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© Holtappels 2011 - IFS Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) Technische Universität Dortmund Vortrag auf dem 8. Ganztagsschulkongress 2011 Zum Thema „Veränderungen gestalten“ am 04. November 2011 in Berlin Prof. Dr. Heinz Günter Holtappels Schulentwicklung und Veränderungs- management in Ganztagsschulen - Forschungsbefunde und Praxisempfehlungen

Schulentwicklung und Veränderungs- management in ... · S tEG STUDIE ZUR ENTWICKLUNG VON GANZTAGSSCHULEN IFS Ausgewählte Befunde aus den StEG-Längschnitt-Analysen 17 1. Die überwiegende

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Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) Technische Universität Dortmund

Vortrag auf dem 8. Ganztagsschulkongress 2011 Zum Thema „Veränderungen gestalten“

am 04. November 2011 in Berlin

Prof. Dr. Heinz Günter Holtappels

Schulentwicklung und Veränderungs-

management in Ganztagsschulen

- Forschungsbefunde und Praxisempfehlungen

StEG STUDIE ZUR ENTWICKLUNG VON GANZTAGSSCHULEN

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StEG – Ein kooperatives Forschungsprojekt

Gefördert vom:

Konsortium

StEG STUDIE ZUR ENTWICKLUNG VON GANZTAGSSCHULEN

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Ausgewählte Befunde aus den StEG-Längschnitt-Analysen

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1.  Die überwiegende Mehrheit der Ganztagsschulen weisen eine hohe Qualität des Bildungsangebots im Sinne eines breiten und reichhaltigen Spektrums an Angebots-formen. Dies bleibt jedoch über die Zeit wenig stabil. Durch Ganztagsbetrieb wurde in fast allen Schulen die Lernkultur erheblich angereichert.

2.  Die Ganztagsschulen haben mehrheitlich einen hohen Zielanspruch, zeigen sich jedoch als konzeptionell nur durchschnittlich gut entwickelt: Konzeptelemente werden teilweise nicht im Schulkonzept verbindlich festgelegt und die konzeptionelle Ver-knüpfung zwischen Fachunterricht und außerunterrichtlichen Angeboten ist eher schwach.

3.  Die Intensität der Lehrerkooperation steigt im Zeitverlauf. Die Kooperation zwischen Lehrkräften und weiterem pädagogischen Personal zeigt sich auf hohem Niveau und im Zeitverlauf sehr stabil. Elaborierte Teamarbeit ist jedoch nur teilweise vorfindbar.

4.  Die Schulen zeigen äußerst intensive Schulentwicklungsanstrengungen, nutzen jedoch nicht durchgängig systematische Verfahren und wirksame externe Unterstützung. Alle diese Faktoren erweisen sich jedoch als sehr wirksam für die Qualitätsentwicklung im Zeitverlauf.

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Erkenntnisse aus Schulentwicklungstheorie und -forschung

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Initiation

Innovationsprozesse als Phasenmodell

Institutionalisierung Implementation

Quelle: Giaquinta 1973

Informieren + überzeugen Visionen entwickeln Problemanalyse betreiben Konsens über Ziele bilden Prozesssteuerung einrichten

Kollegium aktivieren Konzepte entwickeln Ansätze in Praxis erproben Evaluation durchführen Konzeption optimieren

Konzepte in Praxis integrieren schulweite Umsetzung einfordern Qualität + Nachhaltigkeit sichern

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Stadien und Niveaus der Aneignung und Einführung von Innovationen bei Lehrkräften *

Nicht-Gebrauch Unverbindlichkeit

Aufmerksamkeit

Persönlicher Bezug

Durchführung

Konsequenz

Zusammenarbeit

Kritischer Rückblick

Orientierung

Vorbereitung

Mechanischer Gebrauch

Routine + Verbesserung

Integration

Erneuerung

* nach Loucks/Hall 1979; Hall 1979; Huberman/Miles 1984

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Hindernisse für die Einführung von Innovationen

  Overload

  Komplexität

  Kompatibilität

  Beherrschung

  Ressourcen

  Veränderungsstrategien

Quelle: Fullan 1994

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Reduktion von Innovations-Widerständen

Widerstände bei Innovationen werden offenbar umso geringer, …

•  je mehr die Betroffenen in gemeinsame Situationsanalysen einbezogen werden,

•  je mehr Konsens bei Entscheidungen angestrebt wird,

•  je mehr Verständnis für Opposition deutlich wird,

•  je mehr unterschiedliche Vorschläge zur Geltung kommen,

•  je mehr Schritte zum Abbau unnötiger Ängste unternommen werden,

•  je mehr Missverständnisse und Unklarheiten einkalkuliert werden und versucht wird, diese auszuräumen.

