36

Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist
Page 2: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

SicherheitsforumInhalt

Herbst – besondere Risiken im Straßenverkehr 4

Sicher mit dem Rad auf dem Schulweg 8

Schulweg trainieren 12

Gesetzliche Unfallversicherung wird 125 Jahre 14

Kommunale Kassen 17

Arbeits medizinische und sicherheitstechnische Betreuung wird neu geregelt 21

Neues aus dem staatlichen Recht 22

Aktuelles zum Arbeits- und Gesundheitsschutz 24

Gesundheitstag an Uni Magdeburg 27

Neue Materialien bei „Risiko raus!” 28

Sichere Beförderung von Menschen mit Behinderungen 29

BG-Kliniktour im Bergmannstrost Halle 29

Für Ihren Schutz und Ihre Sicherheit 31

Unterstützung für Gewaltprojekte an Schulen 32

„2wheels 4fun” – Ein Wettbewerb für Schulen 33

Neue Druckschriften 34

Impressum 20

Prävention

Mitteilungen

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 2 27.09.10 10:40

Page 3: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Liebe Leser!

Ein Erfolgsmodell feiert Geburtstag. Was vor 125 Jahren im Oktober 1885 mit der Absicherung von Arbeitnehmern in gefahrträchtigen Betrieben begann, hat sich bis heute zu einem Stück sozialer Sicherheit für 75 Millionen Menschen in Deutschland entwickelt: Die gesetzliche Unfallversicherung. Sie erwies sich seitdem als eine erstaunlich belastbare Institution, die selbst in turbulenten Zeiten ihren gesetz-lichen Auftrag erfüllt. Nach 125-jährigem Bestehen und zu Beginn des neuen Jahr-tausends ist die Unfallversicherung nun mitten in einem Prozess der Veränderung und Restrukturierung. Wie immer in ihrer Geschichte ist sie damit auch ein Spiegel der Umbrüche und des Wandels der Arbeitswelt, in der und für die sie tätig ist. Am Kern ihres Auftrags jedoch hat sich seit ihrer Einführung kaum etwas verändert.

Da ist es nach so vielen Jahren schon ziemlich überraschend, dass der Grundge-danke der gesetzlichen Unfallversicherung – die Haftungsablösung - bei vielen Arbeitgebern immer noch recht unbekannt ist. Denn mit der Ablösung der Unter-nehmerhaftpflicht durch die gesetzliche Unfallversicherung müssen sie keine Scha-densersatzansprüche fürchten, wenn ihre Beschäftigten einen Arbeits- oder Wege-unfall erleiden oder an einer Berufskrankheit erkranken. Das sichert nicht nur den betrieblichen und sozialen Frieden, sondern gibt auch finanzielle Sicherheit. Im Jahr ihres 125-jährigen Jubiläums stellen Berufsgenossenschaften und Unfallkassen daher diesen Grundgedanken noch einmal in den Mittelpunkt einer Aufklärungs-kampagne. Damit wollen sie ihre Arbeit und Leistungen, aber auch ihre Leistungsfä-higkeit gegenüber Arbeitgebern transparenter machen. Beleg dafür ist u.a. die jährliche stattfindende BG-Kliniktour. Unter dem Motto „Bewegung ver-bindet“ werben international erfolgreiche Sport-ler mit Behinderungen gemeinsam mit der DGUV und anderen Partnern in 13 berufsgenossen-schaftlichen Kliniken für den Reha- und Behin-dertensport in Deutschland. Denn dieser wäre ohne das in den Kliniken vorhandene Know-how und die optimale medizinische und sportliche Betreuung in dem Maße, mit dieser Qualität und den Erfolgen oft nicht möglich.

Ihre Redaktion

(c) IAG

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 3 27.09.10 10:40

Page 4: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Dämmerung und Dunkelheit

Die Leistung des menschlichen Auges ist in der Dämmerung und

bei Dunkelheit sehr viel schlechter als bei Tageslicht. Insbesondere die Fähigkeit Distanzen richtig einzu-schätzen ist eingeschränkt. Kontraste werden schwächer wahrgenommen und es steigt die Blendgefahr durch entgegenkommende Fahrzeuge. Gerade in den Dämmerstunden verschwimmen dann häufig die Konturen, werden Objekte fast zum Teil der Landschaft. Diese ohnehin

Herbst – besondere Risiken im StraßenverkehrHerbst und Winter stellen mit ihren unangenehmen Begleiterscheinungen besondere Anforderungen an alle Verkehrsteilnehmer. Der Arbeitsweg beginnt meist vor dem Hellwerden und der Heimweg wird angetreten, wenn es bereits dunkel ist. Dies aber sind riskante Tageszeiten, weil die Sicht- und Straßenver-hältnisse dann besonders schlecht sind.

schwierigen Sichtverhältnisse ver-schlechtern sich häufig durch Nebel, Regen- oder Schneeschauer. Bei solchen Bedingungen kann es dann schnell passieren, dass Autofahrer dunkel gekleidete Personen oder Radfahrer mit schlecht beleuchtetem Gefährt zu spät wahrnehmen.

Alle Verkehrsteilnehmer müssen die-sen erschwerenden Bedingungen ent-gegenwirken, Autofahrer bspw. durch gutes Licht am eigenen Fahrzeug und besondere Vorsicht beim Fahren. Fußgänger und Radfahrer z.B. durch das Tragen von Kleidung mit Signal-wirkung zur besseren Erkennbarkeit im Straßenverkehr. Darüber hinaus

sollten die folgenden Tipps zum sicheren Fahren bei Dunkelheit beher-zigt werden.

Frühzeitig das Licht einschalten, am besten auch am Tag. Denn wer mit Licht fährt, wird vor allem eher gese-hen. Wichtige Voraussetzung dafür sind natürlich saubere Scheinwer-fer, weil Verschmutzungen die Sicht ansonsten sehr stark einschränken. Die Geschwindigkeit ist den Sichtbe-dingungen anzupassen, d.h. bei Dun-kelheit sollte sie in km/h in etwa der Sichtweite in Metern entsprechen. Nur dann besteht im Grunde die Chance, vor einem plötzlich auftauchenden Hindernis noch rechtzeitig zum Stehen zu kommen.

Blendet das Licht eines entgegenkom-menden Fahrzeugs, dann nicht in die Scheinwerfer sehen, sondern sich an der rechten Straßenseite bzw. dem Seitenstreifen orientieren und ggf. die Geschwindigkeit verringern. Zudem kann Streulicht durch eine verschmutzte Windschutzscheibe die Sichtweite und Sehschärfe erheblich verringern. Daher stets für eine klare Sicht sorgen – auch von innen. Die Wischerblätter sollten durch neue ersetzt werden, wenn sie Schlieren ziehen.

Immer mit Fußgängern und Radfahrern rechnen. Gerade bei Dunkelheit wer-den sie leicht und oft übersehen. Die Folgen sind dann besonders schwer, häufig enden die Unfälle tödlich. Um dieses Unfallrisiko zu vermindern, müssen sich alle schwächeren Ver-kehrsteilnehmer rechtzeitig zu erken-

Sicherheitsforum 3 · 2010

Prävention

4

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 4 27.09.10 10:40

Page 5: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

nen geben. Irrtümlich glauben viele von ihnen, dass sie von Autofah rern genauso deutlich gesehen werden, wie sie selbst das beleuchtete Fahrzeug erkennen. Tatsächlich sind sie selbst aber erst dann wirklich sichtbar, wenn sie angeleuchtet werden. Da Licht reflektiert wird, hängt die Erkennbar-keit maßgeblich vom Reflexionsgrad der Kleidung ab. Helle Kleidung ist deshalb die einfachste Möglichkeit, um rechtzeitig gesehen zu werden. Doch in der Praxis überwiegt leider die dunkle Kleidung. Deshalb sollten Fuß-gänger und Radfahrer ihre Sichtbarkeit durch das Tragen bzw. Anbringen zusätzlicher reflektierender Materialien (Gurte, Anhänger, Bänder, Blinkis, Reflexfolie, Aufkleber, etc.) verbessern.

Fahrräder benötigen außerdem eine intakte, funktionierende Lichtan-lage mit einem dynamobetriebenen Scheinwerfer, Front-, Speichen- und Pedalreflektoren, einem Großflä-chenrückstrahler am Sattel sowie einer Schlussleuchte mit integriertem Reflektor. Zusätzlich kann ein batterie-betriebenes Standlicht nicht schaden. Leuchtdioden sind als Fahrradrück- und -vorderlicht nicht zugelassen. An der Kleidung befestigt sorgen sie jedoch bei dämmrigen Licht oder bei Dunkelheit für mehr Sichtbarkeit. Auch der Fahrradhelm kann seinen Beitrag zur besseren Erkennbarkeit leisten.

NebelSind im Herbst die tiefstehende Mor-gen- oder Abendsonne, die Blendung durch andere Verkehrsteilnehmer oder Streulicht bei nassen Straßen für die Verkehrsteilnehmer bereits ein Pro-blem, so wird es bei dichtem Nebel erst richtig unangenehm. Besonders betroffen hiervon sind Täler, weil die feuchte Nebelluft schwer ist und sich absenkt sowie die Nähe zu Flüssen und großen Wiesen- oder Waldgebie-ten, weil sie viel Feuchtigkeit liefern und dadurch Nebel entstehen kann.

Sich bei Nebelfahrten am Rücklicht des Vordermanns zu orientieren, erzeugt ein trügerisches Sicherheits-gefühl und ist gefährlich, da aufgrund der optischen Täuschung der Abstand i.d.R. zu gering ist und das Bestreben zum Dranbleiben zu noch dichterem Auffahren verleitet. Alle anderen sehen

genauso wenig wie man selbst und zumindest der erste in einer Kolonne hat niemanden, der ihn „führt“. Das Anhängen an den Vordermann ist daher eine der häufigsten Ursachen für die vielen Auffahrunfälle im Nebel.

Die eigene Sichtweite muss das Maß für den gewählten Abstand zum Vor-dermann und den eigenen Tachowert sein. Bei geringen Sichtweiten bis etwa 50 m gilt die Faustregel: Sicht in Metern = Geschwindigkeit in km/h = Abstand in Metern. Eine Orientie-rungshilfe können hier die seitlichen Leitpfosten sein, die in einem Abstand von 50 Metern stehen. Bei 100 m freier Sicht gilt als Obergrenze 80 km/h, bei 150 m Fernblick maximal Tempo 100. Darüber hinaus sollte ein großer Abstand zu vorausfahrenden Fahrzeu-gen gehalten werden.

Bei Nebel möglichst nicht unter Zeit-druck starten. Scheiben, Scheinwerfer und Rückleuchten müssen sauber sein, das Sehen und Gesehen werden ist entscheidend. Der bei Nebel sich auf der Scheibe bildende dünne Was-serfilm behindert die Sicht zusätzlich, deshalb öfter mal den Scheibenwi-scher betätigen. Nebelfahrten sind anstrengend und erfordern die volle Konzentration, deshalb sollten Beifah-rer den Fahrer nicht ablenken. Beim Fahren nicht am Mittelstreifen orientie-ren, sondern an den Leitpfosten oder der rechten Fahrbahnbegrenzung. Schon bei ersten Anzeichen von Nebel das Abblendlicht einschalten und die Geschwindigkeit herabsetzen sowie immer mit Nebelwänden rechnen.

Um andere Fahrzeugteilnehmer nicht zu verunsichern oder zu blenden, kommt es auf das richtige Nebellicht an. Dies ist i.d.R. das Abblendlicht. Nur bei erheblicher Sichtbehinderung durch Nebel sind zusätzlich die Nebel-scheinwerfer einzuschalten, die dann den Nebel unterstrahlen und eine Reflexblendung verhindern. Nebel-schlussleuchten sind inner- wie außer-orts nur bei nebelbedingten Sichtwei-ten unter 50 m zulässig. Ansonsten muss beim Einsatz mit einem Bußgeld gerechnet werden.

Regen und NässeBei Regen bildet sich eine Wasser-schicht auf der Straße, die beim Fahren durch das Reifenprofil ver-drängt wird. Die daraus resultierende geringere Kraftübertragung vom Reifen auf die Straße beeinträchtigt damit die Wirkung der „Fahrbefehle an das Fahrzeug“. Die Haftung verrin-gert sich, Lenkbewegungen werden nicht mehr so direkt wiedergegeben

Sicherheitsforum 3 · 2010

Prävention

5

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 5 27.09.10 10:40

Page 6: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

und auch der Bremsweg verlängert sich. Entscheidende Einflussfaktoren für das sichere Führen von Fahrzeu-gen unter diesen Witterungsbedin-gungen sind die Tiefe des Reifenpro-fils und die gefahrene Geschwindig-keit. Da bei hoher Geschwindigkeit die Reifen nicht mehr so gut auf der Fahrbahn haften, kann der Fahrer auch weniger Kontrolle über das Fahrzeug ausüben.

Das Aquaplaning ist hierbei eine besondere Gefahr. Dieser Effekt entsteht z.B. bei Starkregen, dann meist in Kurven, überschwemmten Unterführungen, ausgefahrenen Spurrillen, auf Straßen neben Berg-hängen oder breiten Straßen (z.B. Autobahnen), bei denen das Wasser nicht schnell genug abfließen kann. Zu Aquaplaning kommt es, wenn die Rillen des Reifen das auf der Fahr-bahn gesammelte Wasser nicht mehr aufnehmen und ableiten können. Es bildet sich eine „Bugwelle“ vor dem Reifen, der sich wie ein Keil zwi-schen Reifen und Fahrbahn schiebt und den Wagen anhebt. Aquaplaning kündigt sich meist durch leicht-gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist es weder lenkbar noch kann gebremst werden. Es hilft nur auskuppeln und das Lenkrad mit beiden Händen in Fahrtrichtung halten. Auf keinen Fall bremsen oder gegenlenken, sondern warten, bis die Räder wieder greifen. Wird die Lenkung eingeschlagen, bricht das Fahrzeug sofort aus.

Herbstzeit Eine Besonderheit im Herbst ist herab-fallendes Laub, das Straßen z.T. in regel-rechte Rutschbahnen verwandeln kann. Bereits im trockenen Zustand sind die Blätter ein erhebliches Sicherheitsrisiko, vor allem beim Bremsen in Kurven. Beim Bremsvorgang können Blätter überei-nander geschoben werden und einen Keil zwischen Reifen und Fahrbahnober-fläche bilden. Die Haftung geht so verlo-ren und der Wagen schlittert dann gera-deaus weiter. Wenn es regnet, verwan-delt sich feuchtes Laub in einen glit-schigen Teppich, auf dem die Reifen überhaupt keinen Halt mehr finden. Es hilft nur auskuppeln und versuchen den Wagen zu stabilisieren, nicht bremsen! Sobald Laub auf der Straße liegt, sollte deshalb die Geschwindigkeit gedrosselt werden – das ist der beste Schutz.

Im Herbst treten die ersten Nachtfrö-ste auf und es ist mit Glatteis oder Reifglätte zu rechnen. Gefährliche Stellen sind hier vor allem Brücken, Kurven, schattige Waldschneisen oder Gegenden in der Nähe von Seen und Flüssen. Außerdem erfolgt die Bildung durch die hohe Luftfeuchtig-keit bei Nebel. Anders als im Winter rechnen die Fahrzeugführer in dieser Jahreszeit oft noch nicht mit partiell auftretender Glätte. Dementspre-chend passen viele ihre Fahrweise auch noch nicht der veränderten Wetter- und Straßenbedingungen an. Eis in Gefrierpunktnähe ist nach Untersuchungen doppelt so glatt, wie Eis mit einer Temperatur von minus 10 Grad. Der Bremsweg verlängert sich bei Glatteis, Eis- und Reifglätte erheblich. Vorausschauendes Fahren und reduzierte Geschwindigkeit sind auch hier das beste Mittel, sich vor

Tipps für ein sicheres Fahren bei Regen und Nässe:Regelmäßig die Profiltiefe der Reifen überprüfen. Die Reifenprofiltiefe sollte nicht weniger als 4 mm betragen. • BeiRegenistdieGeschwindigkeitentsprechendanzupassen.MitAquapla-

ning ist bereits ab 80 Km/h zu rechnen.• BeiRegendasAbblendlichteinschalten,damitmanbessergesehenwird

– Regentropfen und Sprühnebel verringern drastisch die Sicht und „schlu-cken“ Gegenstände.

• AufeinesaubereWindschutzscheibeachten,umStreulichtzuvermeiden.Wischerblätter erneuern, wenn sie Schlieren ziehen.

• DieFahrzeugbeleuchtungsollteregelmäßiggesäubertwerden.• BeiAquaplaningdieLenkunggeradehalten,auskuppeln,nichtbremsen

und warten, bis die Räder wieder greifen. • BeiNässeistderAbstandzumVordermannzuvergrößern.DerBremsweg

verlängert sich bei Nässe erheblich. • Vorausschauendfahren,umplötzlichesundstarkesBremsenzuvermei-

den. Durch plötzliches Bremsen kann bei Nässe leicht die Kontrolle über das Fahrzeug verloren werden. Bei einsetzendem Regen kann die Fahr-bahn besonders glatt sein.

