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gut leben mit
Psoriasis
Schuppenflechtebei Kindern
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Psoriasis
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Psoriasis
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Schuppenflechte (Psoriasis) tritt in
ungefähr 15 % der Fälle zum ersten
Mal in der Kindheit auf und in einem
Drittel der Fälle vor Erreichen des 20.
Lebensjahres. Diese chronische, nicht
ansteckende Hautkrankheit, die bei
bestimmten genetischen Vorbedin-
gungen auftreten kann, wird durch
äußere Faktoren (Wechsel der Jahres-
zeiten, scheuernde Kleidung) oder in-
nere Faktoren (Infektionen, psy-
chische Belastungen, Einnahme be-
stimmter Medikamente) begünstigt.
Die Symptome der Schuppenflechte
bei Kindern ähneln im Allgemeinen
denen bei Erwachsenen. Die Krank-
heit nimmt jedoch bei Kindern oft aty-
pische Formen an, die die Diagnose
erschweren. So ähneln bestimmte
Hautkrankheiten, die in der Kindheit
vor allem am Gesäß, an den Augenli-
dern oder auf der Kopfhaut auftreten,
sehr stark der Schuppenflechte.
„Bei dieser Krankheit bekommt man Komplexe, weil die Leute so gemein
sind. Einmal war ich im Schwimmbad. Ich war acht Jahre alt und eine Frau
holte ihr Kind aus dem Wasser, weil sie Angst hatte, ich könnte es anste-
cken“, erzählt Marie-Aude, eine Jugendliche, die seit etwa zehn Jahren an
Schuppenflechte leidet.* Auch wenn nicht alle an Schuppenflechte erkrank-
ten Kinder solch dramatische Situationen erleben, zeigt diese Aussage, wie
schwer es im Alltag sein kann, mit der Krankheit zu leben.
* In: Pso, Nr. 70, März 2001. Zeitschrift der „Association pour la lutte contre le psoriasis“
(franz. Verein zur Bekämpfung der Schuppenflechte).
SCHUPPENFLECHTE BEI KINDERN
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Schuppenflechte geht bei Kindern in
30 % der Fälle mit Juckreiz einher und
ähnelt damit der Krankheit bei Er-
wachsenen. Sie
weist jedoch ei-
nige Besonder-
heiten auf. Das
Köbner-Phäno-
men, d.h. Läsio-
nen, die sich
speziell auf ge-
reizten Haut-
stellen ausbrei-
ten, kommt bei
Kindern beson-
ders häufig vor.
Die Läsionen er-
scheinen oft auf
Impfnarben, auf einer Verletzung, die
sich das Kind beim Sturz mit dem
Fahrrad zugezogen hat, usw.
Die Tatsache, dass ein Kind schon in
ganz jungen Jahren an Schuppen-
flechte leidet, hat an und für sich kei-
ne negative Bedeutung. Ebenso we-
nig bedeutet der Ausbruch einer
schweren Schuppenflechte in der
Kindheit, dass das Kind auch im Er-
wachsenenalter immer an einer
schlimmen Form der Krankheit leiden
wird. Da es sich aber um eine chroni-
sche Hautkrankheit handelt, wird das
Kind höchstwahrscheinlich sein gan-
zes Leben lang Psoriasis-Schüben
ausgesetzt sein, die sich mit be-
schwerdefreien Zeiten abwechseln.
GEWÖHNLICHE FORMEN
• WINDELPSORIASIS
Schuppenflechte kann schon im frü-
hen Säuglingsalter, jedoch sehr selten
von Geburt an, auftreten. Es gibt bei
Säuglingen eine besondere Form von
Schuppenflechte, die mit Läsionen im
Windelbereich einhergeht und die
durch von Urin und Stuhl verursachte
Hautreizungen ausgelöst wird. An den
Rändern erinnern die Läsionen an ei-
ne Schuppenflechte. Diese Art von
Schuppenflechte ist schwer zu diag-
nostizieren. Es ist nicht leicht, sicher
zu beurteilen, ob es sich um eine ech-
te Schuppenflechte oder eine Windel-
dermatitis handelt, die der Schuppen-
flechte sehr ähnlich sieht. Bei Kindern
muss die Schuppenflechte von dem
Seborrhoischen Ekzem unterschieden
werden, das z. B. Körperfalten, Gesäß
und Kopfhaut befallen kann.
