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©Ingrid Claas Stand 16. 05. 2016 SOKA-BAU-Tipp.de Rechtsanwältin Ingrid Claas, Wiesbaden Sonderausgabe für Solo-Selbständige der Bauwirtschaft - Ausbildungsförderung und Berufsbildungsbeitrag -

SOKA-BAU-Tipp.de Rechtsanwältin Ingrid Claas, … · Wenn die Berufung wegen der besonderen Bedeutung der Angelegenheit zugelassen wird, ist ein Verfahren vor dem Landesarbeitsgericht

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©Ingrid Claas Stand 16. 05. 2016

SOKA-BAU-Tipp.de

Rechtsanwältin Ingrid Claas, Wiesbaden

Sonderausgabe für Solo-Selbständige der Bauwirtschaft

- Ausbildungsförderung und Berufsbildungsbeitrag -

©Ingrid Claas Stand 16. 05. 2016 Seite 1

SOKA-BAU-Tipp.de

Rechtsanwältin Ingrid Claas, Wiesbaden

Sonderausgabe für Solo-Selbständige der Bauwirtschaft

Thema: Ausbildungsförderung und Berufsbildungsbeitrag

Inhalt:

1. Die wichtigste Frage ist: Soll ich bezahlen oder nicht?

2. Wie entscheiden die Gerichte?

3. Der Gang des Verfahrens bei Nichtzahlen könnte so aussehen:

4. Häufige Fragen:

1. Wer ist betroffen?

2. Wann muss reagiert werden?

3. Was ist, wenn jemand auch mal einen Minijobber gewerblich

beschäftigt?

4. Wer muss sonst noch bezahlen?

5. Bin ich überhaupt Bau?

6. Reicht eine Mitgliedschaft in der Innung?

7. Was sagen die (Bau-)Arbeitgeberverbände zu der neuen Regelung?

8. Was lässt sich dagegen sagen?

9. Sonderfall Fliesenleger?

10. Gibt es einen Weg zurück in die sozialversicherungspflichtige Tätigkeit?

11. Was muss sich ändern?

12. Wer profitiert von der neuen Regelung?

13. Was ist, wenn alle Solo-Selbständigen nicht bezahlen?

14. Praktische Tipps, die jetzt wichtig sind

5. Anlagen:

1. Fragebogen

2. Auszug aus dem Bundesanzeiger vom 14. 7. 2015

3. Auszug aus dem VTV vom 10. 12. 2014

©Ingrid Claas Stand 16. 05. 2016 Seite 2

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Thema: Ausbildungsförderung und Berufsbildungsbeitrag

Genau richtig zur Sommerzeit 2015, in der nicht viel los war, hat die SOKA-BAU

aus Wiesbaden einen Coup gelandet und an geschätzte 40.000 Solohandwerker

oder mehr (?) Informationsbriefe versandt. Im Oktober 2015 wurde für die

Zeit von April bis September 2015 eine Ausbildungsabgabe von 450 Euro

gefordert, jährlich 900 Euro. Die SOKO-BAU beruft sich auf den im Juli 2015

wieder neu vom Arbeitsministerium in Berlin für allgemeinverbindlich erklärten

Bautarifvertrag VTV. Seither steht mein Telefon nicht mehr still. Immer wieder

rufen Handwerker und Journalisten an um zu fragen, ob das rechtens ist.

Die Frage ist vordergründig leicht zu beantworten. Wir haben seit dem 1.1.2015

einen gültigen Tarifvertrag, der am 6.7.2015 für allgemeinverbindlich erklärt

und am 14.7.2015 im Bundesgesetzblatt veröffentlicht wurde. Daher gilt er für

alle, die unter den sogenannten Geltungsbereich des VTV fallen. Die SOKA-BAU

darf als ausführende Stelle den Beitrag geltend machen und einziehen. Sie darf

die Handwerker verklagen, die nicht bezahlen. Trotzdem bleiben viele Fragen.

1. Die wichtigste Frage ist: Soll ich bezahlen oder nicht?

Wer möglichst wenig Ärger und Stress haben will bezahlt (eventuell in kleinen

Raten) ohne Anerkennung einer Rechtspflicht und kündigt in einem Schreiben

an die SOKA-BAU an, dass er den Betrag sofort zurückfordern wird, wenn sich

herausstellt, dass er zu Unrecht gefordert wurde. Eventuell muss noch der

Verzicht auf die Einrede der Verjährung verlangt werden. Wer grundsätzlich der

Meinung ist, dass die SOKA-BAU den Betrag nicht verlangen darf und deshalb

nicht bezahlen will, wartet ohne zu bezahlen bis die Gerichte, auch in seinem

Fall, entschieden haben. Risiko sind dabei die Zinsen, die die SOKA-BAU

zusätzlich verlangt und die Gerichtskosten. Ein Schreiben an die SOKA-BAU ist

dann nicht erforderlich.

©Ingrid Claas Stand 16. 05. 2016 Seite 3

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2. Wie entscheiden die Gerichte?

Das Arbeitsgericht beachtet in der ersten Instanz in der Regel den Tarifvertrag

(VTV) und wird voraussichtlich bei vielen gleichartigen Fällen die Berufung

zulassen. Parallel dazu kann die Allgemeinverbindlicherklärung (AVE) des

Ministeriums beim Landesarbeitsgericht Berlin/Brandenburg (LAG) angegriffen

werden, wenn der Tarifvertrag (2015) nicht im öffentlichen Interesse ist, was

aber nur sehr schwer nachzuweisen ist. Außerdem ist für das LAG ein Anwalt

erforderlich, der in Beschlussverfahren sehr teuer ist, da hier immer ein sehr

hoher Streitwert angenommen wird und nicht nur 450 Euro, bzw. 900 Euro.

Wie geht es weiter bei einer Zahlungsverweigerung eines Solo-Selbständigen

(„Solo-S“), der sich nicht meldet, nicht schreibt oder anruft, bzw. nur seinen

Protest zum Ausdruck bringt?

3. Der Gang des Verfahrens bei Nichtzahlen ist:

Informationsschreiben der SOKA-BAU seit Juli 2015

Rechnung der SOKA-BAU über 450 Euro im Oktober, zahlbar bis 20. 11.

2015

Mahnung ab Dezember, eventuell auch 2. oder 3. Mahnung

Mahnbescheid Arbeitsgericht Wiesbaden (West), Berlin (Ost) ab 4/2016

Ihr Widerspruch muss innerhalb von einer Woche erfolgen – wichtig!

Sonst gibt es einen Vollstreckungsbescheid, mit dem die Zwangsvollstreckung

betrieben werden kann, eventuell sogar mit Besuch vom Gerichtsvollzieher,

was auch mit Kosten verbunden ist, die nicht sein müssen.

Der Gütetermin beim Arbeitsgericht gibt die Möglichkeit seinen

Standpunkt vorzutragen. Dazu ist noch keinen Schriftsatz erforderlich.

Das Gericht kann die Auflage erteilen, den Klageabweisungsantrag

schriftlich zu begründen.

Der Kammertermin beim Arbeitsgericht gibt nochmal die Gelegenheit

die persönliche Situation zu schildern.

©Ingrid Claas Stand 16. 05. 2016 Seite 4

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Argumente können aus dem Tipp verwendet werden, z. B. die Frage, ob ein

„Solo-S“ überhaupt ein Betrieb ist. Das Verfahren kann auf Antrag ausgesetzt

oder zum Ruhen gebracht werden bis über die Zahlungspflicht grundsätzlich

entschieden worden ist. Daher ist es sinnvoll einen Aussetzungsantrag zu

stellen, bis über die Rechtsfrage, ob überhaupt Zahlungspflicht besteht,

höchstrichterlich entschieden wurde.

