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Entwicklung des Einzelhandels in Deutschland Seminararbeit im Fachgebiet „Wirtschaftsgeographie“ Zum Seminar: Geographische Handelsforschung im Sommersemester 2010 Prof. Dr. Norbert de Lange Universität Osnabrück Geographie Osnabrück, den 21. Juni 2010 Markus Flore Matrikel: 928173 Betriebswirtschaft 8. Semester

Seminararbeit Entwicklung Des Einzelhandels in Deutschland

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Entwicklung des Einzelhandels in Deutschland

Seminararbeit im Fachgebiet „Wirtschaftsgeographie“

Zum Seminar:

Geographische Handelsforschung

im Sommersemester 2010

Prof. Dr. Norbert de Lange

Universität Osnabrück

Geographie

Osnabrück, den 21. Juni 2010

Markus Flore

Matrikel: 928173

Betriebswirtschaft

8. Semester

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II

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................................ III

Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................. IV

1. Einleitung ............................................................................................................................... 1

2. Restrukturierung im Einzelhandel .......................................................................................... 3

2.1 Betriebs und Unternehmens- Konzentration .................................................................... 3

2.2 Flächenveränderung ......................................................................................................... 5

2.3 Beschäftigte ...................................................................................................................... 6

2.4 Internationalisierung ......................................................................................................... 6

2.5 Dynamik der Betriebsform ............................................................................................... 7

2.6 Veränderung der Konsummuster ..................................................................................... 8

2.7 Dynamik bei den Agglomerationstypen ........................................................................... 9

3. Vergleich der Standortsysteme DDR und Westdeutschland ................................................ 10

4. Fazit und Ausblick ............................................................................................................... 11

Literaturverzeichnis ................................................................................................................... V

Eidesstattliche Erklärung ......................................................................................................... VII

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III

Abkürzungsverzeichnis

Abb. Abbildung

BRD Bundesrepublik Deutschland

bzw. beziehungsweise

ca. circa

DDR Deutsche Demokratische Republik

E-Commerce electronic commerce

Mrd. Milliarde

Mio. Million

m2

Quadratmeter

SB Selbstbedienung

USA United States of America

VFL Verkaufsfläche

z.B. zum Beispiel

% Prozent

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IV

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1 Einzelhandel im engeren Sinne ...................................................................................... 1

Abb. 2 Anzahl der Geschäfte im Lebendmitteleinzelhandel nach Betriebsformen ................... 3

Abb. 3 Die größten deutschen Lebensmittelhändler .................................................................. 4

Abb. 4 Flächenentwicklung Einzelhandel 1980-2010 ............................................................... 5

Abb. 5 Beschäftigte im Einzelhandel ......................................................................................... 6

Abb. 6 Marktanteilsentwicklung nach Vertriebsformen ............................................................ 7

Abb. 7 Evolution: Die Polarisierung der Märkte ....................................................................... 8

Abb. 8 Strukturelle Merkmale des Einzelhandels der DDR und der BRD .............................. 10

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1. Einleitung

Um die Entwicklung des Einzelhandels in Deutschland zu verstehen, muss man als erstes

definieren, was man denn genau unter dem Begriff Einzelhandel versteht.

„Funktionelle Definition: Absatz von Waren an Letztverbraucher, d.h. letzte Stufe in der

Distributionskette vom Urerzeuger bis zum Konsument.

Institutionelle Definition: Betriebe bzw. Unternehmen, die ganz oder überwiegend

Einzelhandel betreiben.“ (Blotevogel 2004, 1)

Der Einzelhandel hat die wichtige Funktion des Intermediärs zwischen der Produktion und

dem Verbraucher.

Abb. 1 Einzelhandel im engeren Sinne (Quelle HDE 2010)

Wie man in Abb. 1 erkennt, sind die Umsatzzahlen des Einzelhandels im engeren Sinne von

398,6 Mrd. Euro in 2008 auf 392,1 Mrd. Euro in 2009 um 1,6 Prozent gesunken. Es ist der

stärkste Umsatzrückgang seit 2002 (1,8 Prozent).

