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Blitztour nach Italien Teil II Prunk und Pracht der Gründerzeit Prunk und Pracht der Gründerzeit Klostergarten Waldbreitbach Heimatmuseum Ittenbach Wanderung Windhagen Wiedtal-Gymnasium Neustadt Zur Traube Unkel Drachenburg in Königswinter Drachenburg in Königswinter

Rheinländer 23 Juli 2010

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Drachenburg

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Page 1: Rheinländer 23 Juli 2010

Blitzto

ur

nach

Italien

Teil II

Prunk und Pracht der Gründerzeit

Prunk und Pracht der Gründerzeit

KlostergartenWaldbreitbach

HeimatmuseumIttenbach

WanderungWindhagen

Wiedtal-GymnasiumNeustadt

Zur TraubeUnkel

Drachenburg in KönigswinterDrachenburg in Königswinter

Page 2: Rheinländer 23 Juli 2010

Der Kauf eines Eigenheims ist ein Stück Lebens-kultur und oft Lebensentscheidung für lange Zeit.Genau wie der Verkauf seines jetzigenEigenheims ein Stück Vertrauen und Sympathievoraussetzt. Deshalb ist es wichtig, den Makler zufinden, der sich Ihrer Wünsche annimmt und demSie vertrauen.Durch eine langjährige Büro- und Verkaufsleitungim Immobilienbereich war die Gründung desImmobilienteams Pees die logische Konsequenz. Seit 1993 kombinieren wirall diese Eigenschaften und Erfahrungen als Teamzu ihrem Nutzen.Das Rüstzeug dazu erwarb sich Birgit Pees seit1982 durch Lehr- und Wanderjahre in Bereichender Immobilien- und Bauwirtschaft mit entspre-chender kaufmännischer Ausbildung. Architektur,Organisation, ständige Weiterbildung durchFinanzierungslehrgänge, Steuer- undWertermittlungsseminare, diverse Seminare beimRDM - heute IVD uvm.Mit der Qualifikation zum Ausbildungsbetrieb fürden Kaufmann der Grundstücks- undWohnungswirtschaft bilden wir unsereMitarbeiter zu versierten Fachkräften aus bzw.haben wir einige Mitarbeiter bereits ausgebildetund konnten diese in unsere Firma übernehmen -einige Mitarbeiter sind bereits mehr als 10 Jahrein der Firma.Unsere Mitgliedschaft zu Ihrem Vorteil: Seit mehrals 15 Jahren Mitglied im RDM - heute IVD.Mitglied der Bonner Immobilien Börse (BIB).

Wir bringen Menschen und Immobilien zusammen!Vorstandsmitglied der WestdeutschenImmobilienbörse (WIB 24).Mit der Eröffnung unseres zweiten Büros inAsbach haben wir unseren Einzugsbereich ausge-dehnt. Unser Büroleiter Thomas Silbernagel,ebenfalls seit mehr als zwei Jahrzehnten imImmobilienbereich tätig, koordiniert und leitetdas Büro in Asbach.2007 eröffneten wir ein drittes Büro inKönigswinter-Ittenbach, direkt an der A3, AbfahrtSiebengebirge, im Rhein Sieg Kreis. Von hier wirddas Siebengebirge bis hin zu den Städten Bonn,Hennef und Siegburg sowie Köln betreut.Wir freuen uns sehr, Ihnen beim Verkauf und Kaufeiner passenden Immobilie behilf lich sein zu kön-nen. Besuchen Sie uns in einer der drei Filialen!Ihr Immobilienteam Pees

53639 Königswinter-Ittenbach Königswintererstr. 310Telefon 02223/9098888

53567 Asbach , Hauptstraße 7 Telefon 02683/948120

56593 Horhausen, Huf 13Telefon 02687/2040

[email protected]@immo-pees.de Telefax 02687/2413www.immo-pees.de www.immobilien-pees.de

Page 3: Rheinländer 23 Juli 2010

Editorial

Liebe Rheinländer, das war das erste Halbjahr 2010…

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EUnsere Veranstaltungs-reihe präsentierte in der

Zeit von Januar bis Juni 2010die Buchvorste l lungen mitBernd Kleuser und GabrieleBüch, Ausstellungen mit Wer-ken von Michel Royen, AnjaKlafki und der Postkarten-sammlung von Horst Kretsch-mer, e in großesNeujahrs -Konzer tmit dem Johann-S t r a u ß - O r ch e ste rund weit über 500

Mahnke und dem EhepaarLimberger-Klein, die politi -schen Gespräche mit ReinhardAppel und Friedhelm Ost, dasmitreißende Konzert von Ste-phanie Troscheit, ein Folk-Konzert mit Slainte Mhath,zwei Kölner Professoren, diemit Schiller-Balladen glänztenund erst vor ein paar Tagen,der Kabarettabend mit einemgut aufgelegten KonradBeikircher.

Auch im zweiten Halb-jahr werden wir Ihnen

wieder Veranstaltungen unter-schiedlichsten Inhalts präsen-tieren. Die Höhepunkte wer-den sein : Die Simon-and-Grafunkel -Revival -Band imOktober und Jürgen Becker imNovember, jeweils im Center-Forum in Unkel. Wir freuenuns auf Ihren Besuch!

begeisterten Zuschauern, diegroßartige Pianistin MariAnnBacka, die alle Zuschauer zumMitsingen brachte, den furio-sen Vortrag von Mart inStankowski über die schönstenund hässl ichsten Orte amRhein, die wunderbaren Le-sungen von Andreas Muthe-

s ius und Hans-Jürgen Froböse, dieinteressanten Vor-träge von Klaus-D.Käfer, Renate

Rückblick undAusblick aufKommendes

Die famose Stephanie Troscheit wird am 29. Oktober noch einmal im Heimatladen aufspielen

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Seite 4 Der Rheinländer · Juli 2010

VG Linz

VG Unkel

Bad Honnef

Königswinter

B42

A3

Buchholz

Asbach

Windhagen

Roßbach

Hausen

NeuwiedAndernach

Sinzig

Remagen

Bad Honnef

Unkel

Linz

Bad Hönningen

Leutesdorf

Rheinbrohl

Hammerstein

LeubsdorfDattenberg

St. Katharinen

Ockenfels

Kasbach-Ohlenberg

Erpel

VettelschoßBruchhausen

Rheinbreitbach

AegidienbergRhöndorf

Oberdollendorf

Eudenbach

Heisterbacherrott

OberpleisOelinghoven

A59 RauschendorfVinxel

BerghausenThomasberg

Waldbreitbach

Neustadt

Wied

Bonn

Rhein

Ahr

IttenbachKönigswinter

VG Bad Hönningen

Breitscheid

Niederbreitbach

Datzeroth

VG Waldbreitbach

VG Asbach

Niederdollendorf

inhaltlich!

D a s H e i m a t m a g a z i n

Gründungsjahr 2008

Verbreitung: Königswinter, Bad Honnef. VG Unkel, VG LinzVG Bad Hönningen, VG Asbach, VG Waldbreitbach

Erscheinungsweise: monatlich

Jahresabonnement: p19,50 (nur Portokosten)

Auflage: 15.000

VERLAG DER RHEINLÄNDER

Inh. Sandra PeukertPützgasse 2 · 53572 UnkelTel: 0 22 24 - 7 79 65 12Fax: 0 22 24 - 9 0130 [email protected]

Herausgeber: Wolfgang Ruland (v.i.S.d.P.)

Redaktion: Martina Kefer, Gudrun von Schoenebeck, Bernd Zimmermann, Benedikt Schmidt, Cäcilia Frings-Ruland,Peter Köster, Bernhard Niemann, Hannelore Prangenberg

Fotos: Dieter Ruland, Wolfgang Ruland(falls nicht anders angebeben)

Grafisches Konzept und Satz:Ruland Werbung & Grafik, www.ruland-grafik.de

Druck: medienHaus Plump, Rheinbreitbach

Anzeigenannnahme: Wolfgang Ruland, Tel: 0 22 24 - 7 79 65 12, Mobil: 01 76 - 60 84 15 18

Anzeigenschluss: jeweils zum 15. des Vormonats

Druckunterlagen an: [email protected]ähige Text- und ungerasterte BildvorlagenEPS-, TIFF-, PDF-Dateien

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt dieMeinung der Redaktion wieder. Vervielfältigung, Speicherung undNachdruck von Texten, Bildern und Grafiken nur mit ausdrückli-cher Genehmigung des Verlags. Für unverlangt eingesandtes Bild-und Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Alle Angabenim Heft nach bestem Wissen und Gewissen. Wir übernehmenkeine Gewähr bei Irrtümern oder Druckfehlern.

IMPRESSUM

Editor ial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3Liebe Rheinländer, das war das ersteHalbjahr 2010!

kurz & knapp . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6Nachrichten aus der Region

Titel!Drachenburg in KönigswinterPrunk und Pracht der Gründerzeit . . . . . . . . . . .8Symbolische Schlüsselübergabe am 3. Juli 2010 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .146 Fragen an Joachim Odenthal . . . . . . . . . . . . . . . . .15

untern ehm en! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16Die Letzten ihrer Art

arom ati sch! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .19Würziger Thymian

untern ehm en! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21Licht an!

d am als! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23Kleinbahn für Basalt und Chemie

.

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Der Rheinländer · Juli 2010 Seite 5

inhaltlich!

Prunk und Prachtder GründerzeitSeite 8

Paradies aus zweiter HandSeite 28

Eine Schule wird zur Galerie

Seite 44

„Zur Traube“ in UnkelSeite 36

Stockhausener Bachtal

Seite 32

bes icht ig t ! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26Drachenburg

bes icht ig t ! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .28Paradies aus zweiter Hand

untern ehm en! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .30De Licht-Matthes und sein Dorfladen

unter wegs!! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32Einmalige Einsamkeit im Stockhausener Bachtal

geni eßen! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36„Zur Traube“ in UnkelDie Weinkönigin logierte im „Kaiserzimmer“

ausgewählt ! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .38Veranstaltungen im Juli

künstl er i sch! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .44Eine Schule wird zur Galerie

bes icht ig t ! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .46Virtueller Spaziergang durch die Ortsgeschichte

d am als! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .48Blitztour nach Italien, Teil II

Die Letzten ihrer Art

Seite 16

Blitztour nach ItalienSeite 48

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Seite 6 Der Rheinländer · Juli 2010

kurz & knapp!

Der aktuelle RHEINLÄNDER-Rechtstipp:

Urlaubsansprüche trotz langer Erkrankung?Die neue Rechtsprechung des EuGH in der Praxis

Der Europäische Gerichtshof und ihm folgenddas Bundesarbeitsgericht haben eine in derPraxis sehr weitreichende Änderung ihrerRechtsprechung vorgenommen. Bisher war esso, dass bei der Erkrankung eines Arbeit-nehmers über das Urlaubsjahr (31.12.) hinausder Urlaub kraft Gesetzes ins nächste Jahrübertragen wurde, jedoch bis zum 31.03. desFolgejahres genommen werden musste. Wardies dem Arbeitnehmer wegen Fortdauer derErkrankung über den 31.03. hinaus nicht mög-lich, so verfiel der Alt-Urlaub ersatzlos, d. h.der Arbeitnehmer bekam weder seinen Alt-Urlaub noch einen finanziellen Ausgleich inForm der Urlaubsabgeltung. Nach der neuenRechtsprechung verfällt der Urlaub jedochnicht, solange es dem Arbeitnehmer nicht mög-lich ist, den Urlaub – z. B. wegen seiner Erkran-kung – vor dem 31.03. des Folgejahres tatsäch-lich zu nehmen. Dies bedeutet, dass zumindestder gesetzliche Mindesturlaubsanspruch (vier

Wochen pro Kalenderjahr) nicht verfällt, d. h.dem Arbei tnehmer stehen nach Wieder -herstellung seiner Arbeitsfähigkeit seine altenUrlaubsansprüche noch zu bzw. diese sind ihmbei der Beendigung des Arbeitsverhältnissessogar auszuzahlen. Dies kann für den Arbeit-nehmer einen finanziellen Vorteil in Höhe vonmehreren Monatsgehältern bedeuten. DiesenAnspruch auf Urlaubsabgeltung muss jedochder Arbeitnehmer bei der Beendigung seinesArbeitsverhältnisses konkret geltend machen,da viele Arbeitgeber diese neue Rechtspre-chung nicht kennen bzw. von sich aus nichtaktiv werden.