Nach dem Kammertermin gibt es ein Urteil vom Arbeitsgericht, wenn sich das

Verfahren nicht anderweitig z. B. durch Vergleich (kostenfrei) erledigt.

Wird zugunsten der SOKA-BAU entschieden, betragen die (Gerichts-) Kosten

des Verfahrens (ohne Vergleich) für den Solo-Selbständigen 105 €, und 262,68

€ mit Anwalt, zuzüglich Fahrtkosten zu den beiden Terminen.

Wenn die Berufung wegen der besonderen Bedeutung der Angelegenheit

zugelassen wird, ist ein Verfahren vor dem Landesarbeitsgericht (LAG)

Frankfurt (oder Berlin) möglich, voraussichtlich in 2017. Für die Berufung beim

Landesarbeitsgericht ist ein Anwalt zwingend erforderlich, vorher nicht.

Wenn die Revision wegen der besonderen Bedeutung der Angelegenheit

zugelassen wird, was oft der Fall ist, wenn viele betroffen sind, ist ein Verfahren

vor dem Bundesarbeitsgericht (BAG) in Erfurt möglich, voraussichtlich in 2018.

Eventuell kann auch noch das Bundesverfassungsgericht und der Europäischer

Gerichtshof für Menschenrechte angerufen werden. Frage ist immer, ob der

Tarifvertrag wirksam ist und ob tatsächlich eine Zahlungspflicht besteht.

Je mehr Betroffene von der SOKA-BAU verklagt werden, umso

deutlicher wird die besondere Bedeutung der Angelegenheit.

Das Landesarbeitsgericht Köln hat am 18. 3. 2016 außerhalb des Baubereichs

zum gleichen Thema eine wichtige Entscheidung getroffen und die Revision

zugelassen. Dies ist zwar nur ein erster Trend, er könnte aber auch für die

SOKA-BAU-Verfahren von Bedeutung sein.

©Ingrid Claas Stand 16. 05. 2016 Seite 5

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Neu: Solo-Selbständige Ausbildungsabgabe - Urteil LAG Köln

Auch die Schornsteinfeger haben eine gemeinsame Einrichtung, die für die Förderung der

Ausbildung zuständig ist. Dort gibt es schon seit dem 1. 1. 2013 die Regelung, dass 4,4 % vom

Bruttolohn der gewerblichen Arbeitnehmer abzuführen ist, mindestens jedoch 800 Euro pro

Jahr und Betrieb. Die Regelung ist vom Ministerium am 26. 3. 2013 für allgemeinverbindlich

erklärt worden.

Der Beklagte war Bezirksschonsteinfeger, seit 2012 im Ruhestand und nur noch

nebenberuflich ohne Mitarbeiter tätig. Er war nicht berechtigt, selbst auszubilden, wurde

aber trotzdem mit 4 mal 200 Euro pro Jahr in Anspruch genommen.

Das Arbeitsgericht hat die Klage abgewiesen, das LAG hat das Urteil aufgehoben und den

Beklagten zur Zahlung, bzw. zur Auskunft verurteilt. Die Revision wurde zugelassen.

Aufgrund der Allgemeinverbindlicherklärung gilt der Tarifvertrag auch für den Beklagten,

bzw. für den Betrieb des Beklagten. Das LAG geht davon aus, dass die Einrichtung berechtigt

war, eine entsprechende Regelung zu treffen und dass davon alle Betriebe betroffen sind,

unabhängig davon ob sie ausbilden oder überhaupt berechtigt sind auszubilden. Außerdem

ist bei gemeinsamen Einrichtungen regelmäßig tarifvertraglich geregelt, dass die Arbeitgeber

gemeinsam zur Finanzierung herangezogen werden. Eine gerichtliche Prüfung ist nur in

engen Grenzen möglich. Die Jahresbeitragssumme vom 800 Euro wird als gering angesehen

und orientiert sich an der Jahresbruttolohnsumme von 18.100 Euro. Dem stehen nach der

Auffassung des LAGs auch Regelungen aus dem Grundgesetz nicht entgegen.

Der Beklagte wird vom fachlichen Geltungsbereich des Tarifvertrages erfasst. Er unterhält

einen Gewerbebetrieb. Das LAG schreibt, die Allgemeinverbindlicherklärung sei wirksam,

weil ernsthafte Zweifel im Sinne von § 96 Abs. 6 ArbGG nicht vorgetragen wurden.

Das Urteil kann auf vergleichbare Fälle übertragen werden. Es bestehen keine großen

Unterschiede zwischen dieser Regelung und der Regelung bei der SOKA-BAU oder den

Dachdeckern. Seit April 2016 verschickt die SOKA-BAU Mahnbescheide, gegen die innerhalb

einer Woche Widerspruch eingelegt werden muss. Dann kommt es zu einem Gütetermin

beim Arbeitsgericht. Die Betroffenen haben dann die Möglichkeit ihren Standpunkt zu

erläutern. Wer nicht baulich tätig ist, fällt nicht unter den Geltungsbereich und ist aus

diesem Grund nicht zahlungspflichtig. Wer bauliche Leistungen ausführt, auch als Einzelner,

hat seit dieser Entscheidung, auch wenn sie noch nicht rechtskräftig ist, ein Problem.

©Ingrid Claas Stand 16. 05. 2016 Seite 6

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4. Häufige Fragen

1. Wer ist betroffen?

Alle, die das Ankündigungsschreiben, bzw. die „Rechnung“ erhalten haben.

Wer kein Schreiben erhalten hat und nur von Bekannten weiß, dass die

Schreiben verschickt wurden, wird nur, wenn er sich persönlich meldet,

ebenfalls erfasst und in Anspruch genommen. Sicher ist davon auszugehen,

dass es eine große Zahl von „Solo-S“ gibt, die der SOKA-BAU nicht bekannt sind

und die daher auch keine „Rechnung“ bekommen. Nach welchen Kriterien

gesucht und gefunden wird, ist nicht immer nachvollziehbar. Es gibt auch

Unternehmen mit Mitarbeitern, die nie gefunden werden. Andere werden

rückwirkend für 4 Jahre, mit 1 % Zinsen pro Monat Anspruch genommen.

Tipp dazu: Prüfen Sie immer zuerst, ob Sie wirklich zum Geltungsbereich des

VTV gehören und ob Sie in der richtigen (Sozial-) Kasse sind.

In Wiesbaden gibt es nicht nur die SOKA-BAU, sondern insgesamt 5 Kassen. Die

Bedingungen und Kosten sind sehr unterschiedlich, ebenso der Umgang mit

den „Kunden“, von freundlich bis existenzvernichtend.

Je nach Tätigkeit ist der Geltungsbereich nicht gegeben. Wer als Hausmeister

im Winter Schnee schiebt und im Sommer den Garten macht, gehört nicht

dazu. Das gilt auch für Leute, die nur gelegentlich baulich arbeiten. Der

Geltungsbereich, bzw. die tatsächlichen Tätigkeiten, müssen jeweils einzeln

geprüft werden. Wichtig ist eine gute Dokumentation, wann wie viele Stunden

was genau getan wurde. Sinnvoll sind getrennte Rechnungen, damit nicht alle

Tätigkeiten als baulich gewertet werden, was sie oft gar nicht sind.

2. Wann muss reagiert werden?

Frühestens, wenn die Rechnung eingeht und bezahlt werden soll, spätestens

wenn ein Mahnbescheid vom Arbeitsgericht eingeht, aktuell ab April 2016.

©Ingrid Claas Stand 16. 05. 2016 Seite 7

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3. Was ist, wenn jemand auch mal einen Minijobber gewerblich beschäftigt?

