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Risikomanagement der Stadt Dübendorf
Der Weg zu einem zeitgemässen Führungsinstrument
Masterarbeit eingereicht der Universität Bern
im Rahmen des Executive Master of Public Administration (MPA)
Betreuender Dozent: Prof. Dr. Reto Steiner
Kompetenzzentrum für Public Management
Schanzeneckstrasse 1
CH-3001 Bern
Verfasser: Martin Kunz
von Regensberg ZH
Niederwies 276
8195 Wasterkingen
Wasterkingen, 28. September 2015
Die vorliegende Arbeit wurde im Rahmen des Executive Master of Public Administration der
Universität Bern verfasst.
Die inhaltliche Verantwortung für die eingereichte Arbeit liegt beim Autor.
Vorwort I
___________________________________________________________________________________________
Vorwort
„Der Turm kann nicht eingestürzt sein. Wir sind im World Trade Center. Die Türme stürzen
nicht ein, niemals.“
Unbekannter Feuerwehrmann am 11.09.2001, New York
(Picciotto, 2002, S. 62)
Was die unter dem Begriff „Nine Eleven“ weltweit bekannten Ereignisse, von denen am
11. September 2001 nicht bloss die direkt betroffene Stadt New York, sondern die ganze Welt
erschüttert wurde, und Schwarze Schwäne (Taleb, 2008) gemeinsam haben: Bis man auf sie
trifft, glaubt man nicht an deren mögliche Existenz. Bei der erstmaligen Wahrnehmung völlig
überrascht, wird man sich aber für immer an sie erinnern. Und man ist sich bewusst, dass man
jederzeit wieder auf sie treffen könnte.
Neben den bislang unbekannten Ereignissen, sehen wir uns im Alltag aber viel öfters mit ei-
gentlich bekannten Risiken konfrontiert. Was sind überhaupt relevante Risiken, denen die
öffentliche Verwaltung heute ausgesetzt ist? Und gibt es geeignete Instrumente, mit denen
diesen begegnet werden kann? Dies sind Fragen, die mich als Stadtschreiber und Kommuni-
kationsverantwortlicher der Stadt Dübendorf im Rahmen dieser Arbeit besonders interessie-
ren.
Mein grosser Dank geht an alle, die mich beim Entstehen dieser Arbeit unterstützt haben. Ins-
besondere an Oliver Furrer, Leiter der Abteilung Finanzen der Gemeinde Buchrain LU, an
Walter Langenegger, Leiter Informationsdienst der Stadt Bern, sowie an Thomas Kuoni, Stv.
Direktor der Finanzverwaltung der Stadt Zürich, die mir ihre wertvolle Zeit für meine Befra-
gungen geschenkt haben und mir dabei interessante Einblicke ermöglichten, wie in der aktuel-
len Schweizer Gemeindelandschaft auf unterschiedlichste Art mit dem Thema der Risikomin-
imierung umgegangen wird.
Wasterkingen, 28. September 2015 Martin Kunz
Zusammenfassung II
___________________________________________________________________________________________
Zusammenfassung
Im Gegensatz zur Privatwirtschaft, ist ein systematisches Risikomanagement in der öffentli-
chen Verwaltung bis heute noch nicht weit verbreitet. Auch die Gemeinde Dübendorf kennt
ein solches flächendeckendes System zur frühzeitigen Erkennung von wichtigen Themen, mit
denen die Gemeinde konfrontiert werden könnte, bis heute noch nicht. Mit Hilfe einer Litera-
turanalyse und der näheren Betrachtung von drei Praxisbeispielen ist mit dieser Arbeit unter-
sucht worden, was ein systematisches Risikomanagement beinhaltet, weshalb es in den
Schweizer Kommunen noch nicht als selbstverständlich erachtet wird und wie ein solches
Frühwarnsystem im Fall der Stadt Dübendorf aussehen könnte.
Risiken beinhalten neben Gefahren immer auch Chancen. Somit gilt es, sich im Rahmen eines
Risikomanagements neben den möglichen negativen, immer auch den positiven Auswirkun-
gen eines Ereignisses zu widmen. Das Risikomanagement stellt im Hinblick auf die mögli-
chen Gefahren und Chancen, mit denen eine Organisation konfrontiert werden könnte, ein
wichtiges Führungsinstrument dar. Die Führungsverantwortlichen müssen sich jedoch Be-
wusst sein, dass die eigene Organisation, trotz Risikomanagement, immer wieder mit Ereig-
nissen konfrontiert werden kann, die nicht vorhersehbar sind. Ein wichtiger Bestandteil des
Risikomanagements stellt die Kommunikation dar. Im Gegensatz zur Risikokommunikation,
die den Zeitraum vor dem Eintreten eines Ereignisses betrifft und der dadurch eine präventiv
aufklärende Aufgabe zukommt, ist die Krisenkommunikation nach Eintreten eines negativen
Ereignisses ein wichtiger Bestandteil der Krisenbewältigung.
Die Risiken, denen Schweizer Gemeinden ausgesetzt sind, sind zahlreich und unterschied-
lichster Art. Neben den fehlenden gesetzlichen Grundlagen gibt es verschiedene Gründe,
weshalb in den Gemeinden bislang nur in einzelnen Fällen ein systematisches Risikoma-
nagement betrieben wird. Einerseits kann sicherlich das mangelnde Risikoverständnis genannt
werden, das vor allem damit zu erklären ist, dass auch heute noch viele Gemeinden aufgrund
ihrer Steuerhoheit und der Möglichkeit einer Verschuldung davon ausgehen, dass allfällige
finanzielle Schäden leicht aufgefangen werden können. Glücklicherweise hat hier in den letz-
ten Jahren ein Umdenken stattgefunden. Ein weiterer Grund liegt aber auch in den verschie-
denen Nachteilen, die für die öffentliche Hand gegenüber der Privatwirtschaft bestehen. Als
Beispiel dafür seien hier die gesetzlich definierten Aufgaben genannt. So können die Gemein-
den bei diesen Aufgaben, auch bei Erkennung eines Risikos, nicht auf deren Erfüllung ver-
zichten. Weitere Nachteile bestehen aber auch in den zahlreichen Anspruchsgruppen, denen
die Gemeinden gerecht werden müssen, oder darin, dass im Rahmen der öffentlichen Aufga-
benerfüllung grundsätzlich das Gemeinwohl und nicht die finanziellen Aspekte von zentraler
Bedeutung sind. Nichtsdestotrotz sollte heute auch für die Führungsverantwortlichen in den
Schweizer Gemeinden der ziel- und erfolgsorientierte Einsatz der staatlichen Ressourcen
vermehrt im Vordergrund stehen und dafür der Einsatz eines Risikomanagements als zeitge-
mässes Führungsinstrument eine Selbstverständlichkeit darstellen. Nicht zuletzt auch deshalb,
weil dadurch neben den finanziellen Risiken auch andere Risiken, die Auswirkungen auf die
Bevölkerung oder das Image der Gemeinde haben können, frühzeitig erkannt werden können.
Diese Aussage gilt natürlich auch für die Stadt Dübendorf. Die Erkenntnisse aus dieser Arbeit
haben dabei gezeigt, dass die Einführung des Risikomanagements ein tiefgreifender Reform-
prozess darstellt, der gut zu planen und sowohl auf der politischen als auch auf der Verwal-
tungsebene breit abzustützen ist. Die Empfehlungen, wie das Dübendorfer Modell geplant,
eingeführt und betrieben werden soll, werden im letzten Kapitel dieser Arbeit ausführlich
wiedergegeben.
Inhaltsverzeichnis III
Inhaltsverzeichnis
Vorwort ...................................................................................................................................... I
Zusammenfassung ....................................................................................................................II
Inhaltsverzeichnis ................................................................................................................... III
Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................ V
Abkürzungsverzeichnis .......................................................................................................... VI
Anhangverzeichnis ................................................................................................................ VII
1. Einleitung ........................................................................................................................... 1
1.1 Ausgangslage und Problemstellung ......................................................................... 1
1.2 Zielsetzung der Arbeit… .......................................................................................... 2
1.3 Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes .......................................................... 2
1.4 Methodisches Vorgehen ........................................................................................... 3
1.4.1 Literaturanalyse ............................................................................................... 3
1.4.2 Qualitative Befragung ..................................................................................... 3
1.5 Aufbau der Arbeit ..................................................................................................... 4
2. Risikomanagement ............................................................................................................. 5
2.1 Risiken ...................................................................................................................... 5
2.1.1 Begriffliches .................................................................................................... 5
2.1.2 Weitere Risiko-Aspekte .................................................................................. 6
2.2 Schwarze Schwäne ................................................................................................... 8
2.3 Grundlagen des Risikomanagements ....................................................................... 9
2.3.1 Ziele des Risikomanagements ......................................................................... 9
2.3.2 Risikomanagement-Kreislauf ........................................................................ 11
2.3.2.1 Risikopolitik .......................................................................................... 12
2.3.2.2 Risikoidentifikation ............................................................................... 13
2.3.2.3 Risikobewertung .................................................................................... 13
2.3.2.4 Risikosteuerung ..................................................................................... 14
2.3.2.5 Risikokontrolle ...................................................................................... 16
2.3.3 Compliance und Governance ........................................................................ 16
2.3.4 Kommunikation ............................................................................................ 17
2.3.4.1 Risikokommunikation ........................................................................... 18
2.3.4.2 Krisenkommunikation ........................................................................... 18
2.3.4.3 Kommunikationsstrategie ...................................................................... 19
2.4 Risikomanagement in der öffentlichen Verwaltung ............................................... 19
2.4.1 Mangelndes Risikoverständnis ..................................................................... 20
2.4.2 Nachteile der Öffentlichen Hand .................................................................. 20
2.4.3 Führungsverantwortung ................................................................................ 22
3. Risikomanagement in Schweizer Gemeinden ................................................................. 23
3.1 Risiken in der Gemeindelandschaft ........................................................................ 23
3.1.1 Risiko-Vielfalt ............................................................................................... 24
Inhaltsverzeichnis IV
3.2 Gesetzliche Grundlagen.......................................................................................... 26
3.2.1 Vorgaben für Bund, Kantone und Gemeinden .............................................. 26
3.2.2 Gesetzliche Vorgaben im Kanton Zürich ...................................................... 26
3.3 Verbindung zu den Führungsinstrumenten IKS und QMS .................................... 28
3.4 Aktueller Überblick über Risikomanagement in Schweizer Gemeinden ............... 30
3.5 Lösungsansätze anhand von drei Praxisbeispielen ................................................. 30
3.5.1 Stadt Zürich, Chancen- und Risikomanagement ........................................... 31
3.5.2 Gemeinde Buchrain, Risikomanagement ...................................................... 35
3.5.3 Stadt Bern, Themen-Monitoring und Themen-Management ........................ 38
3.6 Folgerungen im Hinblick auf die Einführung eines Chancen- und
Risikomanagements in der Stadt Dübendorf .......................................................... 42
3.6.1 Begriff Risikomanagement ........................................................................... 42
3.6.2 Notwendigkeit und Form eines Risikomanagements.................................... 42
3.6.3 Einführung des Risikomanagements als tiefgreifender Reformprozess ....... 43
3.6.4 Entscheid über die zu beobachtenden Risiken (Gremium/Periode) .............. 44
3.6.5 Auswirkungen des Risikomanagements ....................................................... 45
3.6.6 Verbindung zum IKS sowie zum QMS ........................................................ 45
3.6.7 Kommunikation als wichtiger Teil des Risikomanagements ........................ 45
4. Risikomanagement der Stadt Dübendorf ......................................................................... 47
4.1 Planung ................................................................................................................... 47
4.1.1 Grobdisposition ............................................................................................. 47
4.1.2 Projektkonzipierung ..................................................................................... 47
4.1.3 Information der Mitarbeitenden und der GRPK ........................................... 47
4.2 Einführung .............................................................................................................. 48
4.2.1 Risikoanalyse, Risikoidentifikation und Risikobewertung ........................... 48
4.2.2 Risikokategorien und Risikoarten ................................................................. 48
4.2.3 Gemeinsame Erfassung strategischer und operativer Risiken ...................... 49
4.2.4 IKS als Teil des Risikomanagements............................................................ 51
4.2.5 Verbindung des Risikomanagements zum QMS .......................................... 52
4.3 Betrieb .................................................................................................................... 52
4.3.1 Regelmässige Überprüfung des Risikokataloges .......................................... 52
4.3.2 Einbezug der Mitarbeitenden ........................................................................ 52
4.4 Kommunikation ...................................................................................................... 53
4.4.1 Risikokommunikation ................................................................................... 53
4.4.2 Krisenkommunikation ................................................................................... 53
4.5 Zeitlicher Ablauf .................................................................................................... 53
4.6 Fazit ........................................................................................................................ 55
Literaturverzeichnis ............................................................................................................. VIII
Anhang .................................................................................................................................. XII
Selbständigkeitserklärung ................................................................................................. XVIII
Über den Autor .................................................................................................................... XIX
Abbildungsverzeichnis V
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Ereignisorganisation Dübendorf – Wangen-Brüttisellen ........................ 1
Abbildung 2: Risikomanagement-Kreislauf ................................................................ 11
Abbildung 3: Risikomatrix .......................................................................................... 14
Abbildung 4: Zusammenspiel Risikomanagement und IKS ....................................... 29
Abbildung 5: Risikolandkarte der Stadt Zürich ........................................................... 32
Abbildung 6: Risikobeschrieb der Stadt Zürich .......................................................... 33
Abbildung 7: Schnittstellen zwischen Risikomanagement, IKS und QMS
in der Gemeinde Buchrain ..................................................................... 37
Abbildung 8: Medienbeobachtung der Stadt Bern Januar 2015 .................................. 39
Abbildung 9: Themen-Management-Watchliste der Stadt Bern November 2014 ...... 40
Abbildung 10: Möglicher Risikokatalog der Stadt Dübendorf,
Teile 1 bis 3 ...................................................................................... 50-51
Abbildung 11: Agenda Risikomanagement der Stadt Dübendorf ................................. 54
Abkürzungsverzeichnis VI
Abkürzungsverzeichnis
AG
Art.
bzw.
CH
DDJI
d.h
FAA
FIBAL
G
GG
GRPK
IKS
IT
JU-Air
KB
KLGV
KMU
Kt. ZH
KV
LU
MB
OPR
PC-7
QMS
REGA
RVR
S.
SBB
SGR
SR
Stv.
u.a.
VGH
z.B.
Aktiengesellschaft
Artikel
beziehungsweise
Chance
Direktion der Justiz und des Innern
das heisst
Federal Aviation Administration
Führung in besonderen und ausserordentlichen Lagen, Stadtpolizei Zürich
Gefahr
Gemeindegesetz des Kantons Zürich
Geschäfts- und Rechnungsprüfungskommission
Internes Kontrollsystem
Informationstechnik
Schweizer Fluggesellschaft (spezialisiert auf Rundflüge mit der Junker 52)
Kommunikationsblatt
Kantonale Lebensmittel- und Verbrauchsgegenstandsverordnung
Kleine und mittlere Unternehmen
Kanton Zürich
Verfassung des Kantons Zürich
Kanton Luzern
Massnahmenblatt
Operative Prozess-Risiken
Pilatus PC-7, Armee-Schulflugzeug
Qualitätsmanagement-System
Schweizerische Rettungsflugwacht
Risiko- und Versicherungsreglement der Stadt Zürich
Seite
Schweizerische Bundesbahnen
Strategische Gemeinde-Risiken
Swissair
Stellvertreter
unter anderem
Kantonale Verordnung über den Gemeindehaushalt
zum Beispiel
Anhangverzeichnis VII
Anhangverzeichnis
Anhang 1: Interviewleitfaden für die Befragungen von Thomas Kuoni,
Stv. Direktor der Finanzverwaltung der Stadt Zürich, und
Oliver Furrer, Leiter Abteilung Finanzen der Gemeinde Buchrain ................... XII
Anhang 2: Interviewleitfaden für die Befragung von Walter Langenegger,
Leiter Informationsdienst der Stadt Bern ............................ …………….……XIII
Anhang 3: Risikoverzeichnis der Stadt Dübendorf…… ................................. ……………XV
Anhang 4: Muster Risiko-Kommunikationsblatt ................................. …………………XVII
Einleitung 1
1. Einleitung
1.1 Ausgangslage und Problemstellung
Dübendorf, mit aktuell rund 26‘000 Einwohnern die viertgrösste Gemeinde des Kantons Zü-
rich, bewegt sich als weiterhin stark wachsender Vorort der Wirtschaftsmetropole Zürich in
einem sich stetig wandelnden Umfeld. Behörden und Verwaltung werden laufend mit neuen
Themen konfrontiert, aus denen Probleme oder Krisen, aber auch positive Entwicklungen,
entstehen können. Eine frühzeitige Erkennung neuer Themen und die Einschätzung deren
möglicher Bedeutung für die Stadt Dübendorf ist deshalb wichtig. Um es mit den Worten von
Taleb (2014, S. 24) zu sagen: „Secondo ziehe ich es vor, über Ereignisse zu sprechen, bevor
sie eintreten, nicht hinterher.“
Die Stadt Dübendorf verfügt gemeinsam mit ihrer Nachbargemeinde Wangen-Brüttisellen
wohl über eine sehr gut entwickelte Ereignisorganisation, in der verschiedene Partnerorgani-
sationen wie die Polizei, die Feuerwehr oder der Zivilschutz, unter einem Dach vereint, bei
ausserordentlichen Ereignissen zum Einsatz gelangen. Diese hat sich in den vergangenen Jah-
ren wiederholt sehr gut bewährt.
Abbildung 1: Ereignisorganisation Dübendorf – Wangen-Brüttisellen (eigene Darstellung)
Auch bestehen einzelne Instrumente und Dokumente zur Erhebung und Festhaltung mögli-
cher Gefahren. Beispiele dafür sind der Sicherheitsbericht aus dem Jahr 2006 mit zugehöri-
gem Ereigniskataster, diverse Szenarienbeschriebe für Grossereignisse oder verschiedene Ge-
fahrenkonzepte (z.B. für die Trinkwasserversorgung in Notlagen).
Einleitung 2
Ebenso hat das aus dem Geschäftsleiter, dem Stadtschreiber und den Abteilungsleitern beste-
hende Führungsteam der Stadtverwaltung im Herbst 2014 die aus seiner Sicht wichtigsten
operativen Risiken innerhalb der Verwaltung erhoben.
Ein eigentliches, flächendeckendes Risikomanagement, in dem die heute an verschiedenen
Orten dezentral und oft nicht auf dem aktuellen Stand gehaltenen Risikoverzeichnisse zu-
sammengeführt und auch regelmässig überprüft und aktualisiert werden, fehlt jedoch. Eben-
falls nicht vorhanden ist ein Krisenkommunikationskonzept. Gerade im heutigen Medienum-
feld ist bei auftretenden Ereignissen neben der eigentlichen Krisenbewältigung auch dem
kommunikativen Umgang mit Ereignissen immer grössere Beachtung zu schenken.
Der Verfasser ist seit dem 1. Juli 2014 als Stadtschreiber von Dübendorf tätig. Dabei ist er
u.a. auch Kommunikationsverantwortlicher der Stadt Dübendorf sowie der Ereignisorganisa-
tion Dübendorf – Wangen-Brüttisellen. Bei der Ausübung seiner Funktion ist für ihn der vo-
rausschauende Umgang mit Risiken, die die Stadt Dübendorf betreffen könnten, ebenso zent-
ral, wie die Auseinandersetzung mit der damit verbundenen Kommunikation.
1.2 Zielsetzung der Arbeit
Im Rahmen dieser Arbeit wird untersucht, wie ein für die Stadt Dübendorf geeignetes Chan-
cen- und Risikomanagement-System aussehen könnte. Chancen- und Risikomanagement des-
halb, weil im Dübendorfer Modell neben den Risiken auch die Chancen auf den Radarschirm
genommen werden sollen. Denn gerade hier liegen für Gemeinden oft unerkannte Möglich-
keiten zu einer besseren Zielerreichung bzw. zur Verbesserung ihrer Reputation.
Neben dem eigentlichen System, ist dessen Planung, Einführung und Betrieb, aber auch den
Schnittstellen zu anderen Führungsinstrumenten wie Kommunikation, Internes Kontrollsys-
tem (IKS) oder Qualitätsmanagement-System (QMS) Beachtung zu schenken. Was sind
wichtige Schritte bei der Umsetzung eines Chancen- und Risikomanagement-Systems?
Das Ziel der Arbeit ist somit die Schaffung einer fundierten Praxishilfe, aufgrund der ent-
schieden werden kann, ob und in welcher Form in Dübendorf ein Chancen- und Risikoma-
nagement eingeführt werden soll.
1.3 Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes
Der Fokus dieser Arbeit liegt auf dem Chancen- und Risikomanagement der Stadt Dübendorf.
Es soll explizit für die Stadt Dübendorf aufgezeigt werden, ob und in welcher Weise ein sol-
ches System Sinn machen würde. Es besteht deshalb nicht der Anspruch, dass die gewonne-
nen Erkenntnisse und der aufgezeigte Weg auch für andere Gemeinden richtig sein müssen.
Im Weiteren ist auch das zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vorhandene Krisenkommunikati-
onskonzept der Stadt Dübendorf nicht Bestandteil dieser Arbeit. Auch wenn auf den nachfol-
genden Seiten u.a. darauf eingegangen wird, wo Verbindungen zur Krisenkommunikation
bestehen und was dabei zu berücksichtigen ist. Das Gleiche gilt im Übrigen auch im Hinblick
Einleitung 3
auf andere Führungsinstrumente wie das Interne Kontrollsystem (IKS) oder das Qualitätsma-
nagement-System (QMS).
1.4 Methodisches Vorgehen
1.4.1 Literaturanalyse
Anhand einer Literaturanalyse wird untersucht, welche Grundlagen zum Thema der Arbeit
bestehen. Neben grundsätzlicher Literatur hinsichtlich Chancen- und Risikomanagement, ge-
hören dazu auch die den öffentlichen Sektor und insbesondere die Schweizer Gemeinden be-
treffenden Forschungsergebnisse sowie die massgebenden gesetzlichen Bestimmungen.
1.4.2 Qualitative Befragung
Neben der Literaturanalyse wird auch auf drei in der Praxis bereits gelebte Modelle abge-
stützt. Durch qualitative Befragungen der jeweiligen Projektverantwortlichen in den ausge-
wählten Gemeinden sollen für die Zielerreichung wichtige Erkenntnisse aus dem Praxisalltag
gewonnen werden. Für die Befragung sind die folgenden Praxisbeispiele ausgewählt worden:
Stadt Zürich, Befragung von Thomas Kuoni, Stv. Direktor der Finanzverwaltung
Begründung für die Auswahl:
Die Stadt Zürich, mit einer Wohnbevölkerung von rund 404‘000 Personen die grösste
Schweizer Stadt, betreibt nach einer im Jahr 2009 initiierten Startphase seit 2012 ein flächen-
deckendes, zentral gesteuertes Chancen- und Risikomanagement und verfügt deshalb bereits
über wichtige Erkenntnisse darüber. Ausserdem ist die Stadt Zürich, als Nachbargemeinde
von Dübendorf, eine der wenigen grösseren Gemeinden, die das Chancen- und Risikoma-
nagement in dieser ausgeprägten Form betreibt.
Gemeinde Buchrain LU, Befragung von Oliver Furrer, Leiter Abteilung Finanzen
Begründung für die Auswahl:
Die Gemeinde Buchrain LU, mit rund 6‘100 Einwohnerinnen und Einwohnern, betreibt seit
dem Jahr 2011 ein Risikomanagement. Das anfänglich auf einer einfachen Excel-Liste basie-
rende Modell wurde im Rahmen eines Anfang 2012 von der Hochschule Luzern zu den The-
men Risikomanagement und IKS in den Gemeinden lancierten Projektes noch weiterentwi-
ckelt. Neben dem Umstand, dass sich das von der Gemeinde Buchrain betriebene Modell we-
sentlich von demjenigen der Stadt Zürich unterscheidet, hat zur Auswahl der Gemeinde Buch-
rain auch beigetragen, dass oft aus einfachen Lösungsansätzen kleinerer Organisationen wich-
tige Erkenntnisse gezogen werden können.
