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Pakistan Nothilfe für die Flutopfer Schweiz Brücke ins Leben für traumatisierte MigrantInnen Das Magazin des Schweizerischen Arbeiterhilfswerks SAH • November 4/2010 www.sah.ch
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Das Magazin des Schweizerischen Arbeiterhilfswerks SAH • November 4/2010www.sah.ch
PakistanNothilfe für die Flutopfer
SchweizBrücke ins Leben für traumatisierte MigrantInnen
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13.10.2010 Positive Erfahrung mit Arbeitsprojekt
Zusammen mit 7 weiteren Gemeinden des Zürcher
Unterlandes beteiligt sich Dällikon noch bis im De-
zember am Projekt «Etcetera im Bezirk Dielsdorf». Im
Rahmen dieses vom Schweizerischen Arbeiterhilfs-
werk (SAH) lancierten Projektes konnten 50 Teilneh-
merinnen und Teilnehmern insgesamt 3982 Arbeits-
stunden vermittelt werden. Einzelne Personen haben
dank der Temporäreinsätze eine Festanstellung ge-
funden (…). Aufgrund der positiven Erfahrungen ha-
ben sich das SAH und die Sozialdienste des Bezirkes
Dielsdorf, die das Projekt koordinieren, für eine de-
finitive Einführung entschieden. (…)
28.9.2010 So überprüfen Sie Ihre Gemeinde
Auf seiner Internetseite bietet das Schweizerische
Arbeiterhilfswerk (SAH) eine Gemeindeübersicht
zur Beschaffungspolitik an. Mit wenigen Mausklicks
lässt sich dort überprüfen, ob die eigene Wohnge-
meinde ausschliesslich fair produzierte Ware be-
schafft. Das SAH will so politischen Druck auf die
Gemeinden machen und dafür sorgen, dass die Be-
stimmungen der International Labour Organisation
(ILO) (…) eingehalten werden.
2.9.2010 Die WM war ein Fehlschlag
Grosse Versprechungen, falsche Schätzungen und
wachsende soziale Ungleichheit – in einem Bericht
über die Folgen der Fussball-Weltmeisterschaft 2010
zieht das Schweizerische Arbeiterhilfswerk eine er-
nüchternde Bilanz. (…)
Die Bauarbeiter, die zehn Stadien für die WM neu
bauten oder umbauten, arbeiteten unter höchst pre-
kären Bedingungen, derweil die grossen Baufirmen
des Landes ihre Gewinne vervielfachten. (…) Eine
strikte Marketingpolitik bescherte den wenigen Fifa-
Partnern exklusive Profite und verhinderte weitge-
hend, dass auch kleine HändlerInnen vom Mega-
Event profitieren konnten. (…)
Medienschau
Liebe Leserin, lieber Leser
Diesen Herbst feierten wir das 35-Jahr-Jubiläum des SAH
in Burkina Faso. Der grösste Erfolg ist eine Bildungsre-
form nach dem Modell «Zweisprachige Erziehung», zu der
das SAH seit den 1990er-Jahren wesentlich beigetragen hat.
An diesem Geburtstag wird aber auch anderes erwähnt:
Henri Kabore, der Bürgermeister von Ouagadougou,
dankt für die rasche Hilfe, die das SAH nach den Über-
schwemmungen im September 2009 geleistet hatte.
Während wir in Burkina Faso weilen, führen sintflutartige
Regenfälle zu Überschwemmungen im Nachbarland
Benin. Ein Drittel der 8.5 Millionen EinwohnerInnen des
Landes sind betroffen. Die lokalen TV-Sender zeigen
Bilder von Häusern, die bis zum Dach unter Wasser
stehen, von Menschen, die verzweifelt versuchen, ein paar
Habseligkeiten zu retten. Die Bilder schaffen es nicht bis
in unsere Medien. Ist das kleine Land zu unbekannt bei
uns? Oder sind die Folgen der Flut zuwenig dramatisch?
Mit dem Klimawandel häufen sich Unwetterkatastro-
phen. Ob diese im Lichte oder im Schatten der Weltöffent-
lichkeit passieren: Immer sind die Ärmsten am stärksten
betroffen. Solidarisch sein bedeutet, unmittelbare Hilfe zu
bringen. Lesen Sie dazu den Bericht zu unserer Unterstüt-
zung der Flutopfer in Pakistan auf Seite 8.
Wir müssen aber weitergehen: Das heisst alle unsere
Mittel dafür aufwenden, Armut im Süden zu überwinden,
und bei uns eine Politik einfordern, die Menschenrechte
und soziale Gerechtigkeit ins Zentrum stellt. Für das SAH
bedeutet Solidarität darum, gemeinsam mit den Menschen
im Süden an einer nachhaltigen Entwicklung zu arbeiten.
Ruth Daellenbach, Geschäftsleiterin SAH
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Herausgeber: Schweizerisches Arbeiterhilfswerk SAH, Quellenstrasse 31, Postfach 2228, 8031 Zürich, tel. 044 444 19 19, E-Mail: [email protected], www.sah.ch, Postkonto 80-188-1 Zürich
Redaktion: Katja Schurter (verantwortliche redaktorin), rosanna Clarelli, Christian Engeli, Hans Fröhlich, Alexandre Mariéthoz, Cyrill rogger
Layout: Atelier Binkert, www.atelierbinkert.ch
Übersetzungen: irene Bisang, Ursula Gaillard, Milena Hrdina, Walter roselli, Peter Schrembs
Korrektorat: Angelo Ciampi, Marianne Enckell, Jeannine Horni
Druck und Versand: Unionsdruckerei/subito AG, Platz 8, 8201 SchaffhausenErscheint vierteljährlich, Auflage: 37 000Der Abonnementspreis ist im Mitgliederbeitrag inbegriffen (Einzelmitglieder mindestens Fr. 50.–,organisationen mindestens Fr. 250.– pro Jahr).Gedruckt auf umweltfreundlichem recycling-Papier.
Impressum
INTERNATIONALJugendliche in Südosteuropa engagieren sich gegen Arbeitslosigkeit 4
Vernichtende Bilanz der WM in Südafrika 7
Unvorstellbare Zerstörung nach der Flut in Pakistan – das SAH leistet Nothilfe 8
PINGPONG 10
STANDPUNKTAda Marra: Zweimal Nein zu unmenschlichen Vorlagen 11
SCHWEIZlehrlinge führen einen laden und finden den beruflichen Einstieg 12
Eine Brücke zurück in die Arbeitswelt für traumatisierte Migrantinnen 14
SPENDENSchenken Sie ein Velo 17
EINBLICKtomasa Cortedano berät landarbeiterinnen bei Arbeitsrechtsverletzungen 18
titelbild: Eine Familie watet durch die Fluten im überschwemmten Pakistan. Foto: Adrees latif/reutersrückseite: Ein von den Fluten zerstörtes Haus. Foto: Debora Neumann
INTERNATIONAL Nach den Zerstörungen durch die Flut naht im Norden Pakistans der Winter: Das SAH unterstützt die Menschen, den Schlamm zu beseitigen, und stellt Notunter-künfte bereit. S. 8–9
INTERNATIONAL Die Bilanz der WM in Südafrika ist ernüchternd: Verluste für Südafrika – Gewinne für die Fifa, wachsende lohnschere statt dauerhafte Arbeitsplätze, leer stehende Stadien. S. 7
SCHWEIZ Das Projekt Ponte hilft Migrantinnen, trotz traumatisierung wieder in der Arbeitswelt Fuss zu fassen. S. 14–15
EINBLICK tomasa Cortedano berät landarbeiterinnen in Nicaragua bei Arbeitsrechtsverlet-zungen und schliesst nebenbei ihr Studium als Anwältin ab. S. 18–19
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Bis zu 70 Prozent der Jugendlichen in Ko-
sovo, Serbien und Bosnien-Herzegowina
sind arbeitslos. «Und die Behörden tun
nichts dagegen», stellt Irene Djumic, Pro-
jektleiterin des Jugendkommunikations-
zentrums in Banja Luka in Bosnien und
Herzegowina fest. Im Gegenteil: Statt die
Arbeit des Zentrums zu unterstützen, wür-
den die Behörden sie immer wieder be-
hindern. «Das Recht auf Information be-
steht nur auf dem Papier. Die Behörden
geben keine Zahlen heraus und hüten
sich zu sagen, wie desaströs die Arbeits-
marktlage ist.»