Sicherheitsforum 3 · 2010

Prävention

6

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 6 27.09.10 10:40

Page 7: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Überraschungen weitestgehend zu schützen.

Typisch für die Herbstzeit sind starke Winde und Windböen. Seitenwind gehört dabei bei den Autofahrern zu den unterschätzten Gefahren. Insbesondere auf Brücken, an Tunnelausfahrten, am Ende von Schallwänden und auf freien Autobahnstrecken sowie bei seitlichen Waldschneisen ist damit zu rechnen. Heftige Lenkbewegungen und abrupte Bremsmanöver sind dann zu vermei-den, da sie die Situation verschlim-mern. Der Wagen gerät ins Schlingern und letztendlich außer Kontrolle. Das Tempo sollte mit Gefühl reduziert wer-den. Wichtig ist vor allem vorausschau-endes Fahren. Dabei ist auf Windsä-cke an Brücken oder auf Verkehrsschil-der, die besonders gefährdete Stel-len ankündigen, zu ach-ten. Beim Überholen von LKW’s ist immer mit Seitenwind zu rechnen.

Herbstzeit ist auch Ernte-zeit. Deshalb muss vermehrt mit langsam fahrenden land-wirtschaftlichen Fahrzeugen gerechnet wer-den, die mitunter schlecht beleuchtet sind, an ungewöhn-

lichen Stellen abbiegen und z.T. die Fahrbahn stark verschmutzen. Bei rutschigen Schmutzspuren hilft nur langsam fahren und Geduld bewah-ren. Auch beim Überholen ist Vorsicht geboten, da Erntefahrzeuge oft sehr breit und lang sein können. Darüber hinaus verlieren sie immer mal wieder Ladung.

Im Herbst ereignen sich die meisten Wildunfälle in Deutschland. Die Däm-merung fällt wieder genau in die Zeiten des Berufsverkehrs. Dadurch steigt die Gefahr von Wildunfällen, denn die Tiere richten sich bei ihrer Futtersuche nach der Dämmerung. Darüber hinaus sind die meisten Felder abgeerntet, bieten keinerlei Deckung mehr, wo sich vorher das Wild

lange Zeit ver-borgen hielt und ausreichend Nahrung fand. Durch die neuen Bedin-gungen ist das Wild verstört, hat sich noch nicht wieder an die Gege-benheiten angepasst. Auf der Suche nach Nahrung über-quert es nun-mehr ver-

stärkt Straßen und wird dort zur töd-lichen Gefahr für Autofahrer.

Viele Wildunfälle lassen sich jedoch durch einfache Verhaltensregeln vermeiden. In Gebieten, wo mit Wild-wechsel zu rechnen ist (z.B. wald-reiche Gegenden, Wiesen, bestellte Felder), muss langsam gefahren werden. Besondere Vorsicht gilt in der Morgen- und Abenddämmerung, hier wechselt das Wild am häufigsten. Taucht ein Tier auf, sofort bremsen, dann hupen und ggf. abblenden, damit es möglichst nicht stehen bleibt. Es ist immer mit nachfolgenden Tieren zu rechnen. Erscheint ein Zusammen-stoß unvermeidlich, das Steuer mit beiden Händen festhalten und brem-sen, keinesfalls abrupt ausweichen. Ansonsten wartet der Straßengraben, der nächste Baum oder der Gegen-verkehr.

Der nächste Winter kommt bestimmt und mit ihm Eis und Schnee. Im Herbst wird es höchste Zeit sich auch damit zu befassen. Vorhandene Winterreifen sind hinsichtlich ihrer Profiltiefe zu über-prüfen. Sie verlieren ihre Wirkung meist schon, wenn nur noch 4 mm Restprofil vorhanden ist. Spätestens dann sollten sie erneuert werden. Darüber hinaus benötigt das Fahrzeug und seine Aus-stattung einige Tests in Bezug auf die Winterfestigkeit. Möglicherweise ist einiges zu ergänzen (z.B. Frostschutz in der Scheibenwaschanlage, Eiskratzer und Schneebesen, etc.).

Rainer Kutzinski

Sicherheitsforum 3 · 2010

Prävention

7

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 7 27.09.10 10:40

Page 8: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Sicher mit dem Rad auf dem SchulwegDas Fahrrad ist bei Kindern ein sehr beliebtes Ver-kehrsmittel. Doch Rad fahren können sie nicht ein-fach über Nacht. Erst jahrelanges Üben macht den Meister. Ein markanter Zeitpunkt auf diesem Weg ist die Radfahrprüfung in der Schule, bei der die Kinder gezielt auf das Fahren im Straßenverkehr vorbereitet werden. Doch sind die Kinder damit ausreichend und dauerhaft für den Straßenverkehr gewappnet? Was können Eltern und Pädagogen darüber hinaus noch für die Sicherheit der jungen Radfahrer tun?

Sicherheitsforum 3 · 2010

Prävention

Rad fahren macht Spaß und hält fit. Für Kinder bedeutet das Rad

aber noch viel mehr! Es ist das erste richtige Verkehrsmittel, mit dem sie selbstständig ihre Umgebung erkun-den oder zu Freunden fahren können. Mit dem Fahrrad schärfen sie ihr Wahrnehmungsvermögen und ihren Orientierungssinn. Sie lernen, sich souverän und sicherer im Verkehr zu bewegen.

Schritt für Schritt lernen Jungen und Mädchen, mit dem Fahrrad umzuge-hen. Zunächst sind sie ausschließlich in Begleitung von Erwachsenen unter-wegs, allmählich im nahen Wohnum-feld auch allein, schließlich werden die Wege länger und länger. Nach dieser Ausbildung nutzen sie ihr Rad immer öfter als Verkehrsmittel, um Freunde zu besuchen, ins Schwimmbad oder zum Training zu fahren sowie für den Weg in die Schule.

Früh übt sichKinder beobachten schon früh sehr interessiert Dinge im Stra-ßenverkehr. Sie staunen, reagieren erschreckt, zeigen auf

etwas, kommunizieren und setzen dabei alle ihre Sinne ein. Spätestens im Kindergarten wissen Kinder, dass Mobilität für Erwachsene einen hohen Stellenwert hat, und auch sie lernen die Annehmlichkeiten der schnel-len und bequemen Beförderung mit Auto, Bus, Bahn oder dem Fahrrad zu schätzen. Daher ist es wichtig, dass Eltern und Erzieherinnen die Kinder schon in jungen Jahren auf die Anfor-derungen im Straßenverkehr vorberei-ten und ihnen wichtige Grundlagen für ein sicheres und gesundes Verhalten im Straßenverkehr vermitteln.

Hilfreich dabei kann auch

das gezielte Heranfüh-ren an Fort-

bewegungs-mittel sein. Oft

beginnt es mit dem Bobbycar, Lauf- oder Dreirad, meist

folgt ein Rol-ler oder das Kin-derfahrrad.

Das eigene Fahrrad ist dann meist

der erste Höhepunkt in der technisch unterstützten Fortbewegung – und die erste selbständige Fahrt macht unse-re Kinder genauso stolz wie zuvor die ersten eigenständigen Schritte. Eltern tragen hier eine besondere Verantwor-tung als Vorbild und „Lehrer“.

Auch wenn die Kleinen schon mit 4 oder 5 Jahren beginnen, Rad zu fahren, fit sind sie dafür noch nicht. Ein Kind, das sicher geradeaus fahren kann, hat viel-leicht schon gelernt, dabei eine Hand vom Lenker zu nehmen. Aber kann es auch einhändig eine Kurve fahren? Kann es daneben hören und sehen, was alles auf der Straße passiert und ange-messen darauf reagieren? Bemerkt es die nassen, rutschigen Blätter in der Kurve? Was ist, wenn plötzlich ein Hin-dernis auftaucht?

Nur nach und nach erwirbt ein Kind die fürs Radfahren notwendigen Kom-petenzen. Die Entwicklung vollzieht sich mehr sprunghaft als kontinuier-lich. Einen ersten deutlichen Sprung machen Jungen und Mädchen mit 8 Jahren. Viele notwendige Fähig-keiten können sie erst ab diesem Alter erwerben. So lernen sie frühestens mit 8 mögliche Gefahren im Vorfeld zu erkennen. Mit 9 Jahren nimmt die Fähigkeit, einhändig zu fahren, stark zu. Ab 9 oder 10 Jahren kann ein Kind eine Situation so weit beurteilen, dass es durch sein Verhalten eine Gefahr bereits im Vorfeld verhindern kann. Ab

8

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 8 27.09.10 10:40

Page 9: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Sicherheitsforum 3 · 2010

Prävention

dem 11. Lebensjahr beginnen Kinder, sich zunehmend auch nach hinten zu orientieren. Kinder bis 14 reagieren langsamer als Erwachsene auf das, was sie sehen und hören.

Ein weiterer qualitativer Sprung ereig-net sich mit 13 bis 14 Jahren, erst danach bewegen sich Jugendliche auf dem Fahrrad fast wie Erwachsene. So verbessern sie erst mit 14 beim lang-samen Fahren zwischen zwei Linien sprunghaft ihre Leistungen.

Trotz Radfahr-ausbildung ver-mehrt DefiziteDie schulische Verkehrserziehung ist ein fester Bestandteil des Bildungs-

und Erziehungsauftrages aller Schul-formen in Sachsen-Anhalt. Kernstück hierbei ist die Radfahrausbildung in den Schulen. Sie hat bei Kindern und Eltern einen sehr hohen Stellenwert.

Die Radfahrausbildung im vierten Schuljahr setzt sich aus einem theo-retischen und einem fahrpraktischen Teil zusammen. Den theoretischen Unterricht führen in der Regel die Schulen durch. Themen sind dabei die Ausstattung von verkehrssicheren Fahrrädern, Regeln für die Teilnahme am Straßenverkehr, Gefahrenlehre und die Aufarbeitung von Erfahrungen. Den Praxisteil absolvieren die Grundschul-kinder im Schonraum, in Verkehrsgär-ten, Jugendverkehrsschulen oder auf dem Schulhof. Da fürs Radfahren auch

Realitätsnähe und Ortsbezug von Bedeutung sind, ist in den meisten Schulen ein Ausflug in den Straßen-verkehr ein fester Bestandteil der Rad-fahrausbildung. Bei den praktischen Übungen werden die Grundschüler in der Regel von Polizei und Verkehrs-wacht betreut.

Doch sind unsere Kinder damit wirk-lich fit für den Straßenverkehr? Sehr aufschlussreich ist hier eine Untersu-chung der Deutschen Verkehrswacht und der Unfallforschung der Versiche-rer aus dem Jahr 2008. Sie belegt im Vergleich zum Jahr 1997, dass sich die Fähig- und Fertigkeiten von Kindern im Grundschulalter verschlechtert haben. Insbesondere im Rahmen der Radfahrausbildung an den Schulen deckte die Studie zunehmende psy-chomotorische Schwächen bei den Grundschülern auf.

So beherrschen immer mehr Kinder wichtige Alltagssituationen des Rad-fahrens nicht, z.B. das Spurhalten beim Blick zur Seite oder nach hin-ten. Während bei einer Umfrage 1997 nur knapp die Hälfte der Ausbilder (46 %) angaben, die Körperbeherr-schung und Radfahrfertigkeit habe abgenommen, waren es 2008 schon fast drei Viertel (72 %). Gleichzeitig hatten 1997 nur 3 % der Ausbilder angegeben, die Zahl der Kinder mit Mobilitätsdefiziten habe erheblich zugenommen. 2008 waren es immer-hin schon 22 %.

Diese Defizite werden vor allem in Großstädten sichtbar. 1997 gab es kaum Unterschiede zwischen Stadt und Land. In der aktuellen Studie

waren die Radfahrausbilder in den Städten und Großstädten deutlich öfter der Meinung (83 bzw. 79 %), dass die motorischen Schwächen zugenommen haben, als diejenigen im ländlichen Bereich und in Klein-städten (70 bzw. 68 %). Ein großes Problem: Trotz der Zunahme der motorischen Defizite können diese während der Radfahrausbildung immer seltener ausgeglichen oder gar behoben werden. Denn den Aus-bildern stehen immer weniger Res-sourcen zur Verfügung, durch gezielte Förderung diesen bedenklichen Trend zu korrigieren.

Ursache dieser Entwicklung ist, dass für viele Kinder die eigenständige Mobilität in den vergangenen Jah-ren abgenommen hat. Sie werden immer öfter mit dem Auto zur Schule gebracht oder müssen in ländlichen Gebieten schon früh mit dem Bus zur Schule fahren. „Stubenhockern“ fehlt die Fahrpraxis und macht das gelegentliche Radfahren dann umso gefährlicher.

Deshalb sollten vor allem Eltern in der Freizeit, an Wochenenden oder in den Ferien auch Radtouren mit ihren Kindern unternehmen, um deren Fähigkeiten, sich sicher auf dem Zwei-rad im Straßenverkehr zu bewegen, zu fördern. Zudem sollte es während der Radfahrprüfung genug Zeit für Einzelförderung und Nachschulungen geben.

Mit dem Rad zur Schule Ab wann darf ein Kind mit dem Fahrrad zur Schule? Die Frage sorgt seit jeher für Diskussionsstoff. Die

9

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 9 27.09.10 10:40

Page 10: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Sicherheitsforum 3 · 2010

Prävention

Meinungen gehen weit auseinander, leicht ergeben sich Konflikte zwischen Schule und Elternhaus. Aus Sicht von Polizei, Verkehrswachten, Verkehrs-verbänden und Unfallkassen sollten Kinder erst nach Absolvierung der Radfahrprüfung mit dem Rad zum Unterricht fahren. Schulen können in dieser Hinsicht Empfehlungen an die Eltern und Schüler richten, letztendlich müssen aber die Eltern entscheiden und tragen die Verantwortung.

Frühestens mit 8 Jahren ist ein Kind in der Lage, einigermaßen Rad zu fahren. Eltern sollten sich nicht davon täu-schen lassen, wenn ihre Sprösslinge beim gemeinsamen Ausflug auf dem Rad bereits eine gute Figur machen.

Eine Tour in Begleitung Erwachse-ner oder das Fahren auf verkehrs-beruhigten Nebenstraßen ist etwas anderes als morgens im Berufsverkehr allein zur Schule zu radeln. Und ein sicherer Fußgänger ist nicht automa-

tisch ein sicherer Radfahrer, Erfah-rungen sind kaum übertragbar. Das Zweirad ist ungleich schneller, verlangt andere Reaktionen.

Sicher mag es berechtigte Ausnah-men geben, generell aber sollten Grund-schüler ihren Schulweg besser zu Fuß zurücklegen. Aus den genannten Grün-den wird die praktische Radfahrausbil-dung erst im vierten Schuljahr durchge-führt. Erst danach sollten Kinder allein mit dem Rad im Straßenverkehr fahren dürfen. Gesetzlich unfallversichert sind die Kinder aber in jedem Fall.

Schulung auch in SEK-Stufe notwendigZum Ende der Grundschulzeit erleben Kinder und Jugendliche ihre zuneh-mende Mobilität mit dem Rad. Es ist umweltfreundlich, gesund, sportlich und macht mobil. Doch für Jugendli-che bedeutet das Rad noch weitaus mehr: Es eröffnet ihnen selbststän-dige Mobilität, eine eigenständige Teilnahme am Verkehr, einen neuen Zugang zur Umwelt. Das Rad wird von Spiel- und Sportgerät zum Verkehrs-mittel. Keine andere Altersgruppe ist so viel mit dem Rad unterwegs wie die 10- bis 15-Jährigen. Rund 44 Prozent von ihnen nutzen es täglich, weitere 29 Prozent mehrmals pro Woche.

Die wachsende Mobilität hat aber auch eine Kehrseite. Für Jugendliche ab dem 10. Lebensjahr ist Radfahren die Hauptunfallursache. Paradox ist zudem: Nach bestandener Radfahr-prüfung steigen die Unfälle der über 10-Jährigen sprunghaft an. Alleine in der Schüler-Unfallversicherung wer-den jährlich fast 14.000 Fahrradunfälle

An Argumenten für diese Verhaltensempfehlung fehlt es nicht.• KindersindMehrfachanforderungenimStraßenverkehrnochnichtgewach-

sen. • SiehabenSchwierigkeitenzuerkennen,auswelcherRichtungGeräusche

kommen. • Sielassensichnochstarkablenken,könnensichnichtüberlängereZeit

systematisch auf etwas konzentrieren. • KindersehenwiedurchScheuklappen.WasErwachseneamRandeihres

Sichtfeldes noch irgendwie wahrnehmen, sehen Kinder nicht. Deshalb erkennen sie Gefahren oft erst sehr spät und haben keine Zeit mehr zu rea-gieren.

• Grundschulkindernfälltesschwer,EntfernungenundGeschwindigkeitenabzuschätzen.

• Kinderschließenvonsichaufandere.Wassienichtsehen,existiertfürsieauch nicht.