Rechtsanwalt Peter Haltenhof Fachanwalt für Arbeitsrecht

Museumsfest

Königswinter. In Zusammenarbeit mit demBürger- und Verkehrsverein 1861 e.V. “Alt-Königswinter” findet am Samstag, 17. Juli, dasMuseumsfest des Siebengebirgsmuseums –trotz Schließung – statt. Das Programm ab14 Uhr: Die Regionale 2010 informiert auf demRathausplatz, die Ausstellung „Reiselust!“(Haus Bachem) ist geöffnet.14 und 16 Uhr: Baustellenführungen.Zum bevorstehenden Richtfest wird der Neubaufür die Museumserweiterung vorgestellt. Die Be-

sucher erhalten Einblick in den fertigen Rohbauund in die Planungen für die Innenausstattungund neue Dauerausstellung, die 2011 eröffnetwerden wird. ab 16 Uhr: Familienprogramm19.30 Uhr: Comedy/Kabarett, Haus BachemBarbara Ruscher: „Nackig - Der Kampf ums letz-te Hemd“, Eintritt: p15 (ermäßigt p12)anschließend, bei Einbruch der DunkelheitFilmnacht im Garten des Hauses Bachem,mit: „Eheinstitut Aurora“, Verfilmung nach demRoman von Eduard Rhein.

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kurz & knapp!

Elektrofahrräder zur AusleiheBad Honnef. Ein ideales Fahrradgebiet ist das Rheintal zu Füßen desSiebengebirges seit jeher gewesen. Wer es sportlicher mag, ist auch gernemit dem Rennrad oder dem Mountainbike in den Höhen der sieben Bergeunterwegs. Für alle, die die vielfältigen und schönen Tourmöglichkeiten rund um BadHonnef nutzen möchten, sich aber dabei nicht überanstrengen wollen oderdürfen, gibt es ab dem 1. Juli 2010 ein neuartiges Angebot bei derStadtinformation Bad Honnef: Zwei nagelneue E-Bikes, Fahrräder mit elek-trischer Tretunterstützung, auchPedelecs genannt, stehen für dieAusleihe zur Verfügung. Die Ausleihe zu einem Preis vonp28 für einen ganzen Tag, p14 füreinen halben Tag oder p4 je ange-fangene Stunde ist zu den Öff-nungszeiten der Stadtinformationmöglich. Fahrradhelme und Sattel-taschen werden kostenlos zurVerfügung gestellt. Tel: 0 22 24 -98 82 746, www.stadtinfo-badhon-nef.de

Mit Adenauer unterwegs…Bad Honnef. Alteingesessene Honnefer können sich noch gut an die Zeiterinnern, als „der Alte von Rhöndorf“, Konrad Adenauer, sich von derMetzgerei Boecker den Tafelspitz anliefern ließ, Cassata-Eis beim EissalonGei bestellte, an der Fronleichnamsprozession auf der Insel Grafenwerthteilnahm oder die Rhöndorfer Pfarrkirche St. Mariä Heimsuchung besuchte.Für Jüngere oder neu Hinzugezogene ist der erste Kanzler derBundesrepublik Deutschland vor allem durch sein ehemaliges Wohnhaus,das heute als Museum zugänglich ist, noch stark präsent. 30 Jahre lang

lebte Konrad Adenauer in diesemHaus in Bad Honnef/Rhöndorf .Welche Zeugnisse am Wegesrandnoch von Adenauers Beziehung zuBad Honnef zeugen, kann bei einerStadtführung auf Adenauers Spurendurch Rhöndorf am Sonntag, 18. Julivon 14 bis ca. 16.30 Uhr mit ClaudiaWaibel erkundet werden. Tref f -punkt ist d ie Tourist ik- Info/Stadtinformation im Zentrum vonBad Honnef am Rathausplatz .Teilnehmer sollten sehr gut zu Fußsein, gutes Schuhwerk und wetter-feste Kleidung tragen. Das Angebotist kostenlos. Da die Teilnehmerzahlbegrenzt ist, wird um Anmeldungunter Tel . 02224/921-234 bzw.unter [email protected] gebeten.

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Seite 8 Der Rheinländer · Juli 2010

Titel!

Nach wechselvol ler Ge-schichte wurde die Burg, dienoch im Besitz der StadtKönigswinter ist und am 3.Juli 2010 der NRW-Stiftungfür Denkmalpflege übereig-net wird, mit Liebe, Verstandund beachtlichen Zuschüs-sen des Landes, der NRW-St i f tung und der Stadtrestauriert. Heute erstrahlts ie als sehenswertesKleinod deutscher Kultur-geschichte und wurde zurAttraktion für die ganzeRegion. Man kann imalten Park spazieren,fast alle Räume desSchlosses ansehenund mit Führungsogar die Pr ivat -räume.

Drachenburg in Königswinter

Prunk und Pracht der Gründerzeit

von Bernhard Niemann

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nde des 19. Jahrhunderts bauten sich vielereich gewordene UnternehmensgründerSchlösser, die sie gern mit Statussymbolen

des Adels schmückten und in denen sie mitDarste l lungen histor ischerSzenen der deutschen Ge-schichte eine deutsch-nationa-le Gesinnung zur Schau stell-ten. Das Ergebnis erschienFachleuten zwar lange Zeit alschaotisches Sammelsurium vieler Merkmale;heute jedoch erkennt man darin einen markan-ten und für die Grün-derzeit typischen Stil.

Eines der schöns-ten noch erhal-

tenen Schlösser derGründerzeit ist dieDrachenburg in Kö-nigswinter: Unterhalbder Drachenfelsruine,doch hoch über demRhein gelegen, kün-det sie weithin sicht-bar den Reichtumihres Erbauers Ste-phan Sarter. DieserSohn eines BonnerGastwirtes war nachBanklehre als Börsen-experte in Par isschnel l sehr re ichgeworden. Von 1882bis 1884 ließ er aufzehn Hektar großemGelände die „Dra-chenburg“ mit Parkund separaten Stal-lungen nach seinen Vorstellungen errichten, umin der rheinischen Heimat seinen Reichtum,Bürgerstolz und seine deutsch-nationale Ein-stellung weithin sichtbar zu zeigen. Sarter hatnie selbst im Schloss gewohnt und Autor MartinStankowski ist überzeugt, dass es auch gebautwurde, um es den „Bonnern zu beweisen. VaterSarter hatte als Gastwirt einen zechprellendenVerbindungsstudenen geohrfeigt, daraufhinwurde sein Lokal von einer halben Hundert-schaft Kommilitonen demoliert. Keiner wurdebestraft, aber Sarter senior musste mit seinerFamilie nach Köln verschwinden und dort sei-nen Lebensunterhalt mit der Herstellung vonKnöpfen aus Tierknochen bestreiten. Einedemütigende Erfahrung für den jungen Sarter“,so Stankowski in seinem „anderen Reiseführer“:„Darum ist es am Rhein so schön“.

Der Rheinländer · Juli 2010 Seite 9

Titel!

E Die dem Park zugewandte Ostseite desSchlosses wirkt mittelalterlich. Sogar an

einen geflügelten Drachen hat Sarter gedacht,denn die Burg steht ja nahe der Stelle, an wel-

cher Siegfried den Drachentötete. So glaubte man zur Zeitder Romantik unddes Nibelun-g e n k u l t e s .Der rechte ,

nördliche Teil der Burg erinnertan eine Kirche, auch von innen.

Es den Bonnern„mal zeigen“

1882 – 1884 erbaut durch Bankier Stephan Sarter alsMischung aus Villa, Burg und Schloss. Sarterstirbt 1902, ohne seinen Nachlass geregelt zuhaben.1903 – 1910Jakob Biesenbach ersteigert die Drachenburgund plant sie touristisch zu erschließen. Esentstehen ein Restaurant und Fer ien-unterkünfte auf dem Gelände.1910 – 1923Rittmeister a.D. Egbert von Simon kauft dasAnwesen und will das Schloss zum Freizeit-park mit Schaubuden und Nibelungentheaterausbauen. Dazu kommt es nicht, von Simonfällt im Ersten Weltkrieg.

GESCHICHTE DER DRACHENBURG I

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Titel!

Die Südfront mit der „Venusterrasse“ dage-gen ist betont weltlich. Sogar eine nackte

Venus stand hier ursprünglich; sie wurde 1931von den Kölner Michaelsbrüdern, denen dasAnwesen damals gehörte, als unpassend ent-fernt und später durch Kalliope, die Muse derDichtkunst, ersetzt. Die Südfassade betontSarters Vorstellung von der Entwicklung desDeutschen Nationalstaat-Gedankens: Dort ste-hen Julius Caesar, der den Germanen römischeKultur brachte , Kar l der Große, auf denFranzosen wie Deutsche die Anfänge ihrerNationalgeschichte zurückführen, und KaiserWilhelm I., der 1871 Deutschland zu einemneuen Kaiserreich einte. An der Rheinseitekann man heute wieder auf einer stilgetreuenPromenade spazieren und weit in das Rheintal

zum Rolandsbogen, hinüber nach Bad Godes-berg und bis Köln, sowie weit in die Eifel schau-en. Noch weiter reicht der Blick vom Nordturmaus, dessen Aussichtsplattform man über eineneue Wendeltreppe erreicht. Sehr wichtig wares für Sarter, dass man sein Schloss von deranderen Rheinseite aus sehen konnte, denndafür hatte er die besondere Lage im schondamals touristisch beliebten Siebengebirge aus-gesucht, und er pflegte sein Schloss vom HotelDreesen aus Besuchern zu zeigen.

Durch den Haupteingang auf der Parkseitebetritt man das Schloss und gelangt

zunächst in das rustikal-wuchtige Treppenhaus.Riesige Wandbilder zeigen Augenblicke derdeutschen Geschichte aus heimatlicher Sicht,wie etwa den Transport des schweren Drachen-felser Grundsteins für den Kölner Dom. Dazu

1923 – 1930Hermann Flohr, der einige Jahre als Mieterdas Schloss bewohnt hatte, ersteigert SchlossDrachenburg. Der sozial engagierte KölnerKaufmann und Fabrikant stellte mehrereBlockhäuser dem Frauenverein desDeutschen Roten Kreuzes als Genesungsheimzur Verfügung. 1931 – 1939Schloss Drachenburg wird Jungeninternat fürden Orden der Christlichen Schulbrüder, dieHeimschule St. Michael. 1939 musste dieSchule jedoch auf Druck der Nat ional -sozialisten ihre Pforten schließen.1942Eine nat ionalsozia l ist ische El i teschulebezieht das Schloss , das im ZweitenWeltkrieg stark beschädigt wird. Ameri-kanische Truppen besetzen die Drachenburg,später dient sie als Flüchtlingsquartier.

GESCHICHTE DER DRACHENBURG II

Auf Porzellan gemalte Kopie eines Bildesvon Peter Paul Rubens. (Ausschnitt)

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Der Rheinländer · Juli 2010 Seite 11

Titel!

er Dichter FerdinandFreiligrath gilt weithin alswestfälischer Autor. Er wurdein Detmold geboren, verbrach-te dort seine Kindheit und

Freiligrath ca. 1839

lebensgroße Darstellungen von Schneewittchenund Dornröschen. Denn Sarter war ein Kind derromantischen Epoche und glaubte, im Wieder-erwachen nach dem Tod oder einem sehr, sehrlangen Schlaf ein Gleichnis für das Wieder-erwachen des Deutschen Kaiserreiches erken-nen zu können.

Wer sich im repräsentativen ersten Stocketwas Muße gönnt, entdeckt im halb-

dunklen Gang eine mit äußerster Sorgfalt aufPorzellan gemalte Kopie des Bildes „Castor &Pollux“ von Peter Paul Rubens. Wandgemäldedes Nibelungenzimmers zeigen dramatische

Szenen des Nibelungenliedes, das im 19. Jahr-hundert zum deutschen Heldenepos hochstili-siert worden war. Im angrenzenden Speisesaalhaben die Restauratoren typische Requisitengründerzeitlicher Esskultur lebensecht zusam-mengestellt.

Im ursprünglichen Zustand blieben das feu-dale Billardzimmer und die Bibliothek

erhalten. Das von französischen Aristokratenerfundene Billardspiel war lange Zeit Adels-privileg geblieben. Als selbstbewusster Bürgerübernahm es Sarter ostentativ. Nebenan in derBibliothek steht unter anderem eine schöne

Die Gründerzeit liebte aristokratisches Ambiente

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Seite 12 Der Rheinländer · Juli 2010

Titel!

Petroleumlampe der Zeit. Nach jahrhunderte-langer Entwicklung immer besserer Öllampenwar sie ein technologischer Höhepunkt – und

bereits Anachronismus, denn die Glühbirne warbeim Bau des Schlosses schon erfunden.

Die große „Kunsthalle“ und das „Kneip-zimmer“ auf gleicher Etage im Nordflügel

bilden bei aller Gegensätzlichkeit eine Einheit.Groß und hell präsentiert sich die Kunsthalle.Mit gotisierenden Pfeilern und Spitzbögen ver-mittelt sie eine feierliche, fast kirchlicheAtmosphäre. Alle Fenster waren zu Sarters Zeitbunt verglast und zeigten Persönlichkeiten derdeutschen Kultur. Leider wurden die Fenster imKrieg zerschossen, nur Scherben des Uhland-fensters hatte ein Königswinterer Bürger geret-tet und es konnte so wiederhergestellt werden.Nach alten Fotos rekonstrierte eine Spezialfirmadas Schillerfenster daneben. Doch das besteStück der Halle ist ohne Zweifel der wiederer-worbene, schlicht schwarze „Glockenflügel“ derThüringer Pianofabrik Ibach. HervorragendeMusiker des 19. Jahrhunderts waren von IbachsGlockenflügeln begeistert. Denn die Saiten derbeiden unteren Oktaven wurden schräg über dieSaiten der mitt leren und oberen Oktavengespannt: Auf diese Weise bringen sich dieSaiten beim Spiel gegenseitig in Schwingungund zaubern eine warme und obertonreicheKlangfülle.

