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ROTHER WANDERFÜHRER Rolf Goetz Madeira Die schönsten Levada- und Bergwanderungen 60 Touren GPS

Rolf Goetz Madeira · 2017. 7. 14. · Winkel entdecken. Gut die Hälfte der in diesem Führer vorgestellten Touren sind Levadawanderungen. Sie führen Sie durch mit Zuckerrohr, Bananen,

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ROTHERWANDERFÜHRER

Rolf Goetz

MadeiraDie schönsten Levada- und Bergwanderungen

60 Touren GPS

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Rolf Goetz

Madeira60 ausgewählte Levada- und Bergwanderungen

BERGVERLAG ROTHER GMBH • MÜNCHEN

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VorwortDas erste portugiesische Wort, das Wanderer auf Madeira lernen, dürfte »levada« heißen. Levadawandern ist einzigartig auf der Welt. Schmale Be-wässerungskanäle durchziehen in einem ausgeklügelten Netz kreuz und quer die Insel. Auf den neben den Kanalrinnen angelegten Wartungswegen lässt sich Madeira ohne viele Höhenmeter bequem bis in die entlegensten Winkel entdecken. Gut die Hälfte der in diesem Führer vorgestellten Touren sind Levadawanderungen. Sie führen Sie durch mit Zuckerrohr, Bananen, und Weinreben bestelltes fruchtbares Kulturland, vorbei an kunstvoll in die zerklüftete Inseltopografie modellierten Terrassen, die Assoziationen an Bali oder die Philippinen wecken. Rauschende Wasserfälle und Schluchten lie-gen ebenso am Weg wie schroff abfallende Kliffs und sumpfige Hochmoore. In den ursprünglichen Tälern im Inselnorden ist die subtropische Vegetation aus Lorbeerwäldern und Heidebusch mitunter so üppig, dass man wie durch einen smaragdgrünen Tunnel zu gehen scheint.Bei aller Faszination der Levadawege soll nicht vergessen werden, dass die Vulkaninsel auch ein hervorragendes Revier für Bergwanderer ist. Das fast 1900 m hohe Zentralmassiv hält Routen für alle Ansprüche bereit. Ausge-sprochen alpin mutet die Drei-Gipfel-Tour vom Arieiro über den Torres hinauf zum Pico Ruivo an. Die spektakulär in den Fels geschlagene Strecke darf zu Recht als die Königstour angesehen werden. Neben verschwiegenen Hirten-pfaden und abenteuerlichen Küstensteigen gibt es noch sogenannte »vere-das«, alte Dorfverbindungswege, die über Berg und Tal bis vor wenigen Jahr-zehnten den einzigen Zugang in abgeschiedene Ortschaften darstellten. Typisch sind die gerundeten Stufen der Pflasterwege – von den Madeiren-sern werden sie liebevoll »Ochsenfuß-Pflaster« genannt.Die Moderne hat vor Madeira nicht Halt gemacht. Durch neue Forstwege, Straßen, Hausbau und nicht zuletzt den steten Wandel der Natur selbst kann sich das Wegenetz verändern. Sollten Sie bei Ihren Wanderungen neue Ge-gebenheiten vorfinden, bitten wir Sie, dies dem Verlag mitzuteilen. Bleibt nur noch, Ihnen erholsame und genussvolle Tage auf der »Blumeninsel im Atlan-tik« zu wünschen.

Stuttgart, im Frühjahr 2017 Rolf Goetz

Im August 2016 wüteten schwere Waldbrände vor allem in den nordöstli-chen Vororten von Funchal, in Estreito da Calheta im Südwesten und an der Levada Nova bei Prazeres. Von den in diesem Führer vorgestellten Wanderungen wurden lediglich fünf Wanderungen in Mitleidenschaft gezo-gen (Touren 2, 3, 4, 54 und 56).

