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Sachverständigenwesen Einführung Zertifizierung von Sachverständigen Organisationen der Sachverständigen Vertragsbeziehung zum Auftraggeber Pflichten des Sachverständigen Das Gutachten Schiedsgutachten Schiedsgericht und Schiedsspruch Haftung von Sachverständigen Das Honorar des Sachverständigen Der Sachverständige im Zivilprozeß – das Gerichtsgutachten Durchführung einer Ortsbesichtigung im Rahmen eines Zivilprozesses Sonstiges

Sachverständigenwesen

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Sachverständigenwesen. Einführung Zertifizierung von Sachverständigen Organisationen der Sachverständigen Vertragsbeziehung zum Auftraggeber Pflichten des Sachverständigen Das Gutachten Schiedsgutachten Schiedsgericht und Schiedsspruch Haftung von Sachverständigen - PowerPoint PPT Presentation

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Page 1: Sachverständigenwesen

Sachverständigenwesen

• Einführung• Zertifizierung von Sachverständigen• Organisationen der Sachverständigen• Vertragsbeziehung zum Auftraggeber• Pflichten des Sachverständigen• Das Gutachten• Schiedsgutachten• Schiedsgericht und Schiedsspruch• Haftung von Sachverständigen• Das Honorar des Sachverständigen• Der Sachverständige im Zivilprozeß – das Gerichtsgutachten• Durchführung einer Ortsbesichtigung im Rahmen eines

Zivilprozesses• Sonstiges

Page 2: Sachverständigenwesen

Das Gerichtsgutachten• Das Gerichtsverfahren - Grundkenntnisse• Beweise im Gerichtsverfahren• Der Beweisbeschluß• Vorgehen des Sachverständigen nach Erhalt des

Auftrags• Zusammenarbeit mit dem Gericht• Verhalten gegenüber den Parteien• Das Gutachten• Stil des Gerichtsgutachtens• Durchführung einer Ortsbesichtigung• Vorbereitung auf ein mündliches Gutachten• Sonstiges

Page 3: Sachverständigenwesen

Der Zivilprozeß

Gericht

Partei ParteiStreit-gegen-stand

Die Parteien haben im Verfahren eine sehr starke Position. Sie bestimmen,worüber gestritten wird (Klage). Daraus ergeben sich Grenzen für den Richter und natürlich auch fürden Sachverständigen.

Page 4: Sachverständigenwesen

Rechtsnorm

§

Tatbestand

Rechtsfolge

Die Rechtsnorm ist die Anspruchsgrundlagedes Antragstellers.Er begehrt ein Urteil,das ihm die Rechtsfolgesichert.Beispiel: Schadenersatzfür eine Beschädigung

Im Zivilprozeß müssendie Antragsteller beweisen,daß der behauptete Sach-verhalt der Wahrheitentspricht

Es genügt nicht, einen Anspruch zu erheben, man muß auch den Beweisantreten können.

Page 5: Sachverständigenwesen

Der Verhandlungsgrundsatz

Es ist den Parteien überlassen, die Tatsachen vorzutragen, auf der diegerichtliche Entscheidung aufbauen soll.

Der Zivilrichter ermittelt nicht.

Der Richter darf nur die Tatsachen bei der Urteilsfindungberücksichtigen, die die Parteien vorgetragen haben.

Weiß er selbst zufällig mehr, darf er das nicht verwerten.

Page 6: Sachverständigenwesen

streitig oder unstreitig?

„Unstreitig“ ist für das Gericht, was die Parteien übereinstimmendals wirklich geschehen oder wirklich seiend vortragen.

„Streitig“ ist, was eine Partei nicht gelten lassen will.

Es kommt dabei nur auf die Parteien an, nicht darauf, wie es aus Sichteines Dritten (Sachverständiger) wirklich ist.

Page 7: Sachverständigenwesen

Was ist unstreitig?

Wenn der Sachvortrag beider Parteien übereinstimmt.

Wenn eine Partei etwas vorträgt, und die andere esnicht bestreitet.

Floskeln wie: „Soweit im folgenden Tatsachen nichtausdrücklich zugestanden werden, werden siebestritten.“ reichen nicht.

Das Bestreiten muß konkret und substantiiert erfolgen.

Page 8: Sachverständigenwesen

Beweiserheblichkeit

beweiserheblicheTatsachen

gehören zum Tatbestand

sind streitig

und

über andere Dinge braucht nicht Beweiserhoben zuwerden.

Page 9: Sachverständigenwesen

Beweisantrag

Grundsätzlich bestimmen die Parteien, ob und wie Beweis erhoben wird,nicht der Richter.

Wenn eine Partei versäumt, Beweis über eine Tatsache erhebenzu lassen, die für sie günstig ist, wird der Richter die Konsequenzzuungunsten der Partei ziehen, die den Beweis zu erbringen hat.

Das Gericht kann die Parteien darüber belehren, daß sie den Antragauf Beweiserhebung stellen können.

Page 10: Sachverständigenwesen

Subsumption

Sachverhalt Tatbestand Rechtsfolge

Gesetzbuch,Vertrag

Urteil

Entspricht der Sachverhalt dem Tatbestand?

Page 11: Sachverständigenwesen

1. InstanzAmtgericht oder Landgericht

2. InstanzLandgericht oder OLG

3. InstanzOLG oder BGH

Klage

Berufung

Urteil

UrteilRevision

Zurückverweisung

Page 12: Sachverständigenwesen

Zeuge, sachverständiger Zeuge oder Sachverständiger?

Der Zeuge berichtet über seine Wahrnehmungen.

Der sachverständige Zeuge hat seine Wahrnehmungenkraft besonderer Sachkunde gemacht.

Sachverständiger ist, wer nur wegen seiner besonderenSachkunde vernommen wird.

Auf die Unterscheidung kommt es wegen der Höhe der Entschädigung an.

Page 13: Sachverständigenwesen

Zeuge oder Sachverständiger

Ein Zeuge berichtet über Wahrnehmungen,die er nicht im Auftrag des Gerichts gemacht hat,sondern mehr oder weniger zufällig während seiner Anwesenheit bei bestimmten Geschehnissen.

Es muß sich nicht um Zufalls-Wahrnehmungen handeln.

Ausnahme:Augenscheinsgehilfeoder „Beweismittler“

Sachverständige sind austauschbar,sie können wegen Besorgnis der Befangenheit abgelehnt werden,Zeugen nicht.

