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in Stadt & Land & 10/2012 EINFACH . GUT . LEBEN 2 2 Der Türmer von Nördlingen & Stoffdruck aus Ruhmannsfelden & Bieriges Brauchtum > OKTOBER 10/2012 EUR 3,90 HERBSTZEITLOSE & NATURAPOTHEKE: KAMILLE & MARONI & ISMANINGER KRAUTSCHNAPS & TIERLEBEN: DIE GRAUGANS & SÄMISCHE WICHS & BÜTTENPAPIER Fränkische Rouladen Feine Restl-Rezepte vom Kalb Mit Hammer & Herz Der Schmied vom Schliersee Fest der Farben Wenn’s Herbst wird in Bayern

Servus in Stadt & Land - Bayern 10/2012

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Servus in Stadt & Land - Vorschau auf die Ausgabe Bayern 10/2012

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Der Türmer von Nördlingen & Stoffdruck aus Ruhmannsfelden & Bieriges Brauchtum >

OktOber 10/2012

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Fränkische RouladenFeine restl-rezepte vom kalb

Mit Hammer & Herz Der schmied vom schliersee

Fest der FarbenWenn’s Herbst wird in Bayern

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4 Servus

12 Schräg im WindDie Herbstzeitlosen haben jetzt auf den Wiesen ihren großen Auftritt.

18 Sympathische HelferManchmal soll ein Zauberspruch rund um eine Heilpflanze genügen, um wieder gesund zu werden.

22 Aufglühen der FarbenJetzt im Herbst strahlt der Garten der Fischers in Geiersthal kunterbunt.

30 Ein Platzerl zum EinigelnDen stacheligen Gesellen ein Winter-quartier zu bereiten ist ganz einfach.

136 Fliegende ProphetenHöchste Zeit, mit so manchem Vor- urteil gegen Graugänse aufzuräumen.

Natur & Garten 42 Vielseitige Maroni

Die glänzend braunen Früchte der Edelkastanie haben es in sich.

46 Kalb: Der goldene RestLeber, Lüngerl, Herz – fünf regionale Rezeptklassiker für feinsten Gaumenschmaus.

54 Aus Omas Kochbuch Krautpudding für kühlere Tage.

56 Süße EckerlQuarktascherl gehören zum Frühstück wie zur Jause.

58 GrießkramVom Nockerl bis zum Strudel – Schmankerlküche aus den einfachen weißen Weizenkörnern.

Küche 66 Uriges Stoffelbauernhaus

Mit viel Zeit und Liebe machten die Klötzels im Altmühltal ein Jurahaus zum Schmuckstück.

76 Was vom Sommer bliebSamenkapseln und Fruchtstände entpuppen sich für die Herbst-dekoration als kleine Kunstwerke.

80 Basteln mit KindernWie aus Bucheckern lustige Füchse fürs Fensterbrett werden.

84 Vom Feiern & Feuern Ein ausgedientes Fassl und schöne Deko – dann passt beim herbstlichen Kürbisfest einfach alles.

Wohnen

Oktober 2012Inhalt

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92 Der Model-MacherJosef Fromholzer veredelt Stoffe mit Holzstempel-Motiven von früher.

110 A sämische Wichs Die Sperrs gerben auf die alte Art.

122 Die Schöpfung der BütteIn einer alten Mühle stellt Johannes Follmer feinstes Papier her.

126 Der Klang der Berge Hans Thaler und seine Alphörner. 132 Glühende Leidenschaft

Beim Hammerschmied zu Besuch.

142 Die Mutter vom Tegernsee Zu Gast an der herbstlichen Weissach.

Land & Leute 98 Das fünfte Element

Seit dem Mittelalter spielt das Bier eine tragende Rolle im Leben von Altbayern, Franken und Schwaben. Die alten Bräuche rund ums Brauen sind bis heute lebendig.

116 So, Gsell, so!Der Ruf des Türmers von Nördlingen ertönt bis heute. In früheren Zeiten rettete er Menschenleben.

166 Alte Zeiten1812 startete in München ein Mammutprojekt, bei dem eine Hun-dertschaft von Ingenieuren, Mathe-matikern und Künstlern erstmals das Königreich Bayern vermessen sollte.

Brauchtum

3 Editorial 6 Leserbriefe, Altes Wissen 8 Mundart 10 Servus daheim 28 Schönes für draußen 32 Der Garten-Philosoph 34 Gartenpflege, Mondkalender 38 Service: Werkzeug-Pflege 40 Natur-Apotheke: Kamille 64 Schönes für die Küche 74 Fundstück: Malerpinsel als Deko 88 Schönes für drinnen 106 Michael Köhlmeier: Ein bisschen eine Hexe 154 Gutes vom Bauern: Krautschnaps 156 Thomas Glavinic: Zurück aufs Land 160 ServusTV: Sehenswertes im Oktober 164 Feste, Märkte, Veranstaltungen 170 Impressum, Ausblick, Adressen

Titelfoto: Your Photo Today; Engtal, Karwendelgebirge

Standards

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tierleben

evor man ihn sieht, hört man ihn meistens. Da raschelt es zart im Gehölz, wenn der Igel nächtens auf Futtersuche geht. Dazu gesellen sich ein leises Schnau-fen und ein dezentes Niesen. Hat der Igel dann Delikatessen wie etwa Schnecken, Würmer oder Engerlinge gefunden, hört man ihn sanft schmatzen.

Nur wenn er sich von Marder, Dachs, Fuchs oder Uhu bedroht fühlt, wird er laut, mit einem Geräusch, das gemeinhin „Ke-ckern“ genannt wird. Ansonsten ist das klei-ne stachelige Säugetier aber ein absolut ru-

higer und unproblematischer Mitbewohner.Wer einen Igel im Garten hat, freut sich

in der Regel darüber. Bei manchen Völkern, wie etwa den Sinti und Roma, gilt er sogar als Glücksbringer, die Franzosen nutzten früher seine Stacheln für Liebeszaubereien.

Der bei uns heimische Braunbrustigel liebt eine Umgebung mit unterschiedlicher Vegetation wie Hecken, hohes Gras, Büsche und Gehölz. Hier richtet er sich einen fixen Lebensraum ein, schläft tagsüber, nistet zweimal im Jahr und überwintert. Von Oktober bis Ende März, Anfang April hält

der Igel seinen Winterschlaf. In dieser Zeit zehrt er von seinen Fettpolstern. Sinkt sein Gewicht unter 500 Gramm, droht er zu ver-hungern. Dann unterbricht er diese Phase und macht sich dabei schon einmal über Hunde- und Katzenfutter her.

Obwohl der Igel bei uns Menschen mit seinen Knopfaugen und seinem quirligen Getapse Beschützerinstinkte auslöst, soll man ihn im Winter nur im Notfall ins Haus nehmen. Besser ist, Laub und Äste in einer Ecke aufzuschichten, damit er sich sein wärmendes Heim selbst bauen kann. 3

Zeit zum Schlafengehen. Von Oktober bis Ende März versinken die Igel in einen tiefen Schlummer. Wer den stacheligen Gesellen dabei helfen will,

wirft am besten die eigene gärtnerische Ordnungsliebe ein bisschen über den Haufen.