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2

In den letzten Jahrzehnten hat sich der Einzelhandel in Deutschland stark gewandelt. Gründe

hierfür sind zum einen die flächendeckende Verbreitung des Kühlschranks. Ab 1960 wurde

aus dem einstigen Luxusartikel ein Alltagsgegenstand, der die gestiegenen Ansprüche an

Bevorratung, Hygiene und Komfort befriedigt. Der Kühlschrank in der Küche änderte die

Ess- und Lebensgewohnheiten. Nahrungsmittel wurden länger haltbar durch die Kühlung und

mussten nicht mehr jeden Tag frisch eingekauft werden. Ein anderer Grund sind die

Transportkosten, welche über die letzten Jahrzehnte auch stetig gesunken sind, wodurch die

räumliche Distanz des Einzelhandels zum Verbraucher zunehmend nur noch eine

untergeordnete Rolle spielt.

Diese Faktoren wirken sich bedeutend auf die Restrukturierung des Einzelhandels der letzten

Jahrzehnte in Formen der Betriebs- und Unternehmenskonzentration, der

Flächenveränderung, den Beschäftigten, der Internationalisierung, der Dynamik der

Betriebsformen, der Dynamik der Agglomerationstypen und der Veränderung der

Konsummuster aus. Wahrnehmbare Disparitäten erkennt man auch in der Entwicklung des

Einzelhandels zwischen der deutschen demokratischen Republik und Westdeutschland,

welche auch durch die Wiedervereinigung nicht vollständig verschwunden sind.

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3

2. Restrukturierung im Einzelhandel

2.1 Betriebs- und Unternehmenskonzentration

Seit den letzten Jahrzehnten geht die Zahl der Einzelhandelsbetriebe in Deutschland zurück.

Ein Grund dafür ist der motorisierte Individualverkehr. Dieser verbreitete sich in den letzten

Jahrzehnten, wie die Transportkosten generell, immer weiter und wurde immer

kostengünstiger. Die Konsumenten sind daher nicht mehr auf den nächstgelegenen Anbieter

angewiesen, sondern weichen auf Anbieter aus, die weiter entfernt sind und vielleicht vom

Preis- Leistungs- Verhältnis attraktiver sind. Durch den gestiegenen Mobilitätsgrad erhöhten

sich also die Reichweite und die Transportkapazitäten der Konsumenten. Angesichts dieser

Entwicklungen kam es zum Wegfall des transportkostenbedingten Konkurrenzschutzes.

(Heinritz et al. 2003, 37 ff.)

Abb. 2 Anzahl der Geschäfte im Lebendmitteleinzelhandel nach Betriebsformen (Quelle: KPMG 2007; Aufbereitung

durch www.dorfladen-netzwerk.de)

Für einzelne, meist kleinere Betriebe, wurde es immer schwerer zu überleben. So kam es zu

einem Rückgang der Geschäfte innerhalb eines Zeitraumes von sieben Jahren (2000-2007)

von 70.463 auf 55.026 Märkte. Besonderes hart wurde die Lebensmittelbranche getroffen, in

der die Anzahl der Geschäfte um 37% sank.

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Abb. 3 Die größten deutschen Lebensmittelhändler (Quelle: TradeDimensions 2008)

Wie man in Abb. 3 sieht, belief sich der Lebensmittelumsatz im Jahr 2007 auf 157,6 Mrd.

Euro, von denen 132,5 Mrd. Euro (87,2%) alleine durch die „Top-10“ der

Lebensmittelhändler erwirtschaftet wurde. Zu den größten unter ihnen gehören die Edeka

Gruppe mit einem Marktanteil von 20,6 %, die Rewe Zentral AG mit 14,7%, Lidl + Schwarz

mit 12,9%, Aldi mit 12,5% und die Metro Gruppe mit 9,1%.

