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RHYTHMIK
MUSIK UND BEWEGUNG
IN DER VOLKSSCHULE
Grundlagen, Unterrichtsbereiche, Schwerpunkte, Praxis
BsdRBildungsdirektion des Kantons ZürichVolksschulamt
Hochschule Musik und Theater ZürichMusik und Bewegung
Berufsverband staatl. dipl. Rhythmiklehrerinnen und Rhythmiklehrer
herausgegeben von:
Elisabeth Danuser, Studienleiterin Praxis Rhythmik, Abteilung Musik und Bewegung, Hochschule Musik und Theater Zürich
Edith Stocker, Berufsverband staatl. dipl. Rhythmiklehrerinnen und Rhythmiklehrer
Markus Zwicker,Volksschulamt, Leiter Abteilung Sonderschulung, Bildungsdirektion Zürich
Oktober 2001
Elisabeth DanuserStudienleiterin Praxis Rhythmik, Abteilung Musik und Bewegung, Hochschule Musik und Theater Zürich
Hochschule Musik und Theater Zürich, Musik und Bewegung, Freiestrasse 56, 8032 ZürichTel: 01 251 28 24, Fax: 01 251 28 75, E-Mail: [email protected], www.hmt.edu/musik/studium
Edith StockerVorstand BsdR, Berufsverband staatl. dipl. Rhythmiklehrerinnen und Rhythmiklehrer
BsdR, Postfach, 8022 Zürich, E-Mail: [email protected], www.rhythmik.ch
Markus ZwickerLeiter Abteilung Sonderschulung, Volksschulamt, Bildungsdirektion Zürich
Volksschulamt des Kantons Zürich, Abteilung Sonderschulung, Walchestrasse 21, Postfach, 8090 ZürichTel: 01 259 22 91, Fax: 01 259 51 31, www.bildungsdirektion.ch
Mitarbeit:
Gabriela Bai, Unterstufenlehrerin, Schulhaus Grünau Zürich
Ariane Bühler, lic. Phil.l, staatl. dipl. Rhythmiklehrerin
Elisabeth Schuler, staatl. dipl. Rhythmiklehrerin
Zeichnungen:
Durim, Shqiperim und Diana, Unterstufe Schulhaus Grünau
Kopiert durch:
Bildungsdirektion des Kantons Zürich
1
Inhaltsverzeichnis
Einführung von Herrn Markus ZwickerLeiter der Abteilung Sonderschulung, Volksschulamt,Bildungsdirektion des Kantons Zürich
3
Rhythmik Grundlagen: kurzer theoretischer Hintergrund 7
Lernwurzeln: kreatives Erarbeiten von Sachthemen 9
Förderung der verschiedenen Kompetenzbereiche durch dieRhythmik
11
Förderung körperlicher KompetenzFörderung musikalischer KompetenzFörderung sozialer KompetenzFörderung figural-räumlicher KompetenzFörderung sprachlicher KompetenzFörderung logisch-mathematischer Kompetenz
121314151617
Mind-Map 18
Rhythmik – ein Angebot für alleKinder der Volksschule
Rhythmik im Kindergarten und auf der Unterstufe 21
Rhythmik auf der Mittelstufe 22
Rhythmik im Teamteaching während den BlockzeitenRhythmik als EntlastungsunterrichtRhythmik als Angebot für "weisse Stunden" an TAV-Schulen
23
Rhythmik in Kleinklassen A, B, C und D, in ISF-Gruppen, inSprachheilkindergärten und heilpädagogischer Einzelförderung
24
Rhythmik in Kleinklassen E und in multikulturellen Klassen 25
Rhythmik zur Unterstützung hochbegabter Kinder 26
Praktische Hinweise Raum und Material 27
Ausbildungen und Kompetenzen 27
Besoldung und Übergangsbestimmungen / Lohneinreihung 28
Aus der Praxis „Weshalb ich Rhythmik allen Kindern der Volksschule gönnenwürde...“Eine Unterstufenlehrerin der Stadt Zürich berichtet über ihreErfahrungen mit den Rhythmikstunden ihrer Klassen.
29
3
Bildungsdirektiondes Kantons Zürich
VolksschulamtAbteilung Sonderschulung
Einführung
Seit März 2000 führen VertreterInnen der Bildungsdirektion des Kantons Zürich, der Musikhoch-schule Zürich, Abteilung Musik und Bewegung sowie des Berufsverbands staatlich diplomierterRhythmiklehrerinnen und Rhythmiklehrer intensive Gespräche über die Integrierung vonRhythmik / Musik und Bewegung in die Volksschule mit der Zielsetzung, Rhythmik allen Kindernder Volksschule zugänglich zu machen.
Die rechtlichen Grundlagen dafür bilden das Sonderklassenreglement vom 3. Mai 1984 und derBeschluss des Bildungsrates des Kantons Zürich vom 9. Mai 2000 "Teilweise flexible Lektionen-tafeln in TaV-Schulen".
Ein Artikel im Schulblatt des Kantons Zürich vom September 2001 beschreibt alle Bereiche, indenen die Rhythmik als pädagogisch wichtiges Angebot eingesetzt werden kann.
Die vorliegende Broschüre soll allen interessierten Schulen als Information für die inhaltlicheund formale Einführung der Rhythmik in das bestehende Angebot dienen. In diesem Sinneempfiehlt und unterstützt die Bildungsdirektion die hier beschriebenen pädagogischen Inhalteals Instrumente zur Förderung einer grundlegenden kreativen Musik- und Bewegungs-erziehung, welche in einem fächerübergreifenden Kontext Schülerinnen und Schüler allerAltersstufen in ihrer Entwicklung positiv unterstützen kann.
In einer Zeit, in der die Bewegungsentwicklung und die Mitteilung von Gefühlen und Befindlich-keiten der Kinder eingeschränkt oder gar unerwünscht sind und eine einseitig ausgerichteteLeistungsorientierung schon früh einsetzt, sind umfassende Bewegungserfahrungen vontiefgreifender Bedeutung für die Gesamtentwicklung von Schülerinnen und Schülern.
In diesem Sinne wünsche ich allen möglichst viel kreative Entfaltungsmöglichkeiten!
Zürich, im Oktober 2001
Markus Zwicker, Leiter der Abteilung Sonderschulung
5
RHYTHMIK
Grundlagen, Lernwurzeln,
Förderung der verschiedenen Kompetenzbereiche
MusikalischeKompetenz
KörperlicheKompetenz
SprachlicheKompetenz
figural räumlicheKompetenz
logisch-mathematischeKompetenz
Soziale Kompetenz(Intra- und interper-sonale Kompetenz)
Wahrnehmungsförderung: Grundlagefür die Entwicklungaller Kompetenzen
7
Grundlagen
1. Die Verbindung von Musik und Bewegung
Jeder musikalische Ablauf kann in Bewegung, jeder Bewegungsablauf in Musik umgesetzt werden. Dievier Parameter von Zeit, Raum, Kraft, Form sind Wurzel sowohl von Musik als auch von Bewegung. Siebilden die Grundlage dieser pädagogisch / künstlerischen Arbeit.
Zeit Raum Kraft Form
Pole:
lang – kurz
schnell – langsam
regelmässig – unregelmässig
Ruhe – Bewegung
Pole:
hoch – tief
oben – unten
nah – fern
vorn - hinten
Pole:
laut – leise
schwach – stark
Spannung – Entspannung
betont – unbetont
Pole, erste Begriffe:
Phrase
Motiv
Wiederholungen
geometrische Formen
Die Entwicklung aller Prozesse von Musik und Bewegung geht aus von einer Unterscheidung dergegensätzlichen Qualitäten, der Pole der Parameter. Nach dem Erarbeiten dieser grundlegendenUnterscheidung wird altersgemäss die differenzierte Bewegung zwischen den Polen gefördert.
2. Die Arbeit mit Musik und Bewegung / Rhythmik beinhaltet die Bereiche Musik /Bewegung / Wahrnehmung / Begriffsbildung / soziale Interaktion / persönlicherAusdruck.
Diese Bereiche in ihrer Gesamtheit bilden die Grundlage derpädagogischen Arbeit. Je nach Alter der Schüler und Art derUnterrichts werden die Schwerpunkte anders gesetzt.
Musik: Klang und Rhythmus am Körper wahrnehmen / Musik bewegen, Bewegung hören / Instrumenteund die eigene Stimme einsetzen lernen / Musikalische Grundlagen erkennen und benennen:Rhythmisierung und Differenzierung zwischen den Polen von Raum/Zeit/Kraft/Form / Rhythmus-Schulung /freie Improvisation. persönlicher Umgang mit Musikinstrumenten / Musik als eine persönliche „Sprache“entdecken.
Bewegung: Bewusstsein für den eigenen Körper, seine Ausmasse, seine Oberfläche und seine Sensibilitätentwickeln / Bewegungsbildung / Bewegungsrhythmus / Bewegung in Beziehung setzen zum Raum, zueinem Partner, zu einem Gegenstand, zur Musik / Bewegungsgestaltung: kreativer und bewusster Umgangmit dem eigenen Körper
8
Wahrnehmung: Differenzierung der Nahsinne (Oberflächen- und Tiefenwahrnehmung, vestibuläre undkinästhetische Wahrnehmung) und der Fernsinne (auditive und visuelle Wahrnehmung) / Eindruck -Ausdruck - Gestaltung: wahrnehmen - sich berühren lassen – dem Erlebten einen persönlichen Ausdruckverleihen
Begriffsbildung / Bewusstmachung: Grundlagen der Begriffe von Körper, Bewegung und Musik erlebenund erkennen / Begriffe der vier Parameter differenzieren, vergleichen, verbinden, benennen / umsetzen indie persönliche Gestaltung / Begriffe des Alltags, aus Kulturtechniken etc. wahrnehmen, erkennen undgestalten.