B

Ein Platzerl zum Einigeln

bis zu 8.000 Stacheln bedecken den igelkörper. Die kleinen Säuger werden bis zu 28 Zentimeter lang, ihr Sommer-gewicht beträgt 800 bis 1500 Gramm.

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Das richtige Futter

Der braunbrustigel (Erinaceus europaeus) wirft im sommer bis zu sechs Junge. Diese hohe rate ist wichtig, da igel nur drei (maxi- mal sieben) Jahre alt werden. Die an die 20 gramm leichten säuglinge müssen bis zum Winter 500 gramm wiegen, um zu überle-ben. findet man ein unterernährtes igelbaby, darf man es – so wie auch die ausgewach-senen igel – auf keinen Fall mit Kuhmilch füttern. Davon bekommen sie Durchfall. Besser Katzenmilch nehmen und später Katzenfutter mit Haferflocken vermischen (damit die Katze fernbleibt) oder ungewürz-tes Hack sowie gekochte eier servieren. Das mögen auch alte igel gern.

Zu viel Aufräumwut gefährdet den stacheligen Gesellen. Damit der igel gut über den Winter kommt, lässt man am besten laub- und Asthaufen in einer Gartenecke liegen. Daraus baut er sich selbst ein wärmendes nest. Um ihn vor seinen Feinden zu schützen, kann man ihm auch alte Holzkisten bereitstellen oder aus Ziegelsteinen und brettern einen Unterschlupf bauen, den er sich dann selbst einrichtet. Auch im Kompost, in Heuhaufen oder unter Holzstapeln fühlt er sich während der kalten Monate recht wohl.Obwohl der igel mit seinen Stacheln gegen Greifvögel, Marder, Dachs und Fuchs gut geschützt ist, steht er auf der liste der gefährdeten tiere. Sein größter Feind: der Mensch und sein Auto.

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rezepte mit tradition

Der goldene Rest vom Kalb

Früher kamen nicht nur die edlen und mageren Teile der Tiere auf den Tisch. Da wurde einfach alles schmackhaft verkocht. Fünf Klassiker, die auch heute noch gerne gegessen werden.

Redaktion: Uschi Korda & christian teUbner FotoS: eisenhUt & mayer gekocht von: alexander rieder

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FranKen

Rouladen mit Kalbsleber gefülltleberspezialitäten haben in der fränki-schen Küche tradition. Vom Kalb schmeckt die leber am feinsten, und die war schon früher kein arme-leute-essen. die teuerste der innereien kam auch bei der herrschaft auf den tisch. Kalbsleber sollte hell- bis braunrot und vor der zubereitung von Gefäßen und bindegewebe befreit sein. der metzger des Vertrauens bietet sie an den schlachttagen extra an. Von bester herkunft, ist die Kalbsleber sogar rich-tig gesund, weil sie besonders reich an Vitaminen und mineralstoffen ist.

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oberbayern

Kalbsschwanzsuppe mit TomatenWer sie mit liebe zubereitet und sich zwei stunden zeit nimmt, wird mit einer herausragen-den delikatesse belohnt. mit Kalbsschwanz zu-bereitet, ist sie die feinere schwester der och-senschwanzsuppe, die entstand, als einst ein verarmter adeliger aus den in einer Gerberei achtlos abgeschnittenen und entsorgten ochsen-schwänzen ein schmackhaftes essen zauberte. in den oberbayerischen Gasthäusern wird sie nur noch selten angeboten. am einfachsten ist es, die Kalbsschwänze gleich vom metzger zerteilen zu lassen. Wer’s lieber selbst macht und etwas Übung hat: die Gelenke mit dem daumen ertasten und genau an diesen stellen mit einem scharfen messer durchtrennen.

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schWaben

Scharfe Kalbsbäckleihr Fleisch ist unübertroffen zart und leicht durchzogen – doch das war lange in Vergessenheit geraten. heute entdecken immer mehr Fein-schmecker die Vorzüge der schwäbischen Kalbs-bäckle wieder. allerdings sind sie nicht leicht zu bekommen, deshalb: am besten schon mehrere tage vorher beim metzger bestellen. dazu passen nudeln oder körnig gekochter reis.

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niederbayern

Kalbslüngerl mit Gemüseder Kenner weiß zu unterscheiden, denn auf die regionale besonderheit kommt es an. Während der liebhaber des Kalbsbeuscherls im benachbarten Österreich die Kombination von lunge und herz in dem traditionsessen schätzt, bekommt der bayer ausschließlich lunge serviert, wenn er ein saures lüngerl oder lungl, wie man auch sagt, im Wirtshaus bestellt. Und wer die Kalbslunge, wie in unserem rezept vorgestellt, im feinen Gemüsesud im Kühlschrank „reifen“ lässt, wird mit einem wunderbaren neuen Geschmackserlebnis belohnt.

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oberpFalz

Ragout vom Kalbsherzauf dieses essen darf man sich freuen, wenn es draußen langsam kühler wird. dabei ist Kalbsherz überdies noch fettarm, kalorienarm und so unver-gleichlich zart, weil es von maximal vier monate alten rindern stammt. Wie bei allen innereien ist es am besten, das Kalbsherz nur frisch zu kaufen und es möglichst noch am selben tag zuzuberei-ten. seine Frische ist an einer glatten oberfläche erkennbar, die keinesfalls trocken sein und keine risse aufweisen darf.

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zUtaten FÜr 4 personenZeitaufwand: 2 Stunden

2 Kalbsschwänze (ca. 1 kg), vom metzger in Glieder zerteilt1 tl salz1 tl zuckerpfeffer2 mittelgroße zwiebelnK lauchstange100 g Gelbe rüben150 g staudensellerie1 Knoblauchzehe7 el pflanzenölV l trockener Weißwein K l Kalbsfond1 kg vollreife tomaten2 el tomatenmark

zUbereitUnG

1. Die Schwanzstücke mit Salz, Zucker und Pfeffer würzen. Zwiebeln schälen und klein würfeln, das restliche Gemüse grob schneiden. Knoblauch schälen und hacken.

2. Das Backrohr auf 200 °C vorheizen.3. In einer Pfanne 4 EL Öl erhitzen, die

Schwanzteile darin unter Rühren kräf- tig anbraten. Die Hälfte der Zwiebeln zugeben und anschwitzen. Dann das übrige Gemüse einmischen und an- braten.

4. In den vorgeheizten Ofen stellen und ohne Deckel weiterbraten. Einmal wen-den und nach etwa 30 Minuten die ge-hackte Knoblauchzehe zugeben. Wein und Kalbsfond zugießen und weitere 30 Minuten garen.

5. Die gewaschenen Tomaten in grobe Würfel schneiden. In einem Suppentopf 3 EL Öl erhitzen, Tomatenwürfel, die restliche Zwiebel und Tomatenmark zugeben. Aufkochen, zudecken und bei geringer Hitze so lange köcheln, bis die Tomaten vollständig zerkocht sind.

