Rezension Zu Von Andrea Die Regenbogentruppe

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  • 8/19/2019 Rezension Zu Von Andrea Die Regenbogentruppe

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    Rezension zu “Die Regenbogentruppe” von Andrea Hirata

    „Unter den zehn Schülern werden Sie einem Jungen namens Ikal begegnen.

    Ikal bedeutet Lockenkopf, und dieser Junge bin ich. An einem verregneten

    Morgen sah ich meine Lehrerin, diese schmächtige junge Frau über den

    Schulhof eilen. Zum Schutz vor dem Regen hielt sie in Bananenblatt überdem Kopf. Meine arme Lehrerin. In diesem Augenblick schwor ich mir,

    dass ich eines Tages, wenn ich erwachsen bin, ein Buch schreiben würde,

    um ihr für alles, was sie für uns tat, zu danken.“

    Jahrzehnte später hat Andrea Hirata diesen Schwur eingelöst. Er hat ein Buch

    geschrieben, das sich allein in Indonesien über fünf Millionen Mal

    verkaufte. Und das ist kein Wunder, erzählt doch dieser faszinierende

    Roman nicht nur die Geschichte einer jungen, zu Beginn der Handlung

    gerade einmal 15 Jahre alten Lehrerin namens Bu Mus, von ihren

    Schülern ehrfurchtsvoll „Ibunda Guru“ genannt, die zusammen mit

    dem alten und erfahrenen Lehrer Pak Harfan eine alte muslimischeSchule übernimmt, die Muhammadiya. Er erzählt auch die

    Geschichte von zehn Schülern, alle aus armen Familien von

    Bergarbeitern, die seit Jahrhunderten schon von den wechselnden Eigentümern der Zinkminen

    ausgebeutet werden.

    Über viele Jahre machen die beiden Lehrer mit sehr bescheidenen Mitteln und einem Schulhaus, das

    eher einer verfallenen Hütte gleicht, aus den Kindern eine verschworene Gemeinschaft, die sich

    selbst die „Regenbogentruppe“ nennt. Gegen alle Versuche der Bergbaugesellschaft und der ihr

    hörigen Schulbehörde, die Schule zu schließen, behaupten sie sich und bringen in ihrer Schule eine

    beachtlicher Zahl außerordentlich talentierter Schüler hervor, denen es zusammen mit den anderen

    Kindern der Regenbogentruppe irgendwann sogar gelingt, die Eliteschule der Bergbaugesellschaft in

    einem Wettbewerb des Wissens zu schlagen.

    Als Schüler ab etwa 10 Jahren hätte ich in meiner Kindheit ein solches Buch geliebt und

    verschlungen. Zeigt es doch eine Gruppe von Kindern und ihre engagierten Lehrer, die etwas lernen

    wollen und die mit dem, was sie lernen, ihr Leben verändern. Auch wenn sie nicht alle ihre

    ursprünglichen Pläne verwirklichen werden, die Zeit in ihrer kleinen Dorfschule haben sie nie

    vergessen. Andrea Hirati hat sie und die Kinder der Regenbogentruppe mit diesem Buch

    unvergesslich gemacht. Ein Buch, das in der Lebensgeschichte der einzelnen Kinder und Lehrer die

    Geschichte eines ganzen, lange geschundenen Landes und seiner ganzen Kultur widerspiegelt, und

    das deshalb in Indonesien so überaus erfolgreich war. In der Originalausgabe schon 2005erschienen, wurde das Buch in Indonesien 2008 verfilmt und ist mittlerweile in 25 Sprachen übersetzt.

    Dank Hanser Berlin auch ins Deutsche. Dem Buch wünsche ich auch hier großen Erfolg. Es kann

    Kindern und Erwachsenen zeigen, warum wir lernen und wofür. Vielleicht kann man dann auch bald

    einmal eine deutsche Fassung des Films im Fernsehen sehen.

    Zusammenfassend zitiere ich noch einmal die Haltung des alten Lehrers Pak Harfan, der das dem

    zunehmenden Materialismus geschuldete Ede seiner Schule nicht mehr erlebte. Er war davon

    überzeugt, „dass Wissen einen Wert an sich darstellte, dass unsere Erziehung eine Pflicht ist, die wir

    dem Schöpfer gegenüber schuldig sind. Und dass Schule nicht immer mit dem Ziel verbunden sein

    darf, Titel zu erwerben, Geld zu verdienen und reich zu werden. Vielmehr soll Schule Freude am

    Lernen schaffen, das Licht der Zivilisation verbreiten, zu Würde und Selbstachtung führen, die Werte

    der Humanität vermitteln.“

  • 8/19/2019 Rezension Zu Von Andrea Die Regenbogentruppe

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    Wer Ohren hat zu hören, höre!