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Joachim Schaffer-Suchomel
nomenest omen
Die verborgene Botschaft der Vornamen
Von Adam bis Zarah
Vorwort von Ruediger Dahlke
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Unseren Kindern
Viviane Cassiopeia Anna,
Catalina Cosima und
Joanina Linda Menina
Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100
Das für dieses Buch verwendete FSC-zertifizierte PapierEOS liefert Salzer, St. Pölten.
1. AuflageOriginalausgabe
© 2007 Wilhelm Goldmann Verlag, Münchenin der Verlagsgruppe Random House GmbH
Lektorat: Ralf LaySatz: Uhl+Massopust, Aalen
Druck und Bindung: GGP Media GmbH, PößneckPrinted in Germany
ISBN 978-3-442-33777-4
www.arkana-verlag.de
SGS-COC-1940
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Dank
Herzlichen Dank an meine Frau Michaela Suchomel für die per-
manente gemeinsame Auseinandersetzung mit dem Thema und
für ihre zahlreichen essenziellen Impulse zur Betrachtung der
Namen. Mein weiterer Dank gilt Margit Dahlke für die intensi-
ven Gespräche, die mir Türen in größere Sichtweisen geöffnet
haben, und ein großer Dank an Ruediger Dahlke für seinen geis-
tigen Halt im Hintergrund und seinen geraden Blick nach vorn.
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Inhalt
Vorwort:
Nomen est omen oder Die Welt der Namen
von Ruediger Dahlke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Einführung: Das Wesentliche beim Namen nennen . . . . . . 13
Teil 1: Was Namen uns sagen
Spannungen im Namen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
Elterliche Erwartungen und Projektionen
bei der Namengebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
Zufall und Intuition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Innerer Schatz, Resonanz und Polarität von Namen . . . . . . 25
Ergänzungsgegensätze im Namen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
Methoden der Namensdeutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
Die etymologische Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
Die assoziativ-etymologische Methode und das
Anagramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
Buchstabenbilder und ihre Kräfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ???
Die Kraft der Buchstaben- und Runenbilder . . . . . . . . . . . . 35
Die Buchstabenfolge erzählt eine (Bild)geschichte . . . . . . . 37
Der Nutzen der Namensdeutung in Persönlichkeits-
entwicklung, Kommunikation und Wirtschaft . . . . . . . . . . 39
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Teil 2: Namensdeutungen von A bis Z
Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 653
Der Stärken-Schwächen-Spiegel der Anfangsbuchstaben . . 654
Die Tonleiter der Vokale im Spiegel der Chakren . . . . . . . . 658
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 660
Mehr Informationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 661
Stichwortverzeichnis der Namen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 662
Über den Autor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 672
8 Inhalt
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Vorwort: Nomen est omen oder Die Welt der Namen
Seit vielen Jahren ist die Analyse des eigenen Namens ein span-
nender Aspekt bei einem meiner Seminare zur Aufdeckung des
eigenen Lebensmusters. Dass der Name viel mehr von uns weiß,
als wir oftmals selbst von uns ahnen, ist eine Erfahrung, die mich
schon lange begleitet. Kabbalisten geben enorm viel auf Namen.
So geht man in dieser alten Lehre davon aus, dass Gottvater nicht
umsonst bei der Schöpfung so ein großes Thema aus der Benen-
nung der einzelnen Lebewesen machte. Auch soll erst die He-
reinname des Buchstabens h aus Abram den Stammvater Abra-
ham gemacht haben, auf den Er das Christentum wie auch den
Islam gründete. Bei Napoleon fällt auf, dass dessen Schicksal
nach der Umbenennung vom italienischen »Buonaparte« zum
französischeren »Bonaparte« eine deutliche, ja dramatische
Wendung nahm.
Die Buchstaben, die unsere Namen bilden, stammen –
sprachlich – von den Buchenstäben, auf die die Runen gemalt
waren, mit deren Hilfe unsere germanischen Vorfahren den
Willen der Götter in divinatorischer Weise zu ergründen such-
ten. »Runen raunen rechten Rat«, weiß bis heute der Volksmund.
Joachim Schaffer-Suchomel folgt der Bedeutung der Namen
deshalb bis zu den einzelnen Buchstaben und kommt zu über-
raschenden, verblüffenden und entlarvenden Ergebnissen.
Auch wenn unsere angeblich so aufgeklärte Zeit sich nicht
mehr viel aus Namen macht und sich manche Eltern bei deren
Auswahl lediglich vom Klang leiten lassen, spüren wir doch zwi-
schen den Zeilen und in besonderen Momenten noch den Zau-
ber und manchmal auch die Macht, die von Namen ausgehen.