Kalbsschwanzsuppe mit Tomaten

zUtaten FÜr 4 personenZeitaufwand: 1 N Stunden

4 Kalbsschnitzel aus der oberschale (à ca. 120 g)salz, pfeffer300 g Kalbsleber1 salbeiblatt1 el gehackte petersilie1 tl gehacktes liebstöckelkraut2 tl tomatenmark2 el pflanzenöl30 g butterV l trockener WeißweinV l Kalbsfond

zUbereitUnG

1. Die Kalbsschnitzel gleichmäßig dünn klopfen. In einer Reihe auf die Arbeits-fläche legen und die Ränder so beschnei-den, dass Rechtecke entstehen. Mit Salz und Pfeffer würzen.

2. Kalbsleber in Stücke schneiden. Mit den abgeschnittenen Schnitzelrändern und den Kräutern in der Küchenmaschine grob zerkleinern. Tomatenmark unter-rühren, salzen und pfeffern.

3. Diese Füllung auf den 4 Kalbsschnitzeln verteilen und glattstreichen. Die Längs-ränder etwas nach innen klappen und die Rouladen aufrollen. Mit einem Baum-wollfaden umwickeln und verschließen.

4. Zuerst das Öl in einer Pfanne erhitzen, dann die Butter darin zerlaufen lassen. Die Rouladen einlegen und rundherum hellbraun anbraten. Mit Wein ablöschen, etwas einkochen lassen, dann den Fond zugießen. Zugedeckt bei geringer Hitze etwa 30 Minuten schmoren. Dazu passt Gemüsereis.

Rouladen mit Kalbsleber gefüllt

6. Den Kalbsschwanz samt Gemüse unter die Tomaten mischen und bei schwacher Hitze weitergaren, bis das Fleisch weich ist und sich leicht vom Knochen löst. Die Schwanzstücke herausnehmen, das Ge-müse und die Flüssigkeit durch ein feines Sieb passieren. Wenn nötig, die Suppe mit Wasser auf etwa ¾ l auffüllen.

7. Das Fleisch von den Knochen lösen und in kleine Würfel schneiden. Nicht die Knorpel, sondern nur das pure Fleisch verwenden. In die Suppe geben, noch-mals erhitzen, mit Salz und Pfeffer nachwürzen.

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zUtaten FÜr 4 personenZeitaufwand: 2 Stunden ohne Reifezeit

1 kg Kalbslunge1 große zwiebel, K lauchstange, 150 g Gelbe rüben 150 g staudensellerie1 tl salz, 1 tl zucker8 pfefferkörner, 2 lorbeerblätter 4 Wacholderbeeren, 2 petersilienzweigeV l milder rotweinessig, 50 g butter 4 tl tomatenmark, 400 ml Kalbsfond1 el gehackte petersilie, 6 el geschlagene sahne

zUbereitUnG

1. Die Lunge ½ Stunde unter fließendes Wasser legen. Die Zwiebel schälen und in grobe Würfel schneiden. Lauch, Gelbe Rüben und Staudensellerie in große Stücke schneiden.

2. Die Lunge in einen großen Topf legen, mit reichlich Wasser bedecken und auf-kochen. Zwiebel und Gemüse zugeben, wieder aufkochen lassen. Dann die Ge-würze und den Essig zugeben.

3. Bei geringer Hitze etwa 1 ½ Stunden kö-cheln lassen. Die Lunge muss sich ohne Widerstand einstechen lassen. Das Ge-müse (Gelbe Rüben und Staudensellerie) sollte man nach einer Dreiviertelstunde herausnehmen, damit es nicht zu weich wird. Die Lunge ein bis zwei Tage im Sud im Kühlschrank „reifen“ lassen.

4. Die Lunge aus dem Sud heben und auf-schneiden. Die großen Adern entfernen und die Lunge in schmale Streifen schneiden. Gelbe Rüben und Sellerie in Würfel schneiden.

5. In einem Topf Butter zerlaufen lassen. Die Lungenstreifen mit dem Tomaten-mark darin schmoren. Mit dem Kalbs-fond ablöschen, Gemüse und Petersilie einmischen und Schlagsahne unterhe-ben. Dazu passen Petersilienkartoffeln oder kleine Semmelknödel.

Kalbslüngerl mit Gemüse

zUtaten FÜr 4 personenZeitaufwand: 2 K Stunden

8 ausgelöste Kalbsbäckchen2 el pflanzenöl150 g zwiebeln, 2 Knoblauchzehen60 g Gelbe rüben, 30 g sellerieknolle 60 g staudensellerie, 1 rote paprikaschote2 el tomatenmark, 1 chilischote, salz, pfefferK l Kalbsfond, 1 el mehl40 g butter zum anbratenK el edelsüßes paprikapulver 4 el schlagrahm

zUbereitUnG

1. Die Kalbsbäckchen ringsum von Sehnen und Häuten befreien. Diesen „Abfall“ (er macht ungefähr ein Drittel des Gesamt-gewichts aus, also ca. 500 g) klein schnei-den. Zwiebeln und Knoblauch schälen. Zwiebeln würfelig schneiden, Knoblauch zerdrücken. Das restliche Gemüse putzen oder waschen und klein schneiden.

2. In einer großen Pfanne Öl erhitzen, den Bäckchen-Abfall darin anbraten. Zwie-beln und Knoblauch zugeben und an-schwitzen. Gemüse, Tomatenmark und Chili schoten einmischen, mit Salz und Pfeffer würzen. Die Hälfte des Kalbsfonds zu gießen, zudecken, bei schwacher Hitze langsam 30 Minuten schmoren.

3. In der Zwischenzeit die Kalbsbäckchen mit Salz und Pfeffer würzen, mit Mehl bestauben. In einer Pfanne Butter er-hitzen, die Bäckchen darin beidseitig an-braten. Mit dem restlichen Kalbsfond ablöschen. In die Sauce legen, mit Papri-kapulver würzen und wieder zudecken, Langsam schmoren, bis die Bäckchen weich sind (etwa 50 Minuten).

4. Die Bäckchen herausnehmen und warm stellen. Den Schlagrahm in die Sauce rüh-ren, etwas einkochen und die Bäckchen darin nochmals erwärmen. Dazu passen Nudeln oder körnig gekochter Reis.

zUtaten FÜr 6 personenZeitaufwand: 2 K Stunden

2 Kalbsherzen (ca. 1 kg )200 g zwiebeln 1 Knoblauchzehe2 lorbeerblätter2 nelkenK tl pfefferkörner2 Wacholderbeerensalz3 el rotweinessig150 g Gelbe rüben70 g sellerieknolle200 g lauchstange150 g staudensellerie125 ml trockener Weißwein400 ml Kalbsfond3 tl speisestärke1 el gehackte petersilie

zUbereitUnG

1. Die aufgeschnittenen Kalbsherzen waschen und etwa 1 Stunde in Eiswasser legen.

2. In der Zwischenzeit die Zwiebeln und Knoblauch schälen und grob würfeln. Die Herzen in einem großen Topf in kal-tem Wasser ansetzen. Zwiebeln, Knob-lauch, Gewürze und Essig zugeben, zuge-deckt etwa 1 Stunde weichkochen.