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InhaltsverzeichnisVorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

Übersichtskarte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

Touristische Hinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8Symbole . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8GPS-Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9Die Top-Touren Madeiras . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

Wandern auf Madeira . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

Informationen und Adressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

Funchal und Südküste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321 Vom Lido Funchal nach Câmara de Lobos . . . . . . . . . . . . . . . . . 341.40 Std.2 2.15 Std. Abstieg von Monte zur Levada do Bom Sucesso . . . . . . . . . . . 373 Von Monte zum Jardim Botânico . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 401.40 Std.4 3.45 Std. Von Camacha nach Monte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 435 Zum Cabo Girão, 580 m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 462.30 Std.6 Chão dos Terreiros, 1436 m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 503.00 Std.7 Von Boa Morte entlang der Levada do Norte . . . . . . . . . . . . . . . 523.30 Std.8 Das Tal von Tabua . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 543.20 Std.9 2.30 Std. Lombada da Ponta do Sol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57

Der Osten und Ribeiro Frio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6010 Von Camacha nach Sítio das Quatro Estradas . . . . . . . . . . . . . 624.30 Std.11 Über den Pico do Facho nach Caniçal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 662.10 Std.12 Die Halbinsel São Lourenço . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 703.00 Std.13 Von Maroços zum Caniçal-Tunnel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 743.00 Std.14 Vom Caniçal-Tunnel nach Porto da Cruz . . . . . . . . . . . . . . . . . . 763.45 Std.15 Über Lamaceiros nach Portela . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 803.00 Std.16 Vereda das Funduras . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 824.10 Std.17 Der »Balkon« von Ribeiro Frio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 860.40 Std.18 Von Ribeiro Frio nach Portela . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 883.30 Std.19 Von Ribeiro Frio auf die Hochebene Feiteiras de Baixo . . . . . . 922.30 Std.20 Fajã da Nogueira 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 943.30 Std.21 Fajã da Nogueira 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 963.00 Std.

Die Nordküste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9822 Zur Quelle der Levada do Castelejo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1003.00 Std.23 Auf den Adlerfelsen, 590 m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1022.15 Std.24 Ponta do Clérigo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1042.15 Std.

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25 Der Küstenweg von São Jorge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1062.00 Std.26 Von Arco de São Jorge entlang der Nordküste . . . . . . . . . . . . 1081.50 Std.27 Von Pico das Pedras nach Queimadas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1101.10 Std.28 Caldeirão Verde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1123.30 Std.29 2.00 Std. In den Höllenkessel Caldeirão do Inferno, 990 m . . . . . . . . . . 11530 Levada do Rei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1182.30 Std.31 Der Rundweg von Boaventura . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1222.40 Std.32 1.50 Std. Levada da Fajã do Rodrigues . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125

Zentralmadeira und Curral das Freiras . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12833 Über die Achada do Teixeira auf den Pico Ruivo, 1862 m . . . 1302.00 Std.34 Vom Pico do Arieiro auf den Pico Ruivo, 1862 m . . . . . . . . . . 1325.30 Std.35 Über den Pico Ruivo zum Encumeada -Pass . . . . . . . . . . . . . . 1365.00 Std.36 Von Eira do Serrado nach Curral das Freiras . . . . . . . . . . . . . 1401.20 Std.37 Von Boca da Corrida nach Curral das Freiras . . . . . . . . . . . . . 1422.40 Std.38 Pico Grande, 1654 m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1444.00 Std.39 Von Boca da Encumeada nach Curral das Freiras . . . . . . . . . 1484.20 Std.40 Von der Boca da Corrida zur Boca da Encumeada, 1007 m . 1524.00 Std.

Paul da Serra und Westmadeira . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15641 Botanisieren im Folhadal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1581.30 Std.42 Rundweg Chão dos Louros . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1601.30 Std.43 Lombo do Mouro . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1621.35 Std.44 Von Bica da Cana zum Pináculo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1641.30 Std.45 Der Farnweg auf den Pico Ruivo do Paul, 1640 m . . . . . . . . . 1661.15 Std.46 Von Fanal nach Fio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1681.20 Std.47 Levada da Bica da Cana . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1703.20 Std.48 Von Cristo Rei zur Fátima-Kapelle. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1722.30 Std.49 Lagoa do Vento . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1743.00 Std.50 Der Risco-Wasserfall bei Rabaçal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1782.00 Std.51 Von Rabaçal zu den 25 Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1803.00 Std.52 Levada da Rocha Vermelha . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1824.40 Std.53 Rundweg Levada dos Cedros . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1863.00 Std.54 Rundweg Maloeira . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1882.30 Std.55 Rundweg Jardim do Mar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1923.15 Std.56 Paul do Mar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1965.40 Std.57 Rundweg Ponta do Pargo. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2003.50 Std.58 1.40 Std. Fajã Quebrada Nova . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20359 Levada do Moinho . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2062.40 Std.60 Von Lamaceiros in die Schlucht der Ribeira da Janela . . . . . 2083.30 Std.

Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210

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Zum Gebrauch des WanderführersDen Tourenbeschreibungen sind die wichtigsten Informationen steckbriefar-tig vorangestellt. Das farbige Wanderkärtchen ist mit einem Routeneintrag versehen, ein Höhenprofil zeigt auf einen Blick die An- und Abstiege der je-weiligen Tour. Im Stichwortverzeichnis sind alle Wanderziele, Orte, Aus-gangs- und Stützpunkte sowie alle wichtigen Etappenziele angeführt. Die Übersichtskarte informiert über die Lage der einzelnen Touren.

AnforderungenDie meisten Wanderungen verlaufen auf deutlichen Pfaden und Wegen. Dies sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass einige Touren eine gute Kondition, Trittsicherheit und Orientierungssinn erfordern. Zu jeder Tour wird auf die eventuelle Schwindelgefahr hingewiesen. Beachtet werden sollte, dass sich die Schwierigkeiten bei ungünstiger Witterung erheblich erhöhen können. Zur besseren Einschätzung der jeweiligen Anforderungen wurden die Tourenvorschläge (Tourennummern) mit verschiedenen Farben markiert. Diese erklären sich wie folgt:

Leicht Diese Wege sind meist ausreichend breit und nur mäßig steil, da-her auch bei Schlechtwetter relativ gefahrlos zu begehen. Sie können auch von Kindern und älteren Leuten begangen werden.

Mittel Diese Pfade und Steige sind überwiegend schmal und können über kurze Abschnitte etwas ausgesetzt sein. Deshalb sollten sie nur von trittsicheren Bergwanderern begangen werden. Kürzere Passagen können erhöhte Anforderungen an das Orientierungsvermögen stellen und setzen auch eine gewisse Schwindelfreiheit voraus.

8 mit Bus erreichbar

C Einkehrmöglichkeit

7 für Kinder geeignet

ì Ort mit Einkehrmöglichkeit

f Einkehrmöglichkeit, Café

g Schutzhaus, Unterstand

8 Bushaltestelle

Parkplatz

p Gipfel

o Pass, Sattel / Brücke

Ô h Tunnel / Kirche, Kapelle, Kloster

l Picknickplatz

] Aussichtsplatz

Fahrt mit Seilbahn

× Ó Wasserreservoir / Wasserfall

ë Bademöglichkeit

Symbole

Touristische Hinweise

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Fast jede Levada läuft durch einen oder mehrere Tunnels.

Schwierig Diese Steige und Saumpfade sind häufig schmal und steil an-gelegt. Stellenweise können sie sehr geröllig und abrutschgefährdet sein, in einigen Fällen ist auch die Zuhilfenahme der Hände notwendig. Sie sollten daher nur von trittsicheren, konditionsstarken und alpin erfahrenen Bergwan-derern angegangen werden, auch gutes Orientierungsvermögen ist mitunter gefragt. Levadawege können sehr stark ausgesetzt sein und erfordern, sofern nicht gesichert, auf manchen Passagen absolute Schwindelfreiheit.

Zu diesem Wanderführer stehen auf der Internetseite des Bergverlag Rother (www.rother.de) GPS-Daten zu allen Wanderungen zum kostenlo-sen Download bereit. Für den Download benötigen Sie die folgenden Zu-gangsdaten: Benutzername gast / Passwort wfMader12K9t4vSämtliche GPS-Daten wurden vom Autor im Gelände erfasst. Verlag und Autor haben die Tracks und Wegpunkte nach bestem Wissen und Gewis-sen überprüft. Dennoch können wir Fehler oder Abweichungen nicht ausschließen, außerdem können sich die Gegebenheiten vor Ort zwi-schenzeitlich verändert haben. GPS-Daten sind zwar eine hervorragende Planungs- und Navigationshilfe, erfordern aber nach wie vor sorgfältige Vorbereitung, eigene Orientierungsfähigkeit sowie Sachverstand in der Be-urteilung der jeweiligen (Gelände-)Situation. Man sollte sich für die Orien-tierung auch niemals ausschließlich auf GPS-Gerät und -Daten verlassen.

GPS-Daten

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AnfahrtDie meisten der in diesem Führer vorgestellten Wanderungen können mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden. Einen Busplan mit den für Wanderer wichtigsten Verbindungen finden Sie hier in der Einführung. Bei einigen Orten ist die Anfahrt im Pkw bzw. Taxi notwendig.

GehzeitenDie Zeitangaben enthalten nur die reine Gehzeit – ohne Rast- oder Fotopau-sen! Generell wird die Gesamtgehzeit vermerkt.