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Der Klang ist beispielsweise bei »Claudia« und »Claudius« sehr
angenehm, aber die Bedeutung kommt hier erschwerend hinzu;
und das wird heute allzu oft einfach übersehen. »Claudia« ist die
weibliche und »Claudius« die männliche Form eines Namens,
der in der herkömmlichen Ableitung auf das lateinische Wort
für »lahm« zurückgeführt wird. Die Claudia, die ich am besten
kenne und die seit Jahren meine Seminare mit Bewegungs- und
Rhythmusübungen begleitet, hat so viele Tanzausbildungen in
ihrem Leben mit Bravour absolviert, dass wohl niemand in ihr
noch die »Lahme« sehen würde. Der mir am besten bekannte
Claudius ist einer der beweglichsten Chefs, die ich bei vielen Fir-
mentrainings kennen lernen konnte. Über die Maßen sportlich,
steht er nicht nur einem, sondern gleich mehreren Unterneh-
men in verschiedenen Ländern vor. Niemand käme auf den Ge-
danken, er könne ein »Lahmer« sein. Aber man könnte auf die
Idee kommen, dass Claudia und Claudius ein halbes Leben lang
versucht haben, ihren Eltern zu zeigen, was für ein bewegliches,
ja dynamisches Kind sie da in die Welt gesetzt haben.
Die Bedeutung von Namen macht sich bis in die harte und
dem Zauber des Analogiedenkens wenig offene Welt der Wirt-
schaft hinein bemerkbar. Als der VW-Konzern sein neues Flagg-
schiff herausbrachte, eine Karosse der obersten Klasse, die mit
den großen Mercedes-, BMW- und Audi-Typen konkurrieren
sollte, durfte man gespannt sein. Sobald aber der Name publik
wurde, war jedoch alles klar. Der »Phaeton« konnte nur ein teu-
rer Flop werden. Offenbar frei von jeglichem inhaltlichen Ver-
ständnis, hatte man das Auto nach dem mythischen Sohn des
Sonnengotts Helios genannt. Phaethon aber ist der klassische
Archetyp des großsprecherischen, angeberischen und dabei un-
fähigen Aufmüpfigen, des Möchtegerns. Er will von seinem Vater
das Recht, den Sonnenwagen über das Himmelszelt zu lenken,
um seine göttliche Herkunft zu beweisen. Obwohl Helios
schwere Bedenken hat, lässt er den Sohn aus Liebe gewähren,
10 Vorwort
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und Phaethon erweist sich als völlig unfähig. Er kommt der Erde
zu nahe, entfacht einen großen Weltbrand und wird von den
Flammen getötet. »Nomen est omen«, konnte der »Phaeton«
auch als Auto über die Rolle des Möchtegerns nicht hinauskom-
men. Jedenfalls hat sich VW mit dieser Namenswahl wohl nicht
gerade einen ökonomischen Sonnenaufgang beschert. Wer so
wenig Ahnung von Namen hat, tut sich selbst in der Welt der
Finanzen und Wirtschaft schwer.
Dabei ist es nicht einmal ungefährlich, das Kind wirklich beim
Namen zu nennen und die Wahrheit zu wissen und zu sagen. Es
kann einiges in Gang bringen, auch wenn es nicht mehr so ge-
fährlich ist, wie es das zu Goethes Zeiten noch war, der im Faust
Folgendes dazu formuliert: »Wer darf das Kind beim rechten
Namen nennen?/Die wenigen, die was davon erkannt,/Die tö-
richt gnug ihr volles Herz nicht wahrten,/Dem Pöbel ihr Gefühl,
ihr Schauen offenbarten,/Hat man von je gekreuzigt und ver-
brannt.«
Heute steckt hinter dem Verschweigen der Zusammenhänge
und tieferen Wahrheit der Namen eher Unbewusstheit. In mei-
ner Volksschulklasse hieß ein Bauernjunge mit Vornamen »Mag-
nus« – nach dem Reiter Magnus von Buchwald – und mit Nach-
namen »Klein«. Der kleine Großklein war ein in vieler Hinsicht
hin und her gerissener, in sich gespaltener Junge. In einem seiner
Lieder besingt Johnny Cash einen »boy named Sue«, einen Jun-
gen also mit dem Mädchennamen »Susanne«, der ein Leben lang
seinen Vater für diesen Witz hasst und sich erst in einem späten
schrecklichen Showdown mit ihm auszusöhnen vermag.