Soziale Interaktion: Sich selber wahrnehmen und in Kontakt mit andern erleben: ICH und DU: sichauseinandersetzen mit einem Gegenüber, ICH und WIR: sich auseinandersetzen mit den Mitgliedern einerganzen Gruppe / Erlangen von altersgemässer sozialer Kompetenz und Kreativität
Persönlicher Ausdruck: Sich selber wahrnehmen und ausdrücken lernen in den Bereichen Musik undBewegungPersönliche Gestaltung differenzieren, persönliche Bewegungsqualität, pers. Rhythmus entdecken undentwickeln
3. Künstlerische Pädagogik und rhythmisierte Unterrichtsgestaltung
Die 6 Bereiche ergeben die Struktur des Aufbaus imUnterricht.Der Unterricht erfolgt in einem rhythmisierten Prozessinnerhalb dieser Struktur.
Ein rhythmisierter Unterrichtsprozess gestaltet sich nachden Merkmalen von Rhythmus zwischen Spannung undEntspannung.
Das pädagogische Vorgehen entspricht dem künstlerischenMedium Musik und Bewegung. Es entwickelt sich imdirekten Austausch zwischen Schülern und Lehrkraft ausden Bedürfnissen des Augenblicks heraus.
März 2001, Elisabeth Danuser
9
Lernwurzeln
Aufbau des Lernens durch Bewegung und Musik
Die Wurzel allen Lernens liegt im Körper.Ein Bewegungsimpuls entsteht im Körperinnenraum, bewegt sich dann zur Körperoberfläche und hin zumAussenraum.In dieser Entwicklung wird er grund-legend für das begriffliche Lernen.
Musik und Rhythmus sind eng mit der Bewegung verbunden.Bewegungselemente können direkt in Musik umgesetzt werden und umgekehrt.Musik gehört daher zu der Einheit von Wahrnehmung und Bewegung dazu, unterstützt, fördert, regt an,gibt Formerleben, Formbewusstsein und rhythmische Sicherheit.
Durch die solchermassen lebendig wahrgenommene Bewegung lernt das Kind, Begriffe des Alltags undder Kulturtechniken mit allen Sinnen wahrzunehmen, zu spüren, zu bewegen und anschliessendindividuell zu gestalten.In dieser direkten Beziehung zum Objekt wird Lernen zu einem Prozess von andauernder Neuentdeckung.Dabei ist wichtig, dass das Kind die Gelegenheit bekommt, sich mit allen Sinnen und im persönlichenHandeln mit allen primären Elementen auseinander zu setzen.Dadurch kann es sich persönliche Strukturen des Wahrnehmens, Bewegens und Handelns aneignen unddiese für sein Weiterlernen nutzen.So wird die Wechselwirkung von Wahrnehmung, Musik und Bewegung im persönlichem Ausdruck zueiner Grundlage des fächerübergrefenden Lernens überhaupt.
Prozess des Lernens durch Musik und Bewegung:
Wahrnehmen mit allen SinnenEinen Lerninhalt erleben – be-greifen – erfahren
BewegenSich mit dem zu Lernenden handelnd auseinandersetzen
Erklingen lassen, plastisch darstellen, malenEinen auditiven oder visuellen Zugang zum Gelernten finden
Im Raum gestaltenVerschiedene Grössen und Dimensionen erfahren, das Erlernte variieren
In unterschiedlicher Dynamik gestaltenDen Erfahrungen eine in Zeit und Krafteinsatz unterschiedliche Gestaltung zuordnen
In eigene Worte fassenDas Neu-Entdeckte verbalisieren, kognitiv verarbeiten
Eigene Ideen dazu entwickelnDen Erfahrungen eine persönliche Gestalt geben
Mit andern zusammen gestaltenDas Erlebte mit andern austauschen
Aufs Papier bringenAufschreiben, aufzeichnen des LernerlebnissesDas erworbene Wissen adäquat darstellen
Aus der Einheit von Wahrnehmung, Bewegung und Musik baut sich anschliessend das fächerüber-greifende Lernen auf:
Sprache: Wortschatz / Phonetik / Semantik / kreative Darstellung von Abläufen, logischenAbfolgen.....
Schreiben: Raumrichtungen und Formen wahrnehmen, vom Raum aufs Papier bewegen,zeichnen, malen, schreiben, ordnen.
Mathematik: Mengenbegriffe / Zahlen / Klassifikation und Seriation. Mengen- undZahlbegriffe mit dem Körper wahrnehmen, hören, schauen, im Raum bewegen, darstellen mitMaterial, aufzeichnen
Themen aus Biologie, Geographie, Geschichte
Themen und Begriffe aus dem Alltagsleben
Die nachfolgende graphische Darstellung gibt einen Überblick über den schematischen Aufbau solcherLernprozesse.
10 März 2001, Elisabeth Danuser
Lernwurzeln
Schematische DarstellungDie Wurzel des Lernens liegt in der Wahrnehmung des Körpers.
Aus diesem Zentrum heraus entwickeln sich die verschiedenen Lernbereiche.Die Spalten der Tabelle zeigen organische Wege des "Wachsens" von Lerneinheiten.
Die Stichworte geben die Richtung an.Die einzelnen daraus resultierenden Übungen entwickeln Kinder und Lehrkräfte im Moment.
Sprachliche Kompetenz Mathematische Kompetenz Persönliche Kompetenz
Sprache:phonetischer
Anteil
Verse,Gedichte
Gestalten mitTönen
TonhöhenTonlängen
TonrichtungenTonqualitäten
Sprach-rhythmus
Stimmarbeit
Bewegungs-rhythmus
Sprache:pragmatischer
Aspekt
Wortschatzerarbeiten
Begriffeerleben
undgestalterischausdrücken
bewegen
sehen
hören
tasten
spüren
Sprache:semantischer
Aspekt
PantomimischAbläufegestalten
und benennen
Verse, Liederdarstellen
Rollenspiele
Abläufe ausdem Alltaggestalten
Abläufeerleben und
gestalten
schreiben
auf Papierbringen
Im Raumerfahren
und gestalten
sehen
hören
einfacheFormenmit demKörperspüren
Raumwege
Mengenbegriffe
Zahlbegriffe
Sich in unter-schiedlichen
sozialenKonstellationen
bewegen
Gruppierungenim
sozialen Bereicherleben
Raumwegemit Bewegungs-
abfolgengestalten
Gruppierungenim Raum
Klassifika-tionund
Seriation
Gruppie-rungen im
Raum
..nach Gewicht
..nach Grösseetc.
Quantitätenerleben
Gegenständenach
Oberflächen-beschaffenheit
erfahren
PersönlicheAusdrucks-
fähigkeit
persönlicheVorlieben
kennenund
ausdrückenlernen
persönlicheBewegungen
erfinden
selberBewegungen
erfindenmit und ohne
Material
PersönlicheBeziehung
zum Lernen
Umgang mitSpannung undEntspannung
Spontaneität
Aufmerksamkeit
Konzentration/ Reaktion
Freude undLebendigkeit
Motivation
sozialeKompetenz
einanderzuschauen
und zuhörenlernen
sich miteinemPartner
bewegen
sich in derGruppe
bewegen
sich von denandern
unterscheiden
sich selberwahrnehmen
Bewegung und MusikDifferenzierung in den Bereichen
Raum - Zeit - Kraft - Form
AussenraumAuditive Wahrnehmungvisuelle Wahrnehmung
kinästhetische Wahrnehmung
InnenraumWahrnehmen mit dem Körper:
Innenraum> Oberfläche >Dimensionen des Körpers >Gleichgewicht > Dynamik
11
RHYTHMIK – Ein Angebot für Kinder der Volksschule
für Kinder der Kindergarten-, Unter- und Mittelstufefür fremdsprachige Kinder in Kleinklassen E und in multikulturellen Klassenfür Kinder mit speziellen Bedürfnissen in Kleinklassen A, B, C und D,in ISF-Gruppen, in Sprachheilkindergärten und in heilpädagogischer Einzelförderungfür hochbegabte Kinder
für fächerübergreifendes Lernenim Teamteaching während den Blockzeiten oder als Entlastungsunterrichtan TAV-Schulen im Bereich der „weissen Stunden“ oder für Projekte
Das pädagogische Konzept und die Mittel der Rhythmik bieten sinnliches Lernen und kreatives Gestaltenund können als „sinnliche Ergänzung“ und Unterstützung zu einem in vielen Bereichen bewegungsarmen,mehrheitlich kognitiv ausgerichteten Alltag verstanden werden.
