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Von U. FREITAG Halle – Das Schweigen ist gebrochen. Auf fast 180 Seiten* erzählen Prof. Flo- rian Steger (40) und Dr. Maximil- lian Schochow (40), was mehr als 4000 Frauen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Händel- Haus widerfuhr. Unter dem Vor- wand, sie hätten eine Geschlechts- krankheit, wurden die Frauen bis zu sechs Wochen in der Poli Mitte festgehalten. Ge- gen ihren Willen untersucht. Viele bekamen ein Fie- ber auslösendes Mittel gespritzt. Es waren Frau- en, „die nicht ins System gepasst haben“, sagt Prof Steger. Die Jüngs- te war zwölf und aus dem Kinder- heim weggelau- fen. Der Wissen- schaftler „hat große Zweifel“, ob die Gemar- terten tatsäch- lich krank waren. „Junge Männer wurden durch die NVA dis- zipliniert“, sagt Birgit Neumann-Be- cker (51), Sach- sen-Anhalts Sta- si-Beauftragte. Für aufsässige Mädchen und Frauen gab es nicht nur in Hal- le eine vergitter- te Krankenstation – im Volksmund „Tripperburg“. Vor der Entlas- sung nahm die Stasi den Frau- en ein Schweige- gelübde ab. Die meisten reden bis heute nicht. Aus Scham. Stegner und Schochow be- fragten für ihr Buch 20 trauma- tisierte Frauen. Von den früheren Angestellten woll- te kaum jemand reden. Eine Ärztin untersagte über Anwälte jeden Kontaktversuch. *Florian Ste- ger, Maximili- an Schochow „Disziplinierung durch Medizin“, mdv, 12,95 Euro. Seite 11 Sachsen-Anhalt 12. SEPTEMBER 2014 BILD HALLE Zum Nulltarif „Velvet“ Wittenberg – Zwei volle Floors, eine fette Party und null Euro Eintritt! Mit dem BILD-Party-VIP-Ausweis kommt ihr heute in Witten- berg gratis zum „Hip Hop Jam“. Schon ab 22 Uhr wird im „Velvet“ in der Dessauer Straße zu House und Black Beats abgefeiert. An den Decks lassen es DJ BEKZ aus Dresden und Guido Gonzalez krachen. Und so kommt ihr gratis in den Club: einfach den Party-Ausweis ausschnei- den und am Abend am Einlass abgeben – damit könnt ihr die fünf Euro Ein- tritt ste- cken lassen! Party- Ausw den und am Abend am Einlass abgeben – damit nnt i hr die fünf Euro Ein- tritt ste- cken lassen! ICH BIN BILD-PARTY-VIP Party Club NAME MAIL ADRESSE Kein garantierter Einlass bei ausverkaufter Veranstaltung 12.09.14 Foto: ANIKA DOLLMEYER Maria (22) kommt als BILD-Party-VIP ins„Velvet“ ins Von DOREEN BEILKE Leipzig – Es ist einer der spektakulärsten Vermisstenfälle der DDR. Dirk Schiller aus Görlitz, ein aufgeweck- ter Blondschopf, da- mals dreieinhalb Jah- re alt, verschwindet im Winter 1979 bei einem Familienausflug im Harz. Ein tragischer Un- fall ohne Leiche? Oder eine Kindesentführung im Staatsauftrag? Ein ungelöster Fall seit 35 Jahren. Doch jetzt hat der Staatsschutz die Er- mittlungen neu auf- genommen! Denn Heidi Stein (62), die Mutter des verschol- lenen Jungen, hat nach all den Jahren Morddrohungen be- kommen. „Ich sollte nicht weiter in dem Fall recherchieren“, sagt sie. Die Polizei hat sich nun die alten Akten noch einmal kommen lassen und sogar das Bundeskriminalamt eingeschaltet. Gibt es eine späte Spur zu Dirk? „Wir lassen jetzt jedes Detail von da- mals erneut prüfen“, sagt der Pressespre- cher der Polizeiin- spektion Gifhorn, Thomas Reuter (54). Heidi Stein lebt heu- te in Niedersachsen. „Ich habe kein Detail von jenem verschnei- ten 10. März 1979 ver- gessen, aber am Ende kommen immer wieder die gleichen Fragen“, sagt sie. Dirk war beim Winterspaziergang plötzlich verschwun- den. Die DDR-Behör- den stellten die Suche nach nur zwei Stunden ein. Dirk sei angeblich zu einem See gelaufen und ertrunken; fertig! Aber warum gab es keine Spuren im Schnee? Warum tauch- te der leblose Körper nie auf? Und warum war ein Stasi-Mann vor Ort, der die Eltern nicht aus den Augen ließ? Mysteriös: „Am Tag un- seres Ausflugs hatten wir ein dickes Bonzen- auto beobachtet, das in der Nähe parkte, mit einem Mann und einer Frau drin. Als Dirk weg war, war auch der Wa- gen verschwunden“, sagt Heidi Stein. Als sie keine Ruhe gab, von „Entführung“ sprach und Amnesty International einschal- tete, erklärte die DDR- Justiz sie zur Verräterin. Sie kam nach Bautzen, bis sie von der BRD freigekauft wurde. Doch Heidi Stein (62) ist bis heute überzeugt: „Mein Sohn lebt. Nie habe ich daran ge- zweifelt. Die Frage ist r t - - Die Wahrheit über die „Tripperburg“ ENTFÜHRUNG VON DER STASI VERTUSCHT? nur wo.“ In ihrer unvollstän- digen Stasi-Akte steht, dass Dirk 1983 in Ungarn ver- schollen ist. Erklären kann das niemand. Sie hat ein Buch über ihren vermiss- ten Sohn geschrieben, auf eigene Kosten DNA-Tests machen lassen von jungen Männern, die sich bei ihr meldeten und ein Internet- Blog angelegt. Hier liefen nun die Mord- drohungen auf. „Sie machen mir keine Angst, sondern neue Hoff- nung“, sagt Heidi Stein. „Vielleicht bringt das die Polizei endlich auf die Spur zu Dirks Entführern.“ Von DOREEN BEILKE „Wir lassen jetzt j d D t il d nie auf? Und warum i St i M Vermissten - Fall Dirk nach 35 Jahren neu aufgerollt! Fotos/Repros: MAIKE GLÖCKNER, MITTELDEUTSCHER VERLAG Poli Mitte: Einkerkerungen von 1961 bis 1982 Birgit Neumann- Becker und Prof. Florian Steger Heidi Stein (62) Heidi Stein (62) sucht seit 1979 sucht seit 1979 ihren Sohn Dirk ihren Sohn Dirk Pausbäckig, blond, Pausbäckig, blond, aufgeweckt – nur aufgeweckt – nur wenige Fotos blieben wenige Fotos blieben der Familie von der Familie von dem kleinen Jungen dem kleinen Jungen Hier verschwand Dirk Hier verschwand Dirk im März 1979. im März 1979. Damals lag Schnee Damals lag Schnee So könnte Dirk So könnte Dirk heute aussehen heute aussehen Fotos: PETER GERCKE, PRIVAT Mit dabei: u. v. m. 2.000 gratis 100 % Vielfalt AUF FAMILIENSAMSTAGE FAHREN HALLE AB!Autosalon 13.9. von 13 – 18 Uhr Einer für Halle HallescherEinkaufsPark Freuen Sie sich auf • AUTOSALON MIT ÜBER 60 NEUWAGENMODELLEN • KINDER ELEKTRO CARS • MINI TRIKES • GROSSE DRACHENHÜPFBURG • STIMMUNGSMUSIK MIT DJ OTTCHEN Alle Kinderattraktionen sind kostenlos! Für Ihr leibliches Wohl ist gesorgt. www.hallescher-einkaufspark.de MARKTPLATZ MARKTPLATZ Anzeige Anzeige Die Anzeigenberatung BILD HALLE steht Ihnen gern zur Verfügung. Tel.: 0345-211 98 49, Fax: 0345-512 69 33, E-Mail: [email protected] Jetzt bestellen! 0,20 /Anruf aus dem deut- schen Festnetz; max. 0,60 / Anruf aus dem Mobilfunknetz 01806-22 17 72 www.abo.bild.de Täglich im Briefkasten! Mo-Fr bis 6.30 Uhr, Sa bis 8.30 Uhr BILD KOMMT DIREKT NACH HAUSE ! Der Monatspreis inkl. 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Von U. FREITAG

