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100 % Jugend in Aktion In Europa gemeinsam aktiv werden

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100 % Jugend in Aktion In Europa gemeinsam aktiv werden

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100 % Jugend in AktionIn Europa gemeinsam aktiv werden

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BELGIEN

Jugendbüro derDeutschsprachigen GemeinschaftQuartum CenterHütte 79/16B-4700 EupenTel.: +32 (0) 87 - 56 09 79Fax: +32 (0) 87 - 56 09 44E-Mail: [email protected]: www.jugendbuero.be

DEUTSCHLAND

JUGEND für EuropaDeutsche Agentur für dasEU-Programm „JUGEND IN AKTION“Godesberger Allee 142-148D-53175 BonnTel.: +49 (0) 228 - 950 62 20Fax: +49 (0) 228 - 950 62 22E-Mail: [email protected]: www.webforum-jugend.de

LIECHTENSTEIN

aha – Tipps & Infos für junge LeuteNationalagentur für dasEU-Programm „Jugend in Aktion“Bahnhof, Postfach 356FL – 9494 SchaanTel: +423 - (0) 23 99 115Fax: +423 - (0) 23 99 119E-Mail: [email protected]: www.aha.li

LUXEMBOURG

Service National de la JeunesseAgence Nationale„Jeunesse en action“138, bld. de la PétrusseL - 2330 LuxembourgTel.: +35 (0) 2247 - 86 477Fax: +35 (0) 2264 - 83 1 89E-Mail: [email protected]: www.snj.lu/europe

ÖSTERREICH

Interkulturelles Zentrum –Österreichische Agentur„Jugend in Aktion“Lindengasse 41/10A – 1070 WienTel.: +43 (0) 1 - 586 75 44-12Fax: +43 (0) 1 - 586 75 44 -9E-Mail: [email protected]: www.jugendinaktion.at

SCHWEIZ

Schweizerische KoordinationsstelleJUGEND IN AKTIONc/o INTERMUNDOGerechtigkeitsgasse 12, PostfachCH-3000 Bern 8Tel: +41 (0) 31 - 326 29 22Fax: +41 (0) 31 - 326 29 23E-Mail: [email protected]: www.jugend-in-aktion.ch

Impressum

Verantwortliche Herausgeberin:Jugendbüro der Deutschsprachigen Gemeinschaft I Irene Engel I Hütte 79/16 I B-4700 EUPEN

Redaktion: Petra Förster I Gestaltung: Andrea Lennartz, [email protected]

Oktober 2009

Die Veröffentlichung wurde mit Unterstützung der Europäischen Gemeinschaft finanziert. Der Inhalt der Broschüre gibt nichtnotwendigerweise den Standpunkt der Europäischen Gemeinschaft wieder und sie übernimmt dafür keinerlei Haftung.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit haben wir auf die Nennung der weiblichen und männlichen Form verzichtet.Es sind selbstverständlich immer beide Geschlechter gemeint.

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Vorwort

Das Programm „Jugend in Aktion“ bietet jungen Menschen zwischen 13 und 30 Jahren dieMöglichkeit, sich im lokalen und internationalen Rahmen zu engagieren und eigene Ideen in dieTat umzusetzen. Mit „Jugend in Aktion“ erhalten sie einen Raum, in dem sie ihre Kenntnisse undFähigkeiten einsetzen und erweitern können, eigene Projekte verwalten und das Alltagslebenentscheidend mit beeinflussen können.

Wir, die deutschsprachigen Nationalagenturen und die Schweizerische Koordinationsstelle, habenim Jahr 2008 in einer gemeinsamen Broschüre Beispiele für Jugendaustauschmaßnahmengesammelt. Damit konnten wir das Lernpotenzial der Jugendlichen verdeutlichen und neue Trägerdazu motivieren, diese Chancen und Möglichkeiten zu ergreifen.

Da diese Broschüre einen hohen Zuspruch fand, haben wir uns entschlossen, die Vielfalt derProjekte zur aktiven Beteiligung von Jugendlichen, die in den verschiedenen Ländern umgesetztwurden, in einer weiteren Broschüre vorzustellen. Helmut Willems, Soziologe und Professor ander Universität von Luxemburg, unterstreicht in einem Interview die Wichtigkeit der Partizipationder Jugendlichen in der Gesellschaft.

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen!

Die Leiterinnen und Leiter der Nationalagenturen

Stephan Brun (NK Schweiz) I Irene Engel (NA Belgien, Deutschsprachige Gemeinschaft)Loretta Kaufmann (NA Liechtenstein) I Gerhard Moßhammer (NA Österreich)Myriam Putzeys (NA Luxemburg) I Hans-Georg Wicke (NA Deutschland)

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„Jugend in Aktion“ bietet allen jungen Europäerndie Möglichkeit, sich aktiv an Europa zu beteiligenund ihre eigenen Ideen, Vorstellungen undProjekte in die Tat umzusetzen. Im Mittelpunktdes Programms 2007 bis 2013 stehen die aktiveBeteiligung junger Menschen (und besondersauch derjenigen mit erhöhtem Föderbedarf )und die kulturelle Vielfalt. Die verschiedenenProgramme richten sich an alle zwischen 13 und30 Jahren, ganz egal, welche Bildung, Religionoder welchen sozialen und kulturellen Hinter-grund sie haben.

