1
23. DEZEMBER 2017 SAMSTAG SPORT Das Projekt seit vielen Jahren, die beiden spie- len in der selben Promi-Elf. „Ich hat- te die Idee und suchte nach einem Partner für die Produktion, Adnan war die erste Wahl und er sagte spontan zu, auch gleich Drehbuch und Regie zu übernehmen. Für Ippi- Film ist es das erste Projekt in mei- ner Eigenschaft als Produzent“, sagt Ippendorf. chen Positionen zusammengearbei- tet haben, wie zuletzt bei dem Kino- dokumentarfilm „Letzte Zuflucht“, der 2015 im Wettbewerb der Hofer Filmtage Weltpremiere feierte. „Als Ippi mit der Idee zu mir kam, gemeinsam einen Film über die Fuß- balllegende Bernard Dietz zu dre- hen, war ich sofort begeistert“, so Köse. Ippendorf kennt Bernard Dietz Für die Produktion sind der Regis- seur und Drehbuchautor Adnan G. Köse („Lauf um dein Leben – Vom Junkie zum Ironman“) und der Pro- ducer und Produktionsleiter Thors- ten „Ippi“ Ippendorf verantwortlich. Es ist die erste gemeinsame Produk- tion der New Dakota Independent mit Ippi Film, auch wenn beide Pro- duzenten schon oft in unterschiedli- Bernard „Ennatz“ Dietz Dietz aber mit der Nationalmann- schaft, für die er von 1974 bis 81 aktiv war, mit dem Gewinn der Eu- ropameisterschaft 1980 – als Kapi- tän des Teams. Insgesamt brachte er es in seiner Profi-Laufbahn auf 495 Bundesliga- und 34 Zweitligaspiele. Nach seiner Zeit als Spieler war er zudem bei mehreren Stationen als Trainer tätig. Spiele. 1975 stand er im DFB-Pokal- finale, 1978/79 erreichte er das Halbfinale des Uefa-Cups. Für sei- nen MSV, bei dem er zur Kult-Figur reifte, erzielte er 70 seiner 77 Tore – für einen Abwehrspieler noch heute Bundesligarekord. Unvergessen bleiben seine vier Treffer gegen Bay- ern München beim 6:3 in der We- dau. Seinen größten Erfolg feierte Bernard „Ennatz“ Dietz begann mit zehn Jahren beim SVA Bockum-Hö- vel mit dem Fußball. 1970 wechsel- te der bodenständige Hammer mit 22 Jahren zum MSV Duisburg, für den er bis 1982 in der Bundesliga spielte, ehe er für weitere fünf Jahre zum FC Schalke 04 wechselte. Für die „Zebras“ MSV bestritt er 394 Bundesliga- und 14 Europacup- „Das wird etwas Besonderes“ Filmproduzent Thorsten Ippendorf Wie sind Sie darauf gekom- men, das Projekt „Ennatz“ ins Leben zu rufenn? Thorsten Ippendorf: Ich habe jahrelang in seiner Trainer- Promi-Elf gespielt, wo Ber- nard unser Coach ist. Da ist es mir in den Sinn gekommen, seine vorbildliche Lebensge- schichte zu verfilmen. Ich wusste, dass er im nächsten Jahr 70 wird. Dann hatte ich es mir zum Ziel gesetzt, das Projekt auch zu seinem 70. umzusetzen. Ich habe mir mit meinem Produzenten- Partner, Herrn Köse, der auch vom Fach ist und Regisseur, Hilfe dazu geholt. Der Zeitplan ist sehr eng ge- strickt. Sind Sie noch im Soll? Ippendorf: Die fünf Drehtage können wir einhalten. Da aber die Protagonisten sehr viel zu erzählen haben, ha- ben wir manchmal ein paar Minütchen länger gebraucht. Dafür haben wir viel Materi- al. Und Komplikationen gab es gar nicht. Wir haben nur einmal aus zwei Szenen eine geschnitten, als wir die Duis- burger MSV-Veteranen und die Fußballschule gefilmt ha- ben. Da haben wir sogar noch ein schöneres Bild bekom- men, als die Veteranen bei der Fußballschule als Zu- schauer sind. Haben Sie bereits eine Vor- stellung davon, wie der ferti- ge Film aussehen könnte? Ippendorf: Davon kann ich mir schon ein Bild machen, da ich mit Adnan Köse schon viele Projekte gemeinsam ge- macht habe. Es wird ein ganz besonderer Film – kein Inter- viewfilm, wie man es viel- leicht bei einer Dokumentati- on erwartet. Wir haben bewe- gende Bilder dabei. Eine Kino- kamera – es wird schon etwas Besonderes. DREI FRAGEN AN „Das will doch keiner mehr wissen...