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Sonntag, 11. August 2013 / Nr. 32 Zentralschweiz am Sonntag Zug 15 Ruckzuck 800 Unterschriften STADT ZUG Mehr und mehr politische Anliegen werden über soziale Medien verbreitet. Ein Referendum kam nun fast ausschliesslich dank Facebook zu Stande. SAMANTHA TAYLOR [email protected] Es sei eine Erfolgsgeschichte, verkün- dete das Komitee Pro Zuger Schülerbus- pass vor kurzem. Grund zur Freude gab das Referendum, das die Gruppe gegen einen Beschluss des Stadtparlaments ergrien hatte. Dieses will die nanziel- le Unterstützung für den Schülerbuspass streichen. In nur gut zwei Wochen sam- melte das Komitee über 800 Unterschrif- ten – mehr als genug. Mitten in den Sommerferien. Dabei hat Jolanda Spiess- Hegglin, Co-Präsidentin der Kantonal- partei der Alternative-die Grünen und Komiteegründerin, auf ein digitales Mit- tel gesetzt. «Wir haben bei Facebook eine Gruppe gegründet, den Unterschriften- bogen dort zum Druck angeboten und auf der Plattform für unser Anliegen geweibelt», sagt Spiess. Mit Erfolg. Eine beachtliche Anzahl der Unterschriften ist via Facebook zu- sammengekommen. «Ich würde sogar sagen, wir haben allein mit diesen Ak- tivitäten die geforderten 500 Unterschrif- ten zusammengebracht», so Spiess. Dass der Online-Auftritt wesentlich zum Er- folg beitragen würde, hätte Spiess nicht gedacht. Für das soziale Netzwerk ent- schied sich das Komitee aus pragmati- schen Gründen. «Wir sind eine kleine Gruppe aus Privatpersonen und hatten nur wenig Geld zur Verfügung.» Das Drucken von Flyern, Plakaten und den Unterschriftenbögen sowie deren Ver- sand hätten das Budget gesprengt. Ideales Thema Dass Social Media politischen Akteuren dienlich sind, ist nicht neu. Seit geraumer Zeit tummeln sich Politiker in der digi- talen Welt von Facebook oder Twitter und verbreiten darüber ihre Meinungen – mehr oder weniger aktiv und ebenso mehr oder weniger erfolgreich. Gemäss Manuel P. Nappo, Leiter der Fachstelle Social Media Management an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich, nimmt diese Tendenz weiter zu. «Plattformen wie Facebook sind ein Abbild der Reali- tät und inzwischen für viele ein Teil des Lebens.» Was früher an Stammtischen diskutiert worden sei, werde heute mehr und mehr auch im Netz besprochen. «So nden politische emen, die die Leute bewegen, vermehrt in der digitalen Welt von Facebook und Twitter statt», erklärt der Experte. Ein ema wie der Schüler- buspass ist gemäss Nappo geradezu prä- destiniert für einen solchen Auftritt. «Es ist eine emotionale Angelegenheit, die sich einfach erklären lässt und viele Leute betrit. Über soziale Netzwerke erreicht man die Leute rasch und un- kompliziert.» Austausch ist zentral Für Nappo erönen solche Plattfor- men – gerade im politischen Bereich – interessante Möglichkeiten. «Es kann ein Dialog unter Politikern und Bürgern stattnden.» Genau das brauche es heu- te vermehrt. Vor allem, um junge Leute zu mobilisieren. «Ein Plakat kann zwar gewisse Reize ansprechen, bleibt jedoch immer unpersönlich», sagt Nappo. Ganz im Gegensatz zu einem Prol oder einer Gruppe auf Facebook. «Im Fall des Bus- passes sieht man es schön. Auf der Seite nden sich die Gesichter des Ko- mitees. Es gibt Kommentare und sogar persönliche Briefe zum ema und im- mer wieder Fotos. Das macht die Leute betroen und schat Nähe», ist er über- zeugt. Dass dieser Austausch zentral ist, hat auch Spiess festgestellt. «Es gab eine regelrechte Kettenreaktion.» Dass sich die Politik künftig weitge- hend im Netz abspielt oder gar von einer Flut von Facebook-Referenden blockiert wird, glaubt Nappo nicht. Viele emen seien zu komplex oder bedürften zu viel