Um Informationen zugänglich zu ma-
chen, führt das Jugendkommunikations-
zentrum in Mittelschulen Berufswahltage
durch und bietet eine Berufsberatung für
SchülerInnen der Unterstufe an, die auf
reges Interesse stösst. Daneben wird den
Jugendlichen eine ansprechend gestaltete
Broschüre abgegeben, die alle wichtigen
Informationen und Anlaufstellen zu Be-
rufswahl und Ausbildungsmöglichkeiten
enthält.
Länderübergreifender AustauschIm serbischen Vrnjacka Banja fanden
Ende September sechs Organisationen
aus Bosnien und Herzegowina, Kosovo
und Serbien zusammen, um sich gegen-
seitig die Resultate ihrer Projekte gegen
die hohe Jugendarbeitslosigkeit vorzustel-
len (siehe Kasten). Ein solches Treffen ist
nicht selbstverständlich, wie bereits die
Schwierig keiten bei der Anreise zeigten:
Der serbische Staat verweigert die direkte
Einreise aus dem Kosovo noch immer. Die
kosovarischen TeilnehmerInnen mussten
an der Grenze ihren Pass abgeben und
lange warten, während unklar war, ob sie
einreisen können.
Nicht einfach den Beruf der Eltern übernehmen
Schlussendlich erreichten alle die Kon-
ferenz rechtzeitig und tauschten in ange-
regter Atmosphäre Erfahrungen aus. Es
wurden gemeinsam Lösungen für die
Prob leme der Jugendlichen erarbeitet –
zum Beispiel zur Verbesserung der Zu-
sammenarbeit mit den Behörden.
Das gemeinsame Ziel kommt im pro-
grammatischen Projekttitel des kosovari-
«Ich will auch Teildes Arbeitsmarkts sein»Mit innovativen Projekten setzen sich Jugendorganisationen in Südosteuropa gegen die hohe Jugendarbeitslosigkeit ein. Text: Karen Rohwedder, Fotos: Dukagjin Nishiqi und Christoph Baumann
«Wähle deine Ausbildung – wähle deine Zukunft»: Die Broschüre des Jugendkommunikationszentrums in Banja Luka bietet Jugendlichen Orientierung beim Eintritt ins Arbeitsleben.
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schen Jugendzentrums Istog zum Aus-
druck: «Ich will auch Teil des Arbeitsmarkts
sein». Einen speziellen Fokus legt das Pro-
jekt auf den Einbezug der Eltern in die
Berufswahl. «Traditionellerweise setzen
sich im Kosovo allzu oft weder LehrerIn-
nen noch Eltern gebührend mit den Be-
dürfnissen und Fähigkeiten der Jugendli-
chen auseinander, da erwartet wird, dass
diese den Beruf der Eltern übernehmen»,
erzählt Projektleiter Luan Hasanj. Work-
shops regen die Jugendlichen an, ihre
Berufswünsche zu hinterfragen, ihre Fä-
higkeiten zu erkennen und diese in Be-
werbungsunterlagen zur Geltung zu brin-
gen.
Die NGO «Cube» aus Serbien setzt wie-
derum einen anderen Schwerpunkt: Sie
ermutigt junge Frauen, bei der Berufs-
wahl auch männerdominierte Berufe in
Erwägung zu ziehen. In Workshops wer-
den das Selbstbewusstsein der jungen
Frauen gestärkt und Informationen über
ihnen offen stehende Möglichkeiten ver-
mittelt.
Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft
Auch Bojana Bijelovic von der Jugend-
sektion des serbischen Gewerkschaftver-
bands CATUS nahm an der Konferenz teil.
Den Gewerkschaften begegnen die Ju-
gendorganisationen wegen ihrer ehemali-
gen Nähe zum kommunistischen Regime
immer noch mit
Misstrauen. Bo-
jana Bijelovic
stellte die Ar-
beit der Jugend-
sektion vor –
zum Beispiel
die Weiterbildung über Arbeitsrechte –
und erzählte über die schwieri gen Be-
dingungen der Jugendarbeit innerhalb der
Gewerkschaften: «Wir haben weder ein
eigenes Budget noch ein Mitspracherecht
bei der Verteilung der Gelder.» Gleich-
zeitig bedauerte sie, dass die Zusammen-
Jugendwettbewerb des SAH in SüdosteuropaMit dem Wettbewerb «Jugend und Arbeit» thematisiert das SAH die enorm hohe Jugendarbeitslosigkeit in Südosteuropa und fördert die Eigeninitiative von jungen Erwachsenen. Das Ziel ist, die Chancen von Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Ausserdem soll die länderübergreifende Vernetzung der Projekte unterei-na nder wie auch mit den jeweiligen Sozialpartnerinnen und Behörden gestärkt werden. Sechs Projekte aus Bosnien und Herzegowina, Kosovo und Serbien wurden im Dezem-ber 2009 zur Unterstützung ausgewählt und werden seither umgesetzt.
«Die Behörden tun nichts gegen die Jugend- arbeitslosigkeit.»
Jugendliche trainieren in Workshops ihre Fähigkeiten und erhalten bei Betriebsbesichtigungen einen Einblick in die Arbeitswelt.
arbeit mit NGOs bis anhin vernachlässigt
worden ist. Die ähnlichen Ziele und Be-
hinderungen, mit denen sie konfrontiert
sind, förderten das gegenseitige Verständ-
nis. So beschlossen Gewerkschaftsange-
hörige und VertreterInnen der Jugendor-
ganisationen, sich in Zukunft über ihre
Projekte und Aktionen auszutauschen,
um gemeinsam Druck auf die Behörden
auszuüben, damit diese ihre Verantwor-
tung wahrnehmen.
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Revolten in Moçambique
In den ersten drei Septembertagen ist Moçambique von gewalttätigen Ausschreitungen erschüttert worden. In der Hauptstadt Maputo, in Matola und in Chimoio gingen Hunderte von Menschen auf die Strasse, errichteten Barrikaden, plünderten Geschäfte und zündeten Autoreifen an, um gegen Preiserhöhungen bei Strom, Wasser und Brot zu protestieren.Allein der Brotpreis war aufgrund der auf dem Weltmarkt explodierenden Weizenpreise und der Abwertung der moçambiquanischen Währung um 30 Prozent gestiegen. Polizei und Mili- tär gingen gewaltsam und mit scharfer Munition gegen die Demonstrierenden vor: Es gab 13 Tote und 443 Verletzte. Die Regierung entschied zunächst, die Preiserhöhungen nicht zurückzu-nehmen, tat dies am 7. September 2010 dann aber doch.Jorge Lampião, SAH-Koordinator in Moçambique, meinte dazu: «Proteste wird es immer wieder geben, solange die Regierung deren Ursachen nicht angeht. Dazu gehören die wachsende Armut in den Städten und fehlende Investitionen zur Verbesserung der Produktion und Produktivität in der Landwirtschaft. Die Menschen kämpfen täglich ums Überleben. Da reicht ein kleiner Funken, und das Pulverfass explodiert.» www.sah.ch/news
Neues Schulprogramm in Benin
Das SAH hat im August 2010 im Konsortium mit Helvetas ein Mandat der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA in Benin übernommen. Ziel ist die Entwicklung eines Bildungs-programms für Kinder zwischen 9 und 15 Jahren, die vom formellen Erzie-hungssystem ausgeschlossen sind. Zunächst soll das Schulmodell in sieben ländlichen Gemeinden im Departement Borgou auf den Schulanfang 2011 eingeführt werden. In diesem Gebiet, das zu den ärmsten in Benin zählt, gehen 54 Prozent der Kinder nicht zur Schule. Speziell die Mädchen sind vom Bildungssystem ausgeschlossen. Inner-halb von 15 Jahren soll das an die sozioökonomischen Realitäten ange-passte Modell auf das ganze Land ausgedehnt werden.