“ Passend zum 70. Geburtstag von Bernard Dietz entsteht gerade eine Dokumentation über die Hammer Fußball-Ikone Von Günter Thomas DORTMUND Thorsten „Ippi“ Ippendorf weiß nicht so genau, was eigentlich schwieriger war: Einen Dokumentarfilm über eine Fußball-Ikone wie Bernard Dietz zu drehen, oder den Mann da- von zu überzeugen, dass es auch heute noch Menschen gibt, die so etwas sehen wollen. „Hach ne, so ein Quatsch“, lautete die erste, abwehrende Reaktion des Kapitäns der deutschen Fußball- Nationalmannschaft, die 1980 in Italien Europameister wurde, als Ippendorf vor einem Jahr den ersten Vorstoß wagte. „Das will doch keiner mehr wissen.“ Doch Ippendorf, Filmproduzent und Spieler der Bernard-Dietz-Pro- mi-Mannschaft, war hartnäckig. „Wir haben unsere Bratwurst zu- ende gegessen, und beim nächs- ten Mal habe ich es wieder ver- sucht“, sagt er. Irgendwann hat Dietz nachgegeben. Gestern war der letzte von sechs Drehtagen für „Ennatz – ein Film über eine Fußball-Legende.“ Erscheinen soll er am 21. März: einen Tag vor Dietz‘ 70. Geburtstag. Es ist eng im Bus der Fußball- Nationalmannschaft, der im Deutschen Fußball-Museum in Dortmund parkt. Sehr eng. Und heiß. Für Bernard Dietz und Horst Hrubesch kein Pro- blem. Schließlich haben die beiden Europameister von 1980 in ihrer Fußballerkarrie- re viele heiße Schlachten ge- meinsam geschlagen – und zudem einen komfortablen Sitzplatz im hinteren Teil des WM-Gefährts erwischt. Auch, dass eine Filmkamera, ein Richtmikrofon, diverse wei- tere technische Geräte sowie die Blicke des Regisseurs Ad- nan G. Köse und seiner klei- nen Filmcrew auf sie gerich- tet sind, stört die beiden le- benden Legenden, die so viele Kapitel der Fußball-Geschich- te geschrieben haben, wenig. Nur knappe Anweisungen von Köse zur Gesprächssteue- rung reichen, um den Plausch in Gang zu bringen: „Stichwort EM 1980, schreibt Köse den beiden ins Dreh- buch. „Da wart ihr ja nach der schwachen WM 78 stark unter Druck. Wie seid ihr mit der Situation umgegangen? Wäre schön, wenn ihr dazu etwas sagen könntet – an- sonsten könnt ihr frei reden.“ Und schon geht es los. „Szene 12, Take eins Punkt vier, sagt Produzent Thorsten „Ippi“ Ippendorf, streckt die Regieklappe in die Kamera und schleicht aus dem Bild. Das Startzeichen für Dietz und Hrubesch, die gleich los- legen. „Langer, schön, dass du da bist“, sagt Dietz fröhlich, und Hrubesch frotzelt zu- rück: „Was ist los, alter Mann.“ Dietz: „EM 80, weißt du noch?“ Hrubesch: „Für mich ein ab- solutes Highlight. Da hatten wir ein super Team, der junge Bernd Schuster war dabei und hat ein super Turnier ge- spielt. Und es war etwas Be- sonderes, weil man es uns ja auch nicht zugetraut hat.“ Dietz: „Ja, ich weiß noch, dass vor dem Turnier alle acht Kapitäne der qualifizier- ten Teams eingeladen waren, und alle haben gesagt, sie wollen ein gutes Turnier spie- len – und ich habe dann als einziger gesagt: Wir wollen Europameister werden.“ Munter plaudern die beiden weiter, vergessen dabei die Kamera. Hrubesch erzählt, wie er von Bundestrainer Jupp Derwall erst am Abend vor dem Endspiel gegen Bel- gien erfahren hat, dass er da- bei sein wird. „Er hat gesagt, er weiß nicht, ob er mich spielen lassen soll, weil ich im Turnier ja noch kein Tor gemacht habe. Und ich habe geantwortet, dass er es ent- scheiden muss, ich aber alles geben würde. Ich habe zwei Tore gemacht – und er alles richtig.