Erklärung. Und der Experte warnt: «Man darf den Aufwand nicht unterschätzen. Auch eine Facebook-Gruppe braucht Betreuung.» Wenngleich man exibler arbeiten könne. Und zu guter Letzt, so Nappo: «Man muss wissen, wo man seine Zielgruppe abholen kann. Und am Ende braucht es immer noch Personen, die sich für ein Anliegen engagieren – im Netz oder auf der Strasse.» Für Jolanda Spiess, die auch sonst auf Facebook aktiv ist, ist jedoch klar: Es war nicht das letzte Mal, dass sie Face- book und Co. für ein Anliegen zu Hilfe gezogen hat. «Ich werde das in die Partei tragen und dafür sorgen, dass wir solche Plattformen künftig aktiver ver- wenden. Auch im Hinblick auf die Wahlen.» Zuger Parteien haben noch keine Strategie WAHLKAMPF st. Der Einsatz von Social Media wird unter den Zuger Parteien kritisch bewertet. Während die Kantonalparteien von SP, SVP und FDP einen Auftritt betreiben, beschränkt sich dieser bei der CVP auf einzelne Orts- sektionen. Die Alternative-die Grünen ist noch nicht präsent. Auch geben die Parteipräsidenten von rechts bis links allesamt an, dass soziale Medien für sie bisher eher eine untergeordnete Rolle spielen. «Unsere Erfahrungen sind nicht so berauschend», sagt etwa CVP-Präsi- dent Martin Pster. Man habe feststel- len müssen, dass der Auftritt einer Partei bei Facebook zu wenig interessant sei. Dieser Aussage stimmt auch SP- Präsidentin Barbara Gysel zu. Gerade Facebook, aber auch Twitter eigneten sich, wenn man den Auftritt an eine Person oder ein Anliegen binden kön- ne. «Wir sind beispielsweise beim e- ma Hooligankonkordat aktiv.» Dabei sei der Vorteil, dass man überregional und überparteilich agieren könne, so Gysel. Für die Wahlen aktivieren Im Hinblick auf die Wahlen sollen die sozialen Medien teilweise mehr Gewicht erhalten. «Wir müssen solche Plattformen aktiver nutzen», sagt FDP- Parteipräsident Jürg Strub. Dies vor allem, um junge Leute anzusprechen und abzuholen. «Wir wollen so mit der Bevölkerung vermehrt in Kontakt tre- ten», beschreibt Strub die Ziele. Trotz- dem, eine klare Strategie in diesem Bereich hat die Partei nicht. Ebenfalls etwas aktiver werden will die SVP. «Die Junge SVP konnte mit Facebook viele neue und vor allem junge Bürger für Veranstaltungen oder Abstimmungen mobilisieren», weiss Parteipräsident Markus Hürlimann. So würden auch im Hinblick auf die Wahlen einzelne Kandidaten diese Möglichkeit nutzen. Dies, obwohl man grundsätzlich weiter- hin auf «bewährte und herkömmliche Mittel wie Plakate und Flyer» setze. Eine Social-Media-Strategie will auch die CVP nicht aufstellen. Gemäss Ps- ter nden jedoch im Herbst für die Kandidaten Schulungen für den Um- gang mit interaktiven Medien statt. «Solche Plattformen sind eine gute Möglichkeit, sollten aber nicht über- schätzt werden», glaubt Pster. Ähnli- ches ist von Barbara Gysel zu hören. «Ein ‹Like› auf Facebook ist noch keine Stimme», sagt die SP-Frau. Gysel ist überzeugt, dass für die politische Arbeit noch viel Potenzial in den sozialen Medien steckt. «Aber sie alleine reichen nicht.» So wird es auch die SP ihren Kandidaten überlassen, in welcher Form sie aktiv werden. «Am Ende braucht es immer noch Personen.» MANUEL NAPPO, EXPERTE SOCIAL MEDIA Das «Titanic»- Trauma E s ist schon verblüend, wie viel Aufmerksamkeit und Sympathie ein alter Kahn weckt. Da geht das Motorschi «Schwan» letzten Diens- tag in den Sturmuten unter. Und schon macht die Meldung vom gesunkenen und einen Tag später bereits wieder geborgenen Schi schweizweit die Runde. Nun könnten Spötter sagen, das Sommerloch ziehe medial noch im- mer magisch alles auch nur halb- wegs Interessante an und vergrös- sere es unter der Lupe des Spekta- kels. Erstaunlich ist