Quelle: McLaughlin 1990

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Wirkungen von Schulentwicklungsarbeit mit Schulprogramm und Evaluation in der Lehrereinschätzung

Ergebnis der Pfadanalyse (Beta-Werte)

Systematische Schulentwicklungs-

arbeit

Eingeschätzte Wirksamkeit

der Evaluation

Eingeschätzte Entwicklungs-

wirkungen in der

Schulqualität

.30

.19

Multiples R=.66/ aufgeklärte Varianz= 44 % IFS-Studie Schulqualität in Niedersachsen 2003 – Lehrerbefragung (n=562) -

Intensität der Lehrerkooperation Innovationsklima

im Kollegium

.38

.

.19

Quelle: Holtappels 2004

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„Wenn nicht bald eine Weiche kommt, sind wir verloren.“

Während des Innovationsprozesses müssen gegebenenfalls auch alte Bahnen verlassen werden!

Idee: Taubenberger

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Gelingensbedingungen für Innovation in Schulen

Motivation und Bereitschaft

Kompetenzen

Change Management

Zielbezogene Entwicklungsarbeit + Konsensbildung + Standards

Mentale Modelle, Selbstwirksamkeit, Innova-tionsbereitschaft, Akzeptanz für Neuerung

Wissenstransfer + Trainings, Sockelniveau in der Lernkultur, Fähigkeiten + Erfahrungen

Zielbezogene Führung, effektive Leitung, Prozesssteuerung durch Steuergruppen

Visionen und Ziele

Institutionalisierte Kooperation in Teams (Ganztagsteam, Jahrgangsteam, Fachgruppe) + professionelle Lerngemeinschaften

Teambildung

Partizipation

Externe Unterstützung

Entwicklungsstrategien

Temporäre Arbeits- und Qualitätszirkel + partizipative Entscheidungsprozesse

Systematische und zielbezogene Verfahren und Methoden in Entwicklung + Evaluation

Fach- und Prozessberatung, Netzwerke + externe Evaluation

© Holtappels 2011 - IFS Quelle: Holtappels 2007

Entwicklungs-strategien und

-verfahren

Infrastruktur der Innovation

Vision + Motivation

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Worauf kommt es bei der Entwicklung von Ganztagsschulen an?

Wirksame Bedingungen für die Qualitätsentwicklung der

Ganztagsschulen aufgrund gesicherter Forschungsbefunde

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Wirksame Einflüsse auf

zentrale Qualitäts-bereiche der

Ganztagsschule

Inanspruchnahme externer

Unterstützung

Pädagogische Entwicklungsziele als

Gründungsmotiv

Intensität der Kooperation von Lehrkräften und pädagog. Personal

Anwendung systematischer Schulentwick-lungsverfahren

Gelingensbedingungen für die Gestaltungsqualität von Ganztagsschulen

(Ergebnisse der bundesweiten StEG-Untersuchung)

Innovationsbereit-schaft des

Lehrerkollegiums

Aktive Lehrermitwirkung im Ganztagsbetrieb

Intensive Entwicklungsaktivitäten

im Kollegium

Quelle: Spillebeen/Holtappels/Rollett 2011 in: Fischer u.a. 2011

StEG STUDIE ZUR ENTWICKLUNG VON GANZTAGSSCHULEN

www.projekt-steg.de IFS IFS IFS IFS

Strukturgleichungsanalyse auf Schulebene Chi² = 564, df = 412, p < .001 sg., CFI = .959, RMSEA = .037