Einleitung 4
Stadt Bern, Befragung von Walter Langenegger, Leiter Informationsdienst
Begründung für die Auswahl:
Die Stadt Bern, mit einem Einwohnerbestand von rund 138‘000 Personen, betreibt kein flä-
chendeckendes Risikomanagement, sondern ein Themen-Monitoring und Themen-
Management. Im Rahmen der Vorbereitung auf diese Arbeit hat sich gezeigt, dass das von der
Stadt Bern betriebene System einzelne Ansätze und Instrumente beinhaltet, die auch in ein
Risikomanagement einfliessen können (z.B. Watchliste). Deshalb sollen auch die diesbezügli-
chen Praxiserfahrungen bei den Untersuchungen im Rahmen dieser Arbeit berücksichtigt
werden.
1.5 Aufbau der Arbeit
Einleitend wurden die Ausgangslage und die Problemstellung, die Zielsetzung sowie die Ab-
grenzung der Arbeit geschildert, bevor anhand des methodischen Vorgehens aufgezeigt wur-
de, wie die Zielsetzung erreicht werden soll.
Im Kapitel 2 wird anfänglich das Risikomanagement generell beleuchtet, wobei der Risiko-
begriff sowie die Grundlagen und die Ziele des Risikomanagements untersucht werden. In
einem zweiten Teil liegt der Fokus auf den Besonderheiten des Risikomanagements in der
öffentlichen Verwaltung.
Der Inhalt von Kapitel 3 widmet sich dem Risikomanagement in den Schweizer Gemeinden.
Neben dem Blick auf die Risikosituation der Gemeinden, die massgebenden gesetzlichen
Grundlagen sowie mit dem Risikomanagement verbundene Führungsinstrumente wie IKS
oder QMS, werden mögliche Lösungsansätze aufgrund von drei Praxisbeispielen aufgezeigt.
Den Abschluss des Kapitels bilden die wesentlichen Folgerungen im Hinblick auf das Risi-
komanagement der Stadt Dübendorf.
Das Kapitel 4 hat die Planung, die Einführung sowie den Betrieb des Risikomanagements der
Stadt Dübendorf zum Inhalt. Dabei werden aufgrund der gewonnen Erkenntnisse Empfehlun-
gen abgegeben und Beispiele für die Umsetzung aufgezeigt. Der Abschluss des Kapitels be-
steht im Fazit zur Arbeit.
Risikomanagement 5
2. Risikomanagement
2.1 Risiken
2.1.1 Begriffliches
Der Begriff „Risiko“ wird in der Gesellschaft oftmals nur mit einer negativen Sichtweise ver-
bunden, im Sinne einer drohenden Gefahr, die zu Schäden führen kann (Niedostadek, 2011, S.
33). Vor diesem Hintergrund kann durchaus nachvollzogen werden, dass auch im Zusammen-
hang mit dem Risikomanagement in vielen Fällen nur auf die mit Ereignissen oder Themen
verbundenen Gefahren fokussiert wird. Seit einiger Zeit kann jedoch durchaus ein Wandel
dieses einseitigen Risikoverständnisses festgestellt werden. So gehen heute eine wachsende
Zahl von Autoren und Normen davon aus, dass ein Risiko immer sowohl eine Gefahr als auch
eine Chance beinhaltet. Daraus ergibt sich unter dem Oberbegriff „Risiko“ das gleichberech-
tigte Begriffspaar „Chance – Gefahr“. Ein Abbild dieser Begriffsdefinition ergibt sich aus
dem Chinesischen, wo der Begriff „Risiko“ durch die Kombination der beiden Schriftzeichen
„Chancen“ und „Gefahr“ gebildet wird (Schütz, 2009, S. 126 – 127). Niedostadek (2011, S.
33) bringt den Umstand, dass Risiken neben Gefahren auch Chancen beinhalten wie folgt zum
Ausdruck: „So leitet sich „Risiko“ ab von dem italienischen Wort „riscare“, was sich mit „et-
was wagen“ übersetzen lässt.(…) Bei einem solchen Begriffsverständnis reduziert sich das
Risiko nicht allein auf ein unabänderliches Schicksal, dem man (mehr oder weniger) hilflos
ausgeliefert ist. Wer etwas wagt, kann vielmehr auch gewinnen, das weiss schon der Volks-
mund. Risiken und Chancen sind also eng miteinander verwoben – sie bilden quasi zwei Sei-
ten derselben Medaille.“
Zur Veranschaulichung der vorstehenden Aussagen seien hier, bezogen auf die Stadt Düben-
dorf, zwei Praxisbeispiele genannt: 1. Die im Jahr 2012 eröffnete Glattalbahn, mit einer direk-
ten Anbindung an den Flughafen Zürich-Kloten, brachte für Dübendorf sowohl als Wohnort
als auch als Gewerbestandort eindeutige Vorteile (Chancen). Gleichzeitig ergaben sich durch
die auf dem Dübendorfer Gemeindegebiet neu entstandenen Verkehrsknotenpunkte aber auch
zusätzliche Gefahrenquellen. 2. Der auf dem Areal des Militärflugplatzes Dübendorf geplante
Innovationspark bietet für die Stadt Dübendorf sowohl aus Reputationsgründen als auch hin-
sichtlich der zusätzlich entstehenden Arbeitsplätze grosse Chancen. Auf der Gegenseite dür-
fen aber auch der mit dem Innovationspark zwangsläufig entstehende Mehrverkehr und die
damit verbundenen Gefahren nicht ausser Acht gelassen werden.
Dass sich in der Praxis nicht jedem Risiko auf Anhieb sowohl eine Gefahr als auch eine
Chance zuordnen lässt, ist ebenso klar wie die Tatsache, dass dem in diesem Abschnitt be-
leuchteten Aspekt, dass die Auswirkungen eines Risikos sowohl positiv als auch negativ sein
können, die notwendige Beachtung zu schenken ist. Ein zeitgemässes Risikomanagement
sollte somit immer die Bewirtschaftung von Gefahren und Chancen beinhalten. Denn „nicht
erkannte Chancen stellen oft die Bedrohung von morgen dar, was bedeutet, dass vorrangig
nach den potentiellen Chancen gesucht werden muss. Die durch strukturiertes Vorgehen lau-
fende Beobachtung der internen Organisation und der Umwelt des Unternehmens ist für die
Krisenfrüherkennung von grosser Bedeutung“ (Queteschiner, 2007, S. 378 – 379).
Risikomanagement 6
2.1.2 Weitere Risiko-Aspekte
Im Folgenden wird auf weitere wesentliche mit dem Begriff „Risiko“ verbundenen Aspekte
hingewiesen, die im Zusammenhang mit dem Risikomanagement zu berücksichtigen sind:
Risiken setzen Handlungen voraus
„Risiko ist das Ergebnis von individuellem – oder auch organisatorischem Verhalten“ (Bu-
däus & Hilgers, 2009, S. 19). Ein Risiko entsteht somit in den allermeisten Fällen aufgrund
einer Handlung von Menschen, sei es als Einzelperson oder als Gruppe bzw. Organisation.
Kann bei kurz- oder mittelfristigen Folgen einer Handlung der kausale Zusammenhang in den
meisten Fällen relativ einfach hergestellt werden, gestaltet sich dies bei langfristigen Auswir-
kungen teilweise schwierig. So sind beispielsweise auch Naturkatastrophen, die auf die
Klimaerwärmung zurückzuführen sind, Ursache menschlichen Handelns.
Zielorientierung
Risiken haben immer einen konkreten Inhalt. Neben Ereignissen wie die genannten Naturka-
tastrophen sehen sich Unternehmungen und Organisationen aber viel öfter mit Risiken kon-
frontiert, die zu einer bestimmten (Fehl-)Entwicklung führen können. Dabei ist zu berücksich-
tigen, dass solche Risiken eine Zielorientierung voraussetzen. Das heisst, dass sich Menschen
oder Organisationen Ziele setzen und diese verfolgen müssen. Nur dann kann ein Risiko ent-
stehen. Das Risiko steht dann für die Möglichkeit, dass diese Ziele nicht erreicht werden oder
dass sich bisherige Annahmen (Voraussetzungen) ändern (Brühwiler, 2011, S. 23). Und sol-
che Zielabweichungen können wiederum positiver oder negativer Natur sein. Mit Bezug auf
die Gemeinden umschreibt Steiner (2002, S. 274) diese Zielorientierung wie folgt: „Alle Ak-
tivitäten einer Gemeinde sind letztlich darauf ausgerichtet, die durch die Ziele postulierten
Zustände zu realisieren. Umgekehrt kann jede Handlung in einer Gemeinde nur sinnvoll voll-
zogen werden, wenn ihr ein Ziel zugrunde liegt.“
Der Zusammenhang von Zielorientierung und Risiken kann anhand des anstehenden Ersatzes
der Dübendorfer Glattbrücke an der Bahnhofstrasse aufgezeigt werden: Der Stadtrat Düben-
dorf hat in seinem Legislaturprogramm 2014 – 2018 als Zielsetzung u.a. die Aufwertung und
Entwicklung des Glattraumes genannt (Stadtrat Dübendorf, 2014, S. 4). Mit dem notwendigen
Ersatz der Glattbrücke bietet sich dem Stadtrat dank einem erweiterten, nicht bloss auf den
eigentlichen Brückenersatz beschränkten Sanierungsprojekt die Chance, gleichzeitig auch zur
Aufwertung des Glattraumes im Bereich der zu ersetzenden Brücke und damit zur Erreichung
seines Legislaturzieles beizutragen. Eine mögliche Gefahr besteht darin, dass das Sanierungs-
projekt vom Souverän als zu überladen betrachtet und deshalb abgelehnt wird. Dies hätte
dann sowohl einen negativen Einfluss auf die Erreichung des Legislaturzieles als auch ein
zumindest vorläufiges Scheitern des Brückenersatzes zur Folge.
Risikomanagement 7
Risikokategorien
Es gibt verschiedene Arten von Risiken. Budäus und Hilgers (2009, S. 25 – 36) nehmen dabei
die folgende Grundkategorisierung wesentlicher öffentlicher Risiken vor:
- Institutionelle Risiken (Risiken für öffentliche Institutionen, durch eigene Entscheidungen
beeinflusst und dadurch kontrollierbar. Beispiel: Vermögensrisiken.)
- Gesellschaftliche Risiken (Risiken für Individuen, Gruppen, die Gesellschaft oder die Welt
als Folgewirkung von Entscheidungen/Handlungen Dritter. Beispiele: Klimaveränderun-
gen, Umweltbelastungen.)
- Systemrisiken (Risiken für das politisch-administrative System, beeinflusst durch dessen
Funktions- und Leistungsfähigkeit. Beispiel: Akzeptanzverlust von Politik und Verwal-
tung, Entzug von Massenloyalität.)
In Bezug auf die drei genannten Risikokategorien ist festzuhalten, dass diese nicht deutlich
voneinander abgegrenzt werden können. „So hängen die Systemrisiken ganz wesentlich von
dem (wahrgenommenen) Bewältigungsgrad der beiden übrigen Risikokategorien ab, sowie
davon, inwieweit das politisch administrative System durch seine Entscheidungen (wiederum
wahrgenommene) neue Risiken produziert“ (Budäus & Hilgers, 2009, S. 35 – 36).
Eine mögliche Unterteilung der institutionellen Risiken sieht nach Budäus und Hilgers (2009,
S. 40) dabei die folgenden Risikotypen vor:
- Betriebsrisiken (Management, Organisation, Führung, Personalstruktur/-qualifikation,
Corporate Governance, Rechtliche Risiken, Projekte, IT-Struktur/Informationssystem/-
risiken.)
- Leistungswirtschaftliche Risiken (Beschaffungsrisiken, Produktionsrisiken, Nachfragerisi-
ken, Innovations- und Technologierisiken, Operative Prozessrisiken.)
- Finanzielle Risiken (Liquiditätsrisiken, Verschuldungsgrad, Zinsrisiken/Kapitalstruktur-
risiken, Anlagerisiken, Steuereinnahmen/-ausfälle, Veruntreuung.)
Niedostadek (2011, S. 37 – 38) führt als mögliche Unterscheidung der institutionellen Risiken
die folgenden vier Risikokategorien auf, die in der Privatwirtschaft häufig zur Anwendung
gelangen, aber durchaus auch auf den öffentlichen Bereich übertragen werden können:
- Finanzielle Risiken (Diese betreffen die wirtschaftliche Situation einer Organisation. Die
finanzielle Entwicklung gilt in vielen Gemeinden als eine der grössten Herausforderun-
gen.)
- Operationelle Risiken (Bestehende Gefahr von mittelbaren oder unmittelbaren Verlusten,
aufgrund der Unangemessenheit oder des Versagens von internen Verfahren, Menschen
oder Systemen oder aufgrund von externen Ereignissen, inkl. Rechtsrisiken.)
- Strategische Risiken (Bestehende Gefahr, dass langfristige Ziele verpasst werden. Hier
können sich sowohl gesellschaftliche als auch politische Änderungen auswirken.).
- Reputationsrisiken (Das Reputationsrisko stellt ein besonderes Risiko dar, das sich darin
zeigt, dass der Ruf und das Ansehen der Organisation Schaden nimmt.)
Risikomanagement 8
Auch Niedostadek weist darauf hin, dass die verschiedenen Risikoarten nicht klar trennbar
sind: „Zu beachten ist bei alledem, dass die einzelnen Risikoformen nicht isoliert voneinander
zu sehen sind, sondern vielmehr miteinander in Verbindung stehen“ (Niedostadek, 2011, S.
38).
Die vorstehende Risiko-Kategorisierung Niedostadeks ist dahingehend zu ergänzen, dass die
genannten Risiken nicht alleine auf die Gefahren zu beschränken sind, da, wie vorstehend
ausgeführt, Risiken neben Gefahren immer auch Chancen enthalten. So kann beispielsweise
die Reputation einer Gemeinde nicht bloss Schaden nehmen, sondern durchaus auch verbes-
sert werden, wenn ein Thema (Risiko) rechtzeitig erkannt und in positiver Weise genutzt
wird. Oder es können auf operativer Ebene durch die Verbesserung von Abläufen oder die
Nutzung neuer Instrumente bislang nicht erwartete Ergebnisse und damit verbundene Gewin-
ne erzielt werden.
Im Rahmen des Risikomanagements sind also unterschiedliche Kategorisierungen der zu er-
fassenden Risiken möglich. Dies hängt insbesondere auch von der eigenen Organisationsform
ab. Wesentlich dabei ist das Bewusstsein, dass neben den institutionellen Risiken, welche die
eigene Organisation betreffen, auch anderen öffentlichen Risiken (gesellschaftliche Risiken,
Systemrisiken) die nötige Beachtung geschenkt wird. Die Stadt Zürich beispielsweise hat
beim Aufbau ihres Chancen- und Risikomanagements zur Abbildung der wesentlichen öffent-
lichen Risiken die folgenden Risikofelder bestimmt (Kuoni, 2013, S. 11):
- Umfeld (Gesetze, gesellschaftliche Tendenzen, technologische Entwicklungen)
- Strategisch (Managemententscheide, Projekte)
- Operativ (Haftungsrisiken, Vertragsrisiken, Betriebsunterbrechung)
- Finanzen (Zinsen, Liquidität, Debitoren)
- Gefährdung (Terrorismus, Vandalismus, Elementarrisiken, Diebstahl)
2.2 Schwarze Schwäne
Am 26. Dezember 2004 erhebt sich eine riesige Wasserwand aus dem Indischen Ozean. Auf-
grund dieses Tsunamis verlieren an diesem Tag rund 230‘000 Menschen in den Fluten ihr
Leben. In Indonesien, Thailand, Sri Lanka und Indonesien werden innert kürzester Zeit ganze
Landstriche verwüstet (Lutteroth, 2014, S. 1). Ein Ereignis wie der Tsunami 2004 wird von
Taleb (2008, S. 1 – 5) als Schwarzer Schwan bezeichnet. Der Begriff des Schwarzen Schwa-
nes verbindet er dabei mit folgenden drei Voraussetzungen: Das Ereignis muss erstens aus-
serhalb des bisher bekannten, also nicht zu erwartenden sein. Zweitens hat es enorme Auswir-
kungen. Und Drittens bringt uns die menschliche Natur dazu, im Nachhinein Erklärungen für
das Zustandekommen des Ereignisses zu konstruieren. Seine Bezeichnung des bisher unbe-
kannten Ereignisses als Schwarzer Schwan stützt Taleb auf die Begebenheit, dass bis zur Ent-
deckung von Australien und der damit verbundenen erstmaligen Begegnung mit einem sol-
chen Gefieder die Menschen in der Alten Welt davon überzeugt waren, dass alle Schwäne
weiss seien, nur weil sie bis dahin noch nie einen Schwarzen Schwan gesehen hatten. Oder
anders gesagt: Etwas, was man bisher noch nicht erlebt oder gesehen hat, befindet sich aus-
serhalb des eigenen Vorstellungsvermögens und stellt deshalb auch kein Risiko dar.
Risikomanagement 9
Auch die Schweizer Gemeindelandschaft hat in Form der Gemeinde Leukerbad bereits einen
Schwarzen Schwan erlebt: „Der Walliser Ferienort mit seinen bekannten Bädern geriet zwi-
schen 1998 und 2003 in einen Strudel grosser Finanzprobleme. Nachdem der Kanton 1998
eine Verschuldung von 346,5 Millionen Franken entdeckte, wurde Leukerbad als erste
Schweizer Gemeinde unter Zwangsverwaltung gestellt“ (Tages-Anzeiger, 2014, S. 1). Ein
Szenario, das bis dahin für alle Schweizer Gemeinden als unvorstellbar galt. Wäre ein solcher
Fall bereits früher eingetreten, hätten bei den Verantwortlichen der Gemeinde Leukerbad, im
Wissen, dass das für unmöglich Gehaltene halt doch eintreten kann, die Alarmglocken wohl
zu einem früheren Zeitpunkt geläutet.
Nun muss auch gesagt sein, dass Schwarze Schwäne nicht immer von allen von einem Ereig-
nis Betroffenen als solche wahrgenommen werden. Nehmen wir das Beispiel des Truthahns
kurz vor dem Erntedankfest, bei dem durch die längerfristige, regelmässige Fütterung durch
die menschliche Hand seine Überzeugung gestärkt wird, dass dies der Grundregel seines Le-
bens entspreche. Und diese Sicherheit erreicht gerade zu jenem Zeitpunkt den Höhepunkt, an
dem das Brechen dieser Regel und die Schlachtung des Truthahns unmittelbar bevorstehen.
Aus Sicht des Truthahns stellt dieses Ereignis zweifellos einen Schwarzen Schwan dar; ein
Ereignis, das für ihn nicht vorhersehbar war. Nicht jedoch für den Besitzer des Truthahns,
dem dessen Schicksal zum Voraus durchaus bekannt war (Taleb, 2008, S. 61 – 62).
Im Rahmen des Risikomanagements geht es im Zusammenhang mit Schwarzen Schwänen
also einerseits darum, dass wir uns bewusst sind, dass bislang unbekannte Ereignisse auftreten
können und wir uns nicht alleine auf das bisher Erfahrene abstützen können. Andererseits soll
ein effektives Risikomanagement dazu beitragen, dass aus Schwarzen Schwänen teilweise
Graue Schwäne werden, auf die wir uns zumindest bedingt vorbereiten können. „Wir können
diese Schwarzen Schwäne sozusagen in Graue Schwäne verwandeln, indem wir ihren Überra-
schungseffekt reduzieren und uns bewusst werden, dass solche Ereignisse möglich sind“
(Taleb, 2008, S. 261). Im Fall der Stadt Dübendorf könnte ein Grauer Schwan beispielsweise
ein grösseres Erdbeben beinhalten. Auch wenn unser Gemeindegebiet seit Menschengeden-
ken nicht von einem solchen Grossereignis heimgesucht wurde, ist es im Wissen um solche
Ereignisse und deren Auswirkungen durchaus angezeigt, sich bereits heute mit einer diesbe-
züglichen Möglichkeit auseinanderzusetzen. Denn wer garantiert uns, dass nicht auch in Dü-
bendorf eines Tages die Erde mächtig bebt?
2.3 Grundlagen des Risikomanagements
2.3.1 Ziele des Risikomanagements
„Doch es sollte anders kommen. Dramatisch anders. Auf einen Schlag sollte alles, was die
stolze Gesellschaft 70 Jahre lang verkörpert hatte, zur Farce werden. Über Nacht hatten sich
Tausende von Lieferanten und Kunden die bange Frage stellen müssen, ob die Swissair-
Gruppe ihren Verpflichtungen noch nachkommen konnte und ob sie selber zu Opfern wür-
den“ (Von Schroeder, 2002, S. 435 - 436). Mit diesen Zeilen beschreibt Urs von Schroeder
die letzten Stunden vor dem grossen Zusammenbruch der einst stolzen Schweizer Fluggesell-
schaft Swissair. Was während Jahrzehnten als ausgeschlossen galt, wurde plötzlich zur Reali-
Risikomanagement 10
tät: Ein Schweizer Aushängeschild erster Klasse wurde quasi über Nacht „gegroundet“. Ein
für die meisten Schweizer und weltweit zahlreiche Swissair-Kunden unvorstellbares Szenario;
zumindest aus deren Sicht sicherlich ein Schwarzer Schwan. Die von der damaligen Swissair-
Führung während Monaten oder gar Jahren nicht erkannten Gefahren, die schlussendlich in
einer nationalen Katastrophe endeten, eröffneten anderen Unternehmen wie beispielsweise
den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) unverhoffte Chancen. Diese warben kurz nach
dem Niedergang der Swissair, notabene eines ehemaligen Partners, mit dem Slogan „Wir fah-
ren“ (Von Schroeder, 2002, S. 462).
An diesem für die Schweizer Luftfahrt-Geschichte bedeutenden Beispiel können die Ziele
eines Risikomanagements mit den Worten von Brühwiler (2011, S. 36 – 37) explizit aufge-
zeigt werden: „Die Ziele des Risikomanagements bestehen darin, Strategien und operative
Tätigkeiten nach Chancen und Bedrohungen gründlich zu durchleuchten, Risiken zu entde-
cken, abzusichern und damit einen Beitrag zur Entwicklung und Kontinuität einer Organisati-
on zu leisten.“ Dank Früherkennung von allfälligen Brandherden sollen also Brände mög-
lichst vermieden werden. Daneben soll die Früherkennung aber auch helfen, potenzielle
Chancen aufzuspüren; denn wie vorstehend bereits erwähnt, können versäumte Chancen von
heute die Probleme von morgen darstellen (Mayr, 2007, S. 285).
Im Rahmen des Risikomanagements stellt ein solches Früherkennungs-System ein wichtiges
Führungsinstrument dar. Darauf wird in verschiedenen Publikationen zum Thema Risikoma-
nagement immer wieder deutlich hingewiesen. Gemäss Grof (2007, S. 213) beinhaltet der
Begriff Risikomanagement beispielsweise von sich aus den Aspekt der Führung, wenn man
den Begriff der Unternehmensführung mit Management gleich setzt. Aber auch für Schütz
(2009, S. 128) ist das Risikomanagement ein Führungsinstrument zum bewussten Umgang
mit Risiken (Chancen und Gefahren), verbunden mit dem Anspruch, dass bei der Nutzung des
Chancenpotenzials die definierten Ziele mit möglichst geringen negativen Abweichungen
erreicht werden können. Als drittes Beispiel wird hier auf die diesbezüglichen Ausführungen
von Ruppe (2012, S. 3 – 4) verwiesen: „In Ableitung der grundlegenden Ansicht verfolgt risi-
koorientiertes Management das Ziel, formulierte unternehmerische Strategien und Ziele hin-
sichtlich ihrer Erfüllung oder Abweichung systematisch und rechtzeitig zu überprüfen.“
Im Fall der Swissair kann zweifellos gesagt werden, dass sich sowohl das seinerzeitige Ma-
nagement als auch der Verwaltungsrat nicht oder nur in ungenügender Weise mit der notwen-
digen Durchleuchtung und Beurteilung der aktuellen Risiken auseinandersetzte. Die Schwei-
zer Aviatik ist schlussendlich gescheitert, weil die heimische Politik- und Wirtschaftselite, die
damals im Management und im Verwaltungsrat der Swissair vertreten war, dilettantisches
Krisen- bzw. Risikomanagement betrieben hat (Lüchinger, 2006, S. 17). Im Wissen um die
Zusammensetzung des Verwaltungsrates der Swissair, dem zunehmend Grössen aus Wirt-
schaft und Politik angehörten, die nicht über die notwendigen fachlichen Kenntnisse verfüg-
ten, mag dies unter Berücksichtigung der diesbezüglichen Einschätzung von Rückle (2007, S.