Das offene Lernangebot der Rhythmik ermöglicht, dass die spezifischen Lehrpläne den jeweiligenGegebenheiten einer Gruppe oder eines einzelnen Schülers angepasst werden können. Diepädagogischen Ziele liegen dabei im Bereich der Persönlichkeitsbildung und der sozialen Kompetenz, derFörderung des Entwicklungspotenzials und der Unterstützung gestalterischer Kräfte. Themenspezifischstehen Lernziele aus den Bereichen Wahrnehmung, Bewegung, Beziehung, Ausdruck und Gestaltung imZentrum einer Lektion, gefördert werden diese durch die Handlungsmedien Musik und Bewegung, sowiediverse Materialien (Bühler/Thaler). In diesem Sinne können auch fächerübergreifend Themen aus demLehrplan der Schule unterstützt werden. Oder es entstehen eigenständige theatralische, musikalische,künstlerische Projekte. Der Unterrichtsinhalt wird dabei mehrperspektivisch, d.h. möglichst aus der Sichtaller Intelligenzbereiche betrachtet; nachhaltige individuelle Erfahrungen für die persönliche Entwicklungund das kreative Lernverhalten jedes einzelnen stehen dabei im Zentrum.
Ein wichtiger Aspekt für den persönlichen Lernerfolg jedes Schülers und jeder Schülerin bildet dabei dassoziale Umfeld, die Klasse. So kann es vorkommen, dass ein Kind aus einem sozialen Druck heraus seinPotenzial, sei es im kognitiven, gestalterischen oder sozial-emotionalen Bereich, nicht voll ausschöpfenkann; es verliert seine Motivation, Ausdauer und kreative Neugier.Im Rhythmikunterricht wird mehrheitlich in der Gruppe gearbeitet; das Gestalten von Beziehungen und dieFörderung der sozialen Kompetenz sind dabei zentrale Themen. Beim einzelnen Kind wird dadurch derProzess der Selbstwahrnehmung, der Aufbau des Selbstvertrauens als Grundlage einer handelnden,gestaltenden Selbsttätigkeit angeregt. Es lernt dabei, Selbstverantwortung zu übernehmen, die eigenenBedürfnisse zu formulieren und sich kreativ mit eigenen Ideen in die Gruppe einzubringen.
Auf den folgenden Seiten zeigen wir auf, wie die Kinder im Rhythmikunterricht durch sinn-betontes,spielerisches, handelndes und bewegtes Lernen ganzheitlich unterstützt und gefördert werden. Um dies zuveranschaulichen, nehmen wir Bezug auf die Rahmen-Theorie der vielfachen Intelligenzen nach HowardGardner, die das Konstrukt „Intelligenz“ auf differenzierte Weise aufschlüsselt und erklären, wie imRhythmikunterricht die entsprechenden Bereiche angesprochen werden.
Rhythmik unterstützt selbstsicheres, kreatives und motiviertes Lernverhalten, fördert vernetztes Denkenund weckt Freude an Musik, Bewegung und gestalterischem Tun.
Oktober 2001, Edith Stocker
Wir beziehen uns auf folgende drei Bücher und empfehlen sie als weiterführende Literatur:
• Ariane Bühler / Alice Thaler: „Selber denken macht klug“ – Rhythmik, ein gestalterisches Verfahren in derHeilpädagogik (EDITION SZH, HPS-REIHE 17, ISBN 3-908262-09-7)
• Howard Gardner: Abschied vom IQ. Die Rahmentheorie der vielfachen Intelligenzen2. Auflage. Stuttgart: Klett-Cota, 1998
• Joëlle Huser: Lichtblick für helle KöpfeEin Wegweiser zur Erkennung und Förderung von hohen Fähigkeiten bei Kindern und Jugendlichen auf allenSchulstufen (ilz Lehrmittel der Interkantonalen Lehrmittelzentrale, ISBN 3-906720-76-4)
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RHYTHMIK
Förderung körperlicher Kompetenz
EigenwahrnehmungKörperbewusstsein, Bewegungs- wahrnehmung, Bewegungsbe- wusstseinTaktil-kinästhetische und vesti- buläre WahrnehmungKörperimago, Körperschema, Körperbegriff...
BewegungssteuerungGesamtmotorik, Grobmotorik und Feinmotorik: Gleichge- wicht, Kraft, Gelenkigkeit, Schnelligkeit, Geschicklichkeit, Koordination, Bewegungsbewusstsein, Reaktionsfähigkeit Lateralität, ...Entwicklung von motorischen Mustern
BewegungsausdruckKörpersprachemusikalische Gestaltungs- kategorienTänzeImprovisationen...
Wir alle werden mit einem Bewegungstrieb geboren, ohne diesen,ohne die Bewegung an sich, und sei sie noch so elementar, wäreeine körperliche oder geistige Entwicklung nicht möglich.Bewegungserfahrungen sind Basiserfahrungen und bilden denAusgangspunkt pädagogischer Einflussnahme überhaupt.Die körperliche Kompetenz – Wahrnehmen der eigenenKörperbewegungen, Bewegungssteuerung und körperlicheAusdrucksmöglichkeiten – ist individuell ausgeprägt und kommt imAlltag und in Tanz, Sport und Musik zentral zum Ausdruck.
Im Rhythmikunterricht wird die körperliche Kompetenz in allenAufgabestellungen in unterschiedlicher Weise angesprochen undgefördert. Bewegungserfahrungen führen zu Erfahrungen deseigenen Körpers, des Willens, der Lust oder Unlust und der eigenenHandlungsfähigkeit. Sie können funktional, prozessorientiert odergestalterisch gesehen werden. Jede Bewegung steht in ihrerFunktionalität für sich, ist aber immer auch Selbstausdruck und birgteine seelische Grundgestimmtheit in sich.
Erkenntnisse aus der Lernpsychologie und der Hirnforschungbestätigen immer wieder, dass Lernprozesse über die Medien Musikund Bewegung und über positive Emotionen optimiert werden.Durch die Bewegung wird die Wahrnehmung und somit die Basis fürdas Lernen sensibilisiert. Über bewegtes Lernen, das oftspielerischen Charakter hat, können alle, insbesondere auchkognitive Kompetenzen nachhaltig gefördert werden.
Die Königin legt dem König ihre Hand auf die seine, würdevoll schreiten sie im Metrum der Musik vier Schrittenebeneinanderher, um sich dann ihrer selbst bewusst einmal um sich selbst zu drehen, kurz innezuhalten, umentsprechend der Musik weiterzuschreiten...
Geschmeidig und leicht folgt ein Kind den eigenen Bewegungsimpulsen; es lässt sich fallen, fängt sich auf, um sogleichin eine neue Richtung gezogen zu werden, so also ob es noch immer einen Ballon auf dem Ellenbogen, der Nasenspitzeetc. balancieren würde... Wer erkennt, auf welchem Körperteil der unsichtbare Ballon pantomimisch balanciert wird?
Karate kann sehr tänzerisch sein; von einem Mitschüler angeleitet lernt die Klasse einige Bewegungsfiguren, welche siedann zu zweit oder dritt entsprechend einer Formvorgabe zu einer kurzen Choreographie zusammenstellen undbegleitet durch eine Musik nach ihrer Wahl, ihren Kolleginnen und Kollegen vortanzen.
Oktober 2001, E. Stocker, A. Bühler
13
Rhythmik
Förderung musikalischer Kompetenz
Wahrnehmen und Erfahrenvon musikalischen Elementen, von Gestaltungskategorien der Musik: Zeit, Raum, Kraft, Form, sowie von Rhythmen und Schwingungen, Vibrationen, Tönen, Klängen, Geräuschen, Melodiefolgen, Harmonien, Dissonanzen
Gestaltenvon musikalischen Elementen, von Gestaltungskategorien und Bewegungsaufgaben, mit Stimme und Musikinstrumentensingen von Liedern, improvisieren auf Instrumenten, mit der Stimme und der Sprache
Musik und Bewegung sind eng miteinander verbunden und sind alsMedien und Lerninhalte zentrale Bestandteile des Rhythmik-unterrichts.Der Mensch ist grundsätzlich offen für Rhythmen, Melodien undKlänge in all ihren Farben. Vom Spüren von Vibrationen, Erkennenvon Geräuschen, improvisierenden Erzeugen von Tönen, Klängenund Melodien, durch stimmliche Gestaltungen, Singen von Liedernund Spielen von Rhythmen bis hin zum Anhören von komponiertenWerken wird die musikalische Wahrnehmung und Kompetenz aufsinnliche Weise angeregt und gefördert.
Durch Musik werden Bewegungen ausgelöst, Erinnerungen undEmotionen wach. Stimmungen können durch Musik ausgedrücktund Geschichten und Stücke gestaltet werden. Musik ist hörbar undfühlbar; jeder Ton, jedes Geräusch, jeder akustische Impuls istSchwingung, die auf den ganzen menschlichen Körper und seinepsychische Gestimmtheit wirkt.Musik ist nonverbale Kommunikation und immer persönlicherAusdruck. Die Förderung der Wahrnehmung und des Ausdrucks imBereich der Musik steht daher in engem Zusammenhang mit derBeziehungsgestaltung, Wahrnehmung von sozialer Kompetenz undSprache.Die Parameter Zeit, Raum, Kraft und Form stehen sowohl für Musik,wie auch für Bewegung. Musik kann daher Bewegungsbegleitungsein oder von der Bewegung geleitet werden. VonBewegungsimprovisationen bis hin zu komplexen Tanzchoreo-grafien kann jede körperliche Ausdrucksform musikalisch unterstütztwerden.
Das Orchester des Königshauses unterstützt das stolz schreitende und sich drehende Königspaar. Metrisch genauwerden vier Viertel auf den grossen Trommeln gespielt, die Phrase des Drehens wird mit Klängen von Schellen undRasseln gestaltet.