Man kann klar erkennen, dass die Ursachen für die Betriebs- und Unternehmenskonzentration

bei den Kostenvorteilen in Großunternehmen liegen, z.B. bei der Warenbeschaffung oder der

Werbung. Durch größere Absatzmengen können bessere Preise realisiert werden, welche auch

an den Kunden weitergegeben werden können. Es besteht außerdem die Möglichkeit ein

tieferes Sortiment anzubieten. Ein anderer Vorteil ist die Schaltung von landesweiter

Werbung, von der jede Filiale im Land profitiert. Durch die Größe der Unternehmen mit

einem Marktanteil von bis zu 20% besitzen sie eine große Marktmacht. Im Gegensatz zu

kleinen Einzelbetrieben können sie durch Druck ganz andere Abnahmepreise beim

Produzenten realisieren.

Daraus resultiert als erstes die Erosion der meistens kleinbetrieblichen wohnstandortsnahen

Versorgung. Die Versorgungsqualität verschlechtert sich bei nicht motorisierten Haushalten;

meistens im ländlichen Raum. Als nächstes kommt es zu einer Filialisierung der Zentren, das

heißt, dass man in allen Stadtzentren tendenziell ähnliche oder sogar gleiche Geschäfte findet.

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Die Individualität der Stadtzentren stirbt aus. Als letztes kommt es zu der Entwicklung, dass

sich die Ansprechpartner in den Geschäften ändern. Wo früher noch der Eigentümer der Chef

war, spricht man heute „nur“ noch mit dem Filialleiter mit seinen eingeschränkten

Entscheidungsbefugnissen. (Blotevogel 2004, 28)

2.2 Flächenveränderung

In den letzten 30 Jahren kam es fast zu einer Verdopplung der Verkaufsfläche in Deutschland.

Im Jahr 1980 lag die Verkaufsfläche noch bei 68 Mio. m2, im Jahr 2010 kam es fast zu einer

Verdopplung auf 122 Mio. m2. Es gibt jedoch große Unterschiede zwischen den alten und

neuen Bundesländern. So liegt die Fläche für 2010 bei den alten Bundesländern bei

101 Mio.m2, bei den neuen aber nur bei 21 Mio. m

2. Bei ihnen kam es auch in den letzen 30

Jahren nur zu einem geringen Wachstum.

Abb. 4 Flächenentwicklung Einzelhandel 1980-2010 (Quelle: HDE 2009, 6)

Zu den auffälligsten Entwicklungen im deutschen Einzelhandel gehört das weiter

fortschreitende Absinken der Flächenproduktivität (Umsatz pro Verkaufsfläche). So wird

voraussichtlich der Umsatz pro Quadratmeter Verkaufsfläche im Handel von 3.300 Euro im

Jahr 2006 auf 2.900 Euro im Jahr 2010 zurückgehen. (Reuter 2006)

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2.3 Beschäftigte

Der Umsatz im Einzelhandel wird mit immer mehr Verkaufsfläche erwirtschaftet, wodurch

die Flächenproduktivität sinkt. Bei der Arbeitsproduktivität (Umsatz pro Beschäftigten) ist die

Tendenz genau entgegengesetzt. Mit immer weniger Beschäftigten wird der Umsatz erzielt.

Der Trend neigt dazu, Vollzeitkräfte durch günstigere Teilzeitkräfte oder noch günstigere,

auch häufig ungelernte Aushilfskräfte zu ersetzen.

Abb. 5 Beschäftigte im Einzelhandel (Quelle: DESTATIS, HDE nach Blotevogel 2004, 29)

Diese Entwicklung kann man an der abnehmenden Zahl der Vollzeitstellen und den

wachsenden Teilzeitstellen in Abb. 2 im Zeitraum 1998 bis 2002 erkennen.