DIE UNTERSCHIEDLICHEN FORMEN VON SCHUPPENFLECHTE BEI KINDERN
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• PSORIASIS GUTTATA
Die Psoriasis guttata (tropfenförmige
Schuppenflechte) weist in der Kind-
heit eine besondere Erscheinungs-
form auf. Bei dieser Form treten kleine
rote, wenig schuppende Läsionen auf
der Haut auf, vor allem am Rumpf und
an den Gliedmaßen.
Diese Art von Schuppenflechte tritt
häufig nach einer Infektion, wie einer
Mittelohrentzündung oder einer Ent-
zündung der Nasen- und Rachen-
schleimhaut, auf. Bei einem Rachen-
abstrich werden in diesen Fällen häu-
fig Streptokokken festgestellt. Die
Psoriasis guttata wird oft mit fieber-
haften Erkrankungen,
die mit Hautausschlag
einhergehen, verwech-
selt.
• PLAQUE-PSORIASIS
Wie Erwachsene können
auch Kinder von einer
Plaque-Psoriasis betrof-
fen sein. Diese bezeich-
net man auch als Pso-
riasis vulgaris (gewöhn-
liche Schuppenflechte).
Sie geht mit roten, klar abgegrenzten
Läsionen einher, die mit einer dicken,
weißen Schuppenschicht bedeckt
sind.
SCHWERE FORMEN
Ebenso wie Erwachsene können auch
Kinder – jedoch nur in seltenen Fällen
– an einer schweren Form der Schup-
penflechte erkranken, z. B. der Psoria-
sis pustulosa oder der Psoriasis ery-
throdermatica. Bei diesen schweren
Fällen ist meist ein Krankenhausauf-
enthalt nötig.
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• PSORIASIS PUSTULOSA
Obwohl sie bei Kindern selten vor-
kommt, kann die Psoriasis pustulosa
schon von Geburt an auftreten. Man
spricht dann von einer neonatalen
Psoriasis pustulosa.
Bei dieser schweren Schuppenflechte
bilden sich in Schüben Pusteln mit
nicht infektiösem Inhalt. Dabei kann
es sich um ein erstes Auftreten von
Schuppenflechte oder um eine Kom-
plikation der gewöhnlichen Schup-
penflechte (Psoriasis vulgaris) han-
deln. Sie kann durch eine Infektion,
eine Stresssituation, eine Impfung
oder bestimmte Medikamente hervor-
gerufen werden. Oft kann erst im
Nachhinein, aufgrund des Krankheits-
verlaufs, diagnostiziert werden, dass
es sich um eine Psoriasis pustulosa
handelt.
Eine den ganzen Körper betreffende
Psoriasis pustulosa wird oft von Fie-
berschüben begleitet. Eine Psoriasis
pustulosa, die sich auf die Handteller
und Fußsohlen beschränkt, tritt in
Schüben auf und kann die Funktion
dieser Körperteile stark beeinträchti-
gen.
• PSORIASIS ERYTHRODERMATICA
Die Haut der Kinder, die an einer Pso-
riasis erythrodermatica leiden, ist von
Kopf bis Fuß gerötet. Die Kinder ha-
ben oft Fieber und Gelenkschmerzen.
Ihre Haut kann an bestimmten Kör-
perstellen mit Pusteln übersät sein.
Auch hier kann es sich um den ersten
Ausbruch einer Schuppenflechte oder
die Komplikation einer schon vorhan-
denen Schuppenflechte handeln. Sie
wird häufig durch eine Infektion oder
bestimmte Medikamente ausgelöst.
