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Schmerzmessung mit eindimensionalen Skalen Facharbeit zur Onkologischen Fachweiterbildung abgegeben von: Thorsten Kraemer

Schmerzmessung mit eindimensionalen Skalen

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In dieser Facharbeit möchte ich mich vor allem den eindimensionalen Schmerzskalen zuwenden und dabei die Vor- und Nachteile der verschiedenen Skalen klären. Es gilt herauszufinden, welche der Skalen für den praktischen Einsatz am Besten geeignet ist.

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Page 1: Schmerzmessung mit eindimensionalen Skalen

Schmerzmessungmit

eindimensionalenSkalen

Facharbeit zurOnkologischen Fachweiterbildung

abgegeben von:

Thorsten Kraemer

abgegeben am:

15.12.2007

Page 2: Schmerzmessung mit eindimensionalen Skalen

Gliederung

1. Einleitung………………………………………………………………………..….3

2. Einschätzungsinstrumente für den Schmerz………………………………...4 2.1 mehrdimensionale Schmerzskalen……………………………………….5 2.2 eindimensionale Schmerzskalen………………………………………….6

2.2.1 VAS (Visuelle Analog Skala)………………………………………..8

2.2.2 NRS (Numerische Rating Skala)………………………………….10

2.2.3 VRS (Verbale Rating Skala)………………………………………..11

2.2.4 Gesichter-Rating-Skalen…………………………………………...12

3. Cut- off Werte der eindimensionalen Skalen……………………..…...……14

4. Fazit………………………………………………………………………………...15

5. Glossar……………………………………………………………………….……16

6. Quellenverzeichnis………………………………………………..…….………17

Page 3: Schmerzmessung mit eindimensionalen Skalen

1. Einleitung

Schmerz ist ein sehr subjektives Erleben.

Dies führt zu dem Problem, dass es für einen Außenstehenden nur schwer

einzuschätzen ist „wie viel“ Schmerz der Patient meint, wenn er sagt er habe

„ein bisschen Schmerzen.“

Genau solche Äußerungen werden aber von Patienten häufig getätigt.

Entsprechend schlecht lässt sich dann beurteilen, wie stark die Schmerzen des

Patienten sind, bzw. wie gut die analgetische Therapie anschlägt.

Um das zu ändern, gibt es schon seit längerer Zeit „Schmerzskalen“, auf denen

der Patient die Stärke seiner Schmerzen einordnen soll. Lange Zeit waren

solche Instrumente in der pflegerischen Praxis wenig verbreitet. In den letzten

Jahren änderte sich das. In vielen Pflegezeitschriften sind Artikel zur

Schmerzmessung enthalten. Entsprechende Instrumente wurden in die Praxis

eingeführt.

Es gibt aber auch, z.B. im Internet, immer mehr Informationen zu diesem

Thema, die vor allem Patienten ansprechen sollen. Pharmafirmen,

insbesondere solche die Analgetika vertreiben, bieten verstärkt entsprechende

Skalen an.

In dieser Facharbeit möchte ich mich vor allem diesen eindimensionalen

Schmerzskalen zuwenden und dabei die Vor- und Nachteile der verschiedenen

Skalen klären. Es gilt herauszufinden, welche der Skalen für den praktischen

Einsatz am Besten geeignet ist.

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Page 4: Schmerzmessung mit eindimensionalen Skalen

2. Einschätzungsinstrumente für den Schmerz

„Die Messung und Dokumentation von Schmerzen ist Vorraussetzung für die

Erfassung des Behandlungsbedarfs sowie einer adäquaten Schmerztherapie.