3. Gelbe Rüben und Sellerieknolle wa-schen, schälen und kleinwürfelig schnei-den. Lauchstange und Staudensellerie in dicke Scheiben schneiden. Die Kalbs- herzen in Würfel von etwa 2 cm Kanten-länge schneiden. In einem Topf mit dem Gemüse und dem Wein vermischen und aufkochen.

4. Kalbsfond mit Speisestärke verrühren, mit 150 ml der Kalbsherzsuppe unter das Ragout mischen und etwa 20 Minuten leicht köcheln lassen. In Suppentellern anrichten und mit gehackter Petersilie bestreuen.

Ragout vom Kalbsherz

Scharfe Kalbsbäckchen

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hausbesuch

astern aus dem eigenen Garten schmücken die lange hölzerne esstafel, an der bis zu 20 Leute Platz finden. In dem prachtvollen Raum, dem früheren heuboden, feiert die Familie mit Gästen.

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19.000 Arbeitsstunden haben Christa und Roland Klötzel in die Renovierung ihres alten Bauernhauses in der Nähe von Beilngries gesteckt. Heute ist das

Jurahaus aus dem Jahre 1719 das Schmuckstück des ganzen Dorfes. TexT: caRoLIn GIeRmIndL FoToS: Thomas dRexeL

Das Stoffelbauernhaus im Altmühltal

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68 Servus

irsing und Salatköpfe gibt es zu dieser Jahreszeit noch in dem kleinen Bauern garten vor dem Haus. Auch von den Kräutern, die entlang der Mauer wachsen, erntet Christa Klötzel jetzt im Oktober flei­ßig. Sorge macht ihr nur der Maulwurf, der bereits das ganze Jahr hinterm Haus den Garten umgräbt und sich durch nichts ver­treiben lässt. „Vielleicht sollte ich mich ein­fach mit ihm arrangieren“, lacht die Haus­besitzerin und wundert sich, mit welch Kleinigkeiten sie sich mittlerweile aus­einandersetzen darf.

Drei Jahre lang schufteten Christa und Roland Klötzel beinah Tag und Nacht, um das Stoffelbauernhaus – so der Hausname der Vorbesitzer – zu dem zu machen, was es heute ist: ein stolzes, prächtiges und preis­gekröntes Bauernhaus mitten im Dorf. Im Nachhinein, gesteht Christa Klötzel, frage sie sich oft, woher sie die Kraft genommen haben. „Es war schon eine knackige Zeit. So etwas macht man nur einmal im Leben.“

dIe FLachen dächeR deR JuRahäuseR

Früher lebte das Ehepaar mit den beiden Söhnen Manuel und Timo in einer kleinen Haushälfte am Rande von Ingolstadt. Weil die Wohngegend immer städtischer und es im Haus immer enger wurde, beschlossen sie vor dreizehn Jahren, aufs Land zu zie­hen. Ein altes Haus sollte es sein, weil „wir eine Schwäche für alte Sachen hatten“, er­zählt Roland Klötzel.

Mit dem Zirkel zog das Paar einen Kreis auf der Landkarte, denn der neue Wohn­ ort sollte nicht weiter als 35 Kilometer von Ingolstadt entfernt liegen. An den Wochen­enden klapperten sie dann die Dörfer ab und hielten nach einem alten, leerstehen­den Jurahaus Ausschau – einem dieser typischen Bauernhäuser, die entlang der Altmühl stehen.

Jurahäuser, die es vermutlich seit dem 12. Jahrhundert gibt, sind meist eingescho­ßige Wohnstallhäuser, deren Dächer welt­weit einzigartig konstruiert sind. Ganz flach geneigt ist das Dach, und der Dachstuhl ist massiv gezimmert, damit das Haus die schweren Legschieferplatten tragen kann, mit denen es eingedeckt ist. Diese Kalk­steinplatten stammen aus der Region und sind Überbleibsel des Jurameeres, das sich vor 200 Millionen Jahren über dem Alt­mühltal ausbreitete. Korallen und Pflanzen­reste lagerten sich vor Urzeiten auf dem

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die gute stube mit dem großen esstisch zum brotzeitmachen ist Familientreffpunkt. die grüne Wand, ein abgebeiztes bett als Lesesofa und der grüne Kachelofen machen die stube noch gemütlicher. der dielenboden stammt aus einem abrisshaus. In der Küche (Fotos unten) wird gebrutzelt, gebraten und Wein verkostet. der alte herd ist in betrieb.

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schöne deko ist das steckenpferd der hausherrin. die weiße Gladiole (oben), natürlich ein Grampersdorfer Gewächs, passt perfekt zur grün-weiß gekalkten Wand. die Treppe (Foto unten) führt zum umgebauten heuboden.

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das riesengroße sofa unter den dachbalken des Jurahauses hat Roland Klötzel aus alten brettern selbst gebaut. sogar die beschläge sind eigenhändig geschmiedet. die möbel stammen ent weder von Flohmärkten oder aus dem Fundus des früheren bauernhauses.

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Servus 71

Meeresgrund ab und versteinerten im Laufe der Zeit zu Plattenkalkschichten.

Auch das Haus der Klötzels im Beilngrie­ser Ortsteil Grampersdorf hatte einst dieses typische Dach, doch wurden die Legschiefer­platten irgendwann durch weniger schwere Betontaschen ersetzt. Auch andere Elemente des Hauses wurden moderner Zweckdien­lichkeit geopfert: Aus den vielen kleinen Fenstern wurden wenige große. Und rund ums Haus war „asphaltiert und betoniert für die Ewigkeit“, erzählt Roland Klötzel.

Trotzdem schlug das Paar wenige Stun­den nach der Besichtigung zu. „Eine reine Bauchentscheidung“, sagt der Hausherr. „Die unverbaute Lage auf der Nordseite und die rund 3.000 Quadratmeter Grund dazu haben mich auf Anhieb überzeugt.“ Christa Klötzel wiederum konnte sich schon nach dem ersten Rundgang vorstellen, wo bald der Christbaum stehen werde. „Ich kriege jetzt noch ein mulmiges Gefühl, wenn ich daran denke, wie unbedarft wir an die Sache herangegangen sind“, schüttelt sie heute den Kopf.