431) nicht erstaunen: Demnach sollte von einem Verwaltungsrat durchaus erwartet werden
können, dass er die Grundfunktionen und die damit zusammenhängenden Risiken eines Un-
ternehmens beurteilen kann, auch wenn er nicht über sämtliche Spezialkenntnisse des Unter-
nehmens verfügt.
Risikomanagement 11
Der Führung der SBB hingegen muss zumindest zu Gute gehalten werden, dass sie den mit
dem Niedergang eines wichtigen Partners verursachten Schaden rechtzeitig mit den daraus
resultierenden Chancen verband. Davon ausgehend, dass zumindest für Fachleute die Gefähr-
dung der Swissair bekannt war, darf zumindest vermutet werden, dass der vorstehend zitierte
Slogan nicht zufällig und über Nacht, sondern aufgrund der mittel- oder langfristigen Beurtei-
lung der Situation durch die SBB-Führung und somit durch ein Risikomanagement zu Stande
kam.
2.3.2 Risikomanagement-Kreislauf
Im Rahmen des Risikomanagements ist die systematische Erfassung, Bewertung und Steue-
rung von unterschiedlichen, die Organisation betreffenden Risiken im Sinne eines Führungs-
instrumentes relevant. Im Hinblick auf die Risikopolitik der betreffenden Organisation lassen
sich dabei die folgenden vier Phasen der Risikoanalyse und Risikoidentifikation, der Risiko-
bewertung, der Risikosteuerung und der Risikokontrolle unterscheiden, die allgemein von
einer grundsätzlichen Risikopolitik der Organisation begleitet werden (Budäus & Hilgers,
2009, S. 42). Der dadurch entstehende Risikokreislauf wird mit nachfolgender Abbildung
dargestellt:
Abbildung 2: Risikomanagement-Kreislauf
(Quelle: Eigene Darstellung nach Budäus/Hilgers, 2009, S. 42)
Risikomanagement 12
2.3.2.1 Risikopolitik
Der vorstehend abgebildete Risikomanagement-Kreislauf wird von einer grundsätzlichen Ri-
sikopolitik der Organisation begleitet. Denn im allgemeinen Wissen darum, dass kein Unter-
nehmen ohne das Eingehen von Risiken bestehen kann, muss es das Ziel des Risikomanage-
ments sein, im gesamten Unternehmen ein angemessenes Risikobewusstsein zu schaffen. Es
kann also nicht Vorgabe des Risikomanagements sein, eine vollkommene Sicherheit anzu-
streben. Das Ziel soll vielmehr darin bestehen, eine optimale Sicherheit gewährleisten zu
können. Wo hier der „optimale“ Sicherheitsgrad liegt; diese Einschätzung hängt von den da-
für verantwortlichen Entscheidungsträgern ab. „Aufgabe des obersten Managements ist es
daher, das angestrebte Sicherheitsniveau in den obersten Zielsetzungen zu charakterisieren,
um so eine gemeinsame Orientierung aller Mitarbeiter im Hinblick auf Risikoaspekte zu er-
reichen“ (Grof, 2007, S. 215).
Dass Risiken im Zusammenhang mit der Aktivität von Unternehmungen und Organisationen
nie gänzlich ausgeschlossen werden können, formuliert Wolke (2013, S. 81) wie folgt: „(…)
Dabei sollte die Verwendung des Begriffes Risikovermeidung nicht in seiner absoluten Aus-
prägung erfolgen, da jede unternehmerische Tätigkeit per se mit einem Risiko behaftet ist.
Insofern laufen die Begriffe Risikovermeidung und Risikobegrenzung auf denselben Sachver-
halt bzw. dasselbe Steuerungsziel hinaus, nämlich die Risikobegrenzung (…)“. Jede Unter-
nehmung und jede Organisation hat für sich also die Frage zu beantworten: Welches Risiko
sind wir bereit und auch in der Lage zu tragen? Dabei geht es nicht nur um finanzielle Aspek-
te, sondern auch um die Reputation.
Der Begriff der Risikoabwägung wird zum Teil auch im Hinblick auf gravierende Ereignisse
immer wieder angeführt. So wird beispielsweise im Zusammenhang mit dem tragischen Flug-
zeugabsturz der Swissair 111 vom 2. September 1998 bei Halifax (Kanada) von van Beveren
und Hubacher (1999, S. 183) darauf hingewiesen, dass die Mängel an den für den Brandherd
in der SR 111 mitverantwortlichen Kabeln der verantwortlichen Aufsichtsbehörde (FAA)
durchaus bekannt gewesen seien, der Einsatz von neueren, schärferen Testanforderungen ent-
sprechenden Materialien aus wirtschaftlichen Gründen jedoch nur in Bezug auf die Ausrüs-
tung neuer Flugzeuge verlangt worden sei. Eine Risikopolitik der FAA und der Fluggesell-
schaften, die die Umrüstung ihrer von den Mängeln betroffenen Flugzeugen auch auf freiwil-
liger Basis hätten vornehmen können, mit fatalen Folgen.
Ein mit weitaus geringeren Risiken verbundenes Beispiel aus der Stadt Dübendorf: Seit eini-
gen Jahren kommt es auf dem Stadthausplatz immer wieder zu Absenkungen des Teerbelages.
Neben den damit verbundenen Materialschäden, haben diese vereinzelt auch zu leichten Per-
sonenschäden geführt. Im Rahmen seiner politischen Verantwortung wird sich der Stadtrat
überlegen müssen, inwieweit das Risiko weiterer Schäden getragen oder nicht doch in die
Sanierung des Stadthausplatzes investiert werden soll. Bei dieser Entscheidung geht es nicht
nur um finanzielle Aspekte, ergibt sich aus dem aktuellen Zustand des Stadthausplatzes doch
auch ein erhebliches Reputationsrisiko.
Risikomanagement 13
2.3.2.2 Risikoidentifikation
Der Identifikation von relevanten Risiken kommt eine grosse Bedeutung zu; denn deren man-
gelnde Früherkennung wirkt sich auf den gesamten nachfolgenden Risikomanagement-
Prozess negativ aus. „Eine umfassende und systematische Ortung von Risiken verlangt daher
die Festlegung von risikorelevanten Beobachtungsbereichen innerhalb und ausserhalb des
Unternehmens“ (Grof, 2007, S. 216). Auch Brühwiler (2011, S. 120) weist explizit darauf hin,
dass die Risikoidentifikation im Risikomanagement-Prozess einen kritischen Punkt darstellt,
da nicht erkannte oder nicht erkennbare Risiken gerne aus dem Prozess herausfallen.
Zur Identifikation von Risiken kommen dabei verschiedene Instrumente bzw. Methoden in
Frage. Beispiele dafür sind interne Workshops, Organisations- und Umweltanalysen oder In-
terviews mit den Mitarbeitenden sowie Kunden und Partnern. Dabei gibt es keine allgemein
gültige Lösung. Diese ist individuell und unter Berücksichtigung der Organisation und der
eigenen Zielsetzungen festzulegen. Entscheidend ist jedoch, dass den betroffenen Mitarbei-
tenden ein entsprechendes Risikobewusstsein vermittelt wird und diese über die Wichtigkeit
ihrer aktiven Mitwirkung an diesem Risikofrüherkennungs-Prozess orientiert sind (Raben-
horst, 2009, S. 240). Wichtig ist ausserdem, dass die Gruppe, die schlussendlich für die Zu-
sammenstellung des Risikokataloges zuständig ist, richtig zusammengesetzt ist. Ist diese bei-
spielsweise zu einseitig, d.h. nur mit Experten einer bestimmten Fachrichtung besetzt, besteht
die Gefahr einer einseitigen Risikobewertung und einer damit verbundenen Aufnahme von
Klein- und Kleinstrisiken aus einem begrenzten Bereich. Eine aus verschiedenen Bereichen
der Organisation gemischt zusammengesetzte Arbeitsgruppe bietet jedoch die Möglichkeit,
dass die Risiken in den Kontext aller relevanten Themenbereiche gestellt und bereichsüber-
greifend diskutiert werden. Dadurch wird die Identifikation der tatsächlich relevanten Risiken
erleichtert (Brünig, 2009, S. 280).
2.3.2.3 Risikobewertung
Basierend auf die Risikoidentifikation erfolgt in einem nächsten Schritt die Bewertung der
Risiken. Die Risikobewertung stellt dabei eine zwingende Voraussetzung für die Risikosteue-
rung und auch für die Bewältigung eines Risikos dar. Die Bewertung wird klassischerweise in
den Dimensionen der Eintrittswahrscheinlichkeit und der möglichen Auswirkungen bei Ein-
tritt vorgenommen (Budäus & Hilgers, 2009, S. 43).
Die Risikobewertung stellt das eigentliche Kernstück des Risikomanagements dar; denn nur
Risiken, die erfasst und bewertet worden sind, können geplant gesteuert werden (Ruppe,
2012, S. 14). Bestandteil der Risikobewertung sind die Eruierung und der Beschrieb der mög-
lichen Risikoursachen und die daraus abzuleitenden Massnahmen, mit denen dem entspre-
chenden Risiko entgegengewirkt bzw. begegnet werden soll. Wichtig ist, dass die Risikobe-
wertung nicht auf den aktuellen Risikokatalog beschränkt, sondern auch bei jedem anderen
zur Zeit noch ausserhalb des Risikokataloges identifizierten Risikos durchgeführt wird; denn
„somit wird sichergestellt, dass auch die unterjährig entdeckten Risiken sachlich angemessen
beurteilt und dokumentiert werden“ (Schrapel & Breier, 2009, S. 328). Die Abbildung der
Risikobewertung kann in unterschiedlicher Form vorgenommen werden. Ein zur Veranschau-
Risikomanagement 14
lichung der Eintrittswahrscheinlichkeit und der Intensität der Auswirkung von Risiken oft
verwendetes Instrument stellt dabei eine Risikomatrix dar (Rabenhorst, 2009, S. 241):
Abbildung 3: Risikomatrix
(Quelle: Eigene Darstellung nach Rabenhorst, 2009, S. 241)
Wie vorstehend erwähnt, ist die Risikobewertung im Rahmen des Risikomanagement-
Prozesses von zentraler Bedeutung. In der Praxis gestaltet sich diese aus folgendem Grund
jedoch nicht immer einfach: Risiken sind oft zukunftsbezogen. Dadurch bestehen in den meis-
ten Fällen keine oder nur unvollkommene Angaben über deren Eintrittswahrscheinlichkeit
und die damit verbundenen Auswirkungen. In vielen Fällen ist man daher auf Schätzungen
angewiesen. „Dies bedeutet, dass sich verschiedene Risiken derzeit noch nicht quantifizieren,
sondern lediglich qualifizieren lassen“ (Grof, 2007, S. 218).
2.3.2.4 Risikosteuerung
Die als relevant eingestuften Risiken sind sodann unter Berücksichtigung der eruierten Ursa-
chen und Massnahmen zu steuern. Die Zielsetzung besteht darin, die bewerteten Risiken aktiv
zu beeinflussen. Wichtig ist dabei die Orientierung an den Vorgaben der Risikostrategie und
der Bezug zu den Unternehmenszielen. (Schrapel & Breier, 2009, S. 329). Das Spektrum der
Risikosteuerung reicht dabei von der Risikovermeidung bei sehr relevanten Risiken über die
Risikominimierung, die Risikoübertragung auf Dritte (z.B. durch Versicherungen), die Risi-
kodiversifikation bis hin zur Risikoübernahme, zu der man schlussendlich bereit ist (Nie-
dostadek, 2011, S. 40). Gestützt auf die diesbezüglichen Ausführungen von Grof (2007, S.
220 – 222) kann diese Unterteilung wie folgt umschrieben werden:
Risikomanagement 15
Risikovermeidung
Natürlich sollten risikoreiche Geschäfte möglichst verhindert werden. Wie vorstehend bereits
erwähnt, ist jedoch praktisch mit jeder Handlung einer Unternehmung ein Risiko verbunden.
Eine gänzliche Risikovermeidung ist deshalb immer mit dem Verzicht auf eine Handlung und
damit verbunden mit einer wirtschaftlichen Einbusse verbunden. Derartige Massnahmen der
Risikovermeidung sollen deshalb nur ergriffen werden, wenn die Dringlichkeit und das zu
erwartende Ausmass kein anderes Vorgehen zulässt.
Risikominimierung
Die Risikominimierung kann sowohl durch eine Verringerung der Eintrittswahrscheinlichkeit
von Risikoereignissen (Schadensverhütung) als auch durch eine Begrenzung des Scha-
densausmasses (Schadensherabsetzung) bewirkt werden. Mit der Schadensverhütung soll der
Störungseintritt bekämpft und der Ursache bereits im Ursprung entgegengewirkt werden. Die
Schadensherabsetzung dagegen hat das Ziel, die Auswirkungen von bereits aufgetretenen Stö-
rungen möglichst gering zu halten.
Risikoübertragung
Im Rahmen der Risikoübertragung sollen risikoreiche Geschäfte nur im Zusammenhang mit
Geschäften eingegangen werden, mit denen das Risiko vollständig oder teilweise gegen fi-
nanzielle Abgeltung an Dritte übergeben wird. In den meisten Fällen handelt es sich hierbei
um die Übergabe der Risiken an Versicherungen. Einschränkend ist in diesem Zusammen-
hang festzuhalten, dass meist nur finanzielle Risiken an Dritte übertragen werden können.
Gerade im Hinblick auf mögliche Reputationsschäden ein nicht unwesentlicher Faktor.
Risikodiversifikation
Mit einer Diversifikation der Risiken wird die Reduktion des Gesamtrisikos für die Unter-
nehmung durch eine gesamtheitliche Betrachtung und Bewirtschaftung der voneinander un-
abhängigen Einzelrisiken angestrebt. Als Beispiel dafür kann das getrennte Reisen einer wich-
tigen Personengruppe genannt werden, wodurch nicht die ganze Gruppe von einem allfälligen
Verkehrsunfall betroffen würde.
Risikoübernahme
Die Übernahme von Risiken heisst nicht, dass diese nur passiv eingegangen werden, vielmehr
ist aktiv Vorsorge zu leisten für den Fall, dass das Risiko auch wirklich eintritt. Das Ziel des
Risikomanagements besteht hier in der Begrenzung des Schadensausmasses durch geeignete
Sicherungsmassnahmen und im Aufbau der notwendigen Sicherungsmassnahmen (zum Bei-
spiel durch finanzielle Rücklagen).
Im Sinne eines effizienten Risikomanagements ist es schliesslich eine Führungsaufgabe, für
die einzelnen Risiken die richtige Mischung dieser fünf Strategievarianten zu finden.
Risikomanagement 16
2.3.2.5 Risikokontrolle
„Als letzter Schritt des Risikomanagement-Kreislaufs ist schliesslich die Risikokontrolle zu
nennen, die sich als laufende Überwachung meist in ein organisationsweites Controllingsys-
tem eingebettet sieht“ (Budäus & Hilgers, 2009, S. 44). Die Risikokontrolle beinhaltet dabei
die Überwachung und die Überprüfung der Risiken. Die Risikoüberwachung stellt die laufen-
de Beobachtung der Restrisiken und deren Entwicklungstrends dar. Damit soll sichergestellt
werden, dass Risikoveränderung umgehend festgestellt und allenfalls neu entstehende Risiken
wahrgenommen und der Behandlung zugeführt werden. Die Risikoüberprüfung konzentriert
sich dagegen auf die zur Risikominderung festgelegten Massnahmen. Die Risikoüberprüfung
soll also aufzeigen, ob die Risikobehandlung wirksam ist. Wenn sich zeigt, dass sich Restrisi-
ken erhöhen, wenn neue Risiken festgestellt werden, oder wenn die festgelegten Massnahmen
nicht die gewünschte Wirkung erzielen, ist der Risikomanagement-Prozess von neuem zu
initialisieren (Brühwiler, 2011, S. 154 – 155).
Schlussendlich muss der Unternehmensführung bzw. den verantwortlichen Entscheidungsträ-
gern über die Ergebnisse der Risikokontrolle Bericht erstattet werden, damit diese die not-
wendigen Entscheide treffen und allfällige Anpassungen an der Risikopolitik vornehmen
können. Dass zwischen der Risikokontrolle und der Risikopolitik ein enger Zusammenhang
besteht, geht u.a. auch aus dem im vorstehenden Kapitel 2.3.2 dargestellten Risikomanage-
ment-Kreislauf hervor.
2.3.3 Compliance und Governance
Im Zusammenhang mit Risikomanagement dürfen auch die Begriffe Compliance und Gover-
nance nicht ausser Acht gelassen werden. Denn mit beiden Begriffen sind Führungsaufgaben
verbunden, die Teil des Risikomanagements sein müssen.
Compliance
Unter dem Oberbegriff Compliance wird die Erwartung des regelkonformen Verhaltens der
Organe und der Mitarbeitenden eines Unternehmens zum Ausdruck gebracht. Dabei ist es die
Aufgabe der Führung, dafür zu sorgen, dass sowohl die geltenden gesetzlichen Vorschriften
als auch die auf vertraglichen Vereinbarungen basierenden Bestimmungen eingehalten wer-
den. Das Nichteinhalten der massgebenden Regeln kann für eine Unternehmung nachteilige
Folgen haben. Neben rechtlichen und finanziellen Auswirkungen (z.B. Schadenersatzansprü-
che), steht dabei der Imageverlust im Vordergrund (Rabenhorst, 2009, S. 248 – 249). „Com-
pliance ist letztlich also ein Instrument um Rechts- und Regelverstösse zu vermeiden – in Un-
ternehmen ebenso wie in Verwaltungen. Man denke etwa an Regelverstösse im Bereich Da-
ten- oder Umweltschutz oder aber an Untreue-, Bestechungs- und Korruptionsdelikte“ (Nie-
dostadek, 2011, S. 43).
Dem drohenden Imageverlust kommt im Bereich der öffentlichen Verwaltung eine besondere
Bedeutung zu. Einerseits weil die Behörden und Verwaltungen unter besonderer Beobachtung
der Öffentlichkeit stehen und oftmals von vornherein mit einem eher negativen Image behaf-
Risikomanagement 17
tet sind. Andererseits wird von Organen und Mitarbeitenden der öffentlichen Verwaltung zu-
sätzlich die Einhaltung allgemeiner Verhaltensregeln verlangt. Der Fall Gerry Müller (Müller,
2014, ohne Seitenangabe) beispielsweise hätte im Sommer 2014 die Schweizer (Medien-)
Landschaft wohl nie derart beschäftigt, wäre dieser nicht Nationalrat und Badener Stadtam-
mann, sondern leitender Angestellter eines Aargauer KMU-Betriebes gewesen.
Governance
Auch die sogenannte Governance ist eng mit dem Risikomanagement verknüpft. In der Pri-
vatwirtschaft fallen unter den Begriff Corporate Governance die relevanten Grundsätze, die
für eine gute Unternehmensführung notwendig sind. „Es handelt sich insofern um einen
Rahmen, der Orientierung gibt, wie Unternehmen zu leiten und zu überwachen sind. Dieser
Ordnungsrahmen ist durch die Unternehmensführung und die Aufsichtsgremien sicherzustel-
len“ (Niedostadek, 2011, S. 41).
Mit Bezug auf die öffentliche Verwaltung definiert Lienhard (2005, S. 59 – 60) diesen Ord-
nungsrahmen unter dem Begriff Good Governance dahingehend, dass eine Fülle von Moder-
nisierungsmassnahmen zur Optimierung des Staatswesens hinsichtlich Rechtsstaatlichkeit,
Demokratie sowie auch bezüglich Verwaltungseffizienz beitragen sollen.
Dabei sind für die Good Governance die folgenden Elemente von zentraler Bedeutung:
- Rechtsstaatlichkeit
- partizipative Entscheidverfahren (Demokratisierung, Fairness)
- stabile Rechtsordnung und gute Gesetzgebung
- gutes Management im öffentlichen Sektor (Effektivität und Effizienz)
- Transparenz
- Kampf gegen die Korruption
- Ethik
- Verantwortlichkeit
- politische Stabilität
Im Rahmen des Risikomanagements hat die Führung eines Unternehmens dafür zu sorgen,
dass die Mitarbeitenden den von ihr vorgegebenen Ordnungsrahmen kennen und sich auch an
die damit verbundenen Bestimmungen halten.
2.3.4 Kommunikation
In den Diskussionen rund um das Thema Risikomanagement werden die Begriffe Risiko-
kommunikation und Krisenkommunikation immer wieder genannt und dabei oft undifferen-
ziert verwendet. Die Unterscheidung der beiden Begriffe ergibt sich dabei wie folgt: Während
dem die Risikokommunikation die Kommunikation hinsichtlich der beobachteten Risiken
beinhaltet, spricht man von Krisenkommunikation, wenn ein vorher erkanntes oder bislang
unbekanntes Risiko mit entsprechenden Auswirkungen eingetreten ist.
Risikomanagement 18
2.3.4.1 Risikokommunikation
Mit der (Risiko-)Kommunikation ist ein weiteres Führungsinstrument eng mit dem Risikoma-
nagement verbunden bzw. Teil davon. „Risikokommunikation ist deshalb besonders wichtig,
weil Risiken nicht von allen daran Beteiligten bzw. davon Betroffenen gleich wahrgenommen
werden“ (Brühwiler, 2011, S. 149).
Mit Bezug auf die interne Kommunikation erachtet es Rabenhorst (2009, S. 241) als beson-
ders wichtig, dass die identifizierten wesentlichen Risiken den Verantwortlichen bis zur
höchsten Unternehmensebene mitgeteilt werden, da diese über den Umgang mit den wesentli-
chen Risiken zu entscheiden haben. Neben der periodischen und hierarchischen Berichterstat-
tung sollen jedoch auch vereinfachte Verfahren eingerichtet werden, mittels denen dringende
Informationen auf direktem Weg zur Geschäftsleitung gelangen können. Gestützt auf die ge-
nerellen Ausführungen von Einwiller et al. (2008, S. 225 – 228) zum Thema Mitarbeiter-
kommunikation scheint gar die Ausdehnung des von Rabenhorst eingeschränkten Informati-
onstransfers auf die Verantwortlichen und die Führungsebene auf alle Mitarbeitenden ange-
zeigt. Einerseits wächst bei den Mitarbeitenden das Verständnis für die durch das Risikoma-
nagement (neu) verlangten Vorgehensweisen oder Prozesse, wenn die Gründe dafür bekannt
sind. Andererseits kann durch die stufengerechte Einbindung der Mitarbeitenden in den Pro-
zess, neben einem besser abgestützten Frühwarnsystem, in vielen Fällen auch ein höheres
Verantwortungsbewusstsein und eine verstärkte Identifikation der Mitarbeitenden mit der
Organisation bewirkt werden.
Auch Hunziker et al. (2015, S. 55) erachten den Miteinbezug aller Mitarbeitenden als sinn-
voll, da es bei der internen Kommunikation vor allem darum gehe, dass das gesamte Personal
durch die Führung über den Sinn und den Inhalt des Risikomanagements und die Wege orien-
tiert werde, auf denen Schwächen oder neue Risiken der Verwaltungsleitung kommuniziert
werden können.