AusrüstungVon einigen leichten Levadawanderungen abgesehen ist für alle Touren so-lides Schuhwerk mit Profilsohlen notwendig. Nicht fehlen dürfen Regen- und Sonnenschutz sowie für kühlere Tage warme Kleidung. Für Tunneldurchque-rungen an den Levadas ist jeweils pro Person eine gute Stirn- oder Taschen-lampe inklusive Ersatzbatterien erforderlich.

GefahrenDie meisten Touren folgen deutlichen Wegen. Auf wegloses Terrain, Kletter-passagen oder Wegstücke, die Schwindelfreiheit erfordern, wird gesondert hingewiesen. In Höhenlagen oberhalb 500 m können plötzlich aufziehende Wolken und Bergrutsche manche Steige und Levadawege kurzfristig unpas-sierbar machen.

Ausblick vom Miradouro Ninho da Manta auf die Nordküste (Tour 34).

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Magic Rocks an der Südküste bei Funchal (Tour 1).

Beste JahreszeitMadeira ist ein Ganzjahres-Wanderziel – die Sommermonate sind nicht allzu heiß, die Wintermonate mild mit von Mitteleuropäern als frühlingshaft emp-fundenem Wetter. Mai bis Ende September garantieren die stabilste Wetter-lage mit auch an der Nordseite nur mäßigen Niederschlägen. Im Winter muss im Norden und in Höhenlagen ab 600 m mit kühlem und regnerischem Wetter gerechnet werden, im zentralen Bergland kann es kalt sein und gele-gentlich schneien. Die Südseite der Insel ist dagegen auch im Winter über-wiegend trocken und mild.

Wegenetz und MarkierungenDas Wegenetz auf Madeira ist gut ausge-baut. Bei Levadawanderungen gibt der Wasserkanal die Richtung vor, verlaufen kann man sich dort kaum. Die Inselverwal-tung hat 28 teils viel begangene Levadawe-ge und Bergtouren im Zentralmassiv nach den internationalen Wanderrichtlinien aus-geschildert (PR 1 bis PR 23, plus Varianten). Am Einstieg informiert jeweils eine große Tafel über die Wegstrecke, zentrale Gabelungen und Kreuzungen

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sind beschildert und mit Entfer-nungsangaben versehen. Auf der Strecke selbst gibt es allerdings nur spärlich gesetzte gelb-rote Wegzei-chen.

Berghütten und EinkehrEinzige bewirtschaftete Berghütte ist die Casa de Abrigo do Pico Ruivo . Die Hütte kurz unterhalb des höchsten Inselgipfels bietet eine be-scheidene Auswahl an Heiß- und

Kaltgetränken (vorübergehend geschlossen). An etlichen Routen bestehen unterwegs Einkehrmöglichkeiten in Snackbars und Restaurants.

Karten und FührerEmpfehlenswert ist die Wanderkarte »WKP 1 Madeira« von Freytag & Berndt im Maßstab 1:30.000. Eine weitere gute Wanderkarte ist die auch vor Ort erhältliche »Madeira Tour & Trail Map« (1:40.000) von Discovery Walking Guides. Ein bebildertes Bestimmungsbuch für botanisch Interessierte ist »Madeira – Pflanzen und Blumen« von António da Costa und Luis Franquin-ho, es ist vor Ort in den Touristenbüros und Souvenirläden erhältlich.

Tipps für StreckenwandererEinige Touren und Levadawanderungen sind als Streckenwanderungen konzipiert, deren Endpunkt weitab vom Ausgangspunkt liegt. Hier empfiehlt es sich, entweder die öffentlichen Verkehrsmittel (Bus, Taxi) in Anspruch zu nehmen, oder man tut sich mit einem anderen Pkw-Wanderer zusammen. Am besten stellt man noch vor der Wanderung einen Wagen am Endpunkt ab.Weitwanderer können von Funchal aus in einer mehrtägigen Levadatour die Insel queren. Die Etappen Monte – Camacha – Santo da Serra – Portela – Caniçal sind in diesem Wanderführer komplett abgedeckt. Für die Strecke sind 2 bis 3 Tage zu veranschlagen, übernachtet werden kann in Camacha, Santo da Serra und Caniçal.

Das Meeresschwimmbad von Porto Moniz – wenn die Badegäste weg sind, kommen die Angler.