Ein abgelehnter Gerichtsgutachter kann Wahrnehmungenggf. als Zeuge aussagen.

vgl. Bayerlein, 2002, S. 264

Page 14: Sachverständigenwesen

Beweise im Zivilprozeß

Page 15: Sachverständigenwesen

Der Sachverständige im Zivilprozeß

die klassischen 5 Beweismittel

• Augenschein• Zeugenvernehmung• Urkunden• Parteivernehmung• Sachverständigengutachten

Der Sachverständigeist Gehilfe des Richtersbei der Beschaffung der

Tatsachengrundlagefür das Urteil

Bayerlein sieht Gefahren in derBezeichnung GehilfeBayerlein, 2002, S. 263

Die Beweismittel dienen der Feststellungdes wahren Sachverhalts.

Page 16: Sachverständigenwesen

Das Beweisverfahren dient der Feststellung der relevanten Tatsachen

Beweisen bedeutet im Zivilprozeß, dem Gericht die Überzeugung von derWahrheit oder Unwahrheit einer Behauptung über Tatsachen zu ver-schaffen.

Irrtümer sind nie absolut ausgeschlossen, weshalb der hohe Grad anWahrscheinlichkeit ausreicht, der bei möglichst erschöpfender undgewissenhafter Anwendung der Mittel zur Erkenntnis entsteht.

Page 17: Sachverständigenwesen

freie Beweiswürdigung

§ 286 Freie Beweiswürdigung

(1) Das Gericht hat unter Berücksichtigung des gesamten Inhalts der Verhandlungen und des Ergebnisses einer etwaigen Beweisaufnahme nach freier Überzeugung zu entscheiden, ob eine tatsächliche Behauptung für wahr oder für nicht wahr zu erachten sei. In dem Urteil sind die Gründe anzugeben, die für die richterliche Überzeugung leitend gewesen sind.

(2) An gesetzliche Beweisregeln ist das Gericht nur in den durch dieses Gesetz bezeichneten Fällen gebunden.

Page 18: Sachverständigenwesen

Beweis des ersten Anscheins

Ein Satz der Lebenserfahrung wirkt ohne förmliche Beweisaufnahme so überzeugungskräftig, daß die beweispflichtige Partei sich mit seinerHilfe der ihr obliegenden Beweislast entledigen kann.

Der muß esgewesen sein.

Page 19: Sachverständigenwesen

offenkundige Tatsachen

Reisekostenrechnung

Reise am 30.02.02Nürnberg-München

gefahrene Kilometer: 450

Der muß jaüber Salzburggefahren sein

Page 20: Sachverständigenwesen

Beweis durch Augenschein

besser: Wahrnehmungsbeweis

In der Wohnung stinkt es unerträglich!

Ortsbesichtigung

Hier dringtWasser ein!

Das Fensterist undicht!

Der Lärm istja unerträglich!

Page 21: Sachverständigenwesen

Zeugenbeweis

der häufigste, aber unzuverlässigste Beweis

Zeuge kann jeder sein, der nichtPartei ist.

Herr Richter, und dann habe ich genau

gesehen, wie das grüne Männchen aus dem UFO kletterte.

Page 22: Sachverständigenwesen

Urkundenbeweis

§ 415 Beweiskraft öffentlicher Urkunden über Erklärungen

(1) Urkunden, die von einer öffentlichen Behörde innerhalb der Grenzen ihrer Amtsbefugnisse oder von einer mit öffentlichem Glauben versehenen Person innerhalb des ihr zugewiesenen Geschäftskreises in der vorgeschriebenen Form aufgenommen sind (öffentliche Urkunden), begründen, wenn sie über eine vor der Behörde oder der Urkundsperson abgegebene Erklärung errichtet sind, vollen Beweis des durch die Behörde oder die Urkundsperson beurkundeten Vorganges.

(2) Der Beweis, dass der Vorgang unrichtig beurkundet sei, ist zulässig.

Die Urkunde muß vorgelegt werden.Das Angebot, die Urkunde vorzulegen, reicht nicht.

Page 23: Sachverständigenwesen

frühere Gerichtsgutachten als Urkundenbeweis

Ein Gerichtsgutachten aus einemparallelen Verfahren kann ggf. alsUrkundenbeweis herangezogen werden.

Gerichtsgutachtenüber die

Auswirkungen derGrundwasserabsenkungauf das Waldwachstum

auf dem GrundstückGemarkung

Niederolm Flurstück 3/180

Wenn es jetzt um das Nachbargrundstück geht,kann auf das Gutachten zurückgegriffen werden.

Page 24: Sachverständigenwesen

Privaturkunden

§ 416 Beweiskraft von PrivaturkundenPrivaturkunden begründen, sofern sie von den Ausstellern unterschrieben oder mittels notariell beglaubigten Handzeichens unterzeichnet sind, vollen Beweis dafür, dass die in ihnen enthaltenen Erklärungen von den Ausstellern abgegeben sind.

Page 25: Sachverständigenwesen

Beweis durch Parteivernehmung

§ 445 Vernehmung des Gegners; Beweisantritt

(1) Eine Partei, die den ihr obliegenden Beweis mit anderen Beweismitteln nicht vollständig geführt oder andere Beweismittel nicht vorgebracht hat, kann den Beweis dadurch antreten, dass sie beantragt, den Gegner über die zu beweisenden Tatsachen zu vernehmen.

(2) Der Antrag ist nicht zu berücksichtigen, wenn er Tatsachen betrifft, deren Gegenteil das Gericht für erwiesen erachtet.

Page 26: Sachverständigenwesen

Der Sachverständigenbeweis

§ 403 BeweisantrittDer Beweis wird durch die Bezeichnung der zu begutachtenden Punkte angetreten.

GutachtenUnbedingt beachten!

Der Sachverständige darf ohnevorherige Rückfrage bei Gerichtniemals von einem Beweisbeschlußabweichen!

Bayerlein, 2002, S. 273

Page 27: Sachverständigenwesen

Der Sachverständigenbeweis

§ 404 Sachverständigenauswahl(1) 1Die Auswahl der zuzuziehenden Sachverständigen und die Bestimmung ihrer Anzahl erfolgt durch das Prozessgericht. Es kann sich auf die Ernennung eines einzigen Sachverständigen beschränken. An Stelle der zuerst ernannten Sachverständigen kann es andere ernennen.(2) Sind für gewisse Arten von Gutachten Sachverständige öffentlich bestellt, so sollen andere Personen nur dann gewählt werden, wenn besondere Umstände es erfordern.(3) Das Gericht kann die Parteien auffordern, Personen zu bezeichnen, die geeignet sind, als Sachverständige vernommen zu werden.(4) Einigen sich die Parteien über bestimmte Personen als Sachverständige, so hat das Gericht dieser Einigung Folge zu geben; das Gericht kann jedoch die Wahl der Parteien auf eine bestimmte Anzahl beschränken.