Quelle: StEG 2005 und 2007 – Schulleitungs- und Lehrerbefragung

Innovationsbereitschaft

Pädagogische Entwicklungsziele

Konzeptuelle Festlegungen im

Schulkonzept

Konzept. Verbindung von Unterricht und

Ganztagselementen

Intensität von Qualitätsentwicklungs-

maßnahmen

.32

.34 .24

.38

.53

.36

Index “Qualität des Bildungsangebots”

2005

.18

.37

Index “Qualität des Bildungsangebots”

2007

.45

.28

Zielorientierung, Konzeption, Organisationskultur und Schulentwicklungsprozess als Prädiktoren für die Qualität des Bildungsangebots; n=265 Sek.I- Schulen

© Holtappels – StEG 2009

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Schlüsselfaktoren für die Entwicklung offener Ganztagsschulen – Qualitative Studie in entwickelten

Grundschulen in NRW (Haenisch 2011)

1.  Orientierung an Leitkonzepten

2.  Erprobungsorientierung

3.  Schulinterne Steuerung

4.  Transparenz und Kontrasterfahrungen

5.  Professionalisierung

6.  Orientierung an Kindern

7.  Kommunikations- und Kooperationsstrukturen

8.  Rückhalt

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Schulentwicklungsarbeit auf Schulebene: Entwicklung des ganztägigen

Schulkonzepts

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Bestandteile eines pädagogischen Schulkonzepts für Ganztagsschulen

Pädagogische Leitziele und Grundorientierung

Bestandsaufnahme bestehender

pädagogischer Ansätze

Umfeldanalyse: Sozialräumliche Bedarfe

und Ressourcen

Inhaltliches Bildungskonzept:

Pädagogische Gestaltungselemente

Organisatorische Konzeption:

Organisationsformen des Ganztagsbetriebs

Entwicklungsziele und Entwicklungsplanung

Evaluationsplanung und Fortbildungsplanung

Struktur des

Ganztags-konzepts

Quelle: Holtappels 2005

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Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht deine Männer zusammen, um Holz zu beschaffen und die Arbeit zu verteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer. (Antoine de Saint-Exupèry)

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Öffnung und Kooperation

Bildung für nachhaltige Entwicklung

Qualifikation + Förderung

Leit-sätze

Prävention

Beispiel für Zielbereiche des Leitbilds einer Ganztagsschule

Integration

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Grundformen des Prozessverlaufs in der Konzeptentwicklung Neue Ganztagsschulen vor dem Beginn

Bestandsaufnahme und Diagnose des Entwicklungsstands

Zielklärung und Schwerpunktsetzung

Teil-Konzeptplanung in Arbeitsgruppen

Entwicklung und Formulierung des Gesamtkonzepts

Selbstunter-suchung + Analyse

Konsens- findung

Gestaltungsfor-men + Angebote entwickeln

Integration + Konsensfindung

Beginn der Konzeptumsetzung

Vorlage des Schulkonzepts Quelle: Holtappels 2005

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Prozessmodell der Evaluation des Ganztagskonzepts

Formulierung von Evaluations- kriterien und Indikatoren

Qualität-Recherchen und Feedback-Methoden

Diagnose und Bilanzierung des Entwicklungsstands

Konzept-Modifizierungen und Arbeitsprogramm

Zielklärung + Konsensfindung

Konkretisieren + Operationalisieren

Selbstuntersuchung + Datensammlung

Überprüfung + Bewertung

Beginn der Realisierung Modifiziertes

Schulkonzept

Entwicklung und Formulierung veränderter Konzeptelemente

Zielbezogene Bestimmung von Qualitätsbereichen und -standards

Konsensfindung + Konzeptplanung

Quelle: Holtappels 2005

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Ablaufplanung für die Schulentwicklungsarbeit zur Entwicklung des Ganztagsbetriebs

(1)  Arbeitsstrukturen aufbauen und nutzen ⇒ Steuergruppe für Managementaufgaben einrichten ⇒ Arbeitszirkel zur Angebots – und Qualitätsentwicklung initiieren ⇒ Fachkonferenzen aktivieren/Fachteams aufbauen ⇒ Klassen- und Jahrgangsteams einführen und stützen

