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Schwangerschaft und Gynäkologische Psychosomatik Dr. Sophia Holthausen-Markou Dr. Sophia Holthausen- Markou, OÄ der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Schwangerschaft und Gynäkologische Psychosomatik · • Hyperemesis gravidarum • Psychische Störungen • Auffälliger pränataler Befund beim Kind • Verdrängte Schwangerschaft

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Schwangerschaft undGynäkologische Psychosomatik

Dr. Sophia Holthausen-Markou

Dr. Sophia Holthausen-Markou, OÄ der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Voraussetzungen für Schwangerschaft in der postmodernen Welt

• Liebe und erfüllte Sexualität als Voraussetzung für Schwangerschaft

• Kinderwunschbehandlung als Möglichkeit für das Paar (hetero- oder homosexuell), ein Kind zu bekommen

• Eizellspende im Ausland, ggf. sogar Fremdsamen- und fremd Eizellspende

• Präimplantationsdiagnostik zum Erkennnen schwerer Erbkrankheiten

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Psychosomatik der Schwangerschaft

• Entwicklungsphase, die zu tiefgreifender Umorientierung beider Elternteile führt

• Aktualisierung Mutter-Kind Beziehung

• Konkretisierung der künftigen Mutterrolle

• Adaptation an neues Körpergefühl, -erleben, ggf. auch reduzierte/erweiterte Sexualität

• Paarbeziehung verändert sich

• Ambivalenz gegenüber beruflicher Entwicklung möglich

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Bedeutung für Ärzte und Hebammen

• Positives Schwangerschaftserleben unterstützen

• Ambivalenzen und Konflikte erkennen• Reale (z.B. Angst vor Fehlbildungen, vor

Schmerzen, Komplikationen bei der Geburt) von behandlungsbedürftigen Ängsten (z.B. Angst vor Ausgeliefertseins/Alleinsein) unterscheiden

• „psychosomatischer Sorgfaltspflicht“ individuelle Aspekte im Erleben berücksichtigen

• Schwangerschaft gehört zu den „vulnerablen Perioden im Leben der Frau“, cave: Depression!Dr. Sophia Holthausen-

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Pränataldiagnostik

• Wird oft freudig erwartet, in der Annahme ein gesundes Kind im US bestätigt zu sehen

• Kann im Falle „unklarer Befunde“ zu erheblicher Verunsicherung führen

• Ist der Bogen gespannt zwischen Empfehlung zu Schwangerschaftsabbruch über Abwarten bis hin zu Austragen der Schwangerschaft sind Ängste unausweichlich

• Ängste während der Schwangerschaft können zu psychosomatischen Störungen im Wochenbett führen

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Die Rolle von Gynäkologen im Vorbeugen, Diagnostizieren und Behandeln einer Depression

• Frauen haben ein höheres Risiko als Männer eine Depression zu entwickeln

• Vulnerable Phasen für die Entwicklung einer Depression: Pubertät, Schwangerschaft Wochenbett, Klimakterium und Postmenopause

• Bisweilen „versteckt“ hinter anderen Symptomen

• Gynäkologen und Hebammen, in der Beratung Tätige können wichtige Arbeit leisten, da sie primär oft eher aufgesucht werden als Psychiater!

• Depression wird nicht selten als Stigma erlebt

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Wie Bedarf für gynäkologisch-psychosomatische oder psychiatrische Intervention erkennen?

• Anspannung, innere Unruhe, Angst• Niedergedrücktheit,

Selbstzweifel,Verunsicherung, depressive Stimmungen, Suizidgedanken

• Intrusionen, flash backs, Albträume• Schlafstörungen• Körperliche Symptome, z.B. Schmerzen,

Übelkeit, Herzrasen, Luftnot - wenn organmedizinisch keine Ursache: an psychosomatische denken

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Themen

• Aborte, Totgeburten

• Hyperemesis gravidarum

• Psychische Störungen

• Auffälliger pränataler Befund beim Kind

• Verdrängte Schwangerschaft

• Drohende Frühgeburt

• Gebärstörungen, Folgen von Geburtskomplikationen

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Psychosomatische Aspekte des Abortgeschehens