Der externen Risikokommunikation kommt oftmals ein präventiver oder aufklärender Charak-
ter zu. Dabei geht es insbesondere um die Überbrückung von gegensätzlichen Einstellungen
zum betreffenden Risiko. Als Beispiel dafür kann hier die Angst vor Pandemien genannt wer-
den. (Brühwiler, 2011, S. 149).
2.3.4.2 Krisenkommunikation
Die Kommunikation in Krisensituationen ist besonders heikel. Einerseits weil von den einge-
tretenen Ereignissen in den meisten Fällen Menschen betroffen sind, andererseits dadurch,
dass die damit zusammenhängende Kommunikation neben sachlichen Informationen auch die
Gefühlswelten sowohl des Senders als auch des Empfängers beinhaltet (Staples, 2007, S.
461). Ähnlich bringt dies Töpfer (2008, S. 365) zum Ausdruck: „(…) Krisenkommunikation
darf also nicht nur Sachverhalte „technisch abspulen“, vielmehr muss sie zugleich auch ein-
fühlsam sein, also Einfühlungsvermögen vor allem für die Situation und die Schäden bei den
Betroffenen vermitteln.“
Risikomanagement 19
Ergänzend dazu weist Töpfer (2008, S. 364 – 373) im Zusammenhang mit der Krisenkommu-
nikation auf einige weitere Punkte hin:
Im Rahmen der Krisenkommunikation wird oft nicht erkannt, dass mit der eingetretenen Krise
oft auch eine Chance verbunden ist. Dann nämlich, wenn aus dem Ereignis ein Lern- und Or-
ganisationsentwicklungsprozess entsteht, der dazu führen kann, dass künftige Ereignisse glei-
cher Art, mit einer allenfalls grösseren Auswirkung, verhindert werden können.
Eine möglichst frühe und offene Kommunikation ist wichtig, insbesondere wenn die Krise zu
einer hohen Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit geführt hat. Werden die einem grossen
Konkurenzkampf ausgelieferten Medienvertreter nicht mit Informationen bedient, besteht die
Gefahr, dass auf Gerüchten basierende Berichte veröffentlicht werden. Mit einer möglichst
umfassenden und frühzeitigen Weitergabe von Informationen kann dem entgegengewirkt
werden. Es ist jedoch klar, dass dies eine heikle Gratwanderung darstellt; insbesondere dann,
wenn die Sachverhalte noch nicht geklärt und somit noch nicht transparent sind. In diesem
Fall soll mit dem Hinweis auf eingeleitete Massnahmen die Bekenntnis zum Ausdruck ge-
bracht werden, dass eine lückenlose Aufklärung der Ursachen angestrebt wird. Mit einer of-
fensiven Kommunikation kann den Medienvertretern im Übrigen auch der Rhythmus des In-
formationsflusses vorgegeben werden.
2.3.4.3 Kommunikationsstrategie
Von entscheidender Bedeutung sowohl bei der Risikokommunikation als auch bei der Kri-
senkommunikation ist das Festlegen einer Kommunikationsstrategie, in der die verschiedenen
Ziele, Ebenen, Instrumente und Verantwortungen und Inhalte geregelt sind. Als Basis dient
dabei eine fundierte Situationsanalyse, deren Definition sich nach Bruhn (2015, S. 134) wie
folgt ergibt: „Eine Situationsanalyse umfasst die Bestandesaufnahme kommunikationsrele-
vanter Sachverhalte mit dem Ziel, kommunikationspolitische Chancen und Risiken sowie
Schwächen und Stärken offen zu legen. Dabei beinhaltet sie die Vorgänge der Informations-
bedarfsermittlung, Informationsbeschaffung sowie der Analyse und Aufbereitung unterneh-
mensinterner und –externer Daten. Das Ergebnis einer Situationsanalyse ist die Herausarbei-
tung der kommunikativen Problemstellung des Unternehmens bzw. eines Bezugsobjektes der
Kommunikation (z.B. Marke, Geschäftsbereich).“
2.4 Risikomanagement in der öffentlichen Verwaltung
In einem Bericht des Tages-Anzeigers vom 12.06.2015 beschreibt Mulke (2015, S. 7) einen
Angriff durch Hacker auf das Computersystem des deutschen Bundestages wie folgt: „Das
Parlament erlebt einen Cyberangriff ungeahnten Ausmasses. Ins Netzwerk der Abgeordneten
und der Verwaltung hat sich ein Trojaner eingeschlichen, der Dateien aus dem Haus irgend-
wohin verschiebt. Trojaner sind Schadprogramme, die zum Ausspähen von Computern einge-
setzt werden.“ Inwieweit dieser Hacker-Angriff auf einen Schwarzen Schwan oder doch eher
auf ein mangelhaftes Risikomanagement zurückzuführen ist, kann von aussen nur schwer
beurteilt werden. Die Vorbereitung auf diese Arbeit hat jedoch gezeigt, dass ein ganzheitlich
Risikomanagement 20
orientiertes Risikomanagement, im Gegensatz zur Privatwirtschaft, in der öffentlichen Ver-
waltung bis heute noch nicht verbreitet zur Anwendung gelangt.
Zum einen kann dieser Umstand sicherlich mit den gesetzlichen Vorgaben begründet werden.
Während dem für die öffentliche Hand ein systematisches Risikomanagement nicht generell
vorgeschrieben ist, bestehen verschiedene Gesetze, mit denen die privaten Unternehmungen
zur Kontrolle und Transparenz verpflichtet werden. Hier stellt sich die Frage, inwieweit diese
Unterscheidung heute noch Sinn macht. Wenn man betrachtet, wie vielen der Verhinderung
oder Eindämmung von Risikolagen dienenden Vorschriften Banken und Versicherungen auf-
grund ihrer besonderen volkswirtschaftlichen Bedeutung nachzukommen haben, muss zumin-
dest die Frage erlaubt sein, ob nicht auch viele Aufgaben der öffentlichen Hand im Hinblick
auf ihren Risikogehalt ebenso regelbedürftig wären (Scholz et al., 2009, S. 2).
2.4.1 Mangelndes Risikoverständnis
Neben den fehlenden gesetzlichen Vorgaben, kann als weitere Begründung zweifellos auch
das mangelnde Risikoverständnis im öffentlichen Sektor genannt werden. Einerseits hat das
inputgesteuerte System zumindest in der Vergangenheit dazu beigetragen, dass sich öffentli-
che Verwaltungen, im Gegensatz zur gewinnorientierten Privatwirtschaft, keine Gedanken
darüber machen mussten, wie teuer eine Aufgabenerfüllung ist bzw. wie eine effizientere Zie-
lerreichung möglich wäre. Andererseits besteht durch die Leistungsfinanzierung durch Steu-
ern und Gebühren die Gefahr, dass Risiken und deren möglichen Auswirkungen nicht die
notwendige Beachtung geschenkt werden. Im Wissen darum, dass allfällige Schäden, zumin-
dest in finanzieller Hinsicht, über die hoheitlichen Abgaben abgedeckt werden können. Bu-
däus und Hilgers (2009, S. 46) bringen dies wie folgt zum Ausdruck: „Hier zeigt sich, dass
öffentliche Institutionen Gefahr laufen, Risiken schlichtweg zu negieren. Der (inzwischen
eingetrübte) Glaube über die Hoheit zu verfügen, sich quasi jederzeit über Steuererhebung
oder Verschuldung zusätzliche Ressourcen erschliessen zu können, wirkt gegenüber der not-
wendigen Bereitschaft, sich mit institutionellen Risiken auseinanderzusetzen, eher kontrapro-
duktiv.“ Nicht zuletzt aufgrund von neuen Führungsansätzen wie New Public Management
und der damit verbundenen Zielorientierung, hat in den letzten Jahren auch im öffentlichen
Sektor ein Umdenken stattgefunden. Ein Umdenken, das immer mehr auch das Wahrnehmen
von möglichen Risiken und deren Folgen umfasst.
2.4.2 Nachteile der Öffentlichen Hand
Es ist nun aber nicht so, dass die Öffentliche Hand hinsichtlich des Risikomanagements über
die gleichen Voraussetzungen verfügt wie die Privatwirtschaft. Gestützt auf die diesbezügli-
chen Ausführungen von Schütz (2009, S. 122) wird nachfolgend auf einige Nachteile der Öf-
fentlichen Hand hingewiesen:
Risikomanagement 21
Gesetzlich definierte Aufgaben
Die Öffentliche Hand nimmt die von den gesetzlichen Bestimmungen und von der Politik
übertragenen, meist hoheitlichen Aufgaben wahr. Sie kann dabei nicht darüber befinden, ob
sie beispielsweise unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit auf die Erfüllung der Aufga-
ben gänzlich verzichten oder die geforderten Leistungen ausbauen oder reduzieren möchte. So
kann die Dübendorfer Sozialbehörde im Wissen um die drohende Budgetabweichung im Be-
reich Sozialhilfe nicht von sich aus den gesetzlich vorgegebenen Grundbedarf der Sozialhilfe-
empfänger kürzen. Auch kann die Primarschulpflege nach vorgenommener Kosten-/Nutzen-
Analyse nicht beschliessen, dass die Schüler aus wirtschaftlichen Gründen künftig an einem
zusätzlichen Tag zu Hause bleiben sollen. Dadurch wird die in der Privatwirtschaft vorhande-
ne Entscheidungsgewalt der Führung bei der Öffentlichen Hand massiv eingeschränkt.
Zahlreiche Anspruchsgruppen
Die Öffentliche Hand hat den Ansprüchen zahlreicher, teilweise unterschiedlichster An-
spruchsgruppen Rechnung zu tragen. Zu diesen gehören neben den Bürgern, Politikerinnen
und Politikern auf verschiedenen Stufen (Legislative, Exekutive), Parteien, Interessenvertre-
tungen, die Wirtschaft, die Mitarbeitenden sowie auch staatliche und nichtstaatliche Organisa-
tionen. Erschwerend kommt hinzu, dass zwischen all diesen Anspruchsgruppen meist kein
übergeordnetes Verantwortungsbewusstsein, dafür häufig gegenläufige Interessen festzustel-
len sind. Mit Bezug auf eine allfällige Sanierung des Dübendorfer Stadthausplatzes zeigt sich
diese Problematik wie folgt: Sollte der Stadtrat zur Überzeugung gelangen, dass Sanierungs-
massnahmen notwendig sind, hätte er bereits bei der Erarbeitung eines entsprechenden Pro-
jektes die unterschiedlichen Interessen zu berücksichtigen bzw. diese gegen einander abzuwä-
gen: Während dem die einen die Neugestaltung des Platzes in Form eines Parks präferieren,
ziehen andere einen schlichten, dafür mit zusätzlichen Parkplätzen ausgestatteten Asphaltbe-
lag vor. Wieder andere sind der Meinung, dass auf eine Sanierung gänzlich verzichtet werden
kann. Mit dem Ziel, sowohl in der politischen Diskussion als auch in der anschliessenden
Volksabstimmung die notwendigen Mehrheiten zu erreichen, muss sich der Stadtrat bei der
Erarbeitung seines bevorzugten Projektes dieser verschiedenen Interessen bewusst sein. Wäre
der Stadtrat wie in der Privatwirtschaft nicht von der Zustimmung des Parlamentes und des
Souveräns abhängig, könnte er das aus seiner Sicht geeignetste Sanierungsprojekt selbständig
realisieren. Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger hätten dann im Rahmen der nächsten
Erneuerungswahlen die Möglichkeit kundzutun, ob diese Entscheidung des Stadtrates auch
tatsächlich die richtige gewesen ist. Ob mit dem Verzicht auf die Mitwirkung verschiedener
Interessengruppen in einem Entscheidungsprozess auch wirklich bessere Lösungen entstehen,
sei dahingestellt.
Fehlende Gewinnorientierung
Bei ihrer Aufgabenerfüllung stellt die Öffentliche Hand grundsätzlich das Gemeinwohl in den
Vordergrund. Die Frage, was diese Aufgabenerfüllung kosten darf, ist dabei meist zweitran-
gig bzw. ist Gegenstand politischer Verhandlungen. Dieser Umstand hängt eng damit zusam-
men, dass die Öffentliche Hand in vielen Bereichen Aufgaben wahrnimmt, für die es keinen
Risikomanagement 22
freien Markt gibt. Dabei handelt es sich vorwiegend um hoheitliche Aufgaben. Bestes Bei-
spiel dafür ist der Steuerbezug. Andererseits sind es Aufgaben, die wirtschaftlich uninteres-
sant sind und daher am Markt nicht oder kaum angeboten werden. Wobei diesbezüglich kri-
tisch anzumerken ist, dass heute die Übergabe jeder nicht hoheitlichen Aufgabe der Öffentli-
chen Hand an den freien Markt zumindest geprüft werden müsste. Mögliche Beispiele dafür
sind die Bereiche Gärtnerei oder Winterdienst.
2.4.3 Führungsverantwortung
Nichtsdestotrotz muss auch in der Öffentlichen Hand der ziel- und erfolgsorientierte Einsatz
staatlicher Ressourcen vermehrt im Vordergrund stehen. Dabei müssen sich die verantwortli-
chen Führungsgremien den Folgen ihres Handelns bewusst und auch dazu bereit sein, die da-
mit verbundenen Konsequenzen zu tragen. Denn schlussendlich bedeutet ein wirkungsvolles
öffentliches Management, genau wie in der Privatwirtschaft, nichts anderes als die vollständi-
ge Verantwortungsübernahme für den Erfolg oder Misserfolg staatlicher Verwaltungsleistun-
gen (Thom & Ritz, 2008, S. 9). Zur Sicherstellung dieses Führungsanspruches wird auch die
Öffentliche Hand künftig auf den Einsatz eines angemessenen Risikomanagements kaum ver-
zichten können.
Risikomanagement in Schweizer Gemeinden 23
3. Risikomanagement in Schweizer Gemeinden
3.1 Risiken in der Gemeindelandschaft
Die Risiken, denen die Schweizer Kommunen ausgesetzt sind, sind zahlreich und tangieren
die verschiedensten Bereiche. Nachfolgend zwei Beispiele von Ereignissen aus der näheren
Vergangenheit, die für nationale Schlagzeilen sorgten und für den Dübendorfer Stadtschreiber
auch im Hinblick auf die eigene Gemeindeorganisation von besonderem Interesse sind:
Wer Ende Juli 2015 den Namen der Westschweizer Ortschaft Le Locle in die Internet-
Suchmaschine „Google“ eingab, sah sich an vorderster Stelle mit der nachfolgenden Schlag-
zeile der Schweizer Tageszeitung „Tages-Anzeiger“ konfrontiert: „In Le Locle hat jeder
Zehnte eine Magen-Darm-Infektion“ (Tages-Anzeiger, 2015, ohne Seitenangabe). Neben der
Gefährdung, der mit dem verunreinigten Trinkwasser versorgten Einwohnerschaft, und dem
mit der eigentlichen Krisenbewältigung verbundenen (finanziellen) Aufwand, brachte dieses
Ereignis für die Stadt Le Locle vor allem auch einen Reputationsschaden mit sich. So rückte
das mit zweifelsfrei positiverem Image verbundene Uhrenmuseum der Stadt während Tagen
und Wochen weit in den Hintergrund der öffentlichen Wahrnehmung. Auch wenn die Situati-
on der Gemeinde Le Locle nun sicherlich nicht mit derjenigen der Gemeinde Leukerbad ver-
glichen werden kann, die wahrscheinlich noch lange, vielleicht auch ewig mit dem Etikett der
Zahlungsunfähigkeit behaftet sein wird, ist es für eine Gemeinde trotzdem nicht besonders
förderlich, über eine gewisse Zeit in erster Linie mit verunreinigtem Trinkwasser in Verbin-
dung gebracht zu werden. Insbesondere im Zeitalter des Internets, wo kaum mehr etwas ver-
gessen geht.
Aber auch der tragische Unfall, der anlässlich der Flugschau in Dittingen am 23. August 2015
ein Todesopfer forderte (Feusi Alois, 2015, S. 18), stellt für die Stadt Dübendorf ein nicht
unbedeutendes Ereignis dar, zumal nur mit grossem Glück weitaus höherer Schaden innerhalb
des Wohngebietes der Baselbieter Landgemeinde vermieden werden konnte. In Anbetracht
dessen, dass auf dem Flugplatz Dübendorf und über dem angrenzenden Wohngebiet heute
noch regelmässig Trainingsflüge des PC-7-Teams und der Armee-Hubschrauber stattfinden
sowie auch die JU-Air und die REGA auf dem Dübendorfer Flugfeld beheimatet sind, müssen
mögliche Flugunfälle in Dübendorf jedenfalls auf dem eigenen Risiko-Radar vorhanden sein.
Oft sind es aber auch nur Randmeldungen, die den Weg in die Schweizer Boulevard-Presse
und somit die grosse Aufmerksamkeit gar nicht finden, die die Führungsverantwortlichen in
den Gemeinden aufhorchen lassen. Wie beispielsweise diejenige über den in der Zürcher Ge-
meinde Uitikon am 16. Juni dieses Jahres umgekippten Baukran (Kantonspolizei Zürich,
2015, ohne Seitenangabe). Gerade in Dübendorf, wo das Stadtbild aufgrund der starken Bau-
tätigkeit heute und auch in naher Zukunft von zahlreichen Baukränen geprägt wird, ist diese
Thematik höchst aktuell. Dabei geht es weniger um Haftungsfragen, sondern vielmehr um die
Sicherheit der eigenen Wohnbevölkerung und um das Image der Stadt. Vielleicht stellt das
rechtzeitige Erkennen dieses Risikos auch eine Chance dar, in dem das Baubewilligungsver-
fahren und die damit verbundenen Auflagen an die Bauinstallationen überprüft und bei Bedarf
angepasst werden können.
Risikomanagement in Schweizer Gemeinden 24
Ein Hinweis darauf, dass auch an dieser Stelle im Zusammenhang mit Risiken nicht vornehm-
lich von Gefahren, sondern auch von Chancen gesprochen werden soll. Chancen, aus deren
Nichterkennung bzw. Nichtnutzung sich zu einem späteren Zeitpunkt wiederum eine Gefahr
entwickeln könnte. Ein sehr gutes Beispiel dafür stellt in Dübendorf das Projekt „Bildungs-
landschaft“ dar. Mit diesem von der Jacobs Foundation, dem Kanton Zürich sowie der Stadt
Dübendorf gemeinsam getragenen Projekt sollen heute in den verschiedensten Bereichen be-
stehende, der Integration dienliche Angebote, vernetzt werden. Damit sollen insbesondere
Kinder und Eltern aus bildungsschwächeren Familien besser erfasst und im Integrationspro-
zess begleitet werden können. Ein Projekt, das für eine Stadt wie Dübendorf, mit einem Aus-
länderanteil von rund 30 %, ein enormes Chancenpotenzial beinhaltet. Denn je schneller und
besser die sprachliche und kulturelle Eingliederung von Menschen jeglichen Alters in die hie-
sige Gesellschaft gelingt, desto positiver sind die Auswirkungen auf die Kommune und ihre
Einwohnerschaft. Mit einem Verzicht auf die Teilnahme am Projekt Bildungslandschaft hätte
die Stadt Dübendorf nicht nur auf die Chance einer zielgerichteten Integrationspolitik verzich-
tet, sondern gleichzeitig eine Verringerung der damit kurz-, mittel- oder langfristig zusam-
menhängenden negativen finanziellen und gesellschaftlichen Auswirkungen verhindert.
3.1.1 Risiko-Vielfalt
Wie vorstehend erwähnt, sind die Risiken, denen die Gemeinden ausgesetzt sind, vielfältig.
Neben gesellschaftlichen Risiken, aus denen beispielsweise eine Gefährdung der Bevölkerung
entstehen kann, oder institutionellen Risiken, die sich, zum Beispiel durch das Verhalten ein-
zelner Mitarbeiter, positiv oder negativ auf die eigene Organisation auswirken können, sind
hier ebenfalls die Systemrisiken zu nennen, die Einfluss auf das politische System haben kön-
nen. Innerhalb dieser drei Hauptkategorien können die einzelnen Risiken in verschiedene Ri-
sikoarten unterteilt werden (Finanzrisiken, Reputationsrisiken etc.). Oftmals ist ein Ereignis
auch mit mehreren Risiken verbunden. So entsteht beispielsweise durch eine Trinkwasserver-
schmutzung für die betreffende Gemeinde neben einem allfälligen finanziellen Schaden si-
cherlich auch ein Reputationsschaden. Hinsichtlich der Unterscheidung der unterschiedlichen
Risikokategorien bzw. –arten wird auf das vorstehende Kapitel 2.1.2 verwiesen, in dem aus-
führlich auf dieses Thema eingegangen wurde.
Die Vielfältigkeit der Risiken basiert auf dem ausgesprochen breiten und komplexen Aufga-
benspektrum der Gemeinden. In Anlehnung an die diesbezüglichen vor allem auf den Bund
bezogenen Ausführungen von Schütz (2009, S. 124) kann dieser Aspekt wie folgt erläutert
werden:
Gesetzlicher Auftrag
Im Rahmen der Wahrnehmung des gesetzlichen Auftrages sind die Risiken der Gemeinden
oft auf Zielkonflikte zwischen den verschiedenen Involvierten (Legislative, Exekutive, Ver-
waltung) zurück zu führen. Wird dem Stadtrat Dübendorf beispielsweise vom Parlament ein
Kredit für die Realisierung eines aus Sicht des Stadtrates wichtigen Integrationsprojektes
verweigert, besteht das Risiko, dass der Stadtrat sein bezüglich Integration festgelegtes Stra-
Risikomanagement in Schweizer Gemeinden 25
tegieziel nicht erreicht. Eine vom Parlament möglicherweise mit Absicht angestrebte Auswir-
kung, da dieses mit der Integrationspolitik des Stadtrates nicht einverstanden ist. Dies ent-
spricht zweifellos einem in unserem Demokratie-System legitimen Vorgehen. Im Hinblick auf
den gesetzlichen Auftrag der Integration entsteht durch die unterschiedlichen Zielsetzungen
jedoch ein Risiko.
Der gesetzliche Auftrag der Gemeinden beinhaltet ausserdem zahlreiche risikobehaftete Auf-
gaben wie die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit oder die Bereitstellung und Siche-
rung öffentlicher Infrastrukturanlagen. Andere Beispiele dafür können im Zusammenhang mit
dem Umgang mit Naturgewalten und Umweltrisiken genannt werden.
Aber auch die Delegation staatlicher Aufgaben an Dritte birgt Risiken. So übernimmt die
Glattwerk AG im Auftrag der Stadt Dübendorf die Erstellung und den Betrieb des Versor-
gungsnetzes im Bereich Elektrizität sowie Fernsehen und Internet und wird von vielen Ein-
wohnerinnen und Einwohnern als stadteigener Betrieb wahrgenommen. Ob der von der Ge-
schäftsleitung der Stadtverwaltung Dübendorf geforderte Dienstleistungsgedanke bei der
Leistungserbringung von der Glattwerk AG aber auch wirklich gelebt wird, ist aufgrund derer
selbständigen Organisation nur schwerlich zu kontrollieren.
Rechtsetzung
Oftmals liegt der Ursprung von Risiken auch in mangelhaften Rechtserlassen, die wiederum
nicht selten auf politische Kompromisse zurück zu führen sind. Bei der Rechtsetzung ist des-
halb den damit verbundenen Auswirkungen und Risiken die notwendige Beachtung zu schen-
ken. Ausserdem sollten Rechtserlasse periodisch auf ihre Wirksamkeit überprüft werden.
Ein weiteres, nicht zu vernachlässigendes Risiko stellt die Delegation von Rechtsetzungsbe-
fugnissen dar. So kann in Dübendorf das Parlament durch die verordnete Zuständigkeit des
Stadtrates auf verschiedene politisch relevante Bereiche keinen direkten Einfluss nehmen. Als
Beispiel sei hier die Festlegung der Verbrauchsgebühren in den Bereichen Wasser und Ab-
wasser genannt.
Direkte Finanzrisiken
Die finanzielle Entwicklung der Gemeinden hängt neben vielen planbaren Einflüssen (z.B.
eigene Investitionen) von verschiedenen nicht oder nur bedingt beeinflussbaren Faktoren ab.