Wenn die SOKA-BAU weiß, in welchem Zeitraum jemand beschäftigt war, z. B.

vom 1. bis 8. August, oder immer mal wieder, muss der Minijobber bei der

Abrechnung berücksichtigt werden. Dann wird ein normaler Kassenbeitrag für

die entsprechende Zeit fällig und daneben dann die (Rest-)Pauschale, was

einzeln berechnet werden muss und mit erheblicher zusätzlicher Arbeit

verbunden ist. Wer nur im Büro einen Minijobber beschäftigt, häufig die

Ehefrau für Rechnungen und Buchhaltung, musste bisher nichts bezahlen. Die

Pauschale für die „Betriebsrente“ wird erst bei Zahlungen über 450 € fällig.

Beim Berufsbildungsbeitrag spielt diese Unterscheidung keine Rolle.

4. Wer muss sonst noch bezahlen?

Auch kleine Unternehmen, die ständig einen gewerblichen Arbeitnehmer

beschäftigen, müssen neben den normalen Beiträgen noch einen Rest

Ausbildungsumlage bezahlen. Nur wer Lohnkosten von mehr als 43.000 Euro

(Arbeitnehmer brutto) im Jahr hat, liegt über dem Ausbildungssatz von 2.1%

(=903 Euro).

5. Bin ich überhaupt Bau?

Die Frage ist, wer gehört zum Geltungsbereich des Tarifvertrages VTV. Auch bei

„Solo-S“ muss zuerst geklärt werden, ob überhaupt bauliche Arbeiten

ausgeführt werden. Wer nur die Baustelle reinigt, wenn die anderen schon

längst wieder weg sind, oder Steine nach dem Abbruch sortiert, gehört zum

Beispiel nicht dazu. Das gilt auch für „Grünarbeiter“, die nur Garten-, Rasen-

und Baumarbeiten machen oder für reine LKW-Fahrer, die nicht neben einem

Bagger auf der Baustelle stehen.

Ob jemand dazu gehört ist häufig sehr leicht, manchmal aber auch sehr schwer

zu beantworten. Die klassischen Bauberufe wie Fliesenleger, Baggerfahrer und

©Ingrid Claas Stand 16. 05. 2016 Seite 8

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Maurer usw. gehören immer dazu, ebenso Hochbau, Tiefbau, Straßenbau oder

Kanalbau. Im Tarifvertrag gibt es eine Liste von 42 Tätigkeiten (siehe Anlage),

die eindeutig sind. Dazu kommt dann die Generalklausel, „alles was Bau ist“.

Hier kann man dann schon wieder überlegen.

Grundsätzlich gehören auch die Dachdecker, Gerüstbauer, Steinmetze und

Maler dazu. Hier gibt es jedoch die Besonderheit, dass sie auch zu einer

spezielleren Kasse in Wiesbaden gehören können, wenn das, was sie machen

zu mehr als 50 % zu der anderen Kasse gehört. Die Gerüstbauer sind teurer, die

Maler günstiger als SOKA-BAU. Nur für die (Solo-) Dachdecker gibt es jetzt

auch die zusätzliche Abgabe von monatlich (nur) 55 Euro, SOKA-BAU 75 Euro.

Weiter ist die spannende Frage, was ist mit den klassischen Handwerkern, den

Tischlern, Schreinern, Elektrikern, Glasern oder Parkettlegern? Für sie und für

ähnliche Berufe gibt es eigentlich eine Ausnahmeregelung im Abschnitt VII,

teilweise dann auch noch mit Rückausnahme. Gilt das auch hier?

Es gibt fast 1200 Gerichtsentscheidungen zu diesem Thema und immer noch

Fälle, die neu sind und noch entschieden werden müssen. Das macht die

Prüfung unübersichtlich. Die 42 Punkte sind unten, auf der Seite www. SOKA-

BAU-Tipp.de, im Tarifvertrag in § 1 VTV und auch über das Ministerium zu

finden. Wer sich nach intensiver Prüfung immer noch nicht sicher ist, ob er

überhaupt baulich ist, kann sich telefonisch beraten lassen. Firmen treffen

häufig eine Zeitvereinbarung hinsichtlich der Kosten.

Für „Solo-S“ biete ich eine Sonderberatung für 90 Euro incl. MwSt.an.

6. Reicht eine Mitgliedschaft in der Innung?

Die Mitgliedschaft in einer Fach-Innung ist eine Kostenfrage. Der klassische

Tischler, der, das ist wichtig, als Tischler arbeitet, kann auch als „Solo-S“ mit

befreiender Wirkung gegenüber der SOKA-BAU in die Tischlerinnung

aufgenommen werden. Viele sind auch bereits Innungsmitglied. Die Kosten

©Ingrid Claas Stand 16. 05. 2016 Seite 9

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sind unterschiedlich und liegen bei ca. 600 Euro pro Jahr.

Tatsächlich gibt die Innung Vorteile für ihre Mitglieder, die die SOKA-BAU nicht

bietet. Wer kann und die Voraussetzungen erfüllt, sollte daher sofort Kontakt

zu seiner Innung aufnehmen und sich beraten lassen.

Ein Problem könnte sein, dass reine Montagearbeiten, die auch bei Tischlern

immer häufiger werden, nicht zur Befreiung führen. Sinnvoll ist es sich bei der

zuständigen Innung, eventuell auch bei dem zuständigen Arbeitgeberverband

zu erkundigen, wie die Aufnahmebedingungen sind und ob „Solo-S“ zu einem

reduzierten Beitrag aufgenommen werden können. Die Mitgliedschaft in einer

schon bestehenden Organisation ist leichter als die Gründung einer neuen

Gruppe. Außerdem: Jeder Unternehmer bestimmt den Schwerpunkt seiner

Tätigkeit selbst. Wer überwiegend nicht baulich arbeitet, gehört nicht dazu.

Wer in der Zukunft Tätigkeiten ausführt, die nicht dazu gehören, gehört für die

Zukunft nicht mehr dazu. Überprüft wird immer jedes einzelne Kalenderjahr.

Ein Tischler z. B. muss die Fenster, die er einbauen will, wenigstens teilweise

selbst herstellen, statt sie fertig zu kaufen, um nicht SOKA-BAU-pflichtig zu sein.

7. Was sagen die (Bau-)Arbeitgeberverbände zu der neuen Regelung?

Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes, ZDB, ist auf Arbeitgeberseite

Tarifvertragspartner der Gewerkschaft und verantwortlich für die SOKA-BAU,

die nur ausführendes Organ ist. Er führt drei Gründe für den neuen Beitrag an:

„1. Größere Beitragsgerechtigkeit: Auch die Chefs der Einmannbetriebe seien

irgendwann in einem Baubetrieb ausgebildet worden und hätten von der

solidarischen Ausbildungsfinanzierung profitiert. Wenn sie selbst einen Lehrling

ausbilden, erhalten sie Erstattungsleistungen der SOKA BAU, obwohl sie keinen

Beitrag gezahlt haben. Das sei von vielen Zahlern als ungerecht empfunden

worden. Zudem könnten sie ja irgendwann von gut ausgebildeten Fachkräften

profitieren.“

©Ingrid Claas Stand 16. 05. 2016 Seite 10

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„2. Weniger Wettbewerbsverzerrungen: Alleinhandwerker müssen keine

Mindestlöhne einhalten und keine Sozialversicherungsbeiträge abführen. Das

führe zu Wettbewerbsvorteilen.“

„3. Weniger Scheinselbständigkeit: In den letzten Jahren sei die Zahl der

Einmannbetriebe im Bauhandwerk stark angestiegen“ berichtet der ZDB.

„Grund sei hauptsächlich der Wegfall der Meisterpflicht zum Beispiel im

Fliesenlegerhandwerk. Viele Soloselbständige würden aber tatsächlich nicht

eigenständig arbeiten, sondern faktisch als abhängig beschäftigte

Arbeitnehmer.“

8. Was lässt sich dagegen sagen?

Zu 1. Nicht jeder Solo-Selbständige ist ausgebildet. Wenn doch, dann hat der

Betrieb eine Ausbildungsbeihilfe erhalten, nicht der Auszubildende selbst.