Ähnliche unbewusste Scherze kann man sich mit dem wun-
dervollen Buch von Joachim Schaffer-Suchomel ersparen. Er
folgt den Namen bis in ihre tiefsten Tiefen und enthüllt dabei
manch erstaunliche seelische Aufgabe und Herausforderung.
Besser, als den Namen zu ändern, ist es allemal, sich seinem Feld
bewusst zu stellen und das – im wahrsten Sinne des Wortes –
11Vorwort
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Beste daraus zu machen. Und das wünsche ich den Lesern dieses
engagierten Buchs von ganzem Herzen, damit sie zu ihres Na-
mens tiefstem Sinn finden und – ihm gerecht werdend – sich
selbst darin und dahinter entdecken.
Ruediger Dahlke
12 Vorwort
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Einführung: Das Wesentliche beim Namen nennen
Der uns vertrauteste Klang ist sicher der unseres eigenen Na-
mens. Er wurde zu unserem ganz persönlichen »Merk-Mal«.
Spätestens einige Tage nach der Geburt sind wir von unseren
Eltern »nominiert«, also »namentlich vorgeschlagen, ernannt«
worden. Und das werden nur Gewinner oder zumindest Men-
schen mit hohen Aussichten auf den Preis! Wir sind demgemäß
von Anfang an auf der Siegerspur. Oder hat man schon mal von
einer Nominierung der Verlierer bei einer Oscar-Verleihung ge-
hört? Man kann es auch so sehen, dass wir bereits mit dem Zeit-
punkt der Insemination als Champion vorbestimmt sind, denn
nur die kräftigste und schnellste Samenzelle befruchtet das Ei.
Als Namhafter haftet Ihnen ein ganz besonderer Name an, mit
dem Sie Träger einer ganz bestimmten Idee von sich und Ihren
Möglichkeiten sind. Meist bleibt das unbewusst, doch es wirkt!
Mit der Nominierung wurde die Tür zu dem, was Sie von Ihren
Möglichkeiten, Risiken und Grenzen her sind, geöffnet. Renom-
miert, »wieder ernannt« und »erwählt«, sind wir allerdings erst,
wenn wir unserem Namen alle Ehre gemacht und die Idee unser
selbst verwirklicht haben. Ehre ist mit hohem Ansehen verbun-
den. Wenn man sich wie ein ängstliches Tier lebenslänglich ver-
steckt und sich nicht hervorbringt, obwohl »Existenz«, vom
lateinischen exsistere, nicht nur das »Vorhandensein«, sondern
auch das »Heraus-« und »Hervortreten« bedeutet, dann gibt es
wenig von einem zu sehen. Sich klein machen und hohes Anse-
hen passen halt nicht zusammen.
Nomen est omen! Wie im lateinischen nomen, was bekann-
termaßen »Namen« bedeutet, das Wort omen (»Vorbedeutung«)
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enthalten ist, so ist im Begriff »Namen« das lateinische bzw. he-
bräische amen, das »Es geschehe« heißt, impliziert. Der Name
wurde zum Signal, das uns etwas zeigen kann. Er ist wie im Ver-
kehrszeichen richtungsweisend. Namen können als Vorbedeu-
tungen auf das Wesentliche eines Wesens hindeuten und auf Po-
tenziale hinweisen. Unwesentliches ist keinen Deut wert! Auch
mit der Signatur unseres Namens setzen wir Zeichen, indem wir
beispielsweise durch Unterschrift die Originalität eines Schrift-
stücks beurkunden.
Ein Omen kann sowohl positives als auch negatives Vorzei-
chen sein. Letzteres ist im Namen nicht wirklich negativ im Sinn
von »schlecht« zu verstehen, so wenig wie ein Negativ im Foto-
labor etwas »Schlechtes« ist. Es muss noch entwickelt werden,
damit uns das Positive zugute kommen kann. Negative Vorzei-
chen im Namen können auf Risiken und Lernmöglichkeiten
hinweisen. Das Wortbild »Joch« in »Jochen« bedeutet zum Bei-
spiel nicht notwendigerweise, dass Menschen mit diesem Vorna-
men unterjocht werden. Aber es weist zumindest auf das Risiko
einer Selbst- oder Fremdunterdrückung hin. Und es zeigt die
Lernchance auf, ein Joch in der positiven ursprünglichen Be-
deutung von »Verbindung« zu erkennen und das Verbundensein
zu leben. Denn der Begriff »Joch« ist beispielsweise auch mit
dem Wort »Yoga« verwandt.
