36
2. Jahrgang . 5/6 Mai/Juni 2011 Sicherheit bei der Instandhaltung www.gischem.de: Gefahrstoffe schnell und praxisnah im Griff Die BG RCI-Förderpreise 2011 Gut versichert am „Tag der offenen Tür“ Zeitschriſt für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz der Berufsgenossenschaſt Rohstoffe und chemische Industrie BAUSTOFFE - STEINE - ERDEN . BERGBAU . CHEMISCHE INDUSTRIE . LEDERINDUSTRIE . PAPIERHERSTELLUNG UND AUSRÜSTUNG . ZUCKER

Sicherheit bei der Instandhaltung · Blickpunkt Sicherheit bei der Instandhaltung Ein Beitrag zu der Kampagne der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz

Embed Size (px)

Citation preview

2. Jahrgang . 5/6 Mai/Juni 2011

Sicherheit bei der Instandhaltung

www.gischem.de: Gefahrstoffe schnell und praxisnah im GriffDie BG RCI-Förderpreise 2011Gut versichert am „Tag der offenen Tür“

Zeitschrift für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie

BAUSTOFFE - STEINE - ERDEN . BERGBAU . CHEMISCHE INDUSTRIE . LEDERINDUSTRIE . PAPIERHERSTELLUNG UND AUSRÜSTUNG . ZUCKER

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 1 14.06.11 10:15

Sicher arbeiten – gesund leben! Wir unterstützen Sie dabei.

www.bgrci.de

EditorialLiebe Leserin, lieber Leser,

das gewaltige Ausmaß der Naturkatastrophe in Japan, das Gedenken an die zahlreichen Opfer, das Drama um das Kernkraftwerk in Fukushima – all dies hat in Deutschland zu einer umfassenden Diskussion über die Neu-bewertung von Gefahren und Risiken geführt und zu weitreichenden Veränderungen ins-besondere in der Energiepolitik.

Für die gesetzlichen Unfallversicherer in Deutschland steht naturgemäß die Sorge um die Arbeiter im havarierten Kernkraftwerk im Zentrum der Anteilnahme. Sie führt uns unweigerlich zu der Frage, welche Vorkeh-rungen die gesetzliche Unfallversicherung hierzulande für den Fall getroffen hat, dass Menschen bei der Arbeit durch atomare Ri-siken zu Schaden kommen. Da ist zunächst

der Versicherungsschutz. Betroffene und ihre Familien können gewiss sein, dass die gesetzliche Unfallversicherung bei Vorlie - gen der versicherungsrechtlichen Vorausset-zungen eine umfassende medizinische Ver-sorgung und Entschädigung gewährleistet. Im Fall des früheren Wismut-Uranbergbaus hat die Bergbau-Berufsgenossenschaft, die heute Teil der BG RCI ist, dies in vielen tau-send Fällen unter Beweis gestellt.

Schon 1981 haben die damalige Berufsgenos-senschaft der Chemischen Industrie (heute ebenfalls BG RCI) und die frühere Berufsge-nossenschaft Feinmechanik und Elektro-technik (heute BG Energie Textil Elektro Me-dienerzeugnisse) das in Köln angesiedelte Institut für Strahlenschutz (IfS) gegründet. Es ist eingebunden in unsere Aufgabe, Be-schäftigten, die einer erhöhten Einwirkung ionisierender Strahlung ausgesetzt waren, in kürzester Zeit bestmöglich zu helfen. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit derzeit elf Regionalen Strahlenschutzzentren, die, über die Bundesrepublik verteilt, meist in nuklear-medizinischen Abteilungen großer Kliniken oder Forschungszentren angesiedelt sind. Hier stehen Strahlenschutzärzte und -physi-ker für den Notfall rund um die Uhr bereit. Alle

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesen Institutionen werden regelmäßig geschult und in realitätsnahen Übungen trainiert. Das Institut für Strahlenschutz berät darüber hin-aus Unternehmen und andere Einrichtungen im Umgang mit ionisierender Strahlung und ist beteiligt an Projekten zur Erforschung der mit der Strahlung verbundenen Risiken. Dar-über hinaus haben die Berufsgenossenschaf-ten auch im klinischen Bereich Vorkehrungen getroffen, um Personen mit Strahlenschäden als Folge eines Arbeitsunfalls optimal zu ver-sorgen.

Nach den Ereignissen in Japan wird uns die Diskussion um die atomaren Risiken auch künftig begleiten. In den nächsten Ausga-ben des BG RCI.magazins werden wir Ihnen deshalb das Versorgungssystem für Perso-nen mit beruflich verursachten Strahlenschä-den in gesonderten Beiträgen detailliert vor-stellen.

Ihr

Theodor BülhoffMitglied der Geschäftsführung

2

BG RCI.magazin 5/6 2011EDITORIAL

Berufsgenossenschaften und Unfallversiche-rungsträger der öffentlichen Hand haben eine Vereinbarung zur Überwachung und Beratung in „Fremdunternehmen“ gemäß § 17 Abs. 2 SGB VII geschlossen. Die Vereinbarung gilt in den Fällen, in denen in einem Unternehmen neben den Versicherten des originär zustän-digen Unfallversicherungsträgers (UV-Träger)

Vereinbarung zur Aufgabenwahrnehmung nach §§ 17 Abs. 2 SGB VII, 88 ff. SGB Xweitere Versicherte tätig sind, für die ein an-derer UV-Träger zuständig ist. Sie findet An-wendung auf Beschäftigte eines anderen Unternehmens, die in dem Unternehmen tätig werden, als auch auf Beschäftigte, die für das fremde Unternehmen tätig werden. Die gegenseitige Beauftragung betrifft insbe-sondere Fälle der Arbeitnehmerüberlassung

sowie die Überwachung von Arbeiten, die im Rahmen von Werkverträgen ausgeübt werden. Die Vereinbarung lässt die Aufgaben des ori-ginär zuständigen Unfallversicherungsträgers im Übrigen unberührt. Die Vereinbarung ist einheitlich am 1. Mai 2011 in Kraft getreten. dguv

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 2 14.06.11 10:16

BlickpunktSicherheit bei der Instandhaltung Ein Beitrag zu der Kampagne der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz 4

Haus MaikammerWorkshop „Instandhaltung von Chemieanlagen“ 6

„Seminare geben Sicherheit“ Haus Maikammer begrüßt 150.000sten Seminargast 6

Gefahrstoffe schnell und praxisnah im Griff www.gischem.de – das Gefahrstoffinformations- system GisChem 7

Seminar „Gefahrstoffmessungen“ macht fit für die Praxis 8

Gefahrstoffe messen – leichter gemacht 9

Jahr der Chemie Chemie und Erdöl sind nicht zu trennen 10

Gut versichert am „Tag der offenen Tür“ 12

Förderpreis Arbeit · Sicherheit · Gesundheit 2011 Die prämierten Arbeiten 13

• Baustoffe - Steine - Erden 14

• Bergbau 15

• Chemische Industrie 16

• Lederindustrie 17

• Papierherstellung und Ausrüstung 18

• Zucker 19

• Gemeinsamer Förderpreis der BG RCI 20

Schriften im Überblick 21

Aus den Branchen Alternatives Betreuungsmodell für Kleinbetriebe der BG RCI-Branche Baustoffe - Steine - Erden 22

Der Mensch im Fokus – auch bei Fremdfirmen Die Weiterentwicklung des Fremdfirmen- managements bei der RAG 24

Nur ein Handschuhtyp für alle Chemikalien? 26

Aus der Praxis – für die Praxis „Gebremst ist besser“ 28

Arbeiten an Holzbearbeitungsmaschinen 29

Ladungssicherung bei Transporten von Zuckergebinden auf Paletten 30

Berichte und Informationen Wirklichkeit und Wahrheit im Arbeitsschutz – Teil II 32

„Es ist sein Leben …“ Die neue medizinisch-beruflich orientierte Rehabili-tation war Rainer Lehmann nach seinem Unfall eine wertvolle Hilfe 34

„Mit Sicherheit besser!“ Gütesiegel für Zentralwerkstatt Prosper 36

Impressum 36

Titelbild: Jahr der Chemie – Chemie und Erdöl sind nicht zu trennen: Die Bohr- und Förderinsel Mittelplate. Foto: RWE Dea AG

ZUCKER

PAPIERHERSTELLUNG UND AUSRÜSTUNG

CHEMISCHE INDUSTRIE

BERGBAU

3

5/6 2011 BG RCI.magazin INHALT

LEDERINDUSTRIE

BAUSTOFFE - STEINE - ERDEN

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 3 14.06.11 10:16

• die Produktion während der Instandhal-tungsarbeiten nicht zu unterbrechen.

Instandhaltungsbereich bei der Planung berücksichtigenBei der Planung von Anlagen und Maschi-nen werden die Aspekte Störungsbeseiti-gung und Instandhaltung häufig nur un-zureichend berücksichtigt. Dies führt zu erschwerten Arbeitsbedingungen bei die-sen Tätigkeiten. Die Weichen für sichere Instandhaltungsarbeiten können jedoch schon frühzeitig gestellt werden:

• Bereits bei der Planung der Anlagen und Maschinen ist deren Instandhaltung zu bedenken. Dies betrifft Zugänglichkeit, Austausch- und Ausbaufähigkeit sowie Demontage.

• Durch eine vorbeugende Instandhaltung lässt sich ungeplanten Störungen entge-genwirken.

• Für die Durchführung von Instandhal-tungsarbeiten müssen personelle Res-sourcen sowie geeignete Arbeitsmittel bereitgestellt werden. Dabei sind Erfah-rung, Qualifikation und Anlagenkenntnis des Personals sowie die Verfügbarkeit von Ersatzteilen zu berücksichtigen.

Störungsbeseitigung nicht überstürzenEine besondere Situation bei Instandhal-tungstätigkeiten ergibt sich bei der Beseiti-gung unvorhergesehener Störungen. Um ei-nen vermeintlichen Zeitgewinn zu erzielen,

• ist die Gefährdungsbeurteilung vor Be-ginn der Arbeiten häufig unvollständig,

• sind die durchgeführten Lösungen oft nur provisorisch,

• ist die Dokumentation nach Abschluss der Arbeiten meist lückenhaft.

Darüber hinaus tragen weitere Aspekte zur Erhöhung des Risikos bei:

• Die Unvorhersehbarkeit des Zeitpunktes und der Randbedingungen der Störung führen dazu, dass die Arbeiten selten vorgeplant werden.

• Eine unzureichende Kenntnis des tat-sächlichen Systemzustandes oder der Störungsursachen schaffen unbekann-te Randbedingungen. Häufig werden Ar-beiten begonnen, ohne die tatsächlichen Ursachen zu kennen.

• Die Situation erfordert eine rasche Reak-tion auf ungeplante Zwischenfälle. Dies führt zu einem flexiblen Denken und Han-deln, in dessen Folge manchmal die eige-nen Fähigkeiten überschätzt und unge-eignete Werkzeuge verwendet werden.

• Eine Unterschätzung des (zeitlichen) Auf-wands führt oft dazu, dass die Absiche-rung des Objektes und des Arbeitsplat-zes unterbleibt.

Alle diese Aspekte haben zur Folge, dass es bei der Durchführung der Störungsbe-seitigung zu unsicheren Zuständen und schließlich zu Unfällen kommen kann. Unabhängig von zeitlichen und finanziel-len Zwängen muss daher auch bei der Stö-rungsbeseitigung durch eine gründliche Vorbereitung der Tätigkeiten einschließlich der erforderlichen Gefährdungsbeurteilung die Gestaltung sicherer Arbeitsbedingun-gen gewährleistet sein.

Gefährdungsbeurteilung auch für Instandhaltungsarbeiten erforderlichVor Beginn der Instandhaltungsarbeiten muss gut überlegt werden, welche Gefähr-

Ursachenforschung weist auf Organisation und PlanungUmfassende Untersuchungen von Unfäl-len bei Instandhaltungstätigkeiten zeigen, dass es weniger technische Mängel sind, die solche Ereignisse verursachen. Typi-sche Fehler, die im Zusammenhang mit In-standhaltungsarbeiten immer wieder be-gangen werden und in der Vergangenheit zu teils katastrophalen Unfällen geführt haben, sind vielmehr:

• unzureichende sicherheitstechnische Planung,

• unzureichende Kommunikation und Not-fallvorsorge,

• Fehlentscheidungen aus wirtschaftlichen Gründen.

Zu dem letzten Aspekt zählen insbeson-dere die Entscheidungen der Verantwort-lichen,

• durch Sparpläne bei Wartung und In-standhaltung Defizite zu akzeptieren,

• erforderliche Arbeiten durch billiges Per-sonal mit unzureichendem Fachwissen, mangelnder Erfahrung und fehlender Schulung durchführen zu lassen,

Für einen sicheren und wirtschaftlichen Betrieb von Maschinen und An - lagen sind Maßnahmen der Instandhaltung unabdingbar. Auf der anderen Seite sind Instandhaltungsarbeiten eine der häufigsten Ursachen für töd liche Arbeitsunfälle. Daher will die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) mit einer Kampagne eu-ropaweit die sichere Instandhaltung fördern. In diesem Beitrag sollen zentrale Aspekte der Sicherheit bei Instandhaltungsarbeiten beleuchtet werden.

4

BG RCI.magazin 5/6 2011BLICKPUNKT

Sicherheit bei der InstandhaltungEin Beitrag zu der Kampagne der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 4 14.06.11 10:16

„Unsere Strategie ist insgesamt da-rauf ausgerichtet, die Zahl aller ar-beitsplatzbezogenen Unfälle in der EU in den nächsten Jahren um 25 Prozent zu senken. Diese Kampagne wird zur Sensibilisierung für instandhaltungs-bezogene Risiken beitragen und dabei Menschenleben in ganz Europa retten und uns unserem Gesamtziel, nämlich sicherere und gesündere Arbeitsplätze zu schaffen, ein Stück näher bringen.“

László Andor, EU-Kommissar für Be-schäftigung, Soziales und Integration

5

dungen von der Anlage während der Tätig-keit, aber auch bei der Vorbereitung der Ar-beiten und bei der Wiederinbetriebnahme auftreten können. Gefährdungen können sich ergeben durch:

• Gefahrstoffe (toxische, ätzende, ersti-ckende, brennbare, explosionsfähige Stoffe),

• Scher-, Quetsch-, Stich- und Einzugsstel-len,

• unkontrolliert bewegte Teile bzw. uner-warteter Anlauf von Arbeitsmitteln, die von Motoren angetrieben werden oder die durch freiwerdende potentielle Ener-gie bewirkt werden (Schwerkraft, Feder-kraft, Bewegungsenergie, Druckspei-cher),

• elektrischen Strom,• heiße oder kalte Anlagenteile,• Arbeiten auf Leitern und Tritten.

Aus der Gefährdungsbeurteilung resultiert:

• Festlegen der notwendigen Arbeiten - Arbeitsschritte und jeweilige Sicher-

heitsmaßnahmen festlegen - benötigte Teile und geeignetes Werk-

zeug bereitstellen - Aufträge schriftlich erteilen• Auswahl und Unterweisung des geeig-

neten Personals - interne und externe Spezialisten - Koordinator - Aufsichtsführender und erforderlichen-

falls Sicherungsposten• Sichern der Arbeitsstelle und Berücksich-

tigung der Notfall-Vorsorge

- sichere Zugänge und Arbeitsstellen schaffen (Podeste, Arbeitsbühnen, Ab-sturzsicherungen für Personen und Ge-genstände)

- richtige Persönliche Schutzausrüstung (PSA) bereitstellen

- Rettungsmöglichkeiten vorsehen - Arbeitserlaubnis einholen; Kontrol-

le der Sicherheitsmaßnahmen durch einen Vorgesetzten

- Verständigung sicherstellen

Besonderes Augenmerk verdient der Um-stand, dass aufgrund menschlichen Fehl-verhaltens oder technischer Störungen Ma-schinen oder Anlagen ungewollt in Bewe-gung gesetzt oder gespeicherte Energien plötzlich freigesetzt werden. Immer wieder werden auch erfahrene Mitarbeiter durch den unerwarteten, automatischen Anlauf einer Anlage oder eines Arbeitsmittels überrascht und verletzt. Daher müssen vor Instandhaltungsarbeiten die gefahrbrin-genden Energien abgeschaltet und gegen unbeabsichtigtes Wiedereinschalten ge-sichert werden.

FreigabescheinEin wichtiges Instrument zur systemati-schen Ermittlung der möglichen Gefähr-dungen bei Instandhaltungsarbeiten ist der sogenannte Arbeitserlaubnis- oder Frei-gabeschein. Dieser enthält in Form einer Checkliste betriebstypische Gefährdungen und Sicherheitsmaßnahmen für die Vorbe-reitung, Abwicklung und Dokumentation von Arbeiten.

Zur organisatorischen Handhabung des Scheins gehört

• eine Arbeitsanweisung zu dessen Ver-wendung,

• die Festlegung von Verantwortlichkeiten und

• die Schulung beteiligter Mitarbeiter.

Für bestimmte Tätigkeiten in Anlagen, wie beispielsweise das Befahren von Behäl-tern und engen Räumen sowie Heißarbei-ten, ist eine einzelfallbezogene Arbeitser-laubnis in schriftlicher Form erforderlich. Die Ausgestaltung des Arbeitserlaubnis-

scheins ist im Regelwerk nicht vorgeschrie-ben, ein Beispiel ist in der BG-Regel „Be-hälter, Silos und enge Räume“ (BGR 117-1) dargestellt. Es ist zu beachten, dass die spezifischen Gefährdungen des jeweiligen Arbeitsplatzes und der ausgeführten Tä-tigkeiten berücksichtigt werden müssen. Darüber hin aus gibt es in verschiedenen Unternehmen weitere unterschiedliche Arbeitserlaubnisscheine für andere ge-fahrgeneigte Tätigkeiten.

Kontrolle zum Abschluss der ArbeitenNach Beendigung und Kontrolle der aus-geführten Arbeiten ist die Anlage oder Ma-schine dem Betreiber in sicherem, funk-tionsfähigem Zustand zu übergeben. Die ausgeführten Arbeiten, die verwendeten Ersatzteile und ungelöste Probleme sind entsprechend zu melden und zu dokumen-tieren. Zu den erforderliche Maßnahmen zum Abschluss von Arbeiten zählen auch:

• Ordnung schaffen, Verunreinigungen be-seitigen, Abfälle entsorgen,

• Schutzeinrichtungen für den Normalbe-trieb wieder anbringen bzw. in Betrieb nehmen,

• Rücknahme der für die Arbeiten erforder-lichen Sicherungsmaßnahmen, Absper-rungen und Beschilderungen,

• Freigabe der Anlage zur Wiederinbetrieb-nahme durch den Betrieb,

• Kontrolle des ordnungsgemäßen Zu-stands der Anlage,

• Funktionstests der (Sicherheits-)Einrich-tungen. Dr. Joachim Sommer

5/6 2011 BG RCI.magazin BLICKPUNKT

Illustrationen: bgrci

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 5 14.06.11 10:16

BG RCI.magazin 5/6 2011BLICKPUNKT

6

„Seminare geben Sicherheit“Haus Maikammer begrüßt 150.000sten Seminargast

Ulrich Bürkert, Leiter des Kompetenz-Cen-ters Aus- und Weiterbildung der BG RCI, und Gabriele Hofherr, Verwaltungsleiterin des Bildungszentrums, beglückwünschten die Ahlenerin: „Sie haben die richtige Wahl ge-troffen“, bekräftigte Bürkert. „Jeder Absol-vent und jede Absolventin trägt sein neu erworbenes Sicherheitsbewusstsein in die Betriebe hinein.“

Jennifer Stuckmann nahm am dreitägigen Seminar „ Sicher heit sbeauf-tragte – Aufbauseminar Zu-sammenarbeit“ teil. Für sie ist es das zweite S e m i n a r b e i d e r BG RCI. Das Grund-seminar zur Sicher-heitsbeauftragten absolvierte sie vor einiger Zeit im Haus Laubach, dem zwei-ten Zentrum für Ar-beitssicherheit der Berufsgenossenschaft: „Das Seminar in Laubach

war Klasse! Wir haben viel miteinander und voneinander gelernt. Das war schon hilf - reich für meine Arbeit. Die Atmos phäre im Haus und in unserer Seminargruppe war einfach super.“ Auch mit dem Seminar in Maikammer verband Stuckmann große Erwar tungen. „Das Thema Zusammenar-beit ist auch bei der Arbeitssicherheit ganz wichtig. Die Frage ist, wie vermittle ich meine An liegen, so dass die Kolleginnen und

Kol legen sie annehmen können? Schade, dass das Semi-

nar nur eine halbe Woche geht!“

Die BG RCI betreibt zwei eigene Bildungs-zentren: die Ausbildungsstätten Haus Mai-kammer und Haus Laubach. Sie ist zudem an weiteren Einrichtungen beteiligt: dem Papierzentrum Gernsbach, der Berufsgenos-senschaftlichen Bildungsstätte Hannover e.V. in Bad Münder sowie dem Berufsge-nossenschaftlichen Schulungszentrum in Leinfelden-Echterdingen.In das Aus- und Weiterbildungskonzept der BG RCI sind alle eingeschlossen, die mit den Maßnahmen zum Arbeitsschutz betraut sind, insbeson-dere Unternehmer, Führungskräfte, Sicher-heitsfachkräfte, Sicherheitsbeauftragte und Betriebsräte. Sie sorgen als Multiplikato-ren dafür, dass das Wissen über Sicherheit und Gesundheitsschutz genutzt, umgesetzt und weiterentwickelt wird und jeden ein-zelnen Beschäftigten erreicht. Und das wa-ren allein in Maikammer schon 150.000! Doris Keller

Mitte April 2011 war es so weit. Das Haus Maikammer – Zentrum für Arbeits-sicherheit der BG RCI – begrüßte seinen 150.000sten Seminargast. Jennifer Stuckmann war die Glückliche. Sie ist bei einem Mitgliedsbetrieb der BG RCI, der LR Health & Beauty Systems GmbH im münsterländischen Ahlen, beschäftigt. Stuckmann ist Sicherheitsbeauftragte im Labor und dort unter anderem für die Pflege der Gefahrstoffdaten zuständig.