Page 28: Sachverständigenwesen

Der Sachverständigenbeweis

Der Sachverständige hilft dem Richter auf seinem Fachgebiet.

Sachverständige sollten auch nur dann herangezogen werden, wennbesonderes Fachwissen zur Feststellung der Tatsachen notwendig ist.

Kommt es nur darauf an, ob Risse in derWand sind, kann das auch vom Richterfestgestellt werden.Kommt es auf die Ursache an (Senkungdes Geländes oder Überschallknall einesJets), muß ein Sachverständiger zugezogenwerden.

Page 29: Sachverständigenwesen

Einfluß der Parteien auf die Wahl des Gerichtsgutachters

Wenn sich die Parteien auf einenSachverständigen einigen, ist dasGericht daran gebunden.

Hat das Gericht aber Zweifel an demSachverständigen, kann es von sich ausggf. einen weiteren Gutachter beauftragen.

Das wird nur ausnahmsweise geschehen,denn das Gericht wird den Parteien seineZweifel mitteilen.

vgl. Bayerlein 2002, S. 290

Page 30: Sachverständigenwesen

Gutachten wegen mangelnden Sachverstandes des Gerichts

Im Normalfall fordern die Parteienein Gutachten als Beweismittel.

In diesem Fall müssen sie danneinen Vorschuß leisten, damit dasGutachten bezahlt werden kann.

Es gibt aber auch den Fall, daßdas Gericht von sich aus einGutachten in Auftrag gibt.

Dies dient jedoch nicht demBeweis von Tatsachen, sondernsoll den mangelnden Sachver-stand des Gerichts ausgleichen.

Page 31: Sachverständigenwesen

Darf der Sachverständige Vorschläge zur Beweiserhebung machen?

Amtsermittlungsgrundsatz Beibringungsgrundsatz

Ja,aber mit Einschränkungen, soweit der Streitstand vom Antrag einer Partei bestimmt ist. Hier dürfenGericht und SV nicht über den Klageantrag hinausgehen.

Der SV darf gegenüber dem Richter solche Vorschläge vorbringen. Der Richter hat die Pflicht, einen klaren Beweisantritt bezüglich der beweisbedürftigen Parteibehauptungen seitens der Parteien herbeizuführen.

Der SV kann also anregen, eine Ortsbesichtigung vorzunehmen oder einen anderen, spezialisierten SV mit der Klärung eines Sachverhalts zu beauftragen.

vgl. Ulrich 2007, S. 221 f.

Page 32: Sachverständigenwesen

Der Beweisbeschluß

• Einweisungstermin

• Anknüpfungstatsachen

Page 33: Sachverständigenwesen

typischer Ablauf

KlageSchrift-sätze

Beweis-beschluß

Gut-achten

mdl. VerhandlungErläuterung des

Gutachtens

Urteil oderVergleich

evtl.Orts-termin

evtl.Einwei-sungs-termin

Page 34: Sachverständigenwesen

Einweisungstermin

404a Abs. 5 ZPO (eingefügt 1991)

Der Einweisungstermin dient der Einweisung des Gutachters inden Auftrag.

Das soll helfen, einen präzisen Beweisbeschluß abzufassen.

Page 35: Sachverständigenwesen

Herr Richter, ich bin mirnicht ganz sicher, ob ich den

Schaden nur nach der Aktenlage bewerten soll, oderob ich eine Ortsbesichtigungmit den Parteien durchführen

soll.

Fragen Sie im Zweifel bei Gericht nach, obSie einen Ortstermin vereinbaren sollen.

Erläutern Sie dem Richter, warum das ggf.notwendig ist oder ggf. warum darauf auchverzichtet werden kann.

Gelegentlich ist zwischen dem Ereignis und derVerhandlung soviel Zeit vergangen, daß man vor Ort nichts mehr erkennen kann.

Page 36: Sachverständigenwesen

unklare und unglückliche Beweisbeschlüsse

Beweisbeschlüsse werden regelmäßig von technischen Laien formuliert,und die Parteien nehmen Einfluß auf die Formulierungen. Manchmal gehen die Beweisbeschlüsse am Kern der Sache vorbei.

Im Zweifel sollte der SV daher mit dem Richter Rücksprache nehmen.

Entweder erreicht er Rückendeckung für sein geplantes Vorgehen, oder es kommt zu einer Ergänzung des Beweisbeschlusses.

Falls Beweisbeschlüsse unglücklicherweise so formuliert sind, daß siedem SV Rechtsfragen stellen, können diese zurückgegeben werden.

Es gibt Grenzbereiche, z.B. im Hinblick auf die Feststellung einerMietminderungsquote. Manche Gerichte halten das für eine Aufgabe desSachverständigen.

Page 37: Sachverständigenwesen

Kgl. Bay. Amtsgericht

Beweisbeschluß

... hatte der Bauunternehmerdie Pflicht, auf Bedenkenhinzuweisen? .....

Kgl. Bay. Amtsgericht

Beweisbeschluß

... konnte der Bauunternehmerdie Planungsfehler und dieMaterialfehler erkennen? .....

vgl. Bayerlein, 2002, S. 307

Page 38: Sachverständigenwesen

Rufen Sie den Richterbzw. den Berichterstatter derKammer ruhig an, wenn Sie Fragen haben.

Herr Vorsitzender, nachdem Beweisbeschluß soll ich beurteilen, woran der Baum gestorben ist. Darf

ich dazu ..... ?

Bei eher allgemeinen Fragen besteht einegute Chance auf telefonische Antwort.

Bei speziellen Fragen nur, wenn der Richterdie Akten gut kennt.

vgl. Bayerlein 2002, S. 313

Page 39: Sachverständigenwesen

Anknüpfungstatsachen Befundtatsachen

Das Gericht bestimmt dieAnknüpfungstatsachen, die derSV verwenden darf.

Ergänzende Informationen seitens einerPartei dürfen nur verwendet werden, wennsie durch die gerichtliche Beweisaufnahmebestätigt oder unstreitig geworden sind.

Im Zweifel muß der SV den Richter nach derVerwertbarkeit fragen.

Ulrich, 2007, S. 204 f.