Trotz geschlossener Augen hört man genau, ob ein Ballon aufgeblasen, oder ob die Luft herausgelassen wird... Mit derVorstellung, selbst ein Ballon zu sein, wird man, geleitet von Atem-, Blas- und Luftentweichgeräuschen, mal grösser,mal kleiner, baut die eigene Körperspannung langsam auf oder lässt sie einem losschwirrenden Ballon gleich„umherpfurrend“ wieder entweichen.
Passt die vorbereitete Bewegungsfolge zur Lieblingsmusik...? Wie ist das Metrum des Stückes, wie lange die Phrasen...?Wo sind in der Bewegung Akzente zu setzen, wo ist innezuhalten. Im Wechselspiel von Musik hören und Bewegungenausprobieren wachsen die einzelnen Bewegungsideen zusammen zu einer organischen Form, einem Tanz.
Mai 2001, E. Stocker, A. Bühler
14
Rhythmik
Förderung sozialer Kompetenz
Beziehung zu sich selberEigenwahrnehmungWahrnehmen des eigenen Körpers, von Bewegungen und Befindlichkeit,Erfassen, Wahrnehmen und Ausdrücken eigener Gefühle, Stimmungen, BedürfnisseSelbstbild, Selbstvertrauen, SelbstdarstellungEigenverantwortung
Beziehung zum Du, zum Wir, zurUmweltFremdwahrnehmungErfassen, Wahrnehmen und Ausdrücken der Befindlichkeit, Gefühle, Stimmungen, Bedürfnisse andererEinfühlungsvermögen, Vertrauen, Toleranz
Gestalten der Beziehungen zuanderen und zur UmweltBeziehung zur Umwelt herstellen und qualitativ verändernSoziale KompetenzenVerhaltensweisen in der GruppeVerbale und nonverbale Kommunikation
Der Prozess des Lernens lässt sich nicht aus einem sozialen Kontextlösen – über Beziehungen wird der Mensch in seinem Innerstenangesprochen, sie regen seine individuelle Entwicklung an oderhemmen sie. Bei der Gestaltung der Lernprozesse ist deshalb das„Sich-Beziehen“ und „Beziehung herstellen“ zentral.Wie wir die Begegnungen innerhalb einer Gruppe gemeinsamgestalten ist für die Lernatmosphäre und den Lernerfolg jedeseinzelnen von entscheidender Bedeutung.
Zur intrapersonalen Kompetenz gehören die Selbstwahrnehmungund Selbstdarstellung, das Wahrnehmen der eigenen Befindlichkeitund des Selbstbildes. Die interpersonale Kompetenz hingegenbeschreibt die Fremdwahrnehmung, die Fähigkeit, sich in andereMenschen einfühlen und deren Stimmungen, Motivationen undAbsichten erfassen und akzeptieren zu können.Aspekte der sozialen Kompetenz bilden somit auch die verbale undnonverbale Kommunikationsfähigkeit und das Bewusstsein fürdifferenziertes, einer Situation angepasstes, interaktives Handeln.
Selbstwahrnehmung und Selbstvertrauen bilden die Grundlage derSelbständigkeit und der Übernahme von Selbstverantwortung.Durch die Schulung von Eigen- und Fremdwahrnehmung und durchFörderung der Interaktions- und Kommunikationsfähigkeit wird dieToleranz füreinander und das Vertrauen in sich selber und füreinander gestärkt. In einer Gruppe, in der jedes Individuum mitseinen Möglichkeiten akzeptiert ist und in der Gefühle, Werte undEinstellungen thematisiert werden, kann jedes einzelne, getragenvon der Gruppe, sich bestmöglich entwickeln.
Auf zwei farbig gestalteten, reich geschmückten Thronen sitzen der König und die Königin und schauen den Gästenbeim Tanzen zu. Wer als nächstes den Thron besteigen darf und mit wem sie den nächsten Tanz wagen wollen, dasbestimmen sie!
Eile mit Weile... Bei einem Wettrennen gewinnt, wer das Ziel am schnellsten erreicht hat. Sollen nun zwei zusammendas Ziel erreichen, ohne das sie den Ballon verlieren, der zwischen ihren Rücken, Bäuchen, Oberarmen oder soeingeklemmt ist, setzt dies schon einiges an Teamgeist voraus. Wenn dann aber die zuvor ausgeklügelten undgetesteten Hindernisse und Kurven noch dazu kommen...
Gegeben sind drei parallel zueinander, im Abstand von ca. vier Metern auf den Boden geklebte Linien. EinKräftemessen ist angesagt; Rücken an Rücken gelehnt versuchen jeweils zwei SchülerInnen, sich über die Aussenlinienzu stossen. Die genauen Regeln dazu müssen von der Gruppe definiert werden, ebenso wie die Zusammenstellung dersich zu messenden Paare...
Mai 2001, E. Stocker, A. Bühler
15
Rhythmik
Förderung figural-räumlicher Kompetenz
Wahrnehmenräumlicher Aspekte am eigenen Körper;Visuelle, auditive, taktil- kinästhetische und vestibuläre WahrnehmungKörpergrenzen erfahrenSchwerkraft empfindenKörper-Orientierungim Raum;Raumlagen, Raumbegriffe, DistanzenRaumorientierung...
Gestaltenvon räumlichen Elementen, Strukturen, Raumwegen, Formen, BildernTänzen oder Raumformen, Choreografien...
Das räumliche Denkvermögen ist eine wichtige Voraussetzung, umsich in der Welt orientieren zu können. Mit dem „inneren Auge“,unserem Vorstellungsvermögen, schaffen wir uns die Grundlage fürdas Denken und die Sprache überhaupt. Bilder und Begriffe sollenzusammengeführt werden können; wir erfassen Gegenstände inihrem Äusseren und können Form, Perspektive und Bewegung inBezug zum Raum einordnen. Wir lernen, uns räumlich zu orientierenund gewinnen Sicherheit.
In der Rhythmik wird die räumliche Intelligenz in vielenAufgabestellungen gefördert; speziell in den Bereichen derkörperlichen Bewegung, des Differenzierens taktil-kinästhetischerWahrnehmung und in der Auseinandersetzung mit Materialmedienwird die räumliche Vorstellung angeregt. In Gestaltungsaufgabenwerden z.B. Bewegungsabläufe mit verschiedenen Materialienvisualisiert, Musik führt über das Tanzen, Springen und Drehen inund durch den Raum und beim Bauen mit Klötzen, Reifen, Tüchernusw. werden „innere Bilder“ sichtbar und greifbar.
Der Schatzmeister des Königs sitzt inmitten des von ihm zu bewachenden Schatzes – die bunten Spanstäbchen sind dasZiel der sich leise anschleichenden Diebe... Sie wissen, dass der Schatzmeister blind ist und versuchen daher, von allenSeiten an ihn heranzukommen, ganz vorsichtig, denn dieser versucht die sich Anpirschenden zu orten und mit derZeitungsrolle in seiner Hand zu berühren; wer berührt wurde, setzt eine Runde aus...
Eine mit verschiedensten Materialien gestaltete „Bewegungspartitur“ (z.B. die visualisierte Darstellung eines „Massage-Ablaufes) soll in Bewegung umgesetzt werden... Es entstehen fantasievolle Tänze mit einer Folge von engen undweiten, kraftvollen und weichen Bewegungsteilen. Nach einigen Wiederholungen werden Formen und Raumwegeklarer und sicherer. Die Rhythmiklehrerin am Klavier unterstützt sie dabei.
Ein Schüler scheint in einem gläsernen Objekt eingeschlossen zu sein und betastet pantomimisch die unsichtbarenGlaswände, die ihn umschliessen. Worin ist er gefangen, in einer Pyramide, einer Kugel, einem Würfel, einemZylinder...? Die Zuschauenden zeichnen den Körper, den sie zu sehen glauben, auf Papier auf.
Mai 2001, E. Stocker, A. Bühler
16
Rhythmik
Förderung sprachlicher Kompetenz
WahrnehmenSprache als Kommunikations- mittel verstehenVerbaler und nonverbaler AusdruckBegriffsbildung; vom Greifen zum BegreifenVerständnis für Situationen, Bilder, Pictogramme, Signale, Symbole, Begriffe, SpracheKörpersprache, Gebärden, Mimik, Gestik, Tonfall
GestaltenSprache als Kommunikations- mittel anwendenAuf verbaler und nonverbaler Ebene;Worte, Sätze bilden, Wortspiele, Gedichte, Reime,...Körpersprache, Mimik, Gestik, GebärdenAtem, Stimme, Tonfall, Rhythmisierung
Die Möglichkeiten, sich sprachlich auszudrücken, sind bei jedemMenschen unterschiedlich ausgeprägt. Als eine der wichtigstenmenschlichen Ausdrucksformen geht die Sprache weit über eine reinverbale Kommunikation hinaus. Melodie und Rhythmus prägen,unterstrichen durch Gestik und Mimik, eine verbale Aussagewesentlich. Selbst wenn wir verbal nicht sprechen, teilen wir unsbewusst oder unbewusst durch unsere Körpersprache unsererUmwelt mit.Um sprachliche Begriffe verbal oder nonverbal differenziert und inBezug zueinander einsetzen und verstehen zu können, müssen siesinnlich erfahren sein.
Durch die handelnde Auseinandersetzung mit sich und der Umwelt,durch die Bewegungserfahrungen, Gestaltungsaufgaben usw. wirddie Entwicklung der sprachlichen Kompetenz im Rhythmikunterrichtangeregt und aufgebaut. Nebst den sinnlichen Primärerfahrungenkann Sprache z.B. in Rollenspielen und im Benennen des ebenErfahrenen oder Gestalteten gezielt geübt werden. Auch daseinander Zuhören ist Anregung für die eigene Sprachentwicklung.