“ Natür- lich darf die Papst-Ge- schichte nicht fehlen, findet Dietz und gibt dem langjähri- gen Wegge- fährten das Stichwort. „Ja, wir waren vor dem Griechen- land-Spiel in Rom, und der Papst ging an uns vorbei und hat mich an- gesehen und dabei zwei Fin- ger gehoben“, erinnert sich Hrubesch. „Und ein befreun- deter Journalist hat gesagt, der meint, dass ich im nächs- ten Spiel zwei Tore mache. Das ist aber 0:0 gegen Grie- chenland ausgegangen. Als ich dann im Endspiel zwei Tore gemacht habe, kam der Journalist nach dem Spiel die Tribüne herunter gestürmt und hat mir zugerufen: Lan- ger, der Alte hat nicht gelo- gen, der meinte das End- spiel.“ „Cut!“ Adnan Köse reißt das Duo aus der Erinnerung zu- rück in die Gegenwart. In den stickigen Bus. Und wirft den nächsten Themenvorschlag in die Runde. „Stichwort Ju- gendarbeit“, schlägt er vor, und Hrubesch antwortet tro- cken: „Wie lange bist du denn noch hier?“ Hrubesch und Dietz, zwei Weggefährten, deren Karrie- ren nicht nur untrennbar durch den Titelgewinn 1980 miteinander verbunden sind. Sie eint auch die gleiche Hei- matstadt Hamm, in der sie aufgewachsen sind – Dietz im Stadtteil Bockum-Hövel (Nor- den), und Hru- besch in West- tünnen (Sü- den). Wie nah sich beide sind, belegen die ständigen Frotzeleien, mit denen sie sich zwischen den Dreh-Ta- kes gegensei- tig auf den Arm nehmen und die über hohen Unter- haltungswert verfügen. So sagt Dietz la- pidar „Der Lange ist aus Bönen (einem Nachbarort von Hamm) oder so“, und Hrubesch kontert: „Bockum- Hövel? Das war der Parkplatz von Hamm.“ Während sich die beiden im Bus die verbalen Bälle zuwer- fen, sitzt Olaf Thon bereits seit einiger Zeit im Aufent- haltsraum und wartet auf sei- nen Dreh. „Ich bin hier ge- parkt“, sagt der Weltmeister von 1990 trocken, während er sich die Zeit am Handy ver- treibt. Thon spielte mit Dietz gemeinsam beim FC Schalke 04, nachdem der nach zwölf Jahren beim MSV Duisburg (1970 bis 82) für weitere fünf Jahre zum Revierclub ge- wechselt war. „Bernard ist eine Vaterfigur für mich, die mich behutsam herangeführt hat“, sagt Thon. „Er hat sich darum gekümmert, dass ich pünktlich war und nicht so viel Fleisch gegessen habe. Und es hätte keinen gegeben, der nicht an dieser Dokumen- tation mitgewirkt hätte.“ Szene 13, Take eins Punkt eins: Thon steht vor einem Bildschirm und soll sich das legendäre Pokal-Halbfinale zwischen Schalke und dem FC Bayern München ansehen, das 1984 6:6 nach Verlänge- rung endete – dreifacher Tor- schütze: Olaf Thon. Kamera von hinten, gleiche Szene noch einmal mit der Kamera von vorn. „Nur gucken, nicht anfassen“, entfährt es dem Schalker Urgestein mit Blick auf die in der Halle ausge- stellten Pokale. Zwischen- durch kommt ein Techniker, fummelt an seinem Sender. „Tonprobleme“, sagt der Ton mit „H“ lächelnd und fügt in Richtung Dietz an. „Habe das Tor zum 5:5 von dir gerade noch einmal gesehen: bru- tal!“ Und Dietz antwortet. „Dann muss ich mir deine drei ja auch noch angu- cken...“ Muss er nicht. Denn Köse will nun, dass Thon für die Kamera noch einmal jubelt – 33 Jahre später. Doch das geht dem 51-Jährigen dann doch zu weit. Er gibt lieber stets freundlich und geduldig Autogramme an die Schüler, die neugierig vorbeikom- men, oder macht Selfies mit Dietz, wenn der sich nicht ge- rade als Ordner nützlich macht, um die Dreharbeiten weiter zu sichern. In der Pause erzählt Dietz von einem seiner fünf Enkel, dem achtjährige Linus, den er am Samstag zuvor auf beim Fußball spielen zugesehen hat. „Ein talentierter Bur- sche“, sagt der Opa stolz. „Der räumt hinten alles weg. Nach der Pause hat der Trai- ner ihn kurz vom Feld ge- nommen und dann wieder eingewechselt. Und er ist gleich nach vorn gestürmt und hat aufs Tor geschossen – dann hat der Trainer gerufen Linus, falsches Tor. Er hat nicht gemerkt, dass sie die Seiten gewechselt haben...