Page 40: Sachverständigenwesen

Verantwortlichkeit für die Anknüpfungstatsachen

Sind sie ihm vorgegeben,ist der Sachverständige prinzipiellnicht für die Richtigkeit derAnknüpfungstatsachen verantwortlich.

Amtsgericht Murnau

.........

.........Legen Sie bei der ErstellungIhres Gutachtens folgendeszugrunde:Bestandesalter 55Bestockungsgrad 1,1..................

Sind die vorgegebenen Anknüpfungs-tatsachen technisch unmöglich, wirdder Sachverständige darauf hinweisen.

Es kommt natürlich auch vor, daß derSachverständige damit beauftragt wird,Anknüpfungstatsachen selbst zu er-mitteln.

Anknüpfungstatsachen im Gutachten festhalten!

Page 41: Sachverständigenwesen

Alternativgutachten

Als Alternativgutachten wird ein Gutachten bezeichnet, bei dem dieAnknüpfungstatsachen noch nicht sicher sind.

Der SV kann den Auftrag erhalten, das Gutachten auf der Basisvon zwei (oder mehr) Sets von Anknüpfungstatsachen zu erstellen.

Eine solche Vorgehensweise kann zur Beschleunigung des Verfahrensdienen.

Ohne eindeutigen Auftrag des Gerichts sollte ein Gutachter aberdiesen Weg nicht wählen, sondern ggf. notwendige Anknüpfungs-tatsachen erst klären lassen.

Page 42: Sachverständigenwesen

Beweisbeschluß

Der Sachverständige sollfeststellen, ob der Schadendurch Trockenheit oder durch die Einwirkungvon Pflanzenschutzmittelnentstanden ist.

Der Sachverständige besieht sichdas Objekt und stellt fest, daß esweder Trockenheit noch Pflanzen-schutzmittel waren, sondern dertürkische Riesenbastkäfer diewirkliche Ursache ist.

Der SV bewegt sich noch im Rahmendes Auftrags, wenn er ein Gutachtenschriebt, in dem er nachweist, daßweder die Trockenheit noch diePflanzenschutzmittel ursächlichgewesen sein können.

vgl. Bayerlein, 2002, S. 317 f.

Page 43: Sachverständigenwesen

Erkennbar unrichtige oder technisch unmögliche Anknüpfungstatsachen

In Zivilprozessen werden manchmalDinge unstreitig, die sich tatsächlich ganzanders zugetragen haben oder ganz anders zu erklären sind.

Nun bekommt der Gutachter den Auftrag, auf dieser Grundlage ein Gutachtenzu erstatten. Er erkennt aber, daß es so nicht gewesen sein kann.

Was soll er tun?

Er kann bei Zugrundelegung des zwar unstreitigen, aber unzutreffendenSachverhalts kein zutreffendes Gutachten erstellen.

Also muß er sich an das Gericht wenden und um Weisung bitten.

Kläger K behauptet etwas,Beklagter B bestreitet das nicht.Dadurch wird der Sachverhalt unstreitig.Er kann sich aber so nicht zugetragen haben, oder er ist sicher nicht so zu erklären.

Page 44: Sachverständigenwesen

Vorgehen des Sachverständigen nach dem Erhalt des Auftrags

Page 45: Sachverständigenwesen

Checkliste für Aufträge des Gerichts

• Vollständigkeit der Akten

• eigene Sachkompetenz

• Gründe für eine Ablehnung

• Klarheit der Beweisfrage

• Sind die notwendigen Unterlagen vorhanden?

• Reicht der Auslagenvorschuß?

• Ist die Vereinbarung eines Pauschalhonorars oder von bestimmten Stundensätzen angezeigt?

• Reicht die Zeit, kann der evtl. gesetzte Termin eingehalten werden?

vgl. Bayerlein 2002, S. 315

Page 46: Sachverständigenwesen

Anfragedes

Gerichts

Fällt dasgar nicht, nur zum Teiloder ganz in meinFachgebiet?

Wenn die Fragestellung das Fachgebiet bzw. die spezielle Sachkundedes Sachverständigen überschreitet, muß er anregen, einen zweitenSachverständigen zu beauftragen.Mit Zustimmung des Gerichts kann er ggf. mit dem zweiten SV zusammenarbeiten (einheitliches Gutachten) oder in einer Teilfragedessen Stellungnahme einholen.

Page 47: Sachverständigenwesen

Antrag auf SV-Auftrag

Anforderung Vorschuß

Eingang Vorschuß

Anfrage an SV

Prüfung durch SV,auch im Hinblick aufden Kostenrahmen

(Vorschuß)

Der SV muß auch prüfen, ob der von denParteien gezahlte Vorschuß zur Deckungder Kosten des Gutachtens etwa ausreicht.

Fällt die Rechnung später deutlich höher aus,ist das Honorar in Gefahr!

Bestätigung durch SV

Page 48: Sachverständigenwesen

Sachverständige dürfen keine Zeugenvernehmung durchführen.

Benötigt ein SV Informationen von einem in den Akten benannten Zeugen,kann er diese ggf. von dem Zeugen einholen, aber nur nach Rücksprachemit dem Gericht.

Page 49: Sachverständigenwesen

Unbedingt beide Parteien vom Ortstermin benachrichtigen.Besser ist es, den Termin mit beiden Parteien abzustimmen.

Evtl. Rechtsanwälte und Parteien informieren.

Das gilt auch, wenn der SV der Meinung ist, die Parteien könntennichts zur Aufklärung beitragen.

Die Parteien dürfen der Beweisaufnahme beiwohnen

Nie nur mit einer Partei ein Objekt besichtigen!

Merkblatt zur Durchführung einer Ortsbesichtigung vomInstitut für Sachverständigenwesen

angemessene Frist einhalten

Page 50: Sachverständigenwesen

telefonieren Sie nicht mit den Parteien

Frau Maier, bitterufen Sie die Parteien

wegen der Verschiebung des Termins auf nächsten

Montag an.

Herr Rechtsanwalt, Herr Perte bittet um Verschiebung des

Termins auf Montag.

Ruft eine Partei bei Ihnen im Büro an,lassen Sie sich verleugnen, wenn dasmöglich ist.

Vermeiden Sie, in einGespräch über dasVerfahren gezogen zuwerden.