Die Kinder lassen sich von der Musik beim Gehen und sich Bewegen zu einem emotionalen Ausdruck verleiten.Entsprechend der musikalischen Vorgabe bewegen sie sich zielgerichtet oder schlenkernd, aufgerichtet oder mithängenden Schultern und Kopf, schnell oder langsam usw. Stoppt die Musik, verharren sie in der Stellung, in der siegerade waren. Gemeinsam betrachten und beschreiben wir Haltung, Körperspannung usw. eines Kindes und ordnenmögliche Zustands- und Emotionsbeschreibungen zu. Und welche Gefühle haben die entsprechendenBewegungsqualitäten beim Bewegenden ausgelöst?
Einzelne Namen und Worte werden in musikalische Rhythmen übersetzt und mit Notenwerten oder Materialiendargestellt. Einen Rhythmus trommelnd suchen wir nach möglichst vielen Worten, die sich rhythmisch-metrisch dazusprechen und singen lassen. Eine Wortrhythmus-Sammlung entsteht, aus der sich witzige „Rhythmus-Sätze“zusammenstellen, sprechen, singen und trommeln lassen...
Auf einer Bühne stehen ein oder zwei SängerInnen und ein Pantomime, davor sitzen Zuschauer. Singend erzählen dieSänger eine Geschichte, zum Beispiel diejenige von Sidi Abdel Assar („arabisch“ von Mani Matter) und begleitengleichzeitig den Pantomimen, welcher den Sidi mit all seinen Sehnsüchten und Träumen darstellt.
Mai 2001, E. Stocker, A. Bühler
17
Rhythmik
Förderung logisch-mathematischer Kompetenz
WahrnehmenErkennen und Be-Greifen mathematischer Aspekte und Elemente; Reihen, Mengen, Grössen, Kategorien, Strukturen, Mustern, Basis- Operationen... Zahlbegriffe, Invarianzen und Zuordnungen, Seriationen...Operationsverständnis; Zählen (Ab-, Aus-) Logik, Zusammenhänge her- stellen und verstehen, Ursache, Wirkung, komplexe Zusammenhänge.... Abstraktion...
Gestaltenmathematische Aspekte, Reihen, Zusammenhänge, Muster, Rhythmen, Ordnungen...
In der logisch-mathematischen Kompetenz geht es im weitestenSinne um das Erkennen von Zusammenhängen unterschiedlichsterArt in unserer gegenständlichen Welt.Das logische mathematische Denken setzt Abstraktionsfähigkeitvoraus, um z.B. Verhältnisse von Ursache und Wirkung zu erkennen,Mengen, Kategorien und Texturen erfassen, vergleichen undunterscheiden zu können.
„Wenn man ein Kind vor sich hat, das nicht versteht, muss man es inBewegung setzen, damit es fähig wird, Zusammenhänge zuerkennen.“ (Scheiblauer 1966)Durch die ganzheitliche Lernweise im Rhythmikunterricht werden inhandelnder Auseinandersetzung Gegenstände erkundet,physikalische Gesetzmässigkeiten entdeckt, Eigenschaften inBeziehungen zueinander betrachtet, Erfahrungen überprüft usw.Raumdimensionen werden vergleichend erlebt, musikalischeGesetzmässigkeiten spielend und bewegend entdeckt usw.
Eine Bahn von farbigen Tüchern (80x80 cm) ist quer durch den Raum gelegt. Die einen Kinder gehen darüber, so dasssie pro Tuch nur einen Schritt machen, die anderen Kinder begleiten jeden Schritt musikalisch. Nun können aber proTuch auch zwei Schrittchen gesetzt werden, die Musik wird entsprechen doppelt so schnell und dargestellt wird diesmit zwei in der Mitte zusammengelegten Tüchern...Erkennen die „Gehenden“ einen musikalischen Rhythmus, um ihn dann auch als „Partitur“ darstellen zu können oderentziffern sie MusikerInnen die Folge von ganzen und halben Tüchern richtig, so dass ein einheitliches Rhythmusmusterentsteht?
Mit Holzklötzen (24x12x3,5 cm) wird ein Turm gebaut; drei Klötze stehen längsseitig parallel zueinander, die nächsteEtage wird ebenso, aber im rechten Winkel zu den unteren, draufgestellt usw., bis das Gebilde etwa sechs Stockwerkeumfasst. Mit dem Ziel, den Turm noch höher zu bauen, aber nur mit Hilfe der bereits verwendeten Klötze, wird nunsorgfältig ein Klotz nach dem anderen unten herausgezogen, um oben wieder draufgestellt zu werden... Wie lange undwie bleibt die Stabilität erhalten und wie hoch wird der Turm...?
Holzkugeln, ein grosser, „unverstellter“ Raum und einige Tücher – was braucht es mehr zu einem Riesen-Billard? DieKugeln sollen gezielt auf die Tücher gerollt werden und dort zum Stillstand kommen, aber nie auf direktem Weg,sondern je nach vorgegebenem Schwierigkeitsgrad ein oder zwei Mal von den Wänden (sprich den Bodenleisten)abprallend...
Mai 2001, E. Stocker, A. Bühler
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RHYTHMIK
Ein Angebot für Kinder der Volksschule
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Musik und Bewegung / Rhythmik im Kindergarten und auf der Unterstufe
Allgemeine Schwerpunkte:
• Schulung und Differenzierung von elementaren Rhythmen in Musik und Bewegung
• Wahrnehmen, Erfahren und Vertiefen von Grundbegriffen des Alltags und der Kulturtechniken
• Persönliches Ausdruckspotential entwickeln
MusikKennenlernen der wichtigsten Grund-RhythmenErarbeiten eines altersgemässen LiedrepertoiresSchulung der elementaren musikalischen BegriffeImprovisieren mit Musikinstrumenten
BewegungSchulung der elementaren BewegungsabläufeKreativer Umgang mit den GrundbewegungsartenDifferenzierung und Erweiterung der persönlichen Bewegungsmöglichkeiten
WahrnehmungDifferenzierung der Nahsinne (Oberflächenwahrnehmung, Tiefenwahrnehmung, vestivuläreWahrnehmung, Kinästhetische Wahrnehmung)und der Fernsinne (auditive und visuelle Wahrnehmung)
Begriffsbildung / BewusstwerdungDas Erfahrene verbalisieren, generalisieren, ordnenDem Erlebten Worte gebenGeschichten mit Musik und Bewegung darstellen: vertonen, bewegen, szenische AbläufeErste Zahlen- und Mengenbegriffe in Bewegung und Musik ausdrücken
Soziale InteraktionAchtsamer Umgang mit den andern KindernDie persönliche Rolle in der Gruppe entdeckenAuseinandersetzung mit einem PartnerKommunikationsförderung
Persönlicher AusdruckDie eigene Erlebniswelt darstellenmit Musik und Bewegung
Aus der Praxis:Erst vor fast einem Jahr haben wir farbige Stäbe auf den Boden gelegt und in der Mitte eine Kerze. Das war sehrschön. Einmal haben wir kleine Gruppen gemacht und das ein Kind bewegte das andere. Das war auch sehrschön. Fast am Anfang haben wir Gänsefüsschen vorwärts und rückwärts gelernt und jetzt kommen wir schon indie vierte Klasse. L.
Frage an die Klasse:Was ist anders, wenn wir uns zu Musik bewegen oder wenn wir gewöhnlich gehen?
Antworten:"Man schwitzt""wir bewegen die Beine anders""Wir tun gumpen und hüpfen – und dann sind wir fröhlich!"
April 2001, E. Danuser
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Musik und Bewegung / Rhythmik auf der Mittelstufe
Allgemeine Schwerpunkte:
• Altersgemässer Umgang mit Liedern und Bewegungsformen
• Persönliches Ausdruckspotential in Bewegung und Musik entwickeln
• Kreative Sozialformen gestalten
MusikSchulung von Puls / Metrum / RhythmusErarbeiten eines Liedrepertoires in verschiedenen Sprachenund entsprechende MusikbegleitungImprovisation mit Musikinstrumenten zu verschiedenen Themen
BewegungAlters entsprechende Differenzierung aller BewegungsabläufeBegriffe mit dem Körper darstellenTanzformen zu Musik entwickelnTanzen, sich frei bewegen zu der persönlich bevorzugten Musik
WahrnehmungDifferenzierung der verschiedenen Wahrnehmungsfunktionen
Begriffsbildung / BewusstwerdungDarstellen einzelner wichtiger Themenkomplexe mit Musik und Bewegung
Soziale InteraktionMiteinander bewegen – aufeinander hören und schauen: BewusstseinserweiterungKommunikationsförderungKreativer Umgang mit Konfliktsituationen
Persönlicher AusdruckPersönliche Erlebnisse darstellenZu persönlicher Musik neuen Begleitungen und Bewegungen erfindenSzenen aus dem Alltag darstellen
Aus der Praxis:Ziischtigs-Rap von einer 5. Klasse: Erstaufführung Schulhaus Limmat A (Die ersten drei Strophen stammen voneiner Studentin, die letzten 3 sind ein Gemeinschaftswerk von 5 Mädchen)
Ziischtig, Ziischtig Morge, da tüend d'Rhythmik Studente öis versorgeSi grooved und shaked was das Zeugs hält, und bringed ihre Schlaghölzli-Groove wo zeltHey wow, das fägt, hey wow, das fägt
Er zieht d'Socke ue, holt no eimal Luft, litzt dä Chrage ue und git dänn volle StoffEr rennt d'Stäge ue, bis in 5 Stock, s'isch 17 ab Achti, das git äm fascht de SchockHey wow, das fägt, hey wow, das fägt
Völlig usser Atem chunnt er dobe a, er cha fascht nüme schnuufä – wie fangt dä Tag bloss aDann macht er d'Türe uf, bliibt no einisch stah: "Hey Bob, Bisch au scho da?"
