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Deutscher Bundestag 18. Wahlperiode Drucksache 18/2417 29.08.2014 Schriftliche Fragen mit den in der Woche vom 25. August 2014 eingegangenen Antworten der Bundesregierung Beck, Volker (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) .......... 15, 22 Dr. Brantner, Franziska (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) .............. 7 Brugger, Agnieszka (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) ........ 1, 26, 27 Ernst, Klaus (DIE LINKE.) .................. 2 Groth, Annette (DIE LINKE.) ........... 8, 9, 10 Hänsel, Heike (DIE LINKE.) .......... 11, 12, 41 Dr. Hofreiter, Anton (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) ............. 31 Jelpke, Ulla (DIE LINKE.) .................. 16 Kühn, Stephan (Dresden) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) ....... 32, 33, 34 Kurth, Markus (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) .......... 17, 23 Liebich, Stefan (DIE LINKE.) .............. 3, 4 Liebing, Ingbert (CDU/CSU) ................ 35 Movassat, Niema (DIE LINKE.) .......... 42, 43 Dr. Neu, Alexander S. (DIE LINKE.) ...... 28, 29 Dr. Notz, Konstantin von (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) .......... 24, 25 Poß, Joachim (SPD) ..................... 18, 19 Dr. Schick, Gerhard (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) .......... 20, 21 Schieder, Marianne (SPD) ................... 37 Schneider, Carsten (Erfurt) (SPD) ....... 36, 38, 39 Ströbele, Hans-Christian (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) ............. 40 Ulrich, Alexander (DIE LINKE.) ............ 5, 6 Vogler, Kathrin (DIE LINKE.) ............ 13, 14 Wöllert, Birgit (DIE LINKE.) ................ 30 Verzeichnis der Fragenden Abgeordnete Nummer der Frage Abgeordnete Nummer der Frage

Schriftliche Fragen - Reguvis...Ausgleich zwischen den Interessen Dritter an der Veröffentlichung von Dokumenten der Parteien eines Schiedsverfahrens und von Ent-scheidungen des Schiedsgerichts

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Page 1: Schriftliche Fragen - Reguvis...Ausgleich zwischen den Interessen Dritter an der Veröffentlichung von Dokumenten der Parteien eines Schiedsverfahrens und von Ent-scheidungen des Schiedsgerichts

Deutscher Bundestag18. Wahlperiode

Drucksache 18/241729.08.2014

Schriftliche Fragenmit den in der Woche vom 25. August 2014eingegangenen Antworten der Bundesregierung

Beck, Volker (Köln)(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . 15, 22

Dr. Brantner, Franziska(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . 7

Brugger, Agnieszka(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . 1, 26, 27

Ernst, Klaus (DIE LINKE.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

Groth, Annette (DIE LINKE.) . . . . . . . . . . . 8, 9, 10

Hänsel, Heike (DIE LINKE.) . . . . . . . . . . 11, 12, 41

Dr. Hofreiter, Anton(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . 31

Jelpke, Ulla (DIE LINKE.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

Kühn, Stephan (Dresden)(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . 32, 33, 34

Kurth, Markus(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . 17, 23

Liebich, Stefan (DIE LINKE.) . . . . . . . . . . . . . . 3, 4

Liebing, Ingbert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 35

Movassat, Niema (DIE LINKE.) . . . . . . . . . . 42, 43

Dr. Neu, Alexander S. (DIE LINKE.) . . . . . . 28, 29

Dr. Notz, Konstantin von(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . 24, 25

Poß, Joachim (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18, 19

Dr. Schick, Gerhard(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . 20, 21

Schieder, Marianne (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

Schneider, Carsten (Erfurt) (SPD) . . . . . . . 36, 38, 39

Ströbele, Hans-Christian(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . 40

Ulrich, Alexander (DIE LINKE.) . . . . . . . . . . . . 5, 6

Vogler, Kathrin (DIE LINKE.) . . . . . . . . . . . . 13, 14

Wöllert, Birgit (DIE LINKE.) . . . . . . . . . . . . . . . . 30

Verzeichnis der Fragenden

Abgeordnete Nummerder Frage

Abgeordnete Nummerder Frage

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Verzeichnis der Fragen nach Geschäftsbereichen der Bundesregierung

Seite Seite

Geschäftsbereich des Bundesministeriums

für Wirtschaft und Energie

Brugger, Agnieszka(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Finanzierung des zum Export nach Israelvorgesehenen U-Boots . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

Ernst, Klaus (DIE LINKE.)Öffentliche Kontrolle der UNCITRAL-Transparenzregeln im CETA-Vertragstextzu Investor-Staat-Schiedsverfahren . . . . . . . . 1

Liebich, Stefan (DIE LINKE.)Höhe der im ersten Halbjahr 2014 erteil-ten Exportgenehmigungen für Kleinwaf-fenteile und -munition insgesamt und fürdie MENA-Staaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

Ulrich, Alexander (DIE LINKE.)Stellungnahme zu den Streitigkeiten umdas Tariftreuegesetz Rheinland-Pfalz undum das Tariftreue- und VergabegesetzNordrhein-Westfalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts

Dr. Brantner, Franziska(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Bekämpfung der Finanzkanäle und Nach-schubwege der Terrororganisation „Isla-mischer Staat“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

Groth, Annette (DIE LINKE.)Verwendung von DIME-Munition bei derisraelischen Armee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

Maßnahmen zur Auflösung der Blockadedes Gazastreifens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

Jüdische Teilnehmer am sogenanntenMachal-Programm und nichtjüdischeTeilnehmer am sogenannten Sar-El-Pro-gramm in der israelischen Armee . . . . . . . . . 7

Hänsel, Heike (DIE LINKE.)Beschuss mehrerer VN-Einrichtungen imGazastreifen durch israelische Streitkräfte . . 8

Teilnehmer des Treffens des EU-Kom-missars Štefan Füle zu „medialen Heraus-forderungen in den Ländern der Östli-chen Partnerschaft“ am 30. Juni 2014 . . . . . 9

Vogler, Kathrin (DIE LINKE.)Förderung von Dialog- und Versöhnungs-prozessen zwischen den religiösen undethnischen Gruppen im Irak . . . . . . . . . . . . . 9

Geschäftsbereich des Bundesministeriums

des Innern

Beck, Volker (Köln)(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Von der Bundesregierung in Auftrag gege-bene Meinungsumfragen während der17. Wahlperiode und entstandene Kosten . 12

Jelpke, Ulla (DIE LINKE.)Ausweisungsverfügungen gegen Auslän-der im Jahr 2013 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

Kurth, Markus(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Übertragung des Nachhaltigkeitsfaktorsauf Pensionen und daraus resultierendeVeränderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

Geschäftsbereich des Bundesministeriums

der Finanzen

Poß, Joachim (SPD)Gutachterliche Berechnungen zur Angabeder kommunalen Finanzkraft beim hori-zontalen Finanzausgleich . . . . . . . . . . . . . . 32

Dr. Schick, Gerhard(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Geordnete Abwicklung der US-Operatio-nen der Deutschen Bank AG . . . . . . . . . . . 33

Erhöhung der Transparenz bei den Sanie-rungs- und Abwicklungsplänen der Bun-desanstalt für Finanzdienstleistungsauf-sicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

Deutscher Bundestag – 18. WahlperiodeDrucksache 18/2417 – II –

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Geschäftsbereich des Bundesministeriums

für Arbeit und Soziales

Beck, Volker (Köln)(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Auswirkungen der uneingeschränkten Ar-beitnehmerfreizügigkeit von Bulgaren undRumänen auf den deutschen Arbeitsmarktund die Sozialversicherungssysteme . . . . . . 35

Kurth, Markus(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Nichterreichen der Regelaltersgrenze beiArbeitnehmern mit hohen physischen undpsychischen Belastungen . . . . . . . . . . . . . . . 37

Dr. Notz, Konstantin von(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Umsetzung internationaler Vorgabenbeim Hinweisgeberschutz . . . . . . . . . . . . . . 38

Geschäftsbereich des Bundesministeriums

der Verteidigung

Brugger, Agnieszka(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Beteiligung an der UN-Mission MINUS-CA in der Zentralafrikanischen Republik . 39

Nutzung des Stützpunkts Termez in Us-bekistan durch die Bundeswehr . . . . . . . . . 40

Dr. Neu, Alexander S. (DIE LINKE.)Durchführung des NATO-Manövers Ra-pid Trident 2014 in der Ukraine . . . . . . . . . 40

Geschäftsbereich des Bundesministeriums

für Gesundheit

Wöllert, Birgit (DIE LINKE.)Meldepflicht für Lyme-Borreliose bzw.auslösende Borrelia-Arten zur Verbesse-rung der epidemiologischen Datenlage . . . 41

Geschäftsbereich des Bundesministeriums

für Verkehr und digitale Infrastruktur

Dr. Hofreiter, Anton(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wegfall des Eindrehbereichs der Flugzeu-ge bei den Planungen zum Konzept „Opti-mierung Gesamtsystem An- und Abflug@ FRA, Modified Arrival Routes (MAR)Stufe 1“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

Kühn, Stephan (Dresden)(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Möglicher Verzicht auf die Kontrolle derMautplaketten in grenznahen Regionenund Beeinträchtigung des sogenanntenkleinen Grenzverkehrs durch die geplantePkw-Maut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

Abfrage von Fahrzeugdaten beim Kraft-fahrt-Bundesamt durch Rettungsdiensteam Einsatzort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

Liebing, Ingbert (CDU/CSU)Inkrafttreten des Entwurfs zur Änderungder Allgemeinen Verwaltungsvorschriftzur Kennzeichnung von Luftfahrthinder-nissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

Schneider, Carsten (Erfurt) (SPD)Installation von sogenannten Asphaltkral-len zum Schutz vor Falschfahrern . . . . . . . 45

Geschäftsbereich des Bundesministeriums für

Umwelt, Naturschutz, Bau und

Reaktorsicherheit

Schieder, Marianne (SPD)Möglicher Bau eines atomaren Endlagersin der Nähe des Ortes Manovice bei Klat-tau durch die tschechische Regierung . . . . 46

Schneider, Carsten (Erfurt) (SPD)Förderung von Projekten im Rahmen desForschungsprogramms „ExperimentelleWohnungs- und Städtebau“ in Erfurt undWeimar durch das BMUB seit 2010 . . . . . . 47

Seite Seite

Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/2417– III –

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Seite Seite

Geschäftsbereich des Bundesministeriums

für Bildung und Forschung

Ströbele, Hans-Christian(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Förderung von Forschungen zur Multi-Biometrischen Gesichts- und Ohrenerken-nung (GES-3D) durch das BMBF . . . . . . . 48

Geschäftsbereich des Bundesministeriums für

wirtschaftliche Zusammenarbeit und

Entwicklung

Hänsel, Heike (DIE LINKE.)Beschädigte oder zerstörte Projekte derEU bzw. Deutschlands durch die israeli-sche Militäroffensive im Gazastreifen . . . . 49

Movassat, Niema (DIE LINKE.)Zuwendungen für den Globalen Fondszur Bekämpfung von AIDS, Tuberkuloseund Malaria im Haushaltsentwurf 2015 . . . 51

Untergrabung der Ernährungssicherheitund der partizipativen nachhaltigen Ent-wicklung durch großflächige Landakqui-sitionen in Mali . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52

Deutscher Bundestag – 18. WahlperiodeDrucksache 18/2417 – IV –

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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/2417– 1 –

Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wirtschaftund Energie

1. AbgeordneteAgnieszka

Brugger(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wie wird das im Juli 2014 vom Bundessicher-heitsrat endgültig genehmigte U-Boot für denExport nach Israel konkret finanziert (bittegenau nach jeweiliger Kostenbeteiligung undKonditionen aufschlüsseln)?

Antwort des Staatssekretärs Dr. Rainer Sontowski

vom 28. August 2014

Wie in der Antwort zu Frage 47 auf Bundestagsdrucksache 17/10012 vom 15. Juni 2012 mitgeteilt, hat sich die Bundesregierung anden Kosten für U-Boote für Israel beteiligt. Bei dem hier angespro-chenen U-Boot handelt es sich um eines von zwei U-Booten, für dieinsgesamt Bundesmittel in Höhe von 333 Mio. Euro zur Verfügunggestellt wurden. Die Finanzierungsbeiträge wurden durch den Deut-schen Bundestag gebilligt und sind im Haushaltsplan ausgewiesen.Darüber hinaus hat die Bundesregierung für dieses U-Boot Exportga-rantien (sog. Hermesdeckungen) übernommen.

2. AbgeordneterKlaus

Ernst(DIE LINKE.)

