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Fachbereich Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik (IFIP) Department für Raumentwicklung, Infrastruktur- und Umweltplanung der Technischen Universität Wien Hon.-Prof. Judith Lang SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU Endbericht Im Auftrag der Saint-Gobain – ISOVER Projektteam Univ.-Prof. Mag. Dr. Wilfried Schönbäck (Projektleiter) Hon.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Judith Lang Projektass. Dipl.-Ing. Dr. Roger Pierrard Wien, Juli 2006

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Fachbereich Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik (IFIP) Department für Raumentwicklung, Infrastruktur- und Umweltplanung der Technischen Universität Wien Hon.-Prof. Judith Lang SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU Endbericht Im Auftrag der Saint-Gobain – ISOVER Projektteam Univ.-Prof. Mag. Dr. Wilfried Schönbäck (Projektleiter) Hon.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Judith Lang Projektass. Dipl.-Ing. Dr. Roger Pierrard Wien, Juli 2006

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Impressum: Technische Universität Wien Fachbereich Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik Department für Raumentwicklung, Infrastruktur- und Umweltplanung A-1040 Wien, Resselgasse 5/2/2 Tel.: +43 1 58 801 267 01 (Sekretariat) Fax.: +43 1 58 801 267 99 E-Mail: [email protected] http://www.ifip.tuwien.ac.at Judith Lang A-1090 Wien, Latschkagasse 4 Tel.: ++43 1-317 53 94 Email: [email protected]

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

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Zusammenfassung Aus der Zusammenstellung der Ergebnisse von Umwelterhebungen in verschiedenen euro-päischen Ländern geht hervor, dass die zweithäufigste Quelle von Lärmstörungen nach dem die meisten Lärmstörungen verursachenden Straßenverkehrslärm die Nachbarn sind.

So war z. B. in Österreich in der in 3-Jahreabständen durchgeführten Befragung im Rahmen des Mikrozensus bis in die Mitte der 80-er Jahre nach dem Verkehrslärm der Nachbarlärm die zweithäufigst genannte Ursache der starken und sehr starken Lärmstörung; mit der Ver-besserung des Schallschutzes im Wohnungsbau mit der strikten Beachtung der Normanfor-derungen im geförderten Wohnbau liegt der Lärm der Nachbarn nun etwa gleich mit dem Lärm von Betrieben und wird etwas übertroffen von „sonstigen Lärmquellen“ (z. B. Freizeit-einrichtungen). 2003 nannten 7,7 % der stark oder sehr stark durch Lärm gestörten den Lärm der Nachbarn als Ursache der Störung

In Deutschland wurde aus der Befragung über die erlebte Lärmbelästigung abgeleitet, dass 17,3 % durch den Lärm der Nachbarn mittel, stark oder äußerst durch Lärm belästigt sind.

Im Vereinigten Königreich wurde 1999/2000 eine detaillierte Befragung über die Einstellung der Bevölkerung zum Umgebungslärm durchgeführt. 84 % gaben an Straßenverkehrslärm zu hören, 81 % Lärm ihrer Nachbarn oder anderer Leute in der Nähe zu hören, 58 % die Nach-barn innerhalb ihrer Wohnung; 40 % gaben an durch den Straßenverkehrslärm, 37 % durch den Lärm der Nachbarn oder anderer Leute in der Nähe, gestört oder belästigt zu sein.

In Frankreich waren 2004 41,2 % der Haushalte durch Lärm gestört, 23,3% durch Verkehrs-lärm, 19,6 % durch Nachbarlärm.

In den Niederlanden wurde in einer Untersuchung gefunden, dass in etwa 75 % der Woh-nungen Schall aus den Nachbarwohnungen gehört werden kann, in 40 % täglich. In ungefähr 1/3 aller Haushalte wird dieser Schall als störend empfunden, für 13 % stark störend.

In einer Untersuchung in den Plattenbauten in den Ländern Litauen, Slowakei und Ost-deutschland ergab sich, dass in den betrachteten Gebäuden 65 %, 40 % und 36 % sich über den Lärm beklagten, dessen Quelle vor allem Nachbarlärm (Reden, Musik, do it yourself- Aktivitäten, TV) waren.

Bei einer in der Schweiz durchgeführten Repräsentativbefragung bei der Bevölkerung über Lärmempfinden und Störung durch Lärm wurde auf die allgemeine Frage nach dem Stellen-wert der Lärmproblematik in einer allgemeinen Sichtweise für die Schweiz und einer persön-lichen Sichtweise auf einer Skala von 1 bis 6 (1 = betrifft überhaupt nicht, 6 = betrifft sehr stark) Straßenverkehrslärm am höchsten mit 4,2 aus allgemeiner Sichtweise und 3 aus per-sönlicher Sicht der einzelnen Befragten eingestuft, der Nachbarschaftslärm mit 2,5 und 2 deutlich geringer. Personen, die mit ihrem Zuhause nicht zufrieden sind, stufen die Umwelt-belastung in der Schweiz durch den Nachbarschaftslärm deutlich höher (3,1) ein als mit ih-rem Wohnheim zufriedene Personen (2,4).

Die Übersicht über die derzeit in den europäischen Ländern bestehenden Anforderungen an den Luft- und Trittschallschutz in Wohnhäusern nach Rasmussen zeigt, dass die für die Fest-legung der Anforderungen festgelegten Größen unterschiedlich sind (Bau-Schalldämm-Maß, Norm-Schallpegeldifferenz, Standard-Schallpegeldifferenz ohne oder mit Spektrum-Anpassungswert für unterschiedliche Frequenzbereiche, Norm-Trittschallpegel, Standard-Trittschallpegel ohne oder mit Spektrum-Anpassungswert für unterschiedliche Frequenzbe-reiche) und die Unterschiede in den Anforderungen in den verschiedenen Ländern sehr groß sind und bis zu 10 dB betragen (ein Unterschied von 10 dB bedeutet etwa doppelte Lautheit des Geräusches).

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ENDBERICHT

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Eine Berechnung, welche Schallpegel in der Nachbarwohnung je nach dem Schallschutz auftreten bei verschiedenen Aktivitäten (Unterhaltung von 6 Personen bei normaler Ge-sprächslautstärke und bei angeregter Unterhaltung mit Lachen und Musizieren mit einem einzelnen Instrument oder mit 6 Instrumenten) in Abhängigkeit vom Schallschutz zeigt, dass der in den Normen derzeit geforderte Schallschutz keinesfalls die Aktivitäten der Nachbarn unhörbar macht.

In mehreren europäischen Ländern wurden daher in den letzten Jahren neben den bauge-setzlichen Mindestanforderungen an den Schallschutz auch Klassen erhöhten Schallschut-zes festgelegt; diese basieren für den Luftschallschutz überwiegend auf der Standard-Schallpegeldifferenz mit Spektrum-Anpassungswert DnT,w+C (auch DnT,A geschrieben); viel-fach wird auf die Bedeutung des tieffrequenten Bereichs (C50-3150) hingewiesen und teilweise dieser Spektrum-Anpassungswert - insbesondere für die höheren Schallschutz-Klassen – für die Anforderung eingesetzt. In mehreren Ländern bestehen Angaben zu den Klassen, wie viele Personen sich durch den Lärm der Nachbarn gestört fühlen bzw. zufrieden sind mit dem Schallschutz.

Für den Trittschallschutz wird überwiegend der Norm-Trittschallpegel eingesetzt, zum Teil auch mit dem Spektrum-Anpassungswert CI, wobei auch hier – insbesondere für die höheren Klassen - der tieffrequente Bereich durch CI,50-2500 berücksichtigt wird. Auch für den Tritt-schallschutz bestehen mehrere Angaben über den Zusammenhang zwischen subjektiver Zufriedenheit mit dem Trittschallschutz und der Trittschallschutz-Anforderung.

Für den Luft- und Trittschallschutz innerhalb einer Wohnung (oder eines Einfamilienhauses) bestehen nur in einigen Ländern und nur in den höheren Schallschutz-Klassen Anforderun-gen.

In allen betrachteten Ländern erfolgt die Planung des Schallschutzes unter Zugrundelegung der EN 12354-1 und –2; in vielen Ländern bestehen Rechenprogramme zur Ermittlung des Schallschutzes bei der Planung und wurden Daten als Unterlagen für die Planung veröffent-licht. Prüfungen des Schallschutzes im fertigen Bauwerk sind teilweise für die Zuordnung zu den höheren Schallschutz-Klassen vorgesehen.

Die Entwicklung des Schallschutzes im Wohnungsbau in Österreich wird detailliert darge-stellt und auf der Basis der Berechnungen über die Hörbarkeit von Wohnaktivitäten einer-seits und den in den verschiedenen Ländern festgelegten Schallschutz-Klassen andererseits werden die nachfolgend dargestellten Anforderungen für den Luft- und Trittschallschutz für 4 Schallschutzklassen vorgeschlagen.

Schallschutzklasse “Musik” “Komfort“ “erhöht“ *) “Standard“ Luftschallschutz zwischen Wohnungen DnT,w +C (dB)

≥ 68 (C50-3150)

≥ 63 ≥ 58 ≥ 54

Luftschallschutz zwischen Räumen in einer Wohnung (ohne Türe), auch Einfamilienhaus DnT,w +C (dB)

≥ 48 ≥ 48 ≥ 45 ≥40**)

Trittschallschutz gegen Wohnung L’nT,w + CI,50-2500 ***)(dB)

≤ 40 ≤ 40 ≤ 45 ≤ 50

Trittschallschutz innerhalb einer Wohnung, auch Einfamilienhaus L’nT,w + CI,50-2500 ***)(dB)

≤ 45 ≤ 45 ≤ 50 ≤ 55

*) Mindestanforderungen für Reihenhäuser **) wenn gewünscht ***) für eine Übergangsfrist L’nT,w + CI, Werte um 2 dB geringer Auf der Basis von Mess- und Rechenergebnissen des Schallschutzes in einer größeren Zahl von massiven Wohngebäuden in 2 österreichischen Bundesländern wird gezeigt, dass in

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

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einem größeren Prozentsatz bereits die Normanforderungen zum Teil weit überschritten werden und auch gezeigt, mit welchen Maßnahmen der Schallschutz erhöht werden kann.

Für den Nachweis des Schallschutzes in Holzkonstruktionen wird ein Beispiel eines Mehrfa-milienhauses in Holzkonstruktion in Österreich dargestellt und auf die im Internet zur Verfü-gung stehende umfassende Datensammlung über den Schallschutz (und Wärmeschutz) von Holz- Wand- und Deckenbauarten hingewiesen. An einer Reihe von Holzwand- und De-ckenbauarten aus einer deutschen Untersuchung wird der Einfluss verschiedener Details auf den Schallschutz gezeigt. Zwei niederländische Untersuchungen über die Möglichkeiten der Erhöhung des Schallschutzes in massiven Gebäuden und in Holzkonstruktionen werden kurz dargestellt.

Die Kosten, die ein verbesserter Schallschutz bewirkt, werden von unterschiedlichen Studien in einem Bereich von 1 % bis 7 % der gesamten Baukosten angegeben.

Eigene Berechnungen für ein Sample an Gebäuden in Massivbauweise aus Oberösterreich und der Steiermark ergeben keinen signifikanten Zusammenhang zwischen dem realisierten Schallschutzstandard und den Gesamtbaukosten. Daraus kann hergeleitet werden, dass andere Ausstattungsmerkmale die Baukosten wesentlich stärker beeinflussen als ein erhöhter Schallschutz. Dieses Ergebnis wird auch von anderen Studien gestützt. Letztlich stellt das zuvor gesagte ein wichtiges Argument dar, in neu zu errichtenden Gebäuden tatsächlich einen erhöhten Schallschutz zu realisieren, da bekannt ist, dass eine nachträgliche Beseitigung von Mängeln durch einen unzureichenden Schallschutz, wenn überhaupt möglich, dann nur zu erheblichen Kosten machbar ist.

Aus einer kleinen Stichprobe von Gebäuden in Holz-Leichtbauweise aus der Steiermark, die einerseits einen Schallschutz entsprechend den Anforderungen der ÖNORM bzw. anderer-seits einen erhöhten, aber nicht näher spezifizierten, Schallschutz verglichen mit den Anfor-derungen der ÖNORM konnte kein allgemein gültiger Trend bezüglich des Einflusses des realisierten Schallschutzes auf die Baukosten abgeleitet werden. Es darf aber vermutet wer-den, dass gerade bei der Holz-Leichtbauweise der Einfluss eines verbesserten Schallschut-zes auf die Baukosten signifikanter ist als bei der Massivbauweise.

Was die externen Kosten von Nachbarschaftslärm betrifft, so sind diese im Gegensatz zu den anderen Umgebungslärmarten, wie Straßenverkehrs-, Schienenverkehrs- oder Fluglärm, kaum untersucht. Es liegen zur Zeit lediglich einige Studien vor, die zum Teil erhebliche Zah-lungsbereitschaften angeben, um der Belästigung durch Nachbarschaftslärm zu entgehen bzw. eine Verbesserung des Schalschutzes in diesem Bereich zu erzielen. Untersuchungen aus volkswirtschaftlicher Sicht, insbesondere Kosten-Nutzen-Analysen zu dieser Problematik liegen nicht vor. Hier verbleibt noch ein erheblicher Forschungsbedarf.

Allerdings scheint die Wirkung der Belästigung durch Nachbarschaftslärm im Vergleich zum restlichen Umgebungslärm bisher unterschätzt worden zu sein. Eine neuere Studie führt an, dass sich eine Belastung durch Nachbarschaftslärm in einem erhöhtem Krankheitsrisiko nie-derschlägt, und zeigt, dass sich Nachbarschaftslärm in seiner krank machenden Wirkung nicht von jener von Verkehrslärm unterscheidet.

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ENDBERICHT

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

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Inhaltsverzeichnis 1 Die Bedeutung verschiedener Quellen von Lärmstörungen im Wohnbereich in Österreich

und ausgewählten europäischen Ländern....................................................................... 1 2 Anforderungen an den Schallschutz in Wohngebäuden....................................................... 7

2.1 Mit welchen Größen wird der Schallschutz beschrieben und welche Mindestanforderungen bestehen in den europäischen Ländern.............................. 7

2.1.1 Luftschallschutz ....................................................................................................... 7 2.1.2 Trittschallschutz..................................................................................................... 11

2.2 Welche Anforderungen können ausreichenden Schutz vor Lärmstörungen durch die Aktivitäten des Nachbarn im Mehrfamilienhaus liefern? Und welche Vorschläge bestehen dazu? ..................................................................................................... 14

2.2.1 Schutz gegen Luftschallübertragung..................................................................... 14 2.2.2 Schutz gegen Trittschallübertragung..................................................................... 27

2.3 Wie kann die Erfüllung der Anforderungen im Gebäude gesichert werden ................. 35 2.4 Schallschutz in Wohnbauten in Österreich .................................................................. 41

3 Vorschlag für Schallschutz-Klassen für Wohngebäude...................................................... 48 4 Wirkung von baulichen Maßnahmen zur Verbesserung des Schallschutzes im

Wohnungsneubau.......................................................................................................... 51 4.1 Wohngebäude in Massivbauweise............................................................................... 51 4.2 Wohngebäude in Leichtbauweise (Holzkonstruktionen) .............................................. 68

5 Kosten des verbesserten Schallschutzes ........................................................................... 76 5.1 Anteil der Baukosten an den gesamten Baukosten ..................................................... 76 5.2 Gesamt-Netto-Baukosten und Schallschutz in Wohngebäuden in Massivbauweise in

Oberösterreich und der Steiermark........................................................................ 80 5.3 Gesamt-Netto-Baukosten und Schallschutz in Wohngebäuden in Holz-Leichtbauweise

in der Steiermark.................................................................................................... 84 6 Stand des Wissens zur Bewertung der Wirkung von Lärmbelastungen und deren

Verringerung .................................................................................................................. 86 6.1 Gesundheitliche Lärmwirkungen.................................................................................. 87 6.2 Soziale Lärmwirkungen................................................................................................ 88 6.3 Ökonomische Lärmwirkungen – Externe Kosten des Lärms ....................................... 88 6.4 Ökonomische Wirkung von Nachbarschaftslärm ......................................................... 93 6.5 Weiterer Forschungsbedarf.......................................................................................... 96

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ENDBERICHT

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

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Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Störung durch Lärm in Gemeinden unterschiedlicher Größe ............................. 2 Abbildung 2: Ursache der starken und sehr starken Lärmstörung .......................................... 2 Abbildung 3: Spektrum-Anpassungswerte für Wände ........................................................... 10 Abbildung 4: Terzbandpegel im Nachbarraum bei Musik oder Sprache mit 90 dB (A-

bewertet) im Senderaum bei unterschiedlicher Schalldämmung im Vergleich zum Grundgeräuschpegel ...................................................................................................... 16

Abbildung 5: Vergleich der Regressionskurven für die Mittelwerte der Antworten in Abhängigkeit vom Schallschutz (STC) ........................................................................... 25

Abbildung 6: Allgemeiner Zusammenhang zwischen Gehgeräusch und Norm-Trittschallpegel (Streubereich zwischen oberer und unterer Linie).......................................................... 30

Abbildung 7: Vergleich des A-bewerteten Schallpegels bei Anregung mit dem Gummiball und des bewerteten Norm-Trittschallpegels bei Anregung mit dem Normhammerwerk mit dem Schallpegel des Gehgeräusches............................................................................ 33

Abbildung 8: Spektrumanpassungswerte CI und CI,50-2500 aus Messungen an Holzbalkendecken .......................................................................................................... 34

Abbildung 9: Differenz Rechenergebnis – Messergebnis für Messungen zwischen nebeneinander liegenden Räumen ................................................................................ 36

Abbildung 10: Differenz Rechenergebnis – Messergebnis für Messungen zwischen übereinander liegenden Räumen ................................................................................... 37

Abbildung 11: Prozentsatz der durch den Lärm verschiedener Wohnaktivitäten gestörten Personen ........................................................................................................................ 42

Abbildung 12: Störung durch Lärm in österreichischen Wohnungen..................................... 44 Abbildung 13: Ergebnisse der Messungen von Luft- und Trittschallschutz in Wohnhäusern in

Oberösterreich................................................................................................................ 45 Abbildung 14: Messergebnisse des Schallschutzes in geförderten Wohnbauten (errichtet

etwa 1990-1999) in den Bundesländern Steiermark und Oberösterreich ...................... 47 Abbildung 15: Schallpegel im Raum in Abhängigkeit vom Außenlärmpegel unter Einsetzen

der geforderten Schalldämmung der Außenwand nach ÖNORM B 8115-2................... 50 Abbildung 16: Wege der Schallübertragung zwischen zwei Räumen ................................... 51 Abbildung 17: Schnitt durch die Außenwand aus Ziegelmauerwerk mit schalltechnisch

günstiger Deckeneinbindung und Wärmedämmverbundsystem.................................... 52 Abbildung 18: Elastischer Anschluss der Zwischenwände an Decke und

Wohnungstrennwand...................................................................................................... 53 Abbildung 19: Bewertetes Schalldämm-Maß Rw und bewertete Standard-

Schallpegeldifferenz DnT,w der Außenwand und der Innenwand als Flankenwand an einer Decke mit 535 kg/m2 (Rohdecke mit Beschüttung) mit schwimmendem Estrich mit Resonanzfrequenz < 85 Hz............................................................................................ 66

Abbildung 20: Beispiel der Wand- und Deckenbauarten und –anschlüsse in einem mehrgeschossigen Wohnhaus in Holzbauweise ............................................................ 69

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ENDBERICHT

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Abbildung 21: Wohnungstrennwand mit Anschluss an Fundament und Decke in dem Muster-Projekt in Holzkonstruktion ............................................................................................. 74

Abbildung 22: Wohnungstrennwand mit Anschluss an die Außenwand und an das Dach in dem Muster-Projekt in Holzkonstruktion (SBR 2003) ..................................................... 75

Abbildung 23: Vergleich der Norm SIA 181 idF. 1988 und idF. 2006 .................................... 78 Abbildung 24: Netto-Quadratmeter-Baukosten und Schallschutz für übereinander und

nebeneinander liegende Räume..................................................................................... 82 Abbildung 25: Netto-Quadratmeter-Baukosten und Anzahl der errichteten Wohneinheiten.. 82 Abbildung 26: Netto-Quadratmeterbaukosten und Schallschutz für Gebäude in

Massivbauweise in der Steiermark ................................................................................. 84 Abbildung 27: Netto-Quadratmeterbaukosten und Schallschutz für Gebäude in Holz-

Leichtbauweise in der Steiermark................................................................................... 85 Abbildung 28: Zeitlicher Trend des Fluglärm-Pegels (LDN in dB(A)), der mit einem

konstanten Anteil von 25% stark belästigter Personen verbunden ist ............................ 86 Abbildung 29: Externe Kosten Lärm in EU 15 in Mio. EUR pro Jahr ..................................... 89 Abbildung 30: Übersicht der wichtigsten Kostenkomponenten von lärmbedingten

ökonomischen Auswirkungen. ........................................................................................ 90 Abbildung 31: Belästigungsprofil des Lärms durch nachbarliche Aktivitäten während eines

Tages nach Grimmwood und Ling.................................................................................. 94

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

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Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Störung durch Lärm in österreichischen Wohnungen............................................. 1 Tabelle 2: Lärmbelästigung durch die verschiedenen Schallquellen in Deutschland .............. 3 Tabelle 3: Wahrnehmung der Wohnungsnachbarn ................................................................. 3 Tabelle 4: Störung durch Lärm der verschiedenen Quellen in UK .......................................... 4 Tabelle 5: Störung durch Lärm in den französischen Haushalten ........................................... 5 Tabelle 6: Anforderungen an die Luftschalldämmung zwischen Wohnungen in 24

europäischen Ländern.................................................................................................... 11 Tabelle 7: Übersicht über die Anforderungen an die Trittschalldämmung zwischen

Wohnungen in 24 europäischen Ländern....................................................................... 13 Tabelle 8: Schallpegel im Empfangsraum je nach Schallpegel im Senderaum und

Schalldämmung.............................................................................................................. 15 Tabelle 9: Planungsrichtwerte für den Grundgeräuschpegel in Wohnungen für Wohnhäuser

in unterschiedlichen Baulandkategorien......................................................................... 15 Tabelle 10: Zusammenhang zwischen Prozentsatz der Personen, die die akustischen

Bedingungen zufriedenstellend bezeichnen und Luftschallschutz ................................. 17 Tabelle 11: Bedeutung der Schallschutz-Qualitäts-Klassen für Wohnhäuser ....................... 18 Tabelle 12: Anforderungsklassen A, B, C, D für den Luftschallschutz nach DS 490............. 19 Tabelle 13: Anforderungsklassen A, B, C, D für den Luftschallschutz nach SFS 5907......... 20 Tabelle 14: Wahrnehmung von Geräuschen aus Nachbarwohnungen und Zuordnung zu drei

Schallschutzstufen nach VDI 4100................................................................................. 21 Tabelle 15: Subjektive Empfindung des Luftschallschutzes zwischen Räumen in

Abhängigkeit vom Grundgeräuschpegel (Entwurf SIA 181) ........................................... 22 Tabelle 16: Standardanforderungen an den Schutz gegen Luftschall von innen DnT,w+C-Cv 23 Tabelle 17: Zusammenhang zwischen Prozentsatz der Personen, die die akustischen

Bedingungen zufriedenstellend bezeichnen und Trittschallpegel................................... 28 Tabelle 18: Standardanforderungen an den Schutz gegen Trittschall................................... 28 Tabelle 19: Subjektive Empfindung des Trittschallschutzes zwischen Räumen (Entwurf

SIA181)........................................................................................................................... 29 Tabelle 20: Ergebnisse eines Labor-Experiments mit Trittschall mit unterschiedlichem

tieffrequentem (unter 125 Hz) Anteil............................................................................... 29 Tabelle 21: Anforderungsklassen A, B, C, D für den Trittschallschutz nach DS 490 ............ 30 Tabelle 22: Vorschlag für Anforderungen an den Trittschallschutz in Wohngebäuden in Polen

....................................................................................................................................... 31 Tabelle 23: Anforderungen und Empfehlungen an den Trittschallschutz in Norwegen nach

NS 8175.......................................................................................................................... 31 Tabelle 24: Anforderungsklassen A, B, C, D für den Trittschallschutz nach SFS 5907 ........ 32 Tabelle 25: Mittelwerte der Differenz Rechenergebnis – Messergebnis für DnT,w.................. 37

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ENDBERICHT

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Tabelle 26: Anforderungen an den Luft- und Trittschallschutz in 4 Schallschutzklassen ...... 48 Tabelle 27: Anforderung an den Schallschutz der Fassade nach ÖNORM B 8115-2 ........... 49 Tabelle 28: Höchstzulässige Schallpegel zur Bemessung der Schalldämmung der

Außenwand..................................................................................................................... 49 Tabelle 29: Schallschutz zwischen nebeneinander liegenden Räumen ................................ 54 Tabelle 30: Schallschutz zwischen übereinander liegenden Räumen................................... 59 Tabelle 31: Erforderliche bewertete Standard-Schallpegeldifferenz DnT,w der Flankenbauteile

und Beispiele für deren Erfüllung.................................................................................... 67 Tabelle 32: Schallschutz zwischen nebeneinander liegenden Wohnhäusern in

Holzkonstruktion ............................................................................................................. 70 Tabelle 33: Schallschutz zwischen übereinander liegenden Wohnhäusern in

Holzkonstruktion ............................................................................................................. 72 Tabelle 34: Anforderungen an den Schallschutz entsprechend den Schallschutzstufen der

VDI 4100......................................................................................................................... 79 Tabelle 35: Differenz der Schallschutzkosten der Schallschutzstufe II und III bezüglich

Schallschutzstufe I nach VDI 4100, bezogen auf die gesamten Baukosten in %........... 79 Tabelle 36: Baukostenindex 2000.......................................................................................... 80 Tabelle 37: Schallschutz übereinander und nebeneinander liegender Räume und

Quadratmeterkosten ....................................................................................................... 81 Tabelle 38: Maximale Differenz beim Schallschutz in Abhängigkeit vom Quadratmeterkosten-

Bereich............................................................................................................................ 81 Tabelle 39: Netto-Quadratmeterbaukosten von Gebäuden in Massivbauweise in der

Steiermark, für die Mindestanforderungen an den Schallschutz entsprechend ÖNORM bzw. für die erhöhte Schallschutzanforderungen gegenüber der ÖNORM realisiert sind........................................................................................................................................ 83

Tabelle 40: Netto-Quadratmeterbaukosten von Gebäuden in Holz-Leichtbauweise in der Steiermark, für die Mindestanforderungen an den Schallschutz entsprechend ÖNORM bzw. für die erhöhte Schallschutzanforderungen gegenüber der ÖNORM realisiert sind........................................................................................................................................ 85

Tabelle 41: Externe Kosten des Straßenverkehrslärms in % des BIP in ausgewählten europäischen Ländern .................................................................................................... 89

Tabelle 42: Results from Stated Preference studies of road traffic noise; as experienced inside the dwelling. ......................................................................................................... 92

Tabelle 43: Reihung der Lärmquellen, die zu Beschwerden über Nachbarn führten ............ 93 Tabelle 44: Significantly ODDS Ratio (OR) for diseases calculated in the WHO-LARES-study

........................................................................................................................................ 95 Tabelle 45: Monetäre Bewertung der Lärmbelastung............................................................ 96

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

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1 Die Bedeutung verschiedener Quellen von Lärmstörun-gen im Wohnbereich in Österreich und ausgewählten euro-päischen Ländern In Österreich wurde von 1970 bis 1994 in Dreijahresabständen im Rahmen des Mikrozen-sus die Störung der Bevölkerung in ihren Wohnungen durch Lärm erhoben. Anschließend wurde die Befragung in etwas größeren Abständen 1998 und 2003 durchgeführt. Damit liegt ein guter Überblick über die Entwicklung der Lärmstörung in Österreich in den letzten 3 Jahr-zehnten vor. Die Lärmstörung konnte dabei bis 1998 in 3 Stufen angegeben werden: sehr stark, stark, geringfügig. 2003 wurde die Einstufung der Störung auf 4 Stufen erweitert: sehr stark, stark, mittel, geringfügig. Durch die Einfügung der Störungsstufe „mittel“, wurde der Anteil in den anderen Stufen vermindert. In der nachfolgenden Tabelle 1 sind die Angaben über die Störung seit 1970 zusammengestellt nach den Veröffentlichungen des Österreichi-schen Statistischen Zentralamts (jetzt Statistik Austria). Tabelle 1: Störung durch Lärm in österreichischen Wohnungen

Prozent gestört 1970 1973 1976 1979 1982 1985 1988 1991 1994 1998 2003

gesamt 49,9 48,9 52,8 40,35 41,4 36,4 37,3 33,5 33,8 35,3*) 28,4 29,1

etwas (geringfügig) 26,5 23,0 29,6 20,3 21,5 17,6 18,4 15,6 16,7

17,5*) 12,5 10,0

mittel 9,8

stark 14,1 15,6 15,1 12,6 12,5 11,7 12,4 11,4 10,9 11,5*) 10,8 6,2

sehr stark 9,3 10,3 8,1 7,4 7,4 7,1 6,5 6,5 6,2 6,3*) 5,1 3,2

*) Bis 1988 erfolgten die Auswertungen haushaltsbezogen, die Ergebnisse wurden bis 1994 haushaltsbezogen ausgewertet; ab 1994 personenbezogen; für das Jahr 1994 wurden beide Auswertungen angegeben, die obere Zahl ist haushaltsbezogen, die untere personenbezogen.

Quelle: Lang, 2006

Ersichtlich ist die Störung durch Lärm in Österreich durch die Maßnahmen, die insbesondere zum Schutz vor Straßenverkehrslärm und Schienenverkehrslärm eingesetzt wurden, wesent-lich zurückgegangen.

Die Störung ist in den kleinen Gemeinden deutlich geringer als in den Städten wie die nach-folgende Abbildung 1 zeigt.

Die Frage nach der Ursache der starken und sehr starken Lärmstörung ergab als weitaus überwiegende Lärmquelle den Verkehrslärm mit rd. 70 bis 80 %, die anderen Lärmquellen Betriebe, Nachbarwohnungen und Sonstiges (darin auch die Baustellen und die Freizeit- und Tourismuseinrichtungen) erreichen kaum 10 %, wie in Abbildung 2 ersichtlich. Es nahm zwar die Lärmstörung insgesamt durch die Maßnahmen an Straßen und Schienenstrecken deut-lich ab, der Anteil des Verkehrs an der Lärmstörung blieb aber im Wesentlichen gleich.

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ENDBERICHT

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Abbildung 1: Störung durch Lärm in Gemeinden unterschiedlicher Größe

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1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005

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Proz

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estö

rt

bis 20000 EW 20000-250000 EW Wien Österreich Quelle: Lang, 2006

Abbildung 2: Ursache der starken und sehr starken Lärmstörung

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1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005

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Urs

ache

Verkehr Betriebe Nachbarwohnungen Sonstiges Quelle: Lang, 2006

Die Störung durch Lärm aus den Nachbarwohnungen war bei den Befragungen 1978, 1982 und 1985 die häufigste nach dem Verkehrslärm, bedingt durch die Nachkriegsbauten mit mangelndem Schallschutz und ging dann mit neuen Vorschriften zum Schallschutz und de-ren Beachtung im geförderten Wohnbau deutlich zurück und verursacht 2003 7,7 % der star-ken und sehr starken Lärmstörung. Von den insgesamt durch Lärm gestörten Personen (29,1 % der Befragten) nannten 10,4 % den Lärm aus den Nachbarwohnungen als Ursache;

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

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daraus kann abgeleitet werden, dass 3 % der gesamten Bevölkerung durch den Lärm aus den Nachbarwohnungen gestört sind. Der Anteil ist unterschiedlich in Wien mit den meisten Mehrfamilienhäusern und in den Bundesländern mit vielen Einfamilienhäusern. So nannten bei der Befragung 2003 12 % der sehr stark und stark durch Lärm gestörten in Wien die Nachbarwohnungen als Ursache während es in den Gemeinden bis 20000 Einwohner nur 4,4 % und in den Gemeinden über 20000 Einwohner (ohne Wien) 9,6 % sind. Von den ins-gesamt in Wien durch Lärm gestörten 35,2 % nannten 15,03 % die Nachbarwohnung als Quelle der Störung; daraus ergibt sich, dass in Wien insgesamt 5,3 % der gesamten Bewoh-ner durch den Lärm aus der Nachbarwohnung gestört sind.

In Deutschland lässt das Umweltbundesamt alle zwei Jahre Befragungen durchführen, in denen neben der Zufriedenheit mit der Umweltpolitik, dem Grad des Umweltbewusstseins der Bevölkerung u. a. auch die erlebte Lärmbelästigung ermittelt wird. Aus den Auswertun-gen der Befragung im Jahre 2004 (Ortscheid et al., 2006) können die nachstehenden Daten entnommen werden (Tabelle 2). Tabelle 2: Lärmbelästigung durch die verschiedenen Schallquellen in Deutschland

Prozent belästigt durch Lärm von Schallquelle Straßen-

verkehr Luftverkehr Schienen-

verkehr Industrie u. Gewerbe

Nachbarn insgesamt

gar nicht 40,1 67,6 79,8 80,9 57,3 37,8etwas 29,6 20,0 12,0 11,6 25,4 35,4mittel 20,3 7,8 5,4 5,5 11,3 18,7stark 6,1 3,3 2,0 1,6 4,0 6,1äußerst 3,9 1,3 0,8 0,4 2,0 2,0

Quelle: Ortscheid et al., 2006

Der Straßenverkehr ist demnach auch in Deutschland die am meisten störende Lärmquelle, am zweithäufigsten wird der Lärm der Nachbarn genannt.

Damit verbunden war auch eine Frage zur Qualität des baulichen Schallschutzes, mit der nach der Wahrnehmbarkeit der Nachbarn durch Wände und Decken gefragt wurde. Die Er-gebnisse dieser Frage sind in Tabelle 3 dargestellt. Tabelle 3: Wahrnehmung der Wohnungsnachbarn

Wahrnehmung der Nachbarn

Prozent aller Befragten Prozent derjenigen, die angeben Nachbarn zu haben

sehr gut 4,3 5,6gut 8,0 10,4mittelmäßig 12,4 16,0etwas 26,7 34,5gar nicht 25,9 33,5keine Nachbarn 22,8 --

Quelle: Ortscheid et al., 2006

Ersichtlich nehmen 2/3 der Befragten, die direkte Nachbarn haben, Lärm von deren Wohnak-tivitäten wahr, 16 % sogar gut oder sehr gut. Dies lässt darauf schließen, dass der derzeit in den Wohngebäuden gegebene Schallschutz nicht ausreichend Schutz vor dem Gehört wer-den von und dem Hören der Nachbarn liefert. Der Vergleich der Ergebnisse der Befragung 2004 mit denen der Befragung 2002 zeigt, dass der Anteil der hochgradig Belästigten durch Straßenverkehr deutlich (7 Prozentpunkte) und der durch Flugverkehr, Schienenverkehr und Industrie etwas (1 bis 2 Prozentpunkte) zurückgegangen ist; abweichend hiervon ist kein Rückgang der hochgradig Belästigten durch die Nachbarn zu beobachten.

In einem Vergleich Ende 2002 der Ergebnisse von Umfragen 1960 bis 1988 und der Befra-gungen des Umweltbundesamts 1984 bis 1994 wurde festgestellt, dass kein Rückgang der Lärmbelästigung über die Zeit abzuleiten ist (Ortscheid, 2003).

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ENDBERICHT

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Im Vereinigten Königreich wurde 1999/2000 eine detaillierte Befragung über die Einstel-lung der Bevölkerung zum Umgebungslärm durchgeführt (BRE, 2002). 18 % der Befragten gaben an, dass der Umgebungslärm zu den wichtigsten fünf aus einer Liste von Umwelt-problemen zählt, was den Umgebungslärm insgesamt zu Rang 9 in einer Liste von 12 Um-weltproblemen machte. 69 % gaben an mit ihrer Lärm-Umgebung (gleichgültig ob und wie viel Lärm) im allgemeinen zufrieden zu sein, 84 % gaben an Straßenverkehrslärm zu hören, 81 % Lärm ihrer Nachbarn oder anderer Leute in der Nähe zu hören, 71 % Fluglärm zu hö-ren, 49 % Lärm von Bauarbeiten und Straßenarbeiten zu hören; 40 % gaben an durch den Straßenverkehrslärm, 37 % durch den Lärm der Nachbarn oder anderer Leute in der Nähe, 20 % durch Fluglärm, 15 % durch Bauarbeiten oder Straßenarbeiten gestört oder belästigt zu sein. 21 % der Befragten gaben an, dass ihre Wohnqualität (home life) in einem gewissen Maß und 8 %, dass diese ziemlich oder total beeinträchtigt ist.

Das Ausmaß der Störung durch die einzelnen Schallquellen ist in der nachstehenden Tabelle 4 ersichtlich. Sie enthält die Antworten auf die Frage: Wenn Sie zu Hause sind, in welchem Maß sind sie durch Lärm von verschiedenen Schallquellen gestört oder belästigt: gar nicht – etwas – mäßig – sehr - extrem. Tabelle 4: Störung durch Lärm der verschiedenen Quellen in UK

gestört oder belästigt (%) Lärmkategorie (n = 2876)

Hören (%) bis zu einem

gewissen Grad mäßig, sehr oder

extrem sehr oder extrem

Straßenverkehr 84 ± 3 40 ± 3 22 ± 2 8 ± 1 Nachbarn (innerhalb ihrer Wohnung) 58 ± 4 18 ± 2 9 ± 1 4 ± 1

Nachbarn (außerhalb ihrer Wohnung) 71 ± 4 22 ± 2 10 ± 1 4 ± 1

andere Leute in der Nähe 68 ± 4 20 ± 3 8 ± 1 3 ± 1 Nachbarn und andere Leute in der Nähe (zusammengefasste Kategorie)

81 ± 3 37 ± 3 19 ± 2 9 ± 1

Flugzeuge, Flughäfen, Flug-felder 71 ± 4 20 ± 4 7 ± 2 2 ± 1

Bau und Abbrucharbeiten, Renovierung Straßenarbeiten

49 ± 5 15 ± 2 7 ± 2 2 ± 1

Züge oder Bahnhöfe 36 ± 4 6 ± 1 2 ± 1 1 ± 0 Sportereignisse 34 ± 4 4 ± 1 1 ± 0 0 ± 0 andere Unterhaltung oder Freizeit 31 ± 4 6 ± 1 2 ± 1 1 ± 0

Gemeinschaftsbauten 30 ± 3 4 ± 1 1 ± 0 0 ± 0 Forst- und Landwirtschaft 26 ± 4 3 ± 1 0 ± 0 0 ± 0 Fabriken oder ind. Anlagen 23 ± 3 4 ± 1 2 ± 0 1 ± 0 and. Geschäftsgebäude 23 ± 4 3 ± 1 1 ± 0 1 ± 0 See-, Fluss- oder Kanal-Verkehr 16 ± 3 0 ± 0 0 ± 0 0 ± 0

andere Schallquelle 15 ± 3 4 ± 1 3 ± 1 1 ± 0 Quelle: BRE, 2002

Die Störung durch die Nachbarn wurde noch sehr detailliert nach den einzelnen Schallquel-len erhoben, jedoch nicht getrennt für die einzelnen Kategorien der Nachbarn, sodass keine Details über die Störung aus der Nachbarwohnung entnommen werden können.