Die Halle öffnetsich nach Nor-

den in das „Kneip-zimmer“; hier warenSarters Gäste fröh-lich bei Wein oderBier, die üppige Be-malung der Wändegarant ierte St im-mung. Vom Treppen-haus gelangt man indie obere Etage mitden privaten Räumenund dem großen„Musikzimmer“. Hierließ der letzte Privat-e igentümer, PaulSpinat, dem die Burgvon 1971 bis 1989gehörte, eine Emporemit Orgel einbauen.An der Orgel gab ermit Perücke undweißem Anzug be-wunderte Orgelkon-zerte. Lange wusstendie Besucher nicht,dass die Orgelpfeifennur Attrappe waren,

1947 – 1960Die Reichsbahndirektion Wuppertal mietetdas Anwesen als Schulungszentrum an. ErsteRenovierungen werden durchgeführt.1960 – 1970Schloss Drachenburg steht leer und verfälltzusehends.1971 – 1989Der Abriss ist bereits beschlossen, als PaulSpinat das Anwesen erwirbt. Er lässt dasEnsemble wieder instand setzen und neu aus-statten. Junge Künstler schaffen dabei einefreie Rekonstruktion der fehlenden Wand-malereien. 1973 macht Spinat SchlossDrachenburg einer breiten Öffentlichkeitzugänglich. Bis zu seinem Tode 1989 residiertder exzentr ische Schlossherr auf derDrachenburg.1989 Einleitung der erforderlichen Schritte zurRenovierung, die seit 1995 durchgeführt wer-den.

GESCHICHTE DER DRACHENBURG III

Nach einem Foto wurde mit originalgetreuem Glas dasSchillerfenster neu geschaf fen

Die übereinander gespanntenSaiten zaubern gemeinsam denwunderbaren Klang des Flügels

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Die Drachenburg liegt am Weg zur Drachen-felsruine auf halber Höhe nahe der Mittel-station der Zahnradbahn. Im Schloss wurdeein Fahrstuhl eingebaut zum barrierefreienZugang zu fast allen Räumen.Öffnungszeiten: Von Dienstag bis Sonntagund an Feiertagen: 11 bis 18 Uhr. Währendder Sommer- und Herbstferien in NRW auchmontags von 11 bis 18 UhrFührungen: Während der Öffnungszeitenstündlich ab 12 bis 17 Uhr (letzte Führung)Weitere Informationen: Tel: 0 22 23 - 90 19 776oder www.schloss-drachenburg.de

BESICHTIGUNGEN

die Musik kam vom Tonband!Der kostbare Glockenf lügelaus Nussbaum dagegen istecht , er wurde 1907 fürSchloss Drachenburg gebautund klingt bezaubernd.

Im festlichen Ambiente desMusikzimmers kann man sich trauen las-

sen und dann im Schloss, im Park oder auf dergroßen Nordterrasse die Hochzeit feiern!

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Seite 14 Der Rheinländer · Juli 2010

Titel!

Im Frühjahr 1995 begannen die ersten Bau-arbeiten für die umfassende Renovierung

von Schloss Drachenburg. Die letzten Maßnah-men im Hauptgebäude sind beendet und dasSchloss erstrahlt 126 Jahre nach der erstenFertigstellung wieder wie neu.

Symbolische Schlüsselübergabeund Tag der offenen Tür am 3. Juli

Kel ler besicht igen, unsere qual i f iz iertenMitarbeiter werden gerne alle erdenklichenFragen beantworten”, verspricht JoachimOdenthal , Geschäf ts führer der SchlossDrachenburg gGmbH. Daneben wird e inUnterhaltungsprogramm mit Musikdarbietun-

gen, einem Falkner mit Greifvogelvorführun-gen, Kindervergnügen mit dem Zirkus Schnick-Schnack und Schauspielern, die in historischenKostümen der Gründerzeit auftreten, geboten.

Die Fahrt mit der Drachenfelsbahn wird andiesem Tag bis zur Mittelstation nur p 5

kosten. Am Sonntag, 4. Juli zahlen Erwachsenenur den halben Eintrittspreis für den Besuch imSchloss, Kinder bis 16 Jahre haben freienEintritt.

Am Samstag, 3. Juli wird der Bürger-meister der Stadt Königswinter, Peter

Wirtz, in einer Feierstunde am Vormittag sym-bolisch den Schlüssel von Schloss Drachenburgan den Vorsitzenden des Stiftungsrates derNRW-Stiftung, Jürgen Rüttgers, überreichen. Ab12.30 Uhr bis 19 Uhr sind dann alle interessier-ten Bürger bei freiem Eintritt zum Tag der offe-nen Tür eingeladen. „Die Besucher können dasSchloss von oben bis unten, vom Dach bis zum

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Der Rheinländer · Juli 2010 Seite 15

Titel!

1. Wer steckt hinter der Reno-vierung von Schloss Drachenburg?

Als das Land Nordrhein-West-falen 1989 dem letzten Privat-besitzer Paul Spinat SchlossDrachenburg abkaufte, über-gab es das Schloss an dieNordrhein-Westfalen-StiftungNatur Heimat Kultur. Für dieDauer der Restaurierungs-arbeiten wiederum wurde dasSchloss an die Stadt Königs-winter übertragen. Diese dreiParteien schafften zusammenmit finanziellen Mitteln undorganisatorischer Hilfe dieumfangreichen Restaurie-rungsarbeiten.

2. Welche Art vonRenovierungsarbeiten wurdedurchgeführt?

Das Schloss wurde grund-saniert. Beginnend mit denStützmauern, hin zu derAußensanierung der Gebäude-teile von Nordturm, Kunst-halle und Kernbau bis zurkünstlerischen Ausstattungmit Mosaikböden, Holzverklei-dungen, Wandgemälden undSchablonenmalereien. Z.T.wurden sogar ganze Gebäude-teile, wie die Kuppel auf derKunsthalle und der Portikusmit der Treppe am Haupt-eingang rekonstruiert.

3. Welchem Konzept folgtendie Restaurierungen?

Durch die unterschiedlichenNutzungsformen und die Zer-störungen im 2. Weltkrieghatte sich das Gebäude überseine 125-jährige Geschichte

6 Fragen an…Joachim Odenthal

hin stark verändert. DasSchloss wurde nun durch dieSanierungsarbeiten weitest-gehend in den ursprünglichenZustand zurückversetzt. Selbst-verständlich wurden alle Maß-nahmen in enger Beratung mitder Denkmalpflege durchge-führt.

Natur und Heimatpflege inNordrhein-Westfalen. MitSchloss Drachenburg, demgrößten und ehrgeizigstenProjekt der NRW-Stiftung,wollte die Stiftung für denErhalt dieses herausragendengründerzeitlichen Baus derRheinromantik sorgen und alsattraktives Ziel für Besucherim Siebengebirge zugänglichmachen.

6. Wie kann das Schloss vonder Öf fentlichkeit genutzt werden?

Schloss Drachenburg ist alsDenkmal für Besichtigungs-besucher geöffnet. Von denTerrassen oder dem Nordturmkann man den Blick auf dasRheintal und das Siebenge-birge genießen und die weitenAnlagen des Landschaftsparkserwandern. Im Innern desSchlosses wollen die histori-schen Schauräume den Besu-chern gründerzeitlichesWohnambiente vermitteln. Ein Schlossmuseum berichtetzudem über die wechselhafteBau- und Nutzungsgeschichtedes Bauwerks. In der Vorburginformiert die Stiftung Natur-schutzgeschichte in einerDauerausstellung über dieGeschichte des Naturschutzesin Deutschland. Gleichzeitigvermieten wir auch dieSchlossräume und Terrassen-anlagen für Veranstaltungen.In der romantisch-märchen-hafte Kulisse können standes-amtliche Trauungen, Hochzeits-feiern, Tagungen oder Gala-dinner zu einem besonderenAnlass werden.

gestellt von Wolfgang Ruland

Joachim Odenthal, Geschäftsführer derSchloss Drachenburg gGmbH

4. Was hat das alles gekostet?

Da die Maßnahmen derzeitnoch nicht vollständig abge-schlossen und somit im ge-samten noch nicht abgerech-net sind, lässt sich bisher einegeschätzte Zahl von ca. 32,5Mio. Euro nennen. Hinzu kom-men noch Gelder für die Ein-richtung und Ausstattung desSchlosses.

5. Welche Ziele werden von derNRW-Stiftung im Zusammen-hang mit der Drachenburg verfolgt?

Die NRW-Stiftung verstehtsich als Förderstiftung fürProjekte im Bereich Kultur,

Page 16: Rheinländer 23 Juli 2010

rosig bestel l t : Ent lang derRheinschiene gibt es nur nochin Unkel, in Bad Honnef und inLeutesdorf eine Fleischerei.„Das hat sicher viel mit verän-derten Einkaufsgewohnheitenzu tun”, betont Firmenchef

Jürgen Berg. „Seit den 70erJahren und dem Aufkom-men der Supermärkte hatnicht nur bei den Tante-Emma-Läden, sonderneben auch bei den Flei-

schereien ein Sterben einge-setzt.“

Jürgen Berg und seineFrau Corinna, die den

Betrieb in der nunmehr vier-ten Generation führen, sehen

Entwicklung der Innungansieht. So gab es Ende des 19.Jahrhunderts alleine in Linzzehn Fleischereien, heute istmit der Firma Berg nur nochein e inziger dieser Fach-betriebe übrig geblieben.

Seite 16 Der Rheinländer · Juli 2010

unternehmen!

m Jahre 1879 gründeteJohan Gerhard Berg zu-

sammen mit se iner FrauChristine in Linz ein Flei -scherei-Fachgeschäft. Das Ehe-paar konnte auf eine stolzeSchar von insgesamt 14 Kin-dern verweisen. Es gab des-halb guten Grund zu derAnnahme, dass der Betriebauch in der nächsten Gene-ration fortbestehen würde;dass sich die Fleischereiallerdings auch 131 Jahre spä-ter noch in vitaler Frische prä-sentiert, war selbst bei kühns-tem Opt imismus nicht zuerwarten. Das gilt mehr nochdann, wenn man s ich die

Gewerbe in der vierten Generation

von Hans Ziegler

I

Die Letzten ihrer ArtDie Letzten ihrer Art

Fleischereien sind rar geworden. Zu den wenigen noch verbliebenen Fachbetrieben in der Region zählt die Fleischerei Berg in Linz.

Die Fleischerei Berg mitihrem in der Altstadt

gelegenen Ladengeschäft istalso in Linz ein Solitär undauch sonst ist es in der Regionum die Zunft nicht gerade

Page 17: Rheinländer 23 Juli 2010

das aber ohne Wehmut und Sentimentalität.„Wir blicken in die Zukunft und die fünfteGeneration steht mit meinem Sohn Christopherschon parat“, betont stolz die Mutter undergänzt: „Unser Sohn hat jetzt seine Ausbildungals Koch abgeschlossen, nun folgt noch dieLehre zum Fleischer. Mit beiden Ausbildungenwird er ideal qualifiziert sein für die Aufgaben,die sich dem modernen Fleischereibetrieb heutestellen.“

Familie Berg sieht sich aber nicht nurdurch Sohn Christopher bestens für die

Zukunft gerüstet, sondern auch durch dieStruktur des Unternehmens. Jürgen Berg: „Wirsetzen nicht nur auf das klassische Laden-geschäft, sondern wir bieten mit der „HeißenTheke“ auch ein preiswertes Mittagessen an, aufWunsch liefern wir warme Mahlzeiten auch insHaus. Last but not least bieten wir einen Party-Service für die private Familienfeier oder dasgroße Firmen-Event.“

Geschäftiges Treiben in der Fleischküche

Kernpfeiler bleibt aber das Ladengeschäftund der Verkauf von Fleisch und Wurst.

„Unser Rindfleisch stammt ausschließlich vonTieren aus der Region. Es handelt sich umRinder der Limusin-Rasse, die in St. Katharinengehalten werden“, betont der Firmenchef undführt weiter aus: „Wir haben konstant rund 70Sorten Wurst im Angebot, 90 Prozent davonstammen aus eigener Herstellung, darunter sindauch viele Spezialitäten mit Rezepturen nochaus Großvaters und Urgroßvaters Zeit.“ Bergnennt mit besonderem Stolz den „Kastenholz-Schinken“. „Der ist handgerollt, natürlich aus

Page 18: Rheinländer 23 Juli 2010

unternehmen!

