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Sicherheitsreport Spezial der 4 | 2012 Glasindustrie Weniger Unfälle durch präventives Training Arbeiten im Tagebau Schweres Gerät im Einsatz Ceramitec 2012 Belastung mit moderner Technik messen Glas & Keramik Die Epidemiologische Interventionsstudie zur Reduzierung der Unfallhäufigkeit unter- suchte Branchen mit hohen Unfallraten. In Betrieben der Isolierglasherstellung und Flachglasverarbeitung kommt es immer wie- der zu Unfällen, insbesondere zu Schnitt- verletzungen. Deshalb wurden im Rahmen der Studie die Mitarbeiter zehn verschiede- ner Unternehmen der Flachglasindustrie ein Jahr lang in Sachen Arbeitsschutz fit gemacht. Im Zeitraum zwischen 2002 und 2003 nah- men sie an verschiedenen Modulen und Trainingseinheiten teil und wurden unter anderem zu folgenden Themen beraten: Sicherheitsverhalten, Führungsverhalten, Erkennen von Gefahren, Gefahrenmanage- ment. Zusätzlich wurden mit einem Frage- bogen Informationen über Anzahl und Art der Unfälle, psychosoziale und betriebs- technische Daten vor, während und nach Ablauf des Untersuchungsjahres erhoben und statistisch ausgewertet. Ergebnisse können sich sehen lassen Die relative Unfallhäufigkeit – also die Arbeitsunfälle in Bezug auf die tatsächlich geleisteten Arbeits- stunden – ging im Untersuchungszeit- raum sowohl in der Gruppe der Betriebe, die an der Studie teil- nahmen, als auch in der Referenzgruppe aller Arbeitnehmer in der Flachglasherstel- lung zurück: Ohne Intervention um circa fünf Prozent pro Jahr in den Jahren 1996 bis 2009. Zusätzlich zu diesem allgemeinen Trend führte das gezielte Training zu einer weiteren Reduzierung der Unfälle um etwa 37 Prozent. „Die Ergebnisse zeigen, dass gerade die Unternehmen, die dem Arbeitsschutz posi- tiv gegenüber stehen und die eine Sicher- heitskultur leben, von dem Trainingsange- bot profitiert haben“, so Dr. Karlheinz Guld- ner, Präventionsexperte der VBG und Mitini- tiator der Studie. Besonders das Führungs- verhalten sei hier entscheidend. Insgesamt erwies sich menschliches Verhalten als eine häufige Unfallursache. Unfälle aufgrund technischer Probleme spielten im Vergleich dazu eine geringere Rolle. „ In einem Um- Studie in der Glasindustrie Weniger Unfälle durch präventives Training Ein Trainingsprogramm zur Reduktion von Arbeitsunfällen hat die Unfallhäufigkeit in Betrieben der Flachglasindustrie maßgeblich gesenkt. Eine Kosten-Nutzen-Analyse zeigt, dass es sich lohnt, in Prävention zu investieren. Foto: VBG feld, in dem Vorgesetzte und Mitarbeiter sensibel für mögliche Unfallgefahren sind, kommt es wesentlich seltener zu Unfällen“, so Guldner. Die Ergebnisse der Kosten-Nutzen-Analyse zeigten: Interventionskosten, die nötig waren, um einen Unfall zu vermeiden, betrugen circa 2500 Euro. Die Unfallhäufig- keit war nach dem Beratungs- und Trai- ningsangebot auf circa ein Fünftel reduziert. Die Investitionen für diese Maßnahmen haben sich also für die Betriebe und ihre Mitarbeiter in hohem Maße rentiert. (RG) Info www.dguv.de, Suchwort: „Epidemiologi- sche Interventionsstudie zur Reduzierung der Unfallhäufigkeit“. Der Abschlussbericht der Studie erscheint noch in diesem Jahr. 1 Sicherheitsreport Spezial Glas & Keramik 4/2012 Unfallschwerpunkt Flachglasverarbeitung: Haben die Beschäftigten ein Sicherheitsbewusstsein entwickelt, ereignen sich deutlich weniger Unfälle.