Denn die Freude hielt nicht lange. Ein erfahrener Bauingenieur, selbst Besitzer eines sanierten Jurahauses, rechnete den beiden vor, was auf sie zukommen werde. „Das wäre in keiner Weise finanzierbar ge­wesen. Unmöglich“, sagt Roland Klötzel.

neue FensTeR nach aLTen VoRbILdeRn

Nach einer kurzen Schockphase spuckten die Klötzels selbst in die Hände. Rolands Leben sah in jener Zeit so aus: Nachtschicht bis sechs Uhr früh in Ingolstadt, mittags aufstehen, auf der Baustelle arbeiten, du­schen, essen und wieder zur Nachtschicht. Drei Jahre. Ein ganzes Jahr lang verputzte der gelernte Werkzeugmacher nur Innen­räume. Das hieß: Kalk ablöschen, damit den Mörtel anrühren, diesen mit der Schub­karre ins Haus fahren und Kelle für Kelle mit der Hand an die Mauer werfen. Tag für Tag. ➻

9Drei Jahre

unD viel liebe SchenkTen Die

klöTzelS ihrem heim. „DaS machT man nur einmal im leben“, Sagen

Sie heuTe. 9

ein bad in der freistehenden Wanne entschädigt für manche unbill des Tages. aus einem alten balken hat Roland Klötzel eine armaturen-halterung geschliffen (oben rechts). der boden ist mit solnhofer Platten, einem warmen naturstein, ausgelegt.

das schlafzimmer der Klötzels ist ganz oben unter dem Giebel. Foto unten: das ehepaar genießt einen ruhigen abend bei Kerzenlicht und Wein.

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Wein bewächst das hölzerne Gerät aus einer beilngrieser mühle. Karl Plazotta hat früher damit die spreu vom Weizen getrennt. Frühstück im Garten (Foto links) ist ein besonderer Luxus für sonntage.

alte Kannen, Töpfe und schmiede- arbeiten: deko-artikel gibt’s im hofladen der Klötzels. die besen- herz-Waage-Installation (Foto rechts) steht vor dem eingang.

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Servus 73

Zuvor hatte das Ehepaar rund 70 Kubik­meter Erdreich eigenhändig aus dem Haus geschoben, weil der Lehmboden im Erd­geschoß einen halben Meter vertieft werden musste, um Rohre und Leitungen ver legen zu können. Sämtliche Wasser­, Abwasser­ und Stromleitungen mussten neu gemacht und die Eternitplatten an den Außenfassa­den entfernt werden. Und es gab keine sa­nitären Anlagen – lediglich ein Plumpsklo über der Jauchegrube.

Die neuen Kastenfenster aus Fichte hat dann ein Schreiner nach alten Vorbildern gezimmert, schließlich wollte das Paar vor allem eines: ein richtiges Jurahaus, so origi­nal wie nur irgendwie möglich. „Wir haben bei der Instandsetzung nur mit Kalk, Kalk­stein, Wasser, Holz und Sand gearbeitet“, betont der Bauherr.

Beim Innenausbau legte man ebenfalls Wert auf natürliche Materialien. Für die meisten Böden wurden Solnhofer Platten verlegt, ein Naturstein aus der Region. Eini­ge Treppen und Türen haben die beiden aus Abbruchhäusern gerettet und eingebaut. „Alle unsere Freunde und Bekannten“, ge­steht Christa Klötzel lachend, „mussten

nach verfallenen Häusern Ausschau hal­ten.“ Das Resultat ist ein stimmiges, fast dreihundertjähriges Haus, das viel von ver­gangenen Zeiten erzählt und den neuen Bewohnern ein behagliches Zuhause ist.

Auch Manuel und Timo, die beiden Söh­ne, fühlen sich rundum wohl im früheren Stoffelbauernhaus. Die beiden wohnen im oberen Stock, im ehemaligen Getreide­speicher, und schätzen sehr, dass sie dort ungestört Musik machen können. Dennoch plagt Roland Klötzel manchmal das schlech­

te Gewissen, weil die Söhne während der Umbauzeit zu kurz kamen und er als Vater in mancher Entwicklungsphase nicht immer präsent war. „ Aber dann denke ich mir wie­derum: Wir haben ihnen gezeigt, dass alles möglich ist, wenn man es nur will.“

Ruhe geben die Klötzels aber auch jetzt noch nicht. Seit ein paar Jahren veranstaltet Christa Ende November einen Hofmarkt, zu dem sie Kunsthandwerker aus Nah und Fern einlädt. Neben dekorativen Dingen für Haus und Garten gibt es dann selbstver­ständlich auch Krapfen, Bratwürste und jede Menge Leckereien zu kaufen. Um das leibliche Wohl der Besucher kümmern sich nämlich die Grampersdorfer Nachbarn. Das ganze Dorf bäckt und brutzelt für die Gäste, die von Jahr zu Jahr zahlreicher in den 175­ Seelen­Ort pilgern.

Am Ende des jährlichen Markttages lehnt sich das Ehepaar Klötzel zufrieden zurück und freut sich. Über das Haus. Über das wun­derbare Dorf, in dem sie wohnen dürfen. Und über das Leben, das einen gelegentlich doch für so manche Mühe entschädigt. 3

Traumanwesen in ocker: die vielen Fensterläden hat die hausherrin alle eigenhändig mit Leinöl gestrichen. die Rückseite des hauses dient vor allem als Rückzugsort. essen unter der hölzer- nen Überdachung oder in der hängematte liegen, lesen und sonnen.

9Treppen,

Türen, alTe holzbalken – So

mancheS guTe STück STammT auS abbruchhäuSern. unD alle FreunDe

unD bekannTe SuchTen miT.

9

Kontakt: www.r-c-kloetzel.de

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TradiTion

Allabendlich trägt der Wind bis heute den Ruf des Türmers von Nördlingen über die Dächer der Stadt. Eine Tradition,

die einst das Leben vieler Bürger rettete – aber manchmal auch forderte. TexT: ChrisTl rauner FoTos: Jörg Koopmann

So, Gsell, so!

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servus 117

riedliche Stille hat sich über die Altstadt von Nördlingen gelegt. Umhüllt von der

Finsternis ragt der „Daniel“, der 90 Meter hohe Turm der St. Georgskirche, dem fun-kelnden Sternenhimmel entgegen. Noch mächtiger wirkt er jetzt. Steinern, erhaben, ein Monument spätgotischer Geschichte. Nur ganz oben, aus einem Fensterchen, dringt Licht in die Dunkelheit der Nacht.

Wenige Sekunden noch, dann schlägt die Stundenglocke des Daniel 14-mal ihr hohes „Dong“ an. 10 Uhr nachts ist es, die volle Stunde. Schon öffnet sich das Fenster, eine Gestalt taucht auf – der Türmer von Nördlingen. „So, Gsell, so!“, hallt sein Ruf über die Dächer. 600 Meter, bis weit hinter die Stadtmauer, ist er zu hören.

Und wenn man jetzt die Augen schließt und die Gedanken ein wenig fliegen lässt, dann ist das wie eine kleine Zeitreise ins Mittelalter. In eine Welt, in der bei Sonnen-untergang noch die fünf Stadttore schlos-sen, um die braven Bürger vor Gauklern, Gesindel und anderen üblen Gestalten zu schützen. Als Feuersbrunst und feindliche Heere Hab und Gut und Leben bedrohten.

Und wenn von unten wie ein Echo das „So, Gsell, so!“ hinaufschallt, dann möchte man meinen, es sei die Antwort der Tor-wächter und Scharwachen auf den Türmer-ruf, die sich einst gegenseitig kontrollierten. Alle Wachen auf ihren Posten – das sollte der Ruf bedeuten. Schlafet süß, ihr Nörd-linger. Keine Gefahr lauert vor der Stadt.