trotzdem, wie so eine Zuger Nussschale plötzlich zum Medienstar wird. Klar, Schie haben etwas Roman- tisches und sinken natürlich in unse- ren geograschen Süsswasserbreiten nicht täglich. Auch macht so eine Bergung, bei der tatsächlich das ge- sunkene Schi wieder an der Wasser- oberäche zum Jubel der vielen Schaulustigen auftaucht, was her. Doch vielleicht gründet unser Mitgefühl für gesunkene und wieder aus dem Wasser gezogene Schie noch tiefer. Denn spätestens seit dem Untergang der «Titanic», die noch immer auf dem Ozeangrund vor sich hinrottet, haben wir technikeupho- risierten und zivilisationsbegeister- ten Menschen in Sachen Schien ja mit der Niederlage des so intelligen- ten, übermütigen Homo sapiens gegen die Naturgewalt zu kämpfen. Ein Trauma, dessen Verarbeitung noch nicht abgeschlossen ist – auch wenn wir inzwischen längst auf dem Mond und dem Mars gelandet sind. Ein Trauma, das natürlich auch von Leonardo di Caprio und Kate Wins- let gekonnt emotional in Szene ge- setzt wurde. Nicht zuletzt gibt es ja in puncto menschlicher Hybris noch jenen Lotterkapitän namens Fran- cesco Schettino, der die «Costa Con- cordia» medienreif zum Kippen ge- bracht hat. Tausende sind inzwi- schen wohl zur Insel Giglio gepilgert, um den halb abgesoenen Schick- salskahn zu bestaunen. Insofern ist die Zuger Begeiste- rung über den wieder aus dem Wasser gezogenen, altehrwürdigen und mit Patina behafteten «Schwan» völlig verständlich. Nicht nachvoll- ziehbar ist allerdings, warum in Zug nicht die gleiche Begeisterung auf- kommt für ältere Häuser, die leider immer mehr im Meer der Neubau- ten versinken – oder längst unwie- derbringlich versunken sind. [email protected] Wolfgang Holz über die Faszination gesunkener Schiffe ZUG UM ZUG Im See gabs viel zu staunen und zu lachen ZUG Das 17. Zuger Schwimm- fest, das gestern bei idealen Verhältnissen stattfand, vermochte viele Wasserratten und Zuschauer anzulocken. Während sich die Aktiven beim tra- ditionellen Wasserballturnier, das auf Anregung des neuen Sponsors (Acklin Metallbau, Zug) erstmals als Zugersee- cup ausgetragen wurde, voll ins Zeug legten, stand beim Plauschturnier der Spass im Mittelpunkt. Beim Publikum standen die Scampis von der Guggen- musig Descampados, Zug, besonders hoch im Kurs. Mit allerlei Schwimm- hilfen ausgerüstet, zogen sie eine Show ab, die den unentwegt lachenden Zu- schauern beinahe den Atem raubte. Aber auch die übrigen Teams und die «Tau- cherli», die in der Kategorie «ohne Schwimmhilfen» locker drauf waren, vermochten das Publikum mit gelunge- nen spassigen Einlagen zu begeistern. Erwartungen erfüllt Weitaus verbissener gings beim rund 1200 Meter langen Promenadenschwim- men von der Badi Seelikon um den Springbrunnen und zurück zu und her. Bei angenehmen Wassertemperaturen von 24 Grad legten die Spitzenschwim- mer ein horrendes Tempo vor. Vom Publikum lautstark angefeuert, legte der eine oder andere der Verfolger einen rasanten Zwischenspurt ein. OK-Chef Stefan Gross resümierte zufrieden: «Das Schwimmfest 2013 hat meine Erwartun- gen voll und ganz erfüllt.» MARTIN MÜHLEBACH [email protected] Horrendes Tempo: das Promenadenschwimmen. Bild Christof Borner-Keller Sean Simpson gibt Team-Tipps ZUG red. «Konkurrenz oder Koope- ration – was braucht es, um aus einer Gruppe ein Team zu bauen?» – Sean Simpson, Head-Coach der Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft, und Beat Villiger, Spitalratspräsident Kan- tonsspital Luzern und vielfacher Olympiaarzt, diskutieren am nächsten Dienstag von 18.30 bis 21.30 Uhr im Casino Zug an der ersten «Science Night» im Kanton Zug. Es hat noch wenige freie Plätze. HINWEIS Anmeldung an scientifi[email protected]