Außerdem wird auch während der Zeit der Ausbildung für weniger Geld viel

gearbeitet. Das Unternehmen, das ausbildet, hat nicht nur Nachteile, sondern

auch Vorteile.

Viele Unternehmen aus dem Handwerk bezahlen Beiträge, bilden aus und

bekommen keine Ausbildungsförderung, weil sie nicht im Ausbildungskatalog

stehen. Wie gerecht ist das denn?

Wer als „Solo-S“ gerade mal 1000 Euro im Monat verdient, kann sich keinen

Facharbeiter leisten, der mindestens das Doppelte kostet, zuzüglich SOKA-BAU

Beitrag. Wie soll das funktionieren?

Die meisten „Solo-S“ dürfen nicht ausbilden und können sich auch keine

Mitarbeiter leisten. Sie wollen mit dem wenigen Geld, das sie verdienen, nicht

auch noch die gut verdienende Konkurrenz unterstützen, was verständlich ist.

Zu 2. Alleinhandwerker haben keine Wettbewerbsvorteile. Das gibt der Markt

nicht her. Sie müssen ihre soziale Absicherung komplett selbst bezahlen, den

©Ingrid Claas Stand 16. 05. 2016 Seite 11

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vollen Krankenkassenbeitrag von wenigstens 350 Euro (Mindestbeitrag), auch

wenn der Monat nicht so gut war und es bleibt meistens nichts oder nur wenig

für die Rentenversicherung übrig. Einen bezahlten Urlaub gibt es nicht.

Krankwerden führt ebenfalls zu Einkommenseinbußen und darf nicht sein.

Die Arbeitgeberverbände könnten dafür sorgen, dass die Subunternehmer fair

bezahlt werden, incl. anteiliger Krankenkasse. Stattdessen werden die Solo-

Selbständigen jetzt zusätzlich in Anspruch genommen, was nicht hinnehmbar

ist. Sie sind nicht in der Lage die Verhältnisse, die sie sich in der Regel nicht

selbst ausgesucht haben, zu ändern.

Zu 3. Nicht der Wegfall der Meisterpflicht ist schuld an der steigenden Zahl der

„Solo-S“, sondern die Sparpraxis der großen Unternehmen. Wer einen

regulären Arbeitsvertrag hat, muss nicht für die Hälfte der Vergütung/Kosten

selbständig sein. Die großen Firmen, die alle Mitglied in den beiden

Arbeitgeberverbänden sind und dort auch mitbestimmen, gliedern ganze

Abteilungen aus, um die alten Arbeitnehmer als Subunternehmer („Subs.“)

oder als „Solo-S“ zu Dumpingpreisen weiter zu beschäftigen. Sie sparen

Sozialversicherung und sogar noch den SOKA-BAU Beitrag für die Leute. Da ist

es schon fast genial, wenn nicht nur die „Subs“, sondern jetzt auch noch die

Solo-Selbständigen mit einem SOKA-BAU-Beitrag belastet werden. Es ist eine

Verschiebung von Rechten und Pflichten, die nicht länger hinnehmbar ist. Hier

stellt sich einmal mehr die Frage, was dürfen die Tarifvertragsparteien noch

alles? Lässt sich das noch mit Art. 9 Grundgesetz vereinbaren? Ist die Regelung

überhaupt zulässig und wenn doch, verhältnismäßig? Dürfen einige wenige

über die Köpfe von so vielen hinweg einfach entscheiden, ohne dass die

Betroffenen, die weder Arbeitnehmer noch Arbeitgeber sind, mitreden und

mitentscheiden können? Keiner hat bei den Tarifvertragsverhandlungen ihre

Interessen vertreten. Das halte ich für einen schwerwiegenden Systemfehler.

Angeblich dürfen bei der Ausschusssitzung im Ministerium alle dabei sein. Die

Realität ist anders. Wie wäre es: Schreiben Sie dem Ministerium, am besten mit

Einschreiben/Rückschein, dass Sie bei der nächsten Sitzung dabei sein

möchten.

©Ingrid Claas Stand 16. 05. 2016 Seite 12

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9. Sonderfall Fliesenleger?

Im Handwerksblatt beklagt der ZDB-Jurist Wohlpfeil, dass von 60.000

Fliesenlegerbetrieben 40.000 Solo-Selbständige seien, die „ihnen das Leben

schwer machen.“ Er geht davon aus, dass es sich bei diesen Menschen zum

großen Teil um Scheinselbständige handelt, die massenweise, im großen

Umfang … für wen denn nur … arbeiten?

Ihnen soll durch die neue Abgabe, durch eine Pflichtversicherung in der

gesetzlichen Unfallversicherung und durch schärfere Kontrollen z. B. bezüglich

der Krankenversicherung weiter das Leben schwer gemacht werden. Warum

und mit welchem Ziel/Erfolg? Hartz IV und Schwarzarbeit?

Sollen hier die Opfer einer verfehlten Arbeitsmarktpolitik geschlagen werden,

während die Täter in aller Ruhe finanziell profitieren? Oder wäre es nicht

endlich an der Zeit den Auftraggebern das Handwerk zu legen, wenn sie sich so

extrem unsozial verhalten?

Scheinselbständig ist wer 5/6 seiner Arbeitszeit bei einem Auftraggeber

verbringt und mehr oder weniger deutlich erkennbar in seinen Betrieb

eingegliedert ist. Wer seine Arbeitszeit nicht mehr selbst bestimmen darf,

keinen Ersatz schicken, wenn er selbst keine Zeit hat, Werkzeuge und Material

vom Auftraggeber benutzt, statt seinen eigenen Hammer mitzubringen, ist eher

„nicht selbständig“. Dazu gibt es einen großen Katalog weiterer Kriterien, die

immer in die gleiche Richtung zeigen: Gibt es eine persönliche Abhängigkeit

von einem Auftraggeber oder hat der Selbständige ausreichend viele

verschiedene Auftraggeber. Ob jemand in der gesetzlichen Unfallversicherung

versichert ist und krankenversichert, spielt dabei nicht die geringste Rolle.

Als Sozialrechtlerin bin ich der Auffassung: Wer arbeitet, bzw. speziell wer

gewerblich arbeitet, sollte ohne Ausnahme gegen Arbeitsunfälle bei der BG

versichert sein, besonders Einzelkämpfer, die sonst keinen sozialen Schutz

haben. Vor vielen Jahren habe ich eine selbständige Journalistin beraten. Auch

sie habe ich auf die BG hingewiesen. Sie ist meinem Rat gefolgt. Als sie bei

©Ingrid Claas Stand 16. 05. 2016 Seite 13

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einer Dienstreise einen schweren Unfall hatte, übernahm die BG alle Kosten.

Sie bekam Verletztengeld und sogar eine Haushaltshilfe. Ohne BG wäre sie bei

Hartz IV gelandet.

Die Mitgliedschaft in einer Krankenkasse ist seit 2007 Pflicht. Die Frage ist nur,

wird der Krankenversicherungsbeitrag noch bezahlt, wenn das Geld nicht reicht

um alle Ausgaben des Monats zu bestreiten. Dann ist die Selbständigkeit nicht

die beste Lösung.

10. Gibt es einen Weg zurück in die sozialversicherungspflichtige Tätigkeit?

Lieber ZDB, wirf alle Mitglieder aus deinem Verband, die sich auf Kosten von

„Subs“ und „Solo-S“ bereichern und nimm sie erst wieder auf, wenn sie die

Leute unbefristet sozialversicherungspflichtig beschäftigen. Dann gibt es wieder

viele reguläre Beiträge mehr zur SOKA-BAU. Auf so wilde Konstruktionen wie

die Abgabe kann dann sehr gut verzichtet werden.