Aber wir schreiben das Jahr 2012. Die Antwortrufer von unten sind keine Wächter, sondern muntere Nachtschwärmer. Und der Türmer oben im Daniel muss mit seinem „So, Gsell, so!“ längst niemanden mehr kon-trollieren, geschweige denn beschützen.

der höChsTe angesTellTe der sTadT

Nur die Tradition von damals, die ist bis in unsere Tage geblieben. So ruft der Türmer bis heute sein „So, Gsell, so!“ zwischen 22 Uhr und Mitternacht, fünfmal, jeweils zur halben Stunde. Nach Süden, nach Wes-ten, nach Norden und nach Osten. „Und wenn ich eine Antwort hör“, sagt Türmer Werner Güthner, 61, „dann freu ich mich je-des Mal riesig und ruf gleich noch einmal hinterher.“ Das „Gsell“ – im Schwäbischen steht es für „Geselle“ – formt er mehr zu ei-nem ö als einem e, wie er verrät, „weil sein Ruf so noch klarer und ferner zu hören ist“.

Seit sechs Jahren wacht Güthner nun schon über diese Tradition. Nicht aus reiner Freude oder weil er einem geschichts-

F

Türmer Werner güthner, hier in der früheren Bürgertracht mit lodenweste und Filzhut, genießt den nächtlichen Blick über sein nördlingen: „im warmen schein der laternen sieht es aus, als würde die stadt glühen.“

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9Gleich unTer

dem AussichTskrAnz des „dAniel“ hAT der Türmer sein reich.

9

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servus 119

trächtigen Hobby frönt. Nein, es ist sein Beruf. Der gebürtige Nördlinger und frü-here Reiseverkehrskaufmann ist einer der letzten Türmer. Man nennt ihn hier gern den höchsten Angestellten der Stadt. Weil sein Arbeitsplatz hoch droben im Daniel ist, im „Türmerstübchen“, gemütliche zehn Quadratmeter klein, Klappbett, gusseiser-ner Ofen. Dort arbeitet und schläft er.

Freilich, so spartanisch und freudlos wie einst bei seinen mittelalterlichen Kollegen geht es dort nicht mehr zu. Seine Dienst-wohnung hat Internet, Fernsehen und eine winzige Nische zum Kochen. Und würde er bei der Arbeit mal einnicken – was na-türlich nicht passiert –, müsste er das heute auch nicht mehr mit Folterqualen oder dem Leben bezahlen. Den Pranger am Rathaus, neben dem eine verschlossene Eisentür ins ehemals gut genutzte Verlies führt, kann er vom Daniel allerdings noch gut sehen.

Wie man sich erzählt, kauerten dort sei-nerzeit auch zwei Torwächter und harrten ihres Schicksals, bis man sie schließlich mit der Vierteilung bestrafte. So ist es ausge-

rechnet ihrem traurigen Schicksal zu ver-danken, dass der Türmerruf „So, Gsell, so!“ über die Jahrhunderte erhalten blieb und die mahnende Legende um Ehre, Treue und Verrat bis heute jedes Schulkind kennt.

„Es ist die Geschichte von der Sau“, be-ginnt Güthner zu erzählen, „und man sagt, sie habe sich im Jahre 1440 zugetragen.“

eine sau War die reTTung

Eines Abends, so heißt es, wollte die brave Lodenwebersfrau Dauser im Gasthaus Gol-dener Pfau für ihren Mann noch eine Kanne Bier besorgen. Als sie am Löpsinger Tor an-kam, traute sie ihren Augen nicht. Stand dort doch tatsächlich eine entlaufene Sau und rieb ihr Hinterteil an einem Torflügel. Die Webersfrau entdeckte, dass das Tor gar nicht verschlossen war. Da regte sie sich furchtbar auf, schrie laut und drohend in die Nacht, was die Wächter versäumt hat- ten – eben jenes „So, Gsell, so!“.

Die Wächter aber waren gar nicht ein-geschlafen – was verwerflich genug gewe-sen wäre. Viel schlimmer: Sie hatten sich

ausgerechnet vom feindlichen Oettinger Grafen Hans von Wallerstein bestechen las-sen, das Tor nur anzulehnen, damit er die reiche Stadt überfallen und erobern konnte.

Einer einfachen Sau – und natürlich der braven Webersfrau – ist es also zu verdan-ken, dass Nördlingen vor der Eroberung gerettet wurde. Die Kirchengemeinde ent-schloss sich daher im 18. Jahrhundert, dem Borstenvieh zu Ehren an jedem 7. Janu ar einen Gottesdienst abzuhalten, die soge-nannte „Saupredigt“. Dieser Tradition blieb sie bis zum 19. Jahrhundert treu.

Rund 190 Türmer haben auf dem Daniel und seinem Vorgängerturm bis heute ihren dürftig bezahlten Dienst getan. Einer von ihnen, Karl Wild († 2010), hatte sich sogar die Mühe gemacht, historische Rechnungen aus den Archiven zu suchen und alle Aus-gaben auf einer großen blauen Papierrolle im Türmerstübchen festzuhalten.

So steht in einer Kammerrechnung von 1492 geschrieben: „Den zwayen Wachtern uff dem Stain, dass sie die Mess do oben blieben sind geschenkt 2 Gulden 2 Hel-

das „Türmerstübchen“ hoch droben auf dem „daniel“: gemütliche zehn Quadratmeter mit Bildergalerie, historischem eisenofen, Klappbett im Kasten neben der Tür und Körbchen für die schmusekatze „Wetterstein“. die Tür führt raus zum Kassenraum.

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120 servus

ler.“ Seit mehr als hundert Jahren sind in einer kleinen Fotogalerie an der Wand des Türmerstübchens auch die Türmer selbst verewigt. Türmer zu sein galt als ehrenwer-ter Beruf, der oft sogar in der Familie blieb. So finden sich die Vorfahren der heutigen Nördlinger Familien Beyschlag oder Schü-len zum Beispiel wiederholt in den Annalen. Auch wenn die eremitisch lebenden Türmer gerne als kauzig oder sonderbar galten.

Aber das muss einen nicht weiter erstau-nen, durften sie ihr Türmerstübchen doch nur ausnahmsweise verlassen und mussten sich, auch wenn sie mal Urlaub beantrag-ten, den Lohn für einen Vertreter vom kärg-lichen Jahressalär absparen.

Werner Güthner, sein Co-Türmer Günter Burger sowie die drei Urlaubsvertreter füh-ren selbstverständlich ein privates Leben. Güthner verbringt seine Freizeit im eigenen Häuschen unten in der Stadt und kommt morgens zum Dienst mit Verpflegung im Rucksack angeradelt. Er sperrt das große Eisentor auf und steigt unangestrengt ohne Schnaufen und Keuchen die 351 Stufen em-

por. Kaum zehn Minuten braucht er. Sein Trick: Bei jeder zweiten Stufe einatmen und schön im Rhythmus bleiben. Weit mehr als 22.000 Höhenmeter legt er im Jahr zurück, hat er mal zum Spaß ausgerechnet.

eine auFgaBe miT WeiTsiChT

Kann es wirklich ein Vollzeitjob sein, zwei Stunden täglich „So, Gsell, so!“ zu rufen?