Tipp: Aktuelle Infos über aufgrund von Erdrutsch, Waldbrand oder Bauar-beiten vorübergehend gesperrte Wege gibt es unter www.visitmadeira.pt (Stichworte »Nützliche Info« und »Wanderungen – Warnhinweise«).

Landgasthof A Carreta (Tour 57).

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Klassische Levadawanderungen

Durchs Tal der Ribeira da JanelaDas immergrüne Tal kann gleich auf mehreren Levadatouren kennengelernt werden. Reizvolle Aussichten in den ter-rassierten Mündungsbereich erlaubt der Levadaweg ab Lamaceiros (Tour 60, 3.30 Std.); auf der gegenüberliegenden Talseite läuft die Levada dos Cedros durch den als Weltnaturerbe geschütz-ten Lorbeerwald (Tour 53, 3 Std.).

Ribeiro FrioDer Klassiker unter den Levadatouren macht mit dem subtropischen Lorbeer-wald Madeiras bekannt. Die üppige Ve-getation versetzt selbst Hobby-Botani-ker ins Staunen (Tour 18, 3.30 Std.).

Levada do ReiDie bislang wenig bekannte Königsleva-da führt unterhalb von feuchten Fels-wänden durch immergrünen Lorbeer-wald tief ins abgeschiedene Tal der Ribeira Bonito hinein (Tour 30, 2.30 Std.).

Caldeirão VerdeDer wildromantische Levadaweg in den »grünen Kessel« führt in eine der ur-sprünglichsten Regionen Madeiras. Dabei gilt es, enge Tunnels zu durchqueren, von den Berghängen rauschen imposante Wasserfälle zu Tal. Im Anschluss bietet sich die abenteuerliche Route in den Höl-lenkessel (Tour 29) an (Tour 28, 3.30 Std.).

Levada da Bica da CanaDie schmale Levada an der Südabda-chung der Hochebene Paul da Serra er-laubt aus gut 1300 m Höhe wunderbare Aussichten auf die Südküste – immer vorausgesetzt, dass keine Wolkenbänke die Sicht nehmen (Tour 47, 3.20 Std.).

Levada das 25 FontesDichte Baumheidewälder säumen die-sen wunderschönen Levadaweg ins Quellgebiet von Rabaçal. Ein kurzer Ab-stecher (Tour 50) bringt Sie zum be-rühmtesten Wasserfall Madeiras (Tour 51, 3.00 Std.).

Luftige Gipfelziele

Pico Ruivo, 1862 mSicherlich die spektakulärste Inselwan-derung – der Höhenweg der Superlative verbindet die höchsten Gipfel Madeiras miteinander. Ein alpiner Steig läuft größ-tenteils über in den Fels gehauene Trep-pen, eine gute Kondition sollte man da-

Die Top-Touren Madeiras

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für mitbringen (Tour 34, 5.30 Std.). Sofern man es weniger steil mag, kann das Dach der Insel auch ab der Achada do Teixeira auf einer Kurzwanderung er-klommen werden (Tour 33, 2.00 Std.).

Pico Grande, 1654 m»Großer Gipfel« heißt der massige Berg-stock im Zentrum der Blumeninsel schlicht. Ein luftiger Panoramaweg mit anspruchsvollem Steig bringt Sie auf ei-nen der schönsten Aussichtsberge Ma-deiras. Wer sich die leichten Klettereinla-gen ersparen will, folgt dem grandiosen Höhenweg lediglich bis zum Eselspass (Tour 38, 4.00 Std.).

Attraktive Rundwege

Ponta do PargoNach einer guten Stunde auf der von Farnwiesen gesäumten Levada zieht der Rundweg durch ab vom Schuss gelege-ne Weiler, wobei kurze Abstecher zu zwei Aussichtspunkten über der schroff abfallenden Westküste möglich sind (Tour 57, 3.50 Std.).

Jardim do MarDie Tour beginnt mit einem spektakulä-ren Abstieg durch die Kliffküste und folgt dann der Wasserlinie zum verträumt auf einem alten Schuttfächer platzierten Jar-dim do Mar, wo man sich in einer Bar für den steilen Wiederaufstieg stärken kann (Tour 55, 3.15 Std.).

Küstentrails

Halbinsel São LourençoDie viel begangene Tour durch das bi-zarre Naturreservat im äußersten Osten Madeiras ist für ihre Küstenpanoramen berühmt: Schroff abfallende Kaps in warmen Rot- und Ockertönen, von ei-nem Aussichtsgipfel schaut man bis zur Nachbarinsel Porto Santo hinüber (Tour 12, 3.00 Std.).