Jennifer Stuckmann (r.) war der 150.000ste Seminargast im BG RCI-Ausbildungszentrum Haus Maikammer. Gabriele Hofherr und Ulrich Bürkert von der BG RCI überbringen die Glückwünsche. Frau Stuckmann arbeitet für LR Health & Beauty Systems. Das Unternehmen wurde im Jahr 1985 gegründet und ist inzwischen Deutschlands größtes Direktvertriebsunternehmen im Network-Marketing. Am Firmen-Hauptsitz im münsterländischen Ahlen

arbeiten rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Verwaltung und Produktion. Hier werden Gesundheits- und Kosmetik-Produkte

hergestellt. Heute gehört LR mit seinen weltweit 31 Niederlassungen, 1.000 Mitarbeitern und 300.000 selbstständigen Vertriebspartnern zu

den führenden Direktvertriebsunternehmen Europas. Fotos: bgrci/dk

moderierten Gesprächsrunden, zu denen die Teilnehmer eigene Erfahrungen und Pro-blemstellungen beitragen sollen.

Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Anmeldung per E-Mail unter Angabe der Firma/Abtei-lung, Mitgliedsnummer bei der BG RCI und der persönlichen Funktion im Unternehmen an Manuela Schmitz: [email protected]. Gerd Uhlmann

Haus Maikammer

Workshop „Instandhaltung von Chemieanlagen“26.–27. September 2011

Am 26. und 27. September 2011 findet im Ausbildungszentrum „Haus Maikammer“ der BG RCI ein Workshop speziell für Füh-rungskräfte statt, die für die Überprüfung und Instandhaltung von verfahrenstechni-schen Anlagen Verantwortung tragen.

Der Workshop bietet verschiedene Themen-kreise, an denen sich die Teilnehmer – je nach individueller Interessenlage – betei-ligen können. Aspekte sind zum Beispiel

Großabstellungen, Freigabescheine, Ge-fahrstoffproblematik, Prüfung vor Instand-haltungsarbeiten und vor Wiederinbetrieb-nahme. Mit von der Partie sind Experten der Berufsgenossenschaft Holz und Metall sowie der Berufsgenossenschaft der Bau-wirtschaft. Sie kennen die besondere Sicht-weise und Problematik ihrer Mitgliedsunter-nehmen, die häufig als Auftragnehmer der Chemischen Industrie zum Einsatz kommen. Der Schwerpunkt der Veranstaltung liegt auf

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 6 14.06.11 10:16

5/6 2011 BG RCI.magazin BLICKPUNKT

7

GisChem-Interaktiv Schritt für Schritt eine eigene Betriebsanweisung formuliert wer-den. So ist sichergestellt, dass sie auf die spezifischen Gefahren eingeht und auf die im Unternehmen praktizierte Verwendung abgestimmt ist.

GefahrstoffverzeichnisMit dem Modul „Gefahrstoffverzeichnis“ können Nutzer ihr eigenes Gefahrstoffkata-ster erstellen und dabei Informationen aus der GisChem-Datenbank übernehmen. Die am Bildschirm erstellten Tabellen können als Word-Dokumente auf dem eigenen PC gespeichert und dort mit betriebsspezifi-schen Angaben vervollständigt werden. Für registrierte Nutzer wird ein Aktualisie-rungsservice der Chemikalieneinstufung angeboten.

GHS-KonverterDas Modul „GHS-Konverter“ erleichtert die Umstellung der Gefahrstoffkennzeichnung auf das ab 1. Dezember 2010 für Stoffe und ab 1. Juni 2015 für Gemische verbindliche neue System und hilft den Verantwortli-chen im Betrieb, sich einen Überblick über die Veränderungen zu verschaffen, die mit der Einführung von GHS verbunden sind.

Ausgehend von der bisherigen Einstufung liefert das Programm einen Vorschlag für die GHS-Einstufung. Gibt man zusätzlich auch die UN-Nummer des Stoffes und da-mit Informationen über die jetzt gültige Transporteinstufung ein, kann dieser Vor-schlag präzisiert werden. Dr. Thomas Martin

Gefahrstoffe schnell und praxisnah im Griffwww.gischem.de − das Gefahrstoffinformationssystem GisChem

„GisChem“ steht für das Gefahrstoffin-formationssystem Chemie der BG RCI. Es besteht aus mehreren Modulen, die kos-tenfrei unter www.gischem.de angeboten werden und grundsätzlich von allen Bran-chen genutzt werden können.

Gefahrstoffdatenbank mit Datenblättern und BetriebsanweisungsentwürfenDie GisChem-Datenblätter unterstützen Un-ternehmer, Fachkräfte für Arbeitssicherheit und Betriebsärzte bei der Gefährdungsbe-urteilung. Sie enthalten in systematischer Form alle wesentlichen Informationen über

• die von den Gefahrstoffen ausgehenden Gefahren und

• die zu treffenden Schutzmaßnahmen.

In die Datenblätter sind wichtige Aspek-te aus verschiedensten Rechtsvorschrif-ten integriert, wie zum Beispiel aus der Gefahrstoffverordnung, den Technischen Regeln für Gefahrstoffe oder den Techni-schen Regeln für Betriebssicherheit. Exper-ten haben vorhandene Informationen und Stoffdaten aus unterschiedlichen Quellen so aufbereitet, dass Nutzer leicht verständ-liche und praxisbezogene Handlungsanlei-tungen erhalten.

In der Datenbank sind derzeit Informa-tionen für verschiedene Gewerbezweige der Chemieindustrie enthalten, aber auch Stoffe und Produktgruppen aus dem Werk-stattbereich wie Lösemittel oder Sprays. Das Angebot wird ständig erweitert.

Zu den in GisChem enthaltenen Daten-blättern von Stoffen und Produktgruppen liegen auch entsprechende Entwürfe für Betriebsanweisungen vor – entweder mit den bisherigen Symbolen oder mit GHS-Piktogrammen. Der vorgeschlagene Ent-wurf kann aus GisChem im Word-Format heruntergeladen, bearbeitet und auf dem eigenen Rechner abgespeichert werden.

GisChem-InteraktivWerden Gefahrstoffe eingesetzt, stehen besonders in kleinen und mittleren Betrie-ben Unternehmer oder Sicherheitsfach-kraft vor der schwierigen Aufgabe, die In-formationen zusammenzustellen und in einer verständlichen Form für die Betriebs-anweisungen aufzubereiten.

Ist in GisChem eine gewünschte Betriebs-anweisung nicht enthalten, kann auf Basis eigener Stoffinformationen oder der An-gaben aus dem Sicherheitsdatenblatt mit

Gefahrstoffe sind aus der modernen Arbeitswelt nicht wegzudenken. Nicht nur in der Chemischen Industrie, sondern auch in vielen anderen Bereichen werden Stoffe mit gefährlichen Eigenschaften eingesetzt. Damit Unfälle und Berufskrankheiten vermieden werden, hat der Gesetzgeber umfangreiche Regelungen getroffen. Doch diese Vorschriften sind in letzter Zeit ständigen Veränderungen unterworfen. Mit GisChem möchte die BG RCI vorwiegend kleinen und mittleren Unternehmen eine praxisgerechte Hilfe zum Gefahr-stoffmanagement anbieten.

GisChem-Interaktiv: Vom Sicherheitsdatenblatt zur Betriebsanweisung. Illustration: bgrci/prävention

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 7 14.06.11 10:16

EDITORIALBLICKPUNKT BG RCI.magazin 5/6 2011

Seminar „Gefahrstoffmessungen“ macht fit für die Praxis

Den Auftakt bildet ein Vortrag zu den we-sentlichen Rechtsgrundlagen. Dabei ist die Gefahrstoffverordnung von elementarer Bedeutung. Neben Exkursen zu Vorschrif-ten, wie zum Beispiel GHS oder Reach, die Einfluss auf das Regelwerk nehmen, liegt der Schwerpunkt auf der Umsetzung der einzelnen Technischen Regeln für Gefahr-stoffe, kurz TRGS genannt. Bei der Auswahl der Referenten wird stets darauf geachtet, dass die Informationen möglichst „aus erster Hand“ kommen: die Vortragenden waren in aller Regel maßgeblich an der Er-arbeitung der entsprechenden Rechtsvor-schriften beteiligt.

Am zweiten Tag geht es dann in die Praxis. Dieser Abschnitt wird von drei erfahrenen Revisionsingenieuren der BG RCI begleitet. Nachdem die Grundschritte zur Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung vermittelt wurden, stehen lüftungstechnische Maß-nahmen auf dem Themenplan. Gerade auf diesem Gebiet gibt es in den Unternehmen häufig Optimierungspotential. Anhand von Versuchen, lüftungstechnischen Modellen

Im BG RCI-Ausbildungszentrum in Laubach wird zweimal im Jahr das Semi-nar „Gefahrstoffmessungen am Arbeitsplatz – Ermitteln und Beurteilen nach TRGS 402“ angeboten. Das einwöchige Seminar hat starken Praxisbezug und beschäftigt sich mit der Umsetzung der Richtlinie. Es richtet sich sowohl an betriebliche Ansprechpartner als auch an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Messstellen.

und Filmsequenzen werden gute und we-niger gute Beispiele der Lüftungstechnik präsentiert. Einige der Versuche halten für die Teilnehmer überraschende Ergebnisse bereit, die hoffentlich Einzug in den betrieb-lichen Alltag finden werden.

Anschließend beginnt die völlig neu gestal-tete und damit topaktuelle Phase der Grup-penarbeit. Hierzu wurde als Beispiel eine real existierende Lackfabrik ausgesucht. Mit zahlreichen Bildern und erläuternden Texten werden die Teilnehmer in die Welt der dortigen Arbeitnehmer versetzt. Die bereitgestellten Unterlagen bestehen aus detaillierten Arbeitsplatzbeschreibungen, zahlreichen Bildern, Skizzen und Sicher-heitsdatenblättern.

Zu Beginn der Gruppenarbeit geht es da-rum, die ersten Handlungsschritte zur Ge-fährdungsbeurteilung umzusetzen. Für aus-gewählte Arbeiten in der Lackfabrik werden zunächst die eingesetzten Gefahrstoffe er-fasst – die Erstellung eines Gefahrstoff-Ka-tasters ist hier gefordert. Diese vermeintlich

einfache Aufgabe führt in den vier Teilneh-mergruppen zu den ersten heftigen Diskus-sionen: Wie sind Stoffgemische zu erfassen? Müssen alle Einzelkomponenten betrachtet werden?

Zudem geht es darum, die in den Textun-terlagen skizzierten Tätigkeiten zu erfas-sen und zu beschreiben, um sie dann in Arbeitsbereiche differenzieren zu können. Auch bei diesem Part gehen die Meinun-gen der Gruppenmitglieder nicht selten weit auseinander. Und genau das ist auch ge-wollt, denn in der Betriebswirklichkeit ist es auch nicht immer einfach, einen Arbeits-bereich zu definieren. Bei der Präsentati-on der Gruppenarbeit stellt sich jedoch oft heraus, dass es bei den kritischen Fragen meist eine annähernd gleiche Linie gibt. Ein Lösungsvorschlag der Referenten wird natürlich nicht vorenthalten.

Nach so viel Eigeninitiative haben sich die Teilnehmer am dritten Tag wieder einige Vor-träge „verdient“. Dabei geht es um verschie-dene Ermittlungsmethoden der Exposition, wobei die Schwerpunkte auf dem Berechnen der Exposition und der kritischen Bewertung der vorliegenden Messergebnisse liegen. Unter welchen Voraussetzungen kann even-tuell auf kostspielige Messungen verzichtet werden? Ist das überhaupt möglich? Wie ist das im Zusammenhang mit der Ermittlung von Berufskrankheiten zu sehen?

Das Hauptaugenmerk liegt aber schließlich auf der Ermittlung der inhalativen Expositi-on durch Messungen. Wann wird wie, wo-mit und wie lange gemessen, könnte die Kurzfassung dieses Vortrags lauten. Was verbirgt sich hinter den Begriffen Messver-fahren, Messstrategie? Was kosten Mess-geräte und wie sollten sie ausgewählt wer-den? Welche Randbedingungen müssen und welche sollten im Rahmen der Messungen dokumentiert werden? Auf diese und andere Fragen geht das Seminar konkret und aus-führlich ein.

Damit auch an diesem Tag der Praxisbezug nicht zu kurz kommt, werden verschiedene Messsysteme detailliert vorgestellt. In einem Gruppenraum geht es um die Vorstellung direkt anzeigender Messgeräte, im nächs-ten wird die Messung gasförmiger Stoffe

88

Foto

: bgr

ci/B

ernw

ard

Bert

ram

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 8 14.06.11 10:16

INHALTBLICKPUNKT5/6 2011 BG RCI.magazin

demonstriert. Der „Rundlauf“ schließt ab mit einer Präsentation zur messtechnischen Erfassung staubförmiger Stoffe.

Die TRGS 402 fordert vom Arbeitgeber, dass am Ende der Gefährdungsbeurteilung ein Befund erstellt wird. Doch wie komme ich dorthin, wenn die Messergebnisse endlich auf dem Tisch liegen? Wie berechne ich den Grenzwert mit der RCP (Rapid Control Prototyping)-Methode? Was ist der Schicht-mittelwert und was sagt er aus über die zu treffenden Schutzmaßnahmen? Welche Maßnahmen der Befundsicherung gibt es? Wann muss wieder gemessen werden – gibt es einen Kontrollmessplan? Diese Themen stehen am vorletzten Tag auf dem Lehrplan. Um dieses Wissen zu vertiefen, gibt es auch zu diesen Themen Gruppenarbeiten.

Zu einer Messung gehört mehr als „nur“ einen Probenträger zu beaufschlagen. Viel-mehr schließt sich eine teils komplexe ana-

999

lytische Bestimmung an die Probenahme an. Welche Analyseverfahren für welche Proben relevant sind, wie wichtig die ex-akte Übermittlung der Randbedingungen ist, darauf geht das Seminar ausführlich ein.

Messergebnisse sind nur gut, wenn sie gut dokumentiert sind. Auf die korrekte Doku-mentation wird zum Seminarende nochmals eindringlich hingewiesen. Als Referent steht hier immer ein Experte aus der Praxis zur Verfügung. Er informiert auch darüber, wel-che Anforderungen an akkreditierte Mess-stellen gestellt werden.

Am Ende der Woche ist jedem klar: „Ein Röhrchen aufknacken und Luft durchsau-gen“ – damit ist es bei weitem nicht getan, wenn es um die Durchführung von Messun-gen geht. Das Ermitteln und Beurteilen von Arbeitsplätzen im Sinne der TRGS 402 ist für viele Tätigkeitsbereiche in den Mitgliedsbe-trieben der BG RCI erforderlich. Das Seminar

trägt dazu bei, diese Aufgabe qualifiziert und schnell zu meistern. Nächster Termin: 21. bis 25. November 2011 in Laubach. Oliver Kockskämper

Gruppenarbeit im BG RCI-Ausbildungszentrum in Laubach. Foto: bgrci/prävention

Gefahrstoffe messen – leichter gemachtDie Messung von Gefahrstoffen ist eine der Voraussetzungen zur Beurteilung von Ge-fährdungen in Betrieben. Durch den Einsatz von technisch immer anspruchsvolleren Messinstrumenten ist der Arbeitsaufwand bei Messungen höher geworden. Die damit verbundenen peripheren Handhabungen sollten daher möglichst schnell und effizi-ent erfolgen. Die der Gefahrstoffmessung folgende Analytik ist in den meisten Fällen nicht weniger aufwändig und bringt noch-mals Kosten mit sich. Die Gesamtkosten pro Messung können 2.000 Euro und mehr betragen. Es ist also nur wünschenswert, Messungen so zu gestalten, dass keine Wie-derholungen erforderlich werden.

Messungen in der Betriebspraxis sind nicht selten recht arbeitsintensiv, so dass Arbeitserleichterungen und nützliche Vereinfachungen sehr willkommen sind.

Auch unter dem Gesichtspunkt des Qua-litätsmanagements ist die Verbesserung von Arbeitsgängen schon deshalb wün-schenswert, weil der Vorteil immer genau-erer Messgeräte nicht durch Verfahrens-mängel wieder geschmälert werden sollte,

so dass letztendlich doch kein optimales Ergebnis erzielt wird. Der messtechnische Dienst der Branchenprävention Lederindus-trie der BG RCI hat nun spezielle Adapter entwickelt, mit denen die Messung der Luft-durchflussmenge sehr vereinfacht wird. Mit sechs Adaptervarianten können praktisch alle üblichen Messköpfe schnell und ein-fach ohne umständliche, zeitaufwändige Auf- und Abschraubungen mit Durchfluss-messgeräten verbunden werden. Zwischen-kontrollen werden dadurch kinderleicht und behindern zudem die Probanden nicht. Bei der Feinstaubmessung erlaubt ein speziel-ler Adapter erstmals eine direkte Messung des Luftdurchflusses (Abb.). So können auch in diesem Bereich Fehlmessungen und dadurch erforderliche Messungswie-derholungen vermieden werden.

Für den Markt in USA steht inzwischen auch ein weiterer Adapter für den dort üblichen IOM-Sampler (Staubsammel-kopf ) zur Verfügung. Hierzulande sind bereits mehrere hundert Adapter bei den Messtechnikern der verschiedenen Ver-sicherungsträger erfolgreich im Einsatz. Rudolf Schmidt

Zwischenkontrolle des Durchflusses bei einer Feinstaubmessung.

Metallausführung für den Feinstaubkopf, Uni-versaladapter und IOM-Adapter (v.l.). Fotos: bgrci/rs

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 9 14.06.11 10:16

10

BG RCI.magazin 5/6 2011BLICKPUNKT

Chef von 100 Mitarbeitern im Wattenmeer. Die etwa fußballfeldgroße künstliche Insel ist in einer flüssigkeitsdichten Stahl- und Beton-wanne errichtet, aus der nichts unkontrolliert nach außen dringt und die im Schadensfall weit mehr Öl auffangen kann, als auf der Insel überhaupt vorhanden ist. „Selbst Regen und Spritzwasser werden gesammelt und auf-bereitet“, erläutert Warzecha die umweltge-rechte Rohstoffgewinnung in dem sensiblen Fördergebiet, die national und international einen ausgezeichneten Ruf genießt.

Fast eine Milliarde Euro wurden seit Projekt-beginn investiert, zu einem erheblichen Teil in Sicherheitseinrichtungen. „Ein Szenario wie bei Deepwater Horizon, der gesunke-nen Offshore-Bohrplattform im Golf von Mexiko, ist bei uns nicht möglich, was auch von Umweltverbänden so gesehen wird“, stellen Warzecha und Mösche klar. Die Bohrlöcher sind in rund 90 Meter Tiefe mit Schnellschlussventilen gesichert, die sich automatisch schließen, wenn der Druck ab-fällt. Dann schalten sich auch die Ölpumpen von selbst ab, und weitere Absperrventile an der Oberfläche, die per Fernsteuerung aus der Messwarte bedient werden können, ge-ben zusätzliche Sicherheit. „Die nach hy-drographischen, strömungstechnischen und meteorologischen Aspekten gewählte Konstruktion hat sich bewährt, selbst Sturm-fluten, Prielverlagerungen und Eisgang haben der Insel seit Förderbeginn nichts anhaben können, und durch die Lage auf dem Sand-watt ist Mittelplate unsinkbar.“ Seit Förder-beginn verliefen denn auch alle Aktivitäten störungsfrei.

Chemie und Erdöl sind nicht zu trennenUm das Ausgangsprodukt der modernen Chemie zu gewinnen, braucht man ChemikalienVon Dr. Joachim Sommer

Chemie und Kunststoffe – um mehr darüber zu erfahren, mache ich mich auf in das Be-sucherzentrum der BASF in Ludwigshafen. Besucherbetreuerin Ariane Quade geht mit mir auf eine multimediale und interaktive Entdeckungsreise, die sich über fünf Ebe-nen mit einer Ausstellungsfläche von rund 2.000 Quadratmetern erstreckt. Ob Dämm-stoffe für das Bauen und Wohnen, Autoteile für die Mobilität, Kickboards im Bereich Life-style und Sport – überall begegnen uns die polymeren Werkstoffe.

Im Ausstellungssektor Rohstoffe stellt Frau Quade klar: „Ausgangsprodukt für viele BASF-Produkte und fast aller Kunststoffe ist Erdöl.“ Rohstoffe und Chemie, das passt doch, dazu kommt der Hinweis auf die deut-sche Bohrinsel Mittelplate, und das Interesse ist geweckt. Also auf an die Nordseeküste.