Betrachten wir gleiche Vornamen von unterschiedlichen
Menschen, so können wir zuweilen dennoch deutlich ähnliche
Wesenszüge der Namensträger erkennen. Durchforsten Sie ein-
mal Ihren Verwandten- und Bekanntenkreis nach Herren mit
dem Vornamen »Peter«. Ähneln sich die Peters nicht in ihrer
Führungsqualität? Einen Peter wirft so schnell nichts um. Peter
steht! Er hat Festigkeit. Es wundert nicht, dass »Peter«, griechisch
pétros, »Felsblock« bedeutet. Nicht zu unterschätzen: »Petra«,
weibliches Pendant zu »Peter«. Die lateinische Form ist Petrus,
auf dem Jesus bekanntlich seine Kirche errichtete.
14 Was uns Namen sagen
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Oder betrachten Sie einmal Menschen mit dem Vornamen
»Klara«. Oft können Sie feststellen, wie sehr diese Charaktere mit
dem Thema »Klarheit« befasst sind und bereits in ihrer Art und
Weise Klarheit verkörpern. Alles klärchen?
Vornamen spiegeln individuelle Prägungen wider, die bei
jedem Menschen einzigartig ausfallen. Nicht jeder Hans ist oder
macht glücklich. Aber dennoch ist in Hans eine Kraft, die alle
Träger dieses Namens besitzen: »Der Hans, der kann’s!« –
»Hans«, die Abkürzung von »Johannes«, wörtlich »Jahwe hat
Gnade erwiesen«, ist begnadet, der Name »Hans« steht für Kön-
nen und Stabilität. Auch wenn er es vielleicht letztlich nicht kann
oder nicht schafft – man erinnert sich an den ehemaligen Fi-
nanzminister Hans Eichel aus der Ära Schröder –, bleibt das Be-
streben von Hans, es zu können und Stabilität zu vermitteln, be-
stehen.
Auch nicht alle, die »Heinz« heißen, sind gleich, aber im
Grundton doch sehr ähnlich. Heinz hilft gern, aber nicht jeder
Heinz ist ein Heinzelmännchen und möchte ständig für andere
»den Heinz machen«. Wie Heinz also mit seiner Hilfsbereit-
schaft umgeht, entspricht seiner individuellen Ausprägung und
seiner Einzigartigkeit.
15Einführung
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Teil 1Was uns Namen sagen
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Spannungen im Namen
Welchen Spannungen ist ein Mensch ausgesetzt, der »Ernst
August« heißt? Was ist er denn nun: ernst und seriös, denn das
englische serious heißt »ernst«, oder ist er ein dummer August
mit tollpatschigem, unernstem Verhalten? Das Wechselbad zwi-
schen diesen Extremen kann leicht zu Ungeheuerlichkeiten füh-
ren. Wer sich nicht vertraut und heimelig fühlt, was »geheuer«
wirklich bedeutet, verhält sich unter Umständen ungeheuerlich
oder gebärdet sich gar als Ungeheuer. Ein Mensch, der sich von
seinen Zeitgenossen nicht »gehört« fühlt, ist oft getrieben, sich
zwangsweise Gehör zu verschaffen, und legt ein unerhörtes Be-
nehmen an den Tag. So gesehen, erscheinen die Eskapaden des
Welfenprinzen Ernst August von Hannover vielleicht in einem
verständlicheren Licht. »Ernst August« lädt wahrscheinlich zum
Prügeln ein, wenn der Träger dieses Namens sich vielleicht selbst
zwischen Ernst und August hin und her geprügelt fühlt. Oder er
ist durch die hohen Erwartungen überlastet, die in einen Ernst
und in einen August gesetzt werden. »August« bedeutet nämlich
eigentlich »der Erhabene«. Aber »ernst und erhaben« scheint für
diesen Prinzen zu viel des Guten zu sein. Der dumme August
schafft den Ausgleich!
Auch wenn Spannungen im Namen unvermeidbar sind, ist es
geboten, bei der Nominierung seines Kindes umsichtig zu sein.
Wenn Sie mit Nachnamen »Schlüpfer« heißen, nennen Sie Ihre
Tochter bitte nicht »Rosa«, ein Name, den es einem Stern-Arti-
kel zufolge tatsächlich gibt. Diese Rosa ist dauernden Hänseleien
ausgesetzt. Eine therapeutische Karriere, als Klient oder als guter
Therapeut, scheint programmiert.