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Sicherheitsreport Spezial der4 | 2012

Glasindustrie Weniger Unfälle durch präventives TrainingArbeiten im Tagebau Schweres Gerät im Einsatz Ceramitec 2012 Belastung mit moderner Technik messen

Glas&Keramik

Die Epidemiologische Interventionsstudiezur Reduzierung der Unfallhäufigkeit unter-suchte Branchen mit hohen Unfallraten. InBetrieben der Isolierglasherstellung undFlachglasverarbeitung kommt es immer wie-der zu Unfällen, insbesondere zu Schnitt-verletzungen. Deshalb wurden im Rahmender Studie die Mitarbeiter zehn verschiede-ner Unternehmen der Flachglasindustrie ein Jahr lang in Sachen Arbeitsschutz fitgemacht.

Im Zeitraum zwischen 2002 und 2003 nah-men sie an verschiedenen Modulen undTrainingseinheiten teil und wurden unteranderem zu folgenden Themen beraten:Sicherheitsverhalten, Führungsverhalten,Erkennen von Gefahren, Gefahrenmanage-ment. Zusätzlich wurden mit einem Frage-bogen Informationen über Anzahl und Artder Unfälle, psychosoziale und betriebs-technische Daten vor, während und nachAblauf des Untersuchungsjahres erhobenund statistisch ausgewertet.

Ergebnisse können sich sehen lassenDie relative Unfallhäufigkeit – also dieArbeitsunfälle in Bezug auf die tatsächlich

geleisteten Arbeits-stunden – ging imUntersuchungszeit-raum sowohl in derGruppe der Betriebe,die an der Studie teil-nahmen, als auch inder Referenzgruppealler Arbeitnehmer in der Flachglasherstel-lung zurück: Ohne Intervention um circafünf Prozent pro Jahr in den Jahren 1996 bis2009. Zusätzlich zu diesem allgemeinenTrend führte das gezielte Training zu einerweiteren Reduzierung der Unfälle um etwa37 Prozent.

„Die Ergebnisse zeigen, dass gerade dieUnternehmen, die dem Arbeitsschutz posi-tiv gegenüber stehen und die eine Sicher-heitskultur leben, von dem Trainingsange-bot profitiert haben“, so Dr. Karlheinz Guld-ner, Präventionsexperte der VBG und Mitini-tiator der Studie. Besonders das Führungs-verhalten sei hier entscheidend. Insgesamterwies sich menschliches Verhalten als einehäufige Unfallursache. Unfälle aufgrundtechnischer Probleme spielten im Vergleichdazu eine geringere Rolle. „ In einem Um -

Studie in der Glasindustrie

Weniger Unfälle durchpräventives TrainingEin Trainingsprogramm zur Reduktion von Arbeitsunfällen hat die Unfallhäufigkeit in Betrieben der Flachglasindustrie maßgeblichgesenkt. Eine Kosten-Nutzen-Analyse zeigt, dass es sich lohnt, in Prävention zu investieren.

Foto: V

BG

feld, in dem Vorgesetzte und Mitarbeitersensibel für mögliche Unfallgefahren sind,kommt es wesentlich seltener zu Unfällen“,so Guldner.

Die Ergebnisse der Kosten-Nutzen-Analysezeigten: Interventionskosten, die nötigwaren, um einen Unfall zu vermeiden,betrugen circa 2500 Euro. Die Unfallhäufig-keit war nach dem Beratungs- und Trai-ningsangebot auf circa ein Fünftel reduziert.Die Investitionen für diese Maßnahmenhaben sich also für die Betriebe und ihreMitarbeiter in hohem Maße rentiert. (RG)

Infowww.dguv.de, Suchwort: „Epidemiologi-sche Interventionsstudie zur Reduzierungder Unfallhäufigkeit“. Der Abschlussberichtder Studie erscheint noch in diesem Jahr.

1Sicherheitsreport Spezial Glas & Keramik 4/2012

Unfallschwerpunkt Flachglasverarbeitung: Haben die Beschäftigten einSicherheitsbewusstsein entwickelt, ereignen sich deutlich weniger Unfälle.

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2 Sicherheitsreport Spezial Glas & Keramik 4/2012

â Stürze beim Auf- und Absteigenâ Unfälle bei Wartung und Reparaturâ Abstürzen, Abrutschen, Umkippen vonErdbaumaschinen

â Anfahren, Überfahren von Mitarbeitern,Fahrzeugen und Geräten

Welche Gefährdungen im Einzelnen an denArbeitsplätzen bestehen, muss der Unter-nehmer im Rahmen der Gefährdungsbeur-teilung ermitteln, um wirksame Schutzmaß-nahmen treffen zu können. Das verlangendas Arbeitsschutzgesetz und das Bundes-berggesetz gleichermaßen. Unverzichtbarsind in jedem Fall regelmäßige Unterweisun-

gen der Mitarbeiter, in denen sichere Verhal-tensweisen besprochen und eingefordertwerden.