In Frankreich wurde über die Störung durch Verkehrslärm und die Störung durch Nachbar-lärm in den Jahren 1998 bis 2004 berichtet (Le Jeannic et al., 2005). In Tabelle 5 sind einige Ergebnisse daraus zusammengestellt.

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

5

Tabelle 5: Störung durch Lärm in den französischen Haushalten Prozent der Haushalte, die oft oder manchmal durch Lärm gestört werden

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 95% Ver-trauens intervall

gesamt 20,6 38,9 39,0 42,3 40,4 40,5 41,2 40,0 : 42,4 durch Verkehrslärm 22,9 21,2 21,2 22,1 21,9 21,6 23,3 22,3 : 24,4

durch Nachbar-lärm 19,0 18,8 18,5 21,3 19,9 19,8 19,6 18,6 : 20,6

Quelle: Le Jeannic et al., 2005

Die Tabelle 5 zeigt, dass die Störung durch den Nachbarlärm etwa gleich hoch ist wie die Störung durch Verkehrslärm (Straßen-, Schienen- oder Luftverkehr).

Eine Detaillierung nach der Siedlungsdichte zeigt z. B. für das Jahr 2004 für den Verkehrslärm den höchsten Prozentsatz von 29,7 in den dichtest bebauten Teilen (>3500 Einwohner/m2) und den geringsten Prozentsatz von 14,0 in Gebieten mit < 70 Einwohnern/m2.

Eine ähnliche Unterscheidung ergibt sich auch für die Störung durch Nachbarlärm. Von den Personen, die in sensiblen Stadtvierteln (Zone urbaine sensible ZUS) wohnen, sind 42,8 % durch Nachbarlärm gestört, in Gemeinden mit ZUS in den Teilen außer den ZUS 24,8 %, in den Gemeinden ohne ZUS, ohne die ländlichen Gemeinden 19,5 % und in den ländlichen Gemeinden 8,6 %.

Die Bedeutung der Störung durch Lärm vor allem in den städtischen Gebieten ergibt sich auch aus einer Untersuchung über die Lärmstörung in den großen Städten Frankreichs (Association des maires de grandes villes de France, 2003). Demnach ist Straßenverkehrslärm für 54 % wichtig, und für 32 % weniger wichtig, Nachbarlärm für 75 % wichtig und für 14 % weniger wichtig.

In den Niederlanden wurde in einer Untersuchung (van Dongen, 2001) gefunden, dass in etwa 75 % der Wohnungen Schall aus den Nachbarwohnungen gehört werden kann, in 40 % täglich. In ungefähr 1/3 aller Haushalte wird dieser Schall als störend empfunden, für 13 % stark störend. Aus einer Darstellung der Störung durch Luftschall ist abzulesen, dass bei einem Schallschutz von etwa Rw + C = 53 dB 10 % stark gestört, 11 % gestört und 14 % et-was gestört sind.

Das Ausmaß der Störung ist korreliert sowohl mit der subjektiven Einschätzung der Qualität des Schallschutzes als auch dem objektiven Maß für den Schallschutz; die wesentlichen für die Störung Anlass gebenden Schallquellen sind lautes Radio und Fernsehen, Pop-Musik, Türenschlagen, Gehen. Das Ausmaß der Störung durch die Nachbarn steigt, wenn die Schalldämmung gegen den Lärm von außen erhöht wird. 95 % erklärten, dass sie in ihrem eigenen Verhalten auf die Vermeidung von für die Nachbarn störendem Lärm achten.

In einer Untersuchung in den Plattenbauten in den Ländern Litauen, Slowakei und Ost-deutschland (Bonnefoy, 2003) ergab sich, dass in den betrachteten Gebäuden 65 %, 40 % und 36 % sich über den Lärm beklagten, dessen Quelle vor allem Nachbarlärm (Reden, Mu-sik, do it yourself- Aktivitäten, TV) waren. Es zeigte sich auch, dass die Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes deutlich mit der Schalldämmung gegen die Nachbarn und ande-ren Einflüssen zusammenhing. Die Lärmbelastung ergab sich als einer der konstantesten Einflüsse auf Gesundheit und Wohlbefinden in dieser Art von Gebäuden.

Aus einer in der Schweiz im Rahmen einer Abhandlung zur Erlangung der Doktorwürde durchgeführten Repräsentativbefragung bei der Bevölkerung über Lärmempfinden und Stö-rung durch Lärm können auch Angaben über die Störung durch Lärm im allgemeinen und die Ursachen entnommen werden (Lorenz, 2000). Auf die allgemeine Frage nach dem Stellen-

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ENDBERICHT

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wert der Lärmproblematik in einer allgemeinen Sichtweise für die Schweiz und einer persön-lichen Sichtweise wurde auf einer Skala von 1 bis 6 (1 = betrifft überhaupt nicht, 6 = betrifft sehr stark) Straßenverkehrslärm am höchsten mit 4,2 aus allgemeiner Sichtweise und 3 aus persönlicher Sicht der einzelnen Befragten eingestuft, der Nachbarschaftslärm mit 2,5 und 2 deutlich geringer. Personen, die mit ihrem Zuhause nicht zufrieden sind, stufen die Umwelt-belastung in der Schweiz durch den Nachbarschaftslärm deutlich höher (3,1) ein als mit ih-rem Wohnheim zufriedene Personen (2,4). Auch bei der Frage nach der persönlichen Betrof-fenheit wird der Nachbarschaftslärm von den mit ihrem Zuhause nicht zufriedenen Personen mit 3,1 deutlich höher eingestuft als von den zufriedenen Personen mit 1,9. Ersichtlich be-steht ein Zusammenhang zwischen dem Problem Nachbarschaftslärm und Zufriedenheit mit dem Wohnheim. Ein ähnliches Bild zeigt auch die Angabe, dass 57 % der Personen, die mit ihrem Zuhause nicht zufrieden sind, sich in der Wohnung durch Lärm gestört fühlen aber nur 21 % der Zufriedenen. Die Lärmbelästigung im eigenen Daheim hat auch mit der Isolierung der Wohnungen und Häuser zu tun. Gut 83 % der (auch nicht lärmgeplagten Bevölkerung) sind der Ansicht Häuser und Wohnungen sollten besser gegen Schall isoliert werden. Etwa 53 % bzw. 47 % wünschen gegen Außenschall besser isolierte Fenster bzw. Wände; Ca. 37 % möchten, dass die Wände den Innenschall besser dämmen, knapp 25 % wünschen sich eine bessere Isolierung des Bodens gegen Trittschall. 54 % der Bevölkerung sind bereit für eine ruhigere Wohnlage mehr Mietzins zu bezahlen

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

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2 Anforderungen an den Schallschutz in Wohngebäuden

2.1 Mit welchen Größen wird der Schallschutz beschrieben und welche Mindestanforderungen bestehen in den europäischen Ländern Grundsätzlich ist zu unterscheiden zwischen den Größen zur Beschreibung des Schallschut-zes eines Bauteils und den Größen zur Beschreibung des Schallschutzes zwischen Räumen im Gebäude (der durch mehrere Bauteile und ihr Zusammenwirken bestimmt wird).

Im Gebäude ist sowohl die Übertragung von Luftschall (Schall, der durch Anregung von Luft-schwingungen, wie z. B. durch Unterhaltung mit Reden und Lachen, Musik von Musikinstru-menten oder aus Lautsprechern entsteht) als auch die Überragung von Trittschall (Schall, der durch Gehen auf Decken, Sesselrücken und Fallenlassen von Gegenständen entsteht) als auch der Schall, der durch den Betrieb haustechnischer Einrichtungen entsteht und sich als Luftschall und Körperschall (Ausbreitung in den Bauteilen) fortpflanzt. In der vorliegenden Studie sollen nur Luftschall und Trittschall behandelt werden.

Alle Größen sind frequenzabhängig; üblich wird seit Jahrzehnten der Frequenzbereich von 100 bis 3150 Hz betrachtet; in den letzten Jahren wurde der Frequenzbereich bis 50 Hz zu tieferen Frequenzen und bis 5000 Hz zu höheren Frequenzen erweitert. Zur einfacheren Beschreibung des Schallschutzes wird für die verschiedenen Größen auch eine Einzahlan-gabe berechnet und angegeben.

2.1.1 Luftschallschutz Die Beschreibung des Luftschallschutzes von Bauteilen erfolgt durch Angabe des Schall-dämm-Maßes R (10-facher Logarithmus des Verhältnisses der auf den Bauteil auffallenden Schallleistung zu der von dem Bauteil abgestrahlten Schallleistung) in Abhängigkeit von der Frequenz und einer daraus durch Vergleich mit einer Bezugskurve nach ISO 717-1 abgelei-teten Einzahlangabe, des bewerteten Schalldämm-Maßes Rw.

In einer Neuauflage der ISO 717-1 wurden ergänzend dazu zwei Spektrumanpassungswerte festgelegt, C für rosa Rauschen (gleiche Pegelanteile über den ganzen Frequenzbereich, etwa entsprechend Musik, Gespräch, schnell fahrenden Eisenbahnzügen) und Ctr für ein tieffrequentes Geräusch (etwa Straßenverkehrslärm, viele Betriebsgeräusche, Discomusik). Mit der Summe aus Rw und dem jeweils dem Spektrum entsprechenden Anpassungswert C oder Ctr kann unmittelbar die Differenz der A-bewerteten Schallpegel ermittelt werden. Diese Spektrum-Anpassungswerte können sowohl für den seit Jahrzehnten für Schalldämmungs-messungen festgelegten Frequenzbereich 100-3150 Hz angegeben werden als auch für den erweiterten Frequenzbereich 50-3150 Hz oder 50-5000 Hz oder 100-5000 Hz; der Fre-quenzbereich ist dann jeweils als Index anzugeben, z. B. C50-5000 oder Ctr,50-5000.

Zur Beschreibung des Luftschallschutzes zwischen zwei Räumen werden in verschiedenen Ländern verschiedene Größen verwendet. Aus der Tradition der Annahme, dass die Schall-übertragung im Gebäude nur durch den Trennbauteil erfolgt, wird das Schalldämm-Maß auch für die Schalldämmung zwischen Räumen im Gebäude eingesetzt; um der Erkenntnis Rechnung zu tragen, dass im Gebäude die Schallübertragung in der Regel über den Trenn-bauteil und die Flankenbauteile erfolgt, wird zur Unterscheidung das im Bauwerk gemessene

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ENDBERICHT

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Schalldämm-Maß als Bau-Schalldämm-Maß R’ bezeichnet1. Die Einzahlangaben bewertetes Bau-Schalldämm-Maß R’w und C und Ctr werden in gleicher Weise wie vor beschrieben er-mittelt und angegeben.

Zur klaren Unterscheidung zwischen der Schalldämmung eines Bauteils und der Schall-dämmung zwischen zwei Räumen im Gebäude wird die Schallpegeldifferenz D zwischen den beiden Räumen angegeben. Da der Schallpegel im Empfangsraum auch durch die Schallabsorption im Raum bestimmt wird (je höher die Schallabsorption, desto geringer der Schallpegel), ist diese Schallpegeldifferenz auf eine genormte Absorption zu beziehen; zwei Größe sind dazu genormt: die Norm-Schallpegeldifferenz Dn, bezogen auf 10 m2 Schallab-sorptionsfläche im Empfangsraum und die Standard-Schallpegeldifferenz DnT bezogen auf 0,5 Sekunden Nachhallzeit im Empfangsraum. Zahlreiche Messungen haben gezeigt, dass die Nachhallzeit in Wohnräumen unabhängig vom Volumen etwa 0,5 Sekunden beträgt und daher die Standard-Schallpegeldifferenz besser den praktisch gegebenen akustischen Ver-hältnissen entspricht2.

Der Schallschutz, der von den Bewohnern wahrgenommen wird, wird am besten durch die Standard-Schallpegeldifferenz beschrieben. In Österreich wurde z. B. nach einer umfassen-den Forschungsarbeit über den Schallschutz im Wohnbau mit vielen Messungen (Bruck-mayer et al., 1974) erkannt, dass das Bau-Schalldämm-Maß nicht gut geeignet ist und durch die Schallpegeldifferenz ersetzt werden soll und nach Anwendung der Norm-Schallpegeldifferenz bezogen auf 10 m2 Schallabsorptionsfläche wurde auf den Bezug auf 0,5 Sekunden Nachhallzeit übergegangen (wobei die Benennung „Norm-Schallpegel-differenz“ bis 1994 beibehalten wurde).

Ergänzend zu Bau-Schalldämm-Maß, Norm-Schallpegeldifferenz und Standard-Schallpegeldifferenz werden die Spektrum-Anpassungswerte angegeben.

In der Praxis der Bauakustik zur Beschreibung der baukaustischen Eigenschaften kann eine klare Unterscheidung getroffen werden:

Das Schalldämm-Maß kennzeichnet die Schalldämmung eines Bauteils; sie kann nur in ei-nem normgemäßen Prüfstand gemessen werden; als Einzahlangabe wird das bewertete Schalldämm-Maß angegeben, zusätzlich dazu die Spektrum-Anpassungswerte C und Ctr.

Die Standard-Schallpegeldifferenz kennzeichnet die Schalldämmung zwischen 2 Räumen im Gebäude (gleichgültig, ob diese übereinander oder nebeneinander liegen oder gar nicht di-rekt aneinander grenzen); als Einzahlangabe wird die bewertete Standard-Schallpegeldifferenz angegeben, zusätzlich dazu die Spektrum-Anpassungswerte C und Ctr.

Vielfach wird R´A für R´w + C geschrieben. Z. B. wird in den neuen Bauakustik-Verordnungen in Polen R´A1 für R´w + C und R´A2 für R´w + Ctr geschrieben (Nurzynski, 2003). In ISO 717-1 sind diese Bezeichnungen auch angeführt mit R´A,1 und R´A,2.

Desgleichen wird vielfach DnT,A für DnT,A,1 = DnT,w + C geschrieben und DnT,A,tr für DnT,A,2 = DnT,w + Ctr, wie auch in ISO 717-1 angeführt.

In der Schweizer Norm SIA 181 wird DnT,w + C als „spektralangepasste Pegeldifferenz“ be-zeichnet.

1 ausgesprochen R-Strich, der Strich soll angeben, dass es sich um ein im Gebäude ermitteltes Schalldämm-Maß handelt 2 Die Schalabsorptionsfläche A ergibt sich aus dem Volumen V und der Nachhallzeit T aus A = 0,16.V/T; ersichtlich wächst die Schallabsorptionsfläche mit wachsendem Volumen bei unabhängig vom Volumen gleich bleibender Nachhallzeit.

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Für massive Bauteile beträgt der Wert für C meist –1 oder –2 dB, für leichte mehrschalige Bauteile kann er bis zu –12 betragen. In Gebäuden, in denen üblich die Schallübertragung über mehrere Bauteile (Trennbauteil und Flankenbauteile) erfolgt, die teilweise massiv und teilweise leicht (z. B. biegeweiche Vorsatzschalen) sind, kann C Werte von –1 bis -10 haben. Jedenfalls gilt aber immer DnT,A < DnT,w.

Die Spektrum-Anpassungswerte für alle massiven und alle leichten Bauteile, die im Katalog für schallschutztechnische Kennwerte von Wänden (ON, 2001) dargestellt sind, zeigt Abbildung 3 für insgesamt 60 massive und 36 leichte mehrschalige Wände.

In den Normen und Verordnungen zum Schallschutz der einzelnen europäischen Länder werden die unterschiedlichen Größen für die Angabe der erforderlichen Schalldämmung verwendet. Anforderungen sind daher nicht immer genau zu vergleichen, da sie über Volu-men und Flächen des Trennbauteils zusammenhängen. So besteht z. B. zwischen den meist verwendeten Größen R´ und DnT der Zusammenhang:

DnT = R´-10.lg(S.0,5/0,16.V) = R’ –10.lg(3,125.S/V),

wenn S die Fläche des Trennbauteils und V das Volumen des Empfangsraumes ist3.

Eine Vereinheitlichung der für die bauakustischen Anforderungen eingesetzten Größen wäre zweckmäßig. Eine Arbeitsgruppe EAA TC-RBA WG4 „Sound insulation requirements and sound classification – Harmonization of concepts” wurde dazu eingesetzt (Rasmussen, 2005).

3 Eine statistische Auswertung von 10 000 Messungen in Wohnhäusern in Deutschland ergab, dass im Mittel DnT,w ≈ R´w + 2,4 dB entspricht und für 26 % DnT,w kleiner als R´w ist und in den anderen 74 % DnT,w größer als R´w ist (Burkhart 2005).

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ENDBERICHT

10

Abbildung 3: Spektrum-Anpassungswerte für Wände a) massive Wände

-14

-12

-10

-8

-6

-4

-2

0

30 35 40 45 50 55 60 65 70

Rw dB

C u

nd C

tr d

B

C Ctr

Mitelwert für C -1

Mittelwert für Ctr -4

b) leichte mehrschalige Wände

, g

-14

-12

-10

-8

-6

-4

-2

0

30 35 40 45 50 55 60 65 70

Rw dB

C u

nd C

tr d

B

C Ctr

Mittelwert für C -3

Mittelwert für Ctr -7

Quelle: Lang, 2006

In der nachfolgenden Tabelle 6 ist eine Übersicht über die Anforderungen an den Luftschall-schutz zwischen Wohnungen in den europäischen Ländern gegeben.

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Tabelle 6: Anforderungen an die Luftschalldämmung zwischen Wohnungen in 24 europäischen Ländern

Luftschalldämmung zwischen Wohnungen Mai 2004 Die wichtigsten Grenzwerte in 24 europäischen Ländern 2004

Mehrgeschossige Gebäude Terrassenförmige Gebäude Länder mit Angabe des Konzeptes für die Formu-

lierung der Grenzwerte Grenz.

[dB] Äq. R'w

(1), (2) [dB]

Grenz. [dB]

Äq. R'w (1), (2)

[dB] Dänemark Norwegen Schweden Finnland Island

R'w R'w(6) R’w + C50-3150 R'w R'w(2)

≥52(5)

≥55(6)

≥53≥55

≥52(4)

52(5)

55(6)

~55(7)

55~52(4)

≥55 ≥55(6) ≥53 ≥55 ≥55

5555(6)

~55(7)

55~55

Deutschland Großbritannien Frankreich Schweiz Österreich Niederlande Belgien(9)

R'w DnT,w + Ctr DnT,w + C DnT,w + C DnT,w Ilu;k DnT,w

≥53(5)

≥45≥53≥54≥55≥0≥54

53~49-52(7)

~53-56~54-57~54-57

~55~53-56

≥57 ≥45 ≥53 ≥54 ≥60 ≥0 ≥58

57~49-52(7)

~53-56~54-57~59-62

~55~57-60

Italien Spanien(9) Portugal

R'w DnT,w + C100-5000 Dn,w

≥50≥50≥50

50~50-53~50-52

≥50 ≥50 ≥50

50~50-53~50-52

Polen Tsch. Rep. Slovakei Ungarn Slowenien Estland Lettland

Litauen Rußland

R'w + C R'w R'w R'w R'w R'w R'w DnT,w or R'w Ib

≥50(5)

≥52≥52≥52≥52≥55≥54≥55≥ 50

~51525252525554

~5552

≥52 ≥57 ≥52 ≥57 ≥52 ≥55 ≥54 ≥55 (8)

~53575257525554

~55(8)

(1) Vorsicht: die äquivalenten Werte sind nur grobe Schätzungen, da kein genaues Konvertieren möglich ist. (2) Die äquivalenten Minimalwerte von R'w sind – mit Ausnahme des Konvertierens von Ilu;k und Ib – geschätzt unter Verwendung der Richtlinien in Metzen (1992) und der C-Daten in Hagberg (1996). (3) Die maximal ungünstige Abweichung von der Referenzkurve soll auf 8 dB begrenzt bleiben. (4) 55 dB empfohlen. (5) Horizontale Schalldämmung (z. B. Mauern), Grenzwert für vertikale (z. B. Böden) = 1 dB höher. (6) Es wird empfohlen, daß dieselben Kriterien durch R’w + C50-3150 erfüllt werden. (7) Schwere Konstruktionen vorausgesetzt, strengerer Grenzwert für Leichtbauweisen (8) Keine Grenzwerte. Wahrscheinlich werden die Grenzwerte für mehrgeschossige Gebäude genutzt. (9) Neue Grenzwerte wurden vorgeschlagen.

Quelle: Rasmussen, 2004

In Kroatien sind in der Norm JUS U.J6.201 aus 1989 folgende Mindestwerte vorgeschrieben (Henich, 2006): Wände zwischen Wohnungen R’w,min = 52 dB, Wände zwischen Garage und Wohnung R’w,min = 57 dB, Wände zwischen Wohnungen und Geschäftsräumen R’w,min = 55 dB, Wände zwischen Wohnungen in Reihenhäusern R’w,min = 52 dB; Decken zwischen Wohnungen R’w,min = 52 dB, Decken über oder unter einer Wohnung gegen einen Raum an-derer Nutzung R’w,min = 57 dB, Decken zwischen Garage und Wohnung R’w,min = 57 dB, De-cken zwischen Wohnung und Betriebs-oder Geschäftsräumen R’w,min = 57 dB.

2.1.2 Trittschallschutz Die Beschreibung des Trittschallschutzes von Decken erfolgt durch Angabe des Norm-Trittschallpegels, d. i. des Schallpegels, der bei Beaufschlagung der Decke mit einem Norm-Hammerwerk in einem Prüfstand im Raum unter der Decke entsteht und auf 10 m2 Schallab-sorptionsfläche im Raum bezogen wird. Aus dem in Abhängigkeit von der Frequenz ermittel-

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ENDBERICHT

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ten Norm-Trittschallpegel wird durch Vergleich mit einer in ISO 717-2 genormten Bezugsde-cke eine Einzahlangabe berechnet, der bewertete Norm-Trittschallpegel Ln,w.

In einer Neuauflage der ISO 717-2 wurde ergänzend dazu ein Anpassungswert CI festgelegt. Dieser Spektrum-Anpassungswert kann sowohl für den seit Jahrzehnten festgelegten Fre-quenzbereich 100-3150 Hz angegeben werden als auch für den erweiterten Frequenzbe-reich 50-3150 Hz bzw. 50-2500 Hz; der Frequenzbereich ist dann als Index anzugeben, z. B. CI,50-2500. Die Summe aus Ln,w und CI kennzeichnet den linearen Trittschallpegel und ent-spricht besser dem A- bewerteten Trittschallpegel, wie er beim Gehen auf Decken entsteht.

Decken in Wohngebäuden bestehen meist aus einer Rohdecke und einem Fußboden. Roh-decken allein haben keinen für Wohngebäude ausreichenden Trittschallschutz. Nur mit der zusätzlichen Trittschalldämmung durch einen Fußboden kann der erforderliche Trittschall-schutz erreicht werden. Für die Planung ist es daher erforderlich, den Trittschallschutz der Rohdecke und die Trittschallverbesserung durch den Fußboden zu kennen und damit den Trittschallschutz der gesamten Decke zu ermitteln. Dazu wurden für beide Eigenschaften Einzahlangaben festgelegt, der äquivalente bewertete Norm-Trittschallpegel Ln,eq,0,w der (massiven) Rohdecke und die bewertete Trittschallminderung ΔLw. Aus dem äquivalenten Norm-Trittschallpegel Ln,eq,0,w der Rohdecke abzüglich der bewerteten Trittschallminderung ΔLw ergibt sich der Norm-Trittschallpegel der gesamten Decke.

Für Holzdecken kann nicht die bewertete Trittschallminderung für einen Fußboden ΔLw ein-gesetzt werden, sondern es wurden in einer neuen Ausgabe der ISO 717-2 eigene Größen für die Trittschallminderung durch Fußböden auf Holzdecken festgelegt, die getrennt zu bestimmen sind (durch Messung auf einer genormten Holzdecke) und mit den Einzahlanga-ben ΔLt,w für den Trittschallschutz auf Holzbalkendecken und ΔLtv,w für den Trittschallschutz auf Brettstapeldecken4. In einer Forschungsarbeit wurden die Grundlagen zur Festlegung dieser Größen und die Größen ΔLt,w und ΔLtv,w für eine große Zahl von gebräuchlichen Fuß-bodenbauarten auf Holzdecken bestimmt (Lang, 2004). In dieser Arbeit wurde auch für eine Reihe von Holzdecken mit verschiedenen Fußbodenbauarten der Luft- und Trittschallschutz gemessen und weiters auch durch Vergleich mit dem Geräusch von Gehen von Versuchs-personen auf den Decken ein Zusammenhang des mit dem Hammerwerk gemessenen Tritt-schallschutzes mit dem bei Gehen gegebenen ermittelt (vgl. Abbildung 7).

Der Trittschallschutz im Gebäude wird durch Beaufschlagung mit dem genormten Hammer-werk in gleicher Weise wie im Prüfstand gemessen. Es wird jedoch der Pegel nicht auf die Schallabsorptionsfläche 10 m2 bezogen sondern auf die in der Praxis in Wohnräumen unab-hängig von der Größe gegebene Nachhallzeit von 0,5 Sekunden und das Ergebnis mit Stan-dard-Trittschallpegel L’nT bzw. die Einzahlangabe mit L’nT,w bezeichnet.

In den Normen der verschiedenen Länder wird allerdings zur Festlegung von Anforderungen an den Trittschallschutz im Gebäude vielfach auch der bewertete Norm-Trittschallpegel5 L’n,w oder der Standard-Trittschallpegel L’nT,w eingesetzt, in einigen Ländern auch unter Berück-sichtigung des Anpassungswertes CI. Eine genaue Umrechnung zwischen den verschiede-nen Werten ist nicht möglich, da der Zusammenhang über das Volumen des Empfangsrau-mes besteht mit L’nT,w = L’n,w – 10.lg 0,032.V. D. h. für Räume mit einem Volumen über 31 m3 ist L’nT,w kleiner als L’n,w. In der nachfolgenden Tabelle 7 ist eine Übersicht über die Anforde-rungen an den Trittschallschutz zwischen Wohnungen in den europäischen Ländern gege-ben.

4) Der Index t wurde gewählt für das englische Wort timber, der zusätzliche Index v wurde gewählt für das englische Wort vertically laminated für Brettstapeldecken. 5) Zur Kennzeichnung, dass es sich um den Trittschallschutz im Gebäude handelt, ist der Strich hin-zugefügt zu L’n.

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

13

Tabelle 7: Übersicht über die Anforderungen an die Trittschalldämmung zwischen Wohnungen in 24 europäischen Ländern

TrittschalIdämmung zwischen Wohnungen Mai 2004 Die wichtigsten Grenzwerte in 24 europäischen Ländern 2004

Mehrgeschossige Gebäude Terrassenförmige Gebäude Länder mit Angabe des Konzeptes für die

Formulierung der Grenzwerte Grenz.

[dB] Äq. L'n,w

(1), (2) [dB]

Grenz. [dB]

Äq. L'n,w(1), (2)

[dB] Dänemark Norwegen Schweden Finnland Island

L'n,w L'n,w

(3) L’n,w + Ci,50-2500 L'n,w L'n,w

(3)

≤58≤53(3)

≤56(4)

≤53≤58(5)

5853(3)

~56(6)

5358(5)

≤53 ≤53(3) ≤56(4) ≤53 ≤53

5353(3)

~56(6)

5353

Deutschland Großbritannien Frankreich Schweiz Österreich Niederlande Belgien(8)

L'n,w L'nT,w L'nT,w L’nT,w + Ci L'nT,w Ico L'nT,w

≤53≤62≤58≤50≤48≥+5≤58

53~64-57~60-53

~52-45(6)

~50-43~61-54~60-53

≤48 None ≤58 ≤50 ≤46 ≥+5 ≤50

48N/A

~60-53~52-45(6)

~48-41~61-54~52-45

Italien Spanien(9) Portugal

L'n,w L'nT,w L'n,w

≤63≤65≤60

63~67-60

60

≤63 ≤65 ≤60

63~67-60

60Polen Tsch. Rep. Slovakei Ungarn Slovenien Estland Lettland

Litauen Rußland

L'n,w L'n,w L'n,w L'n,w L'n,w L'n,w L'n,w L'n,w Iy

≤58≤58≤58≤55≤58≤53≤54≤53≤67

585858555853545360

≤53 ≤53 ≤58 ≤47 ≤58 ≤53 ≤54 ≤53 (7)

5353584758535453(7)

(1) Vorsicht: die äquivalenten Werte sind nur grobe Schätzungen, da kein genaues Konvertieren möglich ist. (2) Die äquivalenten Maximalwerte von L'n,w sind – mit Ausnahme des Konvertierens von Ico und Iy - geschätzt unter Verwendung der Richtlinien in Metzen (1992) und der C-Daten in Hagberg (1996). (3) Es wird empfohlen, daß dieselben Kriterien durch L’n,w + Ci,50-2500 erfüllt werden. (4) Dieselben Kriterien sollen auch durch L'n,w erfüllt werden. (5) 53 dB empfohlen. (6) Schwere Konstruktionen vorausgesetzt, strengerer Grenzwert für Leichtbauweisen (7) Keine Grenzwerte. Wahrscheinlich werden die Grenzwerte für mehrgeschossige Gebäude genutzt. (8) Neue Grenzwerte wurden vorgeschlagen.

Quelle: Rasmussen, 2004

In Kroatien sind in der Norm JUS U.J6.201 die folgenden Werte für den Norm-Trittschallpegel vorgeschrieben (Henich, 2006): Für Decken zwischen Wohnungen Lw,maks = 68 dB, für Decken unter Wohnungen zu Räumen anderer Nutzung Lw,maks = 68 dB, für De-cken über Wohnungen zu Räumen anderer Nutzung Lw,maks = 58 dB, für Decken unter Woh-nungen gegen Garage Lw,maks = 68 dB, für Decken über Wohnungen gegen eine Terrasse für gemeinschaftliche Nutzung Lw,maks = 63 dB, für den Boden in einem lärmenden Betriebsraum gegen die darüber oder daneben liegende Wohnung Lw,maks = 48 dB, Decken über einer Wohnung gegen einen darüber liegenden lärmenden Betriebsraum Lw,maks = 48 dB.

Die Tabelle 7 zeigt, dass die für die Festlegung der Anforderung festgelegten Größen unter-schiedlich sind und die Unterschiede in den Anforderungen in den verschiedenen Ländern sehr groß sind, von rd. 50 dB in Österreich bis rd. 60 dB in mehreren Ländern (ein Unter-schied von 10 dB bedeutet etwa doppelte Lautheit des Geräusches).

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ENDBERICHT

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2.2 Welche Anforderungen können ausreichenden Schutz vor Lärmstörungen durch die Aktivitäten des Nachbarn im Mehr-familienhaus liefern? Und welche Vorschläge bestehen dazu? Sowohl die mit Geräuschentwicklung verbundenen Aktivitäten der Bewohner eines Mehrfa-milienhauses als auch der Schutzanspruch der Bewohner gegen störenden Schall sind sehr unterschiedlich. Es wird daher kaum möglich sein alle Aktivitäten unhörbar zu machen und extrem lärmempfindliche Bewohner vor jeder Lärmstörung zu schützen. Im Kapitel Anwen-dungsbereich der ÖNORM B 8115-2 ist daher folgender Satz wesentlich: „In dieser ÖNORM werden Anforderungen und Richtwerte für den Mindestschallschutz mit dem Ziel festgelegt, normal-empfindende Menschen vor störender Luft- und Trittschallübertragung bei üblichem Verhalten zu schützen.“ In der ÖNORM sind auch Anforderungen für den erhöhten Schall-schutz angegeben; erhöhter Schallschutz ist insbesondere zu empfehlen für Gebäude in ruhiger Lage.

2.2.1 Schutz gegen Luftschallübertragung Um nachzuweisen, welcher Schutz gegen Luftschallübertragung aus der Nachbarwohnung mit den Norm-Mindestanforderungen und mit erhöhtem Schallschutz bei üblichen Aktivitäten gegeben ist, wurden unter Annahme verschiedener Schallquellen in einer Wohnung und ver-schiedenen Schallschutzes gegen die Nachbarwohnung Berechnungen des in der Nachbar-wohnung entstehenden Schallpegels durchgeführt und dieser mit verschiedenen Ruheanfor-derungen verglichen.

Für die Wohnaktivitäten können nach ÖNORM S 5012 folgende Annahmen für die Schallpe-gel getroffen werden:

Unterhaltung (mit Gästen, 6 Personen in einem 75 m3 Wohnraum üblicher Ausstattung):

A-bewerteter äquivalenter Dauerschallpegel 73 dB bei normaler Gesprächslautstärke

78 dB bei angeregter Unterhaltung mit Lachen

Spitzenpegel 82 dB bzw. 87 dB A-bewertet.

Hausmusik (Ensemble 6 Instrumente in einem 100 m3 Wohnraum üblicher Ausstattung):

A-bewerteter äquivalenter Dauerschallpegel 91 dB, Spitzen 98 dB

Hausmusik (1 Geige in einem 75 m3 Wohnraum bei üblicher Ausstattung):

A-bewerteter äquivalenter Dauerschallpegel 78 dB, Spitzen 86 dB

Die beiden letztgenannten Schallpegel können auch als kennzeichnend für laute Wiedergabe von Musik mit hi-fi-Anlagen in Wohnungen angesehen werden.

Die Frequenzverteilung kann für Unterhaltung und für Musik entsprechend rosa Rauschen eingesetzt werden (Schallpegel in allen Terzbändern gleich).

Es wurde für verschiedene Schallpegel im Senderaum und für verschieden hohen Schall-schutz zwischen den Wohnungen berechnet, welcher Schallpegel im Empfangsraum zu er-warten ist. Dabei ergab sich, dass die Berechnung des A-bewerteten Schallpegels im Emp-fangsraum aus dem A-bewerteten Schallpegel im Senderaum mit der bewerteten Standard-Schallpegeldifferenz zuzüglich des Spektrum-Anpassungswerts C praktisch die gleichen Er-gebnisse liefert wie eine genaue Rechnung in Terzen.

In der nachfolgenden Tabelle 8 sind die A-bewerteten Schallpegel zusammengestellt.

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

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Tabelle 8: Schallpegel im Empfangsraum je nach Schallpegel im Senderaum und Schalldäm-mung

A-bew. Schallpegel A-bew. Schallpegel im Empfangsraum (dB) bei Schallschutz DnTw

im Senderaum (dB) 55 dB 60 dB 65 dB 70 dB73 19 14 9 478 24 19 14 986 32 27 22 1791 37 32 27 2298 44 39 34 29

Quelle: Lang, 2006

Die Schallpegel im Empfangsraum können mit dem in diesem Raum bei Ruhe (Lernen, Le-sen, Schlafen) herrschenden Schallpegel verglichen werden.

Nach ÖNORM B 8115-2 ist der Grundgeräuschpegel im Raum je nach der Baulandkatego-rie, in der das Wohnhaus steht, und je nach der Tageszeit wie in Tabelle 9 angeführt anzu-nehmen. Tabelle 9: Planungsrichtwerte für den Grundgeräuschpegel in Wohnungen für Wohnhäuser in unterschiedlichen Baulandkategorien.

Baulandkategorie Ruhegebiet Kurgebiet

Wohngebiet in Vor-orten, ländliches

Wohngebiet

städtisches Wohn-gebiet, Gebiet für land- u. forstwirt-

schaftl. Betriebe mit Wohnungen

Kerngebiet, (Handel, Verwaltung, Woh-nungen) Gebiet für

Betriebe ohne Schallemission

Planungsrichtwert für den Grund-geräuschpegel (dB) Tag/Nacht

20/15 25/15 30/20 30/20

Quelle: ÖNORM B 8115-2

Die Frequenzanalyse kann dazu mit der inversen A-Bewertung eingesetzt werden. Sie ent-sprechen gut den tatsächlich gemessenen Terzbandanalysen für den Grundgeräuschpegel. In Abbildung 4 d) sind dazu Beispiele eingezeichnet: Grenzkurven für 25 und 35 dB A-bewertet, ein in einer Wohnung gemessener Grundgeräuschpegel (Nurzynski, 2003), und die Grundgeräuschpegel gemessen in den unbesetzten Sälen des Musikvereinsgebäudes in Wien (Berger et al., 2005)

In Abbildung 4 a) bis c) ist für einige Beispiele unterschiedlicher Schalldämmung zwischen aneinander grenzenden Wohnungen (DnT,w von 55 bis 68 dB)6 der im Empfangsraum zu er-wartende Schallpegel dargestellt, wenn der A-bewertete Schallpegel im Senderaum (mit der Frequenzanalyse entsprechend Musik oder Gespräch-Unterhaltung) 90 dB beträgt. Für ge-ringere Schallpegel im Senderaum können die Schallpegel im Empfangsraum jeweils um die entsprechende Differenz vermindert werden.