• PSORIASIS-ARTHRITIS
Die Psoriasis-Arthritis kommt bei Ju-
gendlichen selten vor. Sie zeichnet
sich dadurch aus, dass eine Arthritis
mit einer Psoriasis pustulosa oder
erythrodermatica einhergeht. Das
Rheuma befällt dabei einseitig die
kleinen und großen Zeh- oder Finger-
gelenke.
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Bei Kindern tritt die Schuppenflechte
im Allgemeinen an den gleichen Kör-
perstellen auf wie bei Erwachsenen.
Während jedoch bei Erwachsenen Lä-
sionen im Gesicht selten sind (in 5,6
% der Fälle), kommen sie bei Kindern
häufig vor (in 30 % der Fälle). Die Lä-
sionen treten an der Stirn und an den
Wangen auf, sie werden sehr rot und
befallen manchmal die Augenlider
und die Ohren. Wenn das Gesicht be-
troffen ist, hat dies natürlich oft
schwere Folgen für das Beziehungsle-
ben der Kinder. Auch an anderen Kör-
perstellen kann eine Schuppenflechte
auftreten:
• An den Schleimhäuten, besonders
auf der Zunge, bilden sich Schuppen
mit von Tag zu Tag unterschiedli-
chen, geometrischen Konturen
(Landkartenzunge).
• Handteller und Fußsohlen können
von einer Hyperkeratose (übermäßi-
ge Verhornung der Haut) betroffen
sein.
• Ellbogen, Knie, der Lenden- und
Kreuzbeinbereich und die Kopfhaut
sind die am häufigsten betroffenen
Stellen.
• Körperfalten: Außer bei etwas molli-
geren Kindern mit einer ausgepräg-
ten Falte unter dem Kinn ist die
Halsfalte selten betroffen. Auch in
den Achselfalten kommt Schuppen-
flechte selten vor. Oft ist jedoch der
Bauchnabel betroffen.
• Nägel: Die Zehennägel sind bei Kin-
dern in einem Drittel aller Fälle be-
teiligt. Wenn sich die Läsionen auf
alle Nägel erstrecken, spricht man
von einer 20-Nägel-Dystrophie oder
Trachyonychie. Die Nägel weisen
dann kleine Vertiefungen auf, die
wie Nadelstiche aussehen.
• Die Kopfhaut ist häufig betroffen. Es
ist jedoch zu beachten, dass Läsio-
nen auf der Kopfhaut manchmal auf
eine Seborrhoische Dermatitis (die
auf der Kopfhaut und am Gesäß vor-
kommt) und nicht auf eine Schup-
penflechte zurückzuführen sind.
BETROFFENE KÖRPERSTELLEN BEI SCHUPPENFLECHTE
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THERAPIEANSÄTZE
dass 11 % von ihnen aufgrund der
möglichen Vererbbarkeit der Krank-
heit keine Kinder möchten.** Auf der
anderen Seite verunsichert es die El-
tern, wenn sie hören, dass Stress Pso-
riasis-Schübe auslösen kann. Meist
ergreift die Eltern ein Gefühl der
Machtlosigkeit, wenn sie die Diagno-
se erfahren. Sie wissen nicht, was sie
für ihr Kind tun können, damit es bes-
ser mit seiner Krankheit leben kann.
Aus diesem Grund informieren Der-
matologen Kind und Eltern möglichst
sachlich über die Krankheit, indem sie
ihnen z. B. erklären, dass Vererbung
allein keine Schuppenflechte auslö-
sen kann.
** B. Ramsay, M. O’Reagan, „A survey of the
social and psychological effect of psoriasis“,
in: British Journal of Dermatology 1988; 118:
195–201.