Musik oder Popkultur, Rassismus, Armut, Aids,Alkohol, Umwelt oder oder oder – junge Leuteaus mehreren europäischen Ländern kommenzusammen, um sich miteinander auszutauschen,zu diskutieren, neue Erfahrungen zu sammelnoder andere Kulturen kennen zu lernen.

Das Thema bestimmen sie dabei selbst, ihrProgramm auch. Jugendbegegnungen könnenzwischen 6 und 21 Tagen dauern.Besonders gefördert werden natürlich die-jenigen, die sonst nur wenig Chancen auf inter-nationalen Austausch haben – aber auch alle,die Lust auf Begegnung und Aktion haben.

Nichts los in der Stadt? Ein geeigneter Treffpunktoder eine Jugendzeitschrift fehlen? Kein Platz fürStreetball? Oder unbändige Lust auf Graffiti undkeine Lust auf illegale Aktionen? Mit Hilfe von„Jugend in Aktion“ können Jugendliche ihr eige-nes Umfeld gestalten und ihre selbstentwickeltenund selbstverwalteten Projekte in die Tat um-setzen – zu Hause vor dem Bildschirm, im Parkum die Ecke oder europaweit. Einzige Bedingung:Sie müssen mindestens zu viert sein – aber werwill schon alles alleine machen?

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„Das entscheiden ja sowieso die da oben“ –eben nicht! Über Jugend-Demokratie-Projektekönnen Jugendliche sich aktiv an Entscheid-ungen, die sie betreffen, beteiligen. Der Jugend-treff in der Gemeinde soll geschlossen werden?Für die Einstellung von Lehrlingen gibt es neueBestimmungen? Abi künftig früher und denFührerschein später? Gemeinsam können jungeMenschen erfahren, wie Politik funktioniert,die politischen Entscheidungsträger in ihrer Ge-meinde, ihrem Land oder auf europäischer Ebenetreffen und – was viel wichtiger ist – direktenEinfluss auf die Entwicklung der demokratischenSpielregeln nehmen.

Fit werden für die eigene Zukunft, Verantwortungtragen, Selbstbewusstsein entwickeln, Neuesentdecken und dabei Europa fühlen und leben:Mit dem europäischen Freiwilligendienst könnenJugendliche ab 18 Jahren bis zu einem Jahr in einemanderen Land leben und mithelfen. Ganz nebenbeisetzen sie sich dabei für eine gute Sache ein undpacken in einer Einrichtung aus den BereichenKultur, Sport, Sozialwesen, Kulturerbe, Kunst,Katastrophenschutz, Umwelt oder Entwicklungs-zusammenarbeit mit an. Angst vor Heimwehoder baldiger Studienbeginn? Kein Problem. Esgibt auch Kurzzeit-Aufenthalte ab zwei Wochen.

Auch Jugendarbeiter wollen und sollten maletwas anderes sehen: Ehren- und hauptamtlicheKräfte der Jugendarbeit, Projektentwickler, en-gagierte Fachkräfte und Betreuer können sichüber diese Aktion weiterbilden und vernetzen.Oder einfach mal in einem anderen Land schau-en, wie die Kollegen mit aktuellen Herausforde-rungen umgehen. Das Angebot gilt für Neulingeund für alte Hasen. Finanziert werden Austausch,Training, Fort- und Weiterbildung sowie der Auf-bau von Netzwerken. Nicht selten entstehen ausdiesen Treffen langfristige Partnerschaften –und neue Ideen, z. B. für Jugendbegegnungenoder -initiativen – wer weiß?

Ideen gefragt: Die Leute, die Europa auf poli-tischer Ebene aktiv gestalten, sind oft nicht mehrganz jung. Sie sind aber keine Hellseher undkönnen nicht wissen, was Jugendliche in Europasich wünschen. Wie soll die Zukunft gestaltetwerden? Wie sieht Arbeiten, Leben und Reisenin Europa 2030 aus? Die Meinung der künftigenGeneration ist gefragt. Deshalb sollen jungeMenschen in Veranstaltungen, Seminaren oderVeröffentlichungen ihre Meinung kundtun – ambesten gleich an die richtige Adresse, nämlichan die der Politiker, und ihnen erklären, was siefür die Zukunft brauchen.

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Einen Jugendbeirat als Bindeglied zwischenPolitik und Jugend gab es in Raeren schonlänger – dann machten die Jugendlichen sichGedanken, wie sie Kinder aktiv am Gemeinde-leben beteiligen könnten. In der Nachbargemein-de Lontzen wurden ähnliche Überlegungenangestellt.