35 Jahre SAH-Engage-ment in Burkina Faso
Mit grosser öffentlicher Beteiligung hat das SAH Burkina Faso am 3. Oktober 2010 seinen 35. Geburtstag gefeiert. Odile Bonkoungou, die Erziehungs-Ministerin, würdigte die Arbeit des SAH: «Die hohe Qualität des SAH-Programms überzeugte uns in unserem Kampf gegen die Armut.»Die ersten Aktivitäten des SAH in den 1970er-Jahren unterstützten die ländliche Entwicklung mit dem Ziel, den Menschen ein kleines Einkommen zu verschaffen. Bildung bildet den zweiten und heute wichtigsten Schwerpunkt. Mitte der 1990er-Jahre hat das SAH in Partnerschaft mit dem Erziehungs-ministerium eine Bildungsreform initiiert: Die Einführung des zweispra-chigen Unterrichts in lokalen Sprachen und in Französisch. www.sah.ch/news
Nach dem Millenniumsgipfel
Am Millenniumsgipfel Ende September 2010 hat die UNO Bilanz der Resultate auf dem Weg zu den Millenniumszielen gezogen. Das zentrale Ziel, Hunger und Armut in der Welt zu überwinden, wird weit ver-fehlt. Trotzdem liessen sich die Industrieländer nicht auf jene 20 bis 40 Milliarden Dollar zusätzliche Mittel verpflichten, die nötig wären, um die Ziele bis 2015 auch nur annähernd zu erreichen. Bundesrätin Micheline Calmy-Rey appellierte an die Internationale Gemeinschaft, verstärkt für die Millenniumsziele zu arbeiten, und stellte die Frage, ob sich die Entwicklungszusammenarbeit zu oft auf die Symptom-bekämpfung beschränkt statt an den Ursachen anzusetzen. Das SAH unterstützt diese Sichtweise und fordert den Bundesrat auf, an den Wurzeln von Armut und Ungerechtigkeit anzusetzen. So muss etwa die «Decent Work-Agenda», die das Recht auf Arbeit und die Einhaltung der Arbeitsrechte postuliert, eine Priorität der Schweizer Entwicklungspolitik werden. www.sah.ch/news
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Falsche Versprechungen, überrissene Schätzungen, grosse Enttäuschung Eine Studie des SAH zeigt, was die WM der Bevölkerung in Südafrika wirklich gebracht hat. Text: Christian Engeli, Foto: SAH
Die erste Fussball-Weltmeisterschaft auf
afrikanischem Boden löste in der südafri-
kanischen Bevölkerung riesige Hoffnun-
gen aus. Von wirtschaftlichem Aufschwung,
von neuem Glanz für Südafrika, von Per-
spektiven und Jobs war die Rede. Doch
die Bilanz ist ernüchternd.
17 Mal teurer als geplantEine Studie des SAH zu den sozialen
und ökonomischen Folgen der WM
kommt zu einem vernichtenden Ergebnis:
Die Kosten für den südafrikanischen Staat
fielen um 1709 Prozent höher aus als ge-
plant. Statt einem erwarteten Gewinn von
700 Millionen Franken resultierte für Süd-
afrika ein Verlust von mindestens 2,8 Mil-
liarden. Die Fifa hingegen nahm zusam-
men mit ihren Partnern über 3 Milliarden
Franken ein und hat ihren Gewinn gegen-
über der WM 2006 in Deutschland um
50 Prozent gesteigert. Auf Druck der Her-
ren aus Zürich hat die südafrikanische Re-
gierung die Gewinne der Fifa und ihrer
Partner von den Steuern befreit. Ein Spre-
cher der südafrikanischen Steuerbehörde
meint dazu: «Die Privilegien und Konzes-
sionen, die wir der Fifa zugestehen muss-
ten, waren schlicht zu hoch, als dass für
uns ein monetärer Nutzen hätte entstehen
können.»
Weniger statt mehr JobsDie WM führte auch nicht zu einem
dauerhaften Jobwunder, wie oft beschwo-
ren wurde – im Gegenteil. Bis Ende Juli
2010 sank die Beschäftigung gegenüber
dem Vorjahr um 4,9 Prozent. Im Bausek-
tor gingen sogar 111 000 Jobs verloren.
Für die fünf grössten Bauunternehmen in
Südafrika hingegen war die Fussballwelt-
meisterschaft ein Riesengeschäft: Sie
konnten ihren Gewinn von 110 Millionen
(2004) auf 1,4 Milliarden Franken (2009)
steigern. Die Löhne ihrer CEOs stiegen in
dieser Zeit im Schnitt um 200 Prozent. Die
Bau arbeiterInnen hingegen mussten mit
26 Streiks dafür sorgen, dass ihnen
wenigstens die Teuerung ausgeglichen
wurde.
Unter den zehn gebauten oder erwei-
terten Stadien sind mindestens drei «Weis-
se Elefanten»: Sie sind viel zu gross, als
dass sie nach der WM jemals kostende-
ckend betrieben werden könnten. Auf
Druck der Fifa wurden sie trotz Einwän-
den des südafrikanischen Fussballver-
bands gebaut. Für diese und andere Infra-
strukturbauten wurden laut Schätzungen
der UNO gegen 20 000 Menschen aus ih-
ren Unterkünften vertrieben.
Die für die WM investierten 5,5 Milliar-
den Franken hätte das Land dringend für
andere Projekte gebraucht. Die Mehrheit
der Bevölkerung in Südafrika lebt in un-
würdigen Verhältnissen: 7,5 Mil lio nen
Menschen sind ohne Arbeit (40 Prozent),
es fehlen Unterkünfte für mindestens
12 Millionen, 8,4 Millionen Menschen le-
ben in Slums.
Kein Unrechtsbewusstsein bei der Fifa
Stossend ist nicht, dass die WM in Süd-
afrika veranstaltet worden ist. Stossend
ist, dass die Fifa sich zwar den Slogan «For
the game, for the world» auf die Fahnen
schreibt, aber offensichtlich nur am eige-
nen Profit interessiert ist.
Bei der Fifa scheint man sich jedoch
keines Unrechts bewusst zu sein. Bereits
hat sie für die Austragung der WM 2018
eine totale Befreiung von allen direkten
und indirekten Steuern gefordert. Sie ar-
gumentiert, sie bezahle ja bereits in der
Schweiz Steuern. Das stimmt nicht ganz:
Die Fifa gilt in der Schweiz trotz dreistel-
ligem Millionengewinn als «gemeinnützi-
ge Organisation» und ist von den direkten
Bundessteuern befreit. Das Parlament hat
es erst im Juni dieses Jahres abgelehnt,
die Regelung zu ändern.
Mehr Fairplay bei der nächsten WM
Für die Menschen in Brasilien zeichnet
sich bei der WM 2014 eine Wiederholung
des Debakels von Südafrika ab. Das SAH
fordert von der Fifa und ihrem Präsiden-
ten Sepp Blatter Fairplay – auch abseits
des Spielfeldes. Die Fifa muss die Fuss-
ball-WM so gestalten, dass nicht nur sie
selbst und die grossen Baukonzerne, son-
dern auch die Menschen in den Gastge-
berländern davon profitieren.
Während sich die Löhne der CEOs verdreifachten, streikten die ArbeiterIn-
nen auf den Stadion baustellen in Südafrika für den Teuerungsausgleich.
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Mitte August, eine Woche nach Beginn
der katastrophalen Flut, treffe ich in Pe-
shawar im Nordwesten Pakistans ein, um
die Nothilfe des SAH zu koordinieren. Der
Regen lässt endlich nach und das zurück-
gehende Wasser macht die enormen Zer-
störungen sichtbar. So etwas Schlimmes
habe ich noch nie zuvor gesehen. Die
Flutwellen haben alles mitgerissen und
die Häuser meterhoch mit Schlamm ge-
füllt. Die Nummernschilder der ange-
schwemmten Autos stammen zum Teil aus
Regionen, die 300 bis 400 Kilometer wei-
ter nördlich liegen.