BEHANDLUNGSMETHODEN
Die vom Hautarzt vorgeschlagene Art
der Behandlung hängt nicht nur von
der Form der Schuppenflechte, son-
dern auch von den Therapiewünschen
des Kindes – wenn es alt genug ist,
diese zu äußern – und seiner Eltern
ab. Es ist wichtig, dass gemeinsam ei-
DAS VERKÜNDEN DER DIAGNOSE
Die Diagnose Schuppenflechte ist für
Kinder und ihre Familie oft ein
Schock, da es sich um eine chroni-
sche Hautkrankheit handelt, die Aus-
wirkungen auf die Lebensqualität der
jungen Patienten hat. Auch wenn es
heutzutage gut wirkende Therapien
gibt, ist die Krankheit immer noch
nicht heilbar.
Da Schuppenflechte vererbbar ist,
empfinden die Eltern oft Schuldgefüh-
le, besonders wenn sie selbst auch an
Psoriasis erkrankt sind. Eine Umfrage,
bei der etwa 100 Schuppenflechte-Pa-
tienten befragt wurden, hat ergeben,
Heute gibt es Behand-lungsmöglichkeiten, dieeinfach, gut verträglich,schnell und effektiv dieSymptome der Psoriasislindern und es IhremKind ermöglichen, gutmit Psoriasis zu leben.
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ne Therapie gefunden wird und dass
die Behandlungsmethode bestmög-
lich auf das Kind zugeschnitten ist.
Noch stärker als bei Erwachsenen
müssen Nutzen und Risiken der Be-
handlung gegeneinander abgewogen
werden, vor allem bei einer innerli-
chen Behandlung.
Da manche Medikamente starke Ne-
benwirkungen haben können, verfügt
der Dermatologe bei Kindern über ge-
ringere therapeutische Möglichkeiten
als bei Erwachsenen.
Wie bei Erwachsenen besteht die The-
rapie der Schuppenflechte auch bei
Kindern aus einer Serie von Behand-
lungen (im Abstand von drei Monaten
wird die Behandlung angepasst). Da
sich die Schuppenflechte im Sommer
oft bessert, beginnt man mit der Be-
handlung erst wieder, wenn neue
Schübe auftreten, und führt sie fort,
bis die Läsionen weiß werden.
ÄUSSERLICHE BEHANDLUNG
Schuppenflechte wird bei Kindern in
den meisten Fällen nur äußerlich be-
handelt.
• Zunächst muss der Haut Feuchtig-
keit zugeführt werden, vor allem
durch Bäder mit feuchtigkeitsspen-
denden Zusätzen und fetthaltige
Cremes.
• Kortisonhaltige Salben bringen bei
Hautrötungen gute Ergebnisse. Zum
maximalen Ablösen der Schuppen
können lokale Läsionen auch abge-
deckt behandelt werden. Hierbei
wird die Haut nach Auftragen einer
Salbe mit einem Plastikfilm bedeckt.
Der sechsjährige Vincent leidet seit seinem achten Lebensmonat
an Schuppenflechte. Seine Mutter sagt dazu: „Vincent hatte
ausgeprägte Läsionen an den Händen und Füßen. An den Fuß-
sohlen war seine Haut sehr rissig. Er konnte nicht mehr zur
Schule gehen und war sehr niedergeschlagen. Keine äußerliche
Behandlung konnte ihm richtig helfen. Daher haben wir gemein-
sam mit dem Hautarzt entschieden, eine innerliche Behandlung
mit Ciclosporin zu beginnen. Einige Wochen später konnte Vin-
cent sich wieder besser bewegen und auch wieder schreiben.
Doch wir wissen, dass diese Behandlung mit einem ‚starken‘
Medikament, die von regelmäßigen Blutuntersuchungen und
wöchentlichen Besuchen beim Hautarzt begleitet sein muss,
nicht über einen längeren Zeitraum fortgesetzt werden kann.“
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Wenn die Haut sich gut abgelöst hat, wird ein lokal
wirkendes Mittel auf Basis von Vitamin D empfoh-
len. Parallel dazu wird die Behandlung mit Kortison-
salben (ohne Abdecken der Haut) fortgesetzt, wo-
bei nach und nach die Abstände zwischen den An-
wendungen vergrößert werden.