Anfang 2007 traf man sich, um ein Kinderdemo-kratieprojekt auszuarbeiten. Weitere Partnerfanden die Belgier im deutschen Bernau und inHütten. Der Jugendtreff Dosto in Bernau führteeine Befragung der jüngsten Dorfbewohnerdurch. Die Jugendbildungsstätte Hütten bauteein Kinderdorf auf, in dem die Kinderihren Alltag selbstorganisierten. InRaeren und Lontzenwurden Kinderrätegegründet.„Bei den Wahlenhatten wir viel mehr

Kandidaten als verfügbare Plätze“, erinnert sichMarc Niessen. 18 Mitglieder im Alter von zehnund elf Jahren wurden schließlich von ihren Mit-schülern in das Gremium gewählt. Sie treffensich nun alle drei Wochen und beschäftigen sichz. B. mit der Gestaltung von Spielplätzen oderFragen der Verkehrssicherheit. Ihre Ideen werdenan den „großen“ Gemeinderat weitergegeben.Parallel dazu wurden Internet-Seiten aufgebaut,über die Kinder und Jugendliche ihre konkretenFragen stellen können. Warum gibt es hier keinSchwimmbad? Gilt in den Kneipen eine Sperr-stunde? Wo kann man einen Raum für eine Feiermieten? Die Anliegen werden an die richtigeStelle weitergeleitet und online beantwortet.Zum Abschluss des Projektes wollen sich die

belgischen und die deutschen Part-ner noch einmal über ihre Erfah-rungen austauschen. Vielleichtkann dann noch die eine oderandere Idee im anderen Landübernommen werden.

Früh übt sich, wer sein Umfeld aktiv mitgestalten möchte

BELGIEN

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Ein Austausch zum Thema Umwelt

Ihre neuen Erfahrungen bei Austauschprojektenmit anderen Ländern hat Selina Lüttgens (18)immer sehr genossen. Warum nicht selbst ein-mal einen Austausch im eigenen Land organi-sieren, hat sie überlegt und fünf Freundinnengesucht, die das Projekt mit ihr verwirklichen.Ein erstes Projekt mit Partnern in der Türkeiplatzte. Schließlich meldete sich eine Gruppeaus Deutschland, die über eine Datenbank aufdas Vorhaben aufmerksam geworden war. Letzt-endlich kamen zu Dosela Sabe im deutsch-sprachigen Belgien 25 Jugendliche im Alter von15 bis 19 Jahren aus Deutschland, Estland, derTürkei und natürlich Belgien zusammen.Inhaltlich ging es um das bewusste Erleben vonUmwelt und Natur.

Das Thema wurde von allen Partnern gemein-sam festgelegt, das Programm von den sechsjungen Initiatorinnen entwickelt und bei einemvorbereitenden Treffen mit allen Beteiligtenbesprochen. Es orientierte sich vor allem anden Möglichkeiten, die Ostbelgien bietet: einAusflug ins Naturschutzgebiet Hohes Venn, Pfle-

gemaßnahmen im Naturschutzgebiet, zahlreicheWorkshops zu umweltorientierten Themen.Nebenbei lernten die Teilnehmer sich auchgegenseitig mit ihren kulturellen Eigenarten,ihren Sitten und Gebräuchen und ihren Gepflo-genheiten in punkto Umwelt und Natur kennen.Außerdem ließen die Gäste es sich in Belgiennicht nehmen, einen Tag in der europäischenHauptstadt zu verbringen.

„Ohne Organisation im Rücken ist es schwierig,alle Formalitäten zu erfüllen“, ist die Erfahrungvon Selina Lüttgens. Um die Teilnehmer zu ver-sichern, musste die Gruppe beispielsweise aufeine Vereinigung zurückgreifen, bei der Budget-planung konnte sie auf keinerlei Erfahrung ver-weisen und schließlich stellten sich täglich neuepraktische Fragen.„Es war sehr viel Arbeit, aber es hat auch sehrviel Spaß gemacht“, sagt die Abiturientin undist davon überzeugt, dass die Erfahrung sie auchkünftig sehr beeinflussen wird – ganz unab-hängig von den Ergebnissen, die die Projekt-woche gebracht hat.

BELGIEN

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Brauchen Jugendliche eigentlich Politik?

DEUTSCHLAND

Können junge Menschen und Politiker ernsthaftmiteinander reden? Um das herauszufinden,organisierte das Forum Politik und Geschwister-lichkeit in Solingen in Zusammenarbeit mitmehreren Partnern ein viertägiges Seminar, indem Jugendliche auf Politiker trafen.