Page 51: Sachverständigenwesen

Zusammenarbeit mit dem Gericht

Page 52: Sachverständigenwesen

§ 404a Leitung der Tätigkeit des Sachverständigen(1) Das Gericht hat die Tätigkeit des Sachverständigen zu leiten und kann ihm für Art und Umfang seiner Tätigkeit Weisungen erteilen.(2) Soweit es die Besonderheit des Falles erfordert, soll das Gericht den Sachverständigen vor Abfassung der Beweisfrage hören, ihn in seine Aufgabe einweisen und ihm auf Verlangen den Auftrag erläutern.(3) Bei streitigem Sachverhalt bestimmt das Gericht, welche Tatsachen der Sachverständige der Begutachtung zugrunde legen soll.(4) Soweit es erforderlich ist, bestimmt das Gericht, in welchem Umfang der Sachverständige zur Aufklärung der Beweisfrage befugt ist, inwieweit er mit den Parteien in Verbindung treten darf und wann er ihnen die Teilnahme an seinen Ermittlungen zu gestatten hat.(5) 1Weisungen an den Sachverständigen sind den Parteien mitzuteilen. 2Findet ein besonderer Termin zur Einweisung des Sachverständigen statt, so ist den Parteien die Teilnahme zu gestatten.

Page 53: Sachverständigenwesen

notwendige Zeugenaussagen

Muß das Gutachten auf den Aussagen von Zeugen aufgebaut werden, muß das Gericht die Zeugenvernehmung vor Erstattung des Gutachtensdurchführen.

Es ist zweckmäßig, wenn der Sachverständige an der Beweisaufnahmeteilnimmt.Er kann anregen, daß das Gericht den Zeugen zusätzliche Fragen stellt.

Page 54: Sachverständigenwesen

Unmögliches wird verlangt

Nicht selten gibt es Beweisfragen, die für den SV aus objektivenGründen nicht eindeutig zu beantworten sind.

Wieviel war der durch denWaldbrand völlig vernichtete

Wald wert?

Rückfragen und sich Anweisungen geben lassen.

287 ZPO gilt für das Gericht, nicht für den Sachverständigen

Dem Gericht möglichst alle in Frage kommenden Schätzungsumständeim Gutachten mitteilen.Das Gericht braucht Anhaltspunkte zur Anwendung von § 287 ZPO

Page 55: Sachverständigenwesen

Ausräumung von Unklarheiten

Einweisungstermin404a ZPO

Ortsbesichtigung mit Anwesenheitdes Gerichts

Das kann der SV anregen.

Page 56: Sachverständigenwesen

unerwartet hohe Kosten

§ 407a Abs. 3 ZPO

Schon bei voraussichtlichen Überschreitungen des Kostenvorschusses von 10% sollte der Sachverständige

dem Gericht Mitteilung machen.

Page 57: Sachverständigenwesen

unerwartet hohe Kosten

Dr. K. OstenGutachter

Sehr geehrte Damen und Herren,

nach Durchsicht der Akten halte ichzur Klärung der Beweisfrage eineFeinschicht-Durchsicht-Analyse fürnotwendig. Diese ist aber mit Kostenvon etwa € 20.000 verbunden. DieserBetrag übersteigt nicht nur den Vorschuß, sondern steht möglicher-weise in einem Mißverhältnis zum Streitwert. Daher bitte ich um Weisung,wie ich weiter verfahren soll.

Hochachtungsvoll

Stellt sich während derArbeiten heraus, daßdiese den Vorschuß

übersteigen werden, mußder SV die Arbeit ein-stellen, dem Gericht

Meldung erstatten unddie Weisung des Gerichts

abwarten.

Page 58: Sachverständigenwesen

Ergänzungsgutachten

Gutachtenzur Ergänzung

des Gutachtens vom 1.3.07

zur Schätzung desVerkehrswertes des

Waldgutes Silberwald

• mangelhafte Instruktion des SV

• Auftreten neuer Gesichtspunkte

• nachträgliche Veränderung der Tatsachenlage

• unvollständige oder ungenaue Ausführung des Gutachtenauftrags

• Fragen der Parteien nach Durchsicht des Gutachtens (schriftliche Anhörung des SV)

kein Grundzum Ärgern

Manchmal auch von der2. Instanz angefordert

Page 59: Sachverständigenwesen

Sachverständige sollten nicht direkt bei den Parteien Unterlagen(Urkunden o.ä.) anfordern, sondern über das Gericht.

Eine solche Handlungsweise könnte die Gefahr der Ablehnung wegen Befangenheit begründen.

vgl. Ulrich 2007, S. 216

An dasAmtsgericht Freudenstadt

Aktenzeichen ......

Sehr geehrte Damen und Herren,

bitte veranlassen Sie, daß mir dieKlägerin die folgenden Unterlagenüberläßt:1.2.

Mit freundlichen GrüßenE.X. PerteSachverständiger

Page 60: Sachverständigenwesen

Rückgabe von Akten

Amtgericht Obernburg

Sehr geehrter Herr SV,

bitte schicken Sie um-gehend die Gerichts-akten zurück.

Mit freundlichen GrüßenG. RechtAmtsrichter

Selbstverständlich muß ein Sachverständiger mit ihmüberlassenen Akten undanderen Dingen sorgfältigumgehen und diese umgehendzurückgeben, wenn er sie nichtmehr braucht oder sie vomGericht angefordert werden.

Page 61: Sachverständigenwesen

zügige Bearbeitung

Der gerichtliche Sachverständige ist verpflichtet, das Gutachtenzügig zu erstatten.

Es können ihm Fristen gesetzt werden.

In der Praxis werden oft Absprachen zwischen denGerichten und den Sachverständigen getroffen.

vgl. Ulrich, 2007, S. 205

Selbstverständlich muß auchein privat beauftragter SV sozügig arbeiten, daß für sein

Gutachten wichtige Tatsachennicht durch den Zeitverzugverlorengehen bzw. nichtmehr festgestellt werden

können.

Page 62: Sachverständigenwesen

Verhalten gegenüber den Parteien

Page 63: Sachverständigenwesen

Unterlagen von einer Partei

Der SV sollte keine Unterlagenvon einer Partei anfordern, ohnedie andere Partei darüber zu informieren.

Es droht der Vorwurf derBefangenheit!

Vermeiden Sie Telefonatemit einer Partei!

Page 64: Sachverständigenwesen

Anforderungen von Unterlagen und Sachen zur Untersuchung

Fordern Sie Unterlagen und zur Erstellung des Gutachtens notwendige Gegenstände schriftlich an.