Sie dient der Beurteilung der Effektivität der durchgeführten Maßnahmen und ist

ein eigenständiges Mittel zur Qualitätssicherung und –verbesserung.“

(Gould et al.,1992 aus: Leitlinien der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Schmerztherapie

Behandlung akuter perioperativer und posttraumatischer Schmerzen gefunden auf: www.uni-

duesseldorf.de/AWMF/II/o41-001.htm)

Schmerz ist eine sehr subjektive Empfindung, die jeder Mensch anders erlebt

und die abhängig ist von seinem diesbezüglichen Erfahrungshorizont. Kleine

Kinder empfinden deshalb jeden Schmerz als schlimm und bedrohlich, weil sie

keine diesbezüglichen Erfahrungen haben und ihn deshalb nicht einordnen

können. Weil der Schmerz subjektiv und „unsichtbar“ ist, lässt er sich nur

schwer objektivieren. Vielen Patienten fällt es ohne Hilfsmittel zudem sehr

schwer, die Stärke des Schmerzes und den daraus resultierenden

Leidensdruck angemessen zu kommunizieren.

(vgl. www.schmerznetz.de/bgdisplay.jhtml?itemname=schmerzen&s=z 7.8.2007)

Es hat sich aber in Studien gezeigt, dass die Fremdeinschätzung von

Schmerzen häufig fehlerbehaftet ist und Pflegekräfte dazu neigen, den

Schmerz des Patienten geringer einzuschätzen als der Patient es für sich

empfindet. (vgl. Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege(Hrsg.) Expertenstandard

Schmerzmanagement in der Pflege S. 44)

Daher sollte die Selbsteinschätzung des Patienten, wann immer möglich, vor

der Fremdeinschätzung stehen. (vgl. Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der

Pflege(Hrsg.) Expertenstandard Schmerzmanagement in der Pflege S. 65)

Deshalb versucht man seit einigen Jahren mit verschiedenen

Einschätzungsinstrumenten eine möglichst weitgehende Objektivierung des

Schmerzes vorzunehmen. Dabei kann es nicht darum gehen, mit diesen Mitteln

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Page 5: Schmerzmessung mit eindimensionalen Skalen

die Schmerzen verschiedener Patienten miteinander zu vergleichen, eben weil

Schmerzen eine subjektive Empfindung sind.

Vielmehr geht es darum, für einen Patienten die Stärke seiner momentanen von

ihm empfundenen Schmerzen zu bestimmen. Nach einer Therapie z.B. der

Gabe von Schmerzmitteln, kann man dann eine erneute Bestimmung

durchführen und so den Therapieerfolg besser quantifizieren. Für die

„Messung“ von Schmerz stehen verschiedene Instrumente zur Verfügung.

Zum einen sind dies die eindimensionalen Skalen auch „Dolormeter“ genannt,

zum anderen gibt es noch mehrdimensionale Skalen, die häufig in Form eines

Schmerzfragebogens gestaltet sind z.B. der McGill-Schmerzfragebogen. Bei

Patienten mit ausschließlich akuten Schmerzen reicht in der Regel die

Anwendung einer eindimensionalen Skala aus. Bei Patienten mit und/oder

chronischen Schmerzen sollte zusätzlich zur eindimensionalen Skala immer

auch eine mehrdimensionale Skala zur Anwendung kommen. Der Vorteil von

mehrdimensionalen Skalen liegt darin, dass man mit ihnen nicht nur die

Quantität von Schmerz erfassen kann, sondern auch die Qualität und andere

begleitende Aspekte des Schmerzes mit in die Betrachtung einfließen.

2.1 mehrdimensionale Schmerzskalen

Gerade bei chronischen Schmerzen ist es wichtig nicht nur die

Schmerzquantität (also die Schmerzstärke), sondern auch die Schmerzqualität

(also die „Art“ des Schmerzes) und andere Begleitumstände des Schmerzes

physischer und psychischer Natur zu erfassen, um eine optimale Behandlung

des Patienten zu ermöglichen. Hierfür eignen sich die mehrdimensionalen

Schmerzskalen. Es gibt Sie in diversen Ausführungen. Das Prinzip ist meist

ähnlich. Der Patient bekommt einen Fragebogen zum Ausfüllen vorgelegt. In

den Fragen geht es je nach Fragebogen um den Ort des Schmerzes, darum

wie der Schmerz empfunden wird, wie lange der Schmerz schon besteht,

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Page 6: Schmerzmessung mit eindimensionalen Skalen