Ruckzuck 800 Unterschriften

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Immer mehr politische Anliegen werden über soziale Medien verbreitet. Ein Referendum in der Stadt Zug kam nun fast ausschliesslich dank Facebook zu Stande.

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Sonntag, 11. August 2013 / Nr. 32 Zentralschweiz am Sonntag Zug 15

Ruckzuck 800 Unterschriften STADT ZUG Mehr und mehr politische Anliegen werden über soziale Medien verbreitet. Ein Referendum kam nun fast ausschliesslich dank Facebook zu Stande.

SAMANTHA [email protected]

Es sei eine Erfolgsgeschichte, verkün-dete das Komitee Pro Zuger Schülerbus-pass vor kurzem. Grund zur Freude gab das Referendum, das die Gruppe gegen einen Beschluss des Stadtparlaments ergri!en hatte. Dieses will die "nanziel-le Unterstützung für den Schülerbuspass streichen. In nur gut zwei Wochen sam-melte das Komitee über 800 Unterschrif-ten – mehr als genug. Mitten in den Sommerferien. Dabei hat Jolanda Spiess-Hegglin, Co-Präsidentin der Kantonal-partei der Alternative-die Grünen und Komiteegründerin, auf ein digitales Mit-tel gesetzt. «Wir haben bei Facebook eine Gruppe gegründet, den Unterschriften-bogen dort zum Druck angeboten und auf der Plattform für unser Anliegen geweibelt», sagt Spiess.

Mit Erfolg. Eine beachtliche Anzahl der Unterschriften ist via Facebook zu-sammengekommen. «Ich würde sogar sagen, wir haben allein mit diesen Ak-tivitäten die geforderten 500 Unterschrif-ten zusammengebracht», so Spiess. Dass der Online-Auftritt wesentlich zum Er-folg beitragen würde, hätte Spiess nicht gedacht. Für das soziale Netzwerk ent-schied sich das Komitee aus pragmati-schen Gründen. «Wir sind eine kleine Gruppe aus Privatpersonen und hatten nur wenig Geld zur Verfügung.» Das Drucken von Flyern, Plakaten und den Unterschriftenbögen sowie deren Ver-sand hätten das Budget gesprengt.

Ideales ThemaDass Social Media politischen Akteuren

dienlich sind, ist nicht neu. Seit geraumer Zeit tummeln sich Politiker in der digi-talen Welt von Facebook oder Twitter und verbreiten darüber ihre Meinungen – mehr oder weniger aktiv und ebenso mehr oder weniger erfolgreich. Gemäss Manuel P. Nappo, Leiter der Fachstelle Social Media Management an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich, nimmt

diese Tendenz weiter zu. «Plattformen wie Facebook sind ein Abbild der Reali-tät und inzwischen für viele ein Teil des Lebens.» Was früher an Stammtischen diskutiert worden sei, werde heute mehr und mehr auch im Netz besprochen. «So "nden politische #emen, die die Leute bewegen, vermehrt in der digitalen Welt von Facebook und Twitter statt», erklärt der Experte. Ein #ema wie der Schüler-buspass ist gemäss Nappo geradezu prä-destiniert für einen solchen Auftritt. «Es ist eine emotionale Angelegenheit, die sich einfach erklären lässt und viele Leute betri!t. Über soziale Netzwerke erreicht man die Leute rasch und un-kompliziert.»

Austausch ist zentralFür Nappo erö!nen solche Plattfor-

men – gerade im politischen Bereich – interessante Möglichkeiten. «Es kann ein

Dialog unter Politikern und Bürgern statt"nden.» Genau das brauche es heu-te vermehrt. Vor allem, um junge Leute zu mobilisieren. «Ein Plakat kann zwar gewisse Reize ansprechen, bleibt jedoch immer unpersönlich», sagt Nappo. Ganz im Gegensatz zu einem Pro"l oder einer

Gruppe auf Facebook. «Im Fall des Bus-passes sieht man es schön. Auf der Seite "nden sich die Gesichter des Ko-mitees. Es gibt Kommentare und sogar

persönliche Briefe zum #ema und im-mer wieder Fotos. Das macht die Leute betro!en und scha!t Nähe», ist er über-zeugt. Dass dieser Austausch zentral ist, hat auch Spiess festgestellt. «Es gab eine regelrechte Kettenreaktion.»