Inwiefern genügen die UNCITRAL-Transpa-renzregeln im finalisierten CETA-Vertragstextzu Investor-Staat-Schiedsverfahren nach An-sicht der Bundesregierung der „in jedemRechtsstaat selbstverständlich gewordene[n]Kontrolle durch die Öffentlichkeit“ (vgl. Deut-sche Richterzeitung 07-08/2014, S. 240) an-gesichts dessen, dass laut Artikel X.33 Absatz 6CETA zwar keine Bestimmung im vorliegen-den Kapitel vom Beklagten verlangt, der Öf-fentlichkeit Informationen vorzuenthalten, de-ren Veröffentlichung gesetzlich vorgeschriebenist, aber dies so gehandhabt werden soll, dasskeine Informationen veröffentlicht werden, dieals vertrauliche oder geschützte Informationengekennzeichnet sind, und gilt bei Investor-Staat-Klagen nicht immer das Argument, dassVertraulichkeit gewahrt werden muss, weil„die Unterrichtungen typischerweise Informa-tionen über prozessuale Handlungen [Vatten-falls] und deren Inhalte [enthalten], die sich alsBetriebs- und Geschäftsgeheimnisse darstellen,bei deren Bekanntwerden in der Öffentlichkeitggf. Schadensersatzansprüche gegen die Bun-desrepublik Deutschland nicht ausgeschlossenwerden können“ (vgl. Schreiben des Bundes-ministeriums für Wirtschaft und Energie vomAugust 2014 auf meine Anfrage an den Aus-schuss für Wirtschaft und Energie des Deut-schen Bundestages zum laufenden ICSID-

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Deutscher Bundestag – 18. WahlperiodeDrucksache 18/2417 – 2 –

Schiedsverfahren von Vattenfall gegen dieBundesregierung), so dass eine vertraulicheBehandlung die Regel wäre?

Antwort des Staatssekretärs Stefan Kapferer

vom 27. August 2014

Die UNCITRAL Transparency Rules 2014 (Rules) schaffen einenAusgleich zwischen den Interessen Dritter an der Veröffentlichungvon Dokumenten der Parteien eines Schiedsverfahrens und von Ent-scheidungen des Schiedsgerichts und den Interessen der Streitpar-teien an dem Schutz von vertraulichen oder geschützten Informatio-nen. Die Reichweite des Geheimnisschutzes wird in Artikel 7 Ab-satz 2 der Rules näher beschrieben. Nicht veröffentlicht werden sol-len u. a. Informationen des beklagten Staates, die nach dessen Rechtnicht veröffentlicht werden dürfen, z. B. Informationen, die nachdem nationalen Datenschutzrecht nicht weitergegeben werden kön-nen. Nach Artikel 7 Absatz 3 der Rules entscheidet letztlich dasSchiedsgericht nach Anhörung der Parteien, ob und inwieweit dergeltend gemachte Geheimnisschutz tatsächlich greift.

Artikel X.33 Absatz 6 CETA modifiziert Artikel 7 Absatz 2 der Ru-les in Richtung auf eine möglichst weitgehende Veröffentlichungauch von geschützten Informationen durch den beklagten Staat. Eswird herausgestellt, dass der Staat sich zwar auf Artikel 7 Absatz 2der Rules berufen kann, dies aber nicht muss. Er wird außerdem er-mutigt, mit dem nationalen Verbot einer Veröffentlichung „sensitiv“umzugehen, d. h. eine Veröffentlichung soweit möglich zu fördern.

Die Rules gelten seit dem 1. April 2014. Sie finden auf das Schieds-verfahren Vattenfall gegen die Bundesrepublik Deutschland nachdem Energiecharta-Vertrag, das vorher begonnen hat, keine Anwen-dung.

3. AbgeordneterStefan

Liebich

(DIE LINKE.)

In welcher Gesamthöhe wurden im erstenHalbjahr 2014 Genehmigungen für den Exportvon Kleinwaffenteilen und -munition (bitte un-ter Angabe der Einzelsummen für Kleinwaf-fen, Kleinwaffenteile und Kleinwaffenmuni-tion) erteilt?

Antwort des Staatssekretärs Stefan Kapferervom 27. August 2014

Der Begriff der Kleinwaffe ist international nicht einheitlich defi-niert. Die Bundesregierung folgt durchgängig der Kleinwaffendefini-tion der EU, die auch dem Rüstungsexportbericht zugrunde liegt.

Nach vorläufiger Auswertung wurden im ersten Halbjahr 2014 fol-gende Genehmigungen erteilt:

Page 7: Schriftliche Fragen - Reguvis...Ausgleich zwischen den Interessen Dritter an der Veröffentlichung von Dokumenten der Parteien eines Schiedsverfahrens und von Ent-scheidungen des Schiedsgerichts

Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/2417– 3 –

4. AbgeordneterStefan

Liebich(DIE LINKE.)

In welcher Höhe wurden im ersten Halbjahr2014 Genehmigungen für den Export vonKleinwaffenteilen und -munition an dieMENA-Staaten (MENA = Middle East andNorth Africa) erteilt (bitte pro Land nach Aus-fuhrlistenposition, Bezeichnung, Stückzahlund Wert aufschlüsseln)?

Antwort des Staatssekretärs Stefan Kapferer

vom 27. August 2014

Die Bundesregierung betrachtet bei der Beantwortung dieser Fragefolgende Länder und Gebiete als zur MENA-Region gehörig: Ägyp-ten, Algerien, Bahrain, Irak, Iran, Israel, Jemen, Jordanien, Katar,Kuwait, Libanon, Libyen, Marokko, Mauretanien, Oman, Palästi-nensische Autonomiegebiete, Saudi-Arabien, Syrien, Tunesien unddie Vereinigten Arabischen Emirate.

Zum Export von Kleinwaffen und Kleinwaffenteilen an die MENA-Staaten wurden nach vorläufiger Auswertung im ersten Halbjahr2014 folgende Genehmigungen erteilt:

Page 8: Schriftliche Fragen - Reguvis...Ausgleich zwischen den Interessen Dritter an der Veröffentlichung von Dokumenten der Parteien eines Schiedsverfahrens und von Ent-scheidungen des Schiedsgerichts

Deutscher Bundestag – 18. WahlperiodeDrucksache 18/2417 – 4 –

Zum Export von Kleinwaffenmunition an die MENA-Staaten wur-den nach vorläufiger Auswertung im ersten Halbjahr 2014 folgendeGenehmigungen erteilt:

5. AbgeordneterAlexander

Ulrich

(DIE LINKE.)

Beabsichtigt die Bundesregierung, im Rah-men der Streitigkeit um das TariftreuegesetzRheinland-Pfalz durch das OberlandesgerichtKoblenz vor dem Europäischen Gerichtshof(EuGH – C-115/14 – RegioPost GmbH & Co.KG), eine Stellungnahme einzubringen (bittebegründen)?

Page 9: Schriftliche Fragen - Reguvis...Ausgleich zwischen den Interessen Dritter an der Veröffentlichung von Dokumenten der Parteien eines Schiedsverfahrens und von Ent-scheidungen des Schiedsgerichts

Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/2417– 5 –

Antwort des Staatssekretärs Dr. Rainer Sontowski

vom 27. August 2014

Die Bundesregierung wird in dem Verfahren C-115/14 (RegioPost)eine Stellungnahme abgeben, um ihre Rechtsauffassung darzulegen.

6. AbgeordneterAlexander

Ulrich

(DIE LINKE.)

Welche Überlegungen führten dazu, dass dieBundesregierung nach meinen Informationenim Rahmen der Streitigkeit um das Tarif-treue- und Vergabegesetz Nordrhein-Westfalen(C-593/13) vor dem EuGH keine Stellungnah-me eingebracht hat?

Antwort des Staatssekretärs Dr. Rainer Sontowski

vom 27. August 2014

Die Bundesregierung verteidigt in Verfahren vor den europäischenGerichten grundsätzlich die Unionsrechtskonformität des deutschenRechts – sowohl des Bundesrechts als auch des Landesrechts – undwird dies auch in Zukunft tun. Dabei berücksichtigt sie die Positionder betroffenen Länder. Dies gilt vor allem dann, wenn die Ländernach übereinstimmender Auffassung der Bundesregierung in einemBereich ihrer Gesetzgebungsbefugnis betroffen sind und der Bundkein Recht zur Gesetzgebung hat. In dem angesprochenen Fall be-standen insofern Zweifel an der Einordnung des Verfahrens. Daherhat die Bundesregierung von einer Stellungnahme abgesehen.

Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts

7. AbgeordneteDr. Franziska

Brantner

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Was hat die Bundesregierung national und imRahmen der EU unternommen oder was plantsie, um entsprechend der Resolution 2170(2014) des Sicherheitsrates der Vereinten Na-tionen vom 15. August 2014 die Finanzkanäleund Nachschubwege der Terrororganisation„Islamischer Staat (IS)“ trockenzulegen, etwaim Hinblick auf personenbezogene Sanktionen(Einfrieren von Konten, Reisebeschränkun-gen) gegenüber Staatsangehörigen der Golf-staaten (Saudi-Arabien, Kuwait, Oman, Katar,Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emi-rate), damit diese ihre Unterstützung für dieislamistischen Kämpfer einstellen?

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Deutscher Bundestag – 18. WahlperiodeDrucksache 18/2417 – 6 –

Antwort der Staatsministerin Dr. Maria Böhmer

vom 28. August 2014

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat die Terrororganisa-tion IS unter den von ihr jeweils verwendeten Bezeichnungen bereitsseit dem Jahr 2004 als terroristische Organisation gelistet. Mit VN-Si-cherheitsratsresolution 2170 (2014) wurden fünf Personen zusätzlichgelistet. Die Sanktionen des VN-Sicherheitsrates – die über die Euro-päische Union auch von Deutschland konsequent in nationalesRecht umgesetzt werden – beinhalten Vermögenseinfrierungen inklu-sive Kontensperrungen, Reiseverbote und ein Waffenembargo.Deutsche, die sich der Terrororganisation anschließen, machen sichstrafbar.

Die Sanktionen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen geltenfür alle Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen, also auch für dieGolfstaaten (Saudi-Arabien, Kuwait, Oman, Katar, Bahrain und dieVereinigten Arabischen Emirate), die ebenso wie die Bundesregie-rung verpflichtet sind, diese im nationalen Rahmen umzusetzen.

8. AbgeordneteAnnette

Groth

(DIE LINKE.)

Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregie-rung in Bezug auf die Anschuldigung vor, dieisraelische Armee habe im Gazakrieg 2014, imGazakrieg 2008 sowie im Libanon-Krieg 2006DIME-Munition eingesetzt, und welcheSchlüsse zieht die Bundesregierung daraus(www.dw.de/r%C3%BCckkehr-in-eine-zerst%C3%B6rte-heimat/a-17833616; www.inamo.de/index.php/israel-palaestina-beitrag-lesen/items/menschenrechtsorganisation-al-haq-veroeffentlichte-einen-bericht-ueber-die-verwendung-von-dime-munition-in-gaza.html;www.jungewelt.de/2014/08-15/042.php)?

Antwort der Staatsministerin Dr. Maria Böhmer

vom 26. August 2014

Die Bundesregierung hat keine Erkenntnisse über die in den angege-benen Quellen dargelegten Vorfälle.

9. AbgeordneteAnnetteGroth

(DIE LINKE.)

Welche konkreten Maßnahmen hat die Bun-desregierung ergriffen, um den einstimmiggefassten Beschluss des Deutschen Bundes-tages vom Juli 2010 (Bundestagsdruck-sache 17/2328), dass die Bundesregierung aufein Ende der Blockade des Gazastreifens hin-wirken soll, umzusetzen?

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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/2417– 7 –

Antwort der Staatsministerin Dr. Maria Böhmer

vom 26. August 2014

Die Bundesregierung weist regelmäßig und auf allen Ebenen in ihrenbilateralen Gesprächen mit der israelischen Regierung auf die drin-gende Notwendigkeit der Verbesserung der Lebensbedingungen derMenschen in Gaza hin.

Innerhalb der EU wird augenblicklich auf Initiative des Bundesmi-nisters des Auswärtigen Dr. Frank-Walter Steinmeier und seinerfranzösischer und britischer Kollegen geprüft, wie u. a. die EU-Grenzunterstützungsmission European Union Border AssistanceMission (EUBAM) Rafah reaktiviert werden kann, die die Be-wegungsfreiheit der Menschen in Gaza deutlich verbessern helfenkönnte.

Darüber hinaus hat die Bundesregierung in den vergangenen Jahrenkonsequent humanitäre Hilfe in Gaza geleistet. Die Unterstützungvon Entwicklungsvorhaben in Gaza ist zudem integraler Bestandteilder deutsch-palästinensischen Entwicklungszusammenarbeit. Im Jahr2013 hat die Bundesregierung der Palästinensischen Behörde60 Mio. Euro im Rahmen der bilateralen Entwicklungszusammenar-beit und 21,5 Mio. Euro für humanitäre Hilfe zugesagt. Seit Beginnder aktuellen Gazakrise hat die Bundesregierung bereits zusätzlicheMittel in Höhe von 29,5 Mio. Euro bereitgestellt, darunter 9,5 Mio.Euro für humanitäre Hilfe, sowie Mittel für schnell wirksame Vorha-ben im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit.

10. AbgeordneteAnnette

Groth

(DIE LINKE.)

Wie viele Freiwillige jüdischen Glaubens ha-ben nach Kenntnis der Bundesregierung inden letzten fünf Jahren im so genannten Ma-chal-Programm und wie viele Freiwillige nicht-jüdischen Glaubens haben in den letzten fünfJahren im so genannten Sar-El-Programm inder israelischen Armee gedient (bitte nach Jah-ren, dem jeweiligen Programm, dem Her-kunftsland und dem Alter der Freiwilligen auf-schlüsseln) (www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/deutscher-in-israelischer-armee-zum-urlaub-in-uniform-in-die-negev-wueste-12203.html; www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/15440; www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/israels-armeetouristen-urlaub-in-uniform-a-690836.html; www.hagalil.com/archiv/2006/08/chayalim.htm; www.dw.de/amerikanische-freiwillige-in-israels-armee/a-16207060)?

