. Zum besseren Verständnis sind Sinn und Zweck der einzelnen Schritte hier noch einmal erläutert:

Notwendige Erfolgsbedingung für das Gelingen von Maßnah-men zur Steigerung der Ressourceneffi zienz ist die Akzeptanz des Themas seitens der Geschäftsleitung. Um dieses tief im Unternehmen zu verankern, empfi ehlt es sich darüber hinaus eine entsprechende Stabsstelle einzurichten. Die Stabsstelle – beispielsweise ein Energiemanagement-Beauftragter – lei-tet und koordiniert sämtliche Aktivitäten, die zur Steigerung der Ressourceneffi zienz beitragen. Zur Unterstützung können gerade in größeren Unternehmen zusätzliche (Energie-)Teams gebildet werden, die sich mit der Entwicklung und Umsetzung konkreter Maßnahmen beschäftigen. Um alle Beschäftigten im Unternehmen über das Vorhaben zu informieren können ne-ben Aushängen, Intranet oder Unternehmenszeitungen auch sogenannte Energiepat/innen dienen.

Neben der Öffentlichkeitsarbeit ist die Qualifi zierung ein wich-tiger Baustein, um die Breite der Beschäftigten zu erreichen. Erste Schulungen dienen vor allem dazu, für die Zusammen-hänge und die Notwendigkeit von ressourceneffi zientem Han-deln auf allen Unternehmensebenen zu sensibilisieren und zu motivieren.

Zu Beginn eines Projektes zur Einführung von Ressourcenef-fi zienz als Querschnittsthema in alle Unternehmensbereiche steht aber auch die Ist-Analyse. Bevor man daran denken kann, intelligenter mit Energie umzugehen oder Materialien schonender einzusetzen, muss man wissen, wo und wie viel Energie und Materialien überhaupt verbraucht werden. Diese Aufgabe geht der/die Energiemanagementbeauftragte ge-meinsam mit seinem/ihrem Team an. Als fortlaufende Aufgabe empfi ehlt es sich ein Energie-Controlling einzuführen, das die Energie- und Materialverbräuche an den ausgewählten Stellen (sogenannten Messstellen) regelmäßig erfasst.

Übrigens: Würden von der Fläche Deutschlands 2,04 % (konser-vativ gerechnet!) mit südwärts gerichteten Solarmo-dulen bebaut, wäre der Strombedarf der Deutschen gedeckt. Dipl.-Ing. Peter Brünler, Energie Impuls OWL e. V.

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mentiert, wie viel Ressourcen ein Produkt von der Entstehung bis zur Entsorgung verbraucht.

www.wupperinst.orgwww.mips-online.de

Deutsche Materialeffi zienzagentur (demea):

Impulsprogramm Materialeffi zienzMit dem Impulsprogramm Materialeffi zienz können Unter-nehmen in zweierlei Hinsicht bei der Steigerung ihrer Mate-rialeffi zienz unterstützt werden. Mit dem Förderprogramm VerMat wird die individuelle Beratung von Unternehmen zur Steigerung der Materialeffi zienz unterstützt. Das Programm NeMat fördert die Vernetzung von Unternehmen, die durch gemeinsame Aktivitäten ihre Materialeffi zienz verbessern wol-len. Wurden in Unternehmen Maßnahmen zur Steigerung der Materialeffi zienz bereits erfolgreich umgesetzt, können sich diese Unternehmen für den mit 10.000 Euro dotierten Materi-aleffi zienzpreis bewerben.

www.materialeffi zienz.de

Deutsche Energieagentur (dena):

Initiative EnergieEffi zienzIn ihrer Initiative EnergieEffi zienz bietet die Deutsche Energie-agentur (dena k) geförderte Beratungen, kostenlose Web-seminare sowie Energieeffi zienz-Netzwerke an.

www.dena.dewww.industrie-energieeffi zienz.deZusammenstellung von Institutionen auf Landesebene:www.dena.de/services/service/links

B.A.U.M. e. V.:

Der „Bundesdeutsche Arbeitskreis für umweltbewusstes Ma-nagement“ (B.A.U.M. e. V.) steht Im Zentrum des B.A.U.M.-Netzwerks und bietet vielerlei Beratungen an – vom Umwelt-Effi zienz-Check ECO+ bis hin zu Systemaufstellungen.

www.baumev.de

JUMP (umweltgerechtes Produktdesign)Instrument, um betriebliche Entwicklungsprozesse zu strukturie-ren, um moderne Methoden zu ergänzen und letztlich umwelt-gerechtere Produkte zu entwerfen. Reduziert Produktlebenszy-klus-Kosten und stärkt zugleich die Methodenkompetenz der beteiligten Mitarbeiter/innen.