6) DnT,w = 55 dB entspricht dem in der ÖNORM B 8115-2 geforderten Mindest-Schallschutz, DnT,w = 68 dB entspricht dem höchsten bei stichprobenartig durchgeführten Messungen in geförderten Wohn-bauten in der Steiermark gefundenen Schallschutz

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ENDBERICHT

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Abbildung 4: Terzbandpegel im Nachbarraum bei Musik oder Sprache mit 90 dB (A-bewertet) im Senderaum bei unterschiedlicher Schalldämmung im Vergleich zum Grundgeräuschpegel a) Normgemäßer Mindestschallschutz b) Erhöhter Schallschutz (Österreich)

c) höchster im geförderten Wohnbau d) Grundgeräuschpegel als Grenzwert gemessener Schallschutz

Quelle: Lang, 2006

Der Vergleich der Werte in Tabelle 8 und Tabelle 9 zeigt, dass mit dem Mindest-Schallschutz von DnT,w = 55 dB der äquivalente Dauerschallpegel normaler Unterhaltung (dem etwa auch Radio und Fernsehen in Zimmerlautstärke entsprechen) auf 19 dB im Nachbarraum gesenkt wird und damit bei einem Grundgeräuschpegel von 25 dB nicht hörbar sein wird, die Spitzen-Schallpegel jedoch fallweise hörbar sein können. Die Tabelle zeigt auch, dass bei dem eher theoretischen Fall der Hausmusik eines Ensembles von 6 Musikern mit einem äquivalenten Dauerschallpegel von 91 dB ein Schallschutz entsprechend DnT,w = 68 dB ausreicht um den äquivalenten Dauerschallpegel auf den Grundgeräuschpegel im Nachbarraum von 25 dB zu senken, einzelnen Spitzen diesen aber überschreiten werden. Hausmusik mit einer Geige mit dem äquivalenten Dauerschallpegel von 78 dB kann mit dem Mindest-Schallschutz von DnT,w = 55 dB unter den Grundgeräuschpegel von 25 dB gesenkt werden, einzelne Spitzen

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

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werden diesen übersteigen und damit fallweise hörbar werden; eine Erhöhung des Schall-schutzes auf über 60 dB wird ausreichenden Schutz des Nachbarn geben.

Hier kann auch das Ergebnis von Labor-Untersuchungen über den Zusammenhang zwi-schen dem Schallschutz beschrieben durch eine Einzahlangabe (bewertete Standard-Schallpegeldifferenz) und Sprachverständlichkeit (Thaden, 2001 und Thaden et al., 2000) zitiert werden. Bei lauter Sprache von 80 dB A-bewertet war die Verständlichkeit im Nachbar-raum bei einer Schalldämmung von DnT,w = 54 dB im Mittel 0,43 und 0,6 (2 Beispiele mit un-terschiedlichem Frequenzgang) und war nur wenig geringer mit 0,01 bis 0,22 bei Erhöhung der Schalldämmung um 3 und um 7dB (wobei sich ergab, dass die Verständlichkeit auch wesentlich von dem Frequenzgang der Schalldämmung und damit des im Nachbarraum herrschenden Sprachpegels bestimmt war).

Ein Labortest (Mortensen, 1999) zeigte, dass bei einem bewerteten Schalldämm-Maß von 56 – 57 dB sich 80 bis 98 % durch Musik aus dem Nachbarraum gestört fühlen (abhängig vom Frequenzgang der Schalldämmung, insbesondere Anteil der tiefen Frequenzen).

Vergleicht man die vorstehenden Ergebnisse mit den Schallschutz-Mindestanforderungen in den verschiedenen Ländern ist es nicht verwunderlich, dass in allen Ländern ein nicht unbe-deutender Prozentsatz der Bewohner von Mehrfamilienhäusern sich durch den Lärm der Nachbarn gestört fühlt. Es ist auch nicht verwunderlich, dass in den letzten Jahren in mehre-ren Ländern neben den Mindestanforderungen Empfehlungen für einen erhöhten Schall-schutz ausgearbeitet wurden.

Nachstehend sind dazu aus der Literatur einige Beispiele von Untersuchungen über den Zusammenhang von Schallschutz und Störung durch den Lärm der Nachbarn und Vorschlä-ge für erhöhten Schallschutz dargestellt. Tabelle 10: Zusammenhang zwischen Prozentsatz der Personen, die die akustischen Bedin-gungen zufriedenstellend bezeichnen und Luftschallschutz

Prozent finden Bedingungen zufriedenstellend Luftschalldämmung R´w + C50-3150 (dB) 20 40 60 80

48 53 58 63

Quelle: Rasmussen et al., 2003

Die Tabelle 10 zeigt den hohen erforderlichen Schallschutz um Zufriedenheit mit der akusti-schen Qualität zu sichern. Beim Vergleich ist zu beachten, dass die Luftschalldämmung mit R´w + C50-3150 beschrieben ist; DnT,w kann je nach Situation (Volumen des Empfangsraumes und Fläche des Trennbauteils) gleich oder um bis 1 dB kleiner oder um bis 4 dB größer sein als R´w

7; und weiters C50-3150 ist negativ (je nach Bauart -3 bis –10 dB); damit entspricht etwa DnT,w ≥ 68 dB einem Wert von R´w + C50-3150 = 63 dB.

In den Niederlanden wurde eine umfassende Studie (Gerretsen, 2001) durchgeführt über die geeignete Größe zur Beschreibung des Schallschutzes und Anforderungen für insgesamt 5 „Qualitäts-Klassen“. Die Anforderungen werden abgeleitet aus einem Emissionspegel ei-nerseits von 70 dB A-bewertet für Radio in „durchschnittlichen Momenten“ und der Differenz von 12 dB für die Spitzenpegel für Sprache und Musik, somit 82 dB, und einem Referenz-Schallpegel für innen von 25 dB A-bewertet, der mit 0 dB Toleranz eingehalten werden soll. Damit ergibt sich ein erforderlicher Schallschutz von DnT,w = 57 dB; der Vergleich mit den Ergebnissen einer Reihe von Untersuchungen über die Störung durch Lärm aus der Nach-

7) siehe Punkt 2.1.1

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ENDBERICHT

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barwohnung führt zu einer Festlegung von 5 Qualitäts-Klassen mit unterschiedlicher Anzahl von durch Lärm der Nachbarn gestörten Bewohnern, wie in Tabelle 11 gezeigt8. Tabelle 11: Bedeutung der Schallschutz-Qualitäts-Klassen für Wohnhäuser

Quelle: Gerretsen, 2001

Der Qualitätsklasse III kann ein Luftschallschutz von DnT,w+C ≥ 52 dB, der Klasse II von DnT,w+C ≥ 57 dB zugeordnet werden. Die Anforderungen der einzelnen Klassen unterschei-den sich für die Luftschalldämmung etwa um jeweils 5 dB; Klasse V wird als etwa einer ge-rade annehmbaren akustischen Qualität für bestehende Situationen entsprechend bezeich-net, Klasse I (DnT,w+C ≥ 62 dB) als dem maximalen praktisch erzielbaren Komfort entspre-chend.

Klasse III entspricht den derzeitigen gesetzlichen Anforderungen (eingestuft als „sufficient“; „gives protection against unbearable disturbance under normal behaviour of the occupants, bearing in minds the neighbours). Wünschenswert wäre Klasse II (eingestuft als “good“; „giv-ing normally a good protection against intruding sound without to much restraints on behav-iour of the occupants) (Gerretsen, 2003).

In Dänemark wurde 2001 in der Norm DS 490 eine Schallklassifizierung von Wohnungen festgelegt (auf der Grundlage eines Vorschlags des Nordischen Standardisierungskomitees (INSTA B-committee on sound classification). Für 4 Klassen A, B, C, D werden Anforderun-gen für Luftschallschutz, Trittschallschutz, Lärm der haustechnischen Anlagen und Schallpe-gel des durch die Außenbauteile eindringenden Verkehrslärms angegeben.. Klasse A ent-spricht speziell gutem Schallschutz, bei dem die Bewohner nur gelegentlich durch Schall gestört werden, mehr als 90 % beurteilen die akustischen Verhältnisse als gut oder sehr gut. Klasse B weist einen deutlich besseren Schallschutz als die Mindestanforderung für Reihen-häuser auf, die Bewohner werden nur in begrenztem Umfang durch Schall gestört, etwa 70-75 % beurteilen die akustischen Verhältnisse als gut oder sehr gut, 10 % als schlecht. Für Klasse C kann man erwarten, dass 50 bis 65 % die akustischen Verhältnisse als gut oder sehr gut beurteilen, 20 % als schlecht; Klasse C gibt die Mindestanforderung für Reihenhäu-ser. Klasse D ist für ältere Gebäude mit weniger zufrieden stellendem Schallschutz und ist für neue Gebäude nicht anzuwenden; für Klasse D kann man erwarten, dass 30 bis 45 % die

8) Die Tabelle gilt auch für den Trittschallschutz und für den Schallschutz gegen Lärm von außen.

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

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akustischen Verhältnisse als gut oder sehr gut beurteilen und zwischen 25 und 40 % als schlecht.

In der nachstehenden Tabelle 12 sind die Anforderungen an den Luftschallschutz angege-ben. Tabelle 12: Anforderungsklassen A, B, C, D für den Luftschallschutz nach DS 490

Raumtype Klasse A R’w + C50-3150 dB

Klasse B R’w + C50-3150 dB

Klasse C R’w dB

Klasse D R’w dB

Zwischen Wohnung und Geschäft oder Gemein-schaftsraum mit lärmenden Aktivitäten

68 63 60 55

Zwischen Wohnung und einem Raum außerhalb der Wohnung

63 58 55 50

Quelle: DS 490

Für die höheren Schallschutzklassen wird R’w + C50-3150 vorgeschrieben zum Schutz vor tieffrequentem Lärm.

In Belgien wurde eine Untersuchung über den erforderlichen Schallschutz in Verbindung mit dem Übergang zu den neuen Maßen für den Schallschutz und in Verbindung mit einem ver-mehrten Bedarf nach Wohnungen mit höherer Qualität durchgeführt (Vermeir, 2003). Als bestgeeignete Größe wurde die Standard-Schallpegeldifferenz DnT,w gewählt. Es wurde als Basis eine wirtschaftliche Schallschutzklasse „normal acoustic comfort class“ festgelegt, für die die Anforderungen so hoch wie möglich sein sollten ohne die Gesamtbaukosten zu erhö-hen; weiters sollte eine Anforderung für einen ziemlich guten Schallschutz definiert werden, der mit vertretbarem technischen Aufwand erzielbar ist, wobei eine Erhöhung der Baukosten akzeptiert werden kann „improved acoustic comfort class“ (Ingelaere et al., 2005). Es wurde eine Basis-Anforderung mit DnT,w ≥ 54 dB9 und für semi-detached Häuser (sofern beide Häu-ser zur gleichen Zeit errichtet werden) und Wohnungen mit höherem Komfort DnT,w ≥ 58 dB10 abgeleitet. Wenn ein Wohnraum oder Küche an das Schlafzimmer einer fremden Wohnung angrenzt, sind die Anforderungen um jeweils 4 dB höher; diese Situation ist daher bei der Planung durch den Architekten zu vermeiden. Die Zusammenstellung von Ergebnissen von Messungen in bestehenden Gebäuden zeigte allerdings, dass zwischen übereinander als auch zwischen nebeneinander liegenden Wohnungen nur rd. 50 % die Anforderung DnT,w ≥ 54 dB erfüllen. Noch in Diskussion ist die Frage der Beachtung der tiefen Frequenzen (Ver-meir et al., 2003 und Ingelaere et al., 2005), die im Hinblick auf die steigende Anzahl von tieffrequenten Schallquellen in Wohnungen erforderlich erscheint.

In Schweden wurden in die 2.Ausgabe des Standards SS 025267 nicht nur die (alten) An-forderungen an den Mindestschallschutz, ergänzt durch die Vorschreibung von R’w + C50-3150 anstelle des R’w aufgenommen (als Klasse C mit mindestens 53 dB) sondern auch weitere Klassen B und A mit höherem Schallschutz; die Klasse B mit der Forderung R’w + C50-3150 ≥ 57 dB wird angestrebt (Hagberg, 2002 nennt R’w + C50-3150 ≥ 56 dB); im Hinblick auf die nega-tiven Werte von C50-3150 bedeutet dies Werte von R’w im Bereich von etwa 58 bis 61 dB. Für Klasse A wird R’w + C50-3150 ≥ 61 dB gefordert, etwa entsprechend R’w im Bereich von 62 bis 65 dB. Neben den vorgenannten Anforderungen zwischen Wohnungen sind auch noch hö-here Werte (61 und 65 dB) zwischen Wohnungen und allgemeinen Räumen und Garagen in dem Gebäude vorgeschrieben. Klasse A wird als sehr guter Schallschutz (sehr hohe akusti-sche Qualität) bezeichnet, Klasse B (hohe akustische Qualität) als deutlich besserer Schall-

9) Damit sind etwa 70 % der Bewohner zufrieden. 10) Damit sollen etwa 90% der Bewohner zufrieden sein

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ENDBERICHT

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schutz als Klasse C, die als akustische Qualität typisch für die bestehenden Gebäude und entsprechend den Bauvorschriften angeführt wird. Klasse D gibt nur eine geringe akustische Qualität und ist nur einzusetzen, wenn C nicht erreicht werden kann, z. B. bei Sanierung alter Gebäude.

In Finnland wurde in der 2004 veröffentlichten Norm SFS 5907 eine schalltechnische Klassi-fizierung für Räume in Gebäuden, wie Wohngebäuden, Hotels, Altersheimen, Bürogebäu-den, Schulen, Tagesstätten, Pflegeheimen, Industrie-Arbeitsplätzen veröffentlicht. Darin sind die Anforderungen für den Luftschallschutz, Trittschallschutz, Schallpegel der haustechni-schen Einrichtungen und Nachhallzeit in jeweils 4 Klassen A bis D angeführt. Die Anforde-rung in Klasse C stimmt jeweils überein mit dem gesetzlich vorgeschriebenen Mindest-Schallschutz für neu erbaute Gebäude, Klasse B und A sollen die Grundlagen für die Pla-nung von Gebäuden mit einem höheren als dem normalen Standard ermöglichen. Eine be-stimmte Klasse kann sowohl von einzelnen Räumen als auch von gesamten Gebäuden er-füllt werden. Klasse D gilt nur für alte Gebäude, bei deren Sanierung ein gewisser Schall-schutz erreicht werden soll.

Die Anforderungen an den Luftschallschutz sind für die Klassen D und C nur für das bewer-tete Bau-Schalldämm-Maß R’w angegeben, für die Klassen B und A für R’w + C50-3150. Neben den Anforderungen zwischen den Wohnungen in Wohnhäusern sind auch Anforderungen für den Schallschutz zwischen Wohnung und Nachtklub oder Tanz-Restaurant oder dgl. inner-halb des Wohngebäudes und zwischen Wohnung und Geschäftsräumen, Restaurants oder anderen lärmenden Räumen einschließlich Garagen innerhalb des Wohnhauses angeführt. In nachstehender Tabelle 13 sind die Anforderungen zusammengestellt. Tabelle 13: Anforderungsklassen A, B, C, D für den Luftschallschutz nach SFS 5907

Raum Klasse A R’w + C50-3150

Klasse B R’w + C50-3150

Klasse C R’w

Klasse D R’w

zwischen Wohnungen 63 58 55 49 zwischen Wohnung und Geschäft, Büro, u. ähnl. u. Garage

68 63 60 60

zwischen Wohnung und Nachtklub, Tanzrestaurant u. ähnl.

75 75 70 70

Quelle: SFS 5907

In Deutschland ist neben dem Mindest-Schallschutz nach DIN 4109 mit einem bewerteten Bau-Schalldämm-Maß R’w von 53 (horizontal) und 54 dB (vertikal) in VDI 4100 auch ein er-höhter Schallschutz in Schallschutzstufen II und III mit 56/57 dB und 59/60 dB vorgesehen11.

Die Wahrnehmung von Geräuschen aus Nachbarwohnungen, die den Schallschutzstufen zugeordnet werden kann, ist in nachstehender Tabelle 14 dargestellt. Der Vollständigkeit halber sind auch die Kriterien für die Gehgeräusche und für die Geräusche aus haustechni-schen Anlagen hier wiedergegeben.

Die Tabelle zeigt, dass auch mit der Schallschutzstufe III mit einem bewerteten Bau-Schalldämm-Maß R’w von 59/60 dB (horizontal/vertikal) laute Sprache noch hörbar (wenn auch im allgemeinen nicht verstehbar) ist und Hausmusik im allgemeinen hörbar ist. Dies stimmt auch etwa überein mit den Angaben in Tabelle 8.

11) Der Entwurf DIN 4109-10 mit analogen Anforderungen für erhöhten Schallschutz, in dem im Juli 2002 der Übergang vom bewerteten Bau-Schalldämm-Maß R’w auf die Standard-Schallpegeldifferenz DnT,w vorgesehen war, wurde ersatzlos zurückgezogen.

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

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Tabelle 14: Wahrnehmung von Geräuschen aus Nachbarwohnungen und Zuordnung zu drei Schallschutzstufen nach VDI 4100 Art der Geräuschemission Wahrnehmung der Geräusche aus der Nachbarwohnung,

abendlicher Grundgeräuschpegel von 20 dB(A) vorausgesetzt SSt I SSt II SSt III

Laute Sprache verstehbar im allgemeinen verstehbar im allgemeinen nicht ver-stehbar

Sprache mit angehobener Sprechweise im allgemeinen verstehbar im allgemeinen nicht ver-

stehbar nicht verstehbar

Sprache mit normaler Sprechweise

im allgemeinen nicht ver-stehbar nicht verstehbar nicht hörbar

Gehgeräusche im allgemeinen störend im allgemeinen nicht mehr störend nicht störend

Geräusche aus haustech-nischen Anlagen

unzumutbare Belästigun-gen werden im allgemei-

nen vermieden gelegentlich störend nicht oder nur selten stö-

rend

Hausmusik, laut eingestellte Rundfunk- und Fernsehgeräte, Parties

deutlich hörbar im allgemeinen hörbar

Quelle: VDI 4100

Ein Konzept von Schallschutzklassen mit Übergang zu der Größe DnT,w wurde vorgeschlagen wie folgt (Burkhart, 2005):

E einfacher Schallschutz (z. B. Altbau) DnT,w = 52 dB D Mindestschallschutz DnT,w = 55 dB C erhöhter Schallschutz DnT,w = 58 dB B Komfortschallschutz DnT,w = 63 dB A besonders guter Schallschutz DnT,w = 68 dB

Aus der Zusammenstellung von Messergebnissen aus Klagefällen (Messungen im Rahmen von Gerichtsgutachten und bei Beschwerden von Bewohnern) können die folgenden Anfor-derungen abgeleitet werden, wenn man die Schalldämmung zugrunde legt, über welcher nur 15 % der Klagen (besonders empfindlicher Bewohner) liegen (Kurz et al., 2003).

Zwischen nebeneinander liegenden Räumen R’w ≥ 54 dB

zwischen übereinander liegenden Räumen R’w ≥ 57 dB

Der Unterschied von 3 dB in den Anforderungen ergibt sich durch die Festlegung mit R’w (wegen der im Vergleich zu den Wohnungstrennwänden größeren Deckenflächen wird bei gleichem Schallschutz R’w größer). Beide Werte können etwa äquivalent DnT,w ≈ 55 dB ange-sehen werden.

Im Rahmen der laufenden Überarbeitung der DIN 4109 ist der Übergang von dem seit Jahr-zehnten verwendeten bewerteten Bau-Schalldämm-Maß R’w zu der die Schalldämmung zwi-schen 2 Räumen richtiger beschreibenden Standard-Schallpegeldifferenz DnT,w vorgesehen, die zusätzliche Beachtung der Spektrum-Anpassungswerte und eine Ausdehnung des Fre-quenzbereichs zu den tiefen Frequenzen wird auch von Experten vorgeschlagen (Schmitz et al., 2003).

Eine umfassende statistische Auswertung der Messergebnisse von sehr vielen Messungen des Schallschutzes in Gebäuden zeigt den derzeit in deutschen Wohngebäuden gegebenen Schallschutz (Burkhart et al., 2004). Zwischen nebeneinander liegenden Wohnungen ergab sich das bewertete Bau-Schalldämm-Maß R’w für 50% ≥ 53 dB und für 10% ≥ 57 dB; zwi-schen übereinander liegenden Wohnungen ergab sich damit übereinstimmend (betrachtet man den Schallschutz in DnT,w), das bewertete Bau-Schalldämm-Maß R’w für 50% ≥ 56 dB und für 10% ≥ 60 dB. Die vorstehend angeführten höheren Stufen des Schallschutzes wer-

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ENDBERICHT

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den demnach in der Praxis zurzeit nicht erreicht. Daraus kann auch die in Punkt 1 dargestell-te vergleichsweise häufige Störung durch Lärm aus den Nachbarwohnungen erklärt werden.

Eine Untersuchung über die sinnvolle Abstufung der Schalldämm-Maße bei den Anforderun-gen an die Luftschalldämmung wurde im Rahmen der Arbeitsgruppe „Erhöhter Schallschutz“ des Fachausschusses Bau- und Raumakustik der Deutschen Gesellschaft für Akustik (DEGA) durchgeführt (Alphei et al., 2006). Ausgehend von einer Schallquelle mit rosa Rau-schen im Senderaum mit einem A-bewerteten äquivalenten Dauerschallpegel von 70 dB (entsprechend typischen Pegeln bei Sprache und Musik als Hintergrundgeräusch) wurde für verschiedene Pegel des Hintergrundgeräusches im Empfangsraum von 15 bis 25 dB mit einem Frequenzgang entsprechend einem Abfall zu den hohen Frequenzen von 6dB/Oktav die Lautheit im Empfangsraum bei unterschiedlicher Dämmung durch eine schwere und eine leichte Wand berechnet. Aus den Ergebnissen wurde abgeleitet, welche Stufung der Schall-dämmung etwa jeweils einer Halbierung der Lautheit im Empfangsraum entspricht. Bei dem niedrigsten in den Berechnungen betrachteten Grundgeräuschpegel im Empfangsraum von 15 dB ergab sich eine zweckmäßige Stufung für R’w von 48,3 – 53 - 57,5 - 64,2 dB für ei-nen massiven Trennbauteil (C50-5000 = -3 dB) und nahezu gleich von 48,0 – 53 – 57,5 – 63 für einen leichten Trennbauteil (C50-5000 = -5 dB).

In der Schweiz wurde eine neue SIA-Norm 181, Entwurf 2003 ausgearbeitet, in welcher die Größe DnT,w +C zur Beschreibung des Luftschallschutzes zugrunde gelegt wird und Angaben gemacht werden, mit welchem Schallschutz wie viel von den Nachbar-Aktivitäten durchge-hört wird (Tabelle 15). Tabelle 15: Subjektive Empfindung des Luftschallschutzes zwischen Räumen in Abhängigkeit vom Grundgeräuschpegel (Entwurf SIA 181)

Quelle: Entwurf SIA 181

In dem Normentwurf werden 3 Klassen von Anforderungen unterschieden:

Standardanforderungen: entspricht dem Stand der Technik, bieten einen Schallschutz, bei dem angenommen werden kann, dass sich ein Großteil der Menschen im Gebäude hinsicht-lich der Akustik behaglich fühlt. Bei Einhaltung dieser Anforderungsstufe ist nur mit einer kleinen Minderheit Unzufriedener zu rechnen.

Mindestanforderungen: gewährleisten einen Schallschutz, der lediglich erhebliche Störungen zu verhindern vermag. Bei Einhaltung dieser Anforderungsstufe ist noch mit einer deutlichen Minderheit Unzufriedener zu rechnen.

Spezielle Anforderungen: sind bei besonderen Nutzungen oder bei besonderen Schutzan-sprüchen festzulegen und zu vereinbaren.

Soll insbesondere auch in Räumen mit tiefem Grundgeräusch (unter 25 dB A-bewertet) ein hohes Schallschutzniveau erreicht werden, wird empfohlen die Standardanforderungen um z. B. 5 dB zu verschärfen.

In der nachfolgenden Tabelle 16 sind die Standardanforderungen angeführt. Es ist interes-sant, dass diese gestaffelt sind nach der Lärmbelastung im Senderaum und der Lärmemp-findlichkeit im Empfangsraum.

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

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Für die Mindestanforderungen gelten die um 3 dB verminderten Werte. Tabelle 16: Standardanforderungen an den Schutz gegen Luftschall von innen DnT,w+C-Cv

12

Quelle: Entwurf SIA 181

Die Anforderungen in der rechten Spalte, z. B. Musikübungsraum zeigen in Verbindung mit einer hohen Lärmempfindlichkeit ähnlich hohe Werte wie die in Tabelle 8 abgeleiteten. Die Werte der Tabelle 16 zeigen auch, dass der üblich in Normen angegebene Mindest-Schallschutz von DnT,w = 50 bis 55 dB nur für geräuscharme Nutzung oder normale Nutzung von Wohn- und Schlafräumen bei geringer oder mittlerer Lärmempfindlichkeit ausreichend ist; beim Vergleich ist auch zu beachten, dass die Anforderungen hier DnT,w + C betreffen, das zumindest etwa 1 bis 2 dB geringer ist als DnT,w, d. h. die entsprechenden Werte für DnT,w müssen zur Sicherung des gleichen Schallschutzes noch etwas höher sein als die in der Ta-belle angegebenen Werte.

In der mit 1. Juni 2006 gültigen Norm SIA 181 ist (anders als im Entwurf) zwischen Mindest-anforderungen und erhöhten Anforderungen unterschieden. Die Anforderungswerte für die Mindestanforderungen sind um 2 dB geringer als die in der vorstehenden Tabelle 16 (aus dem Entwurf) angeführten und die erhöhten Anforderungen sind um 1 dB höher als die in Tabelle 16 angeführten Werte.

In Frankreich besteht neben den gesetzlichen Vorschriften über den erforderlichen Schall-schutz (DnT,A = DnT,w +C = 53 dB) die Certification Qualitel13 (www.qualitel.org), für die Ge-bäude Qualitäts-Kriterien erfüllen müssen für den Schallschutz (gegen Innen- und Außen-schall), für den Wärmeschutz (Winter und Sommer), haustechnische Anlagen, Aufwendun-gen für den Betrieb und als Optionskriterium Zugänglichkeit für Behinderte. Für den Schall-schutz gibt es 2 Klassen mit höheren als den gesetzlichen Anforderungen. Für den Luft-schallschutz ist auch für die Klasse CQ (Certification Qualitel) DnT,w +C ≥ 53 dB gefordert, für die Klasse CQCA (Certification Qualitel Confort Acoustique) DnT,w +C ≥ 55 dB in Mehrfamili-enhäusern und DnT,w + C ≥ 58 dB zwischen Reihenhäusern; gegen Nebenräume ist für beide

12) Gemäß Entwurf SIA 181 ist CV anzuwenden für Räume mit einem Volumen ≥ 126 m3, demnach für den Wohnungsbau nur von geringer Bedeutung; es ist zu berechnen mit CV = 5.lg(V(100) und auf ganze Zahlen zu runden. Nach der ab Juni 2006 geltenden Norm ist CV für Räume mit einem Volumen von über 200 m3 von 0 verschieden. 13 früher „Label Qualitel“

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ENDBERICHT

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Klassen DnT,w + C ≥ 50 dB gefordert. Zwischen Wohnraum und Betriebsraum ist für beide Klassen ein höherer Schallschutz von DnT,w +C ≥ 58 dB erforderlich.

In England wurden 2003 neue Anforderungen für Schallschutz veröffentlicht. Auf Grund von Hörversuchen mit Vergleich der subjektiven Beurteilung (acceptibility) mit den verschiedenen Einzahlangaben für die Schalldämmung bei Tanzmusik mit „pounding bass beat“ werden die Anforderungen in der Größe DnT,w + Ctr festgelegt; allerdings wäre die Korrelation mit DnT,w + Ctr,50-5000 noch besser gewesen (Seller, 2005). Für Decken und Wände gleich muss DnT,w + Ctr ≥ 45 dB erfüllt werden. Es gibt keine höheren Anforderungen.

In Polen wurden auch neue Maße für den Schallschutz entsprechend ISO 717 eingeführt und damit neue Anforderungen (Nurzynski, 2003); als geeignetes Maß wurde das Bau Schalldämm-Maß R´w + C gewählt und die Anforderung für Wohnhäuser mit R´w + C ≥ 50 dB festgelegt. Allerdings ist dazu angeführt, dass der Rechenwert für den Schallschutz der Bau-teile bei der Planung um 2 dB niedriger anzusetzen ist als der Messwert aus dem Labor. Für Reihenhäuser ist R´w+C ≥ 52 bis 55 dB angegeben. Es wird auch darauf hingewiesen, dass der Bereich der tiefen Frequenzen beachtet werden sollte, was mit den derzeitigen Messer-gebnissen für den Frequenzbereich 100 bis 5000 Hz nicht möglich ist; für den Frequenzbe-reich 50 bis 80 Hz liegen aber zu wenig Erfahrungen, insbesondere auch im Hinblick auf die erzielbare Messgenauigkeit, vor.

In Ungarn bestehen derzeit die Anforderungen wie in Tabelle 6 angeführt; es ist aber die Änderung von R’w ≥ 52 dB zu R’w + C ≥ 51 dB in Vorbereitung. In Zukunft sind auch Empfeh-lungen für höhere Qualität geplant (Reis, 2006).

In Spanien wurden neue Anforderungen an den Schallschutz in Wohnhäusern ausgearbeitet (Esteban et al., 2004). Dabei wurde von der Forderung nach Bauteilen mit einem im Prüf-stand nachgewiesenen Schallschutz übergegangen zu der Forderung der Standard-Schallpegeldifferenz mit Spektrum-Anpassungswert DnT,w + C. Diese wurde mit ≥ 50 dB zwi-schen Wohn- und Schlafräumen festgelegt.

In Canada wurde eine Untersuchung über den zufrieden stellenden Schallschutz mit Befra-gung von 600 Personen (an 300 Trennwänden) in 3 Städten durchgeführt (Bradley, 2001). Die Schalldämmung in den untersuchten Gebäuden lag zwischen STC 38 bis 60 dB14. Die subjektive Beurteilung der Schalldämmung war gut korreliert mit dem aus Messungen ermit-telten STC-Wert; weiters gut korreliert mit dem STC-Wert war die Zufriedenheit mit dem Wohngebäude, mit der Häufigkeit des aufgeweckt Werdens durch Lärm der Nachbarn und der Absicht die Wohnung zu wechseln. Die Auswertung der Antworten zeigte, dass für STC unter 50 dB die Störung Hören der Nachbarn allgemein, bei Reden, TV, Radio etwa gleich ist, erst für STC über 50 dB nimmt sie systematisch mit steigender Schalldämmung ab. Nur für Hören von Musik beginnt die Abnahme erst über STC 55 dB. In Abbildung 5 sind die Reg-ressionskurven des Störgrads (1 = keine Störung) für die verschiedenen Schallquellen zu-sammengestellt. Der Gewinn an Schallschutz beginnt ersichtlich erst über STC 50, für Musik erst über 55 dB. Zwei der Regressionskurven kommen zu 1 bei STC 60 dB, d. h. diese Schallquellen würden bei diesem Schallschutz zu keiner Störung Anlass geben; zwei andere liefern bei STC 60 dB eine sehr reduzierte Störung, d. h. sie würden mit STC 60 keinen An-lass zur Klage über unzureichenden Schallschutz geben.

14) Die Schalldämmung ist in STC-Werten für das Bau-Schalldämm-Maß R´ angegeben; aus Ver-gleichsrechnungen kann nachgewiesen werden, dass in den meisten Fällen der STC-Wert für das Bau-Schalldämm-Maß übereinstimmt mit dem Wert für das bewertete Bau-Schalldämm-Maß und e-ventuelle Abweichungen überwiegend im Bereich ± 1 dB liegen.

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

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Aus der Untersuchung wird STC 55 dB als realistisches Ziel für annehmbare Schalldäm-mung abgeleitet, STC 60 als ein mehr ideales Ziel, das praktisch die negativen Effekte von Nachbarlärm ausschließen würde. Abbildung 5: Vergleich der Regressionskurven für die Mittelwerte der Antworten in Abhängig-keit vom Schallschutz (STC)

Quelle: Bradley, 2001

In mehreren Untersuchungen wird darauf hingewiesen, dass der Frequenzbereich 50 bis 80 Hz, der derzeit in die Berechnung der Einzahlangabe nicht einbezogen wird, wichtig ist. In einer Laboruntersuchung in Dänemark (Mortensen, 1999) wurde von 25 Testpersonen Mu-sik, wie sie von einem Nachbarraum mit unterschiedlicher Schalldämmung für die tiefen Fre-quenzen (unter 160 Hz) übertragen wird, beurteilt. Während Musik, übertragen durch eine massive Wand mit einem Spektrum-Anpassungswert von C50-3150 = -1 bis - 2 dB von 80 bis 83 % als störend bezeichnet wurde, wurde sie bei der Übertragung durch eine Wand mit C50-3150 = - 7 dB von 98 % als störend bezeichnet obwohl in beiden Fällen das bewertete Bau-Schalldämm-Maß sich nur um 1 dB unterschied.

Auch in der Untersuchung in Polen wurde auf die Bedeutung der Beachtung der Spektrum-Anpassungswerte hingewiesen und hervorgehoben, dass es wichtig wäre die tiefen Fre-quenzen zu beachten, aber noch nicht genügend Erfahrung, insbesondere auch über die Messgenauigkeit, vorliegt.

Zusammenfassend ergibt sich aus den in den letzten Jahren in vielen Ländern durchgeführ-ten Untersuchungen sowohl im Hinblick auf eine gut geeignete Größe zur Beschreibung des Luftschallschutzes als auch im Hinblick auf das erforderliche Maß eine ziemlich einheitliche Empfehlung:

Die best geeignete Größe zur Beschreibung ist die Standard-Schallpegeldifferenz mit dem zusätzlichen Spektrum-Anpassungswert DnT,w + C, wobei es vorteilhaft wäre die tiefen Frequenzen mit einzubeziehen, d. h. den Wert C50-3150 einzusetzen. Allerdings liegen noch nicht genügend Erfahrungen vor, über das geeignete Maß für C50-3150. Es sollten die nach-stehend angeführten Werte für DnT,w + C nach einer festzulegenden Übergangszeit für DnT,w + C50-3150 gelten.

Als Mindestanforderung kann DnT,w +C ≥ 54 dB bezeichnet werden, bei dem einerseits nur normal empfindliche Menschen gegen Lärmstörungen vor normalen Aktivitäten der Nach-barn geschützt werden und andererseits die Bewohner selbst aus Rücksicht auf die Nach-barn ihre Aktivitäten (Kinder, Musizieren) einschränken müssen.

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ENDBERICHT

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Klassen für erhöhten Schallschutz sollten definiert werden. Als Basis dafür können die in der Schweiz (vgl. Tabelle 16) angegebenen Anforderungen in Abhängigkeit von der Schallemis-sion der Nutzung einerseits und der Lärmempfindlichkeit, bzw. dem Ruheanspruch anderer-seits dienen. Als Beispiele können auch die in den skandinavischen Ländern festgelegten Klassen A und B herangezogen werden und die Schallschutz-Qualitätsklassen I und II in den Niederlanden.

Niederlande: Klasse I: DnT,w + C ≥ 62 dB Klasse II: DnT,w + C ≥ 57 dB

Finnland, Dänemark: Klasse A: DnT,w + C50.3150 ≥ 63 dB Klasse B: DnT,w + C50.3150 ≥ 58 dB

Schweiz: mäßige Lärmbelastung, hohe Lärmempfindlichkeit: DnT,w + C ≥ 59 dB

mittlere Lärmempfindlichkeit: DnT,w + C ≥ 54 dB

starke Lärmbelastung, hohe Lärmempfindlichkeit: DnT,w + C ≥ 63 dB

mittlere Lärmempfindlichkeit: DnT,w + C ≥ 58 dB

So kann eine Klasse „erhöhter Schallschutz“ mit DnT,w + C ≥ 58 dB und eine Klasse „Komfort“ mit DnT,w + C ≥ 63 dB beschrieben werden. Jedenfalls sollte auch eine Klasse, die es ermöglicht Musik in der Wohnung ohne Störung der Nachbarn auszuüben, festgelegt werden. Diese Klasse könnte mit „Musik“ mit DnT,w + C50-3150 ≥ 68 dB15 (vgl. Tabelle 8 und Tabelle 16) beschrieben werden.

Die jeweils zu erfüllende Schallschutz-Klasse über dem Mindest-Schallschutz müsste für ein Gebäude oder Gebäudeteile jeweils bei der Planung festgelegt werden.

Anforderungen an den Luftschallschutz innerhalb einer Wohnung bestehen nicht in allen Ländern.

In den Niederlanden wird in der Norm N 1070 für den Schallschutz zwischen Aufenthalts-räumen in der gleichen Wohnung (sofern sie nicht durch eine Wand mit Türe getrennt sind oder in Verbindung stehen) für die 5 Qualitätsklassen eine Mindestforderung von DnT,w + C = 52, 42, 32, 22, 12 dB angeführt. Diese Forderung gilt auch zwischen Räumen der gleichen Wohnung in 2 Geschossen.

In Belgien wird in der neuen Norm für den Schallschutz zwischen zwei Räumen in der glei-chen Wohnung (wenn zumindest einer der beiden Räume in seiner Funktion empfindlich ist gegen Lärm aus dem anderen Raum) DnT,w ≥ 35 dB angeführt und für die Klasse mit verbes-sertem Schallschutz DnT,w ≥ 43 dB.

In Finnland werden in den Klassen A und B Anforderungen zwischen zumindest einem Raum in der Wohnung gegenüber den anderen Räumen mit R’w + C50-3150 = 48 und 43 dB genannt.

In Schweden wird zu mindestens einem Raum in der Wohnung R’w = 44 dB in Klasse A und 40 dB in Klasse B gefordert.

In der Schweiz wird im Anhang der Norm SIA 181 für Stufe 1 Di ≥ 40 dB und für Stufe 2 Di ≥ 45 dB empfohlen.

In Spanien wird als Vorschlag für den Schallschutz zwischen Räumen in der gleichen Woh-nung „versuchsweise“ DnT,w + C = 30 dB genannt (Pena, 2002).

15) Für diesen Fall ist es wichtig auch die tiefen Frequenzen zu erfassen; für eine Übergangszeit (bis genügend Erfahrungen für die tiefen Frequenzen vorliegen) sollte die Anforderung für DnT,w + C gelten.