Halle – Das Schweigen ist gebrochen. Auf fast 180 Seiten* erzählen Prof. Flo-rian Steger (40) und Dr. Maximil-lian Schochow (40), was mehr als 4000 Frauen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Händel -Haus widerfuhr.

Unter dem Vor-wand, sie hätten eine Geschlechts-krankheit, wurden die Frauen bis zu sechs Wochen in der Poli Mitte festgehalten. Ge-gen ihren Willen untersucht. Viele bekamen ein Fie-ber auslösendes Mittel gespritzt.

Es waren Frau-

en, „die nicht ins System gepasst haben“, sagt Prof Steger. Die Jüngs-te war zwölf und aus dem Kinder-heim weggelau-fen. Der Wissen-schaftler „hat große Zweifel“, ob die Gemar-terten tatsäch-lich krank waren.

„Junge Männer wurden durch die NVA dis -zipliniert“, sagt Birgit Neumann-Be-cker (51), Sach-sen-Anhalts Sta-si-Beauftragte. Für aufsässige Mädchen und Frauen gab es nicht nur in Hal-le eine vergitter-

te Krankenstation – im Volksmund „Tripperburg“.

Vor der Entlas-sung nahm die Stasi den Frau-en ein Schweige-gelübde ab. Die meisten reden bis heute nicht. Aus Scham.

Stegner und Schochow be-fragten für ihr Buch 20 trauma-tisierte Frauen. Von den früheren Angestellten woll-te kaum jemand reden. Eine Ärztin untersagte über Anwälte jeden Kontaktversuch.

*Florian Ste-ger, Maximili-an Schochow „Disziplinierung durch Medizin“, mdv, 12,95 Euro.

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Leipzig – Es ist einer der spektakulärsten Vermisstenfälle der DDR. Dirk Schiller aus Görlitz, ein aufgeweck-ter Blondschopf, da-mals dreieinhalb Jah-re alt, verschwindet im Winter 1979 bei einem Familienausflug im Harz. Ein tragischer Un-fall ohne Leiche? Oder eine Kindesentführung im Staatsauftrag? Ein ungelöster Fall seit 35 Jahren.

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nur wo.“ In ihrer unvollstän-digen Stasi-Akte steht, dass Dirk 1983 in Ungarn ver-schollen ist. Erklären kann das niemand. Sie hat ein Buch über ihren vermiss-ten Sohn geschrieben, auf eigene Kosten DNA-Tests machen lassen von jungen Männern, die sich bei ihr meldeten und ein Internet-Blog angelegt.

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