welche Behandlungsversuche unternommen worden sind u.ä. Es gibt relativ

kurze Fragebögen, die in ca. 5 Minuten vom Patienten beantwortet werden

können und komplexere Varianten, die erheblich aufwändiger zu bearbeiten

sind, z.B. der Deutsche Schmerzfragebogen. (www.dgss.org) In diesen

mehrdimensionalen Skalen kommen häufig auch eindimensionale Skalen

integriert zur Anwendung, z.B. wenn es um die reine Quantität des Schmerzes

geht.

Die Auswertung der Fragebögen erfolgt in der Regel nach einem Punkteprinzip;

d.h. jeder Antwort werden Punkte zugeordnet, die am Ende addiert werden.

Die Nachteile solcher Skalen liegen darin, dass ihre Bearbeitung und

Auswertung relativ umständlich sind. Deshalb eigenen sie sich im Gegensatz zu

eindimensionalen Skalen nicht zur Erfassung von sehr kurzfristigen

Änderungen des Schmerzes bzw. für akute Schmerzen. Außerdem setzen Sie

eine gute Compliance, durch die teils sehr aufwändige Bearbeitung, durch den

Patienten voraus.

2.2 eindimensionale Schmerzskalen

Wichtig bei der Auswahl eindimensionaler Skalen ist, wie bei anderen Skalen

auch, dass sie zuverlässige Ergebnisse produzieren und gleichzeitig möglichst

einfach anzuwenden sind, vor allem um die Compliance der Patienten zu

erhalten.

(vgl. Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege Nationaler Expertenstandard

Schmerzmanagment S. 48 )

Viele Patienten fühlen sich aber gerade auch durch diese Art der

„Schmerzmessung“ mit Ihren Beschwerden ernst- und angenommen. (vgl.

www.schmerznetz.de/bgdisplay.jhtml?itemname=schmerzen&s=z 7.8.2007)

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Page 7: Schmerzmessung mit eindimensionalen Skalen

“Es ist schwierig zu beurteilen, was mittels einer VAS/ NRS tatsächlich

gemessen wird. Grundsätzlich ist es nur die subjektive Beurteilung des

Patienten und es bleibt offen, welche Einflüsse (z.B. Angst) das

Schmerzverhalten und die Beurteilung der Schmerzintensität mit beeinflussen.“

(Waddell1998; Wilkie et al. 1990 aus: Schädler,Kool,Lüthi,Marks,Pfeffer;Oesch,Wirz: Assessments in der

Neurorehabilitation Verlag Hans Huber 2006 S.292)

Generell bei allen eindimensionalen Skalen gilt, dass letztlich Begriffe wie

„stärkster Schmerz“ oder „unvorstellbarer Schmerz“ möglichst vermieden

werden sollten, da Sie eine nicht vorhandene Objektivität unterstellen bzw. zu

einer emotionalen Beurteilung verleiten.

(vgl. Torsten Wieden Hans-Bernd Sittig Hrsg. Leitfaden Schmerztherapie Elsevier Verlag 2005 S.95)

Andere Autoren nutzen diesen Effekt gezielt aus und konstruieren je nach

verwendeten Ankerwörtern evaluative oder affektive Skalen. Die affektiven

Skalen sollen dann ganz bewusst vom Patienten „emotional“ beantwortet

werden, um den durch den Schmerz verursachten Leidensdruck zu messen.

(vgl. www.medizin.uni-koeln.de/stan/Schmerzmanual/TU/eindim.html 8.8.2007)

Die eindimensionalen Skalen sind vom Prinzip her für die Messung sehr vieler

subjektiver Zustände geeignet. So lassen sich damit nicht nur Schmerzen

sondern auch, mit ggf. veränderten Bezeichnungen, Ängste,

Bewegungseinschränkungen und andere Zustände messen.