D'Buebä striitet, kämpfed feschtD'Meitli schreied gäbed s'BeschtS'giit Striit, s'giit Striit, s'isch wider mal so wiit
D'Pausglogge lütet scho, die erschte sind am usechoEs wird vill glacht, es wird vill gschpillt, än Balle hät äs Fänschter killtS'giit Striit, s'giit Striit, s'isch wider mal so wiit
D'Julia chauft es Gipfeli, doch leider isch äs s'letschti gsiD'Johara die wott au ein Biss, si findet das an grosse BschissS'giit Striit, s'giit Striit, s'isch wider mal so wiit
April 2001, E. Danuser
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Musik und Bewegung / Rhythmik
Kreative fächerübergreifende Lerneinheiten entwickeln!
• Ein Angebot innerhalb des fächerübergreifenden Lernens im Rahmen der "Local CurriculumHours", der "weissen Lehrplanstunden" in einer TaV-Schule
• Eine Möglichkeit des Teamteachings innerhalb des Blockzeiten-Unterrichts
• Die kreative Erweiterung des Unterrichts während den Pool-Entlastungs-Stunden
• Als Entlastungsunterricht des Faches Musik / Musik und Gestaltung
Fächerübergreifendes Lernen
Querverweise:
• Musik – Bewegung - Sprache:Förderung von Intonation und SprachrhythmusUnterstützung von Wortschatz und Sprachaufbau mit Bewegung und MusikKreative Sprachgestaltung, Geschichten oder Gedichte schreiben, bewegen,musizierenErfinden eigener Lieder zu einem ThemaSchreib-Bewegungen: Bewegungen im Raum aufs Paper bringen
GrundlagenLernwurzeln
• Musik – Bewegung - Mathematik:Kreatives Erarbeiten von räumlichen Strukturen, Mengenverhältnissen,Zahlenschritten
• Musik – Bewegung - Fremdsprachen:Lieder, Tänze und Geschichten aus fremden Kulturen kennenlernen,Bewegungsabläufe in eine Fremdsprache übersetzen
UnterschiedlicheAspekte derIntelligenzen
• Musik – Bewegung – Sachthemen aus Geometrie, Biologie, Geographie,Geschichte: Zu einem Thema einen kreativen Zugang finden, ein Thema mitkreativen Medien auf persönliche Art und Weise darstellen
Formen klassenübergreifender Projekte
• Regelmässiger Unterricht in einer altersdurchmischten Gruppe nach Wunschder Kinder
• Semester-Projekte zur Erarbeitung eines bestimmten Themas• Gruppen für spezielle Themen auf Wunsch der Lehrkräfte, auch Themen mit
sozialem Schwerpunkt möglich• In Projektwochen oder zeitlich begrenzten Projekten
Entlastungsunterricht Musik / Musik und Gestaltung / Poolstunden
Musik undBewegung in
• Musik und Bewegung / Rhythmik1 – 2 Lektionen pro Woche, erteilt durch eine Fachlehrkraft
Kindergarten,• Altersgemässe Förderung in den 6 Bereichen, umfassende Entwicklung der
unterschiedlichen IntelligenzaspekteUnterstufe,Mittelstufe Möglichkeiten des Teamteaching im Rahmen des Blockzeiten-Unterrichts
• Regelmässiger Unterricht in der halben Klasse• Rhythmiklehrkraft ist zum Teil im Unterricht anwesend, vertieft bestimmte
Themen aus ihrer Sicht durch Wahrnehmungsübungen,Bewegungssequenzen, Musik, Lieder, Tänze, pantomimische Abläufe etc.
• Rhythmiklehrkraft ist im Unterricht anwesend, vertieft gewisse Themen miteinzelnen Schülern im Schulzimmer oder im Rhythmikraum.
Oktober 2001, Elisabeth Danuser
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Musik und Bewegung / Rhythmik für Kinder mit besondern Bedürfnissen
• Kleinklassen A, B, C und D• ISF-Gruppen• heilpädagogische Einzelförderung• Sprachheilkindergärten• Unterstützung hochbegabter Kinder
Allgemeine Schwerpunkte:
• Persönlickeitsentwicklung; Selbstwahrnehmung, -vertrauen, -tätigkeit, -verantwortung• Sozialkompetenz, soziales Verhalten• Wahrnehmungsfähigkeit• Lernverhalten; Motivation, Kreativität, Selbsttätigkeit, vernetztes Denken• Musik, Bewegung und gestalterisches Handeln
Musik:Wahrnehmen von Schwingungen, Vibrationen, Hören von Tönen, Klängen und Geräuschen,Entdecken der eigenen Stimme, Spielen auf verschiedenen Musikinstrumenten...Kennenlernen von Rhythmen, Erkennen von Phrasen, Strukturen, Formen und Melodiefolgen...Singen von Liedern, freies Improvisieren, Vertonung von Bildern, Begleiten von Bewegungen...Bewegung:Bewegungsfreude, Tanzlust, Vertrauen in den eigenen KörperStärkung des Bewegungsbewusstseins, der Bewegungssteuerung, der Koordination, desGleichgewichts, der Grob- und Feinmotorik.Entdecken der Körpersprache, des nonverbalen Ausdrucks, von Mimik und Gestik...Wahrnehmung:• Körperwahrnehmung: Körpertonus, Körperimago, Körperschema, Körperbegriff• Modale Wahrnehmung: vestibuläre, taktil-kinästhetische, visuelle und auditive Wahrnehmung,(Geruchs- und Geschmackssinn)• Intermodale Wahrnehmung: Auge-Hand-Koordination, visuomotorische Koordination, Bewegungs-und Richtungshören, visuell-räumliches Orientierungs- und Vorstellungsvermögen etc.• Seriale Wahrnehmung: Speichern, Erinnern und Wiederholen von zeitlichen Abläufen undräumlichen Situationen• Aufmerksamkeit und Konzentration: Wachheit, Fokussieren, Innehalten, Dabeibleiben..., Reiz-selektion, Atkivierungsniveau des Zentralnervensystems, Impulisivität – ReflexivitätBegriffsbildung:Sich handelnd mit sich und seiner Umgebung auseinandersetzen und dies reflektieren. Erfassenunserer dinglichen Umwelt nach ihrem Äusseren und Einordnen nach unterschiedlichen Kriterien.Bewusstsein für Mengen, Strukture, Rhythmen und Ordungen entwickeln.Das „innere Auge“, das räumliche Denkvermögen sensibilisieren zur Stärkung der räumlichenVorstellungs- und Abstraktionsfähigkeit.Benennen und Einordnen des Erlebten zur Stärkung der eigenen Handlungskompetenz und dessprachlichen Ausdrucks.Soziale Interaktion:Schulung von Eigen- und Fremdwahrnehmung, Förderung der Interaktions- undKommunikationsfähigkeit, Stärkung des Bewusstseins für Toleranz und Vertrauen, sich Ein-, Über-oder Unterordnen können, Thematisieren von Werten, Gefühlen und Einstellungen...Stärkung der Selbstwahrnehmung im Kontext der Gruppe für eine Stärkung des Selbstvertauens alsGrundlage für gestalterische Selbsttätigkeit und Übername von Selbstverantwortung.Persönlicher Ausdruck:Anregung, Stärkung und Ausbau der nonverbalen und verbalen Ausdrucksmöglichkeiten, Lust amgestalterischen Tun wecken.
Je nach Zielgruppe und Gruppengrösse verschieben sich die Schwerpunkte der Lektionen, desjeweiligen Lehr- oder Förderplanes.
Heilpädagogische Einzelförderung kann erteilt werden von Rhythmiklehrerinnen undRhythmiklehrern mit entsprechender Zusatzausbildung.