Fleischerei Berg,Rheinstraße 14, 53545 Linz;

Öffnungszeiten: montags bis freitags

von 8 - 18.30 Uhr, samstags von 7 bis 13 Uhr.

Tel: 0 26 44 - 96 27 0.

INFO

einem Stück geschnitten under soll an die Tradition unseresUnternehmens erinnern, denndie erste Firmenchefin Chris-tine stammte aus der alteinge-sessenen und renommiertenLinzer Familie Kastenholz.“

Der Schinken ist aber nur einevon vielen Spezialitäten desHauses! Rheinischer Sauer-braten, Schwarte-Magen, täg-l ich ( ! ) f r isch geräucherteFle ischwurst und LinzerWürstchen gehören ebenfalls

dazu. „Die Linzer Würstchensind jetzt in der Grillsaisonbesonders gefragt“ , sagtJürgen Berg und lässt es ichnicht nehmen, noch viele wei-tere Grillwurstsorten aufzu-führen, die im Angebot sind.„Außerdem haben wir natür-l ich Steaks in al len Varia-tionen von Rind, Schwein, Puteund Lamm. Da müsste eigent-l ich für jeden etwas dabeisein“, ist sich der Fleischer-meister aus der Linzer Altstadtsicher und lächelt verschmitzt.

Fleischerei Berg in der Rheinstraße

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aromatisch!

IJ

Würziger ThymianWürziger Thymianoq au vin – Huhn mit Thymian undRotwein oder ein Dessert wie Erdbeer-sorbet mit Thymian stehen auf dem

Speiseplan der modernen Küche. Auch in gutenGärtnereien finden wir wieder verschiedeneSorten im Angebot. Thymiua vulgaris ist derbotanische Name des allseits beliebten Gewürz-krautes, das zur Gattung der Lippenblüten-gewächse zählt. Seine sehr aromatischen klei-nen Blättchen werdensowohl in der Kücheverwendet, als auch alsHeilkraut. So kann dasätherische Thymian-Ölbei Muskelverspannun-gen und bei Hustenlösend wirken und zu-dem die Abwehrkräftesteigern. Ursprünglichstammt Thymian, das in214 Arten unterschie-den wird , aus demMittelmeergebiet, heuteüberwintert es auch inRheinlands Kräuter -gärten. Schon Hildegardvon Bingen nutzte dievie l fä l t igen Inhal ts -stof fe (z .b . Thymol ,Geramöl) zu verschiede-nen Heilzwecken. Auchheute noch s ind die

wertvollen Wirkstoffe für die Heilmittelin-dustrie von großer Bedeutung. Thymian gilt alskeimtötend, entzün-dungshemmend unddas Zahnfleich kräfti-gend. In der Aroma-küche sind die kleinenKraftblättchen einfachnur lecker.

C

Ätherische Öle sind hochwirksame Konzentrate, die nur verdünnt und sparsam dosiert angewendet werden dürfen. Nähere Informationen erhalten Sie

bei AromatherapeutInnen und ApothekerInnen oder in der entsprechenden Fachliteratur.

von Cäcilia Frings-Ruland

Page 20: Rheinländer 23 Juli 2010

unternehmen!

+

Un m i t t e l b a rneben der

Fußgängerzone inBad Honnef, in derLinzer Straße 1, fin-det s ich e in Ge-schäft, das sich insbeste Licht zu rü-cken weiß. Das ista l lerdings auchnicht weiter verwun-derlich, schließlichhandelt es sich um „Das Leuchtenhausexklusiv“. InhaberDirk Eichholz undseine Frau Biancaführen das Geschäftin Bad Honnef seitzwei Jahren, zuvorhatten sie neun Jah-re lang in Unkel ihr„ L e u c h t e n h a u s “betrieben.

In den Bad Hon-nefer Geschäfts-

räumen präsent ie -ren die Inhaber auf120 qm Fläche Wand,Decken-, und Steh-

leuchten, außerdem Strahler und schienenge-führte Beleuchtungssysteme. Das Sortimentreicht preislich vom einfachen Spot für p 9,90bis zur Stehlampe mit facettierten Kristallen fürp 2.500. Wer so tief in die Tasche greift, wird

von Hans Ziegler Licht an!

Wer beim Lampenkauf auf Auswahl undBeratung setzt, sollte sich „Das Leuchten-haus exklusiv“ in Bad Honnef vormerken. DerGeschäftsinhaber präsentiert auf Wunschfast jede Leuchte auch vor Ort beim Kunden.

Page 21: Rheinländer 23 Juli 2010

den Kaufentschluss sicher gut durchdachthaben. Inhaber Dirk Eichholz rät aber auf jedenFall zu einer Prüfung vor Ort. „Egal, ob es sichum einen einfachen Spot oder eine kostbareLeuchte handel t , ich biete kostenlos denService, fast jede Lampe beim Kunden selbst zuzeigen. So wird am besten geklärt, ob dieLichtquel le mit Möbeln, Wandfarbe undBodenbelag harmo-niert.“

Nicht nur einzelneZimmer, sondern

ganze Häuser hat derGeschäf ts inhaber soschon ins Visier genom-men und st immige Beleuchtungslösungengefunden. Dabei legt Eichholz nicht nur Wertauf die Harmonie von Lichtquelle und Raum-ausstattung, sondern auch auf die Unter-scheidung von Arbeits- und Wohnbereich. „DerArbeitsbereich muss gut ausgeleuchtet sein,meist ist man dort aber auf die Tätigkeit konzen-triert, es gibt wenig Blickkontakt zur Licht-quelle. Es kann also gut auch direktes Licht zumEinsatz kommen. Im Wohnbereich dagegen gehtder Blick häufiger zur Leuchte. Das Licht solltedeshalb zwar ausreichend hell, niemals abergrell sein. Am besten erreicht man das durcheine indirekte Ausleuchtung mittels Lampen,deren Licht entweder durch die Decke reflek-tiert wird oder durch einen Reflektor an derLampe selbst“, erläutert Eichholz.

In Räumen, Gängen und Nischen mit wenigTageslicht rät Eichholz zum Einsatz von

Energiesparlampen, schränkt aber ein: DerenLicht sei relativ kalt und der Spareffekt trete

.

„Das Leuchtenhaus exklusiv“, Linzer Straße 1,53604 Bad Honnef, Telefon: 0 22 24 - 90 21 711.Öffnungszeiten: montags bis freitags von 10bis 19 Uhr, samstags von 9 bis 14 Uhr. WeitereInformationen unter: www.dasleuchtenhaus-exklusiv.de

INFO

auch nur dann ein, wenn die Lampen über meh-rere Stunden hinweg konstant leuchten. Außer-dem reduziere häufiges An- und Ausschaltendie Betriebsdauer erheblich. Eichholz favori-siert deshalb LED-Leuchten und mehr noch diePalette der Halogenleuchtmittel. „Die sind vonder Energieeffizienz her zu empfehlen, fallenbei der Entsorgung nicht als Sondermüll an und

liefern ein Licht, das inseiner Charakteristikdem Tageslicht relativnahe ist“, lobt Eichholz.

Diese Lichtcharak-teristik zeichnet

– trotz aller energie-technischer Nachteile – auch die alte Glühbirnemit Wolframfaden aus. Wer hier Ersatz sucht,wird ihn im Leuchtenhaus ebenfalls finden undmehr noch: Wer nicht nur auf alte Glühbirnen,sondern auch auf „antike“ Leuchten schwört, istbei den Bad Honnefer Lichtexperten ebenfallsrichtig. „Wir fertigen für ihr Altertümchen neueStoffschirme, und wenn es an der Technikhapert, reparieren wir ihre Lampe auch“, versi-chert Bianca Eichholz und Ehemann Dirk nicktbestätigend.

Gutes Licht: hell, aber nicht grell

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Seite 22 Der Rheinländer · Juli 2010

damals!

70 Jahre lang wurden Güter der Kali-Chemie(vormals Chemische Fabrik Walter Feld & Co)und vom Steinbruch Mahlberg mit derKleinbahn zwischen Bad Hönningen und derSchiffsverladestelle in Rheinbrohl hin- undhertransportiert.

röffnet wurde die Strecke am 15. September1898 als Kleinbahn Rheinbrohl-Mahlbergmit einer Spurweitevon 750 mm. Sie

diente ausschließlichdem Güterverkehr undder Beförderung von Basalt aus einem Stein-bruch am Westrand des Westerwaldes zumRhein hin. Die Strecke war ca. 5 km lang und zogsich vom Hafen in Rheinbrohl nach Norden zumArienheller Brunnen und dort weiter in östli-cher Richtung im Tal des Bahlsbaches aufwärtsbis zum Endpunkt Dornbachtal im RheinbrohlerWald. Nach dort brachte eine Seilbahn dasTransportgut aus dem Steinbruch am Mahl-bergkopf heran und wurde hier verladen.

Kleinbahn für Basaltund Chemie

Die Basaltgesellschaft Mahlberg-Rhein-brohl mbH erhielt am 24. Juli 1897 die

Konzession zum Bau einer „schmalspurigenSchienenverbindung“ nach dem PreußischenKleinbahngesetz. Diese wurde von der Lokal-bahnbau- und Betriebsgesellschaft Hiedemann& Cie. in Köln am Rhein hergestellt. Am 1.Januar 1899 übernahm die Cont inentaleEisenbahn- Bau- und Betriebs- Gesellschaft in

Berl in die Geschäf te .Eine Tochter der Kali-Chemie AG kaufte 1915diese Bahn und brachte

sie in die neu gegründete Kleinbahn Rhein-brohl-Mahlberg GmbH ein. Als 1923 der Basalt-abbau am Mahlberg endete, wurde die Bahn amBahlsbach stillgelegt.

1902war noch eine Abzweigung zurChemischen Fabrik Walter Feld

& Co in Bad Hönningen hinzugekommen. Dafürwurde 1907 der Rollbockbetrieb genehmigt, umnormalspurige Eisenbahnwagen vom BahnhofHönningen zum Arienheller Sprudel zu bringen,

Gewaltiger Aufschwung

von Peter Stang

Letzte Fahrt der Kleinbahn 1968

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Page 23: Rheinländer 23 Juli 2010

der sich im Eigentum der Fabrik befand. Das inKrügen befindliche Mineralwasser wurde vondort zum Hafen Rheinbrohl transportiert. Auchdie Güter der Chemischen Fabrik in BadHönningen gelangten zur Schiffsverladestelle inRheinbrohl. 1904 errichtete man ferner ein2,3 km langes Anschlussgleis von der Chemi-schen Fabrik zu einem Lagerplatz am Rheinuferin Hönningen, um dort Rückstände aus derProduktion abzulagern.

Firmeninhaber Walter Feld beherrschtenicht nur die Chemie, sondern auch physi-

kalische Methoden. Die Apparate für seineVersuche entwickelte er selbst und ließ sie inder Fabrik seines Bruders und Schwagers inBendorf bei der Firma „Feld & Vorstman” her-stellen. Der Name Feld war in der chemischenFachwelt bekannt geworden, weil der Wissen-schaftler ein altes Problem der Gasfachleutegelöst hatte. Er schaffte es, den Schwefelgehaltdes Gases dazu zu verwenden, das darin befind-liche Ammoniakgas direkt in Ammoniumsfulfatzu verwandeln. Dies war für die damals imgewaltigen Aufschwung bef indliche Kunst-düngererzeugung von großer Bedeutung. Einweiterer Geschäftszweig war die Verarbeitungvon Bariumoxyd. Davon zeugt e in a l terRechnungskopf aus dem Jahre 1917 (sieheAbbildung unten). Das Hönninger Werk kamspäter zur Kali-Chemie und ging danach auf dieKali + Salz AG über. 1954 wurde das belgischeUnternehmen Solvay Hauptaktionär der Kali-Chemie AG. Seit 1992 ist das Werk zu 100Prozent in den Unternehmensbereich Chemieder Solvay-Gruppe integriert.

Am 31. Oktober 1968 wurde der Klein-bahnbetrieb zwischen Bad Hönningen

und Rheinbrohl e ingeste l l t , wei l er denStraßenverkehr behinderte. Auf dem Bild (S. 22)ist die einzige auf dieser Strecke eingesetzteDiesellok bei ihrer letzten Fahrt zu sehen. AmFührerstand sieht man Heinz Willi Schneider,einer der letzten Lokführer. Neben der Diesellokwurden auf der Strecke im Laufe der 70 Jahreauch vier Dampflokomotiven eingesetzt.

Briefkopf von 1917

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Seite 24 Der Rheinländer · Juli 2010

unternehmen!