Liebe 40.000 Solo-Fliesenleger, bitte melden Sie sich bei der Agentur für

Arbeit, wenn Sie weniger als 1500 Euro im Monat verdienen und stellen Sie sich

dem Arbeitsmarkt zu den Bedingungen aus dem Bau-Tarifvertrag zur

Verfügung, Stundenlohn mindestens 11.25 Euro, Facharbeiter 14,45 Euro, 30

Tage bezahlten Urlaub, 6 Wochen Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, nur

sozialversicherungspflichtig und keine Verleihfirma, die keinen Baulohn bezahlt.

Dies gilt für alle „Solo-S“, die viel arbeiten und weniger als Mindestlohn nach

Abzug der Krankenkasse verdienen: Melden Sie sich arbeitssuchend. Geben Sie

den Mitgliedern der ZDB die Möglichkeit Sie als Arbeitnehmer zu gewinnen.

Wer es auf diese Weise schafft vor Alter 55 Jahre wieder in die gesetzliche

Krankenversicherung zu kommen, kann 3 Tage feiern. Die Beiträge der privaten

Krankenversicherung sind teuer und ab 55 Jahre ist ein Wechsel nicht mehr

möglich.

©Ingrid Claas Stand 16. 05. 2016 Seite 14

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11. Was muss sich ändern?

Der Umgang mit Arbeit muss sich in Deutschland wieder grundsätzlich ändern.

Was ist Sinn und Zweck von Tarifverträgen? Sie sollen das Verhältnis von

Arbeitgebern und Arbeitnehmern regeln, die Arbeitsbedingungen festlegen,

den Lohn und den Urlaub. „Solo-Selbständige“ sind weder Arbeitnehmer noch

Arbeitgeber. Sie schließen auch keinen Vertrag mit sich selbst und es gibt im

Sinne eines Tarifvertrages nichts zu regeln.

Die Tarifvertragsparteien berufen sich bei der Begründung der letzten TV-

Änderung auf den Begriff des Betriebes. Sie meinen jeder Betrieb müsse erfasst

und in Anspruch genommen werden. Ist tatsächlich jeder „Solo-S“ ein Betrieb?

Die Definition, was ein Betrieb ist, ist je nach Blickwinkel, sehr unterschiedlich.

Wer selbständig ist und keine Mitarbeiter beschäftigt ist nicht automatisch

Arbeitgeber. Er vergibt keine Arbeit. Viele haben auch nicht vor, Arbeitnehmer

oder Auszubildende einzustellen oder können sich das gar nicht leisten.

12. Wer profitiert von der neuen Regelung?

Betriebe, die ausbilden, profitieren in erster Linie, da sie erhebliche Beihilfen

erhalten, warum überhaupt? Die Malerkasse, die es in Wiesbaden auch gibt,

hat gar keine Abgabe für Ausbildung. Ist das ein Problem für die Kasse oder für

die Ausbildungsunternehmen? Offensichtlich nicht.

Ich bin mit meiner Kanzlei Ausbildungsbetrieb seit 1990, aktuell mit der 9.

Auszubildenden und bisher ohne Beihilfen ausgekommen. Ich will jetzt auch,

dass die Kollegen, die nicht ausbilden, meine Ausbildungskosten bezahlen.

Warum müssen die Bildungseinrichtungen, die beauftragt werden, so intensiv

profitieren? Wer sind überhaupt die Träger? Muss das wirklich alles sein?

Die vorläufig geschätzten 40.000 „Solo-S“ sollen ohne Gegenleistung pro Jahr

36 Millionen Euro (40 000 x 900 €) bezahlen. Kein Wunder, dass die

©Ingrid Claas Stand 16. 05. 2016 Seite 15

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Arbeitgeberverbände den Vorschlag gut finden. In dieser Höhe werden ihre

Mitglieder entlastet. Auf Nachfrage hat die SOKA-BAU die genaue Zahl der

„Solo-S“ nicht mitgeteilt, mehrere 10.000 lautete die vage Antwort gegenüber

einem Journalisten. Wenn es bereits 40.000 Solo-Fliesenleger gibt, muss die

Gesamtzahl sehr viel höher sein und dementsprechend auch der Betrag, der

insgesamt gefordert wird.

Angeblich hat es in der Zeit von 2010 bis 2013 durchschnittlich 650

Leistungsanträge mit bis zu 30.000 Euro Zuschuss gegeben. Dafür sollen jetzt

alle bezahlen. Bei 3 Jahren Ausbildung werden maximal 17 Monate von 36

gefördert, das sind 14.982 Euro Erstattung für Ausbildungsvergütung. Wo bleibt

der Rest zu 30.000 Euro und zu den min. 36 Millionen?

Dazu dann doch noch einmal die Frage: Muss das wirklich sein?

Bei einem immer größer werdenden Facharbeitermangel muss auch ohne

massive finanzielle Anreize in der Zukunft wenigstens für den eigenen Betrieb

ausgebildet werden.

13. Was ist, wenn alle Solo-Selbständigen nicht bezahlen?

Dann haben die Tarifvertragsparteien und die SOKA-BAU ein Problem.

Jeder Solo-Selbständige darf die Rechtmäßigkeit der Forderung gerichtlich

überprüfen lassen ohne dadurch Nachteile zu haben, jedes Jahr aufs Neue.

Die Gerichtskosten betragen bei einem Streitwert von 450 Euro maximal 105

Euro. Ein Anwalt ist in der ersten Instanz nicht erforderlich. Den Gerichtstermin

in Wiesbaden kann man gut mit einem Ausflug verbinden, den Termin in Berlin

mit einem Besuch im Bundestag und im Bundesarbeitsministerium von Frau

Nahles (SPD). Sie können sich auch direkt an Ihre Abgeordnete, Ihren

Abgeordneten im Deutschen Bundestag wenden. Sie werden feststellen, die

meisten nicht wissen um was es geht, die anderen sind grundsätzlich dafür. Es

ist sehr schwer im politischen Bereich Verbündete finden.

©Ingrid Claas Stand 16. 05. 2016 Seite 16

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14. Praktische Tipps, die jetzt wichtig sind:

Schreiben Sie immer auf alle Schriftstücke, die Sie erhalten das Eingangsdatum.

Kopieren Sie alle Schreiben, die Sie verschicken. Heften Sie alle Schriftstücke

chronologisch, nach Datum, ab. Das erleichtert die Arbeit und ist nicht so

selbstverständlich, wie Sie vielleicht glauben.

Erkundigen Sie sich so schnell wie möglich, ob es eine Innung gibt, die Sie mit

befreiender Wirkung gegenüber der SOKA-BAU aufnehmen könnte und was das

genau kostet. Der Aufnahmeantrag, die Satzung und die Aufnahme selbst

gehört dann wieder in Ihren Ordner, sowie alle Informationen, die Sie dazu

erhalten haben.

Überlegen Sie sich genau, was der Schwerpunkt Ihrer beruflichen Tätigkeit ist

und ob Sie einen der 42 Punkte erfüllen oder die Generalklausel aus § 1. Führen

Sie Stundenlisten mit genauen Angaben, wann was gearbeitet wurde und für

welchen Auftraggeber. Versuchen Sie diese Liste ab dem 1. 1. 2015 zu erstellen.

Jedes einzelne Jahr wird einzeln bewertet. Ein Jahr hat 52 mal 40 Stunden

gleich 2080 Stunden, bei Teilzeit weniger, bei Überstunden mehr.

Wenn Sie unterschiedliche Tätigkeiten ausführen, schreiben Sie verschiedene

Listen. Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Tätigkeiten, die

überwiegend ausgeführt worden sind, zu mehr als 50 %.

