2
148 IX. Sitzungsberichte polnischer mediziniseher Vereine. IX. Sitzungsberichte polnisvher medizinischer Vereine yon Spira (Krakau). Medizinischer Verein in L6dz. H elm an n demonstriert einen Fall yon subakuter eitriger Mastoiditis, geheilt dureh Behandlung mit der Bierschen Methode. Patient klagt fiber heftige Ohrenschmerzen links. Kopfschmerzen, Schwindel, Sehfittelfrost, allgemeine Schw~che. Diese selt einem Monat dauernden Erscheinungen sind in den letzten Tageu immer starker geworden. Seit einer Woche Schwellung hinter dem linken Ohr. Untersuchung: Lun- genspitzentuberkulose, links profuse, fibelriechende Eiternng aus dem Ohr. ] h" (~e organg stark stenomert, hintere obere Wand bis zur Berfihrung:mit der gegenfiberliegenden Wand gesenkt. Hinter dem 0hr Schwetlung, Fektuation. Konservative Behandlung ohne Besserung. Inzision hinter dem Ohr uud passive l~typeramie nach Bier. Im Eiter keine Tuberkelbazillen. Nach Sitzungen mit Anwendung des Saugballons und der I-]alsbinde verschwinden die subjektiven Besehwerden. Jetzt nach 14 Sitzungen: Schwellung hinter dem Ohr verschwunden, Wunde geheilt, Geh6rgang normal, im hinteren, oberen Quadranten des Trommelfelles eine Perforation, durch welche die granulierende Paukenschleimhaut zu seben ist. Unbedeutende schleimig- eitrige Sekretion besteht noch fort. Rosenblat spricht iiber die Biersehe Methode bei eitriger Mitten ohrentzfindung. K. hat yon der Luftverdilnnung im hu~eren GehSrgange mit der Saugpumpe bei dieser Krankheit gute Resultate erzielt. Rosenbla't demonstriert einen Patienten, der wegen chronischer Ohr- eiterung mit den Symptomen einer Mastoiditis mittels Luftverdfinnung im ~ul~eren GehSrgang behandelt und geheilt ~vurde. Przedborski demonstriert einen Patienten, der wegen akuter Ma- stoiditis mit der Bierschen Methodo mit gutem Erfolg behandelt wurde. Helman demonstriert einen orginellen aus dem Ohre eines an 0to- sklerose leidenden Patienteu entfernten FremdkOrper. Derselbe besteht aus einem kfinstlichen Trommelfelle in Form eines Gummihfitchen, das sich Pat. behufs H6rverbesserung ins 0hr gelegt hatte. Die Prothese war 3 Tage im Ohre verblieben und hat daselbst eine Hyper~mie des Trommelfelles und ein Extravasat am hinteren oberen Abschnitt desselbeu hervorgebracht. Diese Trommelfelle werden mit marktschreierseher Reklame yon dem ,,General- exportbureau in Warschau" in den Haudel gebracht und als unfehlbares, gehSrverbesserndes Mittel an SchwerhSrige um den rreis yon 10 Rubel verkauft. Bei dieser Gelegenhelt berichtet H. auch fiber den yon dem angebliehen Prof. K eith-Harvey in London reklamierten elektrisehen Wunderapparat, der in Wirklichkeit gar keinen elektrisehen Strom gibt. Der russisehe Konsul in London, yon russischen Sehwerh6rigen darfiber um Auskunft gefragt, wandte sieh an den englischen medizlnischen Rat, yon wo ihm die Information zuteil wurde, dad der betref[bnde ,,Professor K.-H." weder Professor noch Doktor ist, sondern ein kleiner Fabrikant ver- sehiedener Instrumente, unter anderem auch medizinischer. Medizinisehe Sektion des Vereins der Freunde der Wissen- sehaften in Posen. G r a b o w s k i stellt einen yon ibm operierten Fall yon Cholesteatom vor, bei dem gleicbzeitig diffuse eiterige Labyrinthitis bestand. Im ¥erlaufe einer chronischen, sonst keine Beschwerden verursaehenden Otorrhoe traten vor einigen Tagen plStzlich schwere Erscheinungen auf~ wie hohes Fieber, Erbrechen, Schwindel, heftige Kopfschmerzen. Beider Totalaufmeil]elung wurde im Antrum und im Aditus ad antrum ein haselnul~grol]es vereitertes Cholesteatom gefunden. Der Fazialis im Fallopischen Kanal blo~liegend, im

Sitzungsberichte polnischer medizinischer Vereine

  • Upload
    spira

  • View
    215

  • Download
    1

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Sitzungsberichte polnischer medizinischer Vereine

148 IX. Sitzungsberichte polnischer mediziniseher Vereine.

IX.

Sitzungsberichte polnisvher medizinischer Vereine yon Spira (Krakau).

M e d i z i n i s c h e r V e r e i n in L6dz. H elm an n demonstriert einen Fall yon subakuter eitriger Mastoiditis,

geheilt dureh Behandlung mit der Bierschen Methode. Patient klagt fiber heftige Ohrenschmerzen links. Kopfschmerzen,

Schwindel, Sehfittelfrost, allgemeine Schw~che. Diese selt einem Monat dauernden Erscheinungen sind in den letzten Tageu immer starker geworden. Seit einer Woche Schwellung hinter dem linken Ohr. Untersuchung: Lun- genspitzentuberkulose, links profuse, fibelriechende Eiternng aus dem Ohr.