In Cuxhaven treffe ich mich mit Derek Mösche, Pressesprecher der RWE Dea AG, die die Bohr- und Förderinsel Mittelplate be-treibt. Da die Anlage im Nationalpark Wat-tenmeer liegt, wird der Verkehr von und zu der Bohrplattform nahezu ausschließlich mit Schiffen über die Elbmündung bewerkstel-ligt. „Um die Fauna des Naturschutzgebietes möglichst wenig zu beeinflussen, darf ein

Hubschrauber nur im Notfall auf der Insel Mit-telplate landen“, erklärt Mösche und nennt während der zweistündigen Überfahrt einige Daten zu Mittelplate. Aus dem größten und förderstärksten deutschen Ölfeld, das etwa 65 Prozent der nationalen Ölreserven birgt, wurden seit der Errichtung im Jahre 1987 über 25 Millionen Tonnen Öl gefördert. Mit den 1,4 Millionen Tonnen im letzten Jahr konnten immerhin rund 2,5 Prozent des deutschen Bedarfs gedeckt werden. „Zum Vergleich: das ist in etwa die doppelte Menge Erdöl, die Deutschland im gleichen Zeitraum von Saudi-Arabien bezogen hat“, überrascht Mö-sche. Über 150 Kilometer Bohrstrecke wur-de in die ölführenden Sandsteinschichten in 2.000 bis 3.000 Meter Tiefe abgeteuft, seit einigen Jahren auch über extrem weit abge-lenkte Produktionsbohrungen vom über 7 Ki-lometer entfernten Festland zwischen Büsum und Brunsbüttel.

Als wir uns der Bohrinsel nähern, fällt auf, dass sie nicht – wie erwartet – auf Stelzen steht, sondern von einer Spundwand um-geben ist, die zur offenen See hin mächtige elf Meter hoch ist. „Mittelplate sitzt direkt auf einer Sandbank und ist eigentlich eine Art Hallig“, erklärt Dirk Warzecha, Leiter För-derbetrieb Holstein der RWE Dea und somit

Jahr der Chemie – da gehört das Thema Kunststoffe unbedingt dazu. Zu-mal der Begriff ein rundes Jubiläum feiert. Er wurde 1911 bei der Gründung der Zeitschrift »Kunststoffe« im deutschen Sprachraum eingeführt. In den 1920er-Jahren begann die technische Nutzung der Kunststoffe. Polyethylen, Polyester, Polyvinylchlorid, Polystyrol – immer mehr Variationen wurden seit-her entwickelt. 1989 überstieg die Produktion von Kunststoffen schließlich dem Volumen nach die von Stahl.

Die Bohr- und Förderinsel Mittelplate. Fotos: RWE Dea AG

Polyacrylamid ist je nach Bewe-gungszustand fest oder flüssig.

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 10 14.06.11 10:16

11

5/6 2011 BG RCI.magazin BLICKPUNKT

Das Öl aus der porösen Dogger-Sandstein-schicht wird zurzeit mit Pumpen an die Oberfläche gefördert und von der Bohrinsel via Pipeline zur Aufarbeitungsstation Diek-sand bei Friedrichskoog transportiert. Etwa die Hälfte des Vorkommens wurde bisher ausgeschöpft, die Vorräte reichen noch für mindestens 30 Jahre. „Wobei die Förderung immer anspruchsvoller werden wird, wenn das Öl nicht mehr von sich aus die Kapillaren des Gesteins verlässt“, blickt Warzecha in die Zukunft. Dann wird man bei einem höheren Ölpreisniveau vielleicht auf die sogenannte Tertiärförderung zurückgreifen, bei der zur Förderung des Öls verschiedene Chemikali-en eingesetzt werden. Damit sind wir wieder bei der Chemie angelangt, ich werde neu-gierig. Welche Chemikalien für diese Zwe-cke verwendet werden? „Da fragen Sie am besten bei der BASF in Ludwigshafen nach, dort werden sie produziert“, verweist mich Mösche zurück an den Beginn meiner Reise.

Bei der BASF kann mir Dr. Gregor Brodt wei-terhelfen. Der Chemiker leitet weltweit die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten bei den Ölfeld- und Bergbauchemikalien. In die-sem Geschäftsfeld wurde bei der BASF vor einigen Jahren eine strategische Bündelung verschiedener Produkte vorgenommen und seither eine ganze Reihe von Innovationen vorangetrieben. „Ausgangspunkt waren neue Anwendungsbereiche für Chemikalien, die ursprünglich als Waschhilfsmittel dienten“, blickt Brodt auf die Anfänge der Abteilung zurück. Zum Beispiel Tenside, ein wichtiger Grundstoff für Spülmittel. Da in den meisten Förderstätten gemeinsam mit dem Öl auch Wasser gefördert wird, muss es vor der Ver-arbeitung in der Raffinerie entfernt werden. „Mit den Tensiden stellen wir hochwirksame Formulierungsrohstoffe her, um effizient Öl und Wasser zu trennen“, so Brodt. Ein weite-

res Beispiel sind Polycarboxylate, in Geschirr-spülmitteln dafür zuständig, den Kalkbelag zu verhindern. „Sogenannter Kesselstein würde sich auch in den Förderleitungen für das Öl absetzen und den Fluss behindern. Die Carboxylate verhindern derartige Abla-gerungen.“

Durch die Zusammenführung der Ölfeld-chemikaliengeschäfte der übernommenen Gesellschaften der Degussa Bauchemie, Engelhardt, der Ciba sowie der derzeitigen Integration der Cognis ist die BASF in diesem Marktsegment inzwischen ein Global Play-er geworden. Zum Produktportfolio gehören Korrosionsschutzadditive, Biozide, Schmier-mittel, Entschäumer und Emulgierhilfsmit-tel. Eine Spezialität sind auch die Zusätze für Zement. „Nach einer Tiefbohrung wird eine Stahlröhre mit Spezialzement fest im Boden verankert, damit kein Öl in wasser-führende Schichten gelangen kann“, weist Brodt auf eine der Herausforderungen hin. „Dabei muss die Zementmischung über viele Kilometer gepumpt werden, ohne vorzeitig zu erstarren. Und das bei stark wechselnden Temperaturbedingungen, denn bei Offshore-Bohrungen geht es zunächst einige hundert Meter durch eiskaltes Wasser. Im Boden aber steigt die Temperatur dann aufgrund der im-mer tiefer liegenden Lagerstätten auf über hundert Grad“, erklärt Brodt. „Dispergiermit-tel auf Basis von Polyacrylamid verbessern die Fließfähigkeit und verhindern dabei auch, dass das Wasser des Zementschlamms in sandführenden Schichten versickert.“

Dann holt Brodt von einem Schrank in seinem Büro eine Art Marmeladenglas, in dem ein blaues Gel – Götterspeise nicht unähnlich – einige Steine in Schwebe hält. „Bevor jedoch gefördert werden kann, muss erst ein Loch gebohrt werden“, führt Brodt in das neue

Thema ein. „Bohrspülflüssigkeiten haben dabei die Aufgabe, das vom Bohrkopf zer-mahlene Gestein aus dem Bohrloch hinauf an die Oberfläche zu spülen. Hierzu kann man kein Wasser nehmen, denn in diesem Medium würden die kleinen Steine bei jeder Störung des Pumpvorgangs wieder nach un-ten sinken.“ Brodt schüttelt das Glas, und so-fort wird das Gel flüssig, die Steine bewegen sich. Brodt stellt das Glas wieder ab – das Gel wird hart, die Steine bleiben in Schwebe. Polyacrylamid heißt die Zaubermasse, deren rheologische Eigenschaften von den Scher-kräften abhängen. Mit anderen Worten: So-lange die Polymere gepumpt werden, sind sie flüssig, reißt der Förderstrom ab, werden sie fest und fixieren alles, was sie umschließen.

„Polyacrylamide sind auch diejenigen Che-mikalien, von denen Derek Mösche im Zu-sammenhang mit tertiären Fördermethoden sprach“, erläutert Brodt. Ohne Hilfsmittel ist die Menge an Rohöl, die aus einem Ölfeld gefördert werden kann, auf etwa 20 bis 40 Prozent begrenzt. Durch die Verwendung von Chemikalien kann bis zu 60 Prozent des vor-handenen Öls extrahiert werden. „Die Injek-tion von Polyacrylamidlösungen, das soge-nannte Polymerfluten, stellt eine bewährte Technologie dar, bei der das Öl in Richtung Förderbohrung geschoben wird“, so Brodt. Eine andere Möglichkeit ist das Tensidflu-ten: Wenn hohe Grenzflächenspannungen die Öltropfen daran hindern, sich durch die Lagerstätte zu bewegen, können ähnlich wie bei einem Waschprozess Tenside die Ablö-sung und den Transport des Öls durch die Lagerstätte unterstützen. „Genauso wenig wie man sich moderne Chemie ohne Erdöl vorstellen kann, kann die wirtschaftliche Förderung von Öl weder heute noch künftig auf innovative Chemie verzichten“, resümiert Brodt.

Chemie im Alltag: Im Besucherzentrum der BASF in Ludwigshafen. Fotos: BASF SE

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 11 14.06.11 10:16

12

BG RCI.magazin 5/6 2011BLICKPUNKT

Gut versichert am „Tag der offenen Tür“

Zu diesem in Deutschland bereits seit 20 Jahren regelmäßig durchgeführten Akti-onstag laden die Chemieunternehmen so-wohl ihre unmittelbaren Nachbarn an den Standorten, aber auch Familien und Freun-de ihrer Unternehmensangehörigen sowie alle interessierten Bürgerinnen und Bürger ein. Neben dem Anliegen, im Dialog mit den Gästen Transparenz und damit Akzep-tanz zu erzielen, stehen auch die vielfälti-gen Ausbildungsangebote in Deutschlands viertgrößtem Industriezweig sowie Aktivitä-ten in Sachen Sicherheit und Umweltschutz im Fokus der Veranstaltung. Beim vorange-gangenen Aktionstag waren fast eine halbe Million Menschen der Einladung von 250 Chemieunternehmen und 30 wissenschaftli-chen Einrichtungen gefolgt. In den letzten 10 Jahren wurde fast 2,5 Millionen Besuchern ein positives Bild der Chemie vermittelt.

Auch aus Unternehmen der anderen Bran-chen erreichen uns immer wieder Anfragen, ob und inwieweit bei Veranstaltungen zur Öffentlichkeitsarbeit Versicherungsschutz – insbesondere für die Besucher – besteht.

Der Einladung zum „Tag der offenen Tür“ folgen Personen mit unterschiedlichen Motiven:

• (Ehe-)Partner und Kinder von Beschäf-tigten, die mal schauen wollen, wo Papa oder Mama den Tag verbringen,

• ehemalige Beschäftigte, die es an die alte Wirkungsstätte zurückzieht,

• Personen, die Geschäftsbeziehungen mit dem Unternehmen in Erwägung ziehen

oder pflegen, sei es im Hinblick auf ein zukünftiges Beschäftigungs- oder Liefe-ranten-Kunden-Verhältnis,

• oder einfach nur diejenigen, die immer schon wissen wollten, wie so ein Betrieb funktioniert und die entsprechende „Sen-dung mit der Maus“ verpasst haben.

Das Interesse der Besucher trifft hier auf das Interesse des Unternehmens, sich positiv und womöglich werbewirksam zu präsen-tieren. Sofern im Falle eines Falles die ge-setzliche Unfallversicherung eintritt, wenn auf dem Betriebsgelände ein Besucher zu Schaden kommen sollte, ist dies aus bei-der Sicht von Vorteil; auf Unternehmersei-te nicht zuletzt, um nicht selbst haften zu müssen.

Bei einem „Tag der offenen Tür“ fallen für die Besucher in der Regel keine Kosten im Sinne eines Besichtigungseintritts an, so dass es sich bei ihnen nach der Satzung der BG RCI um versicherte „Teilnehmer an un-entgeltlichen Besichtigungen des Unterneh-mens“ handeln kann. Personen, die nicht bereits nach anderen Vorschriften versichert sind, können so über die BG RCI aufgefan-gen werden.

Für aktive Beschäftigte ist in der Regel Ver-sicherungsschutz über ihr Arbeitsverhältnis anzunehmen, wenn sie im Rahmen eines aktiven Einsatzes bei der Veranstaltung mit-wirken oder sonst zur Teilnahme verpflich-tet werden. Nehmen sie aus freien Stücken ohne aktive Rolle an Veranstaltungen teil, gelten sie versicherungsrechtlich als Besu-

cher. In diesem Fall sind sie wie Familien-angehörige, Ehemalige und die eingelade-ne Öffentlichkeit im Falle einer Verletzung beim „Tag der offenen Tür“ als Teilnehmer einer unentgeltlichen Besichtigung auf dem Betriebsgelände nach der Satzung der BG RCI versichert.

Kinder stellen insofern eine Besonderheit dar, als auch sie nur als „Besichtigungs-teilnehmer“ versichert sind und zudem alters- und entwicklungsbedingt (von der Handlungstendenz her) schon zu einer Be-sichtigung in der Lage sein können. Nach der Rechtsprechung begründet der bloße (pas-sive) Aufenthalt auf einem Betriebsgelände keinen Versicherungsschutz, wenn sich aus der Satzungsbestimmung ergibt, dass eine aktive Tätigkeit (hier: Teilnahme an einer un-entgeltlichen Besichtigung) vorliegen muss. So wurde in einer Entscheidung eines Lan-dessozialgerichts Versicherungsschutz für ein zweieinhalbjähriges Kind abgelehnt, weil es vom Entwicklungsstand noch gar nicht in der Lage war, einen irgendwie gearteten unternehmensdienlichen Willen mit ent-

Das von den Vereinten Nationen zum „Internationalen Jahr der Chemie“ er-klärte Aktionsjahr 2011 bietet unter dem Motto „Chemie – unser Leben, un-sere Zukunft“ einen optimalen Rahmen, das Ansehen der Branche in der Öffentlichkeit weiter zu verbessern und die große Bedeutung der Chemie für die heutige Lebensqualität der Menschen und ihre künftigen Lebensbedin-gungen zu verdeutlichen. Deshalb führt die Chemische Industrie am 24. Sep-tember 2011 unter Beteiligung von 40 Hochschulen den siebten bundeswei-ten „Tag der offenen Tür“ durch.

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 12 14.06.11 10:16

5/6 2011 BG RCI.magazin FÖRDERPREIS 2011

sprechenden Handlungstendenzen zu bil-den oder umzusetzen. Bei beispielsweise kleinkindgerechten „Mitmach-Aktionen“, um betriebliche Prozesse in Miniatur zu ver-anschaulichen, wäre Versicherungsschutz für eine solche Aktivität auch eines noch sehr jungen Kindes im Rahmen des Besichti-gungsprogrammes sicher schon zu bejahen.

Werden von Dritten Leistungen für die Ver-anstaltung gebucht (Catering, Betreiber von Kinderattraktionen), kann bei Aufenthalt dieser Personen auf dem Betriebsgelände nicht die Handlungstendenz einer Unter-nehmensbesichtigung angenommen wer-den. Sie sind in eigener Sache – anderweitig versichert oder unversichert – tätig. UV-Schutz bei der BG RCI über das Mitglieds-unternehmen als Träger der Veranstaltung besteht somit nicht.

Eine Prüfung im Einzelfall muss sich die BG RCI bei Anfragen zum Versicherungs-schutz im Vorfeld der jeweiligen Veran-staltung immer vorbehalten, da es – selbst wenn der oder die Verletzte nach der Sat-zungsvorschrift grundsätzlich versicherte Person ist – auch auf die konkrete Fallkon-stellation und unfallbringende Tätigkeit an-kommt, um entscheiden zu können, ob ein Arbeitsunfall vorliegt. Hier ist abzuwägen, ob die Unfallursache rechtlich wesentlich dem Privatbereich des Besuchers oder dem Risikobereich des Betriebes zuzuordnen ist. Der Versicherungsschutz nach der Satzung der BG RCI bezieht sich nur auf den Aufent-halt im Verantwortungsbereich des Unter-nehmens und die damit verbundenen Ri-siken, besteht also nicht auf dem Hin- und Rückweg dorthin.

Bei weiteren Fragen wenden sich Inter-essierte bitte an das BG RCI-Kompetenz-Center „Grundsatzfragen Arbeitsunfall/Berufskrankheiten/Rente“, das unter [email protected] zu erreichen ist. Anne Treppner/Klaus Münch

13131313

Im BG RCI.magazin, Ausgabe 3/4-2011, haben wir von der diesjährigen Verlei-hung des Förderpreises Arbeit · Sicher-heit · Gesundheit berichtet. Auf den nachfolgenden Seiten stellen wir die prä-mierten Arbeiten aus allen Branchen der BG RCI sowie den Gemeinsamen BG RCI-Förderpreis vor. Die Sonderpreise präsentie-ren wir Ihnen in der Ausgabe 7/8-2011 dieser Zeitschrift.

Förderpreis Arbeit · Sicherheit · Gesundheit 2011

Der „Arbeitssicherheits-Oscar“

Foto

s: P

löge

r/N

ierz

wic

ki/U

litzk

a

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 13 14.06.11 10:16

BG RCI.magazin 5/6 2011FÖRDERPREIS 2011

1414

Für die Entwicklung und den Bau des Rüttel-tisches erhielten Werner Rohrmoser und Ar-min Engelberger von der Holcim Kies und Beton GmbH in Stuttgart den Förderpreis 2011 der BG RCI-Branchenprävention Bau-stoffe - Steine - Erden.

Auf Basis der vorgeschlagenen konstrukti-ven Maßnahmen lassen sich die in nahezu allen Betonwerken vorhandenen Rütteltische mit geringem Aufwand so umbauen, dass die Lärmexposition während des Verdich-tungsvorganges deutlich reduziert und ge-sundheitsschädliche Hand-Arm-Vibrationen durch kraftschlüssige Fixierung der Metallfor-men ausgeschlossen werden. Damit leistet diese Innovation einen wichtigen Beitrag, Ar-beitsplätze in der Betonindustrie lärm armer, vibrationsfreier und menschengerechter zu gestalten.

BG RCI-Förderpreis 2011 – Branche Baustoffe - Steine - Erden

„Betonprobekörper lärmarm und vibrationsfrei herstellen“

In Betonwerken werden zur Untersuchung der Materialgüte des hergestellten Produktes Betonproben in würfelförmige Stahlformen gegossen. Um Lufteinschlüsse vor dem Aus-härten zu beseitigen, werden diese Formen über kurze Zeit auf Vibrationsplatten gestellt. Während des Verdichtungsvorganges schlägt die Vibrationsplatte auf den Metallboden der Form. Dies erzeugt ein sehr lautes Geräusch von bis zu 107 dB(A) in Kopfhöhe des Mit-arbeiters. Zudem muss dieser die Form mit der Hand auf der vibrierenden Rüttelplatte fixieren, was die Einleitung von gesundheits-schädlichen Hand-Arm-Vibrationen zur Folge hat. Schließlich müssen diese Arbeiten unter einer ungünstigen ergonomischen Körper-haltung ausgeführt werden. Werner Rohr-moser und Armin Engelberger haben nach einer Lösung gesucht, mit der die aus Sicht des Arbeitsschutzes beschriebenen Unzu-

länglichkeiten beseitigt werden können. Im Labor des Werkes Stuttgart der Firma Hol-cim Kies und Beton GmbH wurde dazu ein Rütteltisch so modifiziert, dass ein darin integrierter Magnet die Form während des Verdichtungsvorganges fixiert. Dadurch ent-fällt das gesundheitsschädliche Festhalten. Die Vibrationen werden zudem besser in den Probekörper übertragen, das Schlagen des Metallbodens gegen die Metallplatte wird re-duziert. Zusätzlich wurden an der Unterseite schalldämmende Materialien angebracht. Die nun in Kopfhöhe gemessenen Lärmex-positionen liegen bei maximal 97 dB(A). Vor dem Hintergrund der arbeitstäglich im Durchschnitt herzustellenden Probekörper ergibt sich jetzt ein Beurteilungspegel, der unter 80 dB(A) liegt. Auch muss die Arbeit nicht mehr unter körperlicher Zwangshaltung verrichtet werden.

Preisträger: Werner Rohrmoser, Armin Engelberger

Unternehmen: Holcim Kies und Beton GmbH, Stuttgart

Die Holcim-Niederlassung in Stuttgart: Werner Rohrmoser, Leiter Holcim-Prüfstellen (l.), und Armin Engelberger, Leiter Prüfstelle Werk Offenburg, im Labor. Alle Förderpreis-Fotos: bgrci/prävention

Förderpreis 2011ArbeitSicherheitGesundheit

In nahezu allen Betonwerken können die vor-handenen Rütteltische mit geringem Aufwand umgebaut werden.

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 14 14.06.11 10:16

15

FÖRDERPREIS 2011

151515

Förderpreis 2011ArbeitSicherheitGesundheit

Förderpreis 2011ArbeitSicherheitGesundheit

BG RCI-Förderpreis 2011 – Branche Bergbau

„Mitführbare Anschlagvorrichtung fürPersönliche Schutzausrüstung gegen Absturz“

In einem der größten Umweltprojekte Deutschlands saniert die bundeseigene Wis-mut GmbH mit Sitz in Chemnitz mit rund 1.500 Beschäftigten die Hinterlassenschaften des Uranerzbergbaus in Sachsen und Thüringen. Die Wismut befördert zu diesem Zweck in gro-ßem Umfang Erde, Sand, Schotter und Kies mit der Bahn und nutzt dafür mehrere Entla-destellen. Die Rampenhöhen dieser Entlade-stellen liegen zwischen 1,80 und 5 Metern.