Hänseleien gehören im Grunde genommen zu Hans! Schnell
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wird eine Wurst daran gehängt, und der »Hanswurst« ist ge-
schaffen. Das Märchen vom Hans im Glück verfestigt die Ver-
mutung eines unklugen Menschen, sofern die Philosophie des
Märchens nicht verstanden wird. Denn Hans im Glück ist ein-
fach und einfach glücklich! Der innere Wert, die Freude im
Moment über das eingetauschte Gut, zählt – zumindest im
Märchen – mehr als der »objektive« äußere Wert. Diese Ethik
schwingt im Namen Hans mit und verleiht ihm eine gewisse
Wertigkeit und Beständigkeit. So ist es nicht verwunderlich, wie
häufig besonders in vergangenen Generationen der Name verge-
ben wurde. Das Beispiel Hans zeigt, dass Spannungen stets auch
eine positive Seite haben.
Negative Belastungen gibt es in nahezu allen Namen, nicht
nur durch die etymologischen Hintergründe, auch durch Na-
mensträger, die ihrem Namen keine Ehre gemacht und überwie-
gend die Schattenseite gelebt haben. Seit dem Dritten Reich ist
der Name »Adolf« in Deutschland praktisch ausgestorben.
Ein gewisses Maß an Spannung und Konfrontation ist ein
gutes Training in der Entwicklung der eigenen Stärke. Licht
und Schatten, Stärke und Schwäche, Möglichkeit und Grenze,
Chance und Risiko spiegeln sich in fast allen Namen wider. Auch
die Peters und Petersens müssen Acht geben, dass ihnen nicht
immer der Schwarze Peter zugeschoben wird. Und Vicky wird
die Fickie-Phase hänselnder Kinder überstehen, bis sie endlich
erkennt, dass Viktoria und Viktor zum Sieg bestimmt sind. Das
V von victory, englisch »Sieg«, ist ihr Zeichen.
Spannungen im Namen sind nicht nur unvermeidbar, son-
dern für Lernprozesse wichtig. Genauso können Sie nicht ver-
hindern, dass sich Ihr Kind unzählige Male den Kopf anstößt
und dass es zigmal hinfällt, denn das gehört zum Prozess des
Laufenlernens dazu. Mit Dauerschutz und Überbehütung er-
reicht man das Gegenteil. Das Kind wird eventuell zum Weich-
keks, und diese reizen mindestens genauso zum Hänseln wie
20 Was uns Namen sagen
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vertrocknete Kekse. Jeder Name trägt Polaritäten in sich, starke
oder schwache. Das ist so, egal, ob es uns auf den Keks geht oder
nicht. Wir leben in einem dualen System, was sich sogar bis zur
Müllabfuhr herumgesprochen hat!
Elterliche Erwartungen und Projektionen
Lassen Sie bei der Wahl eines Vornamens Ihr Herz entscheiden
und nicht den Verstand, der Enttäuschungen vermeiden will, Er-
wartungen aufbaut und damit neue Täuschungen schafft. Kin-
der sind grundsätzlich Kinder der Liebe, selbst wenn sie schein-
bar versehentlich gezeugt werden. Sie kommen, wann es ihnen
passt! Das ist das Entscheidende. Und es braucht die hohe Ener-
gie der sexuellen Vereinigung von Mann und Frau. Gleich, wie
positiv oder negativ der Akt an sich auch vollzogen worden ist,
dieser hohen Energie sind die Plus- oder Minusvorzeichen
gleichgültig. Sie verursacht neues Leben. Hohe Energie ist Liebe!
Bei der Analyse von Namen und ihren Typisierungen ist Vor-
sicht geboten. Allzu schnell münden sie in plumpes Schubladen-
denken und Werturteile über andere Menschen, wenn die Cha-
rakterisierungen nicht aus Freude, Wertschätzung und der Liebe
zur Weisheit geschehen, was »Philosophie« im Grunde genom-
men bedeutet und sich im Namen »Sophie« bzw. »Sophia« re-
flektiert. Nutzen Sie das Wissen um die Bedeutung von Namen
also nicht, um Ihrem Kind eine bessere Zukunft als die Ihre be-
scheren zu wollen! Das ist eine denkbar ungünstige Haltung für
einen eventuell günstigen Namen. In eine gut gemeinte Projek-
tion packen Sie gleichzeitig und automatisch, ob Sie wollen oder
nicht, alle schlecht gemeinten Haltungen über Gott und die Welt
und über sich selbst mit hinein. Das Kind hat dann die Besche-
rung! Unter Umständen klafft die Schere zwischen positiven und
negativen Nebeneffekten sehr weit auseinander, und August
21Spannungen im Namen
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wird z.B. erst am Lebensende oder gar im nächsten Leben das
bekommen und haben, was einen »Erhabenen« wirklich aus-
macht. August trägt zudem das Aug’ in sich, doch Sehen in erha-
bener Höhe will gelernt sein. Nicht jeder, der oben ist, bewahrt
auch den Überblick und ist schwindelfrei.