INNERLICHE BEHANDLUNG
Bei großflächiger oder schwerer Schuppenflechte
oder wenn die Lebensqualität des jungen Patienten
durch die Krankheit stark beeinträchtigt wird, ver-
schreibt der Dermatologe eine innerliche Behand-
lung.
Da die medikamentöse Behandlung Nebenwirkun-
gen hervorrufen kann, ist es wichtig, gemeinsam
mit dem Kind und seinen Eltern die Vor- und Nach-
teile gegeneinander abzuwägen, bevor man sich für
eine bestimmte Therapie entscheidet. Die Medika-
mente werden normalerweise nur für eine sehr kur-
ze Dauer verschrieben und es müssen regelmäßige
Kontrollen stattfinden.
Die Photochemotherapie (PUVA) darf im Prinzip nur
bei über 15-Jährigen angewendet werden, da sie in
Verdacht steht, das Krebsrisiko zu erhöhen. Kinder,
die an großflächiger Schuppenflechte leiden und
auf andere Therapien nicht ansprechen, können je-
doch ausnahmsweise einige Photochemotherapie-
Sitzungen in Anspruch nehmen.
Auch von der UVB-Phototherapie rät man bei Kin-
dern ab. Dennoch greifen einige Dermatologen bei
schweren oder hartnäckigen Schuppenflechten da-
rauf zurück.
Retinoide werden eingesetzt, um Psoriasis pustulo-
sa, Psoriasis erythrodermatica und Psoriasis-Arthri-
tis zu therapieren. Kinder, die damit behandelt wer-
den, werden genau überwacht, damit sichergestellt
ist, dass sich diese Medikamente nicht negativ auf
ihr Wachstum auswirken.
Immunsuppressiva wie bestimmte selektive Immun-
suppressiva, bestimmte Mittel gegen Krebs oder
TNF-alpha-Hemmer werden gelegentlich verschrie-
ben, jedoch nur wenn alle anderen Therapien fehl-
geschlagen sind. Auch diese Behandlungen müssen
streng überwacht werden, da sie mit einem erhöh-
ten Krebsrisiko verbunden sind.
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DER EINFLUSS DER SCHUPPEN-FLECHTE AUF DIE MUTTER-KIND-BEZIEHUNG
Auf die Behandlung der Schuppen-
flechte kann nicht verzichtet werden,
sie bringt aber für Kind und Eltern ei-
nige Belastungen mit sich. Wenn das
Kind in den ersten Lebensmonaten an
Psoriasis erkrankt, kann dadurch der
für die Mutter-Kind-Beziehung wichti-
ge Hautkontakt beeinträchtigt wer-
den. Die Mutter traut sich manchmal
nicht, ihr Baby zu streicheln, weil sei-
ne Haut angegriffen ist und sich nicht
samtweich wie „normale“ Babyhaut
anfühlt. Als Folge beschränken sich
die Berührungen manchmal auf das
Auftragen von Salben. Die Mutter von
Vincent erzählt: „Vor kurzem – nach
der Geburt meines dritten Kindes – ist
mir bewusst geworden, dass ich Vin-
cent als Baby nur auf sehr ‚medizini-
sche‘ Weise berührt habe, und dies ist
selbst heute noch so. Ich reibe ihn
zwar viermal täglich mit Salbe ein,
dies lässt jedoch wenig Zeit für spon-
tane Streicheleinheiten.“
DIE STELLUNG DES ERKRANKTENKINDES IN DER FAMILIE
Die mit dem Eincremen verbundenen
Rituale schaffen manchmal eine Ab-
hängigkeit von dem Menschen, der
diese Behandlung übernimmt. Wenn
man regelmäßig von einem liebevol-
len Angehörigen eingecremt wird, hat
man es schwerer, selbstständig zu
werden.