Zusätzlich zur maschinellen Reinigung der Schüttrampen und des Gleiskörpers ist auch eine manuelle Reinigung mit Schaufeln er-forderlich. Bei diesen Arbeiten an den Ram-pen ist eine Sicherung gegen Absturz unver-zichtbar. Als Anschlagpunkt kommt allerdings nur das Gleis in Frage. Dabei muss für die Reinigung eines jeden Auflaufbockes der Anschlagpunkt gewechselt werden. Um ein

Anschlagmittel am Gleis zu fixieren, ist der Schotter im Gleisbett jedes Mal aufzunehmen und später wieder zu verfüllen. Dieses Verfah-ren ist aufwendig und sicherheitstechnisch problematisch.

Vier Mitarbeiter des Unternehmens haben jetzt eine auf den Schienenkopf aufsteck-bare und mitführbare Anschlagvorrichtung entwickelt. Sie besteht aus einer klammer-förmigen, den Schienenkopf umschließenden Stahlkonstruktion und kann mittels zweier in-tegrierter Kugellager leicht entlang der Schie-ne bewegt werden. Anschlagpunkt für das Verbindungsmittel ist eine mittig an der Vor-richtung angebrachte Öse. Sie hat gleichzeitig die Funktion eines Tragegriffs. Als Absturzsi-cherung bietet sich ein Rückhaltesystem an. Dabei ist die Länge des Verbindungsmittels so bemessen, dass der Mitarbeiter nicht bis

Preisträger: Heinz Jürgen Wecker, Siegfried Tietz, Holger Specht, Gert Rettke

Unternehmen: Wismut GmbH, Niederlassung Ronneburg

5/6 2011 BG RCI.magazin

Absturzgefährdete Arbeiten am Rand einer Entla-destelle in einem Wismut-Sanierungsprojekt. Die Aufnahmen entstanden im Januar 2011. Fotos: bgrci/Gerold Soestmeyer

Die Anschlagvorrichtung passt perfekt auf das Gleis, vereinfacht das Arbeiten und wird gerne eingesetzt.

Die neu entwickelte Anschlagvorrichtung wird einfach auf den Schienenkopf aufgesetzt. In der gezeigten Arbeitssituati-on ist das Verbindungsmittel so bemessen, dass ein Absturz vermieden wird.

zur Absturzkante gelangen kann und ein Ab-sturz damit unmöglich wird.

Mit dieser Entwicklung wurde ein modernes Anschlagmittel geschaffen, das leicht mitzu-führen ist und die Sicherheit bei den Arbeiten an den Schüttrampen wesentlich verbessert.

Für diesen Beitrag zur Verbesserung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes hat die Branchenprävention Bergbau der BG RCI den Förderpreis 2011 an Heinz Jürgen Wecker, Siegfried Tietz, Holger Specht und Gert Rettke von der Wismut GmbH, Niederlassung Ron-neburg, verliehen.

Die Idee zur Anschlagvorrichtung entwickelten Heinz Jürgen Wecker, Siegfried Tietz, Holger Specht und Gert Rettke (v. l.) von der Wismut GmbH, Niederlassung Ronneburg.

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 15 14.06.11 10:17

FÖRDERPREIS 2011

1616

Udo Bär von der Gealan Formteile GmbH hat den Prototyp einer Klimaanlage auf Basis der adiaba-tischen Kühlung mitentwickelt.

Preisträger: Udo Bär

Unternehmen: Gealan Formteile GmbH, Oberkotzau

BG RCI-Förderpreis 2011 – Branche Chemische Industrie

„Adiabatische Arbeitsplatzklimatisierung“

Wenn es zu warm wird, können weder Men-schen noch Maschinen ohne Beschwerden oder Störungen arbeiten. Insbesondere in den Produktionshallen der Kunststoffindus-trie können bei Sommertemperaturen solche Probleme auftauchen, da an heißen Anlagen gearbeitet wird. Hier ist eine Klimatisierung angebracht, die allerdings technisch und energetisch aufwendig und teuer sein kann.

Die Firma Gealan im fränkischen Oberkotzau hat sich diesem Problem gestellt und den Prototyp einer Klimaanlage mitentwickelt, die auf dem Prinzip der adiabatischen Küh-lung (Kühlung durch Verdunstung) basiert, und in ihrer Produktionshalle für Spritzguss-teile installiert. Die Mitarbeiter haben nun ein angenehmeres Arbeitsklima, das Unfall-

BG RCI.magazin 5/6 2011

Förderpreis 2011ArbeitSicherheitGesundheit

Die Anlage sorgt in einer Produktionshalle für Spritzgussteile für angenehmes Arbeitsklima.

risiko wurde vermindert und Störungen an den Maschinen erkennbar minimiert.

Die Anlage benötigt zudem nur etwa 25 Pro-zent der Energie einer konventionellen Kli-maanlage.

Die Jury hat Udo Bär von der Gealan Formteile GmbH den Förderpreis der BG RCI-Branchen-prävention Chemische Industrie für die In-stallation des Prototyps einer adiabatischen Raumluftkühlung zuerkannt. Sachgerechte und wirtschaftliche Lösungen wie diese kön-nen für die Kunststoffindustrie, aber auch für Betriebe anderer Branchen beispielhaft sein. Sie stellen einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung des Arbeits- und Gesundheits-schutzes dar.

Dr. Uwe Müller, Mitglied des Vorstands der BG RCI und des Beirats der BG RCI-Branche Chemische Industrie, überreicht Udo Bär die Förderpreis-Urkunde 2011.

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 16 14.06.11 10:17

5/6 2011 BG RCI.magazin FÖRDERPREIS 2011

17171717

BG RCI-Förderpreis 2011 – Branche Lederindustrie

„Absicherung eines Walzwerkes“

Viele Menschen steigen jeden Morgen in ihr Auto und verlassen sich darauf, dass es sie zuverlässig ans Ziel bringt. Kaum einer macht sich darüber Gedanken, wie viele Bauteile zusammenwirken müssen, damit das Fahrzeug über Jahre einwandfrei funk-tioniert. Eine wichtige Rolle im Innenleben jedes Fahrzeugs spielen die verschiedensten Arten von Dichtungen. Ohne sie würde kein Motor laufen und kein Getriebe schalten. Die Firma Freudenberg Sealing Technologies in Reichelsheim, Odenwald, ist federführend auf diesem Gebiet.

Zur Herstellung der jeweils geeigneten Mate-rialmischung werden Walzwerke unterschied-licher Größe eingesetzt. Die Gefährdungen an solchen Walzwerken sind jedem Fachmann seit langem bekannt. In Normen und Regeln der Technik werden zur Absicherung der Wal-zeneinzugsstelle verschiedene Schutzein-

richtungen wie Schaltstangen und Reißlei-nen beschrieben. In vielen Fällen ist diese Absicherung, gerade bei kleinen Walzwerken, während der Tätigkeit hinderlich und vor al-lem leicht zu umgehen. Das Unternehmen suchte nach einer Absicherung des Walzen-einzugsspaltes, die das Umgehen der Schutz-einrichtung zuverlässig verhindert. Bei der umgesetzten Konstruktion wurde eine Kunst-stoffscheibe vor dem als Walzenmund be-zeichneten Walzenspalt installiert. Der untere Teil der Scheibe ist als Klappe ausgeführt, die bei der kleinsten Bewegung einen Sicher-heitsschalter am Scharnier betätigt. Wird die Klappe nach innen bewegt, beispielsweise wenn die Hand des Arbeiters eingezogen wür-de, löst der Schalter sofort aus und die Walze bleibt stehen. Gleichzeitig fährt die Scheibe nach oben, um das Einquetschen der Hand unter der Scheibe oder beim Zurückziehen der Hand zu verhindern.

Preisträger: Annette Reisner, Bernd Flößer

Unternehmen: Freudenberg Sealing Technologies, Reichelsheim

Förderpreis 2011ArbeitSicherheitGesundheit

Förderpreis 2011ArbeitSicherheitGesundheit

Die neue Sicherheitseinrichtung verhindert wirksam das Erreichen der Einzugsstelle bei laufender Maschine – eine Entwicklung von Annette Reisner und Bernd Flößer von der Freudenberg Sealing Technologies in Reichelsheim.

Materialmischungen für die unterschied-lichsten Dichtungen: Das Material muss nach dem Kneten mit den Händen von den Walzen abgenommen und zu „Puppen“ gerollt wer-den. Dabei ist es wichtig, dass niemand in die Einzugsstelle gelangt.

Die Scheibe ist so dimensioniert, dass ein Übergreifen oder Erreichen der Gefahrenstel-le nicht möglich ist. Die Schutzeinrichtung wurde so in die Steuerung integriert, dass das Walzwerk nur mit geschlossener Schutz-einrichtung gestartet werden kann. Durch die neu entwickelte Sicherheitseinrichtung wird das Erreichen der Einzugsstelle bei laufender Maschine wirksam verhindert. Wichtig für die Praxis: Die Schutzvorrichtung behindert weder den Arbeitsprozess noch stört sie bei der Reinigung des Walzwerks.

Diese neue Absicherung leistet einen wich-tigen Beitrag zur Verbesserung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes. Dafür hat die Branchenprävention Lederindustrie der BGRCI den Förderpreis an Annette Reisner und Bernd Flößer von Freudenberg Sealing Technologies, Reichelsheim, vergeben.

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 17 14.06.11 10:17

BG RCI.magazin 5/6 2011FÖRDERPREIS 2011

kann aber nicht austreten. Dieser Deckel mit der notwendigen Arretiervorrichtung für die Reinigungsöffnung ist einfach ge-staltet und kann schnell und unkompliziert mittels einer Flügelmutter montiert wer-den. Da die Reinigungsöffnungen weitge-hend einheitlich gestaltet sind, kann eine einzige Fangvorrichtung an vielen Rohröff-nungen verwendet werden.

Für diesen Beitrag zur Verbesserung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes ver-leiht die BG RCI-Branchenprävention Papierherstellung und Ausrüstung den Förderpreis 2011 an Torsten Hoffmann von Felix Schoeller jr., Osnabrück.

BG RCI-Förderpreis 2011 – Branche Papierherstellung und Ausrüstung

„Fangvorrichtung beim Hochdruckreinigen“

Mit rund 2.400 Mitarbeitern in acht Wer-ken und einer Gesamtkapazität von rund 290.000 Tonnen ist die Felix Schoeller Gruppe weltweit führender Hersteller von hochwertigen Spezialpapieren. Von Stand-orten in Europa, Nordamerika und Asien aus produziert und vertreibt das Unterneh-men ein breites Spektrum qualitativ hoch-wertiger Fotopapiere und Dekorpapiere für die Holzwerkstoffindustrie.

Der Produktionsstandort Osnabrück ver-fügt über eine der leistungsfähigsten Dekor papiermaschinen. 123 Mitarbeiter erzeugen jährlich etwa 38.000 Tonnen De-korpapiere, unter anderem Spezialpapie-re zur Veredelung von Möbeloberflächen.

Auch die Felix Schoeller Gruppe hat häu-fig mit Ablagerungen in Rohrleitungen zu kämpfen. Die Beseitigung der Ablagerun-gen erfolgt üblicherweise durch den Ein-satz von leistungsfähigen Hochdruckrei-nigungsgeräten. Dabei gehen von dem Flüssigkeitsstrahl besondere Gefahren aus, wenn das Schlauchende mit der Düse unkontrolliert aus der Reinigungsöffnung austritt.

Um dies zu verhindern, wird nun die Reini-gungsöffnung nach Einführung des Hoch-druckschlauches durch einen Deckel ver-schlossen, der als Fangvorrichtung dient. Der Schlauch bleibt dabei im Rohr frei be-weglich, das Schlauchende mit der Düse

Preisträger: Torsten Hoffmann

Unternehmen: Felix Schoeller jr. Foto- und Spezialpapiere, Osnabrück

1818

Förderpreis 2011ArbeitSicherheitGesundheit

Basis des Systems sind ein standardisierter Deckel und eine Gewindestange mit ange-schweißtem Steg.

Das Schlauchende mit der Düse bleibt so in der Reinigungsöffnung.

Torsten Hoffmanns Erfindung verhindert die Gefahr, dass Mitarbeiter beim Reinigen von Rohrleitungen von einem Hochdruckwasser-strahl getroffen werden.

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 18 14.06.11 10:17

5/6 2011 BG RCI.magazin FÖRDERPREIS 2011

19191919

sind im Bedarfsfall schnell verfügbar und leicht zu handhaben. Durch ihre Formge-bung und Funktionalität können sie zu ei-ner wirksamen und flexiblen Abschottung gegen nachfließenden Zucker zusammen-gesteckt werden.

Für diesen Beitrag zur Verbesserung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes hat die Branchenprävention Zucker der BG RCI den Förderpreis 2011 an Johann Trenkler vom Werk Rain der Südzucker AG vergeben.

BG RCI-Förderpreis 2011 – Branche Zucker

„Hilfsmittel zur Rettung aus Schüttgütern in Silos“

Die Südzucker AG mit Sitz in Mannheim zählt zu den weltweit tätigen deutschen Ernäh-rungskonzernen. Sie beschäftigt rund 17.500 Mitarbeiter und erzielt einen Jahresumsatz von etwa 5,7 Mrd. Euro. Kerngeschäft ist die Produktion von Zucker mit fast 5 Mio. Ton-nen im Jahr.

In Rain, einem von neun Standorten in Deutschland, werden während der Kam-pagne von September bis Ende Dezember pro Tag 12.000 Tonnen Rüben zu rund 1.700 Tonnen kristallinem Zucker verarbeitet. In den weithin sichtbaren sechs Silos können 90.000 Tonnen Zucker eingelagert werden, die während des Jahres kontinuierlich zum Verkauf kommen.

Die Entnahme des kristallinen Zuckers er-folgt automatisch über Öffnungen im Silobo-den. Technologisch bedingt kann die Entlee-rung eines Silos aber nicht restlos erfolgen, so dass Mitarbeiter zur manuellen Restent-leerung im Silo arbeiten müssen. Dabei be-steht unter ungünstigen Bedingungen die Gefahr, verschüttet zu werden.

Sollte es zu einer Verschüttung kommen, muss das ungehemmte Nachfließen des Zuckers verhindert werden. Hierzu hat Johann Trenkler ein Hilfsmittel, bestehend aus zusammensteckbaren Aluminiumble-chen, entwickelt, die vor Beginn der Rest-entleerung über die Einstiegsöffnungen in den Silo eingebracht werden. Die Bleche

Preisträger: Johann Trenkler

Unternehmen: Südzucker AG, Werk Rain

Gut zu erkennen: die Schubverbindungen der Rettungsbleche (l.). Sie ermöglichen einen schnellen Einsatz. Der Verschüttete kann nun aus seiner misslichen Lage befreit werden, da durch die Bleche kein Schüttgut mehr nachrutschen kann (oben). Ebenfalls wichtig: der schnell erreichbare Lager-platz der Rettungsbleche (oben l.).Johann Trenkler erhält seine Förderpreis-Urkunde aus der Hand von Christian Voß, Mitglied des Vorstands der BG RCI und des Beirats der BG RCI-Branche Zucker.

Förderpreis 2011ArbeitSicherheitGesundheit

Förderpreis 2011ArbeitSicherheitGesundheit

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 19 14.06.11 10:17

FÖRDERPREIS 2011

gne mit dem Gemeinsamen Förderpreis 2011 der BG RCI ausgezeichnet. Die BG RCI ist der Meinung, dass hier ein besonders gutes Bei-spiel für die Vernetzung von betrieblicher und berufsgenossenschaftlicher Kampagne vorliegt und ist beeindruckt von der klaren Vorgehensweise in der Projektstruktur. Die Kampagne zeichnet sich durch eine breite Fächerung der Zielgruppen aus und hat Vor-bildcharakter für andere Unternehmen.

Anja Kreuziger, Daniel Vogel und Dr. Bernd Diener von der Evonik Goldschmidt GmbH aus Essen erhielten die Auszeichnung stell-vertretend für alle Beschäftigten der Abtei-lung Arbeitsschutz des Unternehmens.

Das Wort Kampagne wurde im 17. Jahrhun-dert in der Bedeutung eines zeitlich befris-teten Feldzuges in die deutsche Sprache übernommen. Mit der Kampagne „Risiko raus!“, die das Thema „Sicher fahren und transportieren“ als Schwerpunkt hat, führt auch die BG RCI eine Art Feldzug, nämlich gegen Unfälle im Straßenverkehr sowie im innerbetrieblichen Transport und Verkehr.

Das Unternehmen Evonik Goldschmidt GmbH in Essen hat es bereits in der Vergan-genheit durch intensive Sicherheitsarbeit geschafft, die Unfallzahlen deutlich zu redu-zieren. Durch eine Kampagne in Anlehnung an das Berufsgenossenschafts-Motto „Risi-

ko raus!“ soll nun insbesondere die Zahl der Wege- und Verkehrsunfälle im Unternehmen weiter reduziert werden.

Diese Kampagne wird von der Evonik Gold-schmidt GmbH in überzeugender Weise zielgerichtet umgesetzt. Hervorzuheben ist die klar strukturierte Vorgehensweise, wobei über einen Zeitraum von zwei Jahren alle wesentlichen Zielgruppen wie Auto-, Zweirad- und Staplerfahrer sowie auch die Angehörigen immer wieder für das Thema sensibilisiert wurden.

Dieser Beitrag wurde als innovative betrieb-liche Umsetzung der „Risiko raus!“-Kampa-

2020

Preisträger: Anja Kreuziger, Daniel Vogel, Dr. Bernd Diener

Unternehmen: Evonik Goldschmidt GmbH, Essen

Gemeinsamer Förderpreis 2011 der BG RCI

»Umsetzung der Kampagne „Risiko raus!“«

Die großen Jungs und der ferngelenkte Stapler: Spielerisch lassen sich Gefahren-momente im innerbetrieblichen Transport besser erfassen (oben). Ablenkung durch Straßenkarte oder Handy: Die Konzentratopn auf den Straßenverkehr schwindet schnell (oben r.). „Risiko raus!“ – sie wissen genau, wie es geht (v.l.): Dr. Bernd Diener, Anja Kreuziger und Daniel Vogel von der Evonik Goldschmidt GmbH in Essen (unten r.).

BG RCI.magazin 5/6 2011

Förderpreis 2011ArbeitSicherheitGesundheit

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 20 14.06.11 10:17

21

5/6 2010 BG RCI.magazin

Seit Veröffentlichung der letzten Übersicht ist eine Reihe von Schriften neu erschienen oder wurden aktualisiert. Als neues Präven-tionsprodukt sind die „Sicherheitskurzge-spräche“ (SKG) dazugekommen, modular aufgebaut und als geleimte Blocks im Format DIN A4 lieferbar.

Unter www.bgrci.de > Prävention > Medien-shop sind alle Unfallverhütungsvorschriften, BG-Regeln, die Reihe „Sicheres Arbeiten“, Merkblätter, Kleinbroschüren, Filme, Arbeits-hilfen, Plakate, Aufkleber, Informationswän-de sowie Multimedia-Produkte der BG RCI zu beziehen.