• Je früher der Verlust, desto schwieriger die Trauer, da es nichts Konkretes (reale Bilder, Beziehungserlebnisse) gibt, das betrauert werden kann

• Für Männer Trauer noch abstrakter, höchstens US-Bild

• Wenn erste Schwangerschaft mit Fehlgeburt endet, Verarbeitung besonders schwierig

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Bedeutung für behandelnden Gynäkologen

• Bewusstsein dafür, dass es sich in der Phantasie der Eltern bereits um Kind mit bestimmten Merkmalen handelt

• Besonders empathische Kompetenz bei Frauen mit Abort nach Sterilitätsbehandlung, da Selbstwertgefühl durch ungewollte Kinderlosigkeit oft geschwächt ist

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Kasuistik 1• Pat. Zum 3. Mal i. d. Frauenklinik wegen

Hyperemesis gravidarum, 12.SSW

• skeptisch psychosomatischen Gesprächen gegenüber

• Z.n. IVF, Z.n. 2 Aborten in der 7./8.SSW. Ab 8. SSW Symptomatik: Erbrechen „Solange ich erbreche, weiß ich, dass das Kind lebt!“

• Zusammenhang zwischen Kontakt zum Kind/Angst vor erneutem Abort u. Erbrechen

• Gefühlsausdruck gelingt, Angst kann gespürt werden, Erbrechen sistiert

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Hyeremesis gravidarum• Zusammenspiel aus hormonellen und

psychosomatischen Faktoren

• Somatisierungsstörung der Schwangerschaft

• Therapie:

1. Haltgebende, „mütterliche“ Station

2. Infusionstherapie

3. Antiemetika

4. Gynäkologisch-Psychosomatische Interventionen, ggf. Paargespräche

5. Konferenzen bezüglich der Schwangeren

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„Äußere Einflüsse“ bei Schwangerschaft

• Beieinflussung der Fruchtbarkeit (Kontrazeptiva, Kinderwunschbehandlung im In-und Ausland (z.B. Eizellspende)

• Pränatale u. prädiktive Medizin (Ultraschall, Amnioszentese, Chorionzottenbiopsie, intrauterine OP`S Schwangerschaftsmonitoring)

• Intrauterine Überwachung des Feten (CTG, Doppleruntersuchungen, unter der Geburt. MBU)

• Hebammen, Ärzte, Psycholginnen, weitere Therapeuten

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Kasuistik 2

• 35 jährige Patientin, 10 Jahre Kinderwunsch, 3 Jahre Kinderwunschbehandlung, IVF, 1 Abort

• 26. SSW, Drillingsschwangerschaft• Doppler Untersuchung: Gefahr für 1 Drilling hin• Symptomatik: Angst, Verunsicherung, vorzeitige

Wehen• Entscheidungsprozess: Entbindung, um allen

Kindern eine Lebenschance zu geben versus

Risiko des Versterben eines Kindes intrauterin • Ergebnis der psychosomatischen Intervention

und Konferenzen: Zuwarten, da extreme Frühgeburtlichkeit mit fraglicher Prognose für Kinder bei derzeitiger Entbindung

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Kasuistik 3• Z.n. Kinderwunschbehandlung, 32 jährige Pat.,

Geminigravidität, 1 Zwilling intrauterin verstorben, 22. SSW, vorzeitiger BS

• Symptomatik: Angst, Verzweiflung • Aborteinleitung versus Versuch, Schwangerschaft

aufrechtzuerhalten• 3 Gespräche an drei aufeinanderfolgenden Tagen

und interdisziplinäre Konferenzen zwischen Geburtshelfern, Kinderärzten, Hebammen, Gynäkologische Psychosomatik

• Ergebnis: Versuch, Schwangerschaft aufrechtzuerhalten

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Kasuistik 3

• Ängste besonders beim Partner: Paargespräch • Kind in 25.SSW geboren, Notsectio bei

steigenden Entzündungswerten

• Symptomatik postpartal: Angst, ob Kind überlebt, Trauer um totes Kind

• Nach Beerdigung Konzentration auf lebendes Kind möglich, pumpt Milch ab, besucht Kind häufig

• Oxytocin: Spannungsbogen Kind fremdversorgt in Kinderklinik, Bindungshormon „feuert“

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Kasuistik 3

• Themen: Abgeben der Verantwortlichkeit an Kinderärzte, Partner, Ängste, depressive Verstimmungen („reicht das, was ich gebe, bin ich eine gute Mutter?