Zwei Meter hohe SchlammschichtDie Flüsse sind drei bis vier Mal so
breit wie normalerweise zur Zeit des
Monsunregens. Das ist umso verheeren-
der, als in der betroffenen Gegend rund
90 Prozent der Bevölkerung von der
Landwirtschaft leben. Die Felder, auf de-
nen Mais, Getreide und Zuckerrohr ange-
pflanzt werden, sind von einer ein bis
zwei Meter hohen Schlammschicht zuge-
deckt, überall liegt Geröll herum. Die gan-
ze Ernte ist vernichtet. Zudem ist die Infra-
struktur ruiniert. Krankenhäuser, Schulen,
Kindergärten, das Elektrizitätsnetz, Was-
serleitungen – alles ist kaputt. Ich habe
schon viele von Erdbeben zerstörte Regio-
nen gesehen, auch die Folgen des Tsuna-
mi. Doch das war nichts im Vergleich zur
Katastrophe in Pakistan, die vor allem den
ärmsten Teil der Bevölkerung trifft.
Haus und Feld ausbuddelnNach der Versorgung mit sauberem
Trinkwasser und Nahrungsmitteln brau-
chen die Leute dringend Werkzeuge, um
ihre Häuser und Felder vom Schlamm zu
befreien. Deshalb verteilt das SAH in den
Distrikten Noshera und Charsadda Hilfs-
güter: Schaufeln, Kübel, Schubkarren und
Plastikplanen.
Im Zuge dieser Nothilfe lerne ich Ende
September die Witwe Hussan Bano ken-
nen, die mit ihrem Sohn und sechs Enkeln
im Dorf Agra Payan lebt. Ihr Haus ist von
den Fluten total zerstört worden, nur
Schlamm und Schutt sind übrig geblieben.
Sie hat zwar von der Regierung ein Zelt
erhalten, in dem nun die ganze Familie
übernachtet. Doch um ihr Haus wenigs-
tens notdürftig wieder herrichten zu kön-
nen, ist sie auf unsere Hilfe angewiesen.
«Ich brauche mein ganzes Geld für Essen
und neue Kleider für meine Grosskinder.
Schaufel und Schubkarre zu kaufen, liegt
nicht drin», sagt Hussan Bano. «Mit den
Werkzeugen des SAH können mein Sohn
und ich nun endlich den Schlamm und
den Schutt wegräumen.»
Als wir tags darauf in das Nachbardorf
von Agra Payan fahren, sehen wir eine
Gruppe von Männern, die mit den an sie
abgegebenen Werkzeugen und Schubkar-
ren den Schlamm aus einem Kanal schau-
feln, damit das Abwasser des Dorfes wie-
der abfliessen kann. Mehr und mehr
DorfbewohnerInnen kommen, um mitzu-
helfen oder zuzusehen. Am Nachmittag ist
der Kanal sauber und die Strasse frei von
Abwasser.
Notunterkünfte vor WintereinbruchDas Ausmass der Zerstörung ist so im-
mens, dass es noch Jahre dauern wird, bis
die Folgen der Flut behoben sind. 2,2 Mil-
lionen Häuser sind zerstört, und Ende
September waren noch immer 12 Millio-
nen Menschen auf Hilfe angewiesen. Sie
leben weiterhin in den Ruinen ihrer Häu-
ser oder in Zelten. Im Norden beginnt
bald der Winter mit Durchschnittstempe-
raturen von null bis fünf Grad.
Das SAH hat Anfang Oktober in der
Region um Agra Payan mit dem Bau von
800 Notunterkünften und sanitären Ein-
richtungen begonnen. Denn die Men-
schen brauchen dringend bessere Unter-
künfte, um durch den Winter zu kommen
und ein würdiges Leben führen zu kön-
nen, bis ihre Häuser wieder aufgebaut
sind.
Alles ist kaputtVon der Jahrhundertflut in Pakistan im August und September sind zwanzig Millionen Menschen betroffen. Das SAH leistet Not- und Wiederaufbauhilfe für die Flutopfer. Text und Fotos: Debora Neumann
Ihre Spende wirkt!Das SAH hat im Norden Pakistans dringend benötigte Hilfsgüter an 20 000 von der Flut betroffene Men-schen verteilt und baut 800 Not-unterkünfte. Die Projekte werden in Zusammenarbeit mit Partnern des europäischen Netzwerks SoliDAr und mit Unterstützung der Glücksket-te durchgeführt. Ab Dezember wer-den wir auch in der südlichen Provinz Punjab Baumaterial verteilen und die leute beim Wiederaufbau ihrer Häuser unterstützen. Debora Neumann sorgt vor ort dafür, dass die Hilfe rasch und effizient bei den Betroffenen ankommt. Unterstützung ist weiterhin nötig: Spenden Sie auf www.sah.ch/spenden oder auf das Postcheckkonto80-188-1.
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Mit den vom SAH verteilten Werkzeugen und Schubkarren legen Dorfbewohner einen verschütteten Abwasserkanal frei.
Die Überschwemmungen haben in ganz Pakistan 2,2 Millionen Häuser zerstört.
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Rätsel Auswertung Barometer
22 Personen beteiligten sich am Solidaritäts-Barome-ter zum thema lehrstellen.
Gibt es Ihrer Meinung nach genügend Lehrstellen in der Schweiz?
Was braucht es, damit alle Jugendlichen eine Lehrstelle bekommen?
Solidaritäts-Barometer
Sind Sie der Meinung, dass die Entwicklungszusammenarbeit zu sehr Symptombe-kämpfung betreibt und zu wenig an den Ursachen von Armut ansetzt (siehe S. 6)?
Worauf sollte sich die Entwicklungszusammenarbeit vermehrt konzentrieren?
Sollte die Schweiz ihre Ausgaben für die Entwicklungshilfe erhöhen (siehe S. 13)?
Beantworten Sie die Fragen des Solidaritäts-Barometers auf dem beigelegten Antworttalon.
nein
ja
keine Antwort
je nach Branche
Wie könnte die Diskriminierung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund bei der Lehrstellensuche verhindert werden?Coaching wurde als wichtige Strategie vorgeschlagen, gefolgt von der Möglichkeit anonymer Bewerbungen, besseren Sprachkenntnissen und Solidarität mit den Jugendlichen.
Kommentar von Silvia Caluori und Christine Spychiger vom SAH ZentralschweizUnsere Erfahrung in der Beratungsarbeit mit Jugendlichen verschiedenster Herkunft zeigt, dass es in der Schweiz zwar genügend lehrstellen gibt, diese jedoch oft nicht mit den Berufswünschen und schulischen Voraussetzungen der Jugendlichen übereinstimmen. Es fehlt vor allem an Attestausbil-dungsplätzen: einfacheren, praxisbezogenen Ausbildungen, die den Fähigkeiten der Jugendlichen entsprechen. Nötig sind sowohl die offenheit der lehrbetriebe als auch das interesse und eine hohe Motivation der jungen Menschen. Bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz hilft die Begleitung durch Coaches, öffnen diese doch türen, die den lehrstellensuchenden allenfalls verschlossen blieben.
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GP
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Schicken Sie das lösungswort ans SAH mit dem beiliegenden vorfrankierten Antwort-talon,
einer Postkarte oder per E-Mail an: [email protected], Betreff: «rätsel». Jede richtige lösung
nimmt an der Verlosung teil.
1. Preis: Kaleidoskop
2. Preis: Tasche
3. Preis: Insektenvilla
Die Preise werden freundlicherweise vom BoA des SAH Schaffhausen zur Verfügung gestellt.Einsendeschluss ist der 3. Januar 2011. Die Namen der Gewinnerinnen werden in der Solidarität 1/2011 veröffentlicht. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Der rechtsweg ist ausgeschlossen. Von der teilnahme ausgeschlossen sind Mitarbeitende des SAH und der SAH-regionalvereine.
Das lösungswort des rätsels in Solidarität 3/10 lautete «lehrstellen für alle». Die Gewinnerinnen waren: Jari Günther aus rüti und Fiona Fröhlich aus Winterthur. Wir danken den Mitspielerinnen für ihre teilnahme und dem SAH Zürich für die gestifteten Preise.
SAH-Sudoku Spielregeln
Füllen Sie die leeren Felder mit den
Zahlen von 1 bis 9. Dabei darf jede
Zahl in jeder Zeile, jeder Spalte und
in jedem der neun 3x3-Blöcke nur ein
Mal vorkommen.