10

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 10 27.09.10 10:40

Page 11: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Sicherheitsforum 3 · 2010

Prävention

auf dem Schulweg gemeldet. Die tatsächlichen Unfallzahlen liegen dagegen deutlich höher, weil noch die Freizeitunfälle hinzukommen. Laut Statistischem Bundesamt war im Jahr 2008 die Hälfte aller im Verkehr verletzten Kinder zwischen 10 und 15 Jahren mit dem Rad unterwegs.

Diese Unfallzahlen belegen ein-dringlich, wie notwendig eine kon-tinuierliche Verkehrserziehung und Mobilitätsbildung der jugendlichen Verkehrsteilnehmer bzw. deren Fort-setzung in der Sekundarstufe ist. Denn gerade die Schule hat die Möglichkeit, Jugendliche zu errei-chen und längerfristig auf deren Einstellung und Verkehrsverhalten einzuwirken. Das Radfahren sollte deshalb noch intensiver als bisher Unterrichtsthema in der Sekundar-stufe I sein: angefangen beim neuen Schulweg in Klasse 5 über das altersbedingte Risikoverhalten bis hin zu verschiedenen Projekten in den Folgeklassen.

Aber die Realität an unseren Schu-len sieht oft anders aus. In vielen Bundesländern fristet die Mobilitäts-bildung in der Sekundarstufe leider immer noch ein Schattendasein.

Kampagne „Risiko raus!“Aufgrund der Unfallzahlen bei Kindern und Jugendlichen im Straßenver-kehr besteht dringender Anlass, die Präventionsarbeit systematisch wei-terzuentwickeln und Unfallrisiken zu reduzieren. Genau hier setzen Berufs-genossenschaften und Unfallkassen mit ihrer Präventionskampagne „Risiko raus!“ an.

Speziell die Unfallkassen wollen im Rahmen dieser Kampagne erreichen, dass sich alle Verkehrsteilnehmer im Hinblick auf Kinder im Straßenverkehr rücksichtsvoller verhalten. Eltern, Schüler und Lehrer sollen über einen höheren Wissensstand zu sicherem

Fahrradfahren verfügen. Die Unfall-kassen wollen mit unterschiedlichen Maßnahmen außerdem darauf hin arbeiten, dass Lehrer ihren Auftrag zur Verkehrserziehung entsprechend den Rahmenrichtlinien bzw. den Lehrplä-nen verstärkt umsetzen können und damit Schüler zukünftig sicherer Fahr-rad fahren.

In diesem Zusammenhang hat die Unfallkasse Sachsen-Anhalt im Mai diesen Jahres allen Sekundarschulen und Gymnasien ein spezielles The-menheft und ein Verkehrsquiz zur Verfügung gestellt. Bei Bedarf und Interesse können Schüler, Eltern und Schulen diese und weitere Materialien zum Thema Radfahren bei der Unfall-kasse abfordern.

Darüber hinaus stellen die Unfallkas-sen im Zuge der Kampagne Eltern und Schulen ein sehr breites Angebot an Informationen und Broschüren zum Radfahren zur Verfügung. Die Materialien können entweder direkt aus dem Internet (www.risiko-raus.de) heruntergeladen oder auch bei der Unfallkasse Sachsen-Anhalt bestellt werden.

Uwe Köppen

11

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 11 27.09.10 10:40

Page 12: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Sicherheitsforum 3 · 2010

Prävention

Hurra, ich bin ein Schulkind und nicht mehr klein! Dennoch fehlt

den kleinen „Großen“ der Überblick im Straßenverkehr. Schulanfänger sind oftmals auch Verkehrsanfänger. Sie können weder die Entfernung noch die Geschwindigkeit von Fahrzeugen rich-tig einschätzen und lassen sich gern ablenken.

Sicherheit geht vorWelcher Schulweg ist der sicherste? Ob zu Fuß, per Bus oder im Auto – jeder Schulweg sieht anders aus. Eines ist jedoch gleich: Eltern können ihre Kinder mit einem guten Schulweg-training sicher auf den Weg bringen. Sie sollten zunächst unter „echten“ Verkehrsbedingungen den Weg nach Gefahrenquellen absuchen, richtiges Verhalten besprechen und üben. Dabei sind sie als Erwachsene das Vorbild!

Der kürzeste Weg muss nicht der sicherste sein. Straßenquerungen an Ampeln und Fußgängerüberwe-gen vermitteln Kindern dann mehr Sicherheit, wenn sie den Merksatz aus dem Kindergarten „Stehen bleiben – Schauen – Gehen“ anwenden können.

Eltern müssen ausreichend Zeit ein-planen. Für den Fußweg zur Schule oder zur Haltestelle ist genug Zeit einzuplanen, damit die Kinder recht-

zeitig dort sind. Sie überqueren sonst unaufmerksam Straßen, um den Bus, die Bahn und den Schulbeginn nicht zu verpassen.

Mit Bus oder Bahn. Welche Halte-stelle ist die richtige? Gemeinsame und später alleinige Probefahrten trai-nieren Kinder im richtigen Verhalten an der Haltestelle und in Bus oder Bahn. Sie sollen erst an den Bus oder die Bahn herantreten, wenn diese stehen und die Türen geöffnet sind. Vorsicht auch nach dem Aussteigen, wenn die Straßenseite gewechselt werden muss.

Mit dem Auto. Generell gilt Anschnall-pflicht, auch wenn der Weg noch so kurz ist! Kinder dürfen erst ab 12 Jah-ren bzw. einer Körpergröße von 1,50 m den Dreipunktgurt ohne Kindersitz nut-zen. Zum Ein- und Aussteigen ist die der Fahrbahn abgewandte Seite zu nutzen.

Mit dem Fahrrad. Gerade im allmor-gendlichen dichten Straßenverkehr sind Schulanfänger besonders gefähr-det. Verkehrspädagogen empfehlen deshalb, Kinder erst nach der Rad-fahrausbildung im 4. Schuljahr allein zur Schule radeln zu lassen. Helm

Schulweg trainierenDie ersten Schulwochen liegen nun bereits hinter den ABC-Schützen. An einiges Neue haben sie sich inzwischen gewöhnt, manches braucht noch etwas Zeit. Den täglichen Schulweg haben sie in dieser Zeit vielleicht in Begleitung oder zusam-men mit anderen Schülern zurückgelegt. Doch damit sind sie nun keineswegs für immer sicher unterwegs. Gerade in den ersten Schuljahren sollten Eltern deshalb das Verhalten ihrer Kinder auf dem Schul-weg immer mal wieder überprüfen.

12

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 12 27.09.10 10:40

Page 13: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Sicherheitsforum 3 · 2010

Prävention

und ein verkehrssicheres Fahrrad sind selbstverständlich. Bis zur Vollendung des 8. Lebensjahres müssen Kinder auf dem Gehweg fahren. In den fol-genden zwei Jahren können sie den Gehweg weiter oder bereits den Rad-weg bzw. die Straße nutzen.

Sichtbare Kleidung und Schulranzen. Vor allem bei Dunkelheit und schlech-tem Wetter ermöglichen helle Kleidung und Kleidung mit refl ektierenden Mate-rialien eine bessere Wahrnehmung der Schulkinder. Dem Schulranzen kommt eine besondere Bedeutung zu. Ist er doch das Statussymbol eines jeden Schulanfängers. Praktisch, rücken-schonend und verkehrssicher soll er sein. Ein normgerechter Schulranzen ist „signalwirksam“. Mindestens 20 Prozent der Oberfl äche müssen einen so genannten Warnfarbenanteil in fl uoreszierendem Orange-Rot oder

Gelb aufweisen. Zusätzlich erhöhen 10 Prozent refl ektierende Materialien die Sichtbarkeit vor allem in der Dämme-rung bzw. Dunkelheit.

... und wenn doch etwas passiert?Vom ersten Schultag an ist neben dem Unterricht und den Pausen auch der Weg von und zur Schule gesetzlich unfallversichert. Im Falle eines Unfalls übernimmt die Unfall-kasse die Kosten für die ambulante oder stationäre Behandlung, Arznei-, Verband- und Heilmittel, die Pfl ege zu Hause. Deshalb sollte bei einem Wegeunfall schnell die Schule von den Eltern informiert werden, damit diese

Materialien für die Schule:

Plakat und Broschüre „Mit dem Bus zur Schule“

Lehrerbrief „Sicher mit dem Schulbus“

Pluspunkt-Themenheft „Sicher Rad fahren“

den Unfall melden kann. Über die Unfallkasse steht für jedes Kind „Mein Notfallpass“ zur Verfügung.

Zum Ferienende stellen sich nicht nur Schulanfänger, Eltern und Lehrkräfte auf das neue Schuljahr ein, sondern auch alle anderen Verkehrsteilnehmer. Poli-zei, Landesverkehrswacht, Verkehrs-verbände und Unfallkasse mahnen mit Spannbändern, wie z.B. „SCHULBE-GINN ... Achtet auf Kinder!“, zur Vor-sicht und Rücksichtnahme vor Schulen und auf Schulwegen.

„Sicherheit auf dem Schulweg“ heißt ein Faltblatt der Unfallkasse Sachsen-Anhalt, in dem wichtige Hinweise für Eltern von Schulanfängern zusammen-gefasst sind.

Andrea Mazanec

Materialien für Kinder und Eltern:

Faltblatt „Sicherheit auf dem Schulweg“

Broschüre „Sicher mit dem Rad zur Schule“

„Mein Notfallpass“

13

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 13 27.09.10 10:40

Page 14: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Sicherheitsforum 3 · 2010

Prävention

Als der Zimmermann Ernst Buck am 2. Oktober 1885 auf einer Baustelle

in Berlin aus großer Höhe von einer Bal-kenlage stürzte und sich schwere Ver-letzungen zuzog, hatte er noch Glück im Unglück. Denn anders als bei allen vorangegangenen Unfällen auf Baustel-len konnte sein Arbeitgeber den Arbeits-unfall des Ernst Buck der Baugewerks-Berufsgenossenschaft anzeigen, die den Verletzten daraufhin mit einer Rente ent-schädigte. Das war möglich, weil am Tag zuvor 57 Berufsgenossenschaften in Deutschland ihre Tätigkeit aufgenommen hatten. Grundlage dafür war das Unfall-versicherungsgesetz vom 6. Juli 1884.

Mit der Gründung einer Versicherung gegen Arbeitsunfälle und – in einem

Gesetzliche Unfallversicherung wird 125 JahreEin Erfolgsmodell feiert Geburtstag. Was vor 125 Jahren im Oktober 1885 mit der Absicherung von Arbeitnehmern in gefahrträchtigen Betrieben begann, hat sich bis heute zu einem Stück sozialer Sicherheit für 75 Millionen Menschen in Deutschland entwickelt: Die gesetzliche Unfallversicherung.

zweiten Schritt – auch gegen Berufs-krankheiten betrat Deutschland im Jahr 1885 Neuland. Die gesetzliche Unfallversicherung erwies sich als erstaunlich belastbare Institution, die selbst in turbulenten Zeiten ihren gesetzlichen Auftrag erfüllt.

Wie alles begannDie Geschichte der gesetzlichen Unfallversicherung beginnt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Rasant verändert die Industrialisie-rung das ehemals landwirtschaftlich geprägte Land. Fabriken schießen

förmlich aus dem Boden. Immer mehr Menschen wandern aus Landwirt-schaft und Handwerk ab und verdin-gen sich als Arbeiter in den Fabriken. Doch die Löhne sind gering, die Arbeitszeiten lang und die Arbeitsbe-dingungen oft katastrophal.

Die Zahl der Arbeitsunfälle erreicht schwindelerregende Höhen. Die weni-gen „Fabrikinspektoren, die es seit 1854 gibt, können den Mängeln kaum Einhalt gebieten. Erleidet ein Arbeiter einen Unfall, hat er keinerlei Absi-cherung: Auf ihn wartet oft nur noch Kündigung und Armut. Auch das 1871 erlassene Haftpflichtgesetz für Unter-nehmer ändert daran wenig, denn die Betroffenen müssen ihrem Arbeitgeber ein schuldhaftes Verhalten nachwei-sen. Für die meisten ist das schon allein aus finanziellen Gründen eine unmöglich zu erfüllende Bedingung.

Die elenden Lebensbedingungen einer rasch wachsenden Arbeiterschaft wer-den zur beherrschenden sozialen Fra-ge der Zeit. Lange zieht der Staat sich auf die Position zurück, dass der Inte-ressenausgleich zwischen Arbeitge-ber und Arbeitnehmer eine privatrecht-liche Angelegenheit sei. Doch aus unter-schiedlichen Gruppen der Gesellschaft werden Forderungen laut, die ungesi-cherte Existenz der Arbeiter nicht länger hinzunehmen und sie in einer „Arbeiter-versicherung“ abzusichern.

Reichskanzler Otto von Bismarck ist sich des Handlungsbedarfs wohl bewusst. Er favorisiert eine öffentlich-rechtliche Unfallversicherung, die den Betroffenen unabhängig von der Verschuldensfrage entschädigt. Die Kosten sollen nach seinen Vorstel-lungen allein die Arbeitgeber und der Staat tragen. Viele Unternehmer

Bergarbeiter hatten schon im Kaiserreich eine besondere Stellung inne. Hatten sie bei ihrer Arbeit einen Unfall, konnten sie bereits nach dem Reichshaftpflichtgesetz von 1871 zivilrechtliche Schadensersatzansprüche stellen, wenn auch nur unter gewissen Voraussetzungen.

14

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 14 27.09.10 10:40

Page 15: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Sicherheitsforum 3 · 2010

Prävention

fürchten steigende Kosten, andere wiederum weisen darauf hin, dass eine wachsende Industrie auf zufriedene und gesunde Arbeiter angewiesen ist.

Bismarck erhofft sich jedoch noch einen ganz anderen Gewinn. Jenseits des Sozialistengesetzes „gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“ sucht er nach einem Mittel, die soziale Frage zu entspannen. Er will die unzufriedenen Arbeiter mit dem Staat versöhnen und weiterem Aufruhr zuvorkommen. Diese Überlegung wird auch in der „Kai-serlichen Botschaft“, mit der Kaiser Wilhelm I. 1881 die Sozialversicherung begründet, deutlich: „Schon im Feb-ruar dieses Jahres haben wir unsere Überzeugung aussprechen lassen, dass die Heilung der sozialen Schä-den nicht ausschließlich im Wege der Repression sozialdemokratischer Aus-schreitungen, sondern gleichmäßig auf dem der positiven Förderung des Wohles der Arbeiter zu suchen ist.“

Strukturen und AufgabenVon 1883 bis 1889 legt der Reichstag mit drei neuen Gesetzen den Grund-stein für die moderne Sozialversiche-rung: die Kranken-, die Unfall- und die Rentenversicherung. Im Kern enthält das Unfallversicherungsgesetz vom 6. Juli 1884 viele Elemente, die bis heute Bestand haben: Von Anfang an obliegt die Finanzierung der Versicherung allein den Unternehmern. Im Gegenzug wer-den sie von ihrer zivilrechtlichen Haft-pfl icht befreit. Auch das Prinzip der Ein-stufung der Betriebe und ihrer Beiträ-ge nach Gefahrklassen wird bereits mit der Gründung der Berufsgenos-senschaften eingeführt. 55 sind es, die das Reichsversicherungsamt in sei-ner Bekanntmachung vom 5. Juni 1885 anerkennt. Im gleichen Jahr kommt es auch zur Einrichtung so genannter Aus-führungsbehörden des Reichs und der Bundesstaaten für die Unfallversiche-rung in staatlichen Betrieben, es sind die Vorgänger der heutigen Unfallkas-sen. Geführt werden die Berufsgenos-senschaften von einer Selbstverwaltung der Unternehmer. Für eine Beteiligung der Arbeitnehmer, die einzelne Stim-men fordern, gibt es keine Mehrheit. Die Parität in der Selbstverwaltung wird erst

1951 verwirklicht werden. Versichert gegen die Folgen von Arbeitsunfällen sind zunächst allerdings nur Beschäf-tigte aus „gefährlichen“ Betrieben. Zwar wird diese Defi nition in den folgenden Jahren beständig ausgeweitet, der Ver-sicherungsschutz für alle Arbeitnehmer kommt jedoch erst später.

Unfallverhütung ist neben der Rehabi-litation und Entschädigung von Arbeit-nehmern, die einen Arbeitsunfall erlit-ten haben, das zentrale Anliegen der gesetzlichen Unfallversicherung. Bereits 1886 wird die erste Unfallverhütungs-vorschrift von einer Berufsgenossen-schaft erlassen. Bis ins Jahr 1900 haben die Berufsgenossen-schaften lediglich das Recht, Unfallverhütung in den Betrie-ben zu betreiben. Danach wird es zu ihrer Pfl ichtaufgabe. Das schlägt sich auch in der Zahl ihrer Technischen Aufsichtsbeamten nie-der: 1910 sind es immerhin schon 339.

Berufskrank-heiten1925 wird das Unfallversicherungsrecht auf Wegeunfälle und, nach heftigen politischen Auseinandersetzungen, erstmals auf Berufskrankheiten ausge-dehnt. Das sind damals Erkran-kungen durch Blei, Phosphor, Quecksilber, Arsen, Benzol, Schwefelkohlenstoffe, Paraffi n, Teer, Anthrazen und Pech, aber auch die Wurmkrankheiten der Bergleute, Erkrankungen durch Röntgenstrahlen, der graue Star bei Glasmachern und die Schnee-berger Lungenkrankheit. Die Liste der Berufskrankheiten hat sich seit-dem beständig erweitert und umfasst derzeit 73 Krankheitsbilder.