• Kind wird aus Kinderklinik entlassen, entwickelt sich gut

• Erneuter Kontakt 3 Jahre später bei weiterer Schwangerschaft

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Unerfüllter Kinderwunsch

• Besondere Belastungsfaktoren für Partnerschaft bei Kinderwunschbehandlung

1. Paarbeziehung/Sexualität oft verändert

2. permanente Spannung zwischen Hoffen und Enttäuschung

3. (oft tabuisierte) Neidgefühle auf Paare mit Kindern

• Sekundär nicht selten Angst, Depression mit ausgeprägten Selbstwert- und Paarkrisen

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Vorzeitige Wehen/ ggf. Frühgeburt aus gynäkologisch-psychosomatischer Sicht

• Durch negative Schwangerschaftsvor-erfahrungen wie Frühgeburten, Aborte

• Unerwünschte Schwangerschaft

• Geringe soziale Unterstützung

• Belastungen in Partnerschaft, Familie, Beruf

• Ängste

• Psychische Vorerkrankungen, wie Depressionen

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Therapeutische Möglichkeiten bei vorzeitiger Wehentätigkeit

• Multiprofessionelle Betreuung mit bestmöglicher Absprache (Hebammen, Gynäkologen, Krankenschwestern, Gynäkologische Psychosomatik, Kinderärzte),

• konsiliarische Gespräche, Einbeziehung des Partners

• hierbei Stärkung von Kompetenzen, Zuversicht, Resonanzerleben

• Entspannungs-,Imaginative Übungen• Physiotherapie• Supportive Psychotherapie• kunsttherapeutische Interventionen

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Verdrängte Schwangerschaft

• Schwangerschaften werden spät erkannt

• Bisweilen erst am Termin

• Unabhängig von Bildungsniveau, Anzahl der vorherigen Kinder

• Häufung in Situationen, in denen Schwangerschaft “nicht passt”

• Psychosomat. Verdrängungsmechanismen

• Überforderung/Herausforderung der Schwangeren, des Paares

• Was geschieht nach der Geburt? Integration in Familie? Freigabe des Kindes zur Adoption?

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Resonanz- erleben

• zwischen Mutter, Vater und dem Kind, das im Mutterleib sich bewegt, schwimmt, schwebt

• Wenn es sich anschmiegt an die Hände bei liebevollem Auflegen der Hände auf den Bauch der werdenden Mutter

• indem es hört , wahrnimmt, im direkten Kontakt zu den Befindlichkeiten der Mutter ist

• erschrickt bei Aufregung

• sich wohlfühlt

• schläft

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Psychosomatisch ausgerichtete Geburtshilfe

• Atemübungen, Periduralanästhesie, Akupunktur, Geburtshocker, Wassergeburt, Rooming-In sind Methoden, die psychosomatischen Inhalten entsprechen können, aber nicht müssen!

• Psychosomatische Medizin ist immer eine personenzentrierte, individuell verstandene Medizin

• Sie bewegt sich im Feld der modernen Medizin steht nicht in „Konkurrenz“ zu ihr, sondern in Resonanz

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Geburtserleben

• Das Geburtserleben hat direkt Einfluss auf die frühe Mutter-Kind/Eltern-Kind Beziehung

• Traumatisch Geburtserfahrungen können zu psychischen und psychosomatischen Störungen führen

• insbesondere bei erhöhter Vulnerabilität durch psychische Vorerkrankungen

• Psychosomatische, psychiatrische Anamnese am Beginn der Schwangerschaft und präpartal!