Ein gemeinsamer Medienshop für alle Mit-gliedsbranchen der BG RCI ist in Vorberei-tung. Zurzeit sind die Branchen noch mit ei-genen Medienshops vertreten. Diese stehen jedoch allen Mitgliedsunternehmen offen. Sie können die Schriften in einer der Be-triebsgröße angemessenen Stückzahl kos-tenlos bzw. zum Selbstkostenpreis bezie-hen. Auch Nichtmitgliedsbetrieben ist der Erwerb der Schriften und Medien möglich. Dr. Imke Birkenstock

Bezugsquellen:

BG Rohstoffe und chemische IndustriePostfach 10 14 8069004 HeidelbergFax: 06221/523-323E-Mail: [email protected]: www.bgrci.de/medienshop

Jedermann-VerlagPostfach 10 31 4069021 HeidelbergFax: 06221/27870E-Mail: [email protected]: www.jedermann.de

Übersicht über Neuer - scheinungen und Über - arbeitungen

Schriften im Überblick

BGI/GUV-I 51521

Sicheres Arbeiten beim Herstellen von Beschichtungsstoffen 06/2010 Ü

A 003 Suchtmittelkonsum im Betrieb (BGI 799) 02/2011 Ü

A 003-2 Betriebliche Suchtbeauftragte – Fortbildung 02/2011 N

A 008 Persönliche Schutzausrüstung 01/2011 Ü

A 017 Gefährdungskatalog – Gefährdungsbeurteilung (BGI 571) 10/2010 Ü

A 026 Unterweisung – Gefährdungsorientierte Handlungshilfe (BGI 8697) 10/2010 N

B 001 Fachbegriffe (BGI 628) 10/2010 Ü

B 002 Laboratorien (BGI 629) 12/2010 Ü

LI 010Ladungssicherung im Kleintransporter für das bodenlegende Handwerk

01/2011 N

M 034 Sauerstoff (BGI 617) 06/2010 Ü

M 034e Oxygen (BGI 617e) 06/2010 N

M 034-1Liste der nichtmetallischen Materialien – zu Merkblatt M 034 „Sauerstoff“ (BGI 617) / List of nonmetallic materials – supporting document to code of practice M 034e „Oxygen“ (BGI 617e)

08/2010 N

M 034-3 Sauerstoff – Arbeitsschutzinformationen für Beschäftigte (BGI 617-3) 08/2010 Ü

M 039 Fruchtschädigungen – Schutz am Arbeitsplatz (BGI 537)05/2010 Ü

M 050 Tätigkeiten mit Gefahrstoffen (BGI 564) 06/2010 Ü

M 053-1 Stickstoff – Arbeitsschutzinformationen für Beschäftigte (BGI 660-1) 09/2010 Ü

M 060-1 Kompaktinformation GHS – Veranstaltungs- und Seminarunterlagen 02/2011 Ü

R 004 Thermische Sicherheit chemischer Prozesse (BGI 828) 01/2011 Ü

R 007 Lehren aus Ereignissen (BGI 5153) 04/2011 N

T 008Maschinen – Sicherheitskonzepte und Schutzeinrichtungen (BGI 5049)

09/2010 Ü

T 008-1 Checklisten Maschinen – Prüfung vor Erstinbetriebnahme (BGI 5049-1) 02/2011 N

T 008-1A Checklisten Maschinen – Maschinenaltbestand (BGI 5049-1A) 02/2011 N

T 008-2 Checklisten Maschinen – Wiederkehrende Prüfung (BGI 5049-2) 02/2011 N

T 008-3 Checklisten Maschinen – Elektrische Ausrüstung (BGI 5049-3) 07/2010 N

T 008-4 Checklisten Maschinen – Hydraulische Ausrüstung (BGI 5049-4) 07/2010 N

T 008-5 Checklisten Maschinen – Pneumatische Ausrüstung (BGI 5049-5) 02/2011 N

T 010 Retten aus Behältern und engen Räumen (BGI 5028) 06/2010 Ü

T 018 Kranführer (BGI 555) 09/2010 Ü

T 0342 Gefährdungsbeurteilung im Labor 10/2009 Ü

T 057 Ladungssicherung beim Transport (BGI/GUV-I 5134) 10/2010 Ü

SKG 071Instandhaltungsarbeiten: Feuerarbeiten – Arbeiten mit Brandgefährdung

03/2011 N

1 Diese Schrift ist eine Überarbeitung der BGR 205.2 Nachdruck weitgehend unverändert im neuen Erscheinungsbild der BG RCI.Ü = überarbeitete Schrift, N = Neue Schrift

BLICKPUNKT

Förderpreis 2011ArbeitSicherheitGesundheit

Schriften im Überblick

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 21 14.06.11 10:17

BG RCI.magazin 5/6 2011AUS DEN BRANCHEN

BAUSTOFFE - STEINE - ERDEN

22

Alternatives Betreuungsmodell für Kleinbetriebe der BG RCI-Branche Baustoffe - Steine - Erden / Teil ISicherheitstechnische und betriebsärztliche Betreuung kleiner BetriebeVon Christof Göbel und Werner Hamacher

Seit den 1990er Jahren wurde die sicher-heitstechnische und betriebsärztliche Betreuung kleiner Betriebe als dringen-des Erfordernis gesehen, da bis dahin vor allem nur die größeren Betriebe auf eine fachkundige Unterstützung bei der Planung und Durchführung der erforder-lichen Maßnahmen des Arbeitsschutzes zurückgreifen konnten. Da damals schon die Auffassung vertreten wurde, dass eine qualitativ hochwertige und den tatsächli-chen betrieblichen Problemen und Erfor-dernissen der Kleinbetriebe Rechnung tragende Betreuung nicht pauschal über Einsatzzeiten zu gewährleisten ist, be-gann sehr schnell die Suche nach alter-nativen Betreuungskonzepten und deren praktische Erprobung in Modellversuchen. Seit dem Jahr 2005 existieren im Bereich der gewerblichen Berufsgenossenschaf-ten sowohl konkrete Vorgaben für eine Regelbetreuung von Betrieben mit bis zu zehn Beschäftigten als auch die Möglich-keit eines sogenannten alternativen Be-treuungsmodells. Die unterschiedlichen Betreuungsformen in Kleinbetrieben wur-den positiv evaluiert.

Mit der DGUV Vorschrift 2, die seit dem 1. Januar 2011 von fast allen Unfallversi-cherungsträgern in Kraft gesetzt wurde, gilt nun für Unternehmen aller Größenklas-sen das Prinzip der bedarfsgerechten Be-treuung. Das heißt, der Betreuungsbedarf muss anhand von betrieblichen Erforder-nissen, Gefährdungen und spezifischen betrieblichen Handlungsanlässen ermit-telt und erfüllt werden. Zeitvorgaben spie-len eine untergeordnete Rolle. Im Mittel-punkt steht die Erfüllung der betrieblich erforderlichen Betreuungsleistungen.

Welche Wirkungen diese Betreuung entfal-tet, hängt im hohen Maße von der Qualität des jeweiligen Betreuungsmodells und sei-ner Umsetzung ab. Ein systematisches Qua-litätsmanagement ist deshalb eine wesent-liche Voraussetzung für eine wirkungsvolle sicherheitstechnische und betriebsärztliche Betreuung.

Qualitätsmanagement der alternativen bedarfsorientierten sicherheitstech-nischen und betriebsärztlichen Betreu-ungVor mehr als 15 Jahren wurde in der dama-ligen Steinbruchs-Berufsgenossenschaft das Unternehmermodell für eine alternati-ve sicherheitstechnische und betriebsärzt-liche Betreuung für Kleinbetriebe mit unter 30 Beschäftigten entwickelt und erprobt. Das Modell wurde mit den Kernbestand-teilen von Informations- und Motivations-maßnahmen für die Unternehmer und einer bedarfsorientierten sicherheitstechnischen und betriebsärztlichen Betreuung in dem Pilotversuch „Modell Berlin“ verwirklicht. Mittlerweile hat es sich als ein sehr erfolg-reiches alternatives Betreuungsmodell eta-bliert. Es wurde mehrfach evaluiert (Larisch, Lang, 1999; Kliemt u. a. 2003). Die Autoren kommen bei der Evaluierung der Effektivität und Effizienz der betriebsärztlichen Betreu-ung in Klein- und Mittelbetrieben zu folgen-der zusammenfassenden Bewertung:

„Das Steinbruchs-BG-Modell allgemein und speziell die betriebsärztliche Betreuung wird als sehr wirksam beurteilt. Als wichti-ge Erfolgstreiber werden die Informations- und Motivationsangebote für den Unter-nehmer in ihrer qualitativen Ausgestaltung, die enge Kooperation (der Betriebsärzte)

mit der Fachkraft für Arbeitssicherheit und die Unterstützung durch den Technischen Aufsichtsdienst gewertet. Das in den In-formations- und Motivationsseminaren vermittelte Wissen ist in den Betrieben zur Durchführung der Gefährdungsbeurteilung zu nutzen. Bei der Gesamtheit der Betriebe lässt sich der ganzheitliche (...) Handlungs-ansatz verifizieren. Auch wird in den Betrie-ben die Kooperation zwischen Betriebsarzt und Fachkraft für Arbeitssicherheit als posi-tives Element erkannt und bewertet.“1

Schon damals wurde das Chancenpotenzial des Steinbruchs-BG-Modells und seine Aus-schöpfung für eine zeitgemäße, effiziente Umsetzung der Anforderungen des ASiG als sehr hoch eingeschätzt. Die Chancen beste-hen insbesondere in folgenden Punkten:

• Sicherheitstechnische und betriebsärzt-liche Beratung und Betreuung aus einer Hand durch eigene Sicherheitsingenieure und Betriebsärzte der BG RCI.

• Zeitgemäße Erwartungen der BG RCI bzw. der vormaligen Steinbruchs-BG an Fach-kräfte für Arbeitssicherheit und Betriebs-ärzte sowie an die Förderung von bran-chenbezogener Professionalität.

• Möglichkeiten der zeitnahen Betreu-ung und der Beratung auch auf Initiati-ve der Betriebsärzte, der Fachkräfte für Arbeits sicherheit oder des Technischen Aufsichtsdienstes.

• Qualifizierung von Unternehmern und hier speziell zur Gefährdungsbeurteilung und damit zur Feststellung des Beratungsbe-darfs in erwachsenengerechten, bran-chenbezogenen Grundseminaren sowie der Durchführung von weiteren Fortbil-dungsmaßnahmen nach jeweils drei Jah-ren.

• Eigeninitiativ durch Betriebsärzte und Fachkräfte nutzbare Freiheitsgrade, Effi-zienzsteigerung durch Kooperation der Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeits-sicherheit sowie durch Informationen des Technischen Aufsichtsdienstes, hohe Ak-zeptanz der Betriebsärzte und Fachkräfte

Nur exzellente Vorgehensweisen führen zu exzellenten Ergebnissen. Die BG RCI, Branche Baustoffe - Steine - Erden, hat für ihr alternatives Betreu-ungsmodell für Kleinbetriebe ein systematisches Qualitätsmanagement nach diesem Gedanken entwickelt und umgesetzt. Die Herausforderung war, die Qualitätsmerkmale des Erfolgs für alle Elemente der alternativen Betreuung herauszufinden und in einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess die Strukturen und Prozesse zu optimieren. Dieses Vorgehen entspricht auch den Ansprüchen der DGUV Vorschrift 2, die inhaltlichen Leistungen der be-triebsärztlichen und sicherheitstechnischen Betreuung, die Qualität der Leis-tungserbringung und die damit erzielten Ergebnisse in den Mittelpunkt zu stellen.

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 22 14.06.11 10:17

5/6 2011 BG RCI.magazin AUS DEN BRANCHEN

CHEMISCHE INDUSTRIE

23

Abb.: 1

für Arbeitssicherheit als Beschäftigte der BG RCI-Branche Baustoffe - Steine - Erden.

• Konkrete Hilfe durch die Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit, die zur breiten Akzeptanz bei Unternehmern und Beschäftigten führt, breites Betreuungs- und Tätigkeitsspektrum der Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit.

• Intensive Betreuung der Betriebe durch den Technischen Aufsichtsdienst der BG RCI-Branche Baustoffe - Steine - Erden.

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor des Modells ist die Entwicklung von Handlungskompeten-zen hinsichtlich Sicherheit und Gesundheit und hier insbesondere von Handlungsbereit-schaft beim Unternehmer als dem zentralen Akteur im Kleinunternehmen. Die verschie-denen Aktivitäten wie Seminare, Beratung durch Sicherheitsingenieur und Betriebs-arzt, Aktionen und Angebote der BG RCI zwi-schen den Seminaren und die Tätigkeit der Aufsichtspersonen werden strategisch auf die Entwicklung der Handlungsfähigkeit und -bereitschaft der Unternehmer zu Sicherheit und Gesundheit im eigenen Unternehmen ausgerichtet (Abb. 1).

Aber: Nichts ist so gut, als dass es nicht doch noch verbessert werden könnte! Nach über 15 Jahren erfolgreicher bedarfsorientierter sicherheitstechnischer und betriebsärzt-licher Betreuung stellten sich die Akteure des alternativen Betreuungsmodells zwei Fragen:

• Tun wir noch die richtigen Dinge? • Tun wir die Dinge noch richtig?

Die Reflexion führt zu den Kernfragen: „Was macht die Qualität unserer alternativen Be-treuung resp. des Unternehmermodells aus?

Bild 1 : Entwicklung von zentralen Handlungskompetenzen des Unter-nehmers zu Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit.

Woran bemisst sich die Qualität der Beratung und der Seminare?“

Es bestand schnell Einigkeit darüber, dass es nicht hinreichend ist, die Qualität der alternativen Betreuung eindimensional an erzielten Ergebnissen wie Kennzahlen zu Unfall- und Berufskrankheiten zu messen. Schon seit Beginn der alternativen Betreu-ung wurde die Qualität der Seminare anhand verschiedener ausgewählter Kriterien ana-lysiert und bewertet. Daraus resultierte die ständige Weiterentwicklung der Seminare.

Dies wurde aber von den Akteuren des alter-nativen Betreuungsmodells als nicht ausrei-chend angesehen. Deshalb wurde vor etwa fünf Jahren beschlossen, einen ständigen und systematischen Qualitätsmanagements- und Verbesserungsprozess einzuleiten. Der Prozess wurde von systemkonzept – Gesell-schaft für Systemforschung und Konzeptent-wicklung mbH über ein Workshop-Konzept unterstützt, moderiert und aktiv begleitet. Ein Grundraster für die Revision des gesam-ten Betreuungsmodells als Teil des Quali-tätssicherungs- und Verbesserungspro-zesses findet sich in Tabellenform im Teil II dieses Beitrags in der Ausgabe 7/8-2011 des BG RCI.magazins.

Dieses Grundraster und die dort enthalte-nen Kriterien und Fragestellungen bildeten den Ausgangspunkt für die Entwicklung eines Qualitätsmanagements. Es wurde ein Workshop-Konzept entwickelt und um-gesetzt, mit dem systematisch über zwei bis drei Workshops pro Jahr Qualitätsansprü-che und -kriterien entstanden. Nach einer Findungsphase und der Durchführung von konkreten Verbesserungsmaßnahmen an den verschiedenen Elementen des Betreu-ungsmodells wurde der Weg in ein Quali-tätsmanagement nach den Grundprinzipien

Abb.: 2

Bild 2: Qualitätsphilosophie für das Qualitätsmanagement des altera-tiven Betreuungsmodells.

des nachstehend näher erläuterten EFQM-Ansatzes eingeschlagen.

Qualitätsmanagement nach dem EFQM-AnsatzKonsequenterweise wurde der Ansatz sys-tematisiert und in einem integrierten Quali-tätsmanagementsystem zusammengefasst, das den Grundgedanken der EFQM-Philoso-phie folgt (Bild 2). EFQM steht für European Foundation for Quality Management. Sie ist eine gemeinnützige Organisation, die sich für die Verbreitung und Anwendung des Modells für Excellence (EFQM-Modell) einsetzt. Die EFQM wurde 1988 in den Niederlanden als Stiftung gegründet. Stiftungsgründer waren 14 europäische Unternehmen, darunter die Firmen Robert Bosch GmbH, Renault, Philips, Volkswagen. Mittlerweile hat die EFQM über 600 Mitgliedsunternehmen, und es arbeiten weltweit mehr als 10.000 Unternehmen nach den EFQM-Prinzipien. Excellence in der Defi-nition der EFQM ist die Grundlage des EFQM-Modells. Wirklich hervorragende Organisati-onen zeichnen sich nach der Definition der EFQM dadurch aus, dass sie um die Zufrie-denheit ihrer Interessengruppen (Mitarbeiter und Kunden) bemüht sind, und zwar bezogen auf die Ergebnisse, die sie erreichen, und durch die Vorgehensweisen (Prozesse), wie sie diese Ergebnisse erreichen. Dies wurde für das gesamte alternative Betreuungsmo-dell als Anspruch zugrundegelegt (Abb. 2).

1 Kliemt, G.; Wienhold, L.; Barth, Chr.; Dörr, R.; Glomm, D.; Khan, A.; Korus, H. C.; Scheuch, K.; Voullaire, E.: Effektivität und Effizienz der betriebsärztlichen Be-treuung in Klein- und Mittelbetrieben. Vergleichende Bewertung von alternativen Betreuungsstrategien und Regelbetreuung. Bremerhaven: Wirtschaftsverlag NW Verlag für neue Wissenschaft GmbH 2003. (Schriften-reihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeits-medizin: Forschungsbericht, Fb 998).

Teil II des Beitrags veröffentlichen wir in der Ausgabe 7/8-2011 des BG RCI.magazins

BAUSTOFFE - STEINE - ERDEN

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 23 14.06.11 10:17

BG RCI.magazin 5/6 2011AUS DEN BRANCHEN

BERGBAU

AUS DEN BRANCHEN

stellt dann die gemeldeten Mitarbeiter – bei Vorliegen der gesetzlichen Vorgaben (Zuverlässigkeit, Fachkunde und körperli-che Eignung) – nach unternehmerischen Erfordernissen zu verantwortlichen Perso - n en. Nach Vertragsabschluss beginnt der „prak-tische Teil“ im Betrieb. Hervorzuheben ist in dieser Phase die Festlegung der erforderli-chen Schutzmaßnahmen nach der Gefähr-dungsbeurteilung.

Den Fremdfirmeneinsatz koordinieren die verantwortlichen Personen der RAG. Dabei erstellen sie eine Gefährdungsbeurteilung. Sie berücksichtigt alle Gefährdungen, die im Betriebseinsatz auf die Fremdfirmen-mitarbeiter wirken, sowie alle Gefährdun-gen, die von den Arbeiten der Fremdfirma auf Mitarbeiter der RAG und Dritte wirken. (Abb.2). Darüber hinaus wird im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung die wech-selseitige Gefährdung durch Überschnei-dung einzelner Arbeitsabläufe besonders be achtet. Als Ergebnis daraus werden ent-sprechende Schutzmaßnahmen festge legt

Der Mensch im Fokus − auch bei FremdfirmenDie Weiterentwicklung des Fremdfirmenmanagements bei der RAGVon Dr.-Ing. Rudolf Schumachers und Frank Gast

Auf dem Betriebsgelände der RAG werden ständig die unterschiedlichsten Arbeiten über wie unter Tage auch durch betriebsfrem-de Unternehmen (Fremdfirmen) und deren Mitarbeiter durchgeführt. Hierbei kann es zu Gefährdungen von eigenem und fremdem Personal kommen, die durch geeigente Maß-nahmen möglichst auszuschließen sind. Auf Grund der gesetzlichen Vorschriften1,2 ist die RAG wie jedes andere Unternehmen für Sicherheit und Ordnung im Betrieb verant-wortlich. Sie ist unter anderem verpflichtet, für einen ordnungsgemäßen Betriebsablauf zu sorgen. Insbesondere wird der Schutz der Beschäftigten und Dritter vor Gefahren für Leben und Gesundheit gefordert. Die Sorge um die Mitarbeiter von Fremdfirmen ist hier ausdrücklich mit einbezogen. Trotz der vorrangigen Aufsichtspflicht und der Verantwortung des Auftragnehmers (Fremdfirma) für seine eigenen Mitarbei-ter besteht für den Auftraggeber (RAG) die Pflicht zu einer sogenannten ergänzenden Sicherheitsüberwachung gegenüber der eigenverantwortlich arbeitenden Fremd-firma.3 Das heißt, ein Unternehmen wie die RAG trägt auch einen Teil der Verantwortung für die Sicherheit und den Gesundheits-schutz der Fremdfirmenmitarbeiter. Dem kommt die RAG in besonderer Weise durch die Weiterentwicklung ihres Fremdfirmen-managements nach.4

Die große Aufmerksamkeit für die Fremdfir-men zeigt Erfolge. Alle Fremdfirmen wissen, dass ihr Sicherheitsniveau dem der RAG ent-sprechen muss. Das zeigt sich auch an den Unfall- und Ausfallkennzahlen von Fremdfir-menmitarbeitern, die sich in den letzten fünf Jahren deutlich reduziert haben. Die Anzahl der Unfälle je 1 Mio. Arbeitsstunden nahm um über 50 Prozent ab.

Der Arbeits-, Gesundheits- und Umwelt-schutz greift in alle Bereiche des Fremd-firmenmanagements ein. Das fängt beim Lastenheft an, in dem alle zu erfüllenden Parameter möglichst genau beschrieben werden (Abb. 1). Bereits in der Ausschrei-bung von Werkvertragsleistungen wird die Vertragsfirma darauf hingewiesen, dass die „Arbeitsschutzbestimmungen für Fremdfir-men“ der RAG Gegenstand des Werkvertra-ges sind.5 Mit der Auftragsvergabe werden alle diese Anforderungen für beide Partner verbindlich. Die Fremdfirma wird bei Vorliegen der Vo r-aussetzungen mit der Vergabe des Auftrags aufgefordert, rechtzeitig vor der Arbeitsauf-nahme durch ihre Beschäftigten die Na-men geeigneter verantwortlicher Personen (§ 58 ff Bundesberggesetz) und deren Ver-treter schriftlich mitzuteilen. Die RAG be-

Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz (AGU) haben bei der RAG – ein Mit-gliedsunternehmen der BG RCI – auch hinsichtlich des Einsatzes von Fremd-firmenmitarbeitern einen besonders hohen Stellenwert. Die RAG sorgt sich um die Sicherheit und die Gesundheit von Fremdfirmenmitarbeitern in gleicher Weise wie um die der eigenen Mitarbeiter.

Abb. 1: Ablauf des Fremdfirmeneinsatzes

2424

Lang Einw tion

rungsss-rückfluss

Anlegeschein,Ein- /Unterweisung,

Film, Merkblatt,Koordination,

Ergänzung des eigenen SGDBestellung verantwortlicher Personen der Fremdfirma

Arbeitsschutzbestimmungen fürFremdfirmen

ergänzende Sicherheitsüberwachung,regelmäßige Befahrung,

Bewertung der Fremdfirma

Bewertung der Arbeit

Persönliche Anforderungen (z.B. Ausbildung, gesundheitliche

Voraussetzungen)

Erkenntnisse AGU

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 24 14.06.11 10:17

5/6 2011 BG RCI.magazin AUS DEN BRANCHEN

BERGBAU

und dokumentiert. Dieses Papier ist Teil des RAG-Sicherheits- und Gesundheitsschutz-dokumentes (SGD). Das SGD wird auch der Fremdfirma ausgehändigt. Diese hat es ihrem eigenen SGD beizufügen.