Das lösungswort ergibt sich aus den
grauen Feldern waagrecht fortlaufend,
nach folgendem Schlüssel:
1=N, 2=D, 3=M, 4=G, 5=H, 6=E,
7=C, 8=i, 9=K
1 2
7 2 5
5 3
3 8
4 8
3 9 26 7
4 7 6
8 7 5 6 3
9 1
lösungswort:
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5
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15
20
22
0
5
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Förderung von integrationsprojekten für Kinder und
Jugendliche
Finanzieller Anreiz für Betriebe, lehrstellen anzubieten
Mehr öffentliche Gelder für die Bildung
Jugendliche müssen bei der Berufswahl flexibler sein
Gesetzliche Verankerung des rechts auf Ausbildung
bis zum Erstabschluss
11
Die Unterschriftensammlung für die Initi-
ative zur Ausschaffung krimineller Aus-
länderInnen wurde äusserst polemisch
geführt. Leider wurde die SVP-Initiative
aber vom Bundesgericht nicht verurteilt.
Sie verlangt die Ausschaffung aller auslän-
dischen Personen, die wegen Mord, Verge-
waltigung, schweren Sexualdelikten, Ge-
walttaten wie Raub, Menschen- und
Drogenhandel, Einbruch oder auch Versi-
cherungs- und Sozialhilfemissbrauch ver-
urteilt worden sind. Damit wider spricht
sie diversen gesetzlichen Grundlagen,
zum Beispiel der Europäischen Menschen-
rechts konvention, den Freizügigkeitsab-
kommen mit der EU und dem Grundsatz
der Verhält nismässigkeit, der in der Ver-
fassung verankert ist. Denn sie sieht eine
zwin gen de Wegweisung straffälliger Aus-
länderInnen vor. So müsste etwa ein
Fami lien vater, der seit 20 Jahren in der
Schweiz lebt und neben seiner offiziellen
beruflichen Tätigkeit Schwarz arbeit leis-
tet, in sein Heimatland zurückgeschafft
werden und seine Familie hier zurücklas-
sen. Ebenso würde ein Flüchtling – ein
Mensch, der erwiesenermassen in Gefahr
ist und dem in seiner Heimat vielleicht so-
gar der Tod droht –, zwingend ausge-
schafft.
Wegweisungen schon möglichDie heutige Praxis stützt sich auf das
Ausländergesetz, das bereits Bestimmun-
gen über die Wegweisung krimineller
AusländerInnen enthält. Dabei ist es den
Kantons gerichten überlassen, diese Mass-
nahme anzuordnen. In der Schweiz wer-
den pro Jahr 350 bis 500 Personen in ihre
Heimatländer ausgeschafft. Diese Zahl
schwankt je nach Kanton be trächtlich.
Der direkte Gegenvorschlag zur SVP-Initi-
ative respektiert zwar das Non-
Refoulement-Prin zip, das einem Staat ver-
bietet, einen Flüchtling in ein Land
zurückzuschicken, in dem sein Leben ge-
fährdet sein könnte. Hinsichtlich der Liste
der Delikte, die eine Wegweisung zur Fol-
ge hätten, ist er jedoch nicht weniger hart.
Ihm wurde ein Integrationsartikel beige-
fügt, der festhält, dass die Kantone
Integrationsmass nahmen ergreifen müs-
sen. Die Finanzierung dieser Massnahmen
hat jedoch die Hürden der parla mentari-
schen Kommission nicht genommen. So-
mit dürften sie ein frommer Wunsch blei-
ben.
Fehlender Mut bei Mitte-RechtsAm 28. November braucht es also ein
Nein zur Initiative und ein Nein zum Ge-
genvorschlag. Ein Ja zum Gegenvorschlag
leugnet, dass Wegweisungen gemäss gel-
tendem Gesetz schon heute möglich sind.
Personen, die ihren Aufenthalt in der
Schweiz missbrauchen, können ausge-
schafft werden. In gewissen Fällen war
eine Wegweisung ganz einfach nicht mög-
lich, weil die erforderlichen Unterschrif-
ten auf den Rückübernahmeabkommen
fehlten. Daran ändert aber auch der Ge-
genvorschlag des Bundesrates nichts.
Es braucht ein doppeltes NEIN, weil
die Linke diesen Vorschlag der Mitte-
Rechts-Parteien nicht mittragen kann, die
– herausgefordert von der SVP – einmal
mehr von ihren Prinzipien abgewichen
sind und nicht den Mut aufbrachten, die
Aus schaffungsinitiative für ungültig zu er-
klären, wie es SP und Grüne forderten.
Lassen wir uns am 28. November nicht
von Angst und Irrationalität leiten!
Zweimal Nein zu unmenschlichen VorlagenDie Ausschaffungsinitiative der SVP und der Gegenvorschlag des Bundesrates sind nutzlos und widersprechen den Menschenrechten. Text: Ada Marra, SP-Nationalrätin
ADA MARRASP-Nationalrätin
StA
ND
PU
NK
t
nein
ja
keine Antwort
je nach Branche
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«Ich bin schüchtern und habe wenig
Selbstvertrauen. Bei meiner Arbeit im La-
den habe ich gelernt, mit Kunden umzu-
gehen. Für mich hat ein neues Leben be-
gonnen.» Juliana Groubel stammt ur-
sprünglich aus Madagaskar und ist vor
zwei Jahren in die Schweiz ge kom men.
Sie absolvierte eine Vorlehre im Outlet in
Villeneuve, dank der es ihr bald gelang,
eine Lehrstelle im Verkauf zu finden. Die
Tatsache, dass sie bereits über konkrete
Verkaufserfahrung verfügte, spielte da bei
eine grosse Rolle. «Mein Chef hat schnell
gemerkt, dass ich schon im Verkauf ge-
arbei tet habe», erzählt Juliana Groubel.
Der Outlet-Laden von Le Coq Sportif
(siehe Kasten) beschäftigt ausschliesslich
zwei Lehrlinge und vier Vorlehrlinge, die
von einer Detailhandelsangestellten be-
treut werden. Hier arbeiten die jungen
Menschen unter Arbeits markt-Bedingun-
gen: Mit den Einnahmen aus dem Verkauf
muss ein Teil des Ladens finanziert wer-
den. Geschäftsleiterin Anita Tissot erklärt:
«Das Innovative an diesem Projekt ist,
dass Stellen in der realen Arbeitswelt an-
geboten werden.» Das Konzept scheint
sich zu bewähren: 75 Prozent der jungen
Menschen, die im Laden gearbeitet haben,
finden eine berufliche Lösung.
BewegungsdrangDie meisten Jugendlichen, die im Out-
let ausgebildet werden, hatten aufgrund
ihres Alters Mühe, eine Lehrstelle zu fin-
den. Das gilt auch für Arianit Lokaj. Nach
Abschluss der obligatorischen Schulzeit
im Jahr 2002 begann der junge Mann aus
dem Kosovo eine Lehre in einem Ver-
sicherungsunternehmen. Doch die Büro-
arbeit gefiel ihm nicht. «Ich muss mich
bewegen können, und Versicherungsaus-
weise und Bescheinigun gen auszustellen
fand ich etwas langweilig.» Deshalb brach
er seine Lehre im Alter von 19 Jahren ab,
um sich dem Verkauf zuzuwenden.
Dort erhielt er jedoch keine Lehrstelle.
«Viele Unternehmen fanden mich zu alt.»
Von 2004 bis 2008 arbeitete er temporär,
meist auf dem Bau. «Ich wohnte zwar
noch bei meinen Eltern, aber ich musste
trotzdem Geld verdienen, um meinen An-
teil an Kost und Logis zu bezahlen. Als ich
arbeitslos wurde, konnte ich das nicht
mehr. So meldete ich mich 2006 bei der
Sozialhilfe an.» Arianit erhielt finanzielle
Unter stützung und konnte an Integra-
tionsmassnahmen teilnehmen. Dennoch
gelang es ihm nicht, eine Lehrstelle zu fin-
den, und er arbeitete weiter in temporä-
ren Stellen.