(2)  Systematische und zielorientierte Entwicklungsarbeit an den pädagogischen Gestaltungselementen und der Organisation des Ganztagsbetriebs: ⇒ Leitbild/Zielklärung und bedarfs- und kompetenzorientiertes Bildungskonzept, kollegiumsweite Konzeptentwicklung ⇒ angebotsbezogene Fortbildungen stimulieren und koordinieren ⇒ Expertise im Kollegium nutzen, externe Beratung einholen, erfolgreiche Modelle sichten ⇒ ganztägiges Bildungsangebot entwickeln und konzeptionell mit Fachunterricht verknüpfen

(3)  Organisatorische Voraussetzungen schaffen: Zeitorganisation, Raumkonzept, Schule-Eltern-Kooperation, Personaleinsatzkonzept

(4)  Regionale Ressourcen aktivieren: Kontrakte mit Lernorten und externen Kooperationspartnern, qualitätsorientierte Personalrekrutierung

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Vielen Dank

für die Aufmerksamkeit!

www.ifs.uni-dortmund.de

www.projekt-steg.de

email: [email protected]

Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) Technische Universität Dortmund

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Quellen I: Grundlegende Literatur •  Holtappels, H.G./Klieme, E./Rauschenbach, T./Stecher, L. (Hrsg.): Ganztags-

schule in Deutschland. Ergebnisse der Ausgangserhebung der „Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen“ (StEG). Weinheim/München 2007 (Juventa)

•  Fischer, N./Holtappels, H. G./Klieme, E./Rauschenbach, T./Stecher, L./Züchner, I. (Hrsg.), Ganztagsschule: Entwicklung, Qualität, Wirkungen. Längsschnittliche Befunde der Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen (StEG). Weinheim/ München 2011 (Juventa)

•  Holtappels, H. G.: Entwicklung und Qualität von Ganztagsschulen - Bilanz des Ausbaus auf der Basis der Forschungsbefunde von StEG. In: S. Appel, K. Höhmann, H. Ludwig & U. Rother (Hrsg.). Jahrbuch Ganztagsschule (2012). Schwalbach/Ts. 2011 (Wochenschau)

•  Zeitschrift für Pädagogik, 54. Beiheft, Ganztägige Bildung und Betreuung, 2009

•  StEG-Konsortium (Hrsg.): Ganztagsschule: Entwicklung und Wirkungen. Ergebnisse der Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen 2005-2010. Frankfurt/M. 2010 (DIPF) - download unter: www.projekt-steg.de

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Quellen II: Praxisliteratur

•  Höhmann, K./Holtappels, H.G./Kamski, I./Schnetzer, T. (Hrsg.): Entwicklung und Organisation von Ganztagsschulen. Anregungen, Konzepte, Praxisbeispiele, Dortmund, 2005 (IFS-Verlag)

•  Höhmann, K./Holtappels, H.G. (Hrsg.): Ganztagsschule gestalten – Konzeption –Praxis - Impulse. Seelze-Velber 2006 (Kallmeyer)

•  Kamski, I./Holtappels, H.G./Schnetzer, T. (Hrsg.), Qualität von Ganztagsschule – Konzepte und Orientierungen für die Praxis. Münster 2009 (Waxmann)

•  Zeitschrift: Ganztags Schule machen 2, Heft 1 bis 5 (2008-2009)

•  Buchen, H./Horster, L./Rolff, H.-G. (Hrsg.), Ganztagsschule: Erfolgsgeschichte und Zukunftsaufgabe, Stuttgart 2010 (Raabe)

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Befund Nr. 4: Bedeutung von Schulentwicklungsprozessen - Insbesondere umfassende Schulentwicklungsaktivitäten der Lehrer-kollegien und intensive Anwendung systematischer Schulentwicklungs-verfahren (OE, UE, PE), aber auch konzeptgerechte Ausstattung, ausge-prägte Inanspruchnahme externer Unterstützung und deren Nützlichkeit hängen mit der Qualität des Bildungsangebots (in Umfang und Breite) zusammen. - Mit Ausnahme externer Unterstützung begünstigen diese Faktoren auch eine konzeptionelle Verknüpfung von Fachunterricht und außerunterricht-lichen Angeboten. - Intensive Schulentwicklungsaktivitäten führen auch zu einer günstigeren Schülerteilnahmequote auf Schulebene.