Da nicht immer klar ist, welche Parteiwas vorlegen muß, und bei fehlerhafterAnforderung durch den Sachverständigenggf. ein Grund zur Ablehnung wegenBesorgnis der Befangenheit gegebensein könnte, verwenden Sie gleichlautendeSchreiben.

Noch empfehlenswerter ist es, dem Gericht mitzuteilen, was benötigt wird. Dann fordert das Gericht die Unterlagen an.

E.X. PerteSachverständiger

Verteiler

Dreher ./. Schweißerhier ........

Sehr geehrte Damen und Herren,

zur Erstellung meines Gutachtensbitte ich höflich um Übersendungder folgenden Gegenstände undUnterlagen:1) ..................2) ..................

Mit freundlichen Grüßen

E.X. Perte

Page 65: Sachverständigenwesen

Besorgnis der Befangenheit

Die Parteien können einen Sachverständigen ablehnen.Es kommt nicht darauf an, ob der Gutachter befangen ist, sondern darauf, ob eine vernünftige Partei ihn für befangen halten kann.

Die Partei, die den Gutachter ablehnt, hat den Ablehnungsgrund glaubhaft zu machen.

Wenn der SV früher einmal in einemähnlichen Fall ein Gutachten erstattethat, das für eine Partei einen ungünstigenAusgang erwarten läßt, ist das keinAblehnungsgrund.

Es kommt durchaus vor,daß Parteien über Gutachtereinfach Behauptungen indie Welt setzen, wenn siederen Hinzuziehung verhindern wollen.

vgl. Heck in Bayerlein, 2002, S. 28

Page 66: Sachverständigenwesen

Was ist von Parteivorträgen zu halten?

Parteivorträge sind ihrer Natur nach parteilich.

Den Parteien ist nur verboten, bewußt die Unwahrheit vorzutragen.

In der Regel tragen nicht die Parteien vor, sondern Anwälte.Diese können sich immer darauf berufen, von den Parteiennicht richtig informiert worden zu sein.

Die Parteien dürfen vermutete Umstände vortragen.Sie dürfen auch Tatsachen weglassen.

Page 67: Sachverständigenwesen

Reaktion auf Einwendungen der Parteien

Oft werden Gutachten von Parteien kritisiert.

Das Gericht muß der Kritik nachgehen, auch wenn die Einwendungenlaienhaft vorgetragen werden.

Das Gericht kann den Sachverständigen um eine schriftlicheStellungnahme bitten.

Wenn die Einwendungen berechtig sind, ändern Sie Ihre fachliche Beurteilung!

Geben Sie keine Stellungnahmen zu Kritik ab, wenn Sie vom Gerichtnicht dazu aufgefordert sind.

Page 68: Sachverständigenwesen

Das Gutachten

Page 69: Sachverständigenwesen

Bleiben Sie unbedingt im Rahmen des Beweisbeschlusses

Page 70: Sachverständigenwesen

Thema verfehlt!

Ist ein Sachverständigengutachtachten unverwertbar, weil der SV sich nicht an den Beweisbeschluß gehalten hat und eine Ergänzung seines Gutachtens ablehnt, so stehen dem SV irgendwelche Gebühren nicht zu.

Statt einer „5“ gibt es kein Geld!

Page 71: Sachverständigenwesen

Keine Rechtsausführungen im Gutachten

Vor allem zur Frage des Verschuldens keine Stellung nehmen!

Der Wasserschadenist durch das über

den Rand der Bade-wanne fließende

Wasser verursachtworden.

Der Mieter hat den Schaden durch das Überlaufenlassen der Badewanne

verursacht.

Ein SV, der auf Rechtsfragen eingeht, entwertet seine Arbeit.

Page 72: Sachverständigenwesen

Schlußfolgerungen nur auf der Basis von Tatsachen

• wahrscheinliche Fakten• streitige Erklärungen einer Partei• Vermutungen• Hypothesen• Ereignisse vom Hörensagen

reichen als Grundlage nicht aus

Page 73: Sachverständigenwesen

Umgang mit Zeugenaussagen

Wird das Gutachten eines SV auf der Grundlage von Zeugenaussagen angefordert, sollte der Beweisbeschluß die Aussage treffen, von welchen Tatsachen der SV ausgehen soll.

Oft gibt es sich widersprechende oder widersprüchliche Aussagen.

§ 404a Abs. 3

Der SV muß ggf. zurückfragen

Eine Würdigung der Zeugenaussagen durch den SV wäre eineKompetenzüberschreitung. Das Gericht könnte sie auch späteranders würdigen.

Ausnahme: Der SV stellt fest, daß eine der sich widersprechendenAussagen aus technischer Sicht nicht richtig sein kann.

404a(3) Bei streitigem Sachverhalt bestimmt das Gericht, welche Tatsachen der Sachverständige der

Begutachtung zugrunde legen soll.

Page 74: Sachverständigenwesen

Besser keine eidesgleiche Bekräftigung

Dieses Gutachten wurde vonmir nach bestem Wissen undGewissen .......

München, den 20.2.2007E.X. Perte

Unterlassen Sie solche Formulierungen,wenn Sie nicht ausdrücklich verlangt werden.

Vergessen Sie aber die Unterschrift nicht!

Die Verwendung des Rundstempels steht einemEid nicht gleich.

Page 75: Sachverständigenwesen

Wie beurteilt das Gericht das Gutachten?

• Wurde die Beweisfrage verstanden?• Beantwortet das Gutachten die Beweisfrage?• Entsprechen die tatsächlichen

Voraussetzungen, von denen der SV ausgeht, dem Sach- und Streitstand? (unstreitige und bewiesene Tatsachen als Beurteilungsgrundlage)

• Sind die Folgerungen des SV logisch zwingend oder nur wahrscheinlich?

Page 76: Sachverständigenwesen

Stil des Gerichtsgutachtens

Page 77: Sachverständigenwesen

Stil des Gerichtsgutachtens

keine Schärfen keine Werturteile

kein Eigenlob„nach gründlichem Studium derumfangreichen Akten ....“

Zurückhaltung

Es droht ein Antrag auf Ablehnung.

Kürze und Klarheit

keine Ratschläge und Empfehlungen an das Gericht

Akteninhalt nicht unnötig wiederholen.

Verfasser von Privatgutachten nicht herabwürdigen.

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Stil des Gerichtsgutachtens

unnötige Fachausdrücke vermeiden

notwendige Fachausdrücke erläutern

Schlußfolgerungen so darstellen, daß die Gedankenkette, die zu demErgebnis führt, vollständig mitgeteilt wird. Also die Gründe offenlegen.Das Gericht muß die Gründe in das Urteil übernehmen. Daran istbei den Formulierungen zu denken.