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

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Als Richtwert für die zweckmäßige Dämmung zwischen Räumen in einer Wohnung können die Angaben aus dem Entwurf zu SIA 181 in Tabelle 15 herangezogen werden. Mit einer Mindestanforderung DnT,w + C ≥ 40 dB ist allerdings Sprache aus dem Nachbarraum noch gut oder teilweise zu verstehen. Will man erwarten, dass Sprache aus dem Nebenraum nicht zu verstehen (und damit weniger störend) ist, ist ein erhöhter Schallschutz von DnT,w + C ≥ 45 dB jedenfalls erforderlich; für Komfort-Schallschutz wäre DnT,w + C ≥ 48 dB zu nennen. Mit letzterem Schallschutz ist gemäß Tabelle 15 Unterhaltungssprache im Neben-raum zwar hörbar aber je nach Grundgeräuschpegel kaum oder nicht zu verstehen.

2.2.2 Schutz gegen Trittschallübertragung Das geeignete Verfahren zur Beschreibung des Trittschallschutzes ist seit Jahrzehnten Ge-genstand von Untersuchungen. Andere Verfahren als die mit dem genormten Hammerwerk wurden mehrfach vorgeschlagen, auch im Hinblick auf die Forderung, dass das Verfahren der Beschreibung des Trittschallschutzes gut die Dämmung von Gehgeräuschen beschrei-ben muss. Das Verfahren mit dem Hammerwerk wurde aber, da es vergleichsweise einfach anzuwenden ist und gut reproduzierbare Werte liefert, in die internationale Normung (ISO 140-6) und in alle nationalen Normen aufgenommen und es wurden dazu mit den Einzahlan-gaben nach ISO 717-2 Anforderungen festgelegt. Untersuchungen über den Zusammenhang des Norm-Trittschallpegels mit dem A-bewerteten Schallpegel des Gehens von Personen mit unterschiedlichen Schuhen wurden mehrfach durchgeführt. In einer jüngeren Untersuchung (Hagberg, 2001) wurde festgestellt, dass die Einzahlangabe L’n,w + CI,50-2500 eine gute Korre-lation mit der subjektiven Beurteilung von Gehgeräuschen liefert. mit

L’n,w + CI,50-2500 = 73,4 – 3,80 S,

wobei S die subjektive Einstufung von 1 bis 7 (mit 7 beste Einstufung) bedeutet16. Die Größe L’n,w + CI,50-2500 wird derzeit für die Anforderung an den Trittschallschutz nur in Schweden eingesetzt (in Norwegen empfohlen). Mit der schwedischen Forderung L’n,w + CI,50-2500 ≤ 56 dB in der den Bauvorschriften entsprechenden Klasse C wird eine subjektive Einstufung von 4,4 erreicht, die beste Einstufung S = 7 würde sich mit L’n,w + CI,50-2500 ≤ 47 dB ergeben (dies ist mit der Empfehlung in Klasse B in der Norwegischen Norm und in Klasse A der schwedischen Norm mit L’n,w + CI,50-2500 ≤ 48 dB etwa erreicht). In den in den skandinavi-schen Ländern empfohlenen Klassen A und B mit höherer Schallschutz-Qualifikation wird L’n,w + CI,50-2500 für die Anforderungen zugrunde gelegt (vgl. Tabelle 21 und Tabelle 24) . Der in der höchsten Klasse A in Finnland geforderte Wert L’n,w + CI,50-2500 ≤ 43 dB (vgl. Tabelle 24) würde eine subjektive Einstufung S = 8 ergeben.

Eine Untersuchung über die subjektive Bewertung von Trittschall (Nilsson et al., 2001) lässt ableiten, dass die Einstufung des Trittschallschutzes mit dem Trittschallhammerwerk nicht unähnlich der mit dem Gehen von Versuchspersonen ist.

Ein aus Befragungen abgeleiteter Zusammenhang zwischen Norm-Trittschallpegel und Zu-friedenheit mit den akustischen Bedingungen ist in nachstehender Tabelle 17 angegeben.

16) Die der Ableitung dieses Zusammenhangs zugrunde gelegten Werte von L’n,w + CI,50-2500 lagen im Bereich von 51 bis 65 dB.

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ENDBERICHT

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Tabelle 17: Zusammenhang zwischen Prozentsatz der Personen, die die akustischen Bedin-gungen zufriedenstellend bezeichnen und Trittschallpegel

Prozent finden Bedingungen zufriedenstellend Norm-Trittschallpegel L´n,w + CI,50-2500 (dB) 20 40 60 80

63 58 53 48

Quelle: Rasmussen et al., 2003

In der Schweiz wird im Entwurf der SIA 181 die Größe L’nT,w + CI der Anforderung zugrunde gelegt; der in Tabelle 7 angegebene Wert L’n,w + CI ≤ 50 dB entspricht der Anforderung für normale Nutzung und Empfindlichkeit. Wie beim Luftschallschutz wird in dem Schweizer Normentwurf unterschieden zwischen Standard- und Mindestanforderung und für die Stan-dardanforderung eine Einstufung je nach Raumnutzung und Lärmempfindlichkeit angege-ben, wie die nachfolgende Tabelle 18 zeigt. Tabelle 18: Standardanforderungen an den Schutz gegen Trittschall

Quelle: Entwurf SIA 181

Die Mindestanforderungen sind um 5 dB höher.

CI ist für Decken mit Fußboden in der Größenordnung von 0 bis 4 dB, die Anforderung L’nT,w

+CI ≤ 50 dB entspricht damit etwa der Anforderung L’nT,w ≤ 48 dB in Österreich (der schärfs-ten Anforderung in den europäischen Ländern gemäß Tabelle 7).

In der mit 1. Juni 2006 gültigen Norm SIA 181 ist (anders als im Entwurf) zwischen Mindest-anforderungen und erhöhten Anforderungen unterschieden. Die Anforderungswerte für die Mindestanforderungen sind um 3 dB höher als die in der vorstehenden Tabelle 18 (aus dem Entwurf) angeführten und die erhöhten Anforderungen entsprechen den in der Tabelle 18 angeführten Werten.

Im Entwurf der Schweizer Norm SIA 181 ist auch eine Angabe über die subjektive Empfin-dung des Trittschallschutzes zwischen Räumen angegeben, wie in nachfolgender Tabelle 19 gezeigt.

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Tabelle 19: Subjektive Empfindung des Trittschallschutzes zwischen Räumen (Entwurf SIA181)

Quelle: Entwurf SIA 181

Die Tabelle zeigt, dass in ruhiger Umgebung Unhörbarkeit auch von sehr lauten Trittschall-beanspruchungen erst bei einem bewerteten Standard-Trittschallpegel L’nT,w + CI ≤ 30 dB zu erwarten ist

In den Niederlanden wurde bei der Definition der Schallschutz-Qualitäts-Klassen für Wohn-häuser (vgl. Tabelle 11) für den Trittschallschutz die Größe L’nT,w +CI eingesetzt und für Klas-se III L’nT,w +CI ≤ 53 dB und für Klasse II L’nT,w +CI ≤ 48 dB festgelegt (Gerrretsen, 2003).

In einer Untersuchung in Dänemark (Rindel, 2003) wurde gefunden, dass für die der Stör-wirkung entsprechende Beschreibung des Trittschalls insbesondere für leichte Decken die tiefen Frequenzen entsprechend beachtet werden müssen und die Größe L’n,w + CI,50-2500 we-sentlich besser geeignet ist als die Größe L’n,w . Die nachstehende Tabelle 20 zeigt den Un-terschied in der Bewertung. Tabelle 20: Ergebnisse eines Labor-Experiments mit Trittschall mit unterschiedlichem tieffre-quentem (unter 125 Hz) Anteil

Quelle: Mortensen, 1999

Ersichtlich ist die Störung durch Trittschall bei gleichem Wert von L’n,w sehr unterschiedlich je nach dem tieffrequenten Anteil, der durch CI,50-2500 beschrieben wird. Die Tabelle 20 zeigt auch, dass bei L’n,w + CI,50-2500 = 54 dB noch 20 % durch das Gehen und noch 47 % durch das Springen von Kindern gestört sind.

In den 4 Schallschutz-Qualitätsklassen (vgl. Tabelle 12 und die Erläuterung zu den 4 Klas-sen) ist daher für den Trittschallschutz für die Anforderungen in den Klassen A und B die Größe L’n,w + CI,50-2500 zugrunde gelegt, wie die nachfolgende Tabelle 21 zeigt.

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Tabelle 21: Anforderungsklassen A, B, C, D für den Trittschallschutz nach DS 490 Raumtype Klasse A

L’n,w + CI,50-2500 (dB)

Klasse B L’n,w + CI,50-2500

(dB)

Klasse C L’n,w (dB)

Klasse D L’n,w (dB)

In Wohnräumen und Küchen von Geschäftslokalen oder Gemeinschaftsräumen mit lärmenden Aktivitäten

38 43 48 53

In Wohnräumen und Küchen aus anderen Wohnungen oder Gemeinschaftsräumen

43 48 53 58

In Wohnräumen und Küchen aus Treppenhaus, Flur, Balkon, und Toiletten und Bad in anderen Wohnungen

48 53 58 63

Quelle: DS 490

Ebenso wie beim Luftschallschutz ist auch beim Trittschallschutz für die Klassen mit höhe-rem Schallschutz der Schutz vor tieffrequentem Lärm mit dem Spektrum-Anpassungswert CI,50-2500 besonders beachtet.

In Belgien wurde in der neuen Norm die Grenze für den bewerteten Standard-Trittschallpegel mit L’nT,w ≤ 58 dB (54 dB zu einem Schlafraum, Studio) für die „normal a-coustic comfort class“ und L’nT,w ≤ 50 dB für die „approved acoustic comfort class“ angege-ben. Basierend auf Angaben in der Literatur wird ein allgemeiner Zusammenhang zwischen dem A-bewerteten Schallpegel des Gehgeräusches und dem Norm-Trittschallpegel angege-ben (Vermeir, 2003), der in nachfolgender Abbildung 6 wiedergegeben ist. Abbildung 6: Allgemeiner Zusammenhang zwischen Gehgeräusch und Norm-Trittschallpegel (Streubereich zwischen oberer und unterer Linie)

Quelle: Vermeir, 2003

Ersichtlich ist zur Minderung des Gehgeräusches unter 30 dB ein Norm-Trittschallpegel unter 39 dB (günstigster Fall) bzw. 47 dB (im Mittel) erforderlich und für Gehgeräusch unter 25 dB ein Norm-Trittschallpegel unter 31 bzw. 39 dB.

In Polen ist die Normvorschreibung von L’n,w ≤ 58 dB vergleichsweise hoch; In einer Unter-suchung wurde gefunden, dass bei diesem Trittschallschutz rd. 60 % Bewohner das Gehen hören (Izewska, 2005). Auch bei einem Trittschallschutz von L’n,w = 50 dB wurde über eine große Störung durch Trittschall berichtet, bedingt auch dadurch, dass der Grundgeräusch-pegel sehr niedrig war; insbesondere im tieffrequenten Bereich zwischen 50 und 250 Hz ist der Schallpegel des Gehgeräusches deutlich (mehr als 10 dB) über dem Grundgeräuschpe-gel. In einem Vorschlag für eine Änderung der Norm wird empfohlen mehrere Anforderungs-Klassen festzulegen und die Grenze für den Trittschallpegel abhängig vom im Haus vorhan-

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

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denen Grundgeräuschpegel festzulegen. Der Vorschlag für 3 Klassen und 3 unterschiedliche Stufen des Umgebungsgeräusches im Gebäude ist nachstehend in Tabelle 22 dargestellt. Tabelle 22: Vorschlag für Anforderungen an den Trittschallschutz in Wohngebäuden in Polen

Trittschallschutz-Klassifizierung für Wohn-

gebäude

Maximaler bewerteter Norm-Trittschallpegel L’n,w (dB) abhängig vom A-bewerteten äquivalenten Dauerschallpegel LA,eq (dB) des Umge-

bungsgeräusches Tag ≥ 40, Nacht ≥ 30 Tag= 35, Nacht = 25 Tag ≤ 30, Nacht ≤ 20

Klasse I (Minimum) 58 53 48 Klasse II (mittlere Qualität) 53 48 43

Klasse III (Komfort) 48 43 38 Quelle: Izewska, 2005

In Norwegen wurden umfangreiche Untersuchungen über den Trittschallschutz, insbesonde-re von Holzdecken und in Verbindung damit den tieffrequenten Trittschall, durchgeführt. Die Untersuchungen zeigten die große Wichtigkeit der Beachtung der tiefen Frequenzen und der Einführung des Spektrum-Anpassungswertes CI,50-2500 (Homb, 2005). In der nachfolgenden Tabelle 23 sind die Anforderungen und Empfehlungen der Klassen B und C für den Tritt-schallschutz in Norwegen angeführt (insgesamt wurden 4 Klassen festgelegt). Tabelle 23: Anforderungen und Empfehlungen an den Trittschallschutz in Norwegen nach NS 8175 Trittschallschutz zwischen Wohnungen L’n,w (dB) L’n,w + CI,50-2500 Klasse C Minimum-Anforderung ≤ 53 empfohlen aber nicht

normativ ≤ 53 Klasse B empfohlen - ≤ 48 Quelle: Homb, 2005

Messungen an Holzdecken im Labor ergaben Norm-Trittschallpegel L’n,w im Bereich von 42 bis 52 dB mit Spektrum-Anpassungswerten C I,50-2500 im Bereich von +4 bis +10 dB; die Wer-te für L’n,w + CI,50-2500 lagen im Bereich von 46 bis 57 dB; dies zeigt, dass die Beachtung der tiefen Frequenzen im Bereich 50 bis 80 Hz wesentlich ist. Die Ergebnisse von Messungen in Gebäuden zeigten für die Holzdecken ähnliche Werte für L’n,w im Bereich von 46 bis 52 dB und für L’n,w + CI,50-2500 im Bereich von 54 bis 60 dB. Für CI,50-2500 ergaben sich Werte im Be-reich von +5 bis +8 dB. Bei massiven Decken ist der Frequenzbereich unter 100 Hz nicht so entscheidend: bei den untersuchten massiven Beton-Decken lag der Norm-Trittschallpegel L’n,w im Bereich von 46 bis 55 dB und L’n,w + CI,50-2500 im Bereich von 47 bis 55 dB. Die Werte von CI,50-2500 sind für die massiven Decken im Bereich von 0 bis +2dB. Für eine Leichtbeton-decke mit Fußboden und Untersichte waren die Werte für CI,50-2500 deutlich höher im Bereich von +3 bis +10 dB.

In Finnland wurde 2000 die Anforderung von L’n,w ≤ 58 dB auf L’n,w ≤ 53 dB verschärft. In einer Untersuchung (Sipari, 2002) mit Messungen an einer großen Zahl von verschiedenen Decken wurde gezeigt, dass diese Forderung erfüllt werden kann mit massiven Decken mit entsprechendem Fußboden, auch mit Holzdecken mit entsprechendem Fußboden. Wird der Spektrum-Anpassungswert CI,50-2500 betrachtet, so zeigt sich, dass dieser für massive Beton-decken im Bereich von 0 bis 2 ist und daher auch L’n,w + CI,50-2500 unter 53 dB erfüllt werden kann. Für Holzdecken liegt zwar CI,50-2500 im Bereich von 0 bis +7 dB, aber auch mit Holzde-cken mit dem entsprechenden Fußboden kann L’n,w + CI,50-2500 ≤ 53 dB erfüllt werden.

In der 2004 veröffentlichten Norm SFS 5907 sind in den 4 Klassen A bis D neben dem in den Bauvorschriften festgelegten Wert L’n,w ≤ 53 dB (entsprechend Klasse C) die folgenden Wer-te festgelegt; dabei sind auch Anforderungen für Räume mit höheren Trittschallbeanspru-chungen gegen Wohnungen im gleichen Gebäude behandelt (vgl. dazu auch die Angaben zu den Klassen vor Tabelle 13).

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ENDBERICHT

32

Tabelle 24: Anforderungsklassen A, B, C, D für den Trittschallschutz nach SFS 5907 Raum Klasse A

L’n,w + CI,50-2500

Klasse B L’n,w + CI,50-2500

Klasse C L’n,w

Klasse D L’n,w

von den eine Wohnung umgebenden Räumen zu einer Wohnung

43 49 53*) 63

von einem Geschäft, Büro, u. ähnl. u. Garage zu einer Wohnung

43 43 49 49

von Nachtklub, Tanzrestaurant u. ähnl. im Gebäude zu einer Wohnung

33 38 43 43

*) Die Anwendung des Spektrumanpassungswertes CI,50-2500 wird auch in dieser Klasse empfohlen. Quelle. SFS 5907

In Schweden ist für Klasse A L’n,w oder L’n,w + CI,50-2500 ≤ 48 dB, für Klasse B L’n,w oder L’n,w + CI,50-2500 ≤ 52 dB und für Klasse C L’n,w oder L’n,w + CI,50-2500 ≤ 56 dB in der Norm SS 25267 angegeben.

In Deutschland ist in Kriterien für erhöhten Schallschutz in VDI 4100 der Normtrittschallpe-gel für die Schallschutzstufen II und III mit L’n,w ≤ 46 und 39 dB angegeben; gemäß Tabelle 14 ist dem die Wahrnehmung von Gehgeräuschen „im allgemeinen nicht mehr störend“ und „nicht störend“ zuzuordnen.

Ein Konzept von Schallschutzklassen wurde auch für den Trittschallschutz vorgeschlagen mit Beibehaltung des Norm-Trittschallpegels für die Anforderung wie folgt (Burkhart, 2005):

E einfacher Schallschutz (z. B. Altbau) Ln,w = 53 dB D Mindestschallschutz Ln,w = 48 dB C erhöhter Schallschutz Ln,w = 43 dB B Komfortschallschutz Ln,w = 38 dB A besonders guter Schallschutz Ln,w = 33 dB

In Kreisen von Experten wird auch die Aufnahme der Spektrum-Anpassungswerte und der dazu zu betrachtende Frequenzbereich sowohl für Luftschallschutz als auch für Trittschall-schutz diskutiert.

In Frankreich ist neben der gesetzlichen Anforderung für den Trittschallschutz von L’nT,w ≤ 58 dB für die Certification Qualitel in dem Kriterium CQ (Certification Qualitel) L’nT,w ≤ 55 dB und in dem Kriterium CQCA (Certification Qualitel Confort Acoustique) L’nT,w ≤ 52 dB gefor-dert.

In Spanien ist ein bewerteter Standard-Trittschallpegel L’nT,w ≤ 65 dB gefordert.

In Ungarn ist geplant von L’n,w auf L’n,w+ CI überzugehen.

Da nur mit einer schalltechnisch geeigneten Fußbodenbauart auf der Rohdecke die An-forderungen an den Trittschallschutz erfüllt werden können, wurden auch Verfahren zur Be-schreibung und Messung der Verbesserung des Trittschallschutzes durch Fußbodenbauar-ten entwickelt und genormt, die auch mit Einzahlangaben arbeiten. Diese können zwar gut für die Beschreibung der trittschalldämmenden Wirkung eines Fußbodens auf allen massiven Rohdecken angewendet werden, nicht aber auf leichten Holzdecken. Es wurde daher ein getrenntes Verfahren für die Messung und eine daraus abgeleitete Einzahlangabe der Ver-besserung des Trittschallschutzes auf Holzdecken entwickelt und genormt (vgl.2.1.2). In ei-ner umfangreichen Untersuchung mit Messungen von 16 verschiedenen Fußbodenbauarten auf einer Norm-Holzbalkendecke wurden die Details des Verfahrens ausgearbeitet und An-gaben zum Trittschallschutz für die Fußbodenbauarten ermittelt (Lang, 2004).

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

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An allen Decken erfolgten auch Messungen mit der in Japan entwickelten und auch in ISO 140-11 aufgenommenen „Heavy/soft Impact Source“, einem Gummiball mit 180 mm Durch-messer und einer Masse von rd. 2,6 kg mit einer Fallhöhe von 100 cm. Diese Art der Anre-gung ist typisch für die beim Springen von Kindern. Die Messungen mit dem genormten Tritt-schallhammerwerk und die Messungen mit dem Gummiball zeigten, dass im Trittschall die tiefen Frequenzen weit überwiegen17. Es wurde daher die Empfehlung abgeleitet, dass die Trittschallmessungen ab 50 Hz durchgeführt werden sollen und dass zur Festlegung von Anforderungen an den Trittschallschutz L’nT,w + CI,50-2500 eingesetzt werden soll; damit ist auch eine gute Korrelation mit dem Schallpegel des Gummiballs (kennzeichnend für das Springen von Kindern) gegeben.

In der Untersuchung wurden auch auf 6 verschiedenen Decken Messungen des Geräusches unter der Decke beim Gehen verschiedener Personen mit unterschiedlichem Schuhwerk durchgeführt und die Eignung der Messergebnisse des Trittschallschutzes mit Hammerwerk und Gummiball für die subjektive Bewertung geprüft. In Abbildung 7 ist zum A-bewerteten äquivalenten Dauerschallpegel des Gehgeräusches (Mittelwert über 3 verschiedene Schuhe an verschiedenen Personen) der bewertete Norm-Trittschallpegel18 Ln,w und Ln,w + CI und der maximale A-bewertete Schallpegel bei der Anregung mit dem Gummiball eingetragen. Die Werte für LnT,w passen sehr gut in den in Abbildung 6 dargestellten Streubereich. Aus der Darstellung ist ersichtlich, dass einem Norm-Trittschallpegel von Ln,w = 48 dB ein äquivalen-ter Dauerschallpegel des Gehgeräusches von etwa 33 dB entspricht und Gehen damit bei diesem Schallschutz deutlich hörbar werden kann. Um das Gehgeräusch unter 30 dB zu senken, müsste der Norm-Trittschallpegel unter 40 dB betragen. Abbildung 7: Vergleich des A-bewerteten Schallpegels bei Anregung mit dem Gummiball und des bewerteten Norm-Trittschallpegels bei Anregung mit dem Normhammerwerk mit dem Schallpegel des Gehgeräusches

35

40

45

50

55

60

65

70

75

80

85

25 30 35 40 45

A-bewerteter äquivalenter Dauerschallpegel des Gehgeräusches dB

A-b

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el o

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dB

Gummiball Lnw Lnw+CI Quelle: Lang, 2004

Zusammenfassend ergibt sich aus den in den letzten Jahren in vielen Ländern durchgeführ-ten Untersuchungen und Festlegungen von Empfehlungen für erhöhten Trittschallschutz, dass – insbesondere für leichte Holzdecken - die Beachtung der tiefen Frequenzen wesent-lich ist um das subjektive Empfinden einer Störung durch das Gehgeräusch zu erfassen. Es

17) Das extrem tieffrequente Geräusch, das beim Begehen unter den Holzdecken entsteht, wird auch von den Bewohnern in Gebäuden mit Holzdecken als subjektiv besonders störend genannt. 18) Der Spektrum-Anpassungswert CI,50-2500 konnte nicht ausgewertet werden, da die Messungen mit dem Hammerwerk nur ab 100 Hz durchgeführt worden waren.

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ENDBERICHT

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sollte daher die Vorschreibung der Anforderungen an den Trittschallschutz in Wohngebäu-den jedenfalls mit der Größe L’n,w + CI,50-2500 erfolgen. Dies ändert die Anforderung für massi-ve Decken kaum, ist aber für Holzdecken wegen des immer wieder von Bewohnern beklag-ten „Dröhnens“ wichtig zur Vermeidung von Störungen. Die in Österreich bestehende Anfor-derung L’nT,w ≤ 48 dB sollte auf L’nT,w + CI,50-2500 ≤ 50 dB erweitert werden; höhere Anforde-rungen können mit L’nT,w + CI,50-2500 ≤ 45 dB beschrieben werden und sehr hohe Anforderun-gen (Komfort) mit L’nT,w + CI,50-2500 ≤ 40 dB. Zurzeit bestehen allerdings in Österreich und einigen anderen Ländern noch nicht genügend Erfahrungen mit der Größe CI,50-2500, es müss-te daher eine Übergangsfrist, in welcher Messerfahrungen gesammelt werden können, ge-setzt werden. Bis die entsprechenden Mess- und Planungserfahrungen vorliegen, könnten die vorgenannten Anforderungen um 2 dB vermindert für L’nT,w + CI eingesetzt werden. Die Werte für CI sind für massive Decken nur wenig von 0 verschieden und für Holzdecken im Bereich von 0 bis 4 dB. In Abbildung 8 sind die Spektrum-Anpassungswerte CI und CI,50-2500 aus Messungen an 23 Holzbalkendecken mit verschiedenen Fußbodenbauarten dargestellt. Abbildung 8: Spektrumanpassungswerte CI und CI,50-2500 aus Messungen an Holzbalkendecken

0

2

4

6

8

10

12

14

30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80

Ln,w dB

CI,

CI,5

0-25

00 d

B

CI CI50-2500

CI,50-2500 Mittelwert 7 , Bereich 1 bis 13

CI Mittelwert 2, Bereich 0 bis 4 dB

Quelle: Lang, 2006

Für den Trittschallschutz innerhalb einer Wohnung (in 2 Geschoßen) bestehen wenig Anforderungen. In den Niederlanden ist in der Norm NEN 1079 für die 5 Qualitätsklassen für den bewerteten Norm-Trittschallpegel LnT,w + CI ≤ 53, 63, 73, 83, 93 dB angegeben, wobei für Treppen ein 5 dB geringerer Pegel gefordert ist. In Finnland ist nur für die Klassen A und B ein Trittschallschutz zu wenigstens einem Raum der gleichen Wohnung gefordert, der mit LnT,w + CI,50-2500 ≤ 58 und 63 dB allerdings eine eher geringe Anforderung darstellt. In Schwe-den ist auch in den Klassen A und B ein Trittschallschutz zu wenigstens einem Raum der gleichen Wohnung gefordert, der mit LnT,w ≤ 64 und 68 dB noch geringer ist. In der Schweiz ist im Anhang der Norm SIA 181 für Trennbauteile innerhalb einer Wohnung für Stufe 1 L’≤ 55 dB und für Stufe 2 L’≤ 50 dB empfohlen.

Über mangelnden Trittschallschutz wird in Wohnungen, die in 2 Geschoßen liegen und ins-besondere in Einfamllienhäusern, für die in Österreich keine Anforderungen bestehen, mehr-fach geklagt. Es sollte daher eine Anforderung festgelegt werden, die der zwischen fremden Wohnungen in Mehrfamilienhäusern entspricht oder event. um 5 dB höhere Pegel zulässt. Da gerade in Splitt-level-Wohnungen und in Einfamlienhäusern vielfach Holzdecken einge-setzt werden, ist es wichtig, dass auch für diese Anforderung die Größe L’nT,w + CI,50-2500 zugrunde gelegt wird.

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

35

2.3 Wie kann die Erfüllung der Anforderungen im Gebäude ge-sichert werden Für die Erfüllung der Anforderungen ist die entsprechende Beachtung des Schallschutzes bei der Planung unbedingt erforderlich. Für die Planung sind unbedingt notwendig:

- Daten über die schalltechnischen Eigenschaften der Bauteile und Baustoffe in den physika-lisch korrekten Größen, wie:

-- bewertetes Schalldämm-Maß Rw für Bauteile aus Messungen im Prüfstand

-- bewerteter Norm-Trittschallpegel Ln,w von Decken,

-- äquivalenter bewerteter Norm-Trittschallpegel Ln,T,w,eq von massiven Rohdecken

-- Trittschall-Verbesserungsmaß ΔLw für Fußbodenbauarten und Deckenauflagen

-- Trittschall-Verbesserungsmaß ΔLt,w für Fußbodenbauarten auf Holzbalkendecken

-- Trittschall-Verbesserungsmaß ΔLtv,w für Fußbodenbauarten auf Brettstapeldecken

-- dynamische Steifigkeit s’ von federnden Dämmschichten

- genormte Rechenverfahren für die Ermittlung des Schallschutzes zwischen nebeneinander- und übereinander liegenden Räumen (Luft-. und Trittschallschutz) im Gebäude.

Zur Sicherung des Schallschutzes auch bei der Ausführung ist weiters erforderlich:

- Angaben zu den Details der richtigen Bauausführung

- stichprobenweise Überprüfung des Luft- und Trittschallschutzes im fertig gestellten Gebäu-de.

Sowohl für die Messungen an den Bauteilen und Baustoffen im Prüfstand als auch für die Messung des erzielten Luft- und Trittschallschutzes im Gebäude bestehen ISO und EN-Normen. Die Messungen sollen vorzugsweise von dafür akkreditierten Prüfstellen durchge-führt werden.

Die Angabe der schalltechnischen Eigenschaften von Bauteilen und Baustoffen ist vor allem Aufgabe der Produzenten (oder Importeure). Es ist aber auch sehr vorteilhaft, wenn die Ei-genschaften nach Angaben der Produzenten in Katalogen zusammengestellt und veröffent-licht werden. Die Angaben der Details zur richtigen Bauausführung sind ebenfalls im wesent-lichen Aufgabe der Baustofflieferanten, z. B. Dämmstoff-Hersteller, Gipskartonplatten-Lieferanten.

In Österreich wurde vom Österreichischen Normungsinstitut ein Katalog für schallschutz-technische Kennwerte von Bauteilen mit Messergebnissen des Schalldämm-Maßes von Wänden, Fenstern, Türen veröffentlicht. Für Holzbauteile wurde eine umfangreiche Daten-bank im Internet eingerichtet (www.dataholz.com) mit einem Katalog bauphysikalisch ökolo-gisch geprüfter Holzbauteile vom Fachverband der Holzindustrie Österreichs. Als Unterlage für die Planung besteht die ÖNORM B 8115-4 mit dem vereinfachten Rechenverfahren nach EN 12354-1 und EN 12354-2 und Angaben von Richtwerten für das bewertete Schalldämm-Maß von Bauteilen und die Verbesserung des Schalldämm-Maßes durch Vorsatzschalen, den äquivalenten bewerteten Norm-Trittschallpegel von Rohdecken, das Trittschall-Verbesserungsmaß für Bodenbeläge, schwimmende Estriche und Fußbodenbauarten auf Holzbalkendecken und Brettstapeldecken. Ein Beispiel für die Berechnung nach EN 12354-1 ist eingeschlossen. In Tabellen ist dargestellt, welche Flankenbauteile je nach Bauart des Trennbauteils erlaubt bzw. erforderlich sind um die vorgeschriebene Standard-Schallpegeldifferenz zwischen neben- oder übereinander liegenden Räumen zu erfüllen.

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ENDBERICHT

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Für geförderte Bauten wird in manchen Bundesländern (Bauen und die Förderung von Wohnbauten fällt in die Zuständigkeit der Länder) vor Baubeginn der Nachweis des Schall-schutzes nach ÖNORM B 8115 gefordert und nach Fertigstellung der Bauten der erzielte Schallschutz stichprobenweise überprüft.

Vor Aufnahme des Rechenverfahrens nach EN 12354-1 in die ÖNORM wurde durch Ver-gleich von Messergebnissen des Schallschutzes in Wohnbauten mit der Berechnung nach EN 12354-1 die Anwendbarkeit für die österreichischen Bauarten von Wohngebäuden ge-prüft. Es standen für insgesamt 28 Gebäude Messergebnisse der Standard-Schallpegeldifferenz zwischen nebeneinander liegenden Räumen in 26 Fällen und zwischen übereinander liegenden Räumen in 36 Fällen aus den Jahren 1995 – 1999 für die Ver-gleichsrechnungen zur Verfügung. Der Vergleich der Mess- und Rechenergebnisse für die einzelnen Fälle ist in Abbildung 9 und Abbildung 10 dargestellt (Lang, 2002). Weiters stan-den aus einer Forschungsarbeit (Lang, 1985) Messergebnisse für 17 übereinander liegende Räume und 6 nebeneinander liegende Räume zur Verfügung, für die ebenfalls die Ver-gleichsrechnungen durchgeführt werden konnten. Die Ergebnisse sind in Abbildung 10 dar-gestellt. Die Mittelwerte der Differenz Rechenergebnis –Messergebnis sind in Tabelle 25 zusammengestellt. Abbildung 9: Differenz Rechenergebnis – Messergebnis für Messungen zwischen nebeneinan-der liegenden Räumen

-5

-4

-3

-2

-1

0

1

2

3

4

5

55 55 56 57 57 57 58 58 58 58 58 59 60 60 60 60 61 61 61 62 63 64 64 65 66 67

Meßergebnis DnT,w dB

Rec

hene

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nis

- Meß

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dB

Quelle: Lang, 2001

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

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Abbildung 10: Differenz Rechenergebnis – Messergebnis für Messungen zwischen übereinan-der liegenden Räumen

-5

-4

-3

-2

-1

0

1

2

3

4

5

54 54 54 55 55 55 55 55 56 56 56 56 57 57 57 57 57 57 58 58 58 58 58 58 58 58 58 59 59 60 60 61 62 62 63 68

Meßergebnis DnT,w dB

Rec

hene

rgeb

nis

- Meß

erge

bnis

dB

Quelle: Lang, 2001 Tabelle 25: Mittelwerte der Differenz Rechenergebnis – Messergebnis für DnT,w

Messung Differenz Rechenergebnis – Messergebnis (Mittelwerte) dB

Messungen der Jahre 1995-1999 Zwischen nebeneinander liegenden Räumen Zwischen übereinander liegenden Räumen Messungen 1985 Zwischen nebeneinander liegenden Räumen Zwischen übereinander liegenden Räumen

- 0,4 0,6

0,3 0,3

Quelle: Lang, 2001

Im Rahmen der Untersuchung wurden auch für einige der Gebäude Vergleichsrechnungen mit dem Programm Bastian durchgeführt; sie zeigten, dass das Programm mit dem verein-fachten Verfahren die gleichen Ergebnisse wie eine händische Berechnung ergibt. Es liefert sehr schnell Ergebnisse, günstig auch für die einzelnen Schallübertragungswege getrennt, sodass der Planer sofort erkennen kann, welcher Schallübertragungsweg maßgebend ist und daher gegebenenfalls eine Verbesserung der Schalldämmung erfordert. Das Programm wird zur Planung des Schallschutzes in mehreren Stellen in Österreich eingesetzt,

In Belgien werden in mehreren Forschungsprojekten neue Richtlinien ausgearbeitet um die Bauindustrie bei der Entwicklung neuer Produkte und Bausysteme zur Erfüllung der neuen Anforderungen zu unterstützen. Bei der Ausarbeitung der neuen Normanforderungen wurde festgelegt, dass sie das fertige Gebäude betreffen, aber bei der Planung die einzelnen Bau-teile so ausgewählt werden müssen, dass sie diese Anforderungen erfüllen, gegebenenfalls unter Einsatz der Rechenmodelle nach EN 12354 oder spezifischer Bauvorschriften. Bei der Planung sollte nicht die Messungenauigkeit berücksichtigt werden müssen; vielmehr sollten zur Berücksichtigung der Unsicherheiten im Rechenmodell und der Messungenauigkeiten Messergebnisse im Gebäude bis zu 2 dB unter der Anforderung als die Anforderung erfül-lend gelten.

In Deutschland wird eine Revision der DIN 4109 ausgearbeitet, die Daten sowohl für massi-ve Konstruktionen als auch für leichte Bauweisen für die Berechnung des Schallschutzes im Gebäude aus den Bauteileigenschaften nach EN 12354 zur Verfügung stellen soll. Untersu-chungen über die Reproduzierbarkeit der Messungen des Schalldämm-Maßes von massiven

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ENDBERICHT

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Bauteilen zeigten beachtliche Unterschiede bedingt durch die unterschiedlichen Verlustfakto-ren in den Prüfständen und Vorschläge für einheitliche Bedingungen angegeben (Schmitz et al., 2001). Details dazu sind noch in Diskussion. Die Anwendbarkeit des Rechenverfahrens nach EN 12354 für die in Deutschland üblichen Bauweisen wurde geprüft (Metzen, 1999; Blessing, 2001; Späh, 2001). Das Rechenverfahren nach EN 12354 wurde erweitert für die Anwendung auf massive Doppelwände (Metzen et al., 2002).

Für die Planung des Luft- und Trittschallschutzes in Gebäuden aus Holzkonstruktionen wur-de geprüft, wieweit das Verfahren nach EN 12354 anwendbar ist bzw. ein neues Verfahren entwickelt (Metzen et al., 2005). Eine umfangreiche Datenbank wurde erstellt über Schall-dämm-Maß (einschließlich Spektrum-Anpassungswerte) und Schalllängsdämm-Maß (ein-schließlich Spektrum-Anpassungswerte) von Wand-Konstruktionen und Schalldämm-Maß und Norm-Trittschallpegel (jeweils einschließlich Spektrum-Anpassungswerte) von Holzde-cken. Der Vergleich der Ergebnisse für Rechnung und Messung des Luftschallschutzes in Gebäuden ergab für die Rechnung mit dem vereinfachen Verfahren von EN 12354 eine Ü-bereinstimmung mit Differenzen ≤ 2 dB in den meisten Fällen. Für den Trittschallschutz er-gaben sich mit dem neu entwickelten Verfahren für Holzdecken Differenzen ≤ 4 dB, wobei die größeren Differenzen auch durch Fehler beim Einbau der schwimmenden Estriche be-dingt sind (Scholl et al., 2004).

In den Niederlanden wurde die Richtlinie NPR 5070 ausgearbeitet, in welcher dargestellt ist, welche Flankenbauteile an den Trennbauteil je nach dessen Aufbau angeschlossen werden dürfen. Die Baugenehmigung obliegt der lokalen Behörde, sie wird erteilt, wenn plausibel gemacht werden kann, dass die Anforderungen erfüllt werden können (die Erfüllung der An-forderungen bleibt aber in der Verantwortung der Bauplaner und –ausführenden); Nachweis an Hand der Richtlinie oder auch durch Rechnung nach EN 12354. Die lokale Behörde kann auch nach Errichtung des Baues prüfen. Prüfungen werden aber selten durchgeführt, we-sentlich um gute Bauausführung zu fördern und nachzuweisen. Es besteht auch eine Art Versicherung bei einem Hauskauf; Messungen werden durchgeführt, um nachzuweisen, dass die zugesagte akustische Qualität auch erfüllt wird (Gerretsen, 2006). Verschiedene Studien zeigen, dass in den neu erbauten Häusern die Schallschutz-Anforderungen erfüllt werden. In den Richtlinien sind auch Angaben für die Erzielung des höheren Schallschutzes der Klasse II und sie geben auch Information über die richtige Ausführung der schwimmen-den Estriche (Gerretsen, 2003).