Porto da CruzVon einer Levada wird zunächst zur »Gefährlichen Öffnung« aufgestiegen, der folgende luftige Saumpfad hoch über der Steilküste sei allerdings nur schwindelfreien und trittsicheren Wan-derern empfohlen (Tour 14, 3.45 Std.).

Fajã Quebrada NovaDer Abstieg zu den Meeresgärten an der Nordwestküste ist schlichtweg atembe-raubend, und auch die Auffahrt mit der Gondelbahn wird zum bleibenden Er-lebnis werden (Tour 58, 1.40 Std.).

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Die Hauptinsel des Madeira-Archipels liegt geografisch näher zu Afrika als zu Europa. Während die Entfernung zum portugiesischen Mutterland fast 900 km beträgt, sind es zur marokkanischen Küste lediglich 500 km, zu den weiter südlich gelegenen Kanarischen Inseln 400 km. Auf einer Fläche von 741 km² leben rund 270.000 Einwohner, fast die Hälfte davon im dicht besie-delten Großraum der Hauptstadt Funchal.Trotz der überschaubaren Größe wartet Madeira mit vielfältigen Landschaf-ten auf. Die vor 20 Millionen Jahren durch vulkanische Tätigkeit aus dem Atlantik emporgehobene Insel wird im Zentrum von einem bizarr verwitterten Gebirgskamm dominiert, höchste Erhebung ist der 1862 m hohe Pico Ruivo.

Der Lorbeerwald – Weltnaturerbe der UNESCOSeit 1999 steht Madeira auf der UNESCO-Liste des Weltnaturerbes. Diese Auszeichnung verdankt die Insel in erster Linie dem Lorbeerwald, der bis zur portugiesischen Besiedlung vor knapp 600 Jahren praktisch die gesamte Höhenlage zwischen 700 und 1200 m bedeckte und der »Waldinsel« letzt-endlich auch den Namen gab (port. madeira = Holz). Kahlschlag reduzierte

den Waldbestand erheblich, nur in den schwer zugänglichen Schluch-ten im Inse l inneren und an der Nordseite konnten sich Reste der urzeitlichen Lorbeer wälder halten. Den Echten Lorbeer (Laurus nobi-lis), dessen ledrige Blätter das be-kannte Küchengewürz abgeben, sucht man in den madeirensischen Wäldern allerdings vergeblich. Un-ter dem Sammelbegriff Lorbeerwald wird vielmehr eine Pflanzengesell-schaft von rund 20 Gehölzen ver-standen. Die namensgebenden Hauptvertreter stellen vier verschie-dene Lorbeergewächse. Am ver-breitetsten sind der Azorische Lor-beer (Laurus azorica) und der Stinklorbeer (Ocotea foetens), da-neben gibt es den Kanarischen Lor-

Wandern auf Madeira

Farne kommen auf Madeira in allen Grö-ßen und Formen vor, hier ein Baumfarn.

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beer (Apollonias barbujana) und den Madeira-Mahagoni (Persea in-dica). Dazu gesellt sich u. a. der Maiblumenbaum (Clethra arborea, port. folhado), er kommt vor allem in der nach ihm benannten Region Folhadal vor (Tour 41). Die Baum-stämme im Lorbeerwald sind von Moosen bewachsen, von den Ästen hängen Bartflechten herab. Den ar-tenreichen Unterwuchs stellen Far-ne und Gänsedisteln. Allein 70 Farn-arten gedeihen auf Madeira, stark vertreten ist der Adlerfarn, seltener der Nierenblättrige Frauenhaarfarn.Lorbeerwälder lieben es besonders feucht, zum Überleben brauchen sie eine mittlere Niederschlagsmen-ge von 1500 mm im Jahr. Die Luft-feuchtigkeit beträgt vielfach um 85 %. Die subtropischen Bergwäl-der spielen damit für den Wasser-haushalt eine immens wichtige Rol-le. In Lagen über 1200 m wird der Lorbeerwald von niedrigeren Gehöl-zen abgelöst. Vorherrschend ist die Baumheide (Erica arborea), die dichte Bestände ausbildet. Nicht selten er-reichen die knorrigen Bäume eine Höhe von 3 bis 4 m, Blütezeit sind die Monate April bis Mai.