Mai 2001, E. Stocker
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Musik und Bewegung / Rhythmik mit mehrsprachigen Kindern
In Kleinklassen E, in multikulturellen Klassen
Allgemeine Schwerpunkte:
• Unterstützung der Integration mit allen Mitteln der Kommunikation• Förderung des nonverbalen Ausdrucks• Differenzierung der auditiven Wahrnehmungsfähigkeit• Sprache lernen mit Hilfe von Bewegung und Musik
MusikMusik als eine persönliche „Sprache“ entdeckenMusik unterschiedlicher Kulturen erlebenMusik der neuen Kultur erleben, sich darin einfinden, mit dem eigenen "Klang"verbindenRhythmus-Schulung: Sprache über musikalisch-rhythmische Schulungentwickeln
BewegungAus der eigenen Bewegungskultur heraustretenDie eigene Bewegung in einer andern Kultur anpassen lernen, Bewegungeneiner neuen Kultur kennenlernenBewegungsrhythmus und Sprachrhythmus in der Verbindung erleben unddifferenzieren
WahrnehmungWahrnehmungsförderung visuell: Bewegungen von andern erkennen undimitieren lernenAuditiv: Differenzierung von akustischen Phänomenen
Begriffsbildung / BewusstwerdungGesprochenes und Geschriebenes in Bewegung umsetzenDirekte Umsetzung von Sprache in Bewegung: sich bewegen und benennen wasman tutBewegungsabläufe aus dem Alltag ausführen und benennenLernen nicht nur verbal, sondern auch auf Körperebene unterstützenVerse und Lieder in Musik und Bewegung darstellen und ausführenRollenspiele / Pantomime
Soziale InteraktionKommunikation auf nonverbaler Ebene fördernKommunizieren lernen, auch wenn Sprache zum Teil fehltMit andern kommunizieren lernen, auch wenn sie nicht dieselbe SprachesprechenSich auf nichtverbaler und verbaler Ebenen mit einem Partner oder in derGruppe auseinandersetzen lernenSich selber ausdrücken lernenAndere verstehen lernen
Persönlicher AusdruckWer bin ich? Sich selber in einer andern Kultur darstellen, den eigenkulturellen HintergrundpräsentierenEigenes bewahren, Neues dazu aufnehmenDiese Eindrücke mit Musik und Bewegung darstellen: in musikalischen undbewegungsmässigen Improvisationen
Aus der Praxis:
Robotertanz hat mir auch gefallen. Wir waren zuerst ein Roboter und dann sind wir ein schneller Robotergeworden, dann war der untere Teil ein Mensch geworden, dann waren wir wieder Menschen. E.
April 2001, E. Danuser
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Musik und Bewegung / Rhythmik für hochbegabte Kinder
Allgemeine Schwerpunkte:
• Persönlickeitsentwicklung; Selbstwahrnehmung, -vertrauen, -tätigkeit, -verantwortung• Sozialkompetenz, soziales Verhalten• Persönliche Fähigkeiten in das soziale Umfeld integrieren lernen
Fördermassnahmen für Kinder mit Hochbegabung sollen neben einer gezielten intellektuellenFörderung auch einen Schwerpunkt in der ganzheitlichen Entwicklung haben. Hochbegabte Kindersind oft in einzelnen Bereichen speziell begabt, der Entwicklung anderer Kinder voraus, können inandern Gebieten aber entweder diese Fähigkeiten nicht entwickeln oder nicht in ihren Alltageinbringen und somit auch nicht integrieren. Diese Tatsache ergibt für das einzelne Kind eine dis-harmonische, unbalancierte Wahrnehmungsweise seiner persönlichen Fähigkeiten undHandlungsmöglichkeiten. Es erlebt diese Unterschiede als Spannungen auf der Ebene despersönlichen Wohlbefindens und als Schwierigkeiten im Kontakt mit andern Kindern.Ausgleichende Fördermassnahmen, welche auf kreative Art und Weise allen Leistungsbereichen zueinem adäquaten individuellen Ausdruck verhelfen können, schaffen Ausgleich und Harmonisierungauf allen Ebenen.
MusikMusikalische Stärken fördernFörderung von musikalischer Wahrnehmung, musikalischem TunMusikstücke erlernen, Lieder begleitenRhythmusschulungImprovisation: Musik als gestalterisches Ausdrucksmittel erleben und nutzen lernen
BewegungSpezielle Begabungen im Bewegungsbereich unterstützen und fördern, Schwächen ausgleichenBewegungs- und RhythmusschulungFreie Gestaltung: Bewegung als gestalterisches Ausdrucksmittel erleben und nutzen lernenEntspannungsmöglichkeiten im Alltag kennen lernen und selbständig anwenden können
WahrnehmungBeziehung des Wahrgenommenen zum Lernstoff entdeckenUnterrichtsinhalte vielfältig wahrnehmen und so neue Aspekte der Lerninhalte erforschen
BegriffsbildungErlebtes in Bewegung und Musik darstellenUnterrichtsinhalte mit den persönlichen Ausdrucksmitteln kreativ gestalten
Soziale InteraktionSich selber mit den vorhandenen Fähigkeiten in die Gruppe einbringen lernenToleranz für andere entwickelnAusdrucks- und Spielformen für die Gruppe entwickelnDie Gruppe oder einen Partner in der Gestaltung der eigenen Ideen anleiten lernenIdeen von andern kennen lernen und bei der Gestaltung mithelfen
Persönlicher AusdruckEinzigartigkeit der Persönlichkeit und den individuellen Ausdrucksmitteln erfahren und ausdrückenEine persönliche Sprache für die persönlichen Stärken findenBalance des persönlichen Ausdrucks in einer ganzheitlichen Gestaltung erfahren
April 2001, E. Danuser
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Praktische Hinweisezu Musik und Bewegung / Rhythmik in der Volksschule
Raum und Material
Voraussetzung für den kreativen Einsatz von Musik und Bewegung ist genügend Platz.Dazu braucht es einen genügend grossen Raum, der den Kindern folgendes erlaubt oder bietet:
• sich frei zu bewegen, ohne sofort irgendwo anzustossen• auf Instrumenten zu spielen, ohne schon bald jemanden zu stören• Stühle oder Bänke zum Sitzen• die Möglichkeit, an einer Wand grosse Blätter aufkleben und so zum Beispiel
Bewegungserfahrungen unmittelbar aufzeichnen zu können.
Zum Beispiel:
• ein in Absprache mit der betreffenden Lehrkraft eigens hergerichteter Rhythmik- und Musikraum• ein freigemachtes Schulzimmer• ein Singsaal, falls er nicht jede Woche mit neuen Materialien und Requisiten verstellt ist• eine Turnhalle, falls sie nicht allzu gross und kalt ist
Als zweites braucht es einiges an Material (es ist stabil und hält Jahre!)
• Rhythmikmaterial, ausgesucht und bestimmt von der entsprechenden Lehrkraft im Wertvon ca. Fr. 1’000.–
• ein Nachtragsbudget im Rahmen des Schulhausbudgets für jedes kommende Jahr• Musikinstrumente, die das Spielen innerhalb eines guten Klangspektrums erlauben:
Rhythmus- und Melodieinstrumente• ein Klavier• grosse Papierbögen und entsprechende Zeichenutensilien
Ausbildungen und Kompetenzen
Ausbildung:
Rhythmiklehrerinnen und Rhythmiklehrer werden an den Hochschulen für Musik und TheaterWinterthur/Zürich, Bern/Biel, Luzern und am Institut Jaques-Dalcroze in Genf ausgebildet. DieAusbildungen dauern zwischen drei und vier Jahren. Die Musikhochschule Bern/Biel bietet weiter seitAugust 2001 ein zweijähriges, berufsbegleitendes Nachdiplomstudium Rhythmik in der Heil- undSonderpädagogik an.
In verschiedenen Hochschulabschlüssen ist der Abschluss als LehrerIn für Musikalische Früherziehungund Grundschule integriert.
Musikhochschule Zürich, Abteilung Musik und Bewegung, Freiestrasse 56, 8032 ZürichTel: 01 268 30 62Email: [email protected]: www.hmt.edu/musik/studium
Kompetenzen einer Rhythmiklehrkraft:
• Eine staatl. dipl. Rhythmiklehrkraft ist ausgebildet, Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf allenAltersstufen zu unterrichten.
• Sie kann im Entlastungsunterricht in Musik und Bewegung, im Rahmen des Teamteachings oderder Pool-Entstungsstunden eingesetzt werden.
• Ebenfalls ist sie Fachfrau für Musik und Bewegung, fächerübergreifendes Lernen in TaV-Schulen,kennt Lieder und Tänze zu vielen Themen, kann Lerninhalte auf kreative Art und Weise mit denSchülern vertiefen.
• Sie spielt Klavier, Perkussions- und Orff-Instrumente, oft auch weitere Musikinstrumente.• Eine Rhythmiklehrkraft kann Projekte, Singspiele oder Musicals gestalten oder bei
klassenübergreifenden Projekten den Bereich Wahrnehmung – Musik – Bewegung abdecken.
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Heilpädagogische Rhythmik:
• Eine staatlich diplomierte Rhythmiklehrerin kann als Fachlehrkraft in ISF- Fördergruppen undKleinklassen unter den Bedingungen wie bisher arbeiten. Die Gruppengrösse und die allgemeinenBedingungen sollen im Gespräch am runden Tisch bestimmt werden. Die Grundlagen dazuwerden in der im Rahmen der MAB von der Bildungsdirektion an alle Schulgemeindenverschickten Broschüre (August 2001) "Sonderpädagogische Berufsfelder im Kanton Zürich"beschrieben.
• Lehrkräfte, welche heilpädagogische Rhythmik als Einzeltherapie anbieten, sollten dasNachdiplomstudium „Rhythmik in der Heil- und Sonderpädagogik“ an der Hochschule für Musikund Theater Bern/Biel oder eine entsprechende heilpädagogische Zusatzausbildung absolvierthaben.
Besoldung und Übergangsbestimmungen / Lohneinreihung
Gemäss der Lohneinreihungstabelle der Bildungsdirektion des Kantons Zürich, Volksschulamt / AbteilungPersonelles vom 13. Dezember 2001 wird folgende Einstufung empfohlen: (Grundlohn ab 1. Januar 2001der Lehrpersonen an der Volksschule)
• eine staatlich diplomierte Rhythmiklehrkraft wird eingestuft in Kategorie II, für Lehrpersonen anNormalklassen und Sonderklassen E der Primarschule, Lehrpersonen an Sonderklassen A, B, C, Dder Primarschule ohne Lehrdiplom in schulischer Heilpädagogik
• eine staatlich diplomierte Rhythmiklehrkraft, welche zusätzlich ein Nachdiplomstudium fürheilpädagogische Rhythmik an der Hochschule für Musik und Theater Bern oder einevergleichbare Ausbildung absolviert hat, ist einzustufen in Kategorie III, für Lehrpersonen anNormalklassen und Sonderklassen E der Oberstufe, Lehrpersonen an Sonderklasse A, B, C, D derPrimarschule mit Lehrdiplom in schulischer Heilpädagogik.