Ein Jungwinzer setzt aufVielseitigkeit

einberg und Weinkeller sind für ihnschon seit jungen Jahren äußerst vertrau-tes Terrain. Immerhin hat Weinbau in der

Famil ie Schneiderschon sei t mehrerenGenerat ionen Tradi -tion. Seine Eltern führ-ten lange Zeit das Bad Hönninger Stadtweingut.Keine schlechten Voraussetzungen, um auchbeim Nachwuchs die Liebe zur Rebensaftkulturzu erwecken. Sebastian Schneider, Jahrgang1982, verspürte schon sehr früh den Wunsch,

Winzer zu werden und Trauben nach eigenenVorstellungen zu Wein zu verarbeiten. Im elter-lichen Weingut, wie auch im Weingut HermannDönhof f in Oberhausen/Nahe l ieß er sichschließlich zum Winzer ausbilden. Ebensoabsolvierte er eine gleichermaßen erfolgreiche,weiterführende Ausbildung zum Weinbau-techniker in Bad Neuenahr. Sebastian Schneidersammelte in der Folgezeit berufliche Erfahrungin verschiedenen Betrieben und Regionen undwurde 2005 Außenbetriebsleiter des 45 Hektargroßen Weinguts von Markus Mol i tor inBernkastel-Wehlen. „Die Vielseitigkeit verschie-dener Weinbergslagen und der klassischeWeinausbau durch Spontangärung imponierten

mir sehr“, erzählt erbegeistert. Heute arbei-tet er als Betriebsleiterim Weingut Emrich-

Montigny in Bad Kreuznach an der Nahe. Dochim Nebenerwerb hat er sich schon vor fünfJahren für die Selbstständigkeit entschieden.„Mit der Lese der Trauben aus den Rückhalte-f lächen meiner Eltern in Boppard und Bad

Gipfelstürmer

W

von Benedikt Schmidt

Sebastian Schneider aus Bad Hönningenbezeichnet sich als

„Winzer aus Leidenschaft“.

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Hönningen lagerte ich 2006 die ersten Moste derRebsorten Riesling, Grauburgunder und MüllerThurgau e in .“ Ein Jahr später übernahm„Schneider das Weingut“ weitere Weinberge„zwischen dem Mäuseturm und dem Sieben-gebirge“, wie in Oberheimbach. „Ich möchte aufDauer über den Mittelrhein verteilte, gute Lagenbewirtschaften, um so mit der Vielseitigkeitunterschiedlicher Anbauflächen spielen zu kön-nen“, erklärt er seine Vision. Die derzeitigeJahresproduktion seines Weinguts beträgt etwa25.000 Flaschen. „Winzer zu sein bedeutet fürmich nicht nur die Erzeugung von Wein, son-dern auch die Erhaltung einer der schönstenKulturlandschaf ten der Welt , dem Mittel -rheintal.“ Diese Region aus dem „Dornröschen-schlaf“ zu erwecken ist nun auch das Anliegender „Gipfelstürmer“. Die selbstbewusste Gruppejunger Winzer wurde von Sebastian Schneiderim letzten Jahr mitbegründet und funktioniertganz nach der Devise: „Viele Hände erreichenmehr.“ Der Bad Hönninger und seine Mitstreiterwollen dabei nicht nur den Wein zwischenBingen und dem Siebengebirge bekanntermachen, sondern auch anderen jungen Leutenaus Winzerfamilien Anstöße geben, sich mitdem Beruf zu beschäftigen. „Wir sind offen fürjeden jungen Winzer, der Lust hat, bei uns mit-zumachen“, betont Schneider. Die „Gipfel-stürmer“ befinden sich derzeit auf einem gutenWeg. Kürzlich wurden sie mit einem Förder-preis von deutschen Weinjournalisten ausge-zeichnet. Weitere Informationen: www.schneider-das-weingut.dewww.gipfelstuermer-mittelrhein.de

Sebastian Schneider (hinten) und andere Gipfelstürmer

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Seite 26 Der Rheinländer · Juli 2010

besichtigt!

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Der Rheinländer · Juli 2010 Seite 27

lick vom Nordturm der Drachenburg nach Süden aufSchloss , Drachenfels und Rheintal mit der InselNonnenwerth.

Das Foto gelang Walter Töpner, Autor des Buches „Auf den Spurender Rheinromantik rund um Bonn“, dem diese Aufnahme entnom-men ist. Töpner beschreibt in seinem Wanderführer 14 Routen imGroßraum Bonn, darunter auch eine durch das OberdollendorferMühlental hin zum Kloster Heisterbach und einen Rundweg überLöwenburg und Drachenfels. Das Büchlein ist kürzlich erschie-nen und für p12,80 im Buchhandel erhältlich.

B

Drachenburg

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Seite 28 Der Rheinländer · Juli 2010

besichtigt!

Der Klostergarten der Wald-brei tbacher Franziskane-rinnen ist ein Biotop mit weitüber 700 verschiedenenPflanzen.

er von den Ordens-schwestern direkt hin-ter dem Marienhausauf dem Wald-

breitbacher Klosterbergangelegte Garten istKräutergarten, Gemüse-garten, Blumengarten,Bibelgarten und Kloster-garten in einem – kurz „einNaturgarten“, wie es SchwesterPulchra, die die Anlage feder-führend betreut, beschreibt.

„Getreu dem Postulatdes hl. Franziskus ist

der Garten als schöpferischeund geschwisterliche Begeg-nung mit der Natur gestaltet.Der partnerschaf tl iche Um-gang mit der Schöpfung istAusdruck der f ranziskani -schen Spiritualität und fordertvon den Ordensschwestern,

nach ökologischen Gesichts-punkten zu handeln.” Deshalbsteht die Idee eines Natur-gartens, in dem auch Insektenund Vögel Nahrung f indenkönnen, im Vordergrund. Sofindet sich neben Holzstapeln,in dem kleine Tiere Unter-

schlupf f inden können, einkomfortables „Insektenhotel”,von der Fa. Stüber gebaut undvon der NABU-Gruppe Wald-breitbach installiert.

„Wir lassen wachsen,was wachsen will –

nur gelegentlich grei-fen wir ordnend ein.Was in anderenGärten als Unkrautent fernt wird ,trägt hier zurSchönheit des Gar-

tens bei – man schaue sich nurmal diese prachtvolle Distelan”, schwärmt Sr. Pulchra.Vielfalt ist im KlostergartenKonzept. So sind allein vomSalbei ca. drei Dutzend Sortenzu entdecken. Auch die Beetesind nach dem Prinzip der

Mischkultur angelegt. Ineinem etwa finden sichalle Kräuter, die man fürdie Frankfurter Soßebenötigt.

Vor 20 Jahren hatSr. Pulchra den

Klostergarten wieder aufer-weckt. Seitdem ist ein Gartenentstanden, der in unsererRegion wohl e inmal ig ist .Bereits Ordensgründerin Mut-

ter Rosa pflanzte Heil-pf lanzen an, um

sie den Kran-ken zur Hei-lung zugeben. Auchheute werden

Heilkräuter in

Partnerschaftlicher Umgangmit der Schöpfung

Paradies aus zweiter HandParadies aus zweiter Hand

D

von Wolfgang Ruland

Page 29: Rheinländer 23 Juli 2010

der angeschlossenen Klinikverwendet, Küchenkräuter fin-den Verwendung in denGerichten des Restaurants„Klosterterrassen“ und vielePflanzen werden zum Eigen-bedarf der Ordensschwesternz.B. für Teeaufgüsse, genutzt.

Der Pf lanzenbestandeines Klostergartens ,

wie Kräuter, Gemüse und auchObstbäume, beruft sich auf dieGrundlagen, die in der Schrift„Capitulare de Villis“ Karlsdes Großen niedergelegt sind.Der Kaiser legte fest, dass alledort aufgeführten Pf lanzen,

IJ

Schwester Pulchra

die man heute histor ischnennt, in jedem seiner Klösterwachsen sollen. „Wir habenhier nahezu a l le davon“ ,bestätigt Sr. Pulchra, „dabeiwollen wir aber keinen Klos-tergarten authentisch nachbil-den, wie er früher war. Wirerhalten zwar die Traditionen,nehmen aber auch Pf lanzenauf und setzen Materialienein, die man im Mittelalternoch nicht kannte.“

Der Naturgarten derFranziskanerinnen ist

kein kommerzie l les Unter -nehmen. Er dient zum An-

sehen, Genie-ßen, Erholen,dazu, Naturund Garten anders zu erleben. „Die Besucher sol-len die Unterschiede der Düfte bewusst wahrneh-men. Der Garten hat durchaus auch eine pädago-gische Ausrichtung, wenn wir z.B. die Sensorikvon Kindern trainieren“, erläutert Sr. Pulchraweitere Aspekte des Gartenkonzeptes. Viele dervorhanden Pflanzen sind seltene Wildarten undkommen ursprünglich von weit her. „Samen undAbleger bringen uns Besucher aus Mittel- undSüdamerika oder aus Asien mit“, erklärt Sr.Pulchra die Herkunft der Vielfalt. Seit 56 Jahrenträgt die engagierte Schwester ihren Ordensna-men. Manche Pflanzen tragen den Namenszusatz„Pulchra“, wenn sie besonders schön sind. So wares anscheinend vorgegeben, dass sie sich demKlostergarten gewidmet hat. „Das wurde mir wohlin die Wiege gelegt“, sagt sie selbst über ihreLebensaufgabe.

Der Klostergarten ist für die Öffentlichkeitbis 18 Uhr geöffnet, an Wochenenden ab

13 Uhr – oder immer, „wenn das Tor geöffnet ist“,wie Sr. Pulchra sagt.

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Seite 30 Der Rheinländer · Juli 2010

unternehmen!

atthias Reuschenbach, aus Waldbreitbachstammend, geboren am 19. Juli 1901, machtesich 1950 als Elektriker in Roßbach selbst-

ständig. Zunächst bezog er ein inzwischen nichtmehr existierendesGebäude im Mas-bachtal, was in Roß-bach unter der Be-zeichnung „Knus-perhäuschen“ be-kannt war. Späterentstand das heutigeGeschäf tshaus inder Wiedtalstr. 24,die in den 1950erJahren noch Haupt-straße hieß.

Wä h r e n dseine Frau

Änni den Ladenführte und Elektro-geräte , Haushalts -artikel, Reiseanden-ken, Glas, Porzellanund Geschenkartikelanbot, fuhr MatthiasReuschenbach mitseinem Auto übersLand und verkaufteRadios, Fernseher,Kohlenherde, Lam-pen, Waschbottiche, Schleudern und vielesmehr. Er installierte Stromleitungen in denWohnhäusern, setzte Schalter und Stecker. Sowar er weit und breit als „de Licht-Matthes“bekannt. Dabei war der Elektriker schon immerfortschrittlich und bot nicht nur die neuestentechnischen Errungenschaften an. Er selbsterwarb berei ts 1925den Führerschein undfuhr das erst v ierteAuto in der gesamtenBürgermeisterei.

Der Verkauf imDorfladen florierte, zumal im Luftkurort

Roßbach in den Nachkriegsjahrzehnten vieleUrlauber anzutreffen waren.

De Licht-Matthes und sein Dorfladen

Nach dem Tod von Matthias Reuschenbachim Jahre1983 führte Ehefrau Änni, heute

86 Jahre alt, das Geschäft weiter und nahm1985, als das letzte Blumengeschäft in Roßbach

schloss, auch Schnittblumen und Topfpflanzenins Sortiment auf. Auf den ersten Blick möchteman heute das Geschäft, dass wie früher ganzeinfach „Reuschenbach“ heißt, für einen Blu-menladen halten, der 1987 durch einen Anbausogar noch erweitert wurde. Aber immer nochgibt es Geschenkartikel und Haushaltsartikel

für den täglichen Be-darf. Nur die Elektro-geräte sind aus dem An-gebot verschwunden.Heute halten Änni Reu-schenbach und Tochter

Marlies Kasakowsky eine große Auswahl anFrühlings-, Sommer- und Herbstblumen bereitund bieten Tischdekorationen für Festtage an.

Die neuesten technischenErrungenschaften

M

Eines der ersten Autos im Wiedtal

Seit 60 Jahren besteht das Geschäft „Reuschenbach“ in Roßbach an der Wied und es begeht sein Jubiläum am 3. Juli.

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Viele Hotels in der Verbandsgemeinde Wald-breitbach werden mit Blumen und Gesteckenbeliefert und so mancher Geburtstags- undJubiläumsstrauß, der von Orts- und Verbands-bürgermeister überreicht wird, stammt aus demHause Reuschenbach. Daneben bepflanzen undpflegen die Reuschenbachs für den Verkehrs-und Verschönerungsverein unentgel t l ichBlumenkübel und Verkehrsinsel des Ortes. „Wirleben heute in erster Linie von Mund-zu-Mund-Propaganda und Empfehlungen unsererKunden. Dafür möchten wir uns bedanken undladen alle Kunden, Freunde und Bekannte zueinem Jubi läumsumtrunk ein“ , freut s ichFirmengründer-Tochter Marlies auf die kleineFeier am Samstag, 3. Juli von 11 bis 18 Uhr zum60-jährigen Bestehen des Dorfladens, der aufsympathische Weise altmodisch geblieben ist.„Eine Überraschung für Groß und Klein liegtbereit“, verspricht Marlies Kasakowsky, die anmanchen Tagen auch von Tochter Tanja undSohn Ralf, sowie den Enkeln Raphael und Cedricim Ladengeschäft unterstützt wird, so dass sichdann vier Generationen im Laden befinden.