RKR (Ressourcenkostenrechnung) Planungs-, Steuerungs- und Kontrollinstrument, um ressour-cenbezogene Kostensenkungspotenziale zu ermitteln. Es ver-bindet kaufmännische und technische Prozessinformationen und steht in fünf Detaillierungsstufen zur Verfügung.

PIUS-FinanzierungBeratungsangebot für Investitionen zur Ressourceneffi zienz und Hilfe bei Anträgen zu Förderprogrammen.

VOC-Tool Das excel-Instrument hilft bei der Aufstellung der betriebs-spezifi schen Lösemittelbilanz und dem gesetzlich geforderten Reduzierungsplan (gemäß 31. BlmSchV)

PIUS – Recht leicht gemacht bietet einen „Rundgang durch das Umweltrecht“ und gibt Hil-festellungen, die vielfältigen Gesetze einzuhalten.

www.efanrw.de www.pius-recht.de

Wuppertal-Institut:

SAFE (Sustainability Assessment for Enterprises)Selbstbewertungs-Verfahren in sechs Phasen, das ein „SAFE-Team“ von 6 – 20 Personen im Betrieb durchführt. Mit Status-Quo-Analyse, Zukunfts-Workshop, Durchführung und Über-prüfung der beschlossenen Maßnahmen.

MIPS (Material-Input pro Serviceeinheit)Die lebenszyklusweite Produktanalyse in sieben Schritten doku-

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DGB BILDUNGSWERK BUND – BETRIEBSRATSQUALIFIZIERUNG

Meta Sicht

3.3 Was ist bei der Einführung im Betriebempfehlenswert? Tipps aus der Praxis

Die folgenden Praxistipps fassen Erfahrungen aus drei Jahren KoReBB-Projektarbeit sowie 20 Jahren Treffen der Umwelt-arbeitskreise beim DGB Bildungswerk BUND zusammen. Wir haben sie, um das Bild abzurunden, noch etwas um andere Quellen ergänzt und wünschen viel Erfolg bei der Umsetzung.

Ressourceneffi zienz-Chancen nutzen mit Sinn und Sinnen

Ressourceneffi zienz unter’s Volk bringen

1

Freude am Thema wecken und bisher Unbedarfte begeistern: Ressourcensparen macht Spaß, motiviert, ist wirtschaftlich, innovativ, zukunftsweisend, auf der Höhe der Zeit, „cool“ – Ressourcen verschwenden dagegen ist: rückschrittlich, an-tiquiert, verantwortungslos, kostenintensiv, „uncool“.

Ressourceneffi zienz mit allen Sinnen erfahrbar machen: Aufrütteln und inspirieren durch bildende Kunst, Musik, Theater. Dafür beispielsweise mit Kunsthochschulen und Künstler/innen zusammenarbeiten. Beispiele: sprechende Aufzüge, Kurzfi lme, Fotos, Plakatserien, Gemeinschaftser-lebnisse bei Kunstaktionen

Arbeitsumfeld verändern, z. B. Zusammensitzen in Lounges – das beschleunigt Bewusstseinsprozesse um ein Vielfaches

Belegschaft frühzeitig über den Einfl uss des Betriebsrats informieren (nicht im Untergrund vor sich hin werkeln!)

Mit Anfangserfolgen Bewusstsein schaffen, wie effi zient Ressourceneffi zienz ist

Nach den ersten Erfolgen am Ohr und Auge der Belegschaft bleiben: komplizierte technische Lösungen ins rechte Licht setzen

2

Übrigens: Wer Ressourcen spart, ist kein technikfeindlicher Ökozausel, sondern ein fortschrittlicher, moderner Mensch des 21. Jahrhunderts.

Aus dem Lesetagebuch von Günther WissenAus dem Lesetagebuch von Günther Wissen

Ok. Das sieht ja ziemlich gewaltig aus. Aber hat schon Hand und Fuß. Unsere Geschäftsführung sollte also zu-nächst mal jemanden benennen, der oder die das Ganze koordiniert. Also ich hätte da schon Spaß dran … vielleicht bewerbe ich mich ja.

Danach müssen wir interessierte Menschen finden, die Energie-Paten und -Patinnen werden wollen. Und na-türlich ein Energie-Team zusammenstellen. Wie ich schon dachte, Katrin und Achim waren ganz Ohr, als ich ihnen davon erzählte. Außerdem wären auch ein paar Leute aus der Verwaltung nicht schlecht. Der Einkauf ist immer so überheblich, aber Gabi vom Controlling? Mit der singt doch meine Frau im Chor - die könnte sie doch mal unverbindlich darauf ansprechen. Und wenn sie selbst nicht will, weiß sie vielleicht jemand anders …