In Spanien werden mit der neuen Norm nicht nur neue Anforderungen für das Gebäude (statt wie früher für die einzelnen Bauteile) eingeführt sondern auch in situ - Kontrollen und Prüfungen des Entwurfs. Dazu werden Schallschutzmodelle ausgearbeitet, um Unterlagen für die Planung der Erfüllung der Anforderungen in der neuen Norm zur Verfügung zu stellen. Insbesondere sollen die erforderliche Daten für die Anwendung der EN 12354 erstellt wer-den. Dabei werden besonders die in Spanien üblichen Bauweisen (Hohlziegel und Hohlkör-perdecken) betrachtet (Esteban et al., 2004). Dazu wurden umfangreiche Messungen des Verlustfaktors in spanischen Gebäuden durchgeführt und ergänzende Vorschläge für das Rechenverfahren gemacht (Esteban et al., 2004). Um ein Rechenprogramm zur Verfügung zu stellen wurde das Acoubat-Programm (ausgearbeitet von CSTB in Frankreich) angepasst (für die spanischen Konstruktionen und für die einfache Anwendung). Training-Kurse in Bau-akustik werden durchgeführt. Sobald die neuen Anforderungen anwendbar sein werden und Architekten und Baumeister die Rechenverfahren üblich anwenden, sollen Klassifikationen eingeführt werden, wie sie schon für die Wärmedämmung bestehen. Um die Genauigkeit des Rechenverfahrens nach EN 12354 für spanische Konstruktionen zu prüfen, wurden Messer-gebnisse und Rechenergebnisse (ermittelt nach dem vereinfachten und dem detaillierten Verfahren) in verschiedenen Gebäuden verglichen (Esteban et al., 2005). Für 24 unter-schiedliche Fälle (mit einer mittleren Standard-Schallpegeldifferenz DnT,w von 32,5 bis 59,5 dB) ergab sich eine Differenz Messwert – Rechenwert von im Mittel 0,5 dB (Standard-

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

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abweichung 1,9 dB) für das detaillierte Verfahren und von im Mittel –0,6 dB (Standardabwei-chung 3,2 dB) für das vereinfachte Verfahren. Es wurde besonders hingewiesen auf die ent-scheidende Abhängigkeit der Genauigkeit des Rechenergebnisses von der Verlässlichkeit der Eingangsdaten. Ein weiterer detaillierter Vergleich Messung – Rechnung wurde in einem Gebäude durchgeführt (Andrade et al., 2005) und ergab die gute Anwendbarkeit der EN 12354-1 für spanische Konstruktionen (mit einfachem Trennbauteil).

Der Nachweis der Eignung in der Planung erfolgt - mit dem Einsetzen einer „genehmigten Lösung“ (Kombination von Decken, Wänden usw., von der bekannt ist, dass sie die Anforderungen erfüllt) - mit der Berechnung nach EN 12354.

Zurzeit werden vom Ministerium die „genehmigten Lösungen“ ausgearbeitet und jede regio-nale Regierung wird entscheiden, wie die korrekte Planung und Ausführung geprüft werden soll. Wesentliche Arbeit wurde geleistet durch Anpassung der EN 12354 für die spanischen Bau-weisen und Entwicklung einer spanischen Version für das Programm Acoubat (Acoubat-dBMAT) (Esteban, 2006).

Ein einfach einzusetzendes Programm nach EN 12354 einschließlich der erforderlichen Da-ten wurde auch beschrieben (Pena et al., 2002).

In Schweden ist in der neuen Norm explizit angeführt, dass in einem frühen Planungszu-stand ein Bauakustik-Nachweis zu erbringen ist, basierend auf Berechnungen oder Messun-gen. Messungen im fertigen Gebäude werden oftmals auch gefordert. Als Basis für die Be-rechnungen wurde eine Datenbank ausgearbeitet, die im Hinblick auf den großen Bedarf der Renovierung von bestehenden Gebäuden auch auf diese entsprechend eingeht (Simmons, 2004). Für die Berechnungen nach EN 12354 wurde das Programm Bastian eingesetzt. Im Hinblick auf die neue Vorschreibung von R’w + C50-3150 für den Luftschallschutz und von L’n,w + CI,50-2500 für den Trittschallschutz wurden für 4 typische Bauweisen Ergebnisse von Rech-nung nach EN 12354 (mit Programm Bastian) und Messung mit den Anforderungen vergli-chen (Hagberg, 2002). Für die Bauarten mit massiver Decke oder massiver Decke und Wand ergab sich eine gute Übereinstimmung von Messung und Rechnung und eine gute Erfüllung der angestrebten Anforderungen der Klasse B. Für die Bauarten mit leichten bie-geweichen Schalen auf Stahl- oder Holzkonstruktionen wurde keine Rechnung durchgeführt. Die Messergebnisse zeigten teilweise zu geringen Schallschutz. Es wurde festgestellt, dass die neue Schallschutz-Klassifikation die Aktivität in der Bauakustik vermehrt hat und es si-cher zu erwarten ist, dass Entwicklungen zu einer Optimierung der Bauweisen zur Erfüllung der verschiedenen Schallschutz-Klassen führen werden. Es wurde eine Datenbank ausgear-beitet für die Rechnung des Schallschutzes nach EN 12354 und in einer Untersuchung die Eignung und der Einfluss der Einbaubedingungen nachgewiesen (Simmons, 2001). Eine ausführliche Untersuchung der Ungenauigkeit von Messung und Rechnung (nach EN 12354 mit Bastian) wurde in einer Vergleichsmessung an 7 Trennwänden durch 8 Prüfstellen (alle Werte der Standardabweichung lagen im in ISO 140-2 angegebenen Bereich) und in einem Vergleich von Mess- und Rechenergebnissen für 40 Messungen in Gebäuden durchgeführt. Daraus wurden Werte für eine Sicherheitsspanne abgeleitet von 2 dB für die Einzahlangabe der Luft- und Trittschalldämmung R’w und L’n,w und von 3 dB für die Angabe von R’w + C50-3150 und von L’n,w + CI,50-2500. Die Werte können noch kleiner sein, wenn die Eingangsdaten für die Bauteile genau sind und die Qualität der Bauarbeiten hoch ist (Simmons, 2005).

Die Tatsache, dass in Schweden zu einem großen Teil Gebäude nicht mit dem mindester-forderlichen sondern mit einem höheren Schallschutz (Klasse B) erbaut werden, wurde zum Teil wie folgt erklärt (Simmons, 2006): „The main reason for the change of building practice in Sweden, was the political change made to the system for subsidizing dwellings, in 1992. In the same time, forced limitations on allowable rents of dwellings were removed. As a result,

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ENDBERICHT

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prices were then set by the market, less dwellings were built, and there was a severe infla-tion in prices. But also, the dwellings built had to please "rich" people, e. g.middle-aged who sold their house and wanted to move to a high-standard apartment. These clients demanded better quality than basic, considering the prices they had to pay. There was also a consensus on the standard constructions used to that day, that these were not up-to-date and there were severe complaints. The change from "habitant", being allocated to a dwelling, to "client" buying one, meant a big step for the industry.”

In Finnland müssen Messungen durchgeführt werden um den Nachweis der Erfüllung der Anforderungen der Klassen zu erbringen. Die Klassifizierung kann für einen einzelnen Raum oder ein gesamtes Gebäude erzielt werden. Für die Klassifizierung eines Gebäudes ist die Messung von mindestens 5 % der Räume erforderlich, jedenfalls aber 2 Räume bzw. Bautei-le.

In Frankreich sind im Référentiel Qualitel (ein umfassendes Handbuch) neben den Anforde-rungen für den Luft- und Trittschallschutz für die Certification Qualitel auch sehr detaillierte Angaben über die Erfüllung der Anforderungen an den Luftschallschutz mit den verschiede-nen Bauweisen enthalten; dabei sind sowohl „vorgefertigte“ Kombinationen von Trenn- und Flankenbauteilen (für Standardabmessungen der Räume) in großer Zahl angeführt als auch das Rechenverfahren für die Berechnung des Schallschutzes für beliebige Kombinationen. Detaillierte Ausführungen sind auch der Berücksichtigung von Nebenwegen durch Lüftungs-anlagen und ähnl. gewidmet. Am Schluss sind auch Tabellen für die Ermittlung von R’w + C enthalten. Genaue Angaben betreffen auch die Erfüllung des geforderten Trittschallschutzes, sowohl in vertikaler als auch in horizontaler Richtung als auch diagonal. Detailliert wird auch der Trittschallschutz von Treppen behandelt.

In Polen wurden Untersuchungen über die Eignung der Rechnung des Schallschutzes nach EN 12354-1 durchgeführt und festgestellt, dass die Ergebnisse wesentlich von der Richtig-keit der Eingangsdaten abhängen (Szudrowicz, 2001).

In England müssen seit der Revision (mit Erhöhung) der Anforderungen 2003 zur Verbesse-rung der Erfüllung der Anforderungen Bauweisen geprüft werden und den „Pre Completion Testing standard“ (PCT) erfüllen (DnT,w + Ctr ≥ 45 dB). 2004 wurden Robust details veröffent-licht, die DnT,w + Ctr ≥ 47 dB aufweisen und von PCT ausgenommen sind vorausgesetzt, dass die Bauart registriert ist und anerkannte Robust Detail-Verfahren eingesetzt werden. Es sind eine Reihe von Robust-Details für Wände aus Mauerwerk, Holzkonstruktionen und Stahlkon-struktionen und von Decken für Beton, Holzkonstruktionen und Stahl-Beton-Bauarten ange-geben. Zu jeder Bauart gibt es eine ausführliche Checkliste, nach der die genaue Ausfüh-rung der Bauarten auf der Baustelle durch Kontrollorgane geprüft werden kann. Baustoffer-zeuger und Handelsfirmen oder andere Interessenten können Vorschläge für neue Robust Details einreichen, nachdem mit Messungen nachgewiesen ist, dass die vorgeschlagene Bauart die Anforderungen erfüllen kann. Die Bauart muss geeignet zum Einbau in der Praxis und möglichst unempfindlich gegen Baufehler sein. In einem Handbuch sind für die Bauaus-führenden und für die Bau-Kontrollore genaue Anweisungen gegeben. Um zu sichern, dass die angegebenen Konstruktionen auch richtig in allen Details ausgeführt werden, werden auch Seminare und interaktive Training-Hilfen angeboten. Das System ist auch rechtlich ge-nau abgesichert (www.robustdetails.com).

In Ungarn werden Prüfungen des Schallschutzes durch die Unternehmer veranlasst, die sicher sein wollen, dass die akustische Qualität den Anforderungen entspricht. Baustofffir-men liefern ihre Produkte mit den erforderlichen akustischen Informationen um normgerechte Gebäude zu errichten.

Zusammenfassend ergibt sich, dass in nahezu allen betrachteten Ländern die Planung des Schallschutzes mit der EN 12354 und dazu eingesetzten Programmen (nach Prüfung der Eignung für die jeweiligen üblichen Bauweisen) durchgeführt wird. In mehreren Ländern

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

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wurden und werden dazu Datenbanken mit den erforderlichen Input-Daten eingerichtet. Eine verpflichtende Überprüfung der Planung ist nur in einigen Ländern gefordert, auch Messun-gen des Schallschutzes im fertigen Gebäude werden nur in einzelnen Ländern durchgeführt. Teilweise werden umfangreiche Sammlungen von „geeigneten Bauweisen“ angeboten, bei deren Einsetzen die Erfüllung des geforderten Schallschutzes gewährleistet ist (gewissen-hafte Bauausführung vorausgesetzt).

2.4 Schallschutz in Wohnbauten in Österreich Schallschutz im Hochbau hat eine lange Tradition in Österreich. Schon 1936 wurde die ÖNORM B 2115 Hochbau - Schutz gegen Schall und Erschütterungen veröffentlicht.

1949 wurde die ÖNORM B 8115 Hochbau – Schallschutz und Hörsamkeit nach dem damali-gen Stand der Technik herausgegeben, 1959 folgte eine neue Auflage.

Wegen des immer größer werdenden Umfangs wurde 1981 die Norm in 4 Teile geteilt: Teil 1 mit den Begriffen, Teil 2 mit den Anforderungen, Teil 3 mit Grundlagen zur Raumakus-tik, Teil 4 mit Angaben zur Erfüllung der schallschutztechnischen Anforderungen.

Während die Teile 1 und 2 öfter Neuauflagen erfuhren, wurde der Teil 4 erst 1992 erstmals neu aufgelegt. Er trug bereits den neuen Erkenntnissen über die Schallübertragung im Hochbau über Trennbauteile und Flankenbauteile Rechnung. 2001 musste eine Neuauflage erfolgen, insbesondere wegen der Übernahme der EN 12354-1 und 12354-2 in das österrei-chische Normenwerk, die zu einem Teil Inhalte der ÖNORM B 8115 ersetzten.

Grundlage für die Entwicklung des baulichen Schallschutzes in Österreich waren die Ergeb-nisse einer Forschungsarbeit 1970 – 1973 (Bruckmayer et al., 1974) mit dem Vorschlag von „Richtlinien für die Anwendung wirtschaftlicher Schallschutzmaßnahmen im Wohnungsbau“. Darin wurde der erforderliche Schallschutz im Wohnungsbau aus einer groß angelegten Be-fragung über die Zufriedenheit mit den Wohnbedingungen und Messungen des Schallschut-zes bei ausgewählten Befragten abgeleitet und aus zahlreichen Messungen Hinweise für die Erfüllung des Schallschutzes entwickelt mit ausgewählten Messbeispielen für „richtig und falsch“. An einer Reihe von Beispielen wurde auch untersucht, wieweit guter Schallschutz höhere Baukosten erfordert.

Die Befragung mit Auswertung von rd. 10000 Fragebogen ergab einen vergleichsweise ho-hen Prozentsatz von durch Lärm gestörten Personen in Mehrfamilienhäusern, der sich für die Gebäude aus den verschiedenen Bauabschnitten deutlich unterschied, wie Abbildung 11 zeigt.

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ENDBERICHT

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Abbildung 11: Prozentsatz der durch den Lärm verschiedener Wohnaktivitäten gestörten Per-sonen

Quelle: Bruckmayer et al., 1974

Das Ergebnis zeigte, dass der Schallschutz in den nach 1945 erbauten Häusern wesentlich schlechter war als in den vor dem Krieg erbauten Wohnhäusern.

In den Fragebogen wurde auch gefragt, ob die Personen bereit gewesen wären, für besse-ren Schallschutz 2 bis 3 % mehr für ihre Wohnung zu bezahlen. Es wären praktisch alle (96%) wahrscheinlich, 66 % sogar auf jeden Fall der sich in ihrer Wohnung stark gestört füh-lenden bereit gewesen, 2 bis 3 % mehr zu bezahlen. Auch von den Gestörten wären nahezu alle wahrscheinlich dazu bereit gewesen, 57 % sogar auf jeden Fall.

Das bewertete Bau-Schalldämm-Maß R’w zwischen nebeneinander liegenden Wohnungen (Trennwände) lag im Bereich von 42 bis 56 dB, und zwischen übereinander liegenden Woh-nungen (Trenndecken) im Bereich von 46 bis 59 dB, also von sehr gering bis sehr gut.

Der Vergleich der Messergebnisse des Schallschutzes mit den Angaben der Bewohner über die Störung durch den Lärm der Nachbarn ergab, dass bei einem bewerteten Bau-Schalldämm-Maß 52 dB im Mittel Sprechen und Rundfunk und Fernsehen des Nachbarn nicht oder kaum hörbar sind und nicht stören. Mit einem bewerteten Bau-Schalldämm-Maß von 57 dB ist dies in nahezu allen Fällen gesichert. Damit ergab sich, dass die in der Norm bestehenden Anforderungen ausreichend sind, die große Zahl der Störungen aber dadurch bedingt ist, dass die Anforderungen der Norm nicht erfüllt werden. Die Anforderung von 57 dB für die Wohnungstrennwände für Bauten des Wiederaufbaufonds gemäß Erlass des BM für Handel und Wiederaufbau war jedenfalls ausreichend. Aus dem Ergebnis wurde ab-geleitet. dass eine verbindliche Vorschreibung der Anforderungen und die Überprüfung ihrer Einhaltung unerlässlich erscheint. Weiters wurde abgeleitet, dass die Erfüllung des Schall-schutzes bereits frühzeitig bei der Planung beachtet werden muss. Nur die rechtzeitige und organisch in der Planung aufgehende Berücksichtigung der schallschutztechnischen Belan-ge kann ein schallschutztechnisch hochwertiges Gebäude ohne Mehrkosten sichern. Zur richtigen Planung muss dann die sorgfältige Ausführung kommen, die durch ständige Über-wachung und messtechnische Kontrolle zu sichern ist. Eine Liste von Vorschlägen für legis-lative Maßnahmen zur Sicherung des erforderlichen Schallschutzes in Wohngebäuden wur-de ausgearbeitet. Diese Vorschläge wurden z. B. im Land Steiermark für die geförderten Bauten umgesetzt und damit der Schallschutz in diesen Wohnbauten gesichert. Als grund-

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

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sätzlich für die Erfüllung des Schallschutzes wurden erstmals bereits die je nach Bauart des Trennbauteils einzusetzenden Flankenbauteile angeführt, d. h. die Schalllängsleitung ent-sprechend beachtet.

Die Vergleich der Ergebnisse für Wände und Decken zeigte auch, dass die Angabe des Schallschutzes mit dem Bau-Schalldämm-Maß R’w nicht zweckmäßig ist, da sie nicht den tatsächlich gegebenen Schallschutz zwischen den Räumen beschreibt. Es wurde daher der Übergang zur Norm-Schallpegeldifferenz vorgeschlagen und in der Norm vorgenommen. Damit war nicht nur eine Größe festgelegt, die den Schallschutz zwischen den Räumen bes-ser beschreibt, sondern auch für die Planer klar zum Ausdruck gebracht, dass das Schall-dämm-Maß den Schallschutz eines Bauteils angibt, die Norm-Schallpegeldifferenz aber den Schallschutz zwischen 2 Räumen, der nicht nur von der Schalldämmung des Trennbauteils abhängt sondern auch von der der flankierenden Bauteile.

1981 wurde aufbauend auf den ersten Angaben aus der Forschungsarbeit zum Einfluss der flankierenden Bauteile erstmals der Vorschlag einer umfassenden Tabelle veröffentlicht mit Trennbauteilen und entsprechenden Flankenbauteilen und weiters ein Rechenverfahren, das gestattete die Schalldämmung zwischen 2 Räumen aus Trennbauteil und Flankenbauteil zu ermitteln. Die einfach anzuwendende Tabelle setzte sich sehr schnell durch und war auch die Basis für die Angaben von Trennbauteilen und entsprechenden Flankenbauteilen in der ÖNORM.

In einer weiteren Forschungsarbeit 1984-1985 „Wirtschaftliche Erfüllung des normgemäßen Schallschutzes im Wohnungsbau“ wurden in einer großen Zahl von Wohnungen Messungen des Schallschutzes durchgeführt, insbesondere um allgemeine Gesetzmäßigkeiten zur Schallübertragung durch den Trennbauteil und die flankierenden Bauteile abzuleiten. Mit den detaillierten Messungen konnte ein Rechenverfahren abgeleitet werden und seine Eignung nachgewiesen werden (Lang, 1985). Der Schallschutz in den untersuchten Gebäuden war mehr als 10 Jahre nach der ersten großen Messserie wesentlich höher; die Norm-Schallpegeldifferenz lag zwischen nebeneinander liegenden Räumen im Bereich von 52 bis 65 dB und zwischen übereinander liegenden Räumen im Bereich von 55 bis 58 dB. Die nach der erstgenannten Forschungsarbeit eingesetzten Maßnahmen, insbesondere der Hinweis auf die Berücksichtigung der Flankenbauteile mit den einfachen Darstellungen in einer Ta-belle hatten Eingang in die Planungspraxis gefunden.

Da in der Arbeit die Richtigkeit und Brauchbarkeit des Planungs-Verfahrens mit Berücksich-tigung der Flankenbauteile in Abhängigkeit von der Bauart des Trennbauteils nachgewiesen war, wurde das Verfahren und die Tabelle (erweitert) in die ÖNORM B 8115-4 aufgenom-men. Ein einfaches Rechenprogramm wurde dazu entwickelt und vielfach angewendet.

Als dann in der CEN-Arbeitsgruppe das Verfahren nach EN 12354-1 ausgearbeitet wurde, war das grundsätzliche Verfahren in Österreich bereits bekannt und angewendet; die Einfüh-rung der EN 12354-1 erforderte dann nur einen Übergang zu den neuen Werten für das Stoßstellen-Dämm-Maß und etwas geänderten Formeln. Vor der Einführung des neuen Ver-fahrens wurde in einer Reihe von Vergleichsrechnungen geprüft, ob das Rechenverfahren für die in Österreich üblichen Bauweisen geeignet ist und mit den Ergebnissen von Schall-schutz-Messungen in den ausgeführten Gebäuden übereinstimmt. Das Ergebnis dieser Ver-gleiche war positiv (vgl. Abbildung 9 bis Abbildung 10) und die EN 12354-1 wurde daher von Österreich (als erstem Land in der EU) in die nationale Normung aufgenommen.

Für geförderte Wohngebäude19 wird die Erfüllung der Schallschutz-Anforderungen gefordert und je nach Bundesland unterschiedlich schon im Planungszustand und/oder nach Fertig-stellung der Gebäude der Luft- und Trittschallschutz stichprobenweise gemessen. Dies hat 19) Die meisten Mehrfamilien-Wohnhäuser in Österreich werden mit Förderungsmitteln errichtet.

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ENDBERICHT

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zu einer deutlichen Verbesserung des Schallschutzes in den österreichischen Wohnungen geführt, wie auch aus den Ergebnissen des in 3-Jahresabständen mit Fragen nach der Lärmstörung in den Wohnungen durchgeführten Mikrozensus ersichtlich ist (vgl. Abbildung 12) Abbildung 12: Störung durch Lärm in österreichischen Wohnungen a) Störung insgesamt

0

10

20

30

40

50

60

1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005

Jahr

Pro

zent

ges

tört

durc

h Lä

rm

gesamt stark+sehr stark b) Anteil der Nachbarwohnungen an der starken und sehr starken Lärmstörung

b) Anteil der Nachbarwohnungen an der starken und sehr starken Lärmstörung

0

2

4

6

8

10

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14

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18

20

1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005

Jahr

Proz

ent

Österreich Wien Quelle: Lang, 2006

Ersichtlich ist der Lärm der Nachbarn als Ursache starker Lärmstörung mit der Errichtung neuer Wohnbauten in den 70-er und 80-er Jahren stark angestiegen, und anschließend mit der vermehrten Beachtung der Normanforderungen und ihrer Erfüllung wieder zurückgegan-gen20. Der neuerliche Anstieg 2003 könnte durch den vermehrten Anteil frei finanzierter Wohnbauten bedingt sein, bei welchen eine Prüfung des Schallschutzes vor dem Baubeginn und eine Messung nach Baufertigstellung nicht erfolgt.

Im Land Steiermark wird für geförderte Wohnbauten vor Baubeginn der Nachweis der Erfül-lung des Schallschutzes durch Rechnung gefordert und Gütemessungen werden im fertigen Bau kurz vor der Übergabe durchgeführt: Dabei ergab sich beispielsweise

20) Der größere Anteil in Wien dürfte dadurch bedingt sein, dass in Wien der Anteil der Mehrfamilien-häuser größer ist als in den Bundesländern, in welchen der Anteil der Einfamilienhäuser größer ist.

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

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1997: 216 Messungen, Erfüllung der Anforderungen: 97,9 % für Trittschallschutz L’nT,w ≤ 48 dB und 92,3 % für Luftschallschutz DnT,w ≥ 55 dB

1999: 137 Messungen, Erfüllung der Anforderungen: 93,8 % für Trittschallschutz und 100 % für Luftschallschutz.

Es gibt in den bei den Güteprüfungen erfassten Wohnbauten keine Klagen über Lärmstörung durch die Nachbarn.

Im Land Oberösterreich werden die Bauträger beim Bau von Mehrfamilienwohnhäusern hin-sichtlich der Qualität des Schallschutzes in der baulichen Ausführung überwacht. Pro Jahr werden durchschnittlich 70 Wohnanlagen in Bezug auf die gesetzlich geforderten bauakusti-schen Parameter überwacht. Dies entspricht etwa der Hälfte der in Oberösterreich errichte-ten wohnbaugeförderten mehrgeschossigen Objekte. Dadurch wird gewährleistet, dass je-der Bauträger zumindest einmal pro Jahr überprüft wird. Durch diese messtechnische Über-wachung der Bauqualität seit über zwei Jahrzehnten ist das Schallschutzniveau im geförder-ten Wohnbau deutlich gestiegen. Ungünstige Entwicklungen bei den Baumaterialien werden auf diese Weise rasch erkannt und es kann mit entsprechenden Maßnahmen gegengesteu-ert werden.

Die in Abbildung 13 dargestellten Messergebnisse zeigen, dass sich der Schallschutz auf einem hohen Niveau in den letzten Jahren eingependelt hat. Dies gilt sowohl für die Schall-pegeldifferenz zwischen nebeneinander liegenden Wohnungen und übereinander liegenden Wohnungen als auch für den Trittschallschutz. Abbildung 13: Ergebnisse der Messungen von Luft- und Trittschallschutz in Wohnhäusern in Oberösterreich a) Luftschallschutz zwischen nebeneinander liegenden Wohnungen

b) Luftschallschutz zwischen übereinander liegenden Wohnungen

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ENDBERICHT

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c) Trittschallschutz zwischen übereinander liegenden Wohnungen

Quelle: Land OÖ, Abteilung Wohnbauförderung, 2005

In den im Rahmen des Vergleichs Rechen- und Messergebnisse erfassten 28 Wohnhäusern (alle mit Förderungsmitteln errichtet) mit insgesamt 62 Messungen des Schallschutzes wurde der in nachfolgender Abbildung 14 als Häufigkeitsverteilung dargestellte Schallschutz ermit-telt. Eingetragen ist der Prozentssatz der Bauten, die die Normvorschrift DnT,w = 55 dB bzw. den in der Norm angegebenen erhöhten Schallschutz DnT,w = 58 dB und einen vorgeschla-genen höheren „Komfort-Schallschutz“ DnT,w = 63 dB erfüllen.

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

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Abbildung 14: Messergebnisse des Schallschutzes in geförderten Wohnbauten (errichtet etwa 1990-1999) in den Bundesländern Steiermark und Oberösterreich

Schallschutz zwischen nebeneinander liegenden Wohnungen

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70

Standard-Schallpegeldifferenz DnT,w dB

von

Proz

ent e

rfül

lt

100%

77%

23%

Schallschutz zwischen übereinander liegenden Wohnungen

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70

Standard-Schallpegeldifferenz DnT,w dB

von

Proz

ent e

rfül

lt

100%

50%

5%

Quelle: Lang, 2006

Ersichtlich liegt ein großer Prozentsatz weit über dem in der Norm geforderten Mindest-Schallschutz.

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ENDBERICHT

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3 Vorschlag für Schallschutz-Klassen für Wohngebäude Die verschiedenen Untersuchungen zeigen, dass der in allen Ländern etwa ähnliche Min-dest-Schallschutz, der in vielen Ländern auch gesetzlich geregelt ist, nur Schutz vor dem Lärm von üblichen Wohnaktivitäten für normalempfindliche Menschen bietet und Bewohner von Mehrfamilienhäusern mit diesem Schallschutz einerseits über Störungen durch den Lärm der Nachbarn klagen und andererseits ihre eigenen Aktivitäten zum Schutz der Nach-barn vor Lärm einschränken müssen. Es wurden daher im letzten Jahrzehnt in mehreren Ländern Anforderungen auch für höheren Schallschutz ausgearbeitet und Schallschutzklas-sen veröffentlicht.

Gebäude können je nach ihrem Schallschutz diesen Klassen zugeordnet werden und diese Zuordnung kann beim Verkauf angepriesen werden. Untersuchungen zeigen, dass bei An-gabe (Nachweis) des (erhöhten) Schallschutzes auch die Bereitschaft zur Zahlung eines höheren Preises besteht.

Die in den Abschnitten 2 und 3 aus den dargestellten Untersuchungen abgeleiteten Vor-schläge sind in der nachfolgenden Tabelle 26 für 4 Klassen des Schallschutzes zusammen-gestellt. Tabelle 26: Anforderungen an den Luft- und Trittschallschutz in 4 Schallschutzklassen

Klasse A “Musik”

Klasse B “Komfort“

Klasse C*) “erhöht“

Klasse D “Standard“

Luftschallschutz zwischen Wohnungen DnT,w +C (dB)

≥ 68 (C50-3150)

≥ 63 ≥ 58 ≥ 54

Luftschallschutz zwischen Räumen in einer Wohnung (ohne Türe), auch Einfamilienhaus DnT,w +C (dB)

≥ 48 ≥ 48 ≥ 45 ≥40**)

Trittschallschutz gegen Wohnung L’nT,w + CI,50-2500 ***)(dB)

≤ 40 ≤ 40 ≤ 45 ≤ 50

Trittschallschutz innerhalb einer Wohnung, auch Einfamilienhaus L’nT,w + CI,50-2500 ***)(dB)

≤ 45 ≤ 45 ≤ 50 ≤ 55

*) Mindestanforderungen für Reihenhäuser **) wenn gewünscht ***) für eine Übergangsfrist L’nT,w + CI, Werte um 2 dB geringer

Quelle: Lang, 2006

In einigen Normen – auch in Österreich – werden getrennte schärfere Anforderungen für den Schallschutz zwischen Reihenhäusern angeführt. Getrennte Anforderungen für Reihenhäu-ser in den Klassen A bis C erscheinen nicht erforderlich. Als Mindestanforderung für Reihen-häuser sollte aber Klasse C festgelegt werden.

Die Zuordnung zu einer Klasse ist durch Messung des Schallschutzes im Gebäude nachzu-weisen; die Zuordnung kann nur erfolgen, wenn alle Anforderungen - Luftschallschutz zwi-schen neben- und zwischen übereinander liegenden Wohnungen, Luftschallschutz gegen mindestens einen Raum in einer Wohnung, Trittschallschutz gegen eine Wohnung aus ande-ren (nicht zu der Wohnung gehörenden) Räumen, auch vom Stiegenhaus, Trittschallschutz innerhalb einer Wohnung (splitt-level) oder in einem Einfamilienhaus) - der jeweiligen Klasse erfüllt werden. In Mehrfamilienhäusern sind mindestens zwei Messungen jeder Art erforder-lich, sofern mehr als 40 Wohnungen in einem Wohngebäude sind, sollen an 5% (stichpro-benweise ausgewählt) Messungen durchgeführt werden.

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

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Der Schallschutz gegen den von außen durch Außenbauteile eindringenden Lärm soll nach den Anforderungen an das resultierende Bau-Schalldämm-Maß (resultierend aus dem Schalldämm-Maß von Fenster und opakem Außenbauteil zuzüglich + Ctr) in ÖNORM B 8115-2, die nach dem außen vor der Fassade herrschenden maßgeblichen Außenlärmpegel gestaffelt sind, ausgeführt werden. Für den Nachweis ist der maßgebliche Außenlärmpegel Tag und Nacht an der Fassade anzugeben (aus Messung, Rechnung oder aus Schallimmis-sionskarte oder strategischer Lärmkarte) und die Schalldämmung zu messen (2 Messstellen bzw. 5 % der Wohnungen).

In nachstehender Tabelle 27 ist die Anforderung an das resultierende Bau-Schalldämm-Maß R’w + Ctr in Abhängigkeit vom Schallpegel vor der Fassade Tag und Nacht angegeben. Tabelle 27: Anforderung an den Schallschutz der Fassade nach ÖNORM B 8115-2 Beurteilungs- pegel21 vor der Fassade (dB)

Tag Nacht

≤ 50≤ 40

51-5541-45

56-6046-50

61-6551-55

66-70 56-60

71-75 61-65

75-8065-70

R’res,w + Ctr (dB) 28 33 33 38 38 43 48Quelle: ÖNORM B 8115-2

Diese Werte entsprechen auch etwa den Anforderungen nach der Schweizer Norm SIA 181 für mittlere Lärmempfindlichkeit.

In Abbildung 15 ist der Schallpegel im Raum, der sich ergibt aus dem A-bewerteten Schall-pegel vor dem Gebäude und der in ÖNORM B 8115-2 geforderten Schalldämmung darge-stellt. Dabei wurde beispielsweise ein 30 m3 großer Raum und eine Außenwandfläche von 6 m2 angenommen. Zum Vergleich ist auch der Planungsrichtwert für den Grundgeräusch-pegel in den Werten des Außenlärmpegels zuzuordnenden Gebietskategorien (vgl. Tabelle 9) eingezeichnet. Diese Innenpegel können mit den für die Bemessung der Dämmung der Außenwand höchstzulässigen Schallpegeln in anderen Ländern, z. B. in Finnland und in Dä-nemark verglichen werden (vgl. Tabelle 28). Tabelle 28: Höchstzulässige Schallpegel zur Bemessung der Schalldämmung der Außenwand Klasse A B C D Finnland höchstzulässiger Schallpegel LA,eq (dB) Tag 7 – 22 Uhr Nacht 22 – 7 Uhr

25 20

30 25

35 30

35 30

Dänemark höchstzulässiger Schallpegel LA,eq,24h (dB)

20

25

30

35

Quelle: Lang, 2006

21) Der Beurteilungspegel ergibt sich aus dem A-bewerteten äquivalenten Dauerschallpegel zuzüglich event. Anpassungswerte (z.B. Schienenbonus – 5 dB).

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ENDBERICHT

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Abbildung 15: Schallpegel im Raum in Abhängigkeit vom Außenlärmpegel unter Einsetzen der geforderten Schalldämmung der Außenwand nach ÖNORM B 8115-2

TAG

0

5

10

15

20

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45 50 55 60 65 70 75 80

A-bew.Außenpegel dB

A-b

ew.In

nenp

egel

dB Innenpegel LAeq oder Lr

Planungsrichtwert für LA,Gg

Nacht

0

5

10

15

20

25

35 40 45 50 55 60 65 70

A-bew. Außenpegel dB

A-b

ew.In

nenp

egel

dB

Planungsrichtwert für LA,Gg

Innenpegel LA,eq oder Lr

Quelle: Lang, 2006

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

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4 Wirkung von baulichen Maßnahmen zur Verbesserung des Schallschutzes im Wohnungsneubau

4.1 Wohngebäude in Massivbauweise Um eine Übersicht zu erhalten, welcher Schallschutz derzeit in Wohngebäuden besteht und welche Maßnahmen für höheren Schallschutz einzuplanen sind, wurden die im Rahmen ei-ner Forschungsarbeit durchgeführten detaillierten Untersuchungen über den Schallschutz in 27 im Rahmen der Wohnbauförderung in der Steiermark und in Oberösterreich errichteten Wohngebäuden herangezogen. Diese geben ein Bild über die in der zweiten Hälfte der 90-er Jahre des vorigen Jahrhunderts üblichen Bauweisen, den damit erzielten Schallschutz und den Beitrag der einzelnen Schallübertragungswege dazu.

Grundlegend für die Festlegung von Maßnahmen zur Erhöhung des Schallschutzes ist die Kenntnis der Wege der Schallübertragung in Gebäuden, wie sie in Abbildung 16 dargestellt sind. Abbildung 16: Wege der Schallübertragung zwischen zwei Räumen

Quelle: Lang, 2001

Demnach erfolgt die Schallübertragung über den Trennbauteil (Weg Dd) und über die (üb-lich) 4 Flankenbauteile, in welchen jeweils 3 Wege wirksam sind: der Weg Ff (Anregung des Flankenbauteiles und Schallabstrahlung von dem Flankenbauteil), der Weg Fd (Anregung des Flankenbauteiles und Schallabstrahlung von dem Trennbauteil) und der Weg Df (Anre-gung des Trennbauteils und Schallabstrahlung von dem Flankenbauteil). Die Schallenergie-übertragung erfolgt dabei über die „Stoßstelle“, an der jeweils Flankenbauteil und Trennbau-teil aneinander schließen, wobei das Verhältnis der Massen der beiden Bauteile das „Stoß-stellen-Dämm-Maß“ bestimmt.

Die Standard-Schallpegeldifferenz zwischen zwei Räumen ergibt sich aus der Summe der Werte der Standard- Schallpegeldifferenz für die einzelnen Schallübertragungswege. Das Verfahren der Berechnung ist in ÖNORM EN 12354-1 in einem „vereinfachten“ und in einem „detaillierten“ Modell festgelegt; in Österreich wird das vereinfachte Verfahren eingesetzt. In der vorgenannten Forschungsarbeit wurde für eine große Zahl von Beispielen die bewertete Standard-Schallpegeldifferenz nach diesem Verfahren berechnet und nachgewiesen, dass das vereinfachte Rechenmodell gut geeignet ist den Schallschutz zu berechnen, der durch eine Messung bestimmt wurde (vgl. die Ergebnisse dieses Vergleichs in Abbildung 9 und Abbildung 10).

Das Rechenverfahren liefert den Beitrag der einzelnen Bauteile (Trenn- und Flankenbauteil) zur Schallübertragung und lässt damit erkennen, welcher Bauteil die Schallübertragung vor-

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ENDBERICHT

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wiegend bestimmt und vorwiegend verbessert werden muss um die Schallübertragung zu vermindern.

In der nachfolgenden Tabelle 29 und Tabelle 30 sind für die untersuchten 27 Wohngebäude die Ergebnisse der Messung des Schallschutzes (Standard-Schallpegeldifferenz) zwischen nebeneinander und zwischen übereinander liegenden Räumen dargestellt und dazu der Auf-bau der einzelnen Bauteile und die für den einzelnen Bauteil ermittelte Standard-Schallpegeldifferenz angegeben. Zu dem in Klammer angeführten Messwert ist der Rechen-wert der Standard-Schallpegeldifferenz angegeben, der von dem Messwert etwas abweichen kann (vgl. dazu Abbildung 9 und Abbildung 10). Der geringste Wert, der durch einen Bauteil geliefert wird, der den Schallschutz wesentlich bestimmt, ist jeweils durch Druck in grüner Farbe gekennzeichnet.