“ Szene 14, Take eins Punkt eins: Dietz und Thon im Mu- seums-Kinosaal. Im Hinter- grund läuft ein Film in Dauer- schleife auf der Leinwand, von vorne steigt der Ge- räuschpegel der feixenden Schüler auf dem Fußball- Court eine Etage tiefer um ei- nige Dezibel an. Ippendorf bittet um Ruhe: „Liebe Kin- der, es wäre schön, wenn ihr ein bisschen ruhiger sein würdet. Wir drehen hier ei- nen Film.“ Doch das Team hat sich einen schlechten Tag ausgesucht, um im Deut- schen Fußball-Museum zu ar- beiten. 17 Schulklassen ha- ben sich für heute angemel- det. Der Geräuschpegel in der großen Halle ist immens. Ent- sprechend schlecht sind die Erfolgsaussichten auf mehr Ruhe. Mitten im Gespräch ruft Tonmann Thorsten: „Ab- bruch. Bringt nichts. Es ist zu laut.“ „Das ist ein Wahnsinns- stress hier bei der Lautstär- ke“, sagt Köse. „Man kann sich nicht konzentrieren.“ Zeit ist rar und vor allem teu- er für die beiden Filmema- cher aus Dinslaken, die mit der eigenen Produktionsge- sellschaft New Dakota Inde- pendent in Vorleistung ge- gangen sind. Nur fünf Drehta- ge, und in der Langversion wird der Film der auf Kinofor- mat entsteht, über 90 Minu- ten dauern. „Wir sind nicht sendergebunden“, sagt Ip- pendorf. „Daher finanzieren wir den kompletten Film über Sponsorengelder.“ Re- gisseur Köse muss viel impro- visieren während der Drehar- beiten. Jetzt beschließt er kurzerhand, das Gespräch mit Dietz und Thon auch in den Bus zu verlegen. Am Frei- tag folgen ein Dreh bei Dietz zuhause in Walstedde und weitere im Stadion der SG Bockum-Hövel und vor sei- nem Elternhaus. Dann fällt die Klappe. Erstmal. Bis zur Premiere, die am 21. März er- neut im Deutschen Fußball- Museum stattfinden soll. Klappe: Filmmacher Thorsten Ippendorf leitet die nächste Szene ein, in der sich Bernard Dietz (rechts) und Horst Hrubesch über den Ti- telgewinn bei der EM 1980 unterhalten. Fotos: Szkudlarek Überzeugungsarbeit: Regisseur Adnan Köse erklärt Olaf Thon den nächsten „Dreh“. Am Set: Das Filmteam mit Horst Hrubesch, Bernard Dietz, Olaf Thon und Werner Hansch. ZITAT „Für meine Frau Petra ist das natürlich schwer, wenn sie dabei ist. Dann sagt sie, fängt der schon wieder an. Aber die Leute wol- len es ja wissen. Und dann erzähle ich denen die Geschichten. Das macht immer noch viel Spaß.“ Bernard Dietz zur Frage, ob seine Frau die alten Ge- schichten noch hören kann. FILM FAKTEN Im Film kommen zahlrei- che Weggefährten von Ber- nard Dietz zu Wort. Neben Horst Hrubesch, Olaf Thon und Werner Hansch auch Karl-Heinz Rummenigge. Um ihn vor die Kamera zu be- kommen, ist das Filmteam am Sonntag eigens nach dem Spiel des MSV Duisburg, bei dem Dietz seit 2010 im Vor- stand ist, nach München ge- fahren. Für Werner Hansch war es eine simple Aufgabe. Ganz al- lein saß der langjährige Ra- dio- und Fernsehreporter im leeren Duisburger Stadion in der Sprecherkabine und kommentierte voller Emotio- nen für die Kamera noch ein- mal die Geschehnisse vom 5. November, 1977. Mit 6:3 ge- wann der MSV Duisburg da- mals gegen den FC Bayern München – vierfacher Tor- schütze: Ennatz Dietz. „Ich habe einfach gemacht, was ich immer gemacht habe“, sagte Hansch lachend. „Ich habe etwas erfunden.“ Dietz hat nicht nur mit Olaf Thon zusammen ge- spielt, sondern auch mit sei- nem Vater Günter – Ende der 60er in der Westfalenaus- wahl. Dietz hat noch zahlreiche Trikots in seinem Haus in Walstedde. Die Spielführer- binde vom EM-Sieg 1980 al- lerdings nicht mehr. Die hat er an das Deutsche Fußball- museum abgetreten. Im Gespräch: Bernard Dietz und Olaf Thon.