Außerdem wird der gesetzliche Prä-ventionsauftrag deutlich erweitert. Die Berufsgenossenschaften sollen dafür sorgen, dass „soweit es nach dem Stand der Technik und der Heilkun-de und nach der Leistungsfähigkeit der Wirtschaft möglich ist, Unfälle verhü-tet werden und bei Unfällen dem Ver-letzten eine wirksame erste Hilfe zuteil wird“. Um diesem Auftrag gerecht zu werden, setzen Berufsgenossenschaf-ten und Unfallkassen in dieser Zeit auch

politischen Auseinandersetzungen, politischen Auseinandersetzungen, erstmals auf Berufskrankheiten ausge-dehnt. Das sind damals Erkran-

Röntgenstrahlen, der graue Star bei Glasmachern und die Schnee-berger Lungenkrankheit. Die Liste der Berufskrankheiten hat sich seit-dem beständig erweitert und umfasst

Außerdem wird der gesetzliche Prä-ventionsauftrag deutlich erweitert. Die Berufsgenossenschaften sollen dafür sorgen, dass „soweit es nach dem Stand der Technik und der Heilkun-

15

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 15 27.09.10 10:41

Page 16: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Sicherheitsforum 3 · 2010

erstmals moderne Medien wie Bild und Film ein, um Arbeiter und Unternehmer zu sensibilisieren. Und trotz Kriegsfol-gen und Weltwirtschaftskrise macht die Unfallverhütung zunehmend Fortschritte.

In die Zeit des Dritten Reiches fällt 1942 einer der wichtigsten Verbesserungen im Unfallversicherungsrecht: die Ausdeh-nung des Versicherungsschutzes auf alle Arbeitnehmer – ohne Ausnahme.

NachkriegszeitNach dem Krieg wird die Unfallversiche-rung ebenso wie das Land zerrissen: In der DDR gibt es nur noch eine Einheits-Sozialversicherung, der Arbeitsschutz wird allein von staatlichen Stellen ausge-übt. In der neuen Bundesrepublik revi-dieren die politisch Verantwortlichen die strukturellen Veränderungen der NS-Zeit: 1951 wird die paritätische Selbstverwal-tung eingeführt. In dieser Zeit werden auch die ersten berufsgenossenschaft-lichen Kliniken gebaut, um den Versi-cherten eine optimale Versorgung bieten zu können.

Parallel zur medizinischen Rehabilita-tion wächst auch die Bedeutung der Prävention. In den 60er Jahren bekräf-tigt die Politik das Prinzip der Unfall-versicherung durch den gesetzlichen Auftrag, Unfälle „mit allen geeigneten Mitteln“ zu verhüten.

Eine große Ausweitung ihrer Verantwor-tung erfahren die Unfallversicherungs-träger der öffentlichen Hand dann 1971 mit der Gründung der Schülerunfallver-sicherung. Seither genießen auch alle Schüler, Studenten, Hort- und Kinder-gartenkinder Versicherungsschutz bei Unfällen, die ihnen in ihrer Bildungsstät-te oder auf dem Weg dorthin zustoßen. Im Übrigen sind bei den Unfallkassen viele im öffentlichen Interesse selbst-los tätige Personen versichert, zum Bei-spiel Lebensretter und – unter bestimm-ten Voraussetzungen – auch ehrenamt-lich Tätige.

Entwicklungen seit 1989Die nächste große Herausforderung für die gesetzliche Unfallversicherung wird die deutsche Einheit. Alle Unfall-versicherungsträger beteiligen sich in vielfacher Form am „Aufbau Ost“. Sie schaffen neue Strukturen, stellen Mitarbeiter ein, planen weitere Kli-niken. In Dresden nahm im Jahr 2001 die heutige DGUV Akademie ihren Betrieb auf. Als Gemeinschaftsein-richtung der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung befasst sie sich mit der Qualifizierung, Forschung und Beratung zur Förderung von Sicher-heit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit.

Hinzu kommen weitere neue Aufgaben: Mit dem 1996 abgeschlossenen Sieb-ten Sozialgesetzbuch (SGB VII) und dem Arbeitsschutzgesetz wird der Prä-ventionsauftrag der Unfallversicherung noch einmal erweitert. Er umfasst jetzt zusätzlich zu der Verhütung von Arbeits-unfällen und Berufskrankheiten auch die Abwehr arbeitsbedingter Gesund-heitsgefahren – wie Rückenleiden oder psychische Belastungen. Um auch auf diesem neuen Arbeitsfeld effektiv zu sein, sucht die Unfallversicherung eine engere Kooperation mit den Kranken-kassen. Darüber hinaus bestätigt das SGB VII die bewährten Prinzipien der gesetzlichen Unfallversicherung.

2008 wird mit dem Unfallversicherungs-modernisierungsgesetz (UVMG) das System des Lastenausgleichs dem wirt-schaftlichen Strukturwandel angepasst, der jährliche Lohnnachweis der Unter-nehmer wird abgeschafft, die Zusam-menarbeit der Unfallversicherungsträ-ger und des staatlichen Arbeitsschut-zes wird in der Gemeinsamen Deut-schen Arbeitsschutzstrategie (GDA) weiter entwickelt. Aus eigener Initiati-ve heraus schließen sich 2007 die bei-den Spitzenverbände von Berufsgenos-senschaften und Unfallkassen zur Deut-schen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) zusammen. Große Anforde-rungen an alle Unfallversicherungsträ-ger stellt der politische Auftrag zu fusi-onieren, um das System dem Struktur-wandel in der Wirtschaft anzupassen. Von den 2004 existierenden 35 gewerb-lichen Berufsgenossenschaften sol-len 2010 nur noch neun übrig bleiben. Im Bereich der öffentlichen Hand soll es möglichst nur noch eine Unfallkasse pro Bundesland und eine auf Bundesebe-ne geben. Größtes Anliegen der Unfall-versicherungsträger ist es dabei, ihre erfolgreiche branchenspezifische Prä-ventionsarbeit fortführen zu können.

Nach 125jährigem Bestehen ist die Unfallversicherung zu Beginn des neu-en Jahrtausends mitten in einem Pro-zess der Veränderung und Restrukturie-rung. Wie immer in ihrer Geschichte ist sie damit auch ein Spiegel der Umbrü-che und des Wandels der Arbeitswelt, in der und für die sie tätig ist. Am Kern ihres Auftrags jedoch hat sich seit ihrer Einführung kaum etwas verändert.

Quelle: DGUV

Die heutige DGUV Akademie Dresden beherbergt acht Einrichtungen unter einem Dach. Sie eine moderne Bildungs- und Forschungsstätte für Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit.

Prävention

(c)

IAG

16

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 16 27.09.10 10:41

Page 17: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Kunde ist zu nah am Arbeitsplatz des Beschäftigten – griffbereites Bargeld ist für jedermann einsehbar

Sicherheitsforum 3 · 2010

Prävention

Der Arbeitgeber, z.B. die Kom-mune (vertreten durch den Bür-

germeister), hat nach dem Arbeits-schutzgesetz die Sicherheit und den Gesundheitsschutz der Beschäftigten zu gewährleisten. Der erste wich-tige Schritt ist hierbei die Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung, die aus einer systematischen Feststel-lung und Bewertung von relevanten Gefährdungen und der Ableitung entsprechender Maßnahmen besteht. Die aus der Gefährdungsbeurteilung abgeleiteten Maßnahmen sind auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen und gegebenenfalls an sich ändernde Gegebenheiten anzupassen.

Selbstverständlich muss auch bei kommunalen Kassenarbeitsplätzen eine Gefährdungsbeurteilung erstellt und müssen erforderliche Maßnah-men durchgeführt werden. Da die Unfallverhütungsvorschrift „Kassen“ (GUV-V C9) nur für Betriebsstätten mit Bargeldverkehr von Kredit- und Geldwechselinstituten gilt, kann sie bei der Festlegung von Sicherheits-anforderungen an kommunale Kassen lediglich „sinngemäß“ angewandt werden. Ähnliches gilt für die Infor-mationsschriften BGI/GUV-I 819-1, 2, 3 für Kredit- und Finanzdienstlei-stungsinstitute. Die Sicherungsmaß-nahmen bei kommunalen Kassen sind abhängig von der örtlichen Lage, der Zahl der dort Beschäftigten, von Art und Umfang des Publikumsverkehrs

Kommunale KassenAusstattung und Größe von kommunalen Kassen sind oft sehr unterschiedlich. Eine Kasse in einer kleinen Gemeinde mit einer Tageseinnahme von 100 Euro ist nicht mit einer großen Stadtkasse mit einem Geldum-satz pro Tag von 5000 Euro vergleichbar. Ob kleine oder große Kassen – in jedem Fall müssen kommu-nale Kassen Sicherheitsanforderungen genügen, die das Überfallrisiko für die Beschäftigten minimieren. Da es für diesen Bereich keine eigenen Vorschriften gibt, soll dieser Beitrag Entscheidungshilfen für eine sicherheitsgerechte Einrichtung kommunaler Kassen geben.

sowie von der Höhe des Bargeldum-satzes.

Im Folgenden werden Vorschläge für Sicherungsmaßnahmen bei kommu-nalen Kassen gegeben. Das anzustre-bende Ziel ist, den Anreiz zu Überfällen zu verringern und somit einen möglichst hohen Schutz für die Beschäftigten sicherzustellen. Da das Überfallrisi-ko mit der Höhe des täglichen Geld-umsatzes steigt, werden die Siche-rungsmaßnahmen je nach Umsatz in zwei Bereiche eingeteilt – bis 500 Euro und mehr als 500 Euro Tageseinnah-men. In einem weiteren Punkt werden die Sicherheitsaspekte beim Geldtrans-port von der kommunalen Kasse zum Geldinstitut behandelt sowie das Muster einer Betriebsanweisung „kommunale Kassen“ angefügt, die individuell der jeweiligen Kassensituation der Kommu-ne angepasst werden muss.

A: Geldumsatz an der Kasse pro Tag: bis 500 Euro

Sicherheitsanforderungen– Übersprungsicherung/Einsehbarkeit– Telefon– Rufeinrichtung– Beleuchtung– Betriebsanweisung– Unterweisung

Übersprungsicherung/EinsehbarkeitDie Möbelaufstellung ist derart zu gestalten, dass Fremde nicht zu nahe

an den Arbeitsplatz gelangen kön-nen und eine ungewollte körperliche Kontaktaufnahme zwischen dem Kas-sierer und dem Fremden erschwert wird. Dies kann z.B. durch Aufstellen eines ausreichend hohen und durch-gehenden Tresens, der eine weitge-hende Übersprungsicherung darstellt, gewährleistet werden.

Beschränkung der Einsehbarkeit des Kassenarbeitsbereiches für Fremde– Sicherung der Türen mit Türschlie-

ßer und außenliegendem Knauf– kein Einblick von außen durch

Fenster, z.B. durch Anbringen von Lamellenstores

– keine Einsicht auf den Bargeldbe-stand der Kasse

– Geldschränke und Tresore so aufstellen, dass sie weder aus dem Publikumsraum noch durch Außenfenster zu erkennen sind

TelefonDer Beschäftigte muss in unmittel-barer Nähe seines Arbeitsplatzes ein Telefon zur Verfügung haben, mit dem Hilfe herbeigerufen werden kann. Das kann z.B. ein amtsberechtigtes Tele-fon, ein Telefon mit festgelegten Ziel-tasten oder eine Nebenstellenanlage mit ständig besetzter Zentrale sein.

RufeinrichtungAm Arbeitsplatz ist eine Rufeinrichtung zu installieren, z.B. eine Klingel, die

17

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 17 27.09.10 10:41

Page 18: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Sicherheitsforum 3 · 2010

der Beschäftigte unbemerkt benutzen kann und die mit dem Nachbarzimmer oder einer anderen Stelle im Haus ver-bunden ist.

BeleuchtungIm Bereich des Kassenarbeitsplatzes ist ein ausreichendes Beleuchtungs-niveau von mindestens 500 Lux erforderlich. Im größeren Umgebungs-bereich der Kasse ist immer noch eine Beleuchtungsstärke vom mindes-tens 300 Lux notwendig, um fremde Personen deutlich und rechtzeitig erkennen zu können (siehe DIN 5035 „Beleuchtung mit künstlichem Licht“).

BetriebsanweisungDer Arbeitgeber hat für den Kassenar-beitsplatz eine Betriebsanweisung auf-zustellen, die das vorbeugende Verhal-ten sowie das Verhalten während und nach einem Raubüberfall regelt. Dabei ist zu beachten, dass der Schutz von Leben und Gesundheit des Menschen Vorrang vor dem Schutz materieller Werte hat. Grundlage für die Erarbeitung einer Betriebsanweisung ist eine vorher durchgeführte Gefährdungsbeurteilung, die der Arbeitgeber nach dem Arbeits-schutzgesetz zu erstellen hat.

Für die Betriebsanweisung ist jener Teil der Gefährdungsbeurteilung zu übernehmen und ggf. zu ergänzen, der für die Sicherheit der Beschäftigten der kommunalen Kassen wichtig ist. Die Betriebsanweisung muss die besondere und individuelle Situation der Beschäftigten aufgreifen und Gefährdungen sowie daraus resultie-rende Maßnahmen auflisten. Am Ende des Artikels ist eine Musterbetriebsan-weisung zu sehen, die jedoch arbeits-platzbezogen verändert bzw. ergänzt werden muss.

UnterweisungDer Arbeitgeber hat die Versicherten, in diesem Fall die Beschäftigten der kommunalen Kasse, über die mit ihrer Arbeit verbundenen Gefährdungen sowie den daraus erforderlichen Maß-nahmen zu unterweisen. Somit müs-sen diese Beschäftigten auf ihre indivi-duelle Arbeits- und Tätigkeitssituation zugeschnittene Informationen, Erläute-rungen und Anweisungen bekommen.

Bei gleich bleibenden Gefährdungen ist die Unterweisung mindestens jährlich zu wiederholen, um die Unter-

weisungsinhalte den Versicherten wieder in Erinnerung zu rufen und auf-zufrischen. Ändern sich Gefährdungen oder Ergebnisse der Gefährdungsbe-urteilung, sind die Unterweisungsin-halte und die Unterweisungsintervalle anzupassen.

Die Unterweisung der Beschäftigten der kommunalen Kassen muss sich auch auf psychische Belastungen durch Raubüberfälle erstrecken. Das bedeutet, dass mit jedem Mitarbeiter über seine persönliche Sicherheitssituation gespro-chen und sein Verhalten am Arbeitsplatz vor, während und nach einem mög-lichen Überfall diskutiert und gedanklich durchgespielt wird.

Die schriftliche und von allen Unter-wiesenen und den Unterweisenden unterschriebene Dokumentation ist für den Arbeitgeber der Nachweis, dass er seiner Unterwei-sungsverpflichtung nachgekommen ist. Sie kann z.B. in Form eines beste-henden Musters (s. GUV-Regel „Grundsätze der Prävention“, GUV-R A1/Muster für die Dokumentation der Unterweisung) oder durch ein Betriebs-tagebuch erfolgen.

B: Geldumsatz an der Kasse pro Tag: über 500 Euro

Sicherheitsanforderungen wie bei Geldumsätzen unter 500 Euro– Übersprungsicherung/Einsehbarkeit– Telefon– Rufeinrichtung– Beleuchtung– Betriebsanweisung– Unterweisung

Zusätzliche Sicherheitsanforde-rungen– Glasabtrennung– zwei Beschäftigte mit Blickkontakt– Beschränkung des griff bereiten

Bargelds– Zeitverschlussbehältnis

GlasabtrennungJe höher der Bargeldumsatz in der kom-munalen Kasse ist, desto mehr sollte man die zwangsweise Trennung von Kunde und Beschäftigten anstreben. Ab einem Geldumsatz von 500 Euro sollte deshalb ein durchgehender Tresen mit aufgebauter Glasabtrennung zum Kun-den hin aufgestellt werden.

Sollte der Geldumsatz jedoch 5.000 Euro und mehr pro Tag betragen, wird dringend empfohlen, den Kassenar-beitsplatz in Anlehnung an Unfallver-hütungsvorschrift „Kassen“ (GUV-V C9) mit durchschusshemmender bzw. durchbruchhemmender Vollabtren-nung auszustatten.

Durchschusshemmende AbtrennungVerwendete Materialien müssen in Stärke und Ausführung mindestens der Widerstandsklasse BR3-S nach DIN EN 1063 und P7B nach DIN EN 356 entsprechen; eine zusätzliche Sicherheit gegen Verletzungen kann splitterfreies Glas (BR3-NS) bieten. Zusätzlich verwendbare Materialien:

Stahlblech mind. 3 mm

Vollsteinmauerwerk mind. 115 mm

Hartholz mind. 100 mm

Weichholz mind. 200 mm

Durchbruchhemmende Abtrennung– Scheiben aus Verbund-Sicher-

heitsglas oder lichtdurchlässigen Kunststoffen müssen mindestens

Prävention

Glasaufbau mit zwangsweiser Trennung von Kunde und Beschäftigten

18

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 18 27.09.10 10:41

Page 19: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Sicherheitsforum 3 · 2010

der Widerstandsklasse P3A nach DIN EN 356 entsprechen.