Dass sich die Politik künftig weitge-hend im Netz abspielt oder gar von einer Flut von Facebook-Referenden blockiert wird, glaubt Nappo nicht. Viele #emen seien zu komplex oder bedürften zu viel Erklärung. Und der Experte warnt: «Man darf den Aufwand nicht unterschätzen. Auch eine Facebook-Gruppe braucht Betreuung.» Wenngleich man $exibler arbeiten könne. Und zu guter Letzt, so Nappo: «Man muss wissen, wo man seine Zielgruppe abholen kann. Und am Ende braucht es immer noch Personen, die sich für ein Anliegen engagieren – im Netz oder auf der Strasse.»

Für Jolanda Spiess, die auch sonst auf Facebook aktiv ist, ist jedoch klar: Es war nicht das letzte Mal, dass sie Face-book und Co. für ein Anliegen zu Hilfe gezogen hat. «Ich werde das in die Partei tragen und dafür sorgen, dass wir solche Plattformen künftig aktiver ver-wenden. Auch im Hinblick auf die Wahlen.»

Zuger Parteien haben noch keine StrategieWAHLKAMPF st. Der Einsatz von Social Media wird unter den Zuger Parteien kritisch bewertet. Während die Kantonalparteien von SP, SVP und FDP einen Auftritt betreiben, beschränkt sich dieser bei der CVP auf einzelne Orts-sektionen. Die Alternative-die Grünen ist noch nicht präsent. Auch geben die Parteipräsidenten von rechts bis links allesamt an, dass soziale Medien für sie bisher eher eine untergeordnete Rolle spielen. «Unsere Erfahrungen sind nicht so berauschend», sagt etwa CVP-Präsi-dent Martin P"ster. Man habe feststel-len müssen, dass der Auftritt einer Partei bei Facebook zu wenig interessant sei. Dieser Aussage stimmt auch SP-Präsidentin Barbara Gysel zu. Gerade Facebook, aber auch Twitter eigneten sich, wenn man den Auftritt an eine Person oder ein Anliegen binden kön-ne. «Wir sind beispielsweise beim #e-

ma Hooligankonkordat aktiv.» Dabei sei der Vorteil, dass man überregional und überparteilich agieren könne, so Gysel.

Für die Wahlen aktivierenIm Hinblick auf die Wahlen sollen

die sozialen Medien teilweise mehr Gewicht erhalten. «Wir müssen solche Plattformen aktiver nutzen», sagt FDP-Parteipräsident Jürg Strub. Dies vor allem, um junge Leute anzusprechen und abzuholen. «Wir wollen so mit der Bevölkerung vermehrt in Kontakt tre-ten», beschreibt Strub die Ziele. Trotz-dem, eine klare Strategie in diesem Bereich hat die Partei nicht. Ebenfalls etwas aktiver werden will die SVP. «Die Junge SVP konnte mit Facebook viele neue und vor allem junge Bürger für Veranstaltungen oder Abstimmungen mobilisieren», weiss Parteipräsident Markus Hürlimann. So würden auch

im Hinblick auf die Wahlen einzelne Kandidaten diese Möglichkeit nutzen. Dies, obwohl man grundsätzlich weiter-hin auf «bewährte und herkömmliche Mittel wie Plakate und Flyer» setze.

Eine Social-Media-Strategie will auch die CVP nicht aufstellen. Gemäss P"s-ter "nden jedoch im Herbst für die Kandidaten Schulungen für den Um-gang mit interaktiven Medien statt. «Solche Plattformen sind eine gute Möglichkeit, sollten aber nicht über-schätzt werden», glaubt P"ster. Ähnli-ches ist von Barbara Gysel zu hören. «Ein ‹Like› auf Facebook ist noch keine Stimme», sagt die SP-Frau. Gysel ist überzeugt, dass für die politische Arbeit noch viel Potenzial in den sozialen Medien steckt. «Aber sie alleine reichen nicht.» So wird es auch die SP ihren Kandidaten überlassen, in welcher Form sie aktiv werden.

«Am Ende braucht es immer noch Personen.»

MANUEL NAPPO, EXPERTE SOCIAL MEDIA

Das «Titanic»-Trauma

Es ist schon verblü!end, wie viel Aufmerksamkeit und Sympathie

ein alter Kahn weckt. Da geht das Motorschi! «Schwan» letzten Diens-tag in den Sturm$uten unter. Und schon macht die Meldung vom gesunkenen und einen Tag später bereits wieder geborgenen Schi! schweizweit die Runde.

Nun könnten Spötter sagen, das Sommerloch ziehe medial noch im-mer magisch alles auch nur halb-wegs Interessante an und vergrös-

sere es unter der Lupe des Spekta-kels. Erstaunlich ist trotzdem, wie so eine Zuger Nussschale plötzlich zum Medienstar wird.