Ein Jahr wurde das Treffen vorbereitet. Schon indieser Phase war es ein Dialog auf Augenhöhe,berichtet die Schülerin Hannah Faust. 65 Teil-nehmer aus Deutschland, Litauen, Rumänienund Österreich erlangten ein Basiswissen überinterkulturelle Kommunikation, Medien und Po-litik in Europa. In Workshops entwarfen sie Pla-kate für die Europa-Wahl, drehten Werbespotsoder mixten einen europäischen Beat. Vier Bür-germeister stellten sich den Blitzfragen der Ju-gendlichen. „Damit sie nicht in altbekannte Mus-ter fallen und zu lange reden, hatten sie nur zweiMinuten Zeit zu antworten“, erinnert sich HannahFaust. In der Abschlusskonferenz formuliertendie Jugendlichen ihre Wünsche zu einer Politik,

an der sie sich selbst gerne alsIdeengeber beteiligen wollen.Die überraschendste Erfahrungfür die Teilnehmer war, dassdie Politiker von sich aus eineweitere Zusammenarbeit vorge-schlagen haben. Somit wurde der strukturierteDialog fortgesetzt: In Solingen luden Vertreterverschiedener Parteien die Jugendlichen zueinem Ideenaustausch ein. Ein regelmäßigerDialog zu ausgewählten Themen ist alle zwei bisdrei Monate vorgesehen. Bei einer zweitägigenReise nach Brüssel konnten die Schüler ihre Ge-spräche mit Politikern fortsetzen und die Euro-päische Union konkret erfahren. Das Engage-

ment zeigte sich noch einmaldurch eine Aktion in der Solin-ger Fußgängerzone: Mit einerwandelnden Litfaßsäule wurdendie Bürger auf die Wahl zumEU-Parlament hingewiesen undsensibilisiert, zur Urne zu gehen.

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DEUTSCHLAND

Ein Netzwerk für mehr Demokratie an Schulen

Ob es um das Angebot in der Cafeteria oderdie Gestaltung des Pausenhofs geht – Schüler-vertretung ist gut und wichtig, aber oft auchüberfordert. „Viele Leute, die in Schülerver-tretungen aktiv sind, wissen gar nicht, welcheRechte sie haben“, sagt Marina Lessig.

Die 19-Jährige ist Vorsitzende des MünchnerSchülerbüros, das sich für mehr Demokratie anSchulen einsetzt. Die zwölfjährige Erfahrung derEinrichtung hat gezeigt, dass in punkto schuli-sche Mitbestimmung noch einiges zu tun ist.„Vor allem neu gewählte Schülervertretungenhaben das Gefühl, das Rad ständig neu erfindenzu müssen“, so die Schülerin. In Fortbildungen

gibt das Schülerbürodeshalb das Wissenweiter, das andereSchülergenerationenbereits zuvor gewon-nen haben. Die Semi-narreihe „Der Schul-baukasten“ richtet sichan Hauptschulen, da

dort meist nur schwache Mitbestimmungs-strukturen bestehen. Die Teilnehmer lernen inWorkshops, welche Rechte z. B. ein Klassen-sprecher hat. Zudem werden Diskussionen bei-spielsweise über Rassismus oder Gleichstellungvon Mädchen und Jungen geführt.

Das Wissen aus den Seminaren wurde in einemHandbuch gebündelt. Manche Schüler fühltensich von der Fülle der Informationen schlichtwegerschlagen und wollten die Ratschläge schrift-lich, auf einen Blick. Sechs Autoren haben des-halb die wichtigsten Tipps auf 152 Seiten zusam-mengefasst. Seit 2006 gibt es außerdem jährlicheinen Schülerkongress, bei dem Vertreter ausden 500 Schulen in München undOberbayern an einemTisch sitzen,um sich auszutauschen, hin-zuzulernen und sich zu ver-netzen. „Wir denken weiter“lautete das Motto 2007 – und man-cher Teilnehmer hat sich danachselbst im Schülerbüro engagiert.Das Rad rollt also weiter.

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1000 Unterschriften gegen rechtsextreme Symbole

LIECHTENSTEIN

„Einige Probleme mit Neonazis“ haben einenFreundeskreis dazu gebracht, die Stimme lautgegen Rechtsextreme zu erheben. Sieben jungeLeute im Alter von 17 bis 25 Jahren haben sichzu „Colorida“ zusammengeschlossen und einePetition gestartet, in der sie vom liechten-steinischen Parlament ein klares Zeichen gegenrassistisches Gedankengut forderten. Ihr Zielwar es, ein Verbot von rechtsextremen Sym-bolen zu erwirken. Ein neues Gesetz gab es nicht,aber über 1000 Menschen wurden durch dieAktion auf das Anliegen aufmerksam.Zudem schaffte die Gruppe es, die Problematikins Parlament zu bringen.

„Vertreter aller Parteien haben uns angehörtund unser Anliegen ernst genommen", berichtet

Benjamin Quaderer,einer der Initiato-ren. Abgeschlossenwurde das Projektmit einem Anti-

Rassismus-Forum, bei dem Fachleute referierten,Kurzfilme und eine Ausstellung über Rechts-extremismus in Liechtenstein gezeigt wurden.

Ganz einfach war es für „Colorida“ nicht, dieIdee umzusetzen: Kurz vor der Übergabe derPetition an Vertreter des Landtags erhielten dieMitglieder Drohbriefe. Für die Jugendlichen wares eine völlig neue Erfahrung, mit ihrer Meinungin der Öffentlichkeit zu stehen. „Es war schwer,damit umzugehen“, gibt Benjamin Quaderer zu.