Wichtig bei der Messung mit den Skalen ist, dass alle gemessenen Werte

dokumentiert werden. Auch sollte bei der Aufnahme eines Patienten immer

nach dessen Schmerzen gefragt werden. Bejaht der Patient die Frage, sollte

anschließend eine Algesimetrie (Schmerzmessung) durchgeführt werden. In

den ersten 24h nach einem größeren operativen Eingriff empfehlen die JCAHO

und die AHCPR diese Messungen bis zu zweistündlich durchzuführen. (Vgl.

Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege Nationaler Expertenstandard Schmerz S. 53)

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Page 8: Schmerzmessung mit eindimensionalen Skalen

Im weiteren Verlauf des stationären Aufenthalts kann dann eine einmal täglich

durchgeführte Messung ausreichend sein. (vgl. Larissa Fritsch Schmerzen werden genauer

und umfassender erfasst Pflegezeitschrift 6/2007 S.329)

Andere Quellen schlagen eine häufigere Messung vor, z.B. ein- bis zweimal pro

Schicht. (Dr. Jürgen Osterbrink Schmerzmanagement –Aufgabe der Pflege Die Schwester Der Pfleger

09/03 S.9)

Des Weiteren sollte immer bei neu aufgetretenen Schmerzen sowie vor und

nach jeder Schmerzmittelgabe gemessen werden. Da die Schmerzmittel

unterschiedlich schnell wirken, sollte nach i.v. gegebenen Schmerzmitteln 30

Minuten bis zur Schmerzmessung gewartet werden und nach oraler Gabe 60

Minuten. (vgl. www.uni-duesseldorf.de/AWMF/II/041-001.htm 12.8. 07 )

2.2.1 VAS (Visuelle Analog Skala)

Die bekannteste der eindimensionalen Skalen ist die VAS (Visuelle Analog

Skala) oder auch VAPS (Visual Analog Pain Scale). Eindimensional deshalb,

weil von den Skalen nur die Schmerzquantität erfasst wird. Sie wurde im Jahr

1976 von Scott und Huskisson eingeführt. (vgl. H.H. Waldvogel Analgetika Antinozizeptiva

Adjuvantien, Springer Verlag 2001 S.18)

Die Bezeichnung wird teilweise in der Literatur auch stellvertretend für andere

eindimensionale Schmerzmesssysteme verwendet, bzw. es werden kombinierte

Skalen als VAS bezeichnet, z.B. in der Pflegezeitschrift 06/2007

Seite 329.

Die VAS ist eine meistens 10 cm lange Skala in Form eines Striches. Selten

wird auch eine 15 cm lange Variante benutzt. Die Enden der Skala sind mit

Begriffen gekennzeichnet. Der Anfang der Skala, bei 0, steht für keinen

Schmerz. Das Ende der Skala, meistens bei 10 cm, steht für den größten

vorstellbaren Schmerz. Dazwischen befinden sich keine Markierungen. Der

Patient soll nun zwischen den beiden Polen die Stärke des Schmerzes

markieren. Anschließend wird der vom Patienten eingetragene Wert in einem

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Page 9: Schmerzmessung mit eindimensionalen Skalen

Zahlenwert (das Ergebnis ist dann ähnlich der NRS) in cm, oder sensibler, in

mm umgesetzt.

Würde der Patient bspw. die Linie bei einem cm markieren, würde der

Zahlenwert 1 cm bzw. 10 mm bestimmt.

Häufig werden für diesen Zweck auch vorgefertigte Schublehren verwendet, die

von diversen (Pharma-)Firmen und Interessenverbänden vertrieben werden.