Klar, Schi!e haben etwas Roman-tisches und sinken natürlich in unse-

ren geogra"schen Süsswasserbreiten nicht täglich. Auch macht so eine Bergung, bei der tatsächlich das ge-sunkene Schi! wieder an der Wasser-ober$äche zum Jubel der vielen Schaulustigen auftaucht, was her.

Doch vielleicht gründet unser Mitgefühl für gesunkene und wieder aus dem Wasser gezogene Schi!e noch tiefer. Denn spätestens seit dem Untergang der «Titanic», die noch immer auf dem Ozeangrund vor sich hinrottet, haben wir technikeupho-risierten und zivilisationsbegeister-ten Menschen in Sachen Schi!en ja mit der Niederlage des so intelligen-ten, übermütigen Homo sapiens gegen die Naturgewalt zu kämpfen.

Ein Trauma, dessen Verarbeitung noch nicht abgeschlossen ist – auch wenn wir inzwischen längst auf dem Mond und dem Mars gelandet sind. Ein Trauma, das natürlich auch von Leonardo di Caprio und Kate Wins-let gekonnt emotional in Szene ge-setzt wurde. Nicht zuletzt gibt es ja in puncto menschlicher Hybris noch jenen Lotterkapitän namens Fran-cesco Schettino, der die «Costa Con-cordia» medienreif zum Kippen ge-bracht hat. Tausende sind inzwi-schen wohl zur Insel Giglio gepilgert, um den halb abgeso!enen Schick-salskahn zu bestaunen.

Insofern ist die Zuger Begeiste-rung über den wieder aus dem Wasser gezogenen, altehrwürdigen und mit Patina behafteten «Schwan» völlig verständlich. Nicht nachvoll-ziehbar ist allerdings, warum in Zug nicht die gleiche Begeisterung auf-kommt für ältere Häuser, die leider immer mehr im Meer der Neubau-ten versinken – oder längst unwie-derbringlich versunken sind.

[email protected]

Wolfgang Holz über die Faszination gesunkener Schiffe

ZUG UM ZUG

Im See gabs viel zu staunen und zu lachenZUG Das 17. Zuger Schwimm-fest, das gestern bei idealen Verhältnissen stattfand, vermochte viele Wasserratten und Zuschauer anzulocken.

Während sich die Aktiven beim tra-ditionellen Wasserballturnier, das auf Anregung des neuen Sponsors (Acklin Metallbau, Zug) erstmals als Zugersee-cup ausgetragen wurde, voll ins Zeug legten, stand beim Plauschturnier der Spass im Mittelpunkt. Beim Publikum standen die Scampis von der Guggen-musig Descampados, Zug, besonders hoch im Kurs. Mit allerlei Schwimm-hilfen ausgerüstet, zogen sie eine Show ab, die den unentwegt lachenden Zu-schauern beinahe den Atem raubte. Aber auch die übrigen Teams und die «Tau-cherli», die in der Kategorie «ohne Schwimmhilfen» locker drauf waren, vermochten das Publikum mit gelunge-nen spassigen Einlagen zu begeistern.

Erwartungen erfülltWeitaus verbissener gings beim rund

1200 Meter langen Promenadenschwim-men von der Badi Seelikon um den Springbrunnen und zurück zu und her. Bei angenehmen Wassertemperaturen von 24 Grad legten die Spitzenschwim-mer ein horrendes Tempo vor. Vom Publikum lautstark angefeuert, legte der eine oder andere der Verfolger einen rasanten Zwischenspurt ein. OK-Chef Stefan Gross resümierte zufrieden: «Das Schwimmfest 2013 hat meine Erwartun-gen voll und ganz erfüllt.»

MARTIN MÜHLEBACH [email protected]

Horrendes Tempo: das Promenadenschwimmen. Bild Christof Borner-Keller

Sean Simpson gibt Team-Tipps ZUG red. «Konkurrenz oder Koope-ration – was braucht es, um aus einer Gruppe ein Team zu bauen?» – Sean Simpson, Head-Coach der Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft, und Beat Villiger, Spitalratspräsident Kan-tonsspital Luzern und vielfacher Olympiaarzt, diskutieren am nächsten Dienstag von 18.30 bis 21.30 Uhr im Casino Zug an der ersten «Science Night» im Kanton Zug. Es hat noch wenige freie Plätze.

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