2.4 Internationalisierung

Die Gründe für die Internationalisierung des Einzelhandels resultieren aus dem hohen

Marktanteil der größten Lebensmittelhändler in Deutschland. Durch diesen

Konzentrationsgrad ist ein weiteres Wachstum der Unternehmen im eigenen Lande schwierig

und die Wahrscheinlichkeit mit den Monopolbestimmungen in Konflikt zu kommen, wurde

immer größer. Auch die Größenvorteile durch die Expansion sind nicht von der Hand zu

weisen. So begann der Aufbruch der nationalen Märkte in Deutschland in den 90er Jahren

mit dem Markteintritt von WalMart mit 21 Wertkauf-SB-Warenhäusern. 1999 erfolgte die

Fusion der beiden größten französischen Handelsunternehmen Carrefour und Promodès zum

zweitgrößten Handelskonzern der Welt. Aber auch deutsche Unternehmen wie z.B. Metro

sind im Ausland aktiv. So konnten sie ihre Umsatzerlöse kontinuierlich von 5% im Jahre

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1987 auf 47,2% im Jahre 2003 steigern. Der REWE Konzern wurde im Jahr 1996 mit der

Übernahme der Billa Märkte international aktiv. Heute können die größten 200

Lebensmittelhändler als multinational angesehen werden. (Hanf, Hanf 2005, 2,3)

Als Folge der horizontalen Expansion entstehen jedoch nur selten neue Betriebe, da meistens

die bestehenden Geschäfte übernommen werden. Sie ist ein Treiber für die

Unternehmenskonzentration und Filialisierung.

2.5 Dynamik der Betriebsform

Der Einzelhandel befindet sich in einem ständigen Wandel, vor allem in den Betriebsformen.

„Alteingesessene Familienunternehmen, die von der Inhaberfamilie seit Generationen am

selben Standort betrieben werden, gibt es immer weniger. Der Einzelhandel ist heute viel

dynamischer […]“ (Bartenbach, Schenk 2002, 17) als noch vor ein paar Jahrzehnten.

Abb. 6 Marktanteilsentwicklung nach Vertriebsformen (Quelle: HDE 2009, 4)

Wenn man sich den Zeitraum von 1996 bis 2008 anschaut, erkennt man die Dynamik der

Betriebsformen gerade an den starken Veränderungen der Marktanteile des Fachhandels, der

Kauf- und Warenhäuser und der Discounter. Der Fachhandel verlor in diesem Zeitraum fast

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die Hälfte von seinem anfänglichen Marktanteil von ca. 30% aus dem Jahr 1996 während die

Kauf- und Warenhäuser und die Discounter ihren Marktanteil fast verdoppeln konnten, von

7,4% bzw. 8,8% auf 15,7% und 14,9% im Jahr 2008.

2.6 Veränderung der Konsummuster

Auch bei den Konsummustern der Käufer erfolgte über die Jahrzehnte ein Wandel. Es kommt

zu einer Aufspaltung zwischen dem reinen Bedürfniskauf zur Befriedigung der

Grundbedürfnisse und dem Erlebniskauf. Durch den Konsum soll auch immer mehr der

Status des Käufers ausgedrückt werden und der Lebensstil repräsentiert werden.

Abb. 7 Evolution: Die Polarisierung der Märkte (Quelle: Burmeister 2005, 5)

Merkmale für diese Prozesse erkennt man an der Entwicklung des Konsums. Wo in den 70er

Jahren noch das mittlere Marktsegment den größten Anteil von 49% im Jahr 1973 am Markt

hat, beträgt der Marktanteil in 2010 nur noch 20%. Was die Mitte verloren hat, wurde in etwa

gleichen Teilen auf die Billigprodukte und die qualitativ hochwertigen Spitzenprodukte

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umverteilt. Es ist ein Markt der Extreme (billig - teuer) geworden, da das mittlere

Marktsegment immer weiter ausdünnt.

2.7 Dynamik bei den Agglomerationstypen

Ein weiterer Faktor ist die Dynamik der Agglomerationstypen. Hier gibt es zum einen die

gewachsenen Zentren. Sie sind die Normalformen, da sie nicht geplant wurden, sondern über

die Jahre gewachsen sind. Sie stehen im großen Konkurrenzdruck zu den neuen Zentrentypen,

wobei sie auch noch strukturelle Wettbewerbsnachteile haben, da sie historisch gewachsen

sind. Zu den geplanten Zentrentypen gehören die Shopping-Center und Fachmarkt

Agglomerationen. Sie werden als Einheit geplant, errichtet und verwaltet. Andere neue

Zentrentypen kommen aus den USA, welche als Trendsetter fungieren. Ein Beispiel dafür ist,

dass die Factory-Outlet-Center, welche ein bestimmtes Warensortiment mit Preisvorteilen

anbieten, immer häufiger auch in Deutschland anzutreffen sind. (Blotevogel 2004, 34 ff)

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3. Vergleich der Standortsysteme DDR und Westdeutschland

Wenn man die Standortsysteme der DDR und Westdeutschland vor der Wiedervereinigung

vergleicht, erkennt man gravierende Unterschiede.