Matthias Reuschenbach unterwegs

Vier Generationen hinter der Ladentheke

Page 32: Rheinländer 23 Juli 2010

Seite 32 Der Rheinländer · Juli 2010

unterwegs!

Einmalige Einsamkeit imStockhausener Bachtal

von Wolfgang Ruland

Rundwanderung: Windhagen – Stockhausen – Stockhausener

Bachtal – Hüngsberg – Windhagen

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Der Rheinländer · Juli 2010 Seite 33

m Rathaus der Verbands-gemeinde Asbach habenwir einen kürzl ich er -

schienen Wanderführer mitKarte und Begleitheft erwor-ben und daraus spontan die alsStockhausener Weg (W1)bezeichnete Route ausgewählt.Der Wander-Wegweiser formu-liert: „Durch die verstreutenOrtschaften der Gemeinde undentlang ruhiger Bachtäler bie-tet der Weg viele Eindrückeeiner wechselvol len Land-schaft.“ Tatsächlich haben wireine wunder -schöne Wande-rung vor uns, diejedoch durchFehler bei Kar-tenführung undauch in der Begleitbroschüreetwas getrübt wird. Ebenfallsein Minuspunkt: An keinerStelle des Rundweges ist auchnur ein einziger Hinweis aufdie Streckenführung (W1) zufinden. So auch nicht an derPfarrkirche Windhagen, an derwir unsere Wanderung begin-nen.

Wir wenden uns nachNorden und steuern

über die Hauptstraße dieNiederwindhagener Straße an.Hier tref fen wir auf e inWegekreuz, genannt „Stock-hausener Kreuz“. Es handeltsich um ein Stationskreuz fürdie Fronleichnamsprozes-sionen der Stockhausener. DasBegleitheft verlegt den Stand-

ort des Kreuzes etwa 500Meter weiter nach Osten. Wirfolgen der NiederwindhagenerStraße bis zum Hinweisschild„Stockhausen“, das uns in dieStraße ”Im Rehwinkel“ führt.Wir folgen dem Rehwinkel wei-ter (nächste rechts) und verlas-sen die ruhige Wohnstraßegeradeaus als sie einen Knicknach rechts macht. Wir errei-chen nun bewaldetes Gelände,das leicht bergab führt. Nacheinem Bachgrund geht es wie-der bergauf. Wir folgen diesem

Weg und errei -chen bald dieKreisstraße 43,die rechts nachS t o c k h a u s e nführt . Wir blei -

ben geradeaus auf der Ring-straße, die dann in einemBogen nach links führt. In derLinkskurve wenden wir unsnach rechts in einen Land-wirtschaf tsweg. Links einegroße Kuhweide und in einigerEntfernung entdecken wirFachwerkhäuser, d ie denRit ters i tz der Junker vonStockhausen aus dem 13.Jahrhundert kennzeichnen.Wir folgen weiter dem asphal-tierten Weg leicht bergab. Hieram tiefsten Punkt des Wegesmöchte uns der AsbacherWanderführer nach links Rich-tung Stockhausener Bachtalabbiegen lassen. Der Weg istjedoch kaum erkennbar, nachein paar Metern von Tier -

spuren aufgewühlt und gänz-lich durchnässt. Wir bleibenstecken und entscheiden unsfür eine Ausweichroute. Dieführt uns weiter den Wirt-schaftsweg entlang, zunächstbergauf, dann bergab ins Bach-

Entlang ruhigerBachtäler

I

Pfarrkirche Windhagen

Page 34: Rheinländer 23 Juli 2010

draußen!

IJ

tal. Bevor wir den Stockhausener Bach errei-chen, geht ein Feldweg rechts etwas oberhalbdes Ufers nach rechts ab. In diesen biegen wirein und wandern nun gemütlich das Bachtal ent-lang und kommen bald an eine kleine Hütte.Hier sollte der ursprünglich vorgeschlageneWeg von oben heranführen, aber auch dessenanderes Ende ist mat-schig und nur schlechtpassierbar. Wir wendenuns nach links, über-queren den Bach und gehen nach rechts weiteran dessen linkem Ufer entlang. Mit jedemSchritt wird das Bachtal nun schöner und wirhaben ein gut zu begehenden Wanderweg voruns. Der Stockhausener Bach, der mäanderndund friedlich plätschernd neben uns herfließt,begleitet uns weiter. Das Bachtal wird malenger, mal weiter, ist herrlich ruhig und wun-

derbar zu wandern. Wir begegnen keinerMenschenseele und fühlen uns weitab von derHektik der Welt. Mit jedem weiteren Schrittspüren wir eine merkliche Erholung. Das ist einWanderweg, von dem man sich wünscht, dass ernicht mehr aufhören möge. Aber natürlich endeteinmal auch das Tal des Stockhausener Baches,

als er in den Pfaffen-bach mündet. An dieserStelle bleiben wir gera-deaus und steigen wie-

der bergan, es geht in Kurven weiter aufwärtsnach Hüngsberg. Im Bachtal haben wir uns aberso gut erholt, dass der Anstieg leicht fällt. Baldsehen wir die Spitze der Hüngsberger Kapelle.Laut Karte der VG Asbach soll hier ein Weg nachrechts abbiegen und in einem Bogen hinter demOrt weiterführen. Wir können den Weg aberbeim besten Willen nicht entdecken und bleiben

Weitab von Hektik

Page 35: Rheinländer 23 Juli 2010

deshalb weiter geradeaus, passieren die Kapelleund gehen die Dorfstraße bergan. Zwischen denbeiden letzten Häusern an der rechtenStraßensei te wenden wir uns auf e inenWiesenweg, der quer über Weiden führt. Geradeist gemäht worden und wir erkennen den Wegnur schlecht. Aber schnell ist ein Wäldchenerreicht und der Weg nicht nur wieder gut zuerkennen, sondern auch herrlich zu wandern.Nach kurzen Windungen erreichen wir den

Flecken Johannisberg.Wir gehen nach linksund gle ich wiederrechts in den Wander-weg. Zwischen Pferde-koppeln schlängelt sich

der teilweise hoch mit Gras bewachsene Weg tal-wärts, erreicht ein Wäldchen und nach einigenSchri t ten erreichen wir im Talgrund dieBockentalhütte. Am Ende des Pfades wendenwir uns nach links und finden einen schönenWaldweg vor, der uns wieder bergan führt. Da,wo er auf einen asphaltierten Weg trifft, bleibenwir geradeaus, passieren das Schützenhaus underblicken bald wieder die Windhagener Pfarr-kirche von der Rückseite. In einem Rechtsbogenerreichen wir unseren Ausgangspunkt. LautBroschüre haben wir nun 8,5 km zurückgelegt,für die wir etwas mehr als zwei Stundenbenötigt haben. Sicher auch wegen des kleinenUmwegs und der manchmal unklaren Karten-beschreibung. Aber der Wanderweg selbst isttatsächlich ein guter Tipp der VG Asbach undhat sich gelohnt.

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Start und Ziel

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WEGEPLAN

Page 36: Rheinländer 23 Juli 2010

Seite 36 Der Rheinländer · Juli 2010

genießen!

as Weinhaus in der Lühlingsgasse 5, ist seitJahrzehnten in der Rotweinstadt und darü-

ber hinaus ein Begriff. Inzwischen steht es indirekter Verbindung mit dem Hotel „GästehausKorf“, Eingang Vogtsgasse 2, und bildet mit demGästehaus ein einheitli-ches Ensemble.

Von wo auch im-mer man diesen

gastronomischen Betrieb betritt, spannend undmitunter lehrreich ist der Aufenthalt allemal,wie das Beispiel Rebengarten in der „Traube“zeigt. Dieser Raum gewährleistet eine Platz-kapazität bis zu 180 Personen. Besonderer Hin-gucker ist das als Decke gewachsene Rebendach,das sich in frischem Grün über den Gästen aus-breitet. Nicht nur ob der echten Trauben an derDecke reibt man sich man sich verwundert dieAugen. Auch die vielen historischen Werkzeuge,teils an rustikalen Wänden platziert, machenstaunend. Ob es altes Winzerwerkzeug ist, ein

Säbel, Pickelhaube, Zither, alte Fotografien,Urkunden und Zinngefäße, um nur einige derUtensilien zu nennen, man fühlt sich in andereEpochen versetzt, alles passt aber doch irgend-wie zusammen. „Die Rebstöcke, die das Dach

bilden, sind mittlerwei-le 100 Jahre alt“, erzähltKarl Korf. „Wer hier ver-weilt, lässt ein wenig

die Hekt ik des Al l tags hinter s ich“ . DerSeniorchef und Winzer hatte die Idee mit demüberdachten Rebengarten. Natürlich hat dasbesondere Klima, das hier herrscht, Aus-wirkung auf die Reifezeit der Trauben. Währendgemeinhin in den Weinbergen die Weinlesen imAugust/September beginnen – so tragen dieWeinstöcke im Rebengarten bereits im JuliTrauben.

Egal ob normaler Gast oder prominent,jeder wird von der Atmosphäre im

Weinhaus angezogen. Das dokumentieren auch

von Peter Köster

DDas Weinhaus und Restaurant „Zur Traube“ gehört zur Unkeler Gastronomietradition.

Die Weinkönigin logierte im „Kaiserzimmer“

Prominente Gäste

Page 37: Rheinländer 23 Juli 2010

zahlreiche Einträge in die Gästebücher. Soschrieb z.B. Franz-Josef Strauß: „Wieder malhier, wieder mal zufrieden“. Ähnlich dürfte esder deutschen Weinkönigin Sonja Christ ergan-gen sein, die erst kürzlich das Haus im Rahmenihres Mittelrhein-Besuchsprogramms für eineNacht bewohnte. Dort wurde sie von der Haus-herrin Julia Lanz, ihres Zeichens Mittelrhein-Weinprinzessin, begrüßt . Einer „Königin“gemäß, logierte Sonja Christ auch entspre-chend: nämlich im sogenannten „Kaiser -zimmer“. Diese „königliche Suite“, gewisser-maßen das Prunkstück des Gästehauses Korf,hat eine besondere Vorgeschichte. So stammendie Möbel aus dem ehemaligen Besitz der kai-serlichen Familie der Hohenzollern. Der spätereKaiser Friedrich Wilhelm II. studierte in Bonn.Nach Studienende und Aufgabe seiner Wohnungersteigerten die Vorfahren der Familie Korf-Lanz das Schlafzimmer des Kronprinzen. Zudem Zimmer mit Namen „Die Falkenjagd“gehört auch ein Gobelin-Bild, das aber ausPlatzgründen im Parterrebereich der kleinenHalle untergebracht ist.

Das „Doppelhaus“ Weinhaus „Zur Traube“/Gästehaus Korf wird heute in dritter+

Generation als Familienbetrieb geführt. Nebenden beiden Senioren Christel und Karl Korf,sind dies die heutige Chefin Astrid Lanz, geb.Korf und Ehemann Hubert Lanz als Küchenchef.Ferner die junge Generation mit Mittelrhein-Weinprinzessin Julia Lanz und Florian Lanz, derderzeit im Schwarzwald eine Ausbildung zumKoch absolviert und damit die Familientraditionfortsetzen wird.

Lühlingsgasse 5, 53572 Unkel Tel. 02224-3315, www.traubeunkel.de

Öffnungszeiten: Mai bis Ende Oktober ab11 Uhr, Dienstag Ruhetag

November bis April: Donnerstag bis Samstag ab 17 Uhr

ZUR TRAUBE – WEINHAUS UND RESTAURANT

Das Kaiserzimmer

Page 38: Rheinländer 23 Juli 2010

Seite 38 Der Rheinländer · Juli 2010

ausgewählt!sch!