SAMSTAG SPORT ãDas will doch k einer mehr wissenÒ · SAMSTAG SPORT 23. DEZEMBER 2017 Das Pr ojekt seit vielen J ahren, die beiden spie-len in der selben Promi-Elf . ãIch hat-te

  • Upload
    others

  • View
    3

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: SAMSTAG SPORT ãDas will doch k einer mehr wissenÒ · SAMSTAG SPORT 23. DEZEMBER 2017 Das Pr ojekt seit vielen J ahren, die beiden spie-len in der selben Promi-Elf . ãIch hat-te

23. DEZEMBER 2017SAMSTAG SPORT

Das Projektseit vielen Jahren, die beiden spie-len in der selben Promi-Elf. „Ich hat-te die Idee und suchte nach einemPartner für die Produktion, Adnanwar die erste Wahl und er sagtespontan zu, auch gleich Drehbuchund Regie zu übernehmen. Für Ippi-Film ist es das erste Projekt in mei-ner Eigenschaft als Produzent“,sagt Ippendorf.

chen Positionen zusammengearbei-tet haben, wie zuletzt bei dem Kino-dokumentarfilm „Letzte Zuflucht“,der 2015 im Wettbewerb der HoferFilmtage Weltpremiere feierte.„Als Ippi mit der Idee zu mir kam,gemeinsam einen Film über die Fuß-balllegende Bernard Dietz zu dre-hen, war ich sofort begeistert“, soKöse. Ippendorf kennt Bernard Dietz

Für die Produktion sind der Regis-seur und Drehbuchautor Adnan G.Köse („Lauf um dein Leben – VomJunkie zum Ironman“) und der Pro-ducer und Produktionsleiter Thors-ten „Ippi“ Ippendorf verantwortlich.Es ist die erste gemeinsame Produk-tion der New Dakota Independentmit Ippi Film, auch wenn beide Pro-duzenten schon oft in unterschiedli-

Bernard „Ennatz“ DietzDietz aber mit der Nationalmann-schaft, für die er von 1974 bis 81aktiv war, mit dem Gewinn der Eu-ropameisterschaft 1980 – als Kapi-tän des Teams. Insgesamt brachte eres in seiner Profi-Laufbahn auf 495Bundesliga- und 34 Zweitligaspiele.Nach seiner Zeit als Spieler war erzudem bei mehreren Stationen alsTrainer tätig.

Spiele. 1975 stand er im DFB-Pokal-finale, 1978/79 erreichte er dasHalbfinale des Uefa-Cups. Für sei-nen MSV, bei dem er zur Kult-Figurreifte, erzielte er 70 seiner 77 Tore –für einen Abwehrspieler noch heuteBundesligarekord. Unvergessenbleiben seine vier Treffer gegen Bay-ern München beim 6:3 in der We-dau. Seinen größten Erfolg feierte

Bernard „Ennatz“ Dietz begann mitzehn Jahren beim SVA Bockum-Hö-vel mit dem Fußball. 1970 wechsel-te der bodenständige Hammer mit22 Jahren zum MSV Duisburg, fürden er bis 1982 in der Bundesligaspielte, ehe er für weitere fünf Jahrezum FC Schalke 04 wechselte. Fürdie „Zebras“ MSV bestritt er 394Bundesliga- und 14 Europacup-

„Das wird etwasBesonderes“

FilmproduzentThorsten Ippendorf

Wie sind Sie darauf gekom-men, das Projekt „Ennatz“ins Leben zu rufenn?

Thorsten Ippendorf: Ich habejahrelang in seiner Trainer-Promi-Elf gespielt, wo Ber-nard unser Coach ist. Da ist esmir in den Sinn gekommen,seine vorbildliche Lebensge-schichte zu verfilmen. Ichwusste, dass er im nächstenJahr 70 wird. Dann hatte iches mir zum Ziel gesetzt, dasProjekt auch zu seinem 70.umzusetzen. Ich habe mirmit meinem Produzenten-Partner, Herrn Köse, der auchvom Fach ist und Regisseur,Hilfe dazu geholt.

Der Zeitplan ist sehr eng ge-strickt. Sind Sie noch im Soll?

Ippendorf: Die fünf Drehtagekönnen wir einhalten. Daaber die Protagonisten sehrviel zu erzählen haben, ha-ben wir manchmal ein paarMinütchen länger gebraucht.Dafür haben wir viel Materi-al. Und Komplikationen gabes gar nicht. Wir haben nureinmal aus zwei Szenen einegeschnitten, als wir die Duis-burger MSV-Veteranen unddie Fußballschule gefilmt ha-ben. Da haben wir sogar nochein schöneres Bild bekom-men, als die Veteranen beider Fußballschule als Zu-schauer sind.

Haben Sie bereits eine Vor-stellung davon, wie der ferti-ge Film aussehen könnte?