Ein Gutachten, das es dem Gericht nicht ermöglicht, den Gedankengängendes SV nachzugehen, sie zu prüfen und sich ihnen entweder anzuschließenoder sie abzulehnen, wird für den Rechtsstreit als unverwertbar angesehen.

Es droht der Verlust des Entschädigungsanspruchs!

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Stil des Gerichtsgutachtens

Photos dienen der Erläuterung derSachverhalte, aber Gutachten sindkeine Bilderbücher.

Die in Worte gefaßten Anknüpfungstatsachen sollen den Lesern (Richter, Parteien) die Prüfung der Folgerichtigkeit ermöglichen.

Sätze wie: „Die Problematik ergibt sich aus den beigefügten Fotos.“sind völlig unzureichend.Ulrich 2007, S. 313

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Stil des Gerichtsgutachtens

Das Gutachten muß sich auf das Beweisthema beschränken.Allgemeine akademische Betrachtungen, Kritik an Gesetzen,Ratschläge für künftige Fälle sind unangebracht.Ulrich, 2007, S. 321

Ein von einer Partei vorgelegtes Parteigutachten ist ein qualifizierterParteivortrag. Das Gericht muß diesen zur Kenntnis nehmen undwürdigen, ggf. auch für die Entscheidungsfindung heranziehen.

Deshalb muß sich auch der Gerichtsgutachter mit dem Parteigutachtenqualifiziert auseinandersetzen, muß die Ausführungen ernstnehmen undggf. bei seiner Beurteilung berücksichtigen.

Ist das Privatgutachten fehlerhaft, muß der SV klar aber sachlich sagen, was anders zu sehen ist und warum.

vgl. Bayerlein, 2002, S. 362

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Durchführung einer Ortsbesichtigung

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Ergibt sich nicht aus den Umständen, daß der Beweisbeschluß eineOrtsbesichtigung erfordert, muß der Sachverständige durch Rückfragebeim Gericht klären, ob er eine Ortsbesichtigung mit den Parteienvornehmen soll.

Die Verwertung der Ergebnisse einer unangemeldet durchgeführten„privaten Augenscheinseinnahme“ des Sachverständigen ist nicht zulässig.

Ein gerichtlich beauftragter SV darf also beispielsweise nicht einenWald durch eine privaten Spaziergang erkunden und seine Beobachtungendann in einem Gutachten verwenden.

vgl. Ulrich 2007, S. 225

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Verhalten bei einer Ortsbesichtigung

• kommen Sie pünktlich• grundsätzlich müssen die Parteien oder ihre Vertreter anwesend sein• prüfen Sie, ob die Ortsbesichtigung ausnahmsweise auch ohne eine nicht

erschienene Partei durchgeführt werden kann• treten Sie immer ruhig und sachlich auf• klären Sie die Anwesenden über den Zweck der Begehung auf• verlesen Sie ggf. den Beweisbeschluß• halten Sie sich strikt an den Beweisbeschluß• Sie können den Ablauf nach sachlichen Gesichtspunkten bestimmen• brechen Sie ggf. die Begehung ab, wenn dazu Anlaß besteht, z.B. bei

einem tätlichen Angriff einer Partei auf Sie• Informieren Sie das Gericht über den Abbruch und den Grund dafür• Geben Sie den Parteien keine Auskunft über die vor Ort gewonnenen

Erkenntnisse• Beenden Sie den Ortstermin offiziell mit Zeitfeststellung• schreiben Sie ein Protokoll zum Ablauf• machen Sie sich dazu vor Ort Notizen

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Merkblatt zur Durchführungeiner Ortsbesichtigung

IHK

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Herr Richter, muß ich auch den

Herrn X über den Termin für die

Ortsbsichtigung verständigen?

Erkundigen Sie sich ggf. beimGericht, wen Sie über den Termininformieren müssen, und wer ein Recht zur Teilnahme hat.

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§ 357 Parteiöffentlichkeit

(1) Den Parteien ist gestattet, der Beweisaufnahme beizuwohnen.

(2) Wird die Beweisaufnahme einem Mitglied des Prozessgerichts oder einem anderen Gericht übertragen, so ist die Terminsbestimmung den Parteien ohne besondere Form mitzuteilen, sofern nicht das Gericht die Zustellung anordnet. Bei Übersendung durch die Post gilt die Mitteilung, wenn die Wohnung der Partei im Bereich des Ortsbestellverkehrs liegt, an dem folgenden, im Übrigen an dem zweiten Werktage nach der Aufgabe zur Post als bewirkt, sofern nicht die Partei glaubhaft macht, dass ihr die Mitteilung nicht oder erst in einem späteren Zeitpunkt zugegangen ist.

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Verhalten beim Ortstermin

Bringt eine Partei einen technischenBerater mit, sollte sich der SV nichtauf Diskussionen mit diesem einlassen.

Der Berater darf der Partei Hinweise geben,hat sonst aber keine Rechte.

Ortstermine auf Grundstücken setzen das Einverständnis derberechtigten Personen voraus.Wird das Einverständnis verweigert, muß der SV das Gerichtinformieren und die gerichtliche Entscheidung abwarten.

Dies gilt z.B. auch dann, wenn die eine Partei Grundeigentümer ist und der anderen Partei das Betreten des Grundstückes für die Ortsbesichtigungverwehrt.Der SV darf den Ortstermin nicht ohne die ausgeschlossene Partei durch-führen.siehe Ulrich, 2007, S. 229

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Verhalten beim Ortstermin

Erscheint eine der Parteien nicht, kann der SV nach einer angemessenenWartezeit (mind. 20 Minuten) mit der Ortsbesichtigung beginnen.

Ulrich 2007, S. 230

Wenn Sie Photos machen, verwenden Sie einen Zollstock o.ä.Hilfsmittel, um die Proportionen deutlichzu machen.Fertigen Sie eine

Niederschrift.Das Festhalten von Sachverhaltenauf einem Tonträger kann hilfreich sein,nachteilig ist aber, daß die Parteien mithören,was der SV in sein Diktiergerät spricht. Äußern Sie sich nicht voreilig

gegenüber den Parteien zuIhren Schlußfolgerungen.Es droht Ablehnung wegenBefangenheit.Ulrich, 2007, S. 232

Page 89: Sachverständigenwesen

Was tun, wenn eine Partei beim Ortstermin erklärt, sie lehne den SV wegen Besorgnis der Befangenheit ab?