Häufig wird gefragt, ob der SOKA-BAU Fragebogen ausgefüllt werden muss und

ob ein Mitarbeiter der SOKA-BAU zum Kontrollieren kommen darf. Beim

Arbeitsgericht muss immer die Kasse beweisen, dass Sie zum Geltungsbereich

des Tarifvertrages gehören. Je mehr Informationen Sie dem „Gegner“ geben,

desto besser sind seine Chancen, den Prozess zu gewinnen. Daher muss immer

gut überlegt werden, welche Informationen Sie weitergeben.

Wer eindeutig nicht dazu gehört, kann/sollte dies sofort mitteilen: z. B. Garten-,

Grünarbeiten, Landwirtschaft, Reinigung, Winterdienst, nur Produktion und

Verkauf, kein Bau im weitesten Sinn.

©Ingrid Claas Stand 16. 05. 2016 Seite 17

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Rechtsanwältin Ingrid Claas, Wiesbaden

Wer sich nicht sicher ist, muss sich vorher beraten lassen, um keinen Fehler zu

machen. Das Baunebengewerbe gehört üblicherweise genauso dazu wie der

Einbau von Fenstern und Türen, praktisch alles vom Boden bis zum Dach.

Die Schreiben der SOKA-Bau wirken manchmal amtlich. Sie sind es nicht. Die

Kasse ist eine private Einrichtung der Tarifvertragsparteien. Sie darf nur zu

Besuch kommen, wenn sie eingeladen ist. Ein eigenes Recht die Rechnungen

und die Bücher einzusehen hat die SOKA-BAU nicht.

Liebe(r) Solo-Selbständige,

ich hoffe, ich helfe Ihnen mit dieser Sonderausgabe weiter. Wenn Sie sich für

die Premiumausgabe entschieden haben, notieren Sie Ihre Fragen und rufen

Sie mich an, bzw. vereinbaren Sie einen Telefontermin.

Wenn Sie den beigefügten Fragebogen ausfüllen und vorab per Fax oder Email

schicken, kann ich mich schon vor dem Telefonat mit Ihren Fragen befassen.

Abschließend noch ein Hinweis zum Urheberrecht:

Die Argumente können Sie gerne für Ihren persönlichen Gebrauch verwenden.

Bitte beachten Sie das Urheberrecht. Verbreiten Sie den Report nicht weiter,

auch nicht ausschnittsweise, sondern verweisen Sie auf meine Website und

empfehlen Sie den Report anderen Solo-Selbständigen.

Ingrid Claas Wiesbaden, den 16. 05. 2016

Rechtsanwältin

Gernotstr. 35

65205 Wiesbaden

Tel.: 0611/376036

Fax: 0611/303843

Email: [email protected]

©Ingrid Claas Stand 16. 05. 2016 Seite 18

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Rechtsanwältin Ingrid Claas, Wiesbaden

Fragebogen „SOLO-SELBSTÄNDIGE“

Erlernter Beruf: Ausgeübter Beruf:

Meister:

Was genau: seit wann selbständig:

freiwillig selbständig:

ausbildungsberechtigt: an der Einstellung von

Arbeitnehmern interessiert:

mit wem zusammen tätig: Stundensatz:

eigener Kundenstamm:

Bruttojahreseinkommen

vor Steuern 2014: 2013:

Krankenkassenbeitrag: Unfallversicherung:

Rentenversicherung: Innung:

Familienverhältnisse:

Früherer Kontakt zur SOKA-BAU: zum Zoll:

Zur Bundesagentur für Arbeit:

Arbeitsgericht Mahnbescheid vom Betrag: Az.:

Mahnbescheid vom Betrag: Az.:

Ich will nicht bezahlen, weil:

Name, Adresse,Telefon:

Datum/Unterschrift

©Ingrid Claas Stand 16. 05. 2016 Seite 19

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Rechtsanwältin Ingrid Claas, Wiesbaden

Aus dem Bundesanzeiger vom 14. 7. 2015:

Bekanntmachung über die Allgemeinverbindlicherklärung eines Tarifvertrags für das Baugewerbe

vom 6.7.2015

Auf Grund des § 5 Absatz 1a in Verbindung mit Absatz 2 und 7 des Tarifvertragsgesetzes (TVG),

dessen Absatz 1a durch Artikel 5 Nummer 1 Buchstabe b des Gesetzes vom 11. August 2014 (BGBl. I

S. 1348) eingefügt und dessen Absatz 7 durch Artikel 5 Nummer 1 Buchstabe d des Gesetzes vom 11.

August 2014 (BGBl. I S. 1348) geändert worden ist, wird auf gemeinsamen Antrag der

Tarifvertragsparteien und im Einvernehmen mit dem Tarifausschuss der

Tarifvertrag über das Sozialkassenverfahren im Baugewerbe (VTV) vom 3. Mai 2013 in der Fassung

der Änderungstarifverträge vom 3. Dezember 2013 und vom 10. Dezember 2014,

– kündbar zum 31. Dezember –

abgeschlossen zwischen der Industriegewerkschaft Bauen – Agrar – Umwelt, Bundesvorstand, Olof-

Palme-Straße 19, 60439 Frankfurt am Main, einerseits, sowie dem Zentralverband des Deutschen

Baugewerbes e.V., Kronenstraße 55 – 58, 10117 Berlin, und dem Hauptverband der Deutschen

Bauindustrie e.V., Kurfürstenstraße 129, 10785 Berlin, andererseits,

mit Wirkung vom 1. Januar 2015

mit den unten näher bezeichneten Einschränkungen und den dort aufgeführten Hinweisen für

allgemeinverbindlich erklärt.

Geltungsbereich des Tarifvertrags:

räumlich: Das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland;

betrieblich: der betriebliche Geltungsbereich ist in der Anlage (§ 1 Absatz 2 des Tarifvertrags)

abgedruckt;

persönlich: Erfasst werden

1. gewerbliche Arbeitnehmer,

2. Angestellte, die eine nach den Vorschriften des Sechsten Buches Sozialgesetzbuch – Gesetzliche

Rentenversicherung – (SGB VI) versicherungspflichtige Tätigkeit ausüben,

3. dienstpflichtige Arbeitnehmer, die bis zur Einberufung zur Ableistung ihrer gesetzlichen

Dienstpflicht eine nach den Vorschriften des SGB VI versicherungspflichtige Tätigkeit ausgeübt

haben,

©Ingrid Claas Stand 16. 05. 2016 Seite 20

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4. Auszubildende, die in einem anerkannten Ausbildungsverhältnis im Sinne des

Berufsbildungstarifvertrags ausgebildet werden und eine nach den Vorschriften des SGB VI

versicherungspflichtige Tätigkeit ausüben.

Nicht erfasst werden die unter § 5 Absatz 2 Nummer 1 bis 4 und Absatz 3 des

Betriebsverfassungsgesetzes fallenden Personen sowie – im Gebiet der fünf neuen Bundesländer und

des Ostteils des Landes Berlin – die in Satz 1 Nummer 2 und 3 aufgeführten Arbeitnehmer. Nicht

erfasst werden zudem Angestellte, die eine geringfügige Beschäftigung im Sinne des § 8 des Vierten

Buches Sozialgesetzbuch (SGB IV) ausüben.

Die Allgemeinverbindlicherklärung des Tarifvertrags ergeht mit folgenden Maßgaben:

1. Einschränkung der Allgemeinverbindlicherklärung auf Antrag

Die Allgemeinverbindlicherklärung wird gemäß den Maßgaben in der Bekanntmachung über die

Allgemein­verbindlich­erklärung eines Tarifvertrags für das Baugewerbe vom 6. Juli 2015 BAnz AT

14.07.2015 B1 eingeschränkt.

2. Weitere Einschränkungen der Allgemeinverbindlicherklärung

Soweit Bestimmungen des Tarifvertrags auf Bestimmungen anderer Tarifverträge verweisen, erfasst

die Allgemeinverbindlicherklärung die verweisenden Bestimmungen nur, wenn und soweit die in

Bezug genommenen tariflichen Regelungen ihrerseits für allgemeinverbindlich erklärt sind.