Die Ergebnisse in Tabelle 29 und Tabelle 30 sind in Gruppen zusammengefasst, die den einzelnen in Abschnitt 3 vorgeschlagenen Schallschutzstufen entsprechen. Dabei wird für den Vergleich für die massiven Bauteile C= -1 gesetzt (d. h. DnT,w + C = DnT,w –1). Insgesamt zeigen die Tabellen, dass mit den Gebäuden in massiver Bauweise der normgemäße Schallschutz und weit darüber hinausgehender Schallschutz erzielt werden kann.

Die Darstellung der Schallpegeldifferenz für die einzelnen Schallübertragungswege zeigt, dass in den meisten Fällen der Trennbauteil selbst einen ausreichend hohen Schallschutz liefert, und der Schallschutz zwischen den Räumen nicht durch den Trennbauteil, sondern durch flankierende Bauteile bestimmt. wird; zur Erhöhung des Schallschutzes müssen somit die maßgebenden flankierenden Bauteile verbessert werden. Vergleichende Rechnungen zeigen, dass bei Ausschalten des Bauteils mit der geringsten Standard-Schallpegeldifferenz, d.i. in vielen Fällen die Außenwand aus Hochlochziegeln, die Gesamt-Standard-Schallpegeldifferenz um 2 bis 4 dB erhöht werden kann, d. h. etwa die nächst höhere Anfor-derungsgruppe erfüllt werden kann.

Untersuchungen, die in den letzten Jahren dazu durchgeführt wurden, zeigen, dass die Schalllängsleitungsdämmung in den Außenwänden über die Decke erhöht werden kann, wenn die massive Stahlbetondeckenplatte über die gesamte Dicke der Außenwand geführt wird und nicht ein (leichter) Rostziegel verwendet wird; durch das meist an der Außenwand vorgesehene Wärmedämmverbundsystem wird die erforderliche Wärmedämmung an dem Deckenrost gesichert. Abb. 17 zeigt einen Schnitt dazu. Abbildung 17: Schnitt durch die Außenwand aus Ziegelmauerwerk mit schalltechnisch günsti-ger Deckeneinbindung und Wärmedämmverbundsystem

Quelle: Wienerberger Ziegelindustrie GmbH

Die Darstellung der Schallübertragung durch die einzelnen Bauteile in Tabelle 29 und Tabelle 30 zeigt auch, dass leichte Zwischenwände aus 10 oder 12 cm dicken Hochlochzie-

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

53

geln den Schallschutz wesentlich bestimmen können; hingegen die Schallübertragung durch Zwischenwände aus Gipskarton-Ständerwänden vernachlässigt werden kann.

Durch einen elastischen Anschluss der leichten nicht tragenden Zwischenwände an die De-cke oben und unten kann die Schalllängsleitungsdämmung in den massiven Zwischenwän-den verbessert werden. In Abbildung 20 ist die Ausführung dieser elastischen Trennung im lotrechten und horizontalen Schnitt gezeigt. Abbildung 18: Elastischer Anschluss der Zwischenwände an Decke und Wohnungstrennwand

Quelle: Wienerberger Ziegelindustrie GmbH

Vergleichende Messungen des Schallschutzes zwischen übereinander liegenden Räumen in Wohngebäuden ohne und mit elastischen Wandlagern unter den tragenden und nicht tra-genden Trennwänden zeigten eine wesentliche Erhöhung des Schallschutzes zwischen ü-bereinander liegenden Räumen durch die elastische Lagerung. Bei mehreren Messungen für beide Varianten ergaben sich die Werte für die bewertete Standard-Schallpegeldifferenz von 54 bis 59 dB (Mittel über 6 Messungen 56 dB) ohne elastische Lagerung der Trennwände und von 61 bis 64 dB (im Mittel über 4 Messungen 62 dB) mit „Pronuovo-Wandlager“ (Unter-suchungsbericht der EMPA 92-11-04).

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ENDBERICHT

54

Tabelle 29: Schallschutz zwischen nebeneinander liegenden Räumen Bauart der Trennbauteile und Flankenbauteile und Beitrag zur Schallübertragung

Gruppe DnT,w = 55 bis 58 dB

Bauvorhaben DnT,w (dB)*) Wohnungstrennwand Außenwand Decke/Fußboden Innenwand

Rum (55) 54,6

25 cm Hochlochziegel 5 cm Roofing Mineralwollepl. 1,3 cm Gipskartonplatte 62,1

3 cm Dämmputz 30 cm Hochlochziegel 5,5 cm Dämmputz 57,9

schwimmender Estrich 18 cm Stahlbetonplatte 66,8 73,1

10 cm Hochlochziegel 60,2

Leonding (56) 59,3

20 cm Beton 3,5 cm Mineralwolle 1,5 cm Verputz 65,7

25 cm Hochlochziegel Mineralwolle Eternitfassade 64,1

6 cm Estrich 3 cm AWAKUST 2 cm Beschüttung 20cm Stahlbetonplatte 71,0 75,4

10 cm Hochlochziegel 64,9

Wels (57) 57,4

25 cm Schallschutzziegel 3,5 cm Mineralwolle 1,5cm Putz 63,0

38 cm Hochlochziegel 61,6

6 cm Estrich 3 cm AWAKUSTIK 6 cm Beschüttung 20 cm Stahlbetonplatte 68,5 72,7

Stiegenhauswand wie WTW 63,5

Linz-Ko (57) 55,8

30 cm Schallschutzziegel 58,7

30 cm Hochlochziegel 5,5 cm Wärmedämmverb 61,7.

7 cm Estrich 3 cm AWAKUST 5 cm Beschüttung 18 cm Stahlbetonplatte 67,7 71,6

10 cm Hochlochziegel 63,5

Linz-Par (57) 55,2

25 cm Hochlochziegel 5 cm Mineralwolle 1,3 cm Gipskartonplatte auf Schwingbügel 60,0

40 cm Hochlochziegel 62,1

6 cm Estrich 3 cm AWAKUST 6 cm Beschüttung 20 cm Stahlbetonplatte 67,1 71,3

10 cm Hochlochziegel 59,4

Oberzeiring (58) 58,9

25 cm Hochlochziegel 1,5 cm Putz 4 cm Mineralwolle 3 cm Luft 1,3 cm Gipskartonplatte auf Schwingbügeln 64,3

30 cm Hochlochziegel 6 cm Polystyrol 61,2

6 cm Estrich 3 cm Mineralwolle TDP 8 cm Schüttung 20cm Stahlbetonplatte 71,7 75,3

10 cm Gipskarton-Ständerw. ----

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

55

Gruppe DnT,w = 55 bis 58 dB (Fortsetzung 1)

Bauvorhaben DnT,w (dB)*) Wohnungstrennwand Außenwand Decke/Fußboden Innenwand

Gleisdorf (58) 56,7

25 cm Schallschutzziegel 1,5cmPutz 5 cm Mineralwolle 1,3cm Gipskartonplatte 66,9

38 cm Hochlochziegel 58,5

6,5 cm Estrich 2,5 cm Mineralwolle TDPT 9 cm Beschüttung gebund. 18 cm Stahlbetonplatte 67,1 76,2

12 cm Hochlochziegel 64,7

Graz-St (58) 60,8

25 cm Schallschutzziegel 1,5cm Putz 7 cm Mineralwolle 1,3cm Gipskartonplatte auf Schwingbügeln 65,3

38 cm Hochlochziegel 64,9

6cm Estrich 2,5cm Mineralwolle TDP 7,5cm Beschüttung 18 cm Stahlbetonplatte 70,8 75,2

10 cm Gipskarton-Ständerw Stiegenhauswand wie WTW 70,0

Bruck/Mur (58) 58,5

25 cm Schallschutzziegel 1 cm Putz 5 cm Mineralwolle WF 50 1 cm Luft 1,3cm Gipskartonplatte 67,6

38 cm Hochlochziegel 60,3

6 cm Estrich 2,5 cm Mineralwolle TDP 9,5 cm Splitt 18 cm Stahlbetonplatte 72,1 75,5

12 cm Hochlochziegel 66,4

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ENDBERICHT

56

Gruppe DnT,w = 59 bis 63 dB

Bauvorhaben DnT,w (dB)* ) Wohnungstrennwand Außenwand Decke/Fußboden Innenwand

Graz-Gri (59) 59,8

25 cm Durisol-Holzbeton- Lappenstein 25/18 1,5 cm Putz 4 cm Mineralwolle 3 cm Luft 1,3 cm Gipskartonplatte 66,6

30 cm Durisol-Holzbeton Mantelsteine DS30 Holzbeton innenseitig läuft an Wohnungstrennwand durch; bei Trennung wäre DnTw 68 62

6 cm Estrich 2,5 cm Mineralwollepl. TDP 8,5cm Steinsplitt 18cm Stahlbetonplatte 75,2 75,8

12 cm Hochlochziegel 68.8

Graz-Ze (60) 60,0

25 cm Schallschutzziegel 2,3 cm EPS-T 10 cm Düwa-Ziegel, um- laufend getrennt 69,6

38 cm Hochlochziegel 62,6

6 cm Estrich 5 cm Mineralw. TDPS 55/50 8,5cm Schüttung 18 cm Stahlbetonplatte 76,1 77,7

12 cm Hochlochziegel 65,2

Graz-Zel (60) 60,5

25 cm Hochlochziegel 1,5 cm Putz 5 cm Mineralwolle 2 cm Luft 1,3 cm Gipskartonplatte auf Schwingbügeln 63,3

30 cm Hochlochziegel 6 cm Polystyrol 65,7

6 cm Estrich 3 cm Mineralwolle TDP 8 cm Splitt 18 cm Stahlbetonplatte 69,8 73,9

12 cm Hochlochziegel umlaufend getrennt mit 3cm Mineralwolle ----

Graz-Zel (61) 60,9

wie vor 63,7

wie vor 66,1

wie vor 70,2 74,3

----

Frojach (60) 59,4

25 cm Lecabetonstein 1,5 cm Putz 6 cm Mineralwolle 1,3cm Gipskartonplatte 62,8

38 cm Lecabetonstein 2 cm Thermoputz 64,9

6 cm Estrich 2,5 cm Mineralwolle 7,5 cm Kies 16 cm Stahlbetonplatte 68,0 73,1

Stiegenhauswand wie WTW 70,9

Frojach (61) 59,9

wie vor 63,8

wie vor 65,9

wie vor 66,3 74,1

wie vor 71,9

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

57

Gruppe DnT,w = 59 bis 63 dB (Fortsezung 1)

Bauvorhaben DnT,w (dB)* ) Wohnungstrennwand Außenwand Decke/Fußboden Innenwand

Linz-Par (60) 56,0

25 cm Hochlochziegel 5 cm Mineralwolle 1,3 cm Gipskartonplatte auf Schwingbügel 58,6

40 cm Hochlochziegel 61,3

6 cm Estrich 3 cm AWAKUST 6 cm Beschüttung 20 cm Stahlbetonplatte 65,7 69,9

---

Gleisdorf (61) 58,9

25 cm Schallschutzziegel 1,5cmPutz 5 cm Mineralwolle 1,3cm Gipskartonplatte 67,5

38 cm Hochlochziegel 60,8

6,5 cm Estrich 2,5 cm Mineralwolle TDPT 9 cm Beschüttung gebund. 18 cm Stahlbetonplatte 74,0 75,7

12 cm Hochlochziegel 67,0

Graz-Wi (62) 62,5

25 cm Schallschutzziegel 1,5 cm Putz 7 cm Mineralwolle 1,3 cm Gipskartonplatte auf Schwingbügeln 64,0

38 cm Hochlochziegel an der Messstelle nur Balkontüre ---

6 cm Estrich 2,5 cm Mineralwolle TDP 6 cm Beschüttung 18 cm Stahlbetonplatte 69,6 73.1

10 cm Gipskarton- Ständerwand ----

Graz-Gh (63) 62,4

25 cm Hochlochziegel 1,5 cm Putz 5 cm Mineralwolle 1,3 cm Gipskartonplatte 65,1

38 cm Hochlochziegel (nur in einem Raum) 75,1

6 cm Estrich 2,5 cm Mineralwolle TDP 7,5 cm Kies 18 cm Stahlbetonplatte 69,0 73,6

Kamin an 12 cm Hochlochziegel 71,9

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ENDBERICHT

58

Gruppe DnT,w = ≥ 64 dB

Bauvorhaben DnT,w (dB)* ) Wohnungstrennwand Außenwand Decke/Fußboden Innenwand

Linz-Schu (64) 65,3

22 cm Beton 3,5cm Mineralwolle TDPS 2 cm Putz 69,8

30 cm Hochlochziegel 6 cm Wärmedämmsystem 70,7

6 cm Estrich 3 cm AWAKUST 8 cm Beschüttung 20 cm Stahlbetonplatte 75,1 78,3

25 cm Hochlochziegel 72,3

Graz-Lü (66) 65,2

1,3 cm Gipskartonplatte 1 cm Luft (Kleber) 5 cm Mineralwolle 22 cm Beton 4 cm Mantelbeton - platte 860kg/m3 1,5 cm Putz 67,8

1,5 cm Putz 5 cm Holzwolle-Dreischicht- platte 21 cm Beton 4 cm Heraklith-Mantelbeton -platte 1,5 cm Putz 70,3

6 cm Estrich Mineralwolle 9,5 cm Splitt 18 cm Stahlbetonplatte 75,2 78,1

12,5 cm Gipskarton- Ständerwand ----

Graz-Lü (64) 63,1

wie vor, gleiche Räume, Schallübertragung andere Richtung

wie vor

wie vor

wie vor ----

Graz-Be (65)**)

63,0

20 cm ISOSPAN-Holzbeton- Mantelsteine 3,5 cm Mineralwolle 1.5 cm Gipskartonplatte 64,4

25 cm Durisol-Holzbeton- Mantelsteine an der Messstelle keine massive Außenwand ----

6 cm Estrich 3 cm Mineralwolle TDPS 5 cm Kiesschüttung 18 cm Stahlbetonplatte 69,9 74,5

1,3 cm Gipskarton- Ständerwände ----

Graz-Be (67)**)

64,8 wie vor 66,2

wie vor

wie vor 71,8 76,4

wie vor ----

*) Gemessener Wert in Klammern, alle anderen Werte sind berechnet. **) Der Unterschied zwischen den Ergebnissen der beiden Fälle mit gleichem Aufbau von Trenn- und Flankenbauteilen ist durch das unterschiedliche Volumen des Empfangsraumes bedingt.

Quelle: Lang, 2006 (auf Basis der Berechnungen im Rahmen der Forschungsarbeit Lang (2001))

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

59

Tabelle 30: Schallschutz zwischen übereinander liegenden Räumen Bauart der Trennbauteile und Flankenbauteile und Beitrag zur Schallübertragung

Gruppe DnT,w = 55 bis 58 dB

Bauvorhaben DnT,w (dB) * ) Wohnungstrenndecke Außenwand Innenwand Innenwand Innenwand

Bruck/Mur (54) 58,4

6 cm Estrich 2,5 cm Mineralw. TDP 9,5 cm Splitt 18 cm Stahlbetonplatte 66,2

38 cm Hochlochziegel 61,9

25 cm Hochlochzieg. 70,7

12 cm Hochlochzieg. 67,3

25 cm NFPfeiler, Kamin 78,8 65,6

Graz-Bauernf. (54) 55,5

6 cm Estrich 2,5 cm Mineralw. TDP 8,5 cm Splitt 18 cm Stahlbetonplatte 66,1

38 cm Hochlochziegel 2 cm Thermoputz 57,0

25 cm Hochlochzieg. 67,7

12 cm Hochlochzieg. 64,1

Graz-Bauernf (54) 55,5

wie vor 66,1

wie vor 57,0

wie vor 67,7

wie vor 64,1

Graz-Bauernf (55) 55,4

wie vor 66,2

wie vor 57,1

wie vor 61,7

Graz-Bauernf (55) 55,4

wie vor 66,2

wie vor 57,1

wie vor 61,7

Graz-Bauernf (58) 60,0

wie vor 66,2

wie vor 63,4

25 cm Hochlochzieg. 65,7

25 cm Schallschutz-ziegel (WTW) 73,9

Aussee (55) 57,3

6 cm Estrich 2,5 cm Mineralw. TDP 7,5 cmBeschüttun geb. 16 cm Stahlbetonplatte 64,1

38 cm Hochlochzieg. 60,3

25 cm Hochlochzieg. 67,0

12 cm Hochlochzieg. 66,6

Installationsschacht 69,0

Leonding (55) 58,0

6 cm Estrich 3 cm AWAKUST 2 cm Beschüttung 20 cm Stahlbetonplatte 65,1

25 cm Hochlochzieg. Mineralwolle Eternitfasade 63,5

10 cm Hochlochzieg. 61,7

Stiegenhauswand 20 cm Beton 68,3

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ENDBERICHT

60

Gruppe DnT,w = 55 bis 58 dB (Fortsetzung 1)

Bauvorhaben DnT,w (dB) * ) Wohnungstrenndecke Außenwand Innenwand Innenwand Innenwand

Leonding (57) 57,9

wie vor 65,2

wie vor 63,2

wie vor 61,2

20 cm Beton (WTW) 70,7

Graz-Hie (55) 58,9

6 cm Estrich 2,5 cm Mineralwollepl. 8,5 cm Schüttung 18 cm Stahlbetonplatte 66,1

38 cm Hochlochzieg. 62,7

25 cm Hochlochzieg. 69,5

10 cm Hochlochzieg. 64,0

Graz-Hie (58) 56,6

wie vor 66,1

wie vor 59,0

wie vor 61,6

Graz-St (56) 59,7

6 cm Estrich 2,5 cm Mineralw.TDP 7,5cm Beschüttung 18 cm Stahlbetonplatte 65,2

38 cm Hochlochzieg. 63,5

25 cm Hochlochzieg. 66,7

25 cm Schallschutzziegel (WTW) 70,3

Graz-St (57) 57,2

wie vor 65,2

wie vor 58,7

wie vor 66,2

10 cm Gipskarton-Ständerwand ----

Graz-Ze (56) 56,3

6 cm Estrich 5 cm Mineral- wolleTDPS55/50 8,5cm Schüttung 18 cm Stahlbetonplatte 66,2

38 cm Hochlochzieg 59,3.

12 cm Hochlochzieg. 60,3

Bruck/Mur (56) 56,2

6 cm Estrich 2,5 cm Mineralw.TDP 8,5 cm Splitt 18 cm Stahlbetonplatte 65,7

30 cm Hochlochzieg. 5 cm Polystyrol 58,6

10 cm Hochlochzieg. 61,3

Bruck/Mur (56) 56,0

wie vor 65,7

wie vor 59,2

wie vor 60,7

Stiegenhauswand 25 cm Hochlochzieg. 67,4

Bruck/Mur (57) 58,0

wie vor 65,6

wie vor 60,6

wie vor 64,4

25 cm Hochlochzieg. (WTW) 70,5

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

61

Gruppe DnT,w = 55 bis 58 dB (Fortsetzung 2)

Bauvorhaben DnT,w (dB) * ) Wohnungstrenndecke Außenwand Innenwand Innenwand Innenwand

Graz-Wi (57) 59,4

6 cm Estrich 2,5 cm Mineralw. TDP 6 cm Beschüttung 18 cm Stahlbetonplatte 65,1

38 cm Hochlochzieg. 61,5

25 cm Schallschutz-ziegel (WTW) 69,0

10 cm Gipskarton-Ständerwände ----

Unterpremstätten (57) 57,4

6 cm Estrich 2,5 cm Mineralw.TDP 7,5 cm Beschüttung 16 cm Stahlbetonplatte 64,6

38 cm Hochlochzieg. 61,4

25 cm Hochlochzieg. 69,1

12 cm Hochlochzieg. 62,6

Stiegenhauswand 38 cm Hochlochzieg. 71,6

Unterpremstätten (58) 57,0

wie vor 64,7

wie vor 61,6

wie vor 69,1

wie vor 65,8

Kamin 62,5

Zeltweg (58) 58,7

6,5cm Estrich 2,5 cm Mineralw.TDP 9 cm Splitt 18 cm Stahlbetonplatte 68,2

38 cm Hochlochzieg. 59,7

25 cm Hochlochzieg. 68,8

St. Georgen (58) 57,7

6 cm Estrich 3 cm Mineralwolle TDPS 6 cm Sand 18 cm Stahlbetonplatte 65,2

30 cm Durisol-Holz- beton-Mantelstein DSs30 60,6

25 cm Durisol-DMI- Lappenstein 25/18 70,7

Stiegenhauswand 25 cm DMI-Lappenstein mit Gipskarton-platte auf 4 cm Mineralwolle u.3 cm Luft 80,6

Kamin 63,4

Wels (58) 58,7

6cm Estrich 3 cm AWAKUSTIK 6 cm Beschüttung 20 cm Stahlbetonplatte 65,5

38 cm Hochlochzieg 63,5.

10 cm Hochlochzieg. 64,7

25 cm Schallschutz- ziegel (WTW) 68,4

Stiegenhauswand 25 cm Schallschutz- ziegel 68,7

Wels (58) 59,0

wie vor 65,4

wie vor 63,4

wie vor 64,6

wie vor, mit 3,5 cm Mineralwolle u. Putz 76,6

wie vor 68,6

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ENDBERICHT

62

Gruppe DnT,w = 55 bis 58 dB (Fortsetzung 3)

Bauvorhaben DnT,w (dB) * ) Wohnungstrenndecke Außenwand Innenwand Innenwand Innenwand

Linz-Par (58) 59,3

6 cm Estrich 3 cm AWAKUST 6 cm Beschüttung 20 cm Stahlbetonplatte 65,7

40 cm Hochlochziegel 66,7

10 cm Hochlochzieg. 64,0

25 cm Hochlochzieg. (WTW) 65,4

Linz-Par (58) 59,4

wie vor 65,6

wie vor 66,1

wie vor 62,9

25 cm Hochlochzieg. 5cm Mineralw. mit Gipskarton auf Schwingbügel (WTW) 69,1

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

63

Gruppe DnT,w = 59 bis 63 dB

Bauvorhaben DnT,w (dB) * ) Wohnungstrenndecke Außenwand Innenwand Innenwand Innenwand

Graz-Gh (59) 59,4

6 cm Estrich 2,5 cm Mineralw. TDP 7,5 cm Kies 18 cm Stahlbetonplatte 65,1

38 cm Hochlochzieg. 63,5

12 cm Hochlochzieg. 64,4

25 cm Hochlochzieg. 5 cm Mineralwolle 1,3cm Gipskartonpl. (WTW) 77,8

Stiegenhauswand wie WTW 81,1

Linz-Schu (59) 60,8

6 cm Estrich 3 cm AWAKUST 8 cm Beschüttung 20 cm Stahlbetonplatte 66,2

30 cm Hochlochzieg. 6 cm Wärmedämms. 67,1

10 cm Hochlochzieg. 65,9

25 cm Hochlochzieg. 70,4

Stiegenhauswand 22 cm Beton 73,0

Linz-Schu (62) 60,8

wie vor 66,2

wie vor, ein Teil mit Vorsatzschale 66,5

wie vor 64,8

22 cm Beton 3,5cmMineralw.TDPS 2 cm Putz 75,3

Graz-Szy (60) 59,1

6 cm Estrich 2,5 cm Mineralwollepl. 8cm Schüttung gebund 18 cm Stahlbetonplatte 65,9

38 cm Hochlochziegel 63,5

10 cm Hochlochzieg. 65,1

25 cm Hochlochzieg. 69,0

25 cm Schallschutz- ziegel (WTW) 70,7

Öblarn (60) 58,7

6 cm Estrich 3 cm Mineralwolle TDP 8 cm Beschüttung 18 cm Stahlbetonplatte 65,6

25 cm Betonhohl- blocksteine 6cm Polystyrol 61,8

25 cm Betonhohl- blocksteine 68,7

12 cm Betonhohl- blocksteine 65,4

Öblarn (63) 61,7

wie vor 65,6

wie vor 66,6

wie vor 69,3

Gipskarton-Ständerw. ---- 12 cm Betonhohlstein Schachtwand 72,4

Stiegenhauswand 25 cm Betonhohl- blocksteine Mineralwolle mit Gipskartonplatte 79,6

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ENDBERICHT

64

Gruppe DnT,w = 59 bis 63 dB (Fortsetzung 1)

Bauvorhaben DnT,w (dB) * ) Wohnungstrenndecke Außenwand Innenwand Innenwand Innenwand

Oberzeiring (61) 60,4

6 cm Estrich 3 cm Mineralwolle TDP 8 cm Schüttung 20 cm Stahlbetonplatte 66,1

30 cm Hochlochziegel 6 cm Polystyrol 62,7

25 cm Hochlochzieg. 69,6

25 cm Hochlochzieg. 4 cm Mineralwolle 3 cm Luft 1,3 cmGipskartonpl. auf Schwingbügel 76,8

12 cm Gipskarton- Ständerwand ----

Frojach (62) 60,7

6 cm Estrich 2,5 cm Mineralw. TDP 7,5 cm Kies 16 cm Stahlbetonplatte 64,7

38cm Lecabetonsteine 2 cm Thermoputz 64,5

25 cm Lecabeton- steine (WTW) 68,8

Stiegenhauswand 25cm Lecbetonsteine 5 cm Wärmedämmfilz 1,2 cm Gipskartonpl. 76,2

12 cm Gipskarton- Ständerwand ----

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

65

Gruppe DnT,w ≥ 64 dB

Bauvorhaben DnT,w (dB) * ) Wohnungstrenndecke Außenwand Innenwand Innenwand Innenwand

Graz-Be (68) 64,8

6 cm Estrich 3 cm Mineralw. TDPS 5 cm Kiesschüttung 18 cm Stahlbetonplatte 65,2

in den Messräumen keine massive Außenwand (nur Glas)

20 cm ISOSPAN- Holzbeton-Mantel- steine 3,5cm Mineralwolle 1,5 cm Gipskartonpl. (WTW) 75,4

12,5 cm Gipskarton- Ständerwand ----

*) Gemessener Wert in Klammern, alle anderen Werte sind berechnet. Quelle: Lang, 2006 (auf Basis der Berechnungen im Rahmen der Forschungsarbeit Lang (2001))

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ENDBERICHT

66

Die Zusammenstellung in Tabelle 29 und Tabelle 30 zeigt die wesentliche Bedeutung der Flankenbauteile für den Schallschutz zwischen neben- oder übereinander liegenden Räu-men. Es wurde daher eine allgemeine Bedingung für die durch die Flankenbauteile zu erfül-lende Standard-Schallpegeldifferenz zur Erfüllung der geforderten Standard-Schallpegeldifferenz zwischen übereinander liegenden Räumen abgeleitet.

Als Grundlage wurde eine Wohnungstrenndecke aus 20 cm Stahlbetonplatte mit 5 cm Be-schüttung und schwimmendem Estrich mit einer Resonanzfrequenz unter 85 Hz angenom-men, eine Bauart, die im derzeitigen Wohnungsbau häufig eingesetzt wird. Für diese kann nach ÖNORM B 8115-4 ein bewertetes Schalldämm-Maß von 66 dB angenommen werden. Unter der Annahme eines Raumes von 3 x 4 m2 Grundfläche und 2,5 m Raumhöhe ergibt sich für den Empfangsraum unter der Decke ein Volumen von 30 m3. Damit liefert die Decke in diesem Fall eine Standard-Schallpegeldifferenz DnT,w = 65,0 dB

Die mit massiven Innenwänden und massiven Außenwänden, die diese Decke flankieren, zu erzielende Standard-Schallpegeldifferenz wurde nach ÖNORM B 8115-4 mit den Werten für das Stoßstellendämm-Maß nach ÖNORM EN 12354-1 berechnet für eine Innenwand mit einer Masse von 100 bis 400 kg/m2 und eine Außenwand mit einer Masse von 200 bis 600 kg/m2. Das Ergebnis dieser Berechnungen ist in Abbildung 19 dargestellt. Abbildung 19: Bewertetes Schalldämm-Maß Rw und bewertete Standard-Schallpegeldifferenz DnT,w der Außenwand und der Innenwand als Flankenwand an einer Decke mit 535 kg/m2 (Roh-decke mit Beschüttung) mit schwimmendem Estrich mit Resonanzfrequenz < 85 Hz

30

35

40

45

50

55

60

65

70

75

100 150 200 250 300 350 400 450 500 550 600

Masse der Außenwand oder Innenwand kg/m2

DnT

,w fü

r die

Fla

nken

wan

d d

B

IW AWDnT,w

Rwgerechnet nach Masse abzüglich 2 dB

Quelle: Lang, 2006

Üblich gibt es 5 Schallübertragungswege: Trennbauteil und 4 Flankenbauteile. Um die An-forderungen zu erfüllen, müssen alle 5 Übertragungswege den erforderlichen Schallschutz erbringen. Unter der vereinfachenden Annahme, dass alle Flankenbauteile den gleichen Schallschutz liefern, ergibt sich die in nachstehender Tabelle 31 angegebene Anforderung an die Flankenbauteile.

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

67

Tabelle 31: Erforderliche bewertete Standard-Schallpegeldifferenz DnT,w der Flankenbauteile und Beispiele für deren Erfüllung Anforderung DnT,w (dB) zwischen über-

einander liegenden Räumen

Anforderung DnT,w (dB) an die einzelnen Flankenbautei-

le zu erfüllen beispielsweise durch

55 62 Innenwand ≥ 100 kg/m2 Außenwand ≥ 200 kg/m2

59 66 Innenwand ≥ 300 kg/m2 oder GKP Außenwand ≥ 420 kg/m2

64 71 Innenwand Gipskartonplatten Außenwand mit Vorsatzschale

69 76 Innenwand Gipskartonplatten Außenwand mit Vorsatzschale

Quelle: Lang, 2006

Die in Abbildung 19 dargestellten Werte gelten für das Verhältnis Volumen zu Trenndecken-fläche V/S = 2,5. Wenn dieses Verhältnis größer wird, werden die Werte für DnT,w größer.

Ähnlich sind die Anforderungen an die Flankenbauteile, wenn die Wohnungstrennwand der Trennbauteil ist. Wenn die Wohnungstrennwand mehrschalig aus biegeweichen Platten her-gestellt wird und die flankierenden Wände durch die Trennwand vollkommen getrennt wer-den oder auch mehrschalig biegeweiche sind, sind keine weiteren Anforderungen gegeben; für die massive Außenwand ist in diesem Fall eine biegeweiche Vorsatzschale erforderlich.

In den Niederlanden wurde 1996/1997 ein Muster-Projekt ausgeführt mit 14 Wohnungen mit einem gegenüber den Mindestanforderungen erhöhten Schallschutz in einem fünfgeschossi-gen Wohnblock in massiver Bauweise mit insgesamt 233 Wohnungen (SBR, 2000). Es wa-ren zwei Varianten für die Wohnungstrennwand: eine einschalige Betonwand und eine zwei-schalige Betonwand. Die einschalige Betonwand wurde von Dicke 23 cm (506 kg/m2) im Re-ferenzfall auf 27 cm (594 kg/m2) verbessert. Die zweischalige Wand aus 2 x 16 cm Beton mit dazwischen 2 cm PS-Schaum (704 kg/m2) war in beiden Fällen gleich; die flankierende De-cke war im Referenzfall nur mit einer Zementfußbodenschicht ausgestattet (534 kg/m2), im verbesserten Fall mit einem schwimmenden Estrich auf 25/20 Mineralwolle (564 kg/m2). Die tragenden Innenwände waren in beiden Fällen 16 cm Beton (352 kg/m2); die nicht tragenden Innenwände aus 7 cm Gipsdielen waren im verbesserten Fall von der Decke und der Woh-nungstrennwand getrennt.

Durch die Verbesserungsmaßnahmen wurde die horizontale Luftschalldämmung der Ein-fachwand von DnT,w + C = 54 und 56 dB auf 57 und 58 dB erhöht und die horizontale Luft-schalldämmung der zweischaligen Wand von 55 und 56 dB auf 56 und 57 dB erhöht (dies dürfte durch die Verbesserung der Schallängsleitungsdämmung in der Decke mit schwim-mendem Estrich bewirkt sein). Die vertikale Luftschalldämmung wurde durch den schwim-menden Estrich um 3 bis 5 dB auf DnT,w + C = 55 bis 59 dB verbessert. Die Trittschalldäm-mung wurde durch den schwimmenden Estrich erwartungsgemäß wesentlich verbessert auf Ln,w + CI = 42 bis 49 dB. Die Mehrkosten für die Maßnahmen wurden mit HFL 3500 pro Wohnung (bestehend aus Wohnzimmer, 2 Schlafzimmer, Küche und Bad) angegeben.

Die Ergebnisse zeigen, dass in den massiven Bauten in den Niederlanden ein Schallschutz als „höherer Schallschutz“ erreicht wurde, der in den österreichischen massiven Wohnge-bäuden in der Regel erreicht bzw. auch überschritten wird (vgl. die Werte in Tabelle 29 und Tabelle 30). Auch der schwimmende Estrich auf Mineralwolleplatten (oder anderer elasti-scher Dämmschicht) ist in Österreich die Regelausführung

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ENDBERICHT

68

4.2 Wohngebäude in Leichtbauweise (Holzkonstruktionen) In den letzten Jahrzehnten wurden in Österreich vermehrt auch mehrgeschossige Mehrfami-lienhäuser in Holzkonstruktionen errichtet. Die Messungen des Schallschutzes in diesen Ge-bäuden zeigten, dass bei richtiger Ausführung, insbesondere auch der Wand- und Decken-anschlüsse hoher Schallschutz erzielt werden kann. So ergab z. B. die Messung des Schall-schutzes in einem Mehrfamilienhaus mit dem in Abbildung 20 dargestellten Aufbau von Wänden und Decke eine bewertete Standard-Schallpegeldifferenz zwischen nebeneinander liegenden Räumen von DnT,w = 69, 64 und 60 dB22 und zwischen übereinander liegenden Räumen von 56 dB.

Auch bei den Holzkonstruktionen muss der Schallschutz der Trennbauteile und der Flanken-bauteile und deren Stoßstelle beachtet werden. ÖNORM B 8115-4 und ÖNORM EN 12354-1 enthalten keine Angaben über die Berechnung der Standard-Schallpegeldifferenz in Gebäu-den in Leichtbauweise. In einer umfangreichen Untersuchung mit Rechnung und Messung des Schallschutzes in mehreren Wohnhäusern in Holzkonstruktion wurde ein Rechenverfah-ren angegeben und durch den Vergleich der Rechen- und Messergebnisse als geeignet ge-funden (Scholl et al., 2004). In diesem Verfahren wird das bewertete Schalldämm-Maß der Trenn- und Flankenbauteile eingesetzt und für die Flankenübertragung die Werte für das bewertete Schall-Längsdämm-Maß nach DIN 4109, Beiblatt 1 bzw. bei vollständiger Unter-brechung der Flankenbauteile durch den Trennbauteil ein Wert von Dn,f,w = 75 dB eingesetzt.

Angaben zum bewerteten Schalldämm-Maß für zahlreiche Wand- und Deckenbauarten sind in www.dataholz.com zusammengestellt. Dazu sind auch geeignete Verbindungen der De-cken- und Wandbauteile dargestellt.

Die in dem vorgenannten Bericht (Scholl et al., 2004) im Detail behandelten Berechnungen geben auch einen Einblick, welche Schalldämmung erreicht werden kann und wie die Flan-kenbauteile den Schallschutz bestimmen.

In nachfolgender Tabelle 32 und Tabelle 33 sind die Ergebnisse der Messung und der Be-rechnung zusammengestellt. Es ist - für den Vergleich günstiger - das in dem Bericht ange-gebene Bau-Schalldämm-Maß angeführt. Die Standard-Schallpegeldifferenz wird durch Vo-lumen und Trennwandfläche an den einzelnen Messstellen beeinflusst und verzerrt damit den Vergleich. Die Umrechnung in die Standard-Schallpegeldifferenz ist in Klammer zum gemessenen Wert des Bau-Schalldämm-Maßes angegeben. Die Werte zeigen, dass in den Holzwohnhäusern hoher Schallschutz erzielt werden kann.

Der Vergleich der Varianten für den Schallschutz zwischen nebeneinander liegenden Räu-men zeigt, dass der Anschluss der Außenwand an die Wohnungstrennwand den Schall-schutz wesentlich bestimmt. Bei vollständiger Trennung der Außenwand an der Stossstelle mit der Wohnungstrennwand wird ein Bau-Schalldämm-Maß von 60 dB erreicht, bei nicht vollständiger Trennung nur 56 dB. Die Trennung kann ersetzt werden durch eine Vorsatz-schale an der Außenwand, die an der Wohnungstrennwand unterbrochen wird.

Der Vergleich der Messergebnisse des Schallschutzes zwischen übereinander liegenden Räumen zeigt auch den Einfluss der Außenwand. Auch mit sehr hohem Schallschutz der Trenndecke selbst kann zwischen übereinander liegenden Räumen nur der Schallschutz erreicht werden, den die flankierende Außenwand bestimmt. Deutlich günstiger ist die Bauart mit einer Vorsatzschale innen an der Außenwand.

22 Die unterschiedlichen Werte sind zum Teil durch unterschiedliche Trennwandflächen und Volumina und durch eine zusätzlich angebrachte Spanplatte an der Trennwand in einem Fall bedingt.