Dazu gehören neben den Steuereinnahmen beispielsweise auch die mittel- und langfristig
kaum vorhersehbaren Sozialversicherungs- und Sozialhilfekosten oder in Ausnahmefällen
auch durch Korruptions- oder Betrugsfälle verursachte Kosten.
Staats- und Organisationshaftung
Die Staats- und Organisationshaftung beinhaltet einerseits die Verpflichtung, für die Schäden
einstehen zu müssen, die durch das Handeln der eigenen Bediensteten gegenüber Dritten ver-
ursacht wurden. Gemäss Haftungsgesetz des Kantons Zürich (Haftungsgesetz Kt. ZH, 1969, §
Risikomanagement in Schweizer Gemeinden 26
6, S. 2), das gemäss § 2 desselben auch für die Gemeinden des Kantons Zürich gilt, haften die
Gemeinden grundsätzlich für den Schaden, den ein Angestellter in Ausübung amtlicher Ver-
richtungen einem Dritten widerrechtlich zufügt (vorbehältlich eines entsprechenden Rück-
griffrechts). Andererseits besteht für die Gemeinden auch eine Verantwortlichkeit als Organi-
sationsganzes für alle Handlungen und Unterlassungen seiner Organe.
3.2 Gesetzliche Grundlagen
3.2.1 Vorgaben für Bund, Kantone und Gemeinden
Mit Datum vom 24. September 2010 hat der Bundesrat Weisungen über die Risikopolitik des
Bundes erlassen. In der Zielsetzung des darin erwähnten Risikomanagements wird dabei u.a.
angeführt, dass zur Unterstützung der Entscheidungsfindung von Bundesrat und Bundesver-
waltung durch Schaffung der notwendigen Transparenz mögliche künftige Ereignisse und
Entwicklungen vorausgesehen werden können. „Das Risikomanagement ist ein Führungs-
instrument. Es ist fester Bestandteil der Geschäfts- und Führungsprozesse und gehört zur
sorgfältigen und wirtschaftlichen Aufgabenerfüllung“ (Schweizer Bundesrat, 2010, S. 6550).
Gestützt auf diese Weisungen des Bundesrates hat die Eidgenössische Finanzverwaltung ent-
sprechende Richtlinien über das Risikomanagement des Bundes erlassen. Diese „(…) bilden
den verbindlichen Rahmen des Risikomanagements des Bundes“ (Eidgenössische Finanzver-
waltung, 2011, S. 3).
Während dem auf Bundesebene also durchaus Bestimmungen bestehen, die die Einheiten der
Bundesverwaltung dazu verpflichten, ein umfassendes Risikomanagement zu führen, gibt es
bis heute keine verbindlichen Vorgaben für eine Risikopolitik auf kantonaler und kommunaler
Ebene. „Es steht den einzelnen Kantonen frei, eine solche für sich und allenfalls die Gemein-
den zu verabschieden. Die Gemeinden haben im Rahmen des kantonalen Rechts die Möglich-
keit, eigene Grundsätze zu einem Risikomanagement zu beschliessen“ (Hunziker et al., 2015,
S. 27).
3.2.2 Gesetzliche Vorgaben im Kanton Zürich
Basierend auf der per 1. Januar 2006 in Kraft gesetzten neuen Kantonsverfassung des Kantons
Zürich wurde auch das Gemeindegesetz des Kantons Zürich überarbeitet. Der Kantonsrat des
Kantons Zürich hat das neue Gemeindegesetz am 20. April 2015 verabschiedet. Das neue
Gemeindegesetz wurde am 30. April 2015 im Amtsblatt des Kantons Zürich mit dem Hinweis
auf die Referendumsfrist veröffentlicht, die unbenutzt verstrichen ist. Da das neue Gemeinde-
gesetz vorsieht, dass weiterführende, auf das Gesetz aufbauende Vorschriften im Rahmen
einer Verordnung durch den Regierungsrat erlassen werden sollen, die der Genehmigung des
Kantonsrates unterstehen, ist mit der Inkraftsetzung des neuen Gemeindegesetzes frühestens
per 1. Januar 2017 zu rechnen (DDJI, 2015, S. 3). Entgegen der Annahme von Hunziker et al.
(2015, S. 33) hat es der Kanton Zürich im Rahmen dieser Gesetzesrevision jedoch verpasst,
auch für die Gemeinden verbindliche Bestimmungen hinsichtlich der Risikominimierung
festzulegen. Damit können diesbezügliche Verpflichtungen der Gemeinden auch weiterhin
Risikomanagement in Schweizer Gemeinden 27
nur von verschiedenen gesetzlichen Bestimmungen abgeleitet werden. So sieht § 49 des neuen
Zürcher Gemeindegesetzes als Aufgabe des Gemeindevorstandes, wie die Exekutivbehörde
auf kommunaler Ebene neu betitelt wird, u.a. vor, dass dieser im Rahmen seiner Aufsichts-
pflicht über die Verwaltung die Einhaltung der Vorschriften sicherzustellen, für die zweck-
mässige Verwendung der Mittel zu sorgen und die notwendigen Massnahmen zum Schutz des
Gemeindevermögens und zur Verhinderung von Ordnungswidrigkeiten zu treffen hat (GG,
2015, S. 10). Im Hinblick auf ein systematisches Risikomanagement, stellt diese gesetzliche
Bestimmung für die Gemeinden allenfalls eine Empfehlung, jedoch keine Verpflichtung dar.
Bei der Beobachtung der langwierigen politischen Diskussionen rund um das neue Gemein-
degesetz wurde schnell deutlich, dass weitergehende Bestimmungen, mit denen die Gemein-
den hinsichtlich Risikopolitik mehr in die Pflicht genommen worden wären, keine Chance
hatten. Dies wiederum macht deutlich, dass die Interessen der Gemeinden im Zürcher Kan-
tonsparlament sehr stark vertreten sind. Eine interessante Nebenbemerkung, die auf den ersten
Blick keinen engeren Bezug zu dieser Arbeit vermuten lässt. Im Hinblick auf eine eidgenös-
sisch oder zumindest kantonal einheitliche Lösung, kommt dieser Gegebenheit höchst
schweizerisch föderalistischer Prägung aber doch eine wesentliche Bedeutung zu: Die Ge-
meinden wollen auch hinsichtlich ihrer Risikopolitik möglichst autonom entscheiden können.
Allgemein verpflichtende Bestimmungen, die die eigene Entscheidungsgewalt einschränken
würden, werden von den Zürcher Gemeinden und deren Vertretern auf kantonaler Ebene
mehrheitlich abgelehnt. Sehr oft wird dabei auf die in der Zürcher Kantonsverfassung wie
folgt formulierte Gemeindeautonomie abgestellt: „Die Gemeinden regeln ihre Angelegenhei-
ten selbständig. Das kantonale Recht gewährt ihnen möglichst weiten Handlungsspielraum“
(KV, 2005, Art. 85, S. 17).
Neben dem Gemeindegesetz gibt es aber auch verschiedene andere Gesetzestexte, die im
Hinblick auf die Risikopolitik der Gemeinden, deren Verantwortlichkeit zum Ausdruck brin-
gen. So haften Gemeinden, wie bereits erwähnt, gemäss § 6 des kantonalen Haftungsgesetzes
für den Schaden, den ein Angestellter in Ausübung amtlicher Verrichtungen einem Dritten
widerrechtlich zufügt (Haftungsgesetz, 1969, S. 2). Aus finanzieller Sicht werden auch in der
kantonalen Verordnung über den Gemeindehaushalt (VGH) diesbezügliche Verantwortlich-
keiten der zuständigen Gemeindebehörden erwähnt: „Gemeinden, Zweckverbände und An-
stalten sorgen für eine fachkundige und unabhängige Prüfung des Finanzhaushaltes und des
Rechnungswesens“ (VGH, 1984, § 33, S. 9). Neben den auf den Finanzhaushalt bezogenen
Vorgaben, bestehen aber auch zahlreiche andere Gesetzesartikel, die im Zusammenhang mit
einem Chancen- und Risikomanagement der Gemeinden genannt werden können. Als Bei-
spiel sei hier auf die kantonale Lebensmittel- und Gebrauchsgegenstandsverordnung (KLGV)
hingewiesen, deren § 11 hinsichtlich einer allfälligen Vergiftung von Einwohnern vorsieht,
dass die Gemeinden sicher zu stellen haben, dass Private ihre selbst gesammelten Pilze kon-
trollieren lassen können und hierfür Pilzkontrolleure zu bestellen und diese dem Kantonalen
Labor zu melden seien (KLGV, 2014, S. 3). Es gibt zahlreiche andere Rechtstitel aus Berei-
chen wie Gesundheit, Sicherheit etc., mit denen die Gemeinden hinsichtlich bestehender Risi-
ken in die Verantwortung genommen werden, die als weitere Beispiele angeführt werden
könnten.
Risikomanagement in Schweizer Gemeinden 28
Zusammenfassend macht der Inhalt dieses Kapitels deutlich, dass für die Zürcher Gemeinden
zum heutigen Zeitpunkt keine verbindlichen gesetzlichen Bestimmungen für den Betrieb ei-
nes systematischen, flächendeckenden Risikomanagements bestehen, dass sich gestützt auf
diverse Rechtstitel aus den unterschiedlichsten Bereichen für die jeweils zuständigen Ge-
meindebehörden aber durchaus nicht zu vernachlässigende Verantwortlichkeiten ergeben.
3.3 Verbindung zu den Führungsinstrumenten IKS und QMS
Internes Kontrollsystem (IKS)
Im Zusammenhang mit dem Risikomanagement wird auch der Begriff des Internen Kontroll-
systems (IKS) immer wieder genannt. Unter diesem Begriff versteht man ein Führungs-
instrument, das systematisch die von der Exekutive angeordneten organisatorischen Kontroll-
Massnahmen und -Regelungen betreffend die internen, operationellen Prozessabläufe in der
Verwaltung umsetzt. Prozesse sollen dadurch transparent und effizient, der Vermögensschutz
möglichst gewährleistet und die Einhaltung der Gesetze und Weisungen sichergestellt werden.
Mit dem IKS werden diverse bereits vorhandene Führungsinstrumente wie Legislaturziele,
Visumsregelung, Personalplanung etc. zusammengeführt und in ein gemeinsames System
eingebettet (Gemeindeamt des Kantons Zürich, 2008, S. 2).
Peter (ohne Datum, S. 98) umschreibt die Zielsetzung eines effektiven IKS zusammenfassend
wie folgt: Das Kontrollsystem kann insbesondere dazu beitragen, dass die geschäftspoliti-
schen Ziele durch eine wirksame und effiziente Geschäftsführung erreicht, Gesetze und Vor-
schriften eingehalten, das Geschäftsvermögen gesichert, Fehler und Unregelmässigkeiten ver-
hindert, vermindert oder aufgedeckt, die Zuverlässigkeit und Vollständigkeit der Buchführung
sichergestellt und die finanzielle Berichterstattung zeitgerecht und verlässlich erfolgen kann.
Hunziker et al. (2015, S. 25) bringt den engen Zusammenhang des Risikomanagements mit
dem IKS wie folgt zum Ausdruck: „Ein besonderes Augenmerk gilt der Schnittstelle zwi-
schen dem Risikomanagement und dem internen Kontrollsystem. Während das Risikoma-
nagement des Bundes breit angelegt ist, identifiziert das IKS (…) operative Risiken in den
finanzrelevanten Geschäftsprozessen und legt Kontrollmassnahmen fest, um diese Risiken zu
minimieren.“
Dem auf die operativen Prozesse fokussierten Internen Kontrollsystem ist also bei der Erar-
beitung eines Risikomanagement-Konzeptes jedenfalls die notwendige Beachtung zu schen-
ken. Es ist zu bestimmen, welche Risiken dem Risikomanagement oder eben dem IKS zuge-
schrieben werden. Die diesbezüglichen Zuständigkeiten und Schnittstellen sind klar zu defi-
nieren. Ausserdem ist im Rahmen des Risikomanagements jeweils zu prüfen, welche erfassten
relevanten Risiken, die meist mit strategischen Zielen verknüpft sind, sich auch auf operative
Prozesse auswirken und dadurch die definierten IKS-Ziele wie Vermögensschutz, eine kor-
rekte Rechnungslegung oder die Einhaltung von Gesetzen und Normen betreffen könnten
(Hunziker et al., 2015, S. 119 – 120). In der Stadtverwaltung Dübendorf wurden bis heute nur
vereinzelte IKS-Prozesse entwickelt. Ein systematisches, flächendeckendes IKS fehlt jedoch
genauso wie das Risikomanagement.
Risikomanagement in Schweizer Gemeinden 29
Die Auswirkung von strategischen Risiken auf operationelle Prozesse kann mit folgendem
Beispiel aus der Stadt Dübendorf dargestellt werden: Am 6. Oktober 2013 titelte die Schwei-
zer Boulevard-Zeitung Blick mit Bezug auf den Dübendorfer Stadtpräsidenten: „Warum
schlampt Ihre Stadt, Herr Ziörjen?“ (Glattaler, 2013, S. 1). Eine für das Image der Stadt Dü-
bendorf nicht sehr förderliche Schlagzeile. Der Grund für die negative Berichterstattung lag in
einem Versehen der Stadtverwaltung, die im Rahmen der Initiative „Nein zur 100er-Vignette“
im Sommer 2013 für die Beglaubigung von 42 Unterschriften zweieinhalb Monate benötigte;
mit der Folge, dass die Unterschriften von den Initianten nicht mehr rechtzeitig hatten einge-
reicht werden können. In der Folge wurden die für das Missgeschick verantwortlichen Prozes-
se auf der operativen Ebene geprüft und angepasst. Es ist nicht sicher, aber zumindest mög-
lich, dass mit einem systematischen Risikomanagement die operativen Mängel bereits früher
entdeckt worden wären, und damit das Image schädigende Ereignis hätte verhindert werden
können. So aber musste im Hinblick auf den nachfolgenden Leitsatz der Stadtverwaltung eine
negative Zielabweichung in Kauf genommen werden: „Wir sind eine verlässliche und wirt-
schaftlich handelnde Stadtverwaltung mit Qualität und Engagement.“
Das Zusammenspiel des Risikomanagements (strategische Gemeindeebene) und des IKS
(operative Prozessebene) wird in der nachfolgenden Abbildung dargestellt:
Abbildung 4: Zusammenspiel Risikomanagement und IKS
(Quelle: Hunziker et al., 2015, S. 118)
Risikomanagement in Schweizer Gemeinden 30
Qualitätsmanagement-System (QMS)
Neben dem IKS steht mit dem Qualitätsmanagement-System (QMS) ein weiteres Führungs-
instrument in enger Verbindung zum Risikomanagement. Im Gegensatz zum Risikomanage-
ment und zum IKS wird in der Stadtverwaltung Dübendorf schon seit einigen Jahren ein sys-
tematisches, flächendeckendes und über die Jahre sehr gut entwickeltes QMS betrieben.
Nach Peter (ohne Datum, S. 49) beinhaltet ein QMS ein auf die gesamte Organisation bezo-
genes Verfahren, das sich mit der Zielsetzung einer stetigen Verbesserung an den legitimen
Bedürfnissen der an den Prozessen Beteiligten orientiert. Umfasst werden dabei alle Tätigkei-
ten des Managements, welche die Qualitätspolitik, die Ziele und Verantwortungen im Rah-
men des Qualitätsmanagement-Systems betreffen. Die Zielerreichung wird dabei durch Pla-
nung, Lenkung, Sicherung und Verbesserung der Qualität angestrebt. Die Notwendigkeit ei-
ner guten Einbettung in die verschiedenen Managementprozesse bzw. in die ganze Unterneh-
mung bringt Bruhn (2011, S. 302) wie folgt zum Ausdruck: „Um eine zielorientierte Verfol-
gung der Aufgaben des Qualitätsmanagements und somit eine effiziente Realisierung der
Qualitätsziele zu erreichen, ist eine ganzheitliche, integrierte Umsetzung des Qualitätsmana-
gementsystems im Unternehmen notwendig.“
Der direkte Bezug des QMS sowohl zum Risikomanagement als auch zum IKS kann aber
auch an einem ganz einfachen praktischen Beispiel aufgezeigt werden: So werden im Düben-
dorfer QMS dereinst die detaillierten Prozessabläufe dieser beiden noch zu entwickelnden
Führungsinstrumente abzubilden sein.
3.4 Aktueller Überblick über Risikomanagement in Schweizer Gemeinden
Aufgrund der stetig steigenden Anforderungen an die Politik und die Verwaltung in einem
immer komplexeren gesellschaftlichen Umfeld, verschiedener Entwicklungen und Ereignisse
der jüngeren Vergangenheit sowie der zu erwartenden künftigen Herausforderungen haben
die Begriffe „Risiko“ und „Risikomanagement“ in den letzten Jahren auch in den Schweizer
Kommunen vermehrt Einzug gehalten (Schütz, 2009, S. 117). Im Rahmen der Vorbereitung
auf diese Arbeit wurde jedoch deutlich, dass ein systematisches Risikomanagement bis heute
nur in wenigen Schweizer Gemeinden betrieben wird. Diese Einschätzung wird von Hunziker
et al. (2015, S. 14) mit folgendem Wortlaut bestätigt: „Beim Thema Risikomanagement ist die
Entwicklung noch weniger weit. (…) Eine systematische Herangehensweise an die Erfassung,
Beurteilung, Steuerung und Überwachung der Top-Risiken in Gemeinden kann nur in Aus-
nahmefällen beobachtet werden.“ Die Gründe dafür weichen wohl auch bei den Schweizer
Gemeinden nicht wesentlich von den im Kapitel 2.4 mit Bezug auf die Öffentliche Verwal-
tung generell erläuterten Ursachen ab.
3.5 Lösungsansätze anhand von drei Praxisbeispielen
Im Rahmen dieser Arbeit wurden in den Städten Bern und Zürich sowie in der Luzerner Ge-
meinde Buchrain drei unterschiedliche Systeme zur Erfassung und Behandlung von Risiken
untersucht. Für die Begründung zu deren Auswahl wird auf das vorstehende Kapitel 1.4.2
Risikomanagement in Schweizer Gemeinden 31
verwiesen. Die Ergebnisse der mit den jeweils verantwortlichen Personen durchgeführten
Befragungen werden, gestützt auf die Fragenkataloge gemäss Anhängen 1 und 2 zu dieser
Arbeit, unter den folgenden zentralen Titeln abgebildet:
- Zeitpunkt und Auslöser für das betriebene Risikominimierungs-System
- Wichtige Schritte bei der Initiierung des Systems
- Wichtige Bestandteile und Instrumente des Systems
- Entscheid über die zu beobachtenden Top-Risiken (Gremium/Zeitperiode)
- Bekannte Auswirkungen seit Inbetriebnahme des Systems
- Stärken und Schwächen des Systems
- Benötigte Ressourcen für den Aufbau und Betrieb des Systems
- Schnittstellen zur Krisenkommunikation, zum IKS sowie zum QMS
In den nachfolgenden Auswertungen wird dabei auch auf die von den Befragten zu den be-
triebenen Systemen zur Verfügung gestellten Dokumente abgestellt.
3.5.1 Stadt Zürich, Chancen- und Risikomanagement
Die Stadt Zürich betreibt seit dem Jahr 2012 ein systematisches Chancen- und Risikoma-
nagement. Die Befragung von Thomas Kuoni, Stv. Direktor der Finanzverwaltung der Stadt
Zürich, hat am 6. Juli 2015 stattgefunden. Die im nachfolgenden Text bezüglich der wörtli-
chen oder sinngemässen Aussagen des Befragten angegebenen Seitenzahlen entsprechen dem
zum Interview verfassten Transkript.
Zeitpunkt und Auslöser für das betriebene Risikominimierungs-System
Nachdem 2009 mit dem Konzept begonnen und im darauffolgenden Jahr erste Pilotprojekt-
Workshops durchgeführt wurden, erfolgte die Einführung des systematischen Chancen- und
Risikomanagement-Systems der Stadt Zürich im Jahr 2012. Auslöser dafür war ein neues
Versicherungskonzept, das, unter Eingehung eines höheren Selbstbehaltes, ein höheres Risi-
kobewusstsein in den Abteilungen verlangte.
Wichtige Schritte bei der Initiierung des Systems
Ein wichtiger Schritt sieht Kuoni (2015, S. 2) in der Verabschiedung des für die Einführung
des Chancen- und Risikomanagements notwendigen Risiko- und Versicherungsreglements
der Stadt Zürich, dessen überarbeitete Fassung hinsichtlich Risikopolitik u.a. folgendes vor-
gibt: „Den Organisationseinheiten der Stadt obliegt es, Risiken aufgrund einer systematischen
Risikoanalyse möglichst zu vermeiden oder zu vermindern“ (RVR, 2015, Art. 6, S. 2). Weiter
sei jedoch auch die frühzeitige Einbindung der Dienstabteilungen und die Berücksichtigung
deren Erfahrungen von entscheidender Bedeutung gewesen. Und ein ebenfalls wichtiger Fak-
tor habe darin bestanden, dass das Chancen- und Risikomanagement-System einfach gehalten
worden sei. Dadurch habe man die in einigen Dienstabteilungen vorhandene Angst vor einem
kaum zu bewältigenden Zusatzaufwand schnell aus der Welt räumen können.
Risikomanagement in Schweizer Gemeinden 32
Wichtige Bestandteile und Instrumente des Systems
Das Hauptinstrument des Zürcher Modells ist eine Risikolandkarte, auf der die relevanten
Chancen und Gefahren in Form einer Matrix und unter Berücksichtigung der Eintrittswahr-
scheinlichkeit und der zu erwartenden Auswirkung abgebildet sind.
Abbildung 5: Risikolandkarte der Stadt Zürich
(Quelle: T. Kuoni, 2013, S. 12)
Diese Risikolandkarte bildet auch die Grundlage für die jeweilige Diskussion über die Neupo-
sitionierung der Risiken, ob bisherige Risiken von der Landkarte genommen, oder ob allen-
falls neue Risiken in diese aufgenommen werden sollen. Ergänzend dazu gibt es zu jedem
relevanten Risiko einen Beschrieb, der auch über allfällige mit dem Risiko verbundenen Mas-
snahmen Auskunft gibt. Für ein Muster eines solchen Risikobeschriebs wird auf die nachfol-
gende Abbildung verwiesen:
Risikomanagement in Schweizer Gemeinden 33
Abbildung 6: Risikobeschrieb der Stadt Zürich
(Quelle: T. Kuoni, 2013, S. 13)
Entscheid über die zu beobachtenden Top-Risiken (Gremium/Zeitperiode)
Für etwa Zweidrittel der 70 Dienstabteilungen wird das System zentral in der Finanzverwal-
tung betrieben. Diese führt mit den betreffenden Dienstabteilungen entsprechende Workshops
durch. Die restlichen Dienstabteilungen bewirtschaften ihr Chancen- und Risikomanagement
selbständig und führen dazu auch eigene Workshops durch. Auf der Ebene der Dienstabtei-
lungen entscheidet in einem ersten Schritt die jeweilige Geschäftsleitung darüber, welche Ri-
siken in die Risikolandkarte aufgenommen werden. In einem ersten Konsolidierungsschritt
werden die als dafür relevant erachteten Risiken auf die Ebene der Departemente übertragen.
Schlussendlich beschliesst der Stadtrat über die gesamtstädtische Risikolandkarte, in der die
wesentlichsten, aus den Departementen übermittelten Risiken abgebildet sind. Dies basierend
auf Art. 26 des Risiko- und Versicherungsreglements der Stadt Zürich (2015, S. 6), wonach
Risikomanagement in Schweizer Gemeinden 34
die Zuständigkeit für die abschliessende Genehmigung des Chancen- und Risikomanage-
mentkonzepts und dessen Umsetzung beim Stadtrat liegt. Diese gesamtstädtische Risikoland-
karte wird neu alle zwei Jahre überprüft (früher jedes Jahr). Das dreistufige Verfahren zwi-
schen den Ebenen Dienstabteilung, Departemente und Stadt geht auch aus einem Merkblatt
der Finanzverwaltung der Stadt Zürich zu den Themen Risikomanagement und IKS hervor
(2013, S. 4).