3. Die Allgemeinverbindlicherklärung ergeht mit den Hinweisen

a) § 23 des Tarifvertrags über das Sozialkassenverfahren schließt nicht die Möglichkeit aus,

gegebenenfalls gemäß der Verordnung (EU) Nr. 1215/2012 des Europäischen Parlaments und des

Rates vom 12. Dezember 2012 über die gerichtliche Zuständigkeit und die Anerkennung und

Vollstreckung von Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen in einem anderen Staat Klage zu

erheben.

b) Bei der Anwendung des § 29 Absatz 1 und 2 des Tarifvertrags über das Sozialkassenverfahren sind

die zwingenden Vorschriften des Versicherungsaufsichtsgesetzes und des Aktiengesetzes zu

beachten.

Der Tarifvertrag ist in der Anlage abgedruckt. Der Tarifvertrag ist vom Arbeitgeber gemäß § 5 Absatz

4 Satz 2 TVG auch dann einzuhalten, wenn er nach § 3 TVG an einen anderen Tarifvertrag gebunden

ist.

Arbeitgeber und Arbeitnehmer, für die der Tarifvertrag infolge der Allgemeinverbindlicherklärung

verbindlich ist, können von einer der Tarifvertragsparteien eine Abschrift des Tarifvertrags gegen

Erstattung der Selbstkosten (Papier- und Vervielfältigungs- oder Druckkosten sowie das

Übersendungsporto) verlangen.

Berlin, den 6. Juli 2015 IIIa 6 - 31241 - Ü - 14 b/73 - Die Bundesministerin für Arbeit und Soziales

©Ingrid Claas Stand 16. 05. 2016 Seite 21

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Rechtsnormen des Tarifvertrags über das Sozialkassenverfahren im

Baugewerbe (VTV) vom 3. Mai 2013 in der Fassung vom 3. Dezember

2013 und 10. Dezember 2014

§ 1 Geltungsbereich

(1) Räumlicher Geltungsbereich

Das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland.

(2) Betrieblicher Geltungsbereich

Betriebe des Baugewerbes. Das sind alle Betriebe, die unter einen der nachfolgenden Abschnitte I bis

IV fallen.

Abschnitt I

Betriebe, die nach ihrer durch die Art der betrieblichen Tätigkeiten geprägten Zweckbestimmung und

nach ihrer betrieblichen Einrichtung gewerblich Bauten aller Art erstellen.

Abschnitt II

Betriebe, die, soweit nicht bereits in Abschnitt I erfasst, nach ihrer durch die Art der betrieblichen

Tätigkeiten geprägten Zweckbestimmung und nach ihrer betrieblichen Einrichtung gewerblich

bauliche Leistungen erbringen, die – mit oder ohne Lieferung von Stoffen oder Bauteilen – der

Erstellung, Instandsetzung, Instandhaltung, Änderung oder Beseitigung von Bauwerken dienen.

Abschnitt III

Betriebe, die, soweit nicht bereits in Abschnitt I oder II erfasst, nach ihrer durch die Art der

betrieblichen Tätigkeiten geprägten Zweckbestimmung und nach ihrer betrieblichen Einrichtung –

mit oder ohne Lieferung von Stoffen oder Bauteilen – gewerblich sonstige bauliche Leistungen

erbringen.

Abschnitt IV

Betriebe, in denen die nachstehend aufgeführten Arbeiten ausgeführt werden:

1. Aufstellen von Gerüsten und Bauaufzügen;

2. Bauten- und Eisenschutzarbeiten;

©Ingrid Claas Stand 16. 05. 2016 Seite 22

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3. Technische Dämm-(Isolier-)Arbeiten, insbesondere solche an technischen Anlagen, soweit nicht in

Abschnitt II oder III erfasst, einschließlich von Dämm-(Isolier-)Arbeiten an und auf Land-, Luft- und

Wasserfahrzeugen.

4. Erfasst werden auch solche Betriebe, die im Rahmen eines mit einem oder mehreren Betrieben

des Baugewerbes bestehenden Zusammenschlusses – unbeschadet der gewählten Rechtsform – für

die angeschlossenen Betriebe des Baugewerbes entweder ausschließlich oder überwiegend die

kaufmännische Verwaltung, den Vertrieb, Planungsarbeiten, Laborarbeiten oder Prüfarbeiten

übernehmen oder ausschließlich oder in nicht unerheblichem Umfang (zumindest zu einem Viertel

der betrieblichen Arbeitszeit) den Bauhof und/oder die Werkstatt betreiben, soweit diese Betriebe

nicht von einem spezielleren Tarifvertrag erfasst werden.

Abschnitt V

Zu den in den Abschnitten I bis III genannten Betrieben gehören z. B. diejenigen, in denen Arbeiten

der nachstehend aufgeführten Art ausgeführt werden:

1. Abdichtungsarbeiten gegen Feuchtigkeit;

2. Aptierungs- und Drainierungsarbeiten, wie das Entwässern von Grundstücken und urbar zu

machenden Bodenflächen einschließlich der Grabenräumungs- und Faschinierungsarbeiten, des

Verlegens von Drainagerohrleitungen sowie des Herstellens von Vorflut- und Schleusenanlagen;

3. Asbestsanierungsarbeiten an Bauwerken und Bauwerksteilen (z. B. Entfernen, Verfestigen,

Beschichten von ­Asbestprodukten);

4. Bautrocknungsarbeiten, d. h. Arbeiten, die unter Einwirkung auf das Gefüge des Mauerwerks der

Entfeuchtung dienen, auch unter Verwendung von Kunststoffen oder chemischen Mitteln sowie

durch Einbau von Kondensatoren;

5. Beton- und Stahlbetonarbeiten einschließlich Betonschutz- und Betonsanierungsarbeiten sowie

Armierungsarbeiten;

6. Bohrarbeiten;

7. Brunnenbauarbeiten;

8. chemische Bodenverfestigungen;

9. Dämm-(Isolier-)Arbeiten (z. B. Wärme-, Kälte-, Schallschutz-, Schallschluck-, Schallverbesserungs-,

Schallveredelungsarbeiten) einschließlich Anbringung von Unterkonstruktionen;

10. Erdbewegungsarbeiten (Wegebau-, Meliorations-, Landgewinnungs-, Deichbauarbeiten,

Wildbach- und Lawinenverbauung, Sportanlagenbau sowie Errichtung von Schallschutzwällen und

Seitenbefestigungen an Verkehrswegen);

©Ingrid Claas Stand 16. 05. 2016 Seite 23

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11. Estricharbeiten (unter Verwendung von Zement, Asphalt, Anhydrit, Magnesit, Gips, Kunststoffen

oder ähnlichen Stoffen);

12. Fassadenbauarbeiten;

13. Fertigbauarbeiten: Einbauen oder Zusammenfügen von Fertigbauteilen zur Erstellung,

Instandsetzung, Instandhaltung oder Änderung von Bauwerken; ferner das Herstellen von

Fertigbauteilen, wenn diese zum überwiegenden Teil durch den Betrieb, einen anderen Betrieb

desselben Unternehmens oder innerhalb von Unternehmenszusammenschlüssen – unbeschadet der

gewählten Rechtsform – durch den Betrieb mindestens eines beteiligten Gesellschafters

zusammengefügt oder eingebaut werden;

14. Feuerungs- und Ofenbauarbeiten;

15. Fliesen-, Platten- und Mosaik-Ansetz- und Verlegearbeiten;

16. Fugarbeiten an Bauwerken, insbesondere Verfugung von Verblendmauerwerk und von

Anschlüssen zwischen Einbauteilen und Mauerwerk sowie dauerelastische und dauerplastische