Ist schon gut, wenn man seine Netzwerke nutzt … ohne unseren Herbert aus dem Aufsichtsrat hätten wir den Alten auch nie überzeugen können - da kann der Be-triebsrat vorschlagen, was er will. Nun müssen wir ihm nur noch einen halbwegs realistischen Zeitplan vorlegen. Mal schauen, wie weit ich mit Meta da komme am nächsten Dienstag im „Plan B“. Passt ja auch gut zu unserem Vorhaben, der Kneipenname. Ein Plan B wäre auch nicht schlecht …

Ich bin auf jeden Fall froh, dass Meta und ihre Mannen durchgesetzt haben, dass ich für diesen Ressourcen-Job ein paar Stunden freigestellt werde … ist ja doch viel Ar-beit. Einen Flyer für die Belegschaft soll ich ja auch noch entwerfen - aber da frag ich auch mal im Betriebsrat nach, die haben doch Erfahrung mit ihrer BR-Zeitung. Oder ich wende mich an unsere Pressestelle, die haben sicher auch gute Ideen. Na denn mal los.

Energie-Team

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Ressourceneffi zienz organisieren

Ressourceneffi zienz weiter denken

Ressourceneffi zienz den Entscheider/innen nahe bringen

Ressourceneffi zienz – ein ganzheitliches Verständnis schaffen

Auch kleinere Erfolge gebührend würdigen und verbreiten

Eigenen (Betriebsrats-) Anteil daran verdeutlichen

Stolz und Freude an der erfolgreichen Arbeit rüberbringen

Alle vorhandenen Medien nutzen: Schwarzes Brett, BR- und Werks-Zeitung, Intranet, informelle Gespräche, usw.

Neue Wege der Öffentlichkeitsarbeit suchen: Flyer, Plakate, After-Work- oder Kaminrunden (s. Kunstaktionen)

Thema auf die Tagesordnung von Monatsgesprächen set-zen: Ressourceneffi zienz als (fi nanziellen!) Unternehmens-vorteil ausweisen

Am Anfang der Überzeugungskette positive Beispiele aus anderen Unternehmen zeigen. Maßnahmen, die keine Er-fahrungswerte vorweisen können oder sich nicht in 2 Jahren amortisieren, haben es in den meisten Unternehmenskul-turen schwer (Tipp: mit Maßnahmen ohne Investitionsbedarf beginnen)

Netzwerke nutzen, um Entscheider/innen zu überzeugen

Aufgeschlossene Vorgesetzte als Unterstützung gewinnen

Ressourceneffi zienz möglichst als Querschnittsaufgabe eta-blieren: als gleichrangiges Ziel neben Wirtschaftlichkeit und Funktionalität entlang der gesamten Wertschöpfungskette denken und umsetzen

Bewusstsein für Zusammenhänge schaffen

Den Blick für Sparpotenziale schärfen

Prozesse nachverfolgen: – anhand von Checklisten beobachten – Kennzahlen entwickeln– Checklisten zusammenstellen

3

4

Potenziale und Kompetenzen der Belegschaft nutzen und anerkennen (Ideenmanagement, Betriebsratsprojekte, KVP)

Beteiligung auch ohne Teilnahme an Projekten ermöglichen und wertschätzen

Externe Sicht hinzuziehen (Umweltgutachter/innen, aber auch Betriebsrats-Kolleg/innen aus anderen Branchen – sie sehen oft andere Dinge als die eigenen Expert/innen)

Attraktive Anreizsysteme einführen

Möglichkeit der Betriebsrats-Ausschüsse nutzen (§§ 27 und 28 BetrVG): speziellen Ressourcenausschuss gründen oder bestehende Ausschüsse mit dem Thema betrauen (Innova-tions-, Wirtschaftausschuss – können Ressourceneffi zienz als langfristigen „Megatrend“ diskutieren und einbringen!)

Bezahlte Freistellung von interessierten Beschäftigten erwir-ken (Teilnahme an überbetrieblichen Umweltarbeitskreistref-fen, Prozessbeobachtungen, usw.)

Betriebsrats-Projekt ins Leben rufen (ggf. Betriebsvereinba-rung dazu abschließen)

Betriebsweite Schulungen mit der Geschäftsleitung verhan-deln (möglichst in der Arbeitszeit und verpfl ichtend)

Ressourceneffi zienz als Bestandteil der betrieblichen Aus-und Weiterbildung etablieren

Ressourceneffi zienz auch in den Zulieferketten thematisieren

Für innovative Produktentwicklung auf eigene Stärken besinnen: Wie können wir uns weiterentwickeln?