Antwort der Staatsministerin Dr. Maria Böhmervom 26. August 2014

Die Bundesregierung hat keine Kenntnisse zu den angefragten Infor-mationen.

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Deutscher Bundestag – 18. WahlperiodeDrucksache 18/2417 – 8 –

11. AbgeordneteHeike

Hänsel

(DIE LINKE.)

Welche rechtlichen Konsequenzen wird nachKenntnis der Bundesregierung der Beschussmehrerer VN-Schulen und VN-Einrichtungenmit zahlreichen toten Zivilisten im Gazastrei-fen durch die israelischen Streitkräfte für dieisraelische Regierung haben, und mit welchenpolitischen Initiativen wird sich die Bundesre-gierung bei den Vereinten Nationen dafür ein-setzen?

Antwort der Staatsministerin Dr. Maria Böhmer

vom 25. August 2014

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat in einer Erklärungdes Vorsitzenden vom 28. Juli 2014 darauf hingewiesen, dass zivileund humanitäre Einrichtungen, einschließlich derjenigen der VN,respektiert und geschützt werden müssen und hat alle Parteien zurEinhaltung dieser Prinzipien aufgefordert.

Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen hat mit ResolutionS-21/1 vom 23. Juli 2014 eine unabhängige internationale Kommis-sion zur Untersuchung aller Menschenrechtsverletzungen und Ver-letzungen des humanitären Völkerrechts, die in den Palästinensi-schen Gebieten während der Militäroperation seit dem 13. Juni 2014begangen wurden, eingesetzt. Nach Abschluss der Untersuchungenwird die Kommission dem Menschenrechtsbeirat berichten.

Völkerrechtlich hat Israel das Recht, seine Bevölkerung vor Raketen-angriffen aus Gaza zu schützen. Die Bundesregierung hat aber stetsbetont, dass grundlegende Regeln des humanitären Völkerrechts imGazastreifen einzuhalten sind. Insbesondere muss alles für denSchutz der Zivilbevölkerung getan werden. Der Bundesminister desAuswärtigen Dr. Frank-Walter Steinmeier hat dies bei seinem Be-such im Nahen Osten kurz nach Ausbruch des Konflikts gegenüberallen Parteien deutlich gemacht.

Die Bundesregierung hat sich von Beginn an gemeinsam mit ihrenPartnern aktiv für einen sofortigen Waffenstillstand sowie für einenachhaltige politische Lösung eingesetzt. So hat die Bundesregierungdie Verhandlungen in Kairo unter anderem durch einen gemeinsa-men Vorschlag der deutschen, französischen und britischen Außen-minister unterstützt. Die EU hat zuletzt am 15. August 2014 beimTreffen der EU-Außenminister ihre Bereitschaft wiederholt, einenBeitrag zu leisten. Eine mögliche Unterstützungsleistung könnte dieReaktivierung der seit dem Jahr 2007 suspendierten Grenzunterstüt-zungsmission EUBAM Rafah sein.

Damit der Waffenstillstand dauerhaft sein kann, müssen Schritte vor-gesehen werden, die sowohl die Sicherheitsinteressen Israels berück-sichtigen, als auch die Verbesserung der Lebensbedingungen derMenschen in Gaza ermöglichen. Das übergeordnete Ziel muss eineRückkehr zu Gesprächen über eine Zwei-Staaten-Lösung bleiben,die der einzige Weg für dauerhaften Frieden in der Region ist.

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12. AbgeordneteHeike

Hänsel

(DIE LINKE.)

Welche Medienaktive der Östlichen Partner-schaft (ÖP), Vertreter von Think Tanks, desEuropäischen Auswärtigen Dienstes und derEuropäischen Kommission haben an demTreffen des EU-Kommissars Štefan Füle zu„medialen Herausforderungen in den Ländernder Östlichen Partnerschaft“ am 30. Juni 2014teilgenommen (bitte wenn möglich unter An-gabe der Entsendeländer), und wie wurden ins-besondere die Medienvertreter für diese Zu-sammenkunft ausgewählt?

Antwort der Staatsministerin Dr. Maria Böhmer

vom 25. August 2014

Die Bundesregierung unterstützt die Bemühungen des EuropäischenAuswärtigen Dienstes, der Europäischen Kommission und der Part-nerländer, aktiv auf mehr Sichtbarkeit und Aufklärung in den Län-dern der ÖP hinzuwirken. Die Bundesregierung begrüßt hierzu eineenge Koordination zwischen den verschiedenen Akteuren.

Bei dem Treffen am 30. Juni 2014 handelte es sich um ein informel-les Brainstorming auf Einladung des EU-Kommissars Štefan Füle.Das Treffen fand mit etwa 40 Teilnehmern im kleinen Kreis statt.Über die Auswahlkriterien und die konkrete Zusammensetzung dereingeladenen Medienvertreter wurde von EU-Kommissar ŠtefanFüle und dessen Kabinett eigenständig entschieden. Der Bundesre-gierung liegt weder eine Teilnehmerliste vor, noch sind ihr die Aus-wahlkriterien bekannt.

13. AbgeordneteKathrinVogler

(DIE LINKE.)

Was hat die Bundesregierung seit dem Jahr2003 konkret unternommen, um Dialog- undVersöhnungsprozesse zwischen den verschie-denen religiösen und ethnischen Gruppen imIrak zu fördern, und welche Mittel hat sie da-für insbesondere aus den Haushaltstiteln desEinzelplans 05 Titel 687 34 (Unterstützungvon internationalen Maßnahmen auf den Ge-bieten Krisenprävention, Friedenserhaltungund Konfliktbewältigung durch das Auswärti-ge Amt), des Einzelplans 23 Titel 866 01/Titel866 91 (Bilaterale Finanzielle und TechnischeZusammenarbeit) und Titel 896 03 (BilateraleTechnische Zusammenarbeit) sowie aus weite-ren Haushaltstiteln aufgewendet?

Antwort des Staatssekretärs Dr. Markus Ederer

vom 29. August 2014

Das Auswärtige Amt hat sich seit dem Jahr 2003 im Irak intensiv en-gagiert. Seither sind über 400 Mio. Euro im bilateralen und interna-tionalen Rahmen geflossen. Im Kontext der „Unterstützung von in-ternationalen Maßnahmen auf den Gebieten Krisenprävention, Frie-denserhaltung und Konfliktbewältigung“ stellte der Irak in den ver-

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gangenen Jahren eines der Schwerpunktländer dar. Seit dem Jahr2003 wurden rund 45 Mio. Euro in den Bereichen Rechtsstaatlich-keit, Medien, Demokratie, Behandlung von Traumata, Aussöhnungund Berufsbildung eingesetzt. Die Schwerpunkte deutscher Hilfesind der Aufbau des Rechtsstaats (Justiz- und Strafvollzugswesen),Menschenrechte, Bildung (Hochschulkooperation), Kultur und dieReintegration von Flüchtlingen und Binnenvertriebenen durch Wirt-schafts- und Wiederaufbaumaßnahmen. Mehr als 2 500 Iraker (Inge-nieure, Richter, Diplomaten, Journalisten, Beamte etc.) haben seitdem Jahr 2003 an Ausbildungskursen teilgenommen. Diese Maß-nahmen tragen aufgrund ihres inklusiven Ansatzes auch zur gesell-schaftlichen Aussöhnung zwischen den verschiedenen ethnischenund religiösen Gruppen bei. Bei der Umsetzung der für das Jahr2014 bewilligten bzw. geplanten Projekte besteht die zusätzlicheSchwierigkeit in der äußerst prekären Sicherheitslage vor Ort.

Beispiele für Förderprojekte der letzten Jahre sind:

– die Gründung einer Gedenkstätte bzw. eines Sozialforums fürüberlebende Frauen der Anfal-Kampagnen in Rizgary durch diedeutsche Nichtregierungsorganisation (NRO) Haukari e. V. (seitdem Jahr 2009);

– der Aufbau von sechs Traumata-Rehabilitationszentren für Opfervon Menschenrechtsverletzungen im Irak (Kirkuk, Erbil, Sulaima-nia, Halabja, Chamchamal und Dohuk), implementiert durch diedeutsche Nichtregierungsorganisation Behandlungszentrum fürFolteropfer Berlin (bzfo) bzw. die irakische NRO Kirkuk Centerfor Torture Victims (seit dem Jahr 2006) wurden im Rahmen die-ses Programms über 10 000 Menschen medizinisch, psychologischund sozial betreut;

– die Unterstützung der Medienakademie in Erbil: Kurse und Schu-lungen für (Nachwuchs-)Journalisten, dreisprachige Website (Ara-bisch, Englisch, Kurdisch) zu Politik, Medien und Kultur im Irak(niqash), Start im Jahr 2009 durch die Media in Cooperation andTransition gGmbH (MICT), basierend auf einem Netzwerk iraki-scher Korrespondenten;

– Stärkung demokratischer Regierungsführung und effizienter Ver-waltung, Kapazitätsaufbau für Verwaltungspersonal der ProvinzKirkuk durch die Friedrich-Naumann-Stiftung auf der Grundlageihrer Expertise in Konfliktlösungen und Krisenbewältigung in Ge-bietsauseinandersetzungen (2011 bis 2013);

– Entwaffnung, Demobilisierung und Reintegration ehemaliger Ar-meeangehöriger (des Saddam-Regimes) mit dem Ziel der Aussöh-nung der verschiedenen Bevölkerungsgruppen und der Schaffungalternativer Einkommensquellen und Betätigungsfelder für poten-tiell destabilisierende Bevölkerungsgruppen; Zielgruppe des Pilot-projektes waren 500 sogenannte Söhne des Irak und ihre Familien(über die Internationale Organisation für Migration, IOM, 2012bis 2013);

– Unterstützung des Felsberg-Instituts, das in Zusammenarbeit mitden Universitäten Kirkuk und Erbil sowie internationalen Exper-ten mehrere Konferenzen zum Thema „Hintergründe politischer

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Gewalt im Irak und Ansätze zu ihrer Bekämpfung“ durchgeführthat (2012 bis 2013).

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit undEntwicklung (BMZ) führt bilaterale EZ-Maßnahmen (EZ: Entwick-lungszusammenarbeit) seit dem Jahr 2003 mit einem Gesamtvolu-men von rund 50 Mio. Euro durch (davon bilaterale TechnischeZusammenarbeit ca. 20 Mio. Euro) oder hat diese bereits abgeschlos-sen. Darin enthalten sind rund 20 Mio. Euro für Nothilfemaß-nahmen und Krisenreaktion (IKRK, UNHCR, UNICEF, WEP,Misereor), zuletzt im Kontext der Syrienkrise seit dem Jahr 2012.Nach Verschärfung der Krise im Jahr 2014 hat das BMZ am 13. Au-gust 2014 20 Mio. Euro für Hilfsmaßnahmen (entwicklungsfördern-de und strukturbildende Übergangshilfe ESÜH/bilateral) für denIrak zur Verfügung gestellt, darunter 3 Mio. Euro für Nichtregie-rungsorganisationen und Kirchen zur Unterstützung ihrer Partnerim Irak.

Beispiele aus der Förderung der letzten Jahre im Kontext Aussöh-nung sind:

– Von 2006 bis 2010 wurden Mitarbeiter des Ministeriums für Men-schenrechte, des Justizministeriums und von Justizvollzugsanstal-ten als Multiplikatoren zu Menschenrechten in Deutschland (bis2007) und Ägypten fortgebildet. Ein arabischsprachiges Trainings-handbuch wurde in Kooperation mit dem Deutschen Institut fürMenschenrechte entwickelt (GIZ, Volumen: 3,7 Mio. Euro).

– Von 2009 bis 2011 wurde ein Projekt in der Region Kurdistan-Irak zum Schutz von Frauen vor Gewalt in Sulaimania (Haukarie. V.) gefördert. Seit April 2013 führt Haukari e. V. ein neues Vor-haben mit dem sozialen und kulturellen Zentrum für Frauen undMädchen KHANZAD durch mit dem Ziel, die Lebenssituationvon Frauen und Kindern in drei staatlichen Zufluchtshäusern zuverbessern.

14. AbgeordneteKathrin

Vogler

(DIE LINKE.)

Welche Kenntnisse hat die Bundesregierungüber Aktivitäten der Vereinten Nationen, derEuropäischen Union sowie weiterer internatio-naler Akteure zur Förderung von Dialog- undVersöhnungsprozessen zwischen den verschie-denen religiösen und ethnischen Gruppen imIrak seit dem Jahr 2003, und ist der Bundes-regierung bekannt, ob entsprechende Mittel,die dafür aufgewendet wurden, an die Zentral-regierung geflossen sind und von dort an geeig-nete lokale Akteure weitergeleitet wurden?

Antwort des Staatssekretärs Dr. Markus Ederer

vom 29. August 2014

Die Bundesregierung fördert Projekte der Vereinten Nationen undinternationaler Organisationen vor Ort und trug erheblich zur EU-Rechtsstaatsmission im Irak (EUJUST LEX Iraq) bei. Diese Maß-nahmen leisten durch ihren inklusiven Ansatz, alle Bevölkerungs-

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gruppen im Irak einzubinden, einen wichtigen Beitrag zur gesell-schaftlichen Aussöhnung zwischen den verschiedenen ethnischenund religiösen Gruppen.