Versuchen Sie, den Richter telefonisch zu erreichen.

Sie müssen versuchen, den Richter entscheiden zu lassen.

Erreichen Sie den Richter nicht, oder teilt der Richter mit, daß nicht sofort entschieden werden kann,dürfen Sie den Ortstermin fortsetzen.

Versuchen Sie nicht sofort den Richter zu erreichen,kann dies einen neuen Ablehnungsgrund darstellen.

Ulrich, 2007, S. 234

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Rechte der Parteien beim Ortstermin

Die Parteien dürfen selbst Messungen vornehmenund die Messungen des SV überprüfen.

Sie dürfen auch die Objekte fotografieren.

Sie dürfen jedoch nicht den Sachverständigenmit einer Videokamera aufnehmen oder seineÄußerungen mit einem Tonbandgerät aufnehmen.

Bayerlein 2002, S. 337

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Inhalte einer Niederschrift über den Ortstermin

• Datum und Ort der Niederschrift• geladene und erschienene Personen• Feststellung einer rechtzeitigen Ladung• Datum, Ort und Zeit der Besichtigung• streitige Erklärungen der Parteien, sofern diese sich

nicht aus den Akten ergeben• weitergehende wichtige Erklärungen der Parteien

(gütliche Einigung, Ablehnung des SV wegen Besorgnis der Befangenheit)

• besondere Vorkommnisse• besichtigte Gegenstände• tatsächliche Feststellungen über die Gegenstände

siehe Ulrich 2007, S. 233

Page 92: Sachverständigenwesen

Die Parteien haben nicht das Recht, in sämtliche vom Sachverständigen erstellteUnterlagen Einsicht zu nehmen.

Dazu gehören z.B. seine während einer Ortsbesichtigungangefertigten Notizen

Page 93: Sachverständigenwesen

Anwesenheitsrecht der Parteien bei einem zweiten Ortstermin

Auch im Falle eines notwendigen zweitenOrtstermins haben die Parteien das Recht zurAnwesenheit.

Der Gutachter muß also die Parteien verständigen, wenner noch eine Besichtigung vornehmen muß, weil er z.B.vergessen hat, beim ersten Ortstermin eine notwendigeMessung vorzunehmen.

Allerdings ist in solchen Fällen eine Anfrage bei den Parteienvertretbar, ob sie ggf. auf eine Teilnahme verzichten.

vgl. Bayerlein, 2002, S. 334

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mündliche Erläuterung des schriftlichen Gutachtens

Darauf haben die Parteien ein Recht.

Das ist IhrPlatz

Tischvorlage

zu den Fragen desKlägers im Schriftsatz1. ........2. ........

zu den Fragen desBeklagten im Schrift-satz vom ....a) ......b) .....

Der Sachverständige darf eine Tischvorlagemitbringen oder auch vorher an die Parteienund das Gericht schicken.Das ist oft empfehlenswert.

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Vorbereitung auf ein mündliches Gutachten

Oft schicken die Gerichte Kopien der Schriftsätze der Parteien, in denenKritik am Gutachten geübt wird. Das ist aber nicht immer gewährleistet.

Sie können ggf. mit dem Gericht einen Termin zur Akteneinsicht vorder mündlichen Verhandlung vereinbaren.Ggf. werden Ihnen die Akten auf Anforderung auch noch einmal übersandt.

Nehmen Sie wichtige Unterlagen zur mündlichen Verhandlung mit,z.B. Tabellenwerke.

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ehrverletzende Fragen in der Verhandlung

Jedem Idioten, also sogar Ihnen Herr Perte, muß es

einleuchten, daß ein Blinder den Brandgeruch unmöglich

wahrnehmen konnte.Deshalb frage ich Sie

erneut, .......

Warten Sie einen Moment,ob der Richter etwas dazu sagt.

Wenn er nichts sagt, bitten Sie darum, die Fragewortwörtlich ins Protokoll aufzunehmen.

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Was tun, wenn sich die Fragestellung des Gerichts nicht beantworten läßt?

Manchmal läßt sich das vom Gericht gewünschte Ergebnis nicht erzielen.

Kann die Beweisfrage nicht mit „ja“ oder „nein“ beantwortet werden, muß der SV das im Gutachten klar herausarbeiten und natürlichbegründen, warum das so ist.

Liegt es am eigenen Fachwissen, daß der SV die Beweisfrage nichtbeantworten kann, dann muß er den Auftrag zurückgeben.

vgl. Ulrich, 2007, S. 322 Sind die Nadelverfärbungen auf die Fluoremissionaus der Ziegelei des Beklagten zurückzuführen oder auf den heißen Sommer 2003?

Die Frage mag sich im Jahr 2007 mangels gesicherter Beweise (Nadelproben)nicht mehr beantworten lassen.Ein Betriebswirt sollte sich dazu nicht äußern.

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Sonstiges

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Hinwirkung auf einen Vergleich

Beim Ortstermin

Nur auf Wunsch der Parteien.

Schriftlichen Vorschlag unterschreiben lassen.

Sonst bleibt die Verpflichtung zur Abfassung des schriftlichen Gutachtens.

Im Gutachten

Wenn, dann optischgetrennt vom Gutachten.

Nur empfehlenswert, wenn beide Parteien den Wunsch nach einem Vorschlaggeäußert haben.

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Schweigepflicht

Der Inhalt von Gerichtsakten, Gutachten etc., von dem ein SV bei seinerTätigkeit als Gerichtsgutachter Kenntnis erlangt, unterliegt der Schweigepflicht.

Der SV muß sicherstellen, daß auch seine Hilfskräfte ggf. die Schweigepflichtbeachten.

Strafbarkeit kann sich nach verschiedenen Bestimmungen ergeben.

Gegenüber der Bestellungskörperschaft kann sich der SV ggf. nicht aufdie Schweigepflicht berufen, wenn diese sein Gutachten prüfen will.Die Bestellungskörperschaften haben den gesetzlichen Auftrag zurÜberwachung der Sachverständigen.

vgl. Ulrich, 2007, S. 206 f., 211

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Besonderheiten des Strafprozesses

Im Strafprozeß kommt es auf das in der Hauptverhandlung Gesagte an.

Daher ist ein Gutachten in erster Linie als mündliches Gutachten zuerstatten.Allerdings i.d.R. auf der Basis eines schriftlichen Gutachtens.

Funktion eines schriftlichen Gutachtens ist es, dem Richter die Zusammen-hänge zu erläutern.