„Nein, natürlich nicht“, wehrt Güthner mit einem Lachen ab, „ein Türmer hat schon einiges mehr zu tun.“ Laut Vertrag arbeitet er 32,5 Stunden. Von morgens 9 Uhr bis abends um 19 Uhr dauert im Sommer seine erste Schicht. Da muss er Eintritt kassieren und die Besucher auf dem Daniel betreuen. Wartenden Japanern auf dem schmalen Aussichtskranz in 70 Metern dankt er mit einem höflichen „ArigatŌ“, Portugiesen be-grüßt er mit „Muito boa tarde, Senhoras e Senhores“. Die wichtigsten Wörter kann er in sechs Sprachen. Und es gibt so viele Fra-gen zu beantworten, über das Leben eines Türmers, über Nördlingens Geschichte – und natürlich über den 25 Kilometer gro-

ßen Rieskrater, Nördlingens geografische Sensation. Wo der denn nun sei, wollen Be-sucher immer wieder wissen, während sie auf dessen sanft bewaldeten Rand im Süden blicken und nicht glauben mögen, dass sie auf dem Daniel selbst ein Teil davon sind.

Bis zu 18 Kilometer kann man auf dem Turm bei guter Sicht in die Ferne blicken. Hat er auch schon mal was entdeckt und gemeldet? Güthner lacht: „Ja, ein Feuer in einem Dorf.“ Da brennt ein Haus, dachte er, und war ganz aufgeregt, als er das Feu- er meldete. Bis sich herausstellte: Es war nur Heu, das ein Bauer verbrannte.

Dafür kann Güthner gute Wetterdienste leisten. Als offizielle Außenstelle des Deut-schen Wetterdienstes in Weißenburg, an den der Türmer dreimal täglich Windrich-tung und -stärke, Sichtweite, Wolkenbe-deckung und Temperaturen meldet. Ganz schön viel statistische Arbeit.

Wenn es dann abends ruhiger wird und der Türmer um 19 Uhr unten am Eingang die Tür hinter dem letzten Besucher ge-schlossen hat, geht es noch einmal rauf auf

Jeder Blick vom „daniel“ auf die altstadt sei schön, sagt Türmer Werner güthner. aber die aussicht über den oberen Wasserturm zum ipf (668 m), dem Tafelberg nördlingens am Westrand des ries, liebt er noch ein bisschen mehr.

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servus 121

servus-Tipp: Nachtspaziergang durch die Altstadt zum Türmerruf am Daniel. Info: 09081/841 16, www.noerdlingen.de

den Daniel. Sicherheitshalber ein weiteres Mal alle Räume und den Aussichtskranz kontrollieren und den Abfall beseitigen.

Nur gut, dass er dann Damengesellschaft hat. Da kann man auch mal eine Runde schmusen und die Dame hinter dem Öhr-chen kraulen. Stopp, nichts Falsches den-ken! Ist alles offiziell genehmigt und sogar als Kostenfaktor mit 100 Euro pro Monat vom Stadtrat im Etat gebilligt. Die Dame heißt „Wetterstein“, benannt nach dem al-ten Turmnamen des jetzigen Daniel, und ist eine süße weiß-rot-schwarze Katze.

ein sChnurrendes masKoTTChen

Vor drei Jahren, als sie noch ganz klein war, hatte sie ein Junge hinter einer Treppe ge-funden und nach oben gebracht. Dort ist sie geblieben – mit Ausgangsrecht nach drau-ßen, wann immer sie Lust hat, die Treppen runter und wieder rauf zu sausen. „Wetter-stein ist unser Maskottchen“, sagt Güthner, „der eigentliche Star auf dem Daniel.“

Werner Güthner liebt seine Arbeit, auch wenn jetzt langsam die härteren Winter-monate nahen. Da wird’s droben auf dem Turm ganz schön zugig. Ein kleiner Elektro-heizkörper und eine heizbare Teppichplatte haben zwar nach einem Brand im Türmer-stübchen den bulligen Eisenofen aus dem Jahr 1734 abgelöst. Trotzdem wappnet sich der Türmer gegen die Kälte mit Mehrschicht-verfahren. Kurze plus lange Unterwäsche, dickes Baumwollhemd und zwei Pullover unter dem blauen Rieser Bauernkittel, Ther - mo- oder Lederhose. „Im Vorraum des Tür-merstübchens, wo die Kasse steht, herrschen im Winter Minusgrade.“ Der Turm ist nach allen Seiten offen.

Aber dann wird’s oben auf dem Daniel auch ruhiger, und der Türmer findet Zeit, seinen eigenen Gedanken nachzugehen. Dann kann er auch ein paar Minuten den Blick auf die Stadt genießen oder auf das schmucke Fachwerkhäuschen aus dem Jahr 1364, in dem er seine Kindheit verbracht hat. „Am schönsten ist es in der Dämme-rung“, sagt Güthner, „wenn die Laternen ihr warmes Licht über die Gassen legen. Da sieht es aus, als würde die Stadt glühen.“

Wenn er so dasteht und in die Ferne schaut, stellt sich auch ein Abstand ein, eine Distanz zu den Alltagsproblemen. „Ja“, sagt er nachdenklich und ein wenig leiser, „seit ich da oben bin, habe ich ein Stück mehr meinen Seelenfrieden gefunden.“ 3

am ofen von 1734 (Foto o. re.) kann sich „Wetterstein“ nicht mehr wärmen. der ist außer Betrieb wie die schöne alte uhr (Foto o. li.). unten: Werner güthner beim Türmerruf.

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Fast vergessen

Wie vor Jahr und Tag schmiedet Josef Geisler in der historischen Hammerschmiede im oberbayerischen Josefstal Äxte, Hauen oder Rindenschäler. Und die Forstleute

der Umgebung sorgen dafür, dass sich der Handwerker ja nicht zur Ruhe setzt. TexT: stephanie Lahrtz FoTos: FLorian bachmeier

Glühende Leidenschaft

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servus 133

etall trifft auf Metall, jeder Schlag dröhnt ohrenbetäubend. Der Nach-hall hat kaum Zeit, sich im kleinen Raum der Hammerschmiede zu verbreiten, schon knallt der nächste Schlag. Ein intensiver Ge-ruch nach heißem Metall hüllt uns ein.

Wir sind bei Josef Geisler, dem Schmied in Josefstal am Schliersee. Das mächtige Kernstück seiner Werkstatt sind zwei manns- hohe und tonnenschwere eiserne Hammer-kolosse. Immer wieder fällt der Hammer-kopf auf eine Eisenplatte, auf die Josef das rot glühende, noch rohe Axtblatt gelegt hat. Der Sepp – wie man den Schmied im Dorf nennt – dreht und wendet es, wie er es braucht, und bringt es mit jedem Schlag ein Stück mehr in die gewünschte Form.

ruhige hand und vieL erFahrung

Hinter den Schlägen des gewaltigen Schmie - dehammers steckt ungeheure Kraft. Richtig fest muss der Schmied die Zange mit dem Axtblatt packen, damit die Wucht des Ham-mers sie nicht aus seinen Händen schlägt. In jeder seiner Bewegungen liegt die Ent-schiedenheit jahrzehntelanger Erfahrung. 75 Jahre ist der Sepp, aber noch immer hat er eine ganz ruhige Hand.