Die VN-Unterstützungsmission UNAMI (United Nations AssistanceMission for Iraq) wurde am 14. August 2003 durch die Resolu-tion 1500 (2003) des VN-Sicherheitsrates geschaffen. Ihr Mandatwurde mehrfach erweitert, zuletzt umfassend im Jahr 2007, und be-inhaltet derzeit u. a. die Unterstützung politischer und wirtschaft-licher Reformen, die Lösung von Konflikten über Binnengrenz-ziehungen, regionalen Dialog, die Reintegration ehemaliger Angehö-riger illegaler bewaffneter Gruppen, die Rückkehr von Flüchtlingenund Binnenvertriebenen, den Schutz von Menschenrechten undRechtsstaatsaufbau sowie die nationale Versöhnung. Das breiteMandat wurde zuletzt im Juli diesen Jahres durch den VN-Sicher-heitsrat einstimmig erneut bis zum 31. Juli 2015 verlängert. Insge-samt sind 20 VN-Organisationen im Irak aktiv.

Die EU-Mission EUJUST LEX Iraq dauerte von Juli 2005 bis EndeDezember 2013 und unterstützte den Aufbau rechtsstaatlicher Struk-turen im Irak durch Beiträge zur Entwicklung eines professionellenund leistungsfähigen irakischen Polizei- und Justizsystems sowieMaßnahmen zur Einhaltung internationaler Menschenrechtsstan-dards.

Neben den genannten sind weitere EU- und außereuropäische Län-der sowie internationale Akteure im Irak aktiv. Die Umsetzung derProjekte und Maßnahmen erfolgte und erfolgt über staatliche undnichtstaatliche Akteure (z. B. Nichtregierungsorganisationen) imIrak.

Geschäftsbereich des Bundesministeriums des Innern

15. AbgeordneterVolker

Beck

(Köln)

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Welche Meinungsumfragen hat die Bundesre-gierung während der 17. Legislaturperiode(bitte nach den Auftraggebern Bundespresse-amt, Bundeskanzleramt, Bundesministerien,oberste Bundesbehörden, nach beauftragtenUnternehmen, Fragestellungen und Kosten je-weils einzeln aufschlüsseln) in Auftrag gege-ben, und welche Kosten sind dabei für sämt-liche Aufträge inklusive der spezifischen Mei-nungsforschung als Grundlage für Einzelauf-gaben entstanden?

Antwort der Staatssekretärin Cornelia Rogall-Grothe

vom 27. August 2014

Die Antwort geht davon aus, dass es bei Meinungsumfragen darumgeht, Meinungen, also Einsichten, Einstellungen, Überzeugungen,Stimmungen oder Wünsche der Bevölkerung im Wege einer systema-

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tischen Befragung zu ermitteln. Auf der Basis eines repräsentativenQuerschnitts der zu untersuchenden Grundgesamtheit werden hier-bei Primärdaten gesammelt und anschließend unter Anwendung wis-senschaftlicher Methoden interpretiert.

Abgefragt wurden das Presse- und Informationsamt der Bundesre-gierung, das Bundeskanzleramt, die Bundesministerien und dieobersten Bundesbehörden im Bereich der Bundesregierung.

Die Tabellen geben jeweils für das einzelne Ressort die beauftragtenUnternehmen, die Fragestellungen sowie die pro Ressort angefalle-nen Kosten an.

Die Kosten für sämtliche Aufträge der genannten Auftraggeber bein-halten jeweils den Kostenanteil für die spezifische Meinungsfor-schung als Grundlage für Einzelaufgaben.

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16. AbgeordneteUlla

Jelpke

(DIE LINKE.)

Gegen wie viele Ausländerinnen und Auslän-der ist im Jahr 2013 eine Ausweisungsverfü-gung ergangen (bitte Gesamtzahl und jeweilsfür die wichtigsten 15 Herkunftsstaaten ange-ben)?

Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Ole Schröder

vom 25. August 2014

Die Angaben können der nachfolgenden Tabelle entnommen wer-den.

17. AbgeordneterMarkus

Kurth

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wie würden sich die durchschnittlichen Ver-sorgungsbezüge eines Empfängers bzw. einerEmpfängerin von Ruhegehalt in Höhe von mo-natlich 2 820 Euro (Januar 2013) verändern,würde der Nachhaltigkeitsfaktor auch auf diePensionen übertragen, und wie würden sichdie so ermittelten durchschnittlichen Versor-gungsbezüge unter Einschluss einer möglichenÜbertragung der sog. Mütterrente von dergesetzlichen Rentenversicherung auf das Be-amten- und Soldatenversorgungsrecht entwi-ckeln?

Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs

Dr. Günter Krings

vom 25. August 2014

Die Unterschiedlichkeit der Alterssicherungssysteme bedingt system-adäquate Lösungen. Der Bund hat bereits unterschiedliche nachhal-

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tigkeitsgewährleistende Instrumente in die Beamtenversorgung integ-riert. Hierzu gehören die Einführung einer Versorgungsrücklage zurHaushaltsentlastung (im Jahr 1999) und die Umstellung der System-finanzierung auf Kapitaldeckung für die ab dem Jahr 2007 eingestell-ten Beamtinnen und Beamten. Auch führt der Bund die Maßnahmendes Versorgungsänderungsgesetzes 2001 konsequent weiter. Hieranwird deutlich, dass der Bund für eine nachhaltige Finanzierung derBeamtenversorgung bereits systemkonforme Wege beschritten hatund weiter verfolgt (vgl. dazu den Fünften Versorgungsbericht derBundesregierung, Bundestagsdrucksache 17/13590 vom 10. Mai2013, insbes. S. 24, 25). Durch die Fortsetzung der Zuführungen zurim Jahr 1999 eingeführten Versorgungsrücklage wird im Bund diesog. zweite Stufe der Rentenreform 2001 auf die Beamtenversorgungübertragen, obwohl die zweite Stufe der Rentenreform 2001 in dergesetzlichen Rentenversicherung selbst nie wirksam wurde; an derenStelle trat im Jahr 2004 vielmehr der sog. Nachhaltigkeitsfaktor.

Übertragen auf die angesprochene Veränderung der Versorgungsbe-züge bedeutet dies, dass bei jeder Versorgungsanpassung im Bundgegenüber einer Eins-zu-eins-Übertragung des Ergebnisses der Tarif-verhandlungen für die Tarifbeschäftigten des öffentlichen Dienstes0,2 Prozentpunkte weniger an die Versorgungsempfängerinnen undVersorgungsempfänger ausgeschüttet und dem Versorgungsfinanzie-rungsinstrument der Versorgungsrücklage des Bundes zugeführt wer-den (vgl. § 14a des Bundesbesoldungsgesetzes – BBesG). Bei den Be-zügeanpassungen zum 1. Januar 2013 und 1. August 2013 aufgrunddes Bundesbesoldungs- und -versorgungsanpassungsgesetzes 2012/2013 wurden die Versorgungsbezüge dementsprechend nicht um je-weils 1,4 Prozent, sondern um 1,2 Prozent erhöht (vgl. Bundestags-drucksache 17/9875). Für die Anpassung zum 1. März 2014 undzum 1. März 2015 aufgrund des Bundesbesoldungs- und -versor-gungsanpassungsgesetzes 2014/2015 wiederholt sich dieser Mecha-nismus (vgl. Bundestagsdrucksache 18/1797). Im Gegensatz zu derbei den Pensionen stets anpassungsmindernd wirkenden Zuführungzur Versorgungsrücklage hat der Nachhaltigkeitsfaktor bei der Ren-tenanpassung in den vergangenen Jahren auch anpassungssteigerndeWirkungen entfaltet, zuletzt im Jahr 2012 sogar mit über 2 Prozent-punkten.

Über die Frage der Übertragung der sog. Mütterrente auf die Beam-ten- und Soldatenversorgung hat die Bundesregierung noch keineGrundsatzentscheidung getroffen. Deshalb können hierzu auch nochkeine konkreten Details genannt werden.

Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Finanzen

18. AbgeordneterJoachimPoß

(SPD)

Mit welcher Begründung wird die kommunaleFinanzkraft in den Finanzausgleich unter denLändern mit 64 Prozent einbezogen (vgl. Fi-nanzausgleichsgesetz), obwohl die zugrundeliegenden gutachterlichen Berechnungen be-reits im Jahr 2001 erstellt worden waren?

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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/2417– 33 –

Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs

Dr. Michael Meister

vom 25. August 2014

Nach Ansicht der Bundesregierung bewegt sich die Einbeziehungder kommunalen Finanzkraft mit einem Prozentsatz von 64 Prozentnach wie vor im Rahmen der vom Grundgesetz, vom Bundesverfas-sungsgericht und vom Maßstäbegesetz zur Berücksichtigung der Fi-nanzkraft und des Finanzbedarfs der Gemeinden vorgegebenenGrundsätze.

19. AbgeordneterJoachim

Poß

(SPD)

Hat die Bundesregierung eine Aktualisierungder Gutachtenergebnisse in Auftrag gegeben?

Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs

Dr. Michael Meister

vom 25. August 2014

Die Bundesregierung hat keine Aktualisierung der Gutachtenergeb-nisse in Auftrag gegeben.

20. AbgeordneterDr. Gerhard

Schick(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Teilt die Bundesregierung die Einschätzungder Federal Deposit Insurance Corporation(FDIC), dass eine geordnete Abwicklung derUS-Operationen der Deutschen Bank AGnicht möglich ist (bitte begründen), und welcheKonsequenzen zieht die Bundesanstalt für Fi-nanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) aus denUntersuchungen in den USA?

Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs

Dr. Michael Meistervom 27. August 2014

In den Vereinigten Staaten von Amerika werden Abwicklungspläneim Rahmen des Dodd-Frank Act auf zwei Ebenen behandelt:

Nach „Title I“ sind Banken oberhalb gewisser Schwellenwerte aufge-fordert zu prüfen, ob sie nach allgemeinem US-Insolvenzrecht (U. S.Bankruptcy Code) abgewickelt werden können, ohne dabei dieFinanzmarktstabilität der Vereinigten Staaten zu gefährden. In Ver-bindung mit dieser Prüfung ist die FDIC zu dem Ergebnis gekom-men, dass die US-Operationen der Deutschen Bank AG nicht nachdem U. S. Bankruptcy Code abgewickelt werden können, ohne dieFinanzmarktstabilität der Vereinigten Staaten zu gefährden. Zu die-ser Einschätzung sind die US-Behörden nicht nur in Bezug auf dieDeutsche Bank AG, sondern in Bezug auf alle untersuchten elf gro-ßen Banken gekommen. Zu Einschätzungen von Behörden andererStaaten nimmt die Bundesregierung grundsätzlich nicht Stellung.

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Deutscher Bundestag – 18. WahlperiodeDrucksache 18/2417 – 34 –

Da global systemrelevante Banken in großem Umfang grenzüber-schreitende Geschäfte betreiben, entwickeln die Abwicklungs- bzw.Aufsichtsbehörden im Heimat- bzw. Gastland gemeinsam, im Rah-men von Krisenmanagementgruppen (CMG), einen globalen Ab-wicklungsplan, um eine Abwicklung nach bankenspezifischen Ab-wicklungsregeln („Title II“) zu ermöglichen. Dieses Verfahren wirdderzeit unter Federführung der Heimatlandbehörde (derzeit dieBaFin) bearbeitet.

21. AbgeordneterDr. Gerhard

Schick

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Hält die BaFin, vor dem Hintergrund der Be-kanntgabe der FDIC vom 5. August 2014,dass die FDIC Wege für mehr Transparenzder „living wills“ auslotet, erhöhte Transpa-renz auch für die ihr vorliegenden bzw. von ihrentwickelten Sanierungs- und Abwicklungsplä-ne für prinzipiell wünschenswert bzw. unter-nimmt sie diesbezüglich Schritte, und wärehierfür eine Änderung des § 47i des Gesetzesüber das Kreditwesen erforderlich?

Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs

Dr. Michael Meister

vom 27. August 2014

Grundsätzlich befürwortet die BaFin Transparenz und Publizität alsFaktor zur Schaffung von Marktdisziplin. Die BaFin ist aber der An-sicht, dass externe Transparenz nicht angezeigt ist, wenn dadurch dieErreichung des regulatorischen Zwecks gefährdet oder nicht mehrmöglich wäre. Die Vertraulichkeit der Sanierungs- und Abwicklungs-pläne sichert die Erreichung von Sinn und Zweck eines solchenPlans, im Bedarfsfall eine erfolgreiche Sanierung bzw. Abwicklungzu erreichen und gleichzeitig den Einsatz von Steuergeldern zu ver-hindern.