Natürlich meinen es Eltern bei der Namengebung stets gut
mit ihren Kindern. Beim Thema »Gut gemeint« erinnert Ruedi-
ger Dahlke in seinen Vorträgen gern an den weisen Satz von Bert
Brecht, der nicht moralisierend zwischen »Gut« und »Böse«,
sondern zwischen »Gut« und »Gut gemeint« unterschied. Es gibt
weder gute noch schlechte Vornamen, ebenso wenig wie gute
oder schlechte Familiennamen. Jeder Name hat seine eigene
Kraft, ob wir ihn mögen oder nicht! Manchmal ist diese Kraft in
der Lernaufgabe versteckt, wie wir bei »Vicky« gesehen haben.
Beneiden Sie auch niemanden, der mit Familiennamen »Leicht«
heißt, um seine Leichtigkeit. In »Leicht« ist gleichzeitig auch die
»Leich« enthalten! Wenn wir zu Grabe getragen werden, sind wir
besonders schwer. Zudem ist in »Leicht« auch das Wortbild
»eich« enthalten. Die deutsche Eiche steht als Hartholz nicht ge-
rade für Leichtigkeit. Hinzu kommt das Anagramm »ich« in
»Leicht«, das es sicherlich auch nicht leichter macht. Die Leich-
tigkeit im Familiennamen »Leicht« könnte vielmehr auf einen
Wachstumsprozess hinweisen, der vom Lebensanfang bis zum
Tod reicht. Wirkliche Leichtigkeit ist möglicherweise erst in spä-
teren Lebensphasen spürbar und genießbar.
Zufall und Intuition
Mit der Geburt steht in der Regel unser Familienname fest, und
spätestens einige Tage nachdem wir zur Welt gekommen sind,
erhalten wir wie gesagt unseren Vornamen oder auch mehrere
davon, aber nur einen Rufnamen! Der Psychoanalytiker Karl-
22 Was uns Namen sagen
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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE
Joachim Schaffer-Suchomel
nomen est omenDie verborgene Botschaft der VornamenVon Adam bis Zarah
ORIGINALAUSGABE
Gebundenes Buch, Halbleinen, 688 Seiten, 13,5 x 21,5 cmISBN: 978-3-442-33777-4
Arkana
Erscheinungstermin: Februar 2007
Warum sind alle Peter Macher? Existierende Vornamen-Bücher beschränken sich darauf, die ursprüngliche Bedeutungdes Namens, also seine Herkunft, zu nennen. Aber in aller Regel hilft uns dieses Wissennicht weiter, um den Gehalt eines Namens, um seine Sinnhaftigkeit zu verstehen. DerSprachforscher und Pädagoge Joachim Schaffer-Suchomel entschlüsselt neben der klassischenHerkunft der Vornamen auch ihre verborgene Essenz. Er ist fest davon überzeugt, dassNamen einen Charakter besitzen, Aufgaben vorgeben und einen Lebensweg anzeigen. Indiesem Namenslexikon werden an die 2000 Vornamen analysiert. Die Beschreibung gehtauch auf die Mythen, Sagen und Legenden ein, die sich um die Namen ranken. Mit einemStärke-/Schwäche-Spiegel am Ende jedes Namens wird stichwortartig gegenübergestellt, wie essich zeigt, wenn das jeweilige Namensprinzip zu stark, zu schwach oder wohl dosiert verwirklichtwird. Diese Form der Namensdeutung kann nicht nur für uns selbst wichtige Hinweise auf dieeigene Aufgabenstellung liefern, sondern auch hilfreich sein für ein tieferes Verständnis unsererFamilie und nächsten Bekannten. • Umfassendes Lexikon mit allen gängigen traditionellen und modernen Vornamen. • Informiert darüber, welche Erwartungen und Prägungen Eltern ihren Kindern mit auf den Weggeben.