IJ

JuliVeranstaltungen im

Advantage: Tennis-Club LinzDoppelter Grund zum Feiern

Der TC Rot-Weiß Linz wird 60 Jahre jung undder Linzer VR-Sommercup bietet Tennis aufhöchstem Niveau. Der 1. Vorsi tzende des TC Linz , PeterHaltenhof, erläutert das Erfolgsrezept des DTB-Ranglistenturniers vom 2. bis 4 Juli 2010:Das Besondere ist die Mischung aus professio-nel lem Tennissport und der famil iärenAtmosphäre unseres Turniers. Wir erwartenauch in diesem Jahr wieder internationaleProfispieler, die im Rahmen des Turniers aufeine Auswahl der besten deutschen Nach-wuchskräfte treffen werden. Wir hoffen, dasswir unseren Zuschauern einen Daviscup-Spieler sowie Spieler aus den Top 150 derDeutschen Rangliste vorstellen können. Der Tennisverein Rot-Weiß Linz feiert in die-sem Jahr sein 60-jähriges Vereinsjubiläum und

für uns war es se lbstverständl ich , d ieVereinsfeier einzubetten in den diesjährigenSommercup. Wir werden am 3. Juli für alle Ver-einsmitglieder eine Feier auf unserer Anlageveranstalten und die offizielle Feierstunde istgeplant für den 4.Juli um 13 Uhr zwischenHalbfinale und Finale des Sommercup. AlleVereinsmitglieder, Freunde und Förderer desTennissports in Linz sind herzlich eingeladen. Es gibt es kaum eine andere Möglichkeit, ohneEintrittsgelder Daviscup- bzw. ATP-Weltrang-listenspieler aus unmittelbarer Nähe spielenzu sehen und nach dem Spiel sogar mit ihnenfachsimpeln zu können. Und nicht zuletztgarantieren die über 200 Mitglieder unseresVereins, dass für das leibliche Wohl derZuschauer bestens gesorgt sein wird. Infos und Spielzeiten: www.sommercup.de

IJ

Samstag, 10. Juli14.00 Uhr Königswinter | Siebengebirgsmuseum

Historische Wanderung – Der Petersberg Auf den Spuren von Steinhauern,Wallfahrern, Staatsgästen und einerZahnradbahn. Dauer bis ca. 18 Uhr. Kostenbeitrag: p5

Sonntag, 11. Juli11 u. 14 Uhr Adenauer-Haus | Rhöndorf

„Nicht nur Rosen… – Adenauers Garten“ Wer auf Spurensuche im Kanzlergartengehen will, wird von Gaby Grupe und IngeWeidenfeld durch das großzügige Anwesen inBad Honnef/Rhöndorf geführt. Die Teilneh-mer f lanieren zwischen über 1.000 Rosen-sträuchern. Der Weg führt zudem vorbei ander Sandbahn, auf der der Kanzler mit Taktikund Geschick manche Partie Boccia spielte,und am Pavillon, in dem Adenauer seineMemoiren niederschrieb, bis hin zur Heim-kehrerstatue, die seine Verdienste um dieHeimholung der sowjetischen Kriegsgefan-genen 1955 würdigt. Der Eintritt ist frei. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, wird umAnmeldung unter Tel. 02224/921-234 bzw.unter [email protected].

Donnerstag, 1. Juli19 Uhr Unkel | Heimatladen, Pützgasse 2

Vortrag von Prof. Dr. Kurt Roessler zum 200.Geburtstag von Ferdinand Freiligrath:Freiligrath als Rheinländer Eintritt frei!

Freitag, 2. Juli bis Sonntag, 4. JuliLinz | Am Kaiserberg8. Turnier TC Rot-Weiß Linz VR-Sommercupein Damen- und Herren-Ranglistenturnier desDeutschen Tennisbundes. Eintritt frei, Infos: www.sommercup.de

Sonntag, 4. Juliganztägig Erpel | Kölner Straße- ca. 18 Uhr Osanna-

MarktTrödelmarktmit aus-schließlichgebrauchterWare

Page 39: Rheinländer 23 Juli 2010

„Von den vielen guten und kreativen Aktivitäten, die beimRHEINLÄNDER statt finden und von ihm ausgehen,

bin ich begeistert. Weiterhin viel Erfolg.“Hendrik Hering , Staatsminister Rheinland-Pfalz für

Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau

ÜBER DEN RHEINLÄNDER

Widerstand imRheinland –

Zeitzeugen gesuchtForscher untersuchen die Facetten vonOpposition und Widerstand 1933 bis 1945

Das LVR-Insti tut für Landeskunde undRegionalgeschichte in Bonn erforscht in demProjekt „Widerstand im Rheinland 1933-1945" die zahlreichen Facetten des Wider-stands gegen die NS-Diktatur. Hierbei hofftder Landschaftsverband Rheinland auf dieMithilfe der Bevölkerung und bittet umUnterstützung. Aufgerufen sind alle, die vonoppositionellem Handeln in der NS-Zeit ausIhrer Wohnumgebung berichten können.Interessant sind für die Forscher der ver-meintlich kleine, aber ebenso risikoreicheWiderstand. Dazu gehören zum Beispiel dasVerweigern des Hitlergrußes in der Öffent-lichkeit, das Erzählen von regimekritischenWitzen, Hilfe für vom Regime Verfolgte(Verstecken, Fluchthilfe) oder das Pro-duzieren oder Verteilen von regime-kriti-schen Schriften. Ansprechpartner ist Dr.Helmut Rönz, LVR-Institut für Landeskundeund Regionalgeschichte, Tel: 0228/9834 247,E-Mail: [email protected]

Page 40: Rheinländer 23 Juli 2010

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Samstag, 17. JuliKasbach | Alte Brauerei, Severinsberg„Nostalgie-Jahrmarkt“ auf dem Gelände der„Alten Brauerei“ (Steffens Brauereischänke)im Kasbachtal bei Linzauch Sonntag, 18. Juli

Sonntag, 18. Juli16 Uhr Unkel | Heimatladen, Pützgasse 2

Ausstellungseröffnung:Freiligrath als Rheinländer &Freiligrath und FreundeMit einer Einführung von Prof. Dr. KurtRoessler, Eintritt frei!

Samstag, 24. Juli11 Uhr Unkel | Stuxbergwiese

Riesling-RomantikUm den Wein an den Probierständen unter-wegs und auf dem Festplatz noch unbe-schwerter genießen zu können, empfiehlt derVeranstalter die Anreise mit der Bahn odermit dem extra eingesetzten Schienenbus, derab 13.45 stündlich ab Bonn-Beuel bis Unkelfährt.Er hat folgende Haltestationen: Oberkassel,Dollendorf, Königswinter und Rhöndorf.Die letzte Fahrt nach Bonn ist um 23.15 Uhr.Auf dem Festplatz sind ein Tanzboden, eineBühne und Stände zur Unterhaltung aufge-baut.Ab 16.00 Uhr beginnt das Rieslingfest und dieMusik spielt bis 23.00 Uhr auf der Festwieseam Stuxberg, die zwischen Gerhardswinkelund der Burg Vilszelt gelegen ist.

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Page 41: Rheinländer 23 Juli 2010

Tipps für die nächste Steuererklärung Teil 6

Einkünfte ausKapitalvermögen…

… im Mittelpunkt die „Anlage KAP 2009“; wen die Abgabepflicht trifft, evtl. auch die Verpflichtung

zur Abgabe der sogenannten „Anlage SO 2009“:

TIPP 6: Wer – letztmals – Wertpapierge-schäfte innerhalb eines Jahres mit Gewinntätigen konnte, wie auch Termingeschäfte,der trägt in den Zeilen 41 – 50, bzw. 51- 57der Anlage SO die entsprechenden Angabenein. Die Transaktionskosten werden hierletztmals berücksichtigt, die mit der An-schaffung und dem Verkauf im Zusammen-hang stehen, ggf. sonstige Werbungskosten,die als zurechenbar erscheinen.

TIPP 7: Werbungskosten (eingeschränkt)Nach Einführung der Abgeltungssteuernkönnen in der Regel keine Werbungskostenmehr geltend gemacht werden, aber Hono-rare von Vermögensverwaltern, meist aberauch nur teilweise. Das Geldinstitut berück-sichtigt Bankspesen, also die Veräußerungs-kosten und die Nebenkosten der Anschaf-fung von Wertpapieren, wie Provisionen undBearbeitungsgebühren. Überprüfen Sie inso-weit die Abrechnungen, die Sie bei jedemAn- und Verkauf von Wertpapieren erhaltenhaben, denn Banken und Sparkassen, wieauch Investmentinstitute, weisen in ihrer„Steuerbescheinigung für alle Privatkontenund/oder –depots“ Aktien- und Investment-gewinne aus, wie auch gezahlte Stückzinsen.Die o.g. Bescheinigung Ihres Geldinstitutslegen Sie für Ihren Steuerausgleich 2009dem Finanzamt vor. Das gilt im Übrigen auchfür Bescheinigungen der Bausparkassen.

TIPP 8: Die „Anlage AUS“ wird hier nichtbesprochen, weil diese nur Personen benöti-gen, die ausländische Einkünfte aus einemBetriebsvermögen oder aus vermietetenImmobilien beziehen. Diese „Anlage AUS“gaben also Pr ivatanleger mit Kapita l -einkünften nur noch bis einschl. 2008 beimFinanzamt ab.

Steuerberater Friedhelm Dillerin Sozietät StB Diller-Schneider-OepenAm Sändchen 21 · 53545 Linz/[email protected]

Wegen der komplexen und sich fortlaufend ändernden Rechtslage

sind Haftung und Gewährleistung ausgeschlossen

Page 42: Rheinländer 23 Juli 2010

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09.07.10 9- 23 UhrVenezianisches Gondelfest

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Für einen Augenblick fehlte die schützende Hand.Groß war die Sehnsucht nach Ruhe.

Walter Frings*04.09.1960 - Juni 2010†

Du fehlst uns.Mama und Papa

Rudolf, Siegfried, Roswitha, *, Cilli, Matthias, Karl, Monika, Thomas

und Familien

Page 43: Rheinländer 23 Juli 2010

Immo-News

Kindersicheres Haus

Junge Familien, die ein Haus bauen oder eingebrauchtes Gebäude umbauen, sollten sichGedanken machen, wie sie ihr Heim kindersi-cher machen. In Einfamilienhäusern werden Kinderzimmermeistens im ersten Stock vorgesehen. Klein-kinder spielen aber am liebsten im Wohnzim-mer oder in der Küche im Erdgeschoss – dort wosich die Familie aufhält und wo sie besser beauf-sichtigt werden können. Daher sollte man über-legen, ob man das Kinderzimmer nicht hier ein-richtet. Üblich ist es, dass Steckdosen in der Nähe desBodens angebracht werden. Dabei wären sie vorKinderhänden sicherer, wenn sie außer Reich-weite – beispielsweise unterhalb des Lichtschal-ters – installiert sind. Treppen sollten zumSchutz mit einem Gitter gesichert werden.Außerdem dürfen die Geländerstäbe nicht mehrals zwölf Zentimeter auseinander stehen, damitKleinkinder nicht hindurchschlüpfen können.Gleiches gilt auch für das Balkongeländer, daszudem so hoch sein muss, dass Kinder nichthochklettern können.Architekten lieben es, Ess- und Wohnbereichoptisch zu trennen, indem sie einen der beidenRäume etwas tiefer legen. Diesen Raum erreichtman über ein oder zwei Treppenstufen. FürKinder ist diese Bauweise tückisch, denn oftübersehen sie die Tritte. Insbesondere sind hierKinder betrof fen, die zu Besuch kommen.Fenster sollten mit einer Kindersicherung ver-sehen werden, damit die Kleinen nicht auf dieFensterbank klettern und hinausfallen können. Verfügt der Garten über einen Teich, sollten dieEltern einen Zaun um ihn herum bauen, damitdie Kinder nicht hineineinfal len können.Alternat iv kann der Teich mit e inemMetallgitter aus nicht rostendem Stahl belegtwerden, das direkt über der Wasseroberflächeliegt.

Page 44: Rheinländer 23 Juli 2010

Seite 44 Der Rheinländer · Juli 2010

künstlerisch!

für die später folgenden Arbeiten und geht aufInitiative von Jochen Riemann zurück. Rie-mann, der 1990 als Kunstlehrer an die Schulekam, tat sich schwer damit, was er zum Startdort vorfand: nämlich durchgängig triste graueWände. Hier musste etwas geschehen. DasUmfeld sollte gestaltet werden. Riemann, nicht

nur Kunst lehrer, sondernauch selbst der Kunst als bil-dender Künstler verhaf tet ,hatte eine Vision: „Ich machehieraus ein Museum“. Undheute, 20 Jahre später, auch

sehr zur Freude von Schulleiter Wolfgang Latz,ist diese Idee wahrgeworden. Das Wiedtal-Gymnasium ist , dank der Kunst, „gelebteSchule“, „gelebter Kunstunterricht“. Zugleichsind die ausgestellten Arbeiten ein Fest für dasAuge, das sich gar nicht satt sehen mag an denberühmten Werken, die fast alle Wände desGebäudes zieren. Man kann sie gar nicht alleaufzählen, die „Meisterwerke“, die hier vonSchülern der Kunst-AG ins Bild gesetzt wurden.

ls Pablo Picasso 1937 sein Anti-Kriegsbild„Guernica“ entstehen ließ, konnte er sicher-

lich nicht ahnen, dass viele Jahre später einmalSchüler des Wiedtal-Gymnasiums in Neustadteine Reproduktion dieses berühmten Werkesschaffen würden. Selbst wenn die Maße dieserWandarbeit kleiner geraten sind, so zeigt dochauch diese Reproduktion seineungeheure Wirkung. Mansteht wie gebannt vor demWerk. Dies gilt auch für vieleweitere Exponate , d ie dasGymnasium wie eine Kunst-galerie erscheinen lässt. Verantwortlich fürdiese Arbeiten ist die Kunst AG mit ihremFachlehrer Jochen Riemann.