Ein realistischer Sanierungsplan enthält eine Vielzahl schutzbedürfti-ger Informationen. Das betrifft insbesondere die verfügbaren Hand-lungsoptionen sowie die Auswirkungen von bestimmten Belastungs-szenarien auf das Kreditinstitut. Wenn Markt und Wettbewerber dieSanierungspläne kennen, können sie auch erkennen, dass eine Bankbestimmte Maßnahmen unter Zugzwang durchführt (zum Beispielden Verkauf von Tochtergesellschaften, Geschäftsbereichen oderPortfolien sowie Kapitalerhöhungen). Hierdurch könnte ein Preis-druck entstehen, der sowohl den Wert der Handlungsoption erheb-lich einschränken als auch die Fähigkeit des Kreditinstituts, sich auseigener Kraft aus der Krise zu befreien, deutlich reduzieren würde.Nicht auszuschließen ist, dass allein durch die Kenntnis des Marktsvon Szenarien, bei denen ein Institut für sich den Eintritt in die Sa-nierungsphase annimmt, das Institut als Sanierungsfall erachtet undihm damit das Vertrauen entzogen wird, was eine Sanierung erheb-lich erschweren oder sogar unmöglich machen könnte. In der Folgekönnte hieraus ein zuvor vermeidbarer Abwicklungsfall entstehen.Gleiches gilt für die von der Abwicklungsbehörde zu erstellendenAbwicklungspläne.

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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/2417– 35 –

Nach Auffassung der BaFin ist eine Ausweitung der Transparenz-bzw. Publizitätsvorschriften daher nicht angezeigt.

Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeitund Soziales

22. AbgeordneterVolker

Beck

(Köln)

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wie bewertet die Bundesregierung die Auswir-kungen der Herstellung der uneingeschränktenArbeitnehmerfreizügigkeit von Bulgaren undRumänen zum 1. Januar 2014 auf den deut-schen Arbeitsmarkt und die deutschen Sozial-versicherungssysteme angesichts dessen, dassnach Angaben der Bundesagentur für Arbeit(„Auswirkungen der Arbeitnehmerfreizügig-keit und der EU-Schuldenkrise auf den deut-schen Arbeitsmarkt“ – Juli 2014) sowie des In-stituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung(„Zuwanderungsmonitor Bulgarien und Ru-mänien“ – Juli 2014) seitdem• die Zahl der in Deutschland Beschäftigten

aus Bulgarien und Rumänien stärker ge-stiegen ist (+ 81 000 = + 52 Prozent) als derreine Zuzug aus beiden Ländern (+ 63 000 =+ 36 Prozent),

• die Zahl der sozialversicherungspflichtig Be-schäftigten aus Bulgarien und Rumänien ge-genüber dem Vorjahr um 54 Prozent auf176 000 Personen gestiegen ist,

• sich die Beschäftigtenquote von Bulgarenund Rumänen in Deutschland um 11 Pro-zent (auf 58 Prozent) und die Erwerbsquoteinsgesamt um 5 Prozent (auf nunmehr 78 Pro-zent) erhöht hat,

• die Arbeitslosenquote für Bulgaren und Ru-mänen im selben Zeitraum um 2,3 Prozentgesunken ist,

• die Bezugsquote von Leistungen nach demZweiten Buch Sozialgesetzbuch (SGB II)durch Bulgaren und Rumänen weiterhin um3,4 Prozent unter der Quote bei der nicht-deutschen Bevölkerung insgesamt liegt,

und welche neuen statistischen Erkenntnissehat die Bundesregierung seit ihrer Antwort aufdie Kleine Anfrage der Fraktion BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN „Zuwanderung von Men-schen aus Bulgarien und Rumänien nachDeutschland“ (Bundestagsdrucksache 18/1112) hinsichtlich des Sozialleistungsbetrugsdurch Bulgaren und Rumänen (bitte nach Leis-tungen aufschlüsseln)?

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Deutscher Bundestag – 18. WahlperiodeDrucksache 18/2417 – 36 –

Antwort des Staatssekretärs Jörg Asmussen

vom 27. August 2014

Die bei weitem überwiegende Mehrzahl der Unionsbürgerinnen undUnionsbürger, die nach Deutschland zuzieht, übt ihr Freizügigkeits-recht in Übereinstimmung mit den geltenden nationalen und euro-päischen Regeln aus.

Die Beschäftigungssituation von rumänischen und bulgarischenStaatsangehörigen in Deutschland hat sich seit der Herstellung deruneingeschränkten Arbeitnehmerfreizügigkeit überwiegend positiventwickelt:

• Seit dem 1. Januar 2014 hat die Zahl der in Deutschland lebendenBulgaren und Rumänen nach Angaben des Ausländerzentralregis-ters um rund 63 000 Personen zugenommen (Stand Juni 2014).Diese Bevölkerungsgruppe wuchs damit im Vergleich zum Vor-jahr um 36 Prozent.

• Nach Angaben der Statistik der Bundesagentur für Arbeit stiegdie Zahl der Beschäftigten mit bulgarischer oder rumänischerStaatsangehörigkeit von rund 137 000 Personen im Dezember2013 auf rund 240 000 Personen im Mai 2014. Dies ist ein Anstiegum rund 103 000 bzw. 76 Prozent. Von Mai 2013 bis Mai 2014 er-gab sich ein Anstieg von rund 82 000 Personen bzw. 52 Prozent.

• Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Rumänenund Bulgaren in Deutschland lag nach hochgerechneten Zahlender Bundesagentur für Arbeit im Mai 2014 bei rund 176 000 Per-sonen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Mai 2013 ist dies einZuwachs von rund 62 000 Personen bzw. 54 Prozent.

• Nach Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufs-forschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) betrug die Be-schäftigungsquote (Anteil der Anzahl abhängig Beschäftigter ander Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter) von Rumänen und Bul-garen 58 Prozent. Dies ist ein Zuwachs um 9 Prozentpunkte imVergleich zum Vorjahresmonat Mai 2013, in dem die Beschäfti-gungsquote noch bei 49 Prozent gelegen hatte. Die Erwerbsquotewird für Mai 2014 auf 73 bzw. 78 Prozent geschätzt.

• Nach der vom IAB berechneten Arbeitslosenquote zur Basis derabhängig Beschäftigten lag die Arbeitslosigkeit von Personen mitbulgarischer oder rumänischer Staatsangehörigkeit im Mai 2014bei rund 8,8 Prozent und ist somit gegenüber Januar 2014 um2,3 Prozentpunkte gesunken.

• Mit der Zunahme der Bevölkerung aus Rumänien und Bulgarienist auch die Zahl der Leistungsempfängerinnen und Leistungs-empfänger im SGB II aus diesen Staaten im Vorjahresvergleichdeutlich gestiegen (von rund 35 000 Personen im April 2013 aufrund 59 000 Personen im April 2014 bzw. um 66 Prozent).

• Die SGB-II-Leistungsbezieherquote von Rumänen und Bulgarenin Deutschland lag nach Angaben des IAB im April 2014 bei rund12,9 Prozent. Damit liegt die Quote um 3,4 Prozentpunkte niedri-ger als die entsprechende Quote für die gesamte ausländische

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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/2417– 37 –

Bevölkerung (April 2014: 16,3 Prozent), aber höher als bei denEU-8-Staatsangehörigen (11,3 Prozent) und deutlich über derQuote der Gesamtbevölkerung in Deutschland (März 2014:7,5 Prozent).

Der Bundesregierung liegen aus den in der Antwort zu der KleinenAnfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN „Zuwande-rung von Menschen aus Bulgarien und Rumänien nach Deutsch-land“ (Bundestagsdrucksache 18/1112) genannten Gründen keineüber die dort genannten Angaben hinausgehenden statistischen Er-kenntnisse in Bezug auf den Gesamtkomplex vor.

Ergänzend zur Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrageauf Bundestagsdrucksache 18/1112 können lediglich die Zahlen ausder Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2013 genanntwerden. Auf der Grundlage der statistischen Angaben aus der PKSkönnen für den Deliktsbereich des Sozialleistungsmissbrauchs keinebundesweiten Aussagen getroffen werden, auch weil die Daten derFinanzkontrolle Schwarzarbeit der Zollverwaltung (FKS) nicht indie PKS einfließen. Eine Auswertung der von der FKS bearbeitetenFälle nach Nationalitäten erfolgt jedoch nicht und ist auch künftignicht vorgesehen.

In der PKS werden lediglich die wenigen Fälle des Sozialleistungs-betruges abgebildet, die der Polizei bekannt werden. Für das Jahr2013 sind in der PKS in Sachen „Betrug zum Nachteil von Sozialver-sicherungen und Sozialversicherungsträgern (Schlüsselnummer517700)“ zehn bulgarische und 50 rumänische Tatverdächtige sowiezum „(sonstigen) Sozialleistungsbetrug (soweit nicht unter Schlüs-sel 5177 zu erfassen; Schlüsselnummer 517800)“ 44 bulgarische und91 rumänische Tatverdächtige erfasst. Auf der Grundlage der Datenaus der PKS sind daher keine belastbaren Aussagen zu diesem De-liktsbereich möglich.

23. AbgeordneterMarkus

Kurth

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wie definiert die Bundesregierung den Perso-nenkreis der Arbeitnehmerinnen und Arbeit-nehmer, die wegen hoher körperlicher undpsychischer Belastungen die Regelaltersgrenzenicht erreichen können, und wie könnte einearbeits- und sozialrechtliche Flankierung aus-gestaltet werden, um zu verhindern, dass ebendieser Personenkreis drastische Renteneinbu-ßen in Kauf nehmen muss?

Antwort der Parlamentarischen Staatssekretärin Anette Kramme

vom 25. August 2014

Die Anhebung der Regelaltersgrenze erfolgt stufenweise und übereinen langen Zeitraum hinweg. Erst im Jahr 2029 wird sie bei 67 Jah-ren liegen. Es besteht somit eine lange Übergangszeit, die es für Ver-änderungen der Rahmenbedingungen zu nutzen gilt.

Der demographische Wandel ist nur einer der Gründe für die drin-gende Notwendigkeit, das Risiko, dass Arbeitnehmerinnen und Ar-beitnehmer ihren Arbeitsplatz vorzeitig verlassen müssen, zu verrin-

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Deutscher Bundestag – 18. WahlperiodeDrucksache 18/2417 – 38 –

gern. Zu den beiden größten Herausforderungen in diesem Zusam-menhang zählen die Schaffung moderner und gesundheitsfördernderArbeitsbedingungen und die Förderung der Beschäftigungsfähigkeitder Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Um diese beiden Zielezu erreichen, sind vonseiten der Arbeitgeber und Verwaltungsbehör-den noch große Anstrengungen erforderlich, die durch die Sozial-partner unterstützt werden können. Die Bundesregierung unterstütztdiese Anstrengungen durch verschiedene Initiativen und Programme(z. B. die Initiative Neue Qualität der Arbeit).

Von Versicherten mit langjähriger, oftmals belastender Berufstätig-keit und besonderen Personengruppen ist im Zusammenhang mitder Altersgrenzenanhebung immer wieder mit unterschiedlichen Be-gründungen gefordert worden, die Altersgrenze für sie weiter herab-zusetzen oder unter erleichterten Bedingungen Altersrente zu zahlen.Bei der Prüfung solcher Forderungen musste immer wieder festge-stellt werden, dass die jeweils in Betracht kommende Personengrup-pe nur äußerst schwierig abzugrenzen und der Ausschluss vergleich-barer Personengruppen kaum zu rechtfertigen wäre, so dass miteiner ständigen Ausweitung gerechnet werden müsste. Auch dieKommission für die Nachhaltigkeit in der Finanzierung der SozialenSicherungssysteme kam im Jahr 2003 zu dem Schluss, dass eine klareDefinition und Abgrenzung der Gruppen von Arbeitnehmerinnenund Arbeitnehmern, die besonderen Gesundheitsrisiken ausgesetztsind, kaum möglich ist.

Sofern im Zuge der Anhebung der Regelaltersgrenze auf 67 JahreHandlungsbedarf für bestimmte Berufsgruppen gesehen wird, sinddie Sozialpartner aufgerufen, differenzierte betriebs- und branchen-bezogene Regelungen zu schaffen. Die Sozialpartner kennen die spe-zifischen Interessen dieser Personenkreise und haben im besonderenMaße die Möglichkeit und Verantwortung, diese zu berücksichtigen.

Für Menschen, die lange gearbeitet haben, aber nicht bis zum Errei-chen der Regelaltersgrenze erwerbstätig sein können, weil bei ihnenschon vorher eine Erwerbsminderung eingetreten ist, gibt es zudembereits heute folgende Sonderregelung: Obwohl das Referenzalterfür die Berechnung der Abschläge bei Erwerbsminderungsrentenlangfristig auf 65 Jahre angehoben wird, verbleibt es für Versichertemit 35 Pflichtbeitragsjahren bei dem bisherigen Referenzalter von63 Jahren. Das heißt, dass bei Zurücklegung der erforderlichen An-zahl an Pflichtbeitragsjahren die Rente wegen verminderter Erwerbs-fähigkeit ab dem vollendeten 63. Lebensjahr abschlagsfrei in An-spruch genommen werden kann.

24. AbgeordneterDr. Konstantin

von Notz(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Hat die Bundesregierung – auch vor dem Hin-tergrund der im Rahmen der Verabschiedungdes Antikorruptionsaktionsplans der G20-Staa-ten vom November 2010 getätigten Ankündi-gung, man werde „bis Ende 2012 Regeln zumWhistleblowerschutz erlassen und umsetzen“(vgl. Annex III zur Erklärung des G20-Gipfelsvon Seoul, Nummer 7) – die im Koalitionsver-trag zwischen CDU, CSU und SPD angekün-digte Prüfung der Frage, ob beim Hinweisge-berschutz internationale Vorgaben hinreichend

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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/2417– 39 –

umgesetzt sind, bereits vorgenommen, undwenn ja, was ist das Ergebnis dieser Prüfung?