Sicher hoch und runterFür sensibilisierte Mitarbeiter sollten die We-ge zum Führerhaus und wieder hinunterdann kein Problem sein. Die Regeln sind ein-fach: nicht auf- und abspringen, Haltegriffebenutzen, rutschfestes Schuhwerk mit Profiltragen und darauf achten, dass die Auftritt-flächen der Aufstiege frei von Dreck undSchlamm sind. Der Betrieb wiederum solltedafür sorgen, dass der Abstand zwischenLeiterende und Boden nicht zu groß ist, wasbei serienmäßigen Aufstiegen der Fall seinkann. Hier sind betriebsspezifische Lösun-gen gefragt, die Spagate überflüssig ma-chen.

Sichere InstandhaltungWas bei Umrüst-, Wartungs- und Reparatur-arbeiten einer Erdbaumaschine unbedingtzu beachten ist, sagt die Bedienungsanlei-tung des Herstellers. Wichtig ist, dass zumBeispiel Arbeitseinrichtungen wie Radlader -schaufeln gesichert werden und auch ande-re schwere Geräteteile sich nicht von alleinin Bewegung setzen können. Die gesamteMaschine muss einen festen und sicherenStand haben. Podestleitern oder Arbeits -gerüste sollten ebenso bereitstehen wie zusätzliche Absturzsicherungen für Arbeitenin großer Höhe. Bei aller Vorsicht: Je nach Arbeit kann sogar das Tragen eines Schutz-helms erforderlich sein.

Was die keramische und Glasindustrie anRohstoffen wie Tone, Kaoline, Feldspate undQuarzsande benötigt, wird heute bis auf we-nige Ausnahmen im Tagebau gewonnen.Einsatzgebiet für die Giganten unter denBaumaschinen: Leistungsstarke Bagger,Radlader, Raupen und Dumper, die mühelostonnenschwere Massen bearbeiten und be-wegen können. Bei guter Wartung haltenTechnik und Material der Maschinen den ho-hen Anforderungen denn auch problemlosstand. Zu Unfällen kommt es häufig durch Verhal-tensfehler der Beschäftigten. Unfallschwer-punkte sind:

Arbeiten im Tagebau

Schweres Gerät im Einsatz Bei der Gewinnung von Rohstoffen für die keramischeund Glasindustrie nehmen große Erdbaumaschinendem Menschen längst die Schwerstarbeit ab. Die Kehrseite: Bei ihrem Einsatz kommt es immerwieder zu schweren Unfällen. Welche Risiken birgtdie Arbeit im Tagebau?

Stichwort Bandförderer

Nicht ausreichend geschützte Ma-schinenteile, zum Beispiel an Ste-tigförderern, und fehlende Schutz-einrichtungen, die nach Instandhal-tungen schlichtweg vergessen wur-den, sind häufige Unfallursachenbei der Rohstoff-Aufbereitung. DieVBG klärt in ihrem Informationsblatt„Gefahren und Schutzmaßnahmenan Bandförderern“ über solche Ge-fährdungen und notwendige Schutz -maßnahmen auf. Downloadmöglich-keit unter www.vbg.de/glaskeramik.

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3Sicherheitsreport Spezial Glas & Keramik 4/2012

Böschungen fernbleibenWenn Erdbaumaschinen umkippen oder ab-stürzen, spielen oft mehrere Ursachen eineRolle. Viele Fahrer halten zum Beispiel beimAbkippen von Material den Mindestsicher-heitsabstand von fünf Metern zu Grabkantenund Böschungen nicht ein oder stellen ihrFahrzeug auf nicht standsicheren Boden. Anallen ortsfesten Kippstellen sollten zur Si-cherung Anschläge vorhanden sein, massiveStahl- oder Holzträger, die fest verankertsind und wie „Bremsklötze“ wirken. Mit ei-ner Höhe von mindestens einem Drittel desRaddurchmessers können sie auch nichtüberfahren werden.