Wer das Gymnasium in Neustadt besucht,der glaubt, sich in einer Ausstellung zu

befinden. Kunst, wohin das Auge schaut. Dasbeginnt bereits an der Fassade am Haupt-eingang mit dem sogenannten „Strichcode“. DieKunst-AG schuf dieses Gemälde im Jahre 1993.Das Fassadenwerk war sozusagen der Auslöser

Vision ist wahrgeworden

ADas Wiedtal-Gymnasium in Neustadt geht über die Kunst neue Wege.

Eine Schule wird zur GalerieEine Schule wird zur Galerievon Peter Köster

Page 45: Rheinländer 23 Juli 2010

Wie stark die Identifikation mit der Kunstmittlerweile bei den Schülern geworden

ist, beweist eindrucksvoll das Treppenhaus. Esist gespickt mit den unterschiedl ichstenPorträts und zeigt deutlich die Stilrichtung:Pop-Art. Die Handschrift des großen AndyWarhol ist nicht zu übersehen. Hier sind sie auf-gereiht, die Großen aus Geschichte, Kultur undPolitik. Auch der amerikanische PräsidentObama darf nicht fehlen.

Das Wiedtal-Gymnasium in Neustadt hatüber die Kunst einen besonderen Weg

gewählt, der die Lehranstalt auch über den Orthinaus zu einem Begriff gemacht hat. Sehr zurFreude von Schülern, Eltern und Lehrern.

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Jochen Riemann: Kunstgalerie außen und innen

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Page 46: Rheinländer 23 Juli 2010

Seite 46 Der Rheinländer · Juli 2010

besichtigt!

Nach Oberpleis, Heisterbacherrott/Thomas-berg und Oberdollendorf hat nun auchIttenbach sein eigenes virtuelles Museum imInternet

ibt man im Internet a ls Suchadressewww.53639.com, also die KönigswintererPostleitzahl ein, kommt man auf die Seiteder „Bergregion Königswinter“, die von den

Werbekreisen der Orte am Siebengebirgeerstellt wurde. Dort gibt es einenUnterpunkt Museen, der auf dieHomepages der jeweiligen virtu-ellen Museen weiterleitet. Hiersind eine Vielzahl von historischen Fotos,Abbildungen und auch Filmen versammelt, auf-geteilt nach Räumen, Vitrinen, Galerien undSerien, wie in einem echten Museum. Nur dasder Betrachter dank der Segnungen desInternets hier viel besser suchen und findenkann. Und er kann auch mitmachen, indem ereigene Bilder zur Veröffentlichung einsendetoder mithilft, Personen auf schon eingestelltenFotos zu benennen. Außerdem ist das virtuelleMuseum rund um die Uhr geöffnet, es kostetkeinen Eintritt und man kann es bequem von zuHause aus besuchen.

Virtueller Spaziergang durch die Ortsgeschichte

Ganz aktuell eröffnet ist das virtuelleMuseum von Ittenbach. Initiiert wurde es

von Birgit Pees, der ersten Vorsitzenden desGewerbevereins Ittenbach und Franz Belling-hausen, dem Internetbeauftragten der Berg-region Königswinter, der bereits bei den ande-ren virtuellen Museen maßgeblich beteiligt war.„Ich war bei der Vorstellung des virtuellenMuseums von Thomasberg/Heisterbacherrott

dabei und hatte bei der Präsen-tation der wunderschönen altenBilder und Filme, bei den mansich in die Vergangenheit zurück-

versetzt glaubt, die ganze Zeit Gänsehaut“,beschreibt Birgit Pees ihre Begeisterung undMotivation zur Realisierung eines virtuellenMuseums auch für Ittenbach. Denn: „Ich denke,es gibt kaum einen Ort im Siebengebirge, dermehr Geschichte zu bieten hat als Ittenbach mitseiner schönen Margarethenhöhe“, ist dieImmobilienkauffrau, die Büros in Horhausen,Asbach und Ittenbach betreibt, überzeugt.Privat hat sie sich für Ittenbach entschieden –seit fünf Jahren ist sie hier zu Hause.

Die „Museumsdirektoren“ des IttenbacherHeimatmuseums sind Annette Hirzel, die

www.53639.com

G

von Wolfgang Ruland

Schulklasse mit Hauptlehrer Harry Schillings 1952

Page 47: Rheinländer 23 Juli 2010

schon seit etlichen Jahren alte Fotos sammeltund bereits publiziert hat und Bruno Schmitz,Ittenbacher Urgestein, der viele Fotos selbst bei-steuerte und die Ittenbacher Geschichte derletzten Jahrzehnte aus eigenem Erleben kennt.Unterstützt wurden und werden sie in ihrerehrenamtlichen Tätigkeit von Werner Schramm,Heinrich Röttgen und Peter Heider. „Man liebt,was man kennt und man ist verantwortlich fürdas, was einem vertraut ist” , umschreibtAnnette Hirzel die Motivation der Museums-mitarbeiter, die Zeit und Schaffenskraft in die-ses Projekt investiert haben. Viele tausendStunden Arbeit der freiwilligen Helfer steckenschon im virtuellen Museum, das aktuell mitetwas 1.500 Bildern gefüllt ist. Nur fünf Monate

sind zwischen Idee und Realisierung desMuseums vergangen. „Kaum vorstellbar, dassdies in dieser Kürze geschehen konnte“, stauntBirgit Pees und ergänzt: „Allerdings sind wirnoch lange nicht fertig und hoffen auf dieMithilfe der Ittenbacher, um das Museum zuvervollständigen und zu erweitern. Außerdempassiert ja immer wieder Neues, das Aktuellevon heute ist die Geschichte von morgen.“ BrunoSchmitz ist stolz auf über 44.000 Zugriffe aufdas virtuelle Museum in den wenigen Tagen seitder Online-Schaltung: „Und die User kommennicht nur aus Ittenbach oder Deutschland, son-dern aus aller Herren Länder“, weiß er aufgrundder hinterlegten Benutzerstatistik, die wie derganze Internetauftritt von cktWebDienst inKönigswinter-Thomasberg programmiert wur-de. Finanziert wird das Museum, das man in die-ser Form auch anderen Gemeinden unserer Re-gion wünschen darf, von den Gewerbetreiben-den der Bergregion Königswinter und durch pri-vate Spenden. www.53693.comwww.ittenbach.heimatmuseum-virtuell.de

Die Museumsdirektoren: Birgit Pees, Bruno Schmitz , Heinrich Röttgen, Annette Hirzel, Franz Bellinghausen und

Werner Schramm

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Page 48: Rheinländer 23 Juli 2010

Seite 48 Der Rheinländer · Juli 2010

damals!

Blitztour

nach Italien

Blitztour

nach Italien

von Ernst L . Reinirkens

Gemüsehändler Hans Krings aus Unkel fährt 1954 mit Familie und Opel Blitz aus einer Laune heraus nach Italien.

2. Teil: In Italien

s dauerte nicht mehrlange, dann waren sietatsächlich da, standen in

Chiasso an der italienischenGrenze. Die Doganieri, die ita-lienischen Zöllner, machtenamtlich strenge Gesichter,als sie das ungewöhnlicheWohnmobil der Kringsenssahen. Und der mit dem mei-sten Gold an der Uniform zück-te boshaft ein riesiges Formu-lar. Doch als die Familie aus-stieg, und eben auch der kleine

Ernst, da hellten sich die Mie-nen der Uniformierten schlag-artig auf. Das Eis war gebro-chen, denn auf kleine Kindersind die Italiener nun mal ver-

rückt. Wie kann man Leute mitso einem netten Bambino är-gern? Dank des kleinen Ernstwaren die Zollformalitäten inein paar Minuten erledigt.

Der „Blitz“ startete undrollte, jetzt endlich auf

italienischem Boden, weiternach Mailand, Endstation fürdiesen Tag, es wurde ja bereits

dunkel . Zum ersten Malschlief man in dieser Nachtauf der Ladefläche im Zeltund entgegen aller Befürch-

tungen gelang das ganz her-vorragend. Am nächsten Tagbrach die Familie Krings recht-zeitig auf, das Tagesziel sollteFlorenz sein, aber auf der

E

Das Ziel ist erreicht

Page 49: Rheinländer 23 Juli 2010

Landstraße, kurz hinter Bologna, sichtete derHäns einen Lastwagen, auf dessen Nummern-schild weiß auf schwarz der Schriftzug ROMAleuchtete. „Der fährt bestimmt direkt nach Romund der kennt die Strecke. Da hängen wir unsjetzt einfach dran.“ Gesagt, getan. Aus Florenzwurde diesmal nichts, aber schon am spätenNachmittag waren die Vororte der Ewigen Stadt

erreicht, leider verschwand der Lotse in irgend-einer Einfahrt. Doch wie immer wusste sich derHans Krings zu helfen. An einer Bushaltestellestand ein Soldat, den quatschte der Häns, deraus dem Krieg immer noch einige Brocken

Uno postu für il TentoItalienisch radebrechte, einfach an: „Hallokamerata! Dove nella citta. Dove uno posto für ilTento?“ So wenig die Italiener begabt sind, einenichtromanische Fremdsprache zu erlernen, sogenial sind sie darin, auch das ärgste Kauder-welsch, das s ich um ihre Muttersprachebemüht, zu verstehen. Der Soldat jedenfallsbegriff sofort und sprang hilfsbereit in denLKW. Im Führerhaus wurde es ein wenig eng,doch die Anni sorgte hier rasch für Abhilfe undnahm ihren kleinen Sohn auf den Schoß.

Dank der sachkundigen Führung kam manauf den Campingplatz „San Salvatore“

direkt vor den Toren Roms an. Die FamilieKrings bedankte sich bei dem freundlichenItaliener, der auch noch ein Päckchen deutscherZigaretten in die Hand gedrückt bekam, mitdenen er überglücklich von dannen zog. Ja, daswaren Zeiten, die frühen fünfziger Jahre.

Anni Frings und Ernst auf dem Petersplatz

Page 50: Rheinländer 23 Juli 2010

Seite 50 Der Rheinländer · Juli 2010

damals!

Nach einigen Tagen, fasta l le unvermeidl i -

chen Sehenswürdigkeitender Ewigen Stadt warenabgeklappert, wurde be-schlossen, die Metropolezu verlassen, und noch einStück weiter zu fahren, nachNeapel, – Neapel sehen undsterben –, wie es so schönheißt und außerdem war derHäns ja im Krieg auch dortgewesen. Aber nein, nicht dieschnurgerade Küstenstraßewurde genommen, sondern derOpel Blitz wurde über schroffeAbruzzenpässe gequält unddurch enge Dorfgassen jon-gl iert . Die wunderschöneLandschaft entschädigte dieFamilie allerdings überreich-lich für die fahrerischen Stra-pazen. Und dann ganz plötz-lich, weitete sich der Blick, vonder Höhe glitt er über dasleuchtend blaue Mittelmeer.

Weiße Orte lagen Palmenumstanden an der ste i lenKüste und bald versprach einWegweiser: Napoli 20 km.

Schon nach einer knap-pen Stunde rollte der

Blitz ins Zentrum der brodeln-den Stadt Neapel. Nein, hiersollte die Familie Krings nundoch nicht den Rest des Tageszubringen, lieber lenkte derHans sein Gefährt noch einigeKilometer weiter nach Pozzu-o l i , west l ich des tosendenMolochs. Er kannte sich aus,auch hier gab es genug zubesichtigen: Die Solfatara mit

ihren blubbernden Schwefel-quellen, den Krater Astoni unddie Bäder des Nero, eine Grottemit heißem Thermalwasser.Zwei Tage später führte die

Reise zum Vesuv und weiternach Panta della Campanella.Hier musste der Blitz auf demParkplatz zurückbleiben, denndie Anni bestand darauf, siewollte die legendäre und wun-derschöne Insel Capri besu-chen. Und auf die durften auchschon damals Fahrzeuge nurmit Sondergenehmigung.

Langsam wurde es Zeit,an die Rückkehr zu den-

ken. Ganz gemütlich benutzteder Häns diesmal die maleri-sche Küstenstraße, fuhr bisOstia, dann bis Pisa, wo er inamerikanischer Kriegsgefan-

genschaft gewesen war,dann Genua. Von dort soll-te es über die Seealpenwieder nach Mai landgehen. Doch 1954 wardiese Strecke noch nicht

vollständig ausgebaut. Kurzund gut, oder besser schlecht,irgendwo hinter einer engenKurve lag ein Felsbrocken, denerwischte der Blitz mit demrechten Vorderrad. Die Spur-stange hatte etwas abbekom-men. Mit diesem Schaden trau-te der Hans sich nicht, bis nachDeutschland zurückzufahren,aber bis Airolo fuhr er noch.Hier kam der brave Blitz aufden Autoverladezug bis Köln.Und nach genau 14 Tagen warFamilie Krings wieder daheimin Unkel am Rhein, wohlbehal-ten, braungebrannt und all-sei ts bewundert , v ie l le ichtauch ein wenig beneidet.

Mit dem Autozugzurück nach Unkel

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Hans Krings im Blitz

Anni an der Amalfi-Küste

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