– Feste Vergitterungen müssen eine Mindestmaterialstärke von 8 mm aufweisen.

– Für andere Materialien muss die gleiche Schutzwirkung nachgewie-sen sein; Einscheiben-Sicherheits-glas darf nicht verwendet werden.

Zwei Beschäftigte mit BlickkontaktDie Sicherheit in einer kommunalen Kasse wird erhöht, wenn sich dort mehr als ein Beschäftigter befindet. Aus Täterbefragungen ist bekannt, dass bevorzugt Kassen überfallen werden, die eine große Geldbeute vermuten lassen und in denen

sich zum Überfallzeitpunkt nur ein Beschäftigter aufhält. Um den Anreiz zu einem Überfall zu verringern, sollte deshalb der potenzielle Täter beim Annähern an eine Kasse mit großem Geldumsatz mindestens zwei Mitar-beiter, die zueinander Blickkontakt haben, sehen.

„Blickkontakt“ bedeutet, dass sich die Beschäftigten in der kommunalen Kasse gegenseitig ohne Einschrän-kungen/Beeinträchtigung sehen kön-nen und auch von einem potenziellen Täter frühzeitig erkannt werden. Der Blickkontakt zwischen Mitarbeitern darf in diesem Fall nur kurz unterbro-chen werden. Als kurzfristige Unter-brechung kann z.B. das Aufsuchen des Sanitärbereiches, das Kopieren in

Nebenräumen oder das Holen eines Dokumentes aus anderen Räumen angesehen werden. Keine kurzfris-tige Unterbrechung sind z.B. Urlaub, Krankheit, Mittagspausen, Tätigkeiten in Nebenräumen.

Beschränkung des griffbereiten Bargelds/ZeitverschlussbehältnisBeim Einrichten einer kommunalen Kasse ist in Bezug auf die Gefährdung eines Übergriffs bzw. Überfalls durch einen Täter von folgenden Grundüber-legungen auszugehen:– Je geringer die Beute, desto gerin-

ger das Überfallrisiko.– Je länger der Zugriff auf eine Beute,

desto geringer das Überfallrisiko.

Um den Anreiz zu Überfällen nachhal-tig zu verringern, sollte deshalb ein Höchstbetrag für den griffbereiten Bargeldbestand festgelegt und darüber hinausge-hende Geldbeträge in gesicherten Behältnissen auf-bewahrt werden. Als griffbereiten Höchstbetrag könnte man bei kommunalen Kas-sen den Betrag von 500 Euro festlegen.

Um den Anreiz zu Überfällen mög-lichst gering zu

halten, sollte ein Täter grundsätzlich nicht innerhalb von fünf Minuten an größere Geldbeträge gelangen. Es empfiehlt sich deshalb, Geldbeträge über 500 Euro in sicheren Geldbehält-nissen, z.B. Geldschrank oder Tresor, aufzubewahren. Beim Öffnen dieser Behältnisse ist eine Zeitverzögerung von fünf Minuten vorzusehen. Die Zeitverzögerung kann auch dadurch erreicht werden, dass der Schlüssel zum Öffnen der Behältnisse an einem entfernteren Ort aufbewahrt wird.

Soweit die Kommune keine Geld-schränke oder Tresore bereitstellen kann, können selbstverständlich auch spezielle Zeitverschlussbehältnisse zur Aufbewahrung von nicht griffbe-reiten Geldbeträgen eingesetzt wer-

den. Das Öffnen dieser mit einem Einwurfschlitz versehenen Behält-nisse kann erst nach Ablauf einer Sperrzeit erfolgen. Sie können in der Nähe der Kasse so eingebaut oder aufgestellt werden, dass ihre Weg-nahme nicht ohne besondere Hilfs-mittel möglich ist.

Sollen Geld- und Sachwerte außer-halb der Geschäftszeiten in Zeit-verschlussbehältnissen aufbewahrt werden, müssen die Behältnisse nach Angabe der Kassen- bzw. Sachversi-cherung entsprechende Sicherheits-stufen vorweisen.

GeldtransportDer Arbeitgeber darf für den Geld-transport nur Personen einset-zen, die mindestens 18 Jahre alt, zuverlässig und über Gefahren und Schutzmaßnahmen bei der Wahrneh-mung dieser Aufgabe unterwiesen sind. Beim Geldtransport durch eige-nes Personal der Kommune muss der Arbeitgeber eine Gefährdungs-beurteilung durchführen, bei der im Besonderen nachfolgende Punkte zu beachten sind: – Transportzeiten und -wege

(regelmäßig, unregelmäßig)– Geldbeträge

(Höhe, Transportmittel)– Personal

(Anzahl, Eignung, Einweisung)

Der Geldtransport darf von nur einer einzelnen Person durchgeführt wer-den, wenn das Geld unauffällig in bürgerlicher Kleidung getragen wird und Transportzeiten und -wege unre-gelmäßig erfolgen.

Die Geldboten sollten dunkle und unübersichtliche Wege und Plätze meiden und sich während des Transports nicht in Gespräche mit fremden Personen einlassen. Es wird empfohlen, ein möglichst nahe gelegenes Geldinstitut zu wählen, um den Transportweg kurz zu hal-ten.

Beträge über 5.000 Euro sollten durch ein Geldtransportunternehmen beför-dert oder auf mehrere Transporte ver-teilt werden.

Dipl.-Ing. Michael BöttcherBayer. GUVV

Prävention

Trennung von Kunde und Beschäftigten. Die Einseh-barkeit des Kassenarbeitsplatzes ist erheblich reduziert.

19

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 19 27.09.10 10:41

Page 20: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Sicherheitsforum 3 · 2010

Diese Betriebsanweisung dient dazu, das Verletzungsri-siko von Beschäftigten bei kommunalen Kassen dadurch zu vermindern, dass sie auf die Ausnahmesituation eines Raubüberfalles vorbereitet sind. So kann falsches oder ungeschicktes Verhalten von betroffenen Personen zu unüberlegten Handlungen des Täters führen – anderer-seits eine geschickte Verhaltensweise das Risiko einer Verletzung körperlicher oder psychischer Art verringern. Das richtige Verhalten nach einem Raubüberfall ist wich-tig, um die Erste Hilfe für Verletzte sicherzustellen und die Ermittlungsarbeit der Polizei zu erleichtern.

Vorbeugendes Verhalten

• SichernSieangenommeneZahlungsmittelunver-züglich vor dem Zugriff Unbefugter, z.B. durch Schließen der Kassenschublade.

• NehmenSieangenommeneZahlungsmittelnichtmit nach Hause.

• FührenSiedieGeldbearbeitung,z.B.Zählen,Bün-deln, hinter verschlossenen Türen durch und verhin-dern Sie die Einsicht von außen.

• AchtenSiedarauf,denfestgelegtenHöchstbetragfür den Kassenbestand nicht zu überschreiten.

• VerwahrenSiedieangenommenenZahlungsmittelbei Überschreiten des Höchstbetrags für den Kas-senbestand in sicheren Behältnissen, z.B. in Zeit-verschlussbehältnissen.

• VerändernSienichtohneAnweisungdieProgram-mierung der Sperrzeiten von Zeitverschlusssystemen.

• SichernSiesichdenZugriffaufeinTelefon,mitdemHilfe herbeigerufen werden kann.

Verhalten während eines Raubüberfalls

• BeachtenSie,dassderSchutzvonLebenundGesundheit des Menschen Vorrang vor dem Schutz materieller Werte hat.

• BleibenSieäußerlichruhig. • ÜberlegenSie,bevorSieetwastun.Keinegefahr-

bringende Gegenwehr. • FolgenSiewiderspruchslosallenWeisungen,die

unter vorgehaltener Waffe gegeben werden. • BeiGeiselnahme:TunSiealles,umGeiselnund

Täter zu beruhigen. • VerlassenSienichtdengesichertenBereich.Öffnen

Sie nicht gesicherte Türen, um Täter einzulassen. Haben Sie Ausreden parat?

• SindSienichtunmittelbarbedroht,schnellstensstillen Alarm auslösen – oder die Polizei auf andere Weise rufen (lassen).

• PrägenSiesichdasÄußeredesTätersunddenTatablauf ein. Eine gute Täterbeschreibung unter-stützt die Fahndung der Polizei.

Verhalten nach einem Raubüberfall

• HelfenSiezuerstVerletztenundrufenSiegegebe-nenfalls einen Arzt oder Krankenwagen.

• AlarmierenSiediePolizeioderüberzeugenSiesich,ob der vorher ausgelöste Alarm angekommen ist. Geben Sie der Polizei den Ort des Überfalls, die Fluchtrichtung und eine Beschreibung des Täters an.

• BerührenSiemöglichstnichtsundsorgenSiedafür,dass alle Anwesenden den Tatraum verlassen. Geschäftsbetrieb einstellen.

• AlleZeugensolltenaußerhalbdesTatraumsaufdiePolizei warten. Lassen Sie Namen und Adressen der Zeugen aufschreiben.

• VermeidenSiealleunnötigenGespräche,damitnicht Eindrücke vermischt werden.

• KeineAuskünfteoderFotoerlaubnisandiePresse. Vorschnell gegebene Informationen erhöhen Ihr Sicherheitsrisiko und erschweren die Fahndung.

Muster einer Betriebsanweisung „kommunale Kassen“

Prävention

Sicherheits

Mitteilungsblatt derUnfallkasse Sachsen-Anhalt

forum ImpressumHerausgeber Unfallkasse Sachsen-Anhalt Käsperstraße 31 · 39261 Zerbst/Anhalt Telefon: 03923 751-0 Fax: 03923 751-333 E-Mail: [email protected] Internet: www.ukst.de

Verantwortlich für den Inhalt Direktor Max Rönninger

Redaktion Uwe Köppen, Reinhard Neuberth, Rainer Kutzinski

Layout Konzept&Design · Frauke Lewerenz Halle

Bildnachweis picture alliance, DGUV, DVR, Bayerischer GUVV, IAG Dresden

Satz, Druck & Versand LEWERENZ Medien+Druck GmbH Gewerbestraße 2 06869 Klieken/Buro Tel. 034903 4 73 10 · Fax 4 73 77

Auflage 6.800 Exemplare

Ausgabe September 2010

Erscheinungsweise „Sicherheitsforum“ erscheint viertel jährlich

ISSN 1619-3520

Mitglied der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung

20

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 20 27.09.10 10:41

Page 21: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Sicherheitsforum 3 · 2010

Prävention

Für die Berufsgenossenschaften (BG) und die Unfallversicherungsträ-

ger der öffentlichen Hand gibt es nun-mehr eine einheitliche und gleich lau-tende Vorgabe zur Konkretisierung des Arbeitssicherheitsgesetzes (ASiG). Das ASiG wird damit in allen Betrieben und Bildungseinrichtungen in Deutschland einheitlich konkretisiert. Für die Regel-betreuung, d.h. für Betriebe mit mehr als zehn Beschäftigten, gilt das neue Konzept ab Januar 2011. Die bei den BG’en bereits eingeführte alternati-ve Kleinbetriebsbetreuung (weniger als 10 Beschäftigte) gilt zwei Jahre spä-ter ab dem 1. Januar 2013 auch bei den Unfallkassen.

Im Mittelpunkt der Reform steht das neue Konzept der Regelbetreu-ung für Betriebe. Die betriebsärztliche und sicherheitstechnische Betreu-ung besteht hier zukünftig aus zwei ganz neuen Komponenten: Der Grund-betreuung, für die in der Unfallverhü-tungsvorschrift Einsatzzeiten vorgege-ben werden und dem betriebsspezi-fischen Betreuungsanteil, der von jedem Betrieb selbst zu ermitteln ist. Durch die Grundbetreuung wird sichergestellt, dass für vergleichbare Betriebe iden-tische Grundanforderungen bestehen. Der betriebsspezifische Teil stellt sicher, dass der Betreuungsumfang passgenau den betrieblichen Erfordernissen ent-spricht.

Die Aufgaben für die betriebsärztliche und sicherheitstechnische Betreu-

ung werden zukünftig auf der Grundla-ge detaillierter Leistungskataloge ermit-telt. Daraus lassen sich der notwen-dige Zeitaufwand und die personellen Ressourcen vom Betrieb ableiten. Aus-gangspunkt sind stets die im jeweiligen Betrieb vorhandenen Arbeitsbedingun-gen und Gefährdungen. Statt der Vor-gabe pauschaler Einsatzzeiten für den Betreuungsumfang – die bisher zudem zwischen den Unfallversicherungsträ-gern stark variierten – richtet sich der Betreuungsbedarf durchgängig nach den tatsächlich vorliegenden betrieb-lichen Gefährdungen und Bedürfnissen.

Mehr Qualität im Arbeits- und Gesundheits-schutzMit der DGUV Vorschrift 2 geht ein völ-lig neues Konzept zur betriebsärztlichen und sicherheitstechnischen Betreu-ung an den Start: Im Mittelpunkt ste-hen jetzt ein moderner, bedarfsorien-tierter Arbeitsschutz und die damit ver-knüpften Aufgaben und Leistungen der betrieblichen Akteure. Diese veränderte Philosophie fördert die aktive Ausei-nandersetzung mit dem Arbeitsschutz, stößt Debatten über seine effektive Aus-richtung an. Sie erfordert einen konti-nuierlichen Dialog zwischen Betriebs-

arzt, Fachkraft für Arbeitssicherheit und Unternehmer unter Beteiligung der betrieblichen Interessenvertretung. Längerfristig erhöht sich dadurch die Qualität der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes.

Eine Musterfassung der DGUV Vor-schrift 2 mit Stand 22. Juli 2010 kann von den Internetseite der DGUV herun-tergeladen werden (www.dguv.de, Web-code: d106697). Dieser Mustertext ist die einheitliche Basis für alle Fassungen der DGUV Vorschrift 2. Die jeweilige DGUV Vorschrift 2 eines jeden Unfall-versicherungsträgers befindet sich der-zeit im Vorgenehmigungsverfahren bei den zuständigen Genehmigungsbehör-den des Bundes und der Länder. Sie liegen erst Ende 2010 vor und werden danach veröffentlicht.

Neben dem Mustertext der DGUV Vor-schrift 2 gibt es unter der genannten Internetadresse weitere Informatio-nen zur Historie und Entwicklung der DGUV Vorschrift 2. Ab September 2010 werden dort weitere Medien zur Verfügung gestellt: Fachaufsätze, Handlungshilfen, betriebliche Anwen-dungsbeispiele und ein Katalog mit häufig gestellten Fragen und entspre-chende Antworten (FAQs). Bei Fragen zur Anwendung der DGUV Vorschrift 2 steht der jeweils zuständige Unfallver-sicherungsträger zur Verfügung.

Quelle: DGUV

Arbeits medizinische und sicherheitstechnische

Betreuung wird neu geregeltAm 1. Januar 2011 ändern sich die Vorgaben zur arbeitsmedizinischen und sicherheitstech-nischen Betreuung in den Betrieben. Dann tritt die Unfallver hütungsvorschrift „Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit“ (DGUV Vorschrift 2) in Kraft und löst die BGV A2 bzw. die GUV-V A6/7 ab.

21

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 21 27.09.10 10:41

Page 22: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Sicherheitsforum 3 · 2010

Mitteilungen

Die „Verordnung zur Umsetzung der Richtlinie 2006/25/EG zum

Schutz der Arbeitnehmer vor Gefähr-dungen durch künstliche optische Strahlung und zur Änderung von Arbeitsschutzverordnungen“ vom 19. Juli 2010 wurde im Bundesgesetz-blatt veröffentlicht. Sie gliedert sich in 4 Artikel.

Artikel 1 enthält die neue „Verord-nung zum Schutz der Beschäftigten vor Gefährdungen durch künstliche optische Strahlung (Arbeitsschutz-verordnung zu künstlicher optischer Strahlung – OstrV)“. Sie ist am 27. Juli 2010 in Kraft getreten. Damit sind jetzt die drei EU-Arbeitsschutz-

Richtlinien bezüglich Gefährdung durch physikalische Einwirkungen (Lärm, Vibrationen und künstliche optische Strahlung) in nationales Recht umgesetzt. Die Verordnung wurde am 26.07.2010 im Bundes-gesetzblatt Teil 1 Nr. 38 S. 960 ver-öffentlicht und kann u.a. von der Internetseite des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales herunterladen werden (www.bmas.de, unter Arbeit-schutz, Schwerpunkt Technischer Arbeitsschutz).