Auf den Erfahrungen aufbauen2008 meldete sich der junge Mann
beim SAH Waadt, wo er lernte, seinen Le-
benslauf ansprechender zu for mulieren
und seine Erfahrungen in ein besseres
Licht zu rücken. Mit dieser Unterstützung
fand er 2009 eine Lehrstelle im Outlet von
Villeneuve.
Heute ist Arianit Lokaj voller Taten-
drang: «Bevor ich ins Outlet kam, hatte ich
Mit 21 schon zu altEin Projekt des SAH Waadt konfrontiert junge VerkäuferInnen in einem Outlet-Laden mit den Gegebenheiten in der realen Arbeitswelt. Dies erleichtert ihnen den beruflichen Einstieg. Text: Alexandre Mariéthoz, Fotos: Robert Hofer
Arianit Lokaj lernt im Outlet strukturierter zu arbeiten und hat seine Führungsqualitäten entdeckt.
13
schon viele Erfahrungen gesammelt, die
ich in meiner jetzigen Tätigkeit nutzen
kann. Zudem lerne ich hier, strukturierter
zu arbeiten und meine Zeit besser einzu-
teilen.» Parallel zu seiner Ver kaufslehre
absolviert er die kaufmännische Berufs-
matura. Diese wird ihm die Türen zu den
Fachhochschulen öffnen. Arianit möchte
sich auf den Bereich Finanzmanagement
spezialisieren.
Ein Team führenWenn Arianit über die Vergangenheit
spricht, spürt man manchmal eine leise
Bitterkeit. «Ich habe teuer dafür bezahlt,
dass ich nicht sofort die richtige Lehre ge-
funden habe.» Aber es ist nicht die Zeit
der Reue, sondern die Zeit der Projekte:
Er will das Eidgenössische Fähigkeits-
zeugnis erlangen und die Berufsmatura
be stehen. Sein Ziel ist es, irgendwann ein-
mal ein Team zu führen. «Ich fühle mich
fähig, andere Menschen zu motivieren
und mehrere Dinge gleichzeitig zu mana-
Ko
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Versagt
Zur Jahrtausendwende beschloss die
UNO ehrgeizige Millenniumsziele. Unter
anderem sollte die Zahl der hungernden
Menschen bis ins Jahr 2015 von einer
ganzen auf eine halbe Milliarde reduziert
werden. Dieses Ziel wird – wie alle
anderen auch – verpasst, und zwar gründ-
lich. Die Zwischenbilanz der Millenniums-
ziele am diesjährigen UNO-Gipfel in New
York hat deutlich gemacht, dass die
internationale Staatengemeinschaft
vollständig versagt hat. Leider kann man
die Schweiz von dieser Kritik nicht
ausnehmen. Wenn’s hoch kommt, werden
die eidgenössischen Räte demnächst eine
bescheidene Aufstockung unserer Mittel
für Entwicklungszusammenarbeit auf
0,5 Prozent des BIP beschliessen, aber
das liegt noch weit weg vom Sollwert von
0,7 Prozent. Leider unterlässt es die
schweizerische Handelsdiplomatie noch
immer, in Freihandelsverträgen auf
verbindliche Art und Weise soziale und
ökolo gische Mindeststandards einzubau-
en, die beide Seiten unter Androhung von
Sanktionen durchsetzen müssen. Und
leider schliesst die schweizerische
Finanzdiplomatie weiterhin mit Entwick-
lungsländern entweder überhaupt keine
Abkommen zur Bekämpfung der Steuer-
flucht ab oder dann solche ohne die
Amtshilfe, die wir den OECD-Staaten
zugestehen mussten. Mit anderen Worten:
Es fehlt eine auf die Armutsbekämpfung
ausgerichtete Aussenwirtschaftspolitik.
Diese Aufgabe wird fälschlicherweise der
Entwicklungszusammenarbeit überlassen,
und die ist damit überfordert. Ohne eine
kohärente Politik, die auch Steuer- und
Handelsabkommen auf die Millenniums-
ziele ausrichtet, wird in fünf Jahren das-
selbe festgestellt werden müssen wie
in diesem Jahr: Die UNO und ihre Mitglied-
staaten haben versagt.
HANS-JÜRG FEHRSAH-Präsident und SP-Nationalrat
13
Ein Sprungbrett für den ArbeitsmarktSeit Februar 2008 beschäftigt ein Outlet-Geschäft in Villeneuve zwei Lehrlinge und vier junge Lehrstel-lensuchende. Betreut von einer Detailhandelsan ge stell ten arbeiten sie drei tage pro Woche im laden. Der rest der Woche ist reserviert für Kurse, schulische und psychosoziale Unterstützung sowie die lehrstellen-suche. Das An gebot wurde von der Genossenschaft Cooqpit geschaffen: Zu ihr zählen das SAH Waadt und die Firma AirESiS, der unter anderem die Modemarke le Coq Sportif gehört. Finanziert wird das Programm je zur Hälfte aus dem Verkaufserlös und mit Subven tionen des Kantons Waadt.
gen. Und ich bin bereit, mich voll und
ganz für meine Ziele einzusetzen.»
Dank der Arbeitserfahrung im Outlet-Laden hat Juliana Groubel eine Lehrstelle im Verkauf gefunden.
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Immer nervöser spielt Albert Delija mit
seinen Fingern. Ganz offensichtlich quä-
len ihn die Fragen der Interviewerin, Ant-
worten gibt er keine. Wir unterbrechen
das Interview und gehen in die Werkstatt.
Albert Delija sucht die Reinigungsutensili-
en zusammen, denn ihm wurde aufgetra-
gen, die Fenster zu putzen. Verloren hält
er inne: Wo sollte er die Fenster putzen?
War es im Aufenthaltsraum? Auf halbem
Weg muss er umkehren, weil er das Reini-
gungsmittel vergessen hat.
Eine Aufgabe habenAlbert Delija hat den Krieg im Kosovo
erlebt und ist im Ambulatorium für Folter-
und Kriegsopfer (AFK) in Behandlung.
Seine Therapeutin machte ihn auf das
Projekt Ponte aufmerksam, das traumati-
sierte MigrantInnen bei der Integration in
die Berufswelt unterstützt. Vor zwei Wo-
chen hat er im Hausdienst des Alters-
heims Buttenau in Adliswil ein halbjähri-
ges Praktikum zu 50 Prozent begonnen.
«Als er zu uns kam, war er niedergeschla-
gen und demotiviert», erzählt Zvenko Lje-
var, der Chef des
technischen Diens-
tes. «Die Arbeit tut
ihm gut, auch
wenn er schnell
müde wird.» Albert
Delija bestätigt die-
se Aussage: «Es ist für mich wichtig, dass
ich eine Aufgabe habe.» Er ist Jurist, hat
allerdings im Kosovo wegen des Kriegs
als Automechaniker gearbeitet.
Verlorenes Vertrauen«Viele Traumatisierte sind sehr miss-
trauisch», erklärt Anna Ganz, Projektleite-
rin von Ponte. «Neue Menschen und Situa-
tionen sind für sie schwierig. Ich brauche
bis zu einem halben Jahr, um eine Arbeits-
beziehung aufzubauen.» Bei der Frage
nach der Berufsbiografie zeigen sich be-
reits erste Schwierigkeiten: Was erzählt
eine Person, die zwölf Jahre im Gefängnis
war?
Wenn der Lebenslauf steht, wird ein Ein-
satzplatz für ein halbjähriges, unbezahltes
Praktikum gesucht, damit sich die Teil-
nehmenden Arbeitstraining und fachliche
Fähigkeiten aneignen können. Das Ziel
ist, eine Stelle zu finden. «Ich setze mich
dafür ein, dass die Leute auch eine Aus-
bildung absolvieren können, damit die
berufliche Integration nachhaltig ist», er-
klärt Anna Ganz. Bis anhin haben elf
Männer und fünf Frauen am Projekt Ponte
teilgenommen, abgeschlossen hat es bis
jetzt noch niemand.