Hier soll der Patient die Schublehre so auseinander ziehen, wie es der

Quantität seiner Schmerzen entspricht. Auf der Rückseite der Skala kann dann

der dazugehörige Zahlenwert abgelesen werden. Die VAS gilt als sehr sensibel,

d.h., dass auch kleine Veränderungen in der Schmerzintensität vom Patienten

gut dargestellt werden können. Gleichzeitig hat die VAS eine hohe Fehlerquote

im Vergleich zu anderen eindimensionalen Schmerzmessskalen. (Vgl. Deutsches

Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege Nationaler Expertenstandard Schmerz S. 51)

besonders bei älteren Menschen. (Gagliese et al,2005)

Falls die Skala bei älteren Menschen dennoch angewendet wird, empfiehlt

diese Studie die Skala vertikal anzuwenden, in Form eines

„Schmerzthermometers“. Relativ vielen Menschen fällt es schwer, auf der Linie

ohne Bezugspunkte den für sie geltenden Wert einzustellen. Dies gilt in

besonderem Maße für kognitiv eingeschränkte Personen.

Die VAS lässt sich genauso wie andere eindimensionale Schmerzskalen, auch

verwenden, um den durchschnittlichen Schmerz in einem bestimmten Zeitraum

aufzuzeigen.

(Abb.1 Visuelle Analog Skala aus: Leitlinien der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Schmerztherapie

Behandlung akuter perioperativer und posttraumatischer Schmerzen)

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Page 10: Schmerzmessung mit eindimensionalen Skalen

2.2.2 NRS (Numerische Ranking Skala)

Die Numerische Ranking Skala besteht in der Regel aus elf Stufen. Da Sie in

Stufen angeordnet ist, gehört Sie zu den Ordinalskalen. Sie beginnt bei 0 für

keinen Schmerz und führt bis 10 für den stärksten vorstellbaren Schmerz.

Innerhalb dieses Bereiches sucht der Patient sich, analog zu seinen

Schmerzen, die passende Zahl aus. Wie die VAS gibt es auch diese Skala in

verschiedenen Versionen z.B. zum Schieben oder als laminierte Papierversion.

Die NRS ist aufgrund ihrer „nur“ 11 Antwortmöglichkeiten etwas weniger

sensibel als die VAS. Dafür kann sie aber auch in verbaler Form angewendet

werden, indem man den Patienten auffordert, eine zu seinen Schmerzen

passende Zahl anzugeben. Die NRS ist im Gegensatz zur VAS daher auch für

sehbehinderte und motorisch eingeschränkte Personen gut geeignet. Sie kann

auch telefonisch angewendet werden.

Einige Studien kommen zu dem Ergebnis, dass die NRS insgesamt die besten

Ergebnisse liefert, da Sie eine geringe Fehlerquote und eine hohe Akzeptanz

hat. Dabei ist sie einfach in der Anwendung und zeichnet sich durch eine hohe

Sensitivität aus. Leitlinien der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Schmerztherapie

Leitlinien perioperativer und posttraumatischer Schmerzen)

„Die Schmerzmessung sollte dementsprechend bevorzugt mit Hilfe der 11-

stufigen numerischen Ratingskala (NRS) mit den Endpunkten 0 = keine

Schmerzen und 10 = stärkste vorstellbare Schmerzen erfolgen.“ (Leitlinien der

Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Schmerztherapie Leitlinien perioperativer und

posttraumatischer Schmerzen)

Aufgrund ihrer Vorteile gegenüber der VAS und auch gegenüber den anderen

Skalen wird die NRS im klinischen Gebrauch häufig bevorzugt eingesetzt.

Wobei in der Klinik in der Regel kombinierte Skalen in Form von Plastikkarten

oder Ähnlichem zum Einsatz kommen, um jedem Patienten eine für ihn

optimale Skala bieten zu können.

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Page 11: Schmerzmessung mit eindimensionalen Skalen

(Abb.2 Numerische Ranking Skala (evaluativ) aus: Leitlinien der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung

für Schmerztherapie Behandlung akuter perioperativer und posttraumatischer Schmerzen)

2.2.3 VRS (Verbale Ranking Skala)

Die Verbale Ranking Skala ist eine deskriptive (beschreibende) Ordinalskala.