Ippendorf: Davon kann ichmir schon ein Bild machen,da ich mit Adnan Köse schonviele Projekte gemeinsam ge-macht habe. Es wird ein ganzbesonderer Film – kein Inter-viewfilm, wie man es viel-leicht bei einer Dokumentati-on erwartet. Wir haben bewe-gende Bilder dabei. Eine Kino-kamera – es wird schon etwasBesonderes.

DREI FRAGEN AN„Das will doch keiner mehr wissen...“Passend zum 70. Geburtstag von Bernard Dietz entsteht gerade eine Dokumentation über die Hammer Fußball-Ikone

Von Günter Thomas

DORTMUND � Thorsten „Ippi“Ippendorf weiß nicht so genau,was eigentlich schwieriger war:Einen Dokumentarfilm über eineFußball-Ikone wie Bernard Dietzzu drehen, oder den Mann da-von zu überzeugen, dass es auchheute noch Menschen gibt, dieso etwas sehen wollen. „Hachne, so ein Quatsch“, lautete dieerste, abwehrende Reaktion desKapitäns der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, die 1980 inItalien Europameister wurde, alsIppendorf vor einem Jahr denersten Vorstoß wagte. „Das willdoch keiner mehr wissen.“ DochIppendorf, Filmproduzent undSpieler der Bernard-Dietz-Pro-mi-Mannschaft, war hartnäckig.„Wir haben unsere Bratwurst zu-ende gegessen, und beim nächs-ten Mal habe ich es wieder ver-sucht“, sagt er. Irgendwann hatDietz nachgegeben. Gestern warder letzte von sechs Drehtagenfür „Ennatz – ein Film über eineFußball-Legende.“ Erscheinensoll er am 21. März: einen Tagvor Dietz‘ 70. Geburtstag.

Es ist eng im Bus der Fußball-Nationalmannschaft, der imDeutschen Fußball-Museumin Dortmund parkt. Sehr eng.Und heiß. Für Bernard Dietzund Horst Hrubesch kein Pro-blem. Schließlich haben diebeiden Europameister von1980 in ihrer Fußballerkarrie-re viele heiße Schlachten ge-meinsam geschlagen – undzudem einen komfortablenSitzplatz im hinteren Teil desWM-Gefährts erwischt. Auch,dass eine Filmkamera, einRichtmikrofon, diverse wei-tere technische Geräte sowiedie Blicke des Regisseurs Ad-nan G. Köse und seiner klei-nen Filmcrew auf sie gerich-tet sind, stört die beiden le-benden Legenden, die so vieleKapitel der Fußball-Geschich-te geschrieben haben, wenig.Nur knappe Anweisungenvon Köse zur Gesprächssteue-rung reichen, um denPlausch in Gang zu bringen:„Stichwort EM 1980, schreibtKöse den beiden ins Dreh-buch. „Da wart ihr ja nach

der schwachen WM 78 starkunter Druck. Wie seid ihr mitder Situation umgegangen?Wäre schön, wenn ihr dazuetwas sagen könntet – an-sonsten könnt ihr frei reden.“Und schon geht es los.

„Szene 12, Take eins Punktvier, sagt Produzent Thorsten„Ippi“ Ippendorf, streckt dieRegieklappe in die Kameraund schleicht aus dem Bild.Das Startzeichen für Dietzund Hrubesch, die gleich los-legen. „Langer, schön, dass duda bist“, sagt Dietz fröhlich,

und Hrubesch frotzelt zu-rück: „Was ist los, alterMann.“

Dietz: „EM 80, weißt dunoch?“

Hrubesch: „Für mich ein ab-solutes Highlight. Da hattenwir ein super Team, der jungeBernd Schuster war dabeiund hat ein super Turnier ge-spielt. Und es war etwas Be-sonderes, weil man es uns jaauch nicht zugetraut hat.“

Dietz: „Ja, ich weiß noch,dass vor dem Turnier alleacht Kapitäne der qualifizier-ten Teams eingeladen waren,und alle haben gesagt, sie

wollen ein gutes Turnier spie-len – und ich habe dann alseinziger gesagt: Wir wollenEuropameister werden.“