25. AbgeordneterDr. Konstantin

von Notz(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Plant die Bundesregierung derzeit die Vorlageeiner gesetzlichen Regelung, die das Ziel ver-folgt, den Schutz von Hinweisgeberinnen undHinweisgebern zu verbessern?

Antwort des Staatssekretärs Jörg Asmussen

vom 29. August 2014

Der Koalitonsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD enthält folgen-de Vereinbarung zum Hinweisgeberschutz: „Beim Hinweisgeber-schutz prüfen wir, ob die internationalen Vorgaben hinreichend um-gesetzt sind.“ Zur Klärung eines möglichen Handlungsbedarfs wirduntersucht, ob das deutsche Recht internationalen Übereinkommenoder Empfehlungen entspricht. Die Prüfung ist noch nicht abge-schlossen.

Geschäftsbereich des Bundesministeriumsder Verteidigung

26. AbgeordneteAgnieszka

Brugger(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Plant die Bundesregierung, sich an der UN-Mission MINUSCA in der Zentralafrikani-schen Republik zu beteiligen (bitte detailliertAusrüstung und Personal aufschlüsseln), undwenn ja, in welchem Umfang wird für die EU-geführte Mission EUFOR RCA abgestelltesPersonal entsprechend übertragen?

Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs

Dr. Ralf Brauksiepe

vom 28. August 2014

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat am 10. April 2014 mitResolution 2149 (2014) die Einrichtung der VN-FriedensmissionMINUSCA (Mission multidimensionnelle intégrée de stabilisationdes Nations unies en Centrafrique) unter Kapitel VII der VN-Chartabeschlossen. Seitdem hat diese VN-Mission erste Aufgaben im zivi-len Bereich übernommen (z. B. Unterstützung für die Durchführungdes Übergangsprozesses, Erleichterung der sofortigen, vollständigen,sicheren und ungehinderten Erbringung humanitärer Hilfe).

Ab dem 15. September 2014 sollen die Kräfte der afrikanisch geführ-ten Mission MISCA (Mission internationale de soutien à la Centra-fique sous conduite africaine) in die VN-Mission MINUSCA über-

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Deutscher Bundestag – 18. WahlperiodeDrucksache 18/2417 – 40 –

führt werden. Damit soll MINUSCA Aufgaben im Peacekeeping-Be-reich übernehmen.

Eine deutsche Beteiligung an der Mission MINUSCA ist derzeitnicht geplant. Der Bundesregierung liegt bisher auch kein Unterstüt-zungsersuchen der Vereinten Nationen vor. Deutschland unterstütztjedoch Kamerun bei der Ausstattung seines für den Einsatz beiMINUSCA vorgesehenen Kontingentes in Form einer Länderabga-be von 120 geländegängigen Fahrzeugen aus Beständen der Bundes-wehr.

Derzeit haben auf europäischer Ebene erste Beratungen zur Zukunftdes europäischen Engagements nach Beendigung der Überbrü-ckungsmission EUFOR RCA begonnen. In diesem Zusammenhangist noch keine abschließende Positionierung der Bundesregierung er-folgt.

27. AbgeordneteAgnieszka

Brugger

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Bis wann plant die Bundeswehr, den Stütz-punkt Termez in Usbekistan auch im Hinblickauf eine mögliche ISAF-Nachfolgemission zunutzen (bitte unter Angabe der dadurch entste-henden einsatzbedingten Zusatzausgaben fürden Stützpunkt Termez nach Jahren darstel-len), und sind Ablösezahlungen an die usbeki-sche Regierung vereinbart, wenn der Standortdurch die Bundeswehr nicht weiter genutztwird?

Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs

Dr. Ralf Brauksiepe

vom 28. August 2014

Deutschland hat aktuell grundsätzliches Interesse bekundet, an derNutzung des Strategischen Lufttransportstützpunktes Termez wäh-rend einer ISAF-Nachfolgemission Resolute Support festzuhalten.Dazu befindet sich die Bundesregierung gegenwärtig in Verhandlun-gen mit der usbekischen Regierung.

28. AbgeordneterDr. Alexander S.

Neu

(DIE LINKE.)

Wird das NATO-Manöver Rapid Trident 2014wie nach bislang vorliegenden Erkenntnissengeplant vom 11. bis 28. September 2014 aufdem Truppenübungsplatz bei Javoriv in derUkraine stattfinden, und welche Staaten wer-den sich daran beteiligen (bitte unter Angabeder jeweiligen Truppenstärken und Fähigkei-ten)?

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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/2417– 41 –

Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs

Dr. Ralf Brauksiepe

vom 25. August 2014

Die Durchführung der Übung Rapid Trident 2014 ist weiterhin fürden Zeitraum vom 11. bis 28. September 2014 im Raum Lviv in derwestlichen Ukraine geplant.

Bei der Übung handelt es sich nicht um eine Übung der NATO, son-dern um eine jährlich stattfindende Übung im Geiste von Partner-ship for Peace, die die Ukraine in Zusammenarbeit mit den USA un-ter Einbindung weiterer multinationaler Partner durchführt.

An Rapid Trident 2014 sollen insgesamt ca. 1 200 Soldatinnen undSoldaten aus 14 Nationen (Aserbaidschan, Bulgarien, Kanada,Großbritannien, Georgien, Spanien, Litauen, Lettland, Moldau,Norwegen, Polen, Rumänien, USA, Ukraine) teilnehmen. Dabei istdie Ukraine mit ca. 600 Soldatinnen und Soldaten der größteÜbungsteilnehmer. Die USA, Rumänien und Großbritannien neh-men mit je einer Kompanie (ca. 100 bis 120 Soldatinnen und Solda-ten), Aserbaidschan, Bulgarien, Georgien, Litauen, Polen und Mol-dau jeweils in Zugstärke (ca. 30 bis 60 Soldatinnen und Soldaten) ander Übung teil. Die übrigen Staaten entsenden Einzelpersonal.

29. AbgeordneterDr. Alexander S.

Neu

(DIE LINKE.)

In welcher Form wird sich Deutschland an die-sem Manöver beteiligen (bitte unter Angabeder Truppen- bzw. Personalstärke und der Fä-higkeiten)?

Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs

Dr. Ralf Brauksiepe

vom 25. August 2014

Deutschland beabsichtigt, sich mit Einzelpersonal (insgesamt vierTeilnehmer) in Stabsfunktionen (als Übungsauswerter und logisti-sches Fachpersonal) an der Übung zu beteiligen. Über die tatsächli-che Umsetzung dieser Absicht ist noch nicht abschließend entschie-den.

Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit

30. AbgeordneteBirgit

Wöllert(DIE LINKE.)

Inwiefern könnte eine Meldepflicht nach § 6oder § 7 des Infektionsschutzgesetzes fürLyme-Borreliose bzw. auslösende Borrelia-Arten nach Ansicht der Bundesregierung diediesbezügliche epidemiologische Datenlage inDeutschland verbessern, und inwiefern hält dieBundesregierung dies für wünschenswert?

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Deutscher Bundestag – 18. WahlperiodeDrucksache 18/2417 – 42 –

Antwort der Parlamentarischen Staatssekretärin

Ingrid Fischbach

vom 26. August 2014

Nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) besteht weder eine Pflichtder Ärztin bzw. des Arztes nach § 6 IfSG zur Meldung von Lyme-Borreliose noch eine Pflicht für Labore nach § 7 IfSG zur Meldungvon Nachweisen des Krankheitserregers (Borrelia burgdorferi) andas Gesundheitsamt. Eine gesetzliche Verpflichtung der Ärztinnenund Ärzte oder Labore zur Meldung einer bestimmten Krankheitoder eines bestimmten Krankheitserregers setzt voraus, dass dieseMeldepflicht ein geeignetes und angemessenes Mittel ist, um damitbestimmte Gesundheitsschutzziele zu erreichen. Namentliche Melde-pflichten bestehen im IfSG insbesondere für solche Krankheiten undKrankheitserregernachweise, die ein Handeln der zuständigen Be-hörde erfordern, um eine Weiterverbreitung der Krankheit zu ver-hindern. Im Fall der Borreliose kann die zuständige Behörde jedochkeine Maßnahmen gegen die Weiterverbreitung der Krankheit tref-fen, da von einem Borreliose-Infizierten keine Gefahr einer Weiter-verbreitung der Krankheit ausgeht, so dass die namentliche Meldungder Person an das Gesundheitsamt nicht erforderlich ist. Es sindauch keine Maßnahmen zur gezielten Bekämpfung des die Krankheitübertragenden Tieres möglich (wie etwa bei der Tollwut), so dass esauch insoweit keiner Kenntnis der zuständigen Behörde bedarf, inwelchen Einzelfällen es zu einer Infektion gekommen ist.

Das Ziel einer gesetzlichen Meldepflicht kann auch darin bestehen,für die Gesundheitsverwaltung epidemiologische Daten bereitzustel-len, damit sie Maßnahmen zur allgemeinen Prävention treffen kann.Eine Meldepflicht bei Borreliose oder entsprechendem Erregernach-weis würde zwar zusätzliche Daten zur Verbreitung der Krankheitbieten. Die zu erwartenden Daten versprechen aus heutiger Perspek-tive jedoch keinen zusätzlichen Nutzen, der eine Pflicht zur – insbe-sondere namentlichen – Meldung rechtfertigen würde. Aus heutigerPerspektive liegen ausreichende Informationen über das Vorkom-men der Krankheit vor. Es gibt Einschätzungen zur Verbreitung derLyme-Borreliose aus wissenschaftlichen Analysen von Krankenkas-senabrechnungsdaten. Untersuchungen zur bundesweiten Verbrei-tung von Lyme-Borreliose bieten auch die serologischen Untersu-chungen im Rahmen des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys(KiGGS) und des Erwachsenengesundheitssurveys (DEGS). Es istin Deutschland von einer gleich verteilten Infektionsgefährdung aus-zugehen, so dass Aufklärungsmaßnahmen über erforderliche präven-tive Maßnahmen nicht gezielt auf die Bevölkerung bestimmter Re-gionen zu konzentrieren, sondern an die gesamte Bevölkerung zurichten sind. Einer Meldepflicht zur Ermittlung der regionalen Ver-breitung der Krankheit bedarf es daher auch nicht.

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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/2417– 43 –

Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verkehr unddigitale Infrastruktur

31. AbgeordneterDr. Anton

Hofreiter(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Welche technischen und finanziellen Gründesieht die Bundesregierung dafür, dass bei demneuen von der DFS Deutsche FlugsicherungGmbH vorgestellten Konzept „OptimierungGesamtsystem An- und Abflug @ FRA, Modi-fied Arrival Routes (MAR) Stufe 1“, welchesam Frankfurter Flughafen zum leiseren Anflugeingeführt werden soll, der entscheidende undsensible Eindrehbereich der Flugzeuge von derPlanung ausgenommen wird, und welcheGründe sprechen nach Meinung der Bundesre-gierung dagegen, in diesem Eindrehbereichdas weltweit bewährte CDA/CDO-Verfahrenanzuwenden?

Antwort der Parlamentarischen Staatssekretärin

Katherina Reiche

vom 26. August 2014

Bei MAR handelt es sich um eine Maßnahme, die im Anflugbereichdes Flughafens Frankfurt zum Tragen kommt. Sie beinhaltet die wei-tere Anhebung der Anflughöhe auf den sog. Gegenanflügen mit demZiel, startenden Flugzeugen einen kontinuierlichen Steigflug zu er-möglichen. Auf diese Weise werden Lärmemissionen im Anflug so-wie unterhalb der Abflugstrecken weiter reduziert.

Die Maßnahme endet an jenem Punkt, an dem die anfliegendenFlugzeuge auf den Endanflug eingedreht werden. Beim parallel un-abhängigen Anflugbetrieb, der am Flughafen Frankfurt seit Inbe-triebnahme der Landebahn Nordwest möglich ist, müssen sich Luft-fahrzeuge bereits vor Eindrehen auf den Endanflug in festen Höhenbefinden – so schreibt es die Internationale Zivilluftfahrt-Organisa-tion (ICAO) vor. So werden im Anflugbereich Flugzeuge aus demSüden mit 4 000 Fuß und aus dem Norden mit 5 000 Fuß auf demEndanflug eingedreht. Auf diese Weise wird der vorgegebene verti-kale Sicherheitsabstand von 1 000 Fuß (330 Meter) erreicht. Da sichwährend des parallel stattfindenden Eindrehvorgangs Flugzeuge aufGegenkurs befinden, kann der Sicherheitsabstand nur über die verti-kale Höhenkomponente sichergestellt werden. Eine weitere Anhe-bung der Eindrehhöhen ist derzeit nicht realisierbar, da technischeGegebenheiten des Instrumenten-Landesystems (ILS) dies nicht zu-lassen.

Ebenso endet an diesen benannten Punkten aus dem gleichen Grundder kontinuierliche Sinkanflug (CDO), der am Flughafen Frankfurtbereits seit einiger Zeit in den taktischen Regelbetrieb überführt wor-den ist und immer dann angewendet wird, wenn es die Verkehrs-konstellation zulässt.