Dabei werden dem Patienten Wortkombinationen angeboten, die Schmerz

beschreiben. Der Patient soll sich aus den in der Regel 5 Kombinationen

diejenige raussuchen, die seinen Schmerz am besten wiedergibt.

Sie ist sehr einfach und ggf. auch ohne, dass der Patient ein Hilfsmittel in die

Hand bekommt einsetzbar. Dadurch ist sie auch für sehbehinderte und

motorisch eingeschränkte Personen gut geeignet. Im Vergleich zu den beiden

oben beschriebenen Skalen ist sie allerdings deutlich weniger sensitiv, was

daran liegt, dass es nur 5 Stufen gibt, zwischen denen sich der Patient

entscheiden kann. Dies sollte aber nicht durch eine Erweiterung der Skala auf

mehr als 5 Stufen ausgeglichen werden, da die Skala den Patienten dann eher

verwirrt, was letztlich zu einer Verschlechterung der Antwortqualität führt. (siehe

Torsten Wieden, Hans-Bernd Sittig Leitfaden Schmerztherapie Elsevier Verlag 1.Auflage 2005 S.96)

Außerdem lassen sich bei der VRS, aufgrund der wenigen Punkte und Ihrer

ungleichen Verteilung nur schwer Mittelwerte bestimmen. (vgl. Torsten Wieden, Hans-Bernd Sittig Leitfaden Schmerztherapie Elsevier Verlag 1.Auflage 2005 S.96)

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Page 12: Schmerzmessung mit eindimensionalen Skalen

(Abb.3 Verbale Ranking Skala (evaluativ) aus: Leitlinien der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Schmerztherapie Behandlung perioperativer und posttraumatischer Schmerzen)

2.2.4 Gesichter-Rating Skalen (Face-Pain Scale)

Bei der Gesichter-Rating Skala, handelt es sich um eine ordinale Bilderskala.

Es gibt sie in einer Vielzahl von unterschiedlichen Ausführungen, wobei die

Smileyskala und die Gesichter-Rating Skala von Hicks et al. die dominierenden

sind. Jedes Gesicht hat einen anderen Gesichtsausdruck, angefangen mit

einem lachenden, bis hin zu einem sehr gequältem Ausdruck mit Tränen. Allen

Gesichtern ist eine Stufe des Schmerzes zugeordnet. Das lachende Gesicht

steht dann für keinen Schmerz usw. bis hin zu dem sehr gequält aussehenden

Gesicht, das für den stärksten vorstellbaren Schmerz steht.

Der Patient soll dann das Gesicht raussuchen, das dem von Ihm empfundenen

Schmerz am besten entspricht. Die Gesichter Rating Skalen haben in der Regel

5-11 Stufen. Je nach gewähltem Gesicht wird dann ein entsprechender

Zahlenwert dokumentiert. Diese Skalen sind ursprünglich vor allem für Kinder

entwickelt worden, werden aber auch bei älteren und kognitiv eingeschränkten

Patienten verwendet.

Bei Kindern am beliebtesten scheint die Smileyskala von Wong und Baker zu

sein. (vgl. Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege Nationaler Expertenstandard

Schmerzmanagment S.51) Sie ist gleichzeitig die bekannteste der Gesichter Rating

Skalen. Das Alter, ab dem sie eingesetzt werden kann, schwankt in der

Literatur zwischen 3 und 4 Jahren. In erster Linie kommt es wohl auf die

kognitive Entwicklung des Kindes an.

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Page 13: Schmerzmessung mit eindimensionalen Skalen

In der Rating Skala von Hicks et al. sind keine Smileys sondern rudimentäre

Gesichter abgebildet, wobei man auf die Abbildung von Tränen verzichtet und

die Gesichter ausschließlich durch Mimik unterscheidet.

Die Erläuterungen, die Kinder zu diesen Skalen bekommen müssen, sollten an

die Entwicklung und das Alter des Kindes angepasst werden. So kann z.B. von

„wehtun“ oder „Schmerzen“ gesprochen werden, je nach dem

Entwicklungsstand des Kindes.