Verfugungen aller Art;

17. Glasstahlbetonarbeiten sowie Vermauern und Verlegen von Glasbausteinen;

18. Gleisbauarbeiten;

19. Herstellen von nicht lagerfähigen Baustoffen, wie Beton- und Mörtelmischungen (Transportbeton

und Fertigmörtel), wenn mit dem überwiegenden Teil der hergestellten Baustoffe die Baustellen des

herstellenden Betriebes, eines anderen Betriebes desselben Unternehmens oder innerhalb von

Unternehmenszusammenschlüssen – unbeschadet der gewählten Rechtsform – die Baustellen des

Betriebes mindestens eines beteiligten Gesellschafters versorgt werden;

20. Hochbauarbeiten;

21. Holzschutzarbeiten an Bauteilen;

22. Kanalbau-(Sielbau-)Arbeiten;

23. Maurerarbeiten;

24. Rammarbeiten;

25. Rohrleitungsbau-, Rohrleitungstiefbau-, Kabelleitungstiefbauarbeiten und

Bodendurchpressungen;

26. Schachtbau- und Tunnelbauarbeiten;

27. Schalungsarbeiten;

©Ingrid Claas Stand 16. 05. 2016 Seite 24

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28. Schornsteinbauarbeiten;

29. Spreng-, Abbruch- und Enttrümmerungsarbeiten;

30. Stahlbiege- und -flechtarbeiten, soweit sie zur Erbringung anderer baulicher Leistungen des

Betriebes ausgeführt werden;

31. Stakerarbeiten;

32. Straßenbauarbeiten (Stein-, Asphalt-, Beton-, Schwarzstraßenbauarbeiten,

Fahrbahnmarkierungsarbeiten, ferner Herstellen und Aufbereiten des Mischgutes, sofern mit dem

überwiegenden Teil des Mischgutes der Betrieb, ein anderer Betrieb desselben Unternehmens oder

innerhalb von Unternehmenszusammenschlüssen – unbeschadet der gewählten Rechtsform – der

Betrieb mindestens eines beteiligten Gesellschafters versorgt wird) sowie Pflasterarbeiten aller Art;

33. Straßenwalzarbeiten;

34. Stuck-, Putz-, Gips- und Rabitzarbeiten, einschließlich des Anbringens von Unterkonstruktionen

und Putzträgern;

35. Terrazzoarbeiten;

36. Tiefbauarbeiten;

37. Trocken- und Montagebauarbeiten (z. B. Wand- und Deckeneinbau bzw. -verkleidungen,

Montage von Baufertigteilen), einschließlich des Anbringens von Unterkonstruktionen und

Putzträgern;

38. Verlegen von Bodenbelägen in Verbindung mit anderen baulichen Leistungen;

39. Vermieten von Baumaschinen mit Bedienungspersonal, wenn die Baumaschinen mit

Bedienungspersonal zur ­Erbringung baulicher Leistungen eingesetzt werden;

40. Wärmedämmverbundsystemarbeiten;

41. Wasserwerksbauarbeiten, Wasserhaltungsarbeiten, Wasserbauarbeiten (z. B. Wasserstraßenbau,

Wasserbeckenbau, Schleusenanlagenbau);

42. Zimmerarbeiten und Holzbauarbeiten, die im Rahmen des Zimmergewerbes ausgeführt werden.

Abschnitt VI

Betriebe, soweit in ihnen die in den Abschnitten I bis V genannten Leistungen überwiegend erbracht

werden, fallen grundsätzlich als Ganzes unter diesen Tarifvertrag. Betrieb im Sinne dieses

©Ingrid Claas Stand 16. 05. 2016 Seite 25

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Tarifvertrags ist auch eine selbständige Betriebsabteilung. Als solche gilt auch eine Gesamtheit von

Arbeitnehmern, die außerhalb der stationären Betriebsstätte eines nicht von den Abschnitten I bis IV

erfassten Betriebes baugewerbliche Arbeiten ausführt.

Werden in Betrieben des Baugewerbes in selbständigen Abteilungen andere Arbeiten ausgeführt, so

werden diese Abteilungen dann nicht von diesem Tarifvertrag erfasst, wenn sie von einem

spezielleren Tarifvertrag erfasst werden.

Abschnitt VII

Nicht erfasst werden Betriebe

1. des Betonwaren und Terrazzowaren herstellenden Gewerbes,

2. des Dachdeckerhandwerks,

3. des Gerüstbaugewerbes, deren Tätigkeit sich überwiegend auf die gewerbliche Erstellung von

Gerüsten erstreckt,

4. des Glaserhandwerks,

5. des Herd- und Ofensetzerhandwerks, soweit nicht Arbeiten der in den Abschnitten IV oder V

aufgeführten Art ausgeführt werden,

6. des Maler- und Lackiererhandwerks, soweit nicht Arbeiten der in den Abschnitten IV oder V

aufgeführten Art ausgeführt werden,

7. der Naturstein- und Naturwerksteinindustrie, soweit nicht Arbeiten der in den Abschnitten I bis V

aufgeführten Art ausgeführt werden,

8. der Nassbaggerei, die von dem Rahmentarifvertrag des Nassbaggergewerbes erfasst werden,

9. des Parkettlegerhandwerks,

10. der Säurebauindustrie,

11. des Schreinerhandwerks sowie der holzbe- und -verarbeitenden Industrie, soweit nicht Fertigbau-

Dämm-(Isolier-), Trockenbau- und Montagebauarbeiten oder Zimmerarbeiten ausgeführt werden,

12. des Klempnerhandwerks, des Gas- und Wasserinstallationsgewerbes, des

Elektroinstallationsgewerbes, des Zentralheizungsbauer- und Lüftungsbauergewerbes sowie des

Klimaanlagenbaus, soweit nicht Arbeiten der in den ­Abschnitten IV oder V aufgeführten Art

ausgeführt werden,

©Ingrid Claas Stand 16. 05. 2016 Seite 26

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13. des Steinmetzhandwerks, soweit die in § 1 Nummer 2.1 des Tarifvertrags über eine

überbetriebliche Alters- und Invalidenbeihilfe im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk vom 1.

Dezember 1986 in der Fassung vom 28. August 1992 aufgeführten Tätigkeiten überwiegend ausgeübt

werden.

(3) Persönlicher Geltungsbereich

Erfasst werden

1. gewerbliche Arbeitnehmer,

2. Angestellte, die eine nach den Vorschriften des Sechsten Buches Sozialgesetzbuch – Gesetzliche

Rentenversicherung – (SGB VI) versicherungspflichtige Tätigkeit ausüben,

3. dienstpflichtige Arbeitnehmer, die bis zur Einberufung zur Ableistung ihrer gesetzlichen

Dienstpflicht eine nach den Vorschriften des SGB VI versicherungspflichtige Tätigkeit ausgeübt

haben,

4. Auszubildende, die in einem anerkannten Ausbildungsverhältnis im Sinne des

Berufsbildungstarifvertrags ausge­bildet werden und eine nach den Vorschriften des SGB VI

versicherungspflichtige Tätigkeit ausüben.

Nicht erfasst werden die unter § 5 Absatz 2 Nummer 1 bis 4 und Absatz 3 des

Betriebsverfassungsgesetzes fallenden Personen sowie – im Gebiet der fünf neuen Bundesländer und

des Ostteils des Landes Berlin – die in Satz 1 Nummer 2 und 3 aufgeführten Arbeitnehmer. Nicht

erfasst werden zudem Angestellte, die eine geringfügige Beschäftigung im Sinne des § 8 des Vierten

Buches Sozialgesetzbuch (SGB IV) ausüben.