Auf der Grundlage des SGD werden die verantwortlichen Personen der Fremd-firma eingewiesen. Der Vorgesetzte der Fremdfirma muss dann seine eigenen Mitarbeiter entsprechend unterweisen. Je nach Umfang der anstehenden Arbei-ten und der Kenntnisse der Fremdfirmen-mitarbeiter über den jeweiligen RAG-Be-trieb wird diese Unterweisung einige Tage vorher oder unmittelbar vor Aufnahme der Tätigkeiten durchgeführt. Alle Mitarbei-ter, die die Fremdfirma bei der RAG ein- setzt, werden namentlich im EDV-Sys-tem erfasst. Betreten und Verlassen des Werksgeländes können so im Falle eines Ereignisses jederzeit nachvollzogen wer - den.

Wichtig für die qualitative als auch die sicherheitsgerechte Ausführung aller Ar-beiten ist deren Kontrolle. Die Wirksamkeit der Maßnahmen, die in der gegenseitigen Gefährdungsbeurteilung (Abb. 2) festge-legt worden sind, wird damit genauso ge-prüft wie die Vorgabe an die Vorgesetzten der Fremdfirmen, ihre Mitarbeiter entspre-chend zu unterweisen. Hilfsmittel bei der Kontrolle ist zukünftig der sogenannte „Sicherheitspass“6, in dem die Unterweisungen zu dokumentie-ren sind. Der Sicherheitspass ist ein perso-nenbezogenes Papier, in dem die persön-lichen Daten des Fremdfirmenmitarbeiters wie z. B. seine Vorsorgeuntersuchungen, seine Unterweisungen und Lehrgänge so-wie seine Angaben zum Arbeitgeber ein-getragen werden. Für die Richtigkeit der Angaben, deren Aktualisierung und die Aushändigung an die Mitarbeiter ist deren Arbeitgeber zuständig. Der Sicherheits-pass ist kein amtliches Dokument, son-dern nur ein freiwilliges Hilfsmittel bei der Betreuung der RAG-Fremdfirmen.

Während und nach Abschluss der Arbeiten findet im Rahmen regelmäßiger Befahrun-gen eine Kontrolle und Bewertung der Ar-beitsdurchführung statt. Ziel ist, dass das Sicherheitsniveau der Fremdfirma dem der RAG entspricht. Dabei erhalten die Firmen auch Hinweise, wie das Sicherheitsniveau weiter gesteigert werden kann. Die unter-nehmerische Freiheit und die Verantwor-tung der Fremdfirma bleiben dabei aber gewahrt.

Die Bewertung über das sicherheitsge-rechte Auftreten und die Qualität der Ar-beit findet bei der Vergabe von Aufträgen Berücksichtigung. Diejenigen RAG-Mitarbeiter, die in ihrem beruflichen Umfeld Kontakt mit Fremdfir-menmitarbeitern haben, werden durch ent-sprechende Lehrgänge und Schulungen fortgebildet. Besonderer Wert aus Sicht des Arbeits-, Gesundheits- und Umwelt-schutzes wird dabei auf die Einweisung mit der Gefährdungsbeurteilung gelegt.

Insgesamt konnte die RAG auch durch diese beispielhaft dargestellten Maß-nahmen ein wirksames und nachhalti-

Abb. 2: Gegenseitige Gefährdungsbeurteilung

Wechselseitige Gefährdungdurch Überschneidung

der Arbeitsabläufe

Gefährdungen durch RAGGefährdungen durch RAGauf Mitarbeiter der Fremdauf Mitarbeiter der Fremdfirma

SGD des RAG BetriebesSGD des RAG Betriebes

Gefährdungen durch FremdGefährdungen durch Fremdfirmaauf Mitarbeiter der RAG und Dritteauf Mitarbeiter der RAG und Dritte

SGD FremdSGD Fremdfirma

Er von

F en

25

ges Fremdfirmenmanagement erfolgreich weiterentwickeln.

Dr.-Ing. Rudolf Schumachers/Frank Gast, RAG Aktiengesellschaft, 44623 Herne

1 Bundesberggesetz vom 31.7.20092 Allgemeine Bundesbergverordnung vom

31.7.20093 Schliephacke, J.: Führungswissen Arbeits-

sicherheit. Aufgabe-Verantwortung-Orga-nisation. Erich Schmidt Verlag, Berlin 2000

4 Schumachers, R.: Große Er folge durch großes Engagement. Integriertes Manage-mentsystem im deutschen Steinkohlen-bergbau. Sicherheitsingenieur (11/2009), S. 28 – 33

5 Schumachers, R.; Gast, F.: Arbeitsschutz-bestimmungen für Fremdfirmen. www.rag.de > Marktplatz > Einkaufsbedingungen

6 Sicherheitspass nach WEG/DGMK; Strö-her Druckerei und Verlag GmbH & Co. KG, 29227 Celle

RAG-Beschäftigte mit beruf-lichem Kontakt zu Fremdfirmen-mitarbeitern werden regelmäßig geschult. Foto: RAG

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 25 14.06.11 10:17

BG RCI.magazin 5/6 2011AUS DEN BRANCHEN

CHEMISCHE INDUSTRIE

26

Gefahrstoffinformationssystem Chemie der BG RCI zur Verfügung (www.gischem.de). Hier ist Folgendes zu finden:

• Geeignetes Handschuhmaterial (Durch-bruchzeit3 ≥ 8 Stunden):

Nitrilkautschuk/Nitrillatex (NBR; 0,35 mm Schichtdicke) sowie Fluorkautschuk (FKM; 0,4 mm Schichtdicke)

• Nicht geeignetes Handschuhmaterial (Durchbruchzeit < 1 Stunde):

Naturkautschuk/Naturlatex (NR), Poly-chloropren (CR) sowie Butylkautschuk (Butyl)

In unserem Beispiel entscheidet sich der Verantwortliche für Schutzhandschuhe aus Nitrilkautschuk (NBR; 0,35 mm Schicht-dicke). Diese Schutzhandschuhe gewähr-leisten einen Schutz beim Umgang mit Testbenzin (Waschbenzin) von mindestens 8 Stunden.4

Arbeitet der Mitarbeiter darüber hinaus noch mit Aceton, wird es kompliziert. Denn gegen-über Aceton weisen die Schutzhandschuhe aus Nitrilkautschuk (NBR) eine sehr geringe Beständigkeit auf. Unter www.gischem.de finden wir dazu folgende Auskunft:

• Geeignetes Handschuhmaterial (Durch-bruchzeit zwischen 4 und 8 Stunden): Butylkautschuk (Butyl; 0,5 mm Schicht-dicke)

• Nicht geeignetes Handschuhmaterial (Durchbruchzeit < 1 Stunde):

Naturkautschuk/Naturlatex (NR), Poly-chloropren (CR), Nitrilkautschuk/Nitril-latex (NBR), Polyvinylchlorid (PVC) sowie Fluorkautschuk (FKM).

Chemikalienschutzhandschuhe

Nur ein Handschuhtyp für alle Chemikalien?

Genau hier steckt die Gefahr. Ein falsch aus-gewählter Chemikalienschutzhandschuh kann eine nicht vorhandene Sicherheit vortäuschen. Hierbei können Gefahrstoffe leicht durch das Handschuhmaterial auf die Haut gelangen und durch die Hautschicht in den Körper. Systemische Gesundheitsschä-den sowie chronische Hauterkrankungen können die Folge sein.

Nur der richtig ausgewählte Handschuh-typ kann die Haut ausreichend schützen!Bei der Auswahl von Schutzhandschuhen stehen im Wesentlichen folgende Mate-

rialien zur Verfügung1: Naturkautschuk2 (Naturlatex, NR), Polychloropren (CR), Ni-trilkautschuk/Nitrillatex (NBR), Butylkaut-schuk (Butyl), Fluorkautschuk (FKM) sowie Polyvinylchlorid (PVC). Wichtig ist: Keines dieser Materialien kann die Haut vor jedem Arbeitsstoff schützen!

Fallbeispiel: Durchführung von Arbeiten mit Testbenzin (Waschbenzin) und mit Aceton. Was ist hierbei zu beachten?Um geeignete Schutzhandschuhmaterialien beim Umgang mit Testbenzin (Waschben-zin) zu bestimmen, steht beispielsweise das

Noch immer werden in manchen Betrieben Chemikalienschutzhandschuhe eingesetzt, die für die auszuführende Tätigkeit nicht geeignet sind. Häufig wissen die Beschäftigten und deren Verantwortliche nicht, dass unterschied-liche Handschuhmaterialien – jeweils abgestimmt auf die zu verarbeitenden Stoffe – zum Einsatz kommen müssen. Und manchmal wird die Auswahl von bereits vorhandenen Chemikalienschutzhandschuhen nicht näher hinter-fragt: „Wir benutzen diese Handschuhe schon seit Jahren!“

Testbenzin (Waschbenzin)Durchbruchzeit:

Handschuhmaterial AcetonDurchbruchzeit:

> 480 min (lvl 6) Nitrilkautschuk/Nitrillatex (NBR)- 0,35 mm Schichtdicke -

Nicht geeignet (< 10 min)

> 10 min (mind. lvl 1) 5 Nitrilkautschuk/Nitrillatex (NBR)- 0,2 mm Schichtdicke -

Nicht geeignet (< 5 min)

> 480 min (lvl 6) Fluorkautschuk (FKM) Nicht geeignet (< 10 min)

> 10 min (lvl 1) Naturkautschuk/Naturlatex (NR) > 10 min (lvl 1)

> 30 min (lvl 2) Polychloropren (CR) > 10 min (lvl 1)

> 30 min (mind. lvl 2) 5 Butylkautschuk (Butyl)- 0,7 mm Schichtdicke -

> 480 min (lvl 6)

> 10 min (mind. lvl 1) 5 Butylkautschuk (Butyl)- 0,3 mm Schichtdicke -

> 480 min (lvl 6)

Detaillierte Angaben aus Datenbanken/Internet von Handschuhherstellern.

Illus

trat

ion:

bgr

ci/D

r. W

olfg

ang

Bunz

el /

Fot

o: IF

A

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 26 14.06.11 10:17

5/6 2011 BG RCI.magazin AUS DEN BRANCHEN

CHEMISCHE INDUSTRIE

27

Die nebenstehende Gegenüberstellung zeigt, dass die jeweiligen Verantwortlichen vor der Arbeitsaufnahme ausreichende In-formationen benötigen, um die maximale Tragedauer und letztendlich auch den bes-ten Handschuhtyp für die entsprechenden Arbeitsaufgaben zu bestimmen.

Analog TRGS 401, 6.4.3, darf der Arbeitge-ber bei einer Gefährdung durch Gefahrstoffe nur CE-gekennzeichnete Chemikalienschutz-handschuhe auswählen, die mindestens die Anforderungen nach DIN EN 374 Teil 3 für den Schutzindex Klasse 2 (Durchbruchzeit > 30 Minuten) erfüllen. Abweichend hiervon ist für Tätigkeiten bis 10 Minuten auch ein Schutzindex der Klasse 1 möglich.

FazitDie Chemikalienschutzhandschuhe, die gegenüber Testbenzin (Waschbenzin) eine hohe Beständigkeit aufweisen, sind für Ar-beiten mit Aceton nicht geeignet: < 10 Minu-ten Durchbruchzeit!

Wird ein vergleichbarer hoher Chemikalien-schutz gegenüber Aceton benötigt, wäre die-ser Schutz nur mit Chemikalienschutzhand-schuhen aus Butylkautschuk zu erreichen. Leider schützt dieses Material wiederum nur für kurze Zeit vor Testbenzin (Waschbenzin). Es müssen daher vor der Handschuhauswahl folgende Fragen im Rahmen einer Gefähr-dungsbeurteilung beantwortet werden:

• Vor welcher/n Chemikalie(n) muss (gleich-zeitig) geschützt werden?

• Für welche Dauer muss geschützt werden?

• Müssen ableitfähige Schutzhandschuhe eingesetzt werden (z.B. in Ex-Räumen)?

• Gibt es darüber hinaus Besonderheiten zu beachten (z.B. Allergien der Mitarbei-ter, hohe mechanische Beanspruchung, besondere Temperaturbereiche, Griff-sicherheit etc.)?

Insgesamt ist leicht nachvollziehbar, dass die Auswahl geeigneter Chemikalienschutz-handschuhe in den Betrieben nur gut infor-mierten Mitarbeitern überlassen werden sollte.

Hilfen im Betrieb Eine schnelle und einfache Hilfe könnte ein betrieblich abgestimmter Handschuhplan sein. In diesem Plan werden zum Einsatz kommende Chemikalien aufgeführt und mit den entsprechenden Chemikalienschutz-handschuhen verknüpft. Die jeweilige ma-ximale Tragedauer sollte zur Vervollständi-gung der Übersicht mit angegeben werden. Regelmäßig stattfindende Mitarbeiterunter-weisungen sind eine gute Plattform, um den einzelnen Mitarbeiter für dieses Thema zu sensibilisieren.

Darüber hinaus können Vorabinformationen zur Beständigkeit von Chemikalienschutz-handschuhen unter www.gischem.de (im Datenblatt unter „Persönliche Schutzmaß-nahmen“) abgefragt werden.

Alternativ stellen viele Handschuhherstel-ler – oftmals kostenlos – ausführliche Infor-mationen zur Verfügung (z.B. Datenbanken mit Durchdringungszeiten für verschiedene Chemikalien, Handschuhplan-Hilfen etc.).

Zusätzlich sind auf der Homepage des In-stituts für Arbeitsschutz (IFA) der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) wei-terführende Informationen erhältlich. So ist

unter www.dguv.de/ifa > Praxishilfen die Ru-brik „Warum Chemikalienschutzhandschu-he?“ zu finden.

Durchbruchzeit versus maximale TragedauerDie Prüfung der Durchbruchzeit wird analog DIN EN 374 Teil 3 bei 23 °C durchgeführt. Da die Durchbruchzeit temperaturabhängig ist und beim Tragen im Schutzhandschuh höhe-re Temperaturen auftreten können, kann die maximale Tragedauer unter Praxisbedingun-gen bis auf 1/3 der unter Norm ermittelten Durchbruchzeit sinken. Es wird daher nach TRGS 401 empfohlen, die bei 23 °C ermit-telten Durchbruchzeiten auf ein Drittel zu kürzen („maximale Tragedauer“).

Was sonst noch zu beachten istAchten Sie darauf, dass Schutzhandschu-he nicht unnötig lange getragen werden. Beträgt die Tragezeit von flüssigkeitsdich-ten Handschuhen regelmäßig mehr als zwei Stunden, so ist dies als Feuchtarbeit zu werten, und es müssen von betriebli-cher Seite aus arbeitsmedizinische Vor-sorgeuntersuchungen angeboten werden. Sprechen Sie hierzu Ihre Fachkraft für Ar-beitssicherheit oder Ihren Betriebsarzt an. Dipl.-Ing. Christine Durst

1 NR = Natural Rubber/CR = Chloropren Rubber/NBR = Acrylnitril-Butadien Rubber/Butyl, IR = Isobutyl-Isopren-Rubber/FKM = Fluorkautschuk-Monomere.

2 „Puderfrei“, nach Stand der Technik (TRGS 401).3 Durchbruchzeit (Permeationszeit): Die Zeit, in der

die Chemikalie das Handschuhmaterial auf mole-kularer Ebene durchdringt.

4 Die maximale Tragedauer kann unter Praxisbedin-gungen deutlich geringer sein.

5 Abhängig von Zusammensetzung des Testbenzins (Details siehe Angaben Handschuhhersteller).

Illus

trat

ion:

bgr

ci/D

r. W

olfg

ang

Bunz

el /

Fot

o: IF

A

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 27 14.06.11 10:17

BG RCI.magazin 5/6 2011AUS DEN BRANCHEN

PAPIERHERSTELLUNG UND AUSRÜSTUNG

28

Aus der Praxis – für die Praxis

Als Oberwerkführer und angehende Sicher-heitsfachkraft einer Kartonfabrik hatte ich eine Praktikumsaufgabe vor dem Hinter-grund des theoretisch erworbenen Wissens über Gefährdungen und Handlungszyklen zu bearbeiten. Mein Wunsch war es, mit meiner Arbeit möglichst vielen meiner Kol-legen zu helfen, damit ihre tägliche Arbeit sicherer wird und sie dies auch erkennen. Als in einer Frühbesprechung unser Leiter Technik erwähnte, dass die Kranhaken des Hallenbrückenkrans für den Poperol-ler nicht mehr im allerbesten Zustand sind, entschloss ich mich, den Tambourwechsel genauer zu betrachten (Abb. 1).

Die AusgangssituationDer Poperoller an einer Kartonmaschine (KM) hat die Aufgabe, die auf der Maschi-ne produzierte endlose Kartonbahn aufzu-rollen. Der Aufwickelvorgang erfolgt konti-nuierlich. Das bedeutet, dass die Maschine beim Rollenwechsel nicht abgestellt wird. Für die Wicklung wird als Trägerachse und Transporteinrichtung ein Leertambour ver-

wendet. Der Leertambour wird mit Hilfe des Hallenbrückenkrans in den Vorrollbügel eingelegt.

Wenn ein Tambourwechsel ansteht, wird dies von der Durchmessermesseinrichtung erkannt und akustisch signalisiert. Der Tambourwechsel wird dann manuell durch den Gehilfen an der Kartonmaschine ge-startet und erfolgt automatisch. Nach der Bahntrennung legt der Hauptrollbügel den rotierenden Volltambour auf die Tambour-ablageschiene. Von dort wird er mit Hilfe des Hallenbrückenkrans aus der Maschine gehoben und auf der Tambourwaage abge-legt. In der Betriebs- und Arbeitsanweisung für diesen Vorgang ist ausdrücklich fest-gelegt, dass der Tambour erst nach dem Ende der Rotationsbewegung mit dem Kran aufgenommen werden darf. Aus mancherlei Gründen wird diese Anweisung wohl nicht immer befolgt, wie an der in Abb. 1 gezeig-ten Traverse unschwer zu sehen ist. Mes-sungen haben ergeben, dass es bei einer Aufrollgeschwindigkeit von 190 Metern pro

Minute bis zu 50 Sekunden dauern kann, bis der Tambour steht. Da in einer Schicht bis zu 14 Tambourwechsel durchgeführt werden müssen, entsteht eine nicht uner-hebliche Wartezeit, die der Gehilfe nur zu gern vermeidet. Dies führt dazu, dass die Haken der Traverse nach einigen Monaten bis zu 20 Millimeter ihrer ursprünglichen Dicke eingebüßt haben. Um Gefährdungen für die Mitarbeiter auszuschließen, wurden als Sofortmaßnahme die Traversenhaken erneuert. Mittel- und langfristig musste jedoch eine technische Verbesserung her.

Aufgaben und ZieleIn einer Besprechung mit der Technik wurde vorgeschlagen, die neuen Haken mit aus-tauschbaren Messingverschleißschalen auszustatten oder über den Einbau einer Tambourbremse nachzudenken. So kam ich zu der Aufgabe, die Situation zu ana-lysieren und in Zusammenarbeit mit dem Leiter Technik und einem Mitarbeiter der Schlosserei eine vorteilhafte Lösung zu er-arbeiten und umzusetzen.

Zu der Ausbildung der Fachkräfte für Arbeitssicherheit gehört auch eine Praktikumsarbeit, die zum einen als Lern-erfolgskontrolle und zum anderen als praktische Umsetzung der erworbenen theoretischen Kenntnisse dient. Die Bandbreite der behandelten Aufgabenstellungen deckt dabei alle Bereiche des betrieblichen Arbeitsschutzes ab. Die Branchenprävention Papierherstellung und Ausrüstung der BG RCI hat sich vorgenommen, im BG RCI.magazin einige dieser Arbeiten vorzustellen. Sie geben einen Einblick in die Tätigkeit der Fachkräfte für Arbeitssicherheit. Bei ver-gleichbaren betrieblichen Gefährdungen können sie Anregungen zur Ergreifung geeigneter Maßnahmen geben. Wir beginnen unsere Reihe mit dem Bericht einer Fachkraft für Arbeits sicherheit einer Kartonfabrik.

Abb. 1: Abgenutzte Haken der Traverse, verur-sacht durch den nachlaufenden Tambour.

Abb. 2: Leertambour mit Bremseinrichtung: Vormontage in der Schlosserei. Fotos: hk

Abb. 3: Die fertig montierte Tambourbremse mit allen erforderlichen Schutzeinrichtungen.

„Gebremst ist besser“

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 28 14.06.11 10:17

5/6 2011 BG RCI.magazin AUS DEN BRANCHEN

LEDERINDUSTRIE

29

Arbeiten an Holzbearbeitungsmaschinen

Wie kam es zu dem Unfall? Holger M. führte mit beiden Händen eine schmale Leiste an der Formatkreissäge, ohne den Schiebestock zu benutzen. Beim Vorschieben rutschte er mit der Hand ab und kam mit den Fingern an das Sägeblatt. Die Folge war eine tiefe Schnittwunde, die fast zum Verlust der rechten Hand geführt hätte. Immer wieder gibt es solche Unfälle mit schweren Verletzungen. Oft stellt sich im Nachhinein heraus, dass die geltenden Vor-schriften dabei unbeachtet blieben. Eben-so zeigt sich, dass allein durch technische Maßnahmen eine weitere Senkung der Un-fallzahlen nur schwer herbeizuführen ist.