Ausbildung als PflegeassistentAbiel Tarek* arbeitet seit einem knap-
pen Jahr in einem Wohnheim für körper-
lich Behinderte im Kanton Zürich. Er un-
terstützt die BewohnerInnen beim
Toilettengang und beim Essen, dazwi-
schen arbeitet er am Computer. «Zu Be-
ginn hatte Abiel eine meterdicke Mauer
um sich, keine Mimik bewegte sein Ge-
sicht», erzählt sein Vorgesetzter. Kaum
vorstellbar, dass er von dem jungen Mann
spricht, der engagiert von seinen Zu-
kunftsplänen erzählt. Nach Abschluss des
unbezahlten Praktikums steht ihm ein re-
Eine Brücke zurück ins LebenDas Projekt Ponte unterstützt traumatisierte MigrantInnen bei der Integration in die Arbeitswelt. Zum Beispiel Albert Delija aus dem Kosovo oder Abiel Tarek aus Eritrea. Text: Katja Schurter, Fotos: Sabine Rock
Was schreibt jemand, der zwölf Jahre im Gefängnis war,
in den Lebenslauf ?
Anna Ganz unterstützt traumatisierte MigrantInnen bei der Bewältigung der Probleme, mit denen sie beim Schritt ins Arbeitsleben konfrontiert sind.
guläres Praktikum in der Wohngruppe in
Aussicht, in dem er sich für eine Ausbil-
dung als Pflegeassistent qualifizieren
kann. Es gefällt ihm hier: «Die Bewohne-
rInnen sind jung, das ist besser als im Al-
tersheim», meint er.
Vom Hirten bis zum Anwalt«Wir gehen die Situation unserer Klien-
tInnen ganzheitlich an», erklärt Leiter
Matthis Schick die interdisziplinäre Arbeit
des AFK. «Sie sind psychisch und körper-
lich beeinträchtigt, schlecht integriert, fi-
nanziell am Limit und haben oft einen pre-
kären Aufenthaltsstatus in der Schweiz.»
Ponte trägt zum Therapieerfolg bei,
denn Arbeit ist wichtig für das Selbstwert-
gefühl, und es geht darum, Brücken zu-
rück ins Leben zu bauen. Ihre beruflichen
Voraussetzungen sind weit gefächert –
«vom Hirten, der zwei Jahre zur Schule
ging bis zum Anwalt mit guten Deutsch-
kenntnissen». Den Grund dafür, dass mehr
Männer als Frauen am Projekt teilnehmen,
vermutet Schick in den traditionellen Rol-
lenvorstellungen seiner KlientInnen.
Viele Traumatisierte haben das Ver-
trauen in die Menschen verloren. «Dieses
PontePonte unterstützt traumatisierte MigrantInnen zwischen 25 und 45 Jahren, die im Ambulatorium für Fol-ter- und Kriegsopfer (AFK) in therapeu-tischer Behandlung sind, beim Einstieg in den Arbeitsmarkt. Finanziert vom Bundesamt für Migration, wird Ponte gemeinsam vom SAH Zürich und AFK durchgeführt. Das Pilotprojekt bietet seit einem Jahr Coaching und Beglei-tung und wurde im Sommer 2010 um zwei Jahre verlängert.
Handicap ist viel schwieriger therapeu-
tisch anzugehen und der grössere Hemm-
schuh für die Integration als Krankheits-
symptome», weiss Schick. Ausserdem fehlt
den AFK-KlientInnen, was auf dem Ar-
beitsmarkt gefragt ist: «Sie sind nicht dy-
namisch, belastbar und flexibel, sondern
haben Mühe, sich zu konzentrieren, oder
sie haben Ausfälle nach einer schlaflosen
Nacht.» Umso mehr brauchen sie Unter-
stützung bei der beruflichen Integration,
die für Matthis Schick auch eine gesell-
schaftliche Komponente hat: «Traumati-
sierte Kriegsveteranen in den USA haben
ähnliche Probleme wie unsere KlientIn-
nen. Deshalb wurde für sie das Programm
‹American heroes at work› entwickelt. Die
Kriegsveteranen geniessen eine ganz an-
dere gesellschaftliche Unterstützung als .
Hier ist der prekäre Aufenthaltsstatus ein
riesiges Problem für die Behandlung.»
Flucht als DeserteurAbiel Tarek ist aus Eritrea geflüchtet,
um dem Militärdienst zu entkommen.
Traumatisiert vom Krieg und der Flucht,
die ihn über den Sudan in ein libysches
Gefängnis führte, kam er vor knapp drei
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Jahren krank in die Schweiz. Er hatte Ma-
genprobleme, und als er immer weiter ab-
nahm, schickte ihn der Hausarzt ins AFK.
«Er war ganz durchsichtig, als ich ihn ken-
nen lernte», erinnert sich Anna Ganz. Noch
heute will er sich nicht fotografieren las-
sen, weil er trotz Flüchtlingsstatus Angst
hat, als Deserteur vom eritreischen Staat
bis in die Schweiz verfolgt zu werden.
* Name geändert.
Seine Arbeitsstelle ist für Albert Delija Herausforderung und Unterstützung zugleich.
Check deine Gemeinde!
Weltweit werden 12 Millionen Menschen als SklavInnen gehalten und 218 Millionen Kinder zum Arbeiten gezwungen. 1,2 Milliarden Menschen arbeiten für Löhne unter zwei Dollar pro Tag. Das sind knapp 20 Prozent der gesamten Weltbevölkerung.Für diese Zustände tragen die reichen Staaten eine Mitverantwortung. Viele dieser Menschen werden ausgebeutet, damit wir hier Billigprodukte einkaufen können. Auch viele Schweizer Gemein-den schauen beim Einkauf von Waren nur auf den Preis. Sie nehmen damit Ausbeutung, Sklaverei und Kinderarbeit in Kauf. Dass es anders geht, zeigen hundert Gemeinden, die sich auf eine faire Einkaufspolitik verpflichtet haben.Auf unserer Webseite können Sie mit zwei Klicks nachschauen, ob Ihre Gemeinde bereits fair einkauft – und falls nicht, können Sie die Verantwortli-chen mit einer E-Mail zum Handeln auffordern. Bereits haben über 2000 Menschen bei unserer Aktion mitge-macht – und rund 40 Gemeinden haben zugesagt, dass sie ihre Einkaufspolitik überdenken wollen. www.check-deine-gemeinde.ch
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Steuergerechtigkeit – umverteilen!
Rechtzeitig zur Volksab stimmung «Für faire Steuern» erörtert die Zeitschrift «Widerspruch» die Fragen der aktuellen Steuerdebatte in der Schweiz. Die Strategien der Steuerver meidung und -hinterziehung der multinationalen Konzerne bleiben ein Skandal, wie Bruno Gurtner schreibt. Den Auswirkun-gen der öffentlichen Budgetpolitik auf die vorwiegend von Frauen getragene unbezahlte Versorgungs- und Betreu-ungsarbeit geht Mascha Madörin nach. www.widerspruch.ch
Gemeinsam gegen Jugendarbeitslosigkeit
Im September haben die zehn SAH-Regionalvereine das Projekt Coaching Transition 2 lanciert. Es richtet sich an Lehr- und StudienabgängerInnen zwischen 18 und 30 Jahren, die auf der Suche nach ihrer ersten Arbeitsstelle sind. Während vier Monaten erhalten sie Einzelcoaching und Bewerbungs-training. Das SAH akquiriert auch Arbeitsstellen. 600 Jugendliche können sich jährlich am Projekt beteiligen, das von der Credit Suisse für drei Jahre finanziert wird. www.ct2.ch
Cartoon von ANNA
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Schenken Sie ein VeloAuch dieses Jahr können sie die beliebten SAH-Karten verschenken. Mit dem Kauf einer Geschenkkarte unterstützen Sie unsere weltweiten Entwicklungsprogramme.Text: Rosanna Clarelli
Ein Velo für die RückkehrerInnenNach dem Ende des Bürgerkriegs in Sri
Lanka im Mai 2009 sind über 250 000
Flüchtlinge in Lagern in der Region Vavu-
niya festgehalten worden. Auf internatio-
nalen Druck wurde ihnen vor einem Jahr
endlich erlaubt, nach Hause zurückzukeh-
ren. Seither konnten 160 000 Menschen
die Lager verlassen und an ihre Wohnorte
zurückreisen. Da die Infrastruktur ihrer
Dörfer zerstört worden ist, müssen sie
grosse Distanzen zurücklegen, um Zu-
gang zu Wasser, Schulen, Gesundheitsver-
sorgung und Arbeitsmöglichkeiten zu er-
halten. Öffentliche Transportmittel gibt es
kaum. Damit benötigte Güter transpor-
tiert werden und Lehrerinnen und Schüler
wieder in die Schule gelangen können,
hat das SAH den RückkehrerInnen 1100
Velos mit Transportkisten verteilt.