Kooperationen mit anderen Organisationen eingehen– Fahrgemeinschaften oder Wertstoffsammlung mit benachbarten Unternehmen– Produktentwicklung mit Umweltverbänden– Innovative Projekte gemeinsam mit Kund/innen entwickeln und vorantreiben (Stichwort: Open Innovation)

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DGB BILDUNGSWERK BUND – BETRIEBSRATSQUALIFIZIERUNG

Aus dem Lesetagebuch von Günther WissenAus dem Lesetagebuch von Günther Wissen

Das sind ja nochmal ganz neue Ideen. Die mit den Kunst-projekten finde ich ja grandios. Da werde ich gleich mal meine Nichte Klara drauf ansetzen, die studiert doch an der Hochschule der Künste … das zum Thema Netzwerke nutzen! Die Erfolge in der Öffentlichkeit zu verkaufen, ist auch ganz wichtig. Ich werde mal ein paar Plaka-te entwerfen und sie in der Firma verteilen - an den Aufzügen vielleicht. Da müssen eh immer alle warten und langweilen sich. Ich werde einfach Zahlen draufschreiben, was wir eingespart haben, und mit irgendwas vergleichen, zum Beispiel mit dem Stundenlohn eines Facharbeiters oder so. Vielleicht mach ich auch noch eine kleine Skizze dazu, damit mehr Leute hingucken …

Ressourceneffi zienz-Netzwerke aufbauen und nutzen

Arbeitnehmer-Vertretung im Aufsichtsrat für das Thema aufschliessen (der Aufsichtsrat hat mehr Einfl uss als ein örtlicher Betriebsrat)

Gesamt- und Konzernbetriebsrat einbeziehen

Auf innerbetriebliche Expert/innen zurückgreifen und Kooperationen anstoßen (Umweltschutzbeauftragte, usw.)

Unterstützung von gewerkschaftlicher Seite nachfragen

Vertrauensleute einbeziehen (auch dazu kann eine Betriebsvereinbarung nützen)

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Wer ist wer? Institutionen für Ressourceneffi zienz

Bundesumweltministerium

Die Internetseite des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und

Reaktorsicherheit enthält verschiedenste Infos zu mannigfaltigen Um-

weltthemen – von Online-Quiz bis zu Broschüren.

www.bmu.de

demea (Deutsche Materialeffi zienzagentur)

Die demea wurde gegründet vom Bundesumweltministerium, um Be-

triebe über die Bedeutung der Materialeffi zienz zu informieren und sie bei

deren Umsetzung zu unterstützen. Dazu vergibt sie beispielsweise jährlich

den Materialeffi zienz-Preis.

www.demea.de

Deutsche Energie-Agentur

Das „Kompetenzzentrum für Energieeffi zienz, erneuerbare Energien und

intelligente Energiesysteme“ möchte Wirtschaftswachstum mit immer

geringerem Energieeinsatz schaffen. Die Organisation wird getragen

von der Bundesrepublik, Versicherungen und Banken und fi nanziert sich

vor allem durch öffentlich-private Partnerschaften (Public Private Part-

nership, PPP). Die Website enthält umfangreiche Nachschlagewerke (gut

sortierte Linkliste, Energie-Glossar, sehenswertes Filmarchiv) und ist auch

in Englisch, Chinesisch und Russisch verfügbar.

www.dena.de

DGB Bildungswerk BUND – Umweltblog des

Kompetenzzentrum Umwelt und Nachhaltigkeit (UNA)

Der Umweltblog des Kompetenzzentrums Umwelt und Nachhaltigkeit

beschäftigt sich mit betrieblichem Umweltschutz, Umweltpolitik und

Wegen zur Gestaltung „Nachhaltiger Entwicklung“ innerhalb des Ge-

schäftsbereichs Betriebsratsqualifi zierung des DGB Bildungswerk BUND in

Düsseldorf. Er richtet sich an Betriebs- und Personalräte, Beschäftigte in

Unternehmen und Umweltbeauftragte, und möchte die Angesprochenen

unterstützen und zur Verbesserung der Zusammenarbeit untereinander

beitragen.

http://umwelt.betriebsratsqualifi zierung.de

Umweltarbeitskreis (UAK)

Der Umweltarbeitskreis ist einer der möglichen Ausschüsse eines Be-

triebsrats (nach § 27f BetrVG). In ihm treffen sich Menschen, die ihr

Umweltbewusstsein nicht am Werkstor abgegeben haben, und die di-

ese Einstellung auch weitergeben und nutzen möchten. Kurz: Der UAK

kümmert sich um alle Umweltschutzthemen im Betrieb. Um die verschie-

denen Arbeitskreise bundesweit zu vernetzen, bietet das DGB Bildungs-

werk BUND jährlich ein einwöchiges Seminar an, in dem sich engagierte

Umweltschützer/innen der Betriebs- und Personalräte austauschen und

vernetzen. Als Besonderheit dieser UAK-Treffen beschreiben seine Mit-

glieder immer wieder die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen den ein-

zelnen Branchen. Über den Tellerrand von Stahl, Post, Gastronomie & Co.

zu blicken, eröffnet oft die entscheidenden Ideen für eigene Problemlö-

sungen. Wer einen Motivationsschub braucht, ist im Umweltarbeitskreis

bestens aufgehoben.