Dies hängt aber selbstverständlich
von der Persönlichkeit des Kindes ab
und von der Fähigkeit der Eltern, dem
Kind beizubringen, wie es für sich
selbst sorgt.
Die Schuppenflechte bringt für das
Kind manchmal auch „Vorteile“ mit
sich. So nutzt es manchmal seine
Krankheit (unbewusst) aus, um seine
Umgebung auf übertriebene Weise zu
beanspruchen oder eine Sonderstel-
AUSWIRKUNGEN AUF FAMILIEN- UND BEZIEHUNGSLEBEN SOWIE DAS SELBSTVERTRAUEN
Die Mutter von Vincenterzählt:
„Vor kurzem ist mir be-wusst geworden, dassich Vincent als Baby nurauf sehr ‚medizinische‘Weise berührt habe,und dies ist selbst heu-te noch so. Ich reibe ihnzwar viermal täglich mitSalbe ein, dies lässt je-doch wenig Zeit fürspontane Streichelein-heiten.“
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lung unter Geschwistern einzuneh-
men, besonders wenn die Eltern dazu
tendieren, es übermäßig zu beschüt-
zen: „Wir haben Vincent wirklich sehr
verwöhnt und viel Zeit damit ver-
bracht, uns um ihn zu kümmern. Er
nutzt das manchmal aus, besonders
bei seinem Vater, der auch als Kind
Schuppenflechte hatte. Es ist also ver-
ständlich, dass unsere älteste Tochter,
die achtjährige Alice, eifersüchtig ist.
Aber wir lassen dies nicht zu einem
Tabu werden: Ich rede viel mit ihr, da-
mit sie sich nicht vernachlässigt
fühlt.“
DER SCHMERZ, VON ANDEREN AB-GELEHNT ZU WERDEN
Da die Schuppenflechte häufig im Ge-
sicht auftritt, muss das Kind oft mit
den zu aufdringlichen Blicken anderer
Kinder und Erwachsener fertigwerden.
So streckt Damien, ein sechsjähriger
Junge, der seit seinem zweiten Le-
bensjahr an der Hautkrankheit leidet,
jedem, der ihn anstarrt, die Zunge he-
raus und fragt: „Warum siehst du
mich so an?“ Vincent dagegen ver-
steckt sich hinter seiner Mutter oder
spielt den Clown, wenn er störende
Blicke oder rücksichtslose Bemerkun-
gen erdulden muss: „Einmal hat mich
jemand im Supermarkt angesprochen
und mir vorgeworfen: ‚Schämen Sie
sich nicht, Ihr Kind in diesem Zustand
zu lassen? Man könnte fast meinen,
Sie wollten es quälen!‘“ Solche extre-
men Verhaltensweisen sind zum
Glück selten; verletzende kleine Be-
merkungen und wiederholte neugieri-
ge Blicke können bei den Kindern je-
doch im Laufe der Zeit Angst oder ein
Schamgefühl hervorrufen. Wie alle
chronischen Hautkrankheiten und be-
sonders diejenigen, die in der Kind-
heit auftreten, kann die Schuppen-
flechte das Selbstwertgefühl beein-
trächtigen.
VIELE HALTEN SCHUPPENFLECHTEIMMER NOCH FÜR ANSTECKEND
Die Schule ist ein Ort, an dem man so-
ziale Fähigkeiten und das Zusammen-
leben mit seinen Mitmenschen lernt.
Wenn man jedoch an Schuppenflech-
te leidet und sich dieses Anderssein
im Gesicht zeigt, ist es nicht immer
leicht, seinen Platz in der Gruppe zu
finden. Vincent ist ein eher introver-
tierter Junge. Doch wenn die anderen
Kinder auf ihn zugehen, geht er aus
sich heraus und spielt mit ihnen.