Ein Muss: Freie Rundum-Sicht Im Gefahrenbereich einer Erdbaumaschinedarf sich grundsätzlich niemand aufhalten.Denn die Gefahr ist groß, im „toten Winkel“zu stehen und von rangierenden oder rück-wärts fahrenden Maschinen angefahrenoder gar überrollt zu werden. Wichtiger ist,dass die Fahrer freie Sicht nach allen Seitenhaben. Bei vielen Erdbaumaschinen, vor al-lem älterer Bauart, können aber nur Hilfsmit-tel dies gewährleisten. Automatisch verstell-bare Spiegel erweitern das Sichtfeld desFahrers schon beträchtlich. Optimal sind Ka-mera-Monitor-Systeme: Eine Kamera außenüberträgt den sonst nicht einsehbaren Be-reich auf einen Monitor in der Fahrerkabine.Weil diesen Systemen der Warneffekt fehlt,empfehlen sich zusätzlich Rückfahr-Warn-systeme.

Die Unternehmer sind aufgefordert, ihre Erd-baumaschinen auf Sichteinschränkungenhin zu überprüfen. Eine durchschnittlich gro-ße Person sollte im Abstand von einem Me-ter hinter der Maschine noch zu sehen sein.Ist sie es nicht, ist die Maschine unbedingtmit Kamera und Monitor oder einem effekti-ven Radarsystem nachzurüsten. Wer als Fah-rer seinen Fahr- und Arbeitsbereich nichtweitgehend überblicken kann, darf nichteinfach losfahren, sondern muss sich von ei-nem Kollegen einweisen lassen.

Staub, Lärm und VibrationenNeben den Risiken, die der Umgang mit denErdbaumaschinen mit sich bringt, birgt dieArbeit im Tagebau weitere Gesundheitsge-fahren, die der Unternehmer im Rahmen derGefährdungsbeurteilung berücksichtigenmuss. Zum Beispiel sind auch Lärm, Vibra-tionen und Stäube Aspekte, die bei der Ge-fährdungsbeurteilung berücksichtigt werdensollten. Von Ganzkörper-Vibrationen könnendie Fahrer älterer Erdbaumaschinen, mitnicht schwingungsgedämpften Sitzen, eben-so betroffen sein wie Mitarbeiter in der Roh-stoffaufbereitung. Die Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung gibt genaue Grenz-werte vor, ab denen Präventionsmaßnah-men notwendig werden, um Gesundheits-schäden zu verhindern. Technische Lösun-gen wie der Einbau schwingungsgedämpfterSitze haben dabei immer Vorrang vor organi-satorischen Maßnahmen wie zum Beispielder Reduzierung der Einsatzzeit. Mit gehörgefährdendem Lärm muss beimFo

tos: VBG

Materialtransport mit Dumpern gerechnetwerden. Und auch bei Wartungs- und Repa-raturarbeiten kann es mitunter laut werden.An allen Arbeitsplätzen mit einem Tages-lärmexpositionspegel von 80 dB(A) mussder Unternehmer Gehörschutz stellen, ab85 dB(A) müssen die Beschäftigten ihn auchtragen.

Vor allem in der Aufbereitung von Rohstoffenstellen Stäube einen Gefährdungsschwer-punkt dar. Durch Maschinen, die Stäube frei-setzen, oder staubintensive Tätigkeiten kön-nen gesundheitsgefährliche Konzentratio-nen in der Atemluft entstehen. WelcheSchutzmaßnahmen erforderlich sind, mussdie Gefährdungsbeurteilung zeigen. (RG)

Infon BG-Regel (BGR) 500 „Betreiben von

Arbeitsmitteln“, Kapitel 2.12n Bekanntmachung zur Betriebssicher -heitsverordnung (BekBS) 2111 „Rückwärtsfahrende Baumaschinen“, v. 21.02.2012

n Checklisten zu Gefährdungen bei Abbauund Aufbereitung von Rohstoffen in bran-chenspezifischen Gefährdungskatalogen,wie Torf, Ziegeleien, Kalksandstein unterwww.vbg.de/glaskeramik

n Informationen vom PräventionsbereichGlas und Keramik zum Thema Staub und -bekämpfung, www.staub-info.de

Bei Arbeiten mit Erdbaumaschinen und an Förderbändern hat dieSicherheit Vorfahrt.