http://umwelt.betriebsratsqualifi zierung.de/gelebter-umweltschutz-im-

betrieb-fachtagung-am-22-september-2010-in-berlin

Effi zienz-Agentur NRW (EFA)

Dieses unabhängige „Kompetenzzentrum für ressourceneffi zientes Wirt-

schaften“ berät produzierende Unternehmen in Nordrhein-Westfalen

zum „Produktionsintegrierten Umweltschutz (PIUS)“. Initiiert vom Um-

weltministerium NRW hat die Effi zienz-Agentur NRW seit 1998 schät-

zungsweise 1.000 Projekte begleitet.

www.efanrw.de

Initiative EnergieEffi zienz

Die „bundesweite Informations- und Motivationskampagne“ der Deut-

schen Energieagentur (dena k) bietet viel Service für drei Zielgruppen:

private Haushalte, Industrie/Gewerbe und Dienstleistungen und vergibt

jährlich den Energy Effi ciency Award.

www.initiative-energieeffi zienz.de

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DGB BILDUNGSWERK BUND – BETRIEBSRATSQUALIFIZIERUNG

Zentrum Ressourcen Effi zienz und Klimaschutz

Als eine Tochter der VDI GmbH ist das Ziel des „ZRE“, „den integrierten

Einsatz von Umwelt-, Ressourcen- und Klimaschutztechnologien allge-

mein verständlich und umfassend darzustellen und zu befördern“. Dies

tut es unter anderem durch Richtlinienarbeit, Förderung von Projekten

und eine Datenbank, in der die Unternehmen zu diesen Projekten gesucht

werden können.

www.vdi-zre.de

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Infozentrum UmweltWirtschaft des Bayerischen

Landesamts für Umwelt (LfU)

Ein Mekka für (kostenlose) Informationen: Branchenleitfäden, Hinter-

grundinfos zu verschiedenen Umweltbereichen, Broschüren zu Umwelt-

management oder Mitarbeitermotivation, Poster und ein amüsant-infor-

mativer Film zur Ressourceneffi zienz entlang der „Wurstschöpfungskette“

(www.izu.bayern.de/fi lm) auf Bayerisch.

www.izu.bayern.de

Netzwerk Ressourceneffi zienz

Das Netzwerk dient dem Austausch von Know-How und Erfahrungen zur

Ressourceneffi zienz. Dies passiert auf der Webseite durch viele sortierte

Beispiele und Praxisinformationen, aber vor allem auf bundesweiten oder

regionalen Netzwerkkonferenzen.

www.netzwerk-ressourceneffi zienz.de

Wuppertal Institut (WI)

Seit seiner Gründung 1991 ist das Wuppertal Institut angebunden an das

Wirtschaftsministerium in NRW. Es betreibt „Nachhaltigkeitsforschung“

mit jährlich 80 – 100 Projekten. Aus ihm entstanden verschiedene Be-

ratungsinstitute wie beispielsweise die Trifolium-Beratungsgesellschaft

mbH (www.nachhaltigkeit.de)

www.wupperinst.org

Umweltbundesamt (UBA)

Das UBA kümmert sich als zentrale Umweltbehörde Deutschlands um Öf-

fentlichkeitsarbeit, wissenschaftliche Unterstützung der Bundesministe-

rien und die Umsetzung von Umweltgesetzen (z. B. Emissionshandel). Sie

arbeitet transdisziplinär und möchte ein „Frühwarnsystem“ für mögliche

Beeinträchtigungen für Mensch und Umwelt sein. Auf der UBA-Webseite

fi nden auch Unternehmen viele aktuelle Informationen, Leitfäden und

Broschüren zu allen Bereichen des Umweltschutzes.

www.umweltbundesamt.de

Übrigens: Apropos „Energieeffi zientes Verhalten“: Der Stand-by-Betrieb verbraucht in Deutschlandjährlich 14.000.000.000 kWh. Das entspricht1 ¾ 1-GW-Atomkraftwerke oder 2,8 Mrd. € oder 750.000 Kindergartenplätze oder23.000.000 ha Regenwald oder73.000 kg Golddena, destatis, regenwald.org, silber.de

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Was ist was? Glossar zur Ressourceneffi zienz

Carbon Dioxide Capture and Storage (CCS):

„CO2-Abscheidung und -Speicherung“ – Die in Entwicklung befi ndliche

Technologie verspricht CO2 bei der Nutzung fossiler Energieträger abzu-

scheiden und unter der Erde speichern zu können (Zum Beispiel in Erd-

öl- oder Erdgasfeldern sowie Kohlefl özen). Wegen verschiedener nicht

endgültig auszuschliessender Risiken (z. B. Rückfl üsse) ist dies nur eine

mittelfristige Übergangslösung, die aber hilfreich sein könnte, falls es tech-

nisch möglich und nötig sein sollte, der Atmosphäre aktiv CO2 zu entziehen.