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

69

Abbildung 20: Beispiel der Wand- und Deckenbauarten und –anschlüsse in einem mehrge-schossigen Wohnhaus in Holzbauweise a) Ausbildung des Knotens Wohnungstrennwand – Decke

b) Ausbildung des Knotens Außenwand – Wohnungstrennwand

c) Ausbildung des Knotens Außenwand - Decke

Quelle: Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Abteilung für Wohnbauförderung

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ENDBERICHT

70

Tabelle 32: Schallschutz zwischen nebeneinander liegenden Wohnhäusern in Holzkonstruktion Nr.

bewertetes Bau-Schalldämm-Maß (dB)

Wohnungstrennwand Außenwand AW-WTW-Anschluss

Deckenuntersichte Fußboden Innenwand

1 gemessen 60 (DnT,w = 61)

berechnet 60,6

1,0+1,25 cm GF 14 cm MW, darin getrennte Ständer 60/60, Raster 62,5cm 1,0+1,25 cm GF getrennter Rähm 66

1,5 cm MD 16 cm MW, darin Holzständer 60/160, Raster 62,5cm 1,3 cm HW 68,1

Wände voll-ständig getrennt, keine Über-brückung durch Schrauben, Rähm oder Trennwand-rahmen

1,25+1,25cmGKP auf Federschiene., durch WTW unterbrochen 67,7

HSP auf 2,5 cm MW durch WTW unterbrochen 65,7

Holzständerwand durch WTW unterbrochen 75,1

2 56 (DnT,w = 60)

58,1 Differenz gegen Messung Installation in Wand

wie vor 66

wie vor 61

getrennte Ständer, durch-laufender Rähm

wie vor 67,4

wie vor 65,4

wie vor 76,0

3 60 (DnT,w = 61) 60,5

wie vor 66

wie vor 68,4

Wände voll-ständig getrennt, keine Über-brückung durch Schrauben, Rähm oder Trennwand-rahmen

wie vor 67,4

wie vor 65,4

wie vor 75,4

4 60 (DnT,w = 63) 61,6

wie vor 66

1,5 cm MD 16 cm MW, darin Holzständer 60/160, Raster 62,5cm 1,3 cm HW 2,5 cm MW 1,25 cm GF auf Federschiene 68,1

innere Beplankung durchlaufend, Vorsatzschale auf Federschiene durch Trennwand unterbrochen

wie vor 67,7

Estrich auf Mineralwolle Estrich und MW durch WTW unter- brochen 70,7

wie vor 75, 1

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

71

Nr.

bewertetes Bau-Schalldämm-Maß (dB)

Wohnungstrennwand Außenwand AW-WTW-Anschluss

Deckenuntersichte Fußboden Innenwand

5 61 (DnT,w = 61) 62

wie vor 66

keine Außenwand ----- Steildach mit Zwischensparren-dämmung 1,25 GKP, darüber 18 cm MW durch WTW unter-brochen 75,3

HSP auf 2,5 cm MW durch WTW unterbrochen 65,3

2 Innenwände durch WTW getrennt 75,8 und 75,8

GF Gipsfaserplatte GKP Gipskartonplatte MW Mineralwolle MD mitteldichte Faserplatte HW Holzwerkstoffplatte AW Außenwand WTW Wohnungsrennwand

Quelle: Lang, 2006, nach den Angaben in dem Bericht Scholl et al. 2004

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ENDBERICHT

72

Tabelle 33: Schallschutz zwischen übereinander liegenden Wohnhäusern in Holzkonstruktion Nr. bewertetes Bau-

Schalldämm-Maß (dB) Wohnungstrenndecke Außenwand AW-Decken-

Anschluss Innenwand Innenwand Innenwand

6 gemessen 64 (DnT,w = 63)

berechnet 64,6

5 cm Zementestrich 3 cm MW-Trittschalldämmpl. 2,2 cm Verlegespanplatte 22 cm Holzbalken, dazwischen 10cm Mineralw. 2,7 cm Federschiene 1,25 cm Gipskartonplattte 70

1,5 cm MD 16 cm MW, darin Holzständer 60/160, Raster 62,5 cm 1,3 cm HW 2,5 cm MW 1,25 GF 68,2

Vorsatzschale durch Trenn-decke unterbrochen

Holzständerwand durch Trenndecke unterbrochen 75,2

Holzständerwand durch Trenndecke unterbrochen 75,2

Außenwand 1,5 cm MD 16 cm MW, darin Holzständer 60/160, Raster 62,5 cm 1,3 cm HW auf Wohnungstrenn-decke 75,2

7 60 (DnT,w = 59) 60,3

5 cm Zementestrich 3,5 cm MW-Trittschalld 4 cm Betonsteinbeschwerung. 2,2 cm Verlegespanplatte 22 cm Holzbalken, dazwischen 10 cm Mineralw. 2,7 cm Federschiene 1,25 cm Gipsksrtonplstte 79

nicht rechteckiger Grundriss 2 Außenwände wie vor 68,1 und 70,3

Vorsatzschale durch Trenn-decke unterbrochen

Wohnungstrennw. Holzständerwand mit getrennten Ständern 62,3

Holzständerwand durch Trenndecke unterbrochen 75,1

nicht rechteckiger Grundriss 2 Wände Holzständerwand 75,1 und 75,1

8 61 (DnT,w = 60) 57,5

5 cm Zementestrich 6 cm (2x32/30) MW-Tritt-schalldämmplatte 2,2 cm Verlegespanplatte 22 cm Holzbalken, dazwischen 10cm Mineralw. 2,7 cm Federschiene 1,25 cm Gipsksrtonplstte 71

2 Außenwände 1,5 cm MD 16 cm MW, darin Holzständer 60/160, Raster 62,5 cm 1,3 cm HW 60,7 und 60,9

Holzständerwand durch Trenndecke unterbrochen 74,7

Holzständerwand durch Trenndecke unterbrochen 74,9

9 67 (DnT,w = 66) 66,3

5 cm Zementestrich 1,5 cm MW-Trittschalldämmp. 3 cm Schüttung Rieselschutz 2,2 cm Verlegespanplatte 22 cm Holzbalken, dazwischen 10 cm Mineralw. 2,7 cm Federschiene 1,25 cm Gipskartonplstte 68

3 Außenwände Holzkonstruktion keine näheren Angaben 76,9, 76,9 und 77,3

AW durch Trenndecke unterbrochen

Holzständerwand durch Trenndecke unterbrochen 77,3

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

73

Nr. bewertetes Bau-Schalldämm-Maß (dB)

Wohnungstrenndecke Außenwand AW-Decken-Anschluss

Innenwand Innenwand Innenwand

10 57 (DnT,w = 56) 56,1

2,2 cm zementgeb.Spanplatte 2 cm MW-Trittschalldämmpl. 6 cm Schüttung Rieselschutz 2,2 cm Verlegespanplatte 22 cm Holzbalken, dazwischen 10 cm Mineralw. 2,4 cm Lattung 1,25 cm Gipskartonplatte 61

2 Außenwände 1,5 cm MD 16 cm MW, darin Holzständer 60/160, Raster 62,5 cm 1,3 cm HW 60,9 und 61,1

keine Angaben Holzständerwand durch Trenndecke unterbrochen 74,9

Holzständerwand durch Trenndecke unterbrochen 75,1

11 63 (DnT,w = 62) 63,8

5 cm Zementestrich 1,5 cm MW-Trittschalldämmp. 2,2 cm Verlegespanplatte 22 cm Holzbalken, dazwischen 10 cm Mineralw. 2,7 cm Federschiene 1,25 cm Gipskartonplatte 69

3 Außenwände 1,5 cm MD 16 cm MW, darin Holzständer 60/160, Raster 62,5 cm 1,3 cm HW 72,1, 72,1 und 68,5

AW durch Trenndecke unterbrochen

Holzständerwand durch Trenndecke unterbrochen 75,5

12 63 (DnT,w = 62) 63,1

wie vor 69

2 Außenwände wie vor 68,4 und 68,0

keine Angaben Holzständerwand durch Trenndecke unterbrochen 75,4

Holzständerwand durch Trenndecke unterbrochen 75,0

13 67 (DnT,w = 66)

63,5 Differenz gegen Messung Raumver-satz und elastische Deckenauf-lager

5 cm Zementestrich 3 cm MW-Trittschalldämmpl. 3 cm Schüttung Rieselschutz 2,2 cm erlegespanplatte 22 cm Holzbalken, dazwischen 10 cm Mineralw. 2,7 cm Federschiene 1,25 cm Gipskartonplatte 73

2 Außenwände wie vor 67,5 und 68,1

keine Angabe Holzständerwand durch Trenndecke unterbrochen 75,1

Holzständerwand durch Trenndecke unterbrochen 74,5

14 62 (DnT,w = 61) 60,4

5 cm Zementestrich 3 cm MW-Trittschalldämmpl. 4 cm Schüttung Rieselschutz 12 cm Brettstapeldecke,ver-leimt68

wie vor 61,9

keine Angabe Holzständerwand durch Trenndecke unterbrochen 74,1

Holzständerwand durch Trenndecke unterbrochen 74,1

Holzständerwand durch Trenndecke unterbrochen 75,9

Quelle: Lang, 2006, nach den Angaben in dem Bericht Scholl et al. 2004

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ENDBERICHT

74

In den Niederlanden wurde 2000/2001 ein Muster-Projekt ausgeführt mit dreigeschossigen Reihenhäusern in Holzkonstruktion mit einem Schallschutz deutlich über dem Mindestschall-schutz (SBR, 2003). Es wurden mit der verbesserten Wohnungstrennwand (vgl. Abbildung 21) zwischen nebeneinander liegenden Wohnungen die bewertete Standard-Schallpegeldifferenz DnT,w + C im Bereich von 60 bis 68 dB gemessen. Abbildung 21: Wohnungstrennwand mit Anschluss an Fundament und Decke in dem Muster-Projekt in Holzkonstruktion

Quelle: SBR, 2003

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

75

Abbildung 22: Wohnungstrennwand mit Anschluss an die Außenwand und an das Dach in dem Muster-Projekt in Holzkonstruktion (SBR 2003)

Quelle: SBR, 2003

Zur Erzielung des hohen Schallschutzes zwischen nebeneinander liegenden Wohnungen wurde die zweischalige Außenwand mit einer Innenschale aus Holzständern mit Gipskarton-platte und einer Außenschale aus 10 cm Ziegelmauerwerk mit einer Trennfuge an der Stelle der Trennwand (vgl. Abbildung 22) ausgeführt. Neben dem Schallschutz der Trennwand wurden auch die horizontale Trittschallübertragung und der Schallschutz der Zu- und Abluft-leitungen durch Einbau von Schalldämpfern besonders beachtet.

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5 Kosten des verbesserten Schallschutzes Eine genaue Bestimmung der Kosten des verbesserten Schallschutzes, insbesondere des Anteils des Schallschutzes an den gesamten Baukosten, bedingt eine bottom-up Analyse für verschiedenste Gebäudetypen, Bauweisen, Dämmmaterialien und Ausführungsvarianten. Diese Vorgehensweise würde den Rahmen der vorliegenden Studie aber deutlich sprengen. Aus diesem Grund werden in diesem Kapitel vornehmlich Ergebnisse aus der Literatur zitiert.

Abschließend wird aber für die kleine Stichprobe an Gebäuden in Massivbauweise, welche in Tabelle 29 und Tabelle 30 dargestellt sind gezeigt, dass die Vermutung zutrifft, dass der An-teil der Kosten durch unterschiedlichen Schallschutz an den gesamten Baukosten bei weitem von Kostenanteilen anderer Ausstattungsmerkmale übertroffen wird und somit ein verbesser-ter Schallschutz sich nicht a priori unmittelbar in höheren Gesamtbaukosten niederschlägt.

Analog zu dieser Betrachtung von Gebäuden in Massivbauweise wird die Situation für Ge-bäude in Holz-Leichtbauweise untersucht.

5.1 Anteil der Baukosten an den gesamten Baukosten Klemp (2005) beziffert den Anteil der Kosten für einen guten Schallschutz in einem Wohnge-bäude im Neubau, wobei nicht weiter definiert wird, was unter einem guten Schallschutz zu verstehen ist, mit 2 bis 3 % der gesamten Baukosten. Es wird weiters festgestellt, dass Maß-nahmen zur Verbesserung des Schallschutzes bei bereits bestehenden Gebäuden nur zu erheblich höheren Kostenanteilen realisiert werden können.

Dies wird durch Kötz und Blecken (1999) bestätigt, indem sie feststellen, dass die nachträgli-che Beseitigung von Schallschutzmängeln regelmäßig mit großen Problemen verbunden ist, da entweder die Mängel überhaupt nicht mehr abzustellen sind oder nur mit großem Auf-wand und hohen Kosten beseitigt werden können.

Wie umfangreich die Maßnahmen sein können, demonstrieren die Autoren an einigen nach-folgenden Beispielen:

1. Durch Mörtelbrücken zwischen zweischaligen Mauerwerkswänden sind die Schalen miteinander verbunden. Diese Schallbrücken verschlechtern bei wenigen Fehlstellen den Schallschutz bereits drastisch. Die erforderliche Mängelbeseitigung geschieht mit einer gro-ßen Drahtseilsäge, die die Schalen unter erheblichem Kostenaufwand trennt. Dieser Mangel hätte leicht bei einer sorgfältigeren Erstellung des Mauerwerks oder dem Einbringen einer Dämmschicht vermieden werden können.

2. Durch die Verwendung von Mauerwerk mit einer zu geringen Rohdichte reicht der Schallschutz der Wand nicht aus. Eine nachträgliche Verkleidung der Wand mit einer biege-weichen Vorsatzschale wird notwendig, um den geforderten Luftschallschutz mit dem erfor-derlichen Maß herzustellen. Nur durch hohe Kosten zzgl. Wohnraumverlust kann der Scha-den beseitigt werden. Bei Ausführung des Mauerwerks mit der geforderten Steinrohdichte wären minimale Zusatzkosten aufgetreten.

3. Bei einem Stahlbeton-Treppenlauf wurden die Konsolen nicht fachgerecht auf das Podest aufgelagert, so dass beim Verguss Schallbrücken entstanden sind. Ein Neoprenlager (Kostenpunkt ca. 50 EUR je Treppenlauf), hätte den Schaden vermieden. Die nachträgliche Beseitigung ist nicht mehr möglich, die Bewohner müssen mit der Trittschallübertragung bei Benutzung des Treppenlaufes leben. Der Mangel bedingt eine Miet- oder Verkaufswertmin-derung von etwa 10 %.

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

77

4. Durch die schlechte Planung der Gründung einer Reihenhaussiedlung (durchlaufende Fundamente und Bodenplatten beider Häuser) sind Schallübertragungen zum Nachbarn gegeben. Eine nachträgliche Schallschutzverbesserung ist nur durch aufwändige Zusatzkon-struktionen, nämlich schwimmender Estrich im Untergeschoß sowie biegeweiche Vorsatz-schalen möglich. Die wesentlich effektivere schallschutztechnische Trennung der Häuser im Fundamentbereich wäre mit geringen Mehrkosten herstellbar gewesen.

Diese Beispiele verdeutlichen, dass durch geringe Unzulänglichkeiten in Planung und Aus-führung erhebliche Schallschutzmängel entstehen. Die Mängelbeseitigung führt regelmäßig zu erheblichen Mehrkosten (Kötz, Blecken, 1999).

Eine unveröffentlichte Studie im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), die im Jahr 2003 von der Eidgenössischen Materialprü-fungs- und Forschungsanstalt EMPA durchgeführt wurde (Walk et. al., 2003), beschäftigt sich mit den Kostenfolgen von Schallschutzverbesserungen im Wohnbau der Schweiz.

Walk et al. (2003) zitieren darin frühere deutsche Untersuchungen, die die Mehrkosten ohne Berücksichtigung des Wohnflächenverlusts für massive Bauweisen bei einer Verbesserung des Luftschallschutzes (nur Innenlärm) um 2 bis 3 dB; des Trittschallschutzes um 7 dB und des Schallschutzes für haustechnische Geräusche um 5 dB mit ca. 1.5 bis 5 % der Bau-werkskosten beziffern. Es folgt somit, dass die Mehrkosten ohne Berücksichtigung der Wohnflächenreduktion und ohne Verbesserung des Schutzes gegen Außenlärm bei ca. 0.5 bis 1 % pro dB Schallschutzverbesserung liegen dürften.

Walk et al. (2003) untersuchen dann die Kosten für einen zusätzlichen Schallschutz gegen-über der Norm SIA 181 idF. von 1988 für verschiedene Typen von Mehrfamilienhäusern (Ein- bis Dreispänner, also 1-3 Wohneinheiten pro Geschoss) in verschiedenen Massivbau-weisen (Mauerwerk, Stahlbeton, mit Flachdach, mit Steildach). Das Ziel der Untersuchung war die Abschätzung der Kostenfolgen einer leichten Verschärfung der Schallschutzanforde-rungen in der Norm SIA 181 (1988) in Hinblick auf die Verankerung der Mindestanforderun-gen an den Schallschutz im Hochbau in der Lärmschutzverordnung. Dabei entsprechen die untersuchten Ausführungsvarianten den folgenden 3 Anforderungsstufen:

• Anforderungsstufe 1: Schallschutz nach Mindestanforderungen der Norm SIA 181 (1988);

• Anforderungsstufe 2: gegenüber Anforderungsstufe 1 um 2 dB verbesserter Schall- schutz, entsprechend der Mindestanforderung der SIA 181 (2006);

• Anforderungsstufe 3: gegenüber Anforderungsstufe 1 um 5 dB verbesserter Schall- schutz, entsprechend der erhöhten Anforderungen der Norm SIA 181 (1988, bzw. 2006); vergleiche Abbildung 23.

Die Verbesserung des Schallschutzes um 2 resp. 5 dB bezieht sich dabei auf alle Lärmarten, die in der Norm SIA 181 behandelt sind, nämlich: Außenlärm (Luftschall), Innenlärm (Luft- und Trittschall), sowie Geräusche haustechnischer Anlagen.

Die Studie kommt dabei zu folgenden Schlussfolgerungen:

Die Mehrkosten von Verbesserungen des Schutzes gegen Außenlärm von Anforderungsstu-fe 1 auf Anforderungsstufe 2 liegen durchschnittlich bei 1 % der Bauwerkskosten. Eine Ver-besserung des Schutzes gegen Außenlärm von Anforderungsstufe 1 auf Anforderungsstufe 3 hat Mehrkosten von durchschnittlich 2,5 % zur Folge. Damit kann dem Schutz vor Außen-lärm ein Anteil von durchschnittlich 33 % an den gesamten Mehrkosten angerechnet werden.

Die Mehrkosten von Verbesserungen des Schutzes gegen Innenlärm (Luft- und Trittschall) von Anforderungsstufe 1 auf Anforderungsstufe 2 liegen durchschnittlich bei ebenfalls 1 % der Bauwerkskosten. Eine Verbesserung des Schutzes gegen Innenlärm von Anforderungs-

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ENDBERICHT

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stufe 1 auf Anforderungsstufe 3 hat Mehrkosten von durchschnittlich 5.5 % zur Folge. Damit kann dem Schutz vor Innenlärm ein durchschnittlicher Anteil von 53 % der gesamten Mehr-kosten zugeschrieben werden. Abbildung 23: Vergleich der Norm SIA 181 idF. 1988 und idF. 2006

Quelle: Emrich, 2006

Die Verbesserung des Schallschutzes gegen Geräusche haustechnischer Einrichtungen führt bei Anforderungsstufe 2 im Vergleich mit Anforderungsstufe 1 zu durchschnittlichen Mehrkosten von 0,5 % der Bauwerkskosten. Bei Anforderungsstufe 3 muss mit Mehrkosten von 1 bis 2 % gerechnet werden. Durchschnittlich lassen sich etwa 20 % der gesamten Mehrkosten auf den Schutz vor Lärm durch Haustechnik zurückführen.

Daraus wird gefolgert, dass eine Verbesserung des Schallschutzes um 2 dB, ausgehend von den Mindestanforderungen der Norm SIA 181idF. von 1988 zu Mehrkosten von typischer-weise 2,5% der Bauwerkskosten führt. Eine Verbesserung des Schallschutzes um 5 dB, ausgehend von den Mindestanforderungen der Norm SIA 181idF. von 1988 bedingt Mehr-kosten von typischerweise 10% der Baukosten. Die Mehrkosten verteilen sich jeweils in etwa im Verhältnis 50 %:30 %:20 % auf die Bereiche Schutz vor Innenlärm, Außenlärm und Lärm haustechnischer Anlagen.

In der deutschen Studie: Kosten des Schallschutzes im Wohnungsbau – Beispiel für kostengünstige Lösungen, berechnen Kötz und Blecken, (1999) die Kosten des Schall-schutzes, bezogen auf die gesamten Baukosten, von Modellgebäuden in Massiv- und Tro-ckenbauweise für verschiedene Grundrisstypen und Ausführungsarten. Dabei werden die Unterschiede in den Baukosten untersucht, die aus dem Übergang von der Schallschutzstufe I zu den Schallschutzstufen II und III (siehe Tabelle 34), entsprechend VDI 4100, resultieren.

Die Untersuchungen werden nur beim Mehrfamilienwohnungsbau durchgeführt, da gerade dort der innere Schallschutz von erheblicher Bedeutung ist, weil die Bewohner auf die Schallquellen in den anderen Wohnungen so gut wie keinen Einfluss nehmen können (der Lebenswandel und –rhythmus der Bewohner der anderen Wohnungen ist nicht beeinfluss-bar), d. h. vermeidbarer (laute Musik, etc.) oder unvermeidbarer (Benutzung der Toilette, etc.) Lärm wird anfallen. Unzumutbare Belästigung durch Lärm aus anderen Wohnungen und damit die Minderung der Wohnqualität müssen durch Schallschutz vermieden werden (Kötz, Blecken, 1999). Es werden daher nur Gebäude mit mindestens drei Wohneinheiten untersucht.

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

79

Tabelle 34: Anforderungen an den Schallschutz entsprechend den Schallschutzstufen der VDI 4100

Schallschutz

VDI 4100 Schall-schutz-stufe I

VDI 4100 Schall-schutz-stufe II

VDI 4100 Schall-schutz-stufe III

Bauteil Schallschutzqualität einfach, üblich gehoben

Wohnungstrennwände Luftschallschutz: erforderliches bewertetes Schalldämm-Maß erf. R'w in dB

53 56 59

Luftschallschutz: erf. R'w in dB 54 57 60 Wohnungstrenndecken

Trittschallschutz: erf. L'n,w in dB 53a 46b 392 Treppenraumwände Luftschallschutz: erf. R'w in dB 52 56 59 Treppenläufe und -podeste Trittschallschutz: erf. L'n,w in dB 58 53 46

Wohnungseingangstüren Luftschallschutz: erf. Rw in dB 27 Berechnung aus den

Werten der Wohnungs-trennwand

a Weichfedernde Bodenbeläge dürfen beim Nachweis der Anforderungen nicht angerechnet werden b Weichfedernde Bodenbeläge dürfen beim Nachweis der Anforderungen angerechnet werden

Quelle: Baasch et al., 1999

Die folgenden Differenzkosten der Schallschutzstufen II und III bezüglich der Schallschutz-stufe I, in % bezogen auf die gesamten Baukosten, welche in Tabelle 35 dargestellt sind, wurden unter Berücksichtigung von 4 unterschiedlichen Grundrisstypen (Ein-, Zwei-, Drei- und Mehrspänner) sowie 5 unterschiedlichen Ausführungsarten (Mauerwerk-einschalig, Stahlbeton-einschalig, Mauerwerk-zweischalig, Stahlbeton-zweischalig, Trockenbau) in ei-nem bottom-up Verfahren für 42 Modellgebäude, entsprechend den Kombinationen der un-terschiedlichen Grundrisstypen und Ausführungsarten berechnet (Kötz, Blecken, 1999). Tabelle 35: Differenz der Schallschutzkosten der Schallschutzstufe II und III bezüglich Schall-schutzstufe I nach VDI 4100, bezogen auf die gesamten Baukosten in %

ohne Berücksichtigung der Wohnflächenveränderung:

Massiv-

bauweise SSt I → II

Massiv-bauweise

SSt II → III

Massiv-bauweise SSt I → III

Trocken-bauweise SSt I → II

Trocken-bauweise

SSt II → III

Trocken-bauweise SSt I → III

Wände inkl. Türen 1,1 % 0,3 % 1,4 % 0,7 % 0,3 % 1,0 %

Decken inkl. Treppen 0,1 % 2,3 % 2,4 % 0,1 % 2,5 % 2,6 %

Installationen 0,5 % 0,9 % 1,4 % 0,4 % 0,1 % 0,5 %

Summe 1,7 % 3,5 % 5,2 % 1,2 % 2,9 % 4,1 % mit Berücksichtigung der Wohnflächenveränderung:

Massiv-

bauweise SSt I → II

Massiv-bauweise

SSt II → III

Massiv-bauweise SSt I → III

Trocken-bauweise SSt I → II

Trocken-bauweise

SSt II → III

Trocken-bauweise SSt I → III

Wände inkl. Türen 4,2 % 1,8 % 6,0 % 1,2 % 2,5 % 3,7 % Decken inkl. Treppen 0,1 % 2,3 % 2,4 % 0,2 % 2,4 % 2,6 % Installationen 0,5 % 0,9 % 1,4 % 0,4 % 0,1 % 0,5 % Summe 4,8 % 5,0 % 9,8 % 1,8 % 5,0 % 6,8 %

Quelle: Kötz, Blecken, 1999

Im Folgenden soll der Frage nachgegangen werden, ob die Kosten von unterschiedlichen Maßnahmen, die unterschiedlichen Schallschutz in neu errichteten Wohngebäuden zur Fol-ge haben, signifikant mit den Gesamtbaukosten korrelieren.

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ENDBERICHT

80

5.2 Gesamt-Netto-Baukosten und Schallschutz in Wohngebäu-den in Massivbauweise in Oberösterreich und der Steiermark Für einen Großteil der in Tabelle 29 und Tabelle 30 beschriebenen Gebäude, in denen der Schallschutz sowohl für übereinander, als auch nebeneinander liegende Räume durch Mes-sung bestimmt wurde, wurden von der Abteilung für Wohnbauförderung im Amt der Landes-regierung Angaben zu den gesamten Netto-Baukosten, der Zahl der errichteten Wohneinhei-ten, und der Wohnfläche zur Verfügung gestellt.. Daraus lassen sich die gesamten Netto-Quadratmeterkosten bestimmen. Die 5.2 Gesamt-Netto-Baukosten der zu unterschiedlichen Zeitpunkten, im Zeitraum von 1989 bis 1999 fertig gestellten Gebäude, wurden mit dem Bau-kostenindex (Tabelle 36) auf das Jahr 2000 umgerechnet, sodass die Quadratmeterkosten jene des Jahres 2000 darstellen. Dies stellt die Grundlage für einen objektiven Vergleich dar. Tabelle 36: Baukostenindex 2000

Jahr BKI 2000 1989 69,31990 73,11991 76,31992 80,11993 83,81994 86,81995 89,81996 91,21997 93,71998 95,81999 97,72000 100,02001 102,12002 103,72003 106,42004 111,82005 114,3

Quelle: Statistik Austria

Tabelle 37 stellt den Schallschutz für übereinander und nebeneinander liegende Räume, die Anzahl der Wohneinheiten in den einzelnen Gebäuden, die in den Gebäuden vorhandene Wohnfläche, die Gesamt-Netto-Baukosten und die Kosten per Quadratmeter übersichtlich dar. Die Gesamt-Netto-Baukosten setzen sich zusammen aus den reinen Baukosten, den Kosten für Haustechnik, den Neben- und Anschlusskosten sowie sämtlichen Honoraren inkl. Finanzierungskosten, jedoch ohne Berücksichtigung der Umsatzsteuer.

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

81

Tabelle 37: Schallschutz übereinander und nebeneinander liegender Räume und Quadratme-terkosten

Bauvorhaben

Über-einander liegende Räume

Neben-einander liegende Räume

Wohn-einheiten

Gesamt-Netto-Baukosten zu Preisen des Jahres 2000

Gesamt-Wohnfläche

Quadrat-meter-kosten

DnT,w [dB] gemessen

DnT,w [dB] gemessen EUR m2 EUR/m2

Aussee 55,0 n. v 14 915.940 509 1.798 Bruck/Mur-Re 54,0 58,0 19 1.602.658 1.382 1.160 Bruck/Mur-Ti 56,3 n. v 21 2.077.384 2.269 916 Frojach 62,0 60,5 8 837.162 562 1.491 Gleisdorf n. v 59,5 12 1.313.683 909 1.445 Graz-Bf 55,2 n. v 147 12.384.618 10.147 1.221 Graz-Ber 68,0 66,0 43 4.877.320 3.138 1.554 Graz-Gh 59,0 63,0 313 7.481.014 7.899 947 Graz-Go 56,5 58,0 109 9.002.189 7.462 1.206 Graz-Gri n. v 59,0 36 4.928.958 2.778 1.774 Graz-Wie 57,0 62,0 162 19.631.788 12.577 1.561 Graz-Zel n. v 60,5 32 3.300.498 2.381 1.386 Leonding 56,0 56,0 44 3.532.598 3.077 1.148 Linz-Schu 60,5 64,0 40 3576869 3.427 1.044 Linz-Komm n. v 57,0 16 1437428 1248 1152 Linz-Par 58,0 58,5 58 3.297.454 2.794 1.180 Oberzeiring 61,0 58,0 12 1.225.227 906 1.353 Öblarn 61,5 n. v 8 775.850 561 1.384 St. Georgen 58,0 n. v 6 795.793 687 1.158 Unterpremstätten 57,5 n. v 8 943.228 639 1.476 Wels 58,0 57,0 46 3.551.871 3.000 1.184 Zeltweg 58,0 n. v 16 1.537.594 1.197 1.285

Quelle: IFIP, 2006 (basierend auf den Daten der Tabelle 29 und Tabelle 30 und Kosten-daten der fördernden Stelle im Amt der Landesregierung)

Aus Tabelle 37 ist ersichtlich, dass Gebäude mit niedrigen Quadratmeterkosten und einem hohen Schallschutz Gebäuden mit hohen Quadratmeterkosten und einem niedrigeren Schallschutz gegenüberstehen. Tabelle 38 stellt die maximalen Differenzen des Schallschut-zes in den einzelnen Quadratmeterkosten-Bereichen dar. Tabelle 38: Maximale Differenz beim Schallschutz in Abhängigkeit vom Quadratmeterkosten-Bereich

Übereinander liegende Räume

Nebeneinander liegende Räume

Netto-Quadratmeter-kostenbereich

DnT,w [dB] maximale Diff.

DnT,w [dB] maximale Differenz

900-1100 4,2 1,01100-1300 4,0 2,51300-1600 4,5 2,51600-1800 13,0 7,0

Quelle: IFIP, 2006 (basierend auf den Daten der Tabelle 37)

In Abbildung 24 sind die Daten aus Tabelle 37 in grafischer Form dargestellt. Der Korrelati-onskoeffizient für den Schallschutz von übereinander liegenden Räumen und den Netto- Quadratmeterkosten beträgt 0,228, jener von nebeneinander liegenden Räumen und den Netto-Quadratmeterkosten 0,154. Werden beide Datenreihen zusammengefasst, be-trät der Korrelationskoeffizient 0,201.

Es kann also keine Korrelation zwischen errichtetem Schallschutz und Netto-Quadratmeterkosten festgestellt werden. Aufgrund der geringen Stichprobenanzahl kann diese Aussage jedoch nicht verallgemeinert werden. Bei der vorliegenden Stichprobe kann

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ENDBERICHT

82

jedoch gesagt werden, dass wohl andere Ausstattungsmerkmale die Baukosten erheblich stärker beeinflussen als die Güte des eingebauten Schallschutzes. Abbildung 24: Netto-Quadratmeter-Baukosten und Schallschutz für übereinander und neben-einander liegende Räume

900

1.000

1.100

1.200

1.300

1.400

1.500

1.600

1.700

1.800

1.900

53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69

DnT,w [dB]

EUR

per

m2

Überein. lieg. R. Oberösterreich Überein. lieg. R. Steiermark Nebenein. lieg. R. Oberösterreich Nebenein. lieg. R. Steiermark

Quelle: IFIP, 2006 (basierend auf den Daten der Tabelle 37)

Kötz und Blecken (1999) stellten zudem fest, dass keine Abhängigkeit zwischen den Schall-schutzkosten und dem Grundrisstyp (Ein-, Zwei-, Drei- und Mehrspänner) festzustellen ist. Ferner lassen die Schallschutzkosten in Abhängigkeit zu den unterschiedlichen Wohnungs-anordnungen innerhalb des Gebäudes ebenfalls keine Regelmäßigkeit erkennen. Ebenso konnten sie keine regelmäßige Abhängigkeit zwischen den Schallschutzkosten und der Menge der Wandflächen mit Schallschutzanforderungen feststellen. Sie stellten daher fest, dass die Idee, Schallschutzkosten in Abhängigkeit der Grundrisstypen zu betrachten, verwor-fen werden muss. Die nachfolgende Abbildung 25 stellt die Abhängigkeit der Netto-Quadratmeterkosten und der Anzahl der Wohneinheiten basierend auf den Daten der Tabelle 37 dar. Auch hier ist keine Korrelation feststellbar. Der errechnete Korrelationskoeffi-zient beträgt -0,301. Abbildung 25: Netto-Quadratmeter-Baukosten und Anzahl der errichteten Wohneinheiten

900

1.000

1.100

1.200

1.300

1.400

1.500

1.600

1.700

1.800

1.900

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 220 240 260 280 300 320

Anzahl der errichteten Wohneinheiten

EUR

per

m2

Oberösterreich Steiermark

Quelle: IFIP, 2006 (basierend auf den Daten der Tabelle 37)

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

83

Zusammenfassend ergibt die vorliegende Untersuchung, dass bei der gegebenen Stichpro-be von Gebäuden in Massivbauweise, andere Ausstattungsmerkmale einen bedeutenderen Einfluss auf die gesamten Errichtungskosten der Gebäude besitzen als der Schallschutz. Daraus folgt aber auch, dass der Einbau eines verbesserten Schallschutzes kaum einen Kostentreibenden Effekt hinsichtlich der Gesamt-Baukosten besitzt.

Dies wird durch eine Studie von Ferk (zum gegenwärtigen Zeitpunkt in der Fertigstellung), bestätigt. Darin werden die Netto-Quadratmeterbaukosten von 22 Gebäuden in Massivbau-weise, die im Zeitraum von 2001 bis 2005 in der Steiermark errichtet wurden, betrachtet. 13 Gebäude entsprechen den Mindestanforderungen entsprechend der ÖNORM, in 9 Gebäu-den wurde hingegen ein gegenüber der ÖNORM erhöhter, aber nicht näher spezifizierter, Schallschutz realisiert. Die mittels Baukostenindex auf das Jahr 2000 umgerechneten Netto-Quadratmeterbaukosten sind in Tabelle 39 und Abbildung 26 dargestellt. Tabelle 39: Netto-Quadratmeterbaukosten von Gebäuden in Massivbauweise in der Steiermark, für die Mindestanforderungen an den Schallschutz entsprechend ÖNORM bzw. für die erhöhte Schallschutzanforderungen gegenüber der ÖNORM realisiert sind

Mindestschallschutz nach ÖNORM Erhöhter Schallschutz gegenüber ÖNORM

Objekt Nr. Jahr EUR/m2

(2000) Objekt Nr. Jahr EUR/m2

(2000) 1 2005 1.272 1 2005 1.184 2 2005 1.187 2 2005 1.248 3 2005 1.176 3 2005 1.016 4 2005 1.085 4 2005 1.168 5 2004 1.185 5 2002 1.291 6 2004 1.229 6 2004 1.077 7 2003 1.202 7 2002 1.092 8 2003 1.276 8 2003 1.179 9 2003 1.426 9 2002 1.295 10 2002 1.387

11 2002 1.070

12 2002 1.455

13 2001 1.320

Quelle: Ferk (Studie Schalldämmung im Wohnungsbau, zum gegenwärtigen Zeitpunkt in der Fertigstellung; Daten: Das Land Steiermark – Wohnbauförderung)

Wird der Mittelwert der Netto-Quadratmeterbaukosten für Objekte in Massivbauweise mit erhöhtem Schallschutz (1172 EUR/m2) mit jenem der Bauten, die nur die Mindestanforde-rungen erfüllen (1252 EUR/m2) verglichen, so ergibt sich, dass die Objekte mit erhöhtem Schallschutz im Durchschnitt um 79 EUR/m2 niedrigere Netto-Quadratmeterbaukosten auf-weisen.

Die grafische Aufbereitung der Daten aus Tabelle 39 ist in Abbildung 26 gegeben und zeigt ähnliche Verhältnisse wie jene in, die in Abbildung 24 dargestellt sind.

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ENDBERICHT

84

Abbildung 26: Netto-Quadratmeterbaukosten und Schallschutz für Gebäude in Massivbauweise in der Steiermark

1.000

1.050

1.100

1.150

1.200

1.250

1.300

1.350

1.400

1.450

1.500

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

Objektnummer

EUR

per

m2

MindestschallschutzErhöhter Schallschutz

Quelle: IFIP, 2006 (basierend auf den Daten der Tabelle 40)

5.3 Gesamt-Netto-Baukosten und Schallschutz in Wohngebäu-den in Holz-Leichtbauweise in der Steiermark Ebenfalls in der Studie von Ferk (zum gegenwärtigen Zeitpunkt in der Fertigstellung) werden 19 Gebäude in Holz-Leichtbauweise, die im Zeitraum von 1995 bis 2005 in der Steiermark errichtet wurden untersucht. 12 Gebäude erfüllen dabei die Mindestanforderungen an den Schallschutz entsprechend ÖNORM, in 7 Gebäuden ist gegenüber der ÖNORM ein erhöhter Schallschutz realisiert. Die Netto-Quadratmeterbaukosten dieser Objekte, die mittels Bau-kostenindex auf das Preisniveau des Jahres 2000 umgerechnet wurden, sind in Tabelle 40 bzw. Abbildung 27 dargestellt.

Ebenso wie bei den Gebäuden in Massivbauweise gibt es bei jenen in Holz-Leichtbauweise Gebäude die nur die Mindestanforderungen an den Schallschutz entsprechend der ÖNORM erfüllen und höhere oder zumindest gleich hohe Quadratmeterbaukosten aufweisen als Ge-bäude, welche erhöhten Schallschutzanforderungen gegenüber der ÖNORM genügen.

Wird der Mittelwert der Netto-Quadratmeterbaukosten für Objekte in Holz-Leichtbauweise mit erhöhtem Schallschutz (1318 EUR/m2) mit jenem der Bauten, die nur die Mindestanforde-rungen erfüllen (1244 EUR/m2) verglichen, so ergibt sich, dass die Objekte mit erhöhtem Schallschutz im Durchschnitt um 74 EUR/m2 höhere Netto-Quadratmeterbaukosten aufwei-sen.

Aufgrund der geringen Stichprobengröße und der Tatsache, dass die erhöhten Schallschutz-anforderungen gegenüber der ÖNORM nicht näher definiert sind kann aus den obigen Be-funden aber kein allgemein gültiger Trend bezüglich des Einflusses des realisierten Schall-schutzes auf die Baukosten abgeleitet werden. Es darf aber vermutet werden, dass gerade bei der Holz-Leichtbauweise der Einfluss eines verbesserten Schallschutzes auf die Baukos-ten signifikanter ist als bei der Massivbauweise.