(Abb.4 Gesichter Rating Skala aus: Leitlinien der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für

Schmerztherapie Behandlung akuter perioperativer und posttraumatischer Schmerzen)

Neben diesen Skalen gibt es noch andere, weniger bekannte Skalen, die z.B.

mit Schulnoten (d.h. eine numerische Skala bis 6) oder Münzen arbeiten. Das

Prinzip ist aber im Grunde immer gleich. Diese richten sich zum größten Teil an

Kinder. Die vier oben beschriebenen Schmerzskalen stellen aber den Hauptteil

der heute in Deutschland im Gebrauch befindlichen eindimensionalen Skalen

dar.

3. Cut-Off Werte in Bezug auf eindimensionale

Schmerzskalen

Die WHO stuft in ihrem 3-stufigen Schema zur Behandlung von

Tumorschmerzen von 1986 die Schmerzmittel in leichte, mittlere und starke ein.

Am praktikabelsten ist es daher die Ergebnisse der Schmerzmessung ebenfalls

in 3 Stufen einzuteilen, je nachdem, welcher Wert ermittelt wurde.

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Page 14: Schmerzmessung mit eindimensionalen Skalen

Bei der VAS kommen Colins et al. 1997 in einer Studie zu dem Ergebnis, das

Schmerzen gemäß VAS über 30mm mittelstarken Schmerzen entsprechen und

Schmerzen über 54 mm starken Schmerzen gleichkommen. (vgl. Deutsches Netzwerk

für Qualitätsentwicklung in der Pflege Nationaler Expertenstandard Schmerzmanagment S.52)

Bei der NRS kommen Serlin et al. 1995 zu dem Ergebnis, dass auf einer 11

stufigen Skala die Werte 1-4 leichten Schmerzen, die Werte 5-6 mittelstarken

und die Werte 7-10 starken Schmerzen entsprechen. (vgl. Deutsches Netzwerk für

Qualitätsentwicklung in der Pflege Nationaler Expertenstandard Schmerzmanagment S.52)

Was die Gabe eines Schmerzmittels, bzw. der Beginn einer analgetischen

Therapie angeht, gibt es ebenfalls etwas verschiedene Ansichten. Z.B. wird im

Leitfaden Schmerztherapie beschrieben, dass bei postoperativen Schmerzen

ab NRS 5 ein Schmerzmittel gegeben werden sollte. (vgl. Torsten Wieden, Hans-Bernd

Sittig,Leitfaden Schmerztherapie, Elsevier Verlag S.96)

Laut einer Studie im Acute Managment Guidline Panel 1992 wird empfohlen,

spätestens bei Schmerzen >4 auf der NRS mit einer Therapie zu beginnen, da

ab 4 auf der NRS Funktionseinschränkungen nachweisbar sind. (vgl. Deutsches

Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege Nationaler Expertenstandard Schmerzmanagment S.76)

Cleeland und Syrjala legen dagegen 1992 die Interventionsgrenze auf der NRS

auf 3-4 fest. (vgl. www.uni-duesseldorf.de/AWMF/II/041-001.htm Leitlinien der Deutschen

Interdisziplinären Vereinigung für Schmerztherapie Leitlinien perioperativer und posttraumatischer

Schmerzen)

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Page 15: Schmerzmessung mit eindimensionalen Skalen

4. Fazit

Die Möglichkeiten zur Erfassung von Schmerzen sind so vielfältig wie die

Schmerzen selbst.

Die bekanntesten eindimensionalen Skalen habe ich in dieser Facharbeit

vorgestellt. Alle Skalen haben bestimmte Vor- und Nachteile. Sie sind für

bestimmte Patientengruppen geeignet. Die bekannteste Skala die visuelle

Analogskala ist zwar sehr sensibel, es können also auch geringfügige

Veränderungen der Schmerzintensität erfasst werden. Allerdings ist Sie für

relativ viele Patienten nicht geeignet.