Gelernt haben die Jugendlichen durch „Colorida“,ihr eigenes Projekt auf die Beine zu stellen undfür eine Sache einzustehen. Letzten Endes warihnen das Verbot von rechtsextremen Symbolengar nicht mehr so wichtig: „Beim nächsten Malwürden wir mehr Wert darauf legen, für dasThema zu sensibilisieren.“Das war ihnen nebenbei ohnehin gelungen:„In Liechtenstein ist noch nie so viel über Rechts-extremismus gesprochen worden“, sagen sie.

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LIECHTENSTEIN

Jugendliche schaffen sich einen Treffpunkt

Ein eigenes Café für die Jugend: Das fehlte inLiechtenstein. Deshalb fassten Gina Gross (17)und eine Freundin den Entschluss, einen Treff-punkt aufzubauen.Konzept und Mitstreiter waren schnell gefunden.Acht Jungen und Mädchen im Alter von 13 bis18 Jahren machten sich schließlich auf die Suchenach einem geeigneten Raum. In einem altenHaus in zentraler Lage wurde das Café Dice imJanuar 2009 eröffnet. Über 500 Stunden hattendie Jugendlichen zuvor in Anstreichen, Reparie-ren, Montieren, Kreieren, Einrichten und Einkau-fen investiert.

Schon zur offiziellen Eröffnung war das „Dice“voll und das Team stolz. Um dem Andrang ge-recht zu werden, musste die Struktur angepasstwerden. Die Gruppe wuchs auf 20 Personen an.Arbeitspläne für den Thekendienst und eineHausordnung wurden erstellt.„Doch leider blieb die Arbeit an einigen wenigenhängen“, erinnert sich Gina Gross. „Ich hattekein Wochenende mehr frei.“ Hinzu kam der

Ärger mit einigenGästen, die kei-nen Respekt vorder Arbeit deranderen und derEinrichtung hat-ten. Schließlichentschied derEigentümer des Hauses, die Immobilie abzu-reißen. Im April 2009, vier Monate nach derEröffnung, schloss das „Dice“.

„Es gibt in jeder Gemeinde einen Jugendtreff,aber keiner ist bei Jugendlichen im Alter zwi-schen 15 und 18 Jahren so beliebt wie das Dice“,sagt Gina Gross. Neben praktischen Dingen wiez. B. Putzen oder Dienst an der Theke bei großemAndrang haben die Jugendlichen in diesemProjekt gelernt, im Team zu kommunizieren,schnell Entscheidungen zu treffen sowie Pro-bleme zu erkennen und zu lösen. „Ich bin sehrdankbar, dass ich diese Erfahrung machendurfte“, sagt Gina Gross.

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„Quilt for Life“, Teppich für das Leben, habendie Besucher des Jugendhauses Grund ihre Initi-ative gegen Aids genannt. Zusammen mit ihremBetreuer Romain Juncker hatten die Jugendlichensich überlegt, auf kreative Art und Weise Sensi-bilisierungsarbeit zum HI-Virus zu betreiben.

Das wollten sie nicht alleine tun, sondern habenandere – von der Kindergartenklasse über denSportverein bis hin zur Seniorenclique – ein-bezogen. Per Rundschreiben wurden die Partnergebeten, eine ein mal ein Meter große Arbeitzum Thema Aids zu gestalten. Die Einzelstückewurden zu einem 35 Meter langen und drei Meterbreiten Quilt zusammengenäht. „Es war ein

farbenfrohes Patchwork fürdas Leben“, blickt RomainJuncker zurück. Der riesigeTeppich wurde ausgestellt unddie Initiatoren präsentiertenihn interessierten Besuchern.60 Künstler lieferten weitereBilder und Objekte. Zum Welt-Aids-Tag organisierten die

Jugendlichen ein Event mit Musik, Kunst, Infor-mationen und Austausch. Die Kunstwerke wur-den zugunsten der Aids-Hilfe versteigert.

Was geblieben ist, ist eine CD mit Liedern, diedie Jungen und Mädchen über Liebe, Sexualitätund Vorbeugung geschrieben haben.Neben der Thematik war den Projekt-initiatoren die Zusammenarbeit mitGruppen aller Altersstufen und unter-schiedlicher Herkunft wichtig. AuchVereinigungen der Schwulen- undLesbenbewegung hatten sich beteiligt.Dieser Kontakt trug dazu bei, einanderes Bild von Homosexualität zuentwickeln.

Geblieben ist den Jugendlichenauch die Erkenntnis, dass Aidsnicht nur einige Randgruppenbetrifft, sondern jeden treffenkann – und dass es nicht nur indiesem Zusammenhang wichtigist, auf sich zu achten.

Aids-Prävention kreativ

LUXEMBURG

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Behinderte schreiben ihre Lebenstagebücher

Für Menschen mit einer Behinderung ist es nichtleicht, eine eigene Identität zu entwickeln. Nochschwieriger ist es, einen Platz in Europa zu findenund sich der eigenen, europäischen Identitätbewusst zu werden.