Der Hammer schlägt seine harte Melo- die an. Mal schneller, mal langsamer. Der Sepp kann den Schlagrhythmus mit dem sogenannten Füßbügel regulieren. Ein großes Wasserrad, das sich draußen am Haus dreht, treibt den Hammer über Stan-gen und Transmissionsriemen an. Und der Hachelbach aus dem hinteren Josefs- tal sorgt dafür, dass das Wasserrad in Schwung bleibt.

Erst vor zwölf Jahren ließ Josef Geisler das gewaltige Rad mit einem Durchmesser von 4,7 Metern erneuern. Doch das Schmie-den, das geht wie vor gut 100 Jahren, als die Hammerkolosse hier in die heute 300 Jahre alte Schmiede eingebaut wurden.

Noch ein Hammerknall – und der Sepp ist mit der Form des Axtblattes zufrieden. Er trägt es zurück ins Schmiedefeuer. „Des muss a ganz b’sondere Kohle sein, eben Schmiedekohle, die verbrennt net so schnell und macht a hohe Hitzn“, erzählt er, wäh-rend er das Axtblatt in die 800 Grad heißen Flammen hält. Als es glüht, legt Sepp es auf den kniehohen Amboss hinter sich. Die Fun-ken sprühen.

M

in einer hölzernen rinne (oben) gelangt das bachwasser zum großen Wasserrad, das sich gut geschützt im angebauten holzverschlag dreht. es treibt die gewaltigen hammerkolosse in der Werkstatt von Josef geisler an (unten).

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134 servus

Jetzt kommt die Feinarbeit. Sepp nimmt einen gewöhnlichen Hammer in die Hand. Ein paar gezielte Schläge nur – und die Rän-der bekommen eine scharfe Form, das Eisen wird verdichtet und noch robuster.

Mann und Metall dürfen sich jetzt ausru-hen. Das Axtblatt lehnt Sepp zum Abkühlen an den Ambossfuß, er hängt den Transmis-sionsriemen ab, kein Schlag, kein Dröhnen ertönt mehr – Stille liegt über der Werkstatt. Nur draußen quietscht leise das Wasserrad.

vom schLosser zum schmied

Nun hat der Schmied ein bisschen Zeit, uns von früher zu erzählen. Eigentlich ist er ge-lernter Maschinenschlosser und stammt aus Bad Aibling. Doch dann suchte sein Firm- pate, der damalige Schmiedechef, einen Nachfolger. Also zog Josef Geisler als Gesel-le 1957 nach Josefstal und lernte das Bedie-nen der schweren Schmiedehämmer, das richtige Anfeuern, das passgenaue Schleifen und was sonst noch alles dazugehört.

1972 übernahm er die Hammerschmie-de. Einige Jahre später bauten er und seine

arbeitshandschuhe und brille braucht Josef geisler nur manchmal. bevor er mit einem handhammer noch die letzten schläge ausführt, macht er das axtblatt im Feuer glühend rot (Fotos oben). Wenn er das heiße eisen zum härten kurz ins Öl hält, lodern sofort die Flammen hoch.

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servus 135

und mit am Eisendorn des Loch Zentimeter für Zentimeter neidrucka.“ Heute kauft Josef Geisler Rohlinge mit vorgefertigtem Loch in Österreich.

scharFe ränder müssen sein

Zurück zur Arbeit. Das Axtblatt ist jetzt aus-reichend abgekühlt, und der Sepp kann es wieder ins Feuer halten. Die vorderen Zen - timeter des Keiles müssen noch mit einem speziellen Öl gehärtet werden.

Als der Schmied das glühende Eisen ins Öl taucht, entzündet es sich. Es gibt ein lau-tes Zischen. Fast einen halben Meter hoch schlagen die Flammen. Eine Minute dauert das Spektakel, bis Josef Geisler das Blatt wieder herauszieht.

Langsam „läuft“ eine bläuliche Linie nach vorn. Fast wie ein Faden zieht sie sich bis hin zur Schneide. Man nennt sie die An-lassfarbe. Sie entsteht an der Trennung zwi-schen geöltem und nicht geöltem Eisen.

Erst wenn die Linie vorn angekommen ist, taucht Sepp das Blatt erneut und jetzt ganz kurz ins Härteöl. Macht er das nur ein

Frau ihr heutiges Wohnhaus direkt an die Schmiede. So war der Arbeitsweg kurz, bis heute für den rüstigen Rentner ein Vorteil.

„I bin no immer fast jeden Tag in der Schmiede, wenn auch meistens nur mehr für a paar Stundn“, erzählt er mit einem verschmitzten Lächeln. „I kann ja net den ganzen Tag auf d’ Berge nauf oder Radl fahren.“

Dass er sich zur Ruhe setzt, das würden seine vielen Stammkunden sowieso nicht zulassen. Meist sind es die Forstleute aus der Umgebung oder aus dem Werdenfelser Land, die beim Sepp neue Werkzeuge be-stellen oder die alten reparieren lassen. Ein vom Geisler geschmiedetes Arbeitsgerät – das wissen die Leut – hält fast ewig.

Früher hat der Sepp sogar die Rohlinge für die Äxte und andere Werkzeuge noch selbst gemacht – aus einem dicken Eisen-klumpen. „Das Schwierigste war, des Loch neiz’drucka, in des dann später der Holz-stiel kimmt“, erinnert sich der Schmied. „Des hat Stunden gedauert, immer wieder musst’ ma den Klumpen im Feuer erhitzen

bisschen zu früh, kann das Axtblatt leicht brüchig werden.

Eine echte Axt ist kein Dekorationsobjekt. Deshalb muss Sepp die Ränder noch rich- tig scharf schleifen. Fürs Schleifen zieht er jetzt sogar Handschuhe, eine Schutzbrille und eine dicke Schürze an. Es kreischt laut, uns läuft die Gänsehaut über den Rücken, und wir treten schnell nach hinten, damit uns die Funken nicht erwischen.

Ganz zum Schluss wird noch der Stiel eingepasst. Auch das macht der Sepp wie alles andere: gelassen, bedächtig – und ganz exakt.

Sepp klopft noch mal auf das neu ge-schaffene Werkzeug in seiner Hand, fast möchte man meinen, dass der Schmied die fertige Axt liebevoll tätschelt, bevor sie den Besitzer wechselt. 3

nach dem härten raucht das axtblatt, und eine bläuliche Linie „läuft“ nach vorn bis zur schneide. erst dann kann das axtblatt weiterbearbeitet werden. die rohlinge für die Werkzeuge kauft geisler heutzutage ein. über der eingangstür kündet ein schild von der langen geschichte der hammerschmiede.

hammerschmiede Josef geisler: 83727 Schliersee/Josefstal, Aurachstraße 2, Tel./Fax: 08026/710 04.

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