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Befund Nr. 5: Einfluss von Strukturmerkmalen Fast durchgängig haben Strukturmerkmale Bedeutung für die Entwick-lung der Qualität des Bildungsangebots und der Verknüpfung mit dem Fachunterricht: In der Sekundarstufe zeigen vollgebundene Systeme sowie erfahrene GTS ebenso Vorteile wie GTS mit einer höheren Zahl von Trägern und Anbietern im Ganztag. Schulen mit ungünstiger sozialer Schülerzusam-mensetzung und große Schulen haben ebenso wie Gymnasien offenbar eher Entwicklungsprobleme. In Grundschulen ist dies uneinheitlich, außer dass vollgebundene GTS in aller Regel eine höhere Qualität aufweisen.

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Befund Nr. 7: Teilnahmequoten auf Schulebene - Auf Schulebene haben im Zeitverlauf zunehmend mehr Schulen höhere Schülerteilnahmequoten erzielt; die Statistik zeigt jedoch, dass in bestimmten Bundesländern und Regionen noch beträchtliche Anteile der Ganztagsschulen niedrige Schüleranteile im Ganztag beschulen.

- Dies kann dazu führen, dass nur ein schmales Bildungsangebot und keine zielgerichteten und altersspezifischen Angebotselemente möglich sind. Zudem besteht die Gefahr sozialer Selektivität, was bei hoher Problemkonzentration in der Schülerkomposition Förderwirkungen einschränkt.

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Befund Nr. 8: Einflussfaktoren auf Teilnahmequoten - Besonders eine hohe aktive Lehrermitwirkung im Ganztags-betrieb und zudem in Grundschulen eine hohe Innovations-bereitschaft des Lehrerkollegiums und flexible Zeitorganisation begünstigen die Entwicklung der Teilnahmequote auf Schul-ebene. - Insbesondere Ganztagsschulen mit einer Schülerkom-position, die hohe Anteile an Migranten bzw. Lernende mit niedrigerer sozioökonomischem Status aufweist, haben es schwerer, eine günstige Entwicklung der Schülerteilnahme-quoten zu erzielen.

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Befund Nr. 10: Schülerteilnahme an Angebotsformen Im Grundschulbereich werden fächerübergreifende und freizeitbezogene Angebote, im Sekundarbereich fächerüber-greifende Angebote stark frequentiert. In beiden Schulstufen werden jedoch Förder- und fachgebundene Angebote nur schwach besucht, auch in Aufgabenbetreuung bzw. Lern-zeiten sind bei weitem nicht alle Ganztagsteilnehmer einbezogen.

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Befund Nr. 12: Organisationskultur und Schulentwicklung  Umfassende Schulentwicklungsaktivitäten der Lehrerkollegien am Schulkonzept und der Einsatz systematischer Schulentwicklungsverfahren steigern die aktive Mitwirkung der Lehrkräfte im laufenden Ganztagsbetrieb.  Gezieltes Engagement in der Schulentwicklungsarbeit stärkt zudem die Lehrerkooperation zu Beginn.   Die Innovationsbereitschaft des Kollegiums, die Intensität der Lehrerkooperation und aktive Mitwirkung der Lehrkräfte im Ganztagsbetrieb begünstigen die Entwicklung der Qualität des Bildungsangebots.

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Gelingensbedingungen in Innovationsprozessen von Schulen mit Öffnungskonzept

Schlüsselmerkmale der Innovation

Materielle Unterstützung durch

Schulträger

Steuerung über Koordinationsgremien

Kontinuität + Stabilität symmetrischer

Kooperationsbeziehungen

Institutionalisierung von

Öffnungselementen

Stützung des Konzeptes durch tragende Kräfte

im Kollegium

Sockelniveau der Lernkultur im Schulleben

Initiierende und steuernde Schulleitung

Projektentwicklung + Angebotssysteme

schulintern: schulextern:

Quelle: Holtappels 1998

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Optimierungsstrategien für die Kooperation zwischen Schulen und außerschulischen Bildungspartnern

Verständigung über Zielorientierungen und Leitbilder

Zuständigkeiten für die Kooperation

Institutionalisierte Strukturen

Transparenz und Informationsaustausch

Konzepttreue und Verbindlichkeit

Regionale Koordination und Steuerung

Qualitätssicherung: Überprüfung der Zielerreichung

Quelle: Floerecke/Holtappels 2003

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Ziele der Verknüpfung von Fachunterricht und außerunterrichtlichen Lernarrangements

  Möglichkeiten für weiterführendes und vertiefendes Lernen   Erweiterung der Lernzugänge, Lernwege und Lernmethoden   Ansätze für exemplarisches Lernen mit Prinzipien der Anschaulichkeit und

Authentizität und der Lebenswelt- und Handlungsorientierung   Erleichterung der Akkumulation im Lernprozess durch konsekutiv-aufbauende und

verbindende Strukturen   Intensivierung fächerübergreifender Lernansätze zur Verbindung von Fach- und

Schlüsselkompetenzen   Entwicklung von Lernprofilen und Lernschwerpunkten der Lernenden und

Verbesserung ihrer Lernbegleitung und -förderung   Bildung inhaltlich-curricularer Schwerpunkte und Profile im Bildungskonzept der

Schule   Anreicherung des Schullebens durch Nutzung von Ergebnissen und Fähigkeiten

aus dem Unterricht   Intensivierung der Kooperation des Personals in der pädagogischen Arbeit und in

Entwicklungsaktivitäten

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Ansätze der Verknüpfung von Fachunterricht und außerunterrichtlichen Lernarrangements

  Lernprobleme und –defizite im fachlichen Lernen werden in Fördermaß-nahmen aufgearbeitet

  Aufgabenbezogene Lernzeiten geben Übungs- und Wiederholungs-möglichkeiten der fachunterrichtlichen Inhalte

  Arbeitsmethoden und Lernstrategien werden in Kursen gelernt und trainiert   Außerunterrichtliche Lernansätze sind inhaltlich-methodisch mit Fachunter-richt

verbunden und vertiefen dessen Themenfelder und Wissensbestände   In außerunterrichtlichen Lernarrangements werden unterrichtliche Anfor-derungen,

Lernvoraussetzungen und Lernwirkungen identifiziert und rückgemeldet   Unterrichtliche Ergebnisse und Kompetenzen werden in Aktivitäten des Schullebens

genutzt oder präsentiert   Lehrkräfte und pädagogisches Personal in Ganztagsangeboten tauschen sich über

Lerninhalte und –methoden aus und entwickeln gemeinsam Konzepte und Lernarrangements

  Lehrkräfte und pädagogisches Personal begleiten gemeinsam die Lernent-wicklung von Schüler/innen und arbeiten bei der Förderung zusammen

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Acht Dimensionen von Entwicklungskapazität

1.  Gemeinsame Überzeugung der Dringlichkeit eines Vorhabens

2.  Führung als Netzwerk von Schlüsselpersonen

3.  Commitment ~ Bindung/Verpflichtung gegenüber dem Vorhaben

4.  Empowerment ~ Befähigung/Ermächtigung aller Beteiligten

5.  Etablierung einer Praxis des Messens und Evaluierens

6.  Kultur von Anerkennung/Belohnung

7.  Unterstützung/Hilfsbereitschaft

8.  Einbettung in bestehende Strukturen

Quelle: Mc Guiness / Morgan 2002

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Prozessuale Gelingensbedingungen für Schulentwicklungsverläufe in Schulen

1.  Grundlegende Innovationsbereitschaft des Kollegiums

2.  Zielorientiertes und effektives Leitungshandeln

3.  Schulinternes Management in der Arbeitsorganisation

4.  Teambildung und intensive Kooperationsformen

5.  Sockelniveau in der Lern- und Erziehungskultur

6.  Breite Akzeptanz für geplante Neuerung oder das Schulkonzept

7.  Schulweite Partizipation im Entwicklungsprozess

8.  Präsenz und Nutzung von Unterstützungssystemen