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Mögliche Psychische/Psychosomatische Folgestörungen nach Geburtstrauma

• Störungen nach der Entbindung und im Wochenbett:

Akute Belastungsreaktion, Anpassungsstörung, Depression, Angst

• in der Spätfolge:

posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) und somatoforme Schmerzstörung

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Kasuistik 4

• Traumatisches Geburtserlebnis (Nahtoderfahrung) vor 8 Jahren

• Symptomatik seitdem: hoher Blutdruck (Beginn Ende der Schwangerschaft), Ängste, Albträume besonders jedes Jahr um Geburtstermin, Libidoverlust, Kinderwunsch, aber Angst vor erneuter Schwangerschaft und Geburt

• Anamnestisch bedeutsam: Melanom 2010• 5 Einzelsitzungen mit Integration des traumatischen

Erlebnisses• Pat. danach schwanger, 14. SSW aktuell

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Bedeutung für Ärzte und Hebammen

• Angstreduktion durch einfühlsamen Umgang mit der Gebärenden, um einen „Angst-Spannungs-Kreislauf“ zu verhindern

• Unterstützung des Wunsches nach Vertrauensperson

• Individualisierte Schmerzerleichterung

• Förderung des sofortigen Kontaktes zwischen Mutter und Kind

• Wenn nicht möglich, Vertrauen stärken, dass sich gute Bindung auch später entwickeln kann!

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Übergangszeit „Wochenbett“

• Ist psychisch gekennzeichnet durch die Umstellung auf Bemuttern/Aufnahme der Beziehung zum Kind:

• Zweierbeziehung und Regression in das symbiotisch-orale psychische Erleben (Stillen, Berühren, Wickeln, Baden, Wiegen), Konzentration auf Gestimmtheit und Befindlichkeit des Kindes und gleichzeitig Wahrnehmung der eigenen Wandlungen

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Risikofaktoren für psych. Störungen in Schwangerschaft u Wochenbett

• prämorbide Persönlichkeit !

• Belastungsfaktoren fehlende soziale/partnerschaftl.Unterstützung,

• lange Kinderwunschbehandlung

• Komplikationen i. d. Schwangerschaft, b.d. Geburt

• Depressionen im Wochenbett nach vorausgegangener Geburt

• Komplikationen in vorausgegangenen Schwangerschaften

• Aborte/Spätaborte im Vorfeld

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Integrierte Gynäkologische Psychosomatik MHH/Frauenklinik

• Ambulante Einzel- oder/und Paar-/Familiengespräche

• Konsiliarische Gespräche

• Lehre mit bedside teaching

• Interdisziplinäre Konferenzen

• Supervisonen für gynäkologische und geburtshilfliche Stationen, Chemoambulanz und Kreisssaalteam

• Bei Bedarf Bahnung stat. Aufenthaltes

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Behandlungswege und -ziele für Krisen-/ Kurzinterventionen in Gynäkologischer Psychosomatik

• Verstehen des Kernthemas der Krise, Erkennen und benennen der Symptome

• Ermutigung zum Einlassen auf damit zusammenhängende Gefühle, Affekte

• Einordnen in die Biographie/Lebenssituation

• Entdeckung von Ressourcen, Achtsamkeit

• Mobilisierung von Selbstheilungskräften

• Stärkung der Selbstwirksamkeit

• Ggf. weiterführende ambulante oder stationäre Psychotherapie, ggf. Psychopharmakologie

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Achtsamkeit

� Jon Kabat Zinn , geb. 1944, berühmtester Vertreter (Molekularbiologe und Arzt)

� In den 70 iger Jahren Methode entwickelt

� Konzept: “Mindfulness-Based-stress-reduktion”

� Elemente aus dem Buddhismus

� Definition: absichtsvoll, wertfrei, präsent im Moment sein

� “Yoga des Gleichgewichts”

� “Nicht, was einem widerfährt, sondern wie man sich dazu stellt, bedeutsam!

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Achtsamkeit kann unterstützt werden durch…

� Atmung

� Yoga “Wie ist meine Stimmung? Wo sind Verspannungen in mir? Kann ich sie lösen? Wie ist es mit meiner Kraft?”

� Durch Meditation: bewusste Konzentration auf etwas (innerlich oder äußerlich)

� Resonanz mit sich, Partner, mit dem Kind

� Hingabe an einen Moment (z.B. Lesen, Singen, Tanzen, Lachen, Weinen, Lust erleben…)

� Akzeptanz der wahrgenommenen Gefühle

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