Merkmale DDR 1988 BRD 1985

Zahl der Geschäfte

Geschäfte pro 1000 Einwohner

73412

4,5

326766

5,4

Verkaufsfläche [1000 m2]

VFL pro Geschäft [m2]

VFL pro Einwohner [m2]

5005

68

0,31

65335

200

1,07

Beschäftigte

Beschäftigte pro Geschäft

VFL je Beschäftigten

305592

4,2

16,4

2353000

5,8

27,8

Abb. 8 Strukturelle Merkmale des Einzelhandels der DDR und der BRD (Quelle: EUROSTAT 1993 nach Kulke 1998,

175)

Die Ladendichte der beiden Länder ähnelte sich noch sehr mit 5,4 Geschäften pro 1000

Einwohner in der BRD und 4,5 in der DDR. Ein Hauptunterschied war, dass in der DDR vor

allem flächenkleine Geschäfte anzutreffen waren mit einer durchschnittlichen Verkaufsfläche

von 68 m2 pro Geschäft. Diese waren mit einem verhältnismäßig kleinen Sortiment

ausgestattet und besaßen nur eine geringe Sortimentstiefe. In der BRD waren die Geschäfte

mit 200 m2 pro Geschäft wesentlich größer und besaßen ein wesentlich größeres Sortiment.

Daraus resultierte, dass die VFL pro Einwohner [m2] in der DDR weit unter der der BRD lag

(0,31 zu 1,07 VFL pro Einwohner [m2]). Im Verhältnis wurde jedoch die Verkaufsfläche in

der BRD mit ungefähr dem halben Personal bewirtschaftet. Es bestand ein

Nachfrageüberhang an höherwertigen Artikeln in der DDR. Diese Versorgungslücken konnte

man an dem geringen Non-Food Anteil von nur 36,8% erkennen, wohingegen der Anteil an

Non-Food Artikeln in der BRD bei 80% lag. Die DDR war von der sozialistischen

Unternehmensform geprägt. Die Nachtfrageflexibilität war außerdem in der DDR stark

begrenzt durch das geringe Vorhandensein von Individualverkehr. Die Geschäfte wurden

streng hierarchisch angesiedelt. Die Grundversorgung war aber durch eine hohe Dichte des

Lebensmittelnetzes gewährleistet. Nach der Wiedervereinigung vergrößerte sich die

Nachfrageflexibilität, da durch das gesteigerte Einkommen sich der Individualverkehr

erhöhte. Da es immer noch Einkommensunterschiede zum Westen gab, blieb das Interesse an

preisgünstigen Waren jedoch bestehen. Die einstigen sozialistischen

Einzelhandelsunternehmen wurden mit der Wende privatisiert. (Kulke 1998, 175 ff. )

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4. Fazit und Ausblick

Als Ergebnis der Entwicklung des Einzelhandels in Deutschland bleibt festzuhalten, dass die

geringer werdenden Transportkosten den räumlichen Konkurrenzschutz immer weiter

aushöhlen und es zu einem Verschwinden der untersten Stufe im System der Zentralen Orte

nach Walter Christaller kommt. Auch die flächendeckende Einführung des Kühlschrankes hat

das Kaufverhalten durch die verbesserte Lagerung stark geprägt.

Es hat sich gezeigt, welch unterschiedliche Entwicklungen die DDR und BRD bis zur

Wiedervereinigung durchlaufen haben. Einerseits die DDR mit sozialistischer Prägung,

limitiertem Sortiment, kleiner Verkaufsfläche, begrenzter Nachtfrageflexibilität aber mit einer

hohen Dichte an Lebensmitteleinzelhändlern. Andererseits die BRD mit einem breiten

Sortiment, großer Verkaufsfläche und höherem Individualverkehr.