Munter plaudern die beidenweiter, vergessen dabei dieKamera. Hrubesch erzählt,wie er von BundestrainerJupp Derwall erst am Abendvor dem Endspiel gegen Bel-gien erfahren hat, dass er da-bei sein wird. „Er hat gesagt,er weiß nicht, ob er michspielen lassen soll, weil ichim Turnier ja noch kein Torgemacht habe. Und ich habe

geantwortet,dass er es ent-scheiden muss,ich aber allesgeben würde.Ich habe zweiTore gemacht –und er allesrichtig.“ Natür-lich darf diePapst-Ge-schichte nichtfehlen, findetDietz und gibtdem langjähri-gen Wegge-fährten dasStichwort. „Ja,wir waren vordem Griechen-land-Spiel inRom, und derPapst ging anuns vorbei und hat mich an-gesehen und dabei zwei Fin-ger gehoben“, erinnert sichHrubesch. „Und ein befreun-deter Journalist hat gesagt,der meint, dass ich im nächs-ten Spiel zwei Tore mache.Das ist aber 0:0 gegen Grie-chenland ausgegangen. Alsich dann im Endspiel zweiTore gemacht habe, kam derJournalist nach dem Spiel dieTribüne herunter gestürmtund hat mir zugerufen: Lan-ger, der Alte hat nicht gelo-gen, der meinte das End-spiel.“

„Cut!“ Adnan Köse reißt dasDuo aus der Erinnerung zu-rück in die Gegenwart. In denstickigen Bus. Und wirft dennächsten Themenvorschlagin die Runde. „Stichwort Ju-gendarbeit“, schlägt er vor,und Hrubesch antwortet tro-cken: „Wie lange bist dudenn noch hier?“

Hrubesch und Dietz, zweiWeggefährten, deren Karrie-ren nicht nur untrennbardurch den Titelgewinn 1980miteinander verbunden sind.Sie eint auch die gleiche Hei-matstadt Hamm, in der sieaufgewachsen sind – Dietz imStadtteil Bockum-Hövel (Nor-

den), und Hru-besch in West-tünnen (Sü-den). Wie nahsich beidesind, belegendie ständigenFrotzeleien,mit denen siesich zwischenden Dreh-Ta-kes gegensei-tig auf denArm nehmenund die überhohen Unter-haltungswertverfügen. Sosagt Dietz la-pidar „DerLange ist ausBönen (einemNachbarort

von Hamm) oder so“, undHrubesch kontert: „Bockum-Hövel? Das war der Parkplatzvon Hamm.“

Während sich die beiden imBus die verbalen Bälle zuwer-fen, sitzt Olaf Thon bereitsseit einiger Zeit im Aufent-haltsraum und wartet auf sei-nen Dreh. „Ich bin hier ge-parkt“, sagt der Weltmeistervon 1990 trocken, währender sich die Zeit am Handy ver-treibt. Thon spielte mit Dietzgemeinsam beim FC Schalke04, nachdem der nach zwölfJahren beim MSV Duisburg(1970 bis 82) für weitere fünfJahre zum Revierclub ge-wechselt war. „Bernard isteine Vaterfigur für mich, diemich behutsam herangeführthat“, sagt Thon. „Er hat sichdarum gekümmert, dass ichpünktlich war und nicht soviel Fleisch gegessen habe.Und es hätte keinen gegeben,der nicht an dieser Dokumen-tation mitgewirkt hätte.“

Szene 13, Take eins Punkteins: Thon steht vor einemBildschirm und soll sich daslegendäre Pokal-Halbfinalezwischen Schalke und demFC Bayern München ansehen,das 1984 6:6 nach Verlänge-

rung endete – dreifacher Tor-schütze: Olaf Thon. Kameravon hinten, gleiche Szenenoch einmal mit der Kameravon vorn. „Nur gucken, nichtanfassen“, entfährt es demSchalker Urgestein mit Blickauf die in der Halle ausge-stellten Pokale. Zwischen-durch kommt ein Techniker,fummelt an seinem Sender.„Tonprobleme“, sagt der Tonmit „H“ lächelnd und fügt inRichtung Dietz an. „Habe dasTor zum 5:5 von dir geradenoch einmal gesehen: bru-tal!“ Und Dietz antwortet.„Dann muss ich mir deine

drei ja auch noch angu-cken...“

Muss er nicht. Denn Kösewill nun, dass Thon für dieKamera noch einmal jubelt –33 Jahre später. Doch dasgeht dem 51-Jährigen danndoch zu weit. Er gibt lieberstets freundlich und geduldigAutogramme an die Schüler,die neugierig vorbeikom-men, oder macht Selfies mitDietz, wenn der sich nicht ge-rade als Ordner nützlichmacht, um die Dreharbeitenweiter zu sichern.