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

85

Tabelle 40: Netto-Quadratmeterbaukosten von Gebäuden in Holz-Leichtbauweise in der Stei-ermark, für die Mindestanforderungen an den Schallschutz entsprechend ÖNORM bzw. für die erhöhte Schallschutzanforderungen gegenüber der ÖNORM realisiert sind

Mindestschallschutz nach ÖNORM Erhöhter Schallschutz gegenüber ÖNORM

Objekt Nr. Jahr EUR/m2

(2000) Objekt Nr. Jahr EUR/m2

(2000) 1 2004 1.333 1 2005 1.102 2 2003 1.158 2 2005 1.172 3 2002 1.171 3 2003 1.359 4 2001 1.124 4 2002 1.423 5 2001 1.177 5 2002 1.383 6 2001 1.149 6 2000 1.431 7 2001 1.217 7 1995 1.357 8 2001 1.263

9 2000 1.426

10 2000 1.319

11 2001 1.413

12 2001 1.177

Quelle: Ferk (Studie Schalldämmung im Wohnungsbau, zum gegenwärtigen Zeitpunkt in der Fertigstellung; Daten: Das Land Steiermark – Wohnbauförderung)

Abbildung 27: Netto-Quadratmeterbaukosten und Schallschutz für Gebäude in Holz-Leichtbauweise in der Steiermark

1.000

1.050

1.100

1.150

1.200

1.250

1.300

1.350

1.400

1.450

1.500

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

Objektnummer

EU

R p

er m

2

MindestschallschutzErhöhter Schallschutz

Quelle: IFIP, 2006 (basierend auf den Daten der Tabelle 40)

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ENDBERICHT

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6 Stand des Wissens zur Bewertung der Wirkung von Lärmbelastungen und deren Verringerung Im Gegensatz zu Belastungen der Umweltmedien Luft, Wasser oder Boden durch Schadstof-fe werden durch Lärm keine Ressourcen im klassischen Sinn verschmutzt. Die Lärm-Emissionen wirken sich direkt auf den Menschen aus, während beispielsweise Emissionen von Luftschadstoffen erst über das Umweltmedium «Luft» ihre schädliche Wirkung entfalten. Dies hat zwar den Vorteil, dass man sich beim Lärm nicht mit Effekten der Speicherung und Verzögerung befassen muss. Doch wirkt sich dies für die Lärmbekämpfung insofern er-schwerend aus, als sich die verschiedenen Emissionsquellen nicht wie bei Luft zu einer für die gesamte Bevölkerung drohenden Umweltgefahr kumulieren, sondern örtlich oder zeitlich klar definiert auf einzelne regionale Gruppen oder Individuen einwirken (BUWAL, 2002).

Lärm hat vielfältige Auswirkungen, deren Auftreten und Intensität grundsätzlich mit steigen-dem Schallpegel zunehmen.

Generell können 3 Wirkkategorien unterschieden werden: 1. Gesundheitliche Auswirkungen (physische und psychische Auswirkungen) 2. Soziale Auswirkungen 3. Ökonomische Auswirkungen im Zusammenhang mit den, bzw. als Folge der, beiden erstgenannten.

Mit Ausnahme von sehr hohen Lautstärken, bei denen eine direkte Schädigung des Gehörs auftreten kann, ist die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung aber schwierig nachzuwei-sen. Denn die Störwirkung schwankt von Mensch zu Mensch stark und hängt wesentlich von nicht-akustischen Aspekten ab. Dabei wird die Beziehung von Ursache (Schall) zum Effekt (Reaktion) durch moderierende Faktoren wie individuelle Einstellungen zum Schall bzw. zur Schallquelle, biologische Rhythmen, soziologische Merkmale usw. wesentlich beeinflusst (BUWAL, 2002).

So zeigt sich, dass bei vergleichbaren Schallpegeln Fluglärm als belästigender als Stra-ßenverkehrslärm, dieser wiederum belästigender als Schienenverkehrslärm empfun-den wird. Als Schwellenwert für die Lärmbelästigung werden Schallpegel ab 50-55 dB(A), für starke Belästigungen Schallpegel von mehr als 65 dB(A) angenommen. Die WHO nennt als Richtwert einen mittleren Lärmpegel von <50 dB(A) tagsüber und 40-45 dB(A) während der Nacht, bei dem sich nur noch wenige Personen mittelschwer belästigt fühlen (BSV, 2004). Abbildung 28: Zeitlicher Trend des Fluglärm-Pegels (LDN in dB(A)), der mit einem konstanten Anteil von 25% stark belästigter Personen verbunden ist

Quelle: Guski et al., 2004

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SCHALLSCHUTZ IM WOHNUNGSBAU

87

Darüber hinaus haben Guski et. al. (2004) gezeigt, dass die publizierten Belästigungsreakti-onen beispielsweise für Fluglärm einem mit der Zeit steigenden Trend unterliegen (siehe Abbildung 28): Werden lediglich nur die Pegelwerte, die in den publizierten Untersuchungen, welche jeweils 25 % stark gestörte/belästigte Personen entsprechen, betrachtet, so ergibt sich ein Abfall von ca. 8 dB zwischen 1965 und 1995. Anders ausgedrückt: derselbe Anteil stark durch Fluglärm gestörter/belästigter Personen wird nach 30 Jahren bei einem Mitte-lungspegel23 erreicht, der ca. 8 dB unter dem Pegel von 1965 liegt.

6.1 Gesundheitliche Lärmwirkungen Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Gesundheit als «einen Zustand völligen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens» und meint damit nicht nur die Abwe-senheit von Krankheiten. Präzisiert wird diese Vorstellung dadurch, dass die höchstmöglich erreichbare Form eines solchen Gesundheitszustandes ein fundamentales Recht eines je-den Menschen sei. Aufgrund dieser Definition sind unter gesundheitlichen Auswirkungen nicht nur die körperliche (physische Lärmwirkung) Gesundheitsbeeinträchtigung zu verste-hen, sondern auch das gestörte subjektive Wohlbefinden (psychische Lärmwirkung), wel-ches langfristig ebenfalls zu körperlichen Beeinträchtigungen führen kann.

Die vom Lärm verursachten körperlichen Reaktionen lassen sich unterteilen in aurale (das Ohr betreffend) und extraaurale Effekte. Aurale Beeinträchtigungen treten in der Regel in-folge hoher Schallpegel in Form von Hörschäden auf. Insbesondere bei Schallpegeln, die zweifelsfrei keinerlei aurale Effekte besitzen, muss die Aufmerksamkeit bei der Lärmbekämp-fung den extraauralen Wirkungen gelten, welche sich als psychische, soziale und körperliche Beeinträchtigungen beim Menschen manifestieren. Dabei treten die körperlichen Verände-rungen auf, ohne dass dies bewusst wahrgenommen werden. All diese Beeinträchtigungen betreffen gemäss WHO-Definition die Gesundheit. Die populäre Einschätzung, dass Lärm nicht stört, bzw. dass man sich daran gewöhnen kann, schliesst mögliche langfristige ge-sundheitliche Beeinträchtigungen daher nicht aus (BUWAL, 2002).

Von der Lärmwirkungsforschung werden über direkte Hörschädigungen hinaus Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Kopfschmerzen, hormonelle Veränderungen, psy-chosomatische Erkrankungen, Schlafstörungen, Abnahme der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit, Stressreaktionen, Aggressionen, anhaltendes Unlustgefühl und Beein-trächtigungen des allgemeinen Wohlbefindens als gesundheitliche Folgewirkungen genannt. Allerdings lassen sich diese Wirkungen nicht monokausal dem Lärm zuordnen, sie sind viel-mehr multifaktoriell bedingt. Die Forschung in diesem Bereich konzentriert sich aber vor al-lem auf Verkehrs- und Fluglärm. In der deutschen Studie: Umwelt - Gesundheit - Verkehr, Kommunikationsinhalte und -formen zum Wirkungszusammenhang von Umwelt, Ge-sundheit und Verkehr (BSV, 2004) werden die gesundheitlichen Auswirkungen von Ver-kehrslärm wie folgt zusammengefasst:

Dauerbelastungen von über 70 dB(A) tagsüber und über 60 dB(A) nachts werden als ge-sundheitsgefährdend eingestuft. Dabei liegt die Nachweisgrenze für eine Zunahme des Herzinfarktrisikos bei einem Mittelungspegel von 65 dB(A) tagsüber und 55 dB(A) nachts. Beispielsweise zeigen epidemiologische Untersuchungen, dass das Herzinfarkt-Risiko von Anwohnern stark befahrener Straßen mit Mittelungspegeln ab 65-70 dB(A) um rund 20 % höher als jenes von Anwohnern ruhiger Straßen mit Lärmbelastungen unter 55 dB(A) ist. So können in Deutschland rund 2 % der Herzinfarkte auf Verkehrslärm zurückgeführt werden. Das zugehörige Mortalitätsrisiko würde damit etwa dem des Passivrauchens entsprechen 23 Der in Deutschland übliche Mittellungspegel entspricht dem österrreichischen äquivalenten Dauer-schallpegel.

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und höher liegen als das durch Krebserkrankungen infolge verkehrsbedingter Luftschadstof-fe. Menschen aus stark mit Verkehrslärm belasteten Wohngebieten sind häufiger wegen Bluthochdrucks in ärztlicher Behandlung als diejenigen, die an weniger belasteten Straßen wohnen. Besonders deutlich ist der Zusammenhang zwischen Bluthochdruck-Behandlungen und der nächtlichen Lärmbelastung, bei einem mittleren Schallpegel von 55 dB(A) ist das Risiko fast doppelt so hoch wie bei Mittelungspegeln unter 50 dB(A). Unspezifische Stress-reaktionen des Herz-Kreislauf-Systems (z. B. kurzfristige Blutdruck- und Herzfrequenzän-derungen, Stresshormonausschüttung) treten reflexartig bei Momentanpegeln oberhalb von 60 dB(A) auf. Langfristig kann eine Häufung solcher Reaktionen zu chronischen Schädigun-gen im Herz-Kreislauf-System führen. Die durch Schlafstörungen hervorgerufenen, langfris-tigen Gesundheitsschäden müssen, obwohl Gegenstand der Lärmwirkungsforschung, als noch weitgehend unerforscht gelten. Sicher scheint, dass Menschen nachts empfindlicher auf Lärm reagieren als tagsüber. In der Literatur werden Schwellenwerte für Schlafstörungen von ca. 30-35 dB(A) innen und 35-45 dB(A) außen sowie Pegelspitzen von maximal 40 dB(A) innen und 45-55 dB(A) außen genannt. Lern- und Konzentrationsstörungen in In-nenräumen werden bereits bei Lärmpegeln ab 40 dB(A) festgestellt. Die Folgen einer lärmbedingten, nachlassenden Leistungsfähigkeit können Tagesmüdigkeit und verschlech-terte Reaktionszeiten sein.

6.2 Soziale Lärmwirkungen Zu den sozialen Auswirkungen von Lärm gehören Kommunikationsstörungen und Verände-rungen der Einstellung im sozialen Verhalten der belasteten Menschen, letzteres ist durch zunehmende Aggression, verringerte Hilfsbereitschaft und Veränderungen bei der Beurtei-lung anderer Personen gekennzeichnet. Daneben ist aber auch die vor allem mit Lärm in Zusammenhang gebrachte Entmischung in Siedlungsgebieten von Interesse. Tatsächlich gibt es viele Hinweise dafür, dass besonders im urbanen Bereich die Anteile von Personen, die an bzw. unter der Armutsgrenze leben, in der Nähe lärmiger Industrie- oder Verkehrszo-nen besonders hoch sind, obwohl der Zusammenhang bisher empirisch wenig untersucht und dokumentiert ist.

6.3 Ökonomische Lärmwirkungen – Externe Kosten des Lärms Aus der Sicht des Ökonomen stellen Lärm und Lärmbelastung einen negativen externen Effekt dar. Als externe Effekte lassen sich die gegenseitigen Einwirkungen von Wirtschafts-subjekten, die nicht über den Markt erfasst und bewertet werden, verstehen. Externe Effekte sind hauptsächlich eine Folge, dass Umweltgüter wie Luft oder Ruhe den Charakter eines öffentlichen Gutes besitzen. Diese sind durch die Eigenschaften Nichtrivalität24 und Nicht-ausschließbarkeit25 im Konsum gekennzeichnet. Das führt dazu, dass diese Güter in der Re-gel keinen Marktwert besitzen. Eine extensive Nutzung dieser Güter durch die Wirtschafts-subjekte erhöht damit deren Nutzen, etwaige negative Auswirkungen in Form von externen Kosten dieser Nutzung treten aber bei anderen bzw. allen Individuen auf.

Verkehrslärm stellt dabei in der Europäischen Union die wohl bedeutendste und somit auch statistisch am besten erfasste und dokumentierte Lärmquelle dar. Die gesamten externen Kosten für Verkehrslärm (Straße, Schiene und Luft) in den Landern der EU (15) werden auf 24 Ein Gut besitzt die Eigenschaft der Rivalität (im Konsum), wenn der Konsum des Gutes die gleich-zeitige Nutzung dieses Gutes durch einen anderen Konsumenten ausschliesst. 25 Ein Gut besitzt die Eigenschaft der Ausschließbarkeit (im Konsum), wenn ein potentieller Nutzer vom Konsum des Gutes ausgeschlossen werden kann.

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51,7 Milliarden EUR/Jahr geschätzt und verteilen sich auf einzelne Lärmquellen entspre-chend der Abbildung 29. Externe Kosten für Nachbarschaftslärm sind kaum erfasst. Abbildung 29: Externe Kosten Lärm in EU 15 in Mio. EUR pro Jahr

Quelle: Reh, 2004

Tabelle 41 zeigt den Anteil am BIP für Straßenverkehrslärm in einigen ausgewählten europä-ischen Ländern. Tabelle 41: Externe Kosten des Straßenverkehrslärms in % des BIP in ausgewählten europäi-schen Ländern

Country Year % of GDP Finland 1989 0.30 France 1994 0.10 Germany 1992 1.40 Norway 1987 0.30 Sweden 1992 0.40 Switzerland 1988 0.26

Quelle: Lambert et al., 1998

Vergleichbar mit den gesundheitlichen und sozialen Auswirkungen werden auch die wirt-schaftlichen Kosten des Lärms oft unterschätzt. Neben den direkten Kosten als Folge von Gesundheitsbeeinträchtigungen und den Kosten für Lärmbekämpfungsmaßnahmen zum Schutz vor eben diesen gesundheitlichen Auswirkungen gibt es eine Reihe von weiteren Kostenkomponenten die in Abbildung 30 dargestellt sind.

Für viele Bereiche fehlen die notwendigen Modelle, um die wirtschaftlichen Auswirkungen des Lärms genau zu quantifizieren. Oft lassen sich daher die Lärmkosten aufgrund des feh-lenden Marktpreises nicht beziffern, was dazu führt, dass sie als externe Kosten, welche sie im ökonomischen Sinn darstellen, nach dem Gemeinlastenprinzip26 von der Allgemeinheit übernommen werden.

26 Im Gegensatz zum Verursacherprinzip, bei dem der Verursacher von externen Effekten auch für die resultierenden externen Kosten aufkommen muß, wird entsprechend dem Gemeinlastprinzip in der

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ENDBERICHT

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Insbesondere die Kostenkomponenten Verminderung der Lebensqualität, Produktionsausfäl-le bzw. -rückgänge aufgrund erhöhten Krankenstandes oder verringerter Konzentration, aber auch Kosten für medizinische Behandlungen von psychischen Lärmwirkungen sind, aufgrund zu geringen Wissens über die Wirkzusammenhänge, schwer quantifizierbar und daher kaum monetarisierbar.

Zu den ökonomischen Lärmwirkungen gehören Gesundheitskosten, welche aus der Behand-lung von bereits durch Lärm entstandener Gesundheitsschäden erwachsen. Weiters die Kos-ten, welche aus erhöhten Unfallzahlen aufgrund sinkender Konzentrationsfähigkeit durch Lärmbelastung. Abbildung 30: Übersicht der wichtigsten Kostenkomponenten von lärmbedingten ökonomi-schen Auswirkungen.

Quelle: BUWAL, 2002

Zu den ökonomischen Kosten gehören ebenfalls die Lärmschutzkosten, also jene Kosten, die aufgewendet werden um die Bevölkerung vor Lärm zu schützen.

In den Jahren 1993 bis 2000 wurden in Österreich öffentliche Ausgaben in der Höhe von 305 Mio. EUR27 allein zur Verringerung der Lärmbelastung durch die Lärmquellen Straßen- und Schienenverkehr getätigt. 114 Mio. EUR entfielen dabei auf den Straßenverkehr, wovon 70 Mio. EUR (61%) für lärmmindernde Maßnahmen an der Straße selbst (leiser Asphalt, Lärmschutzwände etc.) und 44 Mio. EUR (39%) für Maßnahmen an Gebäuden (Schall-schutzfenster etc.) aufgewendet wurden. Im selben Zeitraum wurden 191 Mio. EUR für Maß-nahmen im Bereich der Schiene (sowohl an der Eisenbahninfrastruktur und den Schienen-wegen als auch an Gebäuden) aufgewendet. Die Ausgaben privater Haushalte bzw. der öf- Regel die öffentliche Hand anstelle des Verursachers mit öffentlichen Mitteln tätig. Das Gemeinlast-prinzip findet vornehmlich dann Anwendung, wenn der Verursacher eines externen Effektes nicht fest-stellbar ist oder die Zahl der Verursacher sehr groß ist, sodass der Anteil des einzelnen Verursachers an den externen Kosten nicht feststellbar ist (z. B. Verkehrslärm). 27 Die Zahlen stammen aus eigenen Berechnungen auf Basis des 6. und 7. Umweltkontrollberichtes (UBA, 2001; UBA, 2004)

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fentlichen Hand bezüglich Lärmminderungsmaßnahmen hinsichtlich Nachbarschaftslärms sind statistisch kaum erfasst!

In Deutschland werden die allein vom Straßenverkehr verursachten Kosten (verursacht durch Einbau von Schallschutzfenstern in betroffenen Wohnungen sowie fahrzeugtechnische und fahrbahnseitige Maßnahmen nach Stand der Technik) auf 7,5 Mrd. EURO pro Jahr ge-schätzt (BSV, 2004).

Zu den ökonomischen Lärmkosten gehören aber auch verringerte Mieteinnahmen, bzw. niedrigere Grundstückspreise in Gebieten mit höherer Lärmbelastung. In Deutschland wur-de festgestellt, dass ab etwa 30 dB(A) jede weitere Zunahme des Lärms um 1 dB(A) zu einer Entwertung des Immobilienwertes von 0,5-1,7 % führt (BSV, 2004).

Nach einer Studie von Bateman et al. (2000) in der die Ergebnisse Hedonischer Preismodel-le von verschiedener Studien aus Europa, Nordamerika und Japan zusammengefasst sind, ergibt sich für die Länder: Norwegen, Schweden, Schweiz und Finnland, dass die Verrin-gerung des Gebäudewertes infolge Straßenverkehrslärm in einem Bereich von 0,21 bis 1,7 % pro dB(A) Geräuschzunahme liegt. In einem Bericht von Navrud (2002) im Auftrag der europäischen Kommission werden die Ergebnisse von verschiedenen Zahlungsbereitschaftsstudien bezüglich Straßenlärms zu-sammengefasst. Die ermittelten Zahlungsbereitschaften zur Verminderung der Belastung durch Straßenverkehrslärm liegen in einem Bereich von 2 und 99 EUR/Haushalt und Jahr (siehe Tabelle 42).

Eine Studie für die Schweiz (Lorenz, 2000) zeigt, dass 54 % der Schweizer bereit wären für eine ruhigere Wohnlage mehr Mietzins zu bezahlen. 48 % wären bereit dafür einen Betrag von 200 bis 500 Fr., 18% sogar einen Betrag von 500 bis 2000 Fr., aufzuwenden. Dabei sind Personen, welche in Einfamilienhäusern leben, eher bereit für eine ruhigere Wohnlage mehr zu bezahlen, als solche die in Mehrfamilienhäusern leben. Ebenso sind Personen, die den Großteil ihres Lebens am Lande verbracht haben, bereit mehr für eine ruhigere Wohnlage zu bezahlen, als solche, die bisher in der Stadt gelebt haben.

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Tabelle 42: Results from Stated Preference28 studies of road traffic noise; as experienced in-side the dwelling.

Study (Valuation Method)

Site (Scenario description) / Year of study

WTP /dB/hh/year (Original estimate in national currency

in year of study)

WTP /dB/hh/yin EUR (in2001

price level) Pommerehne 1988 (CV)

Basel, Switzerland (50 % reduction in experienced noise level) / 1988

112 CHF (= 75 CHF/month for 8dB) 99

Soguel 1994a’ (CV)

Neuchatel, Switzerland (50 % reduction in experienced noise level) / 1993

84 – 100 CHF (= 56-67 CHF/month for 8 dB) 60 - 71

Sælensminde & Hammer 1994, Sælensminde 1999 (CV and CE)

Oslo and Akershus counties, Norway (50 % reduction in experienced noise level) / 1993

281 – 562 NOK (=2250-4500 NOK/year for 8 dB) 47 – 97

Wibe 1995 (CV)

Sweden – national study (Elimination of noise annoyance) / 1995

240 SEK (= 200 SEK/month for 10 dB) 28

Vainio 1995, 2001 (CV)

Helsinki, Finland (Elimination of noise annoyance) / 1993 33 - 48 FIM 6 - 9

Thune–Larsen 1995 (CV and CE)

Oslo and Ullensaker, Norway (50 % reduction in experienced noise level) / 1994

117 NOK (= 78 NOK/month for 8 dB) 19

Navrud 1997 (CV)

Norway – national study (Elimination of noise annoyance) / 1996

11 NOK (= 115 NOK/year for10 dB) 2

Navrud 2000b (CV)

Oslo, Norway (only hh exposed to > 55 dB) (Elimination of noise annoyance) / 1999

152 – 220 NOK(= 1520 – 2200 NOK / year for 10 db) 23 - 32

Arsenio et al 2000 (CE)

Lisbon, Portugal (Avoiding a doubling of the noise level) /1999

9,480 PTE (= 7900 PTE / month for10 – 15 dB) 50

Barreiro et al 2000 (CV)

Pamplona, Spain (Elimination of noise annoyance) / 1999

476 ESP (= 4765 ESP / year for10 db) 2 - 3

Lambert et al 2001 (CV)

Rhones - Alpes Region, France (Elimi-nation of noise annoyance) / 2000

7 euros (= 73 euros /year for 10 dB) 7

CV - Contingent Valuation29 CE - Choice Experiments30 WTP - Willingness-topay per decibel (db) per house-hold (hh) per year (y) The EUR values have been calculated using exchange rates as of January 2002 and ad-justing to 2001–value using GDP deflators (used by the European Commission) for the respective countries where the studies were conducted.

Quelle Navrud, 2002

28 Stated-Preferences-Verfahren erfassen die voraussichtlichen Verhaltensreaktionen von Befragten durch Vorgabe einer Reihe von Entscheidungssituationen mit verschiedenen Verhaltensmöglichkeiten unter verschiedenen Rahmenbedingungen. Mit Stated-Preferences-Verfahren wird somit das voraus-sichtliche Verhalten erhoben und die Nutzungs- und Zahlungsbereitschaft in hypothetischen, jedoch realistischen Situationen (z. B. Implementierung von Maßnahmen) ermittelt. 29 Die Methode des Contingent Valuation (CV) hat sich im Rahmen der direkten ökonomischen Bewer-tung von öffentlichen Umweltgütern durchgesetzt. Der Ansatz wurde 1963 von Robert K. Davis das erste Mal in den USA eingesetzt. Bis heute liegt für diese Methode kein einheitliches Konzept zur Durchführung vor. Sie wird daher als ein methodischer Ansatz eingestuft, der für den individuellen Gebrauch modifiziert werden muss. Die CV beruht auf der Ermittlung von Präferenzen, die von den Nutzern geäußert werden, diese werden mit Hilfe von Befragungen ergründet. Die Befragungen be-ziehen sich auf hypothetische Situationen, die den Studienteilnehmern vorgegeben werden. Die Be-wertung erfolgt unter bestimmten genau vorgegebenen Bedingungen bezüglich der Situationen und der Umweltveränderungen. 30 Eine Weiterentwicklung des herkömmlichen Contingent Valuation stellen die so genannten Choice Experiments (CE) dar, bei denen sich die befragten Personen für eine Alternative aus zwei oder mehr Optionen entscheiden müssen. Im Rahmen von CE werden die Beziehungen zwischen a) beobacht-barem Auswahlverhalten und b) den Merkmalseigenschaften der untersuchten Alternativen und indivi-duellen Charakteristika der Nachfrager untersucht. Sobald also der Einfluss verschiedener Merkmale auf Wahlentscheidungen von Interesse ist, bieten Choice Experiments Vorteile gegenüber der Contin-gent Valuation.

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6.4 Ökonomische Wirkung von Nachbarschaftslärm Kaum ein Bereich, der das Wohnen betrifft, wird so subjektiv bewertet wie der Schallschutz. Was dem einem ruhig erscheint, ist dem anderen schon zu laut. Obwohl der Wohnkomfort stark vom Schallschutz des Gebäudes abhängt, wird dieser oft vernachlässigt mit der Folge von Wertminderungen, gerichtlichen Auseinandersetzungen, finanziellen Einbußen und nicht selten mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen der Bewohner (Kötz, Blecken, 1999).

In einer in Großbritannien durchgeführten Untersuchung für England und Wales, bei welcher die Beschwerden der Bürger bezüglich Lärmbelästigungen durch die Nachbarn basierend, auf einer Stichprobe von 3.136 Beschwerden, statistisch ausgewertet wurden (Grimwood, Ling, 1999), zeigte sich das in Tabelle 43 dargestellte Belästigungsprofil. Die Autoren ver-weisen darauf, dass das ermittelte Profil gut mit jenen, welche in anderen Studien ermittelt wurden, übereinstimmt. Tabelle 43: Reihung der Lärmquellen, die zu Beschwerden über Nachbarn führten

Type of noise 1988 Study

Noise complaints (%)

Current Study Primary source for noise com-

plaints (%) (n =3136)

Current Study Secon-dary source for noise

complaints(%) (n = 227)

Music 34c 42 11 Domestic noise 9d 18 n/a Dogs barking 33 7 17 Parties n/a 6 18 House/Car alarms n/a 3 2 Shouting & banging n/a 3 n/a TV or radio n/a 2 9 DIY 5 2 6 Sound insulation n/a 1 n/a Other animals 1 1 2 Car repairs 3 1 1 Banging doors n/a 1 7 Children playing n/a 1 5 Domestic appliances 1 1 1 Voices 9 n/a 1 Othera 6 n/a 9 Misclassifiedb n/a 13 n/a a ‘Other noises’ in the 1988 data includes: fireworks; intimate and personal sounds; bad language; drums; beach buggy racing. b ’Misclassified’ complaints are those that were incorrectly recorded as neighbour noise c ‘Music’ includes TV or radio in the 1988 data. d ‘Domestic activities’ in the 1988 data.

Quelle: Grimwood, Ling, 1999

Zudem wurde auch das zeitliche Profil der durch die Nachbarschaft verursachten Lärmbeläs-tigung untersucht. Die geringste Zunahme der Lärmbelästigung durch die Nachbarn ist dabei in der Zeit von 5:00 bis 12:00 Uhr zu verzeichnen. Dann steigt die Lärmbelästigung wieder an und erreicht im Zeitraum von 22:00 bis 2:00 Uhr ein Maximum, dabei ist das Niveau der Belästigung während dieses Zeitraumes auch das Höchste während des ganzen Tages.

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ENDBERICHT

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Abbildung 31: Belästigungsprofil des Lärms durch nachbarliche Aktivitäten während eines Tages nach Grimmwood und Ling

Quelle: Grimwood, Ling, 1999

Die höchste Belästigung erfolgt somit während der Nachtstunden. Belästigung durch Musik erfolgt hauptsächlich im Zeitraum von 18:00 bis 3:00 Uhr, während Belästigung durch andere nachbarliche Aktivitäten hauptsächlich in den Morgenstunden zwischen 7:00 und 10:00 Uhr und am Nachmittag zwischen 15:00 und 17:00 Uhr stattfindet, Abbildung 31 zeigt den Ver-lauf dieses Belästigungsprofils grafisch.

Insbesondere im Bereich der Bewertung des Nutzens von Maßnahmen zur Verringerung der Belastuing durch Nachbarschaftslärm findet kaum Forschung statt. Das mag darauf zurück-zuführen sein, dass ein Großteil der Regelungen bezüglich des Schallschutzes in den Bau-ordnungen festgelegt ist und Lärmprobleme, bzw. -konflikte zwischen Nachbarn zivilrechtlich abgehandelt werden. Als Folge davon ist beispielweise die Nachbarschaftslärm-Problematik nicht Gegenstand der Umgebungslärmrichtlinie der Europäischen Union, sie wird dort dezi-diert ausgeschlossen.

Es gilt als erwiesen, dass Lärm gesundheitliche Auswirkungen besitzt. Dabei liegt wie in Ka-pitel 6.1 bereits dargelegt, der Fokus der Forschung aber vornehmlich auf Verkehrs- und Fluglärm. Allerdings wurde im Rahmen einer WHO Studie (Niemann, Maschke, 2004) nun erstmals auch auf die Bedeutung von Nachbarschaftslärm in diesem Zusammen-hang hingewiesen. In der Studie wird herausgearbeitet, dass eine grundlegende Wirkung von Lärm die Belästigung (engl. Annoyance) darstellt. Die Belästigung wird dabei als ein Gefühl des Unbehagens wahrgenommen. Die Belästigung bewirkt in der Folge Unpässlich-keit, Angst, Reizbarkeit, Unruhe sowie ein Gefühl der Hilflosigkeit und der eingeschränkten persönlichen Freiheit. Die Studie stellt weiterhin einen Ursache-Wirkzusammenhang zwi-schen fortdauernder Belästigung und Krankheit fest.

Verkehrslärm (Straße, Schiene, Luftverkehr) ist eine Hauptquelle für Belästigung. Eine zwei-te wichtige Quelle für Belästigung stellt aber der Nachbarschaftslärm dar. Unter Nachbar-schaftslärm wird in diesem Zusammenhang Lärm in der Nachbarwohnung, dem Stiegen-haus, Lärm durch spielende Kinder, sowie sonstiger Lärm der innerhalb des Hauses ent-steht, verstanden.

Die Belästigung durch Nachbarschaftslärm wurde laut dieser WHO-Studie bisher unter-schätzt. Die Studie führt an, dass andauernde Belästigung durch Nachbarschaftslärm bei Erwachsenen das Risiko, an Diabetes, Magengeschwüren, Herzinfarkt und Schlaganfall zu erkranken erhöht. Bei Kindern ist ein erhöhtes Risiko für Bronchitis, Atemwegsbeschwerden,

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Migräne und Hautkrankheiten feststellbar. Für ältere Menschen (60 Jahre und darüber) liegt ein erhöhtes Risiko, durch Nachbarschaftslärm an Arthritis, Magengeschwüren, Depression und Schlaganfall zu erkranken, vor.

Die Studie bestätigt, dass sich erhöhte Belastung durch Lärm in einem erhöhtem Krankheitsrisiko niederschlägt, und kommt zu dem Schluss, dass sich Nachbar-schaftslärm in seiner krank machenden Wirkung nicht von jener des Verkehrslärmes unterscheidet. In folgender Tabelle 44 sind die in der WHO-Studie errechneten ODDS-Verhältnisse31 für verschiedene Krankheiten in Abhängigkeit von verschiedenen Belästi-gungsquellen dargestellt. Tabelle 44: Significantly ODDS Ratio (OR) for diseases calculated in the WHO-LARES-study

Significantly OR for diseases Adults Elderly Children

general traffic noise strongly annoyed

Hypertension Cardiovascular symptoms Stroke Asthma Bronchitis Respiratory symptoms Arthritic symptoms Depression SALSA

1,588 1,545

---- ----

1,861 1,969 1,754 2,229 1,879

---- ----

2,718 ---- ---- ----

2,066 ---- ----

----(5,455)

n. c.----

2,6242,563

----n. c.

----

general neighbourhood noise strongly annoyed

Hypertension Cardiovascular symptoms Stroke Asthma Bronchitis Respiratory symptoms Arthritic symptoms Depression SALSA

1,706 1,601

---- ----

1,907 1,572 2,346 1,780 2,276

---- ----

2,415 ---- ---- ----

1,885 1,989

----

n. c.----

n. c.----

3,4533,562

----n. c.

3,322

sleep been disturbed by noise

Hypertension Cardiovascular symptoms Stroke Asthma Bronchitis Respiratory symptoms Arthritic symptoms Depression SALSA

1,485 1,449

---- ----

1,455 1,632 1,598 1,466 2,260

---- ---- ----

2,019 ---- ----

1,617 ----

1,413

--------

n. c.----

3,6741,943

(7,308)----

3,413 ( ) = very large confidence intervals n. c. = not calculable, SALSA considers the "trend to depression"

Quelle: Niemann, Maschke, 2004

Einige Untersuchungen zeigen auch, dass eine zum Teil erhebliche Zahlungsbereitschaft besteht, um den Nachbarschaftslärm zu verringern. Klemp (2005) gibt an, dass in Schwe-den 60 % aller ansässigen Personen, das sind nahezu alle, die in Häusern mit mehreren Stockwerken wohnen, bereit wären, eine 10 % höhere Miete in Kauf zu nehmen, um in einer Wohnung mit ausreichendem Schallschutz zu leben.

In einer Untersuchung in den Plattenbauten in den Ländern Litauen, Slowakei und den neuen deutschen Bundesländern (Bonnefoy 2003) wurden die Bewohner, die sich über 31 Das ODDS-Verhältnis bewertet das Risiko, an einer bestimmten Krankheit zu erkranken, wenn ein bestimmter Belastungsfaktor (z. B. Verkehrslärm oder Nachbarschaftslärm, etc.) auftritt. Es ist ein relatives Maß für das Risiko und beschreibt, um wie viel wahrscheinlicher eine der Belastung ausge-setzte Person, im Vergleich zu einer nicht belasteten Person, eine bestimmte Krankheit ausbildet. Das ODDS-Verhältnis eines Ereignisses (z. B. Ausbildung einer Krankheit) ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Ereignis eintritt, gebrochen durch die Wahrscheinlichkeit, dass das Ereignis nicht eintritt.

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Lärmstörung beklagten, zum Nachweis der wirtschaftlichen Bedeutung des Schallschutzes, gefragt, wie viel sie bereit wären, für eine Wohnung ohne Lärmstörung zu zahlen. Diejenigen Bewohner, die sich nicht über Lärm beklagten wurden gefragt, wie viel Geld-Kompensation sie sich erwarten würden, wenn sie durch Lärm gestört würden. Die Ergebnisse sind in der nachfolgenden Tabelle 45 zusammengestellt. Tabelle 45: Monetäre Bewertung der Lärmbelastung

City Monetary unit

Schwedt-Oder DM

Bratislava Slovak Crown

Vilnius Litas

Monetary compensation 0 <100 >100 0SK <500SK >500SK 0Lit <50Lit >50Lit

Willingness to pay per month for getting a similar flat but more quiet

22% (10-38)

56% (26-88)

22% (9-43)

69% (54-81)

20% (10-33)

11% (4-24)

43% (32-55)

42% (25-61)

15% (6-30)

Expected monthly com-pensation if the flat became exposed to noise

10% (3-24)

69% (32-97)

21% (8-44)

72% (55-85)

10% (3-24)

18% (8-34)

75% (42-99)

16% (3-30)

9% (0-20)

Data in parentheses represent the standard deviation values 100DM are ca. 51€, 500SK are ca. 11,90€, and 50Lit are ca. 14,60€ (exchange rates June 2001)

Quelle: Bonnefoy, 2003

In Österreich wurde im Jahre 1974, im Rahmen der in Kapitel 2.4 zitierten Untersuchung mittels Fragebogen festgestellt, dass damals die befragten Personen bereit gewesen wären, 2 bis 3 % mehr für besseren Schallschutz in ihrer Wohnung, insbesondere zur Vermeidung von Belästigung durch Nachbarschaftslärm, zu bezahlen.

6.5 Weiterer Forschungsbedarf Gerade der Bereich des Nachbarschaftslärmes ist weit weniger gut untersucht als jener des Umgebungslärmes, also Flug-, Straßenverkehrs-, Schienenverkehrslärm, oder auch des In-dustrielärmes. Dabei zeigen die wachsenden Bevölkerungsanteile gerade bei Nachbar-schaftslärm, dass dem Problem eine steigende Bedeutung zukommt.

Daher wäre es auch dringend notwendig, wie das beim Umgebungslärm schon zahllose Ma-le durchgeführt wurde, auch die Maßnahmen zur Verminderung des Nachbarschaftslärmes aus dem Blickwinkel der Volkswirtschaft zu untersuchen. Kosten-Nutzen-Analysen zum Thema Nachbarschaftslärm sind in der Literatur nicht zu finden. Das mag darin begründet sein, dass es vielfach schwieriger ist, den Nutzen, den eine Verringerung der Belästigung durch Nachbarschaftslärm darstellt, zu bewerten als das bei Straßenverkehrs- oder Fluglärm der Fall ist.

Gerade bei der Bewertung des Nutzens durch Verringerung der Belästigung durch Nachbar-schaftslärm lassen sich viele Bewertungsverfahren aufgrund von fehlenden Daten nicht an-wenden. In diese Richtung verbleibt ein erheblicher Forschungsbedarf.

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Literaturverzeichnis Alphei H., Hils Th., Neubauer R.O., Jacobi G. (2006): Welche Abstufung der Schalldämm-Maße sind bei Anforderungen an die Luftschalldämmung sinnvoll.

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Baasch, H.; Paap, H.; Rietz, A. (1999). Sanierungsgrundlagen Plattenbau - Wohnwertver-besserung durch Grundrissveränderungen; Institut für Erhaltung und Modernisierung von Bauwerken e.V. (IEMB) an der TU Berlin (Hrsg.); Stuttgart: Fraunhofer IRB Verlag.

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