Die Vereinigung „Yolande“, die Wohn-, Tages-,Arbeits- und Therapiestrukturen für 180 Men-schen mit Behinderung bietet, legt Wert darauf,dass in ihren Häusern die europäische Ideegelebt wird. Sieben europäische Freiwillige ausDeutschland, Litauen und Norwegen haben seit2004 den internationalen Gedanken in die Ein-richtung getragen und z. B. einen Treffpunkt fürMenschen mit und ohne Behinderung ins Lebengerufen. Zudem erarbeitet eine Volontärin ausDeutschland im Réimecher Heem mit fünfBewohnerinnen im Alter von 47 bis 78 JahrenLebenstagebücher.

Die Frauen kommen einmal in der Woche zusam-men, um sich an ihre Vergangenheit zu erinnernund aktuelle Lebensgeschichten festzuhalten.Wie wurde bei uns Weihnachten gefeiert?Wie haben wir die Ferien verbracht? Welche

Menschen warenmir wichtig undhaben mich aufmeinem Weg be-gleitet? Anhandvon Fotos undkleinen Textenversuchen dieFrauen die Puzzle-stücke ihresLebens zusammenzufügen. Im Austausch mitder Volontärin erfahren sie nebenbei etwas überden Alltag, die Sitten und Bräuche der euro-päischen Nachbarn.

„Diese Frauen haben wenig Möglichkeiten,Europa auf anderen Wegen zu erleben“, sagtdie Projektverantwortliche Annette Schuler.Die nächste „europäische Freiwillige“ wirdaus Österreich kommen und auf ihre Art undWeise arbeiten – sei es über die Fortsetzungder Lebenstagebücher oder durch anderekreative Methoden wie Theater oder eineChronik.

LUXEMBURG

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Wie sieht mein Arbeitsplatz in Europa 2030 aus?Gibt es gleichen Lohn für gleiche Arbeit undwerden Familie und Beruf leicht miteinander zuvereinbaren sein? 80 Lehrlinge, Berufsschülerund junge Arbeitnehmer aus Österreich, Finnlandund Polen haben sich im Rahmen von „Giveyouth a voice“ mit Fragen wie diesen beschäftigt.Bewusst hatten die Partner unter Federführungder Kammer für Arbeiter und Angestellte fürOberösterreich sehr unterschiedliche Länder fürdieses Jugenddemokratieprojekt ausgewählt.Höhepunkt der Aktion war ein viertägigesJugendparlament im Mai 2009.

Schon vor diesem Treffen haben Projektgruppenin den teilneh-menden Län-dern sich Ge-danken zu denZukunftsvisio-nen ihres Euro-pas des Jahres2030 gemacht.

Zentrales Thema wurde die Chancengleichheit.„Wir brauchen mehr und flexiblere Arbeitszeit-modelle für Frauen und Männer, damit die Grün-dung einer Familie erleichtert wird“, formuliertenz. B. Bernhard Nini und David Waidenhofer, Lehr-linge der Energie-AG, ihre Forderungen.

Die Lehrlinge des Ausbildungsverbundes Metallaus dem Bezirk Voitsberg wünschten sich, dassJobs unabhängig vom Äußeren und vom Ge-schlecht vergeben werden. Außerdem soll inSchulen und Betrieben besser über das ThemaGeschlechtergerechtigkeit informiert werden.

Über eine Internetplattform tauschten die Ju-gendlichen ihre Ideen aus und bereiteten dasJugendparlament im Salzkammergut vor. Bei derAktionswoche entwickelten die Teilnehmergemeinsam ein Memorandum für Chancengleich-heit. Absolutes Highlight war der Austausch mitPolitikern, die den Jugendlichen zeigten, dasssie ihre Ideen zur Mitgestaltung ernst nehmenund somit ein starkes Signal sendeten.

Chancengleichheit gefordert

ÖSTERREICH

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Heiße Eisen vor der Wahl zum Parlament

Ein Ungeheuer: Dieses Wortspiel kann man ausder Abkürzung EU bilden. Das war aber nichtdie Botschaft, die das Forum Politische BildungSteiermark in Zusammenarbeit mit Partnernvermitteln wollte. Ganz im Gegenteil.So bekam die sechsteilige Veranstaltungs-reihe vor der Europawahl 2009 den Namen„EU – (k)ein Ungeheuer“.

Erstmals durften 2009 in Österreich auch16-Jährige ihre Vertreter ins Europaparlamentwählen. Gerade diesen, aber auch Politikver-drossenen, Skeptikern und Kritikern wolltedas Forum eine Entscheidungshilfe bieten.Deshalb wurden sechs Jugend-Workshopsmit anschließenden Podiumsdiskussionenorganisiert. Bei der Auftaktveranstaltung ging

es unter demTitel „Pulver-

fass Europa – Kulturenund Re-ligionen

als Herausforderung“ um die Einwanderungs-politik. Andere Themen waren die europäischeEnergiepolitik oder der Weg der EU zumXXL-Staat. Bei der Abschlussveranstaltungstellten sich die Kandidaten für das Europa-parlament den Fragen von Jugendlichen. AlleDiskussionen wurden live im Internet über-tragen, die Zuschauer an den Bildschirmen konn-ten sich direkt beteiligen.