Endemische FloraVon den rund 760 wild wachsenden Pflanzenarten auf der Insel sind etwa 140 endemisch, kommen also nur auf Madeira und sonst nirgendwo auf der Welt vor. Einer der Stars der endemischen Pflanzenwelt ist der sogenannte Stolz von Madeira (Echium candicans), eine Natternkopfart, die im Sommer prächtige lilafarbene Blütenkerzen austreibt. Ebenfalls in den Sommermona-ten erfreut der Schopffingerhut (Isoplexis sceptrum) mit seinen goldgelben Blüten das Auge. Das Fingerhutgewächs kann über 3 m hoch werden. Nicht minder farbenfroh zeigt sich der Madeira-Storchschnabel (Geranium made-rense), er setzt in der Krautschicht des immer grünen Lorbeerwaldes lila Farbtupfer. Recht unscheinbar nimmt sich dagegen das gelb blühende Ma-deira-Veilchen (Viola paradoxa) aus. Sein Zuhause ist das felsige Terrain im Zentralmassiv. Endemisch ist auch die Madeira-Heidelbeere (Vaccinium pa-

Roter Fingerhut – ein Kosmopolit, der auch auf Madeira nicht fehlen darf.

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difolium), die wie auch die in Mittel-europa verbreitete Art schmackhaf-te Beeren hervorbringt. Um sie zu ernten, muss man sich nicht bü-cken, sondern strecken – die Bee-ren wachsen auf mannshohen Sträuchern.Von den Dickblattgewächsen sei das Drüsen-Aeonium (Aeonium glandulosum) erwähnt. Die tellerar-tigen Blattrosetten schmiegen sich eng an Felswände, zu sehen be-kommt man sie z. B. auf Tour 14, 34 und 39. Selten geworden ist der mit seinem bizarren Geflecht aus Flaschenästen archaisch anmutende Drachen-baum (Dracaena draco), der außer auf Madeira vor allem auf den Kanari-schen Inseln vorkommt. Eines der prächtigsten Exemplare steht im Garten des Nobelhotels Reid’s in Funchal.

Naturparks und Botanische GärtenFast zwei Drittel der Inselfläche steht unter Naturschutz. Der Parque Natural de Madeira nimmt praktisch das gesamte Inselinnere ein. Hier befinden sich auch die ausgedehnten Lorbeerwälder, besonders beeindruckend in der Re-gion von Ribeiro Frio (Wanderungen 17, 18 und 19) und im Parque das Quei-madas (Wanderungen 27, 28 und 29). Unter besonderem Schutz stehen ferner die Naturreservate Ponta de São Lourenço im äußersten Osten (Wan-derung 12), Rocha do Navio an der Nordküste zwischen Ponta de São Jorge und Ponta do Clérigo (Wanderungen 24 und 25) sowie das Meeres-schutzreservat von Garajau. Oberhalb von Funchal ist der Parque Ecológico do Funchal ausgewiesen. Die 1000 Hektar große Schutzzone mit einer Viel-zahl endemischer Pflanzen zieht sich von Ribeira de Santa Luzia (520 m) nahe Monte bis zum Pico do Arieiro hinauf, ein Informationszentrum (Centro de Recepção e Interpretação) befindet sich an der ER 103 zwischen Monte und Poiso. Picknickplätze und markierte Wanderwege machen den Ökologi-schen Park im Sommer zu einem beliebten Freizeit- und Naherholungsge-biet der Hauptstädter.

Brotpalmfarne aus Südafrika sind der Stolz der Botanischen Gärten.

1. Reihe links: Madeira-Storchschnabel (Geranium maderense). 1. Reihe rechts: Drüsen-Aeonium (Aeonium glandulosum). 2. Reihe links: Besenginster (Cytisus scoparius). 2. Reihe rechts: Madeira-Levkoje (Matthiola maderensis). 3. Reihe links: Natternkopf, Stolz von Madeira (Echium candicans). 3. Reihe rechts: Fischfangwolfsmilch (Euphorbia piscatoria).