Die OStrV dient dem Schutz vor Augen- und Hautschäden bei Beschäftigten, die Expositionen durch künstliche optische Strahlung ausge-setzt sind. Die Verordnung erfasst das gesamte Spektrum des sichtbaren,

Neues aus dem staatlichen Rechtinfraroten und ultravioletten Lichts (inkohärente Strahlung) sowie die Laserstrahlung (kohärente Strahlung). Betroffen von der Verordnung sind unter anderem Beschäftigte bei der Verwendung von Lasereinrichtungen, der Verarbeitung glühender Massen (z.B. Metall und Glas) sowie der Mate-rialbearbeitung (Schweißen, Trennen, Oberfl ächenbehandlung). Die natür-liche optische Strahlung gehört nicht zum Anwendungsbereich der Verord-nung.

Das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallver-sicherung (IFA) hat Fachinformati-onen zur Exposition, zu Vorschriften, Grenzwerten und Schutzmaßnahmen zusammengestellt (www.dguv.de, Webcode: d13473).

Artikel 2 umfasst eine Änderung der ArbMedVV. Im Anhang Teil 3 werden die Pfl icht- und Angebotsuntersu-chungen durch Aufnahme der Rege-lungen für Tätigkeiten mit Exposition durch künstliche optische Strahlung ergänzt.

Artikel 3 enthält eine Änderung der Lärm- und Vibrations- ArbSchV, u.a. entfällt § 13 „Arbeitsmedizinische Vorsorge“, da diese bereits Bestand-teil der ArbMedVV ist. Außerdem werden Schüler und Studierende Beschäftigten gleichgesetzt. Als fachkundige Personen werden in § 5 insbesondere Fachkräfte für Arbeitssi-cherheit und Betriebsärzte genannt.

Artikel 4 ist mit Änderung beste-hender Arbeitsschutzverordnungen überschrieben und enthält vor allem eine umfangreiche Änderung der ArbStättV. Interessant sind dabei insbesondere die Erweiterung des Anwendungsbereiches der ArbStättV in Bezug auf die Sicherheitskennzeich-nung, die Aufnahme der Anforderung,

eine spezifi sche Gefährdungsbeurtei-lung in Bezug auf das Einrichten und Betreiben von Arbeitsstätten. Anfor-derungen an Unterkünfte sind künftig nicht mehr auf Baustellen beschränkt, sondern für alle Arbeitsstätten (z.B. beim Einsatz von Saisonarbeits-kräften). Interessant ist weiterhin die Verlängerung der Übergangsregelung für Arbeitsstättenrichtlinien bis maxi-mal zum 31.12.2012, wenn sie nicht vorher durch ASR ersetzt werden (§ 8 Abs. 2) sowie die Aufnahme eines Paragrafen zu Straftaten und Ord-nungswidrigkeiten, damit vorsätzliche oder fahrlässige Gefährdungen der Arbeitnehmer durch die Aufsichts-behörden geahndet werden können (neuer § 9).

Am 21.07.2010 hat das Bundeska-binett den Entwurf einer Artikel-verordnung zur Neufassung der Gefahrstoffverordnung angenom-men. Mit dem Verordnungsentwurf wird die GefStoffV neu gefasst und an das geltende EU-Recht für Chemika-lien, die EG-CLP-Verordnung und die EG-REACH-Verordnung angepasst. Die „Kabinettfassung des Entwurfs einer Verordnung zur Neufassung der Gefahrstoffverordnung und ...“ wird auf den BMAS-Internet seiten (www.bmas.de) als Download angeboten.

Im Gemeinsamen Ministerialblatt (GMBl.) erfolgten Bekanntma-chungen zu Gefahrstoffen, die nunmehr bei der BAuA veröffentlicht wurden und dort zum Download zur Verfügung stehen (www.baua.de, The-men von A–Z, Gefahrstoffe, TRGS). Es handelt sich um:

• ÄnderungenundErgänzungenTRGS 200 „Einstufung und Kenn-zeichnung von Stoffen, Zuberei-tungen und Erzeugnissen“,

• dieneueTRGS558„Tätigkeitenmit Hochtemperaturwolle“,

• ÄnderungenundErgänzungenderTRGS 900 „Arbeitsplatzgrenzwerte“.

22

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 22 27.09.10 10:41

Page 23: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Sicherheitsforum 3 · 2010

Mitteilungen

Das Informationsangebot zum europä-ischen Chemikalienrecht auf der Inter-netseite des REACH-CLP Helpdesks wird durch die Veröffentlichung aktu-eller FAQs (häufi g gestellte Fragen) umfassend erweitert. Insbesondere zur CLP-Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung kann eine Vielzahl neuer Antworten auf häufi g gestellte Fragen in deutscher Sprache abgeru-fen werden (www.reach-clp-helpdesk.de). Die BAuA hat die Website der nationalen Auskunftsstelle einge-richtet, um Unternehmen betroffener Branchen detaillierte Informationen zu Themen der REACH- und CLP-Verordnung anbieten zu können.

Das Institut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA) bietet zahlreiche Basis-dokumente und Arbeitshilfen zur EU- GHS-Verordnung zum Download an (www.dguv.de, Webcode: d98350).

Es wurde ein Drittes Poster zum Glo-bal Harmonisierten System (GHS) veröffentlicht. Das Poster „Umwand-lung – Gesundheitsgefahren“ im GHS in der EU ist damit eine wertvolle prak-tische Arbeitshilfe für den täglichen Umgang mit Gefahrstoffen. Es kann in kleinen Mengen kostenlos bezogen

werden über das Informationszentrum der BAuA, Postfach 17 02 02, 44061 Dortmund, Telefon 0231 9071-2971, Fax 0231 9071-2679, E-Mail: [email protected]. Dies galt bereits für die ersten beiden Aushänge.

Der Verein Deutscher Revisions-Ingenieure e. V. (VDRI) bietet 28 Folien des Vortrags „Die REACH- und die CLP-Verordnung“ als PDF-Download an. Dr. Uwe Licht-Klagge (Staatliches Gewerbeaufsichtsamt Hannover) refe-rierte über die Einführung des Global Harmonisierten Systems (GHS) in das Europäische Recht (www.vdri.de, Fachinformationen, 17.03.2010).

Mit dem Sankt Augustiner Expertentreff „Gefahrstoffe“ am 6. und 7. Juli 2010 sprach das Institut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA) gemeinsam mit Unfallver-sicherungsträgern und externen Fach-leuten alle an, die sich für aktuelle prak-tische Fragen des Arbeitsschutzes bei Tätigkeiten mit Gefahrstoffen interes-sieren. Behandelt wurden: Probleme aus der Praxis und Lösungen für die Praxis, neue Entwicklungen im tech-nischen Regelwerk, Interessantes aus Forschung und Entwicklung, Arbeits-medizin und neue Technologien. Die Folienvorträge zur Veranstaltung ste-hen unter: www.dguv.de, ifa, Veranstal-tungen, Skt. Augustiner Expertentref-fen Gefahrstoffe.

Im GMBl. erfolgten Bekanntma-chungen von Regeln zur Betriebs-sicherheit, die nunmehr bei der BAuA veröffentlicht wurden und dort zum Download zur Verfügung stehen (www. baua.de, Themen von A–Z, Anlagen und Betriebssicherheit, TRBS). Es handelt sich um:

• eineNeufassungderTRBS1122„Änderungen und wesentliche Veränderungen von Anlagen nach § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 4 BetrSichV – Ermittlung der Prüf- und Erlaubnis-pfl icht“

• sowiedieAufhebungderTRBS2131 „Elektrische Gefährdungen“.

Im GMBl. erfolgten außerdem Bekanntmachungen von neuen Arbeitsstätten-Regeln (www.baua.de, Themen von A–Z, Arbeitsstätten, Arbeitsstättenrecht, ASR) Es handelt sich um:

• ÄnderungenundErgänzungenderASR A1.7 „Türen und Tore“,

• eineNeufassungderASRA3.5„Raumtemperaturen“,

• eineNeufassungderASRA4.4„Unterkünfte“,

Mit der Bekanntmachung gelten zahl-reiche, dort jeweils konkret benannte Arbeitsstätten-Richtlinien nicht weiter fort.

An gleicher Stelle, im Navigations-punkt Arbeitsstättenrecht, wurde eine „Information zur Arbeitsstätten-verordnung“ eingestellt. Enthalten sind u.a. Angaben zum Ziel und zum Inhalt der ArbStättV sowie Aussagen zu technischen Regeln für Arbeits-stätten (ASR) und zu Arbeitsstätten-Richtlinien. Hier gibt es auch eine Verlinkung zur aktualisierten ArbStättV selbst.

Rainer Kutzinski

23

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 23 27.09.10 10:41

Page 24: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Mitteilungen

Sicherheitsforum 3 · 2010

Der Verein Deutscher Revisions-Ingenieure e.V. bietet 48 Folien

des Vortrags „Sicherer Umgang mit selbstfahrenden Hubarbeitsbühnen“ als PDF-Download an. Dipl.-Ing. Armin Deuchert, BG Metall Nord Süd, refe-rierte am 16. April 2010 in Nürnberg über folgende Themen: Einführung/Regelwerk, Aufbau, Klassifizierung und Besonderheiten von Hubarbeits-bühnen, Anwendungsfälle/Auswahl-kriterien, Sicherheitseinrichtungen, wiederkehrende Prüfungen, Anforde-rungen an die Bedienperson, Verhal-tensregeln und Unfallbeispiele. Inte-ressant ist auch der Vortrag „Rechts-sicheres Unterweisen“ (20.05.2010, Würzburg).(www.vdri.de, Fachinformationen)

Der Fach-ausschuss „Per-sönliche Schutz-ausrü-stungen“ der DGUV bietet die Präventi-onsleitlinie „Einsatz von Gehör-schutz – Otoplas-

tiken“ zum Download an. Inhalt sind u.a. Arten von Gehörschutz – Oto-plastiken, Anforderungen an die Schalldämmung, Vor- und Nachteile, Ergonomie bei Benutzung, Einsatz-empfehlungen, Typische Fehler bei der Benutzung, Lagerung, Inspektion und Pflege, Ohrabformungen und Funkti-onsprüfung. Darüber hinaus findet sich dort eine allgemeine Präventionsleitli-nie zum Gehörschutz sowie Leitlinien für den Einsatz von Gehörschutzstöp-sel und Kapselgehörschützern.(www.dguv.de, Webcode: d95305)

Besonders vom Frühjahr bis zum Herbst fällt Arbeit im Garten an, die

durch die Benutzung motori-sierter Gartenge-räte Lärm verursacht. Um den Erholungs-wert in Gärten zu erhalten, hat das Umwelt-bundesamt im Flyer „Gestörte Idylle“

allgemeine Verhaltensregeln zur Lärm-vermeidung zusammengestellt. Es wird darüber hinaus erklärt, woran man lärmarme Gartengeräte beim Kauf erkennt und welche gesetzlichen Grundlagen bestehen.(www.umweltbundesamt.de, Thema Lärm, auf rechter Navigation „Publika-tionen“, unter Nachbarschaftslärm)

Speziell für Perso-nalverant-wortliche in Unterneh-men haben Barmer GEK und die DHS den Pra-xisleitfaden „Alko-hol am Arbeits-

platz. Eine Praxishilfe für Führungs-kräfte“ herausgegeben. Er beschreibt, welche konkreten Aufgaben eine Füh-rungskraft in diesem Zusammenhang hat und wie sie sich angemessen und verantwortungsvoll gegenüber Mitar-beitern im Rauschzustand verhält. Die Broschüre bietet Checklisten, woran man Mitarbeiter mit riskantem Alkohol-konsum erkennen kann, und konkrete Tipps zu Interventionsmöglichkeiten

und Handlungsoptionen. Rechtliche Hinweise, Muster zu Interventionsge-sprächen und Dienstvereinbarungen runden die Information ab. (www.barmer-gek.de), Speziell für – Arbeitgeber, Suchtprävention)

Bewe-gungsman-gel, falsche Sitz- und Körperhal-tung und schlechtes Büromobi-liar sind oft Ursachen für körper-

liche Beschwerden von Beschäftigten, die überwiegend im Sitzen arbeiten. Die Broschüre „Auf und nieder – immer wieder! Mehr Gesundheit im Büro durch Sitz-Steh-Dynamik“ der „Initiative Neue Qualität der Arbeit“ gibt Anregungen für mehr Bewegung im Büro. (www.inqa.de, Schlagwort – Büroar-beit, „Auf und nieder ...“)

Der BKK-Bundes-verband hat eine Broschüre „Kein Stress mit dem Stress“ herausge-geben. Die Handlungs-hilfe beant-wortet die

Frage, was Beschäftigte persönlich tun können, um die Ursachen psychi-scher Belastungen am Arbeitsplatz erkennen und ausräumen zu können. Sie bietet Informationen und Rat-schläge für zehn wichtige Bereiche des täglichen Lebens sowie die Bereiche, an denen der Betrieb anset-zen kann, um (psychische) Gesund-

Aktuelles zum Arbeits- und Gesundheitsschutz

24

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 24 27.09.10 10:41

Page 25: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Sicherheitsforum 3 · 2010

Mitteilungen

heit, Arbeitszufriedenheit und Motiva-tion zu fördern.(www.move-europe.de, News im Juli).

Ab sofort kann man sich einen Über-blick über die Grundauswertung der BIBB / BAuA-Erwerbstätigenbefra-gung 2005/2006 verschaffen. Ziel dieser in regelmäßigen Abständen durchgeführten Befragungen ist die Beschreibung der sich kontinuierlich verändernden Arbeitswelt. Dabei ste-hen auch Fragen zu Beanspruchung und gesundheitlichen Beschwerden im Fokus. (www.baua.de, Publikationen, Fach-beiträge, Grundauswertung ...)

Wann Bereichs-kleidung, Hygiene-kleidung oder per-sönliche Schutz-ausrüstung (PSA) im OP zu tra-gen sind, um sich vor Gesund-heitsge-fahren zu schützen, darüber infor-miert die

Broschüre „Richtig gekleidet – gut geschützt im OP“ der Unfallkasse Berlin. Die Broschüre richtet sich an Beschäftigte im OP, besonders an Auszubildende und Berufsanfänger. (www.unfallkasse-berlin.de, Webcode: ukb1274)

Die Unfall-kasse NRW hat eine neue DVD „Risiko Übergriff – Konflikt-manage-ment im Gesund-heits-dienst“ produziert.

Die DVD kann online genutzt wer-den (www.gesundheitsdienstportal.de, Gewaltprävention). Es geht um die Frage, warum es in den Einrich-tungen des Gesundheitsdienstes zu Übergriffen kommt und wie ihnen präventiv begegnet werden kann. Die DVD ist auch ein Appell, dem Konflikt-management im Gesundheitsdienst stärkere Beachtung zu schenken und Beschäftigte durch regelmäßige Schu-lungen entsprechend vorzubereiten. Außerdem bietet die Unfallkasse NRW eine Broschüre „Konfliktmanagement in psychiatrischen Einrichtungen“ zum Download an.(www.unfallkasse-nrw.de, Medien, Publikationen, Prävention in NRW)

Der Ver-band Deutscher Werksärzte (VDBW) hat einen Leitfaden „Wieder-einglie-derung“ herausge-geben. Der Leitfaden gibt Per-sonalver-

antwortlichen und Betriebsärzten Beispiele und Antworten zu allen wichtigen Aspekten und Fragen des ganzheitlichen Eingliederungsma-nagements: Wer übernimmt in dem Prozess welche Rolle? Was sind die rechtlichen Grundlagen der Wieder-eingliederung? Wie gestaltet sich die Vernetzung mit außerbetrieblichen Leistungsträgern? Wer zahlt wie lange den Lohn? Wer sind die wich-tigen und richtigen Ansprechpartner? Außerdem enthält die Publikation ein Glossar aller relevanten Begriffe im Zusammenhang mit dem Thema Wiedereingliederung. An gleicher Stelle findet sich auch ein Leitfaden zum „Betrieblichen Gesundheitsma-nagement“.(www.vdbw-online.de, Startseite – aktueller Leitfaden)

Betriebliche Mobilität, den Fuhrpark unter Kosten- und Umweltaspekten optimieren, ist Thema des Leitfadens „Effizienter Fuhrpark – kostengünstig,

umwelt-schonend, zukunfts-sicher“, der durch Umwelt-bundesamt und Bun-desumwelt-ministerium gefördert wurde. (www.umweltbun-

desamt.de, Suchbegriff „Fuhrpark“)

Die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes hat in ihrem Internetauftritt mehrere Folienpräsen-tationen zum anlagentechnischen Brandschutz eingestellt. Die Prä-sentationen (z.B. über Brandmelde-anlagen, Gaslöschanlagen, Wasser-löschanlagen, Schaumlöschanlagen, Sprinkleranlagen, Sprühwasserlösch-anlagen, Feinsprühlöschanlagen, Rauch- und Wärmeabzugsanlagen) sollen die Schulung der Feuerwehren auf dem Gebiet des anlagentech-nischen Brandschutzes unterstützen. (www.vfdb.de, Aktuelles, Präsentati-onen des Referat 14 ...)