Insoweit sind es Vorgaben der ICAO die dazu führen, dass bestimm-te geographische (z. B. Eindreh-)Bereiche nicht oder nicht in glei-chem Umfang wie andere Bereiche von MAR profitieren.

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Deutscher Bundestag – 18. WahlperiodeDrucksache 18/2417 – 44 –

32. AbgeordneterStephan

Kühn

(Dresden)

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Aus welchen Gründen teilt die Bundesregie-rung den Vorschlag des sächsischen Minister-präsidenten Stanislaw Tillich nicht, in grenz-nahen Kreisen auf eine Kontrolle der Plaket-ten der Pkw-Maut zu verzichten (vgl. Sächsi-sche Zeitung vom 18. Juli 2014, S. 1)?

Antwort der Parlamentarischen Staatssekretärin Dorothee Bär

vom 25. August 2014

Die Kontrolldichte der Infrastrukturabgabe hängt von der konkretenAusgestaltung des Systems ab, über das innerhalb der Bundesregie-rung im Einzelnen noch zu entscheiden ist.

33. AbgeordneterStephanKühn

(Dresden)

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Auf welche konkreten Erkenntnisse stützt sichdie Aussage des Bundesministers für Verkehrund digitale Infrastruktur Alexander Dobrindt,dass die Einführung der Pkw-Maut für den sogenannten kleinen Grenzverkehr keine Beein-trächtigungen insbesondere für Pendler, dieregionale Wirtschaft und den Tagestourismusnach sich ziehen wird (vgl. DER SPIEGEL29/2014 vom 14. Juli 2014)?

Antwort der Parlamentarischen Staatssekretärin Dorothee Bärvom 25. August 2014

Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur(BMVI) geht insbesondere aufgrund der moderaten Preise für Jah-resvignetten nicht davon aus, dass die geplante Infrastrukturabgabenegative finanzielle bzw. wirtschaftliche Auswirkungen auf dieGrenzregionen haben wird.

34. AbgeordneterStephan

Kühn

(Dresden)

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ist die direkte Abfrage von Fahrzeugdatenbeim Kraftfahrt-Bundesamt durch Rettungs-dienste am Einsatzort nach § 35 Absatz 1abzw. § 33 des Straßenverkehrsgesetzes (StVG)möglich, und wenn ja, auf welche Weise?

Antwort der Parlamentarischen Staatssekretärin

Katherina Reiche

vom 26. August 2014

Gemäß § 35 Absatz 1a StVG dürfen die im Zentralen Fahrzeugregis-ter gespeicherten Daten über Beschaffenheit, Ausrüstung und Identi-fizierungsmerkmale von Fahrzeugen den Zentralen Leitstellen fürBrandschutz, Katastrophenschutz und Rettungsdienst zur Rettungvon Unfallopfern übermittelt werden. Laut § 36 Absatz 3c StVG darfdie Übermittlung auch durch Abruf im automatisierten Verfahren(ZEVIS-Onlineabruf) erfolgen. Gemäß den bestehenden Rechtsvor-

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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/2417– 45 –

schriften ist somit für die Rettungsdienste am Einsatzort eine direkteAbfrage nicht zulässig. Rechtlich zulässig ist jedoch eine automati-sierte Abfrage durch die Rettungsdienste vor Ort über ihre jeweiligeLeitstelle, die wiederum über eine technische Kopfstelle die Datenbeim Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) abruft. Eine entsprechende tech-nische Lösung ist am Markt verfügbar. Dies setzt – neben einer elek-tronischen Kommunikationsmöglichkeit zwischen Einsatzkräften vorOrt und ihrer Leitstelle – voraus, dass die entsprechende Leitstellean das KBA angebunden ist; diese Anbindung hat jedoch erst ca. einDrittel der rund 300 Leitstellen realisiert.

35. AbgeordneterIngbert

Liebing(CDU/CSU)

Wann ist damit zu rechnen, dass der Entwurfzur Änderung der Allgemeinen Verwaltungs-vorschrift zur Kennzeichnung von Luftfahrt-hindernissen, mit der u. a. die bedarfsgesteuer-te Befeuerung von Windkraftanlagen grund-sätzlich im Regelfall ermöglicht werden soll,Rechtskraft erlangen wird, nachdem nach mei-ner Information das Abstimmungsverfahrenüber den Referentenentwurf bis Mitte August2014 erfolgt ist?

Antwort der Parlamentarischen StaatssekretärinKatherina Reiche

vom 26. August 2014

Derzeit befindet sich der Entwurf zur Änderung der AllgemeinenVerwaltungsvorschrift zur Kennzeichnung von Luftfahrthindernis-sen bis zum 8. September 2014 in der Länder- und Verbändebeteili-gung.

36. AbgeordneterCarsten

Schneider

(Erfurt)

(SPD)

Befürwortet die Bundesregierung die Instal-lation von so genannten Asphaltkrallen als einKonzept, das vor Falschfahrern schützen soll,und wenn nicht, warum nicht?

Antwort der Parlamentarischen Staatssekretärin

Katherina Reiche

vom 27. August 2014

Zur Vermeidung von Falschfahrten insbesondere an Anschlussstellenstehen den für die Planung, den Bau und den Betrieb der Bundes-fernstraßen zuständigen Straßenbauverwaltungen der Länder nebenden bereits jetzt geplanten Verbesserungen der Markierung und Be-schilderung verschiedene bauliche oder technische Maßnahmen zurVermeidung von Falschfahrten zur Verfügung.

Ein wesentliches Kriterium für die Straßenausstattung ist, dass voneinem verkehrstechnischen System keine Gefährdung von Verkehrs-teilnehmern ausgehen darf. Eine solche Gefährdung läge durch eineautomatisch ausgelöste Blockade einer Ausfahrtrampe durch Krallen

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Deutscher Bundestag – 18. WahlperiodeDrucksache 18/2417 – 46 –

jedoch vor und beträfe nicht nur den Falschfahrer, sondern auch Un-beteiligte. Das auf einer BAB-Rampe stehende manövrierunfähigeFahrzeug würde eine erhebliche Gefahr für andere Verkehrsteilneh-mer darstellen, die anhalten oder ausweichen müssen. Mit dem Aus-steigen der Insassen wäre in dieser Situation zudem zu rechnen.Hiermit wären zusätzliche nicht mehr abschätzbare Gefahren fürden sicheren Ablauf des Straßenverkehrs verbunden.

Darüber hinaus unterliegen die Mechanik und der Antrieb derBlockadevorrichtung hohen Belastungen durch Lastwechsel unter-schiedlicher Fahrzeugmassen bei unterschiedlichen Geschwindigkei-ten, durch Tausalz und Verschmutzung sowie unterschiedliche Witte-rungsbedingungen, welche die Zuverlässigkeit und die Dauerhaftig-keit negativ beeinflussen könnten und einen hohen Wartungs- undKontrollaufwand erfordern würden.

In den USA werden nach den der Bundesanstalt für Straßenwesenvorliegenden Quellen der Federal Highway Administration (FHWA,US-Straßenbauverwaltung) sowie des National Transportation Safe-ty Board (NTSB, US-Verkehrssicherheitsrat) Krallen nicht als Maß-nahmen zur Vermeidung von Falschfahrten empfohlen. Im Gegen-teil weist die FHWA darauf hin, dass versuchsweise eingesetzte Kral-len in einigen Fällen richtig Fahrenden sowohl die Reifen zerstört alsauch zu abrupten Bremsmanövern geführt haben, die bei dichtemVerkehr eine erhebliche Gefahr für nachfolgende Verkehrsteilneh-mer darstellten. Als Folge wurden die Krallen zurückgebaut. Eine imJahr 1989 von der kalifornischen Straßenbauverwaltung durchge-führte Befragung der übrigen Staaten ergab, dass Krallen von derüberwiegenden Mehrheit der US-Bundesstaaten nicht befürwortetwurden. Tatsächlich hat kein US-Bundesstaat die Verwendung sol-cher Krallen an Freeways gemeldet. Zuletzt im Jahr 2012 vorgelegteStudien der FHWA und der NTSB zeigen keine Veränderung die-ser Einstellung (www.fhwa.dot.gov/publications/publicroads/02sep/06.cfm und www.ntsb.gov/news/events/2012/wrong_way_driving/Abstract_Wrong_Way_SIR.pdf sowie www.fhwa.dot.gov/publications/publicroads/12mayjune/05.cfm).

Die Verwendung von Krallen wird daher seitens des BMVI nicht be-fürwortet.

Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Umwelt,Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit

37. AbgeordneteMarianne

Schieder

(SPD)

Sind der Bundesregierung Planungen dertschechischen Regierung bekannt, ein ato-mares Endlager in der Nähe des Ortes Mano-vice bei Klattau zu errichten, und ist sie in die-se Planungen eingebunden?

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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/2417– 47 –

Antwort der Parlamentarischen Staatssekretärin

Rita Schwarzelühr-Sutter

vom 26. August 2014

Es ist der Bundesregierung bekannt, dass das tschechische Amt fürNukleare Abfallentsorgung (RAWRA) seit mehreren Jahren im Auf-trag der tschechischen Regierung geeignete Standorte für ein nukle-ares Endlager sucht und auf ihre geologische Eignung untersuchtund dass das RAWRA bis zum 31. Dezember 2018 aus sieben ge-prüften Standorten, darunter auch Manovice, zwei geologisch geeig-nete Standorte vorschlagen soll, bei denen auch die Akzeptanz derlokalen Bevölkerung gegeben ist.

38. AbgeordneterCarstenSchneider

(Erfurt)

(SPD)

Welche Vorhaben hat das Bundesministe-rium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reak-torsicherheit (BMUB) im Rahmen des For-schungsprogramms „Experimenteller Woh-nungs- und Städtebau“ (ExWoSt) seit demJahr 2010 in Erfurt und Weimar gefördert,und welche fördert es derzeit noch (bitte mitFörderhöhe und Förderdauer angeben)?

Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs

Florian Pronoldvom 26. August 2014

In Erfurt wurden seit dem Jahr 2010 Zuwendungen an zwei Vorha-ben gewährt:

– Urbane Strategien zum Klimawandel – Immobilien- und woh-nungswirtschaftliche Strategien und Potentiale zum Klimawandel,(ImmoKlima)-Projektentwicklung der solarenergetischen SiedlungErfurt MarienhöheLaufzeit: 1. Mai bis 31. Dezember 2012Zuwendungshöhe: 12 000 Euro

– Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquartiere – Ju-gend belebt Leerstand, Modellvorhaben: Erfurt, Ladebalken, Pha-se 2Laufzeit: 27. September 2011 bis 31. Dezember 2012Zuwendungshöhe: 113 500 Euro.

In Weimar wurden seit dem Jahr 2010 keine Vorhaben bewilligt.

39. AbgeordneterCarsten

Schneider

(Erfurt)

(SPD)

Können grundsätzlich weitere Vorhaben geför-dert werden, und wenn ja, welche Fristen gel-ten für eine mögliche Aufnahme in die Förde-rung?

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Deutscher Bundestag – 18. WahlperiodeDrucksache 18/2417 – 48 –

Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs

Florian Pronold

vom 26. August 2014

Das BMUB führt im Rahmen des Ressortforschungsprogramms„Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ Forschungsmaßnah-men durch, mit denen an konkreten Projekten neue, durch prakti-sche Anwendung abgesicherte Erkenntnisse für Bundesaufgaben aufdem Gebiet des Wohnungswesens und des Städtebaus gewonnenoder vorhandene Erkenntnisse im Hinblick auf Handlungsbedarf desBundes überprüft werden sollen (angewandte Ressortforschung). ImRahmen des Erkenntnisinteresses des Bundes in diesen Sachberei-chen können Vorhaben jeweils nach den vom Haushaltsgesetzgeberzur Verfügung gestellten Mitteln durchgeführt werden.

Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Bildungund Forschung

40. AbgeordneterHans-Christian

Ströbele

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Mit welchen Erwägungen und Zwecken för-dert das Bundesministerium für Bildung undForschung (BMBF) in den Jahren 2012 bis2014 mit insgesamt 2,5 Mio. Euro Forschun-gen zur Multi-Biometrischen Gesichts- undOhrenerkennung (GES-3D) zur Endverwen-dung des Bundeskriminalamtes, u. a. mit über588 000 Euro an den Fachbereich Media derHochschule Darmstadt sowie mit über 296 000Euro an die L-1 Identity Solutions AG, diezusätzliche Förderung erhält im Rahmen desBMBF-Projekts APFel für Videoanalysenmöglicher Gefährder auf Flughäfen (vgl.netzpolitik.org vom 26. Februar 2013), obwohlder Bundesnachrichtendienst (BND) bereitsim Jahr 2004 jegliche Zusammenarbeit mitjenem Unternehmen wegen dessen vielfacherCIA-Verbindungen (CIA = Central IntelligenceAgency) abgebrochen hatte (vgl. www.stern.devom 5. August 2008), und wie wird die Bun-desregierung sicherstellen, dass diese Firma inihre geförderten Produkte keinen verstecktenDatenabfluss zugunsten etwa der CIA einpro-grammiert und dass generell derartige, alsSicherheitsrisiken erkannte, Unternehmenkünftig keinerlei Bundessteuermittel erhalten?

Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Stefan Müller

vom 27. August 2014

Das Verbundprojekt „Multi-Biometrische Gesichtserkennung“(GES-3D) wird innerhalb des Rahmenprogramms der Bundesregie-rung „Forschung für die zivile Sicherheit“ durch das BMBF geför-

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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/2417– 49 –

dert. Der Verbund GES-3D wurde im Rahmen eines wettbewerbli-chen Verfahrens unter Einbeziehung unabhängiger Gutachter zurFörderung ausgewählt. Auswahlgrundlage war die Anfang des Jah-res 2010 veröffentlichte Förderbekanntmachung „Biometrie“, aufdie sich mehr als 20 Projektkonsortien mit ihren Forschungsideenbeworben hatten. Dem Verbund GES-3D gehören neben dem Unter-nehmen L-1 Identity Solutions AG noch sechs weitere Partner an.Ziel des Forschungsprojekts GES-3D ist es, ein multibiometrischesSystem für die Identifizierung von Personen aus Foto- bzw. Video-aufnahmen unter Einsatz dreidimensionaler Gesichtsbilddaten zuentwickeln. Im Erfolgsfall soll daraus ein Werkzeug zur Unterstüt-zung der Strafverfolgungsbehörden entstehen, mit dem Straftäterauch bei nicht vollständigen Gesichtsaufnahmen von minderer Bild-qualität identifiziert werden können.

Die im Rahmen des Programms „Forschung für die zivile Sicher-heit“ geförderten Projekte sind der anwendungsorientierten Grund-lagenforschung zuzuordnen. Dies gilt für GES-3D ebenso wie fürdas Vorhaben „Analyse von Personenbewegungen an Flughäfen mit-tels zeitlich rückwärts- und vorwärtsgerichteter Videodatenströme“(APFel). In diesen Forschungsprojekten werden keine fertigenmarktreifen Produkte entwickelt.

Für die Projektergebnisse und die Einhaltung aller einschlägigen ge-setzlichen Bestimmungen sind die Projektkonsortien verantwortlich.Sowohl im Forschungsprojekt GES-3D als auch bei APFel wird einedatenschutzkonforme Entwicklung der Systeme durch die Beteili-gung von Datenschutzbeauftragten gewährleistet. In das ProjektGES-3D ist das Unabhängige Landeszentrum für DatenschutzSchleswig-Holstein (ULD) als Partner eingebunden. Die Projektbe-teiligten sind entsprechend für Belange des Datenschutzes sensibili-siert. Dies entspricht dem interdisziplinären Ansatz des Programms„Forschung für die zivile Sicherheit“, bei den geförderten For-schungsprojekten von Anfang an ethische, sozialwissenschaftlicheund rechtliche Fragestellungen mit einzubeziehen.

Geschäftsbereich des Bundesministeriums fürwirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

41. AbgeordneteHeike

Hänsel

(DIE LINKE.)

Welche mit europäischen und deutschen EZ-Geldern (EZ = Entwicklungszusammenarbeit)finanzierten Projekte wurden nach Kenntnisder Bundesregierung während der aktuellenisraelischen Militäroffensive im Gazastreifenzerstört oder beschädigt (bitte einzeln nachArt und Wert des Projektes auflisten), und er-wägt die Bundesregierung, Entschädigungszah-lungen bei der israelischen Regierung einzukla-gen, damit der seit dem Jahr 2006 bestehendeKreislauf von Zerstörung und Wiederaufbauim Gazastreifen durchbrochen wird?

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Deutscher Bundestag – 18. WahlperiodeDrucksache 18/2417 – 50 –

Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs

Thomas Silberhorn

vom 25. August 2014

Nach bislang vorliegenden Informationen sind folgende vonDeutschland geförderte Einrichtungen in Gaza beschädigt bzw. zer-stört worden:

– Vorhaben zur Verbesserung der Abwasserentsorgung in Gaza(Gesamtvolumen der Phase I: 20 Mio. Euro): Beschädigung einerAbwasserpumpstation, Beschädigungen an der rehabilitiertenKläranlage „Sheikh Ajleen“ sowie Beschädigungen am Grund-stück der für die zweite Phase des Vorhabens geplanten Kläranla-ge „East Burej“. Das Klärwerk „Sheikh Ajleen“ ist nach Angabender lokalen Partner vor Ort noch teilweise betriebsfähig, der Be-trieb ist allerdings aufgrund der mangelhaften Energieversorgungteilweise nur bedingt möglich.

– Vorhaben zur Verbesserung der Abfallentsorgung (Gesamtvolu-men 468 000 Euro) in Beit Lahia: Eine Transferstation und einVerwaltungsgebäude wurden beschädigt.

– Von Deutschland unterstützter Bau von Schulen in Gaza im Rah-men des Programms zur Schaffung von Beschäftigung (Gesamt-volumen für die Schulbaukomponente ca. 35 Mio. Euro): Von ins-gesamt 70 Schulen, die mit dem deutschen Beitrag seit dem Jahr1996 gebaut oder rehabilitiert worden sind, sind nach bislang vor-liegenden Informationen 31 beschädigt worden, vier davon sind sostark beschädigt, dass sie nicht mehr genutzt werden können. Eini-ge der Schulen werden als Notunterkunft für Binnenflüchtlinge ge-nutzt.

– Ein von Deutschland im Rahmen des Programms zur Schaffungvon Beschäftigung unterstütztes Marktgebäude in al-Nuseirat (In-vestitionswert ca. 100 000 Euro) wurde so stark beschädigt, dass esnicht mehr genutzt werden kann.

– Eine von Deutschland unterstützte Gesundheitsstation in Beit Ha-noun (Investitionswert ca. 130 000 Euro) ist beschädigt worden (ei-nige Fenster sind geborsten).

– Ein von Deutschland unterstütztes Familienzentrum in Beit Ha-noun (Investitionswert ca. 50 000 Euro) wurde zerstört und kannnicht mehr genutzt werden.

Da die Sicherheitslage vor Ort weiterhin extrem angespannt ist, kannderzeit noch keine abschließende Beurteilung zu möglichen Beschä-digungen an deutschen Vorhaben sowie zum jeweiligen Grad der Be-schädigung erfolgen. Eine Gesamtübersicht kann erst nach einer Ver-besserung der Sicherheitslage erstellt werden.

Bislang liegen der EU nach Kenntnis der Bundesregierung noch kei-ne belastbaren Informationen über Beschädigungen von EU-finan-zierter Infrastruktur in Gaza vor.

Die Palästinensische Behörde arbeitet mit Unterstützung der Verein-ten Nationen, der Weltbank und der EU an einer umfassenden Scha-

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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/2417– 51 –

densbilanz, soweit dies angesichts der weiterhin angespannten Si-cherheitslage möglich ist.

Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, dass die Kampfhandlungenin und um Gaza eingestellt werden. Eine belastbare Waffenruhe isthierfür ein erster wichtiger Schritt. Gleichzeitig muss jedoch einedauerhafte Lösung gesucht werden. Die Bundesregierung hat mehr-fach die Parteien des Konflikts aufgerufen, angesichts der erschüt-ternden Opferzahlen und Zerstörungen die Voraussetzungen dafürzu schaffen, dass sich eine solche Tragödie nicht wiederholt. DieBundesregierung hat gemeinsam mit den Regierungen von Frank-reich und Großbritannien Vorschläge präsentiert, um die von Ägyp-ten initiierten Verhandlungen zu unterstützen.

42. AbgeordneterNiema

Movassat

(DIE LINKE.)

Nachdem die Bundesregierung für das Haus-haltsjahr 2014 die Zuwendungen für den Glo-balen Fonds zur Bekämpfung von AIDS,Tuberkulose und Malaria nach vielen Jahrendes finanziellen Stillstandes um 45 Mio. Euroerhöht hat, was sind die politischen und haus-halterischen Gründe dafür, dass der Haushalts-entwurf für das Jahr 2015 die bisherigen 200Mio. Euro vorsieht und die Mittelerhöhungfür das Jahr 2015 somit vollständig rückgängigmacht?

Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs

Thomas Silberhorn

vom 25. August 2014

Der Deutsche Bundestag hat mit der Verabschiedung des Bundes-haushalts 2013 und der dort bei Kapitel 23 02 Titel 896 07 ausge-brachten Verpflichtungsermächtigung in Höhe von 600 Mio. Eurodie Bundesregierung ermächtigt, bei der vierten Wiederauffüllungs-konferenz des Globalen Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuber-kulose und Malaria (GFATM) im Dezember 2013 für die Jahre2014 bis 2016 jeweils 200 Mio. Euro zuzusagen.

Mit der Verabschiedung des Bundeshaushalts 2014 und des dort beiKapitel 23 03 Titel 896 07 ausgebrachten Baransatzes in Höhe von245 Mio. Euro hat der Deutsche Bundestag die Bundesregierung er-mächtigt, im Jahr 2014 die Zahlung an den GFATM einmalig auf245 Mio. Euro zu erhöhen. Dies hat die Bundesregierung im Rah-men des parlamentarischen Verfahrens zum Haushalt 2014 sowiespäter gegenüber dem GFATM auch entsprechend dargelegt. Eshandelt sich somit bei dem Haushaltsentwurf für das Jahr 2015 nichtum eine Mittelkürzung, da der Gesamtbeitrag an den GFATM fürdie vierte Wiederauffüllung mit der einmaligen Erhöhung um45 Mio. Euro im Jahr 2014 insgesamt auf 645 Mio. Euro angehobenwurde.

Der Entwurf der Bundesregierung für den Bundeshaushalt 2015 setztin diesem Verständnis auch diese Beschlüsse des Deutschen Bundes-tages um.

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Deutscher Bundestag – 18. WahlperiodeDrucksache 18/2417 – 52 –

43. AbgeordneterNiema

Movassat

(DIE LINKE.)

Inwiefern teilt die Bundesregierung die Be-fürchtung malischer und deutscher Aktivistin-nen und Aktivisten, dass großflächige Land-akquisitionen in Mali, wie sie aktuell u. a.durch den malischen Großinvestor ModiboKeita mit seiner Firma Société Moulins Mo-dernes du Mali erfolgen (www.afrique-europe-interact.net/index.php?article_id=1202&clang=0), die lokale Ernährungssicherheit so-wie das Prinzip der partizipativen, nachhalti-gen Entwicklung untergraben, und besitzt dieBundesregierung Informationen darüber, obbei der gewaltsamen Zerstörung von vormali-gem Gemeindeland in Sanamadougou und Sa-hou durch den genannten Unternehmer Bau-maschinen zum Einsatz kamen, die mit Gel-dern der deutschen staatlichen Entwicklungs-zusammenarbeit aus dem Jahr 2014 finanziertwurden?

Antwort des Parlamentarischen StaatssekretärsThomas Silberhorn

vom 27. August 2014

Die Bundesregierung teilt die Sorge, dass illegale Landnahmen dienachhaltige Entwicklung und Ernährungssicherheit negativ beeinflus-sen. In ihrer Zusammenarbeit mit Mali legt die Bundesregierung imPolitikdialog besonderen Wert auf ein transparentes, entwicklungs-orientiertes und sowohl die malische Gesetzeslage als auch die Men-schenrechte vollumfänglich beachtendes Management der Vorhabendurch die staatliche malische Entwicklungsagentur Office du Niger,in dessen Einflussbereich auch der von Ihnen angesprochene Fall inSanamadougou und Sahou fällt.

Die Bundesregierung hat bei den Regierungsverhandlungen im Mai2014 intensive Gespräche mit der malischen Regierung zur Verbesse-rung des Managements und der Rahmenbedingungen im Office duNiger geführt. Dieser Dialog wird gemeinsam mit anderen Gebernfortgeführt und in Zukunft auch die Thematik der illegalen Landnah-men auf Basis aktueller Fälle verstärkt einschließen.

Die Bundesregierung hat nach interner Prüfung keine Informationenoder Anhaltspunkte, dass durch den Unternehmer Modibo Keitaund seine Firma Société Moulins Modernes du Mali bei der Zerstö-rung von vormaligem Gemeindeland in Sanamadougou und SahouBaumaschinen zum Einsatz kamen, die aus Geldern der deutschenstaatlichen Entwicklungszusammenarbeit finanziert wurden.

Der Unternehmer Modibo Keita unterhält eine Vielzahl von Ge-schäftskontakten, darunter auch mit der malischen Agrarentwick-lungsbank Banque Nationale de Développement Agricole (BNDA),an der die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbHim Auftrag der Bundesregierung beteiligt ist. Nach Auskünften derBNDA hat sie in den letzten Jahren zwei Kreditlinien an den Unter-nehmer Modibo Keita gewährt. Keine von beiden ist jedoch mit Mit-teln der deutschen staatlichen Entwicklungszusammenarbeit refinan-

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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/2417– 53 –

ziert worden. Im Rahmen der Beteiligung an der BNDA nimmt dieBundesregierung keinen direkten Einfluss auf einzelne Kreditent-scheidungen, wirkt aber daran mit, die BNDA in ihrer Rolle alsFinanzierer für eine nachhaltige und rechtskonforme Entwicklung inMali zu stärken.

Insgesamt zielt die Bundesregierung mit ihrer Entwicklungszusam-menarbeit im Schwerpunktbereich Landwirtschaft in Mali insbeson-dere auf die Förderung von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern sowievon Kleinunternehmen.

Berlin, den 29. August 2014

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