Übergangsbestimmungen:
• Für Lehrkräfte, welche schon länger als 10 Jahre in im sonderpädagogischen Angebot derVolksschule im Kanton Zürich arbeiten, besteht die Möglichkeit, im Rahmen einesNachqualifikationskurses die Einstufung in Kategorie III zu erlangen. Diese Übergangs-bestimmungen werden in Zusammenarbeit von Bildungsdirektion, Musikhochschule Zürich,Abteilung Musik und Bewegung sowie dem Berufsverband staatlich diplomierterRhythmiklehrerinnen und Rhythmiklehrer (BsdR) ausgearbeitet. Sie sind zeitlich befristet.
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Weshalb ich Rhythmik allen Kindern der Volksschule gönne....
Seit mehreren Jahren kommt meine Klasse in den Genuss einer wöchentlichen Rhythmikstunde imRahmen der Übungsschule des Ryhthmikseminars. Auf diese Stunden möchten meine Klasse und ichnicht mehr verzichten. Es gibt viel Schönes zu erleben und viel Wichtiges zu erfahren. Hier einige Beispielezur Illustration:
Für das soziale Klassengefüge
Im Rhythmik-Unterricht lernen die Kinder, auf einander zu achten. Sie erfahren die Grenzen zwischen sichund dem anderen und lernen, diese zu respektieren.Sie entwickeln miteinander etwas, denken sich gemeinsam Prozesse und Abläufe aus, besprechen dieseund führen sie durch.Sie bekommen die Möglichkeit, in verschiedene Rollen zu schlüpfen und sich in diesen neu zu erleben.Die schulisch-kognitive Leistungsfähigkeit rückt bei diesen Prozessen in den Hintergrund.
Für das einzelne Kind
Das Kind lässt innere Bilder entstehen, teilt diese mit und setzt sie um. Seine eigenen Ressourcen werdenzum Material, mit dem es sich auseinandersetzt. Es entsteht Freude an der eigenen schöpferischenLeistung und das Kind entwickelt Selbstbewusstsein beim Vorzeigen seiner Eigenkreation.
Für das musikalische Erleben
Die Kinder setzen sich spielerisch mit Klangqualität, Rhythmus und Dynamik auseinander, sie lernenLieder und Tänze kennen. Sie erfahren ihre innere Musikalität ohne den Druck eines Zieles, das erreichtwerden muss. Dies im Unterschied zum klassischen Musikunterricht, bei dem auch das Noten lesen, dieTaktsprache oder das Beherrschen eines Instrumentes im Vordergrund stehen.
Im schulischen Kontext
Im Rhythmik-Unterricht können schulische Themen in einem anderen Rahmen aufgegriffen, vertieft undergänzt werden. In hektischen Zeiten findet die Klasse Beruhigung und Besinnung durch geeigneterhythmische Sequenzen.Zudem gelangen alle Kinder der Klasse in den Genuss dieses Unterrichtes, auch wenn ihn ihremfamiliären Hintergrund das Musisch-Gestalterische keinen grossen Stellenwert hat und die Kinder deshalbnicht in die MEZ geschickt werden.
Rhythmik im Themenkreis von Lernschwächen und Entwicklungsstörungen
Immer wieder stellen heilpädagogische Förderlehrkräfte fest, dass Basisfunktionen und die darausabgeleiteten Fähigkeiten fehlen. Es mangelt an basalen Erfahrungen, die die visuelle, auditive und taktileWahrnehmung schulen, die räumliche Beziehungen entstehen lassen und die Abläufe erfahrbar machen.Viele Kinder sind sich nicht mehr gewohnt, etwas vom Anfang bis zum Ende zu entwickeln. Zudem sindsie unzähligen, teilweise kaum zu verarbeitenden Reizen ausgesetzt und verlieren ihre Empfänglichkeit fürNuancen und Details. Hier setzt der Rhythmik-Unterricht an und ermöglicht den Kindern, neue Fähigkeitenzu entwickeln.Diverse Untersuchungen über Störungen im sprachlichen, mathematischen Bereich und imKonzentrations- und Aufmerksamkeitsbereich zeigen auf, dass den Kindern Primärerfahrungen fehlen.Stichwort: Kein Verstehen ohne Be-greifen.
Im schulpolitischen Kontext
Verschiedene geplante Volksschulreformen und Voten der Schulpolitiker zielen in eine Richtung derBetonung der kognitiven Leistungen. (Englisch und Computer ab 2. Klasse, der Handarbeitsunterrichtmuss um seine Legitimation kämpfen, die Abschaffung der dritten Turnstunde wurde erwogen usf.) Daerscheint es mir als sehr wichtig, dass die Fachleute an der Front Gegensteuer geben.Bei allen Argumenten für die Einführung des Arbeitens mit dem Computer an der Unterstufe darf dochnicht vergessen werden, dass ein entwicklungsmässig gesundes Kind das Arbeiten mit einem Computerzum gegebenen Zeitpunkt ohne Probleme lernt. Wie aber soll ein Kind die verschiedenen Ebenen (System,Programm, Dokument) unterscheiden können, wenn es im realen Kontext keine basalen Erfahrungendieser Art machen konnte? Wie soll es am Computer ein Ordnungssystem erstellen können (Ordner undUnterordner einrichten etc.), wenn ihm die Alltagserfahrungen zu diesem Thema fehlen? Vorher müssenwichtige Erfahrungen auf der physischen Handlungsebene gemacht worden sein, damit diese in dievirtuelle Welt übertragen werden können. Ansonsten nützen all die teuren Geräte im Klassenzimmernichts.
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Rhythmik in der Kinderwelt
Die Mehrheit der Kinder meiner Klasse lebt in sehr beengten Wohnverhältnissen und in einer Umgebung,die nicht gerade kindergerecht ist. Viele Kinder sind sich oft selber überlassen und bekommen vomElternhaus wenig pädagogisch sinnvolle Anreize. Ausserschulische Lernimpulse gibt es wenige. EinigeKinder ernähren sich mangelhaft, kennen zum Teil nur wenig strukturierende Rituale, und sie verbringenviele Stunden vor dem Fernseher. Dies bedeutet körperliche Inaktivität, Reizüberflutung,Überbeanspruchung, Überforderung und Allein-gelassen-werden mit Themen, die nicht kindgerecht sind.Fast täglich werde ich mit der Frage konfrontiert, was denn „wahr und wirklich“ sei und was nicht. Umsomehr plädiere ich für viele wahre und wirkliche Erlebnisse, wie sie auch die Rhythmik den Kindernermöglicht.Sie nehmen die Realität mit all ihren Sinnen wahr, sprechen über ihre Erfahrungen, erarbeiten sich dabeieine grössere Sensibiliät und einen Wortschatz für ihre Wahrnehmungen.
Voten der Kinder
Die Voten der Kinder sprechen für sich: Sie lieben den Rhythmik-Unterricht. Diese Ergänzung zumsonstigen Unterrichtsgeschehen, die Möglichkeit, sich über den Körper auszudrücken, sich auszutoben,sich zu besinnen, sinnliche Erfahrungen zu machen, ihre Sinne zu schulen, den vollen Genuss derKörperbewegung zu erfahren bereichert ihren Alltag.
Einige Voten der Kinder
Mir gefällt, wenn wir Kinder auf dem Boden liegen.Am liebsten mache ich die Tiere nach.Am liebsten mache ich einen Tanz zum Klavier.Mir gefällt es, wenn wir in der Rhythmik singen.Mit den Tüchern zu schwingen finde ich lustig.Mir gefällt es, wenn wir auf dem Boden liegen und uns die Frauen ziehen. Und wenn wir tanzen. UndMusik ist immer schön.In der Rhythmik gefällt mir der Blumentanz.In der Rhythmik gefällt mir das unter dem Fallschirm sitzen.Ich finde die Rhythmik lässig, weil wir viel Bewegungen machen.Ich finde die Rhythmik lässig, weil wir so viele Sachen machen.Ich gehe gern in die Rhythmik, weil wir tanzen lernen.Mir gefällt dir Musik von der Rhythmik.Der Ton vom Klavier gefällt mir.Mir gefällt die Rhythmik, weil wir viel Sport machen und weil wir viel lernen.Bei der Rhythmik gefällt mir das Klatschen und das Rennen.Rhythmik gefällt mir einfach so. Rhythmik ist sehr schön.Mir gefällt in der Rhythmik das Bewegen.Mir gefällt es, wenn wir spielen, weil wir lässige Sachen spielen.Mir gefällt es, wenn wir ein Theater spielen.Mir gefällt die Musik, weil die Musik schöne Töne hat.Das Schönste für mich ist das Spielen mit den Musikinstrumenten.Mir gefällt in der Rhythmik der Fallschirm.Ich spiele gern mit den Blumen und dieses Lied mit den Spaghetti.
Mai 2001 Gabriela Bai, UnterstufenlehrerinSchulhaus Grünau, Zürich