Bekannte Auswirkungen seit Inbetriebnahme des Systems
Kuoni (2015, S. 3 – 4) ist ein Fall bekannt, in dem nach einem Überfall auf die Stadtkasse
aufgrund einer nachfolgenden Risikoeinschätzung im Rahmen des Risikomanagement-
Workshops Massnahmen ergriffen wurden (Training Mitarbeitende, Erstellung Vereinze-
lungsanlage etc.). Ansonsten erachtet er die Beurteilung der effektiven Auswirkung des Risi-
komanagements als schwierig, da kaum nachgewiesen werden könne, welche nicht eingetre-
tenen Ereignisse auf den Betrieb des Risikomanagements zurückgeführt werden könnten.
Stärken und Schwächen des Systems
„Ja, also von den Stärken her, würde ich sicher sagen, dass die Sache einfach gehalten worden
ist“ (Kuoni, 2015, 4). Die Einfachheit beinhalte dabei zum einen den Verzicht auf eine finan-
zielle Bewertung der Risiken. Aber auch lange Diskussionen darüber, wo ein Risiko jetzt ge-
nau zu platzieren ist, sei nicht zielführend. Entscheidend sei vielmehr, dass ein Risiko in die
Landkarte aufgenommen und bei Bedarf mit den notwendigen Massnahmen verbunden wer-
den könne. Eine weitere Stärke sei die frühe Einbindung der Mitarbeitenden gewesen; nicht
zuletzt deshalb sei bei diesen eine grosse Akzeptanz gegenüber dem neuen System entstan-
den. Schlussendlich könne auch die vorbildliche Unterstützung durch die politisch Verant-
wortlichen zu den entscheidenden Stärken gezählt werden.
Nicht gerade als Schwäche, aber als Schwierigkeit erachtet Kuoni (2015, S. 5) die Abbildung
der Risikolandkarte auf Ebene des Stadtrates. Dies ist zweifellos auch auf die grosse Anzahl
von Abteilungen in der Zürcher Stadtverwaltung zurückzuführen. Ein weiterer heikler Punkt
bestehe in der Zusammenarbeit mit der Rechnungsprüfungskommission und der Geschäfts-
prüfungskommission. Einerseits bestehe von dieser Seite ein grosser Informationsbedarf,
weshalb diesbezügliche Spielregeln ganz wichtig seien. Andererseits sei dann von gleicher
Stelle oft die Kritik zu vernehmen, dass der Betrieb eines Chancen- und Risikomanagement-
Systems zu aufwändig und zu kostenintensiv sei.
Benötigte Ressourcen für den Aufbau und Betrieb des Systems
Sowohl die einmaligen Kosten für den Aufbau des Systems als auch der wiederkehrende
Aufwand können von Kuoni (2015, S. 5 – 6) nicht genau beziffert werden. Zu erwähnen ist
jedoch, dass im Fall der Stadt Zürich durch die Unterstützung des Instituts für Verwaltungs-
management bei der Entwicklung des Chancen- und Risikomanagement-Systems eigene Res-
sourcen eingespart werden konnten. Der heutige, für den Betrieb des Systems anfallende
Aufwand belaufe sich in der Finanzverwaltung auf rund 60 – 80 Stellenprozente. In den ein-
Risikomanagement in Schweizer Gemeinden 35
zelnen Dienstabteilungen sei der Zusatzaufwand minim. Insgesamt dürfe der Aufwand für den
Betrieb des Systems als sehr gering bezeichnet werden, insbesondere im Vergleich des damit
verbundenen Nutzens. Denn als Führungskraft müsse man sich jedenfalls mit den möglichen
Risiken auseinandersetzen.
Schnittstellen zur Krisenkommunikation, zum IKS sowie zum QMS
Gemäss Kuoni (2015, S. 6 - 7) bestehe generell und somit nicht nur hinsichtlich der Kommu-
nikation eine enge Zusammenarbeit mit dem FIBAL (Führung in besonderen und ausseror-
dentlichen Lagen) der Stadtpolizei Zürich. Weiter bestünden auch Schnittstellen zum IKS und
Versicherungsbereich, die ebenfalls in der Finanzverwaltung angesiedelt seien, sowie zum
Bereich Arbeitssicherheit. In Bezug auf das QMS sei die Einbettung ins Chancen- und Risi-
komanagement sicherlich noch ausbaufähig, insbesondere da zum heutigen Zeitpunkt inner-
halb der Stadtverwaltung verschiedene QMS-Systeme bestünden.
3.5.2 Gemeinde Buchrain, Risikomanagement
Die Gemeinde Buchrain betreibt seit dem Jahr 2011 ein systematisches Risikomanagement.
Die Befragung von Oliver Furrer, Leiter Abteilung Finanzen der Gemeinde Buchrain, hat am
7. Juli 2015 stattgefunden. Die im nachfolgenden Text bezüglich der wörtlichen oder sinnge-
mässen Aussagen des Befragten angegebenen Seitenzahlen entsprechen dem zum Interview
verfassten Transkript.
Zeitpunkt und Auslöser für das betriebene Risikominimierungs-System
Gemäss Furrer (2015, S. 1 – 2) erfolgte die Einführung des systematischen Risikomanage-
ment-Systems der Gemeinde Buchrain im Jahr 2011. Auslöser dafür sei sein Stellenantritt als
Leiter Finanzen der Gemeinde Buchrain gewesen. Denn als ehemaliger Revisor in der Privat-
wirtschaft stelle für ihn der Betrieb eines Risikomanagements eine zwingende Voraussetzung
dar. Im Rahmen eines von der Hochschule Luzern Anfang 2012 gestarteten Projektes zu den
Themen IKS und Risikomanagement in den Gemeinden sei das System dann noch ausgebaut
worden.
Wichtige Schritte bei der Initiierung des Systems
Für die Initiierung war, wie vorstehend erwähnt, der berufliche Hintergrund des Leiters Fi-
nanzen der Gemeinde Buchrain ausschlaggebend. Der Aufbau des Risikomanagement-
Systems erfolgte wohl nach Rücksprache mit dem Finanzvorsteher, jedoch ohne offiziellen
Auftrag der Exekutive. Furrer (2015, S. 2) führt dazu aus, dass er in einem ersten Schritt der
Verwaltungsleitung einen entsprechenden Vorschlag gemacht habe. „Und ich habe dann ei-
gentlich mal für meinen Bereich meine Risiken erhoben und gerade gezeigt, wie das in etwa
aussehen könnte“ (Furrer, 2015, S. 2). Anschliessend seien alle Abteilungen dafür zuständig
gewesen, die in ihren Bereichen relevanten Risiken zu erheben. Der somit zustande gekom-
mene Risikokatalog ging dann zur Verabschiedung an den Gemeinderat. Unterstützt und et-
Risikomanagement in Schweizer Gemeinden 36
was Vorangetrieben wurde die Einführung des Risikomanagement auch durch einen Ende
2011 festgestellten Betrugsfall im Betreibungsamt der Gemeinde Buchrain.
Wichtige Bestandteile und Instrumente des Systems
Im Gegensatz zur Stadt Zürich bewirtschaftet die Gemeinde Buchrain keine Risikolandkarte,
sondern lediglich einen Risikokatalog. In diesem Katalog werden alle Risiken bzw. die Ge-
fahren festgehalten; denn Chancen werden im System der Gemeinde Buchrain nicht bewirt-
schaftet. Auch keine Aufnahme im Risikomanagement finden rein prozessorientierte Risiken,
da diese gemäss Qualitätshandbuch der Einwohnergemeinde Buchrein (2015, S. 4) dem IKS
zugewiesen werden. Zu jedem Risiko gehört ein Kurzbeschrieb sowie die Zuweisung an die
verantwortliche Abteilung bzw. den zuständigen Risikoeigentümer. Ein Risikorating macht
zudem Aussagen zu Eintrittswahrscheinlich eines Risikos und den erwarteten Auswirkungen.
Auch mögliche Ursachen und Massnahmen werden auf dem Katalog mit den jeweiligen Risi-
ken verknüpft. Schlussendlich besteht auch eine Verbindung zum IKS, indem festgehalten
wird, auf welche internen Prozesse die jeweiligen Risiken Einfluss haben können. Gemäss
Furrer (2015, S. 3) beinhalte der Risikokatalog der Gemeinde Buchrain jeweils rund 30 Risi-
ken. Der Katalog werde dabei bewusst schlank gehalten, damit man sich auch effektiv mit
ihm befasse.
Entscheid über die zu beobachtenden Top-Risiken (Gremium/Zeitperiode)
Gemäss Qualitätshandbuch der Einwohnergemeinde Buchrain (2015, S. 6) liegt die Zustän-
digkeit für das Risikomanagement beim Abteilungsleiter Finanzen. Die Aktualisierung des
Systems erfolgt jährlich. Gemäss Furrer (2015, S. 3) würden sowohl die Verwaltungsleitung,
der Gemeinderat sowie der Geschäftsführer des Alterzentrums jeweils Mitte Jahr zur Über-
prüfung ihrer Risiken aufgefordert. Nach erfolgter Rückmeldung, würde der aktualisierte Ka-
talog von der Verwaltungsleitung zusammengestellt und dem Gemeinderat zur Prüfung und
Verabschiedung vorgelegt. Denn dieser trägt gemäss Qualitätshandbuch der Gemeinde Buch-
rain (2015, S. 7) die (politische) Gesamtverantwortung für das Risikomanagement. Furrer
(2015, S. 3) weist darauf hin, dass die einzelnen Gemeinderäte durchaus bereits zu Beginn in
den Aktualisierungs-Prozess eingreifen und ihre Vorschläge einbringen würden.
Bekannte Auswirkungen seit Inbetriebnahme des Systems
Furrer (2015, S. 4) äussert sich dahingehend, dass man sich in Buchrain auch vor Einführung
des Risikomanagements der wesentlichsten Gefahren bereits bewusst gewesen sei; von daher
seien keine „Aha-Erlebnisse“ zu verzeichnen gewesen. In gewissen Bereichen wie Versiche-
rungen, Submissionsverfahren oder auch Informatik sei jedoch durchaus eine zusätzliche Sen-
sibilisierung entstanden. So werde nun beispielsweise monatlich eine zusätzliche Datensiche-
rung in einem Bankschliessfach hinterlegt. Auch sei der mit dem Risikomanagement verbun-
denen grundsätzlichen Diskussion über Risiken zu verdanken, dass immer wieder neue The-
men auf den Radar genommen und mit einer möglichen Massnahme verbunden würden.
Risikomanagement in Schweizer Gemeinden 37
Stärken und Schwächen des Systems
Furrer (2015, S. 5) führt als Stärken sowohl das schlank gehaltene System als auch dessen
jährliche Aktualisierung an. Davon ausgehend, dass sich die Risiken nicht innerhalb von Wo-
chen und Monaten verändern würden, passe dieser Turnus für die Gemeinde sehr gut. Die
Schwäche hänge grundsätzlich davon ab, was man schlussendlich aus dem System und den
damit verbundenen Informationen machen würde. Ausserdem müsse man sich stets bewusst
sein, dass schlussendlich nicht alle Risiken versichert, abgesichert oder minimiert werden
könnten.
Benötigte Ressourcen für den Aufbau und Betrieb des Systems
Insbesondere wenn man wie im Fall der Gemeinde Buchrain auf ein Projekt, wie dasjenige
der Hochschule Luzern, aufspringen könne, erachtet Furrer (2015, S. 5) den Aufwand für die
Bereitstellung des Konzeptes als nicht sehr gross. Mit mehr Aufwand verbunden sei dann aber
schon die Identifikation und die Bewertung der Risiken. In diesen Prozess seien in der Ge-
meinde Buchrain schnell mal 12 oder 13 Leute involviert gewesen. Klar sei aber auch, dass
der Aufwand im ersten Jahr der Einführung des Systems weitaus höher sei, als in den Folge-
jahren. In der Routine der Folgejahre sieht Furrer aber durchaus auch eine negative Seite:
„Die Gefahr ist vielleicht, (…), dass neue Sachen untergehen, dass man sich zu sehr auf das
Bestehende konzentriert (…)“ (Furrer, 2015, S. 6).
Schnittstellen zur Krisenkommunikation, zum IKS sowie zum QMS
Furrer meint (2015, S. 6), dass grundsätzlich jedes Risiko einem IKS-Prozess zugeordnet
werden könne; dadurch bestehe eine direkte Verbindung zwischen Risikomanagement und
IKS. So würden auch immer wieder neue IKS-Prozesse aus im Rahmen des Risikomanage-
ments neu festgestellten Risiken abgeleitet. Im Qualitätshandbuch der Einwohnergemeinde
Buchrain (2015, S. 3) wird das Zusammenspiel der drei Führungsinstrumente Qualitätsma-
nagement, Risikomanagement und IKS wie folgt beschrieben: „Bei den drei Führungsinstru-
menten gibt es keine gegenseitige messerscharfe Abgrenzung. So sind teilweise Redundanzen
und Doppelspurigkeiten bewusst Teil des Systems. Bei der Beurteilung der bestehenden In-
strumente sowie deren Aktualisierung sind daher diese Schnittmengen stets zu beachten.“
Abbildung 7: Schnittstellen zwischen Risikomanagement, IKS und QMS in der Gemeinde Buchrain
(Quelle: Qualitätshandbuch der Gemeinde Buchrain, 2015, S. 3)
Risikomanagement in Schweizer Gemeinden 38
Zur Krisenkommunikation besteht im Risikomanagement-System der Gemeinde Buchrain
dagegen keine direkte Verbindung.
3.5.3 Stadt Bern, Themen-Monitoring / Themen-Management
Die Stadt Bern betreibt seit dem Jahr 2007 sowohl ein Themen-Monitoring als auch ein The-
men-Management (nähere Angaben dazu erfolgen unter dem nachfolgenden Titel „Wichtige
Bestandteile und Instrumente des Systems“). Die Befragung von Walter Langenegger, Leiter
Informationsdienst der Stadt Bern, hat am 9. Juli 2015 stattgefunden. Die im nachfolgenden
Text bezüglich der wörtlichen oder sinngemässen Aussagen des Befragten angegebenen Sei-
tenzahlen entsprechen dem zum Interview verfassten Transkript.
Zeitpunkt und Auslöser für das betriebene Risikominimierungs-System
Das Themen-Monitoring- und Themen-Management-System wurde in der Stadt Bern mit dem
neuen Kommunikationskonzept im Jahr 2007 eingeführt. Zum System und der diesbezügli-
chen Zuständigkeit ist im Kommunikationskonzept der Stadt Bern (2007, S. 6) festgehalten:
„Der Informationsdienst führt insbesondere das kommunikative Themen-
Monitoring/Themen-Management (…)“. Auslöser für die Einführung dieses Systems war der
Gemeinderat, der einerseits wissen wollte, wie seine Kommunikationsarbeit wirkt, und der
andererseits das Bedürfnis nach einem Frühwarnsystems hatte (Langenegger, 2015, S. 1).
Wichtige Schritte bei der Initiierung des Systems
Gemäss Langenegger (2015, S. 2) hat die Verwaltung mit dem Kommunikationskonzept den
Auftrag erhalten, das neue System aufzubauen. Die Umsetzung sei dann auf der Verwaltungs-
ebene erfolgt. Ein entscheidender Faktor habe dabei in der notwendigen Sensibilisierung aller
Beteiligten bestanden, die unterschiedlichsten Medien regelmässig zu verfolgen und die für
die Stadtverwaltung entscheidenden Meldungen zu erkennen und weiterzuverarbeiten.
Wichtige Bestandteile und Instrumente des Systems
Das Berner System beinhaltet grundsätzlich zwei Hauptinstrumente: Zum einen das täglich
aktualisierte Themen-Monitoring. Dazu trifft sich das Team des Informationsdienstes, das
insgesamt rund zehn Personen umfasst, täglich um 09.00 Uhr zu einer Sitzung. Dabei erfolgt
ein gegenseitiger Austausch über die allgemeine Medienlage. Die als relevant erachteten
Themen finden dann Aufnahme in der Liste „Medienbeobachtung“, die u.a. auch im Intranet
den Amtsleitern und den Generalsekretären sowie auch den Gemeinderäten zugänglich ge-
macht wird. Die nachfolgende Abbildung zeigt die Medienbeobachtungsliste der Stadt Bern
vom Januar 2015.
Risikomanagement in Schweizer Gemeinden 39
Abbildung 8: Medienbeobachtung der Stadt Bern Januar 2015
(Quelle: Informationsdienst der Stadt Bern)
Zum anderen wird in Zusammenarbeit mit den Generalsekretärinnen und Generalsekretären
der fünf Direktionen eine sogenannte „Watchliste“ geführt, auf der die grossen, für die Stadt
Bern relevanten Themen aufgeführt sind. Im Sinne eines Frühwarnsystems soll hier in regel-
mässigen Abständen beurteilt werden, mit welchen Themen die Stadt Bern konfrontiert wer-
den könnte, und welche diesbezüglichen Massnahmen zu treffen wären. Die Aktualisierung
der Watchliste findet dabei vier- bis fünfmal pro Jahr statt.
Risikomanagement in Schweizer Gemeinden 40
Abbildung 9: Themen-Management-Watchliste der Stadt Bern November 2014
(Quelle: Informationsdienst der Stadt Bern)
Entscheid über die zu beobachtenden Top-Risiken (Gremium/Zeitperiode)
Im Bereich des Themen-Monitorings liegt die Zuständigkeit beim Informationsdienst der
Stadt Bern, hinsichtlich des Themen-Managements entscheiden die Generalsekretäre der fünf
Direktionen gemeinsam mit dem Leiter der Informationsdienste über die Aufnahme der rele-
vanten Themen auf die Watchliste. Die Wichtigkeit des diesbezüglichen Austausches zwi-
schen den Generalsekretären als Vertreter der politischen Seite und ihm als Kommunikations-
verantwortlichen bringt Langenegger (2015, S. 3) wie folgt auf den Punkt: „Kommunikation
und Politik sind ja zwei Seiten derselben Medaille. Das darf man nicht unterschätzen (…). Da
braucht es dann den Austausch mit den Generalsekretären, inwiefern politische Erfordernisse
zu berücksichtigen sind bei der Kommunikation“. Im Weiteren führt Langenegger (2015, S.
3) betreffend Watchliste noch an, dass keine anzahlmässige Beschränkung der aufzunehmen-
den Themen bestünde. Es seien jeweils immer rund zwei Dutzend Themen auf der Liste. Man
wolle die Anzahl der aufzunehmenden Themen jedoch nicht limitieren, da es immer wieder
Phasen gebe, in denen eine grössere Anzahl wichtiger Themen zu beobachten seien. Zu den
zwingend auf der Watchliste zu berücksichtigenden Themen gehörten dabei auch jene, die
sich aus den Legislaturzielen des Gemeinderates ergeben.
Bekannte Auswirkungen seit Inbetriebnahme des Systems
Die Wirkung des Systems sei sehr schwierig zu beurteilen. Kommunikation sei letztlich ma-
thematisch nicht messbar. Oft spielten unzählige Unwägbarkeiten eine entscheidende Rolle
dafür, ob die gewählte Kommunikationsstrategie erfolgreich sei oder nicht. Mehr noch: Was
Risikomanagement in Schweizer Gemeinden 41
zum Beispiel heute den Anschein einer guten Kommunikation mache, erweise sich morgen
womöglich als Bumerang. Was jedoch sicherlich gesagt werden könne, sei, dass sich die Sen-
sibilität insbesondere des Kaderpersonals hinsichtlich des Themas Kommunikation verbessert
habe. Der Umstand, dass das Kader permanent mit dem Themen-Monitoring sowie periodisch
auch mit der Watchliste konfrontiert sei, habe dazu geführt, dass heute in den Direktionen
bezüglich Kommunikation ein deutlich höheres Bewusstsein vorhanden sei (Langenegger,
2015, S. 4 - 5).
Stärken und Schwächen des Systems
„Eine Stärke sehe ich darin, dass im Kader und in der Regierung ein Bewusstsein besteht,
dass Kommunikation wichtig ist, dass Kommunikation nicht auf die nächste Sitzung gescho-
ben werden kann, dass heutzutage Kommunikation sehr, sehr schnelllebig ist und darum auch
sehr schnell reagiert werden muss“ (Langenegger, 2015, S. 6). Im Weiteren sei durch das
neue System das Bewusstsein gefördert worden, dass gerade im Zusammenhang mit Projek-
ten die Kommunikation nicht bloss ein Thema unter vielen andern, sondern eines von zentra-
ler Bedeutung darstelle. Als Schwäche könne vielleicht angeführt werden, dass das Themen-
Monitoring und die Watchliste, deren Bewirtschaftung doch mit einem gewissen Aufwand
verbunden sei, nicht so regelmässig konsultiert würden, wie es sich der Leiter der Informati-
onsdienste wünschen würde (Langenegger, 2015, S. 6).
Benötigte Ressourcen für den Aufbau und Betrieb des Systems
Langenegger (2015, S. 7) kann den für den Betrieb des Berner Modells benötigten Aufwand
nur bedingt beziffern. Hinsichtlich des Themen-Monitorings geht er jedoch davon aus, dass
sich die Mitarbeitenden des Informationsdienstes von Berufes wegen die Medienlandschaft
im Auge hätten. Somit beschränke sich der Zusatzaufwand auf die Diskussionen im Rahmen
der regelmässigen Sitzungen. Aber auch im Zusammenhang mit dem Themen-Management
und der damit verbundenen Watchliste halte sich der Aufwand durchaus im Rahmen. Alles in
allem sei es ein vernünftiger Aufwand, insbesondere angesichts dessen, was man damit leisten
könne.
Schnittstellen zur Krisenkommunikation, zum IKS sowie zum QMS
Langenegger (2015, S. 7) erklärt, dass durchaus eine Schnittstelle zum IKS bestehe. Insbe-
sondere in Bezug auf die politische Krisenkommunikation; denn eines sei klar: Eine schlech-
te, mangelhafte oder fehlerhafte Kommunikation könne für die Glaubwürdigkeit und das
Image der Stadtregierung Konsequenzen haben. Vor diesem zentralen Hintergrund sei der
damit zusammenhängende Prozess ins IKS eingeflossen. In Bezug auf die Krisenkommunika-
tion bringt Langenegger zum Ausdruck, dass hinsichtlich Verantwortlichkeit und Kommuni-
kation bei einem bestimmten Ereignis durchaus auf standardisierte Strategien zurückgegriffen
werden könne. Im Zusammenhang mit der Bewältigung und der Kommunikation von Krisen-
situationen müsse man sich jedoch stets bewusst sein, dass man sich nicht auf sämtliche
Eventualitäten vorbereiten könne. Deshalb sei es mit Blick auf die Krisenkommunikation von
zentraler Bedeutung, dass eine dafür verantwortliche Person in der Lage sei zu beurteilen,
Risikomanagement in Schweizer Gemeinden 42
welche Direktionen in einen Fall involviert seien, wer die (politische) Führung zu überneh-
men habe und welche besonderen Fakten zu beachten seien. Wichtig sei aber auch eine zeit-
nahe, offene und ehrliche Kommunikation; ganz im Sinne von: Ja, wir haben das Problem
erkannt, nehmen uns diesem an und werden die notwendigen Massnahmen möglichst bald
präsentieren (Langenegger, 2015, S. 7 – 9).
3.6 Folgerungen im Hinblick auf die Einführung eines Chancen- und Risikomana-
gements in der Stadt Dübendorf
Aufgrund der im Rahmen dieser Arbeit aus der Literatur und aus den untersuchten Praxisbei-
spielen gewonnen Erkenntnisse, ergeben sich die wesentlichsten Folgerungen im Hinblick auf
die Einführung eines Chancen- und Risikomanagements in Dübendorf wie folgt:
3.6.1 Begriff Risikomanagement
Im Rahmen dieser Arbeit wurde deutlich, dass Risiken neben Gefahren immer auch Chancen
beinhalten. Somit sollte ein Risikomanagement automatisch die Bewirtschaftung von mit Ri-
siken verbundenen Gefahren und Chancen beinhalten. Die untersuchten Praxisbeispiele ma-
chen deutlich, dass diese Einschätzung nicht von allen Gemeinden geteilt wird. So finden in
der Gemeinde Buchrain bewusst nur die mit Risiken verbundenen Gefahren Aufnahme im
Risikokatalog. Und bei der Stadt Zürich, die sich im Rahmen ihres Chancen- und Risikoma-
nagements neben den Gefahren auch mit den Chancen auseinandersetzt, besteht hinsichtlich
der Begrifflichkeit eine Abweichung zur vorstehend erläuterten Einschätzung; wird doch von
Chancen und Risiken und nicht von Gefahren gesprochen.