Bei der Eröffnungsveranstaltung freuten dieVeranstalter sich über 150 jugendliche Zuschau-er, 300 verfolgten die Debatte im Web. DieInitiatoren führen das große Interesse vor allenDingen darauf zurück, dass sie die Themen inden Vordergrund gerückt haben, die manchePolitiker gerne verdrängt hätten. Ob die Wahl-berechtigten am Ende von ihrem BürgerrechtGebrauch machten, war dabei nicht die entschei-dende Frage: „Wenn die Leute wählen gehen,dann ist das super. Wenn nicht, dann ist dasauch ok. Wichtig ist nur, dass sie eine guteGrundlage für ihre Entscheidung hatten.“

ÖSTERREICH

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Frieden, Menschenrechte, die Beziehungenzwischen Nord und Süd und zwischen denKulturen: Diese Themen gehören zur globalenBildung, deren Ziel es ist, ein Bewusstsein fürden Menschen und seinen Lebensraum zu ent-wickeln.Auf den Lehrplänen ist „global education“ nichtdirekt zu finden. Die Union der Schülerorgani-sationen der Schweiz und des Fürstentums Liech-tenstein (USO) ist jedoch der Ansicht, dass glo-bale Bildung eine Voraussetzung für die aktivePartizipation ist. Deshalb hat die USO zusammenmit ihrem europäischen Dachverband 40 Jugend-liche im Alter von 16 bis 22 Jahren aus ganzEuropa zu einem Training zum Thema „globaleducation“ eingeladen.

Die jungen Leute versuchten herauszufinden,wie sie selber aktiv auf die Gesellschaft ein-wirken und ihre Ideen z. B. in den Schulalltageinbringen können. Referenten bei der vier-tägigen Zusammenkunft waren z. B. Vertretervon Amnesty International, des North-South-Centers des EU-Parlaments, des Programms

„Jugend in Aktion“ und der Initiative „OperationDay Work“. „Wichtig scheint uns, dass die Ju-gendlichen beispielsweise die Menschenrechteverinnerlichen und leben“, erklärt Lara Widmervon der USO. Auch die Schule selbst – so eineweitere Erkenntnis – sollte in Sachen Menschen-rechte, Toleranz und Umweltschutz mit gutemBeispiel vorangehen. Dies lässt sich oft durchganz einfache Dinge, wie z. B. Verwendung vonRecycling-Papier realisieren.

„Man lernt aus der Erfahrung“, fasst Lara Widmerzusammen. Zum Abschluss des Treffens wurdeneinige Methoden konkretisiert, mit denen dieTeilnehmenden die Erkenntnisse in ihrer Hei-mat in Projekte einfließen lassen können. DieAktionen sollten nachhaltig sein, damit quer

durch Europaein Netz desBewusstseinsfür das Lebenin der globa-len Welt ent-steht.

„Global education“ im Schulalltag

SCHWEIZ

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Friedensarbeit in aller Welt

Bevor Marilena Andrenacci aus Italien im Schwei-zer Büro des Service Civil International (SCI)Freiwillige in alle Welt vermittelte, hat sie selbstin Workcamps in Finnland, Deutschland und derUkraine als Volontärin gearbeitet. „Ich habegemerkt, dass man gerade durch ein freiwilligesEngagement viel bewirken kann in einer Gesell-schaft!“

Nun hat Marilena die Seite gewechselt: Sie un-terstützt junge – und manchmal auch ältere –Menschen, die irgendwo auf der Welt für einsoziales, kulturelles oder ökologisches Projekt

arbeiten möchten. „VieleLeute sind nicht zufrie-den mit der heutigenWelt und möchten sich

für etwas Sinnvollesengagieren.“Diesen Leuten hilftMarilena durch ihreArbeit im SchweizerBüro der internatio-

nalen Organisation, ein passendes Projekt zufinden: „Es ist toll, selbst vor Ort zu arbeiten,aber es ist auch toll, die Helfer zu vermitteln.“Die Italienerin meldet die Interessenten bei denPartnerorganisationen an und nimmt die Ein-schreibungen der ausländischen Freiwilligenin der Schweiz entgegen. Sie kümmert sich umadministrative Abläufe und versorgt alle Betei-ligten mit Informationen.