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Den bestmöglichen Einblick in die Vielfalt der Flora bietet ein Besuch in einem der Botani-schen Gärten. Die Gartenbau-kunst wurde von den Englän-dern auf die Insel gebracht. Dank des ganzjährig milden Kli-mas finden subtropische und tropische Gewächse aus allen Kontinenten ideale Wachstums-bedingungen vor. Der Jardim Botânico da Madeira in Funchal beherbergt neben einer Abtei-lung mit endemischen Pflanzen wie dem Drachenbaum exoti-sche Arten aus aller Welt, dar-unter auch Nutzpflanzen wie Kaffee, Zimt und Vanille. Dem Botanischen Garten ist ein Vo-gelpark angeschlossen, in der Nähe gibt es einen schönen Or-chideenpark. Vielleicht noch at-traktiver ist Palheiro Gardens. Der auch als Blandy’s Garden bekannte Park ist neben dem alten Baumbestand vor allem für die prächtigen südafrikani-

schen Proteaceen und Kamelienalleen bekannt.Ein weiteres Highlight unter den Gärten ist der Monte Palace Tropical Gar-den. Er verfügt über eine stattliche Sammlung von Brotpalmfarnen. Unter schattigen Mammutbäumen und Baumfarnen verwöhnt eine verschwenderi-sche Zierflora das Auge.

ZiergewächseIhren Ruf als Blumeninsel verdankt Madeira der aus aller Welt eingeführten Zierflora. Es gedeiht praktisch fast alles, was Rang und Namen hat. Charak-teristische Levadagewächse sind Hortensien und Afrikanische Liebesblu-men, die den Wanderer oftmals kilometerlang begleiten. Das ganze Jahr über blühen Bougainvillea, Hibiskus und Strelitzien. Letztere, auch Papagei-enblume genannt, hat es zum botanischen Wahrzeichen von Madeira ge-bracht. Als Mitbringsel kann man einen Bund Strelitzien transportsicher im Karton verpackt noch schnell vor dem Rückflug im Flughafen erstehen. Im Spätherbst zeigt sich die aus der südafrikanischen Kapregion importierte

Bananen gedeihen vornehmlich im subtropi-schen Klima an der Südküste.

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Belladonnalilie. Eine Zierde sind die ursprünglich in Australien beheimateten Akazien, die von Januar bis März ganze Hänge in ein gelbes Blütenmeer tauchen. Ebenfalls im Winter zeigen sich Weihnachtssterne, Kamelien und der aus Brasilien stammende Korallenbaum von ihrer besten Seite.

TierweltVerglichen mit der artenreichen Flora nimmt sich die Tierwelt bescheiden aus. Bis auf Haustiere gibt es keine großen Landsäugetiere. Wanderer brauchen sich vor Schlangen nicht in Acht zu nehmen – sie schafften den Sprung auf die abgelegene Insel genauso we-nig wie Skorpione oder anderes giftiges Getier. Wenn es im Ge-büsch raschelt, handelt es sich meist um harmlose Eidechsen.Die vorgelagerten Felseninseln sind ein wichtiges Refugium von Seevögeln wie dem Gelbschna-belsturmtaucher oder dem Ma-deira-Wellenläufer. Nur auf Ma-deira zu Hause sind das Mad eira-Som mergoldhähnchen

Die Strelitzie – botanisches Wahrzeichen Madeiras.

Die endemische Madeira-Eidechse.

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und eine im Lorbeerwald lebende Ringeltaube. Auf den Desertas-Inseln gibt es noch einige Mönchsrobben. Die vom Aussterben bedrohten Tiere bevöl-kerten früher in großer Zahl auch die Küsten der Hauptinsel. Wichtigster Fisch ist der Degenfisch (port. espada). Der wohlschmeckende Speisefisch wird mit langen Angelleinen aus bis zu 2000 m Tiefe gefischt.

Umwelt und ÖkologieDie üppige Vegetation und Blumenpracht kann nicht darüber hinwegtäu-schen, dass Madeira auch handfeste ökologische Probleme hat. Die hohe Bevölkerungsdichte führte dazu, dass die küstennahen Regionen, vor allem im Inselsüden, stark zersiedelt sind. Eng verknüpft mit der Übervölkerung fordert die verkehrsmäßige Erschlie-ßung ihren Tribut. Mit finanzieller Unterstützung der EU sucht man vehement Anschluss an das mitteleuropäische Niveau. Schnellstraßen und Autobah-nen fressen sich trotz der zerklüfteten Topografie rücksichtslos durch die Insel, Täler werden überbrückt und Bergrücken untertunnelt. Dabei fiel so manch alter Pflasterweg einer neuen Trasse zum Opfer.Ein Problem, das dem Wanderer nicht verborgen bleibt, ist die Müllentsorgung. Zu schnell vollzog sich der Wandel ins moderne Verpackungszeitalter, zu lang-sam bildete sich dazu ein Umweltbewusstsein heraus. Wilde Müllkippen ver-unzieren die Insel, und nicht selten werden Levadas als bequeme Entsor-

Windräder auf der Hochebene Paul da Serra.