Corporate Social Responsibility (CSR):

Die „gesellschaftliche Verantwortung eines Unternehmens“ zeigt sich

darin, inwieweit dieses Unternehmen nicht nur eigene wirtschaftliche,

sondern auch gesellschaftliche Interessen verfolgt. Unter CSR fällt dabei

jegliches Engagement im Sozial- oder Umweltbereich, das die Lebensqua-

lität und nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft fördert. Die Einschrän-

kung auf gesellschaftliche Belange unterscheidet die CSR von der…

Corporate Sustainability:

„Unternehmerische Nachhaltigkeit“ – zielt darauf ab, das gesamte Ka-

pital eines Unternehmens dauerhaft zu erhalten. Das dahinterstehende

Prinzip sieht vor möglichst vom Überschuss zu leben und nicht von der

Substanz. Bei fi nanziellem Kapital ist dieses Prinzip selbstverständlich,

bei ökologischem (z. B. Wasser, fossile Energieträger) oder sozialem Kapi-

tal (z. B. Vertrauen, Rückhalt in der Bevölkerung) leider noch nicht.

Cradle to Cradle (C2C):

In einem Wertschöpfungsprozess „von der Wiege bis zur Wiege“ werden

alle benötigten Ressourcen wieder in natürliche oder technische Kreis-

läufe zurückgeführt. Die Erfi nder des „C2C“ – der deutsche Chemiker

Braungart und der amerikanische Architekt McDonough – bezeichnen ei-

nen solchen Herstellungsprozess als ökoeffektiv nach dem Prinzip „Abfall

ist Nahrung“. Im Gegensatz dazu würden bei ökoeffi zienter Produktion

zwar pro Einzelstück Ressourcen eingespart, doch durch den Rebound-

Effekt k können insgesamt mehr Ressourcen verbraucht werden.

Übrigens: Inzwischen existiert eine richtige Kunstszene rund um Ressourceneffi zienz, etwa das Cradle to Cradle® -Festival oder die Wanderausstellung „Zur Nach-ahmung empfohlen – Expeditionen in Ästhetik und Nachhaltigkeit“.

Dekarbonisierung:

Dies meint die Verringerung des CO2-Ausstoßes.

Dematerialisierung:

Hinter dem Begriff verbirgt sich die Strategie, menschliche Bedürfnisse

mit weniger materiellen (natürlichen) Ressourcen zu befriedigen.

Gold Standard:

Der „Gold Standard“ ist ein Qualitätsstandard für CO2-Kompensations-

projekte. Er stellt sicher, dass Projekte im Rahmen des „Clean Develop-

ment Mechanism“ – und damit des regulierten Marktes – den höchsten

Ansprüchen genügen. Neben dem Ziel, sicherzustellen, dass Kompensa-

tionsprojekte tatsächlich zu einer Reduktion von Treibhausgasen führen,

sollen diese Projekte dazu beitragen, eine nachhaltige Entwicklung der

jeweiligen Länder zu fördern.

Aus: www.wwf.de/themen/klimaschutz/jeder-kann-handeln/

kompensation-von-emissionen/gold-standard/

Klimaneutralität (auch CO2-Neutralität):

Klimaneutral zu handeln heißt nicht, kein CO2 zu verbrauchen, sondern

das verbrauchte CO2 an anderer Stelle durch Treibhausgas-Einsparungen

wieder auszugleichen. Beispielsweise kann als Kompensation für eine

Flugreise eine zusätzliche (!) Klimaschutzmaßnahme unterstützt werden

(Agenturen dafür s. Wer ist Wer?).

Kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP):

„KVP“ bezeichnet ein Managementkonzept, bei dem Mitarbeiter/innen

aufgerufen sind, nach Verbesserungsmöglichkeiten im Betriebsablauf und

handhabbaren Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Ähnelt dem japanischen

„Kaizen“ (kai = gut, zen = verbessern) und dem „TotalQualityManage-

ment (TQM)“. Ziel ist bei allen Konzepten, die Qualität von Produkt und

Produktion ständig zu verbessern.

Ökologischer Fußabdruck:

Die Fläche, die jemand oder etwas verbraucht, bildet seinen ökologischen

Fußabdruck. Er kann für ein Produkt berechnet werden (dazu werden alle

Flächen addiert, die dieses Produkt im Laufe seines Lebens verbraucht –

von der Ackerfl äche über die Lagerung bis zur Entsorgung). Auch die En-

ergie, die für Transport, Verarbeitung usw. verbraucht wird, wird in sog.

Energiefl ächen umgerechnet. Sie bezeichnet die Fläche an CO2-bindendem

Material, die nötig ist, um den CO2-Verbrauch der jeweiligen Energieträger

wieder auszugleichen. Dieser Wert wird in Industrienationen bereits um

ein Vielfaches überschritten Das bedeutet, dass die Ressourcen um diesen

Faktor schneller verbraucht werden, als sie sich regenerieren können.