Auch sieht sie sich selbst vor Ort um. Jeder, derfür den SCI zum ersten Mal ins Ausland geht,nimmt an einem Seminar teil. Oft sind aber auchdie persönlichen Gespräche sehr wichtig.Der „Super-Freiwillige“, den das Schweizer Büroim Rahmen des EU-Projektes „formen“ möchte,sollte offen, hilfsbereit und vor allen Dingennicht gleichgültig sein. „Ich kann allen nur emp-fehlen, sich in der Friedensarbeit zu engagieren“,sagt Marilena. „Es hilft, ein ganz anderes Be-wusstsein für das Miteinander zu entwickelnund ein aktiver Bürger zu werden. Es ist ein sehrgutes Gefühl, etwas bewegen zu können!“

SCHWEIZ

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Was kann es einem jungen Menschen bringen,in einer Jugendinitiative, einem Austauschpro-jekt oder einem Jugenddemokratieprojektmitzumachen?

Ich habe selbst als junger Mensch an einem Aus-tausch teilgenommen. Bis heute habe ich dieBegegnung mit Jugendlichen aus anderen Kul-turen nicht vergessen. Sie haben mir gezeigt,wie viel wir trotz anderer Sprachen und Gebräu-che doch gemeinsam hatten, wie leicht es seinkann, kulturelle und sprachliche Barrieren zuüberwinden und ein Gemeinschaftsgefühl zuentwickeln.

Auch die wissenschaftliche Evaluation zur Parti-zipation in Jugendinitiativen, Jugendprojektenoder Austauschprogrammen und ihren lang-fristigen Effekten hat dargelegt, dass die über-wiegende Mehrzahl der Teilnehmer an solchenAktivitäten über nachhaltige, positive Erfahrun-gen berichtet.

Die Partizipation in Jugendprojekten und Jugend-initiativen ist generell von großer Bedeutungfür die Entwicklung neuer Fähigkeiten und dieStärkung des Selbstvertrauens junger Men-schen. Sie lernen sich selbst in neuen Kontextenkennen und werden mit unterschiedlichenAufgaben und Herausforderungen konfrontiert,bei deren Bewältigung sie viel über sich selbstund die eigenen Stärken und Schwächenlernen können.

Die Partizipation in Jugendinitiativen und Projek-ten wird daher zu Recht als eine wichtige Erfah-rung gesehen, die positive Wirkungen hat fürdie Entwicklung sozialer und demokratischerKompetenzen, für das Selbstvertrauen undSelbstbewusstsein junger Menschen und für dieEntwicklung ihrer Persönlichkeit. Vor diesemHintergrund wird daher verständlich, wenn vieleehemalige Teilnehmer an solchen Aktivitätendie entsprechenden Erfahrungen als sehr wichtigfür ihr weiteres Leben bezeichnen.

Im Gespräch mit Dr. phil. habil. Helmut Willems

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In diesem Zusammenhang wird oft von non-formaler Bildung gesprochen. Was genau istdarunter zu verstehen?

Unter non-formaler Bildung verstehen wir alleorganisierten Bildungs- und Lernaktivitäten, dienicht im Kontext des traditionell von Schulenund Hochschulen angebotenen Rahmens statt-finden und auch in der Regel nicht zum Erwerbeines formalen Bildungsabschlusses führen.Dazu zählen insbesondere alle Formen der Wei-terbildung, wie sie in öffentlichen oder privatenEinrichtungen angeboten werden. Sie richtensich insbesondere auf den Erwerb einer Vielfaltvon spezialisierten Kompetenzen, die in spezi-fischen Arbeits- und Berufsfeldern benötigt wer-den oder die generell in der heutigen Lebens-und Arbeitswelt von Bedeutung sind (socialskills, work skills, diversity skill).

Warum ist es wichtig, dass diese Erfahrungenaußerhalb der Schule gesammelt werden?

Schule kann nur begrenzt auf die Welt außerhalbder Schulen vorbereiten. Die spezifischen Kom-petenzen, die in spezialisierten Arbeits-, Freizeit-und Lebenswelten von Bedeutung sind, sind oftnicht generalisierbar und abstrahierbar. Dahersind arbeits- und lebensnahe Formen des Ler-nens insbesondere für junge Menschen von

großer Bedeutung, weil sie ihnen die Eingliede-rung in die Arbeitswelt und die Gesellschafterleichtern.

Wie wichtig ist dabei der europäische bzw.der internationale Rahmen?

Angesichts einer zunehmenden Globalisierungvon Gesellschaft und Arbeitswelt müssen jungeMenschen heute bereits früh in die Lage versetztwerden, sich mit unterschiedlichen Kulturen,Sprachen und Traditionen auseinanderzusetzen.Der europäische bzw. internationale Rahmenist daher in diesen Austauschprogrammen vonbesonderer Bedeutung.

Wie sehen Sie die Zukunft der non-formalenBildung? Wird es in fünf oder zehn Jahreneine Form der Anerkennung geben? Wäre dieswünschenswert?

Der Trend zur Anerkennung non-formaler Bil-dungsaktivitäten hat sich in den letzten Jahrenbereits stark entwickelt und wird sich meinerMeinung nach auch weiter ausweiten. Nachdemin unserer Gesellschaft immer mehr Lern-aktivitäten auch außerhalb der Schulen organi-siert stattfinden, scheint es mir wichtig, diesesEngagement durch die Suche nach adäquatenFormen der Anerkennung zu unterstützen.

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