Die Unternehmenskonzentration wird immer intensiver. Einzelne Geschäfte sind kaum noch

überlebensfähig und werden seit Jahren immer spärlicher. Der einheimische Markt ist so gut

wie gesättigt und die Unternehmen versuchen im Sinne der Globalisierung sich im

internationalen Markt zu etablieren und ihre Umsätze dort zu steigern. Ebenso sind zwei

weitere Trends zu beobachten: zum einen das fortschreitende Absinken der

Flächenproduktivität und zum anderen die steigende Arbeitsproduktivität. Im Übrigen wird

Letztere zunehmends von weniger geschulten Mitarbeitern verrichtet.

Die Zukunft des Einzelhandels liegt im E-Commerce. In den letzten Jahren konnte der

Einzelhandel im elektronischen Handel ansehnliche Umsatzgewinne generieren. Folglich

versuchen immer mehr Unternehmen in dem elektronischen Markt Fuß zu fassen, da er der im

Moment am schnellsten wachsende Markt ist und hohe Gewinne verspricht.

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V

Literaturverzeichnis

Bartenbach H., Schenk W. (2002): Einzelhandel in Leinfelden-Echterdingen Teil 3

Ergebnisse und Handlungsempfehlungen.

Blotevogel V. (2004): Handels- und Dienstleistungsgeographie WS 03/04.

Burmeister K., (2005): Die Mitte lebt! Neue Konsummuster, Gruner + Jahr.

Georg A., (2005): Marktreport Einzelhandel in Deutschland - Welche Chancen haben

Fachmarktzentren?.

HDE (2010): Umsatzentwicklung im Einzelhandel

http://www.einzelhandel.de/pb/site/hde/node/9421/Lde/index.html (01.06.2010).

HDE (2009): HDE-Zahlenspiegel 2009.

Heinritz G., Klein K., Popp M. (2003): Geographische Handelsforschung, Berlin,

Stuttgart: Gebrüder Bornträger Verlagsbuchhandlung.

Hanf C., Hanf J. (2005):Internationalisierung des Lebensmitteleinzelhandels und dessen

Auswirkung auf den Ernährungssektor, Erschienen 2005 im Jahrbuch der

Österreichischen Gesellschaft für Agrarökonomie, Band 14, S. 87-98.

Kulke E. (1998) Wirtschaftgeographie Deutschlands, Gotha: Klett-Perthes.

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VI

KPMG (2007): Anzahl der Geschäfte im Lebendmitteleinzelhandel nach Betriebsformen

http://dorfladen-netzwerk.de/wp-content/uploads/2009/07/Lebensmittel-

Einzelhandel_Statistiken_01_Anzahl-der-Gesch%C3%A4fte_700.jpg (10.05.2010).

Reuter M., KPMG (2006): Trends im Handel 2010

http://www.innovations-report.de/html/berichte/studien/bericht-55130.html

(22.05.2010).

TradeDimensions (2008): Die größten deutschen Lebensmittelhändler

http://www.backnetz.eu/tiki-read_article.php?articleId=1760 (12.05.2010).

Mösgen A., (2008): Regionalentwicklung in Deutschland und ihre Determinanten, Berlin:

LIT Verlag.

Zettel, C. (2006): E-Commerce setzt Wachstum fort

http://pressetext.de/news/060803020/e-commerce-setzt-wachstum-fort/ (03.06.2010).

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VII

Eidesstattliche Erklärung

Hiermit versichere ich, Markus Flore, dass ich die Seminararbeit selbstständig verfasst und

keine anderen, als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe, alle Ausführungen,

die anderen Schriften wörtlich oder sinngemäß entnommen wurden, kenntlich gemacht sind

und die Arbeit in gleicher oder ähnlicher Fassung noch nicht Bestandteil einer Studien- oder

Prüfungsleistung war.

Osnabrück, den 21.06.2010

Markus Flore