Aus: www.footprint-deutschland.de/inhalt/was-ist-der-oekologische-

fussabdruck, wwf: living planet

Page 57: Ressourceneffizienz – kleiner Aufwand mit großer Wirkung

55

DGB BILDUNGSWERK BUND – BETRIEBSRATSQUALIFIZIERUNG

Wasser-Fußabdruck:

Auch für das Wasser gibt es einen Fußabdruck – das ist die Menge an

Wasser, die der Mensch verbraucht (pro Ort und Zeit). Der Wasserver-

brauch wird dabei unterteilt in „grünes Wasser“ (Regenwasser, das auf

Feldern verdunstet), „blaues Wasser“ (Flüsse, Seen, Grundwasser, aus

dem Wasser entnommen und nicht zurückgeleitet wird) und „graues

Wasser“ (Menge an Wasser, die nötig ist, um verschmutztes Wasser

wieder trinkbar zu machen). Schon die Beschreibung lässt erahnen, dass

hier ein sogenannter Wasserstress droht: Das Verhältnis von Süß- und

Schmutzwasser gerät aus dem Gleichgewicht.

Aus: WWF-Report 2010 (Living planet)

virtuelles Wasser:

Das Wasser, das bei Herstellung, Transport, Lagerung usw. eines Pro-

duktes anfällt, wird als „virtuelles Wasser“ bezeichnet. Es ist sozusagen

die Trinkfl asche zum ökologischen Rucksack k.

Siehe auch: www.wwf.de/themen/politik/wasserpolitik/weltwasserfo-

rum-2009/virtuelles-wasser-und-der-wasser-fussabdruck/

Übrigens: Eine Tasse Kaffee verbraucht 140 Liter Wasser – von der Bewässerung der Pfl anzen bis zum verpackten Kaffee im Supermarktregal. Ökobilanz des WWF 2008

Bildquelle: „Cup of black coffee“, © Evgeniy Ivanov, istockphoto.com

Ökologischer Rucksack:

Im ökologischen Rucksack sind alle Ressourcen enthalten, die ein Pro-

dukt im Laufe seiner Biographie einsammelt, also Rohstoffe; Emissionen,

Abfälle, Energie, Flächenverbrauch, Haltbarkeit … Beispielsweise trägt

ein Ehering aus Gold von 5 g einen Rucksack von ca. 2.000 kg. Berechnet

werden können diese kompletten Stoffströme eines Produktes in MIPS

(Material-Input pro Serviceeinheit).

Rebound-Effekt:

Der Rebound-Effekt besagt, dass Einsparungen, die z. B. durch effi zientere

Technologien entstehen, schließlich durch vermehrte Nutzung und Konsum

überkompensiert werden. Beispiel: Man nehme an, es gelänge, den Kraft-

stoffverbrauch pro Kilometer aller Fahrzeuge um 10 % abzusenken. Dann

würde man erwarten, dass dies eine Reduktion des gesamten Kraftstoff-

verbrauchs pro Jahr und ebenso der damit verbundenen klimaschädlichen

CO2-Emissionen um ebenfalls 10 % zur Folge hätte. Dies ist jedoch nicht

unbedingt der Fall. Der reduzierte spezifi sche Verbrauch und die deswegen

auch geringeren Treibstoffkosten dürften viele Autohalter dazu animieren,

ihr Fahrzeug entsprechend mehr zu benutzen. Dadurch würde ein Teil der

erhofften Energieeinsparung wieder zunichte gemacht.

Aus: www.energie-lexikon.info/rebound_effekt.html

Ressource:

Im weitesten Sinne sind Ressourcen alle Mittel, die für Handlungen oder

Vorgänge nötig sind – individuell bis global. Dementsprechend groß ist

die Palette an möglichen Ressourcen: Informationen, Zeit, Freunde, Be-

gabungen, Artenvielfalt, Geld, seltene Erden, Wasser, Baufl äche, Geld.

Im Zusammenhang mit Ressourceneffi zienz k im Betrieb werden hier

insbesondere Materialien wie Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe sowie En-

ergie betrachtet.

Ressourceneffi zienz:

Ressourceneffi zient zu handeln bedeutet sämtliche Ressourcen optimal

einzusetzen. Das kann bedeuten, sie sparsamer einzusetzen, wiederzu-

verwenden, durch regenerierbare Stoffe zu ersetzen … Ressourceneffi zi-

enz wird derzeit zum Beispiel anhand von MIPS (s. ökologischer Rucksack

k) gemessen. Ein Ziel der EU ist es, bis 2020 einen einzigen Indikator

für Ressourceneffi zienz zu entwickeln – vergleichbar dem Bruttosozial-

produkt. Ressourceneffi zienz lässt sich – insbesondere für betriebliche

Sparmaßnahmen – unterscheiden in Material- und Energieeffi zienz.