So einfach funktioniert es:• Tragen Sie auf dem beiliegenden vor-
frankierten Antwort-Talon Ihre Bestel-
lung ein.
• Sie erhalten vom SAH umgehend die ge-
wünschten Karten mit Couvert im Wert
von je 50 Franken und einen Einzah-
lungsschein.
• Sie können Ihren eigenen und den Na-
men der beschenkten Person in die
Karte eintragen.
• Wir garantieren Ihnen die Lieferung der
Geschenkkarten vor Weihnachten für
alle Bestellungen bis zum 17. Dezember
2010.
Haben Sie noch Fragen? Dann kontaktie-
ren Sie uns bitte unter 044 444 19 19 oder
Weitere Unter - stüt zungsformen
Nachlass-Spendenin unseren Merkblättern finden Sie wert-volle tipps zu Erbrecht und testament. Siehe auch www.sah.ch/testament Regelmässige SpendenMit einem lastschrift-Auftrag bei der Post oder ihrer Bank können Sie das SAH regelmässig unterstützen, ohne dass ihnen oder uns Kosten entstehen.Anlass-SpendenSei es bei einer Geburt, einer Jubilä-umsfeier, einem runden Geburtstag, einer Hochzeit oder der Pensionie-rung: Berücksichtigen Sie das SAH an ihrem Fest. Bestellen Sie die Unterlagen mit beilie-gendem Antwort-talon.
… ein Alphabet, damit Bäuerinnen und Bauern in Burkina Faso lesen lernen.
… Gerechtigkeit für die Landarbeiterinnen auf den Obstplantagen in Südafrika.
… eine Radiosendung, die Zuckerrohrarbeiter in Bolivien über ihre Rechte informiert.
… eine Hühnerschar, die einer Familie in Burkina Faso die Existenz sichert.
Oder schenken Sie…
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Engagement für soziale GerechtigkeitTomasa Cortedano von der Gewerkschaft ATC berät Land-arbeiterInnen in Nicaragua bei Arbeitsrechtsverletzungen. Ende Jahr schliesst sie ihr Studium als Anwältin ab. Text: Katja Schurter, Foto: SAH
«Die Gesetze sind da, doch wenn niemand
gegen Arbeitsrechtsverletzungen klagt,
werden sie nicht durchgesetzt», weiss
Tomasa Cortedano aus Erfahrung. Seit
15 Jahren arbeitet sie bei der Beratungs-
stelle der LandarbeiterInnengewerkschaft
ATC in Managua, an die sich die Arbeite-
rInnen bei Arbeitsrechtsverletzungen wen-
den können. Jährlich melden sich etwa
2800 Personen, sei es, weil ihnen der Min-
destlohn von 4.30 Franken pro Tag nicht
bezahlt, ihnen missbräuchlich gekündigt
oder bezahlte Ferien verweigert wurden.
«Wir besuchen die Haciendas, wo der
Mindestlohn nicht bezahlt wird, und zei-
gen die Arbeitgebenden beim Arbeitsmi-
nisterium an», erklärt Tomasa Cortedano.
«Dieses führt daraufhin Inspektionen
durch, und die Fehlbaren werden ge-
büsst.» Die Beratungsstellen des ATC stre-
ben bei Arbeitsrechtverletzungen auch
Prozesse an – 2009 waren es 1225, von
denen nicht einer verloren wurde. Ausser-
dem gelang es, eine Erhöhung des Min-
destlohnes für LandarbeiterInnen um 13
Prozent durchzusetzen.
Kampf gegen Belästigung«Wenn es weniger Arbeit gibt, werden
zuerst die Frauen entlassen», sagt Tomasa
Cortedano. Frauen sind auch häufig von
sexueller Belästigung durch ihre Vorge-
setzten betroffen. «Wenn wir davon erfah-
ren, informieren wir im Fernsehen und
Radio darüber, dass dieser Mann Frauen
belästigt hat. Normalerweise lässt er dann
von weiteren Belästigungen ab.» In Radio-
sendungen thematisiert Tomasa Corteda-
no das Recht der ArbeiterInnen, sich zu
organisieren, sozial abgesichert zu sein
und Zugang zur Gesundheitsversorgung
zu erhalten. Sie vermittelt auch praktische
Informationen, zum Beispiel über die der-
zeit sehr hohen Kaffeepreise: «So können
die ArbeiterInnen höhere Löhne verlan-
gen.»
Das Frauensekretariat des ATC kämpft
auch für den Landbesitz von Frauen.
«Wenn der Vater stirbt, geht das
Land an die Söhne, nicht an die
Töchter», erklärt Tomasa Corte-
dano. Damit Frauen Land erhal-
ten, wurde am 5. Mai dieses Jah-
res ein Gesetz verabschiedet:
«Das Gesetz 717 schafft einen
Fonds, um Frauen mit Krediten den Kauf
von Land zu ermöglichen.» Wann jedoch
die Regierung das Geld für diesen Fonds
zur Verfügung stellt, ist unklar.
Bereits als 15-Jährige aktiv Tomasa Cortedano setzte sich bereits
als 15-Jährige für die Verbesserung der Le-
bensbedingungen der Armen ein: «Ich
brachte den Leuten auf dem Land Lesen
und Schreiben bei.» Sie hatte damals gera-
de die dritte Klasse der Primarschule ab-
geschlossen. Daneben arbeitete sie auf ei-
ner Hacienda. «Mein Vater starb, als ich
neun Jahre alt war, deshalb musste ich ar-
beiten, um meine Mutter und meinen klei-
nen Bruder zu unterstützen.» In den 1990-
er-Jahren holte Tomasa Cortedano die
Sekundarschule nach und studiert nun
mit Unterstützung des SAH Jus. «Im De-
EiN
Bl
iCK
Gewerkschaft für LandarbeiterInnen
Seit 2001 unterstützt das SAH den Aufbau eines Netzwerks von Rechts-beratungsstellen für LandarbeiterIn-nen. Dort berät die landarbeiterin-nengewerkschaft AtC jährlich 20 000 Menschen in Fragen der Arbeitsrechte. AtC betreibt auch radioprogramme und bildet Gewerkschaftsführerinnen an der Basis aus. Das Frauensekretari-at des AtC setzt sich für die organisie-rung der Frauen und die Verbesserung ihrer Arbeitsrechte ein.
«Wenn es weniger Arbeit gibt, werden zuerst die Frauen entlassen.»
zember schliesse ich mein siebenjähriges
Studium ab», berichtet sie stolz. «Ich freue
mich darauf, den Leuten weitergeben zu
können, was ich gelernt habe.»
Neben dem Studium und der Arbeit für
den ATC – für die sie lediglich eine Spe-
senentschädigung erhält – baut sie Gemü-
se für den Eigenkonsum an, ist Schulprä-
sidentin und unterstützt Menschen, die sie
wegen ihrer juristischen Kenntnisse auf-
suchen.
Ein Computer und AustauschTomasa Cortedano hat auch drei Kin-
der aufgezogen. Die 20-jährige Tochter
und der 24-jährige Sohn leben nicht mehr
zuhause, das dritte Kind ist gestorben.
Der Einsatz für soziale Gerechtigkeit ist
ihr wichtig. Auf ihre Zukunftswünsche an-
gesprochen, meint sie: «Ich hätte gerne ei-
nen Computer und möchte mich mit Frau-
en auf der ganzen Welt darüber aus-
tauschen, wie wir uns organisieren, um
unsere Lebensbedingungen zu verbessern.»
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Tomasa Cortedano setzt sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Armen und der Frauen in Nicaragua ein.
«Endlich konnten wir den Schlamm und den Schutt wegräumen.» Das SAH unterstützt die Opfer
der Überschwemmungen in Pakistan.
www.sah.ch