Der Autor hingegen bleibt bei seiner vorstehend erläuterten Einschätzung, weshalb in den
nachfolgenden Kapiteln und auch im Titel dieser Arbeit nur noch der Begriff Risikomanage-
ment verwendet wird.
3.6.2 Notwendigkeit und Form eines Risikomanagements
In der heutigen Zeit ist es unabdingbar, dass sich die Führungsverantwortlichen in den
Schweizer Gemeinden regelmässig mit Themen (Risiken) auseinandersetzen, die heute bereits
bestehen oder mit denen ihre Gemeinden künftig konfrontiert werden könnten. Auch wenn
eines der Ziele des Risikomanagements also darin besteht, vorauszuschauen, um allfällige
Risiken möglichst früh zu erkennen und sich auf diese vorzubereiten, ist eine Erkenntnis für
die Führungsverantwortlichen von zentraler Bedeutung: Auch mit einem sehr gut ausgebilde-
ten Risikomanagement können nicht alle möglichen Risiken erfasst werden. Wir werden im-
mer wieder Ereignissen ausgesetzt sein, deren Existenz wir heute noch nicht kennen. Oder um
es mit den Worten von Taleb (2008, S. 5) auszudrücken: „Da Schwarze Schwäne sich nicht
vorhersagen lassen, müssen wir uns auf ihre Existenz einstellen.“
Risikomanagement in Schweizer Gemeinden 43
In welcher Form bzw. mit welchen Instrumenten ein Risikomanagement betrieben wird, ist
nicht von entscheidender Bedeutung, zumal es das ideale System nur schon aufgrund der zwi-
schen den Gemeinden bestehenden Unterschiede hinsichtlich Grösse, Organisation und An-
sprüchen nicht gibt. So würde beispielsweise das von der Stadt Zürich betriebene Risikoma-
nagement für die Gemeinde Buchrain ein überdimensioniertes, mit einem unverhältnismässi-
gen Aufwand verbundenes System darstellen. Zentral ist also nicht, wie man es macht, son-
dern, dass man es macht. Und zwar in einer der eigenen Organisation angepassten Form. Da-
bei soll das System möglichst einfach und dadurch praktikabel sein. Aus diesem Grund soll
im Risikomanagement der Stadt Dübendorf auf die meist mit grossem Aufwand verbundene
finanzielle Bewertung der Risiken verzichtet werden.
3.6.3 Einführung des Risikomanagements als tiefgreifender Reformprozess
Die Einführung des Risikomanagements stellt nicht bloss einen von der Politik vorgegebenen
Verwaltungsakt, sondern einen tief greifenden Reformprozess dar. Denn ein systematisches
Risikomanagement kann nur dann erfolgreich eingeführt und betrieben werden, wenn es von
den Mitarbeitenden akzeptiert und damit auch mitgetragen wird. Und dies wiederum setzt die
frühzeitige Information und Einbindung der Mitarbeitenden in den Prozess voraus. Das Her-
beiführen dieses auf allen Ebenen der Organisation notwendigen Kulturwandels ist die Auf-
gabe des Managements. Dieses hat den Reformprozess „(…) so einzuführen, dass die Be-
troffenen zielgruppengerecht informiert und für die Neuerungen qualifiziert sind, die Mitar-
beitenden sich mit den Reformzielen identifizieren können und diese von einem reformunter-
stützenden Klima und dafür bereitgestellten Ressourcen getragen werden“ (Thom & Ritz,
2008, S. 99).
Der notwendige Veränderungsprozess kann auch in Anlehnung an das Modell nach Lewin
(1947) wie folgt umschrieben werden (Hagenloch et al., 2013, S. 241):
Auftauen
Durch die Überzeugung der Mitarbeitenden von der Notwendigkeit der geplanten Verände-
rung, sollen deren Bereitschaft zum Wandel erzeugt und allfällige Widerstände abgebaut wer-
den.
Bewegen
Die notwendigen Veränderung sollen vorgenommen und neue Verhaltensweisen eingeübt
werden.
Einfrieren
Mit der Vermeidung des Rückfalls in alte Verhaltensmuster und einer konsequenten Überwa-
chung des Ist-Zustandes soll zur langfristigen Stabilisierung der erreichten Veränderung bei-
getragen werden.
Risikomanagement in Schweizer Gemeinden 44
Im Wissen darum, dass die Einführung des Risikomanagements ein aufwändiger Reformpro-
zess darstellt, hat das Management auch den dafür benötigten finanziellen und zeitlichen Res-
sourcen die notwendige Beachtung zu schenken. Die Grundlage für die Entscheidung über
den Umfang des zu betreibenden Risikomanagements und die damit zusammenhängenden
Ressourcen stellt dabei die Risikopolitik des Stadtrates dar. Dieser hat ganz zu Beginn des
Prozesses zu entscheiden, ob ein solches System eingeführt wird und in welchem Ausmass
Risiken darin erfasst oder eben ohne weitere Absicherung von der Stadt getragen werden sol-
len. Auch wenn die Umsetzung des Reformprozesses also schlussendlich durch den Entscheid
der politisch verantwortlichen Exekutivbehörde zu legitimieren ist, erfolgt der Anstoss dazu
in der Praxis aber sehr oft auf der Verwaltungsebene.
Durch verschiedene Prozesse sowohl auf politischer als auch auf Verwaltungsebene nimmt
die Planung und die Einführung eines systematischen Risikomanagements viel Zeit in An-
spruch. Die einzelnen Schritte und die dafür benötigte Zeit sind deshalb im Rahmen der Vor-
bereitung sorgfältig zu planen. Dies verbunden mit der bei Reformen jeweils zentralen Frage-
stellung, weshalb eine solche überhaupt eingeleitet wird, welche Ziele damit erreicht werden
sollen, und wie bei der Umsetzung konkret vorzugehen ist (Steiner et al., 2014, S. 165).
3.6.4 Entscheid über die zu beobachtenden Risiken (Gremium/Zeitperiode)
Hinsichtlich der Zusammensetzung des Gremiums, das über die Aufnahme der zu beobach-
tenden Risiken entscheiden soll, wurde der Verfasser im Laufe dieser Arbeit eindeutig eines
Besseren belehrt. Während dem er anfänglich die Meinung vertrat, diese Entscheidungsgewalt
im Interesse einer möglichst hohen Effizienz einer kleinen, spezialisierten Gruppe zu überlas-
sen, ist er heute vom Gegenteil überzeugt: Mit der Zielsetzung, eine möglichst hohe Effektivi-
tät zu erreichen, muss das Entscheidungsgremium, möglichst über alle Bereiche (Abteilun-
gen) verteilt, breit abgestützt sein. Nur so kann gewährleistet werden, dass Risiken aus allen
Bereichen Aufnahme auf dem Beobachtungs-Radar finden und der Risikokatalog nicht zu
einseitig ausfällt.
Ein Risikomanagement soll dem Anspruch gerecht werden, möglichst flexibel und aktuell
gehalten zu werden. Entgegen den untersuchten Praxisbeispielen, wo eine Überprüfung der
erfassten Risiken jährlich (Gemeinde Buchrain) bzw. alle zwei Jahre (Stadt Zürich) stattfin-
det, sollte das künftige Dübendorfer Modell mehrmals jährlich aktualisiert werden können.
Dies in Anlehnung an die Themenbewirtschaftung der Stadt Bern; denn auch ein Risikoma-
nagement soll die Aktualität möglichst zeitnah abbilden können.
Risikomanagement in Schweizer Gemeinden 45
3.6.5 Auswirkungen des Risikomanagements
Die durchgeführten Befragungen haben gezeigt, dass die Auswirkungen des Risikomanage-
ments in der Praxis meist nicht konkret festzustellen sind. So gestaltet es sich beispielsweise
bei einem nicht eingetretenen Schaden schwierig, dies zu begründen. Sehr oft kann nur ver-
mutet werden, dass gewisse Massnahmen dazu beigetragen haben, dass ein möglicher Scha-
den nicht entstanden ist oder minimiert werden konnte. Auch positive Zielabweichungen ha-
ben oftmals unterschiedliche Gründe und können daher nicht immer klar mit der Bewirtschaf-
tung der betreffenden Chance verbunden werden.
Aus den Befragungen ging aber auch ein für die Organisation grundsätzlicher Nutzen des Ri-
sikomanagements hervor: Alleine die Auseinandersetzung mit dem Thema Risikomanage-
ment trägt innerhalb der Organisationen meist zu einer verbesserten Sensibilisierung hinsicht-
lich möglicher Risiken bei.
3.6.6 Verbindung zum IKS sowie zum QMS
Die Verbindung des Risikomanagements zum IKS sowie zum QMS wurde im vorstehenden
Kapitel 3.3 mit Blick auf die kommunale Ebene detailliert aufgezeigt. Als diesbezüglich be-
sonders wichtige Erkenntnis sei hier nur nochmals das wichtige Zusammenspiel der strategi-
schen „Top“-Risiken und der operativen Risiken (IKS) erwähnt. So sind beim Betrieb des
Risikomanagements und des IKS immer auch mögliche Auswirkungen auf das andere System
im Auge zu behalten. Beide Systeme sind deshalb gut aufeinander abzustimmen bzw. mitei-
nander zu verbinden.
3.6.7 Kommunikation als wichtiger Teil des Risikomanagements
Sowohl die Risikokommunikation als auch die Krisenkommunikation stellen wichtige Be-
standteile des Risikomanagements dar. Der Risikokommunikation kommt sowohl im Hinblick
auf die interne Information der Mitarbeitenden über die Grundsätze des Systems und über die
beobachteten Risiken als auch gegen Aussen zu Aufklärungszwecken hinsichtlich bestehender
Risiken eine grosse Bedeutung zu. Die Krisenkommunikation dagegen ist für die erfolgreiche
Bewältigung einer Krise mitentscheidend.
Umso erstaunlicher ist es, dass das Thema Kommunikation im Zusammenhang mit dem Risi-
komanagement in der Praxis oft nur am Rande erwähnt wird. Aus Sicht des Autors müsste der
Kommunikation eine ähnliche Beachtung geschenkt werden, wie den mit den jeweiligen Risi-
ken verbundenen Massnahmen. Insbesondere im Krisenfall ist eine zeitnahe und korrekte
Kommunikation enorm wichtig. Im Zeitalter des Internets, mit neuen Kommunikationsmitteln
wie Facebook oder Twitter, kommt dem Faktor Zeit eine immer grössere Bedeutung zu. Es
müssen rasche Entscheidungen darüber getroffen werden, wer in welcher Form zu kommuni-
zieren hat, aber auch, welche weiteren Entscheidungsträger der Organisation noch mit einzu-
beziehen sind. Da ist es zweifelsohne von Nutzen, wenn man sich bereits im Voraus und ohne
Risikomanagement in Schweizer Gemeinden 46
Zeitdruck über wichtige Eckpunkte der Kommunikation Gedanken macht. Auch wenn man
sich nicht auf alle möglichen Krisensituationen vorbereiten kann, gibt es doch Schwerpunkte,
die bei Ereignissen ähnlicher Art, jeweils im selben Mass von zentraler Bedeutung sind. Als
Beispiel können hier Personenunfälle mit Todesfolge in einer kommunalen Liegenschaft ge-
nannt werden. Ob durch einen Brand in der Asylunterkunft, durch den Einsturz eines städti-
schen Wohnhauses oder durch einen Arbeitsunfall in der Entsorgungsanlage verursacht, ist
hier in allen drei Fällen wohl die höchste politische Instanz und damit der Stadtpräsident für
die Kommunikation zuständig. Neben der rein sachlichen Information über das Vorgefallene,
wird hier in allen drei Fällen dem angemessenen Ausdruck des Bedauerns allergrösste Bedeu-
tung zukommen. Aber auch das Bekenntnis zur Klärung der Ursachen und zur Ergreifung
notwendiger Massnahmen gehört in allen Fällen zur unmittelbaren Krisenkommunikation.
Mit der Vorbereitung einer entsprechenden Checkliste kann sichergestellt werden, dass im
Ernstfall in der Hektik wichtige kommunikative Eckpunkte nicht vergessen gehen. Neben der
unmittelbaren Krisenkommunikation können jedoch auch die darauf folgenden Kommunika-
tions-Etappen vorbereitet werden. Indem man sich damit auseinandersetzt und schriftlich
festhält, was weitere wichtige Schritte in der Krisennachbearbeitung sein können.
Im Rahmen dieser Arbeit hat sich mit Bezug auf Krisensituationen jedoch auch gezeigt, dass
neben der möglichst guten kommunikativen Vorbereitung die Präsenz eines Kommunikati-
onsverantwortlichen, der die Organisation und die jeweils zuständigen Stellen und Personen
kennt, sehr wichtig ist. Denn gerade in Krisensituationen ist oft von entscheidender Bedeu-
tung, dass schnell und flexibel auf Unvorhergesehenes bzw. auf neue Situationen reagiert
werden kann.
Risikomanagement der Stadt Dübendorf 47
4. Risikomanagement der Stadt Dübendorf
Unter Berücksichtigung der im Rahmen dieser Arbeit gewonnen Erkenntnisse, ergeben sich
die nachfolgenden Empfehlungen für die Umsetzung des Risikomanagements der Stadt Dü-
bendorf im Sinne der Folgerungen gemäss Kapitel 3.6.
4.1 Planung
4.1.1 Grobdisposition
In einem ersten Schritt sollen die Erkenntnisse dieser Arbeit durch ein kleineres Projektteam
ausgewertet werden. Dieser Gruppe angehören sollten von der Verwaltungsebene der Ge-
schäftsleiter als Risikoverantwortlicher, der Stadtschreiber, die Leiterin Finanzen, der Leiter
Bevölkerungsschutz sowie der QMS-Verantwortliche. Dabei sind die wichtigsten Grundlagen
und Ziele des Risikomanagements sowie mögliche Umsetzungsvarianten in einer Grobdispo-
sition abzubilden, die dem Stadtrat als Diskussionsgrundlage zu diesem Geschäft dient. Falls
der Stadtrat dem Projekt Risikomanagement seine grundsätzliche Zustimmung erteilt, hat er
gleichzeitig die Eckpunkte seiner Risikopolitik zu bestimmen. Diese bilden die Grundlage für
die vom Stadtrat später zu verabschiedenden Richtlinien über den Betrieb des Risikomanage-
ments.
4.1.2 Projektkonzipierung
Bei einer grundsätzlichen Zustimmung des Stadtrates zu diesem Reformprojekt steht als
nächstes die Projektkonzipierung an. Dabei hat ein Projektteam einen Entwurf der Richtlinien
für die Einführung und den Betrieb des Risikomanagements, damit zusammenhängende
Pflichtenhefte aller Beteiligten zu erstellen und mögliche Instrumente (z.B. Risikokatalog) für
den Betrieb des Systems zu prüfen. Im Fall der Stadt Dübendorf macht es Sinn, wenn dieses
Projektteam aus den Mitgliedern des Führungsteams besteht. Damit kann über die einzelnen
Abteilungsleiter von Beginn an die Vertretung und Mitwirkung aller Abteilungen gewährleis-
tet werden. Im Interesse einer möglichst nahen Begleitung des Projektes durch die Politik
wird ausserdem die Mitwirkung eines Mitgliedes des Stadtrats empfohlen. Am Ende der Pro-
jektkonzipierung steht die Genehmigung des Konzepts und der darin enthaltenen Richtlinien,
Pflichtenhefte und Instrumente durch den Stadtrat, der für das Risikomanagement die Ge-
samtverantwortung trägt.
4.1.3 Information der Mitarbeitenden und der GRPK
Ein nächster, ganz wichtiger Schritt stellt die Information der Mitarbeitenden dar. Dabei ist zu
beachten, dass diese nicht bloss einseitig in Kenntnis gesetzt, sondern in geeigneter Weise
möglichst für das Projekt gewonnen werden können. Das setzt voraus, dass die Mitarbeiten-
den möglichst direkt von oberster Stelle im Rahmen eines gegenseitigen Austausches orien-
tiert werden. Als mögliche Variante bietet sich dafür das Gefäss des Feierabend-Kaffees an,
das in der Vergangenheit bereits wiederholt für die Schulung der Mitarbeitenden im Bereich
Risikomanagement der Stadt Dübendorf 48
QMS durchgeführt wurde. Damit könnten jeweils Gruppen von 15 – 20 Personen direkt durch
den Geschäftsleiter und den Stadtschreiber über den Sinn und Zweck des Risikomanagements
informiert und zur aktiven Mitgestaltung und Mitwirkung motiviert werden.
Wichtig ist zu diesem Zeitpunkt aber auch die Orientierung der Geschäfts- und Rechnungs-
prüfungskommission (GRPK) über das geplante Risikomanagement. Dabei ist mit der GRPK
auch zu vereinbaren, welche Informationen dieser aus dem Risikomanagement künftig zur
Verfügung stehen sollen (frühzeitige Festlegung der Spielregeln).
4.2 Einführung
4.2.1 Risikoanalyse, Risikoidentifikation und Risikobewertung
Gestützt auf den Risikomanagement-Kreislauf (siehe Kapitel 2.3.2) bilden die Risikoanalyse,
die Risikoidentifikation und die Risikobewertung nach der Planungsphase die ersten Schritte
bei der Einführung des Risikomanagements. Anlässlich eines Workshops soll dabei durch das
Führungsteam der Risikokatalog erstellt werden, der anschliessend dem Stadtrat zur Geneh-
migung vorzulegen ist.
4.2.2 Risikokategorien und Risikoarten
Im Rahmen dieser Arbeit hat sich gezeigt, dass Risiken in unterschiedliche Kategorien und
Arten eingeteilt werden können. Für die Stadt Dübendorf wird die Unterteilung in zwei
Hauptkategorien empfohlen:
1. Risiken, die auf strategischer Ebene angesiedelt sind und die Gemeinde als Ganzes (Be-
völkerung, Politik und Verwaltung) betreffen. Diese Risiken werden nachfolgend als
strategische Gemeinde-Risiken (SGR) bezeichnet, sind Teil des eigentlichen Risikoma-
nagements und sind oft auch mit den Legislaturzielen des Stadtrates verknüpft. Strategi-
sche Gemeinde Risiken sind teilweise auch auf externe Entwicklungen zurück zu führen.
2. Risiken, die auf operativer Ebene angesiedelt und sehr oft mit finanziellen Auswirkungen
für die Institution „Stadtverwaltung“ verbundenen sind. Diese Risiken werden nachfol-
gend als operative Prozess-Risiken (OPR) bezeichnet und sind Teil des Internen Kon-
trollsystems (IKS).
Während dem operative Prozess-Risiken meist nur den finanziellen Bereich (Finanzrisiken)
oder allenfalls noch das Image der Stadt (Reputationsrisiken) betreffen, können sich strate-
gische Risiken zusätzlich auch auf die Bevölkerung (Gesellschaftliche Risiken) oder auf das
gesamte politische System (Systemrisiken) auswirken.
Risikomanagement der Stadt Dübendorf 49
4.2.3 Gemeinsame Erfassung strategischer und operativer Risiken
Unter Berücksichtigung der im Rahmen dieser Arbeit gewonnen Erkenntnisse stellt die Risi-
kolandkarte, wie sie beispielsweise von der Stadt Zürich betrieben wird, für die Stadt Düben-
dorf kein geeignetes Instrument dar. Vielmehr empfiehlt es sich, die strategischen Gemeinde-
Risiken und die operativen Prozess-Risiken in möglichst einfacher Art gemeinsam zu erfassen
und abzubilden. Der Grund dafür liegt darin, dass beide Risikokategorien aufgrund der mögli-
chen Auswirkungen auf den Radar der Führungsverantwortlichen gehören und teilweise auch
eng miteinander verbunden sind. Nichtsdestotrotz soll in der Darstellung der Unterschied zwi-
schen den beiden Risikokategorien deutlich erkennbar sein.
Mit der nachfolgenden Abbildung wird dargestellt, wie ein Risikokatalog der Stadt Dübendorf
aussehen könnte, in den sowohl die strategischen Gemeinde-Risiken als auch die operativen
Prozess-Risiken aufgenommen würden. Dazu sind je zwei den beiden Risikokategorien zuzu-
ordnende Risiken abgebildet worden. Zur besseren Verständlichkeit werden diese kurz erläu-
tert:
Risiko Nr. 1, Stadthausplatz (strategisches Gemeinde-Risiko)
Beim Dübendorfer Stadthausplatz kommt es aufgrund des mangelhaften Untergrundes immer
wieder zu Senkungen des Asphaltbelages. Dadurch besteht die Gefahr von Personen- oder
Sachschäden. Im Falle einer Sanierung ergäbe sich gleichzeitig die Chance, mit einer attrakti-
ven Gestaltung des Platzes zur Aufwertung des Stadtbildes beizutragen.
Risiko Nr. 2, Innovationspark (strategisches Gemeinde-Risiko)
Mit dem auf dem Areal des heutigen Militärflugplatzes Dübendorf geplanten Innovationspark
ist sowohl die Chance eines Reputationsgewinns für die Stadt Dübendorf als auch die Mög-
lichkeit zur Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze verbunden. Eine Gefahr besteht zweifellos
im zusätzlich generierten Verkehr.
Risiko Nr. 3, Stadtkasse (operatives Prozess-Risiko)
Mit der Stadtkasse sind Gefahren wie Diebstahl oder Veruntreuung verbunden. Die Chance
besteht darin, dass die Gefahren durch verbesserte Prozesse möglichst ausgeschlossen werden
können.
Risiko Nr. 4, Lohnwesen (operatives Prozess-Risiko)
Zum heutigen Zeitpunkt ist die Stellvertretung der Dübendorfer Lohnbuchhalterin nicht ge-
währleistet. Dadurch besteht die Gefahr von Unregelmässigkeiten bei der Lohnauszahlung
beim Ausfall der Lohnbuchhalterin. Auch hier ist die Chance in einem verbesserten Prozess
und der Sicherstellung der Lohnauszahlungen zu sehen.
Der Dübendorfer Risikokatalog kann in Form einer einfachen Excel-Liste geführt werden.
Zur besseren Lesbarkeit wird eine mögliche Form nachfolgend in drei Blöcken dargestellt:
Risikomanagement der Stadt Dübendorf 50
R-
Nr.
R-
Kat.
Bereich R-Eigner Gefahr / Chance
1 SGR Stadthausplatz Stadtschreiber G Personen-/Sachschäden
Stadtplaner CH Aufwertung Stadtbild
2 SGR Innovationspark Leiter Sicherheit G Zusätzliche Verkehrsbelastung
Stadtplaner CH Stadtentwicklung/Arbeitsplätze
3 OPR Stadtkasse Leiterin Finanzen G Diebstahl/Veruntreuung
Leiterin Finanzen CH Erhöhung Sicherheit
4 OPR Lohnwesen Leiterin Finanzen G Ausbleibende Lohnzahlungen
Leiterin Finanzen CH Gewährleistete Auszahlung
Abbildung 10: Möglicher Risikokatalog der Stadt Dübendorf (eigene Darstellung, Teil 1)
Die Risikokategorien und die ausgewählten Risiken wurden vorstehend bereits erläutert. Die
Risikoeigner sind für die Bewirtschaftung des ihren Bereich betreffenden Risikoinventars
zuständig. In Dübendorf sollten die Abteilungsleiter die Risikoeigner sein. Zu jedem Risiko
sollen die möglichen Gefahren und Chancen aufgeführt werden. Zwischen den beiden Risiko-
kategorien fällt diesbezüglich folgender Unterschied auf: Bei den strategischen Gemeinde-
Risiken können die Gefahren und Chancen jeweils unterschiedliche Bereiche betreffen. So ist
beim Risiko „Innovationspark“ die Gefahr im Bereich Verkehr angesiedelt, während dem die
identifizierte Chance im Bereich der Stadtentwicklung liegt. Bei den operativen Prozess-
Risiken hingegen liegen die Gefahren und Chancen immer im selben Bereich; die Chance
besteht jeweils lediglich darin, der Gefahr entgegenzuwirken. Aufgrund dieses direkten Zu-
sammenhangs wird in der nachfolgend dargestellten Risikobewertung bei den operativen Pro-
zess-Risiken (Nr. 3 und 4) auf eine separate Beurteilung der Chancen und Gefahren verzich-
tet.