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Nicht alle Lehrkräfte sind gut über die
Krankheit informiert. So ist die Vor-
stellung, dass es sich bei Schuppen-
flechte um eine ansteckende Krank-
heit handelt, immer noch sehr weit
verbreitet. Die Mutter von Vincent hat
die Initiative ergriffen, als ihr Sohn im
Kindergarten war: „Ich habe für die
anderen Eltern einen Artikel über
Schuppenflechte fotokopiert, weil ich
Angst hatte, dass man Vincent viele
Fragen stellen und ihn das belasten
würde.“ Die Mutter von Damien hat
der Grundschullehrerin ihren Sohn vor
Schuljahresbeginn vorgestellt und sie
über die Krankheit informiert. „Dies
hat jedoch anscheinend nicht ausge-
reicht, um ihr ein positiveres Bild von
der Krankheit zu vermitteln, denn im
Laufe der Jahre hat sie uns mehrmals
geraten, Damien sorgfältiger zu wa-
schen, damit die Krusten verschwin-
den, obwohl wir alles taten, um unser
Kind zu pflegen.“
Es kommt übrigens nicht selten vor,
dass Hautärzte gebeten werden, zu
bescheinigen, dass es sich um eine
nicht ansteckende Hautkrankheit han-
delt, damit das Kind am Schwimmun-
terricht teilnehmen darf.
TIPP
Schuppenflechte ist
nicht ansteckend. Leider
ist nicht jeder gut über
die Krankheit informiert.
Klären Sie daher Erzie-
her oder Eltern anderer
Kinder gegebenenfalls
über die Krankheit auf.
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14
Ein Kind, das an Schuppenflechte lei-
det, kann sein Leiden durch Traurig-
keit oder Hyperaktivität ausdrücken,
aber auch durch Desinteresse an der
Schule bzw. eine Verschlechterung
der schulischen Leistungen.
Meist reichen Gespräche mit dem Der-
matologen aus, um die Ängste des
Kindes und seiner Angehörigen zu be-
ruhigen.
Wenn die Schuppenflechte aber beim
Kind und/oder seinen Eltern zu gro-
ßes psychisches Leiden hervorruft,
kann der Hautarzt sie an einen Psy-
chiater oder Psychologen überweisen,
damit sie eine unterstützende Psycho-
therapie erhalten. Die lokale und me-
dikamentöse Behandlung wird wäh-
renddessen selbstverständlich fortge-
setzt.
„Als Vincent ganz und gar von der
Schuppenflechte bedeckt war, entwi-
ckelte seine Mutter eine Depression,
weil sie das Leiden ihres Kindes nicht
mehr ertragen konnte. Sie ging dann
zu einem Psychiater, der ihr half, ihre
Schuldgefühle zu überwinden, die sie
empfand, weil sie sich für die Krank-
heit ihres Kindes verantwortlich fühl-
te. Auch Vincent ging zu diesem Psy-
chiater, zuerst mit seiner Mutter, dann
allein, und malte dort etwa 50 Bilder.
Wir wissen nicht, was er während die-
ser Sitzungen gesagt hat, und dies ist
gut so, denn Vincent hatte das Be-
dürfnis, mit anderen Menschen als
seinen Eltern zu reden. Wie alle Kin-
der hat auch er seine Geheimnisse.“
Auch wenn die Psychotherapie kein
Wunderheilmittel ist, trägt sie doch
dazu bei, die Lebensqualität der jun-
gen Patienten und ihrer Angehörigen
zu verbessern und die Abstände zwi-
schen den Krankheitsschüben zu ver-
größern.
WANN IST EINE PSYCHOTHERAPIE ANGEZEIGT?
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In Zusammenarbeit mit Prof. Gérard Lorette, Leiter der Dermatologie,
Universitätsklinik Tours.
Wir danken der LEO Pharma Frankreich für die freundliche Unterstützung.
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LEO Pharma GmbHFrankfurter Straße 233, A3 · D-63263 Neu-Isenburg
Telefon: (06102) 201-0 · Telefax: (06102) 201-200www.leo-pharma.de
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