Neu erschienen in einer Fassung vom Dezember 2009 sind die „Prüfgrund-sätze für Ausrüstung und Geräte der Feuerwehr“ (BGG/GUV-G 9102). (http://regelwerk.unfallkassen.de, Grundsätze)

Die DGUV hat einige neue Schriften herausgegeben, die von der Unfall-kasse Sachsen-Anhalt nicht als Druck-schrift bereitgestellt werden. Dabei handelt es sich um:

• „BeeinflussungvonImplantatendurch elektromagnetische Felder – Eine Handlungshilfe für die betrieb-liche Praxis“ (BGI/GUV-I 5111),

• „EinsatzvonbordeigenenKommu-nikations- und Informationssyste-men mit Bildschirmen an Fahrerar-beitsplätzen“ (BGI/GUV-I 8696),

• „AusbildungundBeauftragungderBediener von Hubarbeitsbühnen“ (DGUV Grundsatz 966).

25

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 25 27.09.10 10:41

Page 26: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Mitteilungen

Sicherheitsforum 3 · 2010

Diese Materialien können aber aus dem Regelwerk der Unfallkassen heruntergeladen werden.(http://regelwerk.unfallkassen.de, Informationen bzw. Grundsätze)

Kinder unter drei besitzen noch kein Gefahren- und Risikobe-wusstsein. Welche besonderen Maßnah-men zum Schutz der Kleinkinder ergriffen

werden sollten, fasst die Broschüre „Kinder unter drei Jahren sicher betreuen“ der Unfallkasse Baden-Württemberg zusammen. (www.ukbw.de, Prävention, Schriften & Medien, Publikationen der UKBW)

Kinder plantschen und schwimmen ger-ne im Wasser und achten dabei selten auf Gefahren. Lehrer und Eltern fi nden Sicherheits-Tipps für richtiges Verhal-ten am und im Wasser im Internetpor-tal der Deutschen Lebensrettungsge-sellschaft (DLRG). Beispiele sind: Bade-regeln, Eisregeln, Gefahren in Küsten-gewässern, Tipps zur Wassersicherheit von Kindern, Sicherheitstipps für offene Gewässer, für Bäder, für Hallenbäder, für Erzieher, Lehrer und andere Aufsichts-personen, Verhaltensregeln bei Hoch-wassergefahr usw. (www.dlrg.de, Rund um die Sicher-heit).

Das DGUV-Internetportal „Lernen und Gesundheit“ bietet drei neue Unter-richteinheiten für Berufsbildende Schulen und die Sekundarstufe I zum Herunterladen an. Die Unterrichtsein-heit „Genau hinsehen lohnt sich“ hilft Berufsschullehrern und Ausbildern dabei, Auszubildende für das Thema „Gefahrstoffe“ zu sensibilisieren. Ein Schwerpunkt dieser Einheit ist das neue Einstufungs- und Kennzeichnungssy-stem GHS (Global Harmonisiertes Sys-tem). Die Unterrichtseinheit „Leben im Gleichgewicht“ bietet Berufsschulleh-

rern und Ausbil-dern Infor-mationen zum Thema „Stress“ und „Stress-kompe-tenz“. Dabei wer-den Grund-kenntnisse über Stress und sei-

ne Auswirkungen auf den menschlichen Körper vermittelt. Die Unterrichtseinheit „Mobil mit dem Rad“ widmet sich dem Thema Verkehrserziehung und dabei ganz speziell dem sicheren Schulweg mit dem Rad. (www.dguv-lug.de, Berufsbildende Schulen bzw. Sekundarstufe 1)

Der Umgang mit verschie-denen For-men von Gewalt steht im Mittelpunkt einer neuen Broschüre der Unfall-kasse NRW „Das Mon-ster in mir“ (Mit Gewalt

umgehen lernen – Arbeitsmappe für Sekundarstufen). Ansetzend an dem Theaterstück „Berichte über Gewalt“ enthält sie u.a. praktische Hilfen und Anregungen, die auf die Gefühle und Einstellungen von Jugendlichen und Lehrern Bezug nehmen. (www.unfallkasse-nrw.de, neue Schrif-ten)

Vom Mobbing durch Kollegen und Vorgesetzte bis zum Cyberbullying, dem Angriff via Internet oder Handy: psychosoziale Belastungen haben längst die unterschiedlichsten Lebens-bereiche durchdrungen. Im Rahmen eines Wahlpfl ichtkurses konnten sich Studierende eines Fachbereiches der Hochschule Darmstadt mit den ver-schiedenen Formen psychosozialer Belastungen auseinandersetzen. Ent-

standen ist daraus „Stoppt die Mob-ber“, eine wissenschaftlich fundierte Informationswebsite für Betroffene und in die Thematik Involvierte. (www.stopptdiemobber.h-da.de)

Zivilcourage lässt sich lernen – zum Beispiel im Unterricht oder in der Jugendarbeit. Speziell hierfür haben die deutschen Polizeibehörden das Medienpaket „Weggeschaut ist mitge-macht“ entwickelt, das aus einer DVD und einem Filmbegleitheft besteht. Die DVD enthält vier Filme, die das Thema „Zivilcourage“ im Zusammenhang mit den Aspekten Alkohol/Gewalt, Drogen-deal, Handyraub und Ladendiebstahl behandeln. Zu jeder Episode gibt das Filmbegleitheft nützliche Informationen – einschließlich Tipps zur Anwendung des Medienpakets im Unterricht. Das Medienpaket kann über die örtliche Polizeidienststelle oder über das Kon-taktformular im Internet kostenlos bestellt werden.(www.aktion-tu-was.de, Service, Medi-enpaket)

Kinder sind im Schulbus nicht immer sicher. Viele Busse sind zu schnell unterwegs, haben technische Mängel und sind dazu oft überfüllt, unpünkt-lich und schmutzig. Diese und weitere gravierende Mängel hat der ADAC jetzt bei seinem Schulbus-Test 2010 fest-gestellt. Darüber hinaus gibt es Infor-mationen zu den Themen: „Fit für den Schulbus: Wie Eltern mit Ihren Kindern trainieren können“, Kurz und knapp: Die Regeln an der Bushaltestelle“ und „Schulbusse in Deutschland: Finanzi-elle und gesetzliche Grundlagen“. (www.adac.de, Info Test & Rat, Tests, Verkehrsmittel)

Rainer Kutzinski

26

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 26 27.09.10 10:41

Page 27: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Mitteilungen

Sicherheitsforum 3 · 2010

Gesundheitstag an Uni Magdeburg

Am 09. September 2010 führte die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg ihren mittlerweile dritten Gesundheitstag für Beschäftigte durch. Er stand in diesem Jahr unter dem Motto „Uni in Balance“ und widmete sich dem Schwer-punkt Stress und psychosoziale Belastungen am Arbeitsplatz. Der Gesund-heitstag 2010 befasste sich also mit Themen, die in den letzten Jahren deutlich an Brisanz gewonnen haben.

Der Gesundheitstag informierte über psychische Belastungen

und zeigte Wege auf, eigene Stress-bewältigungskompetenzen zu erhö-hen. Dazu gab es sowohl Vorträge zu Stress, Burnout und Mobbing als auch Kurzworkshops zum Kennenler-nen und Ausprobieren verschiedener Entspannungstechniken. Darüber hinaus konnten die Mitarbeiter sich in bewährter Weise an Informationsstän-den zu verschiedenen Gesundheits-themen informieren, ihre individuelle Stressverarbeitung analysieren oder gesundheitsbezogene Werte (z.B. Blutdruck, Blutzucker, Venendruck) messen lassen.

Wie bei den vergangenen Gesund-heitstagen hat auch in diesem Jahr die Unfallkasse Sachsen-Anhalt mitgewirkt. Der Auftritt der Unfall-kasse stand dabei ganz im Zeichen der aktuellen Präventionskam-

pagne der Unfallversicherungsträger „Risiko raus!“ und dem diesjährigen Schwerpunktthema in der Präven-tion der Unfallkasse „Unterstützung betrieblicher Verkehrssicherheitsar-beit“. Auf Ausstellungstafeln konnten sich die Mitarbeiter der Universität über verschiedene Aspekte zum sicheren Fahren und Transportieren informieren. Ergänzend dazu gab es zahlreiche Flyer, Broschüren und Plakate aus der Präventionskam-pagne bzw. des DVR zu verschie-denen Themen der Verkehrssicher-heit. Gern mitgenommen wurden Werbematerialien wie z.B. Reflex-Armbänder oder retroreflektierende Schnappbänder.

Darüber hinaus hat die Unfallkasse im Rahmen der aktuellen Präventi-onskampagne für den Gesundheits-tag noch ein besonderes Highlight ermöglicht. Es handelte sich dabei

um die Bereitstellung eines Fahrsi-mulators des DVR. Die Mitarbeiter der Universität konnten hier unter „fast praktischen Bedingungen“ verschiedenste Verkehrssituationen erproben und letztendlich meistern. Der relativ gute Zulauf und die eif-rige Nutzung des Fahrsimulators waren ein Zeichen dafür, dass hier etwas Besonderes zur Verfügung stand.

Insgesamt wäre jedoch eine noch stär-kere Frequentierung des Gesundheits-tages und intensivere Nutzung der angebotenen Möglichkeiten durch die Mitarbeiter der Universität wünschens-wert gewesen.

Rainer Kutzinski

27

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 27 27.09.10 10:41

Page 28: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Mitteilungen

Sicherheitsforum 3 · 2010

Neue Materialien bei „Risiko raus!”Für die aktuelle Präventionskampagne „Risiko raus!“ der Unfall-versicherungsträger zum sicheren Fahren und Transportieren, wurden neue Informationsmaterialien erarbeitet, die bestellt oder im Internet unter www.risiko-raus.de heruntergeladen werden können. Im Folgenden einige Beispiele.

Neue Materialien bei „Risiko raus!”Für die aktuelle Präventionskampagne „Risiko raus!“ der Unfall-versicherungsträger zum sicheren Fahren und Transportieren, wurden neue Informationsmaterialien erarbeitet, die bestellt oder im Internet unter www.risiko-raus.de heruntergeladen werden können. Im Folgenden einige Beispiele.

Der Kampagnenfl yer gibt einen Über-blick über Inhalte und Struktur der

Kampagne. Außerdem steht das detail-lierte Fach- und Kommunikationskon-zept der Kampagne zur Verfügung. Der Flyer „Lass Dich sehen! Warnkleidung rettet Leben.“ erklärt, wie jemand sich im Straßenverkehr, aber auch im inner-betrieblichen Verkehr am Besten sicht-bar macht. Der Flyer „Sicherheit ist Chefsache“ wendet sich an Unterneh-mer bzw. Arbeitgeber und zeigt auf, wie wertvoll Prävention im Betrieb ist. Die Kurzinformation „Professionelle Ladungssicherung“ richtet sich an alle im Betrieb für die Ladungssicherung verantwortlichen Personen.

Mit der Broschüre „Sicher mit dem Rad zur Schule“ soll den Eltern junger Radfahrer ein Ratgeber an die Hand gegeben werden, mit dem sie u.a. die Koordinationsfähigkeit ihrer Kinder prüfen können. Im Kampagnende-

sign neu aufgelegt wurde die Broschüre „Das

sichere Fahr-

rad“ von DVR und BMVBS. Hierin gibt es für alle, die mit dem Fahrrad im Straßenverkehr oder auch im Betrieb unterwegs sind, wertvolle Hinweise zur sicheren Ausstattung von Rad und Fahrer.

Die genannten Flyer und Broschüren können per E-Mail ([email protected]) oder bei dem zuständigen Unfallversi-cherungsträger kostenlos bestellt wer-den. Für die Dokumentation im Rahmen der Kampagne wird allerdings darum gebeten, in der Bestellung kurz die Akti-on zu beschreiben, bei der diese Medi-en eingesetzt werden sollen.

Spezielles Material für Lehrer fi ndet sich im Bereich „Informationen für Eltern/Lehrer“. Hier wurde u.a. der „Rad-Rat-geber der Deutschen Verkehrswacht – Was Eltern wissen sollten“ eingestellt, mit Tipps und Hinweisen, um die Aus-wahl von Rad und Zubehör zu erleich-tern. Themen sind bspw. Fahrradkauf, richtige Ausstattung und sicheres unter-wegs. Die Poster zur Kampagne sind in

der Rubrik „Motive“ zu fi nden. Es ste-hen auch Filme zum Herunterladen zur Verfügung, bspw. zum Zeitdruck im Job, zum Außendienst oder zur The-matik Helm. Selbst NAPO ist für „Risiko raus!“ in einem Film zu erleben, bei dem die einzelnen Filmszenen auch getrennt voneinander heruntergeladen werden können.

Neu sind und zum Download zur Verfü-gung stehen hier auch eine Broschüre der Unfallkasse Hessen „Immer sicher unterwegs“ – eine Präventionskampa-gne für Vorschulkinder, eine Broschü-re des DVR „Geschnallt“ – bezüglich Sicherung von Kindern im Auto sowie „Fahr Rad mobil“, wo Fahrradprojekte für die Klassen 5 bis 7 vorgestellt wer-den. Ergänzend dazu gibt es eine CD, die u.a. ein Schülerarbeitsheft, Arbeits-blätter und Videoclips enthält.

Quelle: Risiko raus!

28

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 28 27.09.10 10:41

Page 29: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Mitteilungen

Sicherheitsforum 3 · 2010

Der Film „Kommt gut an!“ zeigt, worauf es bei der sicheren Beför-

derung von Menschen mit Behinde-rung in Kraftfahrzeugen ankommt. Sechs Themenfilme erläutern ausge-wählte Aspekte im Detail:

Personen mit dem Dreipunkt sichernPersonen im Rollstuhl mit dem Kraftknoten sichernsicher Ein- und Aussteigen mit der Auffahrrampesicher Ein- und Aussteigen mit dem Schwenkliftsicher Ein- und Aussteigen mit dem Linearliftbetriebliches Gesundheitsmanagement

Im Datenteil finden sich vertiefende Informationen zu den Themen der DVD. Die bereitgestellten Informa-tionen beruhen auf dem aktuellen Kenntnisstand und aktuellen Daten (Produktion 2009). Die DVD richtet sich an alle, die direkt oder indirekt an der Beförderung von Menschen mit Behinderung in Kraftfahrzeu-gen beteiligt sind: Fahrerinnen und Fahrer, Leiterinnen und Leiter von Fahrdiensten, Fuhrparks, Ein-richtungen der Behindertenhilfe wie Schulen, Wohnheime und Werkstätten, Betreuerinnen und Betreuer, Angehörige und Kosten-träger.

Die Unfallkasse Sachsen-Anhalt hat einige Exemplare der DVD erworben. Alle Landkreise und kreisfreien Städte haben als Träger der Schülerbeför-derung in Sachsen-Anhalt jeweils 2 Exemplare erhalten. Darüber hinaus gibt es noch einige Restexemplare, die bei der Unfallkasse abgefordert werden können (Tel. 03923 751-514, [email protected]). Die DVD kann aber auch für eine begrenzte Zeit aus-geliehen werden.

Das Zusammenspiel von Reha-bilitation und Behindertensport

steht im Mittelpunkt der Infotour

durch 13 berufsgenossenschaftliche Unfallkliniken. Dabei soll das in den Kliniken vertretene Know-how und die

optimale medizinische und sportliche Betreuung in diesem Rahmen einem breiten Publikum vorgestellt werden.

BG-Kliniktour im Bergmannstrost Halle

„Bewegung verbindet“ – Unter diesem Motto steht die BG-Kliniktour 2010. National und international erfolgreiche Sportler mit Behinderungen werben zusammen mit der Deutschen Gesetzlichen Unfallver-sicherung (DGUV), der Vereinigung Berufsgenossenschaftliche Kliniken (VBGK) und dem Deutschen Rollstuhl-Sportverband (DRS) für den Reha- und Behin-dertensport. Schirmherr der Tour ist Bundespräsident Christian Wulff.

Sichere Beförderung von Menschen mit

BehinderungenDie Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, die Unfallkasse Nordrhein-West-falen und die jetzige BG für Transport und Verkehrs-wirtschaft haben gemeinsam eine DVD zur sicheren Beförderung von Menschen mit Behinderungen mit dem Titel „Kommt gut an!“ produziert.

29

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 29 27.09.10 10:41

Page 30: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Mitteilungen

Sicherheitsforum 3 · 2010

Am 21. August 2010 gastierte die BG-Kliniktour 2010 im Bergmannstrost Halle, der zweitältesten Unfallklinik Deutschlands. Zum Auftakt trafen sich Vertreter der Berufsgenossen-schaften, der BG-Kliniken, der Politik und des Behindertensports zu zwei Podiumsdiskussionen. Gäste waren u. a. Brigitte Zypries (Kuratorium Behin-dertensport), Sigmar Gabriel (SPD-Vorsitzender), Dr. Christoph Bergner (Staatssekretär im Bundesinnenminis-terium und Präsident des SV Halle), Dr. Hubert Erhard (Geschäftsführer Bergmannstrost) und Marina Schröder (Vorstandsvorsitzende der DGUV)

Im Zentrum der Gespräche stand die Rolle des Sports im Prozess der Reha-bilitation. Marina Schröder betonte, dass die Kliniktour genau diese entscheidende Rolle des Sportes hervorhebt, denn zu einer guten Rehabilitation nach einem Unfall oder einer Krankheit gehört auf jeden Fall auch sportliche Bewegung. Aus die-sem Grund nimmt der Sport auch im Behandlungskonzept aller BG-Kliniken einen wichtigen Platz ein. „Der Sport unterstützt nicht nur die körperliche Kraft und Mobilität, er hilft vielen Men-schen auch, ihre psychische Gesund-heit zu stärken und in der schwierigen Zeit der Neuorientierung nach einem Schicksalsschlag nicht zu verzwei-feln“, so Schröder weiter.