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4 Sicherheitsreport Spezial Glas & Keramik 4/2012

Impressum

VBG – Ihre gesetzliche UnfallversicherungDeelbögenkamp 422297 HamburgProdukt-Nr.: 01-05-5141-0

www.vbg.de, Suchwort:„Spezial Glas & Keramik“.Anmeldung zur Infomail:vbg.de/sicherheitsreport

Auf der internationalen Leitmesse für Ent-scheider der Keramikindustrie Ceramitec inMünchen hat die gesetzliche Unfallversi-cherung VBG mit einem eigenen Stand überberuflich bedingte Fehl- und Überlastungendes Muskel-Skelett-Systems informiert. ImMittelpunkt stand dabei das vom Institut fürArbeitsschutz der Deutschen GesetzlichenUnfallversicherung (IFA) entwickelte und mitSensoren ausgestattete Messsystem CUELAund seine Funktionsweise. CUELA (Computer-Unterstützte Erfassungund Langzeit-Analyse von Belastungen desMuskel-Skelett-Systems) wurde entwickelt,um Belastungen des Muskel-Skelett-Sys-tems unmittelbar am Arbeitsplatz unter rea-len Arbeitsbedingungen zu messen. DasMesssystem kann bei einer Vielzahl vonberuflichen Tätigkeiten eingesetzt werden.Es handelt sich bei CUELA um ein personen-gebundenes Messsystem. Es besteht ausmoderner Sensorik und wird auf derArbeitskleidung getragen. VerschiedeneSensoren werden dabei mit Hilfe von Klett-bändern und Gurten an den jeweiligen Per-sonen befestigt und können so die Bewe-gungen des Rückens und der Beine für Zeit-räume von bis zu acht Stunden erfassen.Außerdem werden Fußdruckmesssohleneingesetzt, welche die Bodenreaktions-kräfte bestimmen. Mit diesen Informatio- Fo

to: C

eram

itec

Bericht zur Messe Ceramitec 2012

Körperliche Belastung mit moderner Technik messenDie individuelle körperliche Arbeitsbelastung lässt sich mit einem personen-gebundenen Tragegeschirr und der dazugehörigen Software messen und auswerten. Die VBG stellte das Messsystem auf der diesjährigen Ceramitec im Mai vor.

nen lässt sich ein objektives Bild der Kör-perbewegungen einer arbeitenden Personund der gehandhabten Lastgewichte wäh-rend einer Arbeitsschicht ermitteln. CUELAwird mit Batterien betrieben und ist des-halb ortsungebunden. Die zugehörige Soft-ware WIDAAN erlaubt eine automatisierteAuswertung der Messdaten nach arbeits-wissenschaftlichen und biomechanischenBewertungskriterien. Gleichzeitig mit derMessung wird ein Video aufgezeichnet. Eswird mit den Messdaten synchronisiert underlaubt so, Messwerte und Tätigkeit gleich-zeitig zu betrachten. Ein optimaler Über-blick und eine effektive Auswertung sindauf diesem Weg möglich. In der Folge kön-nen notwendige Maßnahmen getroffen wer-den, um berufsbedingte Gesundheitsgefah-ren zu vermeiden.Auch zum sicheren Arbeiten an Förderbän-dern hatten die Arbeitsschutzexperten derVBG vor Ort hilfreiche Tipps. Ein Förder-bandmodell führte den Messebesucherneindrucksvoll die enormen Kräfte imBetriebsmodus vor. Es zeigte, wie unmög-lich es ist, sich mit der eigenen Körperkraftdem versehentlichen Einzug von Gegen-ständen und im schlimmsten Fall Gliedma-ßen zu widersetzen. Ein Expertenteam der VBG besuchte zudemrund 60 Aussteller aus Deutschland und

dem EU-Ausland und beriet die Herstellerhinsichtlich der Sicherheit der ausgestell-ten Maschinen. „Die Maschinen machteneinen sehr guten und vor allem sicherenEindruck“, sagt Jens Krause, stellvertreten-der Leiter des Sachgebietes Glas und Kera-mik in der VBG. „Bis auf kleinere Mängel,wie fehlende Angaben auf den Typenschil-dern oder fehlende Lärmangaben in man-chen Betriebsanleitungen, gab es nichts zubeanstanden. Der Sicherheitsstandard isterfreulich gut.“ (FS)