In der Pause erzählt Dietzvon einem seiner fünf Enkel,dem achtjährige Linus, den eram Samstag zuvor auf beimFußball spielen zugesehenhat. „Ein talentierter Bur-sche“, sagt der Opa stolz.„Der räumt hinten alles weg.Nach der Pause hat der Trai-ner ihn kurz vom Feld ge-nommen und dann wiedereingewechselt. Und er istgleich nach vorn gestürmtund hat aufs Tor geschossen –dann hat der Trainer gerufenLinus, falsches Tor. Er hatnicht gemerkt, dass sie dieSeiten gewechselt haben...“

Szene 14, Take eins Punkteins: Dietz und Thon im Mu-seums-Kinosaal. Im Hinter-grund läuft ein Film in Dauer-schleife auf der Leinwand,von vorne steigt der Ge-räuschpegel der feixendenSchüler auf dem Fußball-Court eine Etage tiefer um ei-nige Dezibel an. Ippendorfbittet um Ruhe: „Liebe Kin-der, es wäre schön, wenn ihrein bisschen ruhiger seinwürdet. Wir drehen hier ei-nen Film.“ Doch das Team hatsich einen schlechten Tagausgesucht, um im Deut-schen Fußball-Museum zu ar-beiten. 17 Schulklassen ha-ben sich für heute angemel-det. Der Geräuschpegel in dergroßen Halle ist immens. Ent-sprechend schlecht sind dieErfolgsaussichten auf mehrRuhe. Mitten im Gesprächruft Tonmann Thorsten: „Ab-bruch. Bringt nichts. Es ist zulaut.“

„Das ist ein Wahnsinns-stress hier bei der Lautstär-ke“, sagt Köse. „Man kannsich nicht konzentrieren.“Zeit ist rar und vor allem teu-er für die beiden Filmema-cher aus Dinslaken, die mitder eigenen Produktionsge-sellschaft New Dakota Inde-pendent in Vorleistung ge-gangen sind. Nur fünf Drehta-ge, und in der Langversionwird der Film der auf Kinofor-mat entsteht, über 90 Minu-ten dauern. „Wir sind nichtsendergebunden“, sagt Ip-pendorf. „Daher finanzierenwir den kompletten Film

über Sponsorengelder.“ Re-gisseur Köse muss viel impro-visieren während der Drehar-beiten. Jetzt beschließt erkurzerhand, das Gesprächmit Dietz und Thon auch inden Bus zu verlegen. Am Frei-tag folgen ein Dreh bei Dietzzuhause in Walstedde undweitere im Stadion der SGBockum-Hövel und vor sei-nem Elternhaus. Dann fälltdie Klappe. Erstmal. Bis zurPremiere, die am 21. März er-neut im Deutschen Fußball-Museum stattfinden soll.

Klappe: Filmmacher Thorsten Ippendorf leitet die nächste Szene ein, in der sich Bernard Dietz (rechts) und Horst Hrubesch über den Ti-telgewinn bei der EM 1980 unterhalten. � Fotos: Szkudlarek

Überzeugungsarbeit: Regisseur Adnan Köse erklärt Olaf Thon dennächsten „Dreh“.

Am Set: Das Filmteam mit Horst Hrubesch, Bernard Dietz, Olaf Thonund Werner Hansch.

ZITAT

„Für meine Frau Petraist das natürlich

schwer, wenn sie dabeiist. Dann sagt sie,

fängt der schon wiederan. Aber die Leute wol-len es ja wissen. Und

dann erzähle ich denendie Geschichten. Das

macht immer noch vielSpaß.“

Bernard Dietz zur Frage, obseine Frau die alten Ge-

schichten noch hören kann.

FILM FAKTEN� Im Film kommen zahlrei-che Weggefährten von Ber-nard Dietz zu Wort. NebenHorst Hrubesch, Olaf Thonund Werner Hansch auchKarl-Heinz Rummenigge. Umihn vor die Kamera zu be-kommen, ist das Filmteamam Sonntag eigens nach demSpiel des MSV Duisburg, beidem Dietz seit 2010 im Vor-stand ist, nach München ge-fahren.

� Für Werner Hansch war eseine simple Aufgabe. Ganz al-lein saß der langjährige Ra-dio- und Fernsehreporter imleeren Duisburger Stadion inder Sprecherkabine undkommentierte voller Emotio-nen für die Kamera noch ein-mal die Geschehnisse vom 5.November, 1977. Mit 6:3 ge-wann der MSV Duisburg da-mals gegen den FC BayernMünchen – vierfacher Tor-schütze: Ennatz Dietz. „Ichhabe einfach gemacht, wasich immer gemacht habe“,sagte Hansch lachend. „Ichhabe etwas erfunden.“

� Dietz hat nicht nur mitOlaf Thon zusammen ge-spielt, sondern auch mit sei-nem Vater Günter – Ende der60er in der Westfalenaus-wahl.

� Dietz hat noch zahlreicheTrikots in seinem Haus inWalstedde. Die Spielführer-binde vom EM-Sieg 1980 al-lerdings nicht mehr. Die hater an das Deutsche Fußball-museum abgetreten.

Im Gespräch: Bernard Dietz undOlaf Thon.