Sigmar Gabriel griff diese These auf und bezeichnete Sport als Integrati-onsmotor. Er hob besonders die dies-bezüglich von der BG-Kliniktour aus-gehenden Impulse hervor. Denn eine gute Reha nach einem Unfall solle man nicht unterschätzen. Er selbst habe das nach einem eigenen Wirbelbruch eher

locker gesehen und die Reha nicht so ernst genommen. Dr. Hubert Erhard ver-deutlichte, dass „die Zusammenarbeit der BG-Kliniken mit Sport und Politik wichtige Erfolgsgaranten für die weitere erfolgreiche Entwicklung des Sports im Rahmen der Reha sind“. Dass Sport auch bei den prominenten Gästen eine wichtige Rolle spielt ) und Christian Göt-ze (Rollstuhlrugby), die zum 14-köpfigen DGUV-Sportlerteam gehören, bekräf-tigten ihren Willen, anderen Menschen mit Handicap Vorbild zu sein und sie zu aktiver Reha und Sport zu motivie-ren. „Ziel der Bewegung von Patienten ist es, ihnen auch bei gesundheitlichen Einschränkungen ein weitgehend selb-ständiges Leben zu ermöglichen, sie zu befähigen, mit so wenig fremder Hilfe wie möglich den Alltag meistern zu kön-nen.“, so Dr. Klaus Röhl, Direktor des Zentrums für Rückenmarkverletzte und der Klinik für Orthopädie am Bergmann-strost.

In Doppelfunktion war Dr. Christoph Bergner in der Runde vertreten. Für ihn verkörpert das Bergmann-strost die Verbin-dung von Tradition und hochmoderner Medizin mit den Erkenntnissen zu Sport und Rehabi-litation. Für Halle als sportliche Stadt sei dies besonders wichtig. Zudem sieht er im Sport für Menschen mit Behinderung eine gute Chance,

immer wieder über das Selbstver-ständnis des Sportes und dessen Lei-stungsdisposition nachzudenken.

Im Rahmen der Veranstaltung wurde der Staffelstab der BG-Kliniktour an Johann Treubert vom Vorstand der BG Unfallkli-nik Frankfurt (Main) übergeben.

Sportliche Höhepunkte waren die Auf-tritte der Deutschen Meister im Roll-stuhltanz Andrea Naumann und Jean-Marc Clement und eine Tischtennis-Demonstration des dreifachen Para-lympics-Siegers Daniel Arnold. In der Lichthalle, im Eingangsbereich und in der Sporthalle des Bergmannstrost prä-sentierten die Kliniken mit zahlreichen Partnern Informationen und Angebote zum Zuschauen und Mitmachen.

Quelle: DGUV

Andrea Naumann und Jean-Marc Clement, mehrfache deutsche Meister im Rollstuhltanz.

Sigmar Gabriel beim Tischtennis gegen den dreifachen Paralympicssieger Daniel Arnold.

Staffelstabübergabe an die BG Klinik Frankfurt: v.l. Johann Treubert, Marina Schröder, Elmar Milles (Vorsitzender des Trägervereins der Kliniken Bergmannstrost), Brigitte Zyp-ries, Gerd Schönfelder, Ilona Hruby (Verwaltungsdirektorin der Kliniken Bergmannstrost in Halle), Dr. Hubert Erhard und vorne Natalie Simanowski, Christian Götze. Fotos(3): Horst Fechner, Fechner & Tom

30

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 30 27.09.10 10:41

Page 31: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Mitteilungen

Sicherheitsforum 3 · 2010

Ob bei der Arbeit, in der Schule oder bei der Ausübung des

Ehrenamts: Als Träger der gesetz-lichen Unfallversicherung schützen die Berufsgenossenschaften und Unfall-kassen rund 75 Millionen Menschen vor den Folgen von Arbeits-, Schul- und Wegeunfällen sowie Berufskrank-heiten.

Die Haftungsablösung ist ein Grund-gedanke der gesetzlichen Unfallversi-cherung. Durch sie müssen Unterneh-mer keine Schadensersatzansprüche fürchten, wenn ihre Beschäftigten einen Arbeits- oder Wegeunfall erlei-den oder an einer Berufskrankheit erkranken. Das sichert den sozialen Frieden und gibt fi nanzielle Sicherheit.

Nach deutschem Recht stellen die Berufsgenossenschaften und Unfall-kassen den Arbeitgeber von der zivil-rechtlichen Haftung frei. Verletzt sich ein Mitarbeiter im Betrieb oder erleidet er eine Berufskrankheit, entschädigt die gesetzliche Unfallversicherung den erlittenen Schaden umfassend. Der Arbeitnehmer darf den Unternehmer oder seine Kollegen dann – außer bei vorsätzlichem Handeln und Unfällen im allgemeinen Verkehr – nicht auf Schadensersatz verklagen. Im Gegen-zug entrichten Arbeitgeber ihre Bei-träge an die Berufsgenossenschaften.

Für Ihren Schutz

und Ihre Sicherheit

Die gesetzliche Unfallversiche-rung übernimmt bei Arbeitsun-

fällen und Berufskrankheiten von Arbeitnehmern die Haftung des Arbeitgebers. Sie sorgt damit für Rechtssicher-heit und betrieblichen Frieden. Darauf weisen Berufsgenossenschaften und Unfallkassen angesichts einer dimap-Umfrage hin, nach der nur einer von fünf Arbeitgebern die Ablösung der Unternehmerhaftpfl icht durch die Unfallversi-cherung kennt.

„Als Mitglied von Berufsgenossen-schaften und Unfallkassen müssen Unternehmen keine Schadensersatz-ansprüche ihrer Angestellten fürch-ten“, sagt auch Dr. Joachim Breuer, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). „Umso mehr hat es uns über-rascht, dass die Haftungsablösung als eine zentrale Leistung der gesetzlichen Unfallversicherung so vielen Arbeit-gebern unbekannt ist. Denn immerhin schützt sie die Betriebe damit vor Existenz bedrohenden Schadenser-satzklagen.“ So können sich Arbeit-geber auf das konzentrieren, was für sie existenziell ist: Ihren Betrieb. Das ist ein großer Vorteil im interna-tionalen Vergleich: Klagen aufgrund von Asbest-Berufskrankheiten haben in den USA beispielsweise ganze Unternehmen an den Rand des Ruins gebracht.

Kampagne soll aufklärenDie Haftungsablösung gibt es bereits seit der Gründung der Unfallversi-cherung vor 125 Jahren. Sie betrifft nicht nur das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Beschäftigten,

sondern auch das Verhältnis der Beschäftigten untereinander. „Die Unkenntnis über die Haftungsablö-sung zeichnet so manchen Beitrag in der Diskussion um Reformen in der gesetzlichen Unfallversicherung aus“, erläutert Breuer. Eine Informa-tionskampagne soll daher auch zur Versachlichung dieser Diskussion beitragen.

Zentrales Element der Kampagne ist eine Serie auffälliger Anzeigen, mit deren Hilfe Berufsgenossenschaften und Unfallkassen die Haftungsablö-sung in ihren Publikationen zu Arbeit, Prävention und Gesundheit bekann-ter und ihre Leistungen gegenüber Arbeitgebern transparenter machen wollen. Die typografi schen Anzei-gen auf leuchtend rotem Untergrund wurden auf ihre Akzeptanz bei der Zielgruppe hin evaluiert und werden in den Medien der Unfallversicherung für die Betriebe geschaltet, um die Zielgruppe unmittelbar zu erreichen. Bestandteil der Kampagne ist eine Internetplattform mit ergänzenden Hintergrundinformationen bspw. zu Themen wie Haftungsablösung, Prä-vention oder Beiträgen (www.dguv.de/wir-haften).

Quelle: DGUV

Die gesetzliche Unfallversiche-rung übernimmt bei Arbeitsun-

fällen und Berufskrankheiten von Arbeitnehmern die Haftung des Arbeitgebers. Sie sorgt damit für Rechtssicher-

31

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 31 27.09.10 10:42

Page 32: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Mitteilungen

Sicherheitsforum 3 · 2010

Nur über Gewalt zu reden, die Theorie zu erläutern, die Erschei-

nungsformen zu sezieren, hat wenig nachhaltige Effekte. Gewalt ist nun einmal ein Phänomen, das mit dem Verstand alleine nicht begriffen wer-den kann.

Es gibt viele Konzepte zur Gewaltprä-vention an Schulen. Man kann sich dem Thema akademisch nähern, es diskutieren und analysieren. Oder man kann Jugendliche im Rahmen einer Veranstaltung bzw. eines Projektes direkt mit verschiedenen Formen von Gewalt konfrontieren.

In „Berichte über Gewalt“ sprechen fünf Personen über ihre eigenen Gewalterfahrungen – als Täter oder Opfer. Sie rufen dabei unmittel-bar emotionale Reaktionen hervor, Gefühle, denen sich niemand entzie-hen kann. Zum Teil handelt es sich dabei um Personen, die auf Grund einer Straftat vom Jugendamt dazu verpflichtet werden, für eine Zeit an dieser Aktion mitzuwirken. Ein anderer Teil besteht aus Personen, die bereitwillig ihre Geschichten einer Öffentlichkeit zukommen las-sen wollen. Sie haben den Mut, in der Öffentlichkeit nicht nur ihre Geschichte zu erzählen, sondern auch ihre Gefühle, Motive, Ängste. Eine bewegende Veranstaltung für Jugendliche und Lehrer. Kontrovers, provokant, wahr.

Sekundarschulen und Gymnasien in Sachsen-Anhalt, die an einer solchen Veranstaltung in der Woche vom 5. bis 9. September 2011 interessiert sind, können sich schriftlich (mit Ansprech-partner) bei der Unfallkasse melden. Weiterführende Informationen zur Ver-anstaltung können bei Herrn Kutzinski (Tel. 03923 751517, [email protected]) eingeholt werden.

Unterstützung für Gewaltprojekte an Schulen

32

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 32 27.09.10 10:42

Page 33: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Mitteilungen

Sicherheitsforum 3 · 2010

„2wheels 4fun” – Ein Wettbewerb

für SchulenFahrradfahren ist zwar gesund und macht Spaß. Es fordert aber leider in jedem Jahr auch immer wieder viele Opfer im Straßenverkehr. Grund genug, eine Aktion ins Leben zu rufen, die dazu beiträgt, das Verhalten von Fahrradfahrern im Straßenverkehr positiv zu beeinflussen.

Die Aktion „2wheels 4fun“ ist eine Initiative des Deutschen

Verkehrssicherheitsrates (DVR), der Berufsgenossenschaften und Unfall-kassen. Sie läuft ein Jahr. Innerhalb dieser Zeit werden Schulklassen der Sekundarstufen I und II und Berufs-schulen angesprochen. Über ver-schiedene Medien und Gewinnspiele sollen Schüler und Lehrer motiviert werden, sich aktiv zu beteiligen und das Thema „Fahrradfahren“ dabei zu verinnerlichen.

Die Idee ist, diese Aktion zusam-men mit einem Schul- und Schü-lerwettbewerb in den Unterricht einzubinden. Damit das für die entsprechenden Fachlehrer möglich ist, gibt es eine Lehreinheit, in der Vorschläge für diese Einbindung erarbeitet wurden, Filme, die das Thema auflockern sowie Power-point-Präsentationen mit unterstüt-zenden Inhalten für jeden Jahrgang. Zusammengefasst in einer Aktions-mappe stehen den Schulen dazu folgende Medien zur Verfügung:

• PosterzurAnkündigungvon„2wheels 4fun“ in der Schule

• eineLehreinheitalsBriefingundzur Einbindung in den Unterricht

• CD-ROMsmitTrigger-undInfor-mationsfilmen zum Thema

• Powerpoint-VorlagenalsUnter-richtsbegleitung für 7./8. Klassen, 9./10. Klassen und Schüler der Gymnasialen Oberstufe/Berufs-schule

• AktionsflyeralsGrundinformationfür die Verteilung unter den Schü-lern

Der Leitfaden für Lehrer, der Akti-onsflyer, die Präsentationen sowie ergänzende Informationen, insbeson-dere zum Schul- und Schülerwett-bewerb, sind auch im Internet unter www.2wheels-4fun.de zu finden.

Zum Schulwettbewerb: Jede Schule, die nach Eingang der Aktionsunterla-gen ein Foto von den Klassen, die sich beteiligen wollen, dem Poster und den Lehrern, die die Schüler unterstützen, einsendet, nimmt an einer Verlosung teil. Die eingehenden Fotos werden bei „2wheels-4fun.de“ veröffentlicht. Die Gewinnerschule erhält 30 Fahrrä-der zur freien Verwendung.

Beim Schülerwettbewerb kann jeder teilnehmende Schüler attraktive Preise

gewinnen. Für das Gewinnspiel 1 müssen die dort gestellten Fragen richtig beantwortet werden. Für das Gewinnspiel 2 müssen sich die Schü-ler an den Aktionen im Unterricht beteiligen. Es liegt im Ermessen des jeweiligen Lehrers, die Arbeiten der Schüler abzufotografieren und auf der Website hochzuladen.

Alle Berufsschulen in Sachsen-Anhalt haben die Aktionsmappe mit den Materialien bereits erhalten. Interes-sierte Sekundarschulen und Gym-nasien können die Aktionsmappen bei der Unfallkasse Sachsen-Anhalt anfordern (E-Mail: [email protected]).

33

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 33 27.09.10 10:42

Page 34: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Sicherheitsforum 3 · 2010

Neue Druckschriften

Mitteilungen

„Ausbildung und Beauftragung der Bediener von Hubarbeitsbühnen“(BGI/GUV-G 966, April 2010)Der Grundsatz enthält die Anforderungen zur theoretischen und praktischen Ausbildung sowie zur Qualifikation der Ausbilder und zur Beauftragung.

„Achtung Allergiegefahr“(BGI/GUV-I 8584, März 2010)Die Information zu ungepuderten Latex- und latexfreien Schutz-handschuhen wurde überarbeitet.

„Wiederkehrende Prüfungen ortsveränderlicher elektrischer Arbeitsmittel – Organisation durch den Unternehmer“(BGI/GUV-I 5190, Juni 2010)Die Informationsschrift enthält Ausführungen bzgl. Vorgaben zur Prüfung, Anforderungen an das Prüfpersonal, Durchfüh-rung der Prüfungen, Prüffristen sowie zur Dokumentation und Kennzeichnung.

„Gefahrstoffe bei der Aufbereitung von Schwimm- und Badebeckenwasser“(BGI/GUV-I 8688, Februar 2010)Die Broschüre richtet sich an Unternehmensverantwort-liche und Vorgesetzte. Sie informiert über eingesetzte Gefahr-stoffe und mögliche Gesundheitsgefahren, weist auf gesetzliche Verpflichtungen hin und soll beim Umsetzen geeigneter Schutz-maßnahmen unterstützen.

„Gesetzliche Unfallversicherung“(Ausgabe März 2010)Die gesetzliche Unfallversicherung hat inzwischen einen erweiterten Präventionsauftrag: sie soll sich nicht nur um Unfälle und Berufskrankheiten, sondern darüber hinaus um arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren kümmern. Auch die betrieblichen Interessenvertretungen stehen vor einer veränderten Situation: weniger gesetzliche Vorgaben, mehr dezentrale Verantwortung bedeutet mehr Gestal-tungsspielräume für die Unternehmen – aber auch mehr Arbeit für die betriebliche Interessenvertretung, deren Aufgabe die Überwachung der Einhaltung der geltenden Rechtsvorschriften ist. Hierfür wird die gesetzliche Unfallversicherung dringend vor Ort gebraucht. Mit fachkundigen Beratern, die betriebliche Aushandlungsprozesse begleiten können.

Eine 80-seitige ver.di-Broschüre erklärt, was die gesetzliche Unfallversicherung macht, wie sie organisiert ist, und warum es wichtig ist, ehrenamtlich in der Unfallversicherung mitzuarbeiten und was dort getan werden kann. Sie kann für 2 Euro (zzgl. Versandkosten) im Internet bestellt werden (www.sopo.verdi.de, unter Arbeitsschutz/Unfallversicherung). ver.di-Mitglieder können sich die Broschüre nach der Anmeldung im ver.di-Mitgliedernetz kostenfrei herunter-laden (https://mitgliedernetz.verdi.de, Schlagwort „Gesetzliche Unfallversi-cherung“).

34

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 34 27.09.10 10:42

Page 35: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist

Heft 3-2010 aktuell15.9_Umbr_Korr.indd 35 27.09.10 10:42

Page 36: Sicherheit - ukst.de1028,1/SF_2010_03.pdf · gängige Lenkung, durchdrehenden Motor und Spritzwassergeräusche unter dem Auto an. Ist das Fahrzeug erst einmal aufgeschwommen, ist