Übrigens: Ökologischer Fußabdruck: Heute gibt es halb so viel produktives Land pro Kopf wie 1961.WWF-Report 2010 (Living planet)

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RESSOURCENEFFIZIENZ – KLEINER AUFWAND MIT GROSSER WIRKUNG, BAND 1

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Wo erfahre ich mehr? Medien zur Ressourceneffi zienz

BÜCHER

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nachhaltiges Wirtschaften im Handwerk. München.

Kostka, C. / Kostka, S. (2007):

Der Kontinuierliche Verbesserungsprozess.

Methoden des KVP, 3. völlig neubearb. Aufl age.

München.

Legner, Peter / Müller, Cäcilia / Rydzewski, Sylvia /

Thomsen, Hermann (1999):

Beteiligung durch Projektarbeit. Ein Konzept

mit Zukunft. Hrsg.: IG BCE, gefördert von der

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50 einfache Dinge, die Sie tun können, um die Welt zu retten.

Und wie Sie dabei Geld sparen können. Frankfurt am Main.

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Projekt we are what we do. Einfach die Welt verändern.

50 kleine Ideen mit großer Wirkung. Pendo, München.

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Globaler Wandel aus Sicht der Wirtschaft. Chancen und

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Lehrerleitfaden, Kopiervorlagen und Arbeitsblätter. Unabhängiges

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www.izu.bayern.de/fi lm

NDR – Extra3 (2009):

Erderwärmung positiv. 2 Min.

www.youtube.com/watch?v=okNJ0u4DQQA

Tides Foundation, Funders workgroup for sustainable

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http://www.beyondclimatechange.de

Effi ziente Energienutzung in kleinen und

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www.umweltbundesamt.de/klimaschutz

Umweltbundesamt (2010):

Rohstoffeffi zienz – Wirtschaft entlasten, Umwelt schonen.

www.umweltbundesamt.de

WBGU (Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung

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Kassensturz für den Weltklimavertrag – der Budgetansatz.

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www.wbgu.de/wbgu_sn2009.pdf

WWF-Report 2010:

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In Zusammenarbeit mit Institute of Zoology und

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www.wwf.de/presse/details/news/living_planet_report_2010

_planet_im_wuergegriff

ZEITSCHRIFTEN

future e. V. / Effi zienz-Agentur NRW / Wuppertal Institut

für Klima, Umwelt und Energie GmbH (Hg.):

factorY. Magazin für Nachhaltiges Wirtschaften.

www.factory-magazin.de

Page 60: Ressourceneffizienz – kleiner Aufwand mit großer Wirkung

RESSOURCENEFFIZIENZ – KLEINER AUFWAND MIT GROSSER WIRKUNG, BAND 1

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Umweltblog für BR/PR, Beschäftigte in Unternehmen und Umweltbeauftragte

Page 61: Ressourceneffizienz – kleiner Aufwand mit großer Wirkung

59

DGB BILDUNGSWERK BUND – BETRIEBSRATSQUALIFIZIERUNG

www.umwelt.betriebsratsqualifi zierung.de

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RESSOURCENEFFIZIENZ – KLEINER AUFWAND MIT GROSSER WIRKUNG, BAND 1

60

Impressum

Herausgeber

DGB Bildungswerk BUND –

Betriebsratsqualifi zierung

Kompetenzzentrum Betrieblicher

Umweltschutz, Umweltpolitik

und Nachhaltige Entwicklung –

Kooperationsprojekt Ressourceneffi zienz

für Betriebsräte und Beschäftigte (KoReBB)

Hans-Böckler-Straße 39

40476 Düsseldorf

Tel.: 0211/4301-270

Fax: 0211/4301-500

[email protected]

www.dgb-bildungswerk.de

www.betriebsratsqualifi zierung.de

www.umwelt.betriebsratsqualifi zierung.de

Vorsitzende

Ingrid Sehrbrock

Geschäftsführer

Dr. Dieter Eich

Verantwortlich

Jürgen Hoffmann

Autoren

Kirsten Lange

Claudia Steffens

Ingo Rauhut

Jürgen Hoffmann

Gestaltung

Achim Konopatzki

www.akino-au-gratin-graphics.com

Düsseldorf / Berlin

Mai 2011

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DGB BILDUNGSWERK BUND – BETRIEBSRATSQUALIFIZIERUNG

Page 64: Ressourceneffizienz – kleiner Aufwand mit großer Wirkung

www.dgb-bildungswerk.dewww.betriebsratsqualifi zierung.dewww.umwelt.betriebsratsqualifi zierung.de

Band

1

KoReBB – Kooperationsprojekt Ressourceneffi zienz fürBetriebsräte und Beschäftigte: gefördert durch das BMU