Am praktikabelsten für den klinischen Bereich scheint die NRS zu sein, da sie

relativ sensibel und trotzdem leicht zu verstehen ist. So kann der Patient bei

dieser Skala einfach gefragt werden, welchen Wert er angeben würde. Bei

kognitiv nicht oder nur wenig eingeschränkten Patienten funktioniert das gut.

Zudem gibt es dann auch keine Hygieneprobleme, wie durch „materielle“

Skalen.

Insgesamt hatte ich bei meiner Literaturrecherche den Eindruck, dass das

Thema Schmerzmessung in der deutschen Literatur noch eher schwach

vertreten ist. Es gibt zwar viele Quellen, in denen aber häufig nur die

Grundlagen erklärt und einige Benutzungshinweise gegeben werden. In die

Tiefe des Themas stoßen nur relativ wenige Quellen vor.

Verhältnismäßig viele Studien aus dem Bereich kommen aus dem englischen

Sprachraum und sind bereits in den 90er Jahren erstellt worden, insofern

verwundert es etwas, das die Schmerzmessung mittels dieser Skalen in

Deutschland noch relativ wenig verbreitet zu sein scheint.

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Page 16: Schmerzmessung mit eindimensionalen Skalen

5. Glossar

affektiv...............................................................emotional, gefühlsbetont

Analgetika..........................................................Schmerzmittel

Compliance........................................................Bereitschaft des Patienten zur

Mitarbeit an der Therapie

Cut-Off Wert.......................................................Punkt, der zwischen zwei Test-

ergebnissen unterscheidet, und

das Ergebnis einem Zustand

zuordnet

evaluieren..........................................................untersuchen, herausfinden

Interventionsgrenze...........................................Punkt ab dem (therapeutische)

Maßnahmen ergriffen werden

i.v....................................................................... intravenös, in eine Vene

NRS...................................................................Numerische Rating Skala

ordinal................................................................in Abschnitte eingeteilt

VAS....................................................................Visuelle Analog Skala

WHO..................................................................World Health Organization

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Page 17: Schmerzmessung mit eindimensionalen Skalen

6. Quellenverzeichnis

Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (Hrsg.) 2005 :

Expertenstandard Schmerzmanagment in der Pflege

Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Schmerztherapie: Leitlinien,

Behandlung perioperativer und posttraumatischer Schmerzen. gefunden auf:

www.uni-duesseldorf.de/AWMF/II/o41-001.htm, am: 07.08.2007

Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes:www.dgss.org

Garten, Lars: Skript: Schmerztherapie in der Pädiatrie. Im Internet:

http://www.ohc-charite.de/SKRIPT.pdf gefunden am: 09.08.2007

Fritsch, Larissa (2007): Schmerzen werden genauer und umfassender erfasst.

In: Pflegezeitschrift 6/2007 S.329 W.Kohlhammer Stuttgart

www.medizin.uni.köln.de/stan/Schmerzmanual/TU/eindim.html gefunden

am:08.08.2007

Osterbrink, Jürgen Dr. (2003) Schmerzmanagment – Aufgabe der Pflege in: Die

Schwester der Pfleger 09/03 S.9 Bibliomed Verlag Melsungen

Schädler, Stefan et.al. (2006) : Assessments in der Neurorehabilitation. Verlag

Hans Huber Bern

Sittig, Hans-Bernd (Hrsg.), Wieden Torsten (2005): Leitfaden Schmerztherapie.

Elsevier Verlag München

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Page 18: Schmerzmessung mit eindimensionalen Skalen

www.schmerznetz.de /bgdisplay.jhtml?itemname=schmerzen&s=2 Janssen-

Cilag GmbH Neuss gefunden am: 07.08.2007

Waldvogel, H. H. (2001): Analgetika Antinozizeptiva Adjuvantien . Springer

Verlag Heidelberg

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