R-Nr. Risikobewertung Risikoeigner Risikobewertung Führungsteam
Eintreten Ausmass Kontrolle Eintreten Ausmass Kontrolle
1 G Gering Mittel Empfohlen Gering Gering Kein Bedarf
1 CH Mittel Hoch Zwingend Mittel Mittel Empfohlen
2 G Hoch Hoch Zwingend Hoch Hoch Zwingend
2 CH Hoch Hoch Zwingend Hoch Sehr Hoch Zwingend
3
Gering Hoch Zwingend Gering Mittel Empfohlen
4 Hoch Mittel Zwingend Hoch Hoch Zwingend
Abbildung 10: Möglicher Risikokatalog der Stadt Dübendorf (eigene Darstellung, Teil 2)
Risikomanagement der Stadt Dübendorf 51
Eine erste Risikobewertung erfolgt durch den jeweiligen Risikoeigner. Zu beurteilen sind da-
bei die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Risikos, das erwartete Ausmass der Auswirkungen
sowie davon abgeleitet, der weitere Kontrollbedarf. Eine zweite und schlussendlich massge-
bende Bewertung erfolgt im Rahmen der jeweiligen Überprüfung des Risikomanagements
durch das Führungsteam (für nähere Angaben dazu wird auf das nachfolgende Kapitel 4.3
„Betrieb“ verwiesen).
Prozess
vorhanden?
Prozess-
Bezug?
Legislaturziel-
Bezug?
Massnahmen Kommunikation
1 G Nein Ja (Haftung)
F203-04
Nein MB 105-L05 KB 105-L05
1 CH Nein Nein Ja (Planung)
LZ P-101
MB 101-P15 KB 101-P15
2 G Nein Ja (Verkehr)
V301-16
Ja (Sicherheit)
LZ S-112
MB 112-V24 KB 112-V24
2 CH Nein Nein Ja (Planung)
LZ P-101
MB 101-P17 KB 101-P17
3 Ja (Finanzen)
F205-A01
Nein Nein Keine Keine
4 Ja (Finanzen)
F200-A01
Nein Nein Stellvertretung
sicherstellen
Keine
Abbildung 10: Möglicher Risikokatalog der Stadt Dübendorf (eigene Darstellung, Teil 3)
Der Risikokatalog hat auch über bereits bestehende Prozesse zu den einzelnen Risiken sowie
über einen allfälligen Bezug der Risiken zu anderen Prozessen Auskunft zu geben. Ebenfalls
muss der Bezug eines Risikos zu den Legislaturzielen des Stadtrates aus der Liste hervorge-
hen. In den letzten beiden Spalten wird zudem auf die hinterlegten Massnahmen- und Kom-
munikationsblätter verwiesen. Im Dübendorfer Modell sollen also zu jedem Risiko sowohl die
notwendigen Massnahmen als auch die vorgesehene Kommunikation auf separaten Zusatz-
blättern festgehalten werden. Bei den mit einem Legislaturziel verbundenen Risiken, bestehen
bereits heute Massnahmenblätter, die entsprechend ergänzt werden können. Je nach Umfang
der Informationen kann auch die Kombination der Massnahmen- und Kommunikationsblätter
in Frage kommen.
4.2.4 IKS als Teil des Risikomanagements
Aus der vorstehend erläuterten Umsetzung des Risikomanagements, mit der gemeinsamen
Bewirtschaftung der strategischen Gemeinde-Risiken und der operativen Prozess-Risiken,
ergibt sich automatisch, dass in Dübendorf das IKS ein Teil des Risikomanagements sein
wird. Im Weiteren muss das IKS nicht separat aufgebaut werden; denn durch die Bewirtschaf-
tung der relevanten operativen Risiken und der damit verbundenen Erarbeitung der jeweils
zugehörigen Prozesse, entwickelt sich dieses nach und nach von selbst.
Risikomanagement der Stadt Dübendorf 52
4.2.5 Verbindung des Risikomanagements zum QMS
Die Verbindung des Risikomanagements und somit auch des IKS zum QMS besteht haupt-
sächlich darin, dass die jeweiligen Prozesse der beiden Kontrollsysteme im QMS abzubilden
und durch den QMS-Verantwortlichen laufend zu überprüfen sind.
4.3 Betrieb
4.3.1 Regelmässige Überprüfung des Risikokataloges
Ein wichtiger Bestandteil des Betriebs ist die regelmässige Überprüfung des Risikokataloges.
Sind die darin aufgenommenen Risiken nach wie vor relevant, gibt es andere Risiken, die neu
auf den Radar genommen werden müssen? Zur breiten Abstützung über alle Abteilungen, ist
das Führungsteam zweifellos das ideale Gremium für diese Aufgabe. Damit der Risikokatalog
möglichst aktuell gehalten werden kann, wird dessen vierteljährliche Überprüfung empfohlen.
Damit der damit verbundene Aufwand in Grenzen gehalten werden kann, ist eine gute Vorbe-
reitung auf die jeweiligen Workshops des Führungsteams notwendig. Dafür haben die Risiko-
eigner jeweils im Voraus ihr Risikoinventar zu beurteilen und dem Geschäftsleiter zuhanden
des Führungsteams entsprechende Empfehlungen abzugeben. Zwischen den vierteljährlichen
Überprüfungen des Risikokataloges durch das Führungsteam sind die Abteilungsleiter für das
laufende Risiko-Monitoring in ihrem Verantwortungsbereich und allfällig notwendige Mel-
dungen an den Geschäftsleiter zuständig.
Im Rahmen der Überprüfung wird jeweils auch die Anzahl der zu bewirtschaftenden Risiken
zu beurteilen sein. Mit jeweils zwei bis drei strategischen und operativen Risiken pro Abtei-
lung beginnend, wird sich in der Praxis schnell der geeignete Umfang des Risikokataloges
zeigen.
Im Rahmen des jährlichen Geschäftsberichtes ist der Risikokatalog dem Stadtrat jeweils per
Ende Jahr zur Genehmigung vorzulegen. Innerhalb des Jahres ist die Zuständigkeit für die
Überprüfung und Anpassung des Risikokataloges dem Führungsteam zu übertragen.
4.3.2 Einbezug der Mitarbeitenden
Nicht nur im Rahmen der Planung, sondern insbesondere auch während des laufenden Betrie-
bes ist der Einbezug der Mitarbeitenden sehr wichtig. Diesen muss aufgezeigt werden, wie
und wo sie in ihrem Bereich festgestellte Risiken melden können. Neben dem ordentlichen
Weg über den Abteilungsleiter, besteht beispielsweise in einem auf dem Intranet der Stadt-
verwaltung aufgeschalteten Meldeformular, das direkt dem Geschäftsleiter als Risikoverant-
wortlichen der Stadt Dübendorf zugestellt werden kann, eine weitere Möglichkeit.
Risikomanagement der Stadt Dübendorf 53
4.4 Kommunikation
Die Wichtigkeit, die der Kommunikation im Rahmen des Risikomanagements zukommt,
wurde in den Kapiteln 2.3.4 und 3.6.7 bereits ausführlich erläutert. In diesem Kapitel wird
deshalb lediglich noch auf die praktische Umsetzung im Dübendorfer Modell eingegangen.
4.4.1 Risikokommunikation
Im Hinblick auf die interne Kommunikation ist es wichtig, dass die Mitarbeitenden aufgrund
ihres Einbezuges in den Prozess sich jederzeit darüber ins Bild setzen können, welche rele-
vanten Risiken im Risikokatalog aufgeführt sind und aktiv bewirtschaftet werden. Es wird
deshalb empfohlen, den Risikokatalog auf dem für alle Mitarbeiter zugänglichen Intranet zu
publizieren.
Im Rahmen der vierteljährlichen Beurteilung des Risikokataloges durch das Führungsteam ist
jeweils auch zu prüfen, ob zur Aufklärung der Bevölkerung eine externe Kommunikation zu
einzelnen Risiken notwendig ist. Dazwischen liegt die diesbezügliche Verantwortung bei den
Risikoeignern. Diese haben bei Bedarf, gemeinsam mit dem politisch verantwortlichen Ress-
ortvorstand und dem Stadtschreiber, über die Art und Weise der externen Kommunikation zu
entscheiden.
4.4.2 Krisenkommunikation
Das Risikomanagement der Stadt Dübendorf soll der Krisenkommunikation besondere Be-
achtung schenken. Dafür soll zu jedem bewirtschafteten Risiko ein Kommunikationsblatt ge-
führt werden, das die wichtigsten Eckpunkte der Kommunikation im Krisenfall enthält. Für
nähere Angaben dazu wird auf die diesbezüglichen Erläuterungen im vorstehenden Kapitel
3.6.7 verwiesen. Die Kommunikationsblätter können dabei Bestandteil eines in Dübendorf
aktuell noch nicht existierenden Krisen-Kommunikationskonzeptes sein oder gemeinsam mit
den Massnahmenblättern geführt werden. Für den möglichen Aufbau und Inhalt eines Kom-
munikationsblattes wird auf Anhang 4 zu dieser Arbeit verwiesen.
4.5 Zeitlicher Ablauf
Für die erfolgreiche Planung und Einführung des Risikomanagements ist eine detaillierte
Terminplanung notwendig. Mit klaren, zielgerichteten Zeitvorgaben kann wesentlich dazu
beigetragen werden, dass der Prozess engagiert vorangetrieben wird. Für die Realisierung des
Risikomanagements der Stadt Dübendorf könnte der Terminplan wie folgt aussehen:
Risikomanagement der Stadt Dübendorf 54
Stadtratssitzung vom 10.12.2015 Information des Stadtrates durch den Stadt-
schreiber und den Geschäftsleiter, dass im
Jahr 2016 das Projekt „Risikomanagement“
geplant sei (Anstoss auf Verwaltungsebene).
Führungsteam-Sitzung vom 05.01.2016 Information der Abteilungsleiter über die
geplante Einführung eines Risikomanage-
ments.
Anfang Januar 2016 Start Phase Grobdisposition.
Stadtratssitzung vom 25.02.2016 Verabschiedung Grobdisposition und Eck-
punkte Risikopolitik.
März-Mai 2016 Projektkonzipierung.
Stadtratssitzung vom 26.05.2016 Verabschiedung Detailkonzept.
Juni 2016 Information der Mitarbeitenden (Durchfüh-
rung Feierabend-Kaffees) und der GRPK.
Führungsteam-Workshop vom 09.08.2016 Risikoanalyse, Risikoidentifikation, Risiko-
bewertung (Erstellung Risikokatalog).
Stadtratssitzung vom 15.09.2016 Verabschiedung Risikokatalog.
Anfang Oktober 2016 Inbetriebnahme Risikomanagement.
Die überschaubarere Darstellung des vorstehend erläuterten zeitlichen Ablaufs ergibt sich wie
folgt:
Abbildung 11: Agenda Risikomanagement der Stadt Dübendorf (eigene Darstellung)
Risikomanagement der Stadt Dübendorf 55
4.6 Fazit
Ein Blick auf die Zielsetzung dieser Arbeit macht deutlich, dass die darin genannten Ziele
erreicht worden sind. So hat sich zum einen eindeutig gezeigt, dass ein systematisches Risi-
komanagement in der heutigen Zeit für die Stadt Dübendorf ein unverzichtbares Führungs-
instrument darstellt. Zum anderen wurden wichtige Erkenntnisse darüber gewonnen, wie das
Projekt Risikomanagement angegangen und in der Praxis umgesetzt werden kann. Es entstand
ein Bewusstsein dafür, dass die Realisierung eines Risikomanagements ein tiefgreifender Re-
formprozess darstellt, der gut vorzubereiten und sowohl von der politischen als auch von der
Verwaltungsebene mitzutragen ist.
Die Zielerreichung ist neben der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema vor
allem auch der Untersuchung von drei Praxisbeispielen zu verdanken, konnten aus den durch-
geführten qualitativen Befragungen doch wichtige Erfahrungen aus dem kommunalen Alltag
übernommen werden. Auch die Auswahl der drei Praxisbeispiele hat sich als richtig erwiesen.
Während dem aus den völlig verschiedenen Modellen der Stadt Zürich und der Gemeinde
Buchrain wichtige Erkenntnisse zu den unterschiedlichen Theorien, Ansatzpunkten und In-
strumenten eines Risikomanagements gewonnen werden konnten, war das in der Stadt Bern
betriebene Themen-Monitoring und Themen-Management hinsichtlich der Bedeutung der
Kommunikation im Zusammenhang mit Risiken und Krisen besonders wertvoll.
Die vorliegende Arbeit stellt zweifellos eine solide Grundlage dar, auf der ein für die Stadt
Dübendorf geeignetes Risikomanagement-System zur regelmässigen und systematischen Be-
wirtschaftung der möglichen Gefahren und Chancen aufgebaut werden kann.
Literaturverzeichnis VIII
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Anhang XII
Anhang
Anhang 1: Interviewleitfaden für die Befragungen von Thomas Kuoni, Stv. Direktor
der Finanzverwaltung der Stadt Zürich, und Oliver Furrer, Leiter Abtei-
lung Finanzen der Gemeinde Buchrain
Frage 1:
Welche Funktion üben Sie im Rahmen des Risikomanagements Ihrer Gemeinde aus?
Frage 2:
Seit wann betreibt Ihre Gemeinde ein Risikomanagement-System?
Frage 3:
Was war der Auslöser für die Einführung des Systems?
Frage 4:
Was waren bei der Initiierung des Systems wichtige (Entscheidungs-)Schritte?
Frage 5:
Wie sieht Ihr System konkret aus bzw. welche Instrumente gehören dazu?
Frage 6:
Wer ist für die Betreuung des Systems zuständig?
Frage 7:
Wer (welches Gremium) entscheidet in welchen Zeitabständen über die zu beachtenden Top-
Themen?
Frage 8:
Sind Fälle bekannt, in denen dank Ihres Systems Probleme verhindert oder positiv angegan-
gen bzw. Chancen erkannt werden konnten?
Frage 9:
Was sind die Stärken und Schwächen Ihres Systems?
Anhang XIII
Anhang
Anhang 2: Interviewleitfaden für die Befragung von Walter Langenegger, Leiter In-
formationsdienst der Stadt Bern
Frage 1:
Welche Funktion üben Sie im Rahmen des Medien-Monitorings der Stadt Bern aus?
Frage 2:
Seit wann betreibt die Stadt Bern ein Medien-Monitoring-System?
Frage 3:
Was war der Auslöser für die Einführung des Systems?
Frage 4:
Was waren bei der Initiierung des Systems wichtige (Entscheidungs-)Schritte?
Frage 5:
Wie sieht Ihr System konkret aus bzw. welche Instrumente gehören dazu?
Frage 6:
Wer ist für die Betreuung des Systems zuständig?
Frage 7:
Wer (welches Gremium) entscheidet in welchen Zeitabständen über die zu beachtenden Top-
Themen?
Frage 8:
Sind Fälle bekannt, in denen dank Ihres Systems Probleme verhindert oder positiv angegan-
gen bzw. Chancen erkannt werden konnten?
Frage 9:
Was sind die Stärken und Schwächen Ihres Systems?
Anhang XIV
Frage 10:
Wie gross war der personelle und der finanzielle Aufwand für den Aufbau des Systems und
welche Ressourcen werden nun für den Betrieb benötigt?
Frage 11:
Wo bestehen Schnittstellen zur Krisenkommunikation, zum IKS sowie zum QMS und wie
sehen diese aus?
Frage 12:
Was sind aus Ihrer Sicht wichtige Unterschiede zu einem Risiko-Management-System?
Frage 13:
Bestehen in der Stadt Bern Überlegungen zur Einführung eines Risiko-Management-
Systems?
Anhang XV
Anhang
Anhang 3: Risikoverzeichnis Stadt Dübendorf
Ein Verzeichnis der Risiken, denen die Stadt Dübendorf ausgesetzt ist bzw. mit denen sie
künftig konfrontiert werden könnte, ergibt sich wie folgt:
Gesellschaftliche Risiken (Strategische Gemeinde-Risiken)
● Bevölkerungswachstum (neue Quartiere benötigen neue Infrastrukturen)
● Integration (Dübendorf hat einen Ausländeranteil von rund 30 %)
● Asylwesen (zunehmende Flüchtlingsströme Richtung Europa)
● Demographische Alterung
● Naturereignisse (Erdbeben, Erdrutsch, Überschwemmung, Hochwasser, Schweres Unwet-
ter, Dürre, extremer Schneefall, Waldbrand)
● Seuche/Epidemie
● Verstrahlung (AKW)
● Verseuchung
● Grossbrand/Explosion
● Verkehrs-Grossereignisse (2 Bahnhöfe, Glattalbahn, grosse Strassenkreuzungen, Flugplatz
Dübendorf, Flughafen Zürich-Kloten)
● Zusammenbruch Versorgungssysteme (Wasser, Elektrizität, Gas)
● Lebensmittelversorgung (Trinkwasser)
● Panik bei Grossveranstaltungen (Gelände Flugplatz Dübendorf, Kongresszentrum)
● Terroranschlag
● Baustelleninstallationen (Baukräne, Baugruben etc.)
Politische (System-) Risiken (Strategische Gemeinde-Risiken)
● Moralisches Fehlverhalten von Politikern oder Mitarbeitenden
● Verlust der Glaubwürdigkeit des Stadtrates aufgrund von nicht konstanten politischen Ent-
scheiden oder durch wiederholt deutliche Abweichungen von den Legislaturzielen
● Verletzung des Kollegialprinzips und damit nicht geschlossenes Auftreten des Stadtrates
● Nachfolgeregelung innerhalb der Behörden
● Fehlentscheidungen des Stadtrates oder der Verwaltung mit grossen Auswirkungen
● Kommunikation sowohl gegenüber den anderen Behörden (Gemeinderat) als auch gegen-
über der Einwohnerschaft
● Übergabe von gesetzlichen Aufgaben an Dritte (z.B. Wasserversorgung an zwei Genossen-
schaften)
● Neue Gesetzgebungen auf übergeordneten Ebenen (z.B. Freigabe Zivilaviatik für Flugplatz
Dübendorf durch Bundesrat)
● Stadtentwicklung / Standortmarketing (z.B. Innovationspark)
● Investitionsbedarf (Aufschub notwendiger Investitionen mit späteren negativen Auswir-
kungen auf Steuerfuss und Verschuldung)
● Entwicklung der nationalen und globalen Wirtschaftslage
Anhang XVI
Institutionelle Risiken (Operative Prozess-Risiken)
● Finanzrisiken aufgrund mangelhafter oder fehlerhafter Prozesse bzw. durch Fehlverhalten
der Mitarbeitenden (z.B. Nichteinreichen von Subventionsgesuchen, mangelhafte Versi-
cherungsdeckung, Veruntreuung)
● Diverse andere Prozessrisiken (z.B. Verpassen der rechtzeitigen Vorbereitung von Wahlen
und Abstimmungen)
● Dienstleistung gegenüber der Einwohnerschaft (Auswirkung auf Image der Institution)
● Personal (Fluktuation/Wissensverlust, Mitarbeitergesundheit, Mitarbeitersicherheit, interne
Kommunikation, Regelung Stellvertretungen, Absenzenmanagement etc.)
● Arbeitsplätze (Sicherheit, ökonomische und ökologische Anforderungen)
● IT (Sicherheit, Sicherstellung des Betriebes, laufende Erneuerung der Systeme)
● Neue Gesetzgebungen auf übergeordneten Ebenen (notwendige Prozessanpassungen, al-
lenfalls Anpassung Stellenplan)
● Moralisches Fehlverhalten von Mitarbeitenden
Anhang XVII
Anhang
Anhang 4: Muster Risiko-Kommunikationsblatt
Risiko-Kommunikationsblatt Risikobezeichnung / Nr. Stadthausplatz / 1
Risikobeschrieb G: Personen-/Sachschäden
CH: Aufwertung Stadtbild
Risikoeigner G: Stadtschreiber
CH: Leiter Stadtplanung
Bezug zu Legislaturziel G: -
CH: LZ P-101
Kommunikations-
verantwortlicher
G: Stadtschreiber
CH: Stadtschreiber
Kommunikationsträger G: Stadtpräsident (Medienorientierung, Büro 215)
CH: Stadtrat (Stadtratsbeschluss / Medienmitteilung)
Involvierte Abteilungen G: Liegenschaften, Tiefbau, Finanzen
CH: Stadtplanung, Liegenschaften, Tiefbau, Finanzen
Risikokommunikation G: -
CH: -
Krisenkommunikation
(wichtige Eckpunkte)
G: - Ausdruck Bedauern
- Offene Kommunikation über bekannte Ursachen und
Auswirkungen
- Information über bisher getroffene Sicherheitsvorkeh-
rungen und aktuelle Massnahmen
- Ursachen werden lückenlos aufgeklärt
- Bekanntgabe Termin der nächsten Medienorientierung
CH: - Sanierungsbedarf Stadthausplatz / Gefährdung
- Möglichkeit zur wertvollen Aufwertung des Ortsbildes
(Bezug zu Legislaturziel Stadtrat)
- Bekanntgabe geplantes Vorgehen (Zeitplan)
Krisennachbearbeitung
(wichtige Eckpunkte)
G: - Orientierung über Ursachen und Verantwortlichkeiten
- Information über getroffene Massnahmen
- Orientierung über Begleitung/Betreuung der Geschä-
digten
CH: - Orientierung über wichtige Schritte im Rahmen der
Projektierungs- und Realisierungsphase
Frühere
Medienorientierungen/
Medienmitteilungen
G: - Anhang 105-L05-01 (MO vom 13.11.2012)
CH: -
Risikokatalog
Aufnahme
Letzte Prüfung
Nächste Prüfung
Führungsteam 09.08.2016
Führungsteam 27.03.2017
Führungsteam 02.07.2017
Selbständigkeitserklärung XVIII
Selbständigkeitserklärung
„Ich erkläre hiermit, dass ich diese Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die
angegebenen Hilfsmittel benutzt habe. Alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäss aus Quellen
entnommen wurden, habe ich als solche kenntlich gemacht. Mir ist bekannt, dass andernfalls
der Senat gemäss dem Gesetz über die Universität zum Entzug des auf Grund dieser Arbeit
verliehenen Titels berechtigt ist.“
Wasterkingen, 28. September 2015 Martin Kunz
Über den Autor XIX
Über den Autor
Martin Kunz, Jahrgang 1967, ist im Zürcher Unterland gelegenen
Regensberg aufgewachsen und heute in der Rafzerfelder Gemeinde
Wasterkingen wohnhaft. Nach erfolgter kaufmännischer Lehre bei der
Gemeindeverwaltung Niederweningen ZH, sammelte er während rund
vier Jahren Berufserfahrung als „Allrounder“ in einer kleinen Zürcher
Gemeindeverwaltung. Im Jahr 1990 trat er in Neerach die Stelle als
Steuersekretär an, bevor er 1995 gleichenorts die Funktion des Ge-
meindeschreibers übernahm. Im Jahr 2002 erwarb er das Gemeinde-
schreiber-Diplom IVM an der Zürcher Hochschule Winterthur, im
Jahr 2009 zudem das Deutschdiplom der Zürcher Handelskammer.
Nach 19jährigem Wirken als Verantwortlicher der Gemeindeverwal-
tung Neerach, ist er seit dem 1. Juli 2014 als Stadtschreiber in Düben-
dorf tätig.