] h " (~e organg stark stenomert, hintere obere Wand bis zur Berfihrung:mit der gegenfiberliegenden Wand gesenkt. Hinter dem 0hr Schwetlung, Fektuation. Konservative Behandlung ohne Besserung. Inzision hinter dem Ohr uud passive l~typeramie nach Bier. Im Eiter keine Tuberkelbazillen. Nach

Sitzungen mit Anwendung des Saugballons und der I-]alsbinde verschwinden die subjektiven Besehwerden. Jetzt nach 14 Sitzungen: Schwellung hinter dem Ohr verschwunden, Wunde geheilt, Geh6rgang normal, im hinteren, oberen Quadranten des Trommelfelles eine Perforation, durch welche die granulierende Paukenschleimhaut zu seben ist. Unbedeutende schleimig- eitrige Sekretion besteht noch fort.

R o s e n b l a t spricht iiber die Biersehe Methode bei eitriger Mitten ohrentzfindung. K. hat yon der Luftverdilnnung im hu~eren GehSrgange mit der Saugpumpe bei dieser Krankheit gute Resultate erzielt.

Rosenb la ' t demonstriert einen Patienten, der wegen chronischer Ohr- eiterung mit den Symptomen einer Mastoiditis mittels Luftverdfinnung im ~ul~eren GehSrgang behandelt und geheilt ~vurde.

P r z e d b o r s k i demonstriert einen Patienten, der wegen akuter Ma- stoiditis mit der Bierschen Methodo mit gutem Erfolg behandelt wurde.

H e l m a n demonstriert einen orginellen aus dem Ohre eines an 0to- sklerose leidenden Patienteu entfernten FremdkOrper. Derselbe besteht aus einem kfinstlichen Trommelfelle in Form eines Gummihfitchen, das sich Pat. behufs H6rverbesserung ins 0hr gelegt hatte. Die Prothese war 3 Tage im Ohre verblieben und hat daselbst eine Hyper~mie des Trommelfelles und ein Extravasat am hinteren oberen Abschnitt desselbeu hervorgebracht. Diese Trommelfelle werden mit marktschreierseher Reklame yon dem ,,General- exportbureau in Warschau" in den Haudel gebracht und als unfehlbares, gehSrverbesserndes Mittel an SchwerhSrige um den rreis yon 10 Rubel verkauft. Bei dieser Gelegenhelt berichtet H. auch fiber den yon dem angebliehen Prof. K e i t h - H a r v e y in London reklamierten elektrisehen Wunderapparat, der in Wirklichkeit gar keinen elektrisehen Strom gibt. Der russisehe Konsul in London, yon russischen Sehwerh6rigen darfiber um Auskunft gefragt, wandte sieh an den englischen medizlnischen Rat, yon wo ihm die Information zuteil wurde, dad der betref[bnde ,,Professor K.-H." weder Professor noch Doktor ist, sondern ein kleiner Fabrikant ver- sehiedener Instrumente, unter anderem auch medizinischer.

M e d i z i n i s e h e S e k t i o n des Ve re in s der F r e u n d e der W i s s e n - s e h a f t e n in Posen.

G r a b o w s k i stellt einen yon ibm operierten Fall yon Cholesteatom vor, bei dem gleicbzeitig diffuse eiterige Labyrinthitis bestand. Im ¥erlaufe einer chronischen, sonst keine Beschwerden verursaehenden Otorrhoe traten vor einigen Tagen plStzlich schwere Erscheinungen auf~ wie hohes Fieber, Erbrechen, Schwindel, heftige Kopfschmerzen. Beider Totalaufmeil]elung wurde im Antrum und im Aditus ad antrum ein haselnul~grol]es vereitertes Cholesteatom gefunden. Der Fazialis im Fallopischen Kanal blo~liegend, im

Page 2: Sitzungsberichte polnischer medizinischer Vereine

IX. Sitzungsberichte polnischer medizinischer Yereine. 149

horizontalen Bogengang 2 Fisteln, aus denen sieh foetider Eiter entleerte. Der Bogengang wurde bis zu semer Vestibularmttndung erfffnet. Der weitere Verlauf ohne Komplikationen.

S k o c z y n s k i stelIt einen Fall mit Hirntumor vor. Pat. klagt seit 3 Jahren fiber Kopfschmerzen, allgemeine Schwhche, Seh- und H~frstfrungen links, Einschlafen des Gesichtes beiderseits, manchmal auch fiber Sehling- beschwerden. Untersucbung der Organe ergibt beiderseitige Opticusatrophie, links vollsthndige Blindheit. Untersuchung der Ohren: vollstandige nervfse Taubheit links mit AusschluB einer Mittelohraffektion. Der Fazialis links schwhcher als rechts, Hautempfindung erhalten, Knierefiex gesteigert, 8ohlen- reflex plantar, kein Babinski. S. schliefit aus dem Krankheitsbilde auf ein Neoplasma cerebri, an einer Stelle, wo Fazialis und Akustikus nahe neben- einander liegen. Auf der Haut wurde am Rficken ein reines Fibrom gefunden~

Es liegt daher am n~chsten anzunehmen, dag es sich um eine Neuro - f ibro m handelt, das den Akustikus ganz destruiert und durch Kompression des Fazialis, Glossopharyngeus und Vagus die angeffihrten Erscheinungen verursacht hat. Die Veranderungen seitens der Augen kSnnen durch den gesteigerten allgemeinen Hirndruck e~klhrt werden. S p ir a- Krakau.