Beratung am Arbeitsplatz Um verhaltensbedingte Unfälle an Holzbe-arbeitungsmaschinen zu vermeiden, bietet die Branchenprävention Lederindustrie der BG RCI seit über 20 Jahren Beratungen zum Umgang mit Holzbearbeitungsmaschinen direkt vor Ort in den Unternehmen an. Hier-für wurde ein spezielles Beratungskonzept entwickelt: Im ersten Schritt analysieren die Maschinenlehrmeister die unterschiedli-chen Arbeitsplätze, an denen Holz oder ähn-liche Materialien bearbeitet werden. Ziel ist, Gefährdungen zu erkennen und Vorschläge zu deren Vermeidung anzubieten. Auf der Grundlage der Analyseergebnisse werden

„Wenn ich daran denke, dass ich alle meine Finger hätte verlieren können, fährt mir noch heute der Schreck in die Glieder. Für mich ist es nach wie vor belastend, nach dem Unfall meine Hand nicht mehr gebrauchen zu können. Aber ich hoffe, dass ich nach der Reha wieder richtig greifen kann“, berichtet Holger M. von seiner Verletzung an der Kreissäge.

Die Maschinenlehrmeister der BG RCI-Branchenprävention Lederindustrie erklären das sichere Arbeiten an Holzbearbeitungsmaschinen. Fotos: bgrci/gw

Die ersten Schritte des Handlungszyklus, Analyse und Beurteilung, ergaben, dass Handlungsbedarf besteht. Die daraufhin definierten Ziele der Projektgruppe waren:

• Verhindern der Gefährdungen durch die als Tambourbremse zweckentfremdeten Traversenhaken

• Verminderung der Wartezeiten

• Erarbeitung einer kurzfristig und ohne Produktionsausfall umsetzbaren Lösung

Die LösungsvorschlägeDie Beurteilung verschiedener technischer Lösungsansätze wurde durch Recherchen und einem Austausch mit befreundeten Pa-pierfabriken wesentlich beeinflusst. Einer der Lösungsvorschläge war der Einbau einer vollautomatisierten, über Sensoren angesteuerten Tambourbremse mit je einer Halbschalenbremsbacke und pneumatisch betriebenen Bremsbacken auf Führer- und Triebseite des Poperollers (Abb. 2). Ein wei-terer, technisch einfacher umzusetzender Vorschlag wurde nach einem Gespräch mit dem Oberwerkführer einer anderen Papierfabrik favorisiert. Dort hatte man in der Vergangenheit an einer ähnlichen Kartonmaschine mit einer einfachen Tam-bourbremse, bestehend aus einer manu-ell bedienten Halbschalenbremsbacke mit einem Pneumatikzylinder auf der Trieb-seite, gute Erfahrungen gemacht (Abb. 3).

Die UmsetzungDie nach der Schnellplanmethode als vorteilhaft ermittelte Lösung, nämlich die manuell bediente Tambourbremse, wurde durch einen hydraulisch betrie-benen Feststellbolzen auf der Führersei-te sowie den Einbau hydraulischer Stoß-dämpfer am Ende der Tambourablage an unsere betrieblichen Gegebenheiten angepasst. Diese maßgeschneiderte Lö-sung wurde in unserer Schlosserei kons-truiert und gebaut, während eines Repa-raturstillstandes eingebaut und arbeitet seitdem problemlos. Die in die Bedienung der Tambourbremse eingewiesenen Mitar-beiter sind mit der gezielten Abbremsung des Tambours innerhalb von maximal sie-ben Sekunden und dem dadurch verbes-serten Arbeitsablauf vollauf zufrieden. Horst Küderling, Viersen

für die einzelnen Arbeitsbereiche und ver-schiedenen Holzbearbeitungsmaschinen entsprechend den betrieblichen Bedürfnis-sen Maschinenkurse durchgeführt, die The-orie und praktische Übungen beinhalten. Durch individuelle Trainingsmaßnahmen in Begleitung der Maschinenlehrmeister lernen die Mitarbeiter, wie Arbeitsvorgän-ge optimal durchzuführen sind. Der sichere Umgang mit Holzbearbeitungsmaschinen erfordert fundierte Kenntnisse. Nur so kann auf Dauer – trotz eines offensichtlich beste-henden Restrisikos – ein sicheres Arbeiten erreicht werden.

Besonderes Augenmerk gilt den jungen Mit-arbeitern. Sie sollen in die Lage versetzt wer-den, unfallfrei und rationell mit Holzbearbei-tungsmaschinen zu arbeiten. Dazu braucht man das Wissen um die Schutzmöglichkei-ten und den Willen, diese anzuwenden. Die Maschinenberatung ist daher ein wichtiger Baustein in der Berufsausbildung junger Mitarbeiter.

Sind Sie an Beratung interessiert? Das Beratungsangebot steht Mitgliedsun-ternehmen aller Branchen der BG RCI offen. Anmeldungen nimmt Frau Schmitt, Telefon 06131/785 373, Fax: 06131/785 566, entge-gen. Georg Wörsdörfer

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 29 14.06.11 10:17

AUS DEN BRANCHEN

ZUCKER

Ladungssicherung bei Transporten von Zuckergebinden auf Paletten

Bei der Sicherung der Ladung stand für den Zuckerversand noch bis vor einigen Jahren die Unversehrtheit der Gebinde im Vordergrund. Sie sollten den Transport zum Kunden unbeschadet überstehen. Als die Kontrollen, auch durch den Ein-satz des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG), häufiger wurden, mussten sich die Zuckerversender intensiver mit der Ladungssicherung beschäftigen. Es gab unzählige Ratschläge und Hinweise. Auch boten viele Hersteller von Hilfsmitteln zur Ladungssicherung ihre Dienste an. Die Si-tuation war noch bis zum Jahr 2000 sehr unübersichtlich. Eines war jedoch deutlich zu erkennen: Neben den Fahrzeughaltern und Fahrzeugführern stehen die Verlader in einer besonderen Verantwortung. Diese Verantwortung ist in Gesetzen, Richtlinien und Normen verankert und kann nicht an andere delegiert werden.

Seminare und Handbücher, wie zum Bei-spiel das Handbuch „Ladungssicherung – Leitfaden für die Praxis“ des Autors Alfred Lampen, waren in dieser Zeit eine große Hil-

fe. Seine Darstellungen und Erläuterungen lieferten wichtige Hinweise zur Sicherung von Gebinden auf Paletten. Es waren drei Kernaussagen, die das Thema bestimmten: Sichere Ladeeinheiten, Sicherung der Lade-einheiten auf den Fahrzeugen, Stabilität der Fahrzeugaufbauten.

Sichere LadeeinheitenAm Schluss der Zuckerherstellung entsteht die Palette mit Zuckergebinden. Sie muss zur sicheren und stabilen Ladeeinheit wer-den, die den im Straßenverkehr auftreten-den Kräften standhält. Sie darf ihre Form nicht verändern. Einzelne Lagen dürfen nicht verrutschen. Dies gilt sowohl für die kraftschlüssige als auch für die formschlüs-sige Ladungssicherung auf den Fahrzeu-gen (Abb. 1).

Bereits bei der Auswahl der Packmateria-lien und der Palettierungs-Hilfsmittel wird der Grundstein für sichere Ladeeinheiten gelegt. Die Strukturen der Oberflächen und deren Reib-Gleitwerte haben einen erheb-lichen Einfluss auf die Stabilität der Lagen

zueinander und der untersten Lage zur Pa-lette. Hier kann die richtige Materialaus-wahl durchaus zu späteren Einsparungen bei der Wickelfolie führen.

Meist werden die Zuckergebinde auf Holz-paletten im Euro- und Halbpalettenformat palettiert. Die Palettierung der Gebinde muss bündig mit den Außenabmessun-gen der Paletten erfolgen. Als Transport-sicherung der fertigen Paletten hat sich die Wickel- oder Stretchfolie bewährt. Sie kann im Wickelautomaten vorgereckt und mit der erforderlichen Anlegespannung nach erprobtem Wickelschema angebracht werden. Im Vergleich zur Schrumpfhaube behält sie eine Rest-Elastizität. Dies kann während des Transportes auf der Straße wichtig sein, wenn sich Hohlräume in der Palette schließen. Damit die Ladung nicht von der Palette rutscht, muss die Um-wicklung der unteren Lage mit der Palette besonders sorgfältig erfolgen. Bevor die Stabilität der Paletten nun mit Fahrversu-chen bestätigt wird, kann sie mit Hilfe einer einfachen Methode im statischen Versuch überprüft werden (Abb. 2, 3, 4).

Sicherung der Ladeeinheiten auf den Fahr-zeugenSichere Ladeeinheiten können für den Lkw-Transport auf den Straßen kraftschlüssig oder formschlüssig gesichert werden. Eine Kombination beider Varianten ist ebenfalls

Pro Kopf und Jahr werden in Deutschland rund 35 kg Zucker verzehrt. Er wird überwiegend aus der heimischen Zuckerrübe hergestellt. Etwa 20 Prozent werden in Kleinpackungen, Gebinden oder Säcken abgefüllt, auf Paletten gestapelt und per Lkw in den Handel transportiert. Das sind zirka 150.000 Transporte auf deutschen Straßen im Jahr „Sicher fahren und transportie-ren“, Schwerpunkt der aktuellen BG RCI-Kampagne „Risiko raus!“, hat daher auch bei der Zuckerdistribution einen herausragenden Stellenwert.

Nach VDI 2700 müssen die Ladeein-heiten folgenden Beschleunigungen standhalten:

0,8 g in Fahrtrichtung (Bremsen),0,5 g quer zur Fahrtrichtung (Kurven),0,5 g entgegen der Fahrtrichtung (Anfahren).

Abb. 1 Abb. 2

Die Beschleunigung von 0,5 g ent-spricht nach der Vektorrechnung ei-ner Neigung von 27 Grad. Überstehen die Paletten diese Neigung, ohne ihre Form zu verändern, sind sie zu sicheren Ladeeinheiten gereift. Die kritische Höhe beträgt 1,55 Meter. In der Praxis kippen Zuckerpaletten jedoch schon bei einer geringeren Höhe.

30

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 30 14.06.11 10:17

5/6 2011 BG RCI.magazin AUS DEN BRANCHEN

ZUCKER

möglich. Bei der Betrachtung der kraft-schlüssigen Ladungssicherung entstehen für die Verantwortlichen allerdings nahezu unlösbare Kontroll- und Handhabungsauf-gaben. Die Sicherungskräfte sind zu be-rechnen, ebenso die Anzahl der Zurrmittel. Zurrmittel und Zurrkräfte sind zu prüfen, ebenso die Zurrpunkte an den Fahrzeugen. Auch der Fahrzeugführer muss die Zurr-kräfte während seines Transportes immer wieder prüfen. Diese Prozeduren erfordern einen unzulässig langen Aufenthalt an den Verladerampen und binden Zeit und Personal.

Betrachtet man die Symmetrie der Lade-einheiten, scheint die formschlüssige Ladungssicherung viele Vorteile zu bie-ten. Der Verlader prüft lediglich, dass die Aufbauten der Fahrzeuge der DIN EN 12642 Code XL entsprechen.

Wie bei der kraftschlüssigen Ladungs-sicherung dürfen auch bei der formschlüs-sigen Ladungssicherung die maximalen Achslasten nicht überschritten werden. Der Lastverteilungsplan gibt dem erfah-renen Verlader Auskunft darüber, wie er die Ladung auf der Ladefläche verteilen muss. Erforderliche Lücken können mit geprüften Staupolstern geschlossen werden. Lücken können insbesondere bei der Beladung mit Ladeeinheiten > 750 kg notwendig sein.

Meist erfolgt die Beladung über das Heck der Fahrzeuge mittels Hubwagen. Die ers-ten Paletten werden formschlüssig an die Stirnwand gestellt. Lücken werden mit Staupolstern geschlossen. Diese soll-ten den Grundabmessungen der Paletten entsprechen. Damit wird der Formschluss wieder hergestellt. Verbleibende Lücken dürfen 10 Zentimeter nicht überschreiten. Zu den Seiten werden die Paletten dicht an die Anschlagleisten gestellt. Damit ist der Formschluss zu den Seiten hergestellt (Abb. 5, 6, 7). Die weiteren Paletten wer-den nach gleichem Muster Reihe für Reihe aufgestellt. Die seitlichen Einsteckbretter werden so eingelegt, dass sie sich über die gesamte Ladungslänge im Schwerpunkt der Ladeeinheit und an deren oberen Ende befinden. Wenn nach hinten ein Freiraum bleibt, muss die letzte Reihe Paletten mit Sperrbalken gesichert werden. Ein Sperr-balken wird dabei am Boden als Paletten-anschlagleiste und zwei weitere werden in die Einsteckbretter eingelegt und dort arretiert.

Stabilität der FahrzeugaufbautenDie Fahrzeugaufbauten müssen den im Straßenverkehr durch die Ladung auftre-tenden Kräften standhalten. Meist wer-den die Fahrzeuge mit Ladeeinheiten zu 25 Tonnen Ladungsgewicht (FG = 25.000 daN Nutzlast) beladen. Nach vorne müs-sen die Fahrzeugaufbauten 80 Prozent des Ladungsgewichtes (FG) absichern. Zu den Seiten und nach hinten müssen sie 50 Prozent absichern. Sind die Fahrzeuge mit einem Siebdruckboden oder vergleich-barem Holzboden ausgerüstet, der sauber und trocken ist, kann ein Reib-Gleitwert der Holzpaletten zum Boden mit 0,3 μ an-gesetzt werden.

Bei einem Ladegewicht von 25.000 daN und einem Reib-Gleitwert von 0,3 muss die Stirnwand für 50 Prozent FG (= 12.500 daN), die Seitenwände und die Rückwand müssen für 20 Prozent FG (= 5.000 daN) geprüft sein. Bei Fahrzeugaufbauten nach DIN EN 12642 Code L sind die Seitenwän-de und die Rückwand ausreichend stabil, die Stirnwand ist jedoch nur für maximal 5 Tonnen (= 5.000 daN) ausgelegt. Es wer-den Hilfsmittel zur Erhöhung des Reib-Gleitwertes, wie etwa Antirutschmatten, angeboten. Sie sind jedoch teuer, unprak-tisch in der Handhabung und nicht zu emp-fehlen. Eine Kopfschlinge, mit der ein Teil der Kräfte von der Stirnwand abgenom-men werden könnte, ist ebenfalls unprak - tisch.

Bei Fahrzeugaufbauten, die der DIN EN 12642 Code XL entsprechen, ist auch die Stirnwand geeignet. Sie ist für 50 Prozent FG (= 12.500 daN) geprüft. Der Fahrzeug-führer hat die Nachweise zur Aufbaufes-tigkeit im Fahrzeug mitzuführen und zeigt diese auf Verlangen vor. Das Typenschild eines Fahrzeugaufbaus nach DIN EN 12642 Code XL findet man außen an der Stirnwand des Aufliegers.

FazitDie hier favorisierte formschlüssige La-dungssicherung bei Transpor ten von Zuckergebinden auf Paletten wurde von allen heimischen Spediteuren positiv un-terstützt. Mehrkosten entstanden den Ver-sendern vor allem durch den Einsatz der Wickelfolie und die Investition in Wickel-automaten. Wolfgang Wirtz, Pfeifer & Langen

Abb. 3

Abb. 4

Abb. 5

Abb. 6

Abb. 7 Fotos: ww

31

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 31 14.06.11 10:18

Auf der Flucht„Das haben wir noch nie so gemacht“

Nicht ganz selten flüchten wir auch vor der Wirklichkeit, wir ziehen uns z. B. gern auf überschaubare, bekannte Teilflächen des Handlungsfeldes zurück. Dies nennt Dör-ner Horizontalflucht12. Ein Beispiel ist die Bekämpfung von Unfällen beim Reinigen an Stetigförderern mit fast ausschließlich technischen Maßnahmen (allerdings peitscht man heute nicht mehr die Band-rollen aus).

Wenn man als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht jedes Problem wie ein Nagel aus. (A. Maslow)

Als „Vertikalflucht“ beschreibt Dörner das Planen in der eigenen Welt. Was zählt, ist, was man glaubt, das kann noch so falsch sein, man bleibt bei dem „fügsamen Ab-bild“ seiner Realität, in der natürlich alles bestens funktioniert. Man darf sie und sich selbst nur nicht mit der Wirklichkeit ande-rer konfrontieren. Unternehmensleitungen glauben z.B. gern an die Begeisterung ihrer Mitarbeiter bei Veränderungsprozessen; davon handelt der nächste Aspekt.

Das Superteam„Unsere Mitarbeiter ziehen bei dem neuen Konzept von Anfang an voll mit“

Diese Wirklichkeitskonstruktion eines Ge-schäftsführers ist mehr Wunsch als Ergeb-nis von Analyse. Schon Machiavelli wusste: „Wir müssen immer daran denken, dass es nichts Schwierigeres handzuhaben gibt, nichts unsicherer im Erfolg ist und nichts gefährlicher in der Durchführung als das Ingangsetzen von Veränderungen.“13 Eine neuere Erkenntnis: „Dass der andere nicht auf der Welt ist, um nach unseren Erwar-tungen zu leben, ist eine reife Erkenntnis-leistung – in der Regel braucht man für sie Narben, Falten, angehäuftes Leben.“ 14 Neu-es ist immer mit Veränderungen verbun-

den, und Angst ist die wichtigste Emotion in Veränderungsprozessen. Erst wenn wir sicher sind, dass eine Veränderung nicht bedrohlich ist, wenden wir unsere Aufmerk-samkeit anderen Aspekten zu, z.B. ihrer Nutzbarkeit für unsere eigenen Interessen. Diese Reihenfolge hat sich in der Evolution bewährt: Lebewesen, die erst die Vorteile und Chancen erkundet haben und dann die Bedrohlichkeit, sind offenbar ausgestor-ben. Vermuten wir jedoch eine Bedrohung, stellt sich die zweite Frage: Bin ich dieser Bedrohung gewachsen? Wenn ja, suchen wir nach individuellen Gegenmaßnahmen. Falls nein, ist die Reaktion Angst bis hin zur Panik.15

Natürlich ist die qualifizierte Handhabung von Veränderungsprozessen ein weites Feld. Eine Voraussetzung ist die Fähigkeit zur Selbstreflexion als Basis für ein realis-tisches Selbstbild. Die spezielle Bedeutung für Führungskräfte im Arbeitsschutz haben Zimolong u.a.16 anschaulich belegt.

Das Lieblingsanliegen„Unsere Mitarbeiter müssen mehr für die Sicherheit motiviert werden“

Könnte sich hier vielleicht folgende Wirklich-keitskonstruktion verbergen: „Die da unten erbringen ihre vertraglich geschuldete Leis-tung nur gegen Zusätzliches“? Lassen Sie uns näher betrachten, wie es sich mit der Leistung verhält.

Natürlich ist das Grundprinzip des Arbeits-vertrages: Geld gegen Leistung. Bekannt ist aber auch, dass Leistung drei Aspekte hat – Leistungsfähigkeit, Leistungsmöglich-keit und Leistungsbereitschaft.

Die ersten beiden zu garantieren, ist Pflicht des Arbeitgebers. Leistungsbereitschaft zu schaffen, ist Kür des Arbeitgebers. Über Leistungsbereitschaft (im Sinne von Motivation) lohnt es sich also erst nach-zudenken, wenn die Mitarbeiter die Fä-higkeiten und Möglichkeiten zur Leis-tungserbringung haben. Hapert es daran,

gerät Motivierung schnell in die Nähe von Manipulation.

Motivation hat etwas mit Ungleichgewicht bzw. Mangel und dessen Befriedigung zu tun. Deshalb erfordert ein von außen ge-setzter Motivationsanreiz immer ein Ver-stehen der Beweggründe des Mitarbeiters, um den Eigenantrieb (das, was ihn bewegt) anzufachen. „Normale“ Menschen leben meist ohne diesen Mangel, d. h. in einer Wirklichkeit „Mir passiert schon nichts“ (Illusion der eigenen Unverletzbarkeit). Allein schon deshalb ist wirksame Moti-vierung von Mitarbeitern im Arbeitsschutz eine extrem schwierige Aufgabe.

Ich empfehle für die Praxis (selbst auf die Gefahr hin, dass einige liebgewonnene Be-glückungsmaßnahmen der „Müllabfuhr“17 anheim fallen könnten):

• Vor der Einführung von Motivierungs-maßnahmen prüfen, wie die Demotivie-rung der Mitarbeiter verhindert werden kann. Dazu muss man nicht Psychologe sein.

• Wenn man Mitarbeiter bewegen („mo-vere“) will, sind stimmige Randbedin-gungen und vor allem klare Ziele unab-dingbar. Motivierung ohne klare Ziele ist Sackhüpfen im Nebel.

• Wenn man mit Mitarbeitern Ziele errei-chen will, muss man diese glaubwürdig erarbeiten und kommunizieren. Dies setzt Vertrauen voraus.

• Vertrauen schaffen ist für Führungskräfte eine Vorschussleistung und Risikohand-lung zugleich.

In einer solchen Unternehmenskultur kann ein Chef dann leichter den beschriebe-nen Mangel schaffen, indem er Mitarbei-ter nachdrücklich darauf hinweist, dass Nichteinhaltung von Regeln eine folgen-schwere Verletzung des Arbeitsvertrages ist.

Wirklichkeit und Wahrheit im Arbeitsschutz – Teil II*Von Dr.-Ing. Rolf Giesel

* Teil I des Beitrags erschien im BG RCI.magazin 3/4-2011. Erstveröffentlichung: die BG 05/10

BG RCI.magazin 5/6 2011BERICHTE UND INFORMATIONEN

3232

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 32 14.06.11 10:18

Die bellenden Hunde„Die Androhung von Sanktionen reicht meist aus, um Verstöße zu verhindern“

„Die Ankündigung von Strafe für die Re-gelverletzung und die damit einhergehen-de „negative“ Verstärkung im Falle des Ausbleibens der Strafe sind … Motoren des individuellen Verhaltens“ – so die Wirklichkeit des Psychologen Musahl18. Wer bellt, muss irgendwann auch beißen. Anders formuliert, eine Regel, die nicht sanktionierbar ist oder deren Verletzung nicht sanktioniert wird, ist überflüssig.

Im Glücksfall haben Sie dann auch den Betriebsrat auf Ihrer Seite: „Die Nichtbe-achtung von Regeln wird bei uns geahn-det, da sind wir uns mit dem Management einig. Wir schützen damit unsere Mitar-beiter nicht vor Konsequenzen, sondern vor Gesundheitsschäden“ (U. Barkmann, Betriebsratsvorsitzender, Holcim). In die-sem Fall müssen sich Führungskräfte dann auch nicht den Vorwurf gefallen lassen, sie seien „Konsequenz-Invaliden“19.

Das Pausenbier„Ich mache mir wegen eines Details nicht das Ganze kaputt“

Treffen sich ein Berater und ein Unterneh-mer. B.: „Wie gehen Sie mit Alkohol im Betrieb um?“ U.: „Da haben wir eine Be-triebsvereinbarung.“ B.: „Was ist da fest- gelegt?“ U.: „Alkohol während der Ar-beitszeit ist verboten, erlaubt ist ein Bier in der Pause.“ B. schüttelt lachend den Kopf. U.: „Mag sein, dass Sie das amü-siert oder falsch f inden, ich muss das Ganze sehen. Mit dem Betriebsrat gibt es eine Super-Zusammenarbeit im Ar-beitsschutz, da haben wir in den letz-ten Jahren gemeinsam sehr viel auf den Weg gebracht. Nur eines, das Bier zur Brotzeit ist für ihn zurzeit nicht verhan-delbar. Und ich mache mir wegen eines Details nicht das Ganze kaputt.“ Der Be-rater, der sich viel auf seine systemische Sicht zugute hielt, hatte etwas gelernt

und entwickelte auch zunehmend Tole-ranz für diese Wirklichkeit des Unterneh- m ers.

Die Perlenschnüre„Ich weiß genau, was vor Ort abgeht“

Im alten China wurden die Kaiser mit Hau-ben auf dem Kopf dargestellt, von denen Perlenschnüren herabhingen, die ihnen die exakte Sicht versperrten. Heute haben Füh-rungskräfte, die im technischen oder juris-tischen Milieu groß geworden sind, schon durch ihre Ausbildung eine Tendenz zur De-tail- oder Einzelfallbetrachtung. Auf dem Marsch durch die Hierarchie wird dieses Gepäck nur bedingt durch anderes ersetzt. Die Kompetenz wird dann gern durch sehr exakte Kenntnisse und kernige Einzelent-scheidungen vor Ort bewiesen. Der Blick an den Einzelperlen vorbei auf die Wirklich-keit des Gesamtprozesses, um diesen zu überschauen und zu lenken, sollte auch in der Neuzeit Merkmal hoher Führungskunst sein. Wirksamkeit heißt, die richtigen Din-ge tun. Effizienz heißt, die Dinge richtig tun. Man nennt das eine Management und das andere Verwaltung.

Zum SchlussIn der Antike ließ man Informationen über unangenehme Wirklichkeiten, z. B. Niederlagen, durch Sklaven überbringen. Der Dank der Herrscher bestand (da die Botschaften eindeutig waren) in Auspeit-

schung oder Hinrichtung. Am mittelalterli-chen Hof bediente man sich zum Transport von unliebsamen Wahrheiten der Hofnar-ren. Der Dank der Fürsten bestand in Schlä-gen mit der „Klatsche“, aber auch (da die Botschaften oft in mehrdeutigen Reimen versteckt waren) in Brot und Unterkunft. Heute hat man die Wirklichkeitsbearbei-tung in Unternehmen oft an Unternehmens-berater ausgegliedert. Der Dank der Ma-nager besteht in Zweifel oder Interesse, manchmal auch in echten Veränderungen, aber immer (da die Botschaften in vielfar-bigen und vielseitigen Berichten verpackt sind) in vielstelligen Honoraren.

Unglaublich, doch wahr – es gibt Berater im Arbeitsschutz, für die der letzte Aspekt nicht zutrifft, deren Beratung bereits vorab bezahlt ist. Vielleicht ist ihre Wirklichkeit aber doch der Betrachtung und Diskussion wert. Dr. Rolf Giesel

12 Dörner, D., „Die Logik des Misslingens“, Reinbek, 1989

13 Machiavelli, N., „Der Fürst“, Leipzig, 198714 Sprenger, R.K., „Einigkeit macht starr“, brand eins

online, 01/200415 Fasch, A., „Umgang mit dem Post-Merger-Syndrom“,

www.mcg-fasch.de, 201016 Zimolong, B., Trimpop, R., „Gesundheitsmanage-

ment“, Ruhr-Universität Bochum, 200617 Malik, F., „Management - Das A und O des Hand-

werks“, 200618 Musahl, H.P., „Gefahrenkognition – Subjektive Ge-

fahrenkenntnis“, 199719 Sprenger, R. K., „Aufstand des Individuums“, Frank-

furt a.M., 2000

5/6 2011 BG RCI.magazin

33

BERICHTE UND INFORMATIONEN

3333

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 33 14.06.11 10:18

BG RCI.magazin 5/6 2011BERICHTE UND INFORMATIONEN

34

Stunden am Tag arbeitet. Derzeit gibt es in Ludwigshafen MBO-Reha-Plätze für die Berei che Kraftfahrer, Maschinen/Anlagen, KFZ-/Elektrotechnik, Bau, Büro, Garten- und Landschaftsbau, Pflege- und Krankenversor-gung, Labor und Chemie, Lager, Küche und Gastronomie sowie Verkauf und Kasse.

Rainer Lehmann war einer der ersten, der das Programm absolvierte – mit Erfolg. Am 10. Juli 2009 war die MBO-Reha abgeschlos-sen. Zwei Tage später war er wieder an sei-nem alten Arbeitsplatz bei Wöllner.

Dort griff ein ausgeklügelter Wiederein-gliederungsplan, der von Rainer Lehmann, seinem Arbeitgeber und Thomas Neutz, Reha-Manager von der Bezirksdirektion Hei-delberg der BG Chemie, der heutigen Berufs-genossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie, entwickelt worden war. „Wir ha-ben quasi die „Reset-Taste“ gedrückt und ihn neu gestartet“, schmunzelt der Leiter der Elektroabteilung, Roman May.

„Es ist sein Leben …“Die neue medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation war Rainer Lehmann nach seinem Unfall eine wertvolle Hilfe

Rainer Lehmann hat keine Erinnerung an den 5. März 2008, jenen Tag, der ihn fast das Leben kostete. Auch nicht an die Monate danach. Die zwei Jahre davor sind ebenfalls nur bruchstückhaft vorhanden. Sein Leben gleicht einem Puzzle aus Erlebtem und Er-zähltem. Aber er kommt gut damit klar. Es ist sein Leben und er hat es im Griff.

Es war ein Mittwoch, gegen 11 Uhr, als Rai ner Lehmann zusammen mit dem Mitarbei ter einer Fremdfirma den Füllstandsmelder des Wasserhochbehälters auf dem Hallendach kontrollierte. Nach getaner Arbeit wollten die beiden das Dach wieder verlassen. Da-bei muss, wohl ganz ins Gespräch vertieft, Lehmann versehentlich auf eine Lichtplat-te getreten sein. Diese brach durch, und er stürzte über acht Meter in die Tiefe. Die Kol-legen, die ihn fanden, wussten erst gar nicht, wer da vor ihnen lag, so schwer waren seine Gesichtsverletzungen.

Nach einer notärztlichen Versorgung vor Ort wurde Lehmann mit dem Rettungshub-schrauber Christoph 5 in die Berufsgenos-senschaftliche Unfallklinik Ludwigshafen-Oggersheim (BGU) geflogen. Der damals 28-Jährige schwebte in akuter Lebensgefahr: Schweres Schädel-Hirn-Trauma, massive Ge-sichtsverletzungen, innere Blutungen, beide Hände, linker Ellenbogen und rechtes Be-cken gebrochen. Es folgten 15 Operationen und viele Wochen auf der Intensivstation.

Die körperliche Genesung ging rasch vo-ran. Die meisten Sorgen machte den Ärz-ten allerdings der neurologische Zustand ihres Pat ienten. Lehmann litt unter massi-ven Gedächtnisstörungen und war kaum an-sprechbar. Im Juni 2008 wurde er zur neu-rologischen Rehabilitation in die Schmie der Kliniken Heidelberg verlegt, um eine ziel-gerichtete und exakt auf ihn abgestimmte Behandlung des Schädel-Hirn-Traumas zu

gewährleisten. Dort verbrachte Lehmann mehrere Wochen. Erst stationär, dann am-bulant. Physiotherapie, Ergotherapie und neuropsychologische Therapie wechselten sich mit Rehabilitationsmaßnahmen in der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik ab.

Im September 2008 wurde Lehmann aber-mals am Ellenbogen operiert, um eine dro-hende Versteifung zu verhindern. „Ab da weiß ich wieder alles. An die Monate davor habe ich kaum eine Erinnerung, da ist vie-les sehr vage“, berichtet Lehmann. Woran er sich aber erinnert, sind die Menschen, die sich um ihn gekümmert haben. „Ich bin dann gleich auf die Station zum Pfleger Michael, um mich bei ihm zu bedanken.“ Und als der mit ihm zunächst ganz langsam sprach, sag-te Lehmann ihm: „Mit mir kannst’e reden, bei mir ist wieder alles okay!“

Mit dem Gedächtnis kehrte auch der feste Wille, so schnell wie möglich wieder arbeiten zu gehen, zurück. Wenn die anderen Reha-Patienten Fernsehen schauten, brütete er über Matheaufgaben, entwarf Schaltpläne oder las Fachzeitungen: „Die Elektrotechnik ist mein Leben!“

Da traf es sich gut, dass Anfang 2009 in der BGU in Ludwigshafen ein neues Reha-Pro-gramm startete: die Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation (MBO-Reha). Da-runter versteht man die Wiederherstellung, Anpassung und Optimierung des individu-ellen Fähigkeitsprofils eines Patienten an sein berufliches Anforderungsprofil. Das heißt, die jeweilige Arbeitsplatzsituation wird simuliert und die Patienten durch ar-beitsplatzspezifische und therapeutische Maßnahmen gezielt auf ihre Arbeitsfähigkeit hin trainiert.

Die MBO-Reha läuft in der Regel über vier Wochen, an deren Ende der Patient sieben

Rainer Lehmann ist ein quirliger Typ. Immer in Bewegung und zu Scherzen aufgelegt. Einer von den Menschen, die einfach gute Laune verbreiten. Nur bei genauerem Hinsehen fallen die Narbe auf seiner Stirn und die kleine Einbuchtung an seiner rechten Schläfe auf. Vor zwei Jahren wäre er fast ge-storben. Sein Überleben und die Rückkehr in ein selbstbestimmtes Leben waren lange ungewiss. Heute arbeitet er wieder in seinem alten Beruf: Als Energieanlagenelektroniker bei der Wöllner GmbH & Co. KG in Ludwigsha-fen.

Rainer Lehmann: Fit und gesund zurück am Ar -beitsplatz. Fotos: bgrci/Doris Keller

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 34 14.06.11 10:18

5/6 2011 BG RCI.magazin BERICHTE UND INFORMATIONEN

35

Lehmann wurde im ersten Schritt wie ein Auszubildender und Betriebsneuling be-handelt. Er bekam das Werk gezeigt, die Abläufe erklärt und die Kollegen vorgestellt. Ein halbes Jahr lang war er immer nur im Team unterwegs, wobei May als sein „Pate“ fungierte, der ihm stets mit Rat und Tat zur Seite stand. „Wir sind froh, dass er wie-der bei uns ist. Er hat uns einfach gefehlt. Nicht nur als Kollege, sondern vor allem als Mensch!“, berichtet May. Klar, anfangs gab es immer mal Phasen, in denen sich Leh-

Info

Die Woellner Group ist ein mittelständi-sches Familienunternehmen mit gut 400 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von rund 110 Millionen Euro. Der Hauptsitz der Unternehmensgruppe befindet sich in Ludwigshafen.

Gegründet wurde das Unternehmen 1896 von Eduard Wöllner. Die Wöllner Werke stellten Wasserglas, Kristallsoda und Glaubersalz sowie Reinigungstextilien her. Heute produziert die Firma Wöllner GmbH & Co. KG Silikate und Spezialche-mikalien für die Farben- und Bauindus t-rie, Papierindustrie, Chemische Industrie und Wasch- und Reinigungsmittelindust-rie sowie Kugelschreiberpasten und Spe-zialtinten.

mann zuviel zumutete. Da haben ihn die Kol-legen gebremst, ihm weniger anstrengen-de Tätigkeiten oder eine Pause „verordnet“. Aber das ist alles vergessen. Heute arbeitet Lehmann wieder voll und hat auch schon wieder Bereitschaftsdienst.

„Der Fall von Herrn Lehmann war für uns eine echte Herausforderung und einer von den Fällen, die einen auch nach Feierabend

begleiten“, erzählt Reha-Manager Neutz: „Zunächst war offen, ob er diese sehr, sehr schweren Verletzungen überhaupt überlebt. Dann war lange Zeit unklar, welche Spätfol-gen die Schädel-Hirn-Verletzungen mit sich bringen würden – und ob er überhaupt je-mals wieder in seinem alten Beruf würde arbeiten können.“ Dass Rainer Lehmann 16 Monate nach seinem schweren Unfall beruflich voll wieder eingegliedert werden konnte, zeigt, „dass eine frühzeitige Planung und Koordination das Ergebnis der Rehabi-litation wesentlich beeinflussen kann“, ist Neutz überzeugt.

Für Rainer Lehmann ist heute fast alles so wie vor dem Unfall. Und doch hat sich viel verändert. Er kann wegen der Ellenbogen-fraktur nicht mehr Gitarre spielen. Seinen ge-liebten Kampfsport und das Fußballspielen musste er aufgeben. Das Risiko einer weite-ren Kopfverletzung ist einfach zu hoch. Da-für geht er schwimmen oder fährt Fahrrad. Mittlerweile lebt er im eigenen Haus, das sein Vater für ihn während der Reha fertig-stellte. Und wenn er nach Feierabend nicht gerade mit seinen Kumpels um die Häu-ser zieht, dann schreibt er halt mal wieder einen Schaltplan oder programmiert eine Speicherplatte. Nur so. Zur Entspannung. Ulrike Jansen

Die Drei von der Elektroinstandhaltung: Roman May, Thomas Sornberger und Rainer Lehmann.

BG RCI Reha-Manager Thomas Neutz und Rainer Lehmann im Gespräch.

Heinrich Zimmermann – 70 Jahre

Heinr ich Zimmer mann, Mitglied der Selbstverwaltung der Leder-Berufsgenos-senschaft von 1980 bis 2005, feierte am 28. April 2011 seinen 70. Geburtstag. Zwi-schen 1980 und 1986 war Zimmermann alternierender Vorsitzender der Vertreter-versammlung, von 1986 bis 2005 alternie-render Vorstandsvorsitzender. Daneben war er Mitglied verschiedener Ausschüsse. kv

Günter Jakobiak – 60 Jahre

Günter Jakobiak, von 1993 bis 1999 Vor-sitzender der Vertreterversammlung und daran anschließend bis 2008 alternieren-der Vorsitzender des Vorstands der Zucker-Berufsgenossenschaft, feierte am 2. Mai 2011 seinen 60. Geburtstag. Jakobiak war zudem im Verwaltungsausschuss und im Ausschuss für Sicherheit und Gesundheit der Berufsgenossenschaft tätig. kv

Günter Hassert, Mitglied der Selbstver-waltung der Leder-Berufsgenossenschaft von 1968 bis 2009, beging am 2. Juni 2011 seinen 85. Geburtstag. Von 1974 bis 1995 amtierte Hassert als Vorsitzender der Ver-treterversammlung. Anschließend war er bis 2009 alternierender Vorsitzender des Vorstands. Außerdem gehörte er verschie-denen Ausschüssen an und war stellvertre-tendes Mitglied im Vorstand der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. kv

Günter Hassert – 85 Jahre

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 35 14.06.11 10:18

Horst Sablotny, Leiter des Servicebereichs Technik und Logistikdienste der RAG Deutsche Steinkohle, und Bär-bel Bergerhoff-Wodopia, Betriebsdirektorin für Personal- und Sozialfragen, nehmen die Gütesiegel-Urkunde ent-gegen. Es gratulieren Manfred Sträßer (l.) und Christian van den Berg (r.) von der BG RCI. Foto: privat

BG RCI.magazin 5/6 2011BERICHTE UND INFORMATIONEN

Impressum BGRCI.HerausgeberBerufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie Kurfürsten-Anlage 62D-69115 Heidelberg

VerantwortlichThomas Köhler, Theodor Bülhoff, Ulrich Meesmann

ChefredaktionUlrike Jansen

RedaktionsleitungNorbert Ulitzka, Bochum

RedaktionsassistenzMarina Prelovsek, Thomas Hölken

Kontakt Redaktion BG RCI.magazin Postfach 10 04 29, D-44704 Bochum Hunscheidtstraße 18, D-44789 Bochum Telefon 02 34/3 16-3 54, Telefax 02 34/3 16-3 78 E-Mail [email protected] www.bgrci.de

RedaktionManfred Bucher, Dr. Michael Glück, Dr. Matthias Kluckert, Jörg Nierzwicki, Reinhard Seger, Hanns-Henrick Sternke, Georg Wörsdörfer

GrafikLaupenmühlen Druck GmbH & Co. KG, Bochum

Druck und Versandte Neues Druckereigesellschaft mbH & Co. KG, Kempen

Auflage93.000

Erscheinungsweise 6 Ausgaben jährlich

Für unverlangte Einsendungen keine Gewähr. Mit Autorennamen oder Namenszeichen versehene Beiträge geben ausschließlich die Meinungen der jeweiligen Verfasser wieder. Personenbezeichnungen beziehen sich gleicher- maßen auf Frauen und Männer, auch wenn dies in der Schreibweise nicht immer zum Ausdruck kommt. Zitierweise: BG RCI.magazin, Heft, Jahrgang, Seite

© BG RCI, HeidelbergAlle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit Genehmigung des Herausgebers.

ZKZ-Nr.: 57433

3636

„Mit Sicherheit besser!“Gütesiegel für Zentralwerkstatt Prosper

Manfred Sträßer und Rolf Hoffmann, Audi-toren der Berufsgenossenschaft, hatten der Zentralwerkstatt „hervorragende Leistungen im Bereich der Arbeitssicherheit und des Ge-sundheitsschutzes“ bescheinigt. Sie stell-

ten dabei heraus, wie entscheidend es ist, die Inhalte des Arbeitsschutzes tatsächlich zu leben. Bei ihren Befahrungen und Ge-sprächen konnten sich die Auditoren davon überzeugen, dass Arbeitssicherheit für die meisten der Beschäftigten kein Fremdwort ist: „Arbeitssicherheit und Gesundheits-schutz werden bei der Zentralwerkstatt Prosper als integraler Bestandteil der Ar-beit angesehen.“

Intensive Einbindung der Mitarbeiter zahlt sich aus Sträßer und Hoffmann hatten zuvor das Arbeitsschutz-Managementsystem der Zentralwerkstatt kritisch unter die Lupe genommen. Die schriftlichen Regelwerke zur Arbeitssicherheit und zum Gesundheits-schutz wurden eingesehen und der Kennt-nisstand der zuständigen Mitarbeiter in der Zentralwerkstatt und dem Zentralen Energie-zugbau am Standort Franz Haniel abgefragt. Besonders beeindruckt waren sie von der

intensiven Einbindung der Mitarbeiter in die Erstellung der Gefährdungsbeurteilun-gen und die konsequente Einbeziehung der Bereiche Arbeitssicherheit und Arbeitsme-dizin sowie der Betriebsvertretungen beim Einkauf sicherer Produkte. Dass auch die Führungskräfte in die Abläufe eingebunden sind, ist, wie bei allen Prozessen zur Erlan-gung des Gütesiegels, selbstverständlich.

„Erfolgsfaktor Sicherheit“Werksleiter Horst Sablotny gratulierte der gesamten Mannschaft zu der hervorragen-den Leistung: „Sicherheit ist für uns ein wichtiger Erfolgsfaktor. Wir wollen unse-ren Servicebereich unfallfrei sehen. Un-ser Slogan ‚Mit Sicherheit besser!‘ drückt dies aus, denn qualitative Verbesserungen unserer Dienstleistungen haben nur dann Sinn, wenn sie mit sicherheitlichen Verbes-serungen Hand in Hand gehen“, unterstrich Sablotny. cvdb

Die Belegschaft der Zentralwerkstatt Prosper des Servicebereichs Technik und Logistikdienste der RAG Deutsche Steinkohle ist mit dem Gütesiegel „Sicher mit System“ der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI) ausgezeichnet worden. Werksleiter Horst Sablotny und Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Betriebsdirektorin für Personal- und Sozialfragen des Servicebereichs, nahmen die Urkunde entgegen.

7.6.11_BG_RCI_magazin